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MEMO-Sonderband

Author Archives: Gabriele Schichta

Elisabeth Gruber, Gabriele Schichta:

Zum Geleit des ersten MEMO Sonderbandes


Knapp fünf Jahre nachdem die erste Ausgabe der Zeitschrift MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture online ging, wird nun mit der vorliegenden Publikation ein neues Format etabliert: die MEMO Sonderbände. Es zeigte sich bald nach dem erfolgreichen Anlaufen der regulär erscheinenden Nummern, dass es einerseits immer wieder Einzelbeiträge geben würde, deren Veröffentlichung in einer ausgabenunabhängigen Form sinnvoll wäre; diese Artikel erscheinen seit dem Jahr 2020 in der Reihe MEMO_quer. Andererseits war bald absehbar, dass aus Forschungsprojekten, Workshops, Roundtables und Ähnlichem Publikationen entstehen würden, die aufgrund ihres Umfangs den Rahmen einer regulären Ausgabe sprengen würden. Ihnen wird mit der Reihe der Sonderbände ein geeignetes Forum geboten: In unregelmäßigen Abständen können hier thematisch und konzeptionell eng zusammenhängende Beiträge erscheinen, die neue Fragestellungen und/oder innovative Methoden in der Erforschung der materiellen Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit ausloten.

Den Beginn macht der Band „Wallfahrt und Regio­nalität in Mitteleuropa in der Frühen Neuzeit (17.–18. Jahrhundert)“, der aus einem am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit angesiedelten Projekt entstand. Das von 2019 bis 2022 laufende und vom Land Niederösterreich im Rahmen des Bündelprojekts Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs finanzierte Teilprojekt mit dem Titel Religiöse ‚Wearables‘ als materielle Zeugen neuzeitlicher Mobilität (17./18. Jahrhundert) beschäftigte sich mit dem Phänomen der Mobilität als Katalysator religiöser Strömungen und Ideen. Ausgehend von religiösen Wearables, d.h. Anhängern und Medaillen, wurden Fragen frühneuzeitlicher Mobilität und ihre Auswirkung auf die Verbreitung religiöser Strömungen untersucht. In einem Workshop traten die Projektmitarbeiter*innen in Austausch mit internationalen Forschenden, wodurch die für das Gebiet des heutigen Niederösterreich gewonnenen Erkenntnisse mit den Gegebenheiten in anderen mitteleuropäischen Regionen kontextualisiert werden konnten.

Im einleitenden Beitrag, der die gemeinsamen Fragestellungen, Konzepte und Methoden erläutert, fragen Thomas Kühtreiber – gleichzeitig Herausgeber des Bandes – und Jacqueline Schindler, ob und inwieweit Wallfahrten in der Frühen Neuzeit auf regionale Ziele beschränkt waren und welche Rolle das Wallfahrtswesen bei der Herausbildung von Regionen spielte. Karin Kühtreiber und Regine Puchinger untersuchen daraufhin die „Reichweite“ von Wallfahrten im niederösterreichischen Zentralraum aus doppelter Perspektive: Einerseits gehen sie von religiösen Medaillen als Beigaben aus, andererseits betrachten sie das Phänomen aus dem Blickwinkel zweier Wallfahrtsorte. Barbara Taubinger widmet sich Votivgaben aus Schatzkammern an Wallfahrtsorten, welche in der Zusammenschau mit Mirakelaufzeichnungen eine bislang unterschätzte Quelle für die Analyse der Reichweite von Wallfahrten in Kombination mit den damit verbundenen Motivationen bieten. In ihrem Beitrag zu Gnadenbildern der Pietà in Niederösterreichs Kleindenkmälern untersucht Walpurga Oppeker die Wallfahrtsbezüge von Klein- und Flurdenkmälern. Dabei rekonstruiert sie auf Basis niederösterreichischer Flurdenkmäler mit „Vesperbildern“ spezifische Pilgerrouten zu drei Marienwallfahrtsorten. Benedikt Prokisch wertet Funde religiöser Medaillen aus einem Wiener Spitalsfriedhof für arme Frauen aus. Der Kontext ermöglicht es, Fragen nach sozial- und geschlechterspezifischen Mustern in der Praxis von Grabbeigaben zu stellen.
Es folgen noch drei Beiträge, in denen der Blick auf Nachbarländer Österreichs gelenkt wird: Ana Azinovic Bebek nimmt eine vergleichende Auswertung von Funden religiöser Medaillen aus kroatischen Friedhöfen vor. Diese zeigt regionale Differenzierungen: Während in Dalmatien eher italienische Wallfahrtsziele beliebt waren, orientierte sich das nördliche Kroatien in Richtung Österreich. Markéta Holubová, Martin Omelka und Otakara Řebounová analysieren religiöse Druckmedien und Medaillen aus der Tschechischen Republik hinsichtlich ihrer Aussagekraft in Bezug auf regional unterschiedliche Wallfahrtsziele. Dabei zeigen sich Unterschiede zwischen Böhmen und Mähren. Den Schluss bildet Szabina Reich mit einem Blick auf Ungarn. Sie stellt Funde religiöser Medaillen aus ungarischen Friedhöfen in einem Katalog zusammen und diskutiert sie hinsichtlich ihrer verschiedenen Kontexte. Konfessionelle Differenzen, die osmanische Herrschaft in Ostungarn sowie Migrationsbewegungen bilden sich in der Fundverteilung ab.

Der vorliegende Band ist hervorragend geeignet die Reihe der MEMO Sonderbände zu eröffnen, behandelt er doch mit der Wallfahrt ein Thema, an dem die Interaktion von materiellen Objekten und menschlichen Akteuren sowie die Bedeutung der sie verbindenden Praktiken im Spannungsfeld von Mobilität (sowohl der Objekte als auch der Akteure) deutlich wird. Wir hoffen, dass ihm in den kommenden Jahren noch zahlreiche weitere Bände folgen und MEMO mit neuen Impulsen aus dem weiten Forschungsfeld der materiellen Kultur bereichern werden.

Header Background Image: REALonline Bild Nr. 016598. Wandmalerei aus dem 15. Jh, Pfarrkirche Laakirchen (Oberösterreich).

[English version available here.]


MEMO geht 2022 in das fünfte Jahr seines Bestehens. Die erste Ausgabe des Jahres, MEMO#10, wird dem Thema Emotionen gewidmet sein und dieses – getreu der breiten Ausrichtung des Journals – aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln, auf Basis unterschiedlicher Quellen und auf vielfältige Aspekte hin untersuchen.  Wie immer richtet sich die Einladung zur Einreichung von Beiträgen ausdrücklich an alle mediävistisch arbeitenden Disziplinen, und wie stets sind sowohl Quellenanalysen als auch theoretisch-methodische Beiträge willkommen. Den zeitlichen Rahmen bilden dabei das Mittelalter und die Frühe Neuzeit, eine geografische Einschränkung besteht nicht.


Die vielfältigen Beziehungen zwischen Objekten und Akteuren und die beziehungsstiftenden Qualitäten der Objekte wurden bereits 2018 in MEMO#3 – Object Links thematisiert. Nun soll die Frage nach den Beziehungen weiter spezifiziert werden hinsichtlich deren emotionalen Qualitäten: Wie wirken sich Emotionen auf die Beziehungen zwischen Akteuren und Objekten aus, und wie wirken Objekte auf die Emotionen der Akteure ein? Dabei kann die teils umfangreiche bisherige Forschung zu Emotionen in den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen um den Faktor materielle Kultur erweitert und damit perspektiviert werden.

Emotionen können dabei in ihrer ganzen Bandbreite von Trauer, Zorn, Schmerz, bis hin zu Mitleid, Liebe, Freude, Glück usw. thematisiert werden. Auch kurzfristige Gefühlsreaktionen und Affekte können in den Fokus rücken, auch wenn diese in den Quellen schwerer fassbar sein dürften. Ebenso können unterschiedliche gesellschaftliche Kontexte von Emotionen und Affekten beleuchtet werden: interpersonale Beziehungen wie die Liebe zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern oder unter Freunden, aber auch das weite Feld religiöser Gefühle, wie auch jene Gefühle und Affekte, die durch die ästhetische Erfahrung in der Rezeption von Kunstwerken ausgelöst werden.

Folgende allgemeine Fragen erscheinen uns (neben anderen) besonders interessant:

  • Welche Emotionen können von bestimmten Objekten beim Gegenüber ausgelöst werden? Wie werden emotionale und/oder affektive Reaktionen auf Objekte fassbar? Wie werden sie beschrieben (in Schriftquellen) oder gezeigt (in visuellen Kunstwerken)?

  • Welche Unterschiede bestehen zwischen der Darstellung emotionaler Mensch-Objekt-Beziehungen auf/in Kunstwerken / Texten und den in deren Rezeption ausgelösten Emotionen?

  • Was sagen zeitgenössische Diskurse zur Verbindung von materieller Kultur und Emotionen?

  • Gibt es spezifische Objekte, die mit speziellen Emotionen verbunden werden (z.B. mit Trauer etc.)?

  • Was sind überhaupt „Gefühlsdinge“? Was kennzeichnet sie? Was müssen sie leisten können?

  • Ist es methodisch gesehen möglich, den Emotionen historischer Akteure über die Objekte und deren Kontexte auf die Spur zu kommen? Wie werden Objekte mit Emotionen „aufgeladen“?


Vertiefend könnte beispielsweise gefragt werden nach

  • religiösen Gefühlsdingen

  • ungeliebten Dingen, weggeworfenen Dingen, vernachlässigten Dingen

  • den emotionalen Qualitäten von Objekten der Memoria.


Wir laden alle interessierten Forscherinnen und Forscher ein, ihre Abstracts in deutscher oder englischer Sprache und im Umfang von maximal einer Seite bis zum 31. Jänner 2022 an memo@plus.ac.at zu senden.

Die Einladung zur Übermittlung der ausgewählten Beiträge wird 2 Wochen später erfolgen, die fertigen Beiträge erwarten wir bis zum 30. April 2022.


In den Jahren 2019 und 2020 haben wieder zahlreiche Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachgebieten Beiträge für uns begutachtet.


Alle Beiträge, die in MEMO veröffentlicht werden, durchlaufen einen externen Begutachtungsprozess (double blind peer review). Die Peer Review verstehen wir nicht nur als Moglichkeit der Qualitätssicherung, sondern auch als Impulsgeber für die Autorinnen und Autoren von MEMO. Strukturiertes Feedback aus einer facheinschlägigen, kritischen Außenperspektive heraus kann im Idealfall dabei helfen, die eigene Arbeit zu überdenken beziehungsweise weiter zu denken, Ideen und Argumentationsgänge zu vertiefen und die methodischen Tools zu schärfen.


Die Erstellung eines Gutachtens ist ein zeit- und arbeitsaufwändiger Prozess, der von Forschenden unentgeltlich zusätzlich zu ihren zahlreichen anderen Verpflichtungen durchgeführt wird. Wir nehmen dies keineswegs als selbstverständlich hin: Insbesondere das Pandemiejahr 2020 war herausfordernd und brachte für viele erschwerte Arbeitsbedingungen mit sich. Dennoch haben uns wieder zahlreiche Wissenschafter*innen ihre Zeit und ihre Expertise zur Verfügung gestellt. Wir möchten uns daher bei all jenen Gutachter*innen, die sich mit der Nennung ihres Namens einverstanden erklärt haben, öffentlich bedanken.


Folgende Forscherinnen und Forscher haben uns 2019 und 2020 als Gutachter*innen unterstützt:





Rainer Atzbach, Aarhus

Ulrich Barton, Tübingen

Klaus Gereon Beuckers, Kiel

Veronika Decker, Wien

István Feld, Budapest

Jürg Goll, Cham

Marc Grellert, Darmstadt

Jeannet Hommers, Köln

Ralph Knickmeier, Wien

Ariane Koller, Bern

Renate Leggatt-Hofer, Wien

Josef Löffler, Wien

Monika Müller, Göttingen

Michael R. Ott, Bochum

Michaela Pölzl, Bamberg

Siegrid Schmidt, Salzburg

Laura Velte, Zürich

Silvan Wagner, Bayreuth


Wir sagen DANKE!






Beitragsbild: REALonline Bild Nr. 7000490, Disputation der Heiligen Katharina mit den Philosophen (Ausschnitt). Katharinaaltar, Filialkirche St. Cäcilia in St. Lorenzen ob Murau (Steiermark, Österreich), um 1455-1460.



Seit mittlerweile vier Jahren gibt es das Open-Access-Journal MEMO. In unseren bisher erschienenen Themenausgaben konnten wir zahlreiche interessante Beiträge aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen präsentieren. Von Anfang an jedoch war geplant, zusätzlich zu den zweimal jährlich erscheinenden regulären Ausgaben auch Einzelbeiträge zu veröffentlichen. Dies soll Forscherinnen und Forschern die Möglichkeit bieten, vergleichsweise spontan und unabhängig von spezifischen Calls ihre Forschungsergebnisse zu veröffentlichen.


Alles in Schuss


Für diese zusätzliche Publikationsschiene wurde nun bei MEMO ein eigenes Format geschaffen, in dem die künftigen frei erscheinenden Beiträge zusammengefasst werden: MEMO_quer. Wie der Name bereits andeutet, wird diese Reihe gleichsam den „Schussfaden“ zur Kette der regulär fortschreitenden Nummern bilden: So kann künftig ein (um bei der textilen Metaphorik zu bleiben) noch dichteres, aber auch bunteres Gewebe von Forschungsarbeiten zur materiellen Kultur entstehen. In inhaltlicher Hinsicht möchte die Reihe insbesondere innovativen theoretisch-methodischen Ansätzen ein Forum bieten, die „quer“ zu traditionellen Denkmustern und Schemata laufen. Grundsätzlich aber können in MEMO_quer, ebenso wie auch in MEMO, Arbeiten aus allen geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsrichtungen publiziert werden, die sich mit Aspekten materieller Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit beschäftigen. So wie alle Beiträge in MEMO wird auch jeder Beitrag der Reihe einem double-blind Peer Review-Verfahren unterzogen. Rein äußerlich unterscheiden sich die Sonderbeiträge durch ihr querformatiges PDF-Layout von regulären MEMO-Beiträgen.

Was bisher geschah


Zwei Artikel sind in der neuen Reihe bereits erschienen: Ende 2020 eröffnete der Hamburger Wirtschaftshistoriker Benjamin van der Linde den Reigen der Sonderbeiträge mit seiner Arbeit zur Entwicklung historischer Kolorierungsmethoden und zur Materialität der Farbigkeit in der englischen, niederländischen und deutschen Kartographie der frühen Neuzeit. Im März folgte eine Studie, die auf innovative Weise Prosopographie und soziale Netzwerkanalyse mit Methoden der Digital Humanities zusammenbringt: Ein Autorenteam rund um die Historikerin Christina Lutter analysiert spätmittelalterliche städtische Beziehungsnetzwerke am Beispiel Wiens und geht der Frage auf den Grund, was die Menschen in der Stadt zusammenhielt.

Wollen Sie MEMO queren?


Freie Beiträge können jederzeit eingereicht werden: Senden Sie Ihr Manuskript an memo@sbg.ac.at. Wir freuen uns auf ein neues MEMO_quer!
Während wir die Tage bis Heilig Abend zählen, läuft auch der Countdown für unsere nächste Ausgabe von MEMO, die in den letzten Tagen dieses Jahres online gehen soll.

Sie trägt den Titel Textual Thingness und basiert auf drei Sessions, die am International Medieval Congress in Leeds 2019 von dem neu gegründeten DFG-Netzwerk Dinge in der Literatur des Mittelalters organisiert wurden.



Das Netzwerk untersucht materielle Dinge in mittelalterlicher Literatur. Ziel ist eine übergreifende dingtheoretische Modellbildung, die narratologische, medientheoretische und kulturanthropologische Forschungsansätze zu vermitteln sucht.

In der Ausgabe werden sechs Beiträge in englischer und deutscher Sprache versammelt sein, die sich mit unterschiedlichen Dimensionen und Funktionen von materiellen Objekten in Texten und von Texten als materielle Objekte auseinandersetzen.
Das Jahr 2020 geht zu Ende, und es wird uns wohl allen in Erinnerung bleiben. So manche Pläne wurden auf den Kopf gestellt, viele gewohnte Abläufe und Routinen mussten neu gedacht werden. Auch an unserer Zeitschrift MEMO ist dies nicht spurlos vorüber gegangen. Unsere Ausgabe 7 mit dem Titel Textual Thingness wird Ausgabe 6 überholen und vorgezogen werden.

Ausgabe 6  Shaping Matter(s) wird aber bereits Ende Januar online gehen. Inhaltlich wird sich nichts ändern - die Ausgabe beleuchtet aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven den gestaltenden Umgang mit formbaren Materialien in Mittelalter und Früher Neuzeit und wird drei Forschungsbeiträge sowie ein Interview enthalten. Zusätzlich wird aber auch erstmals ein neues Format eingeführt: Im „Interdisziplinären Dialog“ werden zwei Forschende aus verschiedenen Fachdisziplinen sich, ausgehend von Ergebnissen und Beobachtungen aus ihren eigenen Arbeitsbereichen, zu konkreten Fragestellungen austauschen.

MEMO # 6 Shaping Matter(s) baut in konzeptioneller Hinsicht auf der gleichnamigen Session auf, die Thomas Kühtreiber und Gabriele Schichta 2019 am International Medieval Congress in Leeds organisierten. Inhaltlich ist sie der am IMAREAL angesiedelten Forschungsperspektive Material(i)ties zuzuordnen. Diese verfolgt das Ziel, die materielle Kultur verstärkt über die Materialien, welche als Werk-Stoffe deren Grundlage bilden, in den Blick zu nehmen.

Wir freuen uns, als Titelbild der neuen Ausgabe ein Selbstberührungsobjekt der österreichischen Künstlerin Barbara Schmid zeigen zu dürfen. Aus dem kurzen, konzentrierten Zusammendrücken eines weichen Tonklumpens mit beiden Händen entsteht die „zurückgebliebene Negativform der lebendigen Berührung“.

MEMO ist einen Schritt weiter auf dem Weg zur globalen Vernetzung und umfassenden Auffindbarkeit von Forschungsergebnissen.



Unsere Zeitschrift ist seit Juli 2020 im DOAJ - dem Directory of Open Access Journals - gelistet. Das bedeutet, dass die in MEMO publizierten Artikel nun über ihre Metadaten noch besser im globalen Netzwerk von Wissenschaft und Forschung verankert sind. MEMO-Artikel können nicht nur direkt in der DOAJ-Datenbank gesucht werden, sondern werden künftig in zahlreichen weltweiten Katalogen und Datenbanksystemen auffindbar sein, die ihre Einträge aus den Daten des DOAJ beziehen.
DOAJ's mission is to increase the visibility, accessibility, reputation, usage and impact of quality, peer-reviewed, open access scholarly research journals globally, regardless of discipline, geography or language.

Die Aufnahme ins DOAJ kommt einem Qualitätssiegel gleich: Nur solche Open-Access-Journals, die höchsten Qualitätsstandards entsprechen und deren Artikel eine peer review durchlaufen, werden in das Directory aufgenommen. Zusätzlich zur inhaltlichen Qualität der Artikel wird auch der Webauftritt der Journals insgesamt evaluiert. So muss etwa gewährleistet sein, dass Besucherinnen und Besucher wichtige Informationen zu Konzept und Ausrichtung, zum Redaktionsprozess und zu den angewendeten Standards der Qualitätssicherung leicht finden können und dass die Journal-Website laufend und zuverlässig gewartet wird. Damit erfüllt unser Journal auch die Anforderung Gold Open Access des FWF  für Publikationen, die aus geförderten Projekten hervorgegangen sind.


 



The Digital Tabula Imperii Byzantini (Dig-TIB) has put its Web Application, the TIB Mapviewer, online!

It is entitled Maps of Power: Historical Atlas of Places, Borderzones and Migration Dynamics in Byzantium.

Please feel free to browse and test it! It features data from the TIB Balkans (Mihailo Popović, Veronika Polloczek, Bernhard Koschicek, Vratislav Zervan) deriving from volume TIB 16 and TIB sub-projects, is work in progress and is regularly augmented with new datasets and source based interpretations as well as visualisations (e. g. map layers, StoryMaps, photographs from our areas of research, historic maps, GIS data etc.) from the TIB Balkans.

If you have any questions or comments, please feel free to contact Mihailo Popovic.

Maps of Power: Historical Atlas of Places, Borderzones and Migration Dynamics in Byzantium is an integral part of the Long Tern Project Tabula Imperii Byzantini of the Austrian Academy of Sciences and of its Maps of Power initiative.

You might also be interested in the related article Signs and Maps of Power in Medieval Europe. A Case Study on Byzantine Macedonia (13th/14th Centuries) by Mihailo Popovic and Vratislav Zervan, published in MEMO 2 (2018).
Ingrid Matschinegg

EDV-gestützte Methoden der Informationsverarbeitung ka­men am IMAREAL sehr früh zum Einsatz. Dies ist mit der Person von Gert Adamek verbunden, der als promovierter Kunsthistoriker ab Februar 1969 der erste fest angestellte Mitarbeiter des Instituts war. Er suchte zur Erstellung eines digitalen Thesaurus für die Bilddatenbank (heute REALonline) die Zusammenarbeit mit Expert*innen aus den Bereichen Medizin und Rechtswesen, die sich mit ähnlichen Systematisierungsfragen beschäftigten. Auf diesem Weg entstanden auch schon sehr früh Kontakte zur Firma IBM.

Als Speichermedium kamen anfangs Sichtlochkarten zum Einsatz:
„Zur Zeit ist die Wahl auf das System der Sichtlochkarten gefallen. Innerhalb der großen Kategorien […] wird jedes Objekt nach dem Inhalt in ein Zahlensystem eingefügt, sodann erhält es eine Reihe weiterer Zahlen zugeordnet, die sich auf Material und einige andere Kriterien beziehen. Auf gerasterten Karten werden nun die jeweils zu einem Objekt gehörigen Zahlen gelocht. Will man nun nach diesem oder jenem Kriterium zusammengehörige Objekte finden, so muss man nur die Karten auf einer Leuchtplatte übereinanderlegen und dort, wo die Löcher einander decken, einhaken.“ (Bericht über die Aktivitäten des Instituts in der Tageszeitung "Die Presse", 10. Juli 1970)

Von der Sichtlochkarte zum Datenterminal



Mit der rasch anwachsenden Anzahl der fotografisch erfassten Kunstwerke, die nach der am Institut entwickelten Systematik sehr detailliert verbal beschrieben wurden, entstand bald die Notwendigkeit von effizienteren Speicherlösungen und Auswertungsmöglichkeiten.

Mitte der 1970er Jahre wurde der Ankauf eines sogenannten intelligenten (= programmierbaren) Datenterminals ins Auge gefasst, mit dem Sortiervorgänge und einfache Abfragen auch direkt vor Ort durchgeführt werden konnten. Die Beschaffung verzögerte sich aufgrund der hohen Kosten und wegen finanzieller Engpässe der Österreichischen Akademie der Wissenschaften immer wieder; schließlich wurde um 320.000 Schilling eine Datenverarbeitungsanlage der Firma IBM (Modell 3741) angeschafft. Das damals brandaktuelle Gerät umfasste bereits zwei Diskettenlaufwerke für große 8-Zoll-Disketten (= 20cm) .

Um den gesamten damaligen Bestand von ca. 2000 Dokumenten auswerten zu können, mussten weiterhin ca. 12.000 Lochkarten gestanzt werden. Diese wurden am Institut angefertigt und im nächsten Schritt über ein Lochkartenlesegerät auf Magnetband übertragen. Da das Institut selbst keines besaß, wurden die Lochkarten zuerst in der „Hütte Krems“¹, später an der Technischen Universität Wien weiterverarbeitet. Die Lochkarte wurde in den 1980er Jahren von der Diskette abgelöst, die mittlerweile ebenfalls bereits Geschichte ist.

Im Zuge der Institutssanierung in den 1990er Jahren wurde das alte EDV-Equipment entsorgt. Die einzige noch übrig gebliebene Lochkarte, die  später zufällig am Institut gefunden wurde,  hatte sich über lange Jahre in einem Buch versteckt gehalten, wo sie als Lesezeichen eingelegt war.



 ¹In der Hütte Krems Ges.m.b.H. (im Konzern der Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke – Alpine Montan Aktiengesellschaft) befand sich in den 1970er Jahren das nächstgelegene Lochkartenlesegerät.



Elisabeth Gruber, Gabriele Schichta

Zum Geleit der fünften Ausgabe von MEMO


Alles begann mit mittelalterlichen Kunstwerken: Am 19. Mai 1967 eröffnete Harry Kühnel in der Minoritenkirche in Krems-Stein die Ausstellung „Gotik in Österreich“; der unerwartet hohe finanzielle Erfolg bildete für das bald darauf ins Leben gerufene „Institut für mittelalterliche Realienkunde Österreichs“ (IMAREAL) ein überaus hilfreiches Startkapital. Bereits in seinem Gründungsjahr 1969 wurde eine erste vom IMAREAL kuratierte Ausstellung mit dem Titel „Alltag und Fest im Mittelalter. Mittelalterliche Kunstwerke als Bilddokumente“ im Belvedere eröffnet. Mit dem Erfolg der beiden Ausstellungen war auch in inhaltlicher Hinsicht der erste Schritt des Instituts auf dem Weg zur Erforschung der materiellen Kultur gesetzt, nämlich das Interesse der Mittelalterforschung an materiellen Objekten zu wecken und diese systematisch zu betrachten. Die Methoden, die dafür zur Anwendung kamen, waren innovativ. Bereits 1970 publizierte die österreichische Tageszeitung „Die Presse“ einen Beitrag mit dem Titel „Per Lochkarte ins Mittelalter“ (Abb. 1) und hob die moderne Ausstattung des Instituts hervor: Mittels fotografischer Dokumentation und eines Sichtlochkartensystems vermochte man „in Minutenschnelle Auskunft zu geben“ über kulturhistorisch interessante Details mittelalterlicher Tafelbilder.



Seither hat eine Reihe methodischer und technologischer Entwicklungen die Forschungen am Institut geprägt. Die Einbindung unterschiedlicher historisch arbeitender Wissenschaftsdisziplinen war dabei ein wesentliches Merkmal. Von Beginn an tauschten Forschende verschiedener Fachrichtungen in unterschiedlichen Konstellationen und Intensitäten ihre Erkenntnisse aus. Die Einschätzungen der jeweils „anderen“ fachspezifischen Sicht auf die Dinge sind bis heute ein unverzichtbarer – wenn auch nicht immer konfliktfreier – Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit, die am IMAREAL geleistet wird.

MEMO, das als digitales Publikationsforum des Instituts für Realienkunde in den bereits publizierten Ausgaben die Impulse aus dessen Forschungsperspektiven aufgenommen hat, nimmt ebenfalls Anteil am „runden Geburtstag“ seiner Trägerinstitution. Fünfzig Jahre IMAREAL haben wir zum Anlass genommen, in der mittlerweile schon fünften Ausgabe unseres Online-Journals nach den Anfängen des Instituts zu fragen, den zugrunde liegenden Konzepten und Forschungsinteressen auf den Grund zu gehen und die Rahmenbedingungen für die Arbeit der „Gründungsgeneration“ nachzuzeichnen. Die mit Helmut Hundsbichler, Gerhard Jaritz und Elisabeth Vavra geführten Interviews skizzieren das breite Spektrum an Themen und Zugängen zur Position des IMAREAL aus den jeweils individuellen Blickwinkeln und inhaltlichen Schwerpunkten dieser drei – die Forschung am Institut gleichsam von der ersten Stunde an maßgeblich prägenden – Persönlichkeiten heraus. Zusätzlich zu diesen Perspektiven auf die Institutsgeschichte konnten wir auch zwei renommierte Personen aus den Material Culture Studies für unsere aktuelle Ausgabe gewinnen, die dem IMAREAL in wissenschaftlicher wie auch persönlich-kollegialer Weise nahe stehen. Ihre Beiträge widmen sich zum einen der Geschichte der Forschung zur materiellen Kultur im Allgemeinen, und zum anderen dem speziellen Bereich der Materialität und der Inszenierung von Materialien in Kunstwerken. Eine Darstellung und Einschätzung der Entwicklungen, Fragestellungen und Potentiale des Theoriekonzeptes „Materielle Kultur“ präsentiert Hans Peter Hahn (Frankfurt a.M.). In seinem als Forschungsüberblick angelegten Text entwirft er ein eindrucksvolles Bild des Weges, den die Auseinandersetzung mit den Dingen seit dem 19. Jahrhundert bis heute genommen hat. Aus seiner Perspektive haben die letzten 50 Jahre einen wichtigen Entwicklungsschub der Forschung hin zu einem Verständnis der Dinge als „Schlüsselelement der sozialen Kommunikation“ erlebt. Der Beitrag von Kathryn M. Rudy (St. Andrews) liefert dafür ein anschauliches Beispiel. Anhand von so genannten „Skeuomorphismen“ – Objekten also, die in ihrer Gestaltung andere Materialien und/oder Herstellungstechniken imitieren –  geht sie der Frage nach, welche Bedeutung derartigen Praktiken der Materialimitation  im Mittelalter zuzumessen ist und welche Erkenntnisse hinsichtlich der damit in Gang gesetzten sozialen Kommunikation daraus abzuleiten sind.



Für das Titelbild der aktuellen Ausgabe von MEMO, die ganz im Zeichen eines halben Jahrhunderts IMAREAL steht, haben wir mit der Darstellung des Markgrafen Heinrich II. „Jasomirgott“ aus dem Geschlecht der Babenberger auf seiner Kreuzfahrt ins Heilige Land ein Reise-Motiv gewählt. Es ist Teil des so genannten „Babenberger-Stammbaums“, eines monumentalen Tafelbildes vom Ende des 15. Jahrhunderts, das sich im Stiftsmuseum Klosterneuburg befindet. Als eines der ersten Bildwerke, die Aufnahme in die Bilddatenbank des Instituts für Realienkunde gefunden hatten, vermag es in  besonderem Maße die Entwicklungen auf technisch-methodischem Gebiet – allen voran jene im Bereich der Digital Humanities – zu veranschaulichen, an denen das IMAREAL seit jeher teilhat und die es kontinuierlich vorantreibt. Zum einen hat das Institut in dieser Hinsicht Pionierleistungen vollbracht, indem die Möglichkeiten neuer Technologien bereits zu einer Zeit ausgelotet und genutzt wurden, als der Begriff „Digitale Geisteswissenschaften“ auf der wissenschaftlichen Landkarte noch nicht existierte und die IT noch in den Kinderschuhen steckte. Gleichzeitig entwickelten sich gerade Computertechnologien und webbasierte Anwendungen in den letzten Jahrzehnten in immer rasanterer Geschwindigkeit weiter, was auch an den digitalen Tools des Instituts – und hier vor allem an REALonline – nicht spurlos vorüberging. Am IMAREAL hat man jedoch auf die Erfordernisse der Zeit reagiert und das wichtigste DH-Produkt des Instituts im Zeitraum von 2013–2017 einer umfassenden Überarbeitung mit anschließendem Relaunch unterzogen. Die Datenbank hat nun zahlreiche neue Features, welche die Benutzerfreundlichkeit erhöhen und neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Recherche eröffnen. Der Babenberger-Stammbaum ist als erstes der in REALonline erschlossenen Werke einer aufwändigen  Neubearbeitung unterzogen worden, durch die er im Frontend der Datenbank in der so genannten „Tagged View“ betrachtet werden kann. Diese ermöglicht es, bereits mittels Mausbewegung über das Bild die zahlreichen dargestellten Elemente des Bildes zu identifizieren und die ihnen zugeordneten Bezeichnungen im hinterlegten systematischen Thesaurus der Bildbeschreibungen sichtbar zu machen. Die außergewöhnlich dichte und komplexe inhaltliche Erschließung der Bilder, die das Ergebnis langjähriger Arbeiten darstellt und REALonline maßgeblich von anderen Bilddatenbanken unterscheidet, wird auf diese Weise bereits an der Oberfläche für die Besucher*innen nutzbar und erleichtert ihnen den Einstieg wie auch die weitere Navigation.

Als „Gesamtheit der Maßnahmen zur Bestimmung des Standorts und zur Einhaltung des gewählten Kurses“ wird der Begriff „Navigation“ im Duden definiert. Am IMAREAL war man insbesondere in der Anfangszeit, aber auch danach stets bestrebt, sich durch klare Zielsetzungen und Aufgaben in der nationalen wie internationalen Forschungslandschaft zu positionieren. Der gewählte Kurs blieb trotz unterschiedlicher wissenschaftlicher, politischer und wissenschaftspolitischer Entwicklungen sowie  zahlreicher „turns“ relativ konstant – und zwar auf die Erforschung materieller Kultur und auf die Beziehungen zwischen Menschen und Dingen ausgerichtet –, gleichzeitig aber immer flexibel genug, um Anregungen und Denkanstöße aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Entwicklungen aufnehmen zu können, und um sich auch Umwege und Abstecher von der vorgegebenen Route erlauben zu können.

Die bereits zu Anfang gesetzten und immer wieder den aktuellen Entwicklungen angepassten Ziele des IMAREAL erforderten eine systematische Erschließung von Quellen. Originalobjekte, Schriftquellen und Bildquellen sollten gleichermaßen für kulturhistorische Interpretationen herangezogen werden. Die aus pragmatischen Gesichtspunkten gewählte Einschränkung auf den Raum der Republik Österreich wurde kontinuierlich ausgeweitet auf jene Territorien, die im Spätmittelalter das Herzogtum Österreich und seine benachbarten Herrschaftsgebiete umfassten. Die politische Wende des Jahres 1989 ermöglichte länderübergreifende Kooperationen, wie etwa das Erschließungsprojekt „Alltag im donaueuropäischen Raum“, das Objekte aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Slowenien erfasste. Mit der Öffnung des räumlichen Konzepts ging auch eine Ausweitung des Untersuchungszeitraums bis ins 17. Jahrhundert einher. Ebenfalls 1989 wurde die bis heute verwendete Bezeichnung als „Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit“ (bei gleichzeitiger Beibehaltung des „alten“ Akronyms IMAREAL) eingeführt. Mit dem Jahr 1997 schließlich hatte sich das bis heute beibehaltene Spektrum der am Institut vertretenen Wissenschaftsdisziplinen etabliert: Neben Historiker*innen, Kunsthistoriker*innen und Germanist*innen zählten nun auch Archäolog*innen kontinuierlich zum Personalstand des IMAREAL.
Seine Offenheit gegenüber unterschiedlichen Positionen und Herangehensweisen im breiten Forschungsfeld der material culture studies manifestierte sich nicht nur in der internen personellen Aufstellung des Instituts, sondern von Beginn an auch in seiner Vernetzung mit in- und ausländischen Forscher*innen und Institutionen und in seiner Anschlussfähigkeit an international rezipierte Theoriekonzepte.  In theoretisch-methodischer Hinsicht übte das Institut dabei schon früh eine Brückenfunktion zwischen unterschiedlichen Zugängen zu materieller Kultur aus: Das stärker aus dem osteuropäischen Raum kommende Denken von Materialität als Grundbedingung von Gesellschaft und Ökonomie und die westeuropäische, insbesondere von der französischen Annales-Schule wesentlich beeinflusste, sozialgeschichtlich orientierte Geschichtsschreibung verbanden sich mit der deutschsprachigen Tradition der Quellennähe, einem besonderen Fokus auf  Quellenerschließung und dem Bestreben, zu systematisieren und zu kategorisieren.

Jede Reise birgt auch ihre Herausforderungen und Risiken; Heinrichs II. Kreuzfahrt ins Heilige Land hätte beinahe ein schlimmes Ende genommen, wäre ihm nicht am Fluss Tembris in der heutigen Türkei gemeinsam mit dem späteren Kaiser Friedrich Barbarossa die Flucht gelungen. Ohne seine heile Wiederkehr hätte wohl die Geschichte der Erhebung der Mark Österreich zum Herzogtum einen völlig anderen Verlauf genommen. Dazu, dass das Institut für Realienkunde während seiner nunmehr 50 Jahre dauernden Reise trotz so mancher Turbulenzen beständig seinen eingeschlagenen Kurs halten und schließlich im Jahr 2012 in den „sicheren Hafen“ der Universität Salzburg einfahren konnte, haben sowohl seine Alleinstellungsmerkmale als auch seine Vielseitigkeit und sein integratives Potenzial wesentlich beigetragen. Die Eingliederung des IMAREAL in das Salzburger Interdisziplinäre Zentrum für Mittelalter und Frühneuzeit ermöglichte seine Weiterentwicklung von einer reinen Forschungseinrichtung zu einer auch in den universitären Lehrbetrieb eingebundenen Institution, die als Sprachrohr für zentrale Fragestellungen und aktuelle Trends in der Erforschung materieller Kultur agieren kann.



Die jüngste Etappe der  gemeinsamen Reise hat das derzeitige Team am IMAREAL zu einer Publikation geführt, die in der Geschichte des Instituts in dieser Form ein Novum ist und dafür steht, dass nicht nur die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen, sondern auch die Formen interdisziplinären Zusammenarbeitens hier immer wieder neu reflektiert und erprobt werden. Wohl ist das IMAREAL bereits seit den achtziger Jahren für seine Publikationsreihen sowie seit den siebziger Jahren für die Herausgabe interdisziplinär ausgerichteter Tagungsbände bekannt¹; aber zum 50jährigen Bestehen ist nun erstmals ein Buch erschienen, zu dem alle Mitglieder des wissenschaftlichen Teams einen Beitrag im Rahmen eines gemeinsam erarbeiteten methodischen Zugangs beisteuerten.² Die Forschungsperspektive „Object Links“ wurde von den wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen am IMAREAL gemeinsam als ein Zugang entwickelt, der den Blick auf die Beziehungen zwischen Objekten und zwischen Objekten und Personen lenkt und davon ausgeht, dass den Dingen nicht a priori feste Bedeutungen eingeschrieben sind, sondern dass Dinge erst durch die Verbindungen, die sie eingehen, Bedeutung(en) erlangen. In dem gleichnamigen Band Object Links - Dinge in Beziehung wird daher nicht ein gemeinsames Thema oder gar ein gemeinsames Untersuchungsobjekt erforscht, sondern es werden jeweils höchst unterschiedliche Gegenstände aus der gewählten Forschungsperspektive heraus mit gemeinsam entwickelten und auf alle Fallbeispiele anwendbaren Fragestellungen untersucht. Das Ziel war, das Interesse von der (ohnehin schwierigen) Vergleichbarkeit der Quellen und Gegenstände wegzulenken, hin zu einer Vergleichbarkeit der Ansätze. Die in der Diskussion gewonnenen Impulse und neuen Sichtweisen auf die eigenen Themen stellten eine Bereicherung für jedes Teammitglied dar.

Indem wir der Jubiläumsausgabe unserer Zeitschrift MEMO den Titel „Perspektiven auf Materielle Kultur“ gegeben haben, möchten wir das Augenmerk auf die Vielfalt möglicher Zugänge und Theoriekonzepte legen, welche die wissenschaftliche Beschäftigung mit materiellen Objekten stets kennzeichnete – eine Vielfalt, der auch am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit immer Rechnung getragen wurde. Das gleichberechtigte Neben- und Miteinander verschiedener Wissenschaftsdisziplinen und die konstruktive Diskussion prägte während der vergangenen fünfzig Jahre die Arbeit am IMAREAL. Wir wünschen dem Institut, dass diese produktive und wertschätzende Art der Zusammenarbeit auch die nächsten fünfzig Jahre kennzeichnen wird.




¹ Im Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften erschienen von 1976 bis 1990 die Veröffentlichungen des Instituts für mittelalterliche Realienkunde Österreichs.

² Zwar waren mit den Sammelbänden „Die Funktion der schriftlichen Quelle in der Sachkulturforschung“ (1976) und „Alltag im Spätmittelalter“ (1984) bereits Werke publiziert worden, die ausschließlich Beiträge von Mitarbeiter*innen des IMAREAL enthielten, doch unterscheiden sich diese konzeptuell wie auch methodisch von „Object Links – Dinge in Beziehung“ (2019).