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Die Skelettreste des Minnesängers Neidhart von Reuental und dessen Epigonen Neithart Fuchs. Eine Identifizierung

Die Skelettreste des Minnesängers Neidhart von Reuental
und dessen Epigonen Neithart Fuchs. Eine Identifizierung
Karl Grofi s chmidt (Wien)
Einleitung
Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten am sog. Neidhart-Grabmal, das an der
südlichen Außenwand des Langhauses des Wiener Stephansdomes als Tumba
ausgeführt ist, wurde dieses im April 2000 von Johann Offenberger (Abteilung
für Bodendenkmale, Bundesdenkmalamt Wien) geöffnet und die darin
aufgefundenen Knochen ftir eine anthropologische Bearbeitung entnommen‘
Untersuchungen zur Bau- und Restauriergeschichte wurden von Friedrich
Dahm (Landeskonservatorat Wien) durchgeführt, parallel dazu wurde am
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der fri.ihen Neuzeit der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften von Gertrud Blaschitz im Zuge
eines Forschungsprojektes der Aufbau einer Textdatenbank in Verbindung mit
Textanalysen (,,Realien im lkonftext. Datenbank von ,Realien‘ in der
mittelhochdeutschen Literatur“) abgeschlossen. Ihr sei auch ftir die Einladung
zur Mitarbeit herzlich gedankt.
Da bereits während der Bergung der Knochen erkennbar war, dass es
sich um Skelettelemente zweier Individuen handelt, wurde eine Absolut-
Altersbestimmung mit der Radiokarbonmethode (C-14) beschlossen, um
vielleicht einen existenten zeitlichen Abstand zwischen den beiden Individuen
feststellen zu können, unter der Annahme, dass es sich dabei um die Knochen
des Minnesängers Neidhart von Reuental und/oder die des Neithart Fuchs
handeln könnte. Bekanntlich lebte Neithart Fuchs Jahrzehnte später, eine
Differenz, die durch eine derartige Altersbestimmung mit großer
Wahrscheinlichkeit feststellbar wäre. Proben wurden an das Institut flir
Isotopenforschung und Kernphysik der Universität Wien, VERA-Labor
(Leiter: Walter Kutschera) an Eva Wild und Peter Steier übergeben, für die
rasch durchgeführte Analyse sei ihnen hier ebenso gedankt, wie Gerhard
Forstenpointner, Institut ftir Anatomie der Veterinärmedizinischen Universität
Wien, dessen Bearbeitung des einzigen im Konvolut gefundenen Tierknochens
in die anthropologischen Individualbefunde aufgenommen wurde.
156
Material und Methoden
Erschwerend ftir eine anthropologische Identifizierung ist der Umstand, dass
von beiden historischen Persönlichkeiten keine Hinweise hinsichtlich ihres
Lebensalters, ihrer Todesumstände, eventueller Krankheiten oder Unfallfolgen
bekannt sind, wie das z’rm Beispiel beim Minnesänger Oswald von
Wolkenstein der Fall war, und wo diese, wie eine intravital erlittene
Augenverletzung mit Verlust des Augapfels zur Identifizierung seines Skelettes
beitragen konnten (Glowatzki-Mullis 1982, Kloiber 1983). Beim vorliegenden
Knochenkonvolut ist kein Gesichtsschädel erhalten geblieben, was einen
Vergleich mit eventuell erhaltenen historischen Abbildungen unmöglich
macht, für den gegenständlichen Fall sind aber auch bisher keine bekannt.
Die Methoden der Bestimmung des Geschlechts und des Sterbealters bei
menschlichen Knochenfunden folgen den Empfehlungen von Knußmann
(1988), speziell wurden die Nahtverknöcherungen am Schädel (Rösing 1977),
die Molarenabrasion, Alveolarresorption, Zahnsteinbesatz (Brothwell 1981)
und Veränderungen der Symphysis ossis pubis (McKern 1957) beurteilt. Die
Erfassung der Bezahnung erfolgte im Prinzip nach den Regeln der FDI
(Federation Dentaire International), wobei im vorliegenden Fall eine bei dieser
Form der anthropologischen Bearbeitung übliche Codierung verwendet
worden ist. Sie bedeutet im einzelnen: 1-8 … Dauerzähne; a… vollständig
verschlossene Alveole bei intra vitam verlorenem Zahn; b … Alveole im
Veröden bei intra vitam verlorenem Zahn; x … post mortem verlorener Zahn;
– …bedeutet, dass die Alveole nicht beurteilbar ist, Zahlen in Klammern
gesetzt symbolisieren, dass der Zahn lose vorliegt und die Alveole nicht
erhalten ist, ein gesetzter Punkt fungiert als Platzhalter an der entsprechenden
Position im Zahnschema, ein * weist auf Besonderheiten hin, die im Text
besprochen werden. Die Schätzungen der Körperhöhen erfolgten aufgrund der
Längen der Extremitätenknochen nach den Tabellen von Breitinger (1938).
Ergebnisse
Die Ergebnisse der anthropologischen Untersuchungen an den Skelettresten
beider Individuen werden nachstehend angeflihrt, bei den einzelnen
Individualdaten sind auch deren Begründungen erwähnt und darüber hinaus
werden eventuelle Besonderheiten, Pathologien und Interpretationen diskutiert;
zwei Abbildungstafeln finden sich im Anhang, die Ergebnisse der
Radiokarbon-Datierungen sind aus der Tabelle 1 ersichtlich, die Zahn- und
Kiefermaße finden sich in Tabelle 2, die postkranialen Maße in Tabelle 3.
t57
Individuum 1 (,,Neithart Fuchs“)
Erhalten:
Cranium: Rechtes und linkes Os temporale mit Mastoiden, linkes Os frontale
mit Arcus supraciliaris und Glabellarregion, linkes Os parietale, Teile des
rechten Os parietale, Anteil des Os occipitale, Anteile des Os sphenoidale
(Mittelteil und linke Ala). Die Kalottenanteile sind relativ dünn, aber in
Spongiosa und Tabula externa und interna erscheinen diese normal strukturiert
und mineralisiert;
Mandibula (Unterkiefer) in 12 Bruchstücken, rechter Ramus mandibulae mit
caput, linkes Os zygomaticum (Jochbein) mit anhaftenden Mörtelresten,
Splitter, Fragmente bis herab zu lupengroßen Stückchen;
Postcranium: Rechter Humerus (Caput in einem größeren Mörtelstück
eingebettet), linke Ulna ohne distales Ende (in der Schaftmitte von Mörtel
umschlossen), halbes rechtes Radiusköpfchen; Os sacrum ohne caudalem
Ende, linkes Os coxae, vom Os ilium nur Bruchstticke der Ala ossis ilii;
rechtes Femur, linke Tibia;
Sterbealter: Spätadult/Frühmatur (35. -45.Lebensjahr) ;
Schädelnähte intern verstrichen, extern noch erkennbar, aber: Sutura
metopica; Abrasion (nach Brothwell 1981): 35-4513 bzw )45, Symphyse
nach McKern (1957) Stufe 7;
Geschlecht: Männlich;
Schädelkalotte ungewöhnlich dünn, aber: Glabella, beide Mastoide, stumpfer
Orbitarand weisen auf männliches Geschlecht hin. Zarte Mandibula, jedoch
mit deutlichem, evertiertem Angulus mandibulae. Postkraniales Skelett kräftig
und relativ robust;
Körperhöhez 174 cm;
Bezahnung:
x7654 (3)xx xa3x55b8*
Besonderheiten und Pathologien der Bezahnung: Makroskopisch erkennbare,
oberflächlich bleibende, die Pulpahöhle in keinem Fall erreichende
Karies konnte an den mesialen Flächen des ersten und zweiten Molaren des
rechten Unterkiefers an der Schmelz-Dentingrenze ebenso wie am ersten
Molaren des linken Unterkiefers im Cervixbereich festgestellt werden,
Zahnstein und Parodontose hatten an allen vorhandenen bukkalen Zahnflächen
bzw. an den Septa und Juga interalveolaria jeweils die Stufe 2 (von 3
möglichen) erreicht, der Abschliff auf den Kauflächen reicht bis tief ins
Dentin hinein, die Kronen sind in der Höhe halbiert (siehe dazu auch die
Zahnmaße). Der zweite Molar des linken Unterkiefers (37) ist mehrere Jahre
vor dem Tod des Individuums verloren gegangen, die Alveole ist ohne
Raphenbildung bereits vollständig verstrichen, der zweite Incisiws (32)
hingegen muss erst wenige Wochen bis Monate vor dem Tod ausgefallen sein.
Eine Besonderheit ist am dritten linken Molaren des Unterkiefers zu
158
beobachten: Dieser liegt in sogenannter impaktierter Form vor, d. h. er kam
auch bis zum Tod dieses Skelettindividuums nicht zur Eruption und war nur
mehr von einer dünnen – in Resten erhaltenen – Knochenlamelle bedeckl, es
sind deshalb auch keinerlei Abrasionsspuren sichtbar. Normalerweise würde
der Durchbruch in die Mundhöhle bis zum 21. Lebensjahr (LJ), die volle Ausbildung
der Wurzel bis zum 25. LJ abgeschlossen sein (2.B. Sauerwein 1981).
Der haselnussgroße (Durchmesser 14,0 mm), kugelige Zalnhat keine Wurzel
ausgebildet, stattdessen sind nur zwei kleine Höcker zu erkennen (siehe Abb.
2). Diese Ausprägungsform gehört nach Sollich (1974) zu den Mikromanifestationen
der Aplasien; sie können Störungen und verminderte Ausprägung
von Mineralisation, Eruption, Richtungsstörungen des Zabndurchbruchs und
Impaktionen beinhalten und stellen eine Reaktion des Zahnkeimes auf ätiologische
Faktoren dar (Schulze 1987). Charakteristisch ist auch das kombinierte
Auftreten mehrerer Störungen (siehe dazu bei Berry 1967, AIt 1989), wie es
bei der vorliegenden Mandibula auch der Fall ist, da im rechten Unterkiefer
der nicht mehr erhaltene dritte Molar eine irreguläre, stark nach horizontal
hinten abweichende Wurzelform ausgebildet hatte. Da der ZaIn aber regulär
in die Mundhöhle durchbrechen konnte, war keine Schmerzsymptomatik vorhanden.
Die beschriebenen Veränderungen können eine lokale oder aber eine
generalisierte Störung, sogar eine Ossifikationsstörung bis hin zu einem Syndrom
repräsentieren, wobei auch Erkrankungen der Schilddrüse oder der
Hypophyse in Frage kommen (Hausser 1960, Dausch-Neumann 1989). Beim
gegenständlichen Skelettindividuum kann dies aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes
differentialdiagnostisch leider nicht mehr beurteilt werden,
hier sei auf die weiter unten stehende Beschreibung der wenigen erhaltenen
Anteile der Schädelbasis verwiesen.
Bei Untersuchungen von Familien im Hinblick auf eine Hypodontie der
Weisheitszähne stellte sich heraus, dass bei Geschwistern die Agenesie des
dritten Molaren zweimal häufiger, bei Familien ohne Hypodontie aber nur
eine Aplasierate von 6% zu finden war, was auch dem normalen Bevölkerungsdurchschnitt
entspricht, hingegen bei Individuen mit Hypodontie die
Aplasien in einer Frequenz von 44Vo beobachtet werden konnten (Grahnen
1958) und damit einen wichtigen Faktor bei Populationsuntersuchungen (wie
z. B. Familienbestimmungen und Feststellung von möglichen Verwandtschaft sbeziehungen)
darstellen.
Was aber eindeutig pathologische Veränderungen betrifft, so sind die an
beiden Canini und Incisivi ausgeprägten sog. Zahnschmelzhypoplasien, die
als Defekte und Störungen im Aufbau des Zahnschmelzes definiert sind, in
mehreren deutlichen Linien erkennbar. Diese zählen ebenso wie die nur radiologisch
nachweisbaren Harris’schen Linien (Harris 1926) n den Diaphysen
der langen Röhrenknochen und den bereits makroskopisch sichtbaren cribrosierungen
am knöchernen Dach der Augenhöhlen und am Gaumen zu den
allgemeinen Stresszeichen am Skelett (Mensforth 1978), die aber hier wegen
fehlender Erhaltung nicht beobachtet werden können. Einen lebenslangen
159
Marker solcher Stress-Situationen stellen Hypoplasien des Zahnschmelzes dar,
im Gegensatz dant können die Harris’schen Linien in den Knochen im Laufe
der Ziit wieder abgebaut werden. Diese Zonen dichterer Mineralisation in den
Langknochen werden durch einen Stillstand im Wachstum der Röhrenknochen
wlihrend der Dauer der Stressphase verursacht und imponieren als helle Linien
im Röntgenbild. Werur der Stress nicht mehr einwirkt, beginnt der Knochen
des subadulten Individuums wieder weiter in der Länge zu wachsen und zeigt
eine normale Röntgendichte in der neu gebildeten Kompakta und Spongiosa.
Obwohl der Umstand bekannt ist, dass nicht immer alle von Stress betroffenen
Individuen zugleich beide Störungsmuster ausbilden (McHenry 1976), stellen
diese linien- und/oder punlctförmigen Veränderungen (siehe Abb. 2) im
Aufbau des Zahnschmelzes einen wichtigen zusätzlichen Hinweis dar, dass die
davon betroffenen Individuen während ihrer Kindheit durch Krankheiten
und/oder durch unzureichende oder mangelhafte Ernährung ihrer Mütter
während der Schwangerschaft betroffen gewesen waren. Hier ist vor allem
Proteinmangel z. B. während der winterzeit zu erwähnen, der sich sogar –
wenn er saisonal bedingt ist – in regelmäßigen Abständen im Knochen
abzeichnen kann (siehe dazu in winkler und Großschmidt 1988). An
Krankheiten kommen hier vor allem Infeltionen des oberen
Respirationstraktes in Frage. Eine wesentliche Verschlechterung kann
sicherlich durch eine niedrige sozioökonomische Stellung erfolgen, die auch
heute noch z\ den wichtigsten Einflussfaktoren im Hinblick auf
Geburtsgewicht, Wachstum des Kindes und Säuglingssterblichkeit zählt
(Martorell 1987).
Besonderheiten, die am Cranium beschrieben werden können, sind am
rechten Os parietale zu bemerken: Hier ist die Linea temporalis superior – im
Gegensatz zum Normalbefund, wo diese Linie fast nicht zu erkennen wäre –
sehr deutlich ausgeprägt, sie erscheint als eine an ihrem caudalen Rand leicht
aufgewölbte Rinne, die Linea temporalis inferior hingegen ist nur sehr leicht
ausgebildet, was im Gegensatz zu regulären Verhältnissen steht. Obwohl als
Besonderheit am Os frontale eine zusätzliche Sutura frontalis et metopica
vorhanden ist, und daher das Auftreten von zusätzlichen Nähten am Schädel
zu erwarten wäre, kann die atypische Nahtvariante einer Sutura parietalis
horizontalis im vorliegenden Fall ausgeschlossen werden. Im beschriebenen
Bereich entspringt an der Galea aponeurotica der Musculus temporoparietalis,
ein zur mimischen Muskulatur gehörender Anteil, der die Cartilago auriculae
erreicht (Ohrenheber). Der Umstand, dass hier eine deutliche, schmale Rinne
am Knochen vorhanden ist, lässt auf eine starke Beanspruchung dieses
Muskels schließen. Der M. temporalis entspringt mit seinem oberen Rand an
der Linea temporalis inferior und ist der slärkste Heber des Unterkiefers.
Nach der Rekonstruktion des Schädels zeigte sich, dass die kontralaterale Seite
leider nicht mehr erhalten ist.
Betrachtet man die Nahtverhältnisse an diesem Schädel, so ist die
Variante eines sog. Kreuzschädels erkennbar, bei dem sich die Sutura coro-
160
nalis (Kranznaht) mit der Sutura frontalis (Frontalnaht) und der Sutura
sagittalis (Sagittalnaht) kreuzt, wobei das Os frontale aber hier normal ausgebildet
und nicht vorgewölbt ist. Auch die Knochenanteile im Schädelinneren
weisen Besonderheiten auf, so ist der Bereich des Türkensattels (Sella turcica)
zu erwähnen, wo das Tuberculum sellae fast nicht zu erkennen und der Sulcus
chiasmatis sehr seicht, ein Processus clinoideus medius nicht vorhanden ist
und die Fossa hypophyseales leicht ausgeweitet und sulcusförmig verbreitert
erscheint. Die – im Gegensatz zur sonstigen eher zarten Ausformung des
Schädelskelettes – betonten Arcus supraciliares können durchaus eine Folge
der dort ansetzenden Anteile (Venter frontalis) des M. occipitofrontalis sein,
der im engen Zusammenhang mit dem M. orbicularis oculi steht. Durch diese
Muskeln des Schädeldaches (M. epicranius) kommt es zur Faltenbildung der
Stirnhaut, es werden die Augenbrauen und Oberlider gehoben, dadurch entsteht
ein Gesichtsausdruck im Sinne der Verwunderung.
Am rechten Humerus ist zu bemerken, dass dieser einen im Ursprungsgebiet
des Musculus brachialis – dem stärksten Beuger im Ellenbogengelenk –
gelegenen Knochensporn aufweist (Processus supracondylaris). Diese sich am
Margo medialis humeri entwickelnde Knochenbildung ist phylogenetisch
bedingt (atavistisch), obwohl bei unphysiologischer Überbeanspruchung eine
zusätzliche verstärkende Komponente zum Tragen kommen kann, von der
Spitze zieht das Strutherssche Ligament, in dem dadurch entstehenden osteofibrösen
Ring liegt der Nervus medianus, der hier komprimiert werden kann
und dann das Karpaltunnelsyndrom verursacht. Dieses Nervenkompressionssyndrom
macht sich vor allem nachts mit Kribbelparästhesien
und/oder Taubheitsgeftihl im II. und III.Finger und an der medialen Hälfte des
IV.Fingers, selten auch im Daumen bemerkbar. Als Frühsymptom ist die Angabe
des Patienten nicht ungewöhnlich, er habe ,,Schwierigkeiten“ mit dem
Umfassen und beim Halten einer Flasche. Ztsätzlich können aber auch Pronationsschmerzen,
-parästhesien und -hyperästhesien vor allem am IIL und IV.
Finger auftreten, wenn die Pronation des Unterarmes gegen Widerstand
erfolgt, was dann als Pronator-teres-Syndrom bezeichnet wird (Bayerl 1979).
Das Caput femoris des rechten Femurs zeigt eine verbreiterte und mit
Randzacken versehene Fovea (perifoveale Osteophytenbildungen), die bis
heute als Röntgenfrühzeichen der Coxartbrose gilt (Dihlmann, Frik 1971),
ebenso wie das auf der ventralen Seite des Collum femoris gelegene
neugebildete Knochenareal (radiologisch sog. Plaque-Zeichen), das in Form
einer beetartig umschriebenen Knorpelproliferation mit knöcherner Basis
imponiert und als regenerative Gewebsantwort auf degenerative Gelenkknorpelveränderungen
zu sehen ist. Ein mögliches Pfannendachsuperzilium
kann nicht beurteilt werden, da diese Region nicht erhalten ist. Zusätzlich liegt
noch eine Coxa valga mit Vergrößerung des Centrum-Collum-Diaphysenwinkels
vor. Das Caput femoris weist eine erkennbare Tendenz zltrr
walzenförmigen Deformation auf, dabei entsteht eine Wechselwirkung mit
degenerativen Gelenksknorpelulzerationen und einer entzündlichen Akti-
161
vierung der Arthrose (Lingg 1982) verbunden mit Schmerzzusflinden.
Die am Condylus medialis im anterioren oberen Anteil auf den ersten
Blick als substanzdefekt des Knorpels erscheinende fingerkuppengroße
Eindellung in der Kontur des Gelenksflächenrandes kann in diesem Fall aber
nicht mit einem vorangegangenen partiellen Schwund der subchondralen
Grenzlamelle in Verbindung mit einer Erosion interpretiert werden, die
Ursache dieser Inkongruenz kann hier nicht abgeklärt werden, hat aber das
Individualbefinden sicher nicht beeinträchtigt.
Individuum 2 (,,Neidhart von Reuental“)
Erhalten: Postcranium: rechter Humerus; linkes Femur, linke Tibia; Anteil
des rechten Os coxae mit Tuberositas iliaca und Symphyse, Os ilium;
Sterbealter: Frühmatur (45. -55. Lebensjahr) ;
Symphyse nach McKern (1957): Stufe 9, nach Nemeskeri (1960) Stufe IV;
Geschlecht: Männlich;
Postkraniales Skelett relativ zart, aber mit typisch männlicher Ausprägung;
Körperhöhe: 173,5 cm;
Besonderheiten:
Der Margo anterior der linken Tibia ist an seinem medialen Rand durch ein
porosiertes Areal gekennzeichnet, das sich – beginnend bei der Tuberositas
tibiae – bis zu einer Breite von 10 mm fast ans distale Ende des Langknochens
hinzieht, lateral des Margo anterior ist die Oberfläche strähnig aufgelockert.
Innerhalb des porosierten Areals ist mit geringem Ausprägungsgrad eine an
Rindenborke erinnernde Form von Knochenneubildung zu beobachten, die
(nach Schultz 1986) als Periostose zu bezeichnen wäre, aber hier eher den
Charakter einer bereits verheilten periostalen Entztindung aufiveist. Das
verursachende Agens dieser Reaktion des Knochengewebes bzw. des Periostes
kann nur ein Trauma oder eine Entzündung gewesen sein (Senn 1886,
Putschar 1966), wobei eine Fraktur sicher auszuscheiden und daher eher eine
chronische Reizung anzunehmen ist. Bei den Entzündungen kämen solche der
unmittelbar bedeckenden Weichteile, eine generalisierte Entzündung, eine vom
Knochen ausgehende Osteitis oder eine Osteomyelitis in Frage (Aufderheide
1998), letztere ist aber auszuschließen.
Tierknochen: Der im Konvolut aufgefundene Tierknochen wurde an Gerhard
Forstenpointnerr, Institut für Anatomie der Veterinär Medizin der Universität
Wien, zur näheren Bestimmung übergeben, nachstehend sein elektronisch
übermittelter Befund:
Es handelt sich um einen linken Metatarsus eines juvenilen Schafes, nicht
älter als ein Jahr, eher 6-8 Monate, also dem typischen Herbstschlachtungs-
I Prof. Dr. Gerhard Forstpointner, Veterinärmedizinische Universität Wien, Institut flir Anatomie,
Veterinärplatz l, A-1210 Wien. ernail: gerhard.forstenpointner@w-wien.ac.at.
162
termin entsprechend. Die distalen Epiphysen fehlen, können bei dem allgemein
eher schlechten Erhaltungszustand des Knochens natürlich auch kleinteilig
zerfallen sein. Zerlegungsspuren, die am Proximalende zu erwarten wären,
fehlen gänzlich, könnten aber an den – hier nicht erhaltenen – Ossa tarsi nachweisbar
sein. Ansonsten ftillt auf, dass der Knochen plantar ziemlich stark korrodiert
ist, dorsal aber kaum, könnte also mit der lädierten Seite nach unten im
sich zersetzenden Fleisch gelegen sein. Von der Bauform her kann bei einem so
jungen Tier noch nichts Besonderes gesagt werden, wahrscheinlich war es
weiblich (Schlankheitsgrad), wie groß es wirklich geworden wäre, ist in diesem
Wachstumsstadium noch nicht extrapolierbar, sehr viel größer wahrscheinlich
nicht, geht man von der schon recht sauber durchgebauten Feinmorphologie des
proximalen Endes aus. Das würde dann aber mit einer Widenisthöhe von etwa
55-60 cm durchaus dem mitteleuropäischen Standardschaf des Mittelalters und
der Neuzeit entsprechen.
Diskussion und Zusammenfassung
Im Depositorium der Tumba konnten in einer Sekundärbestattung die Skelettreste
zweier Männer identifiziert werden, wobei diese primär in der Erde
begraben gewesen sind, da an ihnen noch Reste von Boden anhafteten. Der an
einigen Skelettelementen des Individuums 1 klebende Mörtel ist bei Ausbesserungsarbeiten
dorthin gelangt (siehe dazu die Beiträge von Gertrud
Blaschitz und Friedrich Dahm im selben Band).
Hätte man irgendwelche Knochen aus dem umgebenden Friedhof flir
eine Bestattung in der Tumba entnommen, so wäre dadurch nicht der korrekte,
historisch bekannte und mit einer C-14 Absolutdatierung verifizierte zeitliche
Abstand zwischen beiden Individuen erzielbar gewesen, zudem ist es unwahrscheinlich,
zwei voneinander zeitlich richtig getrennte Skelette zuftillig zu finden.
Hier sei nochmals darauf hingewiesen, dass die Proben ftir die Radiokarbondatierung
selbstverständlich anonymisiert übergeben werden. Außerdem
stellt sich die Frage, wozu ein aufwendiges Grabmal errichten, wenn man die
,,richtige“ Bestattung nicht zur Verfügung hat bzw. wenn das Grab nicht
bekannt gewesen wäre (siehe Beitrag von Gertrud Blaschitz in diesem Band).
Bei Zusammenstellung der erhaltenen Skelettelemente aus der Tumba entsteht
für den Laien der Eindruck eines ,,kompletten“ Individuums (siehe Abb. 3),
aber nur, wenn man die je zweimal vorhandenen rechten Humeri und linken
Tibiae (in der Abb. 3 mit Rechtecken markiert) nicht berücksichtigt: ein
Schädel, zwei Oberarme, ein Becken, beide Beine. Dieses aus den Skelettelementen
beider Männer ,,konstruierte“ Individuum ist auch ursprünglich
regulär im Hochgrab bestattet gewesen und erst später, nach einer Ziegelaufmauerung
innerhalb der Tumba, in dem danach verbleibenden Hohlraum
deponiert worden (siehe Beitrag Friedrich Dahm). Die ursprüngliche Erst-
Belegung der Tumba erfolgte wohl im Zuge der Auflassung des umliegenden
t63
Friedhofs (Stephansfreitho| im Jahre 1783. Auffallend ist, dass die Umbettung
nicht vollständig vorgenommen worden war (oder man begnügte sich,
ein ,,repräsentatives“ Skelett zusammenzustellen), da wohl ursprünglich die
Fußknochen wie Talus und Calcaneus erhalten waren, die Wirbelkörper und
Rippen hingegen können durchaus schon damals zum Großteil vergangen oder
sehr brüchig gewesen sein, so ist auch der Schädel von Ind. I zerbrochen und
ohne Gesichtsschädel geborgen worden, die einzelnen Schädelknochen müssen
bereits disloziert gewesen sein, da diese unterschiedlich verfärbt sind. Bei der
Bergung aus dem Erdgrab wurde auch der Tierknochen unerkannt miterfasst‘
Die fast idente Körperhöhe beider Individuen ist sicher zufallsbedingt,
das Skelett des Individuums 1 (wahrscheinlich Neithart Fuchs) zeigt sich robuster
und kräftiger, das des Individuums 2 (wahrscheinlich Neidhard von
Reuental) im Vergleich dazu zierlicher und graziler (siehe dazu auch in der
Tab. 3: Postkraniale Maße). Die Schätzung der Körperhöhe bei Ind. I ergibt
nach Humerus und Tibia 169 cm, nach dem Femur 180 cm, Durchschnitt: 174
cm; bei Ind. 2 nach Humerus und Tibia 168 cm, nach Femur 179 cm, Durchschnitt:
173,5 cm; die Unterschenkel erscheinen verkürzt und im Vergleich zu
den Oberschenkeln unproportioniert.
An Besonderheiten und krankhaften Veränderungen ist beim Individuum
I (wahrscheinlich Neithart Fuchs) ein sogenannter impaktierter dritter Molar im
Unterkiefer zu beobachten, weiters Hypoplasien des Zahnschmelzes und Varianten
der Schädelnähte in Form eines Kreuzschädels. Die an den erhaltenen
Schädelknochen über das zu erwartende Maß hinaus entwickelten Ursprünge
von Anteilen der mimischen Muskulatur gaben einen Hinweis auf eine eventuell
berufsbedingte Ausprägung (Schauspieler?). Zudem waren ein Karpaltunnelund/
oder ein Pronator-teres-Syndrom ausgebildet mit Kribbel- und Taubheitsgefählen
an Zeige-, Mittel- und Ringfinger der rechten Hand und eine
Coxarthrose der Hüfte. Neben Zahnstein und Parodontose an allen Zähnen
waren die Molaren von oberflächlich bleibender Karies betroffen, allerdings
erreichte in keinem Fall die Zahnf?iule bis in die Pulpahöhle, was bedeutet,
dass dieses Individuum noch nicht unter Zahnschmerzen litt.
Beim Skelett des Individuums 2 (wahrscheinlich Neidhard von Reuental)
sind die Residuen einer periostalen Entzündung an der Vorderkante der linken
Tibia erkennbar, als Ursachen kommen eine chronische Reizung oder Verletzungen
der bedeckenden Weichgewebe in Frage.
t64
Tabelle 1: Radiokarbon-Datierungen der Knochenproben aus dem Neidhard-
Grab
LaborNr
VERA-I470
VERA-I47I
ProbenNr.
Steph2000, Probel
Steph2000, Probe2
*13C
-20.7V1.4
-20.2Vt.5
Ct4Alter
655V35
870v35
35 36 6,0 10,4 8,1 10,5 3,9 3,9
kalibriertes Alter
r280AD(41.0%) 1330AD
r34OAD(54.4Vo) l400AD
t030AD(22.0%) l100AD
ItloAD(13.4Vo) 1260AD
Diese Radiokarbon-Datierungen mittels AMS (accelerated mass spectrometer)
wurden am Institut flir Radiumforschung und Kernphysik der univ.wien
(Leiter: univ. Prof. Dr. walter Kutschera) im vERA-Laboratorium von Eva
Wild und Peter Steier durchgeftihrt. Die Probe VERA-1470 (Steph2000,
Probe 1) ist dem Individuum 1 der oben angeführten anthropologischen
Individualbefunde und die Probe VERA-1471 (Steph2000, nroUe Z; Aem
Individuum 2 zuzuordnen, was unter voraussetzung korrekter historischer
Interpretationen bedeutet, dass wahrscheinlich die Skelettreste des Individuums
2 dem Neidhart von Reuental und die Knochen des Individuums 1 dem Neithart
Fuchs zugeschrieben werden können. Die Ergebnisse mit kalibriertem
Alter weisen der Probe I mit einer wahrscheinlichkeit von 54,4% ein Alter
zwischen 1340 und l4oo zu, der Probe 2 mit einer wahrscheinlichkeit von
73,4% ein kalibriertes Alter zwischen 1110 und 1260 und entsprechen damit
den bisher angenommenen Lebensdaten des Minnesängers Neidhart von
Reuental und dessen Epigonen Neithart Fuchs.
Tabelle 2: Kiefer- und Zahnmaße, Neidhart-Grabmal, Individuum I
Kiefermaße:
P1-p2 pl-Ml p t -lvt2p2-Ml p2-M2 Ml -M2
li uK 13,0 23,1 – 16,5
reUK 12,4 23,0 33,9 16,5 23,9 Z0,B
li UK=linker Unterkiefer, re UK: rechter Unterkiefer, p=prämolar, M=Molar
ZNr
MD
BL
KH
Zahnmaße:
47 46
10,8 l0,l
9,2 10,3 4,3 4,5
45
5,8
7,4
4,4
4
6,3
7,6
4,4
43
7,0
7,6
9,2
33
7,0
8,0
9,0
38
t4,o
14,0
KH2 4,0 4,0 _ 3,7
ZNr: Zahnnummer, MD :mesiodistal, Bl=bukkolingual,
KH :Kronenhöhe, KH2 :Kronenhöhe2
165
Tabelle 3: Postkraniale Maße der beiden Skelettindividuen aus der Tumba
m
35{5
fe
G
Sta
323 320
50
-4′
_. q9
22
18
-s4
qa
131
44
.7
7a
I
13
.Br.
Umfalg
0.1.?!
522 518
o DiaDhßenmitte 32
rrrnhm d Dlanh mihe
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1b
3
d. d.
I
I
Mitte
Dm Mitte
Diaphyse
166
l
Abb.l: Rekonstruierte Schädelkalotte des Individuums I (wahrscheinlich Neithart
Fuchs) aus der Tumba. Links: Ansicht von vorne (Mediansagittal ist die bis
zur Nasenwurzel reichende Sutura metopica erkennbar); Rechts: Ansicht von
halblinks.
Abb. 2: Besonderheiten und Pathologien der Bezahnung von Individuum I
Links oben: Impaktierter Molar im Vergleich mit regulärem Backenzahn, dessen
Krone intravital bereits bis ins Dentin abgenitzt ist; Links unten: Kauflächenansicht
des impaktierten Molaren ohne Abnützungsspuren, am Außenrand sind
noch die Reste der bedeckenden Knochenlamelle erkennbar; Rechts: Incisivus
mit linienfärmigen Hypoplasien des Zahnschmelzes, die Pfeile zeigen auf zwei
deutliche Ausprägungsgrade.
167
@
I
lr
@
W
^v
l
ftr
ffi
Mw Skelettanteile deg „Neidhan von Reuenlal‘
Skelettanteile des „Neithart Fuchs“
Abb. 3: Schematische Darstellung des ,,konstruierten“ Individuums aus der
Tumba mit den identifizierten Skelettanteilen beider Männer. Mit Rechtecken
sind doppelt vorhandene ipsilaterale Skelettelemente markiert (Humeri und
Tibiae).
168
Zitierte Literatur:
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Österreich 26,9-14.
170
Gertrud Blaschitz (Hg.)
NEIDHARTREZEPTION
IN WORT UND BILI)
\.::J till
-r. Ji\)l
“!
itqrr.[J.
.,i .6 – 2,/1
l,lAao
Krems 2000
Inhalt
Vorwort 9
Einleitung l0
Neidhart in der Datenbank
Barbara Heller-Schuh, konftextel. Methodische Uberlegungen
zur Konzeption einer Datenbank mittelhochdeutscher Texte l3
Wandmalereien in der Tradition Neidharts
Roland Böhmer, Neidhart im Bodenseegebiet.
Zur Ikonographie der Neidhartdarstellungen in der
Ostschweizer Wandmalerei des 14. Jahrhunderts 30
, Nikolaus Henkel, Ein Neidharttanz des 14. Jahrhunderts
in einem Regensburger Bürgerhaus 53
Elga Lanc, Neidhart-Schwänke in Bild und Wort
aus der Burg Trautson bei Matrei 7l
Gertrud Blaschitz und Barbara Schedl, Die Ausstattung eines Festsaales
im mittelalterlichen Wien. Eine ikonologische und textkritische
Untersuchung der Wandmalereien des Hauses ,,Tuchlauben 19″ …………… 84
Neithard, Neithart Fuchs und das Grabmal zu St. Stephan
Richard Perger, Neithart in Wien tt2
Friedrich Dahm, Das,,l.{eidhart-Grabmal“ im Wiener Stephansdom.
Untersuchungen zur Bau- und Restauriergeschichte
5
123
Karl Großschmidt, Die Skelettreste des Minnesängers
Neidhart von Reuental und dessen Epigonen Neithart Fuchs.
Eine Identifizierung
Gertrud Blaschitz, Das sog. Neidhart-Grabmal zu St. Stephan und andere
Dichtergräber
Neidhartschwänke und Neidhartspiele
Erhard Jöst, Den Bawrn zu leydfahr ich dahere. Text und Bild
im,,Neithart Fuchs“
Erhard Jöst, Wiltu neithart wissen… Der Reliefzyklus an der Meißener
Albrechtsburg
Patricia Harant, Liedrezeption in den Neidhartspielen. Der lange Weg
Neidharts – von Reuental nach Zeiselmauer
Restaurierung yon Neidhartbildwerken
Renäta Burszän, Salzproblematik der mittelalterlichen Wandmalereien
in Wien, ,,Tuchlauben 19″ sowie Konservierung / Restaurierung
der Szene,,Spiegelraub“
Manfred Koller, Untersuchung und Restaurierung von Bildwerken
des Neidhartkreises in Wien und Tirol
Inhalt der beilieeenden CD-ROM (Aktivierung mittels Aufruf von
index. htm)
Wandmalereien
Diessenhofen,fur Zinne“
Zijrrich,fum Brunnenhof‘
Zürich,Zum Griesemann“
Winterthur,Zum Grundstein“
Regensburg, Glockengasse 14
Burg Trautson
Burg Runkelstein
Wien,,,Tuchlauben 19″
156
l7t
189
210
219
249
278
6
SkulPturen
Albrechtsburg in Meißen
Neidhart-Grabmal zu St. Stephan in Wien
Historische Aufrrahmen
Hochgrab
Chronolo gie der Graböffnung
Figur und Sockelrelief nach der Restaurierung
Holzschnitte
Die Schwanksammlung,,Neithart Fuchs“
Inkunabel Augsburg l49l-97 (z)
Fragment Augsburg I49l-97
Inkunabel Nümberg 1537 (zt)
Inkunabel Frankturt 1566 (*)
Federzeichnung
7
‚ Vorwort
Der vorliegende Band präsentiert Ergebnisse einer voT Institut für
n“uti“nmoa“ des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Osteneichischen
etuO.tni“ der Wissenschaften und den Werkstätten des Östeneichischen Bundesdenkmalamtes
veransüalteten Tagung im Oktober 1999. Anlass für die Tagong
*ur einerseits das am Institut für Realienkunde laufende Projekt Realien
im kontext – Datenbank von ,,Realien“ in der mittelhochdeutschen Literalo“,
dut auf einem Text des Minnesängers Neidhart von Reuental basiert und im
Sinne ein“t kontextuellen Methode die Neidhart-Bildtradition in die Projektarbeit
einbezieht. Andererseits erfolgte zur gleichen Zeit im Bundesdenkmalamt
Wien die Restaurierung von Originalen der Neidhart-Bildtradition, und die
abermalige Restaurierung der Wandmalereien aus den Wiener Tuchlauben war
bereits in Diskussion. Nach diesem Arbeitsgespräch erlangte das Kremser
,“Irleidhartprojekt“ nicht nur neue Dynamik und weitere Dimensionen, sondern
auch Aktualität.
Die vorliegende Publikation ist das Ergebnis einer äußerst erfreulichen
interdisziplinären Zusammenarbeit, die neueste Forschungsberichte zu Neidhart
und Neithart Fuchs aus Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Germanistik, Geschichte
und EDV bringt.
Ich danke Gerhard Jaritz, dem Herausgeber der Zeitschrift ,Medium
aevum quotidianum“, für die Aufnahme der Publikation als Sonderband.
Mein Dank gilt ganzbesonders Elisabeth vavra, Barbara Schedl und Karl
Brunner für viele hilfreiche Gespräche. Für tatkräftige und geduldige Unterstützung
danke ich Birgit Karl, Gundi Tarcsay und Peter Böttcher.
Gertrud Blaschitz
9

Der Band
Einleitung
Das Ziel des Pilotprojektes Realien im Kontext – Datenbank von ,,Realien,. in
der mittelhochdeutschen Literatur war es, in Erg?inzung zu der äInstitut für
Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit b-estehenden Bilddaten_
bank methodische Grundlagen für den Aufbau einer Textdatenbank zu entwickeln,
die den Zugriffaufrealienkundlich relevante Bezeichnungen in den verschi“
denen Texttypen ermöglichen und die Abfrage nach äegdiren oder
Begrifßkombinationen in beiden Datenbanken erlauben soll. üie für die
Bilddatenbank wurde auch bei der Textdatenbank das Datenbankverwaltungssystem
rLero, in Anwendung gebracht. Anhand der umfangreichsten sammlu-ng von Neidhartliedern des Spätmittelalters, der Berliner Händschrift c, wurden
Grundlagen für die Textanalyse dichterischer euellen erarbeitet lBarbara Heller_
Schuh).
zeugen einer lebhaften Neidhartrezeption* sind in vier schweizer
städten wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Rolanä Böhmer
untersucht die Neidhart-wandmalereien in den ehemaligen Habsburlerlanden
und unternimmt deren Einordnung in die zeitgenössische-profane we’stscrr*ei
zer wandmalerei. – Ebenfalls dem 14. Jahrhundert zuzuordnen ist der harttanz“ in ,,Neit- einem Regensburger Bürgerhaus, der r9g4 bei Renovierungsarbeiten
entdeckt wurde, über den Nikolaus Henkel schreibt. Die von den werkstätten des Bundesdenkmalamtes wien unter der Leitung von Manfred
lMgallterel id urchgeführre Restaurierung der wandmalerei aus der nu?g üuut.on u.i machte das Manko, dasJ diesem wandbild bis dato
-t“in“
ikono_
graphische würdigung zuteil wurde, deutlich. Elga Lanc uoter.u“nf äi“ Darstel_
lung der Neidhartschwänke in Bild und wort undlegt somit erstmals eine studie zu diesem wesentlichen Zeugnis der Neidhart-Bildädition in stiJti.oi-vor. Der Artikel ,,Die Ausstattung einis Festsaales im mittelalterlichen wien.. von Ger_ trud Blaschitz und Barbara Schedr unternimmt den versuch, aie tglg entdeck-
Zur Schreibung: Im sinne.der Neidhartrezeption wird nur dann die Schreibung Neithart an_ gewandt, wenn eindeutig Neithart Fuchs, der Hotnann ottos des Fröhlichen (1330_1339) gemeint ist.
l0
ten Wandmalereien der Wiener Tuchlauben in den Kontext der mündlichen,
srt ritti“tr“n und ikonographischen Neidhartüberlieferung zu stellen.
Im Themenbereich Neidhart, Neithart Fuchs und das Grabmal zu St.
Stephan bringt Richard Perger ein Resümee seiner historischen Studien über
N“ittturt Fuchs in wien. Im Laufe der Restaurierung der Tumbafigur des
Neidhart-Fuchs-Grabes zu st. Stephan unter der Leitung von Manfred Koller
wurde die Notwendigkeit einer Renovierung der gesamten Tumba erkannt, was
deren Abbau bedingte: Die erforderliche Graböffnung im April 2000 ermöglichte
erstmals eine genaue kunsthistorische Analyse des Hochgrabes (Friedrich
Dahm) sowie die anthropologische Untersuchung der darin befindlichen
Knochen (Karl Großschmid|. Eine Synopse dieser aktuellen Forschungsergebnisse
versucht die Herausgeberin.
Im Komplex Neidhartschwänke und Neidhartspiele bringt Erhard Jöst
Interpretationen zur Rezeptionsgeschichte der Wort-Bild-Relation der Neithartschwänke
in den Ausgaben des Schwankbuches und auf den Reliefs der Albrechtsburg
in Meißen. Patricia Harant beschäftigt sich mit der Liedrezeption in
den Neidhartspielen.
Im Kapitel ,,Restaurierung von Neidhartbildwerken“ wird die Notwendigkeit
einer abermaligen Restaurierung der Neidhart-Wandmalereien in den
Wiener Tuchlauben aus der Zeit um 1400 begründet; Renäta Burszän stellt in
diesem Band die wichtigsten Ergebnisse ihrer Diplomarbeit über die Salzschäden
der mittelalterlichen Wandmalereien (Akademie der bildenden Künste,
Meisterklasse für Restaurierung und Konservierung) vor‘ Ihre beispielhaft
durchgeführten Analysen der Salzproblematik sowie der Konservierung und
Restaurierung der Szene ,spiegelraub‘ sind ausführlich auch auf der
beiliegenden CD-ROM dokumentiert. Manfred Koller berichtet über die Untersuchung
und Restaurierung der Wandmalerei aus der Burg Trautson und des
Grabmiles des Neithart Fuchsr.
Die CD-ROM
Die dem Band beigefügte CD-ROM enthält sämtliche uns bekannten mittelalterlichen
Bildquellen der Neidhart-Tradition. Es sind dies Wandmalereien,
Skulpturen, Holzschnitte aus der Schweiz, aus Italien, aus Deutschland und aus
Osterreich, weiters das Hochgrab mit der Liegefigur zu St. Stephan in Wien und
eine Federzeichnung aus einem Wiener Codex. Neben bereits bekannten
Werken der Neidhart-Bildtradition, zum Teil in neuesten Aufoahmen, finden
sich zahlreiche Novitäten. Dant zählen bei den Wandmalereien die Aufrrahmen
rEin weiterer Beinag zum Thema ,,Restaurienrng von Neidhadbildwerken“ wird im Heft 43
von Medium Aewm Quotidianum 2001 erscheinen: Stefan Rodler, Zu Maltechnik, Zustand
und Präsentationsproblematik des Neidhadzyklus (Diplomarbeit an der Akademie der
bildenden Künste, Meisterklasse für Restaurierung und Konservierung).
ll
:-
aus dem Bürgerhaus in Regensburg, weiters die Wiedergabe der von Friedrich
von Schmidt angefertigten Nachzeichnung aus der Burg Runkelstein2, die
Aufnahmen von der kürzlich in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes Wien
restaurierten Neidhart-Wandmalerei aus der Burg Trautson3 und die Ergebnisse
der rasterelektronenmikroskopischen bzw. röntgenmikroanalytischen Untersuchungen
von Renäta Burszän anläßlich ihrer Diplomarbeit über die Salzproblematik
in den Wiener Tuchlauben. Gänzlich neu sind die Aufuahmen von der
restaurierten Tumbahgur des Neidhart-Grabes zu St. Stephan, die Reportage von
der Graböffnung, die Aufnahmen über die Tumbakonstruktion und über die
Stratigraphie des Knochenmaterials, aber auch die über die Überreste der Gebeine.
Neben den bereits von Erhard Jöst publizierten Holzschnitten aus den
Drucken des Schwankbuches von l49l-9’7 (z) und 1566 (22) wird die komplette
Folge der Holzschnitte des Fragmentes Augsburg l49I-97 und die Ausgabe von
1537 (zt) wiedergegeben, die dankenswerterweise von Erhard Jöst als Mikrofilme..
zur Verfügung gestellt wurden. Die Federzeichnung aus dem Codex 5458
der Osterreichischen Nationalbibliothek, bereitgestellt von Veronika Pirker-
Aurenhammera, vervollständigt die bisher bekannte Kollektion an Bildzeugnissen
aus der Neidhart-Tradition.
2 Mein Dank gilt Andr6 Bechtold, der mir eine Aufirahme des Runkelsteiner Veilchenschwankes
als Diapositiv zur Verfügung stellte.
‚DI Gobert Auersperg danke ich herzlich für die Fotografieredaubnis und für die Genehmigung
zur veröffentlichung dieser Aufirahmen der Neidhartwandmalerei aus der Burg
Trautson bei Matrei.
a Veronika Pirker-Aurenhammer danke ich ganz herzlich für die Information über die Federzeichnung
im Codex 5458 der Österreichischen Nationalbibliothek.
t2
Gertrud Blaschitz (Hg.)
NEIDHARTREZEPTION
IN WORT UND BILI)
\.::J till
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“!
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.,i .6 – 2,/1
l,lAao
Krems 2000
Inhalt
Vorwort 9
Einleitung l0
Neidhart in der Datenbank
Barbara Heller-Schuh, konftextel. Methodische Uberlegungen
zur Konzeption einer Datenbank mittelhochdeutscher Texte l3
Wandmalereien in der Tradition Neidharts
Roland Böhmer, Neidhart im Bodenseegebiet.
Zur Ikonographie der Neidhartdarstellungen in der
Ostschweizer Wandmalerei des 14. Jahrhunderts 30
, Nikolaus Henkel, Ein Neidharttanz des 14. Jahrhunderts
in einem Regensburger Bürgerhaus 53
Elga Lanc, Neidhart-Schwänke in Bild und Wort
aus der Burg Trautson bei Matrei 7l
Gertrud Blaschitz und Barbara Schedl, Die Ausstattung eines Festsaales
im mittelalterlichen Wien. Eine ikonologische und textkritische
Untersuchung der Wandmalereien des Hauses ,,Tuchlauben 19″ …………… 84
Neithard, Neithart Fuchs und das Grabmal zu St. Stephan
Richard Perger, Neithart in Wien tt2
Friedrich Dahm, Das,,l.{eidhart-Grabmal“ im Wiener Stephansdom.
Untersuchungen zur Bau- und Restauriergeschichte
5
123
Karl Großschmidt, Die Skelettreste des Minnesängers
Neidhart von Reuental und dessen Epigonen Neithart Fuchs.
Eine Identifizierung
Gertrud Blaschitz, Das sog. Neidhart-Grabmal zu St. Stephan und andere
Dichtergräber
Neidhartschwänke und Neidhartspiele
Erhard Jöst, Den Bawrn zu leydfahr ich dahere. Text und Bild
im,,Neithart Fuchs“
Erhard Jöst, Wiltu neithart wissen… Der Reliefzyklus an der Meißener
Albrechtsburg
Patricia Harant, Liedrezeption in den Neidhartspielen. Der lange Weg
Neidharts – von Reuental nach Zeiselmauer
Restaurierung yon Neidhartbildwerken
Renäta Burszän, Salzproblematik der mittelalterlichen Wandmalereien
in Wien, ,,Tuchlauben 19″ sowie Konservierung / Restaurierung
der Szene,,Spiegelraub“
Manfred Koller, Untersuchung und Restaurierung von Bildwerken
des Neidhartkreises in Wien und Tirol
Inhalt der beilieeenden CD-ROM (Aktivierung mittels Aufruf von
index. htm)
Wandmalereien
Diessenhofen,fur Zinne“
Zijrrich,fum Brunnenhof‘
Zürich,Zum Griesemann“
Winterthur,Zum Grundstein“
Regensburg, Glockengasse 14
Burg Trautson
Burg Runkelstein
Wien,,,Tuchlauben 19″
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278
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SkulPturen
Albrechtsburg in Meißen
Neidhart-Grabmal zu St. Stephan in Wien
Historische Aufrrahmen
Hochgrab
Chronolo gie der Graböffnung
Figur und Sockelrelief nach der Restaurierung
Holzschnitte
Die Schwanksammlung,,Neithart Fuchs“
Inkunabel Augsburg l49l-97 (z)
Fragment Augsburg I49l-97
Inkunabel Nümberg 1537 (zt)
Inkunabel Frankturt 1566 (*)
Federzeichnung
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‚ Vorwort
Der vorliegende Band präsentiert Ergebnisse einer voT Institut für
n“uti“nmoa“ des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Osteneichischen
etuO.tni“ der Wissenschaften und den Werkstätten des Östeneichischen Bundesdenkmalamtes
veransüalteten Tagung im Oktober 1999. Anlass für die Tagong
*ur einerseits das am Institut für Realienkunde laufende Projekt Realien
im kontext – Datenbank von ,,Realien“ in der mittelhochdeutschen Literalo“,
dut auf einem Text des Minnesängers Neidhart von Reuental basiert und im
Sinne ein“t kontextuellen Methode die Neidhart-Bildtradition in die Projektarbeit
einbezieht. Andererseits erfolgte zur gleichen Zeit im Bundesdenkmalamt
Wien die Restaurierung von Originalen der Neidhart-Bildtradition, und die
abermalige Restaurierung der Wandmalereien aus den Wiener Tuchlauben war
bereits in Diskussion. Nach diesem Arbeitsgespräch erlangte das Kremser
,“Irleidhartprojekt“ nicht nur neue Dynamik und weitere Dimensionen, sondern
auch Aktualität.
Die vorliegende Publikation ist das Ergebnis einer äußerst erfreulichen
interdisziplinären Zusammenarbeit, die neueste Forschungsberichte zu Neidhart
und Neithart Fuchs aus Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Germanistik, Geschichte
und EDV bringt.
Ich danke Gerhard Jaritz, dem Herausgeber der Zeitschrift ,Medium
aevum quotidianum“, für die Aufnahme der Publikation als Sonderband.
Mein Dank gilt ganzbesonders Elisabeth vavra, Barbara Schedl und Karl
Brunner für viele hilfreiche Gespräche. Für tatkräftige und geduldige Unterstützung
danke ich Birgit Karl, Gundi Tarcsay und Peter Böttcher.
Gertrud Blaschitz
9

Der Band
Einleitung
Das Ziel des Pilotprojektes Realien im Kontext – Datenbank von ,,Realien,. in
der mittelhochdeutschen Literatur war es, in Erg?inzung zu der äInstitut für
Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit b-estehenden Bilddaten_
bank methodische Grundlagen für den Aufbau einer Textdatenbank zu entwickeln,
die den Zugriffaufrealienkundlich relevante Bezeichnungen in den verschi“
denen Texttypen ermöglichen und die Abfrage nach äegdiren oder
Begrifßkombinationen in beiden Datenbanken erlauben soll. üie für die
Bilddatenbank wurde auch bei der Textdatenbank das Datenbankverwaltungssystem
rLero, in Anwendung gebracht. Anhand der umfangreichsten sammlu-ng von Neidhartliedern des Spätmittelalters, der Berliner Händschrift c, wurden
Grundlagen für die Textanalyse dichterischer euellen erarbeitet lBarbara Heller_
Schuh).
zeugen einer lebhaften Neidhartrezeption* sind in vier schweizer
städten wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Rolanä Böhmer
untersucht die Neidhart-wandmalereien in den ehemaligen Habsburlerlanden
und unternimmt deren Einordnung in die zeitgenössische-profane we’stscrr*ei
zer wandmalerei. – Ebenfalls dem 14. Jahrhundert zuzuordnen ist der harttanz“ in ,,Neit- einem Regensburger Bürgerhaus, der r9g4 bei Renovierungsarbeiten
entdeckt wurde, über den Nikolaus Henkel schreibt. Die von den werkstätten des Bundesdenkmalamtes wien unter der Leitung von Manfred
lMgallterel id urchgeführre Restaurierung der wandmalerei aus der nu?g üuut.on u.i machte das Manko, dasJ diesem wandbild bis dato
-t“in“
ikono_
graphische würdigung zuteil wurde, deutlich. Elga Lanc uoter.u“nf äi“ Darstel_
lung der Neidhartschwänke in Bild und wort undlegt somit erstmals eine studie zu diesem wesentlichen Zeugnis der Neidhart-Bildädition in stiJti.oi-vor. Der Artikel ,,Die Ausstattung einis Festsaales im mittelalterlichen wien.. von Ger_ trud Blaschitz und Barbara Schedr unternimmt den versuch, aie tglg entdeck-
Zur Schreibung: Im sinne.der Neidhartrezeption wird nur dann die Schreibung Neithart an_ gewandt, wenn eindeutig Neithart Fuchs, der Hotnann ottos des Fröhlichen (1330_1339) gemeint ist.
l0
ten Wandmalereien der Wiener Tuchlauben in den Kontext der mündlichen,
srt ritti“tr“n und ikonographischen Neidhartüberlieferung zu stellen.
Im Themenbereich Neidhart, Neithart Fuchs und das Grabmal zu St.
Stephan bringt Richard Perger ein Resümee seiner historischen Studien über
N“ittturt Fuchs in wien. Im Laufe der Restaurierung der Tumbafigur des
Neidhart-Fuchs-Grabes zu st. Stephan unter der Leitung von Manfred Koller
wurde die Notwendigkeit einer Renovierung der gesamten Tumba erkannt, was
deren Abbau bedingte: Die erforderliche Graböffnung im April 2000 ermöglichte
erstmals eine genaue kunsthistorische Analyse des Hochgrabes (Friedrich
Dahm) sowie die anthropologische Untersuchung der darin befindlichen
Knochen (Karl Großschmid|. Eine Synopse dieser aktuellen Forschungsergebnisse
versucht die Herausgeberin.
Im Komplex Neidhartschwänke und Neidhartspiele bringt Erhard Jöst
Interpretationen zur Rezeptionsgeschichte der Wort-Bild-Relation der Neithartschwänke
in den Ausgaben des Schwankbuches und auf den Reliefs der Albrechtsburg
in Meißen. Patricia Harant beschäftigt sich mit der Liedrezeption in
den Neidhartspielen.
Im Kapitel ,,Restaurierung von Neidhartbildwerken“ wird die Notwendigkeit
einer abermaligen Restaurierung der Neidhart-Wandmalereien in den
Wiener Tuchlauben aus der Zeit um 1400 begründet; Renäta Burszän stellt in
diesem Band die wichtigsten Ergebnisse ihrer Diplomarbeit über die Salzschäden
der mittelalterlichen Wandmalereien (Akademie der bildenden Künste,
Meisterklasse für Restaurierung und Konservierung) vor‘ Ihre beispielhaft
durchgeführten Analysen der Salzproblematik sowie der Konservierung und
Restaurierung der Szene ,spiegelraub‘ sind ausführlich auch auf der
beiliegenden CD-ROM dokumentiert. Manfred Koller berichtet über die Untersuchung
und Restaurierung der Wandmalerei aus der Burg Trautson und des
Grabmiles des Neithart Fuchsr.
Die CD-ROM
Die dem Band beigefügte CD-ROM enthält sämtliche uns bekannten mittelalterlichen
Bildquellen der Neidhart-Tradition. Es sind dies Wandmalereien,
Skulpturen, Holzschnitte aus der Schweiz, aus Italien, aus Deutschland und aus
Osterreich, weiters das Hochgrab mit der Liegefigur zu St. Stephan in Wien und
eine Federzeichnung aus einem Wiener Codex. Neben bereits bekannten
Werken der Neidhart-Bildtradition, zum Teil in neuesten Aufoahmen, finden
sich zahlreiche Novitäten. Dant zählen bei den Wandmalereien die Aufrrahmen
rEin weiterer Beinag zum Thema ,,Restaurienrng von Neidhadbildwerken“ wird im Heft 43
von Medium Aewm Quotidianum 2001 erscheinen: Stefan Rodler, Zu Maltechnik, Zustand
und Präsentationsproblematik des Neidhadzyklus (Diplomarbeit an der Akademie der
bildenden Künste, Meisterklasse für Restaurierung und Konservierung).
ll
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aus dem Bürgerhaus in Regensburg, weiters die Wiedergabe der von Friedrich
von Schmidt angefertigten Nachzeichnung aus der Burg Runkelstein2, die
Aufnahmen von der kürzlich in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes Wien
restaurierten Neidhart-Wandmalerei aus der Burg Trautson3 und die Ergebnisse
der rasterelektronenmikroskopischen bzw. röntgenmikroanalytischen Untersuchungen
von Renäta Burszän anläßlich ihrer Diplomarbeit über die Salzproblematik
in den Wiener Tuchlauben. Gänzlich neu sind die Aufuahmen von der
restaurierten Tumbahgur des Neidhart-Grabes zu St. Stephan, die Reportage von
der Graböffnung, die Aufnahmen über die Tumbakonstruktion und über die
Stratigraphie des Knochenmaterials, aber auch die über die Überreste der Gebeine.
Neben den bereits von Erhard Jöst publizierten Holzschnitten aus den
Drucken des Schwankbuches von l49l-9’7 (z) und 1566 (22) wird die komplette
Folge der Holzschnitte des Fragmentes Augsburg l49I-97 und die Ausgabe von
1537 (zt) wiedergegeben, die dankenswerterweise von Erhard Jöst als Mikrofilme..
zur Verfügung gestellt wurden. Die Federzeichnung aus dem Codex 5458
der Osterreichischen Nationalbibliothek, bereitgestellt von Veronika Pirker-
Aurenhammera, vervollständigt die bisher bekannte Kollektion an Bildzeugnissen
aus der Neidhart-Tradition.
2 Mein Dank gilt Andr6 Bechtold, der mir eine Aufirahme des Runkelsteiner Veilchenschwankes
als Diapositiv zur Verfügung stellte.
‚DI Gobert Auersperg danke ich herzlich für die Fotografieredaubnis und für die Genehmigung
zur veröffentlichung dieser Aufirahmen der Neidhartwandmalerei aus der Burg
Trautson bei Matrei.
a Veronika Pirker-Aurenhammer danke ich ganz herzlich für die Information über die Federzeichnung
im Codex 5458 der Österreichischen Nationalbibliothek.
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