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Produktionsabfälle einer knochen- und hornverarbeitenden Werkstatt des späten 11. Jahrhunderts aus Höxter an der Weser

Produktionsabfalle einer knochen- und hornverarbeitenden
Werkstatt des späten 1 1 . Jahrhunderts aus Höxter an der Weser
Monika Doll und Andreas König
Der archäologische Befund im stadtgeschichtlichen Zusammenhang
Im August 1998 wurde im Rahmen einer baubegleitenden Notgrabung auf dem
Grundstück Grubestraße 40 der Grundriss eines ca. 4 x 6,2 m großen Gebäudes
freigelegt (Abb. 1-3). Das ca. 0,3 m in den anstehenden Kalkschotter eingetiefte
Bauwerk besaß an der Südwestecke einen auf die Grubestraße ausgerichteten,
kellerhalsartigen Zugang mit einer Breite von 0,7 m und einer erhaltenen Länge
von 0,7 m. Ursprünglich war es mindestens 0,8 m in das Erdreich eingegraben.
Eine umlaufende, 2-3 cm starke Holzkohleschicht lässt auf eine Bohlenwandkonstruktion
schließen. Pfostengruben wurden weder im Innenraum noch an den
Außenseiten beobachtet. Es war nicht zu klären, ob es sich bei dem Befund um
einen separaten Baukörper, einen Anbau oder um einen tiefer gelegenen Raum
innerhalb eines größeren Gebäudes handelte. Vergleichbare Befunde wurden in
den vergangeneo Jahren bereits mehrfach bei Ausgrabungen in Höxter angeschnitten,
ohne bisher jedoch konkretere Anhaltspunkte fiir eine Rekonstruktion
zu ergeben. Sie beschränken sich ausnahmslos auf das 1 1 . Jahrhundert.
Von der Verfiillung (Befund 12) des infolge eines Schadensfeuers zerstörten
Baues waren noch die untersten 0,3 m erhalten, wovon etwa ein Sechstel
archäologisch untersucht werden konnte. Aufgrund des Fortschreitens der
Neubaumaßnahme musste der verbliebene Inhalt – um das Fundmaterial zu
retten – mit einem Bagger entnommen, auf der Baustelle zwischengelagert und
anschließend gesiebt werden. Die geborgene Gefäßkeramik datiert die Zerstörung
und die augenscheinlich unmittelbar anschließende Verfiillung des eingetieften
Gebäudes in das späte I I . Jahrhundert1• Die Metallfunde beschränken
sich auf drei eiserne Nägel, ein Eisenblechfragment, eine Messerklinge sowie
auf einen im Querschnitt rechteckigen Draht aus einer Kupferlegierung, der
eventuell im Zusammenhang mit der zu erörternden Knochenverarbeitung steht.
Das Gros der Fundobjekte repräsentieren die 3.510 Tierknochen mit
einem Gewicht von insgesamt 40 kg. Das zoologische Material ist in Speiseund
Produktionsabfalle aufzuschlüsseln, wovon letztere den weitaus größeren
Für die Bearbeitung der Keramik danken wir Frau Anja Grothe M.A., Fachreferat
Mittelalter-Archäologie des Westfälischen Museums für Archäologie, Münster.
6 1
Anteil ausmachen. Als Rohstofflieferanten dienten der Untersuchung von Monika
DOLL zufolge Rind, Pferd und auch Rotwild. Anband der entsorgten Überschüsse
ist die Gewinnung des Schaftes von Mittelhand- und Fußknochen
(Metapodien), von Speiche und Schienbein sowie von Rippenpartien zu rekonstruieren.
Die Funde von Rinderhornzapfen belegen darüber hinaus die Gewinnung
von Hornscheiden. Ein in der Zeitstellung und im Umfang vergleichbarer
Fundkomplex ist uns aus dem deutschsprachigen Binnenland nicht bekannt.
Nur wenige Fundstücke aus dem Werkstattabfall gestatten konkretere
Rückschlüsse auf die Endprodukte. Hierbei handelt es sich anscheinend ausschließlich
um Belege fur die Kamrnherstellung. Das Bruchstück eines Zinkenplättchens
stammt von einem einseitig gezinkten Dreilagenkamm (Abb. 4.3).
Eisenkorrosion in der ausgebrochenen Durchbohrung am oberen Abschluss lässt
die Befestigung eines Griff- bzw. Deckleistenpaares mittels eines Eisennietes
nachvollziehen. Das in Wuchsrichtung des Knochens gearbeitete Stück ist
beidseitig geglättet; an der Unterseite sind noch Spongiosareste erhalten. Hinzu
treten ein einzelner, noch 22 mm langer Kammzinken und das Bruchstück einer
bearbeiteten Rippe mit eingeschnittener Verzierung, bei dem es sich um die
Leiste eines Dreilagenkamm handeln könnte (Abb. 4.2). Ebenfalls mit der
Kammherstellung scheinen 47 geglättete Fragmente von Knochenplättchen in
Zusammenhang zu stehen. Ihre Stärke variiert zwischen 2 und 4,2 mm, ihre
Breite zwischen 17,2 und 29 mm. Wahrscheinlich handelt es sich um Überreste
von Zinkenplättchen, wobei 1 4 Funde die Ansprache als Produktionsausschuss
nahe legen. Hingegen sind die verbleibenden 33 Stücke mit einer in
Wuchsrichtung gemessenen Länge von 6,3 mm (Mittelwert) als Abfälle beim
Kürzen der Plättchen auf das gewünschte Maß zu interpretieren2•
Das Auftreten der Produktionsnachweise beschränkte sich auf die Verfullung
des Befundes. Der darunter gelegene, ausschnitthaft freigelegte Lehmfußboden
wies keine eingetretenen Knochenabfalle auf, die in einem Werkstattkontext
zu erwarten gewesen wären. Demzufolge handelt es sich bei dem untersuchten
Gebäude sicherlich nicht um den Arbeitsplatz eines Knochenschnitzers
– vielmehr scheint die nach der Zerstörung verbliebene Eintiefung zur Entsorgung
genutzt worden zu sein.
Höxter gehört zu der kleinen Gruppe der karolingischen Zentralorte in
Sachsen und zu den ältesten Städten in Norddeutschland, deren Ausbildung im
späten 12. Jahrhundert abgeschlossen ist. Die Anfange der villa Hu.xori sind
wahrscheinlich in den ersten Jahrhunderten n. Chr. zu suchen. Begünstigt durch
die in unmittelbarer Nachbarschaft erfolgte Gründung der Reichsabtei Corvey
im Jahre 822 erlebt der Ort im 9. Jahrhundert einen deutlichen Ausbau, wächst
auf eine Größe von schätzungsweise 1 5 ha an und wird neuesten archäo-
2 Zur Herstellungspraxis von Dreilagenkämmen vgl. Wolfgang LoBISSER, Zum Nachbau von
dreilagigen Kompositkämmen aus Bein. In: Beiträge zur Mittelalterarchäologie in
Österreich 15, 1999, 251-271 und lngrid ULBRICHT, Die Verarbeitung von Knochen,
Geweih und Horn im mittelalterlichen Schleswig (Ausgrabungen in Schleswig, Berichte
und Studien 3) Neumünster 1984.
62
logischen Erkenntnissen zufolge bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts
mit einem Graben befestige. 833 verleiht Ludwig der Fromme dem
Kloster das Markt- und Münzrecht unter dem ausdrücklichen Hinweis auf das
Fehlen eines Handelsplatzes in der Region. Bei dem kaiserlichen Privileg
handelt es sich um das älteste seiner Art östlich des Rheins. Inzwischen
verdichten sich die Indizien, den Markt in Höxter – im Bereich des seit 1 1 1 5
überlieferten Brückenmarktes – zu lokalisieren (Abb. It Die Lebensader des
früh- und hochmittelalterlichen Marktortes bildet der die Rhein-Maas-Region
mit dem Osten des Reiches verbindende Westfälische Hellweg, der in Höxter
die Weser quert. Die Fundstelle der zu behandelnden Knochenschnitzerabfalle
liegt an einem nach Corvey führendem Abzweig dieser Fernhandelsroute,
dessen Verlauf in der Altstadt noch heute durch die Grube- und Corbiestraße
wiedergegeben wird.
Die Verarbeitung von Knochen und Geweih ist in Höxter seit dem 9. Jahrhundert
archäologisch nachzuweisen, wobei die Frage nach den Erzeugnissen im
Früh- und beginnenden Hochmittelalter vorerst unbeantwortet bleiben muss5•
Für das 12. und 1 3 . Jahrhundert lässt sich anband von spezifischen Abfallen die
lokale Fertigung von Kämmen, Perlen, Ringen und Spielwürfeln nachvollziehen.
Zu dieser Zeit scheinen neben den archivalisch überlieferten Knochenhauern
auch Knochenschnitzer auf dem Brückenmarkt ansässig gewesen zu sein.
Aus dem Spätmittelalter und der Renaissancezeit fehlen entsprechende Belege
bisher weitgehend. Im 1 8 . und 19. Jahrhundert steigt die Anzahl der Nachweise
erneut an. Archivalisch haben die Knochenschnitzer in Höxter keine Spuren hinterlassen:
Folglich ist von einem unorganisierten Gewerbe mit untergeordneter
Bedeutung fiir die städtische Wirtschaft auszugehen.
Hochmittelalterliche Dreilagenkämme aus Höxter
Die zuvor beschriebenen Produktionsabfalle von dem Grundstück Grubestraße
40 legen den Gedanken an die Fertigung von Dreilagenkämmen nahe. Zumindest
ist die Erzeugung der dazu erforderlichen Knochenplättchen und -leisten
3 Anja GROTIIE – Andreas KÖNIG, Villa Huxori. Das fiühmittelalterliche Höxter. In:
Christoph STIEGEMANN – Mattbias WEMHOFF (Hg.), 799 – Kunst und Kultur der Karolingerzeit
Kar! der Große und Papst Leo m. in Paderbom. Beiträge zum Katalog der
Ausstellung Paderbom 1999. Mainz 1999, 374-379. Hans-Georg STEPHAN, Studien zur
Siedlungsentwicklung und -Struktur von Stadt und Reichskloster Corvey (800-1670). Eine
Gesamtdarstellung auf der Grundlage archäologischer und historischer Quellen (G öttinger
Schriften zur Vor- und Frühgeschichte 26, 1-3) Neumünster 2000.
Andreas KöNIG, Der romanische Brückenmarkt in Höxter an der Weser (in Druckvorbereitung
fiir den Tagungsband ,,Zentrum der mittelalterlichen Stadt“, Breslau 1 999).
5 Zum mittelalterlichen Handwerk in Höxter vgl. Andreas KÖNIG, Archäologische Bandwerksnachweise
im mittelalterlieben Höxter an der Weser. in: Von Schmieden, Würflem
und Schreinern. Städtisches Handwerk im Mittelalter. Beiträge des ersten Kolloquiums des
Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks. Zusammengestellt
von Ralph RÖBER (ALManach 4) Stuttgart 1999, 53-62.
63
nachzuvollziehen; die Herstellung von Beschlägen ist ebenfalls nicht
auszuschließen. Aus der Höxterschen Altstadt liegen Überreste von 3 1 Dreilagenkämmen
unterschiedlichen Fragmentierungsgrades vor. Den ältesten Fund
repräsentiert das Bruchstück einer Griff- bzw. Deckleiste, das aus einer Grubenhausverfiillung
der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts stammt. Auf einer Längsseite
sind in gleichmäßigen Abständen schwache Sägeschnittspuren zu erkennen
(Abb. 4.1), die auf das Zinken des bereits montierten Kammrohlings zuriickgehen.
Nachweise aus dem 10. Jahrhundert fehlen bisher. Die Mehrzahl der
Kämme, insgesamt 25 Exemplare, ist in das I I . bis 13. Jahrhundert zu datieren.
Ihr Gebrauch im spätmittelalterlichen Höxter ist nicht gesichert. Bei den fünf
Dreilagenkammfragrnenten aus Befunden des 14./15. bis 1 8. Jahrhunderts
handelt es sich wahrscheinlich um ältere, umgelagerte Funde – diese Interpretation
trifft zweifellos auf die vier in frühneuzeitlichen Zusammenhängen zutage
getretenen Stücke zu.
Die Höxterschen Dreilagenkämme aus Knochen sind in ein- und
zweiseitig gezinkte Ausführungen zu unterscheiden; lediglich das bereits erwähnte
Leistenfragment aus dem 9. Jahrhundert gestattet diesbezüglich keine
sichere Zuordnung. Die acht Nachweise von einseitigen Kämmen führen unverzierte
wie auch verzierte Varianten vor Augen (Abb. 4.4-6), wobei sich die
Dekore in Form von Kreisaugenreihen auf die Deckleisten beschränken. Ihre
Breite variiert zwischen 3 5 und 47 mm; ihre Länge ist in keinem Fall zu
ermitteln. Zur Befestigung der Leisten sind sowohl Eisen- als auch Kupferniete
verwendet worden. Die einseitigen Dreilagenkämme datieren in Höxter in das
1 1 . und in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Variantenreicher sind die Dreilagenkämme mit jeweils einer grob und
einer fein gezinkten Längsseite. Von der schlichteren, nur mit einem mittig
sitzenden Deckleistenpaar versehenen Ausführung liegen aus Höxter 1 5 Kämme
vor (Abb. 5). Drei Exemplare tragen Verzierungen in Form von Kreisaugen und
Einschnitten auf den Leisten sowie den Endstücken der Zinkenplättchen (Abb.
5.5,7)6• Die geschwungene Ausbildung der äußeren Kanten von den Endplättchen
hebt drei weitere Fundstücke hervor (Abb. 5.3-4); die Kombination mit
Dekoren ist nicht nachzuweisen. Im Gegensatz zur gängigen Praxis, die Herstellung
der Deckleisten auf das Aufsägen und Säumen von geeigneten Rippenpartien
zu beschränken, weist ein einzelner Kamm zugerichtete Leisten mit
trapezoidem Querschnitt auf (Abb. 5.6). Bei der Montage dieser Dreilagenkämme
sind wiederum alternativ Eisen- und Kupferniete eingesetzt worden,
wobei die verzierten sowie die jüngeren Exemplare ausschließlich mit Kupfernieten
versehen sind. Ihre Länge bewegt sich zwischen 55 und 1 14 mm und ihre
Breite zwischen 38 und 69 mm. Sie datieren in das 1 1 . bis 13. Jahrhundert und
es zeichnet sich die Tendenz ab, dass die jüngeren Stücke geringere Ausmaße
besitzen.
6 Hinsichtlich der Häufigkeit von Dekoren sind fiinf Funde in Rechnung zu stellen, die
aufgrund ihres Erhaltungszustandes keine Rückschlüsse gestatten.
64
Mit sechs Beispielen ist eine aufwendig gestaltete Variante des zweiseitigen
Dreilagenkammes vertreten, die über zwei Deckleistenpaare und eine
dazwischen gelegene Zone mit Durchbruchmustern verfügt. Die ansprechenden
Dekore bestehen aus runden, geometrisch angeordneten Bohrungen (Abb. 6.3)
sowie aus der Kombination von Bohrungen mit kreuzförmigen Motiven (Abb.
6.2). Ihre Länge beträgt 96 bis 123 nun und ihre Breite übertrifft mit 76 bis 95
mrn die Maße der zuvor beschriebenen Kämme. Zur Befestigung der Leisten
sind in zwei Fällen Eisenniete zu belegen; bei dem abgebildeten Stück mit
runden Durchbruchverzierungen sind sowohl Eisen- als auch Kupferniete eingesetzt
worden. Das Auftreten dieser breiten Dreilagenkämme ist in Höxter auf das
1 1 . und die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts beschränkt. Aus der zweiten Hälfte
des I I . Jahrhunderts liegt der bisher einzigartige Fund eines Kammfragmentes
mit drei zu rekonstruierenden Leistenpaaren vor, bei dem das mittlere Paar das
Dekorfeld mit runden Durchbrüchen teilt (Abb. 6.1). Deutlich ist zu erkennen,
dass die Bohrungen erst nach dem Zusammensetzen des Werkstückes erfolgt
sein können – vermutlich als Arbeitsgang vor dem Einsägen der Zinken. Als
zusätzliche Verzierungselemente sind auf dem erhaltenen äußeren Deckleistenpaar
unterschiedliche Strichgruppenmotive eingeschnitten und die mittleren
Leisten tragen Kreisaugen. Die Breite des Kammes ist – einen geometrischen
Aufbau zugrunde legend – mit etwa 1 1 0 bis 120 mm zu berechnen. Zur
Befestigung der Leisten sind Eisenniete verwendet worden. Die Fundstellen von
fünf dieser aufwendig hergestellten Dreilagenkämme liegen an dem von Grubeund
Corbiestraße gebildeten, nach Corvey führendem Abzweig des Hellweges,
je ein weiterer Kammfund stammt vom romanischen Brückenmarkt und aus der
Rodewiekstraße. Ob der sich abzeichnenden Konzentration an der Hellwegführung
ein ursächlicher Zusammenhang zugrunde liegt, kann beim gegenwärtigen
Erkenntnisstand nicht beantwortet werden.
Resümierend ist festzuhalten, dass bis auf einen einzigen Nachweis für
das 9. Jahrhundert die Höxterschen Dreilagenkämme dem Zeitraum des 1 1 . bis
13. Jahrhunderts zuzuweisen sind. Sie sind ausschließlich aus Knochen
hergestellt. Für die Verwendung von Eisen- oder Kupfernieten ist im 1 1 . und 12.
Jahrhundert kein spezifisches Schema zu erkennen. Das Vorkommen der
einseitigen sowie der zweiseitigen Kämme mit zwei bzw. drei Deckleistenpaaren
und Durchbruchdekor ist bisher auf das I I . und die erste Hälfte des 12.
Jahrhunderts beschränkt. Lediglich die zweiseitigen Kämme mit einem Leistenpaar
sind während des gesamten Zeitraumes gebräuchlich, wobei sich für die
jüngeren Funde eine geringere Größe abzeichnet. Kleine Exemplare mit einer
Zinkenplättchenlänge bis zu 50 mm sind nicht vor 1 200 nachzuweisen. Bei ihrer
Bearbeitung der über 900 beinernen Kammfunde des 1 1 . bis 13. Jahrhunderts
aus Schleswig hat lngrid ULBRICHT keine Tendenz zur Verkleinerung herausgestellt.
Sie erwähnt jedoch, dass die extrem großen und breiten, zweiseitigen
Dreilagenkämme mit zwei Griffleistenpaaren und durchbrochener Mittelzone
65
ihrer Variante 2 ausschließlich für das 12. Jahrhundert nachzuweisen sind7• In
Veränderungen der äußeren Form mutmaßt sie am ehesten ein Resultat der
Mode.
Sollten die in Höxter gemachten Beobachtungen auf einer breiteren
Materialbasis bestätigt werden können, wäre als Ursache für die Verkleinerung
der Kammmaße bzw. für die Aufgabe der Herstellung von besonders materialintensiven
Exemplaren eine Rohstoffverknappung in Betracht zu ziehen.
Vornehmlich die Verringerung der Kammbreite und somit der Länge der
Zinkenplättchen führt zu einer deutlichen Materialerspamis. Wie bei den Berechnungen
zur Rohmaterialgewinnung noch ausgeführt werden wird, liefert ein
Rindermetapodium ein etwa 100 mm und Pferdeknochen ein 1 1 0 bis 170 mm
langes, zur Weiterverarbeitung geeignetes Werkstück. Für die Herstellung der
89 bzw. 95 mm langen Zinkenplättchen von den abgebildeten breiten Dreilagenkämmen
(Abb. 6.2-3) sind – die Spaltung der Knochenschäfte berücksichtigend
– zwei bzw. zweieinhalb Rindermetapodien benötigt worden. Die Erzeugung der
38 mm langen Plättchen des Kammes aus der zweiten Hälfte des 13.
Jahrhunderts (Abb. 5.2) hat hingegen nur das Material eines dreiviertel Metapodiums
erfordert.
Seit dem 12. Jahrhundert ist vor dem Hintergrund des aufkommenden
Städtewesens mit einem erhöhten Bedarf an dem WerkstoffKnochen zu rechnen
– einem Abfallprodukt der Nahrungsmittelgewinnung sowie der Kadaververwertung
von Arbeitstieren, welches nicht unbegrenzt verfügbar gewesen ist. Ob
die zunehmend räumlich begrenzten Lebensverhältnisse der städtischen Bevölkerung
zu einer gesteigerten Nachfrafe an dem Hygieneartikel Haarkamm
geführt haben, bedarf noch der Klärung . Das Aufkommen von ebenfalls bevorzugt
aus Rindermetapodien bzw. entsprechenden Pferdeknochen gefertigten
Massenartikeln, beispielsweise von Perlen und Spielwürfeln, hat zweifellos eine
Rohstoffverknappung zur Folge gehabt. Für die Perlenherstellung im spätmittelalterlichen
Konstanz kann Thomas SPITZERS anband der umfangreichen Produktionsabfalle
vom Fischmarkt beispielhaft eine zunehmend effizientere Nutzung
des Rohmaterials feststellen9• Als Ursache dieser Entwicklung zieht er einen
aufkommenden Mangel an zur Verarbeitung geeigneten Knochen in Betracht,
7 ULBRICHT 1984 (zit. Anm. 2) 52.
8 In Höxter ist ein erhöhter Fundniederschlag an Dreilagenkämmen im 13. Jahrhundert nicht
zu verzeichnen – im Gegenteil: Ihr Auftreten ist rückläufig. Materialsparende einteilige
Knochenkämme sind erst fiir die frühe Neuzeit überliefert. Ein Ausweichen auf andere
Werkstoffe lässt sich nicht nachweisen. Für Schleswig konstatiert ULBRICHT 1 984 (zit.
Arun. 2) 70, dass mit dem Auslaufen der zweiseitigen Dreilagenkämme gegen Ende des 13.
Jahrhunderts kein gleichwertiger Ersatz, etwa Kämme aus Buchsbaumholz oder Horn,
auszumachen ist.
9 Themas SPITZERS, Sozialwirtschaftshistorische Aspekte der spätmittelalterlichen Knochenverarbeitung
anband von Abfällen der Perlendrechslerei aus Konstanz am Bodensee. In:
Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 15 (1999) 241-250.
66
bedingt durch die 􀁇esteigerte Nachfrage an Perlen und die ,,Materialkonkurrenz“
der Würfelmacher 0.
Die Tierknochenfunde
Die außergewöhnliche Beschaffenheit der zu behandelnden Tierknochen aus der
Verfiillung des späten l I . Jahrhunderts auf dem Grundstück Grubestraße 40
wird auf den ersten Blick durch die große Menge an säuberlich abgetrennten
Gelenkenden ausgewählter Skelettelemente von Rindern und Pferden deutlich
(Abb. 7). Daneben fallen zahlreiche kleine, rundum Hackspuren aufweisende
Knochensplitter sowie mehrere seitlich eingesägte Pferderippen auf. Der Zustand
und die Zusammensetzung des zoologischen Fundmateriales erlauben die
Identifikation als Produktionsabfälle einer Knochenschnitzerwerkstatt. In deutlich
geringerer Anzahl liegen auch als Speisereste zu deutende Fragmente vor.
Neben den Erkenntnissen zur Gewinnung und Verarbeitung des Rohstoffes
Knochen während des späten 1 1 . Jahrhunderts in Höxter bereichern die Maße
der Pferdeknochen unseren Kenntnisstand über hochmittelalterliche Pferde.
Artenspektrum
Das Artenspektrum besteht aus für das Mittelalter typischen Tierarten (Tab. 1).
Die Haustiere sind durch Rind, Schaf, Ziege, Schwein, Pferd, Hund und Huhn
vertreten. Auf Seiten der Wildtiere ist der Rothirsch nachgewiesen. So
charakteristisch die ermittelten Tierarten für mittelalterliche Fundkomplexe sind,
so ungewöhnlich ist ihre prozentuale Verteilung (Tab. 1, Diagr. 1 , 2). Deutlich
wird die Rolle des Rindes als wichtigster Fleischlieferant Ausnahmen stellen
Funde aus Grubenhäusern des 8./9. Jahrhunderts und aus der Kellerverfiillung
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf dem Grundstück Grubestraße 12-14
dar, bei denen mehr Schweine- als Rinderknochen vorkommen. Der zu
diskutierende Befund fällt vor allem durch den außergewöhnlich hohen Anteil
an Pferdeknochen auf: nahezu 30% der Fragmente und 46% des Knochengewichtes.
10 Zur Würfelproduktion Marianne ERArn, Gute und gezinkte Würfel. Die Entwicklung eines
spezialisierten Handwerks in Konstanz. In: Von Schmieden, Würllern und Schreinern.
Städtisches Handwerk im Mittelalter. Beiträge des ersten Kolloquiums des Arbeitskreises
zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks. Zusammengestellt von
RalfRöber (ALManach 4) Stuttgart 1999, 88-99.
67
Tierarten
Hausrind, BOS
Hausschaf oder -ziege, CAPRA I
OVIS
Hausschwein, SUS
Hauspferd, CABALLUS
Haushund, CANIS
Haushuhn, GALLUS
Haustiere insgesamt
Rothirsch, Cervus elaphus
Wildtiere insgesamt
Unbestimmb. Fragmente bis 4 cm
Länge mit Hack- oder Sägespuren
unbestimmbare Fragmente ab 4 cm
Länge mit Hack- oder Sägespuren
unbestimmbare Schaftbruchstücke
ohne Hack- oder Sägespuren
unbestimmt, mittelgroß
unbestimmt, groß
Unbestimmte insgesamt
Bestimmte insgesamt
Gesamtanteil der Bestimmten
Gesamtanteil der Unbestimmten
Gesamte Fundmenge
Grubestraße 40 (Befund 12), spätes I I . Jh.
Fragmentzahl
1226 = 65,9 %
29 = 1,6 %
45 = 2,4 %
549 – 29,5 %
I = 0,1 %
4 = 0,2 %
1854 = 99,7 %
3= 0,2 %
3 = 0,2 %
562 = 34,0 %
329 = 19,9 %
91 = 5,5 %
2 = 0,1 %
669 – 40,5 %
1653 = 100,0 %
1857 = 100,0 %
1857 = 52,9 %
1653 = 47,1 %
351 0 = 100,0 %
Gewicht
18877 7 g= 51,6 %
160,5 g = 0,4 %
5 16,9 g= 1,4 %
16917,3 g= 46,2 %
29,0 g= 0,1 %
2,0g= 0,0 %
36503,4 g = 99,7 %
74,0 g= 0,2 %
74,0g = 0,2 %
417,0 g = 2,0 %
I 034,0 g = 29,8 %
633,5 g = 18,2 %
7,0g= 0,2 %
1382,7g- 39,8 %
3474,2 g = I 00,0 %
36577,4 g = 100,0 %
36577,4 g = 91,3 %
3474,2 g= 8,7 %
40051,6 g = 100,0 %
Tab. 1 : Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Prozentuale Tierartenverteilung.
Unter mittelalterlichen Tierknochenfunden, die in der Regel auf Speiseabfalle
zurückzuführen sind, treten Pferdeknochen nur in geringer Stückzahl auf. Dieser
Umstand unterstreicht eindrucksvoll, dass Pferdefleisch in der Ernährung keine
Rolle gespielt hat. Entsprechend gering ist die für mittelalterliche Pferdeknochen
zur Verfügung stehende Datenmenge.
Größe der Rinder und Pferde
Die vorliegenden Knochen dieser Tierarten sind in erster Linie hinsichtlich ihres
Aussagewertes über die Rohstoffgewinnung von Interesse. Aus zoologischer
Sichtweise besticht die vergleichsweise große Anzahl an messbaren Gelenkenden;
Längenmaße liegen nur sehr vereinzelt vor. Anband der Rindermittelhandknochen
ergeben sich Widerristhöhen von I ,06 m und 1 , 1 0 m für Kühe, fiir die
größeren Stiere von 1 , 1 1 m und 1 ,25 m11• Damit liegen die Werte aus Höxter im
11 Faktoren nach Jan MATOLCSI, Historische Erforschung der Körpergröße des Rindes
aufgrund von ungarischem KnochenmateriaL In: Zeitschrift fiir Tierzüchtung und Züchtungsbiologie
87 (1970) 89-137.
68
Bereich der bekannten kleinen mittelalterlichen Rinder. Die größte Länge der
vollständig erhaltenen Mittelfußknochen 91iedert die Höxterschen Pferde in die
Gruppe der „kleinwüchsigen Pferde“ ein 2. Sie hatten Widerristhöhen im Bereich
von 1,28 m bis 1,36 m. Ein überregionaler Vergleich der Widerristhöhen
mittelalterlicher Pferde zeigt das Vorherrschen kleinwüchsiger Pferderassen 13.
Auswahl der als Rohstoff genutzten Skelettelemente
Neben der ungewöhnlichen prozentualen Verteilung der Tierarten fällt die
Konzentration der vorhandenen Skelettelemente auf bestimmte Körperregionen
auf. Da Tierknochen in archäologischen Fundzusammenhängen meistens in
zerbrochenem Zustand zutage treten, reicht ein Auszählen der Fragmente nicht
aus, um eine Überrepräsentation einer bestimmten Tierart oder bestimmter
Körperregionen nachzuweisen. Abhängig von Größe, Gestalt und Konsistenz
zeigen einzelne Skelettelemente die Tendenz – unabhängig von der Zerteilung
durch den Menschen – in viele kleine oder in wenige große Stücke zu
zerbrechen. In Anlehnung an eine von Hans REICHSTEIN bei der Analyse der
Tierknochen vom Elisenhof entwickelte Methode dient die prozentuale
Gewichtsverteilung der einzelnen Skelettelemente in rezenten und damit
vollständigen Tierskeletten als Richtwert, um eine Über- oder Unterrepräsentation
bestimmter Körperregionen im archäologischen Fundmaterial zu erkennen14.
Diagramm 3 zeigt die prozentuale Verteilung des Gewichtes der Rinderund
Pferdeknochen im Vergleich mit den Gewichtsanteilen der verschiedenen
Skelettelemente in rezenten Tierskeletten: Die starke Überrepräsentation
ausgewählter Körperregionen zeichnet sich deutlich ab. Viele Skelettelemente
des Rindes sind nicht oder nur in verschwindend geringen Anteilen vorhanden
(Halswirbel, Schulterblatt, Oberarm, Elle und Speiche, Handgelenk, Becken,
Kreuzbein, Oberschenkel, Schienbein, Fußgelenk, Zehen, Wirbel und Rippen).
Umso deutlicher wird das Vorherrschen von Mittelhand- und Mittelfußknochen
mit 40,3 % und 45,5 % des Knochengewichtes. Ein ähnliches Verteilungsbild
zeigt sich bei der Skelettelementverteilung der Pferdeknochen: Schädel,
Unterkiefer, Schulterblatt, Oberarm, Handgelenk, Becken, Oberschenkel, Zehen
und Wirbel sind stark unterrepräsentiert oder fehlen. Dagegen sind Mittelhandund
Mittelfußknochen wiederum deutlich überrepräsentiert – Speiche und Elle
sowie Schienbein und Rippen treten hinzu (Abb. 8).
12 Nach V. 0. Vm, Die Pferde der Kurgane von Pasyryk (russisch). In: Sovetskaja Archeologija
16 (1952) 163-205.
13 Monika DOLL, Haustierhaltung und Schlachtsitten des Mittelalters und der frühen Neuzeit.
(Dissertation) Tübingen 2000.
14 Hans REICHSTEIN, Die Säugetiere und Vögel aus der fiühgescbichtlichen Wurt Elisenhof
(Studien zur Küstenarchäologie Schleswig-Ho1steins, Serie A, Elisenhof, Die Ergebnisse
der frühgeschichtlichen Marsebensiedlung beim Elisenhof in Eiderstedt 1957/58 und
1961164, 6) Frankfurt am Main et al. 1994.
69
Die festzustellende konsequente Auswahl dieser Skelettelemente ist auf
ihre anatomische Form, gerades und symmetrisches Wachstum, zurückzuführen.
Knochen, die in ihrer Struktur komplexer und verdrehter sind, z. B. Oberarm,
Oberschenkel, Becken oder Schulterblatt, sind nicht als Rohstoff verwendet
worden. Am Beispiel des Pferdes ist zu erschließen, dass einerseits aufTierarten
zurückgegriffen worden ist, deren Fleisch nicht verzehrt worden ist. Andererseits
sind von Rindern, die neben Schweinen den wichtigsten Fleischlieferanten
des Mittelalters gebildet haben, nur diejenigen Skelettregionen genutzt worden,
die von Natur aus wenig Fleisch tragen – die Metapodien15• Besonders die Wahl
der Rindermetapodien zur Rohstoffgewinnung verdeutlicht beispielhaft die
umfassende Nutzung der mittelalterlichen Haustiere: Zu Lebzeiten stand die
Arbeits- und Milchleistung der Rinder im Vordergrund. Nach ihrem Tode ist das
Fleisch gegessen, die Knochen der fleischreichen Regionen als Markknochen
ausgekocht, ihre Haut zu Leder verarbeitet, ihre Hornscheiden und die Knochen
der fleischarmen Elemente als Rohstoffverwendet worden.
Das anband der Rindermetapodien ennittelbare Schlachtalter fügt sich
ebenfalls in diese Strategie einer erschöpfenden Nutzung. Nur 37 der insgesamt
457 abgetrennten Metapodiengelenkenden sind distal noch nicht verwachsen
und stammen somit von Rindern, die unter zweieinhalb Jahre alt gewesen sind16•
Das Gros ist über zweieinhalb Jahre alt gewesen, hat demzufolge im dritten
Lebensjahr gestanden oder ist älter gewesen. Das dritte bis vierte Lebensjahr
wird bei archaischen, nicht hochgezüchteten Rindern als der optimale Schlachtzeitraum
angenommen. Ein höheres Alter führt zu keinem nennenswerten
Fleischzuwachs17• Übereinstimmend damit zeigt sich bei vielen mittelalterlichen
Tierknochenfunden aus ernährungsbedingten Zusammenhängen, dass die Überlebenslinie
der Rinder im dritten Lebensjahr einbricht18•
Bei Pferden ist ein vergleichbarer Zusammenhang zwischen Nutzung zu
Lebzeiten und nach dem Tode gegeben. Eine umfassende Analyse mittelalterlicher
Tierknochenfunde zeigt, dass Pferde in der Ernährung keine Rolle gespielt
haben. Ihre Knochen weisen nur in absoluten Ausnahmefällen Schnitt- oder
Hackspuren auf9• Entsprechend handelt es sich bei mittelalterlichen Pferdeknochenfunden
in der Regel um Reste erwachsener Tiere. Auch die in Höxter
ermittelten Ergebnisse fügen sich in dieses Schema ein. Unter den 147 Langknochen,
die eine Altersbestimmung zulassen, liegen nur zwei Exemplare mit
offenen Gelenkenden vor (eine Speiche distal und ein Schienbein proximal). Die
15 Auf die sich gegenseitig ausschließende Nutzung von bestimmten Körperregionen – entweder
zur Ernährung oder zur Verarbeitung – verwies bereits lngrid ULBRICHT,
Knochengerät aus Alt-Schleswig (Schriften der Archäologisch-Zoologischen Arbeitsgruppe
Schleswig-Kiel 6) Kiel 1982, 8.
16 Altersbestimmung nach Karl-Heinz HABERMEHL, Altersbestimmung bei Haus- und Labortieren.
Berlin 1975.
17 Hans-Peter UERPMANN, Tierknochenfunde und Wirtschaftsarchäologie. Eine kritische Studie
der Methoden der Osteo-Archäologie. In: Archäologische Informationen I ( 1972) 19.
1 8 DOLL 2000 (zit. Anm. 13).
19 DOLL 2000 (zit. Anrn. 13).
70
Mehnahl der Langknochen stammt von ausgewachsenen, über zwei- bzw. dreieinhalbjährigen
Pferden. Leider lassen verwachsene Gelenkenden nur ein Mindestalter
erkennen: Sind die Wachstumsfugen schließlich geschlossen, ist es
nicht möglich, eine weitergehende Altersdifferenzierung vonunehrnen.
Die Bereitstellung der zur Verarbeitung benötigten Rindermetapodien erfolgte
wahrscheinlich durch die ortsansässigen Knochenhauer, die diese fleischarmen
Partien des Skelettes in der Regel nicht zu Ernährungszwecken verkauften.
Anders verhält es sich bei den nicht zu den Schlachttieren zählenden Pferden,
deren Kadaver von den Abdeckern bzw. Schindern entsorgt worden sind.
Archäologische Nachweise für diese Bezugsquelle sind uns nicht bekannt. Auf
dem einzigen bisher untersuchten, in das 16. bis 19. Jahrhundert zu datierenden
Schindanger „Emmenbrücke“ bei Luzern fanden sich lediglich intakte Pferdeskelette20.
Einen historischen Nachweis aus der Mitte des 19. Jahrhunderts
liefert die Lebensbeschreibung eines Knopfmachersohnes aus dem südniedersächsischen
Lauterberg im Südhan21 . Anschaulich wird über die Mühsal der
Rohmaterialbeschaffung berichtet, die häufig mit beschwerlichen Fußmärschen
zu den Schindereien und Knochenmühlen der näheren und weiteren Umgebung
verbunden gewesen ist, um die gewünschten Knochen zu erstehen.
Gewonnene Rohstoffmenge
Auffallig ist bei der Gewinnung des Rohstoffes Knochen in der Höxterschen
Werkstatt nicht nur die konsequent eingehaltene Auswahl spezifischer Skelettelemente
sondern auch die anscheinend standardisierten Arbeitsschritte bei
dem Zurichten und der Weiterverarbeitung. Die annähernd einheitliche Länge
der vorliegenden Gelenkenden ist markant. Mit einer Säge sind die proximalen
und distalen Gelenkenden entfernt worden, um die geraden Teile des Schaftes
als Rohlinge zu erhalten. Bei den Rindermetapodien ist kein durchgehender
Schnitt zu beobachten: Die Säge ist regelmäßig auf der Palmarseite angesetzt
worden, wobei in einem letzten Arbeitsgang die Gelenkenden durch Brechen
abgetrennt worden sind. Die Pferdeknochen weisen hingegen einen durchgehenden
Sägeschnitt auf. Offensichtlich hat ihre Stabilität kein arbeitsbeschleunigendes
Brechen erlaubt.
Aus den geborgenen Skelettelementen ergibt sich eine Mindestindividuenanzahl
von 68 Rindern und 1 9 Pferden, deren Knochen verwendet worden sind
(Tab. 2). Anband der Einheitlichkeit dieser Abfallprodukte läßt sich über die
durchschnittliche Länge der kompletten Skelettelemente die Menge des Rohstoffes
rekonstruieren, der durchschnittlich je Skelettelement bzw. je Tier gewonnen
20 Hans R. STAMPFLJ, Die Tierreste von Wasenplatz und Richtstätte. In: Jürg MANSER et al.
(Hg.), Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke (16./19. Jahrhundert). (Schweizer
Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 19, 2) 1992, 1 57- 285.
2 1 Hans Heinrich HILLEGEIST, Von den Knopfmachern im alten Lauterberg. In: Birgit Schlegel
(Hg.), Altes Handwerk und Gewerbe in Südniedersachsen (Schriftenreihe der AG
Südniedersächsische Heimatfreunde 15) Duderstadt 1998, 1 78-186.
71
werden konnte (Tab. 3). Die Berechnung der gewonnenen Rohstoffmenge wird
erschwert, da nahezu ausschließlich Gelenkenden vorliegen und somit lediglich
Breiten- und Tiefenmaße genommen werden können. Um Aussagen über die
ursprüngliche Knochenlänge treffen zu können, ist demzufolge auf Vergleichspopulationen
bzw. auf Daten aus anderen Fundkomplexen zurückzugreifen.
Längenmaße von mittelalterlichen Langknochen – vor allem fiir Pferde – sind
jedoch in den seltensten Fällen überliefert. Zur Berechnung auf einer statistisch
gesicherten Basis sind deswegen die zahlreichen vollständig erhaltenen Rinderund
Pferdeknochen aus der germanischen Wurtensiedlung Feddersen Wierde ( 1 .
Jahrhundert v . Chr.-5. Jahrhundert n. Chr.) herangezogen worden22. Die Breitenmaße
der zu diskutierenden Höxterschen Rinderknochen liegen geringfiigig
unter den Werten aus Feddersen Wierde, bei den Pferden ist hingegen eine
weitgehende Übereinstimmung festzustellen (Tab. 4). Zur Bewertung dieser
Maßunterschiede sei angemerkt, dass bei Untersuchungen zu Zuchtbestrebungen
oder zum Sexualdimorphismus ein Unterschied von 4,5 mm in der Breite der
Rindermittelfußknochen durchaus beachtenswert sein mag. Hinsiebtlieb der zu
erlangenden Rohstoffmenge und der durchschnittlichen Knochenlänge kann ein
derart geringfiigiger Unterschied jedoch vernachlässigt werden. Um die Rohstoffmenge
pro Skelettelement ermitteln zu können, sind die durchschnittlichen
Längenmaße der proximalen und distalen Gelenkenden aus Höxter von den Mittelwerten
der Längenmaße aus Feddersen Wierde abgezogen worden (Tab. 3).
Demzufolge konnten von den Rindermetapodien jeweils l 0 cm und von den
Pferdeknochen zwischen 1 1 und 1 7 cm des Schaftes genutzt werden, wobei
Speiche und Schienbein des Pferdes am ergiebigsten waren. Selbstverständlich
handelt es sich bei den gewonnenen Werten nur um ungefahre Angaben. Pferdekadavern
war somit eine größere Anzahl von gerade gewachsenen sowie längeren
Skelettelementen zu entnehmen. Die Verarbeitung ihrer Schienbeine war
nach den Zusammenstellungen von MAcGREGOR anzunehmen; jedoch fehlten
bisher entsprechende Nachweise23• Diese Forschungslücke ist nunmehr durch
die vorliegenden Ergebnisse aus Höxter geschlossen.
22 Hans REICHSTEIN, Die Fauna des Germanischen Dorfes Feddersen Wierde, Teil 1 . Stuttgart
1991.
23 Arthur MACGREGOR, Bone, Antler Ivory and Horn. The Technology of Skeletal Materials
since the Roman Period. London & Sydney – Totowa – New Jersey 1985.
72
Hausrind, BOS Hauspferd, EQtnJS
Rechts Links Rechts Links
Mittelhandknochen Speiche
Proximalenden 52 58 Proximalenden 15 7
Distalenden 66 68 Distalenden 12 6
Mittelfußknochen Mittelhandknochen
Proximalenden 44 53 Proximalenden 6 4
Distalenden 65 5 1 Distalenden 8 17
Schienbein
Proximalenden 1 2 17
Distalenden 19 19
Mittelfußknochen
Proximalenden 14 1 0
Distalenden 13 9
Tab. 2: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Produktionsabfalle entsprechend
den Körperseiten zur Ermittlung der Mindestindividuenanzahl.
Hausrind, BOS Hauspferd, EQUUS
Mittelhand Mittelfuß Speiche Mittelhand Schien- Mittelfußknochen
knochen knochen bein knochen
MW der größten Länge 176,1 179,1 312,3 207,8 329,1 251,0
Feddersen Wierde
MW der Länge der pro- 27,9 26,4 72,8 36,7 96,1 30,2
ximalen Enden Grube-
straße 40 (Befund 1 2)
MW der Länge der dis- 49,5 56,5 69,6 56,3 65,0 69,9
talen Enden Grubestraße
40 (Befund 12)
I gewonnene Schaftlänge 98,7mm 96,2 mm 169,9 rnm 1 14,8 rnm 168 mm 150,9 mm
Tab. 3: Berechnung der als Rohstoff gewonnenen Schaftlängen aufgrund der
Mittelwerte der größten Länge der Skelettelemente aus Feddersen Wierde
(REICHSTEIN 1991 (zit. Anm. 22) 40, 159, 160) und der abgesägten proximalen
und distalen Gelenkenden aus der Grubestraße 40. Bei den Gelenkenden der
Rinder wurde die Länge bis zur Sägekante ermittelt.
73
Hausrind, BOS
Mittelhandknochen
Bo =o roximale Breite MW-stabw. MW MW+stabw. Anzahl Differenz der MW
Feddersen Wierde 47 2 50,8 54,4 1 1 96 4,l mm
Höxter 43 2 46,7 50,2 103
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 48,5 52,5 56,5 881 4,5 mm
Höxter 43,5 48,0 52,5 1 1 2
Mittelfußknochen
Bo = oroximale Breite
Feddersen Wierde 41 3 41,6 38,7 8 1 5 1,8 mm
Höxter 36,9 39,8 42,7 83
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 45,3 48,7 52 I 8 1 4 4,0mm
Höxter 41,6 44,7 47 8 96
Hausoferd, EQUUS
Soeiche
Breite der prox.
Gelenkfläche
Feddersen Wierde 65,8 68,7 71,6 160 O,S mm
Höxter 72,1 68,8 72,1 1 4
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 66,1 69,3 72,5 126 1,2 rnm
Höxter 67,7 70,7 73,7 14
Mittelhandknochen
Bo =proximale Breite
Feddersen Wierde 43,1 45,4 47,7 287 l,S rnm
Höxter 44,6 46,9 49 2 I I
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 43,2 45,4 74,6 3 1 2 0,6mm
Höxter 43 0 46,0 49,0 25
Schienbein
Bn = nroximale Breite
Feddersen Wierde 82,2 86 5 90,8 24 0,2 rnrn
Höxter 81,6 86,7 91,8 21
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 63 3 66,5 69,7 161
Höxter 6 4 5 6 8 I 71,7 32 1,6 rnm
Mittelfußknochen
Bn = nroxirnale Breite
Feddersen Wierde 43,1 45,4 47,7 242 1,8 mm
Höxter 44,4 47,2 50,0 20
Bd = distale Breite
Feddersen Wierde 43,6 45,7 47,8 164 O,O rnm
Höxter 42,5 45,7 48,9 21
Tab. 4: Mittelwerte und Standardabweichungen der Breitenmaße der Rinderund
Pferdeknochen aus Feddersen Wierde und Höxter Grubestraße 40 (Befund
1 2); Maße aus Feddersen Wierde nach REICHSTEIN 1991 (zit. Anm. 22), Rinder
S. 40; Pferde S. 159, 160.
74
Weitergehende Bearbeitung der Rindermetapodien und Pferdeknochen
Nach dem Abtrennen der Gelenkenden erfolgte die weitere Zurichtung der
Schaftstücke. Insgesamt 529 Rinderknochenfragmente führen vor Augen, daß
sie zunächst der Länge nach gespalten worden sind. Unter diesen Funden befinden
sich zudem einige Stücke, die auf der Dorsalseite parallel zum Knochen
verlaufende, flache Bearbeitungsspuren, wahrscheinlich von dem Einsatz einer
Ziehklinge, aufweisen. Als weitere Abfallprodukte des Spaltens sind 575 spanförmige
Fragmente von 4-5 cm Länge anzusprechen. Bei den Pferdelangknochen
ist ein entsprechendes Zerlegen nicht nachweisbar. Lediglich einige
quer zur Wuchsrichtung gesägte Scheiben verweisen auf die weitergehende Verarbeitung
des Schaftes. Die Mehrzahl der vorliegenden 205 Pferdelippenfragmente
trägt Bearbeitungspuren in Form von Sägeschnitten. In der Regel sind
sie quer zur Wuchsrichtung durchtrennt, in selteneren Fällen längs ein- oder
aufgesägt
Wildtierknochen
Zwei abgetrennte distale Enden von Rothirschmetapodien – ein Mittelhand- und
ein Mittelfußknochen mit verwachsenem Gelenkende – führen darüber hinaus
die Nutzung von geeigneten Wildtierknochen als Rohstoffquelle vor Augen. Allgemein
sind in mittelalterlichen Fundkomplexen Wildtieranteile selten: Der
Verzehr von Wildfleisch ergänzte anscheinend nur in Ausnahmefällen den Speiseplan24.
Insofern waren Wildtierknochen nur begrenzt verfügbar. Mit
Ausnahme eines kleinen Bruchstückes von einem Rothirschgeweih fehlen
Belege für die Verarbeitung von Geweih unter dem zu behandelnden Werkstattabfall.
Hierin spiegelt sich unter Umständen eine gezielte Rohstoffauswahl und
eine daraus resultierende Spezialisierung wider.
Rinderhörner
Unter den Rinderknochen befinden sich 66 Hornzapfenfragmente unterschiedlicher
Größe. Einige Bruchstücke weisen an ihrer Basis Hack- und Sägespuren
auf, die auf das Trennen vom Schädel zur Gewinnung der Hornscheiden zurückzuführen
sind. Neben der vorrangig zu erschließenden Verarbeitung von
Knochen veranschaulichen diese Funde auch die Verwendung des Werkstoffes
Horn.
24 Auch in den materialreichen Beständen aus dem mittelalterlichen Schleswig sind Wildtierknochen
nur vereinzelt vertreten, ULBRICHT 1982 (zit. Anm. 14), 18.
75
Abb. 1 : Höxter. Grundriss der Altstadt (nach dem preußischen Urkataster von
1 83 1 ) mit der Fundstelle in der Grubestraße ( 1 ) und dem romanischen
Brückenmarkt (2).
CiiUI􀇥STl.&Ul 􀀈-··
.
Abb. 2: Höxter. Früh- und hochmittelalterliche Befunde auf dem Grundstück
Grubestraße 40: 2 Grubenhaus des 9./10. Jahrhunderts, 7 Keller der Zeit um
1000, 1 2 Fundstelle der Knochenschnitzerah fälle, 1 5 Keller der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts.
76
Abb. 3: Höxter. Grubestraße 40, Blick auf die Grabungsfläche.
I 􀁅-􀁆 I
5
I
a=CJ
I 2
I
r􀀇
4
6
3
Abb. 4: Höxter. I Deckleiste eines Dreilagenkammes, zweite Hälfte 9. Jh., 2
verzierte Leiste, spätes 1 1 . Jh., 3 Zinkenplättchen, spätes 1 1 . Jh., 4 einseitiger
Dreilagenkamm, I I . Jh., 5 Halbfertigfabrikat eines einseitigen Dreilagenkammes,
erste Hälfte 12. Jh., 6 einseitiger Dreilagenkamm, erste Hälfte 12. Jh.
77
A􀀪
u, 􀁄
6
3
5
2
4
[
Abb. 5: Höxter. Zweiseitige Dreilagenkämme: 1 12./13. Jh., 2 zweite Hälfte 13.
Jh., 3 erste Hälfte 12. Jh., 4 zweite Hälfte 1 1 . Jh., 5 wahrscheinlich 12. Jh., 6
umgelagert in einem Fundzusammenhang des 18. Jh., 7 Vorder- und Rückseite,
14./15. Jh.
78
2
3
Abb. 6: Höxter. Zweiseitige Dreilagenkämme mit Durchbruchdekoren: 1
Vorder- und Rückseite, zweite Hälfte 1 1 . Jh., 2 1 1 . Jh., 3 erste Hälfte 12. Jh.
79
Abb. 7: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Metapodien und abgesägte
Gelenkenden der ausgewählten Skelettelemente von Rindern und Pferden.
80
Abb. 8: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), schematische Darstellung eines
Pferde- und eines Rinderskelettes. Gekennzeichnet sind die überrepräsentierten
Skelettelemente. Die Pfeile bei dem Rinderskelett geben die Richtung des
Ansetzens der Säge an (Vorlagen der Skelette nach: Andras SZUNYOGHY György
FEHER, Anatomische Zeichenschule, Köln 1 996).
Abbildungsnachweise
Graphik:
M. Doll, Tübingen
H. Falley und R. Schlotthauber, Stadtarchäologie Höxter.
Foto:
R. Schlotthauber, Stadtarchäologie Höxter.
8 1
00
N
Tierknochenfunde aus Höxter
435 220
100%
911 3512 2576 5148 366 664 95 283
80″/o
60″/o
40%
20%
0″/o 1 1 1 ·1 r· 1 1 1 1 1 I I I I I I I I I I I
􀃁- 􀃁·
􀃂· 􀃃· ‚b· \“ ,,-· 􀃁·
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&(; –􀅃􀅄 􀁆 􀃆􀃇
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􀀺(, …. 􀅀· 􀅁 􀎜
rr-„.:;.
?:;,v.,<.. 0􀎠 􀀼 􀂾 (:) Erste Hälfte 12. Jh. Diagr. I: Höxter. Prozentuale Verteilung der Knochenfragmente von Rindern, Schafen, Ziegen, Schweinen und Pferden in verschiedenen Fundkomplexen des 8./9. bis erste Hälfte des 12. Jh. Fragmentzahl []Pferd OSchwein [J Schaf/Ziege ORind 00 V>
Tierknochenfunde aus Höxtcr
100%
80%
60%
40%
20%
0%
􀀣· 􀀣· 􀀣· 􀀣·
􀄾· 1:1· ,. ‚“ ‚b· \“ ‚ ‚
0􀃋 􀎚􀎛 · ,�:� · .:Y‘
r-;f <#’/$ 􀄼􀁇 0 􀁁􀁂 V-<>.􀁃 . 􀃋&<$- ‚Ii 􀂱#
􀀶 .,;, 􀄹 b- ‚ ,<;; <-.􀀥. 􀀦 ,.,􀀧 􀀨􀀥 ,0
􀎗0
􀂱􀂲
b?
􀂺􀂻􀂼 ,s.􀂽“ -#(5$ V .$“‚
n..􀀻v 􀂳􀂴􀂵 . 􀄺(;;; .i􀀷􀀸 :<>.􀀹 v 􀎘’􀎙 ·􀇤 rt5a ,<!“
􀂶 􀂷 􀂸 ‚b􀂹 o􀎟“ 0<$> 􀀵o 􀁆􀁇ca -o.l:l“ 􀀤’f.l g,c;
‚f.l.�􀀥
o (:)􀀴 Erste Hälfte 12. Jh.
Diagr. 2: Höxter. Prozentuale Verteilung des Knochengewichtes von Rindern,
Schafen, Ziegen, Schweinen und Pferden in verschiedenen Fundkomplexen des
8./9. bis erste Hälfte des 12. Jhdts.
Knochengewicht
E=i!Pferd
O Schwein
0 Schaf/Ziege
ORind
Skelettelementverteilung der Rinderknochen
100% = 1226 KNZ
􀎖. 572 KNZ
so
4S 431 KNZ
40
3S
30
2S
20
IS
10 •
• •
0 Anteil der Fragmente CAnteil des Gewichts + Anteil des Gewichts bei einem rezenten Rind
.,�,
so
4S
40
35
30
25
20
15
10 •
0
Skelettelementverteilung der Pferdeknochen
100 % = 549 KNZ
84KNZ
57KNZ
73KNZ
7KNZ
l05KNZ

􀂰nteil der Fragmente GI Anteil des Gewichts +Anteil des Gewichts bei einem rezenten Pferd I
Diagr. 3: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Skelettelementverteilung der
Rinder- und Pferdeknochen. Verteilung der prozentualen Anteile der
Fragmentzahlen und des Knochengewichtes der archäologisch geborgenen
Knochen im Vergleich zu der prozentualen Verteilung des Knochengewichtes
eines rezenten Tieres.
84
Tab. 5: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Maße der Produktionsabfälle.
Maße und Abkürzungen nach Angela von den DRIESCH, Das Vermessen von
Tierknochen aus vor- und frühgeschichtlichen Siedlungen. München 1982,
Maßangaben in mm.
Hausrind, BOS, Mittelhandknochen, Proximale Enden
Gewicht Bp Tp palmare dorsale Gewicht Bp Tp palmare dorsale
in Gramm Fragment· Fragment- ln Fragment- Fragm.-
länge bis länge bis Gramm länge bis längebis
Sägekante Bruchkante Sägekante Bruchkante
33 50,3 31,5 28,5 55,3 24 46,0 30,3 26,1 49,3
15 40,2 25,0 26,3 35,6 19 34,1 53,3
33 54,2 32,5 39,9 39,9 16 44,9 20,1 32,8
14 44,7 25,5 26,8 26,8 13 43,5 20,0 37,4
16 44,1 25,3 24,3 24,3 15 43,2 27,1 24,0 42,3
1 7 45,2 27,3 24,6 24,6 1 8 47,4 28,5 28,5 40,8
36 52,9 32,3 38,1 38,1 1 8 43,0 25,5 22,8 44,6
1 7 42,2 26,3 23,0 23,0 22 45,0 25,6 28,3 50,4
24 48,6 29,3 25,0 25,0 20 47,0 29,4 30,2 43,0
1 7 44,9 25,5 26,4 26,4 25 48,3 29,1 29,0 43,2
20 47,5 27,1 25,0 25,0 1 8 47,4 28,3 28,8 38,5
23 46,1 27,5 29,1 29,1 1 8 42,3 27,0 40,1
1 4 44,8 25,5 25,8 25,8 29 47,2 28,2 30,5 43,1
24 44,6 26,5 28,6 28,6 33 50,4 3 1,6 27,8 50,1
23 48,7 29,1 26,8 26,8 46 57,1 35,8 34,6 52,2
25 47,2 27,8 31,8 3 1 ,8 32 53,2 33,1 33,2 44,8 1 9 44,8 28,1 26,1 26,1 25 45,5 27,8 30,8 56,8
25 47,2 27,0 29,0 29,0 36 53,7 32,5 29,0 58,8
25 48,5 28,7 23,9 46,2 17 47,4 27,0 27,5 37,6
1 8 44,6 26,7 29,1 40,5 22 44,9 28,9 29,1 45,3
18 43,9 25,3 39,4 30 50,0 33,5 26,3 48,9
25 46,2 27,9 26,9 39,3 26 46,4 27,0 35,2 47,1
18 45,6 35,4 25,4 40,3 23 48,6 28,2 27,1 46,6
25 45,3 28,3 26,7 55,3 28 50,0 32,3 23,9 45,8
1 8 44,9 28,1 23,3 35,9 24 5 1 ,0 29,1 27,7 49,4
1 8 43,3 24,4 41,1 18 43,8 27,1 27,7 42,2
1 8 48,3 27,7 20,3 41,5 29 50,9 35,9 58,8
21 46,9 26,8 28,0 36,9 39 53,0 31,7 37,3 42,4
1 6 43,5 25,3 25,4 41,2 26 49,9 29,7 24,5 52,4
26 5 1 ,2 32,0 24,7 48,7 15 41,8 26,3 22,8 38,7
25 46,6 26,4 32,1 44,9 1 8 45,1 27,3 20,1 38,2
21 45,3 30,3 48,5 47 56,3 35,1 39,3 56,9
19 46,8 28,2 28,6 36,1 24 46,7 27,3 29,2 44,6
26 47,0 26,5 28,3 47,5 29 49,8 30,6 30,5 53,0
33 52,5 32,6 33,8 51,3 28 47,0 28,6 32,0 50,1
18 42,7 25,9 26,9 31,7 33 49,8 29,0 31,8 55,6
19 48,4 27,2 22,0 38,6 20 47,1 28,3 24,8 32,5
30 48,9 29,9 32,0 5 1 , 1 18 43,9 25,4 29,1 46,5
1 8 47,9 27,7 22,4 38,7 1 5 41,7 25,4 22,7 46,5
1 8 39,4 31,7 44,2 19 45,1 27,5 27,9 52,8
85
22 46,0 29,1 29,2 40,8 19 44,1 26,2 28,9 47,5
23 46,3 26,8 27,4 45,8 21 48,7 29,6 25,9 44,3
I I 41,0 23,9 2 1 ,4 35,2 29 48,7 28,9 30,2 44,8
20 46,7 29,6 26,4 49,3 21 45,5 27,5 25,5 45,5
1 9 47,5 28,1 25,3 47,4 18 44,6 27,6 26,4 33,1
40 52,0 33,9 47,8 26 43,8 27,9 31,5 42,4
2 1 40,9 29,7 53,3 26 47,9 27,4 31,9 55,6
2 1 47,9 27,4 30,4 38,1 33 52,1 30,3 23,8 42,8
1 8 44,3 25,5 27,5 42,8 27 3
14 45,5 2 1 ,3 26,8
1 1 41,4 26,6 29,2
14 4 1 , 1 28,9 48,3
33 5 1 , 1 3 1 , 5 30,4 41,3
1 9 44,0 24,6 29,1 46,2
1 7 45,3 26,6
Hausrind, BOS, Mittelhandknochen, Distale Enden
Gewicht Bd Td palmare dorsale Frag· Gewicht Bd Td palmare Frag· dorsale
in Fragment· mcntlänge bis in Gramm mcntlänge bis Fragm.-
Gramm länge bis Bruchkante Sägekante länge bis
Sägekante Bruchkante
30 44,7 26,1 51,7 59,8 24 46,4 25,8 44,7 50,0
28 48,8 24,4 49,9 52,9 24 45,4 24,7 42,5 49,5
30 52,0 27,0 43,3 51,4 30 49,0 26,5 49,3 55,1
22 45,4 24,4 43,8 51,2 23 42,4 22,9 43,9 47,8
30 45,9 24,7 45,9 48,7 30 47,6 26,3 58,5 56,5
30 47,6 26,6 51,7 57,3 36 53,5 27,4 5 1 , 1 59,7
30 48,8 26,6 45,8 50,2 30 47,3 26,2 44,6 56,5
27 45,3 52,3 57,5 25 45,2 24,7 46,5 52,4
45 54,6 30,6 53,7 58,9 30 49,2 25,0 50,9 52,4
30 46,4 24,1 53,9 63,2 30 5 1 ,8 27,3 43,2 53,9
26 46,9 27,0 45,2 50,1 29 49,7 27,2 54,1 56,7
27 45,0 26,5 47,4 54,9 30 48,0 27,3 53,9 62,7
26 44,8 25,6 48,0 57,5 3 1 47,4 25,4 57,6 64,9
50 60,8 30,0 55,9 66,5 29 48,1 26,4 57,7 68,6
44 55,9 29,3 59,6 69,2 26 43,7 27,1 43,0 57,0
29 46,5 26,8 57,2 63,5 30 46,9 26,1 41,4 55,0
33 52,5 25,7 48,3 52,5 26 45,9 26,5 45,1 53,0
24 48,8 25,2 49,5 52,4 22 44,4 25,0 44,4 55,7
28 43,6 26,6 53,8 58,8 30 47,6 26,3 49,0 55,6
30 26,3 48,1 54,2 64,2 24 47,3 26,1 45,3 58,5
27 44,9 25,3 47,4 54,9 30 46,6 26,7 49,7 58,7
30 49,5 26,1 47,3 52,2 23 44,7 25,2 52,0 52,4
29 49,6 27,3 50,4 52,3 22 42,9 24,7 46,7 53,3
40 57,8 29,8 57,0 63,2 28 47,5 27,0 43,5 56,2
23 43,8 25,9 45,4 49,3 30 46,9 26,5 59,8 61,6
37 55,2 3 1 ,0 47,8 51,3 29 46,7 26,8 49,8 53,5
30 45,5 24,7 46,5 54,9 3 1 54,9 28,2 46,9 50,8
86
30 48,9 25,5 52,2 58,7 30 46,4 26,3 53,1 56,9
30 49,4 27,7 53,1 66,2 30 49,0 27,1 48,8 57,5
44 55,9 28,8 57,9 66,4 22 44,7 24,5 46,1 50,1
23 43,4 24,5 43,8 49,3 30 47,1 25,8 53,4 56,0
37 57,8 27,8 42,1 45,3 30 46,4 25,2 5 1 ,2 57,7
23 46,4 24,4 47,8 53,8 27 48,5 26,7 56,7 56,7
27 45,8 26,4 48,6 59,8 34 5 1 , 1 25,8 53,5 67,7
30 47,5 26,0 52,0 56,9 22 42,0 24,5 47,6 54,8
24 46,2 26,2 46,8 47,6 23 45,5 26,4 51,3 52,0
22 45,3 20,3 48,7 57,9 26 48,1 26,3 44,5 46,2
30 46,9 25,3 51,8 59,4 27 46,1 26,6 47,7 55,6
28 47,4 26,0 47,3 57,9 28 46,8 26,0 53,0 57,2
26 45,9 27,1 47,2 57,8 37 56,1 29,7 48,5 52,1
30 53,2 28,1 40,5 50,5 30 42,4 24,7 53,6 63,0
24 46,7 26,0 43,2 47,7 23 45,7 25,8 53,6 55,0
37 52,5 27,5 55,5 63,9 37 51,4 26,6 56,2 59,1
44 54,9 29,8 61,9 63,9 30 51,8 26,0 47,2 59,7
35 49,3 28,1 48,5 55,2 30 47,0 25,2 55,9 56,6
26 52,2 25,5 38,5 49,9 22 45,2 26,1 46,8 48,3
45 59,4 30,3 49,9 60,4 21 26,5 49,1 52,2
23 45,3 23,6 43,6 51,9 25 47,1 26,0 48,9 53,1
24 45,2 25,3 43,4 52,6 27 45,9 25,1 47,4 50,5
31 55,4 27,7 46,5 50,2 23 49,0 25,3 54,6 57,3
36 56,6 28,2 43,7 54,4 15 47,6 59,2
29 46,3 26,9 46,7 48,2 26 43,6 25,2 49,4 63,3
23 45,1 24,5 42,2 5 1 ,2 30 49,5 25,7 53,3 60,6
30 46,4 25,4 50,6 52,5 29 I
30 43,0 24,6 56,6 66,0
26 49,3 25,7 47,9 53,4
45 55,2 30,4 55,9 60,3
30 45,7 26,0 43,4 54,7
30 44,2 24,2 56,6 65,0
32 46,9 24,5 49,5 65,3
Hausrind, BOS, Mittelfußknocben, Proximale Enden
Gewicht in Bp Tp plantare dorsale Frng- Gewicht Bp Tp planuon: Frng- doßale
Gramm Frngmcnt- mcntlänge bis in Gromm mcntlängc bis Frngrn.-
länge bis BNchkantc Sii gebntc länge bis
Sägekante BNcbkante
22 39,3 36,3 30,4 45,1 22 40,7 37,4 22,6 40,4
43 47,6 45,7 29,5 37,1 90 33,2 28,9
21 40,6 39,8 20,3 32,5 22 41,2 36,7 30,2 37,8
17 36,0 36,0 24,7 40,8 22 40,1 35,6 25,0 42,8
22 39,3 40,3 26,9 30,1 22 39,7 36,5 29,3 45,8
19 38,4 37,2 24,3 33,4 16 33,8 33,2 20,2 39,4
28 41,8 39,4 21,5 46,9 1 5 35,3 33,1 24,4 35,8
28 40,7 39,5 29,5 49,1 27 42,6 42,0 2 1 ,7 44,1
21 35,8 34,4 23,3 50,5 22 37,1 35,4 28,5 41,6
87
1 6 36,8 35,5 25,3 36,2 14 41,4
1 5 35,6 34,4 22,3 37,3 1 9 38,2
2 1 39,5 37,1 27,0 38,7 29 39,0
22 38,5 35,3 26,4 42,8 2 1 4 1 ,9
23 46,6 34,1 23,3 26,6 15 38,1
22 38,7 38,9 31,7 44,2 22 4 1 , 1
23 38,3 35,5 28,4 50,3 22 40,0
1 6 38,7 35,0 21,9 25,1 22 37,9
23 37,6 36,4 32,1 58,2 22 41,2
22 40,0 36,3 27,7 48,3 1 5 38,5
25 39,5 33,9 34,2 42,4 1 8 39,1
2 1 38,8 34,9 27,4 45,1 33 45,5
22 36,0 36,4 30,2 33,6 22 38,9
1 4 32,7 28,6 34,8 22 38,1
2 1 39,1 37,0 3 1 ,5 43,7 20 39,7
23 4 1 , 1 37,3 27,8 41,3 1 5 36,3
23 40,8 34,7 29,9 52,5 23 40,4
22 41,5 36,4 24,9 34,3 30 45,3
29 43,5 41,3 26,3 35,7 23 38,7
22 40,0 33,7 28,7 34,1 22
30 40,8 39,1 29,2 50,6 22 39,8
22 35,2 32,2 23,0 52,5 25 43,6
25 43,7 36,9 26,9 47,1 29 44,3
26 40,6 35,2 36,5 55,9 1 9 39,2
22 39,2 34,6 19,2 40,3 26 43,2
22 36,4 32,7 24,2 48,2 22 42,0
29 41,9 39,3 29,4 52,2 1 5 37,0
1 9 37,3 34,6 23,3 36,1 21 39,5
26 4 1 , 1 34,8 27,4 53,1 24 40,8
23 39,5 36,5 28,6 46,3 23 39,3
32 44,9 40,5 26,6 44,2 22
32 48,0 41,8 28,5 39,0
19 37,4 34,2 25,6 39,8
22 39,5 35,9 26,3 38,6
22 4 1 ,0 38,5 21,3 36,2
14 3 1 ,7 32,7 46,8
1 6 37,2 34,8 25,7 40, 1
Hausrind, BOS, Mittelfußknochen, distale Enden
Gewicht in Bd Td
Gramm
32 46,6 24,6
3 1 43,6 26,5
5 1 56,5 27,7
36 43,3 26,5
37 49,2 26,6
25 46,0 24,8
plantare
Fragmentlänge
bis
Sägekante
52,7
58,6
53,9
69,9
57,1
44,2
dorsale Frag- Gewicht in Bd
mentlänge bis Gramm
Bruchkante
62,3 20 43,5
63,1 35 46,6
64,8 30 47,7
82,5 35 45,6
63,6 28 40,6
52,1 25 43,0
88
17,1 33,9
2 1 ,4 46,8
36,6 28,4 46,5
39,5 23,2 35,1
35,5 19,6 40,1
28,3 46,5
39,6 28,8 39,1
37,4 24,1 36,9
37,4 31,2 4 1 ,2
34,6 20,3 34,1
37,1 27,9 32,4
39,5 27,8 43,5
35,2 28,4 35,5
35,8 19,3 46,1
34,8 27,9 35,6
34,8 27,2 38,2
36,9 27,9 37,1
42,3 25,6 53,2
34,8 25,2 49,1
39,0 28,0 42,1
36,5 25,0 37,1
39,8 23,4 38,9
41,0 28,4 46,6
36,3 22,7 33,9
36,3 26,8 37,4
37,1 29,8 30,7
36,3 25,8 33,5
23,6 48,1
36,2 27,8 44,5
36,0 30,7 39,4
I
Td plantare dorsale ·
Fragment- Fngmentlänge
bis länge bis
Sägekante Bruchkante
25,0 51,6 60,0
25,1 52,4 67,7
26,3 46,0 58,8
26,9 65,6 79,4
24,7 52,5 61,6
25,1 47,0 58,5
29 43,6 24,8 58,2 59,1 34 45,6 27,2 71,2 65,9
42 49,2 27,1 69,5 69,8 22 41,5 23,7 48,1 55,0
34 44,5 26,9 62,1 75,1 28 23,3 59,7 74,4
36 54,1 26,7 46,5 59,2 28 43,3 25,5 56,4 66,8
40 46,9 26,8 60,5 68,1 35 41,1 24,5 73,9 79,5
46 51,8 27,8 70,2 72,4 28 43,9 26,6 5 1 , 1 62,4
34 42,0 26,2 75,2 74,4 38 49,2 27,4 58,5 64,4
36 43,9 26,7 73,7 82,4 27 43,6 25,5 43,5 53,5
34 43,7 25,9 63,1 60,1 44 44,3 25,5 77,6 81,2
29 44,1 26,6 59,1 66,1 28 43,8 26,4 63,8 69,9
20 42,0 24,6 46,9 51,7 34 43,8 25,9 56,3 63,5
3 1 46,2 26,7 52,9 61,2 29 39,5 23,6 56,5 66,8
34 44,9 26,0 57,3 58,7 28 47,7 26,3 43,6 57,4
26 42,8 25,3 54,2 56,4 27 45,6 24,7 47,2 5 1 ,9
29 41,9 24,7 54,0 66,6 35 45,5 27,3 59,0 65,1
27 48,6 26,8 45,1 57,0 27 41,7 24,7 49,1 55,4
27 42,8 25,8 54,6 56,8 29 40,7 25,9 59,7 67,4 27 42,2 25,2 52,9 59,1 33 50,2 27,1 45,5 60,2
22 4 1 ,6 23,6 45,1 50,3 28 47,3 23,6 5 1 ,5 58,0 .
35 44,2 25,4 62,2 68,9 3 1 43,0 25,5 52,0 60,7
27 43,2 26,7 52,0 59,1 2 1 52,8 65,5
28 46,1 24,6 59,5 60,6 2 1 46,1 63,4
37 47,5 28,0 62,0 69,1 20 47,5 57,7
28 41,0 24,3 59,3 65,7 20 46,5 47,8
43 47,6 26,7 67,2 76,3 35 44,1 27,1 62,2 71,6
35 44,2 26,6 56,7 68,0 35 46,9 26,1 48,1 57,3
36 49,5 28,1 52,5 62,1 36 45,0 25,6 60,3 68,9
28 46,3 25,7 40,0 52,9 28 42,6 25,4 46,0 56,4
40 43,6 25,8 65,0 81,9 28 45,2 27,0 53,0 53,2
30 41,0 24,3 55,6 62,2 23 39,3 23,6 53,2 59,9
25 47,9 24,0 49,0 60,9 34 42,6 25,2 70,4 70,5
29 43,2 24,9 46,9 60,3 38 44,6 26,1 66,9 71,0
21 40,7 24,5 47,8 54,0 46 49,4 27,2 66,0 80,5
28 43,5 26,7 54,5 58,5 29 44,6 26,7 50,9 65,1
33 46,7 25,5 53,4 62,5 34 39,6 24,0 60,5 70,0
27 43,0 25,3 47,6 61,6 35 40,9 24,1 69,3 73,1
26 41,6 23,9 45,4 56,4 27 41,3 26,8 53,5 66,1
36 43,5 26,0 70,7 77,4 26 47,5 26,4 45,0 51,3
29 40,3 23,7 65,4 70,4 22 43,0 26,2 55,9 60,3
37 45,5 26,3 66,1 77,6 30 48,1 25,7 57,1 72,3
35 47,4 26,4 56,0 63,4 20 46,5 64,4
19 40,5 24,2 58,1 58,6 26 7 7
32 46,0 26,4 57,5 61,6
46 46,3 25,3 76,2 84,2
26 43,5 23,9 51,4 60,9
33 44,4 26,4 60,5 67,4
40 46,0 26,1 69,8 75,3
40 49,6 26,4 67,5 71,0
89
Hauspferd, EQUUS, Speiche, Proximale Hauspferd, EQUUS, Speiche, Distale
Enden Enden
Gewicht Breite der KD Tiefe der Fragmentlänge Gewicht KDan Bd Distale Tiefe Länge
in Gramm prox. prox. von prox. in Gramm Sägekante der medialen des
Gelenk- Gelenk- medialem Ende Rolle Fragfläche
fläche bis zur Sägekante mentes
90 72,0 46,0 37,5 78,5 48 72,5 38,0 70,0
47 67,0 37,0 65,0 74 50,0 72,5 35,5 64,0
20 71,0 41,0 38,0 81,5 72 44,5 70,5 36,0 68,5
92 69,0 42,0 34,5 76,0 87 45,0 70,5 37,0 84,5
70 63,0 38,0 36,5 62,5 55 45,0 65,5 33,5 62,5
66 68,0 38,0 53 41,0 67,5 32,5 70,0
76 73,0 42,5 37,5 66,5 75 48,0 73,0 34,0 71,0
96 62,0 36,0 36,0 93,0 46 68,5 36,0 63,0
66 67,0 4 1 , 1 36,0 62,0 45 70,0 33,5
90 70,0 40,0 36,0 77,5 76 47,5 73,0 34,0 71,0
80 36,0 99,0 53 46,0 69,0 33,0 67,5
48 68,5 69 47,0 75,5 35,5 75,5
90 69,0 37,0 35,0 76,0 74 47,0 74,5 37,0 77,0
14 68,0 42,0 36,0 62,0 53 67 32
50 72,5 45,0 39,0 54,0
90
Bauspferd, EQUUS, Mittelhandknochen, Bauspferd, EQUUS, Mittelhandknocben,
Proximale Enden Distale Enden
Gewicht in Bp Tp KD Fragmentlänge an Gewicht KD Bd Td Fragment- Fn�gment
Gramm medialer Seite in Gramm länge -länge an
23
31
29
21
29
23
29
39
22
23
91
46,3 28,5 33,1
46,1 29,6 32,3
50,4 3 1 , 1 36,9
44,2 26,6 32,7
48,3 30,3 34,5
43,7 24,5 32,8
44,8 28,9 32,2
47,3 29,8 31,5
50,6 31,9 38,7
46,1 28,7 35,1
47,9 3 1 , 1 33,5
33,2
38,9
36,4
27,5
34,2
3 1 ,2
34,7
52,2
28,1
33,4
91
31
50
33
46
37
30
39
59
57
37
38
37
35,5 44,5 32,0
36,8 48,5 34,7
33,2 43,0 32,1
34,4 36,4 37,0
37,9 45,1 34,7
34,1 44,5 30,7
37,0 46,5 35,5
32,8 49,6 38,4
32,7 49,7 35,7
36,5 44,2 33,2
36,9 49,0 36,6
33,6 42,5 32,8
einschließlich lateraler
Venicillus Seite
48,6 47,0
62,0 59,1
53,6 50,0
62,5 60,0
48,1 46,1
50,9 49,7
53,4 49,3
76,8 73,2
78,1 74,8
54,7 51,3
53,9
57,6
52,5
38 36,8 46,4 33,5 53,6 50,8
49 33,5 47,9 36,5 62,6 59,3
34 35,1 45,4 31,7 51,7 48,8
40 36,8 46,5 37,6 57,9 55,6
53 33,6 48,9 35,7 68,5
36 39,9 47,1 36,9 51,8 50,4
49 32,5 45,2 34,7 77,0 74,4
52 35,6 50,6 38,6 63,4 60,5
40 33,3 48,7 38,7 71,0 66,8
38 36,1 44,9 33,9 54,4 51,3
43 47,7 37,1 78,8
38 33,9 42,5 33,0 5 1 ,9 50,1
34 34,3 43,8 33,6 59,7 57,0
Hauspferd, EQUUS, Schienbein, Hauspferd, EQUUS, Schienbein,
Proximale Enden Distale Enden
Gewicht in Bp Fragmondänge Gewicht in KD 8d Td Fragment-
Gtamm Gramm länge
137 86,0 103,0 63 46,5 71,0 44,0 58,0
1 4 1 94,0 95,5 64 42,5 65,0 41,0 60,0
132 74,0 99,5 7 1 46,0 71,0 46,0 68,0
1 3 1 87,0 96,0 53 41,0 65,0 41,0 60,0
123 84,5 96,0 63 46,0 69,0 42,0 63,0
130 90,0 95,0 84 49,0 73,0 45,0 72,0
133 85,0 106,0 67 46,0 67,0 41,0 58,0
74 83,5 80,0 67 45,5 68,0 44,5 57,0
138 75,5 92,0 59 43,0 65,0 40,0 63,5
122 82,0 107,5 54 42,0 61,0 40,0 54,5 139 92,5 1 1 2,0 75 47,5 68,5 430,0 65,0
1 1 8 85,0 93,5 74 42,5 66,5 42,5 8 1 ,0
144 88,0 93,0 52 44,5 66,5 38,0 58,5
125 90,0 94,5 86 53,0 72,0 47,0 67,0
133 91,0 99,5 69 45,0 71,0 45,0 68,0
135 93,0 97,0 58 45,0 67,0 41,5 61,0
129 90,0 86,0 88 48,0 73,5 46,0 75,0
134 86,5 90,0 73 49,0 71,5 44,5 68,0
1 12 88,0 107,0 67 47,0 68,5 42,0 71,0
74 92,0 65 47,5 70,0 45,0 58,5
105 57 48,0 72,0 44,5 61,0
63 40,0 61,0 39,5 63,5
65 41,0 63,0 39,0 70,0
84 45,0 71,0 47,0 78,0
60 38,0 63,5 39,0 71,0
76 46,5 73,5 45,5 68,8
55 41,0 65,0 40,5 65,5
63 45,0 68,5 40,5 61,0
60 47,0 70,0 44,0 68,5
56 44,0 63,5 40,0 56,5
44 67,0 40,5 66,5
52 71
92
Hauspferd, EQUUS, Mittelfußknochen, Hauspferd, EQUUS, Mittelfußknochen,
Proximale Enden
Gewicht Bp Tp KD
in
Gramm
38 50,6 38,6 35,1
23 44,8 32,8 32,3
23 44,5 34,4 30,0
3 1 48,2 38,7 31,3
30 49,9 37,6 33,7
45 51,2 40,4 32,0
3 1 46,7 35,5 3 1 ,8
30 52,5 40,0 32,6
39 49,7 40,4 33,4
30 44,4 36,6 28,3
3 1 45,0 36,2 30,9
31 46,8 36,5 3 1 ,2
26 45,6 35,0 30,6
30 49,0 38,4 3 1 ,0
2 1 45,6 36,1 3 1 ,4
38 50,4 39,7 33,5
45,5 36,7 31,8
44,4 38,9 30,8
47,9 37,6 31,8
I 9 29
Art Skelettteil
Hausrind, BOS Mittelhandknochen
Hausrind, BOS Mittelhandknochen
Art Skelettteil
Hauspferd, Mittelfuß-
EQUUS knochen
Hauspferd, Mittelfuß-
EQUUS knochen
Distale Enden
Fragment- Gew. KD Bd Td Fmgm.- Fmgm.-
länge an in länge länge
medialer Gmmm einschl. an
Seite Verticil- latemler
lus Seite
33,7 41 27,7 44,3 29,1 79,3
3 1 ,0 21 3 1 ,9 46,8 34,2 82,5 77,6
23,3 33 30,7 42,5 35,1 64,2
3 1 ,6 24 29,1 43,1 34,0 66,3 63,4
27,0 42 30,3 44,4 35,3 66,9 65,3
36,3 50 32,6 46,2 35,3 68,9 78,1
31,2 63 32,6 50,1 37,6 82,0 69,2
31,3 49 33,4 50,2 38,3 72,7 68,9
38,9 52 32,7 48,0 35,5 71,3
30,9 43 29,5 44,1 34,7 64,5 67,8
34,3 44 32,9 47,9 36,4 71,3 68,5
30,7 56 36,2 50,2 37,1 71,3 64,8
27,5 45 32,1 45,7 35,2 66,9 68,4
31,4 5 1 32,2 46,6 35,8 72,0 72,1
24,8 42 3 1 , 1 45,2 34,7 76,3 62,0
27,9 5 1 32,8 36,4 36,5 65,5 62,0
29,9 40 30,2 45,6 34,1 65,2
30,7 48 33,1 65,4
28,5 41 28,1 44,7 31,3 68,5 78,8
58 32,3 49,6 33,5 81,5 73,8
42 27,9 43,2 34,3 76,0
Gewicht
in Gramm Bp Tp Kd Bd Td GL
83 45,5 26,9 23,5 41,8 25,0 1755,0
65 59,1 34,5 31,8 59,9 27,6 1830,0
Gewicht Bp Tp Kd Bd Td GIL GL
41 34,9
1 5 48,2 39,1
93
28,8 42,5
32,3 46,5
33,2 241,0
36,3 250,0
249,0
254,5
Tab. 6: Höxter. Grubestraße 40 (Befund 12), Maße der übrigen Knochen.
Hausrind, BOS, Hornzapfen
1 2 3 4 5
46.4 40.5 140.0
50.0 34.9 140.0
52.7 41.2 1 50.0
48.5 41.0 150.0
47.6 43.9 145.0 125.0 95.0
42.7 34.3 125.0
45.1 40.2
47.8 37.9 140.0
Schlachtspuren
an der Basis abgehackt
an der Basis abgehackt
an der Basis abgehackt
Hackspuren rund um
die Basis
Hausrind, BOS, I. Zehenglied Vorderbein
I – Großer Basisdurchmesser
2 – Kleiner Basisdurchmesser
3 – Basisumfang
4 – Länge (große Kurvatur)
5 – Länge (kleine Kurvatur)
1 2 3 4 5 6 7 8
28,1 24,2 26,8 55,5 30,6 17,5
Hausrind, BOS, 2. Zehenglied Vorderbein
1 2 3 4 5 6 7 8
30.5 21.5 20.5 37.0 29.0 20.0 24.5 34.5
I – Bp (proximale Breite) 5 – Tp (proximale Tiefe)
2 – KD (kleinste Breite der Diaphyse) 6 – TD (Tiefe der Diaphyse)
3 – Bd (distale Breite) 7 – Td (distale Tiefe)
4 – GL (größte Länge) 8 – L (physiol . Länge)
Hauspferd, EQUUS, I . Zehenglied Vorderbein
1 2 3 4 5 6 7 8
32,5 45,4 79,2 19,6 24,3 73,3
48,0 31,9 42,5 79,7 32,5 17,8
49,1 31,6 43,2 79,0 18,6
Hauspferd, EQUUS, 2. Zehenglied Vorderbein
51,2 43,3 46,0 46,0 31,5 23,5 24,0 38,5
Hauspferd, EQUUS, 1. Zehenglied Hinterbein
50,2 30,1 40,7 79,2 33,5 17,1 73,4
I – Bp (proximale Breite) 5 – Tp (proximale Tiefe)
2 – KD (kleinste Breite der Diaphyse) 6 – TD (Tiefe der Diaphyse)
3 – Bd (distale Breite) 7 – Td (distale Tiefe)
4 – GL (größte Länge) 8 – L (physiol. Länge)
Hauspferd, EQUUS, Fersenbein
GB (größte GT (größte
Breite) Tiefe)
43,5 50,0
53,0 52,0
48,0 47,0
50,0 52,5
40,5 45,5
46,0 47,0
5 1 ,0 50,0
5 1 ,0 48,0
51,5 5 1 ,0
Hauspferd, EQUUS, Becken
Länge des Geschlecht
Acetabulum
67,6
68,3 weiblich
94
43,5
47,0
Hausschwein, SUS, EUe
BPC
(Breite über Proc.
coronoideus)
22,0
21,5
45,0
44,0
45,0
Hund, CANIS, Unterkiefer
TPA
(Tiefe über Proc.
anconaeus)
39,0
39,5
KTO
(kleinste Tiefe des
Olecranon)
30,0
1 2 3 4 5 6 7
72,5 34,8 37,8 88,5 18,0 20,0 24,0
I -UR (Länge der Backzahnreihe)
2 – LMR (Länge der Molarenreihe)
3 – LPR (Länge der Prämolarenreihe)
4 – Länge C (14) – M3 (jeweils aboral)
5 – kl. Höhe des Diastemas
6 – Höhe vor M I
7 – Höhe hinter M3
Rothirsch, Cervus elaphus, Mittelhandknochen
1 2 3 4
29,3 41,7 28,8 52,5
Rothirsch, Cervus elaphus, Mittelfußknochen
23,3 37,3 26,9 55,7
95
I – KD (kleinste Breite der
Diaphyse)
2 – Bd (distale Breite)
3 – Td (distale Tiefe)
4 – GL (größte Länge)
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
45
KREMS2002

HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Oiederösterreich kultur
Redaktion: Thomas Kühtreiber
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der
materiellen Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, 3500 Krems, Österreich.
Für den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrückliche
Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist. –
Druck: Grafisches Zentrum an der Technischen Universität Wien, Wiedner
Hauptstraße 8-10, 1040 Wien.
Inhalt
Fehl-, Halbfertigprodukte sowie umgearbeitete Stücke
und ihre Rolle bei der Erforschung des mittelalterlichen Handwerks
Ralph Röber, Vorwort . . . . . . . . …………………………………………………………………… 5
Herbert Knittler, Qualitätsvorschriften in Handwerksordnungen
des Mittelalters und der frühen Neuzeit
(dargestellt an Österreichischen Beispielen) ……………… ……………….. . . . . . . . 7
Doris Mührenberg, Recycelt, repariert oder wiederverwendet
Fehl- und Halbfertigprodukte im archäologischen Fundgut
der Hansestadt Lübeck . . . . . ….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Ulrich Müller, Ein Fund vom Rugard, Ldkr. Rügen ……….. ………………………… 38
Monika Doll und Andreas König, Produktionsabfälle
einer knochen- und hornverarbeitenden Werkstatt
des späten I I . Jahrhunderts aus Höxter an der Weser …………………. ….. 61
Stefan Krabath, Untersuchungen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen
Ringbrünnenproduktion in Mitteleuropa
unter besonderer Berücksichtigung Westfalens . . …….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 96
Bertram Jenisch, Die ,,Bohrer und Balierer“ in Freiburg
und Waldkirch im Breisgau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Birgit Bühl er, Der Nachweis der Treibziseliertechnik
an goldenem Gürtelschmuck der Früh-, Mittel- und Spätawarenzeit … 147
Anschriften der Autoren ………………….. ………………………………………………….. 166
Vorwort
Das vierte Treffen des ,,Archäologischen Arbeitskreises zur Erforschung des
mittelalterlichen Handwerks“ fand vom 23. bis 25. März 2000 in Krems statt. Es
folgte einer Einladung des ,,Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der
frühen Neuzeit“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Organisation
hatte Thomas Kühtreiber übernommen, von ihm stammten auch die
Vorschläge zu den beiden Tagungsthemen. Die Vorträge des Themas ,,Zur
Erforschung des mittelalterlichen Handwerks in Österreich“ sind bereits in Band
43 von Medium Aevum Quotidianum erschienen, die Vorträge des zweiten
Bereichs ,,Fehl-, Halbfertigprodukte sowie umgearbeitete Stücke“ werden hier
vorgelegt. Die insgesamt acht Beiträge umspannen einen großen geographischen
Rahmen, der vom Norden Deutschlands bis in den Osten Österreichs reicht. Die
interdisziplinäre Ausrichtung spiegelt sich in den beteiligten Wissenschaftsrichtungen
wider, bei der neben Archäologen auch Historiker, Kunsthistoriker
und Naturwissenschaftler vertreten sind.
Produktionsabfalle bieten ebenso wie umgearbeitete Stücke ein weites
Feld von Erkenntnismöglichkeiten zum Handwerk. An ihnen lassen sich Auswahl
und Verwendung von Rohstoffen studieren, sie erlauben darüber hinaus
aber auch weit besser als fertige Produkte, die auf Grund von Überarbeitungen
der Oberfläche in dieser Hinsicht oft nur sehr eingeschränkt auswertbar sind,
detaillierte Einblicke in Techniken und Prozesse der Herstellung. So lassen sich
Traditionen und Innovationen im Handwerk ebenso erkennen wie der Grad der
Spezialisierung und die Produktpalette einzelner Handwerker.
Aber noch in einem weiteren Bereich sind diese Objekte von hoher Aussagekraft,
da durch ihre Aussonderung durch den Produzenten unmittelbar individuelle
oder berufsspezifische Qualitätsnormen sichtbar werden. Damit werden
im Abgleich mit den in den Verkauf gelangten Produkten Aussagen zum Qualitätsmanagement
einzelner Handwerker und Berufsstände möglich. Auch zur
Quantität der Produktion sowie zur Normierung bestimmter Erzeugnisse lassen
sieb Aussagen erzielen. Dies sind Themen, zu denen Schriftquellen nur eingeschränkt
Auskunft geben, da Qualitätsbestimmungen zum Beispiel in Zunftoder
Gewerbeordnungen in der Regel allgemein oder formelhaft verfasst wurden.
Diese gelten zudem nur für einzelne Handwerkssektoren, wie das Nahrungs-,
Textil- oder Metallgewerbe. Hier bilden die archäologischen Quellen
nicht nur Ergänzung und Korrektiv, sondern sie erlauben einen Zugriff auf
Erkenntnisse, die dem Historiker verwehrt bleiben.
5
Mein Dank gilt den Autorinnen und Autoren, die Ihre Beiträge zur Verfügung
gestellt haben, sowie Medium Aevum Quotidianum für die Aufuahme derselben
in sein Publikationsorgan. Es ist erfreulich, dass neben den Vorträgen
von zwei Treffen des Arbeitskreises1 nun die Ergebnisse einer weiteren Tagung
publiziert werden konnten. Es bleibt zu hoffen, dass damit die erst in Ansätzen
greifbaren archäologischen Erkenntnisse zum mittelalterlichen Handwerk
vertieft und ausgebaut werden können.
Konstanz,
im Juni 2002
Ralph Röber
Leiter des ,,Archäologischen Arbeitskreises
zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks“
1 Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (Hg.), Von Schmieden, Würflern und
Schreinern – Städtisches Handwerk im Mittelalter (ALManach 4) Stuttgart 1999; Ralph
Röber (Hg.), Mittelalterliche Öfen und Feuerungsanlagen. Beiträge des 3. Kolloquiums des
Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks (Materialhefte
zur Archäologie in Baden-Württemberg 62) Stuttgart 2002.
6

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