Zum Krankheitsbegriff im finnischen M ittelalter
JAAKKO MASONEN
1 . DAS SPEKTRUM DER KRANKHEITEN
Im Mittelalter war jemand „krank“ , wenn er nicht für sich selbst sorgen konnte,
d. h. neben den eigentlichen Kranken wurden dazu auch Arme, Arbeitsunfähige,
Witwen, Waisen und Alte gerechnet1 •
Die für die Bevölkerung folgenschwersten Krankheiten des Mittelalters waren
(Beulen)Pest, Lepra, Cholera, Tuberkulose, Masern und Syphilis, letztere
allerdings erst vom 15. Jahrhundert an. Aufgrund ihrer eindeutigen und offensichtlichen
Symptome werden Pest und Lepra in den Quellen am häufigsten
erwähnt, obschon sie an und für sich nicht häufiger gewesen sein dürften als die
übrigen Krankheiten. Ein weiterer Grund für das häufige Vorkommen war der
institutionelle Charakter dieser Krankheiten; die Betroffenen wurden von der
übrigen Bevölkerung in besonderen Lepra- bzw. Pestspitälern abgesondert2•
Die anderen Kranken, Landstreicher und Krüppel wurden in den Heilig-GeistHäusern
der Städte versorgt, die, ebenso wie die Spitäler, von der Kirche unterhalten
wurden.
Die Pest kam in der Form von lokalen sowie von zwei großen, fast ganz
Europa umfassenden Epidemien vor: die sog. justinianische Pest gegen die
Mitte des 6 . Jahrhunderts und die Schwarze Pest um 1350.
Die am weitesten verbreitete und vermutlich auch für die Zeitgenossen erschreckendste
und gefährlichste Krankheit war die Lepra. Als Indiz für die weite
Verbreitung wird angeführt, daß in Europa um 1300 ca. 19.000 Leprosorien existierten.
Diese Zahl wurde jedoch auch mit der Begründung kritisiert, daß die
Diagnostik der mittelalterlichen Medizin primitiv und zumeist fehlerhaft gewesen
sei. Die meisten Haut- und Geschlechtskrankheiten seien demzufolge als
Lepra diagnostiziert worden. Der Zeitpunkt der Ausbreitung der Lepra nach
1 Siehe z. B. Sandholm 1973, 15.
2 McNeill1977, 120-121, 128, 137, 145-179; Jutikkala 1988, 49-50.
45
Europa ist nicht bekannt. Sicher ist, daß sie bereits im römischen Britannien
vorkam. Die Keimzeit der Lepra ist sehr lang und es konnte Jahrhunderte
dauern, bis sich die Krankheit so weit ausbreitete, daß gesetzliche Regelungen
nötig wurden, die schriftliches Quellenmaterial hinterließen3•
Die osteologischen Untersuchungen stellen jedoch den diagnostischen Fähigkeiten
der mittelalterlichen Medizin ein gutes Zeugnis aus. Die 1969 durchgeführten
Ausgrabungen im St. Georgs-Leprosorium im dänischen Naestved
erbrachten das Resultat, daß 77 % der dort Begrabenen wirklich an Lepra erkrankt
waren und bei der Untersuchung des Gräberfeldes im kleineren Leprosorium
von Svendborg kam man gar auf 100 % Leprakranke. Das Krankheitsbild
der erhaltenen medizinischen Traktate ist zudem präzise und die Illustrationen
lassen auf eine genaue Kenntnis der Symptome schließen4 •
In welchem Ausmaße kamen die mittelalterlichen Krankheiten in Finnland
vor? Finnische archäologische Untersuchungen stützen die These, wonach
die justinianische Pest auch das finnische OstbottDien (finn. Pohjanmaa) erreichte
und den Untergang der reichen eisenzeitlichen Kultur Ostbottniens zu
Beginn des 9. Jahrhunderts bewirkte5 • Zur Ausbreitung oder zu den Folgen der
Schwarzen Pest in Finnland finden sich keine Quellen, obschon aus den Jahren
1350 bzw. 1352 Informationen aus den angrenzenden Gegenden Schwedens
und Nowgorods vorliegen6 • Man nimmt im allgemeinen an, daß die Pestepidemie
auch Finnland erreichte 7, hält es jedoch nicht für unmöglich, daß das
dünn besiedelte und nur wenige Städte aufweisende Finnland davon verschont
blieb. Dafür spricht, daß die erhaltenen Quellen nicht auf eine wirtschaftliche
Depression in Finnland zur Zeit der Pestwelle schließen lassen. Der Bau
von Steinkirchen stagnierte zwar in Südwestfinnland nach 1350 während rund
hundert Jahren8, andererseits wurden in Südwestfinnland in den Jahren 1280-
1350 zahlreiche Steinkirchen gebaut, während man sich 1350-1450 vor allem
auf die Vergrößerung des Domes zu Turku konzentrierte9• Ebensogut kann
angenommen werden, daß die stille Periode während der Pestepidemie auf der
Sättigung des Baubedarfes beruhte. Ein allfälliger Rückgang der wirtschaftli-
3 McNeill 1977, 175; Richards 1978, 4.
4 Richards 1978, 98-100, 118-120.
5 Seger 1981; Seger 1982. Zur Kritik dieser Theorie s. Luoto 1984.
6 FMU I, Nr. 574, 627.
7 Z. B. Gardberg 1971, 237. In dem von Gardberg benutzten Werk (Neovius 1912, 171) sind
Auszüge aus mittelalterlichen Quellen aufgeführt, die die Ausbreitung der Pest in der ganzen
Welt sowie besonders in Britannien, Norwegen, Schweden und Rußland belegen. Finnland
wird in keiner dieser Quellen eigens erwähnt.
8 Drake 1985, 78, 84.
9 Ibid., 75-76, 83-84.
46
chen Aktivität beruhte wohl eher auf den indirekten Folgen, die die Pest für
den Außenhandel Südwestfinnlands hatte10 .
Lokale Pestepidemien kamen laut Quelleninformationen zumindest in Karelien
1424 sowie in Südwestfinnland 1495 und 1508 vorn . Das früheste Vorkommen
der Lepra ist für 1355 belegt, als das Leprosorium von Turku eine
testamentarische Schenkung erhielt12 . Die Existenz des Leprosoriums nach
1350 scheint die Annahme von der fehlenden Ausbreitung der Pest zu stützen,
da die Lepra vor allem zwischen den großen Pestepidemien von 500 und 1350
grassierte. Weder die Pest noch eine andere Krankheit verminderten die Lepraanfälligkeit,
während der Pestepidemien erhielten die Leprakranken jedoch
keine Pflege und starben an Hunger1 3• Die früheste Erwähnung eines Leprakranken
in Finnland stammt aus dem Jahre 1479H. Osteologische Untersuchungen
sind bisher nicht durchgeführt worden, so daß sich nicht beantworten
läßt, ob die Lepra bereits in vorgeschichtlicher Zeit in Finnland vorkam oder
erst im Mittelalter eingeführt wurde. Ihre stärkste Verbreitung fand sie erst
nach dem Mittelalter; das letzte Lepraspital in Orivesi wurde 1953 geschlossen15
.
Die Ausbreitung und das Ausmaß der übrigen Krankheiten im finnischen
Mittelalter ist noch nicht untersucht. Das Vorkommen der Syphilis scheint
wahrscheinlich. In einem in Turku zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfaßten
Horoskop heißt es etwa, daß es „zur Zeit des Skorpions gefährlich ist, Blut zu
zapfen und seine geheimen Glieder zu pflegen“16 . In Schweden und Dänemark
konnte die Syphilis in ostoeologischen Untersuchungen nachgewiesen werden.
Auch die Aderlaßgeräte der mittelalterlichen Klöster Skandinaviens sind als
Belege für das Vorkommen der Syphilis angesehen worden, da Aderlaß die bevorzugte
Behandlungsweise der Syphilis im Mittelalter war17. Diese Interpretation
ist jedoch einseitig, da Aderlaß nicht nur im Falle der Syphilis angewandt
wurde. Das Schröpfen in der Sauna zum Ablassen des „bösen Blutes“ ist z. B.
in Finnland eine uralte, nach wie vor angewandte volkstümliche Heilmethode18 .
1° Cf. Jutildcala 1988, 53.
1l FMU li, Nr. 1764, VI, Nr. 4705, 5390.
12 REA, Nr. 160.
13 McNeill 1977, 175; Richards 1978, 83, 95.
14 FMU IV, Nr. 3805.
15 Richards 1978, 89.
16 Codex Aboensis, 268. Die aus dem 15. Jahrhundert stammenden Pergamenturkunden des
Codex Aboensis waren mit 10 Papierblättern umwickelt, auf denen sich u. a. ein Horoskop
fand. Die Wasserzeichen der Papierblätter sind auf ca. 1530 datiert, Vilkuna 1977.
17 Holmqvist 1941, 2467-2468.
18 Laaksonen 1985, 360-361.
47
2 . KRANKHEIT UND WELTBILD
Die Existenz der Krankheit war ein logisches Phänomen im mittelalterlichen
Weltbild. Ursache und Folge standen auf verschiedener Ebene, wie der Kirchenvater
Cyprianus in seiner Schrift „Oe mortalitate“ lehrt19• Die Krankheit
war jedoch kein bloßer Ausdruck der Allmacht Gottes und eine Lehre für die
Heiden. Die Krankheit entfremdete den Menschen von Gott, Krankheit und
Tod waren der Lohn für die Sünde20 • Die beste Pflege war dabei natürlich geistiger
Natur. Gott bewirkte in seiner Gnade Wundertaten durch die Heiligen
und heilte so die Kranken.
Das durch die Krankheit verursachte Leiden hatte zudem einen besonderen
Liebesinhalt. Das Leiden und der Tod Christi waren Ausdruck der allergrößten
Liebe, die die Christen zur Sorge für ihre armen Mitbrüder verpflichtete. Die
Nächstenliebe ist als einer der wichtigsten Gründe für die Ausbreitung des Christentums
angesehen worden, denn ein kranker Christ blieb nicht allein und ohne
Pflege21• Wegen ihrer Leiden werden die Leprakranken beispielsweise in den
Statuten des schwedischen Leprosoriums von Enköping als „Erben Gottes“ und
als „Miterben Jesu“ bezeichnet. Im Himmel würden sich die Leiden der Leprakranken
in Verdienste umwandeln22• Umgekehrt konnte auch der Gesunde und
Wohlhabende durch Werke der Nächstenliebe ein Guthaben für die Ewigkeit
ansammeln. Als der Ritter Erik Axelsson (Tott) aus Viipuri um die Erlaubnis
zur Gründung eines Leprosoriums ansuchte, führte Papst Sixtus IV. in seiner
Bulle vom 29. März 1475 die legitimen Gründe für solche Wohltätigkeit auf:
“ … ipse volens publice huiusmodi utilitate succurrere, ac sue suorumque progenitorum
animarum providere saluti diemque ulcionis extreme pietatis operibus
prevenire … „2s. Der Ritter Hartvik Japsson (Garp) schreibt in seinem Testament
von 1486 gleichfalls „wie unsicher es ist, vor den strengen Richter mit
leeren Händen und ausgelöschten Lichtern zu treten“H.
Die private Wohltätigkeit dürfte im finnischen Mittelalter eine bedeutende
Rolle gespielt haben, da hier keine eigentlichen Armenzehnten ( „decimae pauperum“)
erhoben wurden25• Erst im Jahre 1440 wurde für alle Kirchspiele des
19 PL 4, 592: „Multi ex nostris in hac mortalitate moriuntur, hoc est, multi ex nostris de
saeculo liberantur. Mortalitas ista, ut Judaeis et gentilibus et Christi hostibus pestis est, ita
Dei servis salutaris excessus est.“
20 Siehe s. B. Sandholm 1973, 82-83.
21 McNeill 1977, 121.
22 Richards 1978, 78.
2s FMU IV, Nr. 3591.
24 FMU V, Nr. 4111.
25 Pirinen 1956, 147.
48
Bistums Turku eine Abgabe in der Höhe von vier schwedischen Pfennigen für
die Leprakranken verordnet26 •
Neben den testamentarischen Schenkungen war das Ablaßwesen eines der
wichtigten Geldbeschaffungsmittel für die mittelalterliche Krankenpflege. Mit
Hilfe der Ablässe war es möglich, die von der Kirche dem Sünder auferlegte
Bußzeit zu verkürzen. Bedingung war gewöhnlich, daß der Sünder öffentlich
Buße tat, Frömmigkeit zeigte sowie jene Institution unterstützte, zu deren Gunsten
der Ablaßbrief ausgestellt worden war. Gemäß der vom Erzbischof von
Uppsala und vom Bischof von Turku 1396 ausgestellten Ablaßbriefe konnte
man durch die Teilnahme am Gottesdienst sowie durch mittwochs erfolgende
Schenkungen an das Georgs-Leprosorium oder donnerstags erfolgende Schenkungen
an das Heilig-Geist-Hospital einen Ablaß von 40 Tagen erhalten27 •
3. KRANKHEIT ALS INSTITUTION
Barmherzigkeit war der wichtigste Inhalt der Krankheit. Gemäß dem mittelalterlichen
Denken war es nicht wichtig, Überlegungen zu den Gründen der sozialen
Armut anzustellen, sondern ihre Folgen zu lindern. Dies geschah mit Hilfe
von Institutionen wie den Leprosorien und den Heilig-Geist-Spitälern. Daneben
übten sowohl Private wie auch Gilden verschiedene Arten von Barmherzigkeit
aus28 • Die Leprosorien verdankten ihre Entstehung auch dem Umstand, daß
das kanonische und das weltliche Recht die Isolierung des Leprakranken von
der übrigen Gemeinschaft verlangten29 •
Die Quellen belegen für Finnland die Existenz von zumindest zwei mittelalterlichen
Leprosorien, des Georgs-Hospitals in Turku, das 1355 zum ersten
Mal erwähnt wird, sowie des 1475 erwähnten Maria-Magdalena-Hospitals in
Vüpuriso . Besonders das Leprosorium von Viipuri läßt eindeutig erkennen,
daß die Isolierung der Leprakranken durchaus nicht die einzige Aufgabe dieser
Institutionen war. Als Erik Axelsson (Tott) den Papst um die Erlaubnis
zur Gründung des Leprosoriums ansuchte, schlug er die Ernennung von sechs
Priestern vor31 • Über die Anzahl der Kranken haben sich keine Informationen
erhalten, in einem englischen Leprosorium wird jedoch beispielsweise die
Anzahl von zwanzig Geistlichen bei nur acht Leprakranken als normal angesehen.
Das Tagesprogramm der Leprosorien umfaßte eine große Anzahl von
26 REA Nr. 489.
27 REA Nr. 279, 280.
28 Pirinen 1956, 484.
29 R.ichards 1978, 49; Sandholm 1973, 77.
30 REA, Nr. 160; Fagerlund 1886, 1; FMU IV, Nr. 3590, 3591.
31 FMU IV, Nr. 3590.
49
Gebeten zugunsten der Wohltäter, im besten Falle sogar 300 Pater Noster je
Patient und Tag32• Da die Patienten keine Möglichkeiten hatten, sich aus den
Lepraspitälern zu entfernen, erreichte der Wohltäter einen doppelten Nutzen:
die vom Standpunkt der Gesellschaft aus Unreinen wurden isoliert und der
Wohltäter konnte seine Aussichten im Jenseits durch die vom ihm gegründete
oder unterstützte „Gebetswerkstätte“ verbessern.
Es scheint in Finnland lediglich zwei Heilig-Geist-Spit äler gegeben zu haben.
Das Spital in Turku wird erstmals 1396 erwähnt, dasjenige in Vüpuri
144533• Im letzteren Falle handelt es sich um eine testamentarische Schenkung
an das „… spitalen j wiborgh … „, worunter man trotz der Bezeichnung Hospital
das Heilig-Geist-Spital vermutet, da die Gründungsurkunde des MariaMagdalena-
Leprosoriumsin Vüpuri erst von 1475 datiert34• Das Wort Hospital
bezeichnet jedoch in den schwedischen Quellen des Mittelalters fast immer ein
Leprosorium35, so daß die erwähnte testamentarische Schenkung in Vüpuri sehr
wahrscheinlich doch ein Leprosorium betrifft, wobei dann Erik Axelsson (Tott)
im Jahre 1475 das zweite Leprosorium in Vüpuri gegründet hätte. Die testamentarischen
Schenkungen der Jahre 1449-1484 in Turku machen nämlich
einen klaren Unterschied zwischen dem Lepro.wrium oder Ho&pital und dem
Heilig- Gei&t-Hau&38 •
Das Heilig-Geist-Haus in Turku ist bis anhin die einzige mittelalterliche
Pflegeanstalt in Finnland, bei der in den Jahren 1964 und 1983-1985
archäologische Untersuchungen durchgeführt wurden37• Bei den Grabungen
des Jahres 1964 wurden die Grundmauern eines als Heilig-Geist-Haus angesehenen
Gebäudes freigelegt, dessen Außenmauern eine Länge von 21,85 m und
eine Breite von 8,50 m bei einer Mauerdicke von 0,85-1,00 m aufwiesen. Der
Grundriß wurde als Doppelstube ausgelegt, d. h. es handelte sich um zwei Zimmer,
die durch einen Quergang getrennt waren. Bei den Ausgrabungen kamen
zudem die Ruinen einer Kappelle sowie von 81 Gräbern zum Vorschein. Die
Leichen der untersten Schicht waren ohne Kleider und Sarg beigesetzt worden,
so daß man annahm, es handle sich um die armen Pflegebedürftigen des HeiligGeist-
Hauses38. Die Grabungen wurden 1983-1985 fortgesetzt, als man vor
allem die Heilig-Geist-Kirche sowie die dazugehörenden über 500 Gräber mit
32 Richa.rds, 1978, 11, 54.
33 REA Nr. 279; FMU III, Nr. 2628.
34 Fagerlund 1901, 7.
35 Ljung 1961, 683-687.
38 FMU III, Nr. 2617, 2618; FMU IV, Nr. 2886, 2908, 2918, 2968, 2970; FMU V, Nr. 4010.
37 Gardberg 1966; Kylcyri 1987.
38 Gardberg 1966.
50
I
und ohne Sarg untersuchte. Als Resultat dieser Untersuchungen datiert man
die beiden Gräberfelder nicht mehr ins Mittelalter, u. a. da kein Unterschied
zwischen den Gräbern mit und ohne Sarg festgestellt werden konnte. Lediglich
acht Skelette wiesen Grabbeigaben auf und lediglich in einem Grab fanden sich
Münzen aus den Jahren 1582-1635. Diese Schlußfolgerung wird auch dadurch
gestützt, daß das Heilig-Geist-Haus seine Tätigkeit bis ins 17. Jahrhundert am
gleichen Ort fortsetzte sowie durch den Umstand, daß der Friedhof im Jahre
1578 für die mittellose Bevölkerung hergerichtet wurde. In den neueren Grabungen
wurde auch festgestellt, daß das früher aufgefundene, als Doppelstube
angesehene Gebäude in zwei Phasen erbaut wurde, von denen die jüngere in das
17. Jahrhundert datiert. Das mittelalterliche Heilig-Geist-Haus war hingegen
ein Steinhaus mit nur einem Raum39•
Die Skelettreste in den Gräbern sind 1964 osteologisch untersucht worden,
wobei keine Spuren von Krankheiten festgestellt werden konnten. Die Skelette
wurden im Gegenteil als repräsentativ für die mittelalterlichen Finnen angesehen
und zu einem Vergleich mit schwedischem und dänischem Material aus der
gleichen Zeit sowie mit heutigen Finnen herangezogen. Der bedeutendste Unterschied
zum übrigen skandinavischen Material waren die Schädelknochen, die
sich eindeutig von den entsprechenden dänischen und schwedischen Knochen
unterschieden. Der größte Unterschied zum heutigen Körperbau bestand im
Längenwachstum. In osteologischer Hinsicht lassen sich die Skelette kaum datieren,
da sich das Längenwachstum im 16. und 17. Jahrhundert nur unwesentlich
vom mittelalterlichen unterschied40 • Der größte Teil der mittelalterlichen
Krankheiten, wie zum Beispiel Darmparasiten, Entzündungen u. ä., war jedoch
auf die mangelnde Hygienie zurückzuführen und hinterließ im osteologischen
Material keine Spuren. Die Grabungen im Friedhof des Heilig-Geist-Hauses
von Stockholm erbrachten Hinweise auf Rheuma, Tuberkulose und Syphilis,
das zahlenmäßige Verhältnis zu den „Gesunden“ ist jedoch nicht bekannt41 •
Die Hospitäler oder Pflegeanstalten hatten im Mittelalter eine wichtige gesellschaftliche
Funktion als geistige Rückversicherungsanstalten für ihre Wohltäter.
Sie waren also aktive Subjekte und nicht bloß Objekte im Rahmen der
Gesellschaft. Das kirchliche Personal und die Patienten der Pflegeanstalten bildeten
aus diesem Grunde, wie im Mittelalter üblich, eine eigene Korporation,
eine „Krankengilde“, um ihre Interessen zu vertreten42 • Aus Finnland finden
sich lediglich beim Maria-Magdalena-Leprosorium in Viborg vage Hinweise auf
39 Kostet 1986, 41.
40 Varrela 1981.
41 Dahlbäclc (Hg.) 1982, 126-133.
42 Nasalli-Rocca 1967, 161; Richards 1978, documents 4.
51
eine mögliche Korporation. In der Gründungsbulle heißt es ausdrücklich, daß
weder der Bischof von Turku noch sonst jemand das Recht habe, in irgendeiner
Weise auf die Eigentums- oder Bewirtschaftungsverhältnisse des Leprosoriums
Einfluß zu nehmen43• Das Georgs-Leprosorium und das Heilig-Geist-Haus in
Turku waren wiederum mit der Verwaltung der Domkirche verbunden, da beide
dort über einen eigenen Altar und eine Altarstiftung verfügten, was mit Landbesitz
und Einkünften verschiedener Art verbunden war44 •
Man nimmt an, daß es in ‚l’urku neben den erwähnten Anstalten noch
drei weitere kirchliche Pflege- oder Versorgungsanstalten gab: die für die Priesterschaft
bestimmte „Infirmaria sacerdotum“, das sog. Seelenhaus sowie das
Heilig-Geist-Haus des dem heiligen Olav geweihten Dominikanerklosters. Man
hat auch vermutet, daß die Gertrudsgilde über eine eigene „Pflegeanstalt“
verfügt habe 45•
Höchstwahrscheinlich wies bereits das 1249 gegründete Olavskloster der
Dominikaner zumindest ein Krankenzimmer auf, selbst wenn sich keine Quellenbelege
erhalten haben46 • Es ist hingegen kaum anzunehmen, daß das Krankenzimmer
der Klosters auch von den eigentlichen Stadtbewohnern benutzt
wurde, da das Kloster außerhalb des Stadtgebietes gelegen war, “ … prope civitatem
Aboense … „. Das Gebiet der Stadt dehnte sich frühestens 1380 in die
Gegend des Klosters aus47• Die früheste Erwähnung eines kirchlichen HeiligGeist-
Hauses findet sich in einem Ablaßbrief von 1396, so daß eine frühere
Gründung anzunehmen ist. Im Klostergebiet wurden in den Jahren 1901-1969
insgesamt sechs archäologische Ausgrabungen durchgeführt, ohne daß dabei
jedoch Hinweise auf ein Heilig-Geist-Haus oder einen als Krankenzimmer anzusehenden
Raum gefunden worden wären.
Die schriftlichen Quellen liefern keine Hinweise auf eine „Infirmaria sacerdotum“
, es ist jedoch anzunehmen, daß auch in ‚l’urku wie bei den übrigen
schwedischen Domkirchen eine Pflegeanstalt für betagte Priester bestand48 •
Das „Seelenhaus“ ist die am schlechtesten bekannte mittelalterliche Pflegeanstalt.
In Stockholm bestand eine solche Anstalt, die jedoch keine Armen
aufnahm. Quellenbelege aus Finnland fehlen, so daß man auf indirekte Aufschlüsse
angewiesen ist. Da die Domkirche zu Turku einen „Altare animarum
Christifidelium“ aufwies, nimmt man in Analogie zu Stockholm die Existenz
43 FMU IV, Nr. 3591.
H Kostet 1986, 4G-41; Pirinen 1956, 71-72; Rinne 1948, 11-19, 64-72.
45 Rinne 1948, 11-13, 17, 64-70, 73; Rinne 1952, 188, 191-192, 197, 201; Ruuth 1982, 88.
46 FMU I, Nr. 98; Gardberg 1971, 176, 264, 312.
47 REA, Nr. 98; Gardberg 1971, 265-275.
48 Kostet 1986, 39-40.
52
eines Seelenhauses an. Der Seelenaltar der Turkuer Domkirche verfügte über
bedeutende Besitzungen, die zu Beginn der Reformation 30 Güter oder Wiesen
umfaßten. Der Altar und die dazugehörende Prebenda waren von Bischof
Magnus Tawast begründet worden. Der Umfang der Besitzungen erklärt sich
aus dem Umstand, daß der Inhaber der Prebenda ein Kanoniker war49 •
Die Gilden von Turku übten sich ebenfalls in der Wohltätigkeit. Da in
Turku bereits kirchliche Pflegeinstitutionen existierten, besteht kein Grund zur
Annahme, daß die Gilden eigene Hospitäler unterhalten hätten, auch wenn beispielsweise
die Gertrudsgilde bereits 1439 über ein eigenes Haus und eine Kapelle
verfügte50 • Das Haus der Gertrudsgilde, das auch als Gasthaus diente, war
vor allem bei den deutschen Kaufleuten als Versammlungsort beliebt. Eine Gertrudsgilde
wird in Finnland erstmals 1347 in Ulvila in der Provinz Satakunta
erwähnt, das einen ansehnlichen deutschen Bevölkerungsanteil aufwies51 •
Aus den übrigen finnischen Städten des Mittelalters, Ulvila, Rauma, Porvoo
und Naantali, haben sich kaum Informationen über mittelalterliche Pflegeanstalten
erhalten. Aus Naantali liegen demgegenüber Quellen vor, die eine
Differenzierung des Krankheitsbegriffes im mittelalterlichen Finnland vermuten
lassen.
4. KRANKHEIT ALS PROBLEM DER OBEREN GESELLSCHAFTSSCHICHTEN
Ein Kranker war also im Mittelalter eine Person, die nicht imstande war, für
sich selbst zu sorgen. Die Mitglieder der oberen Gesellschaftsschichten litten
zweifelsohne an Krankheiten und Altersbeschwerden im heutigen Sinne. Zu
einem Problem wurde dies jedoch lediglich für die alleinstehenden und kinderlosen
Personen, die nicht über Nachkommen verfügten, die sie gepflegt
oder oder ihre Pflege organisiert hätten. Das Heilig-Geist-Haus in Stockholm
verfügte aus diesem Grunde über zwei Abteilungen: neben dem Teil
für die eigentlichen Kranken wies es auch einen „Bürgertisch“ für die reicheren
Bürger auf. Das Prinzip der mittelalterlichen Krankenpflege war, daß die
Armen für ihre Pflege keine Entschädigung zu entrichten hatten, sondern als
49 Im Testament des Pfarrherren von Äyräpää Henrik Malc:erlund wird ein „sielabodhinne“
(Seelenhaus) erwähnt. Obschon im Testament der Ort dieses Seelenhauses nicht präzisiert
wird, hat man angenommen, daß die Notiz Vüpuri betraf (Ruuth et al. 1982, 171) und daß
Pfarrherr Henrilc Malcerlund schwedischer Abkunft war (Kähönen 1959, 160-161). Es dürfte
sich jedoch eher um das Stockholmer Seelenhaus handeln, denn der Besitz des Pfarrherrn
Makerlund befand sich zum größten Teil in Stoclcholm. Außerdem bedachte er in seinem Testament
zahlreiche kirchliche Institutionen Stoclc:holms, auch die vier Testamentsvollstrecker
stammten aus Stoclc:holm. Granlund 1970, 321-323; Pirinen 1956, 181-182.
50 Pirinen 1956, 483-485; REA Nr. 477; FMU V, Nr. 4111; FMU VI, Nr. 5122.
5 1 Gardberg 1971, 295-296; FMU I, Nr. 518; Suvanto 1973, 274.
53
Gegenleistung für die Seelen ihrer Wohltäter beteten. Die Angehörigen des
„Bürgertisches“ im Stockholmer Heilig-Geist-Haus bezahlten demgegenüber
als einmalige Entschädigung für ihre Pflege die Summe von 300-400 schwedischen
Mark, was dem Preis eines Steinhauses im mittelalterlichen Stockholm
entsprach. Die Mitglieder des „Bürgertisches“ verfügten über einen eigenen
Speisesaal, Einzelzimmer sowie das Recht, Diener zu unterhalten 52 •
Die Kleinheit der mittelalterlichen Städte Finnlands sowie die archäologischen
Befunde erlauben nicht anzunehmen, daß in den finnischen Heilig-GeistHäusern
vergleichbare Regelungen bestanden hätten. Diese These wird auch
durch schriftliche Quellen unterstützt: Das Turkuer Ehepaar Staffan Nilsson
(Kouto) und Margareta Olavsdotter wurde am 13. Juli 1485 durch Ratsbeschluß
und Zahlung von 400 Mark an den Stockholmer „Bürgertisch“ aufgenommen53.
Das Ehepaar taucht jedoch das nächste Mal am 28. August 1491
in den Quellen auf, als es in einem in Turku ausgestellten Donationsbrief mitteilt,
sie seien im selben Jahr ins Birgittinerkloster Naantali eingetreten und
hätten all ihren Besitz in Turku dem Kloster überlassen. Dieser Umschwung ist
dadurch zu erklären, daß das Kloster in Naantali einen eigenen „Bürgertisch“
aufwies, der bereits 1446 erwähnt wird. Neben Staffan und Margareta werden
noch zwei weitere Ehepaare adliger Abstammung erwähnt, die in ihren alten
Tagen dem „Bürgertisch“ von Naantali beitraten 54 • Die Beliebtheit von Naantali
beruhte zweifelsohne auf der geringen Entfernung zu Turku sowie auf dem
Umstand, daß man im Kloster Naantali die Möglichkeit zu medizinischer Pflege
hatte.
Aus Skandinavien finden sich im Mittelalter kaum Informationen über eigentliche
Ärzte. Aus Naantali liegt hingegen ein eigenes Medizin-und Kräuterbuch
vor55 • Das Manuskript unterscheidet sich stark von den bekannten
schwedischen Medizin- und Kräuterbüchern des Mittelalters. Der Verfasser
verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse der mittelalterlichen medizinischen
Theorie und das Manuskript beruht, im Gegensatz zu den übrigen schwedischen
Kräuterbüchern, weitgehend auf der Kräuterbuchtradition des Dänen
Henrik Harpenstreng. Die Ingredienzen des Kräuterbuches von Naantali waren
zum größten Teil in Finnland erhältlich und bei den erwähnten Krankheiten
handelte es sich meist um typische Altersbeschwerden sowie Leiden, die auf eine
einseitige Ernährung zurückzuführen waren. Das Kräuterbuch wurde 1450 im
52 Richards 1978, 1 1 , 54; Dahlbäck (Hg.) 1982, 63-69.
53 FMU V, Nr. 4038; Dahlbäck (Hg.) 1982, 70, Fig. 43.
54 FMU V, Nr. 4381; FMU VII, Nr. 5624; Suvanto 1976, 134-135.
55 Sandholm 1973, 246-247; SKB A 49. Nadendals klosterbok, fol. 170-177. Translitteriert
von Klemming 1883-1886, 153-162.
54
Kloster N aantali verfaßt , das für seine literarische Produktion bekannt war.
Mit der im Kräuterbuch von Naantali beschriebenen Pflege versuchte man offensichtlich
vermögende alte Leute anzulocken, die als Gegenleistung den Besitz
des Klosters vermehrten56• Die Beliebtheit von Naantali beruhte wohl auch auf
den Wunderheilungen, die der Hl. Birgitta zugeschrieben wurden; ein in den
Unterlagen des Kanonisationsprozesses aufgeführtes Mirakel ereignete sich in
Kokemäki, Finnland 57•
Obschon die archäologischen Untersuchungsresultate des Heilig-Geist-Hauses
in Turku keine eindeutigen Aussagen zulassen, kann man doch feststellen,
daß das Haus in Turku nicht über die Voraussetzungen zur Einrichtung eines
Bürgertisches wie in Stockholm verfügte. Der einzige Konkurrent von Naantali
scheint das dem Hl. Olav geweihte Dominikanerkloster in Turku gewesen zu
sein, in das sich im Jahre 1455 ein adliges Ehepaar für seinen Lebensabend
zurückzog58•
5. DIE VIELEN SEITEN DER KRANKHEIT
Die Entwicklung der Wohltätigkeit in Skandinavien widerspiegelt den Einfluß
des Christentums. Früher hatte lediglich die Sippe für den einzelnen Menschen
gesorgt. Der Kranke war ein notwendiger Bestandteil des mittelalterlichen
Denkens. Es war nicht gut, mit leeren Händen vor den strengen Richter zu
treten und durch Wohltätigkeit konnte man seinen Schatz für den Himmel
vermehren. Obschon der „Kranke“ an sich arbeitsunfähig war, erfüllte er doch
eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft. Der „Kranke“ war wie der „Pfleger“
ein aktives Mitglied der mittelalterlichen Pflegegemeinschaft, der „Kranke“ war
im heutigen Sinne nicht Objekt, sondern Subjekt.
Die mittelalterlichen Pflegeanstalten Finnlands wurzeln auf der gesamteuropäischen
Tradition und umfaßten auch ein „Altersheim“ der wohlhabenderen
Schichten, den „Bürgertisch“ von Naantali.
56 Eine Untersuchung zum Inhalt und zur Provenienz des Kräuterbuches von Naanta.li ist
vom Verfasser geplant.
57 Suvanto 1976, 78, 135.
58 REA Nr. 570.
55
UNGEDRUCKTE QUELLEN:
Kungliga Biblioteket, Stockholm (SKB): A 49. Nädendals lclosters bok.
GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR:
Codex Aboensis (Codex f. d. Kalmar). Faksimiledruck. Helsinki 1974.
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Turun käsikirjoitus. Kommentaarit ja suomennokset. Helsinki ..
57
MEDIUM AEVUM QUOTIDIANUM 19
QUOTIDIANUM FENNICUM
DAILY LIFE IN MEDIEVAL FINLAND
EDITED BY
CHRISTIAN KRÖTZL AND JAAKKO MASONEN
KREMS 1989
Gedruckt mit Unterstützung der Kulturabteilung
des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der materiellen
Kultur des Mittelalters. Kornermarkt 13, A-3500 Krems, Österreich. – Für den Inhalt
verantwortlich zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrücldiche Zustimmung jeglicher Nachdruck,
auch in Auszügen, nicht gestattet ist. -Druck: HTU-Wirtschaftsbetrieb Ges. m. b. H.,
Wiedner Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhaltsverzeichnis
Jaakko Masonen:
Finnland im Mittelalter. Zur Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Christian Krötzl:
Migrations- und Kommunikationsstrukturen im finnischen Mittelalter . . . . 13
Luigi de Anna:
ll nutrimento del pregiudizio. Codici alimentari riferiti
agli abitanti della Finlandia e del Settentrione nelle fonti occidentali 29
Jaakko Masonen:
Zum Krankheitsbegriff im finnischen Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45
Marko Nenonen:
Hexenglauben, Mensch und Gemeinschaft in Finnland.
Spätmittelalter und frühe Neuzeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58
Jussi-Pekka Taavitsainen:
Finnish Limousines. Fundamental Questions
about the Organizing Process of the Early Church in Finland . . . . . . . . . . . . . 75
Helena Edgren:
The Dance of Death in Inkoo.
A Medieval Church Painting as a Source of Local History . . . . . . . . . . . . . . . . 89
Verzeichnis der Mitarbeiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101
Informationen an die Mitglieder von „Medium Aevum Quotidianum“ . . . 103
Verzeichnis der Mitarbeiter
De Anna, Luigi. Dr.phil. Lektor.
Hat in Florenz studiert (Dott. in lettere), lebt seit 1973 in Finnland. Dissertation am Institut
für Kulturgeschichte der Universität Turku: Conoscenza e immagine della Finlandia e del
Settentrione nella cultura classico-medievale (Annales Universitatis Turkuensis B 180) Turku
1988. Interessen&- und Forschungsgebiete: Bild Finnlands und der arktischen Völker in der
westlichen Kultur, Beziehungen zwischen der Ostsee- und der Mittelmeerkultur im Mittelalter.
L. de Anna ist Herausgeber der Zeitschrift „Settentrione“ (Turku). Publikationen:
L’immagine della Finlandia nella cultura medievale. In: Quaderni medievali 23 (1987), 55-
71. Adresse: Dipartimento di Studi Italiani, Universita di Turku, Henrikinkatu 2, SF-20500
Turku 50.
Edgren, Helena. Lic. phil. Kurator.
Studierte in Helsinki Archäologie, Kunstgeschichte und Ethnologie sowie in Kopenhagen
Kunst und Ikonographie des Mittelalters. Hat in der Staatlichen Museumsverwaltung als
Leiterin des Archäologischen Dienstes sowie als Forscherin bei Kirchenrenovationen gearbeitet,
z. Z. angestellt als Forscherin des ikonographischen Archives mit Schwerpunkt Kunst des
Mittelalters. H. Edgren ist Redaktionsmitglied von ICO (Nordic Review of Iconography).
Publikationen: De skrivande djävlorna i Finlands medeltida kyrkor (Die schreibenden Teufel
in den mittelalterlic hen Kirchen Finnlands). In: Finskt Museum 86 (1979); Hästhandel i
Finlands medeltida lcyrlcor (Pferdehandel in den mittelalterlichen Kirchen Finnlands). In:
Finskt Museum 92 (1985); Dominilcanmunken i St. Marie lcyrlca (Der Dominikanermönch in
der Marien-Kirche). In: Monastisk lconst i Norden. Stoclcholm 1988; Kapeil eller icke lcapell
– det är fragan. In: Finskt Museum 94 (1987). Adresse: Museovirasto, Nervanderinkatu 13,
SF-00100 Helsinki 10.
Krötzl, Christian. Lic. phil.
Forschungsassistent der Akademie von Finnland. Geb. 1956. Hat in Zürich Geschichte und
Romanistik studiert. Arbeitet an einer Dissertation zum mittelalterlichen Pilgerwesen der
Slcandinavier. Publikationen: Om nordbornas vallfärder till Santiago de Compostela. In:
Historisi: Tidskri!t för Finland 72 (1987) 189-200; Parent-Child-Relations in Medieval Scandinavia
according to Mirade Collections. In: Scandinavian Journal of History 14 (1989)
21-37. Adresse: Historisches Institut der Universität Tampere, PL 607, SF-33520 Tampere
52.
Masonen, Jaakko. Dr.phil.
Forscher am Finnischen Straßenmuseum. Geb. 1957. Beschäftigt sich mit der archäologischen
und historischen Untersuchung der alten Verkehrswege Finnlands sowie mit Medizin und
Sozialwesen im finnischen Mittelalter. Hat in Tampere und Helsinki studiert, Dissertation:
Hämeen häri:ätie. Synty ja varhaisvaiheet (Tiemuseon julkaisuja 4) Helsinn 1989 (with
English summary: The Häme Oxen Road from the end of the iron age to early medieval
times). Publikationen: Ancient land communications research in Finland. In: Fennoscandia
Archaeologica V (1988). Adresse: Pellervonkatu 2 C 44, SF-33540 Tampere 54.
101
Nenonen, Marko. Lic. phil.
Geb. 1956. Hat in Tampere studiert und arbeitet an einer Dissertation über Zauberei, Hexerei
und Hexenprozesse in Finnland. Publilcationen: Noidat ja noitavainot Hämeessa ja Yli.
Satalcunnasa (Hexen und Hexenverfolgungen in Häme und Ober-Satalcunta). In: Tampere:
tutlcimulcsia ja lcuvaulcsia IX. Tampere 1988; Paholaislcultista lconfülctiteoriaan eli Ieuinka
selittää noitavainot (Vom Satanskult zur Konfliktthone oder die Erlclärung der Hexenverfolgungen).
In: Ylcsilö ja yhteislcunnan muutos (Acta Universitatis Tamperensis, Ser. A
vol. 202) Tampere 1986. Adresse: Pispalan valtatie 85 B, SF-33270 Tampere 27.
Taavitsainen, Jussi-Pekka. Lic. phil.
Geb. 1951. Arbeitet als Forscher an der prähistorischen Abteilung der Staatlichen Museumsverwaltung.
Publilcationen: Keslciajan lcangaslcaupasta lcirjallisten ja esineellisten lähteiden
valossa (On the Medieval Cloth Trade to Finland in the Light of Written Sources and Earth
Finds). In: Suomen Museo 89 (1982) 23-43; Wide-Range Hunting and Swidden Cultivation
as Prerequisites of Iron Age Colonization in Finland. In: Suomen Antropologi 12 (1987)
213-233. Adresse: Tehtaankatu 22 G 52, SF-OOHO Helsinlci 14.
102
MITTEILUNGEN AN DIE MITGLIEDER
VON „MEDIUM AEVUM QUOTIDIANUM“
Das vorliegende Heft von Medium Aevum Quotidianum widmet sich der Auseinandersetzung
mit Alltag und materieller Kultur des Mittelalters in der finnischen
Forschung. Es setzt damit die in Heft 15 begonnene „Länderserie“
fort. Unser Dank gilt den beiden Herausgebern des Heftes, Christian Krötzl
und Jaakko Masonen, sowie den Autoren der Beiträge. Die angesprochene
„Länderserie“ soll in zwangloser Folge fortgesetzt werden. Diesbezügliche vorbereitende
Kontakte wurden vor allem mit ungarischen, schwedischen und jugoslawischen
Kollegen geknüpft.
Neben den bereits in Medium Aevum Quotidianum 18 angekündigten, für 1990
geplanten Heften wird im Februar/März 1990 Medium A evum Quotidianum.
ErgänzungJband 1 erscheinen. Dieser Band leitet eine Reihe ein, die in unregelmäßigen
Abständen umfangreichere Abhandlungen zu Alltag und materieller
Kultur des Mittelalters aufnehmen soll. Wir freuen uns, die Leistungen
der Gesellschaft für ihre Mitglieder damit neuerlich erweitern zu können.
Der genannte ErgänzungJband 1 wird sich mit der „Bedeutung von Schlaf
und Traum im Mittelalter“ auseinandersetzen. Dabei handelt es sich um
eine überarbeitete und erweiterte Dissertation von Maria E. Wittmer-Butsch
(Zürich), die bei Ludwig Schmugge am Historischen Seminar der Universität
Zürich verfaßt wurde und in ihrer Methode in starkem Maße von alltagsgeschichtlichen
Ansätzen ausgeht.
Gerhard Jaritz, Herausgeber
103