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Category Archives: MEMO

2019 jährt sich zum 500. Mal der Todestag Kaiser Maximilians I.

Dieses Gedenken wird vielerorts genutzt, um die Person des habsburgischen Herrschers, seine Wirkung und Bedeutung für seine Zeit im musealen Rahmen in Szene zu setzen. Eine zentrale Rolle hierbei spielen Objekte: Objekte, die Maximilians Person, Vorstellungswelt, Politik, Handeln, seine Zeit und sein Fortleben in in der veranschaulichen, repräsentieren, wiederspiegeln. Als Herrscher, der zu seinen Lebzeiten sehr um sein ‚Gedechtnus‘ bemüht war und sein Andenken für künftige Generationen in materieller Form zu bewahren trachtete, hat Maximilian seinerseits Objekte bewusst für seine Memoria instrumentalisiert. Ein halbes Millennium später erscheinen sie möglicherweise in anderen Kontexten, sind neue Verbindungen eingegangen und haben für geänderte Akteure eine neue Signifikanz.

Die vierte Ausgabe von MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture Online wird dieses Gedenkjahr zum Anlass nehmen, sich der Frage zu widmen, wie einzelne Objekte und Artefakte zu Zeichen für bestimmte Bedeutungen und Bedeutungszuschreibungen und insbesondere zu Objekten der Erinnerung werden. Wie entstehen solche Zuschreibungen und wie verändern sie sich im Laufe von Objektbiografien? Was leistet ein Objekt, wenn es zum Erinnerungsobjekt wird? Wie verhalten sich Objekte im Spannungsfeld zwischen individueller und kollektiver Erinnerung, wie und wann konstituieren sich durch sie Erinnerungskulturen? Und welche Rolle nehmen dabei Sammlungen und die an ihnen beteiligten Akteure im Laufe der Zeit ein?

Enthalten sind sowohl Arbeiten zu Maximilian als auch Beiträge, die sich allgemein mit den genannten Fragestellungen beschäftigen und das Thema „Objekte der Erinnerung“ anhand konkreter Fallbeispiele und Untersuchungsgegenstände aus Mittelalter und früher Neuzeit behandeln.

Ausgabe 4 ist erschienen!

 

Bild: Ausschnitt aus der Khevenhüller Chronik (1624-1625), Museum für Angewandte Kunst, IN 21. 608. REALonline 013870.


Alle Beiträge, die in MEMO veröffentlicht werden, durchlaufen einen externen Begutachtungsprozess (double blind peer review). Die Peer Review verstehen wir nicht nur als Moglichkeit der Qualitätssicherung, sondern auch als Impulsgeber für die Autorinnen und Autoren von MEMO. Strukturiertes Feedback aus einer facheinschlägigen, kritischen Außenperspektive heraus kann im Idealfall dabei helfen, die eigene Arbeit zu überdenken beziehungsweise weiter zu denken, Ideen und Argumentationsgänge zu vertiefen und die methodischen Tools zu schärfen.


Die Erstellung eines Gutachtens ist ein zeit- und arbeitsaufwändiger Prozess, der von ForscherInnen unentgeltlich zusätzlich zu ihren zahlreichen anderen Verpflichtungen durchgeführt wird. Wir nehmen dies keineswegs als selbstverständlich hin und möchten uns daher zum Ende des Jahres bei all jenen GutachterInnen, die sich mit der Nennung ihres Namens einverstanden erklärt haben, öffentlich bedanken.


Folgende WissenschaftlerInnen haben uns 2018 als GutachterInnen unterstützt:





Tobias Frese, Heidelberg

Fabian Kümmeler, Wien

József Laszlovszky, Budapest

Zoë Opačić, London

Sven Rabeler, Kiel

Gabriel Viehauser-Mary, Stuttgart

Justin Vollmann, Tübingen


Wir sagen DANKE!







Elisabeth Gruber, Gabriele Schichta:

Zum Geleit der dritten Ausgabe von MEMO


Objekte stehen nicht isoliert für sich, sondern sie stehen in Beziehung zu Menschen und zu anderen Objekten. Diese scheinbar triviale Aussage birgt in nuce die ganze Komplexität dessen, was wir als materielle Kultur begreifen und weist gleichzeitig auf die Herausforderungen wie auch auf die Faszinosa hin, mit denen sich Forscher_innen im Feld der Material Culture Studies konfrontiert sehen. Menschen treten auf schier unendlich viele Arten in Beziehung zu Objekten, und dieselbe Vielfalt an möglichen Beziehungen ist auch zwischen Objekten möglich. Die Verbindungen zwischen Objekten sind potenziell dynamisch zu denken und unterliegen wiederum einer Vielzahl an Faktoren, die sie beeinflussen. Stets aber ist davon auszugehen, dass die Beziehungen, die ein Objekt eingeht, auf es zurückwirken – dass also ein Objekt nicht per se ‚bedeutet‘, sondern dass sich seine Bedeutung aus seinen jeweiligen Verbindungen mit anderen Objekten und Personen zum Zeitpunkt x und am Ort y ergibt. Für die Erforschung der materiellen Kultur erscheint es daher sinnvoll und notwendig, das Augenmerk in besonderem Maße auf diese Verknüpfungen – die ‚Object Links‘ – zu legen. Dies bedeutet jedoch auch, Objekte nicht rein als passive  Gegenstände zu begreifen, die ausschließlich von menschlichen Akteuren bewegt, benutzt, (an)geordnet, und immer wieder neu arrangiert werden. Ohne den Dingen eine wie auch immer geartete Handlungsfähigkeit oder gar Intentionalität zu unterstellen kann dennoch davon ausgegangen werden, dass Menschen von den sie umgebenden Dingen in ihren Entscheidungen und Handlungen maßgeblich beeinflusst werden und dass Objekte ein Wirkungspotenzial besitzen, das es ihnen unter anderem ermöglicht, Beziehungen zwischen Menschen herzustellen und zu beeinflussen: ‚Objects link‘.



Das Titelbild dieser Ausgabe nimmt ebenfalls Bezug auf Object Links. Es handelt sich dabei um den Ausschnitt aus einem Tafelbild von Sebastian Taig, das einst Teil eines Flügelaltars war, welchen Taig im Jahr 1518 im Auftrag der Bruderschaft der Geschlachtwander (das sind die Feintuchweber) für die Klosterkirche der Karmeliten in Nördlingen schuf und der in der Folge als ‚Geschlachtwanderaltar‘ bezeichnet wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche als Lazarett benutzt, der Altar abgebaut und seine Einzelteile in die Nördlinger Georgskirche gebracht, verkauft oder zerstört. Die vier Tafelbilder von den Außenseiten der inneren Flügel mit Szenen aus dem Marienleben sind noch erhalten und werden heute im Stadtmuseum Nördlingen aufbewahrt. Unser Titelbild (REALonline Bild Nr. 004689) entstammt jener Tafel, welche die Heimsuchung Mariens darstellt, und zeigt Objekte, die am Gürtel der Elisabet, der Mutter Johannes‘ des Täufers, befestigt sind. Dabei werden Links auf mehreren Ebenen ins Bild gesetzt – zum Einen sind die Objekte auf sehr direkte Weise miteinander und mit der Person, die sie am Körper trägt, verbunden. An dem Gürtel der dargestellten Figur sind mittels Schlaufen vier Objekte befestigt, die jedoch ihrerseits keine Einzelgegenstände, sondern wiederum Objektgesellschaften sind. Ganz links sehen wir ein schwarzes Futteral, aus dem die Griffe zweier Objekte aus Metall hervorragen (möglicherweise handelt es sich dabei um Besteck), ein zweites schwarzes Futteral ist Großteils hinter einer braunen Gürteltasche verborgen, sodass es keinen Blick auf seinen Inhalt zulässt, ebenso wenig wie die Gürteltasche, welche mit einer Schnur zugezogen und mit einem Deckel verschlossen ist. An dem an der ganz rechten Schlaufe befestigten Schlüsselbund baumeln acht Schlüssel, die mittels Ketten zu drei Gruppen zusammengefasst sind. In ihrem Verbund haben diese Objekte bestimmte Funktionen und Bedeutungen, die sie in anderen denkbaren Verbünden nicht hätten, und die Figur, zu deren Ausstattung sie gehören, wird wiederum durch dieses Ensemble an Objekten mit charakterisiert. Die Darstellung Elisabets mit Gürteltasche und Schlüssel könnte im Kontext der von der Zunft der Geschlachtwander initiierten Altarstiftung auf ihre Stellung als städtische Hausfrau aus dem Handwerksmilieu hinweisen. Die Objektbiographie des Geschlachtwanderaltars vermag ebenfalls die Relevanz und Tragweite von Object Links zu verdeutlichen: Die Darstellung der Objekte am Gürtel wie auch die ganze Tafel der Heimsuchung erlangt eine andere Bedeutung, wenn sie im Kontext des gesamten Altars gesehen wird (wobei es eine Frage der Skalierung ist, auf welcher Ebene die Verlinkungen in der Betrachtung nachverfolgt werden und ob etwa die Links innerhalb des einzelnen Altars oder seine Bezüge zu anderen Zunftaltären in spätmittelalterlichen Reichsstädten, zu anderen Marienszenen auf Flügelaltären, zu anderen Bildern Sebastian Taigs oder ähnliches mehr in den Blick genommen wird). Ebenso wie der Altar selbst ein mehrteiliges, in sich verlinktes Objekt ist, so generiert er Verbindungen außerhalb seiner selbst – objects link: Für die Bruderschaft der Nördlinger Geschlachtwander wirkt er identitäts- und gemeinschaftsstiftend, er stellt eine Verbindung zwischen der Zunft und den Karmeliten her (die sich wiederum im Bildprogramm des Altars und in der Auswahl der dargestellten Heiligen niederschlägt), er hat als Objekt seinen Platz im sozialen Beziehungsgeflecht wie auch im baulich-architektonischen Gefüge der Stadt, und vieles mehr.

Am IMAREAL haben wir uns diese Sichtweise auf die Dinge zu Eigen gemacht und loten die Fruchtbarkeit eines konzeptionellen Ansatzes aus, der, von den Dingen ausgehend, den Verlinkungen zwischen Menschen und Objekten auf die Spur zu kommen versucht. Wir begreifen Object Links nicht als Forschungsgegenstand, Forschungsschwerpunkt oder ähnliches, sondern als methodischen Ansatz, der es uns erlaubt, disziplinenübergreifend über die Objekte ins Gespräch zu kommen: Wir sprechen daher von einer „Forschungsperspektive“ – denn dieser Begriff beschreibt nicht dasjenige, auf das geschaut wird, sondern eine Blickrichtung, eine Art, auf Forschungsgegenstände zu schauen. Aus der Perspektive der Object Links geht es folglich nicht, beziehungsweise nicht primär darum, die Bedeutungen einzelner Objekte oder Objektgruppen zu erforschen oder gar eine Kulturgeschichte dieser Objekte zu schreiben. Das Ziel von Object Links ist, die Verbindungen zwischen den Objekten genauer in den Blick zu nehmen, sie systematisch zu beschreiben und zu kategorisieren. Eine zentrale Frage dabei ist auch, ob es  überhaupt möglich ist, die beinahe unüberschaubare Vielfalt an verschiedenen Arten von Links zu bündeln und für einen gemeinsamen Ansatz nutzbar zu machen, und ob es möglich ist, in der Forschung bereits bestehende Begriffe – wie beispielsweise jenen des ‚Ensembles‘ und andere mehr – dabei aufzugreifen und mit einem Erkenntnisgewinn in die Analyse einzubringen. Unsere Überlegungen stellen einerseits die Weiterentwicklung von konkreten Fragestellungen und Zugängen dar, mit denen wir uns bisher beschäftigt haben, andererseits sind aus diesen gemeinsamen Überlegungen und Diskussionen bereits Publikationen und Projekte entstanden. Eine gemeinsame Publikation aller Forscher_innen am IMAREAL, in der die Tragfähigkeit von Object Links als Konzept erprobt werden soll,  ist außerdem für das Instituts-Jubiläumsjahr 2019 geplant. Nachdem bereits die ersten beiden Ausgaben von MEMO Forschungsperspektiven des IMAREAL aufgegriffen haben (Materialities und Digital Humanities) lag es nun nahe, auch den Object Links eine Ausgabe zu widmen: Die hier versammelten Beiträge nehmen alle auf unterschiedliche Weise Object Links in den Blick.

Christina Antenhofer (Salzburg) sprach mit uns über ihren ganz persönlichen Zugang zu den Objekten und erörterte deren vielfältige verbindende Funktionen, die nicht nur auf der Ebene der Quellen, etwa in der Geschenk- und Gabenkultur, greifbar werden, sondern auch in methodisch-theoretischer Hinsicht, nämlich im Sinne einer disziplinenübergreifenden Aufforderung zur Zusammenarbeit.
Heike Schlie (Krems) beschäftigt sich mit den vielfältigen Verlinkungen zwischen Schrift und Bild auf dem Klosterneuburger Goldschmiedewerk des Nikolaus von Verdun, dessen Bildsystem wie auch die Widmungsinschrift im 14. Jahrhundert einer tiefgreifenden Erweiterung und Umarbeitung unterzogen wurden. Welche neuen vielschichtigen Verknüpfungen dadurch innerhalb dieses Werkes entstanden sind und wie dabei die Reimwörter der Widmungsinschrift zu Schlüsselbegriffen für den gesamten semantischen Aufbau des Werkes werden, wird im Beitrag unter Einbeziehung der Ergebnisse einer virtuellen Rekonstruktion des Ambos dargelegt.
Josef Löffler (Krems/Wien) nimmt die materielle Kultur österreichischer Adelsfamilien in den Blick, die im Zuge der Gegenreformation im 17. Jahrhundert in süddeutsche Reichsstädte auswanderten. Ausgehend von dieser Konstellation untersucht er die Rolle der Objekte und der mit ihnen in Zusammenhang stehenden Praktiken für die adelige Repräsentation. Die Notwendigkeit der (Re-)Etablierung und der Abgrenzung im und zum neuen städtischen Umfeld lässt auf einen besonderen Umgang mit Objekten schließen, dem Josef Löffler am Beispiel ausgewählter adeliger Lebensbereiche wie etwa Wohnen und Mobiliar, Waffen, Bibliotheken und Kunstsammlungen nachgeht.

Das Interesse an den Dingen und der genaue Blick darauf haben uns veranlasst, die technischen Rahmenbedingungen unseres Journals zu adaptieren. Der neu implementierte Super-Zoomviewer für eingebettete hochaufgelöste Bilder kommt in der aktuellen Ausgabe erstmals im Beitrag von Heike Schlie zum Einsatz und wird für alle weiteren Bilddarstellungen je nach Bedarf zur Verfügung stehen.

Die aktuelle Ausgabe soll jedoch mit ihrer Veröffentlichung nicht als abgeschlossen gelten, denn mit dem eingangs skizzierten Beispiel aus dem Geschlachtwanderaltar tritt das enorme Potenzial eines Ansatzes zutage, der Object Links ins Zentrum des Interesses rückt und der Eingebundenheit von Objekten in die vielfältigsten Gefüge verstärkte Aufmerksamkeit schenkt. MEMO # 3 möchte daher das Gespräch in Gang bringen und Forschende aller mediävistischen Disziplinen dazu ermutigen, über Object Links nachzudenken, sich in die Diskussion einzubringen und Impulse aus ihrer eigenen Arbeit beizusteuern. In diesem Sinne versteht sich die Ausgabe MEMO # 3 als offener und dauerhafter "Call for Papers", der zur  Veröffentlichung weiterer einschlägiger Arbeiten ermutigen will. Vorschläge für freie Beiträge, die inhaltlich,  thematisch und methodisch an MEMO # 3 anschließen, können laufend und jederzeit an die Redaktion eingesandt werden.

Anfang Dezember hat Gabriele Schichta das online Journal MEMO – Medieval and Early Modern Material Culture bei der dha2018 vorgestellt. Speed Geeking war das Format, in dem Informationen zur inhaltlichen Ausrichtung, zur digitalen Umgebung und zur Entwicklung des seit vergangenem November open Access zugänglichen Journals komprimiert vermittelt werden konnten.


Hier können Sie das Poster sehen.
Elisabeth Gruber, Gabriele Schichta:

Zum Geleit der zweiten Ausgabe von MEMO


Denken Sie bei dem Wort ‚Algorithmus‘ an Seetang, der sich sanft im Takt der Wellen wiegt? Fürchten Sie, dass die ‚Digitalis-ierung‘ bei Ihnen zum Vergiftungstod führt? Und finden Sie im Übrigen, dass Online-Editionen, Datenbanken und kollaborative Plattformen wie Wikipedia den Untergang des (wissenschaftlichen) „Abendlandes“ vorantreiben? Dann gehören Sie wohl eher nicht der in den letzten Jahrzehnten stetig wachsenden Spezies der Digitalen Geisteswissenschafterinnen und Geisteswissenschafter an.

Das, was in jüngerer Zeit unter dem modischen Begriff ‚Digital Humanities‘ firmiert und mittlerweile ein viel praktizierter und zunehmend anerkannter Forschungsansatz in den Geisteswissenschaften geworden ist, wurde am Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (IMAREAL) schon beinahe seit den Gründungstagen in den späten 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts betrieben und gehört somit praktisch zu dessen Kerngeschäft: Die Präsentation und Aufbereitung eigener Forschungsergebnisse mithilfe digitaler Methoden wie auch die Bereitstellung optimierter digitaler Tools für die scientific community waren und sind ein zentrales Anliegen des IMAREAL, ebenso wie der nachhaltige und demokratische – auf allgemeine, kostenfreie Zugänglichkeit ausgerichtete – Umgang mit digitalen Ressourcen. MEMO als jüngstes Kind in der ‚digitalen Familie‘ des IMAREAL ist aus eben dieser Forschungshaltung erwachsen und zudem, um in der familialen Metaphorik zu bleiben, born-digital. Was also lag näher als Ausgabe #2 dem Thema Digital Humanities zu widmen und deren Verschränkung mit den zentralen Fragestellungen des Instituts hinsichtlich der Erforschung der materiellen Kultur des Mittelalters und der frühen Neuzeit zu beleuchten.

Bei der Planung und Einwerbung der Beiträge hatten wir eine inhaltliche Schwerpunktsetzung vor Augen, die vor allem auf die vielfältigen Projekte im breiten Forschungsfeld der Mediävistik verweisen sollte, in denen man sich unterschiedlicher Tools der digitalen Erhebung, Erschließung und Präsentation von Daten bedient und bestrebt ist, wissenschaftliche Fragestellungen mithilfe digitaler Methoden zu bearbeiten. Es gelang uns, zu diesem Thema zahlreiche spannende Beiträge zu einschlägigen Projekten zu gewinnen, und zwar sowohl aus den ‚eigenen Häusern‘ in Krems und Salzburg – dazu zählt der Beitrag von Isabella Nicka und Ingrid Matschinegg zu „REALonline neu“ ebenso wie der Artikel von Katharina Zeppezauer-Wachauer zum digitalen Glossar „digEST_ivum“ und der Text von Miriam Landkammer, Michaela Zorko und Gabor Tarcsay zur virtuellen dreidimensionalen Rekonstruktion der Göttweigerhofkapelle und ihrer Wandmalereien – als auch aus uns nahe stehenden Institutionen, mit denen es in Vergangenheit und Gegenwart vielfältige Verbindungen und Kooperationen gab und gibt – hierzu zählt der Beitrag von Markus Gneiß und Andreas Zajic, die Ergebnisse aus ihrem Projekt zu Illuminierten Urkunden präsentieren sowie die Beiträge von Mihailo St. Popović und dem Team von ‚Digitising Patterns of Power‘ an der ÖAW, Stefan Eichert, Bernhard Koschicek und Vratislav Zervan. Darüber hinaus bekamen wir die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Georg Vogeler, Inhaber einer der mittlerweile zwei Professuren für Digital Humanities in Österreich, in dem er unter anderem erörterte, wodurch die Arbeitsweise digitaler Geisteswissenschafter_innen charakterisiert wird, dass sich deren Probleme und Herausforderungen gar nicht so sehr von jenen in den „konventionellen“ Geisteswissenschaften unterscheiden und dass sowohl digitale als auch analoge Ressourcen und Tools immer nur so gut sind wie jene, die sie nutzen und pflegen. Die zentralen Aussagen des Interviews sind ebenfalls Teil dieser Ausgabe.
Die zweite Ausgabe von MEMO wird ganz im Zeichen der Digital Humanities stehen.

Als wir für die Vorankündigung von MEMO#2 diesen Satz formuliert hatten, war uns noch nicht klar, auf welche Dimensionen wir damit explizit und implizit hinweisen würden. Es mutet fast ein wenig wie Ironie des Schicksals an – wenn man denn an das Schicksal glauben möchte – dass wir just bei dieser Ausgabe von MEMO gleichsam von der Kehrseite der glänzenden digitalen Medaille eingeholt und beinahe zu Fall gebracht wurden. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände und sowohl technisch als auch menschlich bedingter Fehlleistungen kam es an der Universität Salzburg zu massiven Serverproblemen, die auch unser online Journal betrafen. Georg Vogeler hat auf die Frage der Nachhaltigkeit von Daten sehr eindrücklich geantwortet. Seine Ausführungen zur Pflege einer Bibliothek beschreiben in etwa das, was auch unserem Server, auf dem MEMO gehostet wird, Mitte Juni 2018 passiert ist: er wurde schlichtweg gelöscht.

Die Welt der analogen und somit materiell fassbaren Daten und Ressourcen, mit denen der Mensch bereits eine Jahrtausende währende Erfahrung hat, gibt uns noch immer ein Gefühl von Sicherheit, Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Dass dieses Gefühl rationaler Grundlagen entbehrt, kann am Beispiel der Bibliothek von Alexandria und anderer – wohlwollend als auch böswillig – vernachlässigter Ressourcen zugespitzt werden. Ein Umstand, der vielleicht die Illusion der Beständigkeit analoger Daten nähren mag ist, dass (zumindest auf den ersten Blick) schon vergleichsweise wenige oder gar einzelne Individuen eine analoge Bibliothek pflegen und erhalten können, es aber potenziell vieler Mitwirkender bedarf um eine digitale Ressource aufzubauen und zu betreuen – und die Kommunikationsgefüge entsprechend störanfällig sein können. Wenn auch, wie im Fall der vielen Köche, die den Brei verderben, die Beteiligung vieler Akteure von erheblichem Nachteil sein kann, so ist es doch in unserem Fall gerade einer solchen Reihe von Akteuren zu verdanken, dass es MEMO noch gibt und wir nun mit unserer neuen Ausgabe „Digital Humanities & Materielle Kultur“ online gehen können. Wir möchten uns daher ausdrücklich bei ihnen bedanken: Ingrid Matschinegg (IMAREAL), die am IMAREAL die IT-Infrastruktur betreut, war beinahe Tag und Nacht damit beschäftigt, die Verluste so gering wie möglich zu halten; Robert Kubin, der mit der Firma NEXT (Linz) für die technische Umsetzung von MEMO von der ersten Stunde an verantwortlich zeichnet, kam uns nicht nur mit einer aktuellen Sicherungskopie der Gesamtversion zu Hilfe, sondern führte uns mit umfassender Fachkenntnis durch die Fallstricke des Neustarts; die Mitarbeiter der IT-Services an der Universität Salzburg schließlich leiteten entsprechende Maßnahmen in die Wege, die eine Wiederholung eines derartigen Zwischenfalls in Zukunft verhüten sollen.

Ursprünglich wollten wir nicht ganz so genau wissen, was es bedeutet, „im Zeichen der Digital Humanities“ zu publizieren. Nun sind wir um eine Erfahrung reicher – und umso überzeugter davon, dass wissenschaftliches Forschen und Publizieren im digitalen Umfeld zur Normalität werden muss, sodass die daraus entstehenden virtuellen Objekte ebenso umfassend und nachhaltig gepflegt werden können wie Bücher und deren Aufbewahrungsorte.

Bildnachweis


Titelbild der Ausgabe: Der Heilige Severus beim Weben (Ausschnitt)
Flügelaltar aus dem Jahr 1456, Diözesanmuseum St. Ulrich, Regensburg (D).
REALonline Bild Nr. 018728.


Alle Beiträge, die in MEMO veröffentlicht werden, durchlaufen einen externen Begutachtungsprozess (double blind peer review). Die Peer Review verstehen wir nicht nur als Moglichkeit der Qualitätssicherung, sondern auch als Impulsgeber für die Autorinnen und Autoren von MEMO. Strukturiertes Feedback aus einer facheinschlägigen, kritischen Außenperspektive heraus kann im Idealfall dabei helfen, die eigene Arbeit zu überdenken beziehungsweise weiter zu denken, Ideen und Argumentationsgänge zu vertiefen und die methodischen Tools zu schärfen.


Die Erstellung eines Gutachtens ist ein zeit- und arbeitsaufwändiger Prozess, der von ForscherInnen unentgeltlich zusätzlich zu ihren zahlreichen anderen Verpflichtungen durchgeführt wird. Wir nehmen dies keineswegs als selbstverständlich hin und möchten uns daher zum Ende des Jahres bei all jenen GutachterInnen, die sich mit der Nennung ihres Namens einverstanden erklärt haben, öffentlich bedanken.


Folgende WissenschaftlerInnen haben uns in diesem Jahr als GutachterInnen unterstützt:




 


Rainer Atzbach, Aarhus (DK)
Monika Brunner-Gaurek, Salzburg (A)
Nils Büttner, Stuttgart (D)
Babette Hartwieg, Berlin (D)
Hartmut Krohm, Berlin (D)
Margareth Lanzinger, Wien (A)
Martin Scheutz, Wien (A)
Marlen Schneider, Paris (F)
Barbara Thuswaldner, Wien (A)
Iris Wenderholm, Hamburg (D)


Wir sagen DANKE!