Essen und Trinken
in den livländischen Städten i m Spätmittelalter
lnna Pöltsam
Als Grundnahrungsmittel galten in Livland, ebenso wie auch im übrigen Europa, Brei und Brot
aus Getreidearten, die im Mittelalter die Basis der pflanzlichen Ernährung lieferten. Von den
Getreidearten dominierte in Livland der Roggen; weiters waren Gerste und Hafer von
Wichtigkeit. Der Weizen spielte in Ost- und Mitteleuropa allgemein lediglich eine
untergeordnete Rolle. Als teuerste Mehltiucht verwendete man daher den Weizen bevorzugt
fur Festtagsgebäck und baute ihn als Marktgetreide an.
Vom Mittelalter bis heute ist Brot der preiswerteste Energielieferant fur die
menschliche Ernährung in Osteuropa geblieben. In der Regel erließen die mittelalterliche Städte
Livlands Bäckerordnungen, welche die Beschaffenheit der Ausgangmaterialien und die Größe
der Brote festlegten. So hatte man in Riga bereits 1392 und in Reval 1438 eine spezifische
Bäckerordnung. 1
Die Bäcker durften ihr Brot zu Hause oder im Brotscharren verkaufen. Der Verkauf
wurde daselbst von Gesellen oder Jungen betrieben 2 Es wurde in Riga viererlei Brot – als
semmel, weghen, schonroggen und speise-brat – und in Reval zweierlei Brot – wegghe vnd
Schonroggen – gebacken. 1 548 werden in Reval drei Brotsorten als zum Meisterstück gehörig
genannt: „wegge“ – keilförmiges Gebäck aus Weizenmehl – sollte 7-14 Lot (90-1 80g) wiegen;
„schonroggen“ – Feinbrot aus gebeuteltem Roggenmehl – sollte zu einem Drittel Weizenmehl
enthalten und 20-28 Lot (260-360 g) wiegen; „halveschillinges wegge“ entsprach in der Größe
drei Wecken; „speise-hrot“ war gröberes, gewöhnliches Roggenbrot. 3
1
Liv-. Esth- und Curlandisches Urkundenbuch. (weiterhin LUB) Bd. 3. Reval 1857, Nr. MCCCV, Schragen
des Rigischen Bäckeramts vom Jahr 1392 Sp. 641-644: LUB 9. Riga. Moskau, 1889, Nr. 258. Schragen des
Bäckeramts zu Rc\’al 1-138 Fcbr. 25, S. 152-156.
2
LUB 3, Nr. MCCCV. S. 643. An.l7: Auch so soll keiner seljfer be1 seinen brod stehen mr scharren … Vgl.
Tallmna Linnaarhii\‘ (Stadtarchiv Tallinn, weiterhin gckiirzt TLA). A.c.5. Schragen der Knochenhauer 1509.
An. 21. BI. 47. -17a . . ltem Eyn ,\festerman sal syn jlesch va•r synen Jede Suluen vorkopen in den Scharnen,
Sunder idt were mercirelike noetzake …
3 TLA. A.c.5. Schragen der Bäcker 1527 (ergänzt 1533). An. 46. BI. 102a: ltem ein knecirt sn .1/er.ter werden
wi/ sa/ .. drererler brodt m des 0/dermans huse backe, .’\’emlrch, Wegge. haluesc/rillmges wegge vnd
schonroggen …
1 18
Nach dem Schragen der Bäcker zu Reval war das Brotbacken streng reguliert: „so
Jemendes semelen efte lossbrodt na der duitschen manier dat vnstraf/7ick is backen kan vnd
wil, de sal nene Wegge ejjie schonroggen tho kopen backen.“ Zwischen den Mitgliedern des
Hackeramtes bestand eine feste Arbeitsteilung: „ltem de semmelen vnd idt lose brodt sal ein
Jder vnses Amptes hroder nha siner korde so de an ohn kumpt ein Monat tides langk
backen „4 Tm 1 8 . Jahrhundert trennten sich die Ämter fur Los- und Kuchenbäcker einerseits
und fur Festbäcker andererseits 5
lm mittelalterlichen Europa variierte aufgrund der Schwankungen des Getreidepreises
das Gewicht des Brotes und nicht der Preis 6 Auch in Livland war dieser Usus bekannt.
Daruber geben die Bäckerschragen Auskunft: „Wen de Rogge vnd wete gelike ve/e gelt dat
punt !Oferdinge is de last 30 mr sal de schonrogge ein punt min -1 Ioth wegen. So de rogge 3
mr gelt dat punt. 1’/ld dat we/en -1 mr is de las/ Medeil roggen ein deil weten 40 mr, so sal de
schonrogge wegen 21 lolh. „7 Jedenfalls konnten die Schwankungen des Getreidepreises nicht
zu groß sein, weil das Gewicht des Brotes sowieso schon gering war. Im Mittelalter wurde
häufig der Begriff „gerechter Preis“ verwendet Diese Preise waren von „ehrewürdigen
Mannem“ festgesetzt. Ausserdem wurde geglaubt, daß jede Veränderung sich als negativ
darstellte. „Auerst deHyle alle voranderingen gejehrlick sim . .. „, schrieb der Chronist Balthasar
Russow.8 In einer Zeit von Teuerungen war es sicherlich leichter anstatt des Namens das
Gew:cht zu ändern, so z.B. wurden seit 1 548 in Reval auch „halveschillinges wegge“ verkauft.
Im Mittelalter war der Fleischkonsum relativ groß; es wurden Rind-, Hammel-,
Schweine-, Ziegenfleisch und Geflügel verkauft. Außerdem kamen auch Handelsartikel wie
Schir.ken. Mettwürste, Zungen, ’syden speckes ·, gesalzenes und geräuchertes Schweinefleisch
vor. Schinken, Würste und Zungen waren besonders beliebt, bei Festmahlen waren sie
obligatorisch.
Das Jagdrecht war ein Privileg des Adels, deshalb galt das Wildbret als Statussymbol.
In den Städten wurde zum Beispiel Wildbraten in der Regel nur anläßlich des Besuches des
livländischen Ordensmeisters aufgetragen. 9
Seit dem Ende des 14. Jahrhunderts ruckte anstelle von Getreidebau die Viehhaltung in
den Vordergrund. Die Nachfrage nach Getreide ging stark zuruck und fuhne zu einem
Preisverfall fur Fleisch. Auch bei den Unterschichten der Bevölkerung war der
Fleischverbrauch merkwürdig hoch. So kostete in Reval am Ende des 1 6 . Jahrhunderts I kg
4 Ebd .. An.34, BI. 1 0 1 . Die Undeutschen hatten zu diesem Amt keinen Zutritt, doch herrschte Mangel an
deutschem Nachwuch. Daher holt zum Beispiel der Revaler Rat I 445 einen deutschen Bäcker aus Köln und
bezahlt ihm die Reise über Kampcn pcr Schiff. (Vgl. P. Johansen. H. v. zur Mühlen. Deutsch und undeutsch
im llllltelalterlichen und frühneuzeitlichen Reval. Köln. Wien, 1973. S. 206).
5 P. Johansen. H. v. zur Mühlen. Deutsch und Undeutsch, S. 207.
6
Fernand BraudeL C’ivili=atian and Capitalism I 5th – 18th Century. VoL I. The Structures of Everyday Life.
Thc Limits ofthe Possible. London. 1 985, p. 139. 7 TLA. A.c.5. Schragen der Bäcker 1527 (ergänzt I 533), Art.48. BI. J02a. 103.
8 Balthasar Russow’s Chranica der Prouintz Lyff/andt. Riga, I 857. S. 65.
9 P. Johansen. „Ordensmeister Plettenberg in Reval.“ In: Beitrage zur Kunde Estlands. Bd.Xll. 4.-5. Heft.
ReYaL I 927. S. 109. Anläßlich des Besuches des Ordensmeisters Plettenberg in Reval gab es in der Ratsstube
auch Hasenbraten und Rebhühner.
1 1 9
Hammelfleisch I Schilling, etwa I ,4 kg Brot kostete ebenfalls I Schilling. Wahrscheinlich
wurde Fleisch in livland, ebenso wie im restlichen Europa. nicht als Luxusanikel angesehen.
Sowohl der Fle!sch- als auch der Brotverkauf standen in den Stadten unter polizeilicher
Aufsicht. Brot wurde auf sein Gewicht hin von den Amtsherren aus dem Rat geprüft. lU Es
bestanden auch strenge Vorschriften über die Qualität des Brotes und Fleisches. Das Brot
durfte nicht zu leicht, nicht unsauber und der Teig nicht gar ausgebacken sein Die städtische
Fleischbeschau wachte darüber, daß man frisches und gesundes Fleisch verkaufte 1 1 Fleisch ist
außerordentlich verderbsanfallig, deshalb waren auch die Vorschriften über die Qualität des
Fleisches strenger als über die Qualität des Brotes. Die Versorgung mit Mehl unterlag ebenfalls
der Kontrolle des Rats. Es war den Bäckern untersagt, von Fremden Korn oder Mehl zu
kaufen 12 Keir.em Knochenhauer war … kopen edder kopen larhen generley queck tho lande
bye pene drier marcke … erlaubt 13
Deutsche und Undeutsche waren nicht in gleicher Weise Verbraucher der
Backerzeugnisse. Die gröberen Brotsonen wurden hauptsachlich von den ärmeren Schichten
der Stadtbevolkerung gekauft. Ebenso mußten sich die Undeutschen offensichtlich mit
m!nderwenigem Fleisch – etwa finnigem Fleisch – begnügen. 1 4
Fische waren in Mittelalter ein allgemein gewohntes Nahrungsmittel. Wegen der
strengen Fastenvorschriften spielten Fischzucht und Fischhandel eine wichtige Rolle, doch
wurden Fische auch außerhalb der Fastenzeit in großer Menge gegessen. Mit dem
Detailverkaufvon Fischen beschaftigen sich in den Städten die Fischhöker.15 Es wurde vielerlei
Fische, wie Stockfisch, Strömling, Lachs, Dorsch, Stint, Flunder, Neunauge, Stör, Hering, Aal,
Hecht und ‚jlack Pisch ‚ 1 6 verkauft. Von den genannten Fischen wurden Heringe am häufigsten
gegessen Fische gehönen in großen Mengen mit zu jenem Proviant, den man an Kriegstruppen
sandte.
Eine ständige Erganzung des Speisezettels bildeten vor allem Bohnen und
Erbsen; man verwendete auch Kohl, Rüben und anderes Grobgemüse.
10
TLA. A.c. 5. Art. IO. “ .. .l’nnd wal .
filr den Fleisch\’erkauf tm Scharren mcht •erwendet „erden. Ebd. An. 9
12 TLA. A.c. 5. An.40.
1 3 Ebd .. An. 22.
14 LUB 4 Reval. 1859. Nr.MCCCLXV. Schragen des Amtes der Knochenhauer zu Reval 1394 Sept. 8, Art 10,
Sp. 22: Ock nemont eneme Dudeschen vmnich vlesch vorkopen, dar klage over kumpt. ..
1 5 Ebd .. Nr.MDXVI. Revalsche Bursprake Ende des 14. Jahrhunderts. An.86. Sp. 278: I i>rtmer so ne sal men
nene droge vische. noch soltene vische andtrs vorkopen, denne in den hockirboden …
16 Getrocknete Fische. die am ROcken auseinander getrennt und auf solche Weise in zwet Halften geteilt
waren
120
Kennzeichnend fur die mittelalterliche Küche war, daß besonderes Gewicht auf
Ge·.vürze gelegt wurde. Das heimische Gewürzangebot ergänzten sehr teuere Importgewürze
wie Pfeffer, Ingwer, Zimt, Nelken, Safran, Muskat usw. Solche Gewürze sowie Südfrüchte
waren allerdings Luxusartikel, die fur die Masse der Bevölkerung als Nahrungsmittel nicht in
Betracht kamen.
Im mittelalterlichen Livland wurden auch Äpfel und Birnen kultiviert, obwohl das
Sammeln von Wildbeeren eine erhebliche Rolle spielte. Obstsorten wie Feigen, Datteln,
Aprikosen, Limonen, Quitten. Rosinen, ebenso wie Nüsse und Mandeln fuhrten die hansischen
Kaufleute nach Livland ein.
AJs Süßstoff stand im Mittelalter lange Zeit hindurch nur Honig zur Verfugung, Zucker
gehörte zu den Luxusgütem Ein äußerst notwendiges Würzmittel war Salz. Es trat zum Teil
direkt an die Stelle von Geld.
Die städtische Bevölkerung gewann einen großen Teil der Rohstoffe, insbesondere
Nah:11ngsmittel, durch eigene Wirtschaft. Der mittelalterliche Mensch hielt Haustiere, er legte
Hausgärten fur Gemüse, Kräuter und Obst an. Im mittelalterlichen Nahrungswesen spielte die
Vorratwirtschaft eine bedeutende Rolle. Auch diese stand in den Städten unter polizeilicher
Aufsicht, es gab verschiedene Vorschriften, und Abweichungen wurden bestraft. 17 Eigene
Viehhaltung war nur solchen Bürgern erlaubt, die Haus und Hof besaßen. Oft war die Anzahl
von Haustieren fur städtische Verhältnisse recht beachtlich. Im Jahre 1530 besaß eine Witwe in
Reval 6 Kühe, 3 Kalber, 2 Schweine und ein Pferd: Pavel Pistelmakers Nachlaß umfaßte 4
Pferde, 4 Kühe und 2 Kälber. 18 Am stärksten wurde in den Städten wahrscheinlich die
Schweinezucht betrieben.
In allen Städten spielte während des Mittelalters die hausgewerbliche Tätigkeit eine
große Rolle. Zu Hause wurde selbstverständlich gekocht, gebacken, Fleisch und Fisch
geräuchert, eingepökelt, Bier gebraut, usw.
Den alkoholischen Getränken war in der mittelalterlichen Gesellschaft eine bedeutende
Rolle zugeteilt. Sie galten sowohl als Genuß- als auch als anerkannte Zahlungsmittel, im Fall
der süßen ausländischen Weine auch als StatussymboL
In deutschen Ländern galt das Bier gewissermaßen als Standardgetränk. Es wurde
nicht etwa bloß von niedrigen sozialen Schichten getrunken. Wie beliebt das Biertrinken auch
in Livland war. geht aus Russows Chronik hervor: „ldt ys geschehen dat ein older
Lyj(lendisscher F:dde/man, do ehm syn Amptman 18 Laste Molles vp ein Jahr thor
Rekenchop hrachte, sick hoch darauer venvundert hefft, dat des nicht mehr verteret ys
gewesen, vnde heffl gespraken, he were so old! geworden, Auersf dat hedde he nicht gedachl,
da! he mil so weini[:en Mv/Je dat gam::e Jar were thogekamen. alse dat Jar … „.19
Die Methode des Bierbrauens war im Mittelalter wohl dieselbe, welche noch im 19.
Jahrhundert üblich war. Die Grundstoffe fur die Erzeugung von Malz waren Hafer und Gerste.
Das Malz und der Hopfen wurden im selben Kessel gekocht . Beigabe von Hopfen verbesserte
17 LUB 11. Riga. Moskau. 1905. Nr.75. Rigische Bursprache um 1450, Art.42. S. 57: Vo rtmer so/ nemant
qrek, boueren. kese. druge viisehe und sodanige vitalge mer kopen dan he ,, y/ven mit sinem gesinde behovet 111
si11em huse. bii 3 mk.
18 P. Johansen, H. v. zur Mühlen, Deutsch und Un deutsch. S. 252.
19 B. Russow. S. 44.
121
vor allem die Haltbarkeit und Schmackhaftigkeit des Getränks und verschuf ihm den Ruf der
heilkraftigen Wirkung. Im Mittelalter war das Brauen im eigenen Hause, soweit es die
vorhandenen Herde und Öfen es zuließen, ein allgemein verbreiteter Usus 20 Nu die Mitglieder
der Brauercompagnie hatten das Recht des gewerbsmäßigen Bierbrauens,21 aber jedermann
hatte das Recht fur eigenen Bedarf Bier und Met zu brauen. Die Brauberechtigung war nicht
autoatisch mit dem Erwerb des Bürgerrechts verbunden. Viele Handwerker durften nicht fur
den Verkauf brauen, obwohl sie das volle Bürgerrecht erworben hatten. Im Jahre 1547
bestätigte der Ordensmeister einen Vergleich, laut dessen die Handwerker nur zum eigenen
Bedarf Bierbrauen sollten 22
Wie du Verkauf des Biers, so stand auch seine Bereitung unter polizeilicher Aufsicht. Es gab
Verbote „undeutsches“, d. h. von Undeutschen auf dem Lande oder auf undeutsche Art
hergestelltes Bier zu kaufen. 1464 wurde vier Bürger dafur bestraft, „dat se heben undusch ber
gec(?ft“ 23 Auch wurde die Qualität des Biers kontrolliert. Sollte jemand schlechtes Bier
ausschenken, sollte es konfisziert werden. Wir wissen alerdings nichts über die Qualität des
livländischen Biers. Jedoch bestanden auch Ehrengeschenke, welche man hochgestellten
Persönlichkeiten machte, aus einheimischem Bier.24 Möglicherweise waren die spottende
Worte M Muelles zu Unrecht gesagt: … da Jprack Martten Mulle: „sodann ber schall men
swine vorgelten vnd nene ludenn vorkopen. 25 Revaler spätmittelalterliche Akten kennen
verschiedene eigene Biersorten: tafel ber, mark her, gudes ber, beste ber, 5:ferdinges ber. 6-
ferdingl!s her usw.
Die Stadtbürger entdeckten in der Bierbrauerei eine wichtige Einnahmequelle. weil
Bier in Livland in großer Menge getrunken wurde. Biertrinken gehörte zu regelmaßigen
Gewohnheiten. Bier war sowohl obligatorisch bei der Verköstigung der Gaste des Rats als
acch der Arbeiter bei der Heumahd 26 Jeder neue Zunftbruder mußte den Amtsbrüdern ein
Mahl stiften und dazu auch eine Tonne Bier verabfolgen.
20 LUB 4. Nr MDXVII. Peruausehe Bursprake Ende des 14. Jahrhundens. An.3. Sp. 279: … dat nemant schal
backen edder hrull’en. il SI dan em Dudesch man, und hebbe emen guden schorstem oder emen guden roef
21 E. v. Nottbeck. Die alten Schragen der grossen Gilde :u .t?eval. Reval. 1885. Der Brauersehrasen v . l -186.
An.3. S. 107: /tem were dat yenmnt veyle bruwede vnd in dusser seelschop nicht gescreuen were so
vor:escreuen i.< de soff beteren .\' mark so vaken al·: breket.
2
A. Margus. "Rahn1s- ja sotsiaalvahekordadc teravneminc Tallinnas XVI sajandi esimcsel poolci."[Dic
Verschärfung der nationalen und sozaalen Verhältnisse in den ersten Hälfte des 16. Jahrhundens) ln: Vana
Tal/mn. IV kd Tallinn. 19-10. S. 100.
23
P. Johansen. H. \'. zur Milltlen. Dewsch und Undeutsch. S. 2 1 1 .
24 Kämmereibuch der Stadt Reval 1432-1463 (weiterhin KBR). bearb. von Rcinhard Vogelsang. I . Halbbd.
Köln. Wien. 1976. Nr. l . S. 19. 1-132 Okt. l 8 : ltem 5 f vor I 1. bers mit deme holte. de deme lirabandeschen
riuere sant ll'art. Ebd .. Nr.372. S. 169. 1-139 Mrz. 28: ltem lwmg Junens baden gesant I tunne bers .... KBR
l-163-1507. I. Halbbd. Köln, Wien, 1983, Nr.ll99. S. 19, 1463 Mai 2 1 : ltem gesant dem Iegaten. de ut Sweden
qwam. I /. bers .... Ebd .. Nr. 1-196. S 221. 1-173 Okt. 9: ltem deme bysschop von Abo. de lmr 111_ye besant wart.
gesont :! I bers ... Ebd .. 2. Halbbd .. Nr. 2523. S. 757, 1500 Okt. 24: ltem mt erste deme heren mester to slate
gesant ... '1 last 6-f-hers ....
25
P. Johansen. H. ,·on zur Mühlen. S. 215. Anm. 4 1 .
26KBR 1-1:12-1463. I . Halbbd .. Nr. 1 1 2. S. 64, 1434 Okt.2: /rem den Luden von J 'ete gegeven l t. bers I mr.
\'On des hnt.
noch I’Or eiiger 12 s. . . „42
* * *
Die livländische Stadte sind erst im Laufe der deutschen Einwanderung seit dem 1 3 .
Jahrhundert entstanden. Sie waren i m rechtlichen Sinne keineswegs eine direkte Fortsetzung
oder Weiterentwicklung vordeutscher Siedlungen. Mit der Eroberung im 1 3 . Jahrhundert
beginnt ein neues deutsches Zeitalter in Livland, denn die Eroberer haben mit den neuen
politischen Strukturen auch deutsche Lebensart und Sitten bzw. deutsche Lebensformen
mitgebracht. Die in die livländischen Stadte übersiedelten deutschen Kaufleute und
Handwerker kamen aus dem westeuropäischen sozialen und feudalen Milieu und hatten ihre
eigene Produktionsweise und Konsumgewohnheiten in Livland eingefuhrt. Diese Tatsache hat
die bisherige Forschung meist einseitig betrachtet Natürlich existierte im mittelalterlichen
Livland eine starke Trennung zwischen den städtischen bzw. deutschen und bäuerlichen bzw.
undeutschen Eß- und Trinkgewohnheiten. Man muß aber beobachten, daß beide Seiten des
sozialen Lebens unter beidseitigem Einfluß standen. Der Inhalt und die Folgen dieser Einflüsse
in der livländischen Eß- und Trinkkultur des Spätmittelalters bleiben eine dringende
Forschungsaufgabe.
42 LUB 11:2. Riga. Moskau, 1905. Nr. 679. Rechenschaft Herrnarm Burincks. Riga 150 Okt. 7-8. S. 529-530.
127
QUOTIDIANUM ESTONICUM
MEDIUM AEVUM QUOTIDIANUM
HERAUSGEGEBEN VON GERHARD JARITZ
SONDERBAND V
QUOTIDIANUM ESTONICUM
ASPECTS OF DAIL Y LIFE IN MEDIEV AL
ESTONIA
EDITEDBY
JÜRI KIVIMÄE
AND
JUHANKREEM
KREMS 1996
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER
KULTURABTEILUNG DES AMTES
DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Cover lllustralion: Compilation from sketchcs in the margins of accoum books
of the Town Magistrate of Rcval (TLA. Ad. 26 and 32)
– ISBN 3 901 094 08 3
© 1996 by Medium Ae\1Jm Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der materiellen Kuhur des Millclallers,
Körnennarkt 13, A – 3500 Krems. Austria – Printcd by Kopitu Ges.m.b.H.,
Wiedncr Hauptstraße 8-10. A-1050 Wien
Inhaltsverzeichnis!fable of Contents/Sommaire
Preface . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . …. . . . . . . ….. . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . 7
Jüri Kivimäe, Medieval Estonia. An Introduction . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . … . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Juhan Kreem, „ultima germonorum & christianomm prouintia“. Outlines ofthe Image
ofLivonia on Maps from the Thirteenth to the Middle of the Sixteenth Century … 14
Marek Tamm, Les miracles en Livonie et en Estonie a l’epoque de Ia christianisation
(fin XIIeme- debur Xllleme siecles) …………… ……… . . ………………………… 29
Erik Somelar. Va n des keisserlichen Liibischen Rechtes wegen. Circumstances of
Criminality in Medieval Reval. ……………………………………………………………………. 79
Tiina Kala, The Church Calendar and Yearly Cycle in the Life ofMedieval Reval. . . . . . . . . . 103
Mihkel Tammet, Some Aspects ofHerbal Medical Treatment on the Example
of Medieval Reval. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Inna Pöltsam. Essen und Trinken in den livländischen Städten im Spätmittelalter . . . . . . . . . . . . 118
Katrio Kukke, Les lois somptuaires de Reval. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . 128
5
Preface
The idea to publish a special Estonian or Baltic issue of Medium Aevum Quotidianum has been
discussed already for a couple of years with Gerhard Jaritz and Christian Krötzl. lnitially the
idea was based on the first experience of studying medieval everyday life and mentalities in a
small seminar-group at Tanu University. This optimistic curiosity of discovering a new history
or actually a history forgotten long ago, has been carried on. The research topics of Katrin
Kukke, lnna Poltsam and Erik Somelar originate from this seminar. However, all contributions
of Quolidianum r:.womcum were written especially for this issue.
Besides that, this collection of articles needs some comments. First, it must be admitted
that the selection of aspects of everyday life published here is casual and represents only
marginally the modern Situation of historical research and history-writing in Estonia. The older
Baltic German and Estonian national scholarship has occasionally referred to the aspects of
everyday life. Yet the ideology of ‚histoire nouvelle‘ has won popularity among the younger
generation of Estonian historians only in recent years. These ideas are uniting a srnall informal
circle of historians and archivists around Tallinn City Archives, represented not only by the
above mentioned authors but also by the contributions of Tiina Kala, Juhan Kreem, Marek
Tamm and Mihkel Tarnmet Secondly, we must confess the disputable aspects of the title
Quolldianum Eswmcum Medieval Europe knew Livonia but not Estonia and Latvia which
territories it covered over 350 years There may be even reproaches tOwards the actual
contents that it is too much centralised on Tallinn/Reval, but it can be explained with the rich
late medieval collections available at Tallinn City Archives.
We wish above all to thank Eva Toulouse, Monique von Wistinghauscn, Hugo de
Chassiron, Tarmo Kotilaine and Urmas Oolup for the editorial assistance. Our greatest debt of
gratitude is to Gerhard Jaritz, without whose encouragement and suppon this issue could not
have been completed.
Jüri Kivimäe, Juhan Kreem, editors
7