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Lā ilāha illā ´llāh(u)… Es gibt keine Gottheit außer dem einzigen Gott. Ein Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift von der Burgruine Ried am Riederberg

Lä iläha illä ‚fläh(u) . . .
E s gibt keine Gottheit außer dem einzigen Gott.
Ein Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift
von der Burgruine Ried am Riederberg
Astrid Steinegger
Eine nach Nordwesten vorgeschobenen Kuppe südlich der Ortschaft Ried am
Riederberg am Fuße des Wienerwaldes, die nur durch einen schmalen Graben
vom anschließenden Klosterberg getrennt wird, trägt den Nrunen Hausberg. Auf
diesem Hügel, umgeben von einem imposanten Wall-Graben-System, finden
sich die Reste der Burg Ried. Über die Geschichte der, lange Zeit nahezu unbekannten
Anlage ist wenig bekannt, ihre Errichtung dürfte auf babenbergische
Ministeriale der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts zutückgehen, die sich de Riede
nannten. Die Burg befand sich zumindest in der ersten Hälfte des 1 3 . Jahrhunderts
urkundlich nachweisbar in der Hand der Kuenringer.1 So lässt .Hadmar
II. von Kuenring 1 2 1 L die von ihm erbaute Kapelle von Ried durch Bischof
Manegold von Passau aus der Pfarre Sieghartskirchen ausgliedern. Nicht
deutlich wird aus dem Text, ob es sich hierbei um die heutige Pfarrkirche von
Ried oder die Burgkapelle gehandelt hat. Sein Enkel Albero V. tauschte 1 256/59
die Herrschaft mit König Ottokar II. Premysl zugunsten Besitzungen um
Dürnstein und Zwettel.2 Dies wird von den Brüdern Leutold und Heinrich von
Kuenring mitsamt ihren Gemahlinnen und König Rudolf von Habsburg als
Gegenpartei 1280 bestätigt. Ab 1285 wurde die Burg als landesfürstliches Pfand
durch die Habsburger Herzöge verliehen, so unter anderem an Komad von
Tulln. Über dessen Tochter Adelheid, die auch den, mit der Burg Ried verbundenen,
Schenkentitel mitbrachte, gelangte die Anlage gegen Ende des 1 3 . Jahrhunderts
an Otto von Kahlenberg. Nach wechselnden Besitzern im 14. Jahrhw1-
dert wird die Burg bereits 1 4 2 1 als „öde“ bezeichnet. Wann sie verlassen wurde,
ist nicht bekannt, ein Wiederaufbau nach diesem Datum aber nicht anzunehmen.
1 Falls nicht extra ausgewiesen historischer Überblick nach: Wilhelm Twerdy: Beiträge zur
Geschichte des Wienetwa/des Bd. 1 (Budapest u.a. 1 998), S. 264-267.
2 Freundliche Mitteilung von Günter Marian, NÖ Landesarchiv.
1 3 5
Die Burganlage wird seit 2009 von einer Gruppe engc.gierter Laien, die
sich zum „Verein zur Erhaltung und Erforschung der Burg Ried am Riederberg“
zusammengeschlossen haben, betreut. Im Zuge ihrer Tätigkeit wurden von ihnen
archäologische Forschungsgrabungen3 sowie Sicherungs- und Konservierungsarbeiten
initiiert und unter reger Eigenbeteiligung durchgeführt. Im Zuge der
Kampagnen 20 1 1 bis 20 1 3 konnten bemerkenswerte Buntmetallfunde4 im
unmittelbaren Umfeld des Bergfrieds der Burgruine Ried gemacht werden. Die
Objekte stammen alle aus einer massiven Abbruch- bzw. Versturzschicht des
markanten Rundturms; eines aus dem Inneren des Turms (Stratigraphische
Einheit [SE] 4), die anderen allesamt aus dem nordöstlichen Zwickel zwischen
Twm und Ringmauer (SE 23). Sie können möglicherweise im Kontext einer
repräsentativen Reiterausrüstung gesehen werden.5
Abb. I : Ried am Riederberg: Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift – Vorderseite.
Foto © Anne-Katrin Klatz
3 2010 bis 201 1 Firma ARGIS; 2012 bis 2015 Verein FIALE.
4 Restaurierung und Konservierung durch Dip!. Restauratorin Anne-Katrin Klatz.
5 Neben den hier beschriebenen Objekten des Weiteren ein aus Buntmetall gegossener
Reitsporn (FNr. 127. 1 , 1 32, 137) sowie zwei ebenfal ls aus Buntmetall hergestellte, punzierte
und feuervergoldete Riemenzungen (FNr. 127 und 130) und eine punzierte Riemenöse
aus Bummetall (FNr. 167.1).
136
Der aufgrund seiner Fremdartigkeit auffalligste Fund soll im Rahmen
dieses Beitrags kurz vorgestellt werden (Abb. 1 bis 3), wobei aber ausdrücklich
darauf hingewiesen werden muss, dass die Bearbeitung der Funde noch am
Beginn steht und die sprachwissenschaftliche Erstbegutachtung aufgrund von
Fotografien e1folgte.6 Es handelt sich um ein aus Buntmetall (Kupferlegierung)
gegossenes und feuervergoldetes Objekt (FNr. 1 66), mit drei langrechteckigen
Öffnungen an der Mantelfläche und einer nmden auf der Rückseite. Es ist spitzvierpassförmig
und weist eine Gravur sowie eine aufwendige Emailleinlage auf.
Im Zentrum des kleinen Fundobjekts sind Ornamente zu erkennen, die an arabisch
anmutende Schriftzeichen gemahnen. Diese konnten als „Pseudoinschrift“
identifiziert werden, bei der das arabische Alphabet benutzt wurde. Die Inschrift
beginnt auch ähnlich dem islamischen Glaubensbekenntnis, doch ergibt sie
ansonsten keinen Sinn. Die Zeichen alunen die mamlukische Schrift nach,
weswegen das Objekt frühestens im Spätmittelalter oder in jüngerer Zeit erzeugt
worden sein dürfte. Da Pseudoinschriften in der islamischen Welt erst in rezenter
Zeit bekannt sind, ist vermutlich von einer europäischen Herkunft und
Herstellung auszugehen.
Abb. 2: Ried am Riederberg: Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift – Rückseite.
Foto rC> Anne-Katrin Klatz
6 Erstbegutachtung durch Dr. Ivan Szant6, InstiM für Iranistik (ÖA W) – freundliche
Mitteilung von Dr. Sibylle Wentker in einem Mai I vom 12. Oktober 2015 an Bernhard Arnold
(Obmann Burgverein).
13i
Abb. 3 : Ried am Riederberg: Riemenverteiler mit pseudo-arabischer Inschrift – Seitenansicht.
Foto © Anoe-Katrio Klatz
Aufgrund seiner Form kann der Fund als Riemenverteiler angesprochen
werden, der entweder bei der Schwertaufhängung Verwendung fand oder als
Verteiler im Pferdegeschirr gedient haben könnte. Zu einem Pferdegeschirr, das
den gehobenen sozialen Stand des Pferdebesitzers zeigen sollte, gehören vermutlich
auch andere Funde: zwei Glöckchen (FNr. 63 und 1 67.4) und fünf
Sterne (FNr. 62, 65, 87, 1 67.2 tmd 167 .3) aus Buntmetallblech. Die Sterne sind
facettiert und dürften mit einem organischen Überzug („Goldlack“, transparenter
Firniss) versehen gewesen sein. Sie alle weisen neben Löchern an jeder Spitze
ein zentrales Loch auf, durch welches ursprünglich eine Eisenöse geführt war. In
diese war möglicherweise ein Kettenglied eingehängt, wie es sich in situ noch
bei einem der Glöckchen erhalten hat. Bei einem Glöckchen ist zudem der eiserne
Glockenklöppel, der in einem Haken aus Buntmetall eingehängt war, auf uns
gekommen. Diese Dekorationselemente wurden entweder auf Stoff bzw. Leder
genietet oder dienten als schmückende Anhänger. Vergleiche für eine derartige
Schmückung des Zaumzeugs sind i m archäologischen Fundgut selten.7 Doch
finden sie sich auf bildliehen Darstellungen wie jener aus dem Luttrell-Psalter
der Zeit um 1340, welche Sir Geoffrey Lutrell auf einem reich gesclunückten
Pferd zeigt (Abb. 4).
7 Stefan Krabath: Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen.
Eine archäologisch-kunsthistorische Untersuchung zu ihrer Herstellungstechnik,
funktionalen und zeitlichen Bestimmung, Bd. 1 , Rahden 2001 (Internationale Archäologie
Bd. 63), S . 23-25 1; The Medieval Horse and its Equipment, hg. von John Clark, London
22004, 61-7 1 .
138
Abb. 4: Sir Geoffrey Luttrell auf einem reich geschmückten Pferd, Luttrell-Psalter, um 1 340,
Umzeichnung (Original: British Library, Add. MS 421 30).
Aus: Stefan Krabath: Buntmetallfunde (wie Anm. 7), Abb. 57
Wie also datieren der Riemenverteiler und/oder die Nieten und Anhänger
fiir das Pferdegeschirr? Vergleichbare Funde aus archäologischen Grabungen
finden sich vorläufig nur fiir die Sterne. Deutlich kleiner dimensionierte und als
Verzierung fiir Spomriemen identifizierte Objekte wurden im Zuge der Untersuchungen
im Baynard ’s Castle in London aufgefunden. Sie werden in die 2. Hälfte
des 1 5 . Jahrhunderts datiert.8 Kann auch der Riemenverteiler dem 1 4 . Jahrhundert
oder vielleicht sogar dem 1 3 . Jahrhundert zugewiesen werden, einer
Zeit, als die mamlukische Metallkunst in EuroJ’a großes Ansehen besaß und rege
Handelsverbindungen zum Osten bestanden? Kann festgestellt werden, wo sie
hergestellt wurden und ob es sich tatsächlich um ein europäisches Produkt
handelt? Und schlussendlich . . . was erzählt und das bislang einzigartige Objekt
8 Clark: The Medievaf Horse and its Equipment (wie Anm. 7), S. 154 Kat. r. 388 Taf. 1 1 1 .
9 Ulrike Ritzerfeld: Mam/ukische Metallkunst for Mediterrane Eliten – Grenzüberschreitungen
in Luxus und Machtrhetorik, in: Integration und Desintegration der Kuffuren im europäischen
Mittelalter, hg. von Michael Borgotte u.a., Oldenbourg 20 1 1 (Europa im Mittelalter
Bd. 18), S. 523-540.
1 3 9
über seinen Besitzer? Dies alles werden vermutlich erst zukünftige Untersuchungen
klären können.
140
Liste der Autorinnen und Autoren
Kar] Brunner
Feldgasse 5 J A
3400 Klostemeubw-g-Kierling
ästeneich
Alexandra Hylla
Staatliche Münzsanunlung München
Residenzstr. 1
80333 München
Deutschland
Gerhard Jaritz
Department of Medieval Studies
Central European University
Nador utca 9
l 05 1 Budapest
Ungam
Thomas Kühtreiber
Institut fiir Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Jnterdisziplinäres Zentrum für Mittelalter-Studie
Universität Salzbw-g
Körnermarkt 1 3
3500 Krems an der Donau
ästeneich
Günter Marian
NiederösteiTeichisches Landesarchiv
Landhausplatz 1
3 I 09 St. Pölten
Österreich
141
Astrid Steinegger
Fiale, Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung
Iandeskulturellen Erbes
Plüddemanngasse 1
8010 Graz
Österreich
Josef Voithofer
Mildeplatz 6/20
1 1 60 Wien
Österreich
142
Adelskultur in der „Provinz“:
Das niederösten·eichische Tullnerfeld
als mittelalterliche Kulturlandschaft ( 1 2.-14. Jh.)

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