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Sgraffito in Österreich

Sgraffito in Österreich
MEDIUM AEVUM QUOTIDIANUM
SONDERBAND XXIII/XXIV
SGRAFFITO
IN ÖSTERREICH
Eine Übersicht
von
Wolfgang Westerhoff
Krems 2009
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG
DER ABTEILUNG KULTUR UND WISSENSCHAFT DES AMTES DER
NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Titelbild: Amonhaus in Lunz (Niederösterreich)
Alle Rechte vorbehalten
– ISBN 978-3-901094-26-1
ISSN 1029-0737
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der materiellen
Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, A–3500 Krems, Österreich. Für den Inhalt verantwortlich
zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrückliche Zustimmung jeglicher Nachdruck,
auch in Auszügen, nicht gestattet ist.
5
Inhaltsverzeichnis
Vorwort …………………………………………………….……………………. 6
Entstehung und Entwicklung ………………………….……………………….. 8
Definition und Technik ……………………………………………..………… 15
Andere Techniken des Fassadenschmucks ……………….………….……….. 18
Verbreitungsgebiete ……..……………………….…………………………… 23
Schmuckformen ………………………………………………………………. 29
Objekte .…………………………………………………….………..…………. 34
Typologie .…………………………………………………………………..… 37
Sgraffito und Protestantismus …………………………………………………. 39
Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert ………………………………………… 43
Moderne Wege …………………………………………………………..…… 50
Kleindenkmäler…………………………………………………………..…… 60
Die leidige Problematik von Restaurierungen ………………………..……… 61
Die figuralen Sgraffitofassaden ……………………………………………….. 63
Thematik figuraler Sgraffitofassaden in Österreich ………………………….. 74
Figurale Sgraffitofassaden in Österreich …………………………………..…. 82
Die ornamentalen Fassaden …………………………………………………. 186
Nördlich der Donau (Mühlviertel – Waldviertel – Weinviertel) ……… 186
Exkurs über die Grenze: Die Stadt Slavonice ………….,……………. .. 218
Entlang der Donau (von Eferding bis Tulln
und die Gegend zwischen Krems und St.Pölten) …..…………… 223
Die Eisenwurzen und das obere Ennstal …….…………….…….……. 261
Die Stadt Steyr ……………….………………………..….…..……… 315
Das restliche Oberösterreich ………………….…………..…..……… 343
Der Süden (Kärnten, Lungau und Südsteiermark)…….….…………… 364
Der Osten (südöstliches Niederösterreich, Wien und Burgenland) …. 405
Der Westen mit Blick in das Engadin …..……………………………. 437
Appendix: Kartenskizzen zu den behandelten Regionen …………………… 442
Glossar …………………………………………………….………….……… 449
Alphabetisches Verzeichnis der Orte
mit bestehenden Objekten in Österreich …………………………..……… 452
Literaturverzeichnis …………………………………………………………. 455
6
Vorwort
Schon als Kind faszinierten mich die beiden großen Sgraffitohäuser in Gmünd,
wo meine Großeltern lebten. Bei Ausflügen nach Weitra und Eggenburg sah ich,
dass auch in anderen Städten solche Häuser existieren und noch im Schulalter
machte ich meine ersten Fotos. Der Gedanke, ein Buch zu schreiben, reifte allerdings
erst viel später. Die Erfassung möglichst aller Objekte in Österreich stellte
sich bald als schwierig dar, denn in den diversen Kunstführern ist beileibe nicht
alles aufgelistet. Außerdem ist im Laufe der Zeit vieles verschwunden, vieles
geht auch heute noch zugrunde und andererseits wird ständig irgendetwas wieder
entdeckt und unter Umständen auch restauriert. Das bedeutet, wenn dieses
Buch erscheint, werden einige der erwähnten Objekte nicht mehr existieren, andere
Objekte, die nicht erwähnt sind, sind inzwischen vielleicht hinzugekommen,
weil bei einer Restaurierung Sgraffitomalereien entdeckt worden sind.
Auch bei gewissenhafter Recherche kann ein Autor selbst in einem kleinen Land
wie Österreich sich nur um größtmögliche Vollständigkeit bemühen, ohne diese
je zu erreichen. Ziel dieses Buches ist es, das Interesse an bisher vielleicht Verborgenem
zu wecken und eine Grundlage für eventuelle nachfolgende Forschungen
zu schaffen. Es ist jedoch nicht möglich, in diesem Rahmen die Geschichte
jedes Objekts wiederzugeben. Eine Auflistung der Hausbesitzer wurde
nicht angestrebt.
Über die bedeutenderen Objekte, etwa die figuralen Sgraffitofassaden,
gibt es zumindest einige Literatur, denn diese Bauten stehen verständlicherweise
im Interesse der österreichischen Kunstgeschichte, aber auch des Fremdenverkehrs.
Umfassende Arbeiten dagegen gibt es nur sehr wenige. Eine solide Basis
für jede Forschung schufen Gunther und Christel Thiem mit ihrer Arbeit: „Toskanische
Fassaden-Dekoration in Sgraffito und Fresko.“ Sie listen alle Objekte
in und um Florenz auf. Gertrud Klimesch widmete sich in ihrer Dissertation:
„Beiträge zur Fassadenmalerei der Renaissance in Österreich“ hauptsächlich den
figuralen Fassaden, während Sigrid Günther in ihrer Dissertation: „Beiträge zur
ornamentalen Sgraffitokunst in Österreich von ca. 1560 bis ca. 1760“ eine Erfassung
aller Objekte im Gebiet der Eisenwurzen und in Kärnten, sowie der
Südsteiermark anstrebte. Frau Dr. Günther verdanke ich wertvolle Hinweise und
Anregungen für meine Arbeit. Eine sehr schöne und informative Diplomarbeit
über die figuralen Sgraffitohäuser des Waldviertels stammt von Konstanze
Knittler. Eine Arbeit über die figuralen Sgraffiti in Mittelböhmen von der Universität
Prag (Ludmilla Vondrachova: Figuralni sgraffitove střednich Čechách
7
1500-1620) konnte ich leider nicht berücksichtigen, dafür aber das wirklich
wertvolle Buch von T. Rudkowski über polnische Sgraffiti.
Für den oberösterreichischen Raum hat Erwin Grabinger mit der Erfassung
von über 200 Objekten immens wertvolle Arbeit geleistet, die gar nicht
hoch genug bewertet werden kann, weil das Suchen und Finden im bäuerlichen
Kulturkreis ohne Basisliteratur echte Pionierarbeit ist und viele Sgraffiti hier nur
sehr schwer unter abbröckelndem Verputz zu finden sind. Herrn Grabinger gilt
für das Zur-Verfügung-Stellen seines Materials mein besonderer Dank. Außerdem
hätte ich nie alle der vielen verstreut liegenden Bauernhöfe ohne seine Hilfe
gefunden. Auch Herr Kieweg aus Steinbach an der Steyr, der mich persönlich zu
allen Objekten seiner Heimatgemeinde geführt hat, Herr DI Laßnig aus Voitsberg
und Herr Dr. Locicnik haben mir wichtige Hinweise geliefert und sollen an
dieser Stelle ebenfalls bedankt sein. Mein Dank gilt auch den Bundesdenkmalämtern
in Klagenfurt, Graz, Linz und Bregenz, der Stadtgemeinde Wiener Neustadt,
allen Gemeinden und Pfarren, an die ich mich gewandt habe, und allen
Hausbesitzern, die mir persönlich oder telefonisch Auskunft über Bestehen, Verschwinden,
Geschichte und Zustand der Sgraffiti an ihren Häusern gegeben haben.
Fast alle Objekte, über die ich die Nachricht erhielt, dass zumindest Reste
der Sgraffiti noch bestehen, habe ich persönlich aufgesucht. Eine weitere wichtige
Basis für die Erfassung des Bestandes lieferten die neuen Dehio-Bände,
von denen diejenigen, die das Gebiet Oberösterreich südlich der Donau erfassen,
leider erst in den nächsten Jahren erscheinen werden.
Fahrten ins Ausland (Tschechische Republik, Florenz, Pisa, Schweiz,
Deutschland, Ungarn) haben wichtige Ergänzungen und neue Erkenntnisse gebracht.
Ebenso war eine Auffrischung des Wissens in der griechischen und römischen
Sagenwelt, sowie des Alten Testaments nötig, um viele Abbildungen zu
deuten und zu verstehen. In diesem Zusammenhange möchte ich Herrn Professor
Reingrabner für Auskünfte über protestantisches Gedankengut und Herrn Dr.
Hanika für Übersetzungshilfe bei lateinischen Texten danken. Außerdem danke
ich Frau Dr. Schwanzer für Übersetzungen aus dem Italienischen, Herrn Dr.
Pelc und Frau Dr. Samek für Übersetzungen aus dem Polnischen und Schwester
Marketa Kotkova für Übersetzungen aus dem Tschechischen.
Schließlich gilt mein besonderer Dank Herrn Dr. Gerhard Jaritz, der die
Drucklegung im Rahmen der Publikationsreihe „Medium Aevum Quotidianum“
ermöglicht und redigiert hat, sowie seinen Kolleginnen Birgit Karl und Gundi
Tarcsay für das gewissenhafte Lektorat.
Wolfgang Westerhoff
November 2009
8
Entstehung und Entwicklung
Schon die urzeitlichen Menschen ritzten Tierdarstellungen oder gewisse Symbole
in Felsen. Urbach sieht darin die Urform des Sgraffito, die ihre Fortsetzung
in Keilschrift und Hyroglyphen findet. Überhaupt scheint es eine Ureigenschaft
des Menschen zu sein, glatte Flächen verzieren zu wollen. Wenn die bloße Felsritzung
auch mit der Technik des späteren Sgraffito nichts zu tun hat, so offenbart
sie doch schon die Möglichkeit und die Lust des Menschen, Dinge auf diese
Art darzustellen. In der Antike gab es Ritzdarstellungen auf Vasen und im Mittelalter
werden schließlich in den Putz von Fassaden Ornamente oder Figuren
eingeritzt. Dieser sogenannte Putzritz ist laut Urbach „der unmittelbare Vorläufer
des mehrschichtigen Sgraffito der Renaissance.“ Wellenlinien und geometrische
Muster in der Via San Leonardo in Florenz sind eines der ältesten Beispiele
dafür. Auch in den nördlichen Ländern findet man schon im 13. Jahrhundert
Ritzmalereien, etwa im Dom von Magdeburg die Darstellung Karls des Großen,
mit seinen beiden Frauen oder an einem Haus in Brandenburg an der Havel (hier
entstanden Bilder nach einem Epos des Hartmann von der Aue). Durch Staubansammlung
in den Ritzen entstanden Kontraste. Später wurden gelbe und braune
Farbtöne eingefügt. 1236 wird diese Technik, die auch rasa pietra genannt wird,
erstmals in Celle erwähnt. Der Schritt zur echten Sgraffitotechnik wurde aber in
den nördlichen Ländern offenbar nicht vollzogen.
Das florentinische Sgraffito
Die frühesten erhaltenen italienischen Sgraffiti stammen aus dem dritten Viertel
des 14. Jahrhunderts und sind in Florenz zu finden. Die Technik war ursprünglich
als „diskretes, die Architektur unterstützendes Element“ gedacht, oder, wie
Wackernagel schreibt, „als Ersatz für die fehlende oder sonst allzu spärliche
plastisch-architektonische Gliederung“ – das heißt man ersparte sich z. B. behauene
Quader, indem sie durch sgraffitierte vorgetäuscht wurden. Wer die
Technik erfunden hat und wann sie wirklich zum allerersten Mal angewendet
wurde, wird unbekannt bleiben. Als älteste Beispiele werden die Casa Davanzati
(nach 1350; Abb. 1) und die Castellani-Kapelle von Santa Croce (1383) genannt.
G. und Ch. Thiem geben zu Recht zu bedenken, dass die Technik schon
erprobt gewesen sein muss, sonst hätten sich diese Objekte nicht über sechshundert
Jahre erhalten können. Die ersten Fassaden zeigen eine flächige Quaderung,
die „die Steinfassadierungen von Florenz nachahmte.“ Auch die Keilsteine über
9
den Bögen wurden in Sgraffito nachgeahmt. Daneben zeigen diese frühen Objekte
aber auch schon schmale Friese mit Tieren, Blüten, Blättern, Rosetten oder
Schachbrettmustern. Neben den bereits genannten Objekten sollen als Vertreter
dieser Frühzeit noch die Palazzi Giandonati, Morelli und Bardi-Busini, sowie
die Innenhöfe der Palazzi Caponi und Gerini in Florenz erwähnt werden.
Abb. 1: Florenz, Casa Davanzati
Im 15. Jahrhundert kommen breite Friese mit Blüten, Ranken, (geflügelten) Putten,
Tieren, Fruchtgirlanden, Muscheln, Kandelabern, Palmetten und Akanthusblättern
in grotesker Anordnung auf. Auch Astragal, Kyma, Taustab und Zahnschnitt
sind zu finden. Sie werden schon bald durch ihre unerschöpfliche Vielfalt
in Fantasie und Formgebung ein unverwechselbares Charakteristikum der Sgraffitokunst.
Weixlgärtner bezeichnet einen Fries am Palazzo Arroni-Racani in
Spoleto als den schönsten. Ab 1450 werden größere und breitere Häuser gebaut,
deren Fassaden für Dekorationen geradezu wie geschaffen sind. Es entsteht, parallel
zur architektonischen Entwicklung, die Scheinarchitektur mit ihren vorgetäuschten
Pilastern, Balustraden, Fensterumrahmungen und Architraven. Die
Palazzi Ammanati und Pretorio des Bernardo Rosselino in Pienza (1460-62), der
Palazzo Lappi und der Palazzo Gerini in Florenz sind früheste Beispiele dafür.
Es entwickelt sich ein „architektonisches Dekorationssystem, bei dem die
Wände entmaterialisiert werden.“ Wichtige Beispiele wären noch die Palazzi
Spinelli (1460), Nasi, Benizzi-Guicciardini (um 1470), Coverelli (1470/80, auch
der Innenhof geschmückt), Lenzi-Quaratesi (1490/1500), Guadagni (1504 von
Simone del Pollaiuolo) und Canacci (mit einem Groteskenfries von Feltrini;
Abb. 2), sowie die Innenhöfe der Palazzi Medici-Riccardi (von Maso di Bartolomeo)
und Vecchietti (um 1460). Kleinere, aber ebenso interessante Objekte
sind der Kreuzgang von Santa Croce, wo in den Arkadenzwickeln jeweils zwei
10
kleine Engel und Blätter um ein Rundrelief gruppiert sind (um 1452 entstanden,
wahrscheinlich von Bernardo Rosselino) und die Loggia Rucellai, wo lediglich
am Architrav die Symbole der Rucellai (geblähtes Segel), Medici (zwei Federn)
und Bartolini-Salimbeni (drei Mohnkapseln) dargestellt sind.
Abb. 2: Florenz, Palazzo Canacci
Etwa ab 1500 entwickelt sich frei über die Fläche wuchernde Ornamentierung,
die zum Teil auf wieder verwendeten antiken Formen basiert. Durch die ornamentale
Vermischung von menschlichen und tierischen Wesen, Blumen, Früchten
u. dgl. entsteht die Groteske, die in den Friesen schon präsent war und ihre
Wurzeln in der Malerei hat. Bekannte Beispiele wären der Palazzo Lanfredini
(1515 von Feltrini, möglicherweise anlässlich des Einzuges von Papst Leo X.,
mit Delphinen, geflügelten Sphinxen, Seepferden u. dgl.), der Palazzo Sertini
(1515 von Feltrini, u. a. mit Widderköpfen, Vögeln, Seepferden, Satyren und
Körben; Abb. 3), der Palazzo Bartolini-Salimbeni (1520 von Feltrini, Sgraffiti
im Arkadenhof), die beiden Innenhöfe des Casino Bartolini-Salimbeni (erster
Hof wahrscheinlich vor 1520 von Feltrini, zweiter um 1600 von Poccetti, Bestand
fast völlig zerstört), der Palazzo Mazzinghi (1550/70 mit bärtigen Masken,
Tieren und Wappenkartuschen), sowie vor allem die gut erhaltene Casa di Bianca
(nach 1574 von Bernardino Poccetti; Abb. 4). Außerhalb von Florenz müssen
der Innenhof der Villa Salviati in San Domenico, sowie der Palazzo Vitelli
in Citta di Castello erwähnt werden. Letzterer wurde um 1530 von Gherardi auf
einer sehr großen Fläche völlig mit Grotesken geschmückt – die Darstellung von
zwei Kälbern ist wohl als heitere Anspielung auf den Namen Vitelli zu verstehen.
11
Abb. 3: Florenz, Palazzo Sertini
Abb. 4: Florenz, Casa di Bianca
Schon vorher entstanden die ersten figuralen Sgraffito-Fassaden. Meist wurden
dabei Allegorien oder humanistische Programme in ovalen Kartuschen bzw.
12
rechteckigen Feldern zur Darstellung gebracht. Zeigt eine Fassade Scheinarchitektur
und Grotesken gepaart mit einem Figurenprogramm, dann hat sie die
Kunst und die Möglichkeiten des Sgraffito voll ausgeschöpft. Von den figuralen
Fassaden wird später die Rede sein.
Im Gegensatz zu den österreichischen Objekten sind die Schöpfer der Florentiner
Fassaden meist bekannt. Im 15. Jahrhundert treten Feltrini und Gherardi
als wahre „Ornamentspezialisten“ in den Vordergrund. Als bedeutendster
Künstler des 16. Jahrhundert gilt Bernardino Poccetti. Von 1530-60 tritt das
Sgraffito in Florenz in den Hintergrund (während es zu dieser Zeit in Österreich
gerade erst Fuß fasst), um einer kurzen Blütezeit des Chiaroscuro zu weichen.
Später entstehen aber nach wie vor Sgraffiti, etwa der berühmte Palazzo dei Cavalieri
von Vasari (1562) in Pisa (Abb. 5 und 6).
Am Ende des 16. Jahrhunderts findet sich bisweilen eine Kombination aus
Wandmalerei und Sgraffito, und zwar entweder in gleichzeitiger Verwendung
oder als „Sgraffitofassaden mit eingestreuten farbigen Freskobildern“ in Kreisoder
Ovalform, wie zum Beispiel im Hof des Palazzo Pepi (um 1570) oder in
den beiden Kreuzgängen von Santa Maria degli Angeli (um 1600 von Poccetti).
G. und Ch. Thiem sehen darin die „Vorboten der barocken Landschaftsmalerei.“
Abb. 5: Pisa, Palazzo dei Cavalieri
13
Abb. 6: Pisa, Palazzo dei Cavalieri
Das römische Sgraffito
Zweites Zentrum der Sgraffitomalerei ist Rom, wo ab dem Ende des 14. Jahrhunderts
derartige Objekte zu finden sind. Die Blütezeit ist zwischen 1450 und
1520. Die Motive sind Medaillons mit Bildnissen (möglicherweise waren hier
antike Münzen die Vorbilder), Friese mit Bukranien, Putten, Hunden, geflügelten
Löwen, Stieren, Drachen, Greifen, Tritonen, Nereiden, Faunen und Satyrn.
Die Bedeutung des Sgraffitos war in Rom nie so groß wie in Florenz. In der Literatur
haben sich G. Morandi 1874 und E. Macconi 1876 erstmals mit dem römischen
Sgraffito auseinandergesetzt. 1936-38 erstellte U. Gnoli das Verzeichnis
„Facciate graffite e depinte in Roma“ in „Il Vasari.” Diese Arbeit diente als
Basis für den 1960 erschienenen Katalog „Le case romane con facciate graffite e
depinte“, in dem circa sechzig Fassaden in Rom dokumentiert wurden, von denen
etwa die Hälfte erhalten ist. Ein bedeutender Künstler, der in Rom wirkte,
war Polidoro Caldara, genannt Caravaggio (1495-1543). Er soll zusammen mit
Maturino etwa vierzig Fassaden in Rom verziert haben. Allerdings ist nur wenig
von ihm erhalten, etwa Reste am Palazzo Ricci (Sage von Mucius Scaevola)
oder eventuell die Darstellungen aus der Geschichte der Niobe am Haus via
della maschera d’oro 7. Einige Sgraffitofassaden in Rom stammten von Peruzzi
– erhalten ist nichts. Von Interesse sind die Sgraffiti an der Casa Sander (via S.
Maria dell’Anima 66) von 1508, zwei Portraitmedaillons an der casa del Curato
(via Flaminia), die Darstellung einer Reiterschlacht (vicolo Cellini 31) oder eine
Darstellung des Königs Matthias Corvinus (via del Pellegrino). Reiche ornamentale
Sgraffiti finden sich in der via die Coronari Nr. 61 und 148. Vieles ist
nur mehr reine Reproduktion.
Mit dem Barock verschwindet das Sgraffito – abgesehen vom Persistieren
in einigen ländlichen Gebieten. Im 19. Jahrhundert wird der Versuch einer Wie14
derbelebung unternommen und heute hat das Sgraffito wieder seinen festen
Platz in der Fassadengestaltung, wenn auch in völlig anderer Form als zu seiner
Blütezeit.
Quellen1: 11, 15, 28, 31, 102, 114, 121, 123, 133, 161, 169, 211, 234, 235, 238, 239
1 Die hier und im Folgenden bei der Bezugnahme auf Quellen angeführten Zahlen beziehen sich auf die
Nummerierung im Literaturverzeichnis am Schluss des Bandes.
15
Definition und Technik
Das italienische Wort graffiare, von dem sich Sgraffito herleitet, bedeutet „kratzen“
und damit ist das Wichtigste bereits gesagt, nämlich, dass Sgraffito nicht
gemalt, sondern gekratzt wird. Die häufig auch in diesem Buch verwendete Bezeichnung
Sgraffito-Malerei ist eigentlich unrichtig, hat sich aber eingebürgert.
Ein wenig unklar sind die Verhältnisse beim deutschen Wort Kratzputz. Manche
Autoren bezeichnen damit die bloßen Putzritzungen, die in Deutschland schon
im 13. Jahrhundert zu finden (Kreuzgang des Magdeburger Doms) und parallel
zum echten Sgraffito stets präsent sind; andere Autoren setzen Kratzputz mit
Sgraffito gleich. Mitunter werden die städtischen und herrschaftlichen Objekte
Sgraffito, die bäuerlichen Kratzputz genannt. Schließlich werden in der Literatur
aber oft reine Putzritzfassaden als Sgraffito bezeichnet, was aufzeigt, dass
die Nomenklatur offenbar nicht immer klar verwendet wird. Wenn sich dann
eine Restaurierung einer anderen Technik als der ursprünglichen bedient, ist oft
guter Rat teuer.
Es begann wohl damit, dass bei Florentiner Häusern die Mörtelschicht
nach dem Anwerfen mit der Kelle bearbeitet, angedrückt und geglättet wurde.
Auf diese Weise entstanden Kontraste, die auch als „einschichtiges Sgraffito“
bezeichnet werden. Im Quattrocento wird dann das echte zweischichtige Sgraffito
geboren, vielleicht dadurch, dass „der Schritt von der Doppelritzung einer
gemalten Quaderfuge zur Betonung der Fuge durch vollständiges Entfernen der
Kalktünche“ erstmals vollzogen wird. Im Cinquecento wird das Sgraffito mitunter
dreischichtig, ja sogar polychrom. Die dunkelste Schicht liegt dabei immer
zuunterst, die hellste zuoberst. (Auch in der Keramik sind Ritzungen bei mehreren
Farbschichten beschrieben. Hier spricht man nicht von Sgraffito, sondern
von Sgraffiato).
Der erste, der die Sgraffito-Technik 1568 beschreibt (und selbst viele Fassaden
gestaltete) ist Giorgio Vasari (1511-74). Er weist auf die Wetterfestigkeit
von Sgraffito-Fassaden im Gegensatz zu bemalten Fassaden hin. Vasari nimmt
gelöschten, mit Sand vermischten Kalk (auch als „Sumpfkalk“ bezeichnet) und
färbt ihn mit verkohltem Stroh dunkel, wobei er auf den silbrigen „Halbton“
hinweist, den dieses bewirkt. Der Mörtel wurde vorher geglättet („gestopft“),
wenn er noch frisch war. Hatte er schon abgebunden, so wurde noch eine dünne
Putzschicht aufgetragen. Das heißt, zunächst muss der Untergrund intakt sein,
sonst gibt es keine günstigen Voraussetzungen. Dann wird die Wand mit weißem
Travertin-Kalk hell getüncht. Darauf werden nun die Vorlagen (meist aus
16
Karton) mit einem Griffel durchgepaust oder der Künstler zeichnet frei.
Schließlich wird nun die obere Schicht soweit weggeschabt, dass die gewünschten
Muster entstehen. Vasari erwähnt noch die Möglichkeit, mit aufgemalten
Farben etwas nachzuhelfen. Hier wurden mitunter auch Lasurfarben, also
Farben, die den Untergrund durchscheinen lassen, verwendet. Auch Palladio
beschreibt die Technik. Er vermischt drei Teile Sand mit einem Teil Kalk. Wenn
es sich um Meeressand handelt, verschiebt sich das Mischverhältnis auf zwei zu
eins. Feltrini verwendet auch Braunstein (mangano), Oxidschwarz und umbrische
Erde.
Das Anreißen und Wegkratzen geschieht mit dem Sgraffito-Eisen, dem
ferro graffiato. Dieses ist ein schmales, leicht abgewinkeltes Werkzeug, dessen
Enden oval verbreitert sind. Es stand in verschiedenen Größen zur Verfügung.
Da dieser Vorgang gewisse Ähnlichkeiten mit der Holzschnitttechnik hat, verwundert
es nicht, dass die Sgraffito-Vorlagen oft in diesem Genre zu suchen
sind. Aber auch Holzgriffel, Kellen oder Spachteln wurden verwendet, später im
19. Jahrhundert Schlingen.
Originale Kartonvorlagen für Sgraffito-Ornamente sind zum Teil heute
noch erhalten und z. B. im Bleniermuseum in Lottigna (Tessin) zu sehen. In den
Uffizien wiederum findet man zahlreiche Skizzen und Entwürfe für Sgraffiti.
Das Wegkratzen mit dem Sgraffito-Eisen (oder auch mit Schlingen) muss rasch
erfolgen, solange der Mörtel noch feucht ist („Nass-in-Nass“-Technik). Es
kommt also auch darauf an, dass der Mörtel langsam trocknet, „um Zeit zur
Ausführung größerer Bildflächen zu gewähren“ und dass die verschiedenen
Schichten „nach dem Trocknen zu einer homogenen, sehr festen Masse erhärten.“
Das geschieht dadurch, dass Wasser aus dem Kalkmörtel verdunstet und
dieser sich mit Kohlendioxid aus der Luft „wieder zu festem Kalkstein“ verbindet,
was die lange Beständigkeit erklärt. Die Fläche soll bei der Bearbeitung
nicht der prallen Sonne ausgesetzt sein. Die Temperatur der Mauer soll zwischen
neun und zwanzig Grad, jene der Luft zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig
Grad liegen. In der folgenden Nacht sollte die Temperatur nicht unter
vier Grad absinken. Die Muster können vom Karton durch Pauspunktverfahren
oder Durchdrücken auf die Oberschicht übertragen werden. Je dünner diese ist,
umso feinere Konturen können erzielt werden, aber Vorsicht: Zu schmale Stege
kann der Frost wegsprengen. Auch zu dicke Schichten (über vier Zentimeter)
bekommen leichter Risse. Bedingt durch die Technik ergeben sich beim Sgraffito
oft starre und kantigere Formen als etwa beim Fresko oder Chiaroscuro.
Nicht nur verkohltes Stroh, auch andere Stoffe können zwecks Farbeffekts
beigemischt werden. Kalk und Sand allein ergeben einen gelblichen Farbton (zu
beobachten in Zuoz, Engadin). Durch gemahlenen Tuff entsteht ein rötlicher,
durch Beimischung von Serpentinsand ein grünlicher Farbton (etwa in Giavsun
oder Guarda im Engadin). In den Eisenwurzen nahm man oft Holzkohle, weil
diese hier im Überfluss vorhanden war. Bei den florentinischen Sgraffiti werden
die verschiedensten Farben beschrieben: rostbraun, blau, graugrün, rot, gelb.
17
In der modernen Architektur ergeben sich vielfältigere Möglichkeiten, um
neue Farbeffekte zu erzielen und zwar durch Beimengung von färbigen
Sandsorten, Ziegelstaub, gemahlenem Koks, Chromoxidgrün, Kobaltblau,
Umbra, Oxidgelb oder Eisenoxidschwarz in den Putz.
Kurt Wehlte unterscheidet heute sechs verschiedene Sgraffito-Techniken:
1. Konturen-Sgraffito: Der Oberputz wird nur leicht angeschnitten ohne die
untere Farbschicht zu erreichen. Dadurch entstehen reizvolle Schattierungen
und Zwischentöne.
2. Flächen-Sgraffito: Hat meist mehrere Farbschichten.
3. Malerisches Sgraffito: Teilweise gekratzt und teilweise geschnitten.
Durch Stehenlassen von Spuren des Oberputzes entsteht ein „malerischer“
Effekt.
4. Farbloses Sgraffito.
5. Sgraffito mit anderen Techniken kombiniert: etwa mit Fresko oder es
werden umgekehrt in ein Fresko Linien eingeritzt.
6. Trocken-Sgraffito: Hier ist das Durchdrücken mit der Schablone nicht
möglich.
Quellen: 9, 15, 102, 114, 115, 123, 138, 169, 224, 223, 234, 239, 245, 250
18
Andere Techniken des Fassadenschmucks
Fresko
Fresken sind Wandgemälde, die auf dem frischen Kalk einer Wand ausgeführt
werden müssen. Die Wasserfarben dringen in den noch feuchten Kalk ein und
verbinden sich mit ihm.
Grisaille
ist eine Malerei aus grauen Farbtönen (französisch gris bedeutet grau), die zur
„raffiniert vorgetäuschten Darstellung von Plastiken und Stuck“ verwendet wird.
Bei Gemälden wird die Technik auch als Camaieu bezeichnet (Abb. 7).
Abb. 7: Innsbruck, Schloss Ambras, Grisaillemalerei
Chiaroscuro
bedeutet Hell-Dunkel-Malerei, das heißt, es wird in verschiedenen Schattierungen
einer einzigen Farbe gemalt. Ein schönes Beispiel dafür in Österreich ist die
Lorettokapelle in Strass im Strassertal mit biblischen Szenen und Architekturmalerei
(Abb. 8).
19
Abb. 8: Strass im Strassertal, Lorettokapelle, Chiaroscuro
Inkrustation
Einlegearbeit von farbigen Steinen in Stein. Die Technik wurde schon in der antiken
und byzantinischen Kunst gepflegt und bestand bis in die Barockzeit. Sehr
bekannt sind die Marmorinkrustationen am romanischen Dom und der Michaelskirche
von Lucca (Abb. 9). Eine primitivere Form war das Einlegen von
bearbeiteten Kohlestücken in Lehm, was noch im 14. Jahrhundert gepflegt
wurde.
20
Abb. 9: Lucca, Marmorinkrustationen an der Michaelskirche
Ritzmalerei, Putzritz
Auf das bloße Einritzen von Mustern oder Quadern in den Putz wurde schon an
obiger Stelle hingewiesen. Die Technik, die später auch als Nagelrisstechnik
bezeichnet wird, lässt sich bereits im 12. Jahrhundert nachweisen. Bisweilen
werden die entstehenden Flächen, die aber alle in einer Ebene liegen, verschieden
gefärbt, bzw. die entstehenden Rillen mit Kalk nachgezogen. In der Literatur
werden auch solche Fassaden öfters als Sgraffito bezeichnet. Häuser dieser
Art sind recht häufig, die (ornamentalen) Schmuckformen sind die gleichen wie
bei echten Sgraffitohäusern. In Österreich wäre der (nicht zugängliche) Innenhof
des ehemaligen Meierhofes in Großweichselbach (Gemeinde St. Leonhard am
Forst / Bezirk Melk) mit ungewöhnlich reichen Formen der Fensterbekrönungen
hervorzuheben (Abb. 10).
Abb. 10: Großweichselbach, zweifärbiger Putzritz
21
Pseudosgraffito
Hier handelt es sich um keine eigene Technik, sondern um das Vortäuschen eines
echten Sgraffitos durch Malerei (Abb. 11). Sind die Farbtöne geschickt gewählt,
dann muss unter Umständen auch der Kenner bis nahe an die Wand herangehen,
um den „Schwindel“ zu bemerken. Pseudosgraffiti gab es bereits parallel
zum echten Sgraffito. Häuser mit Pseudosgraffitoschmuck sind ebenfalls
sehr häufig (Purgstall an der Erlauf, Abb. 12; Aschach an der Donau; Eggenburg
u. v. a.). Heute kommt es nicht selten vor, dass bei Restaurierungen aus Kostengründen
aus einem echten Sgraffito ein Pseudosgraffito wird.
Abb. 11: Mödling, Pseudosgraffito in der Kaiserin-Elisabethstraße
Abb. 12: Purgstall, Pseudosgraffito
22
Scagliola
Aus schwefelsaurem Kalk, Leim und Pigmenten wird eine spezielle Scagliola-
Masse hergestellt, die als „Stuckmarmor“ verwendet wird. Die Masse wird nach
dem Trocknen besonders hart und erzielt eine „wärmende“ Wirkung.
Zellenputz
Die Methode wurde 1954 von Bert Hundhausen entwickelt. Ein Metallskelett
schafft die Grundlage für verschieden gefärbte Flächen.
Graffiti
werden bisweilen mit Sgraffito verwechselt. Das Bemalen von Hauswänden mit
Farben aus Spraydosen kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf.
Anfänglich waren es politische Parolen oder Karikaturen, die in Nacht- und Nebelaktionen
aufgesprüht wurden. Inzwischen ist eine echte Kunstrichtung daraus
geworden.
Quellen: 102, 114, 140, 245
23
Verbreitungsgebiete
Ab etwa 1370 finden wir das Sgraffito in Florenz, von wo es sich schon bald auf
die nähere und weitere Umgebung ausbreitet (Pisa, Pienza, San Gimignano u. v.
a.). Etliche sgraffitogeschmückte Palazzi sind bis heute erhalten geblieben. Über
Entwicklung und bedeutende Objekte war schon an früherer Stelle die Rede.
Zweites Zentrum ist, wie ebenfalls schon erwähnt, Rom, wo das Sgraffito etwas
später als in Florenz auftaucht. Ob die Entwicklung von Florenz ausging oder
eigenständig war, bleibt offen. Beispiel für ein bedeutendes Sgraffito des südlicheren
Italiens außerhalb Roms wäre die von Giulio Romano gestaltete Fassade
des Palazzo Arroni-Racani in Spoleto.
Über die Lombardei (hier wären z. B. die Fassaden an der Piazza Ducale
in Vigevano mit ornamentalen Motiven und breiten Friesen mit Tieren oder ein
sehr altes Sgraffito in Bormio zu erwähnen) verbreitet sich das Sgraffito zunächst
in die Schweiz, und zwar ins Tessin und nach Graubünden. In diesen
Kantonen erfährt es eine große Blüte. Die Casa Somazzi in Gentilino bei Lugano
von 1510 ist eines der frühesten Beispiele. Auch im Städtchen Morcote
finden wir Sgraffiti. Das Ticino kommt allerdings erst 1512 zur Schweiz. Das
erste Sgraffitohaus außerhalb Italiens ist demnach das Pedrunsche Haus in Andeer
(Graubünden) von 1501 (Abb. 13). Die Namen der Künstler, die das Sgraffito
in die nördlichen Länder verbreiteten, sind unbekannt, da aber viele aus der
Gegend des Comersees stammten, wurden sie comaskische Wanderkünstler genannt.
Fassadenmalereien mit Rötel waren damals bereits üblich. Jetzt wurden
die alten alpinen Schmuckformen durch neue italienische bereichert. Besonders
fruchtbar waren das Engadin (kurze Übersicht im Anschluss an das Kapitel „Der
Westen“) und seine Seitentäler, wo heute noch praktisch in jedem Ort Sgraffitohäuser
existieren. In der restlichen Schweiz sind Sgraffiti selten: Haus zum
Waldhorn in Winterthur, 1490 von Hans Hagenberg, Karthause Hingen im
Thurgau, oder Häuser in Blatten, Meierskappel und Willisau im Raum Luzern.
Dieser Ausbreitungsweg überspringt dann offenbar die stets streng katholischen
Länder Bayern, Tirol und Salzburg fast völlig. Einzelne Objekte in Süddeutschland
wie das Kornhaus und der Neue Bau in Ulm (Abb. 14), die Fürstenherberge
von 1609 in Wolframseschenbach oder das Stadttor in Titmoning (nördlich von
Salzburg; Abb. 15) bleiben die große Ausnahme.
24
Abb. 13: Andeer, Pedrunsches Haus
Abb. 14: Ulm, Neuer Bau
Abb. 15: Titmoning, Stadttor
25
Nach Österreich, und zwar in die Eisenwurzen, kommt das Sgraffito über
Venetien (im Veneto selbst kennt man aber keine Sgraffiti), sicher begünstigt
durch die regen Handelsbeziehungen. Besonders in den Gebieten, die mit Eisen
handelten bzw. an der großen Eisenstraße liegen, entstehen zahlreiche Objekte.
Die grotesken floralen Motive und Friese mit Fabeltieren stehen hier im Vordergrund.
In den Zentren gab es wohl eine geringe Zahl von italienischen Künstlern,
daneben waren aber auch einheimische Künstler am Werk. In den bäuerlichen
Gebieten des Traunviertels, wo eine unglaubliche Zahl an Sgraffiti entsteht,
können sich die neuen Formen nicht durchsetzen. Hier werden die heimischen
Schmuckformen (wie der laufende Hund, Schlingen- und Fischgrätenbänder,
Sonnen- und Mondmotive u. dgl. mehr) beibehalten. Eine ganz andere Entwicklung
geht im nordwestlichen Niederösterreich vor sich. Hier entstehen in
den Städten zahlreiche figurale Fassaden, die, abgesehen von drei erhaltenen
Häusern in Kärnten und einem Haus in Graz, im restlichen Österreich fehlen.
Das figurale Sgraffito stellt in unseren Breiten das aufgeklärte Selbstbewusstsein
des (protestantischen) Bürgers zur Schau. Hier sollte keinem Fürsten geschmeichelt
werden, hier soll überzeugt und moralisiert werden. Noch viel häufiger als
in Österreich findet sich das figurale Sgraffitohaus in den böhmischen Ländern,
schließlich ist es kein Zufall, dass der Dreißigjährige Krieg von dort seinen
Ausgang nahm. Figurale und ornamentale Sgraffiti sind hier von Anfang an nebeneinander
zu finden. Die Kunstform, die wegen der instabilen politischen
Lage im Norden lange brauchte, um sich den Weg zu bahnen, traf dann geballt
und in ihrer ganzen Vielfalt am Zielort ein. Aufgrund der immens großen Anzahl
von figuralen Fassaden in Böhmen wurde das Waldviertel gewiss von dort
beeinflusst, denn Sgraffiti treten im Waldviertel ein wenig früher auf als in den
südlicheren Teilen Österreichs. Über die figuralen Fassaden der böhmischen
Länder wird an späterer Stelle die Rede sein. Die Zahl der ornamental geschmückten
Gebäude ist ebenfalls sehr groß. Folgende Objekte sollen hier erwähnt
werden: Schloss Doudleby nad Orlici (erbaut 1585-1600, Äußeres und
Hof völlig mit reizvollen geometrischen Ornamenten übersponnen) – Schloss
Brandýs nad Labem, wo die Briefquader von kunstvollen Borten umrahmt werden
und florale Zierfelder im Zentrum besitzen – der Hof des ehemaligen Bischofspalastes
in Horšovský Týn (mit Sgraffiti von 1596) – Schloss Namešt nad
Oslavou, Bürgerhäuser in Prag, Slavonice, Tabor, Telč und anderen Städten.
Relativ früh ist das Sgraffito in Sachsen zu finden. 1550 wird das markgräfliche
Schloss in Dresden von den italienischen Brüdern Thola mit Sgraffiti
geschmückt. Neben Scheinarchitektur und Ornamenten findet sich dort auch
eine Inschrift über die erfolgreiche Schlacht von Mühlberg (1547) des Kurfürsten
Moritz, die sich über alle Seiten des Hofes erstreckt. Von Sachsen breitet
sich die Kunst nach Böhmen und Schlesien aus. Da auch der Eisenhandel bis
nach Böhmen und Schlesien ging, dürften diese Gebiete auf zwei Wegen mit der
neuen Schmucktechnik in Berührung gekommen sein. In Schlesien sind es vor
allem Schlösser (z. B. Öls, Ratschin bei Grafenort oder das Torhaus der Kynsburg)
und Speicherbauten (z. B. die Scheune des Ritterguts Tschocha, Abb. 16,
26
oder eine Scheune in Sächsisch-Haugsdorf), seltener Bürgerhäuser (wie zum
Beispiel das Haus zum Wachtelkorb in Liegnitz), die Sgraffitoschmuck erhalten.
Ebenfalls reich an Sgraffiti ist Polen, z. B. die Schlösser Krasiczyn (Abb. 17)
und Wilkanow, ein Oktogen beim Schloss Niemsza, das Herrenhaus in Tuczno
oder Bürgerhäuser in Warschau, Krakau und Trzebiatow, das Rathaus in Posen
von 1550 oder das Englische Haus in Danzig von 1570. Hervorzuheben sind
ferner der vielfältige, leider fragmentarische Zierrat am Gutshof von Rudnica
und die schier unerschöpfliche Variationsfreudigkeit des Diamantquaders, z. B.
an Häusern in Krakau oder am Schloss Branice. Auffällig ist das vermehrte
Vorkommen von Sgraffiti an Sakralbauten, etwa Darstellungen von Heiligen
oder der Gottesmutter, was in Österreich so gut wie nie zu finden ist (Kirche
Sieradz, Kloster Stary Sącz). Die Kirche von Radłow zeigt einen Fries mit Lilien,
fünfteiligen Blüten, Pferden und Stieren, jene von Roztoka Diamantquader
mit Blattverzierungen, das Kloster Pińczów einen Fries mit Engeln. Die Kirche
in Gałów zeigt einen raffiniert verschlungenen doppelten laufenden Hund und
mehrläufige Ovale, die über die ganze Wandfläche verteilt sind. Vereinzelte
Objekte reichen über das ehemalige Preussen bis ins Baltikum (z. B. Haus Didzioji-
Straße 46 in Vilnius / Litauen oder Schloss Lauciene in Lettland) bzw. die
Ukraine (Kloster Miedzyrzec Ostrogski).
Abb. 16: Rittergut Tschocha, Sgraffiti an der Scheune
27
Abb. 17: Krasziszyn, Schloss
Viel später, erst im 17. Jahrhundert, erreicht das Sgraffito Hessen, Franken und
die hamburgischen Vierlande. Andere deutsche Provinzen bleiben ausgespart.
Vor allem an Fachwerkhäusern werden hier zwischen den Balken Ritz- und
Kratzverzierungen angebracht. Die Formen sind volkstümlich, die Technik ist
primitiver. Meist wird auf eine Lehmschicht eine Kalkschicht, die durch Ziegelstaub
oder Eisenoxid gefärbt sein kann, aufgetragen und teilweise weggekratzt.
In den Vierlanden sind es fast immer weiße Ornamente auf rotem Untergrund.
Die meist aus Kreisen bestehenden geometrischen Miniaturen finden sich auch
im Inneren der Häuser. Seltener wurden auch fromme Sprüche herausgekratzt.
Die älteste erhaltene Datierung ist 1766. Solche Häuser finden sich etwa in Altengamme
oder Gätjensort, nicht aber im nahe gelegenen Hamburg. Wie auch in
Oberösterreich wird das Sgraffito in diesen Gebieten länger beibehalten, mitunter
bis ins 19. Jahrhundert hinein.
Ferner finden wir Sgraffiti im Gebiet Zips in der Slowakei (z. B. Schloss
Fričovice mit mythologischen Figuren von Martin Waxmann, 1630, in den
Blendarkaden; Glockenturm und Burg in Kežmarok mit pflanzlichen und figuralen
Motiven, signiert H. B. 1591; Glockenturm in Strážky mit Diamantierung,
Volutenverzierungen und einem breiten floral-figuralen Fries, signiert H. B.
1629; sowie z. T. figurale Sgraffitohäuser am Hauptplatz in Kroměřiž), in Ungarn
(Köszeg, Haus Jurisich tér 7 mit Scheinarchitektur, kleiner Diamantierung,
stilisierter großer Blumenvase und Scheinbalustrade, Abb. 18, sowie Haus Jurisich
tér 14 mit floralen Motiven im Arkadenhof, die Wassermühle des Bischofspalastes
in Fertörákos mit einfacher Bänderung nach 1575, Haus Új utaca 8 mit
28
zwei einfachen Schrägstrichfriesen in Sopron, sowie Schloss Pacin mit floralen
Motiven), Siebenbürgen und Spanien.
Quellen: 9, 10, 16, 26, 86, 87, 94, 102, 116, 117, 118, 121, 133, 135, 136, 141, 145, 151, 161,
166, 186, 211, 213, 216, 217, 221, 223, 234, 235, 248
Abb. 18: Köszeg, Sgraffitohaus
29
Schmuckformen
Die Schmuckformen sind meist ein Nebeneinander von bodenständigen, symbolistischen
Formen und neu hinzukommenden italienischen. In den Städten fassen
die neuen, modischen Formen rasch Fuß, während bei den bäuerlichen Objekten
das Traditionelle überwiegt. Delphinfriese und vegetabilische Grotesken
wird man hier kaum finden. Der Fantasie sind aber auch im bäuerlichen Raum
keine Grenzen gesetzt. Obwalder vergleicht die meist flächigen Verzierungen an
oberösterreichischen Bauernhöfen mit „gehäkelten oder gestrickten Spitzenmustern,“
doch wird hier eher Bodenständiges variiert als Neues übernommen.
Grundsätzlich betont der Sgraffitoschmuck zunächst architektonische Elemente,
das heißt er ersetzt echte Eckquader, Gesimse oder Fensterumrahmungen. Die
Dekoration verdrängt die Architektur und wird zum wichtigsten Bestandteil der
Fassade. Diese Art, die wir Scheinarchitektur nennen, wird in Florenz vor 1450
geboren und basiert auf der Idee, Balustraden, flächige Quaderungen (wodurch
mitunter andere Materialien vorgetäuscht werden), Ziergiebel, begleitende Säulchen
und dergleichen nicht mehr architektonisch auszuführen, sondern durch
Malerei oder Sgraffito darzustellen. Vorbild für Vieles dürfte dabei das Säulenbuch
des Vitruvius Polio gewesen sein.
Den zweiten Schwerpunkt der Sgraffito-Dekoration bilden die in ihrer Variationsfähigkeit
schier unerschöpflichen floralen und vegetabilischen Schmuckformen.
Horizontalbänder aus großlappigem Blattwerk oder mit verschlungenen
Ranken, mit stilisierten Tulpen- oder Lilienkelchen, sowie Eckquader mit Blütenfüllungen
treten in einer unglaublichen Vielfalt auf. Die Vorbilder reichen bis
in die Antike zurück (Akanthus, Palmetten, römische Stuckreliefs), kommen
zum Teil aus dem Maurischen (als „Arabesken“ werden ornamental gefügte,
geschweifte und verknotete Linien und Bänder bezeichnet) und sind bei Florentinischen
Meistern zu suchen, etwa bei den Deckengemälden von Andrea del
Castagno und Giulio Romano oder Kupferstichen des Andrea Mantegna, wo
sich paarweise zusammengefügte Spiralranken finden. (Mantegna lebte von
1431 bis 1506, war Hofmaler des Herzogs von Mantua und erhob als erster den
Kupferstich zu einer eigenständigen Kunstrichtung). Auch deutsche Meister, die
sich an diesen Quellen orientierten, wurden als Vorbilder für Sgraffiti herangezogen,
so etwa Hans Holbein und Peter Flötner, der sich am oberitalienischen
Monogrammisten f orientierte, der westfälische Meister Aldegrever (er hieß eigentlich
Heinrich Trippenmeker und lebte von 1502-55), dessen „Blattwerk“
Vorbild für Sgraffiti in Steyr war und die Brüder Beham in Nürnberg.
30
Den Gipfelpunkt der schmückenden Fantasie bildet schließlich die Groteske.
Bei ihr werden in ein ornamentales Rankenwerk menschliche Figuren,
Tiere, Misch- und Fabelwesen (Kentauren, geflügelte Pferde und dergleichen),
Blumen, Früchte, Trophäen und Architekturteile kunstvoll eingefügt. Die Wurzeln
der Groteske liegen in der Antike und zwar meist in unterirdischen Grabanlagen
und im Goldenen Haus des Nero (im Jahr 104 eingestürzt, zu Ende des
14. Jahrhunderts wieder freigelegt). In Florenz spezialisieren sich Andrea
Feltrini und Cristofano Gherardi auf Groteskenentwürfe, aber auch die oben erwähnten
deutschen Meister, zu denen noch Jakob Brinck, Augustin Hirschvogel
und Georg Penez kommen, sowie die niederländischen Monogrammisten GJ
und IW schaffen Grotesken. In Österreich bleibt die Groteske immer dezent;
Ausnahmen wären der Turm des Schlosses Oberhöflein und das Haus Rathausplatz
48 in Weitra, wo jeweils die gesamte Schauseite überzogen ist.
Eine weitere italienische Schmuckform ist das Medaillon, das seinen Ursprung
in der Antike hat und von Florentiner Malern und Bildhauern wieder
entdeckt wurde. Es findet sich in Österreich meistens in Arkadenhöfen (St. Veit,
Hallegg, Welzenegg).
Diesen kunstvollen Schmuckformen aus dem Süden stehen nun die bodenständigen,
symbolträchtigen Formen gegenüber, deren Wurzeln weit in die
„heidnische“ Zeit reichen und die zum Großteil christianisiert, also von der Kirche
übernommen oder zumindest geduldet wurden. Dass auch diese Formen
kunstvolle Ausführungen erfuhren, verdanken wir zum Teil wohl Albrecht Dürer,
dessen „Underweysung der Messung mit dem Zirckel und richtscheyt, in
Linien, Ebenen und gantzen Corporen“ (erschienen 1525 in Nürnberg) sicher
vielen Sgraffitokünstlern als Grundlage für die Schaffung komplizierter Zimmermannsrosetten
oder detailreicher Variationen des laufenden Hundes und
dergleichen diente.
Es folgt nun eine Übersicht verschiedener gebräuchlicher Schmuckformen
und ihrer Symbolik, wobei zu bemerken ist, dass die Renaissance die Symbolik
nicht mehr so ernst nahm, sondern vieles einfach aus Freude an der Verzierung
und an der Schönheit machte. Sicher gab es auch Unterschiede zwischen Stadt
und Land, das heißt, was in der Stadt oft nur mehr schmückenden Charakter
hatte, bewahrte am Land noch lange seine „magische“ Bedeutung (etwa Fruchtbarkeitsymbole
an Bauernhöfen oder unheilabwehrende Symbole an Speicherbauten):
– Der Kreis in seinen verschiedensten Variationen, das heißt mit
eingeschriebenen konzentrischen Kreisen, Speichen oder eingeschriebenen
Sternen symbolisiert die Sonne, das Leben, Gott und die Fruchtbarkeit.
– Der Mond (meist als Mondsichel dargestellt) ist Symbol der Fruchtbarkeit,
des Schwindens und der Wiederkehr. Die „kosmische Frau“ (Maria)
steht auf der Mondsichel.
– Die Spirale (Volute) steht für den Kreislauf der Sonne und des Jahres,
überhaupt für Bewegung.
31
– Die Doppelspirale symbolisiert Leben und Tod, sowie den Lauf der
Jahreszeiten. (Die Schmuckform ist häufig in Steyr zu finden, etwa am
Innerberger Stadl).
– Die Muschel (Halbkreisrosette) ist ein Zeichen der Fruchtbarkeit allgemein,
die Raute dagegen ein weibliches Symbol. (Halbkreisrosetten sind
häufig in den Eisenwurzen zu finden, etwa in Altenmarkt an der Enns.
Am Rathaus von Dürnstein bilden sie einen waagrechten Fries. Die Raute
ist meist Zierform bei Fensterumrahmungen).
– Das Schachbrett (Ackerfeld) drückt den Wunsch nach Vermehrung der
Ernte aus.
– Das Ei (Oval) ist ein Symbol des keimenden Lebens, schützt aber auch
vor dem bösen Blick und vor verschiedenen Krankheiten.
– Der Briefformquader wird als Ackerfurche gedeutet und ist somit ein
Fruchtbarkeitssymbol der Erde. (Gänzlich mit Briefquadern übersponnene
Fassaden sind häufig in den böhmischen Ländern. Auch in Österreich finden
sich solche Fassaden, so in Mautern, Furth oder Herzogenburg).
– Pentagramm, „laufender Hund“ (Zopf) und Bannknoten sind unheilabwehrende
Zeichen. Der laufende Hund hat mit einem echten Hund nichts
zu tun, sondern der Name entstand fälschlich aus „laufender Wund“ (=
das Gewundene). Er ist die vielleicht häufigste Schmuckform überhaupt.
Der Bannknoten findet sich gern auf Speicherbauten, um das Gelagerte zu
schützen.
– Köpfe sind ebenfalls unheilabwehrend (man denke an Kopfplastiken an
romanischen Kirchen).
– Das Wellenband symbolisiert Feuer und Wasser. Es ist eine der häufigsten
Schmuckformen.
– Das Dreieck steht für Gott, das Quadrat für die menschliche Ordnung.
– Das Fischgrätenband könnte sich vom Lebensbaum herleiten. Besonders
im Donauraum finden wir es häufig, sehr oft mit dem Wellenband kombiniert.
– Die durchkreuzte Raute steht für die Vereinigung von Mann und Frau.
– Das Zickzackband (der Wolfszahn oder auch Hundszahn) ist Sinnbild für
Schwingung und Gegenschwingung, auch für die Wellen des Wassers.
– Die Weintraube ist ein christliches Symbol (Gleichnis vom Weinstock).
Wir finden sie an einem Fries in Eggenburg und an einem Haus in Köfering.
– Der Lebensbaum hat sich aus der Lebensrune entwickelt und symbolisiert
das Auf und Ab des Lebensschicksals. Er steht darüber hinaus für Zeugungs-
und Schöpfungskraft. Seine Darstellungen variieren und finden
sich häufig an deutschen Fachwerkhäusern.
– Selten zu findende Schmuckformen sind z. B. Rosenkreuzersymbole, wie
sie an einem Haus in Böhmisch Krumau (Latrán Nr. 53; Abb. 19) zu sehen
sind. Die Rosenkreuzer waren ein freimaurerischer Bund, standen in
der Tradition der Templer und wurden von Johann Valentin Andreae
32
(1586-1654) ins Leben gerufen. Ihre Urschrift wurde 1614 verfasst, ihre
Anliegen waren Mystik und Alchimie.
Abb. 19: Böhmisch Krumau, Rosenkreuzersymbole
– Die letzte Gruppe von Schmuckformen sind Tiere mit starkem
Symbolcharakter, Fabel- und Mischwesen. Sie sind teils gut (Einhorn),
teils Dämonen. Grundsätzlich gilt für sie aber dasselbe wie für die anderen
symbolträchtigen Schmuckformen: Hatten sie vorher kultisch-mythischen
Charakter, so werden sie in der Renaissance zur rein dekorativen
Tier-Groteske.
o Der Hirsch ist Lichtträger, in seinem Geweih leuchtet das Kreuz
auf. Einen Hirsch-Fries findet man am Haus Admont Nr. 73.
o Der Delphin garantiert glückliche Fahrt ins Jenseits. Er ist an
Sgraffitofriesen sehr häufig, besonders in den Eisenwurzen. Nördlich
der Donau findet man ihn seltener, etwa in Waidhofen/Thaya
und Egelsee.
o Das Einhorn ist Symbol für Christus, für reine Liebe und Keuschheit.
Darstellungen zusammen mit dem Lamm Gottes wurden gegen
Ende des 15. Jahrhunderts von der Kirche verboten. An Sgraffitohäusern
sieht man das Einhorn gelegentlich, etwa in Großreifling.
o Das geflügelte Pferd, der Pegasus, kommt aus der griechischen Mythologie.
Es hat mit seinen Hufen die den Musen heilige Quelle
Hippokrene freigelegt und steht für künstlerisches Schaffen.
Daneben ist es auch ein Männlichkeitssymbol. Am Schloss Breiteneich
ist der Pegasus dargestellt.
o Die Meerjungfrau (Nixe) symbolisiert Gefahr. Sie verführt Seeleute
und ertränkt sie dann. Hier sei auf die Sgraffitohäuser von Admont
und Altmünster verwiesen. Man findet sie auch an Portal- und Kapitellplastik
mittelalterlicher Kirchen.
33
o Die Hydra ist ein vielköpfiges Untier, das von Herkules getötet
wurde. Sie steht für weltliche und kirchliche Missstände, sogar
auch für die Verspottung des Papsttums.
o Der doppelköpfige Adler gilt als Sinnbild der Allmacht und Allwissenheit
des göttlichen Geistes. Später steht er für das Heilige Römische
Reich Deutscher Nation. Man findet ihn an Sgraffitohäusern in
Mödling, Eggenburg, Breiteneich und Wiener Neustadt.
o Der Drache verkörpert immer etwas Böses. Er wird durch ein edleres
Tier, etwa einen Löwen, bekämpft oder von heldenhaften Menschen
(Siegfried, hl. Georg) besiegt.
Quellen: 11, 35, 102, 106, 126, 132, 134, 178, 246, 247, 248, 255, 2572
34
Objekte
Bürgerhäuser
Die gotischen Häuser waren meist schmal, die Dekorationen bewegt und ineinander
verwoben. In der Renaissance entstehen breite, repräsentative Häuser mit
einer weiten Torhalle. Über der geräumigen Einfahrt wurde meist ein Zwillingsfenster
angebracht. Oft wurden mehrere gotische Giebel zu einem Haus zusammengefasst
und durch hochgezogene Blendmauern verdeckt. Betonte die Gotik
fast ausschließlich das Vertikale, so kam jetzt das Horizontale wieder zum Zug.
Diese Bauten erschienen zunächst allzu „aristokratisch“ und „welsch-humanistisch“,
jedoch wurden hier praktisch-technische Erwägungen für verbesserte
Wohnkultur und Arbeitsbedingungen angestellt. Erstmals gewinnen Werte wie
Komfort, Hygiene oder Bequemlichkeit an Bedeutung. Die jetzt größeren freien
Flächen an den Hausfassaden schienen wie geschaffen für Dekorationen. Es war
auch mehr Platz für klare Gliederungen („Suche nach Ordnung“) und überschaubare,
aber dennoch reiche Formen. Dass nördlich der Alpen offenbar eine
„Neigung zu lebendiger Fülle, Asymmetrie und Vertikalismus“ präsent bleibt,
bedeutet bloß, dass sich die alten und neuen Formen zunächst vermischen. Die
Entwicklung geht schrittweise vor sich. Bei den zahlreichen erhaltenen Bürgerhäusern
mit Sgraffitomalereien in Österreich spüren wir heute noch etwas vom
Zeitgeist und der (vielleicht erstmals seit der Antike wieder bewussten) Lebensfreude
der Renaissance. Bei den figuralen Fassaden paart sich das Repräsentationsbedürfnis
des Bürgertums („Triumph der bürgerlichen Herrlichkeit“) mit
Ethik und Thematik der Reformation.
Rathäuser
Es mag erstaunen, dass nur zehn Rathäuser unter den über 700 Objekten, die in
Österreich erhoben wurden, zu finden sind. Wahrscheinlich sollten gerade hier
die Spuren der Reformationszeit deutlich getilgt werden. Besonders hervorzuheben
sind das figural geschmückte Rathaus von Zwettl, der prächtige Arkadenhof
in St.Veit an der Glan und das Rathaus in Eisenerz.
Bauernhäuser
Es ist anzunehmen, dass die Sgraffitokunst sich zuerst in den Städten etablierte
und dann langsam in die ländlichen Gebiete hinaussickerte. Grundsätzlich gilt ja
für alle neuen Richtungen, dass die Provinz immer ein wenig nachhinkt. Doch
scheint gerade bei den Sgraffiti im Raume Steyr der zeitliche Unterschied nicht
so groß gewesen zu sein. Die (nicht mehr bestehenden) Sgraffiti beim Bauern35
haus Vordermaierberg 14 waren mit 1587 bezeichnet, die Huttermühle in Lederau
mit 1581 und die Sakristei in Weißkirchen an der Traun mit 1575. Als ältestes
Sgraffito von Steyr wurde immer das Haus Berggasse 48 mit der Jahreszahl
1586 bezeichnet. Während sich die Jahreszahl 1525 beim Haus Ennskai 7 wohl
auf die Erbauung und nicht auf die Entstehung der Sgraffiti bezieht, könnte die
Jahreszahl 1567 am Haus Grünmarkt 4 aber tatsächlich das älteste Sgraffito von
Steyr markieren. Es sind hier bloß an den vier Konsolen des Erkers die Ziffern
der Jahreszahl in Sgraffito ausgeführt, der Siebener allerdings schon mit einer
schönen „italienischen“ Rahmung. Hier liegt möglicherweise ein erster schüchterner
Versuch, ein zaghaftes Erproben in Form eines Haustyps 0 (siehe bei Typologie)
als Meilenstein für eine hundertjährige Epoche vor. Je stärker nun das
Zentrum war, umso größer war der Einfluss auf die bäuerliche Architektur. So
fehlen im Waldviertel und Wiener Becken bäuerliche Objekte fast völlig, während
in der Umgebung von Steyr eine unglaubliche Blüte zustande kam. Die
großen Vierkanthöfe in dieser Gegend schienen aber auch prädestiniert für
Sgraffitoschmuck zu sein. In den anderen Gebieten der Eisenwurzen und auch in
Kärnten sind ebenfalls bäuerliche Sgraffiti zu finden. Während das Sgraffito in
Steyr ab 1650 verschwindet, hält es sich bei oberösterreichischen Bauernhöfen
noch weit über hundert Jahre länger. Es wurden über 200 bäuerliche Objekte
erhoben, aber nur bei einem verschwindenden Bruchteil davon sind die Sgraffiti
gut erhalten.
Winzerhäuser
Weinbau war wohl immer mit einem gewissen Wohlstand gepaart. Daher erstaunt
es nicht, dass gerade in diesen Gebieten (Wachau, Vororte Wiens, Gumpoldskirchen,
nördliches Burgenland) Sgraffiti häufig anzutreffen sind.
Speicherbauten
Großzügiger Schmuck an Speicherbauten sollte Ansehen und Wohlstand demonstrieren.
Daher finden wir sgraffitogeschmückte Speicher auch hauptsächlich
in den Eisenwurzen und den Teilen Kärntens, die an den Handelswegen lagen.
In den anderen Gebieten sind verzierte Speicher die Ausnahme (Seefeld im
Weinviertel, St. Leonhard bei Pucking in OÖ). Besonders hier finden sich die alten
Unheil abwehrenden Symbole, die das Gelagerte vor Raub, Mäusen und Ungeziefer
schützen sollten. Hervorragendstes Beispiel dieser Gruppe ist der
prächtige Innerberger Stadl in Steyr. Aber auch die kleinen Bauten Kärntens
oder im Gebiet von Göstling sind sehenswert und äußerst reizvoll. Leider ist gerade
bei den Speicherbauten erst in jüngster Zeit vieles verloren gegangen.
Burgen, Schlösser und Ansitze
Mit etwa fünfzig erhaltenen Objekten bieten sie eine breite Palette von einfachen
bis zu reich und raffiniert verzierten Fassaden bzw. Höfen. Hervorzuheben
wären Clam im Mühlviertel, Oberhöflein, Pöggstall, Rappottenstein und Brei36
teneich im Waldviertel, Dietersdorf im Tullnerfeld, Graz, Rabenstein, Gleinstätten
und die Riegersburg in der Steiermark, sowie Hallegg, Welzenegg und Niederdorf
in Kärnten.
Kirchen, Pfarrhöfe und Klöster
Sgraffitoverzierungen an kirchlichen Gebäuden sind selten. Schlüsse auf protestantische
Gesinnung des Pfarrherrn kann man aber nur in Einzelfällen ziehen,
wie etwa in Weißkirchen an der Traun und Feistritz an der Drau. Auch bei der
Burgkapelle Hochosterwitz liegt dieser Schluss nahe. Bei den Pfarrhöfen müssen
Maigen und Göstling (war zu der Zeit protestantisch) hervorgehoben werden.
Klöster mit teilweise Sgraffitoschmuck wären Zwettl, Lilienfeld, Aggsbach,
Unterranna, St. Lambrecht, Neuberg und Traunkirchen.
Wehreinrichtungen
Solche Bauten wurden selten mit Sgraffiti geschmückt. Da sie aber besonders
reizvoll erscheinen, sollen sie gesondert erwähnt werden. Das herausragendste
Objekt ist das Schnallentor in Steyr. Es zeigt vielfältigen Zierrat, während das
Kollertor in der gleichen Stadt nur eine einfache Quaderung aufzuweisen hat.
Das 13. Tor der Burg Hochosterwitz unterscheidet sich durch seine Sgraffiti von
den anderen Toren der Burg. Wahrscheinlich sollte hier auf die Wegabzweigung
zur (ebenfalls sgraffitogeschmückten) Kirche aufmerksam gemacht werden.
Auch zwei Torbauten der steirischen Riegersburg weisen Sgraffiti auf. Ein wenig
widersinnig erscheinen Sgraffiti an Wehrtürmen, denn diese sollen ja abschreckend
und trutzig wirken. Aber die Lust an der Verzierung kannte damals
offenbar keine Grenzen. Die Zahl der geschmückten Türme ist denn auch gering:
Der mächtige Turm in Breitenbrunn, zwei Türme um das Schloss Pottschach,
sowie die Wehrtürme der Kartause Aggsbach zeigen diskrete Sgraffitomalereien.
Auch der Glockenturm („Lisl“) in Graz gehört hierher.
Andere Objekte
wie Mühlen (Rastenberg, Pulkau, Sonnberg, Lederau, Bad Aussee) oder Bürgerspital
(Spitz, Enns, Steyr) haben keine spezielle Affinität zur Sgraffitomalerei
und sind zahlenmäßig unbedeutend.
Quellen: 11, 31, 35, 72, 128, 148, 234
37
Typologie
Eine Typisierung von Sgraffitofassaden wurde bisher noch nicht vorgenommen.
Aufgrund des reichhaltigen Materials wird hier der Versuch einer Einteilung
unternommen, wobei sich herauskristallisiert, dass jede Region bestimmte Formen
bevorzugt:
Typ 0
Nur eine einzelne Jahreszahl oder ein Wappen in Sgraffito ausgeführt.
Typ I
Ornamentstreifen an den Kanten, unter dem Dach und um die Öffnungen
(Fenster, Türen). Dieser Typus ist praktisch überall zu finden. An den Gebäudekanten
sind es meist verschiedene Quaderformen, unter dem Dach meist der laufende
Hund und um die Öffnungen häufig Schlingenbänder, Fischgrätenbänder,
Rauten oder Kombinationen davon.
Typ II
Belebung durch ornamental verwendete florale und figurale Elemente. Sehr häufig
ist der Delphin zu finden, aber auch Fabelwesen wie Meerjungfrauen oder
Einhörner kommen immer wieder vor. Daneben gibt es groteske Blüten- und
Rankenschöpfungen. Waagrechte Friese dieser Art sehen wir besonders häufig
in den Eisenwurzen, vor allem in der Stadt Steyr. Ornamental verwendete Figuren
bei Fensterumrahmungen sind seltener, ein schönes Beispiel findet sich in
Wiener Neustadt.
Typ IIa
Zum bereits genannten kommt noch eine einzelne figurale Darstellung, zum
Beispiel eine Reiterfigur (wie etwa in Steyr oder Lunz) hinzu.
Typ III
Die ganze Fassade ist ornamental übersponnen. Meist sind es Diamantquader
(Gmünd) oder Briefformen (Mautern, Herzogenburg, Furth). Dieser Typus ist
die Urform des Sgraffitohauses – bei den ersten Fassaden in Florenz waren es
einfache kleine Quader. Bei oberösterreichischen Bauernhöfen ist oft die ganze
Fassade mit Ornamentbändern überzogen (meist Variationen des laufenden
Hundes).
38
Typ IIIa
Die ganze Fläche ist unregelmäßig mit grotesken Motiven übersponnen. In Florenz
waren derartige Fassaden häufig (z. B. Casa di Bianca), in Österreich können
eigentlich nur drei Objekte zu diesem Typus gezählt werden, nämlich der
Schlossturm von Oberhöflein, das Haus Rathausplatz 48 in Weitra (auch wenn
hier nicht mehr alles der originalen Anordnung entspricht) und der Wohnturm
im Hof Stadtplatz 36 in Steyr.
Typ IV
Die ganze Fassade oder auch nur ein Teil derselben ist mit szenischen Darstellungen
geschmückt. Meist sind es antike oder biblische Motive mit moralisierenden
Sinnsprüchen verbunden, aber auch Planeten oder personifizierte Tugenden
sind anzutreffen. Im Waldviertel hat praktisch jede Stadt ihr figurales Sgraffitohaus,
in Eggenburg und Krems sind es je zwei, in Weitra sind es gleich vier
Häuser. Außerhalb des Waldviertels (Retz ist so eng benachbart, dass wir es dazuzählen
wollen) finden wird diesen Typus dreimal in Kärnten und einmal in
Graz, außerhalb Österreichs hauptsächlich in Böhmen und Mähren; in den südlichen
Ländern dagegen seltener.
* * *
Innenhöfe haben aufgrund ihrer Architektur oft eigene Schmuckformen. Neben
bereits Erwähntem finden wir zwischen den Bögen von Arkadenhöfen sehr häufig
Rundmedaillons und zwischen den Geschossen oft Scheinbalustraden. Besonders
schöne Beispiele sind das Rathaus in St. Veit an der Glan, die Innenhöfe
der Schlösser Hallegg und Welzenegg (alle Kärnten), sowie einige Arkadenhöfe
in der Südsteiermark.
Bei Fachwerkhäusern in Hessen, Franken und den Vierlanden sind die
verputzten Flächen zwischen den Balken bisweilen mit Sgraffito-Symbolen geschmückt
(zB. Spiralen, Lebensbaum).
Sgraffiti im Inneren des Hauses sind äußerst selten. Sie finden sich meist
in Gewölben, etwa in den Zwickeln des Rathaussaales von Mladá Boleslav (CZ,
1594 erbaut, Blattmotive), in der Vorhalle des Rathauses von Poznan (Polen,
Flechtornamente um kleine Flächen mit Fresken), im Schlossturm von Biala
Podlaska (Polen, spiralige Ranken, Wappen) oder in der Kirche Domaniew
(Polen, Ornamente entlang der Rippen). Das Schloss Telč (CZ) beherbergt im
Speisesaal Sgraffiti von 1553, und zwar Jagdszenen, Allegorien, die sieben Todsünden,
Herodias und Orpheus, der vor den Tieren musiziert, sowie raffiniert
perspektivische Scheinarchitektur in der sogenannten Schatzkammer. In Österreich
gibt es figurale Darstellungen im Inneren des großen Sgraffitohauses in
Krems.
Quellen: 118, 141, 211, 221, 248
39
Sgraffito und Protestantismus
Sgraffito und Protestantismus werden oft in einem Atemzug genannt. Das kann
aber nur für den Großteil der figuralen Fassaden nördlich der Alpen gelten. Ursprung
des Sgraffitos ist ja Italien, der Sitz der katholischen Kirche (auch wenn
es damals keinen einheitlichen italienischen Staat gab). Die italienischen Fürsten,
Bauherren und Handelsherren mögen Humanisten und Freidenker gewesen
sein, aber Protestanten waren sie bestimmt keine.
In Österreich war die Situation grundsätzlich anders, denn als das Sgraffito
nach Österreich kam, war die Reformation bereits voll im Gange. Die meisten
Adeligen, Handelsherren und Ratsherren waren dem neuen Glauben zugetan.
Dazu gewährte Maximilian II. den Donauländern 1568 die sogenannte Religions-
Concession, die so etwas wie eine Toleranzerklärung dem Adel gegenüber
war. Was lag also näher, als das Gedankengut der Reformation nicht nur durch
Schriften sondern auch durch Bilder dem Volk zugänglich zu machen und die
eigene Gesinnung öffentlich zur Schau zu stellen. Die figuralen Sgraffitohäuser
wurden damit zu einer neuen Form der „biblia pauperum.“ Ein nachweisbar
protestantischer Auftraggeber existiert nur in Horn, bei anderen (Gmünd, Retz,
Weitra) liegt die Vermutung nahe.
Martin Luther, der sonst allen bildlichen Darstellungen eher feindlich gegenüber
stand, befürwortete die Fassadenbemalung mit biblischen Szenen. Auch
der Wiedererweckung der Antike (die Erneuerung der Synthese von Antike und
Christentum geht auf Erasmus von Rotterdam zurück) stand er aufgeschlossen
gegenüber und brachte selbst die Äsopschen Fabeln neu heraus. Diese Geschichten
mit ihrer verschlüsselten und doch wieder so klaren Symbolik sollten
die Unzufriedenheit mit dem ach so katholischen Kaiserhaus ausdrücken. Besonders
wichtig war den Protestanten damals die Verbindung von Bild und
Wort. Wie wir sehen, ist fast jede Darstellung mit einem Text versehen, der
nicht nur erläutert, sondern gleichzeitig moralisierenden Charakter hat. Das gilt
für die biblischen genauso wie für die antiken Stoffe. Heldenmütiges und tugendhaftes
Verhalten wird als vorbildlich und nachahmenswert vor Augen geführt
(Marcus Curtius, Horatius Cocles u. a.) und schändliches Verhalten als
verabscheuenswert und mit furchtbarer Strafe belegt gezeigt (Acteus, Progne u.
a.). Der unerschütterliche Glaube an Gott wird uns am Beispiel von Joseph, Iob
oder Tobias vor Augen geführt. Die neutestamentarischen Stoffe sind praktisch
immer Gleichnisse, die ja ihren belehrenden Charakter schon in sich tragen.
Gleichzeitig wird meist versucht, einen Bezug zwischen einem alttestamentari40
schen und einem neutestamentarischen Thema herzustellen (etwa das Opfer Abrahams
mit der Kreuzigung oder die Gnade an Tobias mit der Gnade Jesu). An
den Fassaden sind diese verwandten Szenen meist untereinander gereiht.
Abb. 20-22: Slavonice, alt- und neutestamentarische Darstellungen
41
Ein eindrucksvolles Beispiel für diese Weise der Darstellung bietet das Haus Nr.
538 am Stadtplatz von Slavonice (CZ; Abb. 20-22), wo eine alttestamentarische
Szene mit Hinweis auf die entsprechende Bibelstelle abgebildet ist, der Text sich
aber auf den Zusammenhang zum Neuen Testament bezieht: In den oberen
Stockwerken handelt es sich um Darstellungen aus der Genesis, beinahe nach
Kapiteln geordnet. Die oberste Bildreihe ist durch den Verlust der Attika abgeschnitten.
Die Darstellungen wären: Sintflut, der betrunkene Noah, Turm zu Babel,
Überbringung der Brote durch Melchisedek, Abrahams Bund mit Gott,
Gotteserscheinung in Mamre und Lots Töchter. Die darunter liegenden Bildreihen
sind vollständig erhalten. Die Darstellungen von oben links beginnend:
Gen 21 Das satz (= Gesetz) weicht der Gnade. Das Bild zeigt die Verkündigung
der Geburt Isaaks.
Gen 22 Vorbild des unschuldigen opfers Christi. Dargestellt wird die Opferung
Isaaks.
Gen 24 Rebecca empfängt ihre Werber.
Gen 25 Der glaubige vatter begrabe. Dargestellt ist das Begräbnis Abrahams.
Gen 26 Vorbild falscher Kirch. Dargestellt ist der Bund Isaaks mit Abimelech.
Gen 27 Der letzte wird der Erste. Das Bild zeigt, wie Jakob den Segen des Vaters
erhält.
Gen 28 Gehaimnuslaiter der Menschwerdung Christi. Dargestellt ist die Himmelsleiter
Jakobs.
Gen 29 Der gereht dienet auch recht dem ungerechte. Das Bild zeigt Hirten und
Herden, ein Stein wird von einem Brunnen gehoben. Es ist die Szene, als Jakob
zu Laban kommt. Gen 30 Des Schwahers untreu macht den aiden reich. Das
Bild zeigt wieder einen Brunnen und eine Herde. Gemeint ist der Ehebruch Jakobs.
Gen 31 Labans Nerd (= Magd) ward Jacobs Segen. Das Bild zeigt eine Tafelrunde,
während ein Mann im Hintergrund arbeitet.
Gen 32 Der glaub inn der not ringt mit got. Dargestellt ist Jakobs Kampf mit
dem Engel.
Gen 33 Der den fromen tödten wolt Wird im hold. Das Bild zeigt die Versöhnung
zwischen Esau und Jakob.
Gen 34 Der Brüderrach um der Schwester schmach. Dargestellt ist der Überfall
auf Sichem.
Im Erdgeschoss finden sich noch zwei Bilder aus dem Buch der Richter: Judicum
14 Vorbild Christi Todeskampf. Das Bild zeigt Samsons Kampf mit dem
Löwen.
Judicum 16 Also eröffnet Christus die (Tore des) gefangnus. Man sieht Samson
mit den ausgehobenen Stadttoren.
Am Nebenhaus Nr. 537 werden prophetische Bibelstellen in Bezug zum
Neuen Testament gebracht, etwa David Psalm Vorbild Christi Prophetischen
Königsreich.
Auch auf dem Deckblatt der ersten Lutherbibel, die 1534 erschien, gab es
eine solche Gegenüberstellung in Form eines Baumes, dessen linke Hälfte dürr
42
ist und für das Alte Testament steht und dessen rechte Hälfte, die das Neue
Testament symbolisiert, blühend dargestellt ist. So sollte durch Zusammenstellung
verschiedener Themen protestantisches Gedankengut zum Ausdruck gebracht
werden (G. Klimesch sieht allerdings nirgends ein wirkliches Programm).
Die figuralen Sgraffitofassaden haben folglich in den böhmischen Ländern und
in Österreich eine völlig andere Charakteristik als etwa in Florenz, wo sie meist
durch die allegorische Darstellung der Tugenden oder einzelner antiker Helden
eine Verbeugung vor dem Fürsten waren.
Die bisherigen Heiligendarstellungen verschwinden bis auf ganz wenige
Ausnahmen (heiliger Georg und heilige Margaretha in Weitra, heiliger Veit in
St. Veit an der Glan) und werden durch antike Vorbilder ersetzt. Eine neue nur
für den Eingeweihten durchschaubare Symbolik tritt auf. So sind zum Beispiel
Mannaregen und Trauben in Krems ein Hinweis auf das Abendmahl in beiderlei
Gestalt. Auch der Verlorene Sohn ist ein typisch protestantisches Thema. Der
ältere Sohn steht für das Gesetz, der jüngere für die Gnade. Am Beispiel Althofen
aber sehen wir, dass durchaus auch katholische Auftraggeber Sgraffitofassaden
anfertigen ließen.
Dass das Sgraffito in den rein protestantischen norddeutschen Gebieten
fast unbekannt blieb, hatte einzig kunsthistorische und wirtschaftliche Gründe.
Christian Klemm unterscheidet ein Freskogebiet (Mittel- und Süddeutschland,
Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Nordschweiz), ein Sgraffitogebiet (Graubünden,
Tessin, restliches Österreich, Böhmen und Mähren, Sachsen und Schlesien) und
ein norddeutsches Gebiet, in welchem Fassadendekorationen eher unüblich sind.
Mit der Gegenreformation endete zunächst die bildliche Darstellung an
Fassaden in Österreich. Später kommen dann die traditionellen Heiligen- und
Mariendarstellungen wieder auf.
Quellen: 128, 132, 133, 136, 259, persönliche Auskunft von Prof. Reingrabner
43
Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert
Ab etwa 1650 verschwindet das Sgraffito aus den städtischen Bereichen wieder.
Die kostbaren Barockfassaden mit ihrem Stuck und ihren Pilastern treten an
seine Stelle. In Österreich war das Barock nicht nur eine neue Stilrichtung, sondern
auch prunkvoller Ausdruck der Gegenreformation, also der wieder gewonnenen
Vormachtstellung der römisch-katholischen Kirche. Es verwundert nicht,
dass gerade in diese Zeit die schlimmsten Hexenverfolgungen fielen, dass der
Salzburger Erzbischof Wolfdietrich sich nicht scheute, einen bedeutenden romanischen
Dom, der es mit Mainz oder Speyer aufnehmen konnte, zusammen mit
55 davor stehenden Häusern einfach abzureißen, um ein neues, schlossartiges
Domgebäude, das seine Person verewigen sollte, an seine Stelle zu setzen, und
dass sein Nachfolger, Marcus Sitticus, seiner Maitresse in der Nähe von Salzburg
das Lustschloss Hellbrunn errichten ließ. Die alte vorprotestantische Ordnung
wurde brutal und ohne Rücksicht auf Verluste wieder hergestellt. Auch
wenn die Rekatholisierung im ländlichen Bereich genauso schnell vor sich ging,
bei der Gestaltung der Fassaden ging die Entwicklung zu den neuen Formen
nicht so abrupt, sondern allmählich und überlappend vor sich. Dieses Phänomen
ist in ländlichen, besonders in schwerer zugänglichen Gegenden, häufig anzutreffen;
man denke etwa das lange Persistieren der romanischen Rundform bei
Karnern im Waldviertel oder in Kärnten, oder das bis in die Barockzeit hineinreichende
Vorkommen gotischer Formen bei Bildstöcken.
Natürlich wurden die alten Formen nicht ausschließlich beibehalten, sondern
sie blieben parallel zu den modernen existent. So treffen wir bei oberösterreichischen
Bauernhöfen Sgraffiti bis ins 18. Jahrhundert hinein an und es überrascht
nur begrenzt, dass im Ortskern von Vorchdorf (Bez. Gmunden), Pettenbachstraße
3 (früher Nr. 64; Abb. 23) noch um 1880 eine Sgraffitofassade entstand,
die man ohne Kenntnis der Sachlage leicht zweihundertfünfzig Jahre zurück
datieren könnte. Das Haus zeigt eine Eckquaderung mit fisch- und hundeartigen
Monstren und dazwischen liegenden Blättern. Zwischen den Geschossen
läuft ein Fries mit Bogen-, Blatt- und geometrischen Motiven. Am Schützenhof
in Thanstetten (Haus Nr. 8 / Gemeinde Schiedlberg / Bez. Steyr) wurde noch
1924 ein traditionelles Sgraffito mit Delphinfries angebracht.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwachte erstmals das Interesse
an alten Kulturgütern. Später wurde begonnen, das Alte zu dokumentieren.
Vielleicht weil damals, besonders in der sogenannten Gründerzeit, sehr viel
durch Abbruch zerstört wurde, mag sich ein Gegenpol zur Bewahrung des Alten
44
gebildet haben. Von den Sgraffiti der Renaissance war nicht viel übrig geblieben.
Von früher waren die Beschreibungen Vasaris und Blätter von Cherubino
Alberti, Bonasone, Galestruzzi u. a. vorhanden. 1911 veröffentlichte Carocci einen
Artikel im Illustratore Fiorentino über „Le facciate dipinte a graffito“ und
Max Lohde beschrieb schlesische Sgraffiti in der „Zeitschrift für Bauwesen“. In
England entstand das Werk „The terracotta architecture of North Italy” (London
1867) von Gruner.
Abb. 23: Vorchdorf, Sgraffito des 19. Jahrhunderts
Nachdem schon Jacobson im 18. Jahrhundert die Sgraffitotechnik wieder beschrieben
hat, ist Gottfried Semper einer der Bauherrn des 19. Jahrhunderts, der
sich mit dem Sgraffito befasst. Zur besonderen Festigkeit nimmt er 6 Teile Sand,
5 Teile Kalk und 2 Teile geriebene Steinkohlenschlacke, um „einen Bewurf zu
bereiten, der wie zu Glas erhärtet, niemals blättert oder Risse bekommt, jeder
Witterung trotzt und jeden gewöhnlichen, ja selbst den Zementmörtel an Dauer
und Festigkeit übertrifft.“ Die genaue Technik des beständigen Renaissance-
Verputzes ist allerdings verloren gegangen und viele Sgraffiti des 19. Jahrhunderts
fielen durch den Zusatz von Eisenoxid, Fluorsilikaten und feinkörnigen
Zuschlagstoffen schon bald der Verwitterung anheim. So mussten die Sgraffiti
am Museum für angewandte Kunst in Wien schon nach 30 Jahren erstmals restauriert
werden. Gottfried Semper schuf Sgraffiti am königlichen Hoftheater zu
Dresden, an einem Wohnhaus in Hamburg, am Eidgenössischen Polytechnikum
und an der Sternwarte in Zürich. Weitere Bauherrn des 19. Jahrhunderts wären
45
in Österreich Ludwig Förster und Ferdinand Laufberger, der meinte, das Sgraffito
solle im Winter entstehen, „bevor der erste Frühlingsregen“ kommt, oder
Heywood Summer in England, dessen Spezialität vierfärbige Sgraffiti waren.´
Abb. 24: Drosendorf, Rathaus
Das Rathaus von Drosendorf wurde 1933 von August Hoffmann mit Sgraffiti in
traditioneller Art geschmückt (Abb. 24). Neben Blumengirlanden und geometrischen
Mustern finden sich Darstellungen des Stefan von Maissau 1278, des Oswald
von Eyzing 1453, des heiligen Martin (Sankt Martin unser Kirchpatron,
Mach daß uns Krieg und Not verschon) und das Portrait eines Mannes (Ein Ehrenplatz
dem schlichten Mann der ungenannt sein Pflicht getan). Drosendorf
erhielt also im 20. Jahrhundert noch sein „großes Sgraffitohaus“, sogar die Sprüche
entsprechen der Tradition.
In Wien brachte Ferdinand Laufberger in den Rundbogennischen im ersten
Stock der Innenhöfe des Kunsthistorischen Museums 38 Personifikationen
der Künste und Gewerbe in Sgraffito an. Er verwendete Manganschwarz, Siena
natur, Lichtocker und Caput mortuum, ein synthetisches Pigment aus der
Gruppe der Eisenoxidrots. Am Museum für angewandte Kunst schufen Ignaz
Schönbrunner und Pietro Isella einen dekorativen Sgraffitofries. Von K. Karger
stammen zehn allegorische Figuren der Künste und Grotesken an diesem Gebäude
von 1888. Die Rückfront der Universität Wien wurde 1888 mit goldschwarzen
Sgraffiti nach Entwürfen von August Eisenmenger geschmückt (Musen,
Scheinarchitektur, Ornamente; Abb. 25). Der zum Teil vermauerte und verglaste
Arkadenhof des Renaissanceschlosses Puchberg bei Wels (Abb. 26)
wurde im 19. Jahrhundert mit Sgraffiti ausgestattet. Außerdem soll noch das
Haus Wien IV, Karolinengasse 16A erwähnt werden, das 1875 von Alois Wurm
erbaut wurde (Abb. 27). Neben seiner reichen architektonischen Gliederung
46
verdienen die L. G. signierten Sgraffiti Beachtung, die vegetabilische Felder und
Genienfiguren zeigen. Am Haus Wien IX, Lichtenthalergasse 7 (Abb. 28)
brachte Rudolf Geyling um 1900 einen originellen Bärenfries an. Erwähnenswert
sind auch die zarten Sgraffiti am Haus Rollettgasse 3 in Baden (Abb. 29),
die jeweils barocke Freskenmedaillons umgeben.
Abb. 25: Wien, Universität
Abb. 26: Schloss Puchberg bei Wels
47
Abb. 27: Wien IV, Karolinengasse
Abb. 28: Wien IX, Lichtenthalergasse, Bärenfries
Abb. 29: Baden, Rollettgasse
48
Auch der Jugendstil greift mitunter auf das Sgraffito zurück. Ein besonders
schönes Beispiel ist das von Anton Kurz 1911 erbaute Haus Ringstraße 32
in Krems (Abb. 30). Auch die 1908 entstandenen und 1989 restaurierten Sgraffiti
an einem Gymnasium in Bregenz, die eine Sonnenuhr und Märchenfiguren
zeigen, sollen hier, ebenso wie das Haus Marktstraße 31 in Hohenems, erwähnt
werden.
Nun noch ein paar Beispiele aus dem Ausland. Noch im 19. Jahrhundert
entstanden in Luzern Sgraffiti durch Seraphim Weingartner. Das Maximilianeum
in München wurde 1872 von Engelbert Seibertz mit einem Sgraffitozyklus
geschmückt. Auch an der Villa Wahnfried in Bayreuth wurde 1874 ein Sgraffito
von Robert Krausse angebracht. Richard Hemberger brachte 1934 an einigen
Häusern der Stadt Eberbach am Neckar Sgraffiti an und schließlich schuf 1937
Wilhelm Dohme am Dom von Braunschweig einen Sgraffitozyklus über Heinrich
den Löwen. In Italien wären Jugendstilarbeiten von Adolfo de Carolis in
Pisa und Genua zu erwähnen, in Ungarn das Theater in Veszprem. In Brüssel
verwendete Paul Cauchie neben Kalk, Sand und Asche im Unterputz Tierhaare.
Der Außenputz enthielt Ocker, Umbra, Rot und Goldbronze.
Abb. 30: Krems, Jugendstilsgraffito in der Ringstraße
49
Eine vollständige Aufzählung österreichischer Sgraffiti des 19. und frühen
20. Jahrhunderts wurde nicht angestrebt. Es sollte lediglich auf ein paar bemerkenswerte
Objekte hingewiesen werden.
Quellen: 9, 35, 59, 60, 62, 79, 97, 102, 127, 135, 144, 145, 146, 160, 177, 192, 193, 224, 234,
242, 259, Auskunft der Gemeinde Drosendorf
50
Moderne Wege
Das moderne Sgraffito begegnet uns auf verschiedenste Art und Weise. Da ist
zum Beispiel die Tendenz im Raume Ybbsitz, Bauernhöfe wieder nach der alten
Tradition mit laufendem Hund und anderen herkömmlichen Schmuckformen zu
dekorieren. So lobenswert das Pflegen alter Traditionen auf jeden Fall ist, so
wenig Originelles entsteht auf diese Weise, denn es handelt sich um ein bloßes
Kopieren. Dass dem aber nicht immer so sein muss, beweist das Haus Nr. 36 an
der Almbrücke im oberösterreichischen Egenstein (bei Pettenbach), wo unter die
alten Formen auch Modernes gemischt wurde und so etwas Traditionelles in
modernem Gewande entstanden ist. Das gleich am anderen Flussufer befindliche
alte Sgraffitohaus verstärkt den Reiz des Objekts. Der bis ins Mittelalter zurückreichende
Vierkanter Zehethof 2 (Gemeinde Steinakirchen am Forst / NÖ)
wurde von einer Künstlerin sehr geschmackvoll mit Sgraffiti geschmückt, die alt
und neu ideal miteinander verbinden (Abb. 31). Dasselbe gilt für das alte Gut
„Kupferschmiede“ in der oberösterreichischen Gemeinde Tarsdorf oder für des
Haus Leimannsdorf 18 bei Steyr. Am Haus Wallmersdorf 14 (Bezirk Amstetten)
wurde 1977 eine reiche Sgraffitofassade in traditionellen Formen angebracht.
Abb. 31: Steinakirchen, Vierkanter Zehethof
Auch im städtischen Bereich sind wir mit diesem Problem konfrontiert. Das
Haus Huterergasse 4 in Freistadt ist auf den ersten Blick von einem alten Sgraf51
fitohaus nicht zu unterscheiden (Abb. 32). Erst an der Form des Portalbogens
und verschiedener Fenstergrößen erkennen wir, dass die Dekoration neu sein
muss. Auch hier handelt es sich um ein bloßes Kopieren, über das die Fachwelt
nicht ganz zu Unrecht die Nase rümpft. Andererseits müssen wir heute froh sein,
wenn ein altes Ensemble nicht durch ein hypermodernes Interponat völlig zerstört
wird. Die Zeit, in der moderne Post- und Bankgebäude durch brutales Mitten-
Hineinsetzen in ein historisches Ensemble unrühmlich aufgefallen sind, ist ja
hoffentlich vorbei. Dem Haus in Freistadt soll das Haus Austraße 27 in Krems
gegenübergestellt werden, das ganz dem traditionellen Typ entspricht, aber sofort
als moderne Schöpfung ins Auge springt (Abb. 33). Zwei verschiedene
Fensterumrahmungen wechseln einander ab und zeigen Zweige mit Blättern,
Blumen und Vögel, sowie Sonne, Mond und Sterne. Geschaffen wurde das
Sgraffito von G. Steinschorn 1956. 2005 wurde das Haus mit Styropor verkleidet,
die Sgraffiti aber dennoch wieder hergestellt.
Abb. 32: Freistadt, Hutterergasse
Abb. 33: Krems, Austraße
52
Die häufigste Form, in der uns das Sgraffito heute begegnet, ist die Darstellung
einer einzelnen Szene, sei diese nun profaner oder sakraler Art. Sehr
häufig sind Heiligendarstellungen, wie etwa der heilige Georg am Haus Kasernstraße
32 in Krems (Abb. 34; ebenfalls von Steinschorn 1956 geschaffen).
In Petzenkirchen (bei Wieselburg) wurde die Legende der Kirchenstiftung in
einem Sgraffito verewigt: Ein Mann, der von einem Bären angefallen wurde,
versprach aus Dankbarkeit für seine Rettung eine Kirche erbauen zu lassen. Ein
Sgraffito von Kaulfersch an der Kirche von Bad Gleichenberg zeigt den heiligen
Franziskus bei der Vogelpredigt. Am Friedhofsportal von Leiben wurde das
Jüngste Gericht dargestellt (Abb. 35): Links und rechts je ein Feld mit posauneblasenden
Engeln, in der Mitte ein Feld mit Jesussymbol und dem Spruch: Es
kommt die Stunde in der alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes
Gottes hören werden.
Abb. 34: Krems, Hl. Georg in der Kasernstraße
Abb. 35: Leiben, Friedhofstor, Jüngstes Gericht
53
An nicht geistlicher Thematik sollen folgende Beispiele erwähnt werden: Ein
Sgraffito mit Bezug zum Bergbau im Hof der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel,
ein Sgraffito von Josef Zöchling am Gemeindesaal in Frankenfels, die Gedenkstätte
für den Fahrradpionier Johann Puch (1862-1914) am Befestigungsturm
beim Grazertor in Bad Radkersburg, geschaffen von Dina Kerciku 1960
(Abb. 36), das Sgraffito am Postamt Gloggnitz, geschaffen von Siegfried Koller
(Abb. 37), das sich auf Post- und Verkehrswesen bezieht, ein modernes Sgraffitohaus
in Bischofshofen, sowie das nach einem Gemälde von Walter Prinzl geschaffene
Sgraffito, das Siegfried und Hagen zeigt, an einem Befestigungsturm
in Melk. Auch lokalhistorische Begebenheiten werden gerne dargestellt oder auf
ein nicht mehr bestehendes Denkmal oder Gebäude, das an dieser Stelle stand,
hingewiesen (etwa auf das ehemalige Wiener Tor in Krems; Abb. 38). Ein
Künstler, der hier nicht unerwähnt bleiben darf, ist Ernst Degasperi, der zahlreiche
Sgraffiti geschaffen hat, zum Beispiel in der Vorhalle der Pfarrkirche Eggenburg.
Schließlich sollen noch die Sgraffiti von Max Spielmann am Hotel
Weißes Rössl in Gries am Brenner von 1957 erwähnt werden.
Abb. 36: Bad Radkersburg, Befestigungsturm
Abb. 37: Gloggnitz, Postamt
54
Abb. 38: Krems, Darstellung des Wienertores
Abstrakte Schöpfungen sind selten zu finden, so etwa das Sgraffito von Kurt
Weber am Haus Kaiser Josephplatz 1 in Graz, die „Linienkompositionen“ von
Johann Frühmann in Wien VI, Stumpergasse 16, das Rathaus in Herzogenburg
(Abb. 39) oder die wirklich originelle Fassade in Traismauer, Wienerstraße 6
(Abb. 40), die Konkretes mit Abstraktem verbindet.
Abb. 39: Herzogenburg, Rathaus
55
Abb. 40: Traismauer, modernes Sgraffito mit Schutzmantelmadonna
Moderne Sgraffiti in Wien
Diese gewiss nicht vollständige Übersicht soll vor allem die Themen veranschaulichen,
die heute dargestellt werden. Da es in Wien zahlreiche moderne
Sgraffiti gibt, wurde die Bundeshauptstadt ausgewählt. Auffallend ist die große
Zahl von Sgraffiti in den Fünfzigerjahren. Meist sind es lokalhistorische Begebenheiten,
recht häufig auch quasi allegorische Darstellungen:
I. Schallautzerstraße 4: Allegorie des historischen und zeitgenössischen Handels von Ladislaus
Hruska 1951
I. Grashofgasse: Darstellung des Heiligenkreuzerhofes (Abb. 41)
Abb. 41: Wien, Heiligenkreuerhof
II. Floßgasse 11: „Flößer“ von Ernst Wenzelis 1968
II. Große Pfarrgasse 21: „Der Evangelist Lukas und das Malerhandwerk“ und „Das Malerhandwerk
einst und jetzt“ von Franz Kaulfersch 1954
56
II. Hammer-Purgstallgasse 8: Zentauren und Donaunixen von Rudolf Heinz Keppel
II. Taborstraße 19 (Kirche): „Geschichte der Taborstraße“ von Georg Sannwald
II. Taborstraße 63: „Türkenkämpfe am Tabor 1683“
II. Schiffamtsgasse 4-6: „Fischer und Schiffer am Donaukanal“ von Rudolf H. Keppel 1966
II. Schüttelstraße 19: „Lebensalter“ und „Berufsstände“ von Ernst Paar 1952
IV. Operngasse 25: Sgraffito zur Erinnerung an das Freihaus
IV. Rainergasse 26-28: Familie und Ziegeleibetrieb 1951
IV. Schäffergasse 17: Pest und Gelöbnis Kaiser Karls VI. die Karlskirche zu bauen
IV. Wiedner Hauptstraße 44: Wiedner Bezirksgeschichte
V. Bacherplatz 4: Sgraffito von Friedrich Dietmayer 1949
VI. Fillgradergasse 21: lokalhistorisches Sgraffito von Igo Pötsch (Abb. 42)
Abb. 42: Wien VI, Fillgradergasse
VI. Hornbostelgasse 1a: Heiliger Franziskus und Geschichte Gumpendorfs von Keppel 1959
VI. Hornbostelgasse 2a: wirtschaftliche Entwicklung Gumpendorfs von Keppel
VI. Mollardgasse 58: „Färber an der Wien“ E. S.
VI. Stumpergasse 16: „Linienkompositionen“ von Johann Frühmann 1977 (Abb. 43)
57
Abb. 43: Wien VI, Stumpergasse, Linienkomposition
VIII. Minoritenkloster, Alser Straße: Sgraffito von Ernst Degasperi 1972
VIII. Bennogasse 22: „Familie“ von Johann Wulz
VIII. Breitenfeldergasse 2: früheres Schulhaus und Klassenzimmer
VIII. Strozzigasse 13: Wappen, Jagdszenen, Altlerchenfelder Kirche, Verbindung von Handwerk
und Kunst, vier Jahreszeiten von Karl Drexler
X. Alexingergasse 96: „Schrebergartenleben im Frühling, Sommer und Herbst“ von Oswin
Amann und „Technik“ von Hermine Aichenegg 1954
X. Angeligasse 15-17c: „Pflanzen und Tiere des Laaer Berges“ von Ernst Erich Müller 1955
X. Herndlgasse 9: Bau der Karlskirche, Fischer von Erlach von Langer
X. Herzgasse 99: „Figurale Darstellungen“ von Alfred Balcarek 1954
X. Herzgasse 101: „Mutter mit Kindern“ von Eduard Bäumer 1954
X. Landgutgasse 1: „Das alte Landgut“ 1956
X. Laxenburgerstraße 100: „Vögel und Pflanzen“ von Brunhilde Bichler-Dreher 1957
X. Mundygasse 1: „Hauserbauer-Hausinstandhalter“ von Franz Windhager 1951
X. Rechberggasse 16-20: „Ornamentaler Lebensbaum“ von Susanne Peschke-Schmutzer und
„Ruhende Arbeiter“ von Angela Varga-Weiss 1956
X. Troststraße 18: „Raben“ von Kurt Absolon 1956
X. Wirerstraße 7-13: „Wiesenblumen mit Schmetterlingen“ von Sepp Mayerhuber 1955
(Sgraffito + Glasmosaik)
XI. Hasenleitengasse 9: „Lernende Knaben und Mädchen“
XI. Hauffgasse 8: Fische und Vögel
XI. Hauffgasse 15: „Schlüsselübergabe“ von Mold 1956
XI. Hauffgasse 20: „Kalif Storch“ und „Wirtshaus im Spessart“
XI. Simmeringer Hauptstraße 60-64a: „Ornamentale Flächenfüllung“ von Fritz Riedl 1957
XI. Simmeringer Hauptstraße 68-74: Geschichte Simmerings
XII. Aßmayergasse 52-54: Weinbau, Heuriger
58
XII. Atzgersdorferstraße 1: Deutscher Ritterorden von Karl Kemeter
XII. Darnautgasse 2: Lokomotive Philadelphia
XII. Grünbergstraße 21: Wien mit Schutzmantelmadonna
XII. Hetzendorfer Straße 96: Vögel und Armbrustschütze von Romulus Candea 1955
XII. Hohenbergstraße 34: Vier Elemente von Otto Rudolf Schatz 1949
XII. Kollmayergasse 1: Rosskastanie
XII. Krichbaumgasse 1: Sgraffito über Johann Albrechtsberger (Komponist 1736-1809)
XII. Pirkebnerstraße 5-7: „Chinesische Glückssymbole“ von Toni Schimek 1959, „Indianische
Totemzeichen“ von Rosita Salem, „Abstraktes Ornament“ von Karl Bednarik 1960,
„Afrikanisches Schriftzeichen“ von Godwin Ekhart und „Ornament mit Spruch“ von Roman
Haller 1959
XII. Schlöglgasse 17: „Wiener Spaziergänge von Schlögl“ (Wiener Chronist 1821-92) von
Maximilian Florian 1954
XII. Untermeidlingerstraße 79-83: „Freuden des kleinen Mannes – Gartenarbeit, Sport“ von
Leopold Chr. Pfeffer, 1953
XIII. St.Veitgasse 40: „St.Veit als Drachenbezwinger“
XIV. Goldschlagstraße 142: Sgraffito von Bartholomäus Stefferl 1950
XIV. Hackinger Straße 53: „Regulierung der Wien 1897“ 1956
XIV. Hadikgasse 172: Übergabe der Schlüssel der Stadt Berlin an Reichsgraf Andreas Hadik
von Futak im Siebenjährigen Krieg
XIV. Lenneisgasse 4-8: „Bauarbeiter“ von Hermine Aichenegg 1952
XV. Braunhirschengasse 11: „Hirsche im Wald“ von K. N. 1968
XV. Dadlergasse 22: „Marktszenen“
XV. Johnstraße 81: Kämpfende Hähne, Bäume und Pflanzen, Wohnzimmer um 1960
XV. Jurekgasse 14: Sämann, Ernte, Familienbild, Tierkreiszeichen von K. Drexler 1965
XV. Meiselstraße 11: florale Motive BDD 1959
XV. Pilgerimgasse 21-23: „Drei Wanderer“ von Herbert Schütz
XV. Plunkergasse 3: „Rauchkuchl“
XV. Schwendergasse 11: „Rehe“
XV. Schwendergasse 12-20: „Lebensbaum“ 1959
XV. Schwendergasse 25-27: „Marktleben“ von Lonise Wolf 1958
XV. Zwingligasse 1-5: „Lebensalter“ von I. Braun 1954
XVI. Arnethgasse 95-99: „Weinlese“ und „Weinhütereinzug“ (erinnert an einen Brauch, der
bis 1875 gepflegt wurde) von Hildegard Kraupa 1960 (Abb. 44)
Abb. 44: Wien XVI, Weinlese
59
XVI. Bertoligasse 3: Das Sgraffito bezieht sich auf eine hohe Kriegsdistribution, die der Seidenfabrikant
Blasius Bertoli 1809 den Franzosen zahlte, um die Plünderung von Neulerchenfeld
zu verhindern, von K. Drexler 1961
XVI. Friedmanngasse 56-58: Ährenlesende Frau (steht für Neulerchenfeld) und Weinhauer
(steht für Ottakring) D. K. 1965
XVI. Gablenzgasse 76-80: „Familie“ von Florian Jakobitsch 1954 und „Ornament“ von Erich
Huber 1955
XVI. Gaulachergasse 43: „An der Als“
XVI. Maroltingergasse 96: Sgraffito über den christlich-sozialen Arbeiterführer und Politiker
Leopold Kunschak (1871-1953)
XVI. Neulerchenfelder Straße 10: Geschichte von Neulerchenfeld D. K. 1966
XVI. Panikengasse 6-8: „Dekorative Landschaft mit Tieren“ von Gustav Hessing 1959
XVII. Alszeile 95-101: „Jahreszeiten“ von Franz Deed, Wilhelm Kaufmann, Alfred Mieses
und Günther Baszel 1954
XVII. Gschwandnergasse 17: „Idyllische Landschaft“ von Gustav Hessing und „Landschaft
mit Tieren“ von Hans Stockbauer 1955
XVII. Hernalser Hauptstraße 16: Wiener Bezirkswappen
XVII. Kastnergasse 28-30: „Abstraktes Ornament“ von Isolde Jurina 1957
XIX. Boschstraße 24: „Wiener Kastanienbaum“ von Rudolf Pleban 1957, Schlaf, Traum und
Erwachen von Rudolf Reinkenhof 1957 und „Die Künste“ von Arthur Hecke 1953
XIX. Döblinger Hauptstraße 87-93: „Von der Römerzeit bis zum 19. Jahrhundert“ von Ernst
Schrom 1956
XIX. Grinzinger Straße 54: „Sonne mit Tierkreiszeichen“ von Richard Exler 1954
XX. Denisgasse 16: „Des Menschen Sterben“ von Alfred Nefe 1962
XX. Denisgasse 19: Schiffer, Fassbinder, Drucker H. P. 1960
XX. Engerthstraße 37: „Brigittakirtag“ von Hermine Aichenegg 1951
XX. Engerthstraße 49-51: „Nußdorfer Sperrschiff des Freiherrn Wilhelm von Engerth“ und
„Semmeringbahn“ (nicht mehr als Sgraffito erhalten)
XX. Karl Cernygasse 13: Tulpe und Frauengestalt
XX. Leystraße 71: „Musizierende“
XXII. Cizekplatz-Maschlgasse: „Kudlich der Bauernbefreier 1848“ von Othmar P. Hartmann
1950
XXIII. Erlaaer Straße 3-9: Sgraffito über das alte Atzgersdorf
Quellen: 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 53, 62, 103, 153, 154, 173, 174, 183, 195,
236, Auskunft des Besitzers von Wallmersdorf 14
60
Kleindenkmäler
Auch im Bereich der sogenannten Kleindenkmäler sind Sgraffiti seit etwa hundert
Jahren zu finden. Beispiele wären das im Kern spätgotische „Jakobikreuz“
in Leoben, das 1976 Sgraffiti von August Raidl erhielt oder die Kreuzwege bei
Hartberg, wo die Stationen 1959 von Adolf Anton Osterider mit Sgraffiti versehen
wurden, Gnas und St. Peter am Ottersbach mit Werken von Stefan Maitz.
Ein niederösterreichisches Pendent dazu ist der Kreuzweg zum Wetterkreuz in
Hollenburg (NÖ / Krems), wo die Stationen 1975 von Herrn Kapfinger aus Herzogenburg
mit Sgraffito-Malereien nach Vorlagen von Herrn Schovanec aus
Mautern geschmückt wurden.
Ein sehenswerter sgraffitogeschmückter Bildstock besonderer Art, der
1905 entstanden ist, ist der Grabenhof-Bildstock in Gottesbichl bei Klagenfurt
(Abb. 45). Er zeigt tanzende Satyrn und Genien neben Sprüchen des Horaz,
ganz im Sinne eines Renaissance-Sgraffitos. Außerdem trägt er einen Gedenktext
für Ignaz Leitgeb, der vor der Familie Hildebrand, deren Grabstätten sich
hier befinden, den Grabenhof besessen hat.
Quellen: 27, 103, 233, 253
Abb. 45: Gottesbichl, Bildstock
61
Die leidige Problematik von Restaurierungen
Schon Jakob Burckhardt schreibt 1855 in „Der Cicerone“: „Das Erhaltene steht
zum Verlorenen in einem winzigen Verhältnis.“ Davon ist wiederum nur ganz
wenig im Originalzustand erhalten. Ab etwa 1850 begann man Sgraffiti zu restaurieren.
Sie wurden meist zufällig wieder entdeckt und hatten die Zwischenzeit
unter neuerem Verputz aufgrund ihrer Beständigkeit relativ gut überstanden.
Wenn Sgraffitofassaden also auch in Zukunft Stadt- und Landhäuser schmücken
sollen, müssen sie hin und wieder fachgerecht restauriert werden. Die Bestrebung
der heutigen Zeit alles möglichst originalgetreu zu belassen ist sehr lobenswert,
sollte aber auch nicht übertrieben werden. Warum soll ein Fries mit
sich ständig wiederholenden Motiven nicht ergänzt werden, wenn er Leerstellen
aufweist? Bringt die Information „hier fehlen fünfzig Zentimeter“ irgendeine
wichtige Erkenntnis? Oder macht sich hier so etwas wie denkmalpflegerischer
Fundamentalismus breit? Gegen die Ergänzung eines Frieses sollte nichts einzuwenden
sein. Das hat nichts mit „Fälschungen, deren historische Authentizität
etwa in der Gegend von Disneyland anzusiedeln ist“ zu tun, sondern mit Erhaltung
und Bewahrung des Ortsbildes. Von unseren gotischen Domen wäre nur
mehr Schutt und Asche übrig, wenn nicht das meiste in mühevoller Arbeit inzwischen
erneuert worden wäre. Ein Autor meint, am besten wäre es, ein entdecktes
Sgraffito gleich wieder zu verputzen, denn nur so bliebe es gut erhalten.
Natürlich sind Witterung, saurer Regen und Autoabgase ein unlösbares Problem,
aber wollen wir wirklich einen Schubladen-Denkmalschutz? Reicht ein Schild
an einer Hausfassade mit der Aufschrift: Hinter diesem Verputz verbergen sich
interessante Sgraffiti, wer Näheres wissen will, soll das Denkmalamt aufsuchen?
Ist unsere Zeit bereits so sachlich, dass die Information „interessant und dokumentiert“
uns genügt? Der Sinn so einer Fassade ist doch, dass sie ein Stadtbild
oder das Erscheinungsbild eines Bauernhofes u. dgl. prägt, was die leere Fassade
mit dem Schild absolut nicht kann. Sie informiert lediglich, gestaltet aber nicht.
Gerade in der Renaissancezeit war die Kunst Ausdruck von Lebensfreude und
Wohlstand. Die schwere Symbolik des Mittelalters war einer gewissen Unbeschwertheit
gewichen. Das Originalkonzept der Sgraffitofassade war also das
Zur-Schau-Stellen, um sich daran zu erfreuen. Die Menschen hatten damals Mut
zur Schönheit und Freude an der Schönheit, was sich unsere offenbar ganz
nüchterne Zeit verbietet. Verbergen und wieder zukleistern würde somit gegen
den Grundgedanken dieser Schöpfungen verstoßen. Auch heute noch wollen wir
unsere Kunstschätze sehen und genießen, daran ist absolut nichts Verwerfliches.
62
Wir können nicht einerseits gegen Eternitplatten wettern und andererseits Sgraffiti
oder Malereien mit Verputz „schützen“. Übertünchte Sgraffiti faszinieren
und erfreuen niemanden, denn sie sind genau genommen nicht vorhanden.
Problematischer wird die Sache bei figuralen und szenischen Darstellungen,
sowie bei der Wiedergabe von Sprüchen. Beim Sgraffitohaus in Horn sind
etwa 80% der Darstellungen verändert und die meisten Sprüche komplett verstümmelt
oder zum Teil unleserlich „ergänzt“ worden, was sich für das Verständnis
der Fassade ganz negativ auswirkt. Hier wäre ein tieferes Eindringen
des Restaurators in die Materie und ein Weglassen am richtigen Ort zweifellos
sinnvoller gewesen. In solchen Fällen kommt es auf das richtige Zusammenspiel
von Sachkenntnis, Vernunft, Ästhetik und Geschmack an.
Noch ein Beispiel, das die Problematik aufzeigt: Beim großen Sgraffitohaus
in Krems wurden bei der letzten Restaurierung blassere Farbtöne als zuletzt
verwendet, weil diese „dem Original näher kommen“. So lobenswert die Absicht
gewesen sein mag, das Ergebnis ist enttäuschend. Durch die schwierigen Lichtverhältnisse,
bedingt durch die Schmalheit der Margarethenstraße, sind die einzelnen
Bilder und Sprüche jetzt nur mit großer Mühe oder gar nicht mehr zu erkennen.
Man müsste schon (wie der Verfasser es getan hat) ein Fernglas oder
andere Hilfsmittel zur Hand nehmen, um Genaueres zu erkennen. Hier hat der
„Originalitäts-Wahn“ unserer Zeit mit großer Mühe und großem Aufwand, natürlich
mit den besten Absichten und sicher auch sehr hohen Kosten, leider etwas
eher Unbefriedigendes hervorgebracht.
Bisweilen wird eine Restaurierung in einer anderen Technik ausgeführt,
das heißt wo früher ein Sgraffito war, ist jetzt ein Pseudosgraffito bzw. eine
Putzritzung mit verschieden gefärbten, aber im gleichen Niveau liegenden Flächen.
Hier ist es oft unmöglich Schlussfolgerungen bezüglich des ursprünglichen
Zustandes zu ziehen, noch dazu ist die Nomenklatur, wie wir gesehen haben,
nicht immer korrekt. Die Forderung von Alois Riegel, dass neben der formalen
auch die stoffliche Echtheit gegeben sein soll, hat viel für sich, ist aber
gewiss nicht immer umzusetzen. Unbestritten ist, dass jedes Monument für sich
einmalig ist, eine Idee oder zumindest deren Entwicklung repräsentiert und
daneben auch eine nützliche Funktion hat.
Quellen: 9, 35, 102, 133, 136, 143, 222
63
Die figuralen Sgraffitofassaden
Joseph Furttenbach schreibt in seiner „Architectura recreationis“ (1640), dass
sich Sgraffito besonders für geometrische Motive eignet. Dennoch entwickelte
sich neben der ornamentalen auch eine figurale Sgraffitokunst. Die ersten figuralen
Sgraffito-Fassaden entstanden natürlich auch in Florenz. Neben Allegorien
(Tugenden, Planeten, Flussgötter, Tierkreiszeichen) und humanistischen Themen
werden auch das Landleben oder Jagdszenen dargestellt. Dazu kommt noch
der Wunsch, „Ideen, Taten und Triumphe der regierenden Häuser in Parallele zu
antiken Helden zu setzen.“ Die Zahl der figuralen Fassaden dürfte aber nicht so
groß gewesen sein. Beispiele wären:
– Palazzo Spinelli in Florenz (1460/70): Im Hof Samson und der Löwe,
Amor;
– Palazzo Montalvo in Florenz von Vasari und Poccetti (1573): Die auf den
Herzog bezogenen Tugenden (Ruhm und Ehre, Großmut und Freigiebigkeit,
Wohlwollen, Zufriedenheit, Heiterkeit u. a.) und ihre Auswirkungen
(Gewandtheit, Glückseligkeit, Verschwiegenheit, Gehorsam, Fürsorge,
Wachsamkeit, Mühe, Ausdauer) nach einem Programm des Hofhistoriographen
Don Vincenzo Borghini;
– Palazzo dal Borgo in Florenz: Geschichte König Davids 1580/90, eventuell
von Poccetti. Nur Reste erhalten;
– Korridor im Boboligarten des Palazzo Pitti, Florenz: 1589 wahrscheinlich
von Poccetti. Inmitten von Grotesken verschiedene Figuren: Trommler,
Krieger, Landmann, Opferszene, Jüngling, zwei Knaben, Jagdszenen,
Reiter, Fischer;
– Palazzo die Cavalieri di S. Stefano in Pisa von Vasari (1562): Künste, Tugenden,
Tierkreis, Neptun, Mars, Minerva, Herkules die Hydra erschlagend.
Hier wird in allegorischer Form die Bekämpfung der Seeräuber
durch Cosimo I. verherrlicht;
– Palazzo Altini in Pisa (nach 1550): Herkules
Beispiele für figurale Sgraffitofassaden in der Schweiz wären ein Haus in Roveredo
(Graubünden/Mesocco) oder das Rathaus von Vicosoprano mit Darstellung
von Gerechtigkeit und Mäßigkeit (Abb. 46).
In der Gotik wurden hauptsächlich Heilige dargestellt, daneben auch Heraldisches
und Hauszeichen. Jetzt aber werden neben biblischen auch antike
Szenen zur Darstellung gebracht, daneben finden sich noch die bereits erwähn64
ten Allegorien, Planeten und Tierkreiszeichen. Auch Themen, die auf die familiäre
Situation der Besitzer anspielen, kommen vor.
Abb. 46: Vicosoprano, Rathaus
Wie schon erwähnt, stellen die figuralen Fassaden in Österreich und Böhmen
keine Verbeugung vor dem Fürsten dar, sondern tragen (neben dem Ausdruck
von „gehobenem wirtschaftlichem und sozialem Status“) ein humanistisches,
meist moralisierendes protestantisches Programm vor. Ausnahme ist Althofen
mit einem katholischen Auftraggeber. Sollte hier mit den Musen und den Taten
des Herkules der Einfluss auf die schönen Künste und die, wenn nötig, auch gewaltbereite
Kraft der katholischen Kirche zur Schau gestellt werden? Gänzlich
alleine steht das Haus in Graz da, welches mit volkstümlichen und lokalhistorischen
Bildern ganz dem südlichen Typus entspricht.
Das früheste mit einem profanen Freskozyklus geschmückte Haus in Österreich
war das Hasenhaus in der Kärntnerstraße in Wien. Seit 1508 war in ihm
das Haspelamt (Hasenbannamt) untergebracht, von wo aus die kaiserlichen
Jagdreviere beaufsichtigt wurden. Im vorderen Trakt wohnte als Hasenbannmeister
Friedrich Jäger, der das Haus 1509 mit Wandmalereien schmücken ließ.
Thema der Bilder war der Triumph der Hasen über ihre Feinde (Hasen jagen,
erlegen und braten Menschen und Hunde). Das Hasenhaus wurde 1749 abgebrochen.
Auch hier ist die Thematik moralisierend, dazu kommt noch ein „Verkehrte-
Welt-Motiv“. Dieses findet sich auch bei einem Freskenrest am Haus Bäckerstraße
6 in Wien, wo eine Kuh mit Brille und ein Wolf beim Brettspiel dargestellt
sind (Abb. 47). Ein noch erhaltenes Freskenhaus ist das Haus Herrengasse
3 in Graz. Hier wurde noch 1742 durch Johann Mayer ein Bildprogramm
aus der römisch-griechischen Mythologie angebracht.
65
Abb. 47: Wien, Bäckerstraße
Bei den Sgraffitobildern handelt es sich um die, technisch bedingt, meist etwas
unbeholfene, oft vereinfachte und bisweilen wichtige Details weglassende Wiedergabe
von Holzschnitten oder (seltener) Kupferstichen aus dem süddeutschen
Raum; so etwa der „Totentanz“ von Hans Holbein, der Herkuleszyklus von
Hans Sebald Beham von 1545 (in Althofen), das Jüngste Gericht von Albrecht
Dürer (in Zwettl), der Planetenzyklus von Hans Burgkmair (in Eggenburg) oder
Genesisszenen von Lucas Cranach dem Älteren (ebenfalls in Eggenburg). In
Gmünd und Retz, die beide vom gleichen Künstler stammen dürften, waren Illustrationen
des Virgilius Solis (1514-62) für eine Lutherbibel das Vorbild. Andere
Quellen waren die Biblischen Historien des Tobias Stimmer (1539-84) oder
die biblischen und livischen Figuren des Jost Ammann (1539-91) in Weitra.
(Jost Ammann kam 1561 nach Nürnberg, lernte das Holzschneiden in der Werkstatt
des Virgil Solis, die er 1562 übernahm. Er schuf unter anderem Stamm-,
Wappen- und Trachtenbücher, eine Bibelillustration von 1564 mit 133 Holzschnitten
und eine weitere 1571 mit 198 Holzschnitten.) Für die häufige Darstellung
des Marcus Curtius waren meist Holzschnitte nach einem Fresko des
Pordenones in Venedig vorbildlich. In Slavonice wurde zum Teil Seite um Seite
der Vorlage mit der Umrahmung auf die Fassade übertragen. Die mitunter unbeholfene
Darstellung ergibt sich sicher nicht nur aus der Sgraffitotechnik, sondern
auch daraus, dass die verantwortlichen Wanderkünstler mit Plastizität und
räumlicher Tiefe nicht so vertraut waren. Schließlich sind die florentinischen
Sgraffiti, die meist von bedeutenden Künstlern geschaffen wurden, von einer
unbeschreiblichen Eleganz und Vielfalt. In den nördlichen Ländern nimmt die
Anordnung der Bilder bisweilen überhaupt keine Rücksicht auf die architektonische
Gliederung des Gebäudes. Während in Florenz die Darstellungen stets in
Grotesken eingebettet erscheinen, sind sie im Norden meist von Rollwerk umgeben.
66
Eine komplette Übersicht über die figuralen Fassaden der tschechischen
Republik kann in diesem Rahmen nicht gegeben werden. Wie bereits erwähnt,
sind figurale Darstellungen in den Ländern Böhmen und Mähren noch viel häufiger
als in Österreich. Neben Bürgerhäusern sind es vor allem Schlösser, die mit
Sgraffiti – oft in der Absicht des gegenseitigen Übertreffens – geschmückt wurden.
Einige wichtige Orte sollen hier aufgelistet werden:
Prag:
Mit Karl IV wurde Prag nicht nur wichtiges politisches, sondern auch kulturelles
Zentrum. Eine Unzahl von italienischen Künstlern, die meist in der Wälschen
Gasse wohnten, bevölkerte damals die Stadt. Einige Autoren vermuten, dass fast
jedes Haus der Prager Altstadt nach 1600 Sgraffitoverzierungen trug. Bedeutende
Monumente sind erhalten geblieben, bzw. in jüngerer Zeit wieder hergestellt
worden:
– Haus Minuta (Staroměstshé náměsti) mit Darstellungen französischer Könige,
nach den Effigies regum francorum des Jost Amman, 1576, Darstellung
der Tugenden nach der Ikonologie des Cesare Ripa, Adam und
Eva, Umzüge, Hochzeit, Schlacht, Herkules, Centauren, Bacchus. Um
1600 entstanden, wohl von zwei verschiedenen Künstlern ausgeführt
(Abb. 48).
Abb. 48: Prag, Haus Minuta
– Großes Ballhaus im königlichen Garten mit Allegorien der Wissenschaften,
der Tugenden und der Elemente. 1567-69 durch Bonifaz Wohlmut
erbaut (Abb. 49). Die Sgraffiti nach Brand 1945 durch Josef Wagner restauriert.
67
Abb. 49: Prag, Ballhaus
– Palais Martinitz (Hradschin) mit Darstellungen von Josef, Samson und
Herkules als schönes Beispiel eines Nebeneinanders von italienischen und
einheimischen Elementen (Abb. 50). Sgraffiti straßen- und hofseitig nach
1550.
Abb. 50: Prag, Palais Martinitz
– Palais Schwarzenberg (ursprünglich Lobkowitz). 1545-63 durch Augustin
Vlach erbaut (Abb. 51). Außen ornamentale Sgraffiti, bzw. Briefquader,
hofseitig zum Teil figurale Grotesken.
68
Abb. 51: Prag, Palais Schwarzenberg
– Erzbischöfliches Palais: im Hof Darstellungen aus dem Alten Testament
nach den Illustrationen des B. Salomon in der „Histoire de la Bible“,
Antwerpen 1599.
– Zwei Häuser am Male náměsti mit nur zum Teil unter Barockfassaden
freigelegten figuralen Sgraffiti (Abb. 52).
Abb. 52: Prag, Ensemble am Male náměsti
Slavonice (unmittelbar an der österreichischen Grenze bei Fratres):
Neun figural geschmückte Bürgerhäuser und die Spitalskirche (genauere
Besprechung im Anschluss an das Kapitel „nördlich der Donau“).
69
Jindřichův Hradec (nahe der österreichischen Grenze nördlich von Litschau),
mit einem figuralen Haus (biblische Szenen, Abb. 53).
Abb. 53: Jindřichův Hradec
Znojmo, das frühere Znaim (nahe der österreichischen Grenze),
mit einem figuralen Haus, an dem unter anderem die vier Evangelisten dargestellt
sind.
Telč (nördlich von Slavonice):
Das Haus Hauptplatz 23 zeigt im Giebel Portraits von verschiedenen Königen
(Abb. 54). Auf die Sgraffiti im Schloss wurde bereits hingewiesen.
Abb. 54: Telč, Giebel am Hauptplatz
70
Trebitsch (östlich von Telč),
mit zwei figuralen Häusern am Hauptplatz (biblische und weltliche Szenen;
Abb. 55).
Abb. 55: Trebitsch, Hauptplatz
Tabor (nordwestlich von Jindřichův Hradec),
mit dem Haus Prazká Nr. 157 mit antiken Kampfszenen (möglicherweise Taten
des Herkules) und einer engelsgleichen Figur, die der Götterbote Hermes sein
könnte (Abb. 56). Zwei nur mehr schwer auszumachende Figuren am Erdgeschoss
dürften, wie ein Inschriftrest vermuten lässt, Odysseus und Circe sein.
Die Sgraffiti sind um 1570 entstanden. Am Haus Praská Nr. 210 sind inmitten
von kunstvollen Ornamenten zwei antikisierende Figuren zu sehen (um 1603).
Auch am Hauptplatz findet sich ein figuraler Sgraffitorest.
Abb. 56: Tabor, figurales Sgraffitohaus mit antiken Kampfszenen
71
Český Krumlov (Böhmisch Krumau),
besitzt ein Haus mit fragmentarischen figuralen Sgraffiti.
Prachatice (westlich von Český Krumlov),
bietet eine Fülle figuraler Sgraffitohäuser (Abb. 57-59): Heydelhaus von 1557,
Rumpalhaus und Fürstenhaus mit biblisch-allegorischen Darstellungen, Kriegsund
Jagdszenen nach dem Kriegsbuch bzw. Thierbuch des Jost Amman (an diesem
Haus ist sogar ein Elefant dargestellt).
Abb. 57-59: Prachatice, figurale Sgraffitohäuser
72
Mikulov (früher Nikolsburg):
Sgraffitohaus am Hauptplatz mit Darstellung der Sintflut. Außerdem Taufe
Christi, antike Götter, Jagdszenen (Abb. 60).
Abb. 60: Mikulov, Sgraffitohaus
Litoměřice (früher Leitmeritz),
mit dem Haus Schwarzer Adler, wo unter anderem eine eindrucksvolle Darstellung
der israelischen Kundschafter mit der Weintraube zu sehen ist.
Plžeň (Pilsen),
mit seinem Rathaus.
Sušice,
mit der alten Apotheke, nach 1600.
Rakovnik,
mit Samsondarstellungen.
Schloss Benátky nad Jizerou,
mit Jagd-, Kampf- und alttestamentarischen Szenen, geschaffen von Calpioni
1572.
Schloss Frýdlant,
mit einzelnen Figuren zwischen den Fenstern und reicher Ornamentik zwischen
den Geschossen, nach 1575.
Schloss Litomyšl,
das außen flächige Quaderung, im Hof aber antike Szenen, vor allem die
Schlacht am Ponte Milvio nach einem Gemälde des Giulio Romano zeigt. Ge73
schaffen wurden diese Sgraffiti 1580 von Simon Vlach Strzesitienen. Im Obergeschoss
sind europäische Fürsten zu sehen, diese Sgraffiti dürften von einem
anderen Künstler stammen.
Schloss Nelakozeves,
mit alttestamentarischen Szenen nach V. Solis, europäischen Herrschern und
Allegorien.
Schloss Brandýs nad Labem:
Im Hof orientalischer Reiterzug mit Elefant.
Schloss Prostějov,
mit Figuren und Ornamenten.
* * *
Auch in Polen gibt es einige figurale Sgraffitofassaden. Das wichtigste Gebäude
ist Schloss Krasiczyn mit biblischen Darstellungen, Jagdszenen, Brustbildern
von Kaisern und polnischen Königen. Daneben findet sich unerschöpflicher ornamentaler
Zierat. Die Sgraffiti sind in die architektonische Gliederung harmonisch
eingefügt. Interessant ist ferner die Scheune des Rittergutes Tschocha mit
einfachen ländlichen Szenen. Auf Schloss Zagrodno sieht man unter anderem
eine Allegorie der Gerechtigkeit. Unter den städtischen Bauten sollen der Arkadenhof
des Rathauses in Poznań mit Königsdarstellungen, das Haus zum
Wachtelkorb in Legnica (früher Liegnitz), das Haus pl. Mariakim 3 in Krakau
mit Heiligen, das Haus Rynku 6 in Lublin mit Portraits, sowie ein Haus in Kazimierz
Dolny erwähnt werden. Auf die zahlreichen Heiligendarstellungen an
Kirchen wurde bereits hingewiesen.
Quellen: 9, 10, 13, 28, 35, 83, 100, 106, 111, 114, 118, 128, 133, 136, 141, 142, 151, 165,
193, 197, 211, 223, 227, 240, 243
74
Thematik figuraler Sgraffitofassaden in Österreich
Themen aus der Bibel und Heiligenlegenden
Vor allem sind es Geschichten aus dem Alten Testament, die abgebildet werden.
An zehn Objekten finden sich derartige Darstellungen. Besonders beliebte Themen
sind David, Moses, Tobias, Joseph, Saul, Judith und Jakobs Himmelsleiter.
Das Neue Testament ist mit Gleichnissen (verlorener Sohn, armer Lazarus) vertreten.
Taufe Christi (Weitra) und Jüngstes Gericht (Zwettl) stellen ebenso wie
Heiligendarstellungen (Weitra, St. Veit an der Glan) die Ausnahme dar.
Auf die folgenden Themen und dargestellten Personen sei hingewiesen:
Aaron, Bruder des Moses (siehe dort).
Abraham und Isaak; Abraham sollte seinen einzigen Sohn Isaak opfern. Der Gehorsam
Gott gegenüber war ihm schließlich doch wichtiger als sein Herzschmerz.
Ein Engel hielt ihn im letzten Moment zurück die Tat auszuführen
(dargestellt in Eggenburg, Horn und Retz).
Absalom, erhob sich gegen seinen Vater Salomon. Auf der Flucht verfing er sich
mit den Haaren in einem Geäst und wurde von Soldaten getötet (kleines Haus in
Krems).
Amalech, war der Sohn des Elifas und der Enkel Esaus. Zwischen seinen Nachkommen,
den Amalekitern und den Israeliten gab es ständig Kämpfe (Retz).
Apokalyptische Reiter; sie sind die Vorboten des Jüngsten Gerichts und bringen
Tod, Hunger und Krieg (Horn).
Auszug aus Ägypten; unter der Führung von Moses zog das Volk der Juden von
Ägypten nach Kanaan (Krems, Retz).
David, ist ein König Israels, um den sich viele Geschichten wie die von Goliath
(David tötet den wesentlich stärkeren Goliath mit einer Steinschleuder), Jonathan
(David war dem Sohn des König Saul in zärtlicher Freundschaft zugetan)
oder Bathseba (David bricht die Ehe mit Bathseba und schickt deren Mann zu
einem Himmelfahrtskommando in den Krieg) ranken (beide Häuser in Krems,
Langenlois, Eggenburg).
Esther, wurde die Frau des persischen Königs Ahasveros (Eggenburg).
Genesis; die Geschichte von der Erschaffung der Welt, von Adam und Eva und
vom Sündenfall (Paternion, Eggenburg, Horn, die Figur der Eva mit Apfel findet
sich noch am Haus Neunkirchner Straße 19 in Wiener Neustadt).
Hl. Georg, ist ein Märtyrer aus Kapadokien und gehört zu den 14 Nothelfern.
Der Legende nach kämpfte er mit dem Teufel in Drachengestalt (Weitra, Rathausplatz
13).
75
Gideon; Sieger über die Midianiter. Trug zur Einigung Israels bei (Zwettl).
Jahel, bewirtete den feindlichen Feldherrn Sisera. Nachdem er aber eingeschlafen
war, tötete sie ihn und ignorierte so das heilige Gastrecht (beide Häuser in
Krems, Langenlois).
Jakobs Traum; Jakob träumte von einer Treppe, die bis zum Himmel reichte.
Auf ihr stiegen Engel auf und nieder und der Herr verhieß ihm seinen Segen
(Eggenburg, Retz). Außerdem rang Jakob vor der Wiederbegegnung mit seinem
Bruder Esau im Schlaf mit einem Engel bzw. mit dem Herrn selbst (Retz).
Jephta, war ein unehelicher Sohn des Gilead und wurde von dessen Söhnen um
sein Erbteil gebracht. Später besiegte er die Ammoniter (Krems).
Job (= Hiob); Der Teufel raubte ihm seinen Wohlstand, seine zehn Kinder und
seine Gesundheit. Aus der Stadt vertrieben, zweifelte er dennoch nicht an Gott.
Letztlich wurde ihm alles wieder zurückgegeben (Eggenburg, Horn).
Jonas, wurde von einem Walfisch verschlungen und wieder ausgespuckt (Paternion).
Joseph, wurde von seinen Brüdern in einen Brunnen geworfen und dann als
Sklave nach Ägypten verkauft. Dort kam er zu großem Ansehen (Horn, Retz).
Josua, hielt Wache als Moses die Gebote von Gott erhielt. Später wurde er militärischer
Befehlshaber (Eggenburg, Retz).
Judith, schlug dem feindlichen König Holofernes den Kopf ab (Langenlois,
Krems, Zwettl).
Kluge und Törichte Jungfrauen, gingen dem Bräutigam entgegen. Die klugen
nahmen sich genug Öl für ihre Lampen mit. Die törichten mussten frisches Öl
kaufen gehen und versäumten den Bräutigam (Krems).
Jüngstes Gericht, ist fragmentarisch am Rathaus von Zwettl zu finden.
Kain und Abel; Kain tötete seinen Bruder Abel (Eggenburg).
kanaanitisches Weib; Jesus heilte die Tochter der Kanaanäerin um ihres Glaubens
willen (Eggenburg).
Kreuzigung und Auferstehung Christi, ist in Paternion und Horn dargestellt.
Kundschafter; 24 Kundschafter des Moses sollten die militärische Unterlegenheit
ausgleichen, aber auch Botschaften über das Land Kanaan bringen. Um die
Fruchtbarkeit des Landes zu demonstrieren, schnitten sie eine große Weintraube
ab, die sie zu zweit auf einer Stange trugen (Retz, Krems).
Gleichnis vom armen Lazarus; ein reicher Mann lebte im Überfluss, während
der arme Lazarus vor seiner Tür bettelte. Nach dem Tode ruhte Lazarus in Abrahams
Schoß, der Reiche kam in die Hölle (Eggenburg).
Lot, floh mit seiner Familie aus der untergehenden Stadt Sodom. Seine Frau sah
sich unerlaubterweise um und erstarrte vor Schreck. Später schwängerte Lot
seine Töchter (Retz).
Mahalaleel, ist einer der Patriarchen. Sein Vater war Kenan, sein ältester Sohn
Jared. Mahalaleel wurde 895 Jahre alt (Zwettl).
Mannaregen, ernährte das israelische Volk am Weg durch die Wüste (Krems,
Retz, Paternion).
76
Hl. Margarethe; Margarethe von Antiochien zählt zu den 14 Nothelfern. Sie erlitt
den Märtyrertod bei der Christenverfolgung unter Diokletian im Jahre 303
(Weitra).
Moses (und Aaron); Moses führte das israelische Volk aus Ägypten und empfing
am Berg Sinai die Tafeln mit den zehn Geboten von Gott. Währenddessen
ließ sein Bruder Aaron das goldene Kalb errichten (Eggenburg, Retz, eventuell
Paternion).
Noah, pflanzte Wein. Einmal lag er entblößt und betrunken in seinem Zelt.
Seine Söhne deckten ihn zu (Krems).
Pharaos Plage mit den Fröschen; eine der sieben ägyptischen Plagen (Krems).
Gleichnis vom Richten, sagt, wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden (Eggenburg).
Urteil Salomons; zwei Frauen stritten um ein Kind. König Salomon schlug vor,
das Kind mit einem Schwert in zwei Teile zu schlagen. Die wirkliche Mutter
lehnte diesen Vorschlag ab (Krems, in Zwettl ist Salomon allein dargestellt).
Gleichnis vom Sämann, sagt, dass ein Samen nur in gutem Erdreich Frucht bringen
wird, das heißt nur die, die das Wort Gottes in einem reinen Herzen bewahren,
werden es auch erfüllen (Eggenburg).
Samson, ist ein biblischer Held, der durch die schöne Delilah verführt und seiner
Kräfte beraubt wurde (Gmünd).
Saul, war der erste König Israels. Wegen der Niederlage gegen die Philister
stürzte er sich in sein Schwert (Eggenburg, Krems, Zwettl).
Eherne Schlange der Israeliten in der Wüste, war aus Bronze oder Kupfer.
Durch die Fürsprache des Moses bewahrte sie bei Schlangenbissen vor dem
Tod. Später wurde sie von König Hiskia zerstört, weil ihr geopfert wurde
(Krems, Retz, Paternion).
Sintflut, könnte in einer Szene in Paternion dargestellt sein.
Sodom und Gomorrha, wurden durch den Zorn Gottes zerstört (Retz).
Susanna, war die Frau eines angesehenen Mannes. Zwei sogenannte Älteste beobachteten
sie beim Baden, wollten sie verführen und drohten ihr mit Verleumdung,
wenn sie sich nicht fügen sollte. Susanna wurde zum Tod verurteilt, aber
der Prophet Daniel konnte die beiden Ältesten der Lüge überführen (Eggenburg).
Gleichnis vom Verlorenen Sohn, ist an beiden Häusern in Krems abgebildet.
Taufe Christi, durch Johannes ist in Paternion und am Haus Rathausplatz 9 in
Weitra zu finden.
Teufel, ist in Eggenburg, Paternion und Zwettl dargestellt.
Tobias, wurde vom Unglück verfolgt, verlor seine Habe und sein Augenlicht
und erntete von seiner Frau nur Spott und Vorwürfe. Gott schickte ihm den Engel
Raphael zu Hilfe (Krems).
Hl. Veit, erlitt den Märtyrertod durch Kochen in einem Kessel und ist im Arkadenhof
des Rathauses von St. Veit an der Glan abgebildet.
Verklärung Christi; eine Darstellung in Paternion zeigt wahrscheinlich dieses
Thema.
77
Witwe von Sarepta, versorgte Elias mit Wasser und Brot. Zum Dank dafür wurden
ihr Ölkrug und ihr Mehltopf niemals mehr leer. Als der Sohn der Witwe
starb, wurde er von Elias wieder zum Leben erweckt (Paternion).
Antike Themen
Während an den Häusern von Retz und Gmünd die griechische Sagenwelt dargestellt
ist, finden wir in Weitra Themen der römischen Geschichte. Sehr häufig
erscheinen Herkules, Lukretia und Marcus Curtius. Themen, die tugendhaftes
und nachahmenswertes Verhalten zeigen, stehen Themen mit verbrecherischem
und verabscheuungswertem Verhalten gegenüber.
Acteus, beobachtete die Göttin Diana unerlaubterweise beim Baden, wurde zur
Strafe dafür in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden getötet
(Gmünd, Retz).
Admetos, war König von Pherä und Thessalien. Er war Dienstherr Apollos und
bewirkte die Verlängerung des Lebens seines Freundes unter der Bedingung,
dass jemand anderer freiwillig aus dem Leben scheiden würde, was die Frau des
Freundes tat (Eggenburg).
Aeneas, trojanischer Held, der die Trojaner über Afrika nach Italien führte. Er
rettete seinen Vater und seinen Sohn aus dem brennenden Troja (Gmünd, Retz).
Aglautos, verweigerte aus Neid dem Merkur den Eintritt in ihr Haus und wurde
zur Strafe in einen Stein verwandelt (Retz, Gmünd).
Ajax, war ein griechischer Held vor Troja. Weil er bei einem Streit mit Odysseus
den Kürzeren zog, stürzte er sich in sein Schwert (Retz).
Arachne, forderte die Göttin Athene zu einem Wettkampf im Spinnen heraus
und wurde zur Strafe von dieser in eine Spinne verwandelt (Weitra, Rathausplatz
9).
Athene (Pallas Athene), ist die Göttin der Weisheit, daher ist ihr begleitendes
Tier die Eule (Horn).
Atlas, verwehrte dem müden Perseus das Gastrecht. Zur Strafe wurde er in ein
Gebirge verwandelt und muss die ganze Welt tragen (Gmünd).
Circe, war eine Zauberin, die ihre Gäste durch vergiftete Tränke in Tiere verwandelte
(Retz).
Herkules, Sohn des Zeus, der unzählige Heldentaten vollbrachte (Althofen,
Gmünd, Retz).
Hieronymus von Syrakus, wurde ermordet, weil er sich mit Karthago verbündet
hatte (Weitra).
Hipomenes; ein Orakel hatte Atlanta prophezeit, sie werde bei ihrer Hochzeit
ihre Gestalt ändern. So verliebte sie sich lange aus Angst nicht, bis sie Hipomenes
traf. Aus Neid befahl Aphrodite den beiden den Tempel der Göttin Kybele
zu verunstalten. Diese verwandelte die beiden zur Strafe in Löwen und spannte
sie vor ihren Wagen (Retz).
Horatius Cocles, verteidigte allein die Tiberbrücke gegen die Etrusker (Weitra).
78
Ikarus, kam beim Fliegen der Sonne zu nahe, sodass das Wachs seiner Flügel
schmolz und er abstürzte (Gmünd, Retz).
Kalydonische Jagd; an dieser Jagd nahmen viele antike Helden teil. König Meleacros
tötete einen Eber und schenkte ihn der Atalante (Gmünd).
Laton, wurde von den lykischen Bauern das Wassertrinken verweigert, zur
Strafe verwandelte er sie in Frösche (Retz).
Lucius Verginius, ermordete seine Tochter, um sie vor Schande zu bewahren
(Weitra).
Lukretia, wurde von Sextus Tarquinius entehrt und erdolchte sich daraufhin vor
ihrer Familie (Langenlois, Krems).
Lykaon, schlachtete eine Geißel und setzte sie Zeus vor. Zur Strafe wurde er in
einen Wolf verwandelt (Gmünd).
Marcus Curtius, sprang in einen Erdspalt, der sich mitten in Rom aufgetan hatte
und danach wieder verschloss (Eggenburg und zwei Häuser in Weitra).
Marcus Manlius Capitolinus, wurde vom Tarpeischen Felsen gestürzt, weil er
die Alleinherrschaft in Rom anstrebte (Weitra).
Medea, tötete ihre Kinder, als sich ihr Gatte von ihr abwandte (Gmünd, Retz).
Mettius Fufetius, war ein Albanerkönig, der wegen eines Verrats vom römischen
König Tullus Hostilius von zwei Pferden zweigeteilt wurde (Weitra).
Midas, entschied bei einem Wettstreit zwischen Pan, der auf der Flöte spielte,
und Apoll, der auf der Leier spielte, für Pan. Zur Strafe wurden ihm von Apoll
die Ohren lang gezogen, dass sie wie Eselsohren aussahen (Retz).
Mucius Scaevola, wollte den Belagerer Roms Porsenna töten, schlich ins feindliche
Lager, brachte aber irrtümlich den Schreiber um. Um die Tapferkeit der
Römer zu zeigen legte er seine rechte Hand ins Feuer und wurde daraufhin freigelassen
(Krems).
Narziss, war ein schöner griechischer Jäger. Er wies die Liebe der Bergnymphe
Echo zurück und wurde von ihr mit krankhafter Selbstliebe bestraft. Seitdem
betrachtete er sein eigenes Bild im Wasserspiegel (Retz).
Orpheus, war der berühmteste Sänger des alten Griechenlands. Er stieg in den
Hades nieder, um seine Frau Eurydike zurückzuholen (Retz).
Pero, besuchte ihren Vater Cimon im Gefängnis, der zum Hungertod verurteilt
war, und säugte ihn an ihren Brüsten (Krems).
Polyphem, einäugiger Riese, der von Odysseus überlistet und geblendet wurde
(Retz).
Procne (Progne), tötete ihren kleinen Sohn Itys und setzte ihn König Tereus als
Speise vor. Zur Strafe wurde sie in eine Schwalbe verwandelt (Retz).
Pyramus und Thisbe, waren sehr jung und verliebt, aber die Väter standen einer
Verbindung im Weg. Als sie sich außerhalb der Stadt treffen wollten, wurde
Thisbe von einer Löwin verfolgt, die ihren Umhang zerriss. Pyramus fand den
zerfetzten Umhang, glaubte Thisbe tot und erstach sich. Als sie ihn später fand,
erstach sie sich ebenfalls (Krems, Retz).
Romulus und Remus, Zwillinge, die zunächst ausgesetzt, von einer Wölfin gesäugt
wurden und später Rom gründeten (Krems).
79
Der Schulmeister von Falerii, wollte sich bei den Römern einschmeicheln, indem
er Söhne angesehener Bürger der belagerten Stadt Falerii als Geiseln ins
römische Lager brachte. Die Römer lehnten dies aber ab (Weitra).
Tarquinius Priscus, war unrechtmäßig auf den römischen Thron gekommen und
wurde von zwei Hirten ermordet (Weitra).
Ulysses (= Odysseus), Held des trojanischen Krieges, der erst nach zehnjähriger
Irrfahrt wieder zurückkehrte (Retz).
Varus, erlitt im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage gegen die Germanen
(Weitra, Rathausplatz 8).
Venus, Cupido und Mars; Venus ist die Liebesgöttin, während der Knabe Cupido
die Pfeile der Liebe abschießt. Mars, der Kriegsgott, steht überraschenderweise
Venus nahe (Weitra, Rathausplatz 48).
Allegorische Darstellungen
Concupiscentia (Begehrlichkeit); schmückt das Haus Kirchenplatz 3 in Horn.
Auch eine Figur in einem Wappenmedaillon am Haus Kirchenplatz 11 in Horn
wird als concupiscentia gedeutet.
Fortuna (das Glück), ist in Krems und Horn dargestellt.
Justitia (Gerechtigkeit), findet sich in Eggenburg und Horn, dort zusammen mit
der Fortitudo (Stärke).
Neun Musen, sind die Personifizierungen der schönen Künste. Dargestellt sind
sie in Althofen. Sie waren ursprünglich Quellnymphen und Töchter des Zeus
und der Mnemosyne. Zuerst gab es nur drei Musen, nämlich Melete (für das
Nachdenken), Mneme (für das Gedächtnis) und Aoide (für den Gesang). Später
zählte man neun Musen, deren Führer Apollo ist.
Planeten (meist mit Sonne und Mond), sehen wir in Eggenburg und Horn. Die
neue heliozentrische Weltordnung beschäftigte die Menschen der Renaissance
besonders.
Merkur, ist der Götterbote, außerdem Beschützer der Kaufleute und Diebe.
Venus und Mars; siehe oben.
Jupiter (entspricht dem griechischen Zeus), ist der oberste der Götter.
Saturn, ist der Vater des Jupiter, welcher als einziger nicht von Saturn verschlungen
wurde.
Sol, ist der Sonnengott und Luna der Mond (meist als Frau dargestellt). In Horn
wird Luna durch Diana (Göttin der Jagd) ersetzt.
Der Sommer, ist als Allegorie im Hof des Schlosses Oberhöflein und zusammen
mit dem Herbst in Horn zu finden.
Tugenden, als Personen sind am Haus Rathausplatz 13 in Weitra abgebildet.
Fabeln des Äsop und Tierdarstellungen
Äsop (Aisopos von Sardes) lebte um 550 vor Chr. Seine Fabeln kleiden praktische
Lehren der Lebensweisheit in sinnbildliche Erzählungen. Der römische
80
Dichter Phädrus (15 v. Ch.-50 n. Ch.) nahm die Äsopschen Fabeln als Vorbild
für seine eigenen Geschichten und setzte sie in Versform. Die erste illustrierte
Ausgabe der Äsopschen Fabeln erschien 1476 bei Johann Zainer in Ulm und
zwar die lateinisch-frühneuhochdeutsche Fassung des Heinrich Steinköwel. Andere
Fabeldichter sind Babrius und Avian (lebte im 4. Jh. n. Chr.).
Darstellungen von Fabeln an Sgraffitohäusern finden wir in Krems (beide
Häuser), Horn und Urtl. Am Zwettler Rathaus ist ein Widder, in Langenlois sind
ein Pferd und ein Hirsch dargestellt (möglicherweise Teil einer Jagdszene).
Auch die Pferdedarstellungen in Breiteneich sollen hier erwähnt werden.
Die Lebensalter
Darstellungen der Lebensalter waren in der Renaissancezeit sehr beliebt. Die
Stiche des Monogrammisten I. R., sowie die des Tobias Stimmer sind neben anderen
am bekanntesten geworden. Bei Stimmer sind immer zwei Lebensalter auf
einem Blatt vereinigt, dazwischen ist stets ein Bäumchen gezeichnet, das zunächst
gedeiht und blüht, später Früchte trägt und dann welkt. Nur in Retz sind
die Lebensalter von Mann und Frau dargestellt, in Horn und Weitra finden sich
nur die des Mannes. Die Darstellung der Lebensalter mit Sprüchen war so beliebt,
dass sie bis ins 19. Jahrhundert hinein auf Öldrucken durch Hausierer
Verbreitung fand.
Herrscher treffen wir in Eggenburg, Zwettl, Weitra und Krems an,
Patriarchen in Zwettl.
Volkstümliche und andere Themen
sind selten und daher eine Besonderheit. In Krems finden wir Jagd, Tanz, Gelage,
Mägde und einen Hahnenkampf, in Zwettl kriegerische Darstellungen,
während am Haus Hauptplatz 2 in Eggenburg gekocht wird. Auch der Junge mit
dem Dreschflegel in Eggenburg (Hauptplatz 1) gehört hierher. In Graz werden
Jagd, Tanz und kriegerische Handlungen gezeigt (möglicherweise Bezug zu den
Türkenkriegen). Auch eine interessante Ansicht des Grazer Schlossberges ist
hier zu sehen. Die Jagd ist auch am Haus Admont 73 thematisiert. In Hadersdorf
am Kamp wurde der Weinbau zum Thema gemacht. Die Sgraffiti im Arkadenhof
im Gasthof zum Schwan in Traismauer beziehen sich auf eine Donausage.
Einzelne Ritterfiguren zeigen die Häuser Kirchenplatz 12 in Horn, Neunkirchner
Straße 19 in Wiener Neustadt, Hauptstraße 53 in Mannersdorf und Schloss
Oberhöflein. Mannersdorf zeigt außerdem noch Landsknechte, das Haus Kirchenplatz
12 in Horn eine Frau mit Kind. Portraitmedaillons (wahrscheinlich der
Besitzer) sind am Schloss Drasendorf zu sehen. Am Haus Hauptplatz 14 in
Wiener Neustadt wird das Stadtwappen von zwei Fahnenträgern flankiert. Relativ
häufig sind einzelne Reiterfiguren zu finden, die meist über dem Portal ange81
bracht sind (Steyr, Berggasse 20, Lunz, Amonhaus, Schloss Rabenstein, Schmaritzenhof).
Quellen: 13, 22, 28, 120, 125, 133, 136, 194, 214, 215, 218, 259
82
Figurale Sgraffitofassaden in Österreich
A. Fassaden mit zahlreichen Figuren und Szenen in regelmäßiger Anordnung
Es gibt noch siebzehn mehr oder weniger gut erhaltene derartige Häuser in Österreich.
Bei einem weiteren, dem Haus Rathausplatz 8 in Weitra, sind zumindest
die Sprüche dokumentiert. Die Tatsache, dass zwei Fassaden erst vor relativ
kurzer Zeit aufgedeckt wurden (Paternion und Graz), zeigt, dass vermutlich
noch manches unentdeckt unter Putzschichten schlummert. Besonders reich sind
Eggenburg, Krems (großes Sgraffitohaus) und Retz, da sie je zwei verzierte
Schauseiten zu bieten haben. Die Entstehungszeit dieser Prachtbauten erstreckt
sich nur über rund fünfzig Jahre:
Weitra, Rathausplatz 13 um 1540 Eggenburg, Hauptplatz 2 um 1572
Eggenburg, Hauptplatz 1 1547 Graz,Bürgergasse 4 1577
Zwettl, Hauptplatz 4 1549/50 Gmünd, Stadtplatz 33 1570/80
Paternion, Anna Plazottaplatz 45 nach 1550 Weitra, Rathausplatz 48 1575
Krems, Margarethenstraße 5 um 1554 Retz, Hauptplatz 15 1580
Langenlois, Bahnstraße 1 um 1560 Weitra, Rathausplatz 4 1582
Krems, Untere Landstraße 69 1561 Horn, Kirchenplatz 3 1583
Weitra, Rathausplatz 9 um 1566 Urtl, Haus Nr. 9-11 1584
Weitra, Rathausplatz 8 1540 oder 1572 Althofen, Salzburger Platz 6 um 1590
Auf den Einfluss der böhmischen Länder wurde bereits hingewiesen. Manche
Autoren postulieren eine südböhmische Bauhütte, von der alle Künstler kamen.
Für Weitra und Horn sind „welsche“ Bauleute dokumentiert. Hatten in Italien
die Sgraffiti stets auch einen Bezug zur Architektur, so wird in Niederösterreich
und den böhmischen Ländern oft jedes freie Fleckchen im Sinne eines „horror
vacui“ (Angst vor Leerstellen) geschmückt. Wahrscheinlich hat aber einfach die
maximale Ausnutzung der Fläche dabei die entscheidende Rolle gespielt. Ausnahme
ist Eggenburg, wo aufgrund des Vorhandenseins von Erkern auf die Architektur
Rücksicht genommen werden musste.
* * *
Althofen (Kärnten/Bez. St.Veit), Salzburger Platz 6 (Abb. 61-67)
Riederhaus. Sgraffiti um 1590 entstanden. Auftraggeber war der Pfleger des
Erzbistums Salzburg, also eindeutig ein römisch-katholischer Besteller. Althofen
war Umschlagplatz für das Hüttenberger Eisen. Wiederentdeckung 1930.
83
Teilweise Freilegung und Restaurierung 1934/35, an deren Zustandekommen
Altbürgermeister Constantin Rieder großen Anteil hatte. Der Kopf der Euterpe
musste ergänzt werden. Ursprünglich dürfte sich der Zyklus auf die heute vermauerte
Südwand fortgesetzt haben. Graphische Vorbilder waren der Herkuleszyklus
des Hans Sebald Beham von 1545 (allerdings wurde die sonst übliche
Reihenfolge nicht beibehalten) und die Musendarstellungen des Virgil Solis. Die
Riesenpilaster an den Ecken stammen von einer älteren Schicht aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. An einer Verherrlichung der Antike, bzw. an einem
humanistischen Programm war einem katholischen Auftraggeber sicher kaum
gelegen. Möglicherweise machte man hier aus der Not eine Tugend und nahm
die Musen als Symbol für die Künste, die von der Kirche stets gepflegt, gefördert
und kontrolliert wurden. Die Taten des Herkules sollten wohl Macht und
Stärke der Kirche symbolisieren. Auch die Sprüche in lateinischer Sprache tragen
die Handschrift der katholischen Kirche.
Abb. 61: Althofen, Riederhaus, Gesamtansicht
Stattliches zweigeschossiges Gebäude, das nach fünf Fensterachsen (schönes
Renaissance-Zwillingsfenster über dem Eingang) um eine Fensterachse zur
Straße hin vorspringt. An den Ecken Scheinpilaster mit verzierten Kapitellen,
Diamantbasen und Zimmermannsrosetten. Zwischen den Fenstern des ersten
Stocks sind die neun Musen dargestellt. Ganz links VRANIA DIE 1. MVSA. (Sie
ist die Muse der Sternkunde). Urania hält einen Zirkel, links schaut ihr ein kleiner
Knabe zu, rechts befindet sich ein Gebäude. Über dem Fenster rechts befinden
sich Blattgirlanden und der Spruch: DEVS EST SPES MEA (Gott ist meine
Hoffnung). Rechts davon CLIO DIE 2. MVSA (Patronin der Geschichte). Es
folgt der beschriebene Fassadenknick. Über dem linken Fenster eine groteske
84
Maske, links ein Bäumchen, zwischen den Fenstern ein Kranich inmitten von
Pflanzen. Über den beiden Fenstern SI DEVS PRO NOBIS QVIS CONTRA NOS
(wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns). Es folgt EVTERPE DIE 3. MVSA. Als
Muse der lyrischen Poesie hält sie eine Flöte, rechts ein Adler. THALIA DIE 4.
MVSA trägt ein prächtiges Gewand. Sie ist die Muse der Komödie und hält ein
Pergament, auf dem ein Vogel sitzt. Auch der links von ihr stehende geflügelte
Knabe hält ein Pergament. MELPOMENE DIE 5. MVSA ist die Patronin der
Tragödie. Sie hält ein Triangel, rechts im Gras lagert ein Ziegenbock. TERPSICHORE
DIE 6. MVSA ist die Muse des Tanzes und hält eine Lyra. Drei Adler
sind ihr beigegeben, die teils auf Rundtürmen sitzen. Über dem nächsten Fenster
wieder eine groteske Maske, dann folgt ERATHO DIE 7. MVSA. Die Patronin
der erotischen Poesie, die sonst mit einer Zither dargestellt wird, hält hier eine
Kugel. Es fehlen Kalliope, die Muse der epischen Dichtkunst, die meist mit
Schriftrolle und Griffel dargestellt wird und Polyhymnia, die Muse der gottesdienstlichen
Gesänge. Es ist anzunehmen, dass die beiden an der heute verbauten
Südwand dargestellt waren.
85
Abb. 62-64: Althofen, Riederhaus, Die Musen
Darunter, also zwischen den Geschossen finden wir Bilder aus der Herkulessage.
Das erste Bild links zeigt Herkules und Antäus. Herkules hebt den Antäus
in die Luft und beraubt ihn so, da dieser den Kontakt zur Erde verliert, seiner
Kräfte. Eine brennende Stadt links im Hintergrund. Rechts eine burgartige Befestigung.
Mehrere Tiere wie Adler, Löwe (?), Hunde beobachten den Vorgang.
Die Bäume erinnern an Pinien. ANTAEVM LIBIAE GVGANTEM SVFFOCAT
HERCVLES. (Herkules erstickt den Giganten Antäus aus Libyen).
Im nächsten Bild übergibt eine Person dem Herkules, der einen Speer hält,
ein Gewand. Rechts ein Gebäude mit einer Kuppel, das stark an einen Renaissancebau
erinnert. DEIANIRA NESSI VESTEM PER LICHAM SERVVM
HERCVLI MITTIT. (Deianira schickt dem Herkules durch den Sklaven Licha
das Nessushemd).
An der Schmalseite des Gebäudevorsprungs holt Herkules mit einer Keule
zum Schlag aus. Das Bild ist nur unvollständig erhalten. CACVM FLAMMIV……
OCCIDIT HERCVLES. (Herkules tötet den Feuer speienden Cacus).
Die nächste Darstellung zeigt den Kampf mit der Hydra, die als drachenartiges
Monster mit vielen Köpfen dargestellt ist. Herkules schwingt wieder die
Keule, Iolaos stößt mit dem Speer zu. Wie auf fast allen Bildern sind auch hier
einige kuriose Vögel zu sehen. HERCVLES VNA CVM IOLOLA DARAM OCCIDIT.
(Herkules tötet zusammen mit Iolaos die Hydra).
Vom nächsten Bild rechts (Jagd auf die kerynitische Hirschkuh) ist so gut
wie nichts erhalten. Es folgt der Spruch QVI CONFIDIT IN DOMINVM NON
PERIBIT IN AETERNVM. (Wer an Gott glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben).
Rechts davon tötet Herkules mit einem Pfeil einen Kentauren, der die Arme empor
reißt. HERCULES 1590.
Die nächsten beiden Darstellungen gehören zusammen. Links steht Herkules
bei einem jungen Mädchen, das auf einem Pferd reitet (die Gestalt des
Herkules nur mehr unvollständig), rechts holt Herkules zum Schlag gegen einen
Reiter aus (ebenfalls unvollständig erhalten). EVRYTI REGIS FILIAM IOLAM
OCCISO PATRE ABDVXIT HERCVLES. (Herkules hat Iola, die Tochter des
Königs Eurytus, weggeführt, nachdem der Vater getötet worden war).
86
Ohne wirklichen Übergang zeigt das nächste Bild rechts Herkules mit der
Keule unter dem Arm, wie er sich gleich anschicken wird das Nesselhemd, das
ihm den Tod bringen wird, anzuziehen. NESSI VESTE RABIDVS. (Wahnsinnig
durch das Nesselhemd).
Abb. 65-67: Althofen, Riederhaus, Die Taten des Herkules
87
Unter den lateinischen Sprüchen, die unter den Darstellungen angebracht
sind, verläuft eine Quaderreihe mit schleierartigen Verzierungen. Außerdem findet
sich die Inschrift F. WENINGER REST 1934/5.
Quellen: 50, 63, 102, 107, 133, 177, 218
Eggenburg (NÖ/Bez. Horn), Hauptplatz 1 (Abb. 68-79)
Die Sgraffiti 1547 unter dem Besitzer Wolfgang Schönnawer (Schönauer von
Tutzental) geschaffen. Das Haus dürfte nicht viel früher erbaut worden sein
(Erstbesitzer unbekannt). Das reliefartige Wappen der in Eggenburg unbekannten
Familie Heggenmüller von Dubenweiler ist nach Tietze das Wappen der
Familie Schönauer. Das Haus muss an der Platzfront ebenfalls eine Attika mit
Zinnen gehabt haben, denn die oberen Darstellungen dieser Front sind oben abgeschnitten.
Beim Mörtel wurde in Eggenburg keine Holzkohle verwendet, sondern
die Eigenfarbe des Sandes kommt zum Tragen. Erste Restaurierung 1903,
weitere 1964 und 1997/98 durch Peyscha. Schlechte Bereiche festigte man damals
mit Kieselsäureester. Außerdem wurden Klebemörtel und Kunstharze verwendet.
Die Bilder in der Kremserstraße sind derzeit sehr blass und schwer auszumachen.
Im Volksmund wird das Gebäude fälschlich als „gemaltes Haus“ bezeichnet.
Abb. 68: Eggenburg, Hauptplatz 1, Gesamtansicht
Vorbilder der Darstellungen sind die Holzschnitte der Planetenserie des Hans
Burgkmair, dem Älteren aus Augsburg (lebte von 1473 bis 1531, schuf unter
anderem Illustrationen des „Theuerdank“, „Weißkunig“ und „Genealogie“). Je88
der Planet erhält zwei Tierkreiszeichen zugeteilt, Sol und Luna nur Löwe und
Krebs. Im Unterschied zu Burgkmair werden die Symbole aber von den Planeten
getrennt und in das die Geschosse trennende Band gesetzt. Auch den tanzenden
und raufenden Putten an der Fassade in der Kremser Straße liegen Holzschnitte
Burgkmairs zugrunde. Die Genesisdarstellungen sind nach Holzschnitten
von Lucas Cranach d. Ä. geschaffen. Josua stammt aus der von Cranach illustrierten
Wittenbergbibel von 1524. Aaron entspricht einem Holzschnitt Hans
Holbein d. Ä. Die Kaiserportraits (Karl V und Gattin, Ferdinand I und seine
Gattin Anna mit dem ungarischen Wappen) gehen auf Holzschnitte Ambergers
von 1530 und Eduard Schöns (1491-1542) zurück. Neben dem österreichischen
Bindenschild war ursprünglich der böhmische Löwe zu sehen. Auch der Sämann
wurde nach einem Holzschnitt Schöns von 1525 angefertigt. Für die Darstellungen
wurde ein „einschichtiges architektonisches Fassadengerüst“ aus Gesimsen,
Pilastern und Bögen, ganz nach italienischem Vorbild geschaffen. Da das Eggenburger
Haus einige Erker besitzt, musste der Sgraffitokünstler (ganz im Gegensatz
zu anderen großen Sgraffitohäusern) hier Rücksicht auf die Architektur
nehmen.
Abb. 69: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße
Schauseite Kremserstraße: In den Zinnen finden sich einige Portraits (ähnlich
wie am Haus in Retz, dort allerdings über den Fenstern des obersten Geschosses),
meist Personen mit Kappen im Halbprofil dargestellt. Unterhalb der Zinnen
verläuft ein waagrechter Fries mit fleischigen Blattranken und paarweise angeordneten
Tieren (Füchse, Rehe), deren Schwänze meist spiralig eingerollt sind.
Die Bildreihe darunter beginnt mit der Erschaffung der Planeten und Tiere
(heute sehr schlecht erkennbar). Der Spruch ist nur mehr unvollständig erhalten
89
(nämlich abgeschnitten, das heißt die Wand war ursprünglich auch hier gerade
hochgezogen oder die Neigung des Giebels hatte einen anderen Winkel): (Im
anfange schuf Gott Den Himmel) und Die erden. Man erkennt nur mehr ziemlich
schlecht Gottvater mit Strahlenkranz, den Mond und einige Sterne, sowie
verschiedene Tiere wie Bär, Hund, Pferd und Hase, die offenbar gerade erschaffen
worden sind. Die einzelnen Bilder werden durch groteskenverzierte, perspektivische
Scheinpilaster voneinander getrennt. Es folgt die Darstellung des
Saturns als bärtigen, wild aussehenden Mann mit Stab, der gerade ein Kind verschlingt.
In der rechten Hand hält er eine Sense (Saturn war ursprünglich Gott
des Ackerbaus, was wohl hiermit zum Ausdruck gebracht wird). Auf einem geschwungenen
Spruchband steht Saturnus, darüber der Spruch: Haßig neydig alt
un kalt / hinckend stinckent ungestalt / Bin ich und ale Meine kindt / Die under
mir gebore sind. Ein Mann mit Krone und römischem Gewand entpuppt sich auf
dem Spruchband als Jupiter. Der darüber liegende Spruch lautet: Gut sitte tugent
weisheit vil / fint man bei mir wers habe will / ich mach groß hern in der welt /
Doch get frumbheit für alles gelt. Die nächste Figur ist Mars, der in seiner Rüstung
eher an einen Landsknecht als an einen Gott erinnert. Zu Unfrit streit bin
ich bereit / als euch bedeit mei wape clait / Raube prenen Wirgen Reissen / ist
mein gefert und umb mich beisen.
Abb. 70: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße, Giebel rechts
90
Plan 1
91
Plan 2
92
Nach dem nächsten Scheinpilaster folgt ein ehemaliges Fenster, über dem
eine groteske Verzierung mit Vase und Voluten angebracht ist. Rechts davon
finden wir Sol, also die Sonne, als römischen Kaiser dargestellt, mit Szepter und
Reichsapfel. Auf seinem Gewand ist ein Portrait zu erkennen. Ich leicht
(leuchte) frume und bösen / von gott hab ich mein wesen / Hocher gepurt ein
herr ich bin / Der welt regierer seind mein sün. Venus wirkt trotz ihres freizügigen
Umhangs nicht besonders erotisch. In der linken Hand hält sie einen langen
Pfeil und in der Rechten eine Kugel (wohl ein Granatapfel), auf dem der kleine
Amor balanciert. Dieser hat die Augen verbunden (etwa weil Liebe blind
macht?). Mein ster bedeut freut u mut / verschwint leib sel eer (Ehre) und gut /
Mit essen trincken Buler sein / Also zeukch ich die kinder mei. Merkur mit
Rucksack, Wanderstiefeln und Federhut trägt einen Stab und bläst Schalmei. Zu
Kauffmaschfft bi ich gericht / all künstler habe mir verpflicht / Cluger sinn und
rechne geschwind / Die alle seind Mercuro kindt. Luna ganz rechts ist nicht
mehr so gut erhalten. Sie trägt Köcher, Pfeile und eine Mondsichel im Haar,
steht mit dem Rücken zum Betrachter, sich halb umwendend. luna der
Mond……/ allen lantfarern w……/ was unstet ist und w……/ kumbt als von
meine……
Abb. 71: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße, Tierkreiszeichen
Unter den Planeten verläuft ein waagrechtes Band mit den Tierkreiszeichen und
deren Symbolen: Unter Saturn Wassermann und Steinbock, unter Jupiter
Schütze und Fisch, Mars erhält Skorpion und Widder. Unter Sol ist der Löwe zu
sehen, Venus sind Stier und Waage beigegeben. Jungfrau und Zwillinge (Babys)
erscheinen unter Merkur und Luna erhält den Krebs. Die Planetensymbole erscheinen
jeweils in einem sonnenartigen Stern. Die Konzeption von Portraits in
der obersten Reihe und der Darstellung der Planeten darunter findet sich am
Sgraffitohaus in Horn wieder und geht offenbar auf einen Entwurf Vasaris für
den Palazzo Almeni zurück.
Die Bilder der darunter liegenden Reihe, also in der Höhe des ersten
Stocks, liegen in schön ausgeführten scheinarchitektonischen Bögen, die sich
wieder auf groteskenverzierte Pilaster stützen. Die erste Darstellung links zeigt
93
Adam und Eva, wie sie gerade den verbotenen Apfel pflücken. Beide wirken
nicht mehr jung, haben Gewänder an, die Schlange schlängelt sich um den
Baumstamm. dess adam Alter war / Neunhundert Und dreissig iar. Rechts von
diesem Bild befindet sich ein Fenster, über dem spielende Kinder zu sehen sind.
Daneben erschlägt der mit einem Fell bekleidete Kain den nackten Abel. Darüber
steht: Cain erschlug seinen bruder Abel Genesis IV. Darunter: Cain tedtet
den Viertail der Welt / Durch Neit wie uns die geschrifft melt.
Abb. 72: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße, alttestamentarische Darstellungen
Abraham opfert sei Sun Isaac Gene XXII. Abraham holt gerade zum Schwertstreich
aus, der Engel Gottes schwebt bereits nieder, um Einhalt zu gebieten.
Der Jüngling Isaak kniet auf einem gemauerten Altar. Im Gebüsch ist ein Widder
zu sehen, der wahrscheinlich anstelle Isaaks später geopfert wird. Über dem
folgenden Fenster sind vier Putten in eine spielerische Rauferei verwickelt. Danach
träumt Iacob von der Himmelsleiter, auf der drei Engel niedersteigen.
Links grünt ein Baum mit großen Blättern.
Abb. 73: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße, alttestamentarische Darstellungen
94
Es folgt wieder ein Fenster, über welchem Putten Ringelreihen tanzen. An
dieses schließt ein schmälerer Bogen, in dem Moses mit den beiden Gesetzestafeln
steht. An der Schmalseite des Erkers steht Aron im Priestergewand, das
schon an einen katholischen Bischof erinnert. Unter dieser Bilderreihe zieht sich
ein Spruch über die gesamte Breite der Wandfläche: Alle Weisheit ist Von Gott
Und ist bey ihm Gewessen alweg Von ewigkait. Wer hat Den sande des meeres
die Tropfen des Regens Und die lenge der Zeit gezelt die höhe des himels die
breite der erden die tiefe der Wasser Wer Hat die gemessen. wer mag die weisheit
gottes ergründen.
Abb. 74: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Kremserstraße, alttestamentarische Darstellungen
Die unterste Bildreihe zeigt schmalere Bögen, die Darstellungen sind durch
Fensterversetzungen zum Teil zerstört. Die Scheinpilaster sind jetzt hohl und
tragen verzierte Säulchen in ihrem Inneren. Die erste Figur links ist Josua in
voller Rüstung dargestellt. Dann folgt König Saul, der sich gerade ins Schwert
stürzen will. Eine weitere Figur beobachtet den Vorgang. Rechts davon wird der
alte Job von seiner jungen Frau verspottet. David und der Riese Goliath kämpfen
mit Speeren (David trägt hier keine Steinschleuder). Die nächsten zwei Bögen
sind leer, der rechte zeigt noch ein leeres Schriftband. Hier sollen zwei
Frauengestalten abgebildet gewesen sein, die eine davon war Esther. Es folgt der
antike König Admetos als schöner junger Mann mit Krone dargestellt. Rechts
davon in einem schmalen Bogen sehen wir einen älteren Mann mit einer Kugel,
die an den Bagstein einer Prangersäule erinnert. Im nächsten Bogen stehen einander
zwei Männer mit Stäben gegenüber, der rechte ist nackt. In den beiden
rechtesten Bögen finden wir zwei Frauengestalten in langen Gewändern. Erst
Susanna und dann Gerechtigkeit. Letztere hält einen Stab und eine Waage. Die
unterste Bildreihe bietet also ein Kunterbunt von Biblischem, Antikem und Allegorischem.
Der in der Literatur beschriebene Spruch: band eine über alle Zeiten
gültige Weisheit, ist heute nirgendwo zu finden.
95
Abb. 75: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Hauptplatz
Schauseite Hauptplatz: Die Anordnung der Bilder musste hier den am Eck
schräg stehenden und den links vom Portal angebrachten zweiten Flacherker
berücksichtigen. Während der Eckerker einen wunderschönen gotischen Maßwerkfries
trägt, befindet sich an letzterem das Relief eines Hirsches in einem
Halbkreisemblem mit drei flankierenden Figuren. Das Fenster darunter hat
prächtige Gewände, die die grotesken Verzierungen der Sgraffiti ins Architektonische
umsetzen. Auch das Portal ist prächtig umrahmt und hat drei Wappenreliefs
und zwar den österreichischen Bindenschild, ein Wappen mit einem ankerförmigen
Symbol und den Initialen H. K. und das erwähnte Wappen der Familie
Schönauer, das auch als Wappen der Heggenmüller von Dubenweiler gedeutet
wird.
Nun zu den Sgraffiti: Die linkste Darstellung befindet sich an der Schmalseite
des Eckerkers: Oben blasen zwei Engel zum Jüngsten Gericht (?), darunter
steht eine Gestalt an einer Tür: es ist Lazarus, der vom Mahle des Reichen etwas
haben will. Unter dem Eckerker sehen wir einen Knaben mit einem Dreschflegel.
Die Fläche zwischen den beiden Erkern nimmt das Gleichnis vom armen
Lazarus und dem reichen Prasser ein. Links oben der Spruch (oben abgeschnitten):
……un auff erden ein gutte muet. nun mues er prinen in der helen gluet.
Und lazarus must auff erden Vil leiden. Nun lebt er bey gott in den ewigen freiden
luce 16. Daneben sitzt Lazarus geborgen in Abrahams Schoß. Abraham
breitet den Mantel aus und neben Wölkchen spielen ihnen zwei Musikanten auf,
die jedoch nicht mehr vollständig erhalten sind. hie sitzt lazarus in grossen
freide. Darunter, neben dem Fenster sitzen ein Mann und eine Frau bei einem
üppigen Mahl (wahrscheinlich der reiche Prasser). Ein als Ziegenbock verklei96
deter Teufel serviert ihnen. O mensch trinck und iss gott darneben nit vergis.
Darunter brennt der Reiche bereits im Fegefeuer. Vier affenartige dumm wirkende
Teufel verspotten ihn. Einer trägt eine Schüssel, einer einen Kelch. Der
dritte hält eine Keule und der vierte spielt auf einem Blasinstrument. Darunter
sieht man zwei von Pilastern eingerahmte leere Felder mit ebenfalls leeren
Spruchbändern.
Abb. 76: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Hauptplatz, Knabe mit Dreschflegel
Abb. 77: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Hauptplatz, Lazarus und der Reiche
97
Abb. 78: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Hauptplatz, Der Sämann
Die linke Seite des Flacherkers zeigt neben einem senkrechten Scheinpilaster
mit Blattverzierungen die Darstellung eines Mannes, der im Begriff ist, das
Schwert zu ziehen. An der Vorderseite des Erkers ist unter dem Fenster zwischen
grotesk verzierten Pilastern das Gleichnis vom Sämann dargestellt. es
gieng ein Seeman auß zu seen luce 8. Der Sämann, ein einfacher Bauer, schreitet
sein Feld ab, man sieht Bäume, Steine und Vögel. Die rechte Schmalseite des
Flacherkers zeigt oben einen Mann in Renaissancetracht unter einem Bogen stehend
und unten das cananeische weib mathej XV. Die Frau mit absurdem Federhut
kniet vor Jesus und seinen Jüngern.
Nun zur Wandfläche rechts vom Flacherker: Die beiden Fenster des
Obergeschosses, die noch die Originalgröße haben, sind von schöner Scheinarchitektur
mit Pilastern und Rollwerk umgeben. Links oben das Portrait Kaiser
Karls V. Der zugehörige Spruch durch Verlust der Attika abhanden gekommen,
bis auf den unverständlichen Wortrest Kein. Rechts oben die Gemahlin des Kaisers
neben perspektivischer Scheinarchitektur und Spruchrest unsch. Die gesamte
rechte Hauskante bildet ein senkrechtes Band mit jeweils spiegelverkehrt
angeordneten Blattmotiven. Zwischen den beiden, in den Raum zwischen den
Fenstern hinunterreichend, ein riesiger Reichsadler (Kopf oben abgeschnitten)
mit einem Wappen, das links den kastilischen Turm zeigt und rechts Österreich
symbolisiert.
Abb. 79: Eggenburg, Hauptplatz 1, Ansicht Hauptplatz, Kaiser Karl V. und seine Gemahlin
98
Links vom linken Fenster sehen wir eine ältere männliche Figur, die ein
langes Gewand trägt, einen Turban auf dem Kopf hat und den Zeigefinger mahnend
hebt. Darunter liegt in einem Rundbogen ein Kleeblatt. Unter dem Reichsadler
ist der verbleibende Raum mit einer Blattpflanze in einer großen Vase,
unterhalb eines Rundbogens, ausgefüllt. Rechts vom rechten Fenster sehen wir
noch das Gleichnis Von dem pharsäer und offnen sünder luce 18. In einer gewölbten
Kirche kniet der gut gekleidete Pharisäer demonstrativ vor einem gotischen
Flügelaltar, in dessen Schrein eine Kreuzigung und im Gesprenge eine
Figur zu erkennen ist. Der bescheidene, reuige Zöllner bleibt in einiger Entfernung
vom Altar stehen und hebt in einer verzweiflungsvollen Geste die Arme.
Zwischen Erdgeschoss und erstem Stock erscheint an dieser Wandfläche
folgender Spruch: Als Man Zelt Nach Der Gepurt Jesu Christi MDXLVII den
XII. tag may. Das könnte das Datum der Entstehung der Sgraffiti sein, also der
12. Mai 1547. Darunter sehen wir links über dem Portal Kaiser Ferdinand I. mit
dem Wappen von Österreich-Kastilien (dieses soll aber ein Produkt der letzten
Restaurierung sein) und rechts über dem Portal seine Gemahlin Anna mit dem
ungarischen Wappen. Dazwischen liegen verschlungene Blattranken. In der Literatur
erwähnte Inschriften sind nicht mehr vorhanden. Rechts vom Portal befinden
sich zwei von Pilastern und Rundbögen eingerahmte Felder. Beide zeigen
keine Darstellungen mehr, im Spruchband auf dem rechten Feld steht marcus
curtius.
Das Eggenburger Haus besticht durch die Vornehmheit seines Charakters
und die schönen scheinarchitektonischen Rahmungen, die die Darstellungen
umgeben.
Quellen: 12, 24, 25, 51, 52, 79, 82, 128, 133, 136, 141, 142, 147, 193, 214, 222, 230, Auskunft
des Stadtarchivs Zwettl
Eggenburg (NÖ/Bez. Horn), Hauptplatz 2 (Abb. 80-82)
Ehemals Gasthof Goldenes Lamm. Sgraffitofassade um 1572, 1964 von Peyscha
restauriert, steht lagebedingt ganz im Schatten des Nebenhauses Hauptplatz 1.
Scheinarchitektur (Pilaster mit groteskem Schmuck und Gesimse im
Obergeschoss), Zopfverzierungen mit Blättern um das Portal, in den Pilastern
und zwischen den Fenstern. Auch Schachbrettmuster und senkrechte schraffierte
Bänder. Zwei figurale Darstellungen im Obergeschoss: Links männliche Figur
in Renaissancetracht mit breitkrempigem Hut (wird als Sämann gedeutet) und
rechts eine Figur, die mehrere Kessel am Feuer versorgt (Kochszene). Flammen
lodern und Rauch steigt auf. Drei andere Figuren schauen zu (nur mehr schlecht
auszumachen). Im Feld rechts vom Portal Fragment: Ein Kopf mit Mütze noch
gut erkennbar, zwei weitere Köpfe zu erahnen. Darüber Rest eines Spruches
(leider unleserlich). Wahrscheinlich einstmals reichhaltigeres Programm. Farbtöne
weiß und gelb. Spruch über dem Portal: Nach Der Gepurt Jesu Christi Das
MD.. Jar. Darunter podestartige Verzierung mit Schachbrettmuster, sowie Halbkreis-
und Punktmotive. An den Kanten des Untergeschosses Quaderung in
Briefform.
99
Abb. 80: Eggenburg, Hauptplatz 2, Gesamtansicht
Abb. 81: Eggenburg, Hauptplatz 2, Der Sämann
100
Abb. 82: Eggenburg, Hauptplatz 2, Kochszene
Quellen: 25, 51, 52, 79, 133, 136
Gmünd (NÖ), Stadtplatz 33 (Abb. 83-89)
Abb. 83: Gmünd, Stadtplatz 33, Gesamtansicht
Zwei mittelalterlichen Giebeln wurde eine Zinnenmauer vorgeblendet. Die
Sgraffiti dürften um 1570/80 unter dem Besitzer Caspar Bardsch (auch Kaspar
Patsch) entstanden sein. Dieser kam aus Landshut in Bayern und dürfte im Zuge
der Reformation von dort in das damals freiere Niederösterreich ausgewandert
sein. Ähnlichkeiten des Hauses mit den Sgraffitohäusern in Weitra, Retz und
101
einem Haus in Slavonice, sowohl thematisch (viele Darstellungen und Sprü che
sind in Retz praktisch identisch wiederzufinden), als auch stilistisch (besonders
das Rollwerk) sind unübersehbar. Gmünd war im 16. Jahrhundert protestantisch.
Die Archivalien gingen schon vor 1673 verloren. Das Haus wurde 1675 nach
einem Brand barockisiert. Wiederentdeckung der Sgraffiti im 20. Jahrhundert.
Erste Restaurierung 1951, damals wurden Leerstellen neutral behandelt. Bei der
zweiten Restaurierung 1967 wurde das meiste nach den bekannten Vorbildern
(Illustrationen zu Ovids Goldenem Zeitalter des Virgil Solis mit den Versen des
Johann Posthius und alttestamentarische Szenen des Virgil Solis zu einer 1560
in Frankfurt erschienenen Lutherbibel) rekonstruiert, sodass heute nur mehr
etwa 30% original erhalten sind. Im Original hat jede Ovid-Illustration vier lateinische
und vier deutsche Verse. Der Gmünder Künstler ließ die Verse weg.
Letzte Restaurierung 2008.
Abb. 84: Gmünd, Stadtplatz 33, Giebel links
Abb. 85: Gmünd, Stadtplatz 33, Giebel rechts
102
An den beiden Kanten des Hauses, sowie um alle Öffnungen, also auch
um die beiden ovalen Giebelfenster und die länglich abgerundete Öffnung zwischen
den Giebeln, findet sich besonders schönes Rollwerk mit vielen Blättern
und Voluten. Über der ersten Darstellung links oben steht Lycaon in Lupum
(Lykaon in einen Wolf). In einer Säulenhalle links steht offenbar Zeus, vor ihm
liegt auf einer Tafel die geschlachtete Geisel. Lykaon flieht nach rechts, sein
Kopf hat bereits Wolfsgestalt.
Das zweite Bild zeigt Atlas in Montem sui Nominis (Atlas in einen Berg
seines Namens). Vor einer Stadtmauer mit rundbogigem Tor, wo kleine Gestalten
zu sehen sind, reitet Perseus auf dem Pegasus. Atlas, ein bärtiger alter Mann
mit Kappe, steht rechts hoch aufgerichtet und kann sich scheinbar schon nicht
mehr bewegen.
Die nächste Darstellung ist Aeneae pietas in parentem (die Fürsorge des
Äneas für seinen Vater). Äneas, ein sehr wohlgestalteter junger Mann, trägt seinen
alten Vater Anchises auf den Schultern aus der brennenden Stadt Troja. Im
Hintergrund ist das Meer zu sehen. Der in der Sage vorkommende Sohn des
Äneas fehlt.
Das Bild ganz rechts ist Acteon in cervum (Acteus in einen Hirsch) betitelt.
Links baden in einem steinernen Becken, dessen Abfluss als Kopfplastik
gestaltet ist, die drei nackten Göttinnen. Ein Gewand hängt über den Beckenrand.
Acteus steht rechts davon, sein Kopf hat Hirschgestalt. Seine beiden Jagdhunde,
die ihn später töten werden, beobachten den Vorgang.
Oberhalb der Fenster des ersten Stocks erstreckt sich eine Darstellung
über die gesamte Breitseite des Hauses. Es könnte sich dabei um die „Kalydonische
Jagd“ handeln. Vor einer quadergefügten Zinnenmauer sind auf der linken
Hälfte des Bildes viele Reiter auf zum Teil prächtig gezäumten Pferden zu sehen.
Rechts davon sind einige schön gekleidete Männer und Frauen eher auf
eine Plauderei konzentriert als auf die Jagd, jedoch sind alle mit Speeren bewaffnet
und haben zwei Jagdhunde dabei. Ganz rechts tragen vier Jäger ein erlegtes
Tier (wahrscheinlich den in der Sage beschriebenen Eber), ein Bogenschütze,
wohl König Meleacros, steht dabei.
Zwischen den Fenstern des ersten Stocks ist die Geschichte von Samson
wiedergegeben. Auf dem ersten Bild reißt Samson vor dem Hintergrund einer
Ansiedlung bei einem großen Baum dem Löwen die Kiefer auseinander. Samson
würgt ein Löwen grimm / nimpt ein Weib der Philistrin / Sein Redzal (?)
riethens durch Betrug / drumb er dreissig Philister schlug. Im nächsten Bild
schleppt Samson den mächtigen Türflügel des Stadttores von Hebron. Samson
stund auf zur Nacht / ergriff beid Tür der stadt Tor / trug sie hinauff auf die
Höhe / des Bergs für Hebron. Auf dem dritten Bild bringt Samson den Palast
zum Einsturz. Samson die zwei Seulen fället / auf welche das Haus gesezt Und /
neigt sich kraeftiglich Da fiel / das Hauss auf die ni rnun all volk. Die Darstellung
ganz rechts zeigt den Tod des Samson. Dalilah steht bei ihm. Durch ein
hur betrogn het in sein Macht auszogn ward geblendt namb höllisch Endt. Der
103
Streifen zwischen den Geschossen trägt in großen Lettern die neue Inschrift
Fichtenbauer Fleischerei und in einem neuen Rollwerkrahmen JOHANN GRUBER
Fleischhauer u. Selcher.
Abb. 86: Gmünd, Stadtplatz 33, Reiterzug und Samson
Im Erdgeschoss ist das schöne Rundbogenportal mit kunstvollem Rollwerk umgeben.
Darüber findet sich der Spruch: Das Haus eß stett in Gottes Handt / bey
dem Caspar Badsch ist es genandt / Von Landshut in schonig (schön) bayr
landt. Links und rechts vom Portal finden sich Handwerkszeichen (Beil und
Schuh) in Rundmedaillons mit Rollwerk- und Blattverzierungen. Beim linken
steht der Name Lorenz Bardsch.
Abb. 87: Gmünd, Stadtplatz 33, Ikarus
Rechts neben dem Portal ein schmales Bild, auf dem ein blonder Knabe (Ikarus)
mit dem Kopf voran vom Himmel fällt. Die Flügel versehen ihre Funktion nicht
mehr. Ikarus fällt und ertrinkt Verwegenheit groß schaden bringt. Rechts davon
ersticht Medea mit entschlossenem Blick ihr nacktes Kindlein, das die Arme
104
hochreißt. Medea Jasons Hoff anzündt / sammt seiner braut ni r selbs kindt /
Erstach sie Ein bösser anfang / hatt alweg ein bössen ausgang. Ganz rechts
wieder ein schmales Bild: Herkules steht nackt mitten in brennenden Holzscheiten.
Hercules verbrant an dem kleid welches im sein weib het gschickt zur
freit.
Abb. 88: Gmünd, Stadtplatz 33, Medea
Abb. 89: Gmünd, Stadtplatz 33, Tod des Herkules
105
Durch die noch erhaltene Zinnenmauer wirkt das Gmünder Haus besonders
attraktiv. Die Tatsache, dass die Attika bei anderen Sgraffitohäusern verloren
gegangen und die Abbildungen dort teilweise abgeschnitten sind (Eggenburg
platzseitig, Langenlois, Weitra), verstärkt seinen Wert.
Quellen: 51, 52, 64, 72, 79, 128, 133, 136, 142, 146, 159, 181, 182, 201, 202, 214, 230, 250,
258, Gmünder Zeitung 28.9.1989
Graz (Steiermark), Bürgergasse 4 (Abb. 90-99)
1577 als Palais Lengheimb erbaut. Adam von Lengheimb (gest. 1585) war „Rat
Erzherzog Karls von Innerösterreich und Kriegszahlmeister der Windischen und
Petrianischen Grenze.“ Vor einigen Jahren wurden die Sgraffiti im Arkadenhof
(1577 datiert) freigelegt. Sie zeigen keine biblischen oder antiken Szenen, sondern
Jagd- und Kriegsszenen (Bezug zu den Türkenkriegen durch die Funktion
Lengheimbs erklärbar), gemischt mit volksnahen Begebenheiten, sowie grotesken
Arrangements. Dazu kommt eine Ansicht von Graz. Wiltraud Resch schließt
auf zwei verschiedene Künstler, da die Grotesken und Friese vom künstlerischen
Niveau die szenischen Darstellungen bei weitem überragen. Der dreigeschossige
Arkadenhof hat an zwei Seiten Arkaden, und zwar an der Längsseite einmal fünf
Bögen und an der Breitseite einmal zwei Bögen.
Abb. 90: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Gesamtansicht
106
Plan 3: Graz, Bürgergasse 4
Im Erdgeschoss laufen sowohl entlang der Bögen der Längsseite, als auch
unterhalb der Bilder dichte, fleischige Blattgirlanden. An den zwei Bögen der
Schmalseite sind es Eierstab, Rundbogenfries und Ornamente. Die quasi Säulenbasen
für die Arkaden bilden Diamantquader. In den Zwickeln sind folgende
Motive zu sehen (von links beginnend): Spielende Kinder mit einem Hund, ein
Bauer mit geschulterter Sense geht offenbar aufs Feld. / Leerer Zwickel. / Spielende
Mädchen halten groteske Tiere am Schwanz. Darüber die Jahreszahl 1577,
aus der rechts und links zwei weibliche Halbfiguren waagrecht herauswachsen.
Unter den Mädchen vasenartige Verzierung mit Gesichtsmaske, darunter kleine
Figur. / Eine Maus und ein Vogel in türkischen Gewändern kämpfen mit
Krummsäbeln. Links ein Schwein, rechts eine Katze. Unten wieder die Vase und
die kleine Figur. / Spielende Kinder (Rest). / Geflügelter Drache.
107
Abb. 91: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Figuren
Abb. 92: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, kämpfende Mäuse
Abb. 93: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, geflügelter Drache
In den fünf Feldern oberhalb der Erdgeschossbögen der Längsseite: Fragment
(der rechte Teil nicht zu erkennen). Links Bäume, in der Mitte Darstellung des
108
Grazer Schlossberges, Uhrturm und „Lisl“ zu erkennen / Burgartige Befestigung,
ein Weg führt zu einem rundbogigen Tor / Blumen mit schön geschwungenen
Ranken, Sonnensymbol, Meeresjungfrau / Hügel mit weidenden Schafen,
rechts wird eine Stadt mit Kanonen beschossen / Fragment (Kanonen auf Rädern,
in der Mitte möglicherweise wieder eine Stadt, rechts Landschaft).
Die Bögen des ersten Obergeschosses sind mit Eierstab und parallelen Linien
verziert. Die Säulenbasen bilden Flächen mit Figuren, der waagrechte Fries
unter den Bildern ist zerstört. Im linksten Zwickel findet sich eine männliche
Halbfigur mit Lorbeerkranz (römischer Kaiser, Resch verweist auf das Imperatorenrelief
am Haus Burggasse 3), dann ein nicht mehr zu identifizierendes
Fragment und anschließend drei männliche Portraits mit Lorbeerkranz auf mit
Köpfen verzierten Konsolen. Der Zwickel im Eck zeigt einen geflügelten Drachen.
Abb. 94: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, römischer Kaiser
Die Felder über den Bögen zeigen folgende Motive: Links Reste von Gebäuden,
rechts Tanzszene im Grünen, zwei sitzende Musiker spielen auf, etliche Paare
tanzen / Stadt mit einer dreischiffigen Kirche oder Moschee, in der Landschaft
rechts Pferde und Hunde / Drei Kraniche, einer davon sitzt links auf einem Felsen.
Rechts zwischen Bäumen ein Gebäude, das an einen indischen Pavillon erinnert.
/ Links steht eine Figur mit Speer auf alten Gewölben, rechts im Wald
haben Jäger und Hunde ein Wildschwein oder einen Bären in die Enge getrieben.
/ Links ein Turm, in der Mitte eine Burg, rechts zwischen Bäumen ein Reiter,
der auf die Burg zureitet. / Die beiden Felder über den Bögen der Schmalseite
sind in diesem Geschoss mit grotesken Arrangements mit Blattranken und
Mischwesen ausgefüllt. In den darunter liegenden Zwickeln ein Drache und ein
Reiter.
109
Abb. 95: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Jagd
Von den Darstellungen des zweiten Obergeschosses sind nur mehr Reste in vier
Bogenzwickeln erhalten: Beine von zwei Figuren (wahrscheinlich Putten) /
Blumenfragment / Vase mit zwei Putten / undeutbares Fragment. Die Bögen
sind mit Kreis-, Blumen- und Quadratmotiven verziert.
Abb. 96: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Bogen
Die Darstellungen und auch das Fehlen von Sprüchen lassen den Schluss zu,
dass hier kein humanistisch-reformatorisches Programm vorliegt, sondern ein
verspieltes südländisches Arrangement mit eventuellen lokalhistorischen Bezügen.
110
Abb. 97: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Landschaft mit Pavillon
Abb. 98: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Landschaft mit Reiter
Abb. 99: Graz, Bürgergasse 4, Innenhof, Fries
Quellen: 36, 192, 193, 210
Horn (NÖ), Kirchenplatz 3 (Abb. 100-109)
Das stattliche Gebäude ist wohl in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts aus
zwei Althäusern entstanden. Das Wappen des damaligen Besitzers Veit Albrecht
von Puchheim (er war Protestant und verbreitete mittels einer Druckerei in
Wildberg Traktate) ist zusammen mit dem Wappen seiner zweiten Frau Helena
von Roggendorf und dem seiner Mutter Anna von Seeberg mit der Jahreszahl
1583 an der Fassade erhalten. Veit Albrecht starb bereits ein Jahr später und das
111
Haus ging in den Besitz seines Bruders Veit Dietrich über. 1767 kam die Attika
(auf ihr stehen Vasen und zwei Figuren, die Gerechtigkeit und Stärke verkörpern)
mit dem Dreiecksgiebel und den vier stützenden Riesenpilastern dazu. Das
Gebäude war von 1767 bis 1850 Rathaus und Schule, wurde dann Bezirkshauptmannschaft
und Bezirksgericht. 1899 entdeckte Professor Ignaz Pölzl bei
Verputzarbeiten Sgraffiti. (Professor Pölzl erwarb sich dann große Verdienste
bei der Entzifferung der Inschriftfragmente). Daraufhin kam es ein Jahr später
zur Freilegung und ersten Restaurierung durch Ignaz Schönbrunner, die 1905
abgeschlossen war. Die Rahmung wurde damals großteils ergänzt; die beiden
mittleren Riesenpilaster entfernt. Nach 1905 wurden zwischen den Fenstern des
zweiten Stocks willkürlich Ornamente angebracht. Besonders absurd erschien
die Verzierung der beiden verbliebenen barocken Riesenpilaster (links zwei und
rechts ein senkrechter Groteskenstreifen). Auch wurden rechts unten drei neue
Bilder eingefügt, die heute verschwunden sind, links unten kamen Sündenfall
und Kreuzigung dazu (letztere heute angedeutet). F. Weninger entfernte 1937
diese Ergänzungen; damals wurde auch der Dreiecksgiebel abgebrochen (er
zeigte das Relief eines hornblasenden Genius) und die Pilaster entfernt, unter
denen die Darstellungen von Sommer und Herbst zutage kamen. (Frühling und
Winter wurden wohl durch die Nachbarhäuser an den Seitenfronten verdeckt).
1957 waren Sicherungsarbeiten am Haus nötig, die Carl Hermann aus Gmünd
durchführte. Ludwig Peyscha führte 1962 und 1972 Restaurierungen durch,
doch nahm das Haus durch den Abbruch des Nachbargebäudes 1975 wieder
Schaden. Damals wurde sichtbar, dass die Sgraffiti sich auf die Seitenfront fortsetzten,
eine Erhaltung dieser Flächen war aber nicht möglich. 1978 begann Robert
Herfert mit einer Rekonstruktion und zwar in einer Weise, dass das Denkmalamt
einschritt und das Unterfangen stoppte. Es war aber bis auf ganz weniges
bereits alles Originale zerstört. Die verbliebenen Originale wurden abgenommen
und ins Museum gebracht. An der Fassade wurden Abpausungen angefertigt.
Das Horner Haus gibt heute ein gutes Bild von der ursprünglichen Komposition,
was seinen Wert außer Frage stellt, jedoch ist bei den Details praktisch
nichts mehr so, wie es einmal war. Besonders die Verstümmelung der Sprüche
von der Unleserlichkeit bis hin zur Unsinnigkeit gibt Anlass zu Ärgernis, denn
sie wäre leicht vermeidbar gewesen.
Die Vorlagen zu den Darstellungen waren Stiche von Justus Amman und
Johann Bocksberger. Die Lebensalter sind wie in Retz und Weitra dem Monogrammisten
I. R. nachempfunden, auch wenn in manchen Literaturstellen Virgil
Solis angegeben ist. Bei den Planetendarstellungen ist ein Bezug zu Burgkmair
heute nicht mehr feststellbar. Die Figur der Fortuna ist einem „Stamm- und Gesellenbuch“
des 16. Jahrhunderts entnommen. Die Kombination von Planeten
und Sternkreiszeichen findet sich am Sgraffitohaus in Eggenburg in ähnlicher
Form.
112
Plan 4: Horn, Kirchenplatz 3
113
Abb. 100: Horn, Kirchenplatz 3, alte Ansicht
Abb. 101: Horn, Kirchenplatz 3, heutiges Erscheinungsbild
Oberhalb der Fenster des zweiten Stocks sind in eingerahmten Feldern, die sich
nach unten verbreitern, und die unten rechts und links meist kleine Gebäude auf
Hügeln zeigen, verschiedene allegorische Figuren zu sehen. Ganz links der
Summer als fleißiger Bauer mit Sense und Sichel. Ein in der Luft schwebender
Skorpion wird Teil eines Tierkreiszyklus sein. Unterhalb Feld mit dem Spruch:
Schau der Summer……Ich mach dz grass und……und eine geometrische Verzierung.
Im nächsten Feld steht in einem Rollwerkemblem eine schöne Frau mit
einem wallenden, dünnen Kleid. Sie hält in der rechten Hand ein Buch und in
114
der linken einen Zweig (Irmgard Hradecky denkt dabei an potenzfördernde
Kräuter wie Sellerie oder Liebstöckel). Die Inschrift belehrt uns über ihre Identität:
COCVBISCECIA (die Begehrlichkeit, wobei die fehlenden „N“ wieder
einmal durch waagrechte Striche auf den vorhergehenden Buchstaben markiert
sind). Das Emblem ist mandorlaartig und die Frau steht auf einer Weltkugel mit
Schlange. Sollte hier eine Verhöhnung oder zumindest ein Widerpart der heiligen
Maria gemeint sein? Unterhalb, also links vom darunter liegenden Fenster
zeigt sich noch ein winziger Bildrest.
Abb. 102: Horn, Kirchenplatz 3, Giebel rechts
Die folgenden Figuren sind allesamt von wolkenartigen Verzierungen umgeben.
Da ist zunächst Saturnus, der gerade eines seiner Kinder, noch ein kleines Baby,
am Bein hält und verschlingen will. Eine Ziege schaut zu ihm auf, während ein
sitzender Hirte mit Stab das Geschehen nicht zur Kenntnis nimmt (diese Figuren
werden auch als die Tierkreiszeichen Steinbock und Wassermann gedeutet).
Zwischen Saturn und dem Baby sehen wir noch einen kleinen Kreis mit aufgesetztem
Kreuz, Symbol für die Erde.
Rechts von ihm erscheint Jupiter in prächtigem Gewand mit einem Speer.
Ein kleiner geflügelter Knabe mit Pfeil und Bogen spielt zu seinen Füßen (der
Schütze des Tierkreises), neben diesem sind zwei Fische zu sehen. Jupiters
Symbol, das einem Vierer, bei dem der kleine senkrechte Balken gekrümmt ist,
ähnelt, steht für die Vernunft.
Auf Jupiter folgt Mars, ein bärtiger Mann mit Helm. Das Tier hinter ihm
könnte ein Widder sein. Als sein Symbol erscheint ein Kreis mit nach unten zeigendem
Pfeil. Es steht für das Männliche (normalerweise zeigt der Pfeil nach
rechts oben).
Der Sonnengott, hier als Son bezeichnet, hat, wie alle anderen Figuren
auch, einen wehenden Umhang. Er trägt eine Krone und hält eine kleine Sonne
(mit Gesicht) und ein Szepter in den Händen. Neben ihm befindet sich noch ein
Kreis mit einem Punkt in der Mitte, Symbol für das Bewusste. Zu seinen Füßen
steht ein recht gutmütig dreinschauender Löwe.
115
Venus mit entblößten Brüsten hält interessanterweise auch einen Speer.
Auf ihrer Schulter sitzt der kleine Amorknabe und das beigestellte Tier dürfte
ein etwas zu klein geratener Stier sein. Ihr Symbol, ein Kreis mit unterhalb angebrachtem
Kreuz, steht für das Weibliche und ist allgemein bekannt.
Rechts von Venus hält Mercurius mehrere Geldbeutel (wohl als Patron
der Kaufleute) und einen Stab, um dessen Schaft sich Schleifen schlingen, die
einen „Achter“ bilden. Der Vogel oben ist vielleicht ein Hahn. Zu seinen Füßen
schauen zwei Köpfe aus dem Wolkenmeer heraus, Hradecky hält sie für eine
Kombination der Sternkreiszeichen Jungfrau und Zwillinge, die hier also in origineller
Weise verschmolzen wären. Merkurs Symbol ähnelt dem der Venus, nur
ist der Kreis ausgefüllt und ein Halbkreisbogen sitzt ihm oben noch auf. Es steht
für den Verstand.
Die letzte antike Figur ist Diana, die Göttin der Jagd, die hier aber auch
für den Mond steht, denn ihrem Haar ist eine Mondsichel aufgesteckt. Sie trägt
ein langes Gewand, hält einen Speer und eine Kugel, der konzentrische Kreise
eingeritzt sind. Hradecky hält sie für das Gehäuse eines Einsiedlerkrebses, sodass
hier das Sternzeichen des Krebses dargestellt wird. Ein Jagdhund läuft zu
Füßen Dianas. Das ansonsten dem Mond beigegebene Sternzeichen der Waage
fehlt.
Ganz rechts sehen wir noch, diesmal nicht von Wolken umrahmt, einen
Mann mit Wanderstab, Hut und einem Früchtekorb auf dem Rücken. Es ist der
Herbst.
Abb. 103: Horn, Kirchenplatz 3, Fabeln (alter Zustand)
Zwischen den Fenstern des zweiten Stocks wurden bei der ersten Renovierung
ornamentale Verzierungen, auf den Rat des Wiener Baurates Wachtler, angebracht,
die inzwischen aber wieder entfernt worden sind. Reste von zwei bildlichen
Darstellungen, über deren Thematik leider nichts gesagt werden kann, gin116
gen verloren, ebenso „kärgliche Reste von Buchstaben, von welchen keine
Deutung zu erhoffen war“. Geblieben ist unterhalb des Sonnengottes ein kleines
rechteckiges Feld mit bescheiden verziertem Rahmen. Darin steht: Renovatum
anno Domini MCM. Hier wurde bei der ersten Renovierung das Wappen der
Stadt Horn angebracht, inzwischen aber wieder entfernt.
Abb. 104: Horn, Kirchenplatz 3, Lebensalter, Wappen
Abb. 105: Horn, Kirchenplatz 3, Lebensalter (100 Jahre) und Fabeln
Die Kanten des Hauses sind vom ersten Obergeschoss bis hin zum Erdgeschoss
mit feinen senkrechten Groteskenstreifen geschmückt, die Vasen, Blätter und
menschliche Köpfe zeigen. (Darunter wurde eine ältere Schicht gefunden, die
einfache Linienornamente zeigte). Oberhalb der Fenster des ersten Stockes beginnt
links die Darstellung der Lebensalter. Die Darstellungen ähneln denen von
Retz und Weitra, die Sprüche sind allerdings weggelassen. Zwischen den einzelnen
Bildchen befinden sich zarte Säulchen mit verzierten Basen und hübschen
Kapitellen. Zehen Jar ein Kind: Das Kind reitet auf einem Steckenpferd
und gibt diesem die Peitsche. Links von ihm stellt sich ein zierlicher gezeichneter
Ziegenbock (Bock) auf die Hinterbeine. Zwantzig Jar ein Jüngling: Dieser
wirkt durch sein Gewand und besonders durch den Hut gar nicht mehr so jung.
117
Als Tier ist ihm ein relativ großes Kalb zur Seite gestellt. Dreissig Jar ein Man:
Die Figur trägt ein türkisch anmutendes Gewand, zu seinen Füßen lagert ein ox.
Viertzig Jar wolgethan: Der Mann, der einen Stab hebt, wirkt durch die Geste
lebendiger als die beiden vorigen. Sein Tier ist ein etwas zottiger loew. Fünfzig
Jar stille stan: Der Mann mit Kappe und Umhang wirkt bereits alt. Ihm sind
gleich zwei Tiere zur Seite gestellt, nämlich fux und han. Sechtzig Jar gets alter
an: Er trägt einen langen, offenbar kostbaren Mantel und hält einen Geldbeutel.
Ein wolff hat eine Gans im Maul. Siebtzig Jar ein greiß: Die Figur unterscheidet
sich nicht wesentlich von der vorhergehenden. Das zugehörige Tier ist ein großer,
etwas dümmlich wirkender hund. Achtzig Jar nimer weiß: Der Achtzigjährige
geht schon etwas gebückt am Stock. Neben ihm eine eigenartig schleichende
katz. Nüntzig jor der kinder spot: Der Mann mit offenem Mantel geht
auf zwei Krücken gestützt. Ein vorbei laufendes Kind verspottet ihn. Hundert
jar ein Gnad Gott: Vor dem Sitzenden kniet mit erwartungsvollem Ausdruck
der Tod, der eine Sense und eine Sanduhr hält.
Rechts von den Lebensaltern folgen andere Darstellungen. Zunächst eine
Äsopsche Fabel und zwar der Storch mit dem Knoten im Hals, der auch in
Krems (kleines Sgraffitohaus) abgebildet ist. Über ihm ein heute leeres Feld, das
von hübschen Volutenverzierungen eingerahmt ist. Der Spruch ergibt heute keinen
Sinn, war bei der ersten Renovierung schon nicht mehr lesbar und braucht
hier nicht wiedergegeben zu werden.
Daran fügt sich rechts die Darstellung von Job, der von seiner Frau und
Freunden vorwurfsvoll verspottet wird. Er selbst kniet bei einem Torbogen.
Seine beschwichtigende Geste ist fruchtlos. Das Bild wird von zwei mächtigen
Säulen mit schönen Kapitellen und spiralig verlaufenden Verzierungen am
Schaft, sowie einem kleine Bögen bildenden Blattfries eingerahmt. Job wirt
gstraft am Zur Sünd an leib Aber auch verspot vo fründ (Freunden) un weib. vo
geduldige Job.
Abb. 106: Horn, Kirchenplatz 3, Job
Die folgenden Darstellungen zeigen vier Ausschnitte aus dem Leben Josephs.
Ursprünglich waren zwei der Darstellungen „nicht mehr recht erkennbar“. Die
Bilder sind von kannelierten Säulen mit ionisierenden Kapitellen, einfachen
runden Torbögen und einem Fries, der wie auf einer Schnur aufgereihte Perlen
oder Knöpfe zeigt, und der in ähnlicher Form auch in Krems zu finden ist, eingerahmt.
Zunächst bringt Potiphars Weib Josephs Gewand ihrem erstaunt bli118
ckenden Mann. Eine neugierige Frau steht noch dabei. Potiphars weib war Josephold
Beimatl siin halt wolt Das klaid blib u erenta Sie schrie un klagt in
natzwag an Jenesis 39/7. Die Idee des Restaurators, die Worte ineinander fließen
zu lassen, ist wenig originell. Am Sgraffitohaus in Retz ist der Spruch noch
in seiner ursprünglichen Form erhalten. Die nächste Abbildung zeigt die vorangegangene
Szene, wie die Frau Joseph das Gewand (hier ist es nur der Mantel)
vom Leibe reißt und er entflieht. Im Hintergrund befindet sich ein Himmelbett.
Aber er lies das Kleid in irer Hand un flohe und luff zum Hause heraus.
Abb. 107: Horn, Kirchenplatz 3, Joseph, Fabeln
Das nächste Bild zeigt den Pharao, der eine spitze Kopfbedeckung trägt mit seinen
Traumdeutern. Rechts befindet sich eine sehr geschmackvolle Vase mit
Blattpflanze. Da sprach Pharao zum Mir hat ein Troum getroumet und ist niemand
der ihn deuten kann. Das folgende Bild zeigt Joseph in prächtigem Gewand
mit Federhut. Zwei Helfer stehen bei ihm und seine Brüder knien zu beiden
Seiten. Aber Joseph war Regent im Land un verkaufft Getreide allem Volk
Da nu seine Brüder zu im kamen fielen sie for im nider zur Erden.
Ganz rechts in dieser Reihe sehen wir noch einen jüngeren Mann mit
Kappe bei einem Baum stehen. Die fragmentarische Inschrift Ibekam sagt uns
nichts über seine Identität. Laut Literatur zeigte das Bild ursprünglich einen älteren
Mann, der eindeutig als der Fabeldichter Aesopus bezeichnet war und der
auch in Krems etwa an dieser Stelle der Fassade abgebildet ist.
Wenden wir uns nun den Darstellungen zwischen den Fenstern des ersten
Stocks zu. Sie werden oben von dem bereits beschriebenen kleine Bögen bildenden
Blattfries und unten von einem Bogenfries, bei dem jeweils zwei bis vier
kleine konzentrische Halbkreise gebildet werden, begrenzt. Das Bild ganz links
zeigt das Opfer Abrahams. Abraham hat das Schwert bereits gezückt und den
auf einem gemauerten Altar knienden Isaak am Nacken gepackt. Neben dem
Altar steht ein großer Krug. Aus einer Wolke schwebt ein fackeltragender Engel
herbei. Bei drei Bäumen steht ein Widder. Von der Komposition her erkennen
wir Ähnlichkeiten mit der Darstellung in Eggenburg, stilistisch ist klar, dass
hier nichts mehr original ist. Abraham schritt zu nahm den Widder und brachte
ihn statt seines Sohnes zum Brandopfer dar Genesis. Neben dem Knaben steht
Isaak und unter dem Bild findet sich auf einem eingerollten Schriftband ein
119
weiterer Spruch, der zu der nicht mehr vorhandenen darunter liegenden Darstellungen
des Sündenfalls gehört: Gott der Herr gebot dem Menschen von allen
Bäumen des Gartens darfst du essen nur vom Baum der Erkenntnis von Gut und
Böse darfst du nicht essen Gen.
Im nächsten Fensterzwischenraum finden sich die drei eingangs beschriebenen
Wappen, die in Rundmedaillons platziert sind und von Rüstungen und
Bändern flankiert werden. In der Mitte oben das Wappen des Albrecht von
Puchheim, bei dem die zweimal drei Heugarben durch die unsachgemäße Rekonstruktion
in Trinkbecher verwandelt wurden. Die anderen beiden Wappen
unterhalb zeigen ein Sternmotiv (links = Wappen der Anna von Seeberg), bzw.
zweimal eine Mauer mit Sternmotiv und einen springenden Löwen (rechts =
Rogendorfsches Wappen). Das obere Rundmedaillon wird von zwei Frauengestalten
flankiert. Links in langem Gewand mit szepterartigem Stab und Buch die
FORTITUDO (Stärke), rechts mit Krone, Stab und Waage die IVSTITIA (Gerechtigkeit).
Eingerahmt wird das ganze Feld von zwei grotesken Girlanden, die
in Vasen mit Löwenpranken stehen.
Die folgende Darstellung zeigt eine nackte Frau, die einen wehenden
Schleier hält und auf einer geflügelten Weltkugel durch das Universum schwebt.
Es ist FORTVNA (das Glück). Über ihr ein verstümmelter Spruch: Das Glük
……(ursprünglich genau entziffert). Der Spruch unterhalb in schöner Rollwerkkartusche
ist heute ebenfalls unleserliche Fantasie. Er soll früher gelautet haben:
Passibus ambiguis Fortuna volubilis errat et manet in nullo certa tenaque loco.
(Das Glück irrt unbeständig mit schwankenden Schritten und bleibt an keinem
Platz zuverlässig und dauerhaft).
Ab diesem Bild verläuft unterhalb der Darstellungen ein eigenartiger
waagrechter Fries, der aus symmetrischen sechsteiligen Elementen (stilisierte
Blätter) gebildet wird. Früher waren es fünfteilige Blätter, deren Stiel abwechselnd
einmal nach oben und einmal nach unten zeigte. In jedem Feld befinden
sich nun mehrere kleine Bilder, die Äsopsche Fabeln zeigen. Zunächst vier
kleine Abbildungen: Oben links hält ein auf einer Tonne als Richter sitzender
Aff eine Rede zu wolf und fux. Dazu der Spruch: Welcher in untreu erfunde wiert
der bleibet olweg in argwo ob er gleich war sagt. (Bedeutet, dass einem Lügner
nicht geglaubt wird, sollte er auch sogar einmal die Wahrheit sagen). Das rechte
Bildchen oben durch Fenstereinbau abgeschnitten. Wir sehen den fux und der
zweite Name Rab sagt uns, dass es sich um die Fabel vom Raben und dem
Fuchs handelt. Auch der Spruch, der am großen Sgraffitohaus in Krems vollständig
vorliegt, ist abgeschnitten: Diese fabel … .schmaich … (Abgesehen davon,
dass hier die Eitelkeit des Menschen angeprangert wird, steckt auch die Parabel
dahinter, dass der Teufel, hier in der Gestalt des Fuchses, dem Menschen
die Tugenden raubt). Unten links sehen wir eine Frau mit Kind. Der heute fehlende
Spruch konnte auch auf einer alten Aufnahme nicht identifiziert werden.
Am rechten unteren Bildchen sehen wir einen Mann, dessen Kleidung ein wenig
orientalisch anmutet. Die Minibilder sind so wie die Lebensalter durch entzü120
ckende kleine Säulchen voneinander getrennt. Die Säulchen sind kanneliert, haben
verzierte Basen und hübsche Kapitelle.
Abb. 108: Horn, Kirchenplatz 3, Fabeln
Der nächste schmale Fensterzwischenraum zeigt oben einen Stier und ein Kalb
vor einem Torbogen. In der Fabel konnte der Stier wegen der Breite seiner Hörner
zunächst nicht durch den Torbogen durch. Das Kalb gab ihm gute Ratschläge,
erntete dafür aber das Missfallen des Stieres. Der Spruch sagt: Diese Fabel
zielt auf den der den Gelehrten lehren will. Darunter erscheint eine orientalisch
gekleidete Frau mit einem Pfau hinter einer Säule.
Der folgende Fensterzwischenraum ist wieder sehr schmal. Oben ist ein
gezäumter Hengst abgebildet, daneben befindet sich ein schöner senkrechter
Groteskenstreifen. Der Spruch unterhalb ist wieder zur Unkenntlichkeit verstümmelt
worden, es handelt sich aber offenbar um das bei Äsop beschriebene
Rennpferd, das an einen Müller verkauft wurde und nun niedrige Dienste tun
musste. Das widerspruchslose Sich-Fügen des Menschen in sein von Gott auferlegtes
Schicksal soll hier zum Ausdruck gebracht werden. Das Bildchen unterhalb
links zeigt eine spinnende Frau, bei der ein Adler sitzt, während auf dem
rechten Bildchen eine etwas zerzauste Eule erscheint. Früher soll die Göttin
Athene bei ihr zu sehen gewesen sein, deren Name noch zu identifizieren ist.
Sprüche wie oben.
Der kleine Zwischenraum rechts vom letzten Fenster zeigt oben einen
Hund, der offenbar eine Beute im Maul trägt. Es ist der in der Fabel vorkommende
Hund, der sein Spiegelbild im Wasser sah, einen anderen Hund mit Beute
im Maul zu erblicken glaubte, nach dieser schnappte und so seine eigene Beute
im Wasser verlor. Hier wird also Neid und Habgier angeprangert, bzw. Genügsamkeit
und Zufriedenheit gepredigt. Über den (unleserlichen) Spruch sei der
121
Mantel des Schweigens gebreitet. Darunter sehen wir eine bei einem Altar
kniende betende (weibliche?) Figur, deren Identität offen bleibt.
Wir kommen nun zur Bildreihe zwischen Erdgeschoss und erstem Stock.
Da die linken Bilder alle Neuschöpfungen waren, erscheint es in Ordnung, dass
sie nicht rekonstruiert wurden. Geringe Reste waren vor der ersten Restaurierung
vorhanden, doch wurden vier Bilder „in freier Conception von Herrn
Schönbrunner“ geschaffen, weil die Gemeinde Horn „etwas möglichst Vollständiges“
wünschte. Anstelle des Sündenfalls erscheint jetzt ganz links zwischen
Säulchen die Inschrift: Freigelegt 1900, restaurirt 1904 Fr. Weninger – 1937,
1962. Rekonstruktion 1979 R. Herfert. Rechts davon sind von der ehemaligen
Kreuzigungsdarstellung nur mehr Umrisse von Christus, Maria und Johannes zu
sehen. Auch vom nächsten Bild „Christus in der Vorhölle“ sind nur mehr der
Arm des Auferstandenen, der eine Fahne hält, sowie Reste einer sitzenden Figur
links zu sehen. Die Darstellung der apokalyptischen Reiter ist gänzlich verschwunden,
nur die einrahmenden Säulchen sind noch da. Unter dem nächsten
Fenster erscheint eine Rollwerkkartusche (nur die Umrisse gezeichnet), in der
ein geometrisches Symbol von einem „Z“ durchkreuzt wird. Laut P. F. Endl
handelt es sich um ein Hauszeichen. Das geometrische Symbol hatte ursprünglich
die Form eines stilisierten Kelches und das Z könnte auch als 2 gedeutet
werden (Hinweis auf das Abendmahl in beiderlei Gestalt?).
Auf der rechten Fassadenseite haben sich in dieser Zeile einige senkrechte
Groteskenstreifen (teils mit Kopfkonsole), sowie zwei Abbildungen erhalten.
Das linke dieser Bilder zeigt zwei Männer, von denen der linke jüngere eine Hacke
hält und der rechte ältere die Arme hebt und ihn möglicherweise von einer
unüberlegten Handlung abbringen will. Der Spruchrest soll früher beweiset dass
er nach sein Tod gelautet haben.
Abb. 109: Horn, Kirchenplatz 3, Fabel von zwei Männern
Ganz rechts ist offenbar die bekannte Fabel vom Fuchs mit den sauren Trauben
dargestellt, auch wenn heute marder dabei steht. Auf dem oberen Spruchfeld ist
noch das Wort füxlein zu identifizieren. Darunter hält ein bekleideter Aff einen
Apfel. Er trägt eine Kappe und symbolisiert möglicherweise das Böse.
122
Eine alte Fotografie zeigt im Erdgeschoss waagrechte Ornamentstreifen,
die als Restaurierungsprodukte von 1905 wieder entfernt wurden. Zwei hier
vorhandene Darstellungen konnten nicht gerettet werden. Die eine zeigte eine
Frau mit zwei Krügen, die andere einen auf einer Bank ruhenden Mann, bei dem
zwei andere Männer standen. Die Spruchbänder waren unkenntlich.
Trotz furchtbarer, nicht wieder gut zu machender Eingriffe stellt das Horner
Haus eine unglaubliche Bereicherung der Waldviertler Sgraffitolandschaft
dar.
Quellen: 5, 6, 10, 51, 52, 64, 72, 77, 79, 115, 128, 133, 136, 142, 146, 159, 192, 194, 214,
215, 222, 230, 244, 259
Krems (NÖ), Margarethenstraße 5 (Abb. 110-122)
Abb. 110: Krems, Margarethenstraße 5, Gesamtansicht
Sogenanntes großes Sgraffitohaus. An der Gabelung der beiden steilen Straßenzüge
Margarethenstraße und Althangasse gelegen. Aus mehreren Häusern zusammengewachsen
und im Kern mittelalterlich, wie an 1472 datierten Fresken
123
innen zu erkennen ist. Der Handelsherr Hans Track (Drackh), der 1561 Stadtrichter
war, ließ den Bau verändern und mit den Sgraffiti schmücken. Wahrscheinlich
war dies der am 9. August 1554 von Hans von Brugg (auch Pruch,
Pruck oder Brügge kommen in der Literatur vor, obwohl er ein Einheimischer
war) übernommene, aber nicht näher bezeichnete Auftrag. Die Szenen in der
Althangasse blieben stets sichtbar, jene in der Margarethenstraße wurden erst
1925 wieder entdeckt. Erste Restaurierung 1927 durch Ferdinand Heilmann.
1990 neuerliche Restaurierung durch Rudolfine Seeber. Damals wurden wieder
blassere, dem Original näher kommende Farbtöne (Sand/Kalk-Mörtel ohne
Holzkohlezusatz) verwendet, was leider zur Folge hatte, dass die Darstellungen
bedingt durch die schwierigen Lichtverhältnisse in der schmalen Margarethenstraße
jetzt schlechter zu sehen sind. Die Mauer in der Margarethenstraße, die
sich geneigt hatte, wurde damals mit Klebeankern und Stahlschließen stabilisiert.
Dass die Sgraffiti diese Aktion unbeschadet überstanden, war eine echte
Meisterleistung. Letzte Restaurierung der Schauseite Althangasse im Jahre
2007.
Vorbilder der Herrscherdarstellungen sind Radierungen Augustin Hirschvogels
zum „Rerum Moscoviticarum commentarii“ des Sigmund Freiherr von
Herberstein, der die abgebildeten Herrscher tatsächlich aufgesucht hat. Die biblischen
und ländlichen Szenen wurden nach Stichen von Daniel Hopfer, Virgil
Solis und Heinrich Aldegrever angefertigt. Die Darstellung der Pero geht auf
Beham zurück. Auch Jephta, die eherne Schlange und die Kundschafter sind
nach Arbeiten Behams, und zwar für die Lutherbibel des Christian Egenolph,
angefertigt.
Schauseite Althangasse: An dieser Seite wesentlich weniger erhalten als
in der Margarethenstraße (dort waren die Darstellungen ja auch übertüncht). An
der linken Hauskante originelle perspektivische Würfelung. Die Würfel teilweise
durch Schrägstriche unterteilt, mit einer kleinen dunklen Fläche im Zentrum,
teilweise hängt ein quasi eiserner Ring an einem Haken im Zentrum der
Würfelfläche. Zwischen den Geschossen Rest eines stilisierten Bogenfrieses, der
sich auch an anderen Stellen der Fassade findet. Darüber erkennt man ansatzweise
Reste von einstigen Bildern.
Zwischen drittem und viertem Fenster von links findet sich oben ein Bildrest
mit mehreren Figuren, der eventuell als Kampfszene gedeutet wird. Rechts
davon scheinarchitektonischer, kannelierter Pfeiler mit schön verzierter Basis
und Kapitell. Darunter versucht ein Mann mit Kappe und Schwert einen Bären
an einem Seil zu bändigen. Im Hintergrund Landschaft mit Bäumen. Spruch:
Maniger Offt be dem wein facht vil hader an der doch ein peern nit darf bestan.
Darunter drei Bildreste. Der mittlere wird bei Biberschick mit „Mann vor Haus“
bezeichnet, ist aber heute nicht mehr zu identifizieren. Einzig der „Mann mit
Spitzkappe“ rechts ist noch gut zu erkennen. Auf einem Spruchfeld links davon
steht (schlecht zu lesen): König Pharonis Plag mit den Fröschen. Rechts oberhalb
des vierten Fensters ist in sehr schöner scheinarchitektonischer Rahmung
das Urteil Salomons dargestellt. Der prächtig gekleidete König sitzt auf dem
124
Thron und ist von einigen Höflingen umgeben. Mit seinem Stab deutet er auf
eine der beiden vor ihm knienden Frauen. Interessanterweise liegen zwischen
diesen zwei (!) Wickelkinder. Der Spruch darüber fast nicht mehr zu lesen: (Von
Salomo) vu zweyen Kindern Buch der kinig 3 cap. Darunter zwischen Schlingenbändern
und schönen achteckigen Pfeilern die entzückend naive Darstellung
einer Äsopschen Fabel: Der Wolf in einem Ambo stehend predigt drei aufmerksam
lauschenden Gänsen. Unterhalb davon ist von einer nicht mehr vorhandenen
Darstellung nur mehr ein schönes Pfeilerkapitell zu sehen. Links vom Salomonbild
war früher ein heute verschwundenes Bild mit kaum mehr lesbarem
Spruch: Von de Propheten.
Abb. 111: Krems, Margarethenstraße 5, Mann versucht Bären zu bändigen
Abb. 112: Krems, Margarethenstraße 5, Salomonisches Urteil, Wolf und Gänse
Die Wand bildet weiter rechts eine schmale Kante. Der folgende, tiefer gelegene
Gebäudeteil hat zwei Fensterachsen. Unter dem Dach verläuft hier ein einfacher
Fries aus Kreisen und Ovalen, darunter wieder der schon beschriebene Bogenfries.
Die erste Darstellung links oben ist die Geschichte von den klugen und
törichten Jungfrauen in drei Bildern. Links versammeln sich scheinbar alle
Mädchen. Am mittleren Bild, das durch spätere kleine Fensterausbrüche verstümmelt,
aber wieder durch schön verzierte Scheinpilaster gerahmt ist, nehmen
die klugen Jungfrauen offenbar aus einem kleinen, sehr naiv dargestellten Haus
125
das Öl für die Lämpchen mit. Am dritten Bild ziehen sie durch das Stadttor, bei
dem man durch ein winziges Fenster einen Wächter erkennt, hinaus. Am rechten
Gebäuderand oben Darstellung eines Reiters mit Hellebarde (soll Jephta sein),
ein zweiter Mann hält einen Speer, links ein Baum. Der Spruch (dem Jephta und
… m buch der Richter 1) ist heute nicht mehr zu lesen. Auch die Deutung in der
Literatur, dass hier die Tötung der Tochter Jephtas dargestellt wird, ist nicht
mehr nachzuvollziehen.
Abb. 113 und 114: Krems, Margarethenstraße 5, Kluge und Törichte Jungfrauen,
alter Mann und junge Männer, Zelte
Unter diesen Darstellungen sehen wir unter einem originellen „Kugelfries“ links
einen alten Mann mit langem, antikem Gewand. Er wendet sich mit einer Geste
an einige rechts von einem Baum stehende jüngere Männer, die als Musikanten
gedeutet werden. Das Bild rechts davon ist nur mehr in seinem linken Teil erhalten.
Immerhin erkennen wir einen Mann in einem Zelt, der Früchte in einen
Sack sammelt. Es dürfte sich also um den Mannaregen in der Wüste handeln.
Rechts davon sind viele Zelte zu sehen, in deren Mitte eine Säule steht. Es ist
anzunehmen, das auf dieser früher die eherne Schlange der Israeliten zu erkennen
war. Die Darstellung rechts davon zeigt zwei Männer, vom rechten fehlt der
126
Kopf, vom linken sind nur mehr die Beine zu sehen. Es sind die Kundschafter
des Moses mit der Weintraube. Rechts davon wieder ein schöner scheinarchitektonischer
Pfeiler, unten ein origineller Eierstab. Die Hauskante zeigt die
schon beschriebene Würfelung, diesmal sind einige Flächen mit Blattmotiven
geschmückt, die Eisenringe werden zum Teil von Tieren im Maul gehalten.
Schauseite zwischen den beiden Straßen: Diese schmale Front hat zwei
Fensterachsen, die Darstellungen sind zum Großteil nur mehr fragmentarisch
erhalten. Den oberen Abschluss bildet ein schmales Schlingenband. Die erste
Darstellung links oben zeigt in einem schönen scheinarchitektonischen Arkadenbogen
David und Goliath. Der große Goliath steht links, hält eine Lanze und
hebt den linken Arm. David ist sehr klein. Spruch: David schlegt den Goliath
(Rest unleserlich). Nach einem scheinarchitektonisch gerahmten vermauerten
Fenster mit Volutenbekrönung stehen rechts von diesem einander zwei Männer
gegenüber. Der heute fast unleserliche Spruch lautet Jonathan schlegt David.
Ganz rechts oben erkennt man einen mit regelmäßigen Quadern ausgelegten
Boden, links vorne ein Becken, im Hintergrund und rechts Gebäude und Figuren.
Inschrift: Kinig David bricht die ehe mit Betsaba. Dieses Bild erinnert stark
an die entsprechende Darstellung in Langenlois.
In der darunter liegenden Reihe sind links zwei Frauen mit ausgestreckten
Armen zu erkennen. Unter dem beschriebenen vermauerten Fenster befindet
sich ein nicht mehr zu deutendes Fragment (soll ein Reiter gewesen sein, ein
Steigbügel ist noch zu erkennen), rechts davon ein scheinarchitektonischer
Pfeiler mit Kapitell, das mit einem Schlingenband verziert ist und rechts davon
ein Spruchrest. Unter dem Bathseba-Bild sitzen zwei Männer an einer Tafel,
auch hier ist der Spruch nicht mehr zu lesen. Links vom linken Fenster des ersten
Stocks stürzt sich ein Mann ins Schwert. Sein Kopf wurde bei der letzten
Restaurierung rekonstruiert. Die Inschrift belehrt uns: Kinig Saul. Rechts vom
Fenster verkörpert eine geflügelte Gestalt Das Glück. Den rechten Gebäuderand
bilden wieder die schon bekannten Pilaster.
Unter dem schmalen Flacherker sieht man noch die Köpfe von zwei
Frauen. Die rechte trägt am Kopf einen Korb. Es sind Mägde, denn der mit
Blättern eingerahmte Spruch lautet: kom gspil soll dir klage / Mein frow thut
mich schlage / O schweig gspile mein / Mein frow ist böser da die dein. Rechts
vom Erker ist ein großes Spruchfeld: Gihe haim mit de wein Dein maister wirt
scheltrig sein. / So will ich die hauen sechen peissen, und mein Maister hosen
sche. Die zugehörige Darstellung fehlt. Wegen der Ähnlichkeit des Spruchs mit
dem kleinen Sgraffitohaus kann man annehmen, dass auch hier ein Hahnenkampf
gezeigt war und dass es ursprünglich statt „hauen“ sicher „hanen“ geheißen
hat. An der Gebäudekante in dieser Höhe wieder die schon bekannte Würfelung,
diesmal mit Lilienmotiven und der Spruch Weninger rest. 1938.
Schauseite Margarethenstraße: Diese Front ist die weitaus reichste mit den
am besten erhaltenen Bildern. Sie gliedert sich geländemäßig bedingt in zwei
Abschnitte, von denen der linke, untere drei Fensterachsen, der rechte, obere
deren vier hat. Oberhalb des zweiten Stockes einfache Eckquaderung. Die erste
127
Bilderreihe beginnt zwischen den Fenstern des zweiten Stocks. Sie ist oben und
unten von dem dreigliedrigen Schlingenband eingefasst, das an den anderen
Schauseiten schon zu sehen war. Sultan Soliman mit Turban sitzt auf einem geschwungenen
Thronsessel, im Hintergrund sind Zelte zu sehen, links befindet
sich ein diesmal mit Grotesken verzierter Pilaster. SVLEIMAN9 IMP TURCA (=
Soliman, türkischer Herrscher). Der Großfürst Basilius von Moskau sitzt zwischen
zwei Pilastern mit ausladenden Kapitellen, auf denen je eine Kugel liegt.
Er trägt eine Weste, ist ziemlich beleibt. Hinter ihm ist ein Vorhang zu sehen.
WASILIVS MAG DUX MOSCOVIE (= Basilius, Großfürst von Moskau).
Mitten in die Herrscher hinein wurde das antike Thema des Mucius Scävola
gesetzt. Zwei Männer sitzen an einem Tisch unter einem Vordach. Davor
steht eine Truhe. Mucius tötet den rechten, von hinten kommt bereits ein Soldat,
um einzuschreiten. Mucius Scevola eschlug den kantzler für den kunig.
Das vierte Feld zeigt von Blättern eingerahmt vier Rundmedaillons mit
Herrscherportraits. Links oben ist Ludwig von Ungarn, ein älterer Mann mit Barett.
HVNGARIS ET BOIIEMIE REX (= König von Ungarn und Böhmen).
Rechts davon Christian von Dänemark, der ebenfalls ein Barett trägt. CRISTIANVS
REX DÄNIE ET NORVEGIE (= Christian, König von Dänemark und
Norwegen). Links unten ein König mit Krone. SIGISMVNDVS I (DUX) POLONIE
MAG DUX LITAN. Der vierte ist: SIGISMUNDUS DUX POL MAG DUX
LITAN (= Sigismund, Herzog von Polen und Großfürst von Litauen).
Abb. 115: Krems, Margarethenstraße 5, Könige, Tobias
Die Bildreihe zwischen den Geschossen hat ganz links wieder die Würfelung
mit Eisenringen und Tierköpfen, die die Ringe im Maul haben. Auch die gewohnten
Scheinpilaster sind wieder da und unterhalb zwei bisher noch nicht da
gewesene waagrechte Friese: einer mit je zwei konzentrischen Kreisen und eine
Quaderreihe mit eingeschriebenen Kreisen. Links waren offenbar zwei Darstellungen
übereinander. Dann ein Bildrest mit einem Hund. Rechts die Geschichte
von Tobias. Erst offenbar Tobias als junger Mann, der seinen alten Vater (sitzender
Greis) betreut. Inschrift: Tobias. Dann nach einer Leerstelle Tobias und
seine Frau auf einer gepflasterten Straße, im Hintergrund Häuser. Inschrift: To128
bias. Dann ein Mann vor einer Tür, rechts sitzt eine zweite Figur. Oben steht Alt
und Tobias, in der Mitte Jung Tobias.
Es folgt die Bildreihe zwischen den Fenstern des ersten Stocks. Die erste
Figur ist Jahel mit Hammer und Zeltbolzen. Die zwei einrahmenden Pilaster
sind rundbogig durchbrochen. Von dem weib rahel (sollte Jahel heißen) am buch
der richter 4. Zwei Frauen und ein Mann schauen einem davon Reitenden nach.
Dieser hält ein Szepter und blickt sich zum Abschied um. Lucretia ersticht sich
vor den Augen ihrer Familie. Sie trägt ein langes Gewand, wirkt nicht jung. Wie
sich Lucrecia ein Romeri selber ersticht. Ein Zeltlager, im Hintergrund die Stadt
Jerusalem. Vor dem ersten, offenen Zelt steht Judith mit Schwert und dem
Haupt des Holofernes. Eine zweite Frau, wohl eine Dienerin, hält einen Sack,
der vermutlich das abgeschlagene Haupt aufnehmen soll. Judit enthaupt den
wietrich holofernum.
Abb. 116: Krems, Margarethenstraße 5, Jahel
Die kleine vorspringende Gebäudekante, die die beiden Teile des Gebäudes
trennt, zeigt neben der bekannten Würfelung auch einen kannelierten Pilaster. Es
folgt der rechte etwas höher gelegene Gebäudeteil. Die umrahmenden Verzierungen
sind auch hier wieder die perspektivische Würfelung mit Tierköpfen,
Blättern und Eisenringen (diese sind zum Teil an blütenartigen Basisplatten befestigt),
das schon bekannte dreiteilige Schlingenband und die zum Teil sehr
schön verzierten Scheinpilaster. Dazu kommen noch waagrechte Quaderreihen
mit eingeschriebenen Kreisen und ein aus je drei Kreiselementen bestehender
waagrechter Fries.
Die oberste Bildreihe befindet sich zwischen den Fenstern des zweiten
Stockes. Das linke Bild stellt Peros Kindesliebe dar. Pero ernährt ihren Vater im
Gefängnis. Dieses ist als kleines Haus mit zwei zierlichen Wachttürmchen an
den Ecken dargestellt. Wie ein Tochter iren Vatter lange zeit in gefenckhnüs an
iren brüsten ernehrt.
129
Plan 5: Krems, Margarethenstraße 5
130
Abb. 117: Krems, Margarethenstraße 5, Quaderung
Die nächste Darstellung ist zweigeteilt, sogar ein Bach, über den ein Holzsteg
führt, fließt zwischen den beiden Darstellungen. Links bringt ein Mann zwei
Kinder zu einer Frau, die aus einem Haus tritt und die Arme nach den Kindern
ausstreckt. Wie ein Halter die II Kint fandt und gabs Weib genant lupa. Das
rechte Bild zeigt die Aussetzung von Romulus und Remus, ist zeitlich also vor
das linke zu setzen. Behaila gebar Romoln unnd Remu un benochts umzubringen.
Das nächste kleine Bild zeigt einen Fuchs, der empor blickt. Es handelt
sich um die Äsopsche Fabel von Fuchs und Rabe. Der Rabe hatte etwas im
Schnabel, das ihm der Fuchs abjagen wollte. Da es mit Gewalt unmöglich
schien, bekam der Fuchs mit List den Raben soweit den Schnabel aufzureißen
und die Beute fallen zu lassen. Du solt den schmaichler nit glaube dass dir nit
geschech wie de rabe mit dem kaß.
Ein Mann mit einem Krug holt aus einem Speicher, zu dem zwei Stufen
hinaufführen, offenbar Wein. Besser ist wenig mit frid zu verzeren dann vil mit
sorgen. Es folgt eine schöne, scheinarchitektonische Fensterumrahmung. Das
Fenster wurde versetzt, daher ist die nächste Darstellung links abgeschnitten.
Ein Mann (der Kopf fehlt) hält einen Spieß in der Hand. Zwei Hunde begleiten
ihn. Es könnte sich um eine Jagdszene handeln. Der Spruch heute unleserlich.
Jetzt zur Bilderreihe zwischen erstem und zweitem Stock, wieder links
beginnend. „vom verlornen sohne.“ Verschiedene Szenen dieses Gleichnisses
sind scheinbar etwas willkürlich über die Fläche verteilt. Links sehen wir die
Heimkehr. Der Sohn kniet vor dem Vater, der die Arme ausbreitet und dem
Bruder, der ein Lamm trägt. Im Hintergrund arbeiten Leute auf dem Feld. Ein
Mann steht in einer Scheune. Ein kleines Haus trennt rechten und linken Bildteil.
Rechts reitet der Sohn offenbar davon, im Hintergrund sind wieder arbei131
tende Leute und rechts hinten sitzen mehrere Personen bei einer Festtafel. Ob
dies die Freudenfeier bei der Heimkehr oder das ausschweifende Leben zwischendurch
sein soll, geht nicht hervor.
Ein Zicklein (hat zwei Hörner, kann also kein Lamm sein) ist in einem
Stall, den ein Fuchs zu öffnen versucht. Gut ist wie die kinder iren eltern ger
folgen. (Die Fabel erzählt, dass der Fuchs das Zicklein unter einem Vorwande
herauslocken wollte). Links liegt ein Esel und wird von seinem Herrn geschlagen.
Rechts sitzen Bauer und Bäuerin bei Tisch, auch ein Hund ist dabei. Der
Esel leckt seinen Herrn ab. Der Spruch nur mehr fragmen-tarisch: …e sich
nie……das seine……deine. (Die Geschichte erzählt, dass der Esel wie der Hund
gehalten und verwöhnt werden wollte, dies aber mit dem Leben bezahlte. Diese
Fabel stammt von Babrius). Der Wolf steht auf einem Brunnenbecken, links davon
ein Lamm. Das Spruchfeld leer. (Die Geschichte erzählt, dass der Wolf einen
Vorwand sucht und findet, um das Lamm zu fressen).
Abb. 118: Krems, Margarethenstraße 5, Esel
Ein Mann stellt einen Waschzuber zu Boden, ein zweiter mit Schwert steht dabei.
Vor einem Herd watschelt eine Gans. Beschert dir gott ein zimlich glick
schau dz dich der geitz nit drück. (Die Fabel stammt von Avian und erzählt von
einer Gans, die goldene Eier legte. Um schneller zu den Eiern zu kommen,
schlitzte der Besitzer ihr den Bauch auf).
Es folgt die unterste Reihe, die teils unter, teils zwischen den Fenstern des
ersten Stocks angesiedelt ist. Das erste Bild zeigt vier Musikanten, die ausgelassen
wirken. Die beiden oberen spielen Flöte und Laute, die unteren Gambe (wie
Geige) und Drehleier (celloartig, aber kleiner). Unter dem ersten Fenster links
findet sich ein Spruch: Wo Gott der her nit bewart das hauß So wachen umbsonst
die wachten ps. Rechts davon die Darstellung von Pyramus und Thisbe.
Pyramus, ein schön gekleideter Jüngling, liegt vom Schwert durchbohrt da.
Thisbe, die eine Krone trägt, hebt entsetzt die Arme. Auf einem Felsen im Hintergrund
ragt eine Stadt empor. Hier wird die Szene, wo sie die Stadt verlässt,
simultan dargestellt. Am linken Bildrand ist der Löwe zu sehen (klein), darüber
schwebt ein Kelch (Hinweis auf das Abendmahl in beiderlei Gestalt?). Die
histori von einem grafen genannt pira……und eines künigs toch……annt thisbe.
132
Abb. 119: Krems, Margarethenstraße 5, Musikanten
Abb. 120: Krems, Margarethenstraße 5, Pyramus und Thysbe
Zwischen den beiden mittleren Fenstern des ersten Stocks befindet sich eine
schöne Blattrankengroteske. Darunter die Darstellung eines ländlichen Gelages.
Am linken Bildrand sind zwei Männer in Streit geraten, einer hat bereits das
Schwert gezückt. Rechts davon wird an der Tafel gevöllert, einer gibt das Gegessene
gerade wieder von sich, einer hält dem Wirt seinen Pokal zum Nachfüllen
hin. Auch ein Hund ist mit dabei. Rechts davon angeblich Tanzszene,
wobei aber eher der Eindruck entsteht, die Gäste werden vom Hausherren, der
133
Pfeife rauchend in der Tür steht, verabschiedet. Auf einer Kiste sitzen zwei Musikanten,
einer spielt Dudelsack, der andere ein Blasinstrument. Die Gäste entfernen
sich, einer winkt zurück, zwei Paare tanzen noch. Darüber, zwischen den
beiden rechten Fenstern ist der Dichter Äsop als kleiner gedrungener Mann mit
Lorbeerkranz zwischen Blattranken dargestellt. Esopus bin ich genant den geleerten
wol bekannt.
Abb. 121: Krems, Margarethenstraße 5, Gelage
Abb. 122: Krems, Margarethenstraße 5, Äsop
Darstellungen im Inneren des Hauses: Als Besonderheit hat dieses Haus auch im
Inneren figurale Sgraffiti und zwar im Stiegenhaus des ersten Stockes. Noah
schläft betrunken im Zelt. Die Söhne bringen rückwärts gehend eine Decke, um
in zuzudecken. Ham bschampt sein truncken vatter gen er. Von einem darunter
liegenden Bild nur mehr Säulen und Scheinarchitektur erkennbar.
Beim großen Sgraffitohaus in Krems ist auffallend, dass Biblisches,
Antikes, Volkstümliches und Herrscherbilder gemischt sind. Gertrud Klimesch
behält Recht, wenn sie meint, dass ein Programm nicht zu erkennen ist.
Quellen: 6, 9, 19, 51, 52, 64, 75, 80, 88, 127, 131, 134, 157, 158, 159, 160, 186, 194, 196,
214, 215, 218, 230, 252
134
Krems (NÖ), Untere Landstraße 69 (Abb. 123-130)
Sogenanntes kleines Sgraffitohaus, im Kern mittelalterlich. Die Sgraffiti 1561
datiert. Hanns vom Pruck, dem die Darstellungen von manchen Autoren zugeschrieben
werden, starb 1559. Die Signatur H. P. wird in älterer Literatur mit H.
E. angegeben. Kühnel schreibt dem Hans von Pruck nur das große Sgraffitohaus
zu. Der im Kern mittelalterliche Bau besitzt einen erkerartig vorkragenden ersten
Stock. An diesem Flacherker sind die Sgraffiti angebracht. Der linke Gebäudeteil,
der keinen Erker besitzt, hat über alle Stockwerke ornamentale Sgraffiti
und zwar Rauten, Dreiecke, Fischgräten und Variationen des Diamantquaders an
den Kanten und um die Fenster. Am Erker wurde 1907 die untere Bilderreihe
entdeckt (verlorener Sohn und Hahnenkampf), nach Bombenschäden 1947 auch
die obere.
Abb. 123: Krems, Untere Landstraße 69, Gesamtansicht
In der oberen Reihe ist ganz links ein Storch mit verknotetem Hals zu sehen,
zweifelsohne eine Fabel des Äsop. Der relativ lange Spruch leider heute völlig
unleserlich. Die Fenster, zwischen denen die Darstellungen angebracht sind,
haben oben und unten ein Schlingenband und seitlich je zwei einfache scheinarchitektonische
Pilaster. Hier ist die Ähnlichkeit mit dem Sgraffitohaus in Langenlois
offenbar. Im nächsten Zwischenraum sehen wir zwei Frauengestalten
mit langen Gewändern. Über der linken, die einen Hammer und einen Bolzen
hält, steht Jahel, die rechte hält in der Rechten ein Schwert und in der Linken
einen abgeschlagenen Kopf, kann also nur Judith sein. Im nächsten Fensterzwischenraum
sieht man ABSALON wie er gerade mit den Haaren im Baum hängen
bleibt und aus dem Sattel gleitet. Unter dem Bild befindet sich ein Blattornament.
Im nächsten Wandfeld prangt ein wertvolles gotisches Relief: Zwei Engel
halten ein Kruzifix, darunter befindet sich ein Strahlenkranz mit IHS (bedeutet
135
Jesus), ein verschlungenes Spruchband und zwei leere Wappen. Unter dem Relief
der Sgraffitospruch: Vom Verlorne Sun, der sich auf die Darstellungen unterhalb
bezieht. Das nächste Feld zeigt König David Harfe spielend. Er ist bereits
ein alter Mann, trägt ein langes Gewand und kniet auf einem Kissen. Darunter
die Jahreszahl 1561. Im allerrechtesten Wandfeld sind Fragmente einer
Figur zu erkennen.
Abb. 124: Krems, Untere Landstraße 69, Storch
Abb. 125: Krems, Untere Landstraße 69, Jahel und Judith
136
Plan 6: Krems, Untere Landstraße 69
137
Abb. 126: Krems, Untere Landstraße 69, Absalom
Nun zu den Bildern unterhalb der Fenster: Rechts von dem die Kante bildenden
Fischgrätenband, das sich auch in die Ausbuchtung eines kleinen Spionfensterchens
hineinschmiegt, sehen wir die schon erwähnte Signatur HP mit zwei Kreisen
darunter. Rechts davon die Darstellung des Hahnenkampfes, von der am
großen Sgraffitohaus nur mehr der Spruch erhalten ist. Auf einem gepflasterten
Steinboden stehen einander zwei Hähne kampfbereit gegenüber. Ein menschliches
Paar, dessen Köpfe nicht erhalten sind, beobachtet sie. Er hält einen großen
Bierkrug, sie einen Waschzuber. Dazu der Spruch: Ich will di hanen sehen beissen
Und solt mein Her in hosen…. Darunter der rätselhafte Spruch: Bec für dich
giemandl. Margit Kohlert sieht darin eine Drohung gegen Mitbürger. Eine weitere
Figur rechts trägt einen Schemel. Dabei findet sich der Wortrest aider. Es
folgen zwischen scheinarchitektonischen Säulchen, die teils verziert und teils
kanneliert sind, Bilder aus der Geschichte vom Verlorenen Sohn. Die Bildfolge
beginnt eigenartigerweise rechts und setzt sich nach links fort: Erstes Bild ist
der Abschied. Der Sohn geht mit einem Rucksack fort, Vater und Bruder bleiben
zurück. Die Köpfe aller Figuren fehlen. Auf dem zweiten Bild hält er ein üppiges
Mahl an einer gedeckten Tafel. Der Wirt bringt eine große Kanne, ein Flötenspieler
und ein Cellist musizieren dazu. Auf dem nächsten Bild hütet er die
Schweine. Er schaut nachdenklich, wahrscheinlich ist das ganze Geld schon
weg. Im Hintergrund sieht man ein Dorf. Das nächste Bild zeigt die Rückkehr:
Er kniet vor dem Vater, auch der Bruder schaut wohlwollend. Links davon eine
nur teilweise erhaltene Szene, wo offensichtlich gefeiert wird. Ob es die Feier
für die Rückkehr des verlorenen Sohnes oder der in der Literatur beschriebene
138
Bauerntanz ist, sei dahingestellt. Oberhalb der Darstellungen läuft ein extrem
schmales Wellenband, unterhalb sieht man Blätter, Engelsköpfe und ein Band,
das Knöpfe wie auf einer Schnur aufgereiht darstellt. An der rechten Hauskante
ist neben teilweise verzierter Scheinarchitektur der kleine Kopf eines Löwen zu
sehen.
Abb. 127-129: Krems, Untere Landstraße 69, Gleichnis vom Verlorenen Sohn
Auch an der Unterseite der sieben Erkerbögen sind Sgraffiti angebracht: Quaderung
(teilweise Diamant), drei Jagdhunde, Ranken, Blüten, Weinlaub und Trauben
mit der Inschrift: der frey sauft…der Ich, stilisierte Blüten und Blattschmuck.
139
Abb. 130: Krems, Untere Landstraße 69, linker Hausteil
Wer auch immer die Sgraffiti dieses Hauses geschaffen hat, ob es nun Hans vom
Pruck war oder nicht, die Parallelen zum großen Sgraffitohaus und zum Sgraffitohaus
in Langenlois sind in der Thematik und in der Ausführung unübersehbar.
Quellen: 6, 19, 51, 52, 80, 127, 133, 157, 219, 252
Langenlois (Niederösterreich/Krems), Bahnstraße 1 (Abb. 131-137)
Das Haus hat zwar die Nummer Bahnstraße 1, steht aber fast noch am Kornplatz,
der das Ortszentrum von Langenlois darstellt. Die Sgraffiti entstanden um
1560, damals gehörte das Haus Carl Christoph von Trumaur, Schlüsselamtsgegenhändler
zu Krems. Eine einstmals vorhandene Attika (die Darstellungen der
obersten Reihe sind abgeschnitten) ging nach einem Brand verloren. Das Gebäude
war lange Zeit Gasthaus mit einem Festsaal im ersten Stock, wo die Salz140
Handelsherren ihre Feste feierten. Im Keller soll es 1824 geheime Zusammenkünfte
des Femegerichts von Langenlois gegeben haben. Im 19. Jahrhundert bestanden
ein Mehlladen und eine Feldbäckerei, die das Brot für die Kaserne im
ehemaligen Franziskanerkloster bereitete. Seit 1905 ist das Haus im Besitz der
Familie Weingartner. 1960 entdeckte Ing. Alarich Weingartner bei Fassadenarbeiten
die überputzte Sgraffitoschicht und ließ die Fassade durch Prof. Weninger
und Wilhelm Burger restaurieren. Thematisch gibt es Parallelen zu den Kremser
Sgraffitohäusern. Die Darstellung des David erfolgte nach einem Stich des Hans
Sebald Beham von 1534
Abb. 131: Langenlois, Bahnstraße, Gesamtansicht
Die Bilder der obersten Reihe links durch Fenstereinbauten beeinträchtigt, bzw.
oben durch den Verlust der Attika abgeschnitten. Drei kleine, heute funktionslose
Fensteröffnungen zeigen scheinarchitektonische Rahmung mit Schlingenbändern
oben und unten. Die obere Hälfte des rechten Fensters abgeschnitten.
Ganz links eine Blattranke, dann folgt eine Landschaft mit Büschen und einem
Baum, vor dem man eine sitzende Figur zu erkennen meint. Weiter rechts sehen
wir einen Reiter. Der Kopf des Mannes und des Pferdes fehlen. Zwischen zwei
kannelierten Säulen steht eine Figur in Stiefeln mit einem Stab in der Hand.
Wieder ist der Kopf abgeschnitten. Weiter rechts springt ein Hirsch, wahrscheinlich
Teil einer Jagdszene. Die Bilder am rechten oberen Hausrand sind zu
fragmentarisch, als dass irgendwelche Interpretationen möglich wären, auffallend
ist eine schön geschwungene Blattranke. Unter allen Darstellungen dieser
Reihe läuft ein originelles Schlingenband, bei dem jeweils auf einen größeren
141
zwei kleinere Bögen folgen, und dass seine Verwandtschaft zum großen Sgraffitohaus
in Krems nicht leugnen kann.
Abb. 132: Langenlois, Bahnstraße, Landschaft
Abb. 133: Langenlois, Bahnstraße, Reiter und Mann mit Stab
Abb. 134: Langenlois, Bahnstraße, Hirsch
142
Die drei linken Fenster des ersten Stocks sind von Schraffierungen und Fischgräten
umrahmt. Zwischen erstem und zweitem Fenster ein Kreis mit Sternsymbol
und ein Quadrat mit eingeschriebener erweiterter Diamantierung (ähnlich
am kleinen Sgraffitohaus in Krems). Die Darstellung im folgenden größeren
Wandfeld rechts wiederum nur fragmentarisch, außerdem durch eine offensichtliche
Fenstervergrößerung beeinträchtigt. Von einem einstigen Spruch nur mehr
das Wort „der“ zu sehen. Unterhalb des Fensters verlaufen ein Zickzackband
und wieder unterhalb davon eine äußerst reizvolle Variation des laufenden Hundes.
Das nächste Feld rechts zeigt David und Bathseba. Sie sitzt links in einem
Becken und ist bis auf ein Tuch, das ihre Lenden bedeckt, nackt. David steht
rechts auf einem Söller, der in raffinierter Weise ein kleines Spionfensterchen
des Hauses scheinarchitektonisch mit einbezieht. Er trägt Krone und Mantel.
Vom Spruch sind die ersten zwei Wörter nicht mehr leserlich, dann: kunig David
und de frowen Betsabeth. Darunter findet sich wieder das oben beschriebene
Schlingenband. Von der Darstellung schräg links unter dem Spionfenster ist nur
mehr der ausgestreckte Arm einer Figur zu erkennen. Obwohl vom zugehörigen
Spruch relativ viel erhalten ist, bleibt er unleserlich. Das Bild rechts davon ist
zerstört, nur mehr das Wort „die“ ist zu lesen. Zwischen den weiteren Fenstern,
die von hübscher, wenn auch einfacher Scheinarchitektur umgeben sind, drei
Frauengestalten in langen Gewändern und zwar von links nach rechts: Lukrezia,
die sich ersticht, Jahel, die den Zeltbolzen in der Hand hält und Judith, die in der
Rechten das Schwert und in der Linken das Haupt des Holofernes hält. Den Abschluss
zur rechten Hauskante bildet eine senkrechte Blattranke. Die Darstellungen
im Erdgeschoss durch Geschäftseinbauten völlig verloren gegangen, einzig
am rechten Hausrand erkennt man noch Reste von zwei scheinarchitektonischen
Säulen und unter der Gestalt der Judith die Worte: „jede und“ und rechts davon
die römische Zahl XII.
Abb. 135: Langenlois, Bahnstraße, David und Batsebah
143
Abb. 136: Langenlois, Bahnstraße, Lukrezia und Jahel
Abb. 137: Langenlois, Bahnstraße, Judith
Quellen: 51, 52, 80, 214, Unterlagen von Ing. Ludwig Rausch
Paternion (Kärnten/Villach), Anna Plazottaplatz 45 (Abb. 138-143)
Plazottahaus (nach Besitzern im 19. Jahrhundert so genannt). Stattliches,
zweigeschossiges Renaissancehaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
mit schönem Portal und gekuppeltem Fenster darüber. Links vom Portal drei,
rechts vom Portal vier Fensterachsen. Barockisierung 1718 (ovales Feld über
144
dem Portal mit Auferstehungsfresko). Die Sgraffiti wurden 1989 freigelegt. Einziges
Haus mit biblischen Darstellungen im südlichen Österreich.
Abb. 138: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Gesamtansicht
Die Quaderung an den Hauskanten in Pseudosgraffito erneuert. Ein Sgraffitostreifen
läuft unter dem Traufgesims, ein zweiter zwischen den Geschossen.
Der obere Streifen zeigt nur mehr kümmerliche Reste eines offenbar sehr kunstvollen
und komplizierten Blattfrieses. Ein von einem schraffierten Band gebildeter
Ring, der in vier gleiche Flächen unterteilt ist, ist noch teilweise zu erkennen
(Windrose?). Ganz rechts ein Wappen und ein baumartiges Gebilde.
Das Band zwischen den Geschossen zeigt verschiedene, meist biblische
Szenen. Die Darstellung ganz links nur fragmentarisch erhalten (Witwe von Sarepta?).
Am linken Rand schraffiertes Band, dann von Blattranken eingerahmt
ein Mann mit Federhut und Speer. Der Rest des Bildes kann nicht mehr identifiziert
werden. In einer Literaturstelle wird die Szene als Opfer Abrahams gedeutet.
Die Felder bis zum Portal sind heute blind, bis auf einen kleinen Restbestand
mit Blütenranke.
Über dem Portal ist das Sgraffitoband breiter. Dieses Feld war von einem
schraffierten Band eingerahmt, von dem noch Spuren zu sehen sind. Zwei noch
relativ gut auszumachende Löwen halten links und rechts ein rundes, von einem
dreiläufigen Fischgrätenband gebildetes Emblem. Dieses heute durch das oben
erwähnte barocke Medaillon verdeckt, nur der Rest eines schlossartigen Gebäudes
ganz links ist noch zu erkennen.
Die folgenden Szenen sind jeweils durch einfache schraffierte Pilaster mit
profilierten Basen und verzierten Kapitellen voneinander getrennt. Von der ers145
ten Szene ist nur der rechte Teil erhalten: in einer Landschaft, über der Blattranken
schweben, erkennt man ein Einhorn, einen Hirsch (symbolisch für Christus
und das Gute) und einen Hund (symbolisch für das Böse). Das nächste Bild
zeigt neben Bäumen und Stauden die Taufe Jesu. Jesus, nur mit einem Lendentuch
bekleidet, steht mit den Beinen im Jordan. Johannes, der nur fragmentarisch
erhalten ist, hält eine Taufschale in der Hand. Rechts steht eine weibliche Figur
mit Heiligenschein. Der linke Teil der folgenden Abbildung ist wieder blind.
Ganz rechts steht eine zottige Figur mit einem Stecken, die eigentlich nur der
Teufel sein kann. Er geht hinter einem großen Drachen einher, offenbar eine
apokalyptische Szene.
Abb. 139: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Taufe Jesu
Abb. 140: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Teufel
Sehr interessant ist das nächste Feld, denn es zeigt zweimal drei Szenen.
Zunächst fällt Jonas von einem Segelschiff ins Meer und wird von einem wirklich
furchterregenden Walmonster verschluckt. Rechts unterhalb spuckt ihn der
Wal wieder aus und oberhalb davon sitzt Jonas bereits friedlich bei einem Weinstock.
Etwa in der Mitte des Bildes Kreuz mit einer Schlange, eventuell die
eherne Schlange der Israeliten in der Wüste. Rechts davon entsteigt Jesus mit
der Siegesfahne dem Grab und ganz rechts ist die Kreuzigung (ohne Assistenzfiguren)
abgebildet. Im Hintergrund die mauerumwehrte Stadt Jerusalem. – Die
Abbildung rechts davon zeigt die Erschaffung der Eva und den Sündenfall. Zunächst
wird Eva aus dem auf dem Bauch schlafenden Adam von Gottvater herausgezogen.
Rechts davon beobachtet ein Engel aus einer Wolke den Sündenfall.
Der verbotene Baum ist von einem niedrigen Zaun kreisförmig umgeben,
146
um den Baum ringelt sich die Schlange. Adam und Eva sind nur fragmentarisch
erhalten, es ist nicht zu erkennen, was sie gerade tun. Auf der Wiese grasen ein
Hirsch und ein Hase. – Das nächste Bild zeigt an den entscheidenden Punkten
Leerstellen, nur die Blätterranken rechts sind gut erhalten. Möglicherweise steht
eine Figur auf einem Hügel und ein Engel schaut vom Himmel herab (Verklärung
Christi?). – Am letzten Bild ganz rechts erkennt man mehrere Figuren
zwischen Zelten. Eine liegende Figur hält etwas Brotlaibähnliches in der Hand.
Es dürfte sich also um den Mannaregen in der Wüste handeln.
Abb. 141: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Jonas, Kreuzigung Christi
Abb. 142: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Erschaffung Evas
Abb. 143: Paternion, Anna Plazottaplatz 45, Mannaregen
Quellen: 51, 73, 85, 193
147
Retz (Niederösterreich/Hollabrunn), Hauptplatz 15 – früher 129 (Abb. 144-158)
Abb. 144: Retz, Hauptplatz 15, Gesamtansicht
1576 durch den Stadtrichter Augustin Resch erbaut. Seine Initialen sind am Torbogen
eingemeißelt. Es dürfte nicht das protestantische Ständehaus gewesen
sein, was lange Zeit angenommen wurde. Die „protestantische Rose“ (das Wappen
der Rosenberger) rechts vom Portal ist eine Zutat nach einer zweifelhaften
Abbildung des Hauses im Retzer Museum. Nach dem Tode von Augustin Resch
1580 (er wurde in der Pfarrkirche aufgebahrt, war also offenbar katholisch) gehörte
das Haus seinem Schwiegersohn, dem Stadtrichter Albrecht Hofmann, danach
dessen Sohn Georg. Die Sgraffiti dürften 1580 entstanden sein. Schon
1649, nach der Belagerung von Retz, wurde das Haus als baufällig bezeichnet
und 1665 heißt es: „Das Haus liegt 40 Jahre öde“. 1675 Wiederherstellung, damals
wohl einige Abbildungen verloren gegangen. 1858 bauliche Veränderungen
durch Georg Verderber, wobei auch die Fenster vergrößert wurden. Die unterste
Bilderreihe am Hauptplatz ging dabei verloren. Die Übertünchung der
Sgraffiti erfolgte offenbar erst damals, denn der damalige Bezirksamt-Aktuar
Theodor Weinlich fertigte vorher noch Handzeichnungen an, die später dann
gute Dienste leisteten. Erste Restaurierung 1928 durch den akademischen Maler
Heilmann. Damals wurden auch Einschläge von Kugeln festgestellt, die sicher
von der Belagerung 1620 stammen, als die Retzer Protestanten beschlossen,
Kaiser Ferdinand II. den Huldigungseid zu verweigern und „das Land Österreich
148
dem rebellischen Böhmenkönig zu Füßen zu legen“. 1982/83 Restaurierung
durch W. Baatz, H. Rogenhofer, I. Hammer und R. Seeber.
Abb. 145: Retz, Hauptplatz 15, Platzseite links oben
Abb. 146: Retz, Hauptplatz 15, Platzseite rechts oben
Die Fassade am Hauptplatz zeigt antike Themen, jene in der Kremser Straße
biblische Themen. Dazu kommen noch die Lebensalter an beiden Fronten. Vorbilder
zu den Darstellungen waren die volkstümliche Bilderausgabe zu Ovids
Metamorphosen des Virgil Solis mit den Versen des Johann Post (Johann
Posthius von Germerssheim, lebte von 1537 bis 1569) und die populäre Ausgabe
der „Biblischen Figuren“ des Virgil Solis (erste Auflage 1562, zweite Auflage
1565 mit teilweise veränderten Holzschnitten, da die Originale zu diesem Zeit149
punkt nach Jena verkauft waren). Hier ist der Versdichter unbekannt, die Verse
und sogar die Umrahmungen sind aber auch dem Buch des Virgil Solis entnommen.
(Dort war bei jedem Bild noch zusätzlich eine lateinische Erklärung,
die der Retzer Sgraffitokünstler weggelassen hat). Virgil Solis wiederum dürfte
Holzschnitte des Franzosen Bernard Salomon kopiert haben. Die Szene Joseph
und Potiphar stammt aus den Bibelillustrationen des Jost Amman (1571). Es
wundert wie schnell diese Bücher damals schon Verbreitung fanden. Die Lebensalter
sind Stichen des sächsischen Monogrammisten I. R. nachempfunden,
die Texte dazu entstammen dem „Stamm- und Gesellenbüchlein“ des David de
Necher (Necker) aus Augsburg (1579 in Wien erschienen, erhalten nur in einer
späteren Auflage in Berlin 1702). Der Retzer Künstler verwendete immer nur
die ersten acht von insgesamt 22 Zeilen, wodurch Bild und Spruch manchmal
scheinbar im Widerspruch stehen. Im Gegensatz zu den Darstellungen des I. R.
sind hier die Personen mitunter in einen Raum gestellt und wenden den Blick
dem „Publikum“ zu. Während die Lebensalter des Mannes schon in der Antike
künstlerisches Thema waren, ist der Augsburger Martin Schrot 1574 der erste,
der auch die Lebensalter der Frau in Wort und Bild festhält. Die Szene „Die beiden
Kundschafter mit der Traube“ könnte von einem anderen Künstler stammen,
denn die Figuren erscheinen schlanker und eleganter. Überhaupt wird den Retzer
Sgraffiti eine hohe Qualität zugesprochen. Der Künstler dürfte ein Italiener
gewesen sein und vermutlich auch die Sgraffiti in Gmünd geschaffen haben.
Insgesamt zeigte das Retzer Haus 125 verschiedene Darstellungen, von denen
nur ganz wenige abhanden gekommen sind.
Schauseite Hauptplatz: Die Anordnung der Darstellungen ist an beiden
Schauseiten ähnlich. Ganz oben, also oberhalb der Fenster des zweiten Stocks,
die Sprüche zu den darunter (zwischen den Fenstern) liegenden Bildern. Über
den Fenstern des zweiten Stocks kunstvolle Rollwerkbalken, am Hauptplatz einer
rein ornamental, einer mit einer Vase und die anderen mit maskenartigen
Portraits, wobei das Gesicht ganz rechts groß und furchteinflößend wirkt. Zwischen
den Stockwerken die Lebensalter, am Hauptplatz die des Mannes, in der
Kremser Straße die der Frau. Darunter noch zwei Reihen von Bildern, die unterste
Reihe am Hauptplatz zerstört. Nur die Sprüche davon fragmentarisch zu
sehen. Wieder darunter waagrechter Rollwerkfries und Diamantquader. Den antiken
Szenen am Hauptplatz stehen alttestamentarische Szenen in der Kremser
Straße gegenüber.
Die oberste Reihe der Darstellungen beginnt links mit Narziss, der zwischen
zwei Bäumen steht und in einen Weiher blickt. Bei den Sprüchen ist bei
manchen Wörtern der letzte Buchstabe „n“ weggelassen, dafür steht öfters ein
waagrechter Strich über dem vorletzten Buchstaben. Narcissus schawet in en
Brunn / und sein gestalt selbs lieb gewunn / Das laster hangt unß schier an allen
/ das wir uns selbs zu vil gefallen. – Das nächste Bild zeigt links von einem starken
Pfeiler zwei Löwen, den verwandelten Hipomenes und seine Braut. Rechts
sind die beiden noch Menschen, offenbar gerade in der Absicht, den Tempel zu
150
schänden. Hipomenes In einem Tempel / begang ein schand zum exempel / Wurden
sie beyd zu löben gemacht / weil sie hetten die kirchen veracht.
Ikarus stürzt ins Meer, aus dem einige Felsen herausragen. Sein Vater Dädalus
schwebt rechts. Links die Sonne, in der Mitte ein Leuchtturm. Icarus
übersicht die schancz / fleugt zu nachent der sonne glancz / felt herab und in
dem Meer ertrinckt / verwegenheit groß schaden bringt.
Abb. 147: Retz, Hauptplatz 15, Ikarus
Vor dem Hintergrund eines Dorfes werden Menschen auf einem Feld von Laton
in Frösche verwandelt. Laton hie zu fröschen macht / die bauern weil sie ir haben
gelacht / Und nicht ein wassertrunck vergünt / solch grober Dölpel man vil
findt. – Dann der menschenfressende Riese Polyphem. Polyphemus die Menschen
frist / des gleichen auch zu achten ist / Welcher der selb schweiß und blut
/ wuchert oder sunst Rauben thut. – Zuletzt Äneas, der auf den Schultern seinen
Vater aus der brennenden Stadt Troja trägt. Aeneas seinen Vatter alt / durch feur
und feind tragt mit gewalt / Bringt in auch unverleczt davon / frumbkeit find allweg
ieren lohn.
Zwischen den Fenstern des ersten und zweiten Stocks finden sich die Lebensalter
des Mannes in runden Rollwerkkartuschen. Ein Kind reitet auf einem
Steckenpferd, ein Böcklein springt daneben, sein Alter charakterisierend. Zechen
Jar ein kind. Was hatt dz kind betrübter zeit / die weil es in der wiegen leit
/ sein schmercze kann es nit klage / wills nit schweige muß mans trage / Im wirdt
seins willens selte buß / trenck lieber so es essen muß / Dan kinds alter ist zechen
Jar / darin wechsts auff in boßheit gar. – Der zwanzigjährige Jüngling hat
einen Falken auf der linken Hand sitzen. Der Kopf ist leider durch Fenstervergrößerung
verstümmelt. Sein Tier ist das Kalb. Darnach biß auf die zweinczig
151
Jar / wie ist sein sinn so wanckelbar / Ist wiczig weder gar noch halb / Ist gleich
eim vnuerjärten Kalb / Er tobt und springt laufft hin un her / und achtet wenig
grosser Ehr / wann er nur seinen lust verbringt / Sonst wenig er nach tugent
ringt. – Der Dreißigjährige wirkt mit seinem Vollbart gar nicht mehr jung. Sein
Tier ist der Widder. Dreissig Jar ein Mann. Als dan kumbt dz dreissigst Jar / so
wirt die sterck gar offenbar / gleich wie ein sich tumelt umb / es gilt im gleich
grad oder krumb / Er stieß es gern als darnider / was im begegnet wie ein wider
/ Truczig und frech ist sein gefert / mit sturms wind er einher fert. – Auch beim
Vierzigjährigen fehlt der Kopf. Er hält einen Stab, hinter ihm ruht ein Löwe. Der
fürt fürwar eins löbe mut / den vierczig Jar hand wol behut / denn er ist keck
und vnuerzagt / denckt im ich hab es offt gewagt / Darumb er all sein sterck versucht
/ will nit mer sein wie vor verrucht / solch redlich mann wirt als dann /
zum Regiment genommen an. – Der Fünfzigjährige wirkt zwischen Fuchs und
Henne wirklich schon alt. Fünffczig Jar sti(lle stahn). Wer dan die fünffczig Jar
erreicht / gleich wie ein Fuchs der umher schleicht / dan er nimbt ab an sem Leben
/ drumb er thut gut achtung geben / Das er sich in sein stant befleiß / un
niemant keine tück beweiß / Er braucht vernunfft in kluge list / gleich wie der
Fuchs ist er gerüst. – Der Sechzigjährige geht vor einer zinnenbewehrten Stadt
spazieren. Ein Wolf mit einer Gans im Maul begleitet ihn. Sechzig Jar geht’s
alter an. Das sechtzigst Jar so fecht er an / un beist umb sich mit hundes zan /
mit niemant kann er sich vertrage / Man hört in greynen murren klagen / Bedenkt
sein böß verlorne zeit / im geicz verbracht daselb in reut / un wirt ein Reicher
nimer satt / drumb er des wolffen namen hatt. Der Siebzigjährige, dem leider
der Kopf fehlt, trägt einen vornehmen Pelzmantel. Sein Tier ist ein eleganter
Hund. Im sibenczigsten greifft in an / der Neyd dz er niemant nichts gan / Den
im allein zu seinen frumen / hatt drumb des hunds natur bekumme / Weil eher
die Jar begehren thu / acht ich dafür er hab es gnug / will in der wellt kein not
mehr han / bleibt wohl freundtlich gen jeder man. – Der Achtzigjährige geht am
Stock, hält einen Rosenkranz und hat offenbar Kreuzschmerzen. Sein Tier ist
eine Katze. G. Blaschitz sieht die Katze als Symbol des Weiblichen, Verführerischen,
die hier vor Augen führt, dass auch der Achtzigjährige noch jungen Mädchen
nachschaut. Achczig Jar nimmer weiß. Kumbt nun dz alter achczig Jar /
das machet vil der grawen har / un thut sich wie ein keczlei (Kätzlein) schmuke /
vil ungemach die thun es trucken / Das er muß leiden mit gedult / Weil er suchet
gottes huld / Dan all sein gwalt un krafft ist weck / ist nit mehr starck auch nit
mehr keck. – Der Neunzigjährige mit Rauschebart wird von einem Kind verspottet.
Hinter ihm steht ein Esel. Auff neunczig Jar und nit vil mehr / so kimbt
das leczte alter her / gantz unbesint und kindisch gar / Der Esel nimpt des Alters
war / Lest sich niemand übertreiben / Diß alter muß ein Esel bleiben / Ja leiden
schmach und allen spott / Biß das man spricht nun gnad die Gott. – Neben dem
Hundertjährigen sitzt der Tod. Eine Gans steckt von links ihren Hals ins Bild.
Hundert Jar genad dir gott. Hundert Jar wer die nu hatt / gleich wie ein gans er
umher gat / Dan es mag auch nit anders sein / gibt sich der frum alt willig drein
152
/ Befilcht sein seel in gottes hand / seuffzt nach de rechte vatter land / ligt da
zuckt keinen finger nicht / und lischt fein sanfft auß wie ein licht.
Abb. 148: Retz, Hauptplatz 15, Lebensalter des Mannes,
der Sechzig-, Siebzig- und Achtzigjährige
Abb. 149: Retz, Hauptplatz 15, Circe
Die darunter liegende Reihe zeigt wieder antike Szenen: Vlyssis socii in pocos
(Verwandlung der Gefährten des Odysseus in Schweine). Die Zauberin Circe
berührt einen Mann mit einem Zauberstab, dessen Kopf bereits schweinische
Gestalt angenommen hat. Hinter ihnen steht bereits ein Schwein. (Knittler deutet
die Szene als abschreckendes Beispiel für Völlerei und Unzucht), Odysseus
153
steht rechts bereit. Circe gab ieren gesten ein / ein tranck macht sie damit zu
schwei / die möge nemlich wol sein Seuw / die unzucht glust und füllerei.
Medea impietas (Medeas Frevel). Medea mit wallendem Haar sticht einem
kleinen Kind, das den Arm hochreißt, ein Schwert in die Brust. Medea Jasons
hoff anzündt / sampt seiner Braut un ir selbs kind / Erstach sie ein beser
anfang / hatt alweg ein bössen außgang.
Abb. 150: Retz, Hauptplatz 15, Medea
Ajax in gladium sponte in Cumbit (Ajax stürzte sich aus eigenem Willen ins
Schwert). Ajax, auf diesem Bild schon ein Mann mittleren Alters, hat seinen
Schild zu Boden gelegt und stürzt sich vor den Mauern Trojas in sein eigenes
Schwert. Wie alle Bilder dieser Reihe ist auch dieses mit besonders schönen
Rollwerkornamenten umgeben. Ajax fasset ein grimen zorn / da er die waffen
hett verlorn / Erstach sich mit seim eignen (Schwert) / sich selbs regiern ist lobens
wert.
Aglautos in lapidem (Aglautos in einen Stein). Merkur mit Stab und
Mütze hebt die Hand, die sitzende Aglautos macht eine entsetzte Geste. Aglautos
auß gfastem Neid / Mercurio Irn hoff verbeit / Darumb wirt sie zu einem……/
dergleichen all Neidharten.
154
Abb. 151: Retz, Hauptplatz 15, Ajax
Abb. 152: Retz, Hauptplatz 15, Aglautos
Actaeon in Cervum (Actäon in einen Hirsch). Drei badende Frauen in einem Becken
schauen Actäon böse an, dessen Kopf bereits Hirschform angenommen hat.
Im Hintergrund eine Stadt. …wirt gemelt wie diana / (macht) zu eim hirsch ac155
teona / Welche mit Jagwerck vil gehen umb / die werden gmeincklich wild und
thumb.
Abb. 153: Retz, Hauptplatz 15, Aktäon
Progne filium Coctum apponit viro (Progne setzt den gekochten Sohn dem
Manne zur Speise vor). Progne hält den Kopf des Kindes dem speisenden König
hin. Links sieht man, wie sie das Kind tötet. Progne irn eignen sohn umbracht /
einem Mann denselben kocht / Da er den ass sein gschwey kam rasch / warff im
des kinds kopff auff den Tisch.
Die unterste Bilderreihe ist zerstört. Die Sprüche der ersten drei Szenen
sind gut erhalten, die anderen drei nur fragmentarisch. Da piramus fand Thißbe
bleigt / Erstach er sich vor grosem leidt / Als bald kam Thißbe widerumb /
Bracht sich mit seine Schwert auch umb. – Midas veracht das harpfen spil / Die
schalmey im vil bas gefiel / Drumb must er haben Esels Ohren / man findt zwar
noch vil solcher Toren. – Hercules verbrant an dem kleid / welches im sein weib
het gschickt zur freud / Auf einem Berg Oeta genant / der von im ist ward unbekant.
– Von den nächsten zwei Sprüchen nur einzelne Worte lesbar, vom letzten
ein wenig mehr: Orpheus die Harpfen schlecht (= schlägt) (zumal) / und s(ingt)
auch (mit lieblichem schal / Dem hören zu Beum Thier und stein / Wer wolt der
Music nicht) holt sein.
Um das Portal ein Ornament in Form einer schön verzierten Schleife.
Darüber Rundmedaillon mit einem Löwen. Rechts davon Rollwerkkartusche mit
der besagten Rose. Unter dieser Rest einer scheinarchitektonischen Türrahmung.
Außerdem Rollwerkbalken und Diamantquader.
156
Schauseite Kremser Straße: In der obersten Reihe sind die Sprüche zu den
darunter liegenden Szenen angebracht. Dazwischen, also jeweils oberhalb der
Fenster, von Rollwerk umrahmte Portraits, zwei Männer und zwei Frauen, jeweils
im Profil dargestellt. In der zweiten Reihe ganz links und bis zum Dachansatz
reichend ein Rollwerkornament mit Blättern und Trauben, dann, also zwischen
den Fenstern des zweiten Stocks, folgende Szenen:
Loths Familie flieht aus den rauchenden Städten Sodom und Gomorrha.
Lots Frau dreht sich trotz des Verbotes um. Swäbel Unnd Bech Fünff stett verbrannt
/ Die Engel führten Bey Der Handt / Loth sampt zwo Toechter Und sein
Weib / Der Ward zu Eint salczsäul Ihr Leib. – Abraham und Isaak ähneln sehr
der Darstellung in Horn. Abraham trägt ein Renaissancegewand. Isaak sitzt und
wendet den Kopf zurück. Oben erscheint schon der Engel. Abraham Gotts geheyß
wolt thun / und opfern seinen lieben sohn / gott sicht sein glaubig hertz un
wille / lest im solch opfer nicht erfillen.
Jakobs Himmelsleiter. Er schläft, ein Engel steigt die Leiter empor. Dahinter
ist ein Haus zu sehen. Ein leyter lang am Himmel stohn / Die Engel auff
und ab drauff gohn / sach Jakob schlaffend auff eun stein / Mit vill Zusag ihm
gott erschein. – Zwei Figuren, die Schafe hüten, links ein Baum, im Hintergrund
eine Stadt. Joseph von Rachel wurde geborn / Jacob will fliehn seins schwaehers
Zorn / Der ihm vill hindrung bracht zwegen / doch hilft im Gott durch manche
segen. – Jakob ringt mit dem Engel. Er steht mit dem Rücken zum Betrachter,
der Engel hat ihn am Gewand gepackt. Im Hintergrund links eine Stadt. Jakob
forcht seines Bruders grimm / Ein Engell Gotts kam Rang mit ihm / Hinkend
Ward Jakob auff der Fahrt / sein Namen ihm Verwandlet ward.
Zwischen dem ersten und zweiten Stock sind die Lebensalter der Frau
dargestellt. Die zehn Bilder befinden sich in runden Rollwerkkartuschen. Das
zehnjährige Mädchen ist sehr klein, links von ihm sitzt eine Wachtel. Zehen Jar
kindisch und klein. Ein Töchterlein von zehen Jarn / Verdirbt so man die ruth tut
sparn / ist woll heimlich nach wachteln art / will aber erzogen sein woll hart. /
Ein Töchterlein in Kindes standt / soll fliechen lernen sünd un schant / dann sol
ir gottes segen waltn / muß mans zur gottes forcht halten. – Das zwanzigjährige
Mädchen spielt Laute, ein Huhn leistet ihr Gesellschaft. Zweinzig Jar Ein
Junckfaewlein. / Wen es nu kumpt in Junckfrawstant / so wird’s den kundig und
bekandt / wie ein taube kopff reckt un streckt / ma wehr ehe sie waß boß erweckt
/ Ein Junkfraw so kumbdt zu verstandt / sol sich nit mache bald bekandt / Un
jederman gleich freindlich sein / veracht ist bals was ist gemein. – Die Dreißigjährige
ist sehr schlank, leider wurde durch eine Fenstervergrößerung der Kopf
abgeschnitten. Sie betrachtet sich im Spiegel, welcher seit der Restaurierung
1982 nicht mehr zu sehen ist. Als Vogel ist ein Pfau beigegeben (Dreyssig Jahr
ein Fraw nu an – fehlt wegen Fensterausbruch). Als dan fangt sie an zu stolczieren
/ teglich vor spigel fantasieren / Wie ein stolzer Pfaw sich besicht / Das ist
an ihr zu loben nicht / Sol nicht zur Hochfahrt wende an / Vil schmucks will
volle beutel han / Eim fromen Weib ir spiegel ist / ir man nu der her Jesu Christ.
– Die vierzigjährige Frau hat selbst schon eine Tochter, im Hintergrund sieht
157
man eine Ente. Viertzig Jar Regierent schon. Im vierzigste sich’s anders helt /
wan sie mit Kindern Vberfelt / die Haußmutter kriegt nu zu schaffe / spiegelt
sich nit mehr wie die affe / Zeucht ihr Kind nu gsindlein fein / auff das sie wol
vernünfftig sein / gleich wie ein Brutheune thut sorge / schafft sie als guts sparts
(nit auff morgen). – Die fünfzigjährige Frau ist bereits etwas fülliger. Sie hält ein
Buch und ein Kranich schaut ihr zu. Die Überschrift fehlt. (Fünfzig Jar eine
Großmuter). Ein fünffzig jerig Weib sich richt / das jederman ir lob zuspricht /
Der Kranich sein Jar Zeit weiß / So sol sein der Haußmutter fleiß / Die ihren
führe zu Gottes Hauss / selbst nit on ursach bleibe drauß / Die kann also mit
ehren alten / Und ein guten Namen behalten.
Abb. 154: Retz, Hauptplatz 15, Lebensalter der Frau,
die Vierzig-, Fünfzig-, Sechzig- und Siebzigjährige
Abb. 155: Retz, Hauptplatz 15, Lebensalter der Frau,
die Siebzig-, Achtzig-, Neunzig- und Hundertjährige
Die Sechzigjährige hat alte Gesichtszüge. Dafür trägt sie ein besonders schönes
Kleid und hält eine wertvolle Kanne und einen Metallteller in den Händen. Ihr
Vogel ist eine Gans. Sechzig Jar ir woll aufzuwarten ka(nn). Erreicht sie dan die
sechzig Jar / vill klüger ists dans je vor war / gelobet war ein heußlich waib /
von gott (ist erst gelobt der leib) / schißle un kandl Waist sie zu fillen / somer un
wintter weists ir zu hülle / dan we sie kriegt in gottes name / helt sie mit ra(hat)
sparlich zusamen. – Die Siebzigjährige sitzt und hält einen Besen. Ein Raubvogel
schlägt mit den Flügeln. (Siebentzig Jahr allt Ungestalt). Hab ich scho satt
noch ists nit gnug / Zu geicze wer ich erst recht klug / gleich wie ein sucht raubens
speiß / (Brauch ich mein aller besten fleiß) / Denck mir aber vill glebte Jar
/ so mich brechte in grosse gfarr / Steh ich alls geitz un vnruh ab / (Dann ich
158
mus balt) davon ins grab. – Die Achtzigjährige geht am Stock. Ihr Vogel ist die
Eule. Achtzig Jar heßlicher de(nn vor). Ein altes Weib an einem stecken / der
gar nichts mehr will erklecke / wirt agefeindt gleich wie ein Eul / ist ir selbst
lang die Zeit und weil / Dan sie ir denckt sey nichts werdt / veracht verlacht auff
diser erdt / drumb todt auß dißer welt sie hol / uns eim von ihr der Sünden Zol. –
Die Neunzigjährige geht noch gebückter. Kein Vogel sondern eine Fledermaus
flattert neben ihr. (Neuntzig Jar der) Welt schabab. Ein Alt Mutter bey neunzig
Jarn / hatt vill gesehen und erfarn / Manchs schweres Creutz außgestanden /
Behütet sich vor Sündt und Schanden / Die Mutter da laufft zum Endt / Man
kaufft alt nit wer sie kendt / Drumb versteckt sie sich in de hauß / wie eine
flüchtige Fledermauß. (Derzeit praktisch unleserlich). – Neben der Hundertjährigen
sitzt schon der Tod. Hundert Jar füllet das Grab. Ein uralt und erlebtes
Weib / das der jederman günstig bleib / ist sondeliche Gnad von gott / Weil sie
aber Christlich glebt hatt / Und ist zu hundert Jarn kumen / biß das sie hatt gar
abgenommen / weist ir der Todt die stund sey auß / im grab sie finden sol ir
hauß.
Zwischen den Fenstern des ersten Stockes ist die Geschichte von Joseph
dargestellt. Die Brüder ziehen Joseph aus dem Brunnen und verkaufen ihn als
Sklaven. Genisis. Das erste Buch Mosy. Am siben und dreißigsten Capitel. Der
Lieb Joseph hett Trawn Und gsicht / drum er von den Brüdern wurd vernicht /
Durch Ruben glöst von todeshand / Verkaufft eürt in Egypten gsant. Joseph und
Potiphars Weib. Genisis am 39 kap. Potiphar Weib wart Joseph holt / beim
Mantel sie ihn halte wollt / Das kleid bleibt ihr……/ sie schrie und klagt ihn notzwangs
an. Joseph deutet den Traum des Pharao. Der Pharao trägt ein langes
Gewand und einen Turban. Genesis am Ein und Vierzigsten Capitel. (Joseph
den) Traum legt aus behend / dem König vom anfang bis zum End / Dadurch
Joseph wart (hoch geschetzt) / und über ganz Egypten gsetzt. Josephs Familie
vor dem Pharao. Genesis am sibenundvierzigsten Capitel. (Jacob hineyn) zum
König Gieng / Das beste Land hofen entpfing / Die Tewrung Nam bald Oberhand
/ Druckt Egibten Und alle (Land) / Viech, Acker, Wiesen Gelt und gut /
gabens dem Joseph Nur Umbs Brot. Joseph lässt seinen Vater in Hebron bestatten.
Genesis im 50 Capitel. (Joseph sein) Vattern tragen ließ / in Hebron wie er
ihm verhieß / Zu sein Vatern wart er begraben / als er das wollt bey leben Haben.
Das Erdgeschoss zeigt den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Zunächst
(ganz links) Überquerung des Roten Meeres. Leute stehen im Wasser. Ein Wagen
versinkt. Im Hintergrund eine Ruine. Am gstaden lag Pharaonis Heer / ertrunken
in dem roten Meer / Das israelisch Volk getröst / Lobt Gott ders hat aus
Not erlöst. – Der Mannaregen in der Wüste. Frauen sammeln zwischen den
Zelten die Früchte in Körbe. Ein Engel schaut vom Himmel herab. Gott gab ihn
morgens himelbrot / und Wachteln gnug des abends spot / Das felt und zelt voll
Wachteln sassen / Die sie mit grossen Freuven assen. Das untere rechte Viertel
des Bildes durch Portaleinbau zerstört. – Kampf mit Amalech. Ein Mann mit
Lanze, der seine Mitstreiter offenbar ermutigt. In der Mitte Gefallene. Amalech
159
Israel befreit (soll eigentlich „bestreit“ heißen) / Thet im mit Kriegen vil zu leyd /
Josue strebt Moses bat sehr / die händ kundt er nit halten mehr. – Auf einer
Säule mit ionischem Kapitell wurde das Goldene Kalb aufgestellt und umtanzt.
Moses schreitet von rechts vorne heran, um Einhalt zu gebieten. Israel seines
gotts vergaß / als Moses in zu lang auß was / Ein kalb sie gossen für ihrn gott /
und bättens an das war ein spott. – Vor einem Baum zwischen den Zelten wird
ein Jüngling gesteinigt. Moses straft die gottslesterung / ließ steinigen ein menschen
Jung / Das Volck tödt ihn von hüten weit / Zuhalten gotts gebott alzeit.
Abb. 156: Retz, Hauptplatz 15, Goldenes Kalb
Zwei Männer tragen eine riesige Weintraube gegen eine Stadt hin. Die Ähnlichkeit
mit den Türmen von Retz ist möglicherweise zufällig. Zwölff kundschafter
sie ordnen wollten / Das land Canaan bsehen solten / sie konnten groß lügen
erachten / das Volck widerspenig machten. – Die eherne Schlange: Eine
Schlange auf einem Kreuz. Links Moses. Vor den Zelten Menschen mit verzweiflungsvollen
Gesten. Eine zu Füßen des Kreuzes liegende Figur durch Portaleinbau
heute nicht mehr zu sehen. Der schlangen biß de volck macht bang /
moses hengt auff die öhren schlang / Israel schlegt die Canaaniter / Ogund Sihon
die Amoniter. – Ganz außen: Links kniet ein Ritter vor einem anderen, der
rechts mit dem Rücken zum Betrachter steht. Josua das ampt angenume hat / in
tröst und sterckt der ewig gott / der Rest unleserlich. Der gesamte Bilderzyklus
von Streifen mit Rollwerk eingerahmt. Ganz unten mehrere Lagen von Diamantquadern.
Aufgrund seines reichhaltigen Programms muss das Retzer Haus zu den
bedeutendsten Sgraffitoschöpfungen überhaupt gezählt werden.
160
Plan 7: Retz, Hauptplatz 15
161
Abb. 157: Retz, Hauptplatz 15, Boten mit Traube
Abb. 158: Retz, Hauptplatz 15, eherne Schlange
Quellen: 1, 9, 12, 22, 51, 52, 65, 66, 67, 72, 74, 82, 133, 136, 146, 159, 205, 209, 218, 222,
230
Urtl (Kärnten/Bez. St.Veit), Haus Nr. 9-11 (Abb. 159-160)
Im Dehio und in der Arbeit von Sigrid Günter lesen wir „Urtlgraben“ – doch auf
dem Ortsschild steht bloß Urtl. Das ehemalige Eisenwerk der Stadt St. Veit bildet
heute ein beschauliches Ensemble in dem abgeschiedenen Tal. Gegenüber
dem ehemaligen Hochofen steht das einstige Verweserhaus, dessen rechter Gebäudeteil
leider nur mehr spärliche Reste einer vormals gewiss reichen und interessanten
Sgraffitodekoration zeigt. Die Darstellungen sind 1584 entstanden.
162
Abb. 159 und 160: Urtl, Details
Links oben teilweise erhaltener Blattfries. Um das Fenster Scheinarchitektur und
Blattranken. Ein Storch mit einem stark gekrümmten Hals, der versucht seinen
Schnabel in ein Gefäß zu stecken, stammt aus Äsops Fabel „Vom Fuchs und
dem Storch“. Sie erzählt, dass zunächst der Fuchs den Storch zum Essen einlud
und auf flachen Tellern süße Brühe servierte. Während der Fuchs den Teller genüsslich
ableckte, konnte der Storch mit seinem langen Schnabel nichts erhaschen
und ging hungrig wieder nach Hause. Wenig später lud der Storch den
Fuchs ein und servierte köstlich gebratene Fische in schmalen Krügen. Der
Fuchs konnte seinen Kopf nicht in den Krug stecken, aber der Storch fischte mit
seinem Schnabel einen Fisch nach dem anderen heraus.
Rechts vom Storch erkennt man eine kleine Kirche. Über dem Ganzen
schwebt ein Putto. Weiter rechts noch ein ebenfalls kleiner Sgraffitorest: Das
Wappen der Stadt St. Veit an der Glan wird von der Jahreszahl 1584 flankiert.
Darüber sind ein springendes Tier (Hund ?) und wieder ein Putto zu sehen. Der
in der Literatur beschriebene Kärntner Herzogshut fehlt heute. Es würde sich
163
sicher lohnen das Objekt zu restaurieren, um eventuell weitere Motive freizulegen.
Quellen: 6, 50, 51, 102, 133, 180
Weitra (Niederösterreich/Gmünd), Rathausplatz 4 (Abb. 161-169)
Das im Kern mittelalterliche Haus nach einem Brand 1582 erneuert. Der damalige
Besitzer Lorenz Plannck war Stadtrichter und Bürgermeister. Ursprünglich
bestand eine Attika, wie aus den oberen Sprüchen ersichtlich ist. Nach Brand
1651 oder 1672 Barockisierung. 1931 aufgedeckt, erste Restaurierung durch
Weninger, weitere 1965 durch Peyscha und 1993 durch Wittig. Leerstellen
durch Versetzung der Fenster in den oberen Geschossen und Geschäftseinbauten
im Erdgeschoss. Das meiste (etwa 70%) ist heute Rekonstruktion nach den bekannten
Vorlagen. Ursprünglich waren im rechten Gebäudeteil zwei Fensterachsen,
wie an den blinden Flächen zu erkennen ist. Diese Fenster wurden vermauert
und zwischen ihnen ein Fenster ausgebrochen, wodurch je ein Sgraffitobild
im ersten und zweiten Stock verloren ging.
Abb. 161: Weitra, Rathausplatz 4, Gesamtansicht
Vorbilder für die Darstellungen sind die Illustrationen Jost Ammans nach
Zeichnungen des H. Bocksberger zu den „Römischen Historien“ des Titus Livius
(erstmals erschienen in Deutschland 1568 im Druck des Georg Raben in
einer lateinischen und einer deutschen Auflage). Aber erst die 1573 unter dem
Titel „Neuwe Liwische Figuren“ als Bilderbuch mit Versen des H. P. Rebenstock
erschienene Ausgabe war Vorbild für die Weitraer Sgraffiti. Die Darstellungen
der Lebensalter sind mit jenen in Retz fast identisch (Monogrammist I.
164
R.), die Sprüche allerdings nicht. Vorbild für das Portrait Kaiser Ferdinand I. ist
ein Stich von Hans Sebald Lautensack von 1556.
Abb. 162: Weitra, Rathausplatz 4, Fassade linker Teil, unten
Abb. 163: Weitra, Rathausplatz 4, Horatius Cocles
Von den Sgraffiti der ehemaligen Attika sind drei Rollwerkbalken und Reste
von Sprüchen erhalten, die sich offenbar auf die darunter liegenden Abbildungen
beziehen. Zwischen den Fenstern des zweiten Stockes Bilder aus der römischen
Geschichte (nach Livius „Ab urbe condita“). Ganz links verteidigt Horatius
Cocles allein zu Pferde mit Speer und Schild die Tiberbrücke gegen die angreifenden
Etrusker. Dass hinter ihm die Römer die Brücke abbrechen, um den
Etruskern den Weg zu versperren, sieht man eigentlich nur am Original des Jo165
hann Bocksberger, auf der Sgraffito-Darstellung bleibt es der Fantasie überlassen.
Das Spruchfeld darüber ist leer. Darunter lesen wir: Alein Horatius der
Heldt / Riterlich er sich Zu Wehr stelt / Weil er dem Feind Widerstant gab /
Warfen die Römer die brück ab. – Das nächste Bild zeigt Marcus Curtius wie er
ebenfalls zu Ross in den Erdspalt springt, aus welchem Flammen schlagen. Das
römische Volk schaut erstaunt zu. Im Spruchfeld darüber erkennt man nur mehr
einen Rest: Wan sich ……in kundt than. Unter dem Bild: Darein stürczt des
höchste bürgers kint / Fiels zue Marcus Curtius gschwint / Der rüst sich mit
harnusch und Ross / sprengt darein die grueb sich verschloss. – Am folgenden
Bild erschlagen zwei junge Männer mit Hacken einen alten Mann. Es ist die
Ermordung des Königs Tarquinius Priscus. Vom darüber liegenden Spruch sind
nur mehr drei Zeilen erhalten: in pauen wer Zwen Jung geseln / Dz gschach auß
gross Hass un neid / die fienge an ein Zank un streit. Darunter steht: Zugleich
wie sie warn unsunig / firt man hin für den König / Tarquino wie er sie tedt fragen
/ habens in mit hacken erschlagen. – Die rechte Darstellung ist durch Fensterausbruch
zerstört, die Sprüche jedoch sagen uns, dass hier ein Mann von einem
Fels gestürzt wird. Es handelt sich also offenbar entweder um Marcus
Manlius Capitolinus oder Spurius Cassius Vecellinus, die beide die Alleinherrschaft
in Rom anstrebten und vom Tarpäischen Felsen gestürzt wurden. Auch
hier sind vom oberen Spruch nur mehr drei Zeilen erhalten: nizt man ……un ein
Reigtstag / Vor einer ganczen gemein zu Rom / gschach die klag Wie er
imku(mm). Der untere Spruch: Ein herz…../ zu regieren Rath und gemein / Das
urteil man über in gab / das man in übern fels warf ab. – Ein schöner Rollwerkbalken
schließt die Hauswand rechts ab. Unterhalb der Fenster des zweiten
Stocks befinden sich drei Portraits jeweils im Profil. Knittler deutet sie als Ferdinand
I., Erzherzog Wenzel und Kardinal Albrecht.
Abb. 164: Weitra, Rathausplatz 4, Kaiserporträt
Im ersten Stock sind beide Hauskanten und die Felder oberhalb der Fenster mit
blatt- und volutengeschmücktem Rollwerk verziert. Die erste Abbildung ganz
166
links zeigt wie der Tyrann Hieronymus von Syrakus auf seinem Thron von Soldaten
ermordet wird. Die kreigsleit machte eine bschlus / wider den könig Jeronimus
/ Mit willen un des hauptmans Rath / habns gerichtet in dann zu todt. –
Auf dem nächsten Bild wird der gefesselte Schulmeister von Falerii vor der
Stadt von den Jünglingen mit Ruten ausgepeitscht. Rechts sind die Zelte des römischen
Lagers zu sehen. Mit den höchsten bürger sun (= Söhne) hatt / ein
schulmeister Valeri die statt / Dem feindt wolt mache undertho (= untertan) / die
knaben gaben im den lohn. – Es folgt die Darstellung des Lucius Verginius, der
seine Tochter ersticht, um ihre Ehre zu bewahren. Im Gegensatz zur Vorlage ist
das Bild sehr vereinfacht, viele Personen wurden weggelassen und der Ausdruck
ist ausgesprochen hölzern und statisch. Der Spruch ist nur mehr unvollständig
erhalten: Virginius sein Tochter……/ darumb das uns E……/ Solt ich dich in
dem……/ Vor schand bewarn sollte…….
Wie im oberen Stockwerk ist die nächste Abbildung durch Fensterausbruch
zerstört. Auf der Leerfläche erscheint nun die Inschrift: Sgraffito Malerei
um 1540 / Restauriert 1931 1965. Der Spruch über dem Feld ist lückenhaft:
……tius der stelet nach / ……dt auf dz er……och / ……n Canczler……/……udt
er im……M. Lejskova-Matyasova, die sich eingehend mit der Thematik beschäftigt
hat, vermutet, dass hier die Szene, in der der Albanerkönig Mettius
durch zwei Pferde zerrissen wird, dargestellt war.
Abb. 165: Weitra, Rathausplatz 4, Lebensalter des Mannes,
der Zehnjährige
Unter den Fenstern des ersten Stocks reihen sich die Lebensalter des Mannes
nebeneinander. Zwischen den einzelnen Bildern befinden sich schöne Rollwerkbalken.
Das zehnjährige Kind sitzt auf einem Schemel und spielt mit einem
Böcklein und einem Vogel. Zehen Jar ein kind / Eines kinds alter ist zehen Jar /
darin wechsts auf in boßheit gar / Und wie ein Ziegenbock herspringt / dadurch
sich’s offt in schade bringt. – Der Zwanzigjährige trägt ein schönes Gewand.
167
Der Federhut macht ihn aber älter. Auf seiner Rechten sitzt ein Falke, neben ihm
steht ein Kalb. Zwantzig Jar ein Jüngeling / Ein Jüngeling zwantzig Jar berührt
/ darum man sein mutwillen……/ Lebt als hab er der sinn nicht……/ ist ungezogen
wie ein kalb. – Der Dreißigjährige wirkt ein wenig wie die Parodie eines
französischen Königs. Zu seinen Füßen lagert ein Ochse. Vom Spruch ist nur
mehr die unterste Zeile vorhanden: und wie ein stosseder ochs sich helt. – Der
Vierzigjährige wirkt schon alt, darüber kann auch der beigegebene Löwe nicht
hinwegtäuschen. Vierczig Jar wolgethan / Im Vierzigsten denckt er erst dran /
was er wol für ein narung han / Darumb er sein sterck versucht / wie ein Lew
darauf trutzt un bucht (= pocht). – Der Fünfzigjährige mit seiner Kappe und seinem
Umhang ist nun wirklich schon ein alter Mann. Seine beigegebenen Tiere
sind Fuchs (sehr groß) und Hahn. Fünfftzig Jar stille stand / Im fünfftzigsten
nimmt ab sein……/ drum er firt recht……/ Was sterck nicht mag nimer erreicht /
deshalb wie ein fuchs umher schleich(t).
Abb. 166: Weitra, Rathausplatz 4, Lebensalter des Mannes,
der Dreißig- und Vierzigjährige
Abb. 167: Weitra, Rathausplatz 4, Lebensalter des Mannes,
der Fünfzig- und Sechzigjährige
168
Der Sechzigjährige ist ganz weißhaarig, trägt ein langes Gewand und hält einen
Geldbeutel. Hinter ihm hält ein Wolf eine offenbar noch lebende Gans im Maul.
……und wirt ein reicher nimmer sat / Drumb er des wolfen namen hat. – Der
Siebzigjährige mit Kappe und Pelzkragen wirkt recht zufrieden. Es tut ihm
sichtlich gut mit seinem Hund in der Stadt spazieren zu gehen. Sibentzig Jar ein
Greiß / Im sibentzigsten Greifft in an / der Neid das er niemand nichts gan (=
gönnt) / Allein im zu seinem Frumen (= es ihm frommt) / Drum er des hunds
natur bekume. – Der Achtzigjährige trägt ein längeres Gewand, einen Schlapphut
und geht am Stock. Zu seinen Füßen liegt eine Katze. Achtzig Jar nimer
w(eiß) / Achtzig Jar die……/ ist nimer starck……/ Bey grossem gelt acht man nit
sein / drum wie ein katzlein schleicht herei.
Abb. 168: Weitra, Rathausplatz 4, Lebensalter des Mannes,
der Siebzig- und Achtzigjährige
Abb. 169: Weitra, Rathausplatz 4, Lebensalter des Mannes,
der Neunzig- und Hundertjährige
Der Neunzigjährige geht mit zwei Krücken. Ein dümmlich wirkender Esel begleitet
ihn und ein Kind schneidet Grimassen. ……spott /………Seht gebückt faul
169
wie ein esel ist / der kinder spott wird manglen nit. – Der kahlköpfige Hundertjährige
mit wallendem Bart sitzt stumpfsinnig auf einem Schemel. Ein großes
Totengerippe steht neben ihm und eine Gans steckt von rechts unten ihren Kopf
ins Bild. Hundert Jar gnad dir Gott / Der die hundert Jar erreicht / wie eine
gans er umher schleicht / den es mag auch nit anders sein / gibt sich der from
alt willig drein.
Von den Sgraffiti im Erdgeschoss ist durch Geschäftseinbauten nichts
mehr erhalten. Einzig unter den ersten beiden Lebensalter-Bildern finden sich
noch Spruchreste: Zwey brued……/ …an heu……und ……zwo ster mechtig /
……erhalt den sig.
Da das Haus gegen das Nebenhaus (Rathausplatz Nr. 5) etwas vorspringt,
entsteht hier eine schmale Wandfläche, die ebenfalls einen kleinen Rollwerkstreifen
trägt. Dazu kommt noch die neue Inschrift: restauriert 1931 1965 1993.
Auch wenn Parallelen zu den Sgraffitohäusern von Gmünd und Retz unübersehbar
sind, bietet dieses Haus auf einer relativ kleinen Wandfläche eine
große Zahl von interessanten Motiven. Die zahlreichen Bilder aus der römischen
Geschichte machen es besonders wertvoll.
Quellen: 21, 51, 52, 64, 72, 79, 102, 128, 136, 142, 145, 164, 201, 214, 222, 229, 250
Weitra (Niederösterreich/Gmünd), Rathausplatz 8
Die Sgraffiti dieses Hauses sind verloren gegangen. Wahrscheinlich sind sie
unter dem Besitzer Hans Eisenbeck, der 1572 Stadtrichter und 1574 Bürgermeister
war, entstanden. Die Jahreszahl 1540 bezog sich wohl auf die Errichtung
oder auch Umgestaltung des Hauses. Sollte 1540 das Entstehungsdatum der
Sgraffiti sein, dann wären es tatsächlich die ältesten figuralen Darstellungen
Österreichs gewesen. Offenbar waren die Abbildungen nicht übertüncht, denn
sie werden 1823 von Reil beschrieben. Durch die Wiedergabe der Inschriften
durch Johann Freiherrn von Hormayr 1845 sind die Themen der Darstellungen
bekannt. Die Sgraffiti werden 1782 erwähnt und noch 1866 sollen sich preußische
Soldaten nach den Bildern erkundigt haben, die wahrscheinlich beim Brand
1851 verloren gingen. Ähnlich wie in Retz waren hier alttestamentarische und
antike Szenen einander gegenüber gestellt. Die Darstellung des Varus findet sich
sonst an keinem Sgraffitohaus. Daneben waren auch Portraits der Kaiser Maximilian
I. und Ferdinand I. zu sehen.
Die Inschriften lauteten:
– Der lieb Joseph hat Traum und Gsicht / Drum in von Brüdern Urbil gericht
/ Durch Ruben glest von Todes Handt / Verkauft wird in Egiptenland.
– Potiphars Weib ward Joseph hold / Beim Mantel sie ihn halten wolt / Das
Kleid blieb ihr Joseph entran / Sie schrie Hund und klagt ihn notzwangs
an.
– Jacob hinein zum König gieng / Das best land Gösen empfing / Die Teurung
nam bald überhand / Truht Egipten und alle Land.
170
– Der Vater Jacob aus kanan kompt / Und bey Joseph beständig wohnt. Die
Geschichte Josephs ist noch in Horn und in Retz zu finden. Die Sprüche
sind ziemlich identisch.
– Soliman der erste tirkische Hauptmann Wider die Christen im Jahre
1529. Soliman findet sich auch am großen Sgraffitohaus in Krems.
– Samson den Löwen hier zerreißt / Und Jedermann seine stärke breißt.
Samson ist in Gmünd dargestellt.
– Poliphem ein Rieß der einst auf Inseln hat gelebt / Uns bloß nach Menschenfleisch
und Morden hat gestrebt (ebenfalls in Gmünd und Retz).
– Aeneas sein Vater alt bringt ihn auch unverletzt fort in ein sichern Ort
(auch in Gmünd und Retz zu finden).
– Varus wüthet da er vom Sieg der Deutschen hört / Und ersticht sich mit
seinem eigenen Schwerdt.
– Tobias kam um sein Gesicht / Er hofft zu Gott verzweifelt nicht / Der jung
Tobias nach Medien gieng / Und einen Engel als Gefährten empfieng.
– Als Tobias mit Sara vermählet war / Bracht sie Gott ein Dankopfer dar.
– Tobias sein Vater das Augenlicht giebt / Hat selben aus wahren Gemüth
geliebt. Tobias erscheint ebenfalls am großen Sgraffitohaus in Krems.
– Da Hollofernes mit Roß und Mann / Vor Bethulm in Juda kam / Enthaupt
ihn Judith in seinem Zelt / Im Jahr 3348 der Welt.
– Lucretia das edle Römers Weib / Die ward geschändet an ihrem Leib / Sie
hat der Schand ein End gemacht / Mit ihrem Dolch sich umgebracht.
Lukretia und Judith sind sehr häufig auftretendeThemen.
– Hanß Eisenböck ward der genannt / Der gesetzt dass Hauß in diesem
Standt / Im Jahr MDXL.
– Renoviert 1815, Johann Hornischer.
Quellen: 119, 136, 207
Weitra (Niederösterreich/Gmünd), Rathausplatz 9 (Abb. 170)
Von einer sicherlich einst reicheren Fassade sind nur mehr zwei Bilder an der
dem Platz abgewandten Seite erhalten. Das Haus gehörte ab 1566 dem Wolfgang
Grienbeck, der Stadtrichter und Bürgermeister war. Die Sgraffiti dürften
schon 1857 freigelegt, aber dann wieder übertüncht worden sein. Neuerliche
Freilegung 1931. 1964 von Ludwig Peyscha restauriert. Letzte Restaurierung
2008.
Das obere Bild, das von Scheinarchitektur und Diamantquadern eingerahmt
ist, zeigt die Taufe Christi. Rechts von Jesus und Johannes steht noch ein
Jünger. Aus den Wolken beobachten Gottvater und die Taube des Heiligen
Geistes das Geschehen. Vorbild ist eine Radierung des Augustin Hirschvogel
aus dessen Bibelkonkordanz 1550.
171
Abb. 170: Weitra, Rathausplatz 9
Das untere Bild wird von Scheinarchitektur mit Groteskenverzierung eingerahmt.
Man sieht eine spinnende Frau, es ist Arachne, die Pallas Athene zum
Wettkampf im Spinnen herausgefordert hat. Ein Spinnennetz links oben deutet
ihre spätere Bestrafung (Verwandlung in eine Spinne) an. Diesem Bild liegt ein
Stich des Georg Pencz von 1545 zugrunde. Es könnte ein Programm über die
fünf Sinne sein, wobei hier der Tastsinn veranschaulicht wird. Von anderen
Autoren wird die Darstellung auch als Penelope (Gattin des Odysseus) gedeutet.
Quellen: 9, 21, 52, 136, 146, 201, 218
Weitra (Niederösterreich/Gmünd), Rathausplatz 13 (Abb. 171-174)
Laut G. Klimesch überragt diese Fassade qualitativ alle anderen, die im Vergleich
provinziell wirken. Sie setzt die Entstehung um 1540 an; somit lägen hier
die ältesten figuralen Sgraffiti Österreichs vor. Damals war der Stadtschreiber
und Herrschaftsverwalter Georg Zwickenhagel Besitzer des Hauses. Klimesch
postuliert italienische Vorbilder für die Darstellungen, etwa den heiligen Georg
nach dem Vorbild des Vittore Carpaccio. Konstanze Knittler datiert die Sgraffiti
später, da auf einem Foto nach 1900 noch Inschriften vorhanden sind. Auch
wenn diese so gut wie nicht entziffert werden konnten, könnte der Name Wolf
sich auf Wolf Prandtner beziehen, der 1589 Bürgermeister war. Ob dieser die
Sgraffiti erschaffen oder ergänzen ließ, bleibt ungeklärt. Restaurierungen erfolgten
1964 (wie eine frühere Inschrift besagte durch den Restaurator Leo
Dohnal) und 1975.
172
Abb. 171: Weitra, Rathausplatz 13, Gesamtansicht
Ursprünglich wohl zweigeschossiges, heute dreigeschossiges Giebelhaus mit nur
zwei Fensterachsen. In der untersten Zone finden wir vier Lagen von Briefformquadern,
die durch Portal und Fenster teilweise unterbrochen sind. Darüber sieht
man zwischen dem links liegenden Portal und der Hauskante zwei schmale
senkrechte Streifen. Der linke trägt blattartige Volutenverschlingungen und der
rechte eine sich hoch schlingende Blattranke. In den Zwickeln des Portalbogens
erscheinen zwei Ritter, die von Blattranken begleitet werden. Der linke trägt
Schwert und Hellebarde, der rechte Schwert und Schild. Zwei schmale Spruchbänder
sind heute leer. Über dem Portal läuft ein Fries mit verschlungenen Blütenranken,
in denen zwei weibliche (?) Figuren zu sehen sind.
Abb. 172: Weitra, Rathausplatz 13, Portal
173
Rechts vom Portal, über dem Erdgeschossfenster ist der Drachenkampf
des heiligen Georg dargestellt. Der mit einem Schwert gegürtete Ritter sitzt auf
einem eleganten Pferd und stößt seine Lanze dem schuppigen Drachen ins Maul.
Dieser erscheint unförmig in den Proportionen und will zu den anderen edlen
Figuren nicht so recht passen. Im Hintergrund sind links ein schlossartiges Gebäude
und rechts einige Laubbäume zu sehen. Dazwischen kniet eine betende
Frau, die ein Kreuz hält. Laut G. Klimesch könnte es sich um die heilige Margarethe
handeln. Auch die rechte Hauskante wird bis zu den Briefformquadern von
einem senkrechten Groteskenstreifen gebildet.
Ein waagrechter Fries, der aus sich ringelnden Schlangen, von denen jeweils
zwei zusammengebunden erscheinen, gebildet wird, trennt Erdgeschoss
und ersten Stock. Letzterer präsentiert, von Groteskenbändern an den Hauskanten
und einem kunstvoll verschlungenen Blattfries oberhalb eingerahmt, die
Darstellungen der Tugenden. Ganz links steht Die Klugheit, eine barfüßige Engelsgestalt
in einem langen Gewand, die eine Schriftrolle hält. Auf dem Kopf
trägt sie einen Lorbeerkranz. Zwischen den Fenstern steht zunächst links Die
Gerechtigkeit, die wie alle anderen auch als Engel dargestellt ist. In ihrer Rechten
hält sie ein Schwert und mit ihrer Linken hebt sie eine Waage in die Höhe.
Zu ihren Füßen stehen zwei Gewichte, die der Abwägung der guten bzw.
schlechten Taten dienen. Die nächste Figur ist Der Glaüb (= der Glaube; die
Spruchbänder sind jeweils von diskreten Volutenverzierungen begleitet). Diese
Figur hält ein Buch (die Heilige Schrift) und macht mit der linken Hand eine
einladende, gütige Geste, die zeigen soll, dass jeder Trost im Glauben finden
kann. Als weiteres Attribut lehnt ein länglicher Schild mit einem Kreuz an ihrem
linken Bein. Zwischen den beiden zuletzt beschriebenen Figuren befindet sich
das heute leere oben erwähnte Inschriftfeld (KRATZPUTZ FASSADE UM 1540
REST. UNTER KARL EGON FÜRST U. LANDGRAF ZU FÜRSTENBERG
REST. LEO DOHNAL 1964). Die letzte Figur ganz rechts ist Die Liebe, die auch
einen Lorbeerkranz im Haar hat und ein schutzloses Rehkitz auf dem Arm hält.
Oberhalb des oben abschließenden Blattfrieses sind noch zwei männliche Halbfiguren
in Renaissancetracht mit breiten Federhüten zu sehen, die linke davon
im Profil.
Von den vier Kardinaltugenden und den drei göttlichen Tugenden sind
also je zwei dargestellt. Bei ersteren fehlen Stärke und Mäßigung, bei letzteren
die Hoffnung. Katzenschlager vermutet, dass sie „einem Umbau der Fassade
zum Opfer gefallen sind“, doch ist für weitere Figuren eigentlich kein Platz
mehr vorhanden. Denkbar wäre, dass sich (wie in Horn und Althofen) der Sgraffitoschmuck
auch auf die Seitenflächen fortgesetzt hat und die Darstellungen
durch Aufstockung bzw. Neuerrichtung der Nachbarhäuser verdeckt wurden.
Wenn auch offen bleiben wird, wann genau die Sgraffiti dieses Hauses
entstanden sind, G. Klimesch behält auf jeden Fall Recht, dass sich die Figuren
der Tugenden grundsätzlich von denen aller anderen österreichischen Sgraffitohäuser
unterscheiden. Sie sind schlanker in der Gestalt, edler in den Proportionen
und wirken nicht so „hölzern“ und ungeschlacht, wie dies oft der Fall ist. Zu
174
ergänzen wäre außerdem noch, dass die Figuren Glaube, Liebe, Gerechtigkeit
und Geduld, sowie der heilige Georg mit dem Drachen auch am Schloss Pohlwitz
( Schlesien ) angebracht sind.
Abb. 173: Weitra, Rathausplatz 13, Tugenden
Abb. 174: Weitra, Rathausplatz 13, Klugheit
Quellen: 21, 51, 52, 79, 102, 133, 136, 201
Weitra (Niederösterreich), Rathausplatz 48 (Abb. 175-177)
Das Haus gehörte 1566 dem Georg Hamer und ab 1575 dem Ferdinand Walch.
Dieser war ein italienischer Maurermeister und hieß ursprünglich Duano. Der
Name Walch leitet sich von „welsch“ ab. Die Sgraffiti dürften also nach 1575
entstanden sein. Zweigeschossiges Haus mit zwei Fensterachsen (die Fenster
inzwischen vergrößert) und schön geschwungenem Ziergiebel. Die Sgraffiti
1979 entdeckt und 1980 von Ludwig Peyscha restauriert. Links wurde eine per175
spektivische Quaderung nur durch die Umrisse angedeutet. Auch die untere Diamantquaderreihe
nur schematisch aufgemalt. Die Anordnung entspricht nicht
mehr genau dem Original, die Motive wurden aber nicht verändert.
Abb. 175: Weitra, Rathausplatz 48: Gesamtansicht
Abb. 176: Weitra, Rathausplatz 48: linker Hausteil
Zwischen und über den Fenstern des Erdgeschosses finden sich grotesk verschlungene
Blumengirlanden mit zum Teil sehr großen Blüten und Weintrauben.
Darüber großes Schachbrettfeld. Links vom linken Fenster des ersten Stocks
origineller Halbmondfries, dann Frauengestalt mit Granatapfel in der Hand, auf
176
dem ein Knabe steht (wird als Venus und Cupido gedeutet). Links noch eine
kleine männliche Gestalt mit Schwert, Pluderhose und Federhut (soll Mars sein).
Darüber zwei auf Sonnensymbolen kniende Putten. Zwischen ihnen brennt eine
Kerze. Zwischen den Fenstern zwei übereinander stehende männliche Gestalten
(wieder mit Federhüten) zwischen Blumen und Weinstöcken. Rechts vom rechten
Fenster wieder der beschriebene Halbmondfries. Dann über grotesken vegetabilischen
Ranken links eine männliche Gestalt mit dem Schriftrest OAMI,
rechts ein Reiter mit der Schrift MARCVS CURTIVS. Den oberen Abschluss
zum Giebel hin bilden wieder Weinreben mit einem lilienartigen Symbol in der
Mitte.
In der Mitte des Giebels steht in einer schönen scheinarchitektonischen
Rahmung eine männliche Figur mit Schwert auf einem profilierten Sockel. Blüten
und ein kleiner Schachbrettfries bilden den oberen Abschluss. Rechts und
links knien wieder zwei kleine Putten.
Abb. 177: Weitra, Rathausplatz 48, Giebel
Quellen: 21, 51, 136, 214
Zwettl (Niederösterreich), Hauptplatz 4 (Abb. 178-187)
Das Haus im Kern mittelalterlich, 1307 von Leuthold I. zum erstenmal umgebaut.
Wahrscheinlich war es noch ein Sitz der Kuenringer, die nach der Zerstörung
der Burg hier amtiert haben dürften. 1483 verkauften die Puchheimer das
„Herrenhaus“ der Stadt als Rathaus. 1549/50 wurde der Turm errichtet, damals
entstanden wohl auch die Sgraffiti. 1678 kamen die beiden Pfeiler dazu. Neue
Fassadierungen erfolgten nach Bränden 1772 und 1814. Erst 1976 wurden die
Sgraffiti wieder entdeckt und 1978 durch Ludwig Peyscha restauriert. Die
jüngste Restaurierung erfolgte 2002. Dabei wurden neue Details gefunden und
Schriftzüge ergänzt. Der Literaturhinweis, dass Abschriften der kompletten
Sprüche durch Johann von Frast im Stiftsarchiv Zwettl existieren, hat sich leider
nicht bewahrheitet.
177
Abb. 178: Zwettl, Hauptplatz 4, Gesamtansicht
Durch die Darstellung des Jüngsten Gerichts (nach einem Holzschnitt Dürers)
sollte wohl die Gerichtsfunktion des Hauses unterstrichen werden. Der auf der
Weltkugel thronende Weltenrichter durch Fensterausbruch heute zerstört. Auf
der linken Wandfläche werden mit Judith und Salomon tapfere und tugendhafte
Charaktere dargestellt, rechts sind es mit Krieg und einem Richter, der die Diebe
bestraft, eher die Laster und Plagen der Menschheit. Die beiden Habsburger
Karl V. und Ferdinand I. finden sich ebenfalls am gemalten Haus in Eggenburg.
An der Wandfläche links vom Turm sind nur mehr wenige Darstellungen
erhalten. Im Giebel findet sich der Rest eines verschlungenen Blattfrieses. Zwischen
den Fenstern des ersten Stocks sehen wir von einfacher Scheinarchitektur
umrahmt Judit (geschwungenes Schriftband ähnlich Eggenburg), eine Frau in
schönem Gewand und aufgestecktem Haar. Sie hält ein Schwert und das Haupt
des Holofernes. Zwischen rechtem Fenster und Turm sitzt Salomon mit langem
Gewand, Krone und Szepter.
Zwischen den Geschossen befindet sich links ein Spruchrest, der durch
den Stützpfeiler von 1678 abgeschnitten ist: …n an wie er den secht…von
den…n bald / …nd la…sind…nd dessen…/ …oscher…nu…(gehört möglicherweise
zur Geschichte von dem Mann mit dem Esel). Von dieser Geschichte ist
nur mehr ein kleiner Bildrest erhalten. Ein Mann mit Kappe und langem Gewand,
offensichtlich ein Bauer, hält den Esel, von dem nur ein Teil des Kopfes
und die Ohren sichtbar sind. (Tobias Stimmer hat diese Geschichte sehr kritisch
178
gezeichnet und die begegnenden Personen sehr scharf charakterisiert. Wie wir
wissen können darin der Bauer und sein Sohn es keinem der Entgegenkommenden
recht machen, egal, wer von ihnen auf dem Esel reitet, ob sie beide darauf
reiten oder den Esel allein gehen lassen. Ob Stimmers Werke hier als Vorbild
dienten, lässt sich nicht mehr feststellen). Der Spruchrest darüber lautet: was sol
man nun wunder sagen sech……wie sein die zwen…/ …den sie doch…sie den
esel bra…/ …ie stecken narren vol… der tat gefei….
Abb. 179: Zwettl, Hauptplatz 4, Judith
Die nicht vollständige Szene rechts davon zeigt links den Papst (Krone und
Kreuz mit drei Balken) mit einer zweiten Person und rechts offenbar den Kaiser
mit Schwert und Reichsapfel. Ein Mann mit Umhang hält das Szepter, ein weiterer
mit Hut steht rechts davon. Darüber der Spruch: was mechte bösser sein dan
sßott / …hret straffet gott dz…Christ.
Abb. 180: Zwettl, Hauptplatz 4, Papst und Kaiser
179
Abb. 181: Zwettl, Hauptplatz 4, Turm
Die Kanten des Turmes haben eine Quaderung mit eingeschriebenen unregelmäßigen
Wellenmustern. An der linken Schmalseite sind oberhalb des ersten
Stocks noch die Füße einer Figur zu erkennen. Auf der Höhe des Papst-Kaiser-
Bildes befindet sich ein langer Spruch: ?? …/ ?? …/ klein …/ wis…/ ?? …/ anschau…/
drausst dz…erden / fortan darauß dan / mecht uneinigkeit bei / Allchrist
vil werden / und solt ihre mundt mit / ihnen kunden / …bistu ein weiser /
…wig gott.
Nach einem weißen Streifen folgt darunter ein weiterer Spruch: Der bei
der Strassn bau / en will. Der mus haben / der maister vil. / Was er Allen tet /
wollen Recht / Dem ainen ist es / krumb dem ander / es schlecht.
180
Abb. 182: Zwettl, Hauptplatz 4, Sprüche
Es folgt die Beschreibung der Vorderseite des Turmes und wir beginnen ausnahmsweise
einmal unten. Links vom Portal die große Figur des Kaisers Karl V.
mit Federhut, Rüstung, Schwert und Reichsapfel. Der Christenheit Römisch
Kaiser Karolus des namens der Zunfft. Neben ihm sein Wappen, das links den
Turm Kastiliens und rechts den österreichischen Bindenschild zeigt, dazu zwei
Säulen (typische Attribute seines Wappens) und ein Spruchband, auf welchem
PLUS Ultra zu lesen ist. Unter dem Kaiser der Spruch: Onfang des gebeu geschehen
war im 1549 Jar. Darunter ein Wappen, das ein nach oben geteiltes
Baumstück zeigt, mit den Initialen M. C. Seine Deutung ist strittig. Es könnte
das Wappen des damaligen Stadtrichters sein, dessen Name jedoch nicht überliefert
ist, oder sich vielleicht auf den Künstler beziehen. Rechts vom Portal
steht Der Christenheit Römisch Kunig Ferdinandus Erzhertzog zu Estreich. Ferdinand
ist einfacher gekleidet als Karl, hält zwei Schwerter und trägt eine eigenartige
Kappe, die zu so einem hohen Herrn nicht recht passen will. Neben ihm
ein Wappen, das links den böhmischen Löwen und rechts den gestreiften ungarischen
Schild zeigt, mit dem Spruchband IVSTITIA FIAT AVT PEREAT
MVNDOS (es geschehe Gerechtigkeit oder die Welt wird zugrunde gehen). Unter
Ferdinand der Spruch: dises gebeu Im iar 1550 geendt Also war er der rat
thurm genent. Darunter leeres Wappen.
181
Abb. 183: Zwettl, Hauptplatz 4, Kaiser Karl V. und König Ferdinand I.
Das Doppelfenster im ersten Stock wird von wunderschönen Säulchen mit kannelierter
Basis, Halsring und Kompositkapitellen flankiert. Links davon steht
Saul mit Federhelm und Streitaxt, rechts erkennen wir gideon mit Schwert.
Abb. 184: Zwettl, Hauptplatz 4, Gideon
Darüber befindet sich die Darstellung des Jüngsten Gerichts. Unten entsteigen
Menschen ihren Gräbern, oben blasen Engel auf Wolken die letzten Posaunen.
In der Mitte wäre Christus als Weltenrichter zu sehen gewesen, doch ist hier
jetzt ein Fenster. Zahlreiche Spruchbänder sind dieser Darstellung beigefügt.
Links: stet auff ir thod man Und weib / Wie ir hie ligt in ewigkeit —– vergib
herr vergib deinem Volck / das da ewigklich leiden solt / Nur nit gin sein arm
sell (Seele) / zu des bessen (bösen) teyffels höll —– Lar……—– Dieser welten
gericht / das euch und den engeln ist. Rechts: Und kumbt aus eure grab herfür /
Gottes gericht ist für der Thier (vor der Tür). —– ……wiß dein Zal ist in d……t
kent / …den namen im ……genendt / ……cht sie nach der gerechtikeit / ……du
bist gott in ewigkeit. —– ……ewig pein / ……sein.
182
Im Geschoss darüber nur mehr Fragmente: Links die Beine einer Gestalt
auf eigenartig gepflastertem rinnenartigen Boden, rechts die Füße eines Vogels
und vier verschiedene Spruchbänder, von denen aber nur mehr Wortfetzen zu
sehen sind.
An der rechten Schmalseite des Turmes oben eine fragmentarische Figur.
Darunter der Spruch: Das lobwirdig alter die Zehen heilige patriarchen und
Ercztväter christi mit dem alter nach der beschreibung Malt Jenesis m. Darunter:
Mahalaleel alter 895 iar. Darunter Figuren, und zwar ein alter bärtiger
Mann, der einen Stab hält und ein jüngerer. Auf gleicher Höhe anschließend,
aber schon an der wieder dem Platz zugewandten Seite ein bärtiger, nicht so alter
Mann, der einen szepterartigen Stab hält und eine Frau mit Kind auf dem
Arm.
Unter den beiden Männern eine große mönchsartige Gestalt, die in der
rechten Hand einen Krug (?) hält. Darüber der Spruch: Vil guts der Firumb
(wahrscheinlich der Fromme) mit reuen stifft – ein best zum ende ……ifft. Darunter
wieder eine Darstellung, die „ums Eck“ geht, also auf der Schmal- und
Vorderseite erscheint: Zwei Männer feuern eine Kanone ab, aus der Flammen
schlagen. Zwei Männer, einer mir Helm und einer mit Schwert fliehen offenbar.
Darüber der Spruch: sie flog gen unsre freunde der almechtig gott wolle unss
schild sein amen.
Abb. 185: Zwettl, Hauptplatz 4, Kanone
Unter der Kanone schwebt ein Engel über einem alten Mann, von dem nur mehr
der Kopf sichtbar ist. Links unterhalb davon steht wieder an der Schmalseite des
Turmes ein Widder bei einer Blattpflanze. Die dem Platz zugewandte Wandfläche
rechts vom Turm zeigt im Giebel Reste von Blattornamenten. Die beiden
Fenster des ersten Stocks sind von besonders schöner Scheinarchitektur eingerahmt:
Vier bauchige Säulchen mit kannelierten Basen, Halsringen und je zwei
183
Blattkapitellen. Über den Fenstern fleischige Blattkompositionen, in deren Mitte
und auf den Säulchen jeweils (also insgesamt sechsmal) ein Kreis mit eingeschriebener
Blume und einem bekrönenden Fähnchen. Zwischen den Fenstern
steht ein Mann mit Kappe und langem Bart, der ein Schwert in die Höhe streckt.
Mein leben ist ir gebeit Zu straffen böse leitt.
Abb. 186: Zwettl, Hauptplatz 4, Widder
Abb. 187: Zwettl, Hauptplatz 4, Mann mit Kappe und Bart
Darüber erscheint der gleiche Mann nochmals, diesmal aber wesentlich kleiner.
Ein Teufel überreicht ihm ein blumenstraußartiges Gebilde und mitten in einer
Wolke scheint die Sonne. Der Spruch ist nur mehr stückhaft: Taschen ……issn
gebt mir / mein ……ewig genant / …ein Dib……Richter. Oberhalb erscheint der
184
wahrscheinlich zu einer nicht mehr vorhandenen Darstellung gehörige Spruch:
……Eur leib und sel gebt nit verloren.
Rechts von den Fenstern befindet sich ein Scheinpilaster, darüber der Rest
eines Bogenfrieses mit Zahnschnitt (Teil einer älteren Schicht ?). Wieder rechts
davon steht ein Ritter mit Fahne. Unter den Fenstern sieht man den Spruch: Abraham
……mehr…seiner auf. in der wiesten. ……lt au straffen……an.
Das Zwettler Rathaus stellt eine ungemeine Bereicherung der Sgraffitolandschaft
des Waldviertels dar. Die Darstellung des Jüngsten Gerichts ist sonst
nirgends zu finden. Schade, dass viele Sprüche nur mehr bruchstückhaft erhalten
sind.
Quellen: 52, 105, 133, 136, 199, 200, 222, Auskunft des Stadt- und Stiftsarchivs Zwettl
B. Fassaden, bei denen einzelne Figuren in ornamentale Strukturen
eingefügt sind (Einzelbesprechung in den folgenden Kapiteln)
Admont (Steiermark), Haus Nr. 73: Fries mit Jagdszenen
Breiteneich (Niederösterreich), Nr. 33: Pferde, menschliche Köpfe
Hadersdorf am Kamp (Niederösterreich), Hauptplatz 13: Figuren, mit Bezug
zum Weinbau
Horn (Niederösterreich), Kirchenplatz 11: Concupiscentia, Masken
Horn (Niederösterreich), Kirchenplatz 12: Zwei figurale Darstellungen rekonstruiert
Mannersdorf (Niederösterreich), Hauptstraße 53: Ritter, Landsknechte
Oberhöflein (Niederösterreich), Schloss: Allegorie des Sommers, römischer
Ritter, andere Figuren
St. Donat (Kärnten), Kirchturm: verschiedene Figuren
Traismauer (Niederösterreich), Wiener Straße 12: Donausage
Wiener Neustadt (Niederösterreich), Hauptplatz 14: Fahnenträger
Wiener Neustadt (Niederösterreich), Neunkirchner Straße 19: Eva mit Apfel,
verschiedene Figuren
C. Fassaden mit einer einzelnen figuralen Darstellung
(Einzelbesprechung in den folgenden Kapiteln)
Breiteneich (Niederösterreich), Schloss: Zwei antikisierende Halbfiguren auf
Säulen, Darstellung eines Einhorns u. a.
Drasendorf (Kärnten), Schloss: Medaillons mit Portraits der Besitzer
Eggenburg (Niederösterreich), Rathausstraße 6: Figur mit Helm und Hellebarde
Hadersdorf am Kamp (Niederösterreich), Hauptplatz 22. Darstellung eines
Edelmanns oder Landsknechtes
Lunz (Niederösterreich), Amonhaus: zwei Reiterfiguren
Rabenstein (Steiermark), Burg: Reiterfigur
185
St.Veit an der Glan (Kärnten), Rathaus: Heiliger Veit
Schmaritzen (Kärnten), Ansitz: Reiterfigur
Steyr (Oberösterreich), Berggasse 20: Reiterfigur
186
Die ornamentalen Fassaden
In der folgenden Einzelbesprechung von ornamentalen Sgraffitohäusern in Österreich
werden besonders sehenswerte Objekte mit #, ## oder ### gekennzeichnet.
Auch wenn dies etwas aus der Mode gekommen ist, erlaubt sich der
Autor dennoch, seinen Lesern diesen Tipp zu geben.
Nördlich der Donau
Das Mühlviertel
Im Mühlviertel ist wenig erhalten. An einigen Schlössern waren Sgraffiti angebracht
(verschwunden am Schloss Eschelberg, Gem. St. Gotthard im Mühlkreis,
im Arkadenhof des Schlosses Götzendorf, Gem. Öpping – hier waren vor ein
paar Jahren noch Diamantquader zu sehen, jetzt ist alles überweißt – und am
Schloss Wartberg bei St. Oswald – das Schloss wurde abgerissen. Am Schloss
Zellhof sind nur mehr ganz geringe Reste zu erahnen). Verzierungen an Bürgerhäusern
finden sich eher selten. Bei den bäuerlichen Sgraffiti ist ebenfalls viel
verschwunden (Etzelsdorf 11 und Pilgersdorf 1, beide Gemeinde Lasberg, sowie
Dendlreith 5, Gemeinde Waldhausen). Sgraffitoreste unter Putzschichten finden
wir bei den Objekten Lichtenau 4 (Gem. Grünbach), Markt 11 in Hofkirchen im
Mühlkreis und Grammastettner Straße 39 in Walding.
Schloss Aich (Gem. Bad Zell / Bez. Freistadt)
Nördlich von Bad Zell, etwas abseits der Straße gelegen. Stattlicher Bau aus
dem 16. Jahrhundert. Unter der Dachtraufe breiter laufender Hund noch zu erkennen
(1591/97).
Alberndorf in der Riedmark (Bez. Urfahr)
Hadersdorf 6
Speicherbau (Zehentkasten). Besaß Eckquaderung und Fischgrätenbänder mit
Delphinen. Jahreszahl 1587. Am 28. Juli 2003 wegen schlechtem Bauzustand
abgerissen. Es war der letzte sgraffitogeschmückte Speicherbau des Mühlviertels.
187
Luegstetten 4
Südöstlich von Alberndorf. Sgraffitoreste noch gut erkennbar: laufender Hund,
Quaderungen, sowie ein Band aus Quadraten, die sich an den Ecken berühren,
zwischen den Geschossen.
Bad Leonfelden (Bez. Urfahr)
Hauptplatz 1 (#)
Rathaus, erbaut 1608. Am seitlichen Teil kleiner Rest einer einstmals sicherlich
sehr stattlichen Sgraffitofassade. Fleischige Blattfriese, waagrecht verlaufend
und als Fensterumrahmungen.
Abb. 188: Bad Leonfelden, Hauptplatz 1, Blattfriese
Freistadt
Salzgasse 10
Einfache Eckquaderung an den Kanten des Hauses und des Flacherkers.
Stadtplatz 13
Im Hofe des mittelalterlichen Gebäudes Reste einer flächigen Quaderung erkennbar.
Pfarrgasse 12 / Waaggasse 2 (#)
Haus aus dem 15. Jh. Unter barockem Verputz wurden 2008 auf einer kleinen
Fläche zwei Schichten von Sgraffiti freigelegt. Oben der untere Teil einer einfachen
Fensterumrahmung, darunter girlandenartiger Fries mit blatt-, bogen- und
kugelartigen Verzierungen. Wieder darunter Reste von zwei Tierköpfen mit
scharfen Zähnen. Einer streckt die Zunge heraus. Wahrscheinlich die üblichen
drachenartigen Fische bzw. Delphine.
188
Abb. 189: Freistadt, Pfarrgasse 12, Fensterumrahmung und Fries
Haslach an der Mühl (Bez. Urfahr)
Marktplatz 48
Ehemaliges Leinenweberhaus. Geringer Rest an der Längsseite (man muss einen
Durchgang unterqueren): Fischgrätenband und laufender Hund mit eingeschriebenem
Sechsstern, um 1600.
Innerstein (Gem. Münzbach / Bez. Perg)
Schloss
Im Hof drei breite laufende Hunde. Um die Bögen ein ebensolcher laufender
Hund. Jahreszahl 1589. Eckquaderung. Alles stark erneuert.
Abb. 190: Burg Clam, Friese
189
Klam (Bez. Perg)
Burg Clam ##
Imposante Anlage mit mittelalterlicher Hochburg und tiefer gelegenem Teil aus
der Renaissancezeit. Im Hof um die Fenster des alten Traktes, sowie zwischen
den Geschossen attraktiver Fries mit Blättern und Voluten. Ähnliche Schmuckformen
um drei kleine Fenster über den Arkaden der Schmalseite. Die Sgraffiti
wohl um 1600 entstanden. Äußerst sehenswert.
Schloss Marsbach (Gem. Hofkirchen / Bez. Rohrbach)
Imposante Anlage am Steilabfall zur Donau. „Fenster mit Sgraffitorest“.
Piberstein (Gem. Ahorn / Bez. Rohrbach)
Burgruine #
Im Arkadenhof Sgraffitoreste von 1620. In den Bogenzwickeln groteske Gesichter,
Eierstab, Fischgräten- und Schrägstrichmuster. Nicht mehr allzu viel
erhalten, aber dennoch attraktiv.
Schloss Waldenfels (Gem. Reichenthal / Bez. Freistadt) #
Südöstlich von Reichenthal. Mittelalterlicher Baukern, umgestaltet um 1600.
Floraler Fries mit großen, fleischigen Blättern unter dem Dach in zwei verschiedenen
Variationen (ähnlich am Rathaus in Bad Leonfelden oder am Haus Johann
Michael Ehmannplatz 3 in Stein an der Donau). Eckquaderung in Malerei
ergänzt. Sehenswertes Objekt.
Wartberg ob der Aist (Bez. Freistadt)
Michaelskapelle
Südwestlich der Pfarrkirche. Im Kern mittelalterlicher Bau mit späteren Veränderungen.
Diente als Karner, seit 1828 Gruftkapelle der Starhemberger. Südseitig
traufständiges Fischgrätenband.
Quellen: 23, 54, 55, 193, 237, Auskunft der Besitzer des Hauses Hadersdorf 6
Das Waldviertel
Sgraffiti finden wir im Waldviertel fast ausschließlich in den Städten. Neben
Einfacherem sind hier die bedeutendsten figuralen Fassaden Österreichs konzentriert.
Nur das Riederhaus in Althofen/Ktn. kann hier konkurrieren. Jede
Stadt kann auf „ihr“ großes Sgraffitohaus verweisen: Gmünd, Zwettl, Weitra,
Horn, Eggenburg, Retz, Langenlois, Krems (die drei letzten kann man aufgrund
ihrer Lage in diesen Kreis aufnehmen). In Drosendorf holte man noch 1930 Versäumtes
nach. Neben den Städten sind es die Schlösser, wo Sgraffiti zu finden
sind. Besonders Breiteneich, Rappottenstein, Pöggstall und Oberhöflein müssen
erwähnt werden. Einstmals sollen auch an den Schlössern von Buchberg, Gars
190
und Starrein Sgraffiti gewesen sein. Am Speicherbau von Schloss Niederfladnitz
finden sich noch Reste einer Quaderung. Bäuerliche Objekte fehlen gänzlich
und auch in kleineren Orten sind Sgraffitohäuser die Ausnahme (Maigen, Rastenberg).
Quellen: 52, 102
Allentsteig (Bez. Zwettl)
Schloss
Im Kern mittelalterliches Gebäude. Umbau in der Renaissancezeit. 1939 vom
Deutschen Reich in Besitz genommen. Heute Kommandogebäude des Truppenübungsplatzes.
Um die Bögen des Arkadenhofes diskrete Scheinarchitektur. In
den Zwickeln kleine Rundmedaillons mit Wappen. Restauriert 1996. Nicht zugänglich.
Quellen: 11, 52, 184, 193, 203
Breiteneich (Bez. Horn)
Schloss ###
Imposanter Bau mit Elementen der Spätgotik und Renaissance. 1541 unter
Erasmus von Schneckenreith erbaut. Die Sgraffiti 1592 datiert. Restaurierung
1965. An den Kanten einfache Quaderung. Um die Fenster kunstvolle Friese mit
vegetabilischen Mustern, aber auch verschiedenen Tieren, etwa pferdeartigen
Fabelwesen am Torturm, links davon Einhorn und Schnecken (wohl humorvolle
Anspielung auf die Herren von Schneckenreith). Im Hof, der teilweise mit Arkaden
und einer entzückenden spätgotischen Maßwerkbrüstung ausgestattet ist,
die gleichen vegetabilischen Friese um die Fenster, sowie ein waagrechter Fries
mit Blättern und Fabeltieren (z. B. geflügeltes Pferd, Einhorn, Schaf, Mischwesen,
Doppeladler). Ein gemaltes Doppelwappen wird von zwei die Antike heraufbeschwörenden
Figuren, sowie einem verzierten Bogen eingerahmt. Die unteren
Bögen tragen reizvoll variierte Quader. Schloss Breiteneich ist eines der
attraktivsten Objekte des Waldviertels.
Haus Nr. 33 ##
Ehemals Herrschaftswirtshaus. An der linken Hauskante Quaderung mit eingeschriebenen
einfachen geometrischen Motiven bzw. drei Köpfen (bärtiger Mann
mit Halskrause, junger Mann mit Kappe, weiblicher Kopf). Um die Fenster des
Obergeschosses Friese mit Blattmotiven und verschiedenen Wasservögeln. Zwischen
den Fenstern zwei Pferde und die Jahreszahl 1583. Rechts vom Portal
sehr schöner sich fortschlingender Blattfries. Text: Julius Schachinger L. S. A. x
Martha Schachinger / E. u. T. Mader 1925-58 restr. 1931(HL) / J. u. P. Stoeger
1959 restr. 1970 LP (bedeutet Ludwig Peyscha). Interessantes Objekt, das man
in dem kleinen Ort nicht vermuten würde, dessen Wurzeln aber im Schloss zu
suchen sind. Inzwischen wäre schon wieder eine Restaurierung nötig.
Quellen: 51, 52, 79, 102, 193, 222
191
Abb. 191-192: Schloss Breiteneich, Friese und Fensterumrahmungen
192
Abb. 193: Schloss Breiteneich, Fensterumrahmung und Einhorn
Drosendorf (Bez. Horn)
Hauptplatz 2 und 4a
An den Kanten perspektivische Quaderung, bei Nr. 2 um zwei kleine Fenster
Scheinarchitektur; bei Nr. 4a um ein kleines Fenster Volutenornamentik.
Abb. 194: Drosendorf, Hauptplatz 2, Quaderungen und Fensterumrahmungen
193
Schloss und Nebengebäude
Einfache Eckquaderung, die Quader zum Teil durch Schrägstriche geviertelt.
Das Portal von zwei Scheinpilastern mit Kapitell und Kugelbesatz flankiert. Auf
dem rechten steht No 1.
Quellen: 52, 146
Abb. 195: Drosendorf, Schloss, Eckquaderung
Eggenburg (Bez. Horn)
Die Stadt Eggenburg weist nicht weniger als neun Sgraffitohäuser auf, die sich
alle am bzw. in unmittelbarer Nähe zum Hauptplatz befinden. Neben den zwei
figuralen Häusern Hauptplatz 1 und 2 (schon an obiger Stelle besprochen) sind
es eher einfache Objekte, die aber durchaus reizvoll erscheinen wie etwa Rathausstraße
3 mit seinen zwei waagrechten Friesen im Hof.
Hauptplatz 5 #
Im Kern mittelalterliches Haus mit Renaissance-Giebelfassade. An den Kanten,
zwischen den Geschossen und als Fensterumrahmung (auch um die Ochsenaugen
im Giebel) Fischgrätenband, Zahnfries und schräg gestellte kleine Quadrate.
Zwei waagrechte Bänder durch spätere Fenstervergrößerungen unterbrochen.
Am Giebel außerdem hübsche scheinarchitektonische Details (zarter Zungenfries),
2. Hälfte 16. Jh. Schöne Restaurierung 2008.
194
Abb. 196: Eggenburg, Hauptplatz 5, Fischgrätenband
Hauptplatz 6
Giebelhaus mit mittelalterlichem Kern. Oberhalb des ersten Stocks großes Wellenband,
Ende 16. Jh.
Hauptplatz 27
Zwei Schlingenbänder ober- und unterhalb des ersten Stockes, auch um den
Runderker herumlaufend. Sehr stark erneuert.
Rathausstraße 3-5 #
Im Hof zwei waagrechte Sgraffitofriese, der obere zeigt ein Schlingenband mit
eingeschriebenen Blättern, der untere, der durch ein Relief unterbrochen ist,
Weinlaub, Trauben und Blätter, um 1550.
Abb. 197: Eggenburg, Rathausstraße 3-5, Friese
195
Rathausstraße 6 #
An den Kanten und um das Portal Quader. Diese durch Schrägstriche geteilt mit
Punkten darin. Rechts vom Portal Figur mit Helm und Hellebarde (auf dem hier
gezeigten Foto noch nicht zu sehen). Zwischen den Geschossen waagrechter
Fries mit fleischigen Blättern, Blumen und maiskolbenartigen Früchten. Der
Fries durch den Portalbogen unterbrochen. In den Zwickeln dazwischen je eine
Blattkomposition. Restaurierung im Jahre 2000.
Abb. 198: Eggenburg, Rathausstraße 6, Friese
Rathausstraße 8
Nur einfache Eckquaderung.
Eggengasse 11
Ehemals Gasthof Goldener Löwe, 16. Jh. Unter abfallendem Barockverputz
werden an der stark vernachlässigten Fassade stattliche Sgraffitoreste erkennbar:
Pilaster, Fensterumrahmungen und Elemente, die auf eventuelle szenische Darstellungen
hindeuten könnten. Rest eines Schriftbandes (ähnlich wie bei den
beiden Häusern am Hauptplatz): Das Haus… Eine Restaurierung würde sich
wirklich lohnen.
Quellen: 51, 52, 79, 146
Eisenberg (Gem. Krumau / Bez. Krems)
Haus Nr. 6 #
Ehemaliger Meierhof der Herrschaft. Unter der Dachtraufe Rest eines interessanten
Frieses mit Jahreszahl 1562: Links und rechts kniende Engel, in der Mitte
Kampfszene: Menschen kämpfen mit Armbrust und Schwert. Ein Reiter stürzt
vom Pferd. Die Darstellungen erinnern stark an den Fries mit kämpfenden Figuren
am Haus Stadtplatz 31 in Gmünd, die Engelsfiguren an das Haus Schlossstraße
6 in Persenbeug. Sehenswertes ungewöhnliches Objekt.
Quellen: 29, 52
196
Abb: 199: Eisenberg, Fries unter der Dachtraufe
Burg Engelstein (Gem. Großschönau / Bez. Gmünd)
Mittelalterlicher Kern. Umbauten im 16. Jh. Im sehr engen Hof der Hochburg
(nicht zugänglich) finden sich geringe Sgraffitoreste: vegetabilische, verschlungene
Bänder (ein senkrechtes, ein waagrechtes, eine Fensterumrahmung und
eine Einrahmung zweier teilweise vermauerter Arkadenbögen). Am tiefsten
Punkt zwischen den beiden Bögen Löwenkopf (möglicherweise Verbindung zu
Venedig). Restaurierung wäre nötig (wohl sehr schwierig zu bewerkstelligen).
Quellen: 52, persönliche Auskunft des Besitzers
Gars (Bez. Horn)
Rainhartergasse 14 #
Diamantquader an den Kanten und den Bögen des Flacherkers. An der Schmalseite
des Erkers kommt ein Fischgrätenband, das offenbar einer älteren Schicht
angehört, zum Vorschein. Die obere Schicht erst um 1720 entstanden. Die untere
möglicherweise noch aus dem 16. Jh. Freilegung und Restaurierung 1997.
Abb. 200: Gars, Rainhartergasse 14, Diamantbögen
197
Marktgasse 56
Schlingenband an den Kanten und als Fensterumrahmung. Derzeit nur einfärbig.
Quellen: 64, 193
Abb. 201: Gars, Marktgasse 56, Schlingenband
Gilgenberg (Gem. Waldkirchen / Bez. Waidhofen)
Ägidiuskapelle ##
Nördlich des Schlosses auf einem Hügel. Eine Burgkapelle schon 1112 genannt.
Das Schloss 1579 als öd bezeichnet. Die heutige Kapelle ein frühbarocker Ovalbau
mit älterem Kern (14. Jh.?). Am Portalvorbau flächige Quaderung mit dünneren
Begleitlinien. Zwei zarte waagrechte floral-ornamentale Friese, von denen
der traufständige den gesamten Bau umzieht. Die beschriebene Quaderung findet
sich noch an zwei schwach vortretenden Wandvorlagen.
Quellen: 52, 260
Abb. 202: Gilgenberg, Ägidiuskapelle, Quaderung
198
Abb. 203: Gilgenberg, Ägidiuskapelle, Fries
Gmünd
Mit den beiden Häusern Stadtplatz 31 und 33 (wurde bei den figuralen Fassaden
besprochen) besitzt Gmünd zwei bedeutende Objekte. Das heute traufständige
Haus Stadtplatz 29 mit Barockfassade besaß früher eine Zinnenmauer wie die
beiden Nachbarhäuser. Bei einer Restaurierung in den Siebzigerjahren sollen
laut Augenzeugenberichten Sgraffiti zum Vorschein gekommen sein.
Altes Rathaus
In der Platzmitte stehendes kleines Gebäude aus dem 16. Jh. Der Turm in den
Neunzigerjahren rekonstruiert. An den Kanten Quaderung in Briefform. Um die
Fenster schraffierte Bänder. Unter dem Dach S-Fries.
Stadtplatz 31 ###
Aus drei Giebelhäusern im 16. Jh. entstanden. Damals gehörte das Haus dem
Bindermeister Stefan Fleischpauer. 1675 abgebrannt. Die Sgraffiti 1951 wieder
entdeckt. Der rechte Hausteil wurde nicht rekonstruiert, sondern überputzt.
Durch Holzkohle- und Ziegelsplittbeimengungen wurde annähernd der originale
Farbton erreicht (Restaurator war Ralf Wittig). Erst seit der zweiten Restaurierung
1967 durch Ludwig Peyscha ist die gesamte hochgezogene Schauseite mit
Zinnenbesatz zur Gänze mit einer feinen Diamantquaderung übersponnen. Als
Vorbild wird der Palazzo dei Diamanti in Ferrara genannt (1492 von Biagio Rosetti
erbaut, dort sind die Diamantquader aber plastisch und nicht sgraffitiert).
Über dem Portal Zirkel, zwei Schlegel und Hackmesser (Handwerkzeuge der
Binder), Initialen A. E. I., Jahreszahl 1565. Ganz oben kostbarer Fries: Zwei
Reihen von kämpfenden Figuren, teils zu Pferd, teils am Boden liegend, mit
Schwertern oder Armbrust. In der Mitte Sonnensymbol und Drache. Ein Mensch
erschlägt mit einer Keule einen stilisierten Drachen. Unterhalb davon Fries aus
gegeneinander verschobenen Halbkreisen. Sonnenuhr (neu) mit Inschrift:
RESTAVRIERT 1967. Äußerst attraktives Objekt, das einen reizvollen Gegensatz
zum figuralen Nachbarhaus bildet. Durch die Unregelmäßigkeit der einzelnen
Diamantquaderreihen ist das Objekt ein echter Einzelgänger und mit anderen,
von Quadern übersponnenen Fassaden, nicht vergleichbar.
Quellen: 51, 52, 64, 79, 136, 202, 250, 258
199
Abb. 204: Gmünd, Stadtplatz 31
Abb. 205: Gmünd, Stadtplatz 31, Diamantquaderung, Reihe von kämpfenden Figuren
Abb. 206: Gmünd, Stadtplatz 31, Datierung, Zirkel, Schlegel, Hackmesser
200
Hardegg (Bez. Hollabrunn)
Hauptstraße 15
„Hofseitig Ortsteine in Sgraffitodekor“
Quellen: 52
Horn
In Horn ist die unsachgemäße Restaurierung des großen Sgraffitohauses Kirchenplatz
3 und der Verlust des attraktiven Renaissancehauses Kirchenplatz 12
zu beklagen. Auch das Haus Wiener Straße 1, das Sgraffiti trug, wurde abgerissen.
Entdeckte Sgraffiti am Haus Hauptplatz 21 wurden wieder zugeputzt, um
„eine einheitliche Gestaltung des Grätzls zu gewährleisten.“ Kirchenplatz 3
wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen. Das Sgraffitoband mit
Ranken Blättern und Blüten beim Haus Hauptplatz 15 wurde bei einer „Restaurierung“
2007 überputzt.
Kirchenplatz 1 #
Sehr schöner Sgraffitorest, leider nur mehr um ein einziges Fenster: Blätter,
Blattranken, Rollwerkkartuschen, Blumen und Voluten, Ende 16. Jh.
Abb. 207: Horn, Kirchenplatz 1, Fensterumrahmung
Kirchenplatz 11 ##
Breites Renaissance-Giebelhaus. Zwei von Rollwerk eingerahmte Rundmedaillons
erhalten. Das eine mit Wappen des Veit Albrecht von Puchheim (zeigt links
oben und rechts unten je drei Heugarben). Die Puchheimer waren von 1440 bis
1620 Inhaber der Herrschaft Horn. Zwei weibliche Figuren werden als Concupiscentia
(Begehrlichkeit, wie beim Haus Kirchenplatz 3) gedeutet, vielleicht
Teil eines größeren moralisierenden Programms. Außerdem Blattornamente,
Rollwerk und Voluten. Das zweite Medaillon nicht so gut erhalten mit Blättern,
Voluten und zwei Maskenportraits. Jahreszahl 1587. Die Initialen TZ könnten
sich auf den Künstler beziehen. Außerdem Reste von zwei senkrechten Friesen
mit Blättern, Blüten und stilisierten Eicheln.
201
Abb. 208: Horn, Kirchenplatz 11, Rundmedaillon
Kirchenplatz 12
Das schöne Renaissancehaus mit breitem Giebel wurde 1962 abgerissen. 1987
wurden zwei figurale Sgraffiti nach altem Vorbild von Berta und Peter Pusch an
der Fassade des Neubaus angebracht: Bärtiger Ritter in Rüstung mit Wolken.
Rahmung mit Fächermotiven, Rhomben und Blättern. Das zweite Bild zeigt in
der gleichen Umrahmung eine Frau mit Kopftuch, die einen Knaben mit Umhang
hält. Jahreszahl 1565. Der frühere Situs nicht bekannt. Reste der Original-
Sgraffiti befinden sich im Sparkassengebäude, beim Stiegenaufgang zum Festsaal.
Abb. 209: Kirchenplatz 12: figurales Sgraffito (1987) nach altem Vorbild
202
Thurnhofgasse 16
Sgraffitorest: Jahreszahl 1629.
Thurnhofgasse 22
Traufständiges Haus. Unter dem Dach teilweise erhaltener Fries mit fleischigen
Blättern und Blüten. Jahreszahl 1571. An den Kanten verschiedenste geometrische
Muster: baumartige Motive, unterteilte Quader mit Punktierung, Blattmotive,
kleine und große Diamantquader. Im ersten Stock eine Inschrift des 18. Jhs.
(nicht in Sgraffito und kaum zu lesen): Liebster Vater Sich hier ich bin in deiner
hand Tief gebeugt unter deiner Ruthe unterwerfe ich mich deiner züchtigung
aber Es ist doch aus allen diengen unter der Sonne keines das mich (t)rösten
k(ön)nte du allein mein Gott….
Quellen: 4, 5, 51, 52, 79, 136, 170, 259, Auskunft des Höbarth-Museums und der Stadt Horn
Abb. 210: Horn, Thurnhofgasse 22, Fries
Karlstein (Bez. Waidhofen)
Burg
Im Innenhof an der Westseite „Reste von Sgraffitomalerei.“ Nicht zugänglich.
Quellen: 52, 186
Leiben (Bez. Melk)
Filialkirche
Sehr attraktiv oberhalb des Ortes gelegene gotische Kirche. Das Schiff und der
Chor vor 1600 mit einer Sgraffitoquaderung übersponnen. Am Turm geritzte
Eckquader.
Quellen: 52
Ruine Lichtenfels (Gem. Friedersbach / Bez. Zwettl)
Im Hof Reste von Diamantquadern und schraffierten Bändern, 16. Jh.
Quellen: 52, 203
203
Maigen (Gem. Meiseldorf / Bez. Horn)
Pfarrhof ##
Der Kirche vorgelagertes Gebäude um 1550. Die gesamte Fassade mit Diamantquadern
übersponnen. Beim Portal Scheinarchitektur, Schlingenband und Sonnenmotiv.
Jahreszahl G1566H. Oben Fries aus übereck gestellten Quadraten.
Quellen: 51, 52, 79
Abb. 211: Maigen, Pfarrhof, Fassade mit Diamantquadern
Abb. 212: Maigen, Pfarrhof, Portal
Messern (Gem. Irnfritz / Bez. Horn)
Schloss Wildberg #
Mittelalterlicher Bau, nach 1500 großzügig umgestaltet. Albert von Puchheim
ließ auf Schloss Wildberg protestantische Traktate drucken. Restaurierung des
Schlosses seit 1994. Sgraffiti 2003 aufgedeckt und restauriert. Unter der Dachtraufe
und um die Fenster der giebelständigen Teile großzügige, volutenartig
verschlungene Blattornamente. Außerdem einige Fensterumrahmungen im Hof.
Nicht zugänglich.
Quellen: 193, persönliche Auskunft der Besitzer
204
Abb. 213: Schloss Wildberg, Friese und Fensterumrahmungen
Moidrams (Stadt Zwettl)
Ehemaliges Schloss
Das kleine Gebäude mit mittelalterlichem Kern war bis 1530 im Besitz der
Propstei Zwettl. Nachher gehörte es ritterlichen Familien und war ab 1652 Meierhof
des Stiftes. Bei der letzten Restaurierung (1991-96) Sgraffiti entdeckt und
in Malerei rekonstruiert. Schmale schraffierte Bänder um Fenster und Portal.
Unterteilte Quader mit dunklen Flächen im Zentrum.
Quellen: 256
Neukirchen an der Wild (Gem. Brunn an der Wild / Bez. Horn)
Haus Nr. 11
Bei dem heute stark vernachlässigten Gebäude sind noch geometrische Sgraffitoreste
gut zu erkennen, die einst die gesamte Fläche übersponnen haben.
Quellen: keine
Oberhöflein (Gem. Weitersfeld / Bez. Horn)
Schloss ###
Imposantes Wasserschloss des 16. Jhs. Hofseitig am Turm flächige Quaderung,
unten grob und nach oben zu immer kleiner werdend (wie Ziegelsteine). Verschiedenste
Figuren und Gesichter zusammen mit Blättern und Voluten über die
Fläche verteilt: eine Figur mit Blumen, Trauben und anderen Früchten (eventuell
Allegorie des Sommers), zweite Figur mit Früchten, verschiedene Gesichter
205
(Ausdruck zum Teil bedrohlich), Büste eines römischen Ritters. Um das Portal
hofseitig Quader, zwei Zimmermannsrosetten und Bogenfries. Sehr interessantes
und wertvolles Objekt, das in seiner Konzeption an Florentinische Grotesken
erinnert. Bei Besichtigungswunsch Kontaktaufnahme mit der Suttnerschen
Forst- und Gutsverwaltung.
Quellen: 51, 52, 102
Abb. 214: Oberhöflein, Schlossturm, Quaderung, Blätter, Voluten
Abb. 215: Oberhöflein, Schlossturm, Allegorie des Sommers
Pöggstall (Bez. Melk)
Schloss ##
Die dem Schloss vorgelagerte um 1530/40 entstandene Barbakane zeigt einige
sehenswerte waagrechte Friese, die zum Teil an die breiten florentinischen
206
Friese erinnern: Delphine, Drachen, Blattkombinationen, geflügelte Meerjungfrauen.
Einfache Fensterumrahmungen, Quaderung um den Portalbogen. Restaurierung
in den Neunzigerjahren durch Helmut Rogenhofer. Sehr attraktives Objekt,
auch durch die Architektur.
Quellen: 52, 64
Abb. 216: Schloss Pöggstall, Fries
Rappottenstein (Bez. Zwettl)
Burg ##
Die mächtige romanische Burg wurde im 16. Jh. teilweise umgebaut. Es entstand
dabei ein enger Arkadenhof von unregelmäßigem Grundriss. Dort um die
Fenster und Bögen breite Fischgräten- und Schlingenbandkombination. Dazwischen
flächige Doppelstrichquaderung. Inschrift: im 1574 jar ist dises gepeu
gemachd worden. Sehr eindrucksvolle Wirkung.
Abb. 217: Burg Rappottenstein, Quaderung
207
Nebengebäude #
Wenn man den Burgbereich betritt, fallen an den linken Nebengebäuden sofort
Sgraffiti auf: perspektivische Diamantquaderungen, Fensterumrahmungen mit
Rauten, Sonnensymbolen und schraffierten Bändern. Das Gebäude wurde einst
als Brauerei verwendet.
Quellen: 51, 52, 79, 82, 203
Abb. 218: Burg Rappottenstein, Nebengebäude, Fensterumrahmung
Abb. 219: Rastenberg, Hofmühle, Diamantquaderung
Rastenberg (Gem. Rastenfeld / Bez. Krems)
Hofmühle #
Außerhalb des Ortes am Purzelkamp recht romantisch gelegen. Die gesamte
Wandfläche mit einer ungewöhnlichen Form von Diamantquadern überzogen.
Um die Fenster geometrische Motive, Kreise, Schlingen und Fächer. Durch
spätere Versetzungen der Fenster teilweise zerstört.
Quellen: 52
208
Rastenfeld (Bez. Krems)
Haus Nr. 51
Das große, in beherrschender Lage am Marktplatz stehende Haus in den letzten
Jahren generalsaniert. Ehemalige Sgraffitoverzierungen wurden durch Malerei
an der Fassade angedeutet. Hofseitig im Obergeschoss drei scheinarchitektonische
Fensterumrahmungen noch zu erkennen.
Quellen: 52, 193, persönliche Auskunft der Besitzerin
Ratschenhof (Bez. Zwettl) (#)
Seit dem 12. Jh. erwähnter Gutshof südöstlich von Zwettl. Verschiedene Umbauten.
Hofseitig zwischen zwei Fenstern hübscher Sgraffitorest: Einrahmung
durch Halbkreismotive. Zwei Felder, die oben und unten durch jeweils ein
schraffiertes Band abgegrenzt werden. Das obere Feld zeigt zwei kleine kniende
Engelchen (ähnlich in Persenbeug), das untere Feld unkenntlich. Am Nebengebäude
umrahmte Jahreszahl 1591 in Sgraffito.
Quellen: 52
Abb. 220: Ratschenhof, Feld mit zwei knienden Engeln
Stockern (Gem. Meiseldorf / Bez. Horn)
Schloss
An dem äußerst desolaten Gebäude Reste von zwei Schlingenbändern und
einstmals verzierten Flächen zwischen den Fenstern nur mehr schwer erkennbar.
Quellen: 52, 231
209
Thaya (Bez. Waidhofen/Thaya)
Rathaus
Flächige, doppellinig eingeritzte Quaderung. Über dem Portal kleinere Quader,
Schrägstriche, wappenartiger Fries als Scheinarchitektur, darüber Marktwappen.
17. Jh., 1965 erneuert.
Quellen: 52, 79
Abb. 221: Thaya, Rathaus, Quaderung und Marktwappen
Unserfrau (Bez. Gmünd)
Pfarrhof
An der Längsseite wurde ein ehemaliger traufständiger laufender Hund teilweise
wieder eingeritzt.
Quellen: 52, 201
Abb. 222: Waidhofen/Thaya, Hauptplatz 26, Scheinarchitektur
210
Waidhofen an der Thaya
Hauptplatz 26 #
Zwischen den Fenstern des ersten Stocks Scheinarchitektur (oben Bögen mit
einrahmenden Fischgrätenbändern, unten profilierte Basen von Pilastern),
Zopfmuster, an Kette herabhängende Blüte, 2. Drittel 16. Jh. Das Haus wurde
offensichtlich später aufgestockt. Das Sgraffito schön restauriert.
Wiener Straße 14 ##
Ursprünglich zweigeschossiger Bau, im 18. Jh. aufgestockt. Heute Museum. An
den Kanten Diamantquaderung. Um die Tür und zwei Fenster Voluten, Scheinarchitektur
und blattwerkgefüllte Dreiecksgiebel. Oberer Abschluss durch waagrechten
Fries mit „männlichen Meerjungfrauen“, die Turbane tragen. Außerdem
drei drachenartige unheimliche Fische. Jahreszahl 1577. An der Schmalseite nur
in den Umrissen rekonstruierter Fries: ganz links Kampfszene, Jahreszahl 1577,
darunter IOHANNES, weiter rechts weibliche Figur und zwei knieende Englein.
Starke Ähnlichkeit mit den Friesen in Gmünd, Eisenberg, Persenbeug und Ratschenhof.
Interessantes Objekt, da Tierfriese und Meerjungfrauen eher in den
Eisenwurzen als im Waldviertel zu finden sind.
Quellen: 51, 52, 79
Abb. 223: Waidhofen/Thaya: Wiener Straße 14
211
Abb. 224: Waidhofen/Thaya, Wiener Straße 14, Fries mit Datierung
Abb. 225: Waidhofen/Thaya, Wiener Straße 14, Diamantquaderung
Weikertschlag (Bez. Waidhofen)
Kirche
Romanischer, später mehrfach veränderter Bau. An einigen Kanten Diamantwürfelung.
Ebenso waagrechter Diamantwürfelfries. 1994/95 freigelegt bzw. in
Putzritz ergänzt.
Nebengebäude vor der Kirche
An der Hauskante kleiner Sgraffitorest mit zwei Diamantwürfeln wie an der
Kirche zu erkennen.
Quellen: 193
Weitersfeld (Bez. Horn)
Nr. 1 (ehem. Brauhaus)
Das zuletzt ziemlich verwahrloste Gebäude wurde in jüngster Zeit restauriert.
Die Sgraffito-Eckquaderung wurde in Malerei ergänzt.
Quellen: 52
212
Weitra (Bez. Gmünd)
Mit vier figuralen Sgraffitohäusern steht die Stadt Weitra in Österreich an erster
Stelle. Alle vier Objekte (siehe Kapitel „figurale Sgraffitofassaden“) unterscheiden
sich in der Anordnung ihrer Bilder. Bei Rathausplatz 4 ist, ähnlich wie in
Gmünd oder Horn, die gesamte Fassade mit Darstellungen ausgefüllt, während
bei Rathausplatz 13 nur der untere Teil des Hauses Darstellungen zeigt. Rathausplatz
9 bietet nur mehr zwei Bilder eines sicher einstmals umfangreicheren
Programms und Rathausplatz 48 zeigt inmitten von Blattranken auch figurale
Darstellungen. Hier entspricht die Anordnung nicht mehr dem Original, sondern
wurde nach der Wiederentdeckung verändert. Die figuralen Sgraffiti des Hauses
Rathausplatz 8 sind verloren gegangen. Die einzige Bausünde in der Altstadt
von Weitra, nämlich das Haus Untere Landstraße 43 (wurde abgerissen), konnte
geschickt kaschiert werden. Das Sgraffito („Reste einer roten Sgraffitierung-
Ortbänderung“) ist allerdings verloren.
Kirchengasse 93
Traufständiges Haus mit Flacherker, im Kern 16. Jh. Quaderung über die gesamte
Wandfläche etwas willkürlich rekonstruiert.
Quellen: 51, 52, 79, 222
Zwettl
Hauptplatz 4 wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
Stift Zwettl
Am westlichen Teil der Nordfassade, neben einer Durchfahrt, zwischen den
Fenstern des ersten Stocks Scheinarchitektur. Volutenverzierungen über blinden
Rundbogenfenstern. Nach 1750.
Quellen: 52
Abb. 226: Stift Zwettl, Scheinarchitektur
213
Das Weinviertel
ist, was die Sgraffiti anlangt, nicht so bedeutend wie das Waldviertel. Verloren
gegangene Sgraffiti an den Schlössern Wisent und Bisamberg. Nur mehr ganz
geringe Spuren finden sich an den Häusern Hauptplatz 4 und 25 in Korneuburg.
Am Schloss Niederkreuzstetten (Quaderung) und im Hof des Schlosses
Ernstbrunn („Mäandersgraffito“) gibt es ebenfalls geringe Reste.
Quellen: 52, 102, 123A
Asparn (Bez. Mistelbach)
Schloss
Mittelalterlicher Kern, 1651 größtenteils Neuerrichtung, heute Museum für Urgeschichte.
Im Hof drei schmale waagrechte Friese (verschlungene Bänder und
geometrische Motive). Die Stützpfeiler der Hoflauben zeigen in der Kapitellzone
blütenkelchartige Verzierungen.
Quellen: 52
Deinzendorf (Gem. Zellerndorf / Bez. Hollabrunn)
Speicherbau bei Nr. 3 #
An den Kanten und unter dem Dach verlaufende Quaderreihen. Die Quader
durch Schrägstriche geviertelt. An den Kreuzungspunkten dieser Linien vierteilige
Blätter. Ungewöhnliche, attraktive Schmuckform, hübsch restauriert.
Abb. 227: Deinzendorf, Speicherbau, Quaderung
Ehemaliger Taubenturm
im Schlossbereich. Nicht zugänglich, aber von der Straße her gut einsehbar. In
Pseudosgraffito erneuerte, originelle schwarz-weiße Eckquaderung.
Quellen: 52
Falkenstein (Bez. Mistelbach)
Rathaus
214
Mittelalterlicher Kern, heutige Form von 1571. Eindrucksvoller volutenverzierter
Giebel, der jenem der Pfarrkirche ähnelt. An der Basis des Giebels schmaler
Fries mit Blütenranken. Ast- und Blattverzierungen in den darüber liegenden
Blendarkaturen. Stark erneuert.
Quellen: 34A, 52
Göllersdorf (Bez. Hollabrunn)
Schloss #
Im Kern mittelalterlicher Bau, heute Strafanstalt. Um die Fenster zum Teil sehr
ausladende Scheinarchitektur mit Simsen und Säulen. Auch im Hof Sgraffiti,
diese aber nicht zugänglich.
Quellen: 52
Abb. 228: Göllersdorf, Schloss, Scheinarchitektur
Groß (Bez. Hollabrunn)
Schloss
Das Gebäude stammt aus dem 16. Jh. Die Quaderung an der Außenseite wurde
ab 1995 wieder hergestellt. Im Hof eine Fensterumrahmung erhalten. Quaderung
und Zickzack-Motive. Wohl nur mehr Rest einer einst reicheren Ausstattung.
Quellen: 52, 64, 193
Guntersdorf (Bez. Hollabrunn)
Alter Schüttkasten
Nordwestlich des Schlosses nur wenig abseits der Hauptstraße gelegen. Mächtiges
Gebäude des 17. Jhs. mit mehrfach geschwungenem Ziergiebel. Der Zustand
der Sgraffiti leider problematisch. Drei waagrechte laufende Hunde jeweils zwischen
den Fensterreihen. Feld mit schlecht erkennbarer Jahreszahl 16.3.
Quellen: 52
215
Hollabrunn
Hauptplatz 3
Das Haus wurde früher „gemaltes Haus“ genannt. Es sollen „tanzende Fräulein“
zu sehen gewesen sein (ob figuraler Fries oder szenische Darstellung unbekannt).
Quellen: 139
Klement (Gem. Ernstbrunn, Bez. Mistelbach)
Schloss
Um 1550 erbaut. An der abbröckelnden Fassade noch Reste von flächiger Diamantquaderung,
Balustraden und waagrechtem Perlstab erkennbar.
Quellen: 52
Mistelbach
Barnabitengasse 8
Ehemaliges Benefiziatenhaus, im Kern mittelalterlich. In jüngster Zeit wurde
um einen Bogen ein Sgraffitoband freigelegt: Schlingenband von Schrägstrichbändern
eingesäumt.
Quellen: Hinweis von Frau Dr. Hofbauer
Poysdorf (Bez. Mistelbach)
Bürgerspital
1657 erbaut. Die verloren gegangene Sgraffitodekoration wurde 1960 in freier
Nachempfindung neu angebracht.
Quellen: 52
Abb. 229: Pulkau, Hauptstraße 22, Blattornamente
216
Pulkau (Bez. Hollabrunn)
Hauptstraße 22 ##
Ehemalige Marienmühle, im Kern 17. Jh. Schöne Sgraffiti am östlichen Gebäudeteil
im Hof des Hauses. An der einen Kante Diamantquaderung mit kleinem
Kreis in der Mitte. An der anderen Gebäudekante durch Schrägstriche geteilte
Quader. Die dunklen Flächen nicht einheitlich, sondern aus vielen dunklen
Punkten entstanden. Um die drei Fenster des Obergeschosses stilisierte Blattornamente
mit geometrischen Motiven vermischt, sowie Kreisschlingen mit Blättern.
Inschrift: ANNO 1592 LH. Gegenüber am Haupthaus eingeritzte Quaderung
um die Laubenbögen. Ein Quadrat mit Bögen: Oben ein Zirkel, dann
MDCCXIII IOSOPH HASELPACH HADS ERPAVEN LASEN (die letzten beiden
N jeweils spiegelverkehrt geschrieben) 1713 und Mühlrad.
Quellen: 52, 206, Auskunft der Besitzer
Retz (Bez. Hollabrunn)
Mit dem Objekt Hauptplatz 15 besitzt Retz eines der wichtigsten Sgraffitohäuser
Österreichs. Auch das Haus Am Anger 23 ist sehenswert und vorbildlich restauriert.
Die im alten NÖ-Dehio beschriebenen Sgraffitoreste Hauptplatz 12 sind
verschwunden.
Am Anger 23 #
Über die gesamte Fläche Quader mit eingeritzten Rauten bzw. konzentrischen
Kreisen (erinnert an die Ringe eines Baumes). Zwischen den Geschossen Wellenband
mit Rauten und laufendem Hund. Teilweise auch Fischgrätenband. Im
Hof Reste einer Diamantquaderung. Sehenswertes Objekt.
Abb. 230: Retz, Am Anger 23, Quaderung und Friese
Klostergasse 20
Nur mehr Sgraffitorest. Großes stilisiertes Blatt, darüber Jahreszahl 1611 (i6ii).
Schmiedgasse 17
Geometrisch unterteilte Eckquader, im Erdgeschoss über die ganze Fläche.
Heute nur Putzritz.
Quellen: 51, 52
217
Abb. 231: Retz, Klostergasse, stilisiertes Blatt und Datierung
Schrattenberg (Bez. Mistelbach)
Hauptstraße 25
„Edelknabenhof.“ Im Mittelalter festes Haus, später Meierhof, heute Gemeindeamt.
1984 wurde eine flächige Sgraffitoquaderung, die die gesamte Fassade
überzieht, vorbildlich restauriert.
Quellen: 125
Abb. 232: Schrattenberg, Hauptstraße 25, Quaderung
Seefeld (Bez. Hollabrunn)
Schüttkasten des Schlosses
Sehr großer Speicherbau, im Kern 17.Jh. Die Sgraffiti bei der Restaurierung vor
ein paar Jahren freigelegt und ergänzt. Diamantquader an den Kanten, laufender
Hund im Giebel und am Gesims.
Quellen: 64
218
Sonnberg (Stadt Hollabrunn)
Rohrmühle
Nördlich von Sonnberg recht romantisch gelegen. Schon 1285 erwähnt. Am
Nordosteck kleiner Sgraffitorest mit kompliziertem Blattfries und darüber liegendem
Quadratfries.
Quellen: 52
Wullersdorf (Bez. Hollabrunn)
Im alten Dehio-Niederösterreich wird am Hauptplatz ein Haus mit übertünchten
Sgraffiti erwähnt. Wahrscheinlich war damit das aus dem Anfang des 15. Jhs.
stammende und in den Sechzigerjahren abgerissene Haus gemeint, das auch als
Burg und Vogtei bezeichnet wurde. Auch ein sogenanntes Schandmännchen
war an diesem Hause eingemauert.
Quellen: 51, persönliche Auskunft durch Herrn Johann Six
Exkurs über die Grenze: Die Stadt Slavonice
Die nur knapp jenseits der Grenze gelegene Stadt Slavonice besitzt innerhalb
ihrer Mauern nicht weniger als 26 Sgraffitohäuser. Neun davon sind figural
gestaltet, die Sprüche sind teils in lateinischer teils in deutscher Sprache verfasst.
Die ornamentalen Fassaden zeigen fast ausschließlich Quaderungen in
verschiedenen Variationen, meist Briefform. Vegetabilische Friese und laufender
Hund sind nicht zu finden. Zu diesen Häusern kommt noch die außerhalb der
Mauern gelegene Spitalskirche (westlich der Altstadt). Slavonice, das frühere
Zlabings, war Schnittpunkt zahlreicher Handelswege. Nach 1550 nahm die Zahl
der Protestanten zu. Die folgenden Häuser seien angeführt:
– Haus Nr. 536: Portraits europäischer Könige, Kurfürsten, Herzöge, bedeutender
Geistlicher und römischer Kaiser, 2. Hälfte 16. Jh.
– Haus Nr. 537: Propheten und König David nach Vorlagen des Tobias
Stimmer und Justus Amman, 2. Hälfte 16. Jh.
– Haus Nr. 538: Szenen aus dem Buch Genesis und andere biblische Gestalten
nach Vorlagen von Tobias Stimmer und Virgil Solis, 2. Hälfte 16. Jh.
Besondere Art der Darstellungsweise: Eine alttestamentarische Szene
wird in ihrer Bedeutung für das Neue Testament erklärt (Näheres im Kapitel
‚Sgraffito und Protestantismus’).
– Haus Nr. 517: Planeten, Königsportraits, biblische Szenen teilweise nach
Vorlagen des Virgil Solis.
– Haus Nr. 518: Alttestamentarische Szenen, Wappen 1547/48. Ähnlichkeiten
mit dem Rathaus in Zwettl.
– Haus Nr. 520: Themen aus Ovids Metamorphosen nach Vorlagen des Virgil
Solis, biblische Szenen, Portraits österreichischer Erzherzoge, um
1550. Ähnlichkeiten mit dem großen Sgraffitohaus in Weitra.
219
– Haus Nr. 522 (früher Nr. 90): Mit der Datierung 1547 wird es als erstes
figurales Sgraffitohaus der tschechischen Republik bezeichnet. Es zeigt
alttestamentarische Themen nach einer 1534 gedruckten Lutherbibel (Sarah,
Hiob, Aaron, Jakob, Saul, Jonathan, David, Samson, Kain und Abel
u. a.), daneben in einer eher knappen Darstellung die zehn Lebensalter
(ohne Sprüche) und Wappen.
– Haus Nr. 528: Heilige, Alltagsszenen (Menschen mit Tieren wie Ziege,
Schwein u. a.).
– Haus Nr. 453: In Medaillons sind verschiedene Reformatoren dargestellt,
nur mehr der Name Martin Luther ist lesbar, Wappen 1573. Das umgebende
Rollwerk zeigt auffällige Ähnlichkeiten mit dem Sgraffitohaus in
Gmünd.
– Spitalskirche: Motive aus dem Neuen Testament.
Quellen: 35, 111, 240
Abb. 233: Slavonice Nr. 520
Abb. 234: Slavonice Nr. 517
220
Abb. 235: Slavonice Nr. 517
Abb. 236: Slavonice Nr. 518
Abb. 237: Slavonice Nr. 522
221
Abb. 238: Slavonice Nr. 528
Abb. 239: Slavonice Nr. 536, 537 und 538
Abb. 240: Slavonice, Spitalskirche
222
Abb. 241: Slavonice Nr. 453
Abb. 242: Slavonice Nr. 536
Abb. 243: Slavonice Nr. 518
223
Entlang der Donau
(von Eferding bis Tulln und die Gegend zwischen Krems und St. Pölten)
Entlang der Donau sind es vor allem Winzerhäuser und Schiffsmeisterhäuser,
die Sgraffitoschmuck erhielten. Nach Kräftner stellen die Winzerhäuser eine
Mischung aus Bauern- und Bürgerhaus dar, was sich durch den Weinbau und
den damit verbundenen Wohlstand durch den Weinhandel ergibt. Die Zahl der
erhaltenen Objekte ist ziemlich groß. Besonders in der Wachau ist praktisch in
jedem Ort etwas zu finden. Die Schmuckformen sind eher einfach, die meisten
Häuser gehören dem Typ I an. In Krems und Umgebung sind die Formen reicher,
während im oberösterreichischen Donaugebiet nur die Schiffsmeisterhäuser
in Urfahr und Mauthausen hervorzuheben sind. Das Land zwischen Krems
und St. Pölten wurde aus Gründen der Übersicht in dieses Kapitel integriert.
Die im Dehio beschriebenen Ortstein-Sgraffiti am Gutshof Nr. 82 in Etsdorf
sind heute nicht mehr zu sehen. Das gleiche gilt für Mitterarnsdorf Nr. 1.
Die beschriebenen Sgraffiti beim Schloss Walpersdorf, beim Haus Rossatz Nr.
21 und am Kirchturm von Senftenberg sind nur Putzritzungen. Überputzt wurden
die Sgraffiti beim ehemals gräflichen Jagdhaus (Gassen Nr. 10) in Zelking
und beim ehemaligen Lesehof des Stiftes Dürnstein (Silberörtl 2) in Zöbing.
Hier waren noch im Jahr 2000 unter dem Verputz Reste von einst sehr stattlichen
Sgraffiti zu sehen (verschiedene Schmuckformen). Als verloren müssen
auch die Sgraffiti Hofkirchen 10 (Gemeinde Saxen), Hasenberg 10 (Gemeinde
Steyregg) und Struden Nr. 8 gelten. Das Haus Straß 8 (vulgo Diwold in Straß,
Gemeinde Naarn) wurde abgetragen, da es im Hochwasserüberflutungsbereich
lag. Die Sgraffiti am Schloss Außerstein (Arbing) sind laut Auskunft des Besitzers
nicht mehr zu sehen. Der Pfisterhof in Klein Wien, bei dem Eppel noch
„eine originelle Sgraffito-Ortbänderung aus roten Rahmen mit gelber Füllung
und Kreismotiven“ beschreibt, wurde 1964 abgerissen und durch einen Neubau
ersetzt. Die im Hof des Hauses Wetzmannsthal 3 (bei Walpersdorf) im Dehio
erwähnten Sgraffiti sind nicht vorhanden und dem Besitzer auch nicht erinnerlich.
Kaum erwähnenswert sind die spärlichen Reste am Haus Wassergasse 1 in
Tulln. „Reste von Ortsteinsgraffiti“ finden sich am Haus Nr. 25 in Aggsbach
Markt und der Marienmühle in Getzersdorf.
Quellen: 52, 53, 80,81, 261, Auskunft des Stiftes Göttweig, Auskunft der Gemeinde Naarn
Absdorf (NÖ / Gem. Statzendorf / Bez. St.Pölten)
Ehemalige Schlosskapelle
Die hübsche kleine Kirche des 17. Jhs. mit gotischem Chor, die ehemals zum
Schloss gehörte, hat an den Kanten eine einfache Sgraffitoquaderung. Restaurierung
1998, nachdem das Kirchlein bereits einsturzgefährdet war.
Quellen: 53, 193
224
Aggsbach Dorf (NÖ / Bez. Melk)
Ehemalige Kartause #
Unter dem Dach ein sehr zarter Fries aus stilisierten Bäumen und Spiralen. An
den Kanten Kreise und Ovale. Jahreszahl 1601. Hofseitig flächige Quaderung,
wobei die Quader teilweise durch sich kreuzende Diagonalstriche unterteilt sind.
Außerdem laufender Hund und Wellenband. Der Turm im Hof zeigt eine Eckquaderung,
bei der den Quadern Kreise und Ovale eingeschrieben sind. Unter
der Traufe laufender Hund, der in der Mitte durch zwei Reihen kleinster Diamantvariationen
unterbrochen ist. Die westlichen Nebengebäude zeigen schraffierte
Bänder.
Fünf Wehrtürme der Kartause #
Fünf gut erhaltene hohe Wehrtürme mit vielfältigem Sgraffitoschmuck: Schlingenband,
vegetabilische Motive, Delphinfriese, Eckquaderungen, Diamantierungen,
Kreis- und Ovalmotive, sowie Bänder von aneinander gereihten Quadraten,
laufender Hund und schraffierte Bänder. Jeweils immer nur die obersten
Geschosse der Türme, die mit Erkern, Zinnen und dgl. versehen sind, sgraffitogeschmückt.
Abb. 244 und 245: Aggsbach, Kartause, Wehrtürme, Eckquaderung
225
Haus Nr. 5
Ehemaliges Kelleramt. Torturm mit diamantähnlicher Eckquaderung. Nur unter
dem Dach gut erhalten, sonst recht verblasst. Die bei Eppel noch erwähnte Jahreszahl
1650 verschwunden.
Haus Nr. 23
Ehemaliges Schiffsmeisterhaus. Im Erdgeschoss Quaderung, darüber ovale Felder.
Heute zum Teil kein echtes Sgraffito mehr. Jahreszahl 1716.
Quellen: 51, 53, 80
Arbing (OÖ / Bez. Perg)
Hauptstraße 23 (früher Nr. 43) ##
Ehemals Geyersche Taverne im Besitz der Herrschaft Arbing. Eckhaus mit Jahreszahl
1588. Eckquaderung, Schlingenbänder um die Fenster. An der Hauptstraße
wird zwischen den Fenstern eine andere Schicht sichtbar: Quaderung und
Teil eines Blattfrieses. Durchaus sehenswert.
Quellen: 55, 102, Auskunft des Besitzers
Abb. 246: Arbing, Hauptstraße 23, Fensterumrahmungen
Ardagger Stift (NÖ / Gem. Ardagger Markt / Bez. Amstetten)
Speicherbau gegenüber der Stiftskirche
Erst nach 1750 entstanden. Bei der Restaurierung vor wenigen Jahren wurde
eine einfache Eckquaderung freigelegt und ergänzt.
Quellen: 64
Dietersdorf (NÖ / Gem. Abstetten / Bez. Tulln)
Schloss ##
Sehr verträumt am Ortsrand gelegenes Schlösschen. Flächige Quaderung. Einrahmender
Fries, der auch zwischen den Geschossen läuft, mit komplizierten geometrischen
Motiven, dazwischen bisweilen rundes Symbol. Jahreszahl 1597.
226
Sonnenuhr, Landschaft und Wappen gemalt. Sehr hübsches, versteckt liegendes
Objekt.
Quellen: 33, 53, 231
Abb. 247: Schloss Dietersdorf, flächige Quaderung
Abb. 248: Schloss Dietersdorf, Quaderung, Friese und Sonnenuhr
Dürnstein (NÖ / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 25-26 ##
Rathaus seit 1547, im Kern älter. Umrahmungen von Portal (das ursprünglich
offenbar rundbogig war) und Fenstern mit Fischgräten-, Schlingen- und Schrägstrichbändern
am linken Gebäudeteil. Jahreszahl 1563. Rechts waagrechter Fries
von aneinander gereihten Fächerrosetten (wobei die Rosette ganz links über die
Seitenmauer hinausragt und dem Portal aufgesetzt ist), darüber Fischgräten- mit
Schlingenband. Im Hof vier kleine blinde Fenster, waagrechtes Wellenband und
drei senkrechte Fischgrätenbänder.
227
Abb. 249: Dürnstein, Rathaus, Fächerrosetten-Fries
Abb. 250: Dürnstein, Rathaus, Fensterumrahmungen
Haus Nr. 12
An der Schmalseite Sgraffitorest (möglicherweise auch nur Putzritzung), Jahreszahl
1546. Außerdem Zunftzeichen der Binder (gemalt).
Quellen: 12, 51, 52, 80, 146
228
Eferding (OÖ)
Stadtplatz 17
Renaissancehaus mit hochgezogener Frontseite. Unter späterem Verputz drei
Sgraffitobänder freigelegt: Quaderung und stilisierte Blattranken.
Quellen: 261
Abb. 251: Eferding, Stadtplatz 17, Bänderung mit Blattranken
Egelsee (NÖ / Stadt Krems)
Kremserstraße 7 #
Das kleine, leicht zu übersehende Haus, das die Jahreszahl 1585 trägt, hat unter
der Dachtraufe ein schönes Sgraffitoband mit Delphinen. Jeweils zwischen zwei
Delphinköpfen befindet sich eine Blattranke, zwischen den Schwänzen der Delphine
jeweils eine Lilie.
Quellen: 51, 52, 72, 79, 80, 133
Abb. 252: Egelsee, Delfinfries und Datierung
229
Emmersdorf (NÖ / Bez. Melk)
Haus Nr. 23
An den Gebäudekanten und zwischen den Geschossen denkbar einfache Quaderung.
Ebenfalls einfache Umrahmung der Fenster.
Quellen: 52
Enghagen (OÖ / Gem. Enns / Bez. Linz)
Haus Nr. 6
Reste von Eckquaderungen und einfachen Fensterumrahmungen. Außerdem
teilweise erhaltenes waagrechtes schraffiertes Band, sowie horizontale Riesenquader.
Quellen: 261
Enns (OÖ / Bez. Linz-Land)
Die Stadt Enns weist auch einige schöne Putzritzfassaden auf, so etwa Bräuergasse
9 oder Kirchengasse 2. Verloren gegangen ist ein dreifärbiges Sgraffito an
der ehemaligen Mühle Volkersdorf 11, südlich von Enns.
Bäckergasse 1 #
Eckhaus im Altstadtbereich. Mäanderartiger Sichelfries. Linkes Fenster durch
bauchige zweigeteilte Säulchen, mittleres Fenster durch Scheinarchitektur und
rechtes Fenster durch verschlungene Bänder eingefasst. Ehemaliges Fresko
durch Eierstab gerahmt.
Abb. 253: Enns, Bäckergasse 1, Fensterumrahmungen
Wiener Straße 12
Schwer auszunehmender Rest einer Fächerrosette.
Linzerstraße, Bürgerspitalskirche
Einfache Eckquaderung.
230
Lerchentalergasse 7
Am Ende einer Sackgasse gelegen. Waagrechter Fries mit reichem, kurvig-geometrischem
Muster, überputzt, aber noch relativ gut erkennbar.
Quellen: 52, 97, 101, 261
Furth (NÖ / Bez. Krems-Land)
Untere Landstraße 11
Das alte Bäckerhaus war von 1630 bis 1942 Bäckerei. Über dem Eingang ist der
Rest einer sgraffitierten Balustrade erhalten, die restliche Fassade ist barock.
Untere Landstraße 44 ##
Das stattliche Haus mit breitem Rundbogenportal 1520/60 erbaut. Ein Göttweiger
Wappen mit der Jahreszahl 1732 heute verputzt. Große Quader in Briefform
überziehen die gesamte Fassade. Den oberen Abschluss bildet ein Fischgrätenband,
den unteren ein Rechteckfries. An der nördlichen Schmalseite des Hauses
zwei Schichten zu sehen.
Quellen: 53, 110
Abb. 254: Furth, Untere Landstraße 44, Quaderung
Gansbach (NÖ / Bez. Melk)
Grabenhof
Südlich von Gansbach gelegener hübscher Ansitz mit mittelalterlichem Kern.
Teilweise erhaltene Eckquaderung mit eingeschriebenen Mustern. Auch im Hof
„Reste eines Sgraffitofrieses“
Quellen: 32
231
Grein (OÖ / Bez. Perg)
Stadtplatz 3 (früher Hauptstraße 87)
Das Haus vor 1600 errichtet, Umbau im 19. Jh. Nur mehr an den Kanten Fries
mit Elementen, die an Insektenlarven erinnern. Der Rest in Pseudosgraffito ergänzt.
Quellen: 55, 80, 102, 237, 261
Abb. 255: Grein, Stadtplatz 3, Fries
Gut am Steg (NÖ / Gem. Spitz / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 11
Flächige Quaderung in Sgraffito, die Quaderung an den Kanten dagegen nur
Ritzung. Jahreszahl 1683 ISW in gemaltem Zierrahmen. Auch das gegenüberliegende
Haus Nr. 10 mit Pseudosgraffito sehenswert.
Quellen: 52
Hadersdorf am Kamp (NÖ / Bez. Krems-Land)
Beim Haus Hauptplatz 14 wurde auf die Freilegung eines Sgraffitos zugunsten
der Sicherung von gotischen Bauteilen verzichtet.
Hauptplatz 13 ###
Altes Winzerhaus mit ehemaligem Weinausschank im Gewölbe. Sgraffitofassade
1964 durch Kießling restauriert. Die Fassade wird von schraffierten Bändern
und Fischgrätenbändern eingerahmt, die zum Teil mit einem Schlingenband
kombiniert sind. Links oben doppelgeschossige Blendarkatur zum Teil mit
Weinreben belebt. Darunter drei Figuren (die rechte durch Fenstereinbau abgeschnitten),
die offenbar mit dem Weinbau zu tun haben. Zwischen linkem und
mittlerem Fenster Halbkreisfächerrosetten (wieder zum Teil abgeschnitten) mit
dazwischen liegenden Weinreben. Darunter ein ganzer Weingarten mit originell
geschlängelten Weinstöcken.
232
Zwischen mittlerem und rechtem Fenster befindet sich ein Wappen, das
von der bereits bekannten Blendarkatur eingerahmt wird. Das Wappen zeigt
oben ein Feld mit Schachbrettmuster, darunter die Jahreszahl 1567, wieder darunter
die Initialen F und H , wobei ein Pfeil vom F zum H zeigt, der wiederum
einen anderen Pfeil durchkreuzt, der nach oben zeigt, und an dessen Basis ebenfalls
die Buchstaben FH stehen. Links davon zwei Kreissymbole (Pongratz
bringt sie mit der Verehelichung der Besitzer in Zusammenhang), rechts ein brezelartiges
Symbol, das aber auch ein Abwehrknoten sein kann. Unter dem Wappen
ein Zirkelschlagfries, wieder darunter ein Rautenfries mit Blattverzierungen.
Rechts oben findet sich wieder die zweigeschossige Blendarkatur, in einer Arkade
steht eine eigenartige koboldhafte Figur. Darunter Schachbrett und Zickzackfries.
Die Bilder im linken Teil des Erdgeschosses durch Geschäftseinbau zerstört.
Nur zwei Fensterbekrönungen mit Volutenverzierung noch vorhanden.
Das Portal von Fischgräten- und schraffierten Bändern eingerahmt. Links vom
Portal Weinreben und Viertelkreisrosetten. Über dem Portal Blendarkaden,
Weinlaub, Fächerrosetten, Rautenfries und ein Sonnensymbol.
Dieses Haus fällt völlig aus dem Rahmen. Ist sonst bei Sgraffitofassaden
alles regelmäßig und mehr oder weniger genau abgemessen, so ist hier alles unsymmetrisch,
ohne jegliche Ordnung, einfach bunt zusammengewürfelt. Auch
die Figuren sind äußerst primitiv und in den Proportionen nicht ausgewogen.
Abb. 256: Hadersdorf, Hauptplatz 13
Hauptplatz 22 #
Die heutige Barockfassade nach 1648 entstanden. Von der früheren Sgraffitofassade
blieb eine von einem Stuckrahmen eingefasste figurale Darstellung erhalten.
Das Bild, das bis zur Restaurierung vor etwa einem Jahr durch Rudolfine
Seeber praktisch unkenntlich war, zeigt einen bärtigen Mann mit Schwert
233
(Edelmann oder Landsknecht). Links unten ist möglicherweise ein Hund zu sehen.
Quellen: persönliche Auskunft von Frau Dr. Toms
.
Abb. 257: Hadersdorf, Hauptplatz 22, Edelmann oder Landsknecht
Hauptplatz 28 #
Gotischer Kern. Restaurierung 1971 durch L. Peyscha. Eine ehemalige Sgraffitofassade
wurde in Malerei erneuert. Perspektivische Eckquaderung und perspektivische
Würfelung über die ganze Fläche (Retikulatmuster, ähnlich in Wiener
Neustadt). Um die Fenster (die alten Gewände zum Teil freigelegt) geteilte
Quadrate mit eingeschriebenen Kreisen.
Quellen: 12, 51, 52, 79, 133, 141, 198, Auskunft der Gemeinde
Abb. 258: Hadersdorf, in Malerei erneuerte Sgraffitofassade
234
Hausenbach (NÖ / Gem. Karlstetten / Bez. St. Pölten-Land)
Burg
Mittelalterliche Hochburg. Um- und Zubauten 1581. An der Vorburg traufständig
Hundszahnfries mit darunter liegendem schraffiertem Band. Zwei Fensterumrahmungen
erneuert. An der Hochburg noch erkennbare flächige Quaderung.
Traufständiges Wellenband gut erhalten.
Quellen: 32
Herzogenburg (NÖ / Bez. St.Pölten-Land)
Herrengasse 2 #
Das Haus war von 1607 bis 1740 Rathaus und gehörte dann der Familie Herzog
aus Kuffern, die mit Eisen (!) handelte. Erbaut nach 1544. Die Sgraffiti waren
lange Zeit überputzt und wurden um 1980 wieder freigelegt. Diamantquaderung
über die gesamte Fläche (ähnlich Mautern und Furth), unten durch Malerei ergänzt.
Zwischen den Geschossen Schlingenband.
Abb. 259: Herzogenburg, Herrengasse 2, Diamantquaderung
Kremser Straße 6 #
Anmutiges Althaus, das nach Norden einen rechtwinkeligen Vorsprung von
zwei Fensterachsen macht (durch Zusammenlegung zweier Althäuser entstanden).
Restauriert 1989. An den Kanten einfache Quaderung, unter dem Dachansatz
Schlingenband und Dreiecksfries. Jahreszahlen 1570 und 1580. Um ein
Fenster originelle Giebelverzierung mit Punkten und Linien, um ein anderes Diamantfries.
Reste von Kreisen, wohl an der Stelle eines ehemaligen Fensters.
Zwei Sgraffitobilder, die aus dem 19. Jh. stammen dürften: Kreuzabnahme
Christi und Bäckereisymbole (zwei Löwen halten eine Brezel mit Ähren, außerdem
Brotlaib, Semmel und Kipferl).
235
Abb. 260: Herzogenburg, Kremserstraße 6, Quaderung und Giebelverzierung um ein Fenster
Rathausplatz 6-7
Unterhalb der Arkaden des Hofes, der jetzt in die Schalterhalle einer Bank integriert
ist, einfaches Wellenband. Sehr malerisch.
Rathausplatz 19
An der linken Hauskante waren geringe Reste verschiedener Schichten, zum
Teil Pseudosgraffito, sichtbar. Inzwischen überputzt und mit diamantierter Quadermalerei
versehen.
Quellen: 53, 72
Köfering (NÖ / Gem. Aggsbach / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 12
Das zentral gelegene Haus Nr. 12 noch vor kurzem stark vernachlässigt, ab 1998
aber schön restauriert. Nur mehr ein Rest der einstmals sicherlich reichen Sgraffitodekoration
der schmalen Nordwestfront erhalten: Über dem Portal Weintrauben,
Winzermesser, vegetabilische und herzförmige Muster. Außerdem eine
Fensterumrahmung mit Scheinarchitektur und Fächerrosette an der Südostseite.
Quellen: 52, 193
Abb. 261, Köfering, Haus Nr. 12, Fragment
Krems (NÖ)
236
Neben den beiden figuralen Fassaden Margarethenstraße 5 und Untere Landstraße
69, die bereits besprochen wurden, besitzt Krems noch eine ganze Reihe
interessanter Objekte, von denen der Arkadenhof in der Dachsberggasse hervorzuheben
ist. Stein steht ein wenig im Schatten von Krems, überrascht aber mit
einer Vielzahl von zum Teil sehr formschönen Sgraffiti.
Dachsberggasse 1 (= Obere Landstraße 3) ###
Gegen die Dachsberggasse hin offener Arkadenhof. Der rechte, bis dahin vermauerte
Teil der Arkaden erst in den späten Siebzigerjahren freigelegt. Die Arkadenbögen,
Simse und die unter den Säulen vorstehenden Zapfen mit Fischgrätenbändern,
schraffierten Bändern, Dreiecksfriesen, Perlstäben und Kombinationen
davon verziert. An den Wandfeldern unter den Arkaden verschiedene
Wappen zu sehen. Es handelt sich dabei offenbar um Fantasiewappen der
Freunde des Hausbesitzers. Beschreibung der Wappen von links beginnend:
1. Wappen nicht erhalten, nur Monogramm G. S. (könnte Georg Straus heißen),
2. Wappen nicht erhalten, nur Monogramm S. G. (wahrscheinlich Stefan
Garhammer),
3. (Wappen mit) Doppeladler KVS (Krems und Stein),
4. Ritter und Blätter N. W. (wahrscheinlich Niklas Velnig),
5. Zwei Löwen, geflügelter Helm, Blitz, Schwertarm und Sonne H. V.,
Abb. 262: Krems, Dachsberggasse 1,
Monogramm S. G., Wappen mit Monogrammen K. V. S., N. W. und H. V.
237
6. geflügelter Helm, Blattverzierungen, Hufeisen H. S. (wahrscheinlich Hans
Schwartzbeckh),
7. Hufeisen, Früchtekorb H. B. (wahrscheinlich Helisens Bückler oder Hans
Bair),
8. Hufeisen, Girlanden F. F.,
9. leeres Feld,
10. Schachbrett und Blätter (schlecht erhalten) E. B.,
11. Hufeisen Jahreszahl 1562 W. P. (könnte Wilhalm Pittersdorfer heißen,
der zu dieser Zeit Bürgermeister war), unter dem Wappen nochmals Hufeisen
R. und W. G. (Alle hier angeführten Namen waren zu der Zeit Ratsherren
in Krems).
Abb. 263: Krems, Dachsberggasse 1, Wappen mit Monogrammen H. V. und H. S.
Burggasse 1
Man erkennt noch Fischgrätenbänder an den Kanten, unter dem Dach, um die
Bögen des Erkers, um ein zugemauertes Spionfensterchen und um ein anderes
ebenfalls vermauertes Fenster herum. Alles wurde dick überweißt und an den
Kanten eine schwarze Quaderung darüber gemalt. Das Vorgehen wurde damit
begründet, dass zwei Schichten bestanden und das Sgraffito auch überweißt
sichtbar bleibt.
Hoher Markt 11
Gozzoburg. Im Arkadenhof diskrete Quaderreihen um die Bögen. An den Rändern
zum Teil verdoppelte Diamantierung. Jahreszahl 1548. Bei der Restaurierung
2007 überputzt! Schade.
Körnermarkt 3 #
In den Neunzigerjahren wurde eine flächige Kleinquaderung über die ganze
Schauseite freigelegt.
Körnermarkt 7
Doppelgiebelhaus, Jahreszahl 1612. Nur die Quaderung an den Erkerbögen
echtes Sgraffito.
238
Abb. 264: Krems, Hoher Markt 11, Gozzoburg, Arkadenhof, Quaderreihen um die Bögen
Pfarrplatz 6
Pfarrhof. Im zweiten Hof wurden Teile einer flächigen Quaderung freigelegt.
Auch gegenüber davon waren spärliche Sgraffitoreste erkennbar.
Herzogstraße 2
Bei der letzten Restaurierung wurde ein Stück eines verschlungenen Blattfrieses
freigelegt.
Herzogstraße 15
Eckquaderung und zwei einfache, heute blinde Fensterumrahmungen. Zum
Großteil in Putzritz erneuert.
Stadtteil Stein
Donaulände 38
Origineller Sgraffitorest mit Fischdarstellungen. Jahreszahl 1598. Unter abbröckelndem
Verputz käme noch viel Sehenswertes zutage.
Abb. 265: Krems-Stein, Donaulände-Wassergasse, Quaderung
239
Donaulände-Wassergasse #
Giebelhaus. Im Untergeschoss die gesamte Fläche gequadert, an den Kanten und
unter dem Dachgeschoss Quader mit eingeschriebenen geometrischen und blattartigen
Motiven. Eine Restaurierung würde dem hübschen Objekt gut tun.
Donaulände 50
Kleines Althaus. An den Kanten Fischgrätenmuster, um die Fenster schraffierte
Bänder.
Johann Michael Ehmannplatz 3
Unter dem Dach breiter Fries mit fleischigen, volutenartig sich fortrankenden
Blättern.
Abb. 266: Krems-Stein, Ehmannplatz 3, Fries
Steiner Landstraße 46 #
Kleines Althaus mit hochgezogenem geradem Abschluss. Im Obergeschoss
Quader und stilisierte Blattmotive. Sehr hübsches Objekt.
Abb. 267: Krems-Stein, Steiner Landstraße 46
240
Steiner Landstraße 29
Im Dachgeschoss Reste von Fensterumrahmungen sichtbar. Die Fassade derzeit
stark vernachlässigt.
Steiner Landstraße 80
„Im Hof Ecksgraffito 1555.“ Nicht zugänglich.
Steiner Landstraße 109/111 #
Breite Schlingen- und Fischgrätenbänder.
Abb. 268: Krems-Stein, Steiner Landstraße 109/11
Steiner Landstraße 113/115 #
Im Kern 16. Jh. Verschiedene geometrische Motive.
Steiner Landstraße 120 #
Im Kern 16. Jh. Die Sgraffiti (schraffierte Bänder) erneuert.
Abb. 269: Krems-Stein, Steiner Landstraße 120
241
Anton Ebentheuergasse 4
Am Flacherker reiche Ornamentik (Schraffierungen und Fischgräten). Die zum
Teil noch erkennbaren Putzschichten zeigen, dass die heutige Färbelung nicht
dem Original entspricht.
Abb. 270: Krems-Stein, Anton Ebentheuergasse 4, Bänderung am Flacherker
Minoritenplatz 1 ##
Ehemals Wohnhaus des Schmidt-Schülers Andreas Rudroff. Das um 1700 entstandene
Sgraffito zeigt eine Quaderung über die gesamte Fläche. Jedem großen
Quader ist noch eine zarte Ritzung eingefügt. Um die Fenster angedeutete
Scheinarchitektur.
Abb. 271: Krems-Stein, Minoritenplatz 1, Quaderung
Eduard Summergasse 2
Ganz einfache Fensterumrahmungen und Querstriche.
242
Stadtteil Rothenhof
Rothenhof Nr. 6
Westlich von Stein und Förthof gelegen. Ehemaliger Lesehof. An der Fassade
Jahreszahl 1601 in Sgraffito, im Hof „Reste von Ortsteinsgraffitomalerei bez.
1596.“
Quellen: 52, 72, 80, 193, 219
Langenlois (NÖ / Bez. Krems-Land)
Bahnstraße 1 wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
Holzplatz 13
Das langgestreckte Haus zeigt an den Kanten die hier sehr häufige Kombination
von Schlingenband mit Fischgrätenband. Außerdem ein von Fischgrätenband
eingerahmtes Feld mit LMM und Jahreszahl 1960. Darüber die Jahreszahl 1560.
Abb. 272: Langenlois, Holzplatz 13, Bänderung und gerahmtes Feld mit Datierung
Rudolfstraße 11
Im attraktiven Arkadenhof Reste von Schlingen- und Fischgrätenbandkombination
um die Bögen.
Am Anger 11
Früher waren kümmerliche Reste von einstigen Sgraffiti zu ahnen, die seit der
Restaurierung verschwunden sind.
Haindorfer Straße 78
Sogenanntes Oberes Schloss. Schöner, um 1700 (?) entstandener, wuchtiger
Bau. Flächige Quaderung, sowie Balustrade zwischen den Geschossen. Seit der
letzten Restaurierung (1997) nur Putzritz. Möglicherweise vorher echtes Sgraffito.
Quellen: 52, 79, 193
243
Abb. 273: Langenlois, Haindorfer Straße 78, ganzflächige Quaderung
Linz (OÖ)
Die Sgraffiti bei den Häusern Hofberg 5 und 6, sowie Ottensheimerstraße 9 sind
verloren gegangen. Das Haus Lederergasse 26 zeigt heute Malereien anstelle der
einstigen Sgraffitofassade.
Ottensheimerstraße 32 (Urfahr) ##
Ehemaliges Schiffsmeisterhaus. (Urfahr bedeutet Überfuhr). Restaurierung 1956
durch Fritz Weninger. Quader an den Ecken, um die Fenster laufender Hund.
Zwei sehr schöne verschieden gestaltete waagrechte geometrische Blattfriese
mit Voluten. Ganz oben laufender Hund mit eingeschriebenen Kreisen. Jahreszahl
1598 PWW (bezieht sich wohl auf den Schiffmeister Wolf Prodlvischer),
Ruder und Haken. Attraktives Objekt.
Abb. 274: Linz, Ottensheimerstraße 32
244
Lederergasse 13
Unter dem Verputz geringe Sgraffitoreste erkennbar.
Domplatz 8
Etwas unkonventionelle Quaderung an den Rändern. Um die Fenster bereits barocke
Motive (wie bei Stuckfassaden).
Quellen: 54, 62A, 93, 102, 137, 175, 185, 261
Mautern (NÖ / Bez. Krems-Land)
Schlossgasse 1
Nach einem alten Foto wurde die Sgraffitofassade von Mag. Kamenitz möglichst
originalgetreu rekonstruiert. An den Ecken Diamantquaderung. Fenstergesimse
als Scheinarchitektur, daneben Kreis- und Rhombenmotive. Beim Eingang
Schlingenband und stilisierte Sonne.
Kirchengasse 3 ##
Göttweigisches Haus, 1574. Die ganze Fassade ist von einer Briefquadervariation
übersponnen. Daneben auch Fischgrätenband und Schachbrettmotive. Die
Blendarkatur des ersten Stockes zeigt verzierte Pilaster mit klobigen Kapitellen.
(Auf dem Dach finden sich Steinplastiken von Hühnern, ein profanes Pendant zu
den Hasen auf der Kirche von St. Michael). Sehr attraktives, versteckt liegendes
Objekt.
Abb. 275: Mautern, Kirchengasse 3, Briefquaderung
Kirchengasse 1
Lasperger Haus (Wappen des Stadtrichters Hans Lasperger 1575), 1772 Gasthaus
zum Schwarzen Tor. Schönes Renaissanceportal und Erker mit darunter
sitzendem Schandmännchen. Verloren gegangene Sgraffiti.
Melkerstraße 3
Einfache Eckquaderung am Flacherker.
Südtiroler Platz 5
245
Janaburg, benannt nach dem Bäckermeister Sebald Janer, der 1558 Stadtrat war.
Renaissancebau des späteren 16. Jhs. Von den im Dehio beschriebenen Sgraffitoresten
nichts mehr zu sehen. Derzeit Baustelle.
Quellen: 19, 80, 219, 241, Auskunft des Besitzers Schlossgasse 1, Auskunft von Herrn A.
Mayer
Mauternbach (NÖ / Gem. Mautern / Bez. Krems-Land)
Nr. 12
Quaderung mit eingeritzten Ovalen. Zwischen den Quadern Band mit eingeritzten
Halb- und Viertelkreisen.
Nr. 17
Unter dem Dach und an den Kanten Quaderfries mit eingeschriebenen Ovalen.
Ständiger Wechsel zwischen einem großen mit zwei kleinen Ovalen.
Quellen: 32, 80
Abb. 276: Mauternbach Nr. 17, Quaderfries
Abb. 277: Mauthausen, Leopold Heindlkai 34/35, schraffierte Bänder
246
Mauthausen (OÖ / Bez. Perg)
Leopold Heindlkai 34/35 ##
Schiffsmeisterhaus. Östlicher Abschluss der Donaulände. Verwinkeltes spätgotisches
Haus mit zahlreichen Erkern und Durchfahrt. Reiche Sgraffitoverzierungen
und zwar Quaderungen und schraffierte Bänder. Jahreszahl 1562. Außerdem
zahlreiche Hochwassermarkierungen.
Rathausgasse 4
Schönes einrahmendes Sgraffitoband mit Blattmustern, 16. Jh.
Quellen: 54, 55, 102, 237, 261
Abb. 278: Mauthausen, Rathausgasse 4, Band mit Blattmustern
Mitterarnsdorf (NÖ / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 30
Ehemaliger Langeggerhof. Zum Teil durch Malerei ergänzte Eckquaderung, die
sich in origineller Weise im Obergeschoss der Wandschräge anpasst.
Quellen: 80
Abb. 279: Mitterarnsdorf Nr. 30, Eckquaderung
247
Mühldorf (NÖ / Bez. Krems-Land)
Niederranna 8
Durch Schrägstriche geteilte Quader an den Ecken und unter dem Dach. Jahreszahl
1698 in einem Sechseck mit stilisierten Lilien. Heute großteils durch Malerei
ergänzt.
Ehemaliges Kloster Unterranna
An der dem Ort abgewandten Fassade zwei Friese, der obere gemalt, der untere
Ritzmalerei. Sehr fein gesponnene Variationen des Diamantquaders, Quadrate
und Dreiecke.
Quellen: 52
Ollersbach (NÖ / Gem. Neulengbach / Bez. St.Pölten-Land)
Schloss Baumgarten
In schönem Park gelegenes ehemaliges Wasserschloss. Im Hof Portalumrahmung
mit Diamantquadern, sparsame Scheinarchitektur und Kreismotive. Außerdem
breites waagrechtes Band von Diamantquadern. An der Wandfläche
rechts vom Portal Reste einer flächigen Quaderung.
Quellen: 53, Hinweis von Frau Dr. Hofbauer
Abb. 280: Ollersbach, Schloss Baumgarten
Persenbeug (NÖ / Bez. Melk)
Beide Objekte Persenbeugs sind attraktiv und sehenswert.
Schlossstrasse 2 #
Kleines Schiffsmeisterhaus, um 1550 erbaut. Sgraffitodekoration 1963 freigelegt,
zum Großteil in Malerei ergänzt. Straßenseitig laufende Hunde. Donauseitig
Quaderungen, zwischen den Geschossen eine Scheinbalustrade und unter
dem Dach ein origineller Delphinfries mit Blättern und Wappen.
248
Abb. 281: Persenbeug, Schlossstraße 2
Schlossstraße 6 #
Haus mit übereck gestelltem Flacherker. An diesem vier Blendarkaden, darin
Wappen und kniende Engel in Sgraffito – ähnlich wie in Waidhofen und Eisenberg.
Einrahmendes Schlingenband. Jahreszahl 1562.
Quellen: 80, 193
Abb. 282: Persenbeug, Sclossstraße 6, Blendarkaden
Plankenberg (NÖ / Gem. Abstetten / Bez. Tulln)
Ehemaliger Meierhof des Schlosses
Reste einer Eckquaderung und Reste eines breiten Frieses unter dem Dach (fast
keine Details erkennbar).
Quellen: 53
Rossatz (NÖ / Bez. Krems-Land)
Neben den zu besprechenden Sgraffitohäusern gibt es in Rossatz eine nicht geringe
Anzahl von Häusern mit Pseudosgraffito bzw. Putzritzung.
249
Schloss
In zentraler Ortslage. Erbaut 1582-1600, später barockisiert. Zwischen den Geschossen
sehr attraktiver Fries mit verschiedenen Blattmustern. Zwischen den
Fenstern Jahreszahl 1582 in einem um 45° verdrehten Quadrat. An der straßenseitigen
Umfassungsmauer ist ein kleiner schlecht erhaltener Sgraffitorest mit
Blatt- und Blütenmotiven zu sehen. Jahreszahl 1597. Gartenseitig zeigen zwei
kleine Ecktürmchen „Reste von Sgraffitomalerei“, jedoch ist so gut wie nichts
mehr zu sehen.
Abb. 283: Rossatz, Schloss, Fries und Datierung
Haus Nr. 75 (rechts vom Schloss, nach Hausnummern sucht man in Rossatz
vergeblich) #
Von 1531-1644 Lesehof des Stiftes Erla. Hübscher Erker und Rundbogen. An
den Kanten Quaderung. Um ein kleines Spionfensterchen hübsche Blattmotive.
Herrschaftstaverne (Nr. 7, östlich des Platzes) #
1673/75 errichtet. Quaderung an den Kanten und den Ecken des Erkers. Stilisierte
Blattfriese um die Fenster, vegetabilisch-geometrische Bänder unter der
Dachtraufe und zwischen den Geschossen.
Abb. 284: Rossatz, Herrschaftstaverne, Quaderung
250
Haus Nr. 14 (erstes Haus westlich des Platzes)
Einfache Eckquaderung.
Quellen: 53, 80
St. Michael (NÖ / Gem. Weißenkirchen / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 4
Fries mit zwei Schlingenbändern und dazwischen liegendem schraffiertem
Band, durch Jahreszahl 1583 sowie vier leere Wappen unterbrochen.
Quellen: 52, 80
Abb. 285: St. Michael, Fries
Schwallenbach (NÖ / Gem. Spitz / Bez. Krems-Land)
In Schwallenbach überrascht die große Anzahl von Objekten.
Haus Nr. 30
Mesnerhaus. Im Kern gotisches Haus mit Treppengiebel. Um die Fenster teils
Zickzack-Motive, teils Diamantierung. Am Giebel Fischgrätenband. Teilweise
in Malerei erneuert, Rest eher schlecht erhalten.
Haus Nr. 28
Errichtet nach 1443, 1645 umgebaut; war wahrscheinlich Wirtschaftsgebäude
des Schlosses. Breite Toreinfahrt. Fenster in den Sechzigerjahren vergrößert.
Großflächige Quaderung, erst jüngst restauriert. Außerdem zwei barocke Freskenmedaillons
(Muttergottes und Nepomuk).
Schloss (Nr. 27) #
Unregelmäßiger Bau aus dem 16. Jh. Diamantquaderung an den Kanten und um
die Fenster. Alles nur in Grautönen gehalten.
Haus Nr. 39 #
Einfaches Winzerhaus. Um die Fenster Schlingenband, an den Kanten Fischgrätenband.
251
Abb. 286: Schwallenbach, Schloss, Diamantquaderung
Abb. 287: Schwallenbach, Nr. 39, Fischgrätenband
Haus neben Nr. 13
Einfache Eckquaderung in blassen Farbtönen.
Quellen: 52, 80, 171
Seisenegg (NÖ / Gem. Viehdorf / Bez. Amstetten)
Schloss
Sehr attraktiver Schlossbau, der von der Autobahn aus gut zu sehen ist. Im 17.
Jh. erbaut. „In der Durchfahrt sgraffitierte Wandbänderung.“ Nicht zugänglich.
Quellen: 34, 52
Senftenberg (NÖ / Bez. Krems-Land)
Unterer Markt 7 #
Um vier Fenster im Hof, sowie um eine Segmentbogenöffnung Fischgrätenband
mit zentralem Schlingenband. Beim zweiten Fenster Jahreszahl 1568, beim
dritten der Name PAUL WISANT.
252
Abb. 288: Senftenberg, Unterer Markt 7, Fensterumrahmung
Unterer Markt 31
Im Kern 16. Jh. Diamantquaderung und stilisierter Fries aus Blättern und Herzen.
Nur Putzritz, kein echtes Sgraffito, dennoch sehr attraktiv.
Unterer Markt 33 ##
HAVS NR. 68 (ALT 90) ALS BÜRGERHAVS VM 1575 PAVL WISANT VM 1590
PAVL SCHRIMPF UM 1600 WOLF WISANT VM 1610 HANS PFEIRE ALS
HERRSCHAFTL VERW GEBAEVDE AB 1625 FVERST ZV EGGENBERG AB
1717 GRAF SPÄTER FVERST ZV STARHEMBERG. Schönstes Haus des
Marktes, im Kern 16. Jh. An der Ostfassade Fresko- bzw. Chiaroscuromalerei:
Flötenspieler und Hornbläser, Blattfries mit Blüten, essende Figur, Spruch: AVF
ERDEN IST KAIN MANN DER SEINER ZUNGEN HER SEIN KANN REDEN
IST WOL AIN KCHVNST ZVFIL REDEN MACHT VNGVNST VIL WISSEN
VND WENIG SAGEN NICHT ANTBVERT AVF ALL FRAGEN. RET WENIG
VND RED WAR WAS DV PORGST BEZAHL BAR LAS AIN IEDEN SEIN WER
ER IST SO PLEIBST AVCH WOL WER DV BIST. Ein Bischof zeigt auf eine
Schlange auf einem Kreuz, Jahreszahl 1575, zwei nackte Frauenfiguren, Blätter,
Rollwerk, Scheinarchitektur, Marcus Curtius-Darstellung, wobei die Figuren
Renaissancekostüme tragen, Inschrift: CVRZIS. Barocke Kartusche mit Jahreszahl
1707 oben hineingesetzt.
Nach der Straßenbiegung flächenhafter Sgraffitoschmuck im Erdgeschoss:
Quaderung (teilweise Diamant), Fischgrätenband (teilweise mit Dreiecken
durchsetzt, bzw. nicht alle Striche parallel) mit zentralem Schlingenband
als Abschluss gegen das nächste Haus hin, um ein kleines Fenster herum, sowie
einen großen Rundbogen bildend (wahrscheinlich ehemalige, jetzt vermauerte
Einfahrt).
253
Abb. 289: Senftenberg, Unterer Markt 33, Quaderung und Fries
Schulgasse 5
Schlossartiges Gebäude. Am Runderker und darunter Quaderung mit doppelten
Linien, sowie das in dieser Gegend sehr häufige Fischgräten- mit zentralem
Schlingenband.
Quellen: 52, 79
Abb. 290: Senftenberg, Schulgasse 5, Quaderung
Sittendorf (NÖ / Gem. Etsdorf / Bez. Krems-Land)
Nr. 12
Ehemaliger Gutshof, im Kern 16. Jh. Nur ein Wappen in Sgraffito ausgeführt:
Oben 1585, Engelsfiguren, zwei Hähne. Darunter Doppeladler und Löwen,
254
IHLVK, außerdem IFS 1777. Die dunkle Farbe der oberen Schicht leider fast zur
Gänze verschwunden.
Quellen: 52
Spielberg (NÖ / Bez. Melk)
Herrenmühle
Nicht zugängliches Gebäude, außerhalb des Ortes an der Pielach gelegen. Im
Kern mittelalterlich. Diente als Mühle, später als Sägewerk, heute Kleinkraftwerk.
Sgraffitodekoration anhand bestehender Reste 1984 ergänzt. An den
Kanten Quaderung mit eingeschriebenen Ovalen, bzw. schraffiertes Band.
Traufständig und um die Fenster laufender Hund. In einem Giebelfeld schräg
aufsteigender laufender Hund, der die ursprüngliche Neigung des Giebels erkennen
lässt. Außerdem modernes Sgraffitofeld mit Vorhang, Blumenvase und
Katze (im Gedenken an eine Katze der jetzigen Besitzer). Interessantes Objekt.
Quellen: 53, persönliche Auskunft des Besitzers
Abb. 291: Spielberg, Herrenmühle, laufender Hund
Spitz (NÖ / Bez. Krems-Land)
Von den bei Eppel und im Dehio erwähnten Sgraffiti bei den Häusern Laaben 2,
Friedhofgasse 2 und In der Spitz 1 heute nichts mehr zu sehen.
Bürgerspital (Gebäude und Kapelle), Marktstraße 5 und Marktstraße 13
Einfache erneuerte Eckquaderungen. Besonders malerisch erscheint der Hof des
Spitals.
Marktstraße 7
Sgraffitorest: Geschwungenes Emblem mit Inschrift: R 1692 FKR. Zuletzt
wurde eine sehr schöne, aber imaginäre Pseudosgraffitofassade geschaffen.
Pfarrkirche
Teilweise erhaltene, flächige Quaderung.
Quellen: 52, 80
255
Abb. 292: Spitz, Bürgerspital, Quaderung
Strass im Strassertal (NÖ / Bez. Krems)
Nr. 82
Unter abfallendem Barockverputz spärliche Sgraffitoreste auszumachen. Am
besten zu erkennen ist der untere Teil einer Fensterumrahmung mit blattartigem
Ornament.
Quellen: Hinweis von Herrn Pfisterer
Abb. 293: Stratzing Nr. 13, früherer Zustand Abb. 294: jetziger Zustand
256
Stratzing (NÖ / Bez. Krems-Land)
Während beim Haus Nr. 82 von den „Resten von Ortsteinsgraffiti“ nichts mehr
zu sehen ist, wurde das wertvolle Haus Nr. 13 vorbildlich restauriert.
Nr. 13 #
Das große Haus im Kern mittelalterlich. Früher waren unter einer abfallenden
Barockfassade Sgraffitoreste erkennbar. Ende 2004 kam es zu einer geglückten
Restaurierung, wobei nur vorhandene Muster ergänzt wurden: Um zwei Fenster
im Obergeschoss Fischgrätenmuster mit kleinen eingeschriebenen Quadraten.
Ein ebensolches Band an der rechten Hauskante. Traufständig ein Fries aus
Quadraten, die durch Dreiecke unterteilt sind. Jahreszahl 1578.
Quellen: 52
Thalheim (NÖ / Gem. Kapelln / Bez. St. Pölten-Land)
Schloss
„Flächige Sgraffitoquaderung.“
Quellen: 53
Totzenbach (NÖ / Gem. Kirchstetten / Bez. St. Pölten-Land)
Schloss
Romantisches kleines Wasserschloss mit mittelalterlichem Kern. An einem
Schornstein (!) hübsche, aber leider nur mäßig gut erhaltene Sgraffitodekoration:
Vegetabilisch-geometrische Motive.
Quellen: 53
Abb. 295: Totzenbach, Schloss, Rauchfang
257
Traismauer (NÖ / Bez. St. Pölten-Land)
Wiener Straße 12 (früher Nr. 25) ##
Gasthof Zum Schwan, im Kern 15./16. Jh. Die Sgraffiti wohl nach 1555 entstanden,
der damalige Besitzer Peter Schlegelbauer war Ratsherr von Traismauer.
Die Darstellungen heute zum Großteil durch Malerei ersetzt, ziemlich verblasst,
aber doch noch gut zu erkennen. Im Arkadenhof Wappen mit flankierenden seepferdchenartigen
Drachen. Darüber sich ständig wiederholende Motive: Zwei
nackte Figuren, sphinxartige weibliche Figur, Blüten (die Darstellungen sollen
sich auf eine Donausage beziehen), wieder die bereits erwähnten Drachen, verschiedene
Quaderungen (zum Teil durch Schrägstriche geteilt), Kopf eines
wolfartigen Tieres. Restauriert durch R. Kleinhagauer MCMXCI. Obwohl vom
Original kaum mehr etwas vorhanden ist, sehr interessantes Objekt.
Abb. 296: Traismauer, Wiener Straße 12, Wappen und Drachen
Wiener Straße 17
„Sgraffitoreste“ im Hof.
Mitterndorferstraße 20
Reste einer großflächigen Quaderung mit jeweils zwei begleitenden feineren
Linien über die gesamte Wandfläche. Eine Restaurierung würde sich wirklich
lohnen.
Quellen: 51, 53, 131, 133
Unterloiben (NÖ / Gem. Dürnstein / Bez. Krems-Land)
Kirchturm #
Am unteren Teil des Turmes große, längliche Quader, die durch Schrägstriche
geteilt und von einem breiteren und einem schmäleren Band umgeben sind.
Seltenes Beispiel für ein Sgraffito an einer Kirche, großteils bloßer Putzritz.
Haus Nr. 38
An den Kanten des Flacherkers Fischgrätenband.
Quellen: 52
258
Abb. 297: Unterloiben, Kirchturm, Quaderung
Viehofen (NÖ / Bez. St. Pölten-Land)
Schloss
Im Kern mittelalterliche Anlage, mehrfache Umbauten. 1945 teilweise zerstört.
Seit 2003 Restaurierung durch Josef Figl. An der bereits intakten Hoffassade
wurden eine Eck- und eine flächige Quaderung in Malerei nachempfunden. Außen
kommt an einigen Ecken unter den dicken Putzquadern noch die ursprüngliche
Sgraffito-Quaderung stellenweise zum Vorschein.
Quellen: 32, 64
Wagram ob der Traisen (NÖ / Bez. St. Pölten-Land)
Wagramer Straße 10
Die Eckquaderung (16. Jh.) bei der sehr geglückten Restaurierung 2006 in einschichtigem
Putzritz erneuert.
Quellen: 53
Weisching (NÖ / Gem. Böheimkirchen / Bez. St. Pölten-Land)
Haus Nr. 4
Das Haus aus dem 17. Jh. zeigt nach seiner letzten geglückten Restaurierung
Quaderung und laufenden Hund in einschichtigem Putzritz.
Quellen: 53
Weißenkirchen (NÖ / Bezirk Krems)
Das schöne Ortsbild von Weißenkirchen wird durch seine Sgraffiti zusätzlich
aufgewertet. Bei den Häusern Nr. 137 und 149 ahnt der Betrachter nur mehr geringe
Reste.
259
Haus Nr. 54 #
Sogenannter Flammhof. Ehemals Schiffsmeisterhaus. Sehr attraktives Gebäude
mit Arkadengang. Um die Fenster und an den Gebäudekanten Friese mit stilisierten
Blättern in unregelmäßigen Ovalen. Jahreszahl 1574. Am östlichen Nebengebäude
Bänder in Fischgrätenmuster.
Abb. 298: Weißenkirchen Nr. 54, Friese mit stilisierten Blättern
Abb. 299: Weißenkirchen Nr. 54, Nebengebäude mit Bändern in Fischgrätmuster
Haus Nr. 71 #
Zelkingerhof. Das Ortszentrum von Weißenkirchen prägender Bau von 1502.
Restaurierung 1978. Originelle Eckquaderung mit Diamant- und Strichmotiven.
Um Fenster und Türen Scheinarchitektur. Unter dem Dach Quadrate und Dreiecke.
260
Abb. 300: Weißenkirchen Nr. 71, Eckquaderung und Scheinarchitektur
Haus Nr. 29
Ehemals Gasthof Goldener Löwe. Sehr behäbiger Altbau mit breiter Toreinfahrt.
Ein kleines Fenster zeigt noch eine Sgraffitorahmung in Fischgrätenmuster.
Abb. 301 Weißenkirchen Nr. 31
Haus Nr. 31
Gasthof Goldene Traube. Einige Bänder mit Kreisen und Ovalen. Durch spätere
Veränderungen zum Teil zerstört, das Vorhandene aber vorbildlich restauriert.
Quellen: 52, 80, 193
Wösendorf (NÖ / Bez. Krems-Land)
Haus Nr. 69
Stimmungsvoller Altbau mit vorkragendem Obergeschoss und spätgotischen
Fenstergewänden. Unter neuerem Verputz noch einige Sgraffiti erkennbar. Um
die Fenster Dreiecke und Zickzackband. Am Eck Wechsel von konkaven und
konvexen Bögen.
261
Haus Nr. 27, Nr. 56 und Nr. 71
Reste von Quaderungen.
Quellen: 52, 80
Ybbs (NÖ / Bez. Melk)
Die beschriebenen schwarz-weiß sgraffitierten Ortbänder bei Kirchengasse 9
heute verschwunden. Beim Haus Ecke Hauptplatz-Wiener Straße findet sich ein
Flacherker mit schöner Putzritz-Diamantquaderung.
Hauptplatz 3 / Rathausgasse 2
„Reste von Ortsteinsgraffitodekor Ende Jh.“
Quellen: 52, 80
Die Eisenwurzen und das obere Ennstal
Durch den Eisenhandel und den dadurch bedingten Kontakt zu südlichen Ländern
konnte sich in diesem Gebiet die Sgraffitokunst schnell und weit verbreiten.
Besonders die Hammerherren und Radmeister ließen ihre Häuser und Verwaltungssitze
aufs Prächtigste schmücken. Auffallend ist auch die große Zahl
von Speicherbauten, besonders im Raum um Göstling und im steirischen Teil
der Eisenwurzen. Die Stadt Steyr hat derartig Vieles und Sehenswertes zu bieten,
dass sie in einem eigenen Kapitel nachgereiht wird. Weitere Zentren der
Sgraffitomalerei waren Lunz, Göstling (NÖ), Steinbach, Ternberg (OÖ), Admont,
Eisenerz und Großreifling (Stmk.). An Schmuckformen überwiegen hier
groteske vegetabilische Motive, sowie Friese mit Delphinen, Meerjungfrauen
und Fabelwesen. Scheinarchitektur mit Rautenmotiven oder Voluten und Eckquader
mit Blütenfüllung sind typisch für die Eisenwurzen. Eine originelle Variation
des Schlingenbandes ist der „Wellenaugenfries“, der in Admont und in
Mautern zu finden ist. Aus Gründen der Übersicht wurden oberes Ennstal und
Ausseerland in diese Übersicht miteinbezogen.
Abgekommene Sgraffiti waren bei Nr. 18 und 83 in Aschach an der Steyr,
bei Untergrünburg 4 und Pernzell 38 (Gemeinde Grünburg), bei Nr. 16, 17 und
21 in Laussa (Nr. 16, Haus Brückler, zeigte unter anderem kleine Moscheen mit
Stern und Halbmond, offenbar eine Anspielung auf die Türkenbelagerung
Wiens), bei Nr. 33 und 42 in Losenstein, bei Breitenau 74 (Gemeinde Molln)
und bei Unterlaussa Nr. 59, 60 und 61 (Gemeinde Weyer) vorhanden. Das Haus
Tollinggraben 106 (Gemeinde St. Peter-Freyenstein) stürzte 1986 ein. Es zeigte
damals noch spärliche Sgraffitoreste mit der Jahreszahl 1656BR. Am Sonnenhof
(Böhlerstraße 2) in Vordernberg waren noch nach 1950 Sgraffiti sichtbar. Verschwunden
ist der Kitting mit Sgraffito beim Hof Scheuchenerb in Groß Hollenstein.
Von den beschriebenen Sgraffitoresten an der sogenannten Bernhardmühle,
Mainburg Nr. 2, Gemeinde Hofstetten-Grünau ist so gut wie nichts mehr
zu sehen. In Großraming besaßen zwei Gasthäuser Sgraffiti (Taverne unterm
262
Gasteig mit formenreichem Schmuck von 1634 und die Taverne in der Schellau
mit Sgraffiti von 1696). Die im Dehio beschriebenen Sgraffiti am hübschen
Ortsturm in Wang sind nur Ritzung. Nur mehr dürftige Reste einer Eckquaderung,
die möglicherweise nur eingeritzt ist, zeigt das Haus Nr. 5 (Mühle) in Lehenrotte
(Gem. Türnitz). Die vor ein paar Jahren noch sichtbaren geringen Quaderreste
an der ehemaligen Hackenschmiede in Erb (Haus Nr. 21, Gem. Landl)
sind inzwischen überputzt. Der laufende Hund und die „geschossteilenden Zierbänder“
waren schon vorher verschwunden. Leider nicht mehr existent, wenn
auch den Besitzern noch erinnerlich, sind die Sgraffiti an einem ehemaligen
Speicher am Hof Schachau Nr. 12, Gemeinde Oberndorf bei Melk.
Quellen: 53, 69, 97, 102, 232, 261, Auskunft von Herrn DI Tscheliesnig
Admont (Stmk. / Bez. Liezen)
Admont war offenbar ein kleines Zentrum der Sgraffitokunst. Neben dem hervorragenden
Objekt Nr. 73 verdient auch das „Oberhofstöckl“ Beachtung.
Haus Nr. 73 ##
Stattliches Hammerherrenhaus, 1574 als Hackenschmiede erbaut. Verwinkeltes
Gebäude. Die Sgraffiti vor 1600 entstanden, 1974 durch August Raidl freigelegt
und restauriert. Quaderung an zwei Kanten. Um die Fenster verschiedene geometrische
Muster: Fischgräten, Quadrate, Rauten, verschlungene Kreismotive,
Wellenaugenmotiv, Dreiecke. Breiter waagrechter Fries an der Rückseite des
Hauses mit Vasen, aus denen Ranken sprießen, verschiedenen Tieren (Hirsche),
einer Jagdszene, bei der ein Jäger mit einer Lanze einen Bären angreift und
Blättern, sowie ein Mann mit Pferd. Dieser sehr wertvolle und leider schon sehr
schadhafte Fries wiederholt nichts, sondern reiht verschiedene Motive aneinander.
Ein um 1550 entstandener Jagdfries des Virgilius Solis dürfte hier Vorbild
gewesen sein. Außerdem: Meerjungfrau mit gespreizten Schwanzflossen. An der
Westseite (straßenseitig) Fries mit fliehenden Einhörnen, die jeweils ein Wolf
anspringt und Blattranken.
Haus Nr. 78
Hofrichterhaus. Stattliches Althaus gegenüber der Stiftsmauer. Im Obergeschoss
drei Fenster von Sgraffitoresten umrahmt (Blattmotive). Zwei gemalte liegende
Figuren mit Spruch: NASCIMUR MOREMUR (wir werden geboren, wir werden
sterben). Gemaltes Wappen des Abtes Valentin (1545-68).
Speicher bei Nr. 93 #
Oberhofstöckl, vor 1590 errichtet. Am südlichen Ortsrand von Admont gelegen,
an einer Parallelstraße zur Straße in die Kaiserau. Schlingenband zu einem
„Wellenaugenmuster“ erweitert, Zungenfries darüber. Eckquaderung.
Krumau Nr. 49
Fischer-Leitner Stöckl. Kleiner Speicherbau um 1600. Man verlässt Admont in
östlicher Richtung (entlang der Bahn), nach kurzer Fahrzeit steht der Speicher
direkt an der Straße. Keine wirkliche Parkmöglichkeit, die Besichtigung wegen
263
des Verkehrs etwas abenteuerlich. Zustand nicht mehr allzu gut. Quaderung,
laufender Hund mit eingeschriebenen Sonnen und Fischgrätenband zu erkennen.
Fries mit Sonnenmotiven, viele kleine Details, aber alles nur mehr bruchstückhaft.
Aigen 55 (vulgo Goldbichler)
Am Weg von Selzthal nach Admont freistehendes Gebäude. Nur mehr Sgraffitoreste,
diese aber schön restauriert. Teilweise erhaltene Quaderung. Um die
Fenster einfache geometrische Motive. Unter dem Dach geometrischer Fries mit
zum Teil sehr kleinen, konzentrisch angeordneten Elementen. Jahreszahlen 1638
und 1655, sowie Initialen Z. S.
Quellen: 57, 81, 102, 253
Abb. 302: Admont Nr. 73
Abb. 303: Admont Nr. 73, Friese und Fensterumrahmungen
264
Abb. 304: Admont Nr. 73, Jagdszene
Abb. 305: Admont Nr. 73, Fries mit Meerjungfrau
Abb. 306: Admont Nr. 78, Fensterumrahmungen
265
Abb. 307: Admont, Speicher bei Nr. 93, Fries und Eckquaderung
Abb. 308: Admont, Aigen 55, Fries, Quaderung und Datierung
Altenhofen (NÖ / Gem. St. Valentin / Bez. Amstetten)
Dorfstraße 15
Imposanter Vierkanter. Verputz derzeit fast völlig abgeschlagen. An der Nordostecke
des Gebäudes Spuren von einstigen Sgraffiti.
Quellen: 53, 261
Altenmarkt bei St. Gallen (Stmk. / Bez. Liezen)
Haus Nr. 19 ##
Altes Gemeindeamt (bis 1964). Giebelhaus, die Sgraffiti 1579 datiert. Restaurierungen
1959 und 1977 durch August Raidl, sowie in den späten Neunzigerjah266
ren. Eckquader mit eingeschriebenen Rechtecken. Um das Portal und die Fenster
des Obergeschosses Diamantquader. Erdgeschossfenster einfach gerahmt. Darunter
schraffierte Bänder und Fischgräten. Auf jedem Fenster zwei Fächerrosetten
mit Perlstab umgeben. Zwischen Erdgeschoss und erstem Stock komplizierter
Blatt- und Schlingenfries. Der Giebel wird durch ein Band aus Fischgrätenund
Dreiecksmotiven eingerahmt. Auch zwei kleine Giebelfenster und ein
Dachbödelaufzug sind so eingerahmt. Ferner noch Rautenverzierungen. Sehr
attraktives Objekt.
Abb. 309: Altenmarkt Nr. 19
Haus Nr. 7 #
Gasthaus Dandler, altes Brauhaus. Sgraffiti im Arkadenhof, um 1580 entstanden,
1977 freigelegt und restauriert durch August Raidl. Quaderung an den
Ecken, Fischgrätenband zwischen den Geschossen, um die Bögen und im Giebel.
An der Brüstung schöner geometrischer Fries mit Tulpenkelchen. Man muss
links am Haus vorbeigehen, um in den Hof zu gelangen.
Quellen: 57, 81, 96, 102, 104
267
Abb. 310: Altenmarkt Nr. 7: Arkadenhof
Amstetten (NÖ)
Hauptplatz 16
Laut Dehio befinden sich Sgraffiti unter dem Verputz. Derzeit nichts zu sehen.
Quellen: 53
Ardning (Stmk. / Gem. Admont / Bez. Liezen)
Haus Nr. 8
Wagnerhaus, war auch Schmiede. Die Jahreszahl 1594 noch vorhanden. Der beschriebene
„schöne Tierfries in Kratzputz“ (Einhorn, das von einem Wolf angesprungen
wird) heute unter Eternitplatten verborgen.
Quellen: 57, 102
Bad Aussee (Stmk. / Bez. Liezen)
Meranplatz 38 ##
Alte Steinmühle, im Kern mittelalterlich. Umbau nach Brand 1599. Das Gebäude
gehörte damals der Familie Gaiswinkler. 1735 kaufte Josef Fröhlich
(1694-1757) die Mühle. Dieser war 1725 fürstlicher Taschenspieler in Bayreuth,
1728 in Potsdam und Berlin bei August dem Starken. Erst 1735 kehrte er endgültig
in die Heimat zurück. Er beherrschte nie dagewesene Taschenspielerkunststücke
und war nebenbei noch Zahnarzt. Der Mühlenbetrieb bestand bis
1897. Als 1944 eine Konsole für eine Büste Josef Fröhlichs zu dessen 250. Geburtstag
angebracht werden sollte, wurden die Sgraffiti entdeckt. Die Freilegung
und Restaurierung erfolgte 1953 durch Prof. Weninger. Um die Fenster und
zwischen den Geschossen kunstvoller Fries aus Blattmustern und Rauten. Am
Eck sind außerdem noch Halbkreise und Voluten eingefügt. Zusätzlich noch
Halbmonde an den jeweils schmäleren Eckquadern. Um die Untergeschossfenster
laufende Hunde mit eingeschriebenen sechsteiligen Sonnen. Diese Vari268
ation des laufenden Hundes auch statt des beschriebenen Frieses am rechten Gebäudeteil.
Unter dem Dach des linken Gebäudeteils wieder laufender Hund. An
der Giebelseite nur laufende Hunde, diesmal zum Teil mit vierteiligen eingeschriebenen
Sonnen. Die Laufrichtung wechselt jeweils in der Mitte der Fassade.
Über dem Eingang noch Madonnenfresko nach einer Vorlage des Lukas
Cranach. Äußerst sehenswert.
Quellen: 57, 112, 113, 187
Abb. 311: Bad Aussee, Meranplatz 38, Friese und Bänderung
Bärndorf (Stmk. / Gem. Rottenmann / Bez. Liezen)
Speicher bei Haus Nr. 17 #
Vulgo Kollersberger. Vom Ortskern Bärndorf einen schmalen unasphaltierten
Weg in nordwestlicher Richtung nehmen. Bei einer Wegbiegung liegt Nr. 17
mit dem Speicherbau. An den Kanten und unterhalb der Holzverschalung Dreiecke,
quergeteilte Quadrate und Kreise. Um das Fenster Sichelfries. Jahreszahl
1572. Drei dreiläufige Bannknoten, Zimmermannsrosetten und weitere Knotenmotive.
Zwei sitzende Tiere, die halb Huhn und halb Katze sind, sollen offenbar
symbolisch den Inhalt dieses äußerst interessanten Objekts vor Mäusen schützen.
Restaurierung 1997.
Quellen: 57, 102, 193
269
Dirnbach (OÖ / Gem. Reichraming / Bez. Steyr)
Haus Nr. 59 ##
„Türkenhaus.“ War erst Herrenhaus, später Forsthaus. Weithin sichtbares Giebelhaus,
östlich der Straße erhöht gelegen. Giebelseitig originelle zweiläufige
Eckquaderung. Um die Fenster teils Rauten mit eingeschriebenen Kreisen, teils
Diamantierungen, teils Schachbrettmuster. Zwischen den Geschossen Diamantfries.
Der gesamte Giebel war einst durch einen laufenden Hund eingerahmt
(durch Abflachung der Dachneige teilweise abgeschnitten). Längsseitig das
Rundbogenportal von Kugeln und Quadern eingerahmt und von zwei Fächerrosetten
bekrönt. Jahreszahlen M.DL / XXXVI bzw. 15 / 86. Wappen mit Lebensbaummotiv
und Initialen GF. Gemalte Sonnenuhr. Äußerst attraktives Objekt.
Quellen: 193, 261
Abb. 312: Dirnbach Nr. 59, Friese und Eckquaderung
Abb. 313: Dirnbach Nr. 59, Portal mit Datierung
270
Eisenerz (Stmk. / Bez. Leoben)
Die drei benachbarten Objekte im Ortszentrum bilden eines der schönsten Sgraffito-
Ensembles Österreichs.
Bergmannplatz 1 ##
Altes Rathaus. Vor 1600 entstanden, 1977 von Max Tischhardt freigelegt und
restauriert. Eckquaderung mit Blättern. Um die Fenster Rauten und üppige
Blattmotive. Schachbrettfriese. Der Turm, der im Untergeschoss einen Käfigpranger
beherbergt, ist mit einer einfachen Quaderung überzogen.
Abb. 314: Eisenerz, Bergmannplatz 1
Bergmannplatz 4 ##
Alte Marktkanzlei. Nach einer Rekonstruktionszeichnung 1977 von Max Tischhardt
neu gestaltet. Platzseitig ein waagrechter Fries mit seehundartigen Delphinen
und Vasen, aus denen Blattranken quellen (S. Günter erwähnt Stiche des
Zoan von Mantua als Vorbild für diese Fassade). Sonst sehr komplexe Blattgirlanden
(ähnlich am Pfarrhof in Göstling) zwischen den Geschossen und unterhalb
des Daches. Um die Fenster Rauten, Schraffierungen und Blattwerk. Leere
Felder durch spätere Fensterverschiebungen. Eckquaderung mit Blättern und
Rosetten. Die geometrischen Verzierungen der Auslagenfenster und die beiden
Löwen sind eigenständige Produkte des Restaurators.
271
Abb. 315: Eisenerz, Bergmannplatz 4, Blattgirlanden
Geyereggstraße 1 #
Feudthaus, heute Krippenmuseum. Sgraffiti 1977 von Max Tischhardt neu gestaltet.
Im Obergeschoss Schachbrettfelder mit Drachen und Ranken, Jahreszahl
1594. Oben Spitzbogenfries. Portal mit Blattranken und Fabelwesen. Fensterumrahmungen
mit Rauten und blattartigen Verzierungen.
Abb. 316: Eisenerz, Geyereggstraße 1, Rauten und Blattverzierungen.
272
Flutergasse 9
Schwarzerhof. Das bis vor einiger Zeit stark vernachlässigte Gebäude wird derzeit
restauriert. Ehemaliges Herrenhaus zum Radwerk Nr. 6. Reste von zwei
komplizierten waagrechten Friesen mit Blättern. Eckquaderungen und flächige
dreiläufige Quaderung mit eingeschriebenen Blättern bruchstückhaft erkennbar.
Auch im Arkadenhof bescheidene Sgraffitospuren von Fenster- und Türumrahmungen.
Schichtturm
1580 erbaut, 1963 von Franz Gfall restauriert. Scheinarchitektur um ein Zwillingsbogenfenster.
Quellen: 57, 81, 102, persönliche Auskunft von Frau Dr. Günter und dem Restaurator des
Hauses Flutergasse 9
Garsten (OÖ / Bez. Steyr-Land)
Etliche im heutigen Gemeindegebiet von Garsten gelegene Sgraffiti sind verschwunden
bzw. nur mehr in ganz geringen Resten vorhanden, so die Objekte
Mayrgutstraße 34, St. Berthold Allee 27, Boigstraße 15 (Kraxenthal), Lahrndorferstraße
210, Kirchholzstraße 8 (vulgo Mayr zu Werkgaden) und 14 (vulgo
Eisterlehnergut, früher Lahrndorf 57), Tinstingerstraße 66 (Schwaming), Kammergrabenstraße
17 und Mühlbachstraße 38 (beide Mühlbach). Das Haus Unterwald
10 wurde in das Freilichtmuseum Stübing transferiert. Ein besonders
reizvolles Gebäude war die kleine Nagelschmiede in Unterdambach, ein Kellergebäude
von 1596.
Abb. 317: Garsten, Oberdambachstraße 15, Diamantquader
Oberdambachstraße 15 (früher Oberdambach 11)
Vulgo Ramsner. Südlich von Garsten. Nach dem Ort Sand in die Oberdambachstraße
abzweigen, nach einer Serpentine sieht man das Haus schon von
weitem in einiger Entfernung links der Straße liegen. Grabinger beschreibt noch
Sgraffitoreste, heute ist das Haus restauriert, die Verzierungen sind jetzt in
Pseudosgraffito ausgeführt. Diamantquader an den Ecken und oberhalb des Erd273
geschosses (waagrechter Fries). Ein zweiter waagrechter Diamantquaderfries
durch die Erdgeschossfenster jeweils unterbrochen. Fensterumrahmungen durch
Scheinarchitektur mit Diamantquadern und aufgesetzten Fächerrosetten.
Mühlbachstraße 1
Geringe Sgraffitospuren noch erkennbar.
Quellen: 17, 93, 97, 102, 204, 232, 261
Göstling an der Ybbs (NÖ / Bez. Scheibbs)
Sieht man vom Amonhaus in Lunz ab, hat der Markt Göstling die schönsten
Sgraffiti der niederösterreichischen Eisenwurzen aufzuweisen. Neben Pfarrhof,
Karner und Fassziehhammerhaus sind es vor allem die gemauerten Speicher
(hier Kittinge genannt), die mit Sgraffiti verziert wurden. Diese Bauten sind
oder waren meist zweigeschossig. Im unteren tonnengewölbten Raum war ein
Mostkeller, eventuell auch eine Schmiede, während oben der eigentliche Kornspeicher
untergebracht war. Zur Erntezeit waren hier auch Schlafstellen für zusätzlich
aufgenommene Knechte. Neben acht Speichern in Göstling sind weitere
acht in der unmittelbaren Umgebung dokumentiert (Lassing, Mendling, St.
Georgen, Opponitz und Groß Hollenstein). Nur mehr bei sieben von diesen
sechzehn Objekten finden wir heute noch Sgraffiti, die zum Teil schlecht erhalten,
zum Teil durch Malerei ersetzt sind. Einigermaßen gut erhalten sind Sgraffiti
nur bei den Höfen Klein Brunneck, Schmiedlehen, Seisenbachau (Göstling)
und Unter Moosau (St. Georgen). Das ist umso betrüblicher, da Franz Eppel in
seinem Buch „Die Eisenwurzen“ 1968 noch viele Objekte als bestehend beschreibt.
Tatsache ist, dass Speicher eben Zweckbauten sind, die nur in Zeiten
des Wohlstandes liebevoll gepflegt werden können und an denen auch öffentliche
Stellen offenbar nur wenig Interesse zeigen. Da die einzelnen Objekte zum
Teil sehr schwer zu finden sind, wurde ein Orientierungsplan angelegt.
Abb. 318: Göstling, Pfarrhof (rechts) und Karner („Pfarrstöckl“)
274
Plan 8
275
Pfarrhof ###
Sehr stattliches Gebäude. 1596 erstmals erwähnt. 1981 durch L. Dohnal restauriert.
Könz stellte große Ähnlichkeit mit einem Haus in Ardez (Engadin) fest.
Eckquaderung mit eingeschriebenen vierteiligen Blüten, rundherum ein sehr
zartes Wellenband. Traufständiger Blattfries mit sehr fleischigen, wellig geschwungenen
Blättern. Zwischen den Geschossen Volutenfries mit Blättern
(dieser ist in Ardez wiederzufinden). Um die Fenster Scheinarchitektur mit
Wellen, Rhomben und Blättern. Die Fenster des Untergeschosses haben zusätzlich
noch ein ausladendes Blattbouquet als Bekrönung. Auf der dem Platz abgewandten
Seite gehen die Quader nicht bis unten. Am Schwibbogen, der den
Pfarrhof mit dem Karner verbindet, kleines Fenster mit zarter Umrahmung. Sehr
attraktives Gebäude.
Abb. 319: Göstling, Pfarrhof, Scheinarchitektur
Abb. 320: Göstling, Pfarrhof, Eckquaderung, Blattfries, Fensterumrahmung
Karner ##
„Pfarrstöckl“, im Kern wohl spätmittelalterlich, turmartig. Von der Konzeption
her offensichtlich ein Karner mit zwei getrennten Geschossen. Mit der Reformation
1588 erneuert (wahrscheinlich auch profaniert, denn die Protestanten lehnten
Beinhäuser ab). Damals kam möglicherweise der verbindende Schwibbogen
mit dem Pfarrhof hinzu. Eckquaderung und waagrechte Friese wie beim Pfarrhof.
Sonnenuhr mit Jahreszahl 1666 zwischen den beiden Fenstern im ersten
276
Stock, die einfacher gerahmt sind als die des Pfarrhofs. Das Erdgeschoss fensterlos.
Der Giebel holzverschalt.
Abb. 321: Göstling, Karner („Pfarrerstöckl“), Eckquaderung, Fensterumrahmung, Sonnenuhr
Abb. 322: Göstling, Karner („Pfarrerstöckl“), Eckquaderung
Haus Nr. 10
Backhaus seit 1640. Innen noch gotische Gewölbe (Schlussstein mit Jahreszahl
1397 und einige Gewölbegrate mit Ritzverzierungen). Barocke Fensterkörbe.
Auf einer alten Ansicht ist Sgraffitoschmuck erkennbar (um die Fenster und
zwei waagrechte Bänder). Die Fassade heute verputzt, „rückseitig Reste von
Sgraffitomalereien.“ (nicht zugänglich).
277
Haus Nr. 19 ##
Fassziehhammerhaus. Attraktives Hammerherrenhaus, später Brauerei. Restaurierung
1999. An den Ecken einfache Quaderung, sowie Quader mit Blattmotiven
wie am Pfarrhof. Waagrechte Friese mit Schlingenband, Bögen, Blättern
und an den Schmalseiten abgerundeten Quadern. Die Scheinarchitektur um die
Fenster ebenfalls mit Blättern verziert. Über einem Renaissancezwillingsfenster
Jahreszahl 1584 und unverständlicher Spruch.
Abb. 323: Göstling Nr. 19, Fries und Eckquaderung
Ansitz Groß Stanglau
Im Weiler Ybbssteinbach gelegen. Von Göstling kurz Richtung Lunz fahren,
dann in das Steinbachtal abzweigen. Bei einer Wegkapelle links abzweigen und
bis zum Ende des Weges fahren. Der attraktive alte Gutshof (Jahreszahl 1578)
zeigt waagrechte Sgraffitobänder (heute nur mehr Bemalung) mit an den
Schmalseiten abgerundeten Quadern. Diamantierung und Dreiecksmotive um
die Fenster und am Runderker.
Stixenlehen 3
Hammerherrenhaus „Stixenlehen“, im Kern mittelalterlich, Umbau um 1600. An
der Rückseite Sonnenuhr in Sgraffito mit Jahreszahl 1602.
Stixenlehen 9
Ehemaliges Hammerherrenhaus „Schmiedlehen“, stammt aus dem 17. Jh. Geringe
Sgraffitoreste unter dem Verputz erkennbar.
Strohmarkt 3
Hof Rotmoosbach von 1603. Eckquaderung in Resten erkennbar. Die in der Literatur
beschriebene Sonnenuhr nicht mehr sichtbar, den Besitzern aber erinnerlich.
Speicherbauten in Göstling
Stixenlehen 2a (#)
Hof Groß Lettenwag. Gut erhaltener Speicherbau. Der Sgraffitoschmuck wurde
bei der letzten Restaurierung von der Frau des Besitzers in den Originalformen
278
nachgemalt. Eckquaderung mit vierteiligen Blättern (wie beim Pfarrhof in
Göstling). Um die Fenster laufende Hunde, Sonnensymbole und halbe Sonnen
an den Ecken. Zwischen den Geschossen laufende Hunde mit begleitendem Bogenfries,
Zahnfries und schraffiertem Fries. Um die Rundfenster im Giebel
Sonne, auf einer Seite mit kleinen Sternchen. Geschwungene Kartusche einmal
mit Jahreszahl 1704, Kreuz und GK einmal 2001 IHSJF (IHS bedeutet Jesus, JF
sind die Initialen der Künstlerin). Drei Felder mit Fresken: Muttergottes von
Mariazell, heiliger Florian und heiliger Benedikt, um 1800 entstanden. Ähnliche
Heiligendarstellungen finden sich an Speicherbauten im Lungau. Günter Dimt
sieht in diesem Speicher einen letzten Höhepunkt der Epoche.
Abb. 324: Göstling, Speicher bei Stixenlehen 2a
Stixenlehen 9
Hof Schmiedlehen. Kitting mit laufendem Hund, Sonnenmotiv und eingerahmtem
Spruch: Gott allein die Ehre PPNSPN 1712 GK. Schon etwas verblasst, und
nicht mehr vollständig erhalten bzw. lesbar.
Abb. 325: Göstling, Speicher bei Stixenlehen 9, Kitting mit laufendem Hund, Sonnenmotiv
279
Strohmarkt 42 ##
Hof Klein Brunneck. Am Kitting offenbar noch der originale Sgraffitoschmuck.
Diagonal geviertelte Quader. Zwischen den Geschossen ein Fischgrätenband mit
begleitendem Schlingenband. Um den Giebel laufender Hund mit eingeschriebenen
Sonnen und begleitendem schraffiertem Band. Jahreszahl 16P, dann stilisierte
Pflugschar, wieder P und 61. PP bedeutet Peter Paumann. (Auch beim Hof
Sinsamreith in Lassing kommt der Name Paumann vor). Rauten um die Fenster
mit Sonnensymbolen an den Ecken.
Abb. 326: Göstling, Speicher bei Strohmarkt 42
Hochreit 12 #
Hof Seisenbachau. Interessanter „Doppelspeicher“ mit noch beachtlichen Sgraffitoresten:
Laufender Hund, Diamantquaderung, waagrechter Blatt- und Bogenfries,
nach 1600. Attraktives Objekt.
Abb. 327: Göstling, Speicher bei Hochreit 12, Fries und Diamantquaderung
Strohmarkt 49
Hof Hinterstein. Kitting nicht mehr vorhanden.
Strohmarkt 18
Hof Pichl. „Kitting mit vegetabilischem Renaissance-Sgraffito und Sinnspruch
1594“. Vor einigen Jahren eingestürzt und nicht wieder aufgebaut. Er zeigte einen
waagrechten Fries und eine Portalumrahmung mit stilisierten Blättern und
Schlingenbändern. Der Spruch lautete: GOTT IEtt (bedeutet behüte) EVREN.
EIN .VND. AVSSGANG. VON VN (bedeutet nun). AN. PISS IN. EBIGKHItt.
280
AMEN. SF 8J. 5 M.B.P: 9.4 TENZ GIV . Das N war jeweils verkehrt geschrieben.
Hochreith 1
Hof Klein Schöntal. Kitting nicht mehr vorhanden.
Hochreith 20
Hof Obereck. Das Sgraffito am Kitting von 1618 wurde übermalt.
Quellen: 34, 51, 53, 69, 81, 99, 149, 163, 167, 229, 231, 251
Gresten (NÖ / Bez. Scheibbs)
Unterer Markt 24
Rathaus, früher Eisenprovianthändlerhaus, im Kern 17. Jh. Erneuerte Eckquaderung
mit abwechselnd konkav und konvex eingeschwungenen Flächen.
Badgasse 6 (#)
Gartlmühle. Mächtiger freistehender Baublock, leider dem Verfall preisgegeben
und unrettbar verloren. Unter einem Eckerker geringer, aber wertvoller Sgraffitorest:
Fries mit geflügelten Drachen und Reste schraffierter Bänder.
Gaminger Straße 27
Südlich von Gresten. Ehemaliges Hammerherrenhaus. „Unter dem Putz Sgraffitomalereien.“
Quellen: 53
Abb. 328: Großraming, Höhenweg 15, Bauernhof
Großraming (OÖ / Bez. Steyr-Land)
Höhenweg 15 ##
Nördlich vom Ortskern gelegener Bauernhof. Die Sgraffiti vorbildlich restauriert.
Äußerst reiche Schmuckformen. Die Eckquader mehrfach unterteilt, die
Fensterumrahmungen mit Diamant- und Rautenbasen, einem Motiv aus kunstvoll
aneinander gereihten Voluten und dreifacher Bekrönung mit Perlstäben,
281
Diamantstäben und Rautenstäben. Drei waagrechte Friese, von denen zwei das
beschriebene Volutenmuster zeigen, der dritte (oberste) ein in der Gegend häufig
zu findendes kurvig-geometrisches Motiv. Jahreszahl 1632. Äußerst sehenswertes
Objekt.
Quellen: 97, 261
Großreifling (Stmk. / Gem. Landl / Bez. Liezen)
Der eher kleine Ort Großreifling, wo eine Eisenniederlage der Innerberger
Hauptgewerkschaft bestand, besitzt noch fünf Objekte mit zum Teil qualitativ
hochwertigen Sgraffitomalereien.
Haus Nr. 41 ##
Posthof. Freistehendes Gebäude am südlichen Ortsausgang, um 1600 errichtet.
War einst Poststation. Restaurierung 1978 durch August Raidl und 2006.
Scheinarchitektur mit vegetabilischen Mustern und geometrischen Verzierungen
um Fenster und Portal. Über der Tür noch Zungenfries und zwei Delphine. Zwei
horizontale Blattfriese, der untere wird durch einen Fries aus Halbkreisen, der
einer zweiten Schicht angehört, abgelöst. Um das Renaissance-Zwillingsfenster
Säulchen und Radmotive.
Abb. 329: Großreifling Nr. 41, Scheinarchitektur und Friese
Haus Nr. 38 ##
Vulgoname Kitzmagenbauer. Ursprünglich Bauernhaus, dann Hammerherrenhaus
(ab 1620), jetzt Volksschule. Restaurierung 1987 durch August Raidl und
Richard Leodolter, nachdem nur noch geringe Reste sichtbar waren. Fries mit
282
Einhörnern, Blüten und Blumen unter dem Dach, von schraffierten Bändern begleitet.
Seitlich an den Fenstern Rauten mit eingeschriebenen Kreisen. Oberund
unterhalb schraffierte Bänder. Zweiter waagrechter Fries mit geometrischen
Motiven, schraffierten Linien und Blättern. An den Kanten Variation einer Diamantquaderung.
Hinweistafel auf Hans Gasteiger, der in diesem Haus bis zu
seinem Tod 1577 wohnte und den großen Holzrechen in Großreifling, sowie den
Treppelweg von Hainbach bis Hieflau erbaute.
Abb. 330: Großreifling Nr. 38, Fries und Fensterumrahmung
Abb. 331: Großreifling Nr. 22
Haus Nr. 22 ###
Alter Kasten. Stattliches Gebäude, das durch einen Verbindungstrakt mit breiter
rundbogiger Durchfahrt an die Kirche angebaut ist. Jahreszahlen 1569, 1608
(dürfte sich auf die Entstehung der Sgraffiti beziehen) und 1738. Attraktiver Erker
auf Konsolen. Nördlicher Vorbau mit Jahreszahl 1542. War Getreidespeicher
und Hammerherrenhaus. Restaurierungen 1984 durch Richard Leodolter
(es waren nur etwa 20% des Fassadenschmucks erhalten) und in jüngster Zeit.
283
Um den Torbogen beidseitig vier Lagen von kleinen Diamantquadern, am Erker
große und kleine Diamantquader, ebenso in einer großen Rundbogennische.
Scheinarchitektur um die Fenster mit Rauten und Sonnensymbolen. Als Bekrönung
derselben im ersten Stock Blätter (ähnlich am Pfarrhof in Göstling) und im
zweiten Stock Rauten. Unter dem Dach drei schraffierte Bänder. Zum Teil einfache
Eckquaderung, zum Teil Eckovale (zweilinig).
Abb. 332: Großreifling Nr. 22, Diamantquader und Scheinarchitektur
Abb. 333: Großreifling Nr. 22, Fensterumrahmungen und Scheinarchitektur
284
Haus Nr. 18
Bäckerei. Das Haus aus dem 16. Jh. Die Sgraffiti nach 1600. Im Giebel Reste
eines von schraffierten Bändern begleiteten vegetabilischen Frieses.
Haus Nr. 35
Ehemals Gewerken- oder Hammerherrenhaus. Jetzt Forstamt. Der erhaltene sehr
kleine Sgraffitorest zeigt ein geflügeltes Einhorn.
Quellen: 57, 81, 102, 104
Abb. 334: Großreifling Nr. 35: Geflügeltes Einhorn
Großsölk (Stmk. / Bez. Liezen)
Speicherbau beim Aufgang zur Kirche
Um 1500 erbaut. Einfache Quaderung und schlichte Fensterrahmungen unter
Tünche noch zu erkennen. An einer Kante sichtbarer Sgraffitorest eines Pseudopilasters.
Quellen: keine
Grundlsee (Stmk. / Bez. Liezen)
Mosern 19
Altes Forsthaus. Am Ortseingang gelegen. Im Erdgeschoss flächiges Schachbrettmuster.
1999 aufgedeckt und restauriert. Das Obergeschoss aus Holz errichtet.
Quellen: 193
Stadt Haag (NÖ / Bez. Amstetten)
Hauptplatz 10
Renaissancehaus mit Treppengiebel. Im Bogenfeld einer Öffnung im obersten
Geschoss kleines Sgraffito mit vegetabilischen Mustern.
Quellen: 81
285
Abb. 335: Grundlsee, Mosern 19, Schachbrettmuster
Hafning (Stmk. / Bez. Leoben)
Laintal 71 (früher Nr. 67), mittleres Dorf
Vulgo Obergruberbauer. Jahreszahl 1634, Umrahmung mit Türmchen und zwei
schönen Zimmermannsrosetten. Früher Sgraffito, heute Malerei. Am daneben
stehenden ehemaligen Zehentspeicher unter dem Dach noch ein echtes Sgraffitoband:
Variation des laufenden Hundes mit begleitendem kleinen Dreiecksfries.
Quellen: 102
Abb. 336: Hafning, Laintal 71, Datierung
Hallweg (Stmk. / Gem. St. Lorenzen im Paltental / Bez. Liezen)
Vulgo Thaurer
In den Sechzigerjahren wurden die Sgraffitofriese übertüncht. Erhalten blieb die
Jahreszahl IH1583 und ein dazwischen liegender Sechsstern.
Quellen: 102
286
Haus im Ennstal (Stmk. / Bez. Liezen)
Ehemaliger Zehentspeicher #
1490 erbaut, 1616 erweitert und mit Sgraffiti versehen. 1758 Brand. Seit 1977
Dekanatsmuseum. Im rechten Winkel an den Pfarrhof angebaut, sodass ein malerischer
Hof entsteht. Zwei waagrechte Streifen und zwei Bögen werden jeweils
von einem laufenden Hund mit eingeschriebenem Sonnensymbol gebildet.
Die Verzierungen am Runderker sind Malerei.
Quellen: 193
Abb. 337: Haus im Ennstal, ehemaliger Zehentspeicher
Kilb (NÖ / Bez. Melk)
St. Pöltnerstraße 2
Einfache Eckquaderung, erneuert.
Quellen: keine
Klachau (Stmk. / Gem. Tauplitz / Bez. Liezen)
Haus Nr. 1 ##
Hanshaus. Am südöstlichen Ortseingang gelegen. Ehemals Salzlager und Gerichtsgebäude.
Um 1600 entstanden. Restaurierungen 1969 und 1986 durch August
Raidl und Richard Leodolter. Diamantquaderung an den Ecken. Zwischen
den Geschossen laufender Hund mit eingeschriebenen Sonnensymbolen, von
Rautenstab oben und unten begleitet. Um die Fenster Rauten und Eierstab. Unter
dem Dach Diamantquaderfries ebenfalls mit Rautenstabbegleitung. Um das
Portal schraffiertes Band mit Rautenstab. Sehr hübsches Objekt.
Quellen: 57, 102
287
Abb. 338: Klachau Nr. 1: Diamantquaderung
Kleinraming (OÖ / Gem. St. Ulrich bei Steyr / Bez. Steyr-Land)
Ramingtalstraße 74
Ehemals Hausmannstaverne. Stattliches Giebelhaus, bei dem giebelseitig ganz
geringe Sgraffitoreste zu erkennen sind.
Quellen: 97, 102, 261
Kreisbach (NÖ / Gem. Wilhelmsburg / Bez. St.Pölten)
Schloss
Mittelalterlicher Baukern. Heutiges Erscheinungsbild aus dem 16. Jh.
Traufständig ein Fries aus Rauten und Kreisen. Einfache Fensterumrahmungen
mit Schrägstrichen an den Ecken. Eckquaderung teils Sgraffito, teils Malerei.
Die Restaurierung des Gebäudes noch nicht ganz abgeschlossen.
Quellen: 53
Landl (Stmk. / Bez. Liezen)
Mooslandl 31 ###
Radstatthof, 1135 erstmals erwähnt, ab 1420 auch Weinschenke und Herberge
(auch für Erzfuhrleute). Sgraffitodekor von 1594. Restaurierungen 1964 von
Dina Kercicu und Herrn Mohab, sowie 1984 durch Max Tischhardt. Zwei
Schichten, die jüngere nach 1600. Quaderung mit Blättern. Schlingenbänder und
Kreismotive. Sehr schöner senkrechter Fries mit Bögen, Blättern und Blüten.
Um die Fenster Scheinarchitektur mit Rhomben. Verschiedene waagrechte
Friese mit kunstvollen Blattmotiven, Schlingenbändern und Schraffierungen. An
der Südseite Wappen und Sonnenuhr (gemalt). Eines der attraktivsten und vielfältigsten
Sgraffitohäuser der Eisenwurzen.
288
Abb. 339: Landl, Mooslandl 31
Abb. 340: Landl, Mooslandl 31, Friese und Sonnenuhr
Kirchenlandl 62
Spreizenhof. Am Ortsrand westlich der Ennstalbundesstraße gelegen. Eckquaderung;
um die Fenster Schachbrettmuster, durch starke Bewachsung des Hauses
fast nichts zu sehen. Hofportal von Quadern eingerahmt.
Quellen: 57, 81, 102, 193
Lassing (NÖ / Bez. Scheibbs)
Haus Nr. 29
Erbhof Ort. Bereits 1305 erwähnt, 1869 abgebrannt. Bei einer Restaurierung in
jüngster Zeit Sgraffitodekor nach alter Ansicht nachempfunden: Laufende
Hunde, Quaderung mit Blättern, Bogenmotive und Schraffierungen. Ein alter
Bildbaum vor dem Haus komplettiert das hübsche Ensemble.
289
Haus Nr. 4
Hof Sinsamreith. Speicherbau mit Sgraffito und Jahreszahl 1656 nicht mehr
vorhanden. Er zeigte folgende Inschrift: 1656 SEXASTIA PAVMAN, das S jeweils
verkehrt geschrieben. In der Jahreszahl waren noch zwei stilisierte Pflugscharsymbole.
Haus Nr. 6
Hof Wunsamreith. Der Kitting mit Sgraffito von 1688 wurde vor etwa 20 Jahren
abgerissen. Im Inneren seines Obergeschosses war eine gemalte Darstellung
vom Ursprung des Sonntagberges.
Haus Nr. 12
Hof Lassingbauer. „Seitwärts isoliert der ehemalige Kitting mit einem für die
Gegend charakteristischen Sgraffitodekor 1626“. Nichts mehr vorhanden.
Haus Nr. 26
Hof Niederhaus. Der Kitting noch vorhanden. Das Sgraffito mit Jahreszahl 1606
überputzt.
Mendling 2
Hof Schöfstein. Kleiner Kitting, an dem noch Reste einer Quaderung zu erkennen
sind.
Quellen: 69, 81, persönliche Auskunft des Besitzers von Nr. 29
Abb. 341: Leonstein, Heindlmühlstraße 1
Leonstein (OÖ / ´Gem. Grünburg / Bez. Kirchdorf)
Heindlmühlstraße 1 (früher Nr. 85) ##
Vulgo Hasengütl. An der Steyrtalbundesstraße gelegen. Jahreszahl 1615, Restaurierung
1960. Schöne Scheinarchitektur um die Fenster, bei einem noch ein
Dreiecksgiebel mit drei kelchartigen Verzierungen. Quaderung mit eingeschriebenen
geometrischen Blattmustern. An einer Wandfläche Delphinfries (kleine
290
Wappen zwischen den Mäulern und kleine Kelche zwischen den Schwänzen),
an der anderen fleischiger Blattfries. Hübsches Objekt.
Quellen: 97, 261
Abb. 342: Leonstein, Heindlmühlstraße 1, Delphinfries
Lilienfeld (NÖ)
Sogenannter Infirmariumstrakt des Stiftes
An der langen Südfassade Scheinbalustraden unter den Fenstern des Obergeschosses.
Zwischen den Fenstern beider Geschosse verschieden geformte Zierrahmen,
die große blinde Flächen einschließen. An der schmäleren Ostseite
Eckquaderung, flächige Quaderung, sowie vom laufenden Hund eingerahmte
Flächen unter den Fenstern des Obergeschosses, teilweise in Malerei erneuert.
Im zur Kirche führenden Innenhof wieder Scheinbalustraden unter den Fenstern
des Obergeschosses, teilweise nur eingeritzt.
Quellen: 53
Abb. 343: Lilienfeld, sog. Infirmariumstrakt des Stiftes, Scheinbalustraden unter den Fenstern
291
Losenstein (OÖ / Bez. Steyr-Land)
Speicherbau bei Stiedelsbach 49 #
Vulgo Peilstein. Nordwestlich von Losenstein gelegen. Diente einst den Fürsten
von Schwarzenberg als Jagdruhe, war später Mostkeller. Fensterumrahmungen
durch je zwei laufende Hunde (an den Ecken etwas ausladend), oberhalb des
Portals vier Lagen laufende Hunde. Zwei waagrechte Friese mit doppeltem laufendem
Hund und auch die Eckquader mit laufenden Hunden ausgefüllt. Außerdem
ein gemalter Fries mit spanischen Tänzern in bunten Gewändern (die Herrschaft
Losenstein hatte Verbindungen nach Spanien). Jahreszahl 1613. 1997/98
vorbildlich restauriert.
Quellen: 97, 193, 261, persönliche Auskunft des Besitzers
Abb. 344: Losenstein, Speicherbau bei Stiedelsbach 49,
gemalter Fries mit spanischen Tänzern
Lunz (NÖ / Bez. Scheibbs)
Neben dem Amonhaus sind nur mehr am Haus Seepromenade 1 alte Sgraffiti
erhalten. Dafür gibt es eine ganze Reihe neuer Sgraffiti, die meist in alten Formen
gehalten sind, so etwa am Haus Seepromenade 3 (Ledererhof). Beim ehemaligen
Badhaus (Haberfelnergasse 1) mit Jahreszahl 1506 waren 1902 noch
sehr fein ausgeführte Sgraffitoreste sichtbar. Beim Haus Klein Grünanger (Kirchenplatz
2) kamen bei einer Restaurierung nach 1965 Sgraffitoreste zum Vorschein,
die wieder verdeckt wurden. Das Wirtshaus „die Gruft“ wurde nach
1945 abgerissen. Damals waren noch Sgraffitoreste vorhanden.
Amonhaus ###
Eindrucksvollstes Sgraffitohaus der niederösterreichischen Eisenwurzen. Erbaut
1551 von Martin Ofner. Umbau und Entstehung der Sgraffiti knapp nach 1600
unter Ruprecht Christof Moszer. 1784 taucht erstmals der Name Amon auf (und
zwar Johann Franz von Amon). 1810 und 1820 übernachtete Kaiser Franz I. in
diesem Haus. Nach dem Zweiten Weltkrieg entging das Haus nur ganz knapp
292
dem Abriss. Restaurierung 1960/63 durch Sepp Wieltschnig auf Silikatbasis zur
besseren Haltbarkeit. Heute Gemeindeamt und Museum. Letzte Restaurierung
2006.
Die Sgraffiti stammen wohl von einem italienischen Künstler, der sich offenbar
an der nördlichen Schmalseite mit Rolle und Barett verewigt hat und Stiche
des Zoan von Mantua als Vorbild genommen hat. An den Kanten Quaderung
mit Blattmotiven (ähnlich wie in Göstling). Um die Fenster komplizierte
Blattfriese, Bogenfriese und Quadrate. Zwei äußerst kunstvolle waagrechte
Friese, der obere mit stilisierten Delphinen (große Ähnlichkeit mit einem Fries
in Cinous-Chel im Engadin) und Wappen. Den Delphinen entwachsen sowohl
bei den Mäulern als auch bei den Schwänzen männliche Halbfiguren, dazwischen
sind Blüten. Begleitender Rundbogenfries. Der untere Fries mit fischartigen
Schneckenwesen, die einen kleinen Menschen verschlingen. Ein weiterer
kleiner Mensch sitzt jeweils am Schwanz des Fisches. Unter dem Dachansatz
des Giebels noch ein Blattfries, von schmalem verschlungenem Band begleitet,
der dreimal in die Wandfläche hinein ein Eck bildet. Zwei Reiter über dem Eingang.
Abb. 345: Lunz, Amonhaus
Seepromenade 1 ##
Angermühle, nach 1600 entstanden. Eckquaderung mit stilisierten Blüten (ähnlich
Göstling), um die Fenster Schlingenbänder mit Blüten an den Eckpunkten.
Um das Portal laufender Hund mit eingeschriebenen Sternen, an den Eckpunkten
stilisierte Blüten. Oberhalb des Portals Inschrift: M.S:1609: darunter: ANO
1.3.6.7: / IN GOTTES NAMEN! / L.L. 1.9.5.7: Die letzte Jahreszahl bezieht sich
293
auf die Restaurierung, bei der auch eine Hochwassermarke durch sgraffitierte
Wellen angebracht wurde: WASSERSTAND 14.8.1861 11 UHR NACHTS WOLKENBRUCH
AM DÜRRENSTEIN.
Quellen: 51, 53, 64, 72, 81, 102, 142, 150, 222, 226
Abb. 346: Lunz, Amonhaus, Friese und Fensterumrahmungen
Abb. 347: Lunz, Amonhaus, Reiter
294
Abb. 348: Lunz, Seepromenade 1, Eckquaderung
Maria Neustift (OÖ / Bez. Steyr-Land)
Haus Nr. 6
Außerhalb des Ortes an der Straße nach Großraming gelegen. Vulgoname
Neustiftberger. Reste von Eckquaderungen und Fensterumrahmungen, die aus
dem auch in Weyer anzutreffenden geometrischen Lilienmuster bestehen. Eine
Restaurierung würde sich wirklich lohnen.
Quellen: 97, 261
Abb. 349: Maria Neustift Nr. 6, Quaderung und Fensterumrahmungen
295
Mautern (Stmk. / Bez. Leoben)
Haus Nr. 100 ##
Eckhaus im Ortskern. War Unterkunft für Salz- und Erzfuhrleute. Sgraffiti nach
1600. Restaurierung 1958 durch August Raidl und Dina Kercicu. Eckquaderung
mit vierteiligen Blättern. Im Obergeschoss am Eck senkrechter Streifen mit Rosetten.
Um die Fenster originelle Rauten mit eingeschriebenen Kreisen. Laufender
Hund mit eingeschriebenen Sonnensymbolen zwischen den Geschossen und
am Giebel. Schlingenband zwischen Wellenaugenfriesen. Sehenswert.
Quellen: 57, 102
Abb. 350: Mautern Nr. 100: Bänderung und Fensterumrahmungen
Schloss Moosheim (Stmk. / Gem. Gröbming / Bez. Liezen)
Im Hof um ein einziges Fenster echtes Sgraffito erhalten: Zwei nixenartige Wesen
(Torsi), die auf Sockeln stehen. Oben Blatt- und Volutenverzierung, sowie
geometrische Motive. Bekrönende Fächerrosette. Der restliche Fassadenschmuck
Pseudosgraffito bzw. Putzritzung.
Quellen: 76, 231
Abb. 351: Schloss Moosheim, Fensterumrahmung
296
Opponitz (NÖ / Bez. Amstetten)
Strub 3, Speicher
Um die Fenster Scheinarchitektur mit Dreiecksgiebeln, auf denen je drei Kreise
sitzen. Quaderung mit zarten Schraffierungen an den Rändern. G. Dimt spricht
von Sgraffito, vor der Restaurierung 2007 war die Technik nicht mehr feststellbar.
Jetzt alles in Malerei erneuert.
Quellen: 64, 69
Pergern (OÖ / Gem. Garsten / Bez. Steyr-Land)
Pergernstraße 17 (früher Nr. 9) (##)
Leider nur mehr Reste mehrerer sehr eindrucksvoller Sgraffitoschichten. Übereinander
liegende laufende Hunde, Fries mit Drachen oder Delphinen mit dazwischen
liegenden Blättern, Scheinarchitektur mit Schlingenband. Andere
Schicht mit einem Meerjungfrauenfries. Eine Restaurierung und Unter-Schutz-
Stellung wäre äußerst empfehlenswert. So ist das weitere Schicksal dieses wertvollen
Objekts ungewiss.
Quellen: 97, 261
Plaika (NÖ / Gem. Bergland / Bez. Melk)
Haus Nr. 3
Das stark vernachlässigte Haus zeigt an den Kanten und am Erker unter abfallendem
Verputz diagonal geteilte Quadrate (Sgraffito oder Putzritz).
Quellen: 53
Pürgg (Stmk. / Bez. Liezen)
Haus Nr. 7
Mittelalterlicher Baukern. Früher Kaufhaus Adam. An der Seitenfront (schmaler
Durchlass zum Nebenhaus) im hinteren Teil Fries und Fensterumrahmung (Variation
des laufenden Hundes). An der Hinterfront Rest einer übertünchten Inschrift:
9B, dann Flechtknoten, 83.
Quellen: 76
Purgstall (NÖ / Bez. Scheibbs)
Purgstall besitzt mit den zwei Objekten Mariazellerstraße 2 (Jahreszahl 1609,
ursprünglich Gerberei, dann Brauerei, heute Museum) und Franz Zehetgruber
Platz 7 („Koesterhaus“, auch Pfaffenhof, ursprünglich Meierhof des Passauer
Domkapitels, Jahreszahl 1609) die vielleicht prächtigsten Pseudosgraffitofassaden
Österreichs. Besonders erstere (mit zwei verschiedenen Schichten) mit ihren
Delphinen, geflügelten Pferden, geschnäbelten Drachen und nixenartigen Wesen
verdient besondere Beachtung. Die in der Literatur beschriebenen Sgraffiti
297
Pöchlarner Straße 38 sind bloße Ritzung (sehr einfach). Beim Gasthof zum Goldenen
Löwen (Nr. 87) wurde „ein Sgraffito 1595 1958 zerstört“.
Pöchlarner Straße 24
Im ersten Stock an der Schmalseite ein als „venezianisch“ bezeichnetes Sgraffito.
Delphinfries mit Wappen und Blättern. Senkrechte Friese mit geometrischfloralen
Motiven und stilisierten Zapfen.
Quellen: 51, 53, 81
Abb. 352: Purgstall, Pöchlarner Straße 24, Friese
Reinsberg (NÖ / Bez. Scheibbs)
Das Haus Nr. 15 (früher Nr. 3) zeigt heute eine moderne, frei nachempfundene
Sgraffitofassade mit Quaderung und schraffierten Bändern anstelle einer älteren
von 1616. Beim Haus Nr. 21 (Schlosstaverne) wurden die beschriebenen Sgraffiti
überputzt. Beim Haus Nr. 51 im südlichen Ortsteil (ehemalige Stöcklmühle)
erkennt man an der etwas vernachlässigten Fassade noch Eckquaderungen und
ein waagrechtes Quaderband.
Quellen: 53, 81, Persönliche Auskunft des Besitzers von Nr. 15
Rohrbach (NÖ / Gem. Weistrach / Bez. Amstetten)
Schloss
Quaderung und Fensterumrahmungen. Nicht zugänglich.
Quellen: 34, 53
St. Gallen (Stmk. / Bez. Liezen)
Hauptplatz 36 ##
Haus Haller, ehemaliges Gerichtsgebäude, auch Hammerherrenhaus und Gasthof.
Sgraffiti von 1590 und nach 1600. Restaurierung 1975 durch August Raidl.
Zwei waagrechte Friese mit grotesken bärtigen Mischwesen und Blütenranken,
298
von zwei Hundszahnfriesen eingerahmt. Links Reste einer anderen Schicht mit
Zirkelschlagornamenten. An den Kanten Quaderung mit geometrischen Diamant-
und Blattmotiven. Seitlich der Fenster Rauten mit Sonnenmotiven, auf
den Fenstern vegetabilischer Schmuck in Ziergiebelform. Wappen über dem
Portal. Sehenswert.
Quellen: 57, 81, 102, 104
Abb. 353: St. Gallen, Hauptplatz 36, Friese und Scheinarchitektur
Abb. 354: St. Georgen am Reith, Königsbergau 28
299
St. Georgen am Reith (NÖ / Bez. Amstetten)
Königsbergau 28 #
Hof Unter Moosau. Von Göstling kommend den Ort St. Georgen rechts liegen
lassen und weiterfahren Richtung Hollenstein. Nach einem Sägewerk zum
nächsten Bauernhof links fahren. Speicher mit zum Teil parallelen laufenden
Hunden, zwischen den Geschossen gegensinnig laufend. Günter Dimt stellt bei
diesem Speicher schon Zeichen des Niedergangs der Epoche fest, denn die Ornamente
sind nicht mehr korrekt ausgezählt. Dieser Speicher hat im Gegensatz
zu den anderen dieser Gegend im Untergeschoss eine Tramdecke und im Obergeschoss
ein Gewölbe, was sonst bei den Speichern im Lungau zu finden ist.
Sehr hübsches Objekt, das jedoch bald einer Restaurierung bedürfte.
Quellen: 69, 81
St. Peter in der Au (NÖ / Bez. Amstetten)
Bachviertelstraße 4
An der östlichen Fassade extrem große, die Fläche überziehende Briefquader.
Darüber schmaler Fries aus Schlingen und Blättchen.
Abb. 355: St. Peter in der Au, Bachviertelstraße 4, Briefquader
Amstettnerstraße 15
Im Kern 17. Jh. Durch den Abbruch eines Nebengebäudes wurde vor kurzem
eine Wandfläche frei, die Sgraffitoreste zeigt. Delphinfries und senkrechtes verschlungenes
Blattornament. Das Haus wird bereits abgerissen.
St. Michael am Bruckbach Nr. 75
Es sind noch „Quader unter Verputz“ zu erkennen.
Quellen: 53, Hinweis von Leo Pfisterer
300
Abb. 356: St. Peter in der Au, Amstettnerstraße 15, Reste von Friesen
Schaumberg (NÖ / Gem. Behamberg / Bez. Amstetten)
Poststraße 33 ##
An einer gut beschilderten Abzweigung von der Verbindungsstraße Behamberg
– Kleinraming gelegen. Ehemaliges Herrenhaus, südlicher Teil aus großen, unverputzten
Natursteinen gefügt, nördlicher Teil mit Sgraffiti. Jahresszahlen 1603
und 1991 (Restaurierung). Einfache Eckquaderung, zwischen den Geschossen
zwei entgegengesetzt laufende Hunde mit eingeschriebenen Kugeln und hübsche
Scheinarchitektur um die Fenster. Ein unter der Dachtraufe laufender Rautenfries
zum Großteil abgeschnitten. Seltenes Beispiel der bäuerlichen Sgraffitotradition
rund um Steyr jenseits der oberösterreichischen Landesgrenze.
Quellen: 53, Auskunft der Besitzer
Abb. 357: Schaumberg, Poststraße 33
301
Scheibbs (NÖ)
Schöllgraben 6 #
Ehemalige Nagelschmiede. Sehr reizvolle Eckquaderung (Kombination aus
Blatt-, Herz- und Volutenverzierung). Einfache Fensterrahmung. Delphinfries
mit Wappen und Blättern. Nach 1600.
Abb. 358: Scheibbs, Schöllgraben 6, Delphinfries und Eckquaderung
Karthäusergasse 1 / Hauptstraße 43
Eckhaus, im Kern mittelalterlich. Sgraffiti stark erneuert. Diamantquaderfriese
mit kleinen eingeschriebenen Kreisen an den Ecken und zwischen den Geschossen.
Um die Fenster Rauten und kleine Quadrate.
Rathausplatz 10 #
Sehr attraktives Althaus, heute Museum. Um einige Fenster des ersten Stocks
wurden originelle Variationen von Diamantquadern in Malerei erneuert.
Abb. 359: Scheibbs, Rathausplatz 10, Friese
302
Gaminger Straße 33
An den Hauskanten stattliche Reste einer Quaderung.
Quellen: 53
Schwaming (OÖ / Gem. Garsten / Bez. Steyr-Land)
Tinstinger Straße 61 (früher Nr. 15) ##
Vorbildlich restauriertes Bauernhaus. Zwei verschiedene Schichten. Waagrechte
und senkrechte Friese von mehrlagigen kleinen Quadraten, die durch Schrägstriche
geteilt sind. (Auch als Fensterumrahmung). Zwischen erstem und zweitem
Geschoss Fries aus Diamantquadervariation. Die zweite Schicht zeigt mehrere
laufende Hunde und eine große Quaderung, bei der durch Schrägstriche helle
und dunkle Flächen entstehen und noch jedem Quader jeweils ein Rechteck eingeschrieben
ist. Um das Portal geometrisch unterteilte Quaderung und vier Rosetten
mit sechsteiligen Sternen.
Quellen: 97, 261
Abb. 360 und 361: Schwamming, Tinstinger Straße 61, Laufende Hunde und Quaderung
303
Stainach (Stmk. / Bez. Liezen)
Ehemaliger Zehentspeicher des Stiftes Admont #
Großer Speicherbau an der Ennstalstraße. Jahreszahl 1597. Wappenrelief des
Abtes Johann Hofmann. Restaurierungen 1971 und nach 1996. Einfache Eckquaderung,
laufender Hund mit oben und unten begleitenden Rauten zwischen
erstem Stock und Giebel. Um den Giebel herum laufender Hund mit eingeschriebenen
achtteiligen Sonnensymbolen. Scheinarchitektur um die Fenster mit
laufendem Hund und Rauten ausgefüllt. Um die Kellerfenster Scheinarchitektur
mit Rauten, Schlingenband, Eierstab und kurvig-geometrischem Motiv. Äußerst
attraktiver Bau.
Quellen: 57, 102
Abb. 362: Stainach, ehemaliger Zehenthof des Stiftes Admont, Fries und Eckquaderung
Steinakirchen am Forst (NÖ / Bez. Scheibbs)
Marktplatz 15
An der ansonsten verputzten Fassade zwei kleine Sgraffitofelder freigelegt,
beide mit Bäckerattributen wie Brezel, Kipferl, Brotlaib u.a. Inschrift: ANNO
1684 (die beiden N verkehrt geschrieben).
Schloss Ernegg
Östlich von Steinakirchen. Eppel beschreibt „Reste von Fresken und Sgraffiti“,
sowie „Scheinquaderung in Sgraffito“.
Quellen: 34, 53, 81
Steinbach an der Steyr (OÖ / Bez. Kirchdorf)
Der Ort hatte gute Handelsbeziehungen nach dem Süden, besonders nach Venedig,
daher verwundert die überaus große Anzahl von Objekten nicht. Bekannt
war Steinbach für seine Messerherstellung. Leider ist von der einstigen Fülle nur
mehr sehr wenig erhalten. Wirklich sehenswert sind nur mehr drei Häuser. An
etlichen sind nur mehr geringe Reste sichtbar, so bei In der Au 14 (nur mehr
wenige Details), Humpelmühle 27 (Reste von Quadern, die wohl die ganze Flä304
che überzogen, Fragmente von zwei übereinander liegenden laufenden Hunden),
Unteres Pieslwang 14 (im Hof geringe Reste, sechsteilige Rosetten, waagrechter
Fries, laufender Hund, S-förmige Elemente), Unteres Pieslwang 19 (geringer
Rest eines waagrechten Frieses), Pieslwang 30 (eine Fensterumrahmung und
Rest eines Frieses, überweißt), Gsöllhofstraße 1 (Reste einer Quaderung mit
eingeschriebenen Ovalen an den Kanten und Reste von Scheinarchitektur),
Ternbergerstraße 4 (eine Fensterumrahmung), Zehetner 15 (geringe Reste, eher
nur Putzritzung), Kraberg 5 (an der Rückseite des Hauses Reste von zwei
Schichten: Schlingenbänder, Delphinfries, an den Fensterecken eingeritzte konzentrische
Kreise, außerdem Malereirest über einem Fenster), Kraberg 9 (geringer
Rest), Ternbergerstraße 29 (ebenso), Rieser Berg 2 (Rest eines laufenden
Hundes). Völlig verschwunden sind die Sgraffiti an den Häusern: Ortsplatz 1,
Schulstraße 6, Hochgasse 4, Unteres Pieslwang 10, Unteres Pieslwang 18, Rodertal
25.
Ortsplatz 4 #
Haus in Aigen. War schon 1477 ein Messererhaus, später Pfarrhof, dann Gemeindeamt.
Delphinfries mit Blättern, Schlingenband und kreuzförmigen Verzierungen.
Fensterumrahmungen an der Schmalseite mit Rauten und Kreisen.
An der Längsseite nur kleiner Rest des Delphinfrieses.
Abb.363: Steinbach, Ortsplatz 4, Rest eines Delphinfrieses
Schulstraße 19 ##
Züstlergütl. 1998 sehr schön restauriert. An den Ecken im Erdgeschoss
Diamantquader. Scheinarchitektur um die Fenster mit vegetabilischen Motiven
gefüllt. Oben und unten Schlingenband, außerdem kleine Fähnchen auf den
Fenstern. Zwischen Erdgeschoss und erstem Stock von Schlingenbändern begleitetes
geometrisch-vegetabilisches Band. Jahreszahl 1646. Gemalte Dreifaltigkeitsdarstellung.
305
Abb. 364: Steinbach, Schulstraße 19, Fries und Scheinarchitektur
Hochgasse 17 #
Ehemalige Schleifererwerkstatt, heute Heimatmuseum. Delphinfries, bei dem
die Tiere Ohren haben und durch Schließen zusammengehängt sind. Zwischen
den Körpern Blattsymbole und zwischen den Schwänzen je zwei Dreiecke.
Flussseitig Reste einer Quaderung (in Dreiecke unterteilte Würfel).
Abb. 365: Steinbach, Hochgasse 17, Delphinfries
Zehetner 19
Vulgo Forsthub. Nur mehr geringer Rest oberhalb des Eingangs und des Fensters
links davon. Der Hof wird schon 1449 urkundlich erwähnt. Die Sgraffitofassade
dürfte besonders prunkvoll gewesen sein, wie auf alten Fotos noch zu
erkennen ist. Neben der Scheinarchitektur, die mit zahlreichen geometrischen
Motiven durchsetzt war, verdient ein die gesamte Fläche überspannendes Muster
(durch schräge Linien geteilte Quadrate mit Radmotiv in der Mitte) Erwähnung.
Quellen: 97, 129, 193, 261, persönliche Auskunft von Herrn Kieweg
306
Burg Strechau (Stmk. / Gem. Rottenmann / Bez. Liezen) #
Die imposante Burg in Höhenlage wurde schon in romanischer Zeit errichtet.
1527 erwarb sie Hans Hofmann und machte sie zu einem Stützpunkt der Protestanten.
Im Burghof wurde vor einigen Jahren nach einem kleinen erhaltenen
Originalstück (heute durch Stiegenaufgang verdeckt) ein waagrechter Fries unter
der Dachtraufe ergänzt. Er zeigt stilisierte Greifvögel, Blumenvasen und spiralige
Blumenmotive. An einem Nebengebäude findet sich ein laufender Hund mit
eingeschriebenen fünfteiligen Blüten. Der sogenannte Pulverturm zeigt einen
überdimensionalen laufenden Hund mit eingeschriebenen Kreisen. Die Sonnenuhren
am Pulverturm, sowie im Burghof sind Restaurierungsbeigaben.
Quellen: Auskunft des Besitzers Harald Bösch.
Abb. 366: Burg Strechau, Fries mit Greifvögeln
Abb. 367: Burg Strechau, Pulverturm, Sonnenuhr
307
Ternberg (OÖ / Bez. Steyr-Land)
In Ternberg gingen einige Objekte verloren, so Redlgutstraße 13 (früher Bäckengraben
30), Ebenboden 31 (alte Adresse), Wurmbachgraben 6 und Trattenbach
7 (sogenannte Mühle im Garten, die zwei Sgraffitoschichten vor 1600 und
1637 zeigte. Der Zierrat war sehr reich und vielfältig).
Trattenbachstraße 15 ###
Prächtig restauriertes freistehendes Haus mit stellenweise mehreren Sgraffitoschichten.
Briefformquaderung an den Kanten. An der Giebelseite fünf waagrechte
Friese, zwei davon jeweils durch die Fenster des Erd- bzw. Obergeschosses
unterbrochen. Der unterste Fries ist eine Variation des Briefformquaders, der
mittlere besteht aus Volutenelementen. Die eine erhaltene Fensterumrahmung ist
genauso gestaltet, die anderen sind nur diskret angedeutet. Außerdem mit zarten
Blättern gefüllte Scheinarchitektur. Zwischen den Fenstern des ersten Stocks
Fries aus Rauten mit Sonnenmotiven. Der Fries oberhalb des ersten Stocks vereinigt
Voluten und Blattelemente. An einer Stelle wird eine untere Schicht mit
Schlingenbändern und Rauten mit eingeschriebenen Kreisen sichtbar. Jahreszahl
1634 mit darüber liegender Sonne. Oberster Fries aus verschlungenen herz- und
spiralförmigen Elementen. Der fünfte Fries aus kleinsten Diamantquadervariationen.
Um das Portal und ein daneben gelegenes Fenster laufender Hund (ältere
Schicht). An den hinteren Gebäudeteilen zum Teil noch nicht freigelegter Sgraffitoschmuck.
Abb. 368: Ternberg, Trattenbachstraße 15
308
Abb. 369: Ternberg, Trattenbachstraße 15, Eckquaderung, Friese und Scheinarchitektur
Abb. 370: Ternberg, Trattenbachstraße 15, Portal mit laufendem Hund
Kirchenplatz 2
An der Seitenfront Reste von Scheinarchitektur, Blattfriesen und Diamantquadern.
Eisenstraße 19
Gegenhuberhaus. Reste von zwei übereinander liegenden laufenden Hunden nur
mehr schlecht erkennbar.
Wiesenweg 4 (früher Ebenboden 19) #
Vulgo Faller (weil ein kleiner sehr romantischer Wasserfall gleich neben dem
Haus liegt). Nördlich von Ternberg am linken Ennsufer. Fensterumrahmungen
mit Fischgrätenbändern, an den Ecken etwas ausladend und mit einer Rosette
und Fähnchen besetzt. Ein Fähnchen hat eine dreieckige Verzierung mit Jahreszahl
1606. An der Giebelseite Fischgrätenband zwischen den Geschossen und
ein weiteres, das den Giebel senkrecht unterteilt. Rechts vom Eingang durch
Versetzung des Fensters unterbrochene Umrahmung mit zwei laufenden Hunden
und Schlingenband.
Quellen: 93, 97, 193, 232, 261
309
Abb. 371: Ternberg, Wiesenweg 4, Friese und Fensterumrahmungen
Unterlaussa (OÖ / Gem. Weyer / Bez. Steyr-Land)
Haus Nr. 57 #
Kesselschloss. Imposant auf einem Hügel bei der Mündung des Laussabaches in
die Enns thronendes Herrenhaus. Von etwa 1540 bis 1620 war die Familie
Winkler aus Steyr im Besitz des Kesselschlosses. Eckquaderung, waagrechte
vegetabilische Friese, Rauten um die Fenster. Außerdem Variationen aus laufendem
Hund und Fischgrätenband. Auch am daneben stehenden Speicher
Sgraffitoquaderung vorhanden. Sehenswertes, vorbildlich restauriertes Objekt.
Quellen: 97, 102, 261
Abb. 372: Unterlaussa, Kesselschloss, Friese und Fensterumrahmungen
Waidhofen an der Ybbs (NÖ)
Laut G. Dimt schlummern noch sieben Sgraffitofassaden unter Rieselputz.
Daneben gibt es einige Pseudosgraffiti (immer schwarz-weiß gehalten), so etwa
im Hof des alten Rathauses (Unterer Stadtplatz 22), am Hohen Markt und in der
310
Hintergasse. Ein im alten NÖ-Dehio beschriebenes Sgraffito am Haus Oberer
Stadtplatz 21 heute nicht mehr vorhanden.
Paul Rebhuhngasse 4
Von einer wohl einst reicheren Sgraffitodekoration nur mehr die Jahreszahlen
1571 und MDLXXI vorhanden. (Freigelegt 1961).
Hoher Markt 21
Nur mehr Sgraffitorest: Ein Kreis verschlingt sich mit einem um 45° gekippten
Quadrat. Das ganze erinnert fast an einen Bannknoten. Darin finden sich zwei
Wappen, ein Sonnenmotiv mit sechs Blättern und die Jahreszahl 1574 bzw.
MDLXXIIII. Reste von zwei waagrechten Friesen mit zungenartigen Blättern
(ehemalige Fensterumrahmung).
Abb. 373: Waidhofen an der Ybbs, Hoher Markt 21, Datierung
Weyrer Straße 5
Reste einer Eckquaderung.
Quellen: 51, 53, 70, 72, 81
Weyer an der Enns (OÖ / Bez. Steyr-Land)
Der Markt Weyer weist noch eine erstaunliche Anzahl von interessanten Sgraffitohäusern
auf. Am Rathaus (Marktplatz 8), das im Kern aus dem 16.Jh. stammt
und nach 1900 stark verändert wurde, sind die Sgraffiti in Malerei erneuert worden
(Diamantierung, Schlingenbänder). Beim Haus Marktplatz 25 sind die
„Reste einer reichen Sgraffitierung“ heute unter einer Biedermeierfassade versteckt.
Oberer Markt 4 #
Im Arkadenhof Quaderung um die Bögen des Obergeschosses. Oberer Abschluss
durch laufenden Hund, der von zwei schraffierten Bändern begleitet
wird.
Unterer Markt 6 ###
Imposantes Renaissancehaus mit vorkragendem Obergeschoss. Schön restaurierter
Sgraffitodekor von 1590, 1956 freigelegt, 1995 restauriert. Schlingen311
band, Schachbrett, vor allem aber eine in dieser Gegend häufig anzutreffende
Kombination aus Blatt- und geometrischen Motiven, deren Vorbild in die Antike
zurückreicht. Der Giebel zeigt seitlich und oben einen laufenden Hund. Besonders
schöne Fassade, die durch die engen Straßenverhältnisse noch besser
zur Geltung kommt.
Abb. 374: Weyer, Oberer Markt 4, Quaderung um die Arkadenbögen
Abb. 375: Weyer, Unterer Markt 6, Eckquaderung und Fensterumrahmungen
Unterer Markt 9
An dem stark vernachlässigten Gebäude sind geringe Sgraffitoreste (Quaderung,
Fensterrahmungen) zu erkennen.
Unterer Markt 42 #
Hoferhaus. Wachszieher- und Lebzelterhaus. Einfache Quaderung. Zwei waagrechte
laufende Hunde, die von je vier Linien begleitet werden. Seitlich der
312
Fenster Diamantquadervariation, oben und unten Zungenfries und schraffiertes
Band in scheinarchitektonischem Rahmen.
Abb. 376: Weyer, Unterer Markt 42
Unterer Kirchenweg 2a #
Gasthaus zum Elefanten. Sehr reizvoller Altbau. Die vom Haus Unterer Markt 6
bekannte Schmuckform findet sich an den Kanten, um die Fenster und um eine
schräg gestellte Nische mit Marienfigur.
Abb. 377: Weyer, Unterer Kirchenweg 2a
Obsweyer 10
Nördlich des Marktplatzes gelegen. Stattliches, aber etwas vernachlässigtes Gebäude
mit eisernen Fensterkörben im ersten Stock. Rechts vom Eingang und am
Eck Fries wie am Hause Unterer Markt 6. Links vom Portal weiterer minimaler
Sgraffitorest.
313
Nach der Enns 25 ##
Tavern am Moos. Direkt an der Ennstalbundesstraße südlich von Kleinreifling
isoliert stehender Bau mit schönem Flacherker. Nach 1500 errichtet. Eppel
schreibt noch: „Stellenweise ist unter der neuen Farbtünche reicher Sgraffitodekor
zu erkennen.“ 1996 Restaurierung, wobei drei verschiedene Schichten zum
Vorschein kamen. An den Ecken und um die Fenster breite Friese mit Kombinationen
aus Rauten-, Blatt- und Schlingenmotiven (ähnlich Unterer Markt 6).
Quellen: 55, 81, 97, 102, 193, 261
Abb. 378: Weyer, Nach der Enns 25, Friese und Fensterumrahmungen
Abb. 379: Windischgarsten Nr. 39
314
Windischgarsten (OÖ / Bez. Kirchdorf)
Haus Nr. 39 ##
Noylehen. Schon im Mittelalter bezeugt. Ab 1671 Mauthaus, dann Herberge der
Schmiede, Wagner, Schneider und Schuster. Im 19. Jh. Postamt, heute Gasthof
Schwarzes Rössl. Eckquaderung, zum Teil Diamantierung. Um die Fenster
Scheinarchitektur mit Kreismotiven. Zwischen den Geschossen kleine Scheinblendarkaden.
Oben Fries aus Halbmonden (Variation des laufenden Hundes).
Sehenswertes Objekt.
Quellen: 45, 81, 91, 97, 261
Wörschach (Stmk. / Bez. Liezen)
Pfarrhof
Im Untergeschoss flächige Quaderung, im Obergeschoss mehrere Pseudopilaster
mit profilierten Basen und Kapitellen. Freilegung in jüngster Zeit.
Quellen: 193
Ybbsitz (NÖ / Bez. Amstetten)
Alte Poststraße 22
Sgraffitorest: In einer wappenähnlichen Verzierung Jahreszahl M’D’C’ und
1.6.00., wobei der Einser einem umgekehrten Sechser ähnelt.
Unterer Gurhof 3
Gurhof. Im Westen von Ybbsitz. Altes Hammer- und Schmiedhaus. Einfache
Quaderung an den Ecken, zwischen den Geschossen und unter dem Dach.
Ebenso einfache Einrahmung der Fenster. Stark erneuert.
Haselgraben 35
„Unter abfallendem Verputz Reste der Renss. Sgraffitierung.“ Nichts mehr vorhanden.
Quellen: 81, 172
Abb. 380: Zell an der Ybbs, Wassergasse 1, Wappen mit Handwerksgeräten
315
Zell an der Ybbs (NÖ / Bez. Waidhofen an der Ybbs)
Beim Haus Hauptplatz 12-14 wurden waagrechte und senkrechte Quaderreihen
in Malerei erneuert. Ob ursprünglich echtes Sgraffito, nicht zu sagen. Jahreszahl
1616. Beim Haus Ybbslände 3 finden sich geringe Reste (Quaderung, laufender
Hund), während sich am Haus Wassergasse 1 ein Wappen mit verschiedenen
Handwerksgeräten erhalten hat.
Quellen: 53
Die Stadt Steyr
Steyr ist unter den Sgraffito-Städten Österreichs mit über 60 Objekten der absolute
Spitzenreiter. Die regen Handelsbeziehungen entlang der Eisenstraße waren
sicher maßgeblich daran beteiligt, dass Künstler aus Italien (sogenannte comaskische
Wanderkünstler) das Sgraffito hergebracht und wohl zusammen mit
einheimischen Künstlern zu einer echten Blüte geführt haben (und zwar von
etwa 1580 bis 1660). Schon vorher gab es sgraffitoähnliche Bemalungen, die
sich aus gotischer Fugenmalerei entwickelt hatten (Beispiel dafür wäre das Lebzelterhaus
Sierninger Straße 1). Der Typus der Schmuckformen ist dabei ziemlich
einheitlich. Waagrechte Bänder mit Drachen, Delphinen oder pflanzlichen
Motiven (nach dem „Aldegreverschen Blattwerk“) sind zusammen mit Scheinarchitektur
um Türen und Fenster kombiniert. Auch die zahlreichen mit Sgraffitoschmuck
versehenen Innenhöfe verdienen besondere Erwähnung. Das bekannteste
und wohl auch prächtigste Objekt in Steyr ist der Innerberger Stadl.
Bei einigen Häusern sind die Verzierungen nur eingeritzt, also kein echtes
Sgraffito, wie bei Berggasse 3, 55 und 75, Michaelerplatz 9, Ölberggasse 1,
Pfarrgasse 2, Schulstiege 1, Sierninger Straße 17 (mit eindrucksvollen Fabeltieren)
und 54, sowie Ennskai 35 (Kirche). Lipp sieht drei verschiedene Perioden
in den Schmuckformen der Steyrer Sgraffitohäuser: Vor 1600 dominieren einfache
Quader, Halbmondquader und der laufende Hund. Nach 1600 finden sich
Fabeltierfriese und Rankenbänder. Später kommen Volutenverzierungen, kleine
Türmchen, Fächerrosetten und Delphine als Fensterbekrönung dazu. Nach Lipp
entspricht dies ganz der Formenfolge beim Florentiner Sgraffito, nur um 150
Jahre verschoben. Fast alle Objekte in Steyr sind sehenswert, auch wenn manche
Restauratoren vielleicht ein wenig übereifrig waren.
Natürlich wurde auch die unmittelbare Umgebung von der Stadt befruchtet,
denn keine andere Stadt kann in ihrem näheren Umkreis so viele Sgraffiti
aufweisen. Die Schmuckformen bei diesen meist bäuerlichen Objekten sind jedoch
andere (und zwar meist die Fassade überspinnende Ornamentstreifen).
Drachen- und Delphinfriese sind hier die Ausnahme (wie etwa in Steinbach oder
Pergern).
316
Plan 9: Die Sgraffitohäuser in Steyr (Die Nummern im Plan beziehen sich auf
die Hausnummern)
317
Berggasse 20 ##
Dreigeschossiges Giebelhaus, im Kern 16. Jh. Damals gehörte das Haus der
Handwerkerfamilie Schwarzentaller, später der Handwerkerfamilie Werchner.
Die Sgraffiti werden an den Beginn des 17. Jhs. datiert. Oben sehr einfache, unten
sehr aufwendige Fensterumrahmungen: Perlstabfriese, Voluten, Lilien,
kleine Türmchen. Über den zwei Fenstern rechts vom Eingang riesige Halbkreisfächerrosette
und drei Pokale mit Deckeln. Über dem Eingang Reiter in
Ritterrüstung, der eine Lanze mit Fahne hält. Lateinische Sprüche (nicht in
Sgraffito): PROPITIA TRINITAS DEO OPTIMO MAXIMO UNI IN ESSENTIA
(oben) und SIT TUUS INTROITUS FELIX: TUUS EXITUS UNI PERPETUO
CURAE SIT MANEATQUE DEO (unten). (Bedeutet: Die gnädige Dreifaltigkeit
soll für den höchsten und besten Gott alleine im Leben dein glücklicher Beginn
sein – dein Tod soll eine einzige fortwährende Sorge in Erwartung Gottes sein).
Sehenswertes Objekt.
Abb 381: Steyr, Berggasse 20
Abb. 382: Steyr, Berggasse 20, Reiter
318
Berggasse 28 #
Zweigeschossiges Giebelhaus mit schönen Fensterkörben. Die Sgraffiti nach
1600. Das Gebäude war das Stiftshaus der Flößerzeche. Restaurierung 1979.
Eckquaderung, zwei horizontale Bänder mit stilisierten liegenden Tulpenkelchen.
Scheinarchitektur um die Fenster mit Perlstab, geometrischen Motiven
und getreppten Gesimsen.
Abb. 383: Steyr, Berggasse 28, Eckquaderung und Friese
Berggasse 40
Quader und Streifen an den Kanten und um die Bögen.
Berggasse 48
Jahreszahl 1586, Restaurierung 1960. Durch starke Bewachsung heute fast
nichts zu sehen. Laufender Hund, Fries aus Voluten und Blattmotiven, Rautenverzierung
um die Fenster. Eckquaderung.
Berggasse 73
An den Kanten Variationen von Halbmondquadern.
Enge Gasse 2
Auf die Freilegung eines wieder entdeckten Sgraffitos wurde zugunsten der
prächtigen Freskobemalung verzichtet.
Enge Gasse 4 ###
Viergeschossiges imposantes Altstadthaus. Jahreszahl 1654. (Das Haus gehörte
damals dem Handelsmann Ellegast). Restaurierung 1970. An den Ecken Diamantquaderung.
Die Fenster des ersten Stocks mit zarter Umrahmung. Oberhalb
jeweils zwei sehr dicke Delphine mit volutenartig aufgebogenen Schwänzen und
einem Lilienkelch in der Mitte. Die Fenster des darüber liegenden Geschosses
haben zarte Scheinarchitektur und Fächerrosetten, die von Lilienkelchen flankiert
werden.
Enge Gasse 6
Sgraffiti im Hof: Scheinarchitektur mit Rauten um die Fenster. Der straßenseitige
Fassadenschmuck in Grisailletechnik: Adler, Lindwurm, Darstellung der
319
Tugenden Glaube, Liebe, Gerechtigkeit im ersten Stock, im zweiten Beständigkeit,
Tapferkeit, Hoffnung. Im dritten Stock reiten Putten auf Lindwürmern.
Abb. 384: Steyr, Enge Gasse 4, Scheinarchitektur
Enge Gasse 11 ##
Sgraffiti um 1600. Damals gehörte das Haus dem venezianischen Handelsherren
Thomas Winckhler. Restaurierungen 1954 und 1979. An den Rändern Ranken
mit herzförmigen Blättern. Zwei Friese mit fischschwänzigen Einhörnern, dazwischen
Rankenfries mit sonnenartigen Blumen und Voluten. Scheinarchitektur
mit Rauten.
Abb. 385: Steyr, Enge Gasse 11, Friese und Fensterumrahmungen
320
Abb. 386: Steyr, Enge Gasse 17, Eckquaderung, Friese und Fensterumrahmungen
Enge Gasse 17 ##
Viergeschossiges Gebäude aus dem 16. Jh. Die Sgraffiti nach 1600 entstanden.
Damals gehörte das Haus dem Sichelhändler Steffan Arttman. Restaurierung
1974. Eckquaderung mit Halbmondmotiven. Scheinarchitektur mit Rauten um
die Fenster. Einfaches Band zwischen den Geschossen. Auf diesem ruht am
Rand und in der Mitte je ein profilierter Scheinsockel, auf dem je eine bauchige
Scheinsäule mit vegetabilischem Füllwerk sitzt. Darüber schmaler laufender
Hund.
Enge Gasse 24 ###
Viergeschossiges Althaus. Sgraffiti vor 1600. Besitzer war damals die Familie
Carl, die Handelsbeziehungen nach Venedig hatte. Restaurierung 1976. An den
Rändern Quader mit Halbmondmotiven. Fries mit geflügelten drachenartigen
Pferden (Vorbild war hier möglicherweise der römische Ornamentstecher Agostino
Veneziano). Zwischen den Fenstern schmale Säulen (unten) und breite Diamantquader
(oben). Rautenverzierung um die Fenster. Zwischen den oberen
Geschossen Blendarkaden. Alle Objekte in der Engen Gasse sind sehenswert.
321
Abb. 387: Steyr, Enge Gasse 24
Ennser Straße 57 (im nördlichen Stadtteil Dornach)
Das stark vernachlässigte Haus zeigt rechts vom Eingang den Rest eines reichen
Ornamentbandes.
Ennskai 6 #
Viergeschossiges Giebelhaus. Flächige Quaderung, vier vertikale Bänder von
Halbmondmotiven. Seitlich der Fenster Rauten mit eingeschriebenen Kreisen,
zwischen den Fenstern Säulen mit Rauten.
Abb. 388: Steyr, Ennskai 6
Ennskai 7 ##
Doppelgiebelhaus. Eckquaderung, schöne geometrische, zum Teil blattartige
Motive und Scheinarchitektur mit Ornamenten um die Fenster. Typisches Del322
phinband mit Blättern. Unterhalb des Giebels besonders schönes geometrisches
Band. Unter den Fenstern des ersten Stockes Diamantquader. Jahreszahl 1525.
Renoviert 1990 von Dimmel und Scheuer.
Abb. 389: Steyr, Ennskai 7
Ennskai 16
Stattliches Gebäude mit erkerartigem Mittelrisalit auf zwei Säulen. Dieser im
ersten und zweiten Stock mit Sgraffito-Quadraten übersponnen, die durch
Schrägstriche halbiert sind. Ober- und unterhalb schmales schraffiertes Band.
Abb. 390: Steyr, Ennskai 16
Ennskai 20
Fünfgeschossiger Bau. Sgraffiti um 1600. Restaurierung 1961. Scheinarchitektur,
Quaderung. Zwischen den Geschossen je ein Riesenquader. Außerdem Madonnenfresko
nach Dürer, wiederhergestellt durch O. Götzinger.
323
Ennskai 24 ##
Altertümliches Giebelhaus mit vorspringendem Flacherker. An den Ecken teilweise
schadhafte Quaderung. Scheinarchitektur um die Fenster mit geschwungener
Bekrönung. Neben einem Fenster Wappen. Monster, die halb Delphine
und halb Schnecken sind mit dazwischen stehenden Lilienkelchen. Band aus
Ovalen unter dem Dach. Restaurierung 1966. Wertvolles Objekt von urwüchsigem
Charakter.
Abb. 391: Steyr, Ennskai 24
Ennskai 28
Giebelhaus. Eckquaderung. Einfache Scheinarchitektur. Ein schmaler laufender
Hund trennt den Giebel von der restlichen Fassade ab.
Ennskai 30
Nur einfache Eckquaderung.
Ennskai 33 ##
Größerer und kleinerer, vorspringender Gebäudeteil. Eckquaderung zum Teil
mit Halbmond- und Kreismotiven. Besonders hübsche Scheinarchitektur um die
Fenster. Jahreszahl 1596.
Abb. 392: Steyr, Ennskai 33, Eckquaderung und Scheinarchitektur
324
Ennskai 34
Doppelgiebelhaus. Sgraffitierung nur im Giebelbereich. Band mit Sonnenmotiven,
Ovalfries. Restaurierung 1974.
Abb. 393: Steyr, Ennskai 34, Fries
Ennskai 38
Nur einfache Quaderung.
Fabrikstraße 26 #
Traufständiges Haus, das sowohl aufgestockt als auch nach Norden verlängert
wurde. Diamant- und Vollmondquader. Scheinarchitektur um die Fenster: Säulen
mit Diamantbasis, Perlstab, geometrische, geschwungene Motive. Einrahmung
einer kleinen Rechteckfläche, die oben geschwungen ist. Wahrscheinlich
früher Heiligenbild. Kleine quadratische Nische mit Scheinarchitekturrahmung
(Dreiecksgiebel). 1998 freigelegt und restauriert.
Abb. 394: Steyr, Fabrikstraße 26
Fischergasse 1 #
Offenbar zwei verschiedene Schichten (in der unteren Jahreszahl 1586). Quader
mit vertikalen Streifen. Schöner Fries mit kurvig-geometrischen Motiven und
Fries mit stilisierten Fischen mit zahlreichen Linienüberschneidungen.
325
Abb. 395: Steyr, Fischergasse 1. Eckquaderung und Fries
Gleinkergasse 12 ##
Dreigeschossiges Giebelhaus. Die Sgraffiti vor 1600 entstanden, vor 1980 restauriert
und ergänzt. Verschlungene geometrische Motive, schachbrettartig.
Scheinarchitektur, Dreiecke, Rauten, Säulen, diagonal geteilte Rechteckfelder
und Diamantquader.
Abb. 396: Steyr, Gleinkergasse 12, Eckquaderung und Scheinarchitektur
Gleinkergasse 13 ##
Jahreszahl 1635. 1995 wieder freigelegt. Mehrere Schichten sichtbar, teilweise
Sgraffito, teilweise Putzritz und Fresko. Zwei waagrechte Friese mit verschlungenen
Verzierungen, Scheinarchitektur, Halbmondquader. Über den Fenstern je
zwei „Schneckendelphine“ mit eingerollter Oberlippe, dazwischen Kuppeltürmchen.
326
Abb. 397: Steyr, Gleinkergasse 13
Gleinkergasse 46, Schnallentor ###
Sehr attraktiver Torturm, 1613 erbaut, 1952 restauriert. Die architektonischen
Quader an den Kanten und um die Durchfahrtsbögen durch Sgraffitofugen zusätzlich
betont. Links und rechts vom Torbogen Sonnenmotive mit eingeschriebenen
Sechssternen und Blüten. Der obere Rundbogenfries mit Halbkreisrosetten.
Um die Fenster Voluten, Sonnen und Lilien. Verzierungen stadt- und feldseitig
praktisch gleich. Alle drei Objekte in der Gleinkergasse sind wertvoll und
sehenswert.
Abb. 398: Steyr, Gleinkergasse 46, Schnallentor, Fensterumrahmungen und Sonnenmotive
327
Abb. 399: Steyr, Grünmarkt 4
Abb. 400: Steyr, Grünmarkt 4, Einerzahl 7 der Datierung 1567
Grünmarkt 4 #
An den vier Konsolpunkten des vorkragenden Obergeschosses jeweils kleine
Sgraffito-Flächen mit je einer Zahl. Zusammen ergibt dies die Jahreszahl 1567.
Der Siebener durch kleinen Arkadenbogen und schachbrettartigen Boden eingerahmt.
Eventuell ältestes wenn auch kleinstes Sgraffito von Steyr.
Grünmarkt 10
Ehemals Gasthaus zum Goldenen Hufeisen. Dreigeschossiges Giebelhaus mit
großem schmiedeeisernem Hauszeichen. Jahreszahl 1590, Restaurierung 1973.
Nur die scheinarchitektonischen Fensterrahmungen im obersten Geschoss sind
Sgraffito. Die Sonnenuhr mit der Darstellung des Götterboten Hermes mit
Sonne, Mond und den Tierkreiszeichen ist in Grisaille ausgeführt.
Grünmarkt 26 ###
Innerberger Stadl. Mächtiges Doppelgiebelgebäude, 1611-13 als Getreidekasten
erbaut. Bekanntestes und vielleicht attraktivstes Sgraffitohaus von Steyr. Innerberg
ist der frühere Name von Eisenerz, das im Gegensatz zu Vordernberg direkt
am Erzberg liegt. Zu Beginn des 20. Jhs. sollte das Haus abgerissen werden
328
und einem neuen Postamt weichen. Durch die tatkräftige Vermittlung von Prof.
Blümelhuber konnte der Abbruch abgewendet werden. 1914 Restaurierung
durch Franz Stohl. Weitere Restaurierungen 1954 und 1979. Heute Museum.
Einfache Eckquaderung. Unter dem Dach Quadratfries. Um alle Portale und
Fenster reiche Volutenornamentik und -rollwerk mit Lilienkelchen, zum Teil
Perlstabfriese, kleine Türmchen mit Kuppeln oder Dreiecksgiebeln und Herzmotiven.
Scheinarchitektur. An der Seitenfront zwischen den Fenstern Sonnenmotive
mit je sieben eingeschriebenen Zimmermannsrosetten. Außerdem über
dem Portal Fresko (Josef verkauft Getreide an seine Brüder – erinnert an die
ehemalige Funktion des Gebäudes. Lipp deutet das Bild als Christus vor Pilatus),
Jahreszahl 1612 und eiserner kaiserlicher Doppeladler.
Abb. 401: Steyr, Grünmarkt 26, Innerberger Stadel
Abb. 402: Steyr, Grünmarkt 26, Innerberger Stadel, Volutenornamentik
329
Gschaiderberggasse 2 #
Halbmond- und Vollmondquader. Scheinarchitektur. Horizontale vegetabilische
Bänder.
Gschaiderberggasse 4 #
Ähnliche Schmuckformen wie bei Nr. 2. Drei horizontale Bänder, die ab dem
ersten Stock auch an den Ecken zu sehen sind, unterhalb davon Quader. Um die
Fenster ebensolche Bänder, außerdem Rauten (im zweiten und dritten Stock).
Rahmung des Portals zerstört. Beide Häuser zurzeit etwas vernachlässigt.
Abb. 403: Steyr, Gschaiderbergstraße 4
Haratzmüllerstraße 11
Im ersten Stock Sgraffitorest: Quaderung und senkrechtes Band mit Blüten und
spiraligen Ranken.
Haratzmüllerstraße 12 ##
Halbmondquader an den Kanten. Quaderband um das Portal. Zwei Friese mit
fischschwänzigen Einhörnern, zwischen denen sich Lilien befinden. Beim oberen
Fries gehen die Schwänze der Einhörner ineinander über. Senkrechte Friese
mit Blatt- und geometrischen Motiven, herabhängende Blätter (lilienartig).
Haratzmüllerstraße 14 ##
Ähnlich wie Nr. 12. Auch eine ältere Schicht teilweise sichtbar. Einhornfries,
laufender Hund und Fries mit stilisierten Lilien und Blättern. Fensterumrahmungen
mit Rauten, Blättern und Spiralen. Außerdem Fresken: Madonna und Türken
(?).
Haratzmüllerstraße 24
Noch 2001 sah man unter dem abfallenden Verputz vielversprechende Sgraffitoreste.
Inzwischen vorbildliche Restaurierung, allerdings in Putzritz. Variierte
Diamantquader an den Ecken, einfache Scheinarchitektur um die Fenster und
drei schmale waagrechte Friese mit kleinen Säulchen und stilisierten Blüten.
330
Abb. 404: Steyr, Haratzmüllerstraße 12
Abb. 405: Steyr, Haratzmüllerstraße 24
Eckhaus unterhalb der Haratzmüllerstraße an der Enns
Reste von Quadern mit eingeschriebenen Ovalen und Scheinarchitektur.
Übernächstes Haus westlich des letztgenannten Hauses ##
Teils Sgraffito, teils Putzritz (wahrscheinlich Restaurierungsprodukt). Sehr vielfältige
Fassade: Quader mit Ovalen, zwei Balustraden, fächerartige Halbkreisrosetten,
starke Säulen zwischen den Fenstern und Halbmondmotive. Sehr ansprechendes,
versteckt liegendes Objekt.
331
Abb. 406: Steyr, übernächstes Haus westlich des Eckhauses
unterhalb der Haratzmüllerstraße an der Enns
Johannesgasse 9
Um die Fenster des ersten Stockes Scheinarchitektur mit Rauten. Erst in jüngster
Zeit restauriert.
Abb. 407: Steyr, Johannesgasse 9, Scheinarchitektur
Kirchengasse 1 ##
Langgestrecktes Haus mit schmaler Giebelseite. Zunfthaus der Messerer von
1543-1635. In diese Zeit fällt die Entstehung der Sgraffiti. Restaurierungen 1955
und 1978. Eckquader mit Spiralen, Lilienkelchen und Blättern (besonders
schön). Die Fenster werden von schlanken Pilastern auf Sockeln mit Rautenbasen
flankiert. Das untere Fenster an der Giebelseite hat zusätzlich einen Dreiecksgiebel
mit Blattranken und je einem sehr kleinen Kuppeltürmchen. Zwei
Fresken. Südseitig verblasster Spruch (?) mit zwei Wappen.
332
Abb. 408: Steyr, Kirchengasse 1
Kollergasse 16, Kollertor
Eckquaderung, schon recht verblasst. Jahreszahl 1480, die sich wohl auf die Erbauung
des Tores, nicht jedoch auf die Entstehung der Sgraffiti bezieht. Restaurierung
1969.
Michaelerplatz 2
Bürgerspital. Restauriert 1978/79. Nur ganz einfache Fensterrahmung.
Abb. 409: Steyr, Michaelerplatz 8
Michaelerplatz 8
Quaderung. Laufender Hund zwischen den Geschossen und um die Fenster. Jahreszahl
1589. Restaurierung 1978.
333
Abb. 410: Steyr, Ölberggasse 6, Eckquaderung und Fries
Ölberggasse 6 #
Giebelhaus nach 1600. Restaurierung 1979. Eckquaderung mit Briefform-Variation.
Scheinarchitektur. Waagrechtes Band mit kurvig-geometrischem Motiv.
Paddlerweg 1 ##
Früher Bergerweg 1. Ehemaliges Schiffmeisterhaus, auch Schönauer Stadl genannt.
Reizendes kleines freistehendes Gebäude. Gehörte der Innerberger
Hauptgewerkschaft, jetzt ist der Schi-Klub Steyr darin beheimatet. Quaderung
mit Halbmondmotiven an den Ecken. Zwei Friese mit Voluten und Lilienkelchen.
Scheinarchitektur um die Fenster mit Säulchen, Rauten und Voluten.
Oberhalb der Fenster sehr zarter Schlingenfries. Jahreszahl 1617. Besonders
hübsches Objekt. Restauriert 1954.
Abb. 411: Steyr, Paddlerweg 1
Pfarrgasse 3 ##
Giebelhaus aus dem 16. Jh. Originelle Eckquaderung. Drei Ornamentfriese mit
geometrischen und herzförmigen (tulpenähnlichen) Motiven zwischen den Geschossen.
Jahreszahl 1646. Restaurierung 1974.
334
Abb. 412: Steyr, Pfarrgasse 3, Eckquaderung und Fries
Pfarrgasse 4 ##
Doppelgiebelhaus, das 1645 unter dem Besitzer Mathias Prändl aus zwei getrennten
Häusern entstanden ist. Restaurierung 1978. Quader an den Hauskanten
und um die Giebelflächen mit Voluten und Lilienkelchen. Scheinarchitektur.
Delphine mit bösartigem Ausdruck über den Fenstern. Dazwischen kleine
Türmchen. Jahreszahlen 1645 und 1793, wobei 1645 eingerahmt ist und von der
anderen Jahreszahl flankiert wird, was etwa wie 1f716459f3 aussieht. Außerdem
Fresko mit der Krönung Mariens. Die Häuser Pfarrgasse 3, 4 und 6 bilden ein
sehenswertes Sgraffito-Ensemble.
Abb. 413: Steyr, Pfarrgasse 4
335
Abb. 414: Steyr, Pfarrgasse 4, Eckquaderung und Delphine
Pfarrgasse 6 ##
Zweigeschossiges Giebelhaus. Ab 1648 Bäckerhaus. Restaurierung 1978. Originelle
Eckquaderung mit verschiedenen Diamantierungen, außerdem Dreiecke
und Scheinarchitektur mit zarten gebauchten Säulen. Über dem mittleren Fenster
Halbrosette. Einfache Quaderbänder zwischen den Geschossen. Jahreszahl 1657
durch Halbkreisrosette über dem mittleren Giebelfenster hervorgehoben.
Abb. 415: Steyr, Pfarrgasse 6
Pfarrgasse 11
Mesnerhaus, 16.Jh., restauriert 1974. Über dem Portal des Stiegenaufgangs zur
Kirche („Brucknerstiege“) Sgraffitoband, bei dem jeweils einem Kreis vier vertikale
Striche folgen.
Pfarrgasse 12 #
Geburtshaus des Schubertfreundes Johann Mayerhofer. Einfache Quaderung,
Scheinarchitektur, eine Fächerhalbrosette. Zwei Dreipassfriese zwischen den
Geschossen. Jahreszahlen 1595 (bezieht sich wohl auf die Erbauung) und 1624
(bezieht sich wahrscheinlich auf die Sgraffitierung). Restauriert 1977.
336
Abb. 416: Steyr, Pfarrgasse 12
Schiffsweg 2 #
Breites Giebelhaus mit holzverschalter Giebelfläche. Sgraffito von 1622, restauriert
1980. An den Kanten variierte Diamantquader. Scheinarchitektur um die
Fenster. An der Giebelseite waagrechter Fries mit Voluten und Lilienkelchen
wie bei Paddlerweg 1. Außerdem Fresko einer Hirschkuh mit zwei Steinböcken
und Wappen.
Abb. 417: Steyr, Schiffsweg 2
Sierninger Straße 27 #
Traufständiges Haus, Jahreszahl 1593. Eckquader. Zwischen Erdgeschoss und
erstem Stock laufender Hund. Um die Fenster des ersten Stocks Rauten. Oben
maßwerkartiger Fries.
337
Abb. 418: Steyr, Sierninger Straße 27
Sierninger Straße 47 #
Quaderung mit Halbmonden. Scheinarchitektur, im ersten Stock mit Dreiecksgiebeln.
Kräftiges Band zwischen den Geschossen mit zarten Verzierungen. Außerdem
Gnadenstuhl-Fresko.
Abb. 419: Steyr, Sierninger Straße 47
Sierninger Straße 49 #
Variationen von Diamantquadern, Scheinarchitektur. Außerdem Madonnenfresko.
Die Renaissancefenster im ersten Stock zum Teil wieder freigelegt,
durch später eingefügtes Gesims aber zerschnitten.
338
Abb. 420: Steyr, Sierninger Straße 49
Sierninger Straße 94
Die Jahreszahl 1927 bezieht sich entweder auf die erste Restaurierung oder es
handelt sich tatsächlich um eine Neuschöpfung in traditionellen Formen. Diamantierte
Eckquaderung. Um die Fenster Scheinarchitektur mit Rauten, Blüten
und schachbrettartigen Verzierungen. Teils bekrönende Halbkreise. Zwischen
den Geschossen und unter den Giebeln laufender Hund.
Sierninger Straße 106
Unter abfallenden Verputz kommen Sgraffitoreste zum Vorschein.
Sierninger Straße 115
„Herrenhaus“ oder „Siechenhaus“ 1569 erbaut. Restauriert 1977. Tür- und
Fensterrahmungen mit Diamantquadern und Kreisen oder einfacher Scheinarchitektur.
Daneben barocke Fresken.
Stadtplatz 3 ##
Dreigeschossiges Gebäude. Ab 1573 Bäckerhaus. Die Sgraffiti entstanden um
1600, im zweiten Obergeschoss könnten sie älter sein. Restaurierungen 1961
und 1979. Fries mit Meerjungfrauen und Blättern unter den Fenstern des ersten
Stocks. Scheinarchitektur mit Rauten. An den Kanten Blattfries. An den
Schmalseiten des Erkers und oberhalb des Erkers platzseitig Quader mit Halbmondmotiven.
339
Abb. 421: Steyr, Stadtplatz 3
Stadtplatz 9 ##
„Meditzhaus“, Jahreszahl 1611, restauriert 1980. Die Sgraffiti im Hof bei Sanierungsmaßnahmen
aufgedeckt: Oben eigenartiger Delphinfries (Fischmonster)
mit sternenartigen Blattverzierungen dazwischen. Scheinarchitektonische Arkadenbögen,
die nur zum Teil der heutigen Fensterordnung entsprechen: Profilierte
Pilaster mit kleinen ionisierenden Kapitellen, um die Bögen Quaderung, wobei
der mittlere Quader die anderen überragt. Darunter waagrechtes Band mit den
beschriebenen sternförmigen Blattmotiven. Als unterer Abschluss ein sich der
Architektur anpassender Fries mit dreiteiligen Spiralmotiven. Sehr attraktives
Objekt, heute allerdings nur Malerei.
Abb. 422: Steyr, Stadtplatz 9: Scheinarchitektur, Friese und Datierung
340
Stadtplatz 11 bzw. Ennskai 22
Im Hof zwischen erstem und zweitem Geschoss schmales Sgraffitoband mit vielen
parallelen Linien, das an manchen Stellen durch Verdichtungen die Basen
der Arkadensäulen des ersten Stocks scheinarchitektonisch bildet.
Abb. 423: Steyr, Stadtplatz 11, Sgraffitoband
Stadtplatz 17
„Im Hof Sgraffito- und Freskoreste.“
Stadtplatz 19 ##
Dreigeschossiges Giebelhaus. Die Sgraffiti 1592 datiert, damals war der venezianische
Handelsmann Hanns Stampfhouer Eigentümer des Hauses. Restaurierung
1971. Eckquaderung. Einrahmung der Fenster durch Rauten mit eingeschriebenen
Kreisen. Zwei waagrechte Friese, die durch Diamantquader miteinander
verbunden sind. Diese finden sich auch zwischen oberem Band und jeweils
darüber liegendem Fenster. Der untere Fries zeigt Einhörner mit Fischschwänzen,
aus denen Blätter herauswachsen. Der obere zeigt Rauten und kleine
Rechtecke und setzt sich unter dem Dach fort. Sehenswert.
Abb. 424: Steyr, Stadtplatz 19, Eckquaderung und Fensterumrahmung
341
Stadtplatz 24
Im Hof jeweils Doppelstrichumrahmung der Fenster und der Laubenbögen. Um
1600 entstanden, restauriert 1978.
Stadtplatz 34
Im Hof um die westlichen vier Fenster Scheinarchitektur: Rauten, Schraffierungen,
je zwei Kreise über einem Fenster. Die Bögen der Arkaden mit Rauten und
Vierergruppen von vertikalen Strichen verziert. Die östlichen Arkaden zeigen
gemalte Quader. Entstanden Anfang 17. Jh., restauriert 1977.
Abb. 425: Steyr, Stadtplatz 34, Arkadenverzierungen
Stadtplatz 36 ###
Gasthaus zu den drei Rosen. Die Sgraffiti entstanden gegen Ende des 16. Jhs.,
als der Handelsmann Christoff Händl Besitzer des Hauses war. Restaurierung
1970. Nur unterhalb der Fenster vier Sgraffitofelder: Raute mit Dreiecken und
verziertem Kreis, Blüten, Ranken und Fisch mit verknotetem Schwanz und
Papageienschnabel. Die restliche Fassade zeigt Scheinarchitektur in Grisaille-
Technik. Turmhaus im Hof: Die ganze Wandfläche unregelmäßig mit Blattranken
übersponnen. Äußerst wertvoll und sehenswert, weil seltener Typus.
Abb. 427: Steyr, Stadtplatz 36, Fisch mit verknotetem Schwanz
342
Abb. 426: Steyr, Stadtplatz 36, Turm im Hof
Stadtplatz 37 #
Doppelgiebelhaus. Sgraffiti entstanden um 1600 unter dem Handelsmann Hanns
Matlseder. Die Sgraffiti 1975 wieder entdeckt. Platzseitig war der Befund so
schwierig, dass wieder zugeputzt wurde. Im Hof finden sich um die Arkadenbögen
Quader mit zarten eingeschriebenen Blattranken.
Abb. 428: Steyr, Stadtplatz 37, verzierte Quader an den Arkadenbögen
343
Stadtplatz 38 #
Zweigeschossiges Giebelhaus. Gasthaus zu den drei Alliierten. Die Sgraffiti vor
1600 unter dem Handelsmann Jeremias Wurschenhoffer entstanden. Quaderung,
Scheinarchitektur, laufender Hund. Einfache Bänder um die Erkerbögen und
vertikal. Restauriert 1975.
Quellen: 18, 54, 78, 81, 90, 97, 102, 146, 167, 169, 193, 208, 232, 250, 261
Abb. 429: Steyr, Stadtplatz 38
Das restliche Oberösterreich
umfasst im großen Ganzen das Gebiet zwischen Enns, Steyr, Gmunden und
Wels. Wenige Objekte finden sich im Salzkammergut und nur einzelne in den
westlichen Landesteilen. Auffallend ist die enorm große Anzahl von Sgraffiti im
bäuerlichen Bereich. Es ist anzunehmen, dass fast jeder alte Bauernhof im
oben beschriebenen Gebiet irgendwann mit Sgraffiti geschmückt war. Wie an
den erhaltenen Beispielen zu sehen ist, war meist die gesamte Fläche, oder zumindest
große Teile derselben mit Ornamentbändern überzogen, deren Formenvielfalt
geometrischer Motive schier unerschöpflich scheint. Die floralen Motive
oder Tierfriese, wie sie in den Eisenwurzen häufig zu sehen sind, fehlen. So
groß die Zahl der Objekte war, so wenig ist erhalten geblieben. Nur eine handvoll
befindet sich in einem wirklich guten Zustand, vieles ist verloren gegangen,
nur mehr in kärglichen Resten vorhanden oder in so schlechtem Zustand, dass
das Ende schon absehbar und nur mehr eine Frage der Zeit ist. Andere Sgraffiti
schlummern unentdeckt unter dickem Verputz oder Eternitplatten. Die geringe
344
Zahl der (allerdings vorbildlichen) Restaurierungen kann diesen Verlust nicht
wirklich vergessen lassen.
Die folgende Liste zählt verloren gegangene Objekte, bzw. solche, wo nur
mehr ganz geringe Sgraffitoreste vorhanden, oder die Sgraffiti hoffnungslos
verputzt sind, auf. Man beachte die große Gesamtzahl, aber auch die oft große
Anzahl innerhalb eines Ortes.
Gem. Adlwang: Eisenhub 11, Mandorf 50, Möderndorf 9,19 (1606), Mühlgrub
48
Gem. Allhaming: Laimgräben 7, Lindach 4
Gem. Ansfelden: Vordermairberg 14/16 (es handelte sich um seltene Schmuckformen,
1587 datiert)
Gem. Bad Hall: Furtberg 1 (vertäfelt)
Gem. Dietach: Thannstraße 45 (Reste vorhanden), Humpelgasse 14
Eberstallzell: Haus Nr.6
Gem. Eggendorf: Kroisbach Nr. 1 und 3
Gem. Fischlham: Forstberg 12
Gmunden: Kammerhofgasse 3 (Verzierungen waren im Arkadenhof)
Gem. Hörsching: Haus in Friendorf
Gem. Inzersdorf im Kremstal: Lauterbach 57 (Sanduhrmotiv, Bänderung), 84,
87, 95
Gem. Kematen an der Krems: Achleiten 4, Halbarting 1 und 4, Rath 8 und 25
Gem. Kremsmünster: Franz Hönigstr. 15, Feyregg 34, Krift 21, Pochendorf 12,
Regau 13
Gem. Micheldorf: Kremsdorf 30
Gem. Neuhofen an der Krems: Dambach 8, Julianaberg 2 (Rest vorhanden),
Weißenberg 9
Gem. Niederneukirchen: Dörfl 4, Ruprechtshofen: vulgo Petereder und Bramethub
(ersteres heute Weichstetten-Nord 104, beide waren mit unerschöpflichem
geometrischen Zierat versehen, wie Zeichnungen von Franz
Lehner zeigen).
Gem. Nussbach: Dauersdorf 12, Sinzendorf 38
Gem. Piberbach: Brandstatt 14, Pellndorf 2,3,5,15,16,17, Piberbach 36 (hier gab
es zwei übereinander liegende Schichten mit Jahreszahl 1709) und 41,
Weifersdorf 10, Winden 3,12
Gem. Pfarrkirchen bei Bad Hall: Feyregg 43 (Reste vorhanden), Möderndorf 59
und 62
Gem. Pucking: Hasenunfer 23 und 24
Gem. Ried im Traunkreis: Ried 20 (1620), Schachadorf 40 ( hier war ein vegetabilisches
Band zu sehen), Zenndorf 3 und 5
Gem. Rohr: Haselberg 9, Krottendorf 6, Oberrohr 24, Unterrohr 15
Gem. St. Florian: Gemering 7, Weilling 10
345
Gem. St.Marien: Kimmersdorf 12, Oberndorf 5, Oberschöfering 21, Pichlwang
18, St.Marien 12 (Rest vorhanden), Weichstetten 18,38 (hier gab
es auch im Hof Sgraffiti), 40, 46
Schärding: Kirchengasse (verputzt)
Gem. Schiedlberg: Hilbern 80, 81 ( Jahreszahl 1589 ), Matzelsdorf 3 ( Reste,
sehr formenreich ), Schiedlberg 3, 62, 97, Thannstetten 10, 17
Gem. Schleißheim: Pfarrhof (1591)
Gem. Schlierbach: Nr. 219
Gem. Sierning: Gründberg 22, 25, 33 (= Loibersdorferstraße 6, Jahreszahl 1589
noch vorhanden), 34 (zwei Schichten, Jahreszahl 1620, prächtige Fensterumrahmungen,
Rosetten, Hauszeichen, Drachenfries ), 44, Hilbern 28
(Delphinfries), 30 (hofseitig), 31 und 43 (1596), Neuzeug 36 und 40,
Oberbrunnern 8, Pichlern 78, Autenbergweg 3
Sipbachzell: Nr. 7 und 33
Steinerkirchen an der Traun: Nr. 17
Gem. Steinhaus bei Wels: Oberschauersberg 33
Gem. Thalheim bei Wels: Schloss Aigenegg und Ottsdorf 20
Gem. Waldneukirchen: Eggmair 27, Steinersdorf 40
Gem. Wartberg an der Krems: Wartberg 6 (Reste), Diepersdorf 24,51, Hiersdorf
1 (hier waren seltene Muster zu sehen), Penzendorf 80,83 (1609), Schachadorf
55
Wels: Schloss Polheim
Gem. Wolfern: Oberwolfern 5 (zwei Schichten, 1607), Kroisbach 27 (= Spitzenburgstraße
13, Reste vorhanden)
Quellen: 54, 97, 101, 102, 130, 167, 188, 261
* * *
Altmünster (Bez. Gmunden)
Ebene 69 ##
Vulgo Schlipfing. Die Sgraffiti 1615 datiert. Restaurierungen 1953 und 1985
durch Leopold und Gerald Hollenbuchner. Stattliches freistehendes Haus nach
1600 errichtet. Eckquaderung, bei der die größeren Quader diagonal geteilt, die
kleineren mit vierteiligen Blättern gefüllt sind. Scheinarchitektur um die Fenster.
Zwischen den Geschossen Delphinfries mit kleinen Blättern, wobei die Delphine
an den Schwänzen zusammengebunden scheinen. In der Mitte eine recht füllige
Meerjungfrau. Laufender Hund unter dem Dach. Besonders attraktives Objekt,
das die benachbarten bäuerlichen Objekte an Formenreichtum übertrifft und
eher in die Eisenwurzen passen würde. Etwas schwer zu finden.
346
:Abb. 430: Altmünster, Ebene 69, Delphinfries
Abb. 431: Altmünster, doppelschwänzige Meerjungfrau
Eckerhof (#)
Auch Egger obs Moos, was soviel wie oberhalb des Moores bedeutet. 1503 erwähnt.
Untergeschoss gemauert, Obergeschoss in Holzblockbauweise. 1998 abgetragen
und vom „Verein zur Rettung und Erhaltung historischer Baukultur in
der Gemeinde Altmünster“ bei der Abzweigung Hatschekstraße – In der Wiesen
(Nähe SOS-Kinderdorf, gegenüber der Apotheke) wieder aufgebaut. Es soll in
Zukunft für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden. Die Sgraffitofassade
des Erdgeschosses heute nur mehr in Malerei ausgeführt. Breite Diamantquader
an den Kanten, einfache Fensterumrahmungen und ein waagrechter
Fries von Quadern mit abgerundeten Seitenflächen an der Giebelfront. Am hinteren
Teil der linken Seitenfront einrahmender Rautenfries mit Kreisen und
Knospen, ebenso um den Eingang und die beiden Fenster, die außerdem noch
einen Dreiecksgiebel tragen.
Quellen: 54, 90, 97, 102, 228, 261
347
Abb. 432: Altmünster, Eckerhof
Burg Altpernstein (Gem. Micheldorf/Bez. Kirchdorf) #
Imposante hoch gelegene Anlage, im 16. Jh. anstelle einer älteren Burg neu errichtet.
Außen Eckquaderung, um die Fenster Scheinarchitektur mit Dreiecksgiebeln,
Fischgrätenband unter dem Dach. Am Trakt rechts vom Eingang einrahmender
Diamantfries. Die Verzierungen im Hof kein echtes Sgraffito.
Quellen: 68, 91, 193, 261
Abb: 433: Burg Altpernstein
348
Bad Goisern (Bez. Gmunden)
Haus Nr. 9
Färberhaus. Kapuzinerhaus (deutet darauf hin, dass es ein Zentrum der Gegenreformation
war. Die Kapuziner wurden von den Jesuiten aus Traunkirchen hergeschickt).
Inschrift: In diesem Hause war von 1822-1895 ein Färbereibetrieb
untergebracht. Der kunstbegabte Färbermeister Josef Steinbrecher schuf goiserer
Landschaftsbilder von lokalhistorischer Bedeutung. Kleiner Sgraffitorest
unter dem gekuppelten Renaissancefenster: Raute mit der Inschrift 1594 KP in
rechteckigem Rahmen. In den verbleibenden Feldern kurvig-geometrisch-verästelte
Verzierungen.
Quellen: 261
Abb. 434: Bad Goisern Nr. 9, Raute mit Datierung und Initiale
Berg (Gem. Ansfelden / Bez. Linz-Land)
Mayr-zu-Berg Straße 26 #
Vierkanter im Ortszentrum. Ehemals Meierhof des Stiftes St. Florian. Laufende
Hunde um die Fenster, zwischen den Geschossen und unter dem Dach. Mitlaufende
Halbkreisfriese und Schlingenbänder. Originelle Lösung an den Kanten:
quaderförmige Felder mit laufenden Hunden und Schlingenbändern gefüllt, sowohl
in horizontaler als auch in vertikaler Anordnung. Äußerst originelle
Schmuckformen.
Quellen: 97, 261
Egenstein (Gem. Pettenbach / Bez. Kirchdorf)
Lungendorf 35 ##
Von Pettenbach die Straße nach Vorchdorf nehmen und auf etwa halbem Weg
nach Egenstein links abzweigen. Gleich nach der Brücke über die Alm liegt das
Haus auf der linken Seite. Stattliches freistehendes Gebäude, vorbildlich restauriert.
Zwei waagrechte Friese mit Blättern, Blütenkelchen und geometrischen
Motiven. Um die Fenster vegetabilischer Schmuck. Scheinarchitektur mit eingeschriebenen
Kreisen. Jahreszahl 1683AD. Einfache Eckquaderung.
Quellen: 97, 261
349
Abb. 435: Egenstein, Lungendorf 35
Enzing (Gem. St. Florian / Bez. Linz-Land)
Haus Nr. 10 ##
Vulgo Lughamer. Großer isoliert stehender Vierkanter. Restaurierung 1979. Um
die Fenster Scheinarchitektur mir Rauten, runden Giebeln mit seitlichen Vasen
(im Erdgeschoss). Zwischen den Geschossen Band aus zwei Lagen schräg geteilter
Quadrate mit begleitenden Schlingenbändern. Eckquader wesentlich größer,
geteilt mit Kreis in der Mitte in verschiedenen Variationen. Unter den
Erdgeschossfenstern noch ein schmaler Fries aus kleinen Rauten und Kreisen.
Sehenswert.
Quellen: 97, 102 261
Abb. 436: Enzing Nr. 10
350
Abb. 437: Gmunden, Linzer Straße 3, Eckquaderung, Friese und Scheinarchitektur
Gmunden
Linzer Straße 3 ##
Breites Giebelhaus. An den Ecken perspektivische Quaderung. Zwischen Erdgeschoss
und erstem Stock waagrechter Fries mit stilisierten Blattelementen. Um
die Fenster Scheinarchitektur mit Blattwerk und Ranken gefüllt. Seitliche Pilaster
mit Kapitellen. In den Giebeln Fächer- und Sonnensymbole. Über dem
ersten Stock Fries mit Rosetten am Eck, Drachen mit schneckenartig verschlungenen
Körpern und dazwischen liegenden Rauten mit Kreisen und Blättern. Der
Einfluss von Steyr dürfte bis ins Salzkammergut gegangen sein. 16. Jh, 1998
restauriert.
Freygasse 27
Schloss Weyer. Vor 1700 erbaut, Sgraffiti nach 1980 entdeckt, restauriert und
ergänzt. Einfache Eck- und horizontale Quaderung. Um die Fenster die klassischen
Rauten mit Kreisen. Im Hof zwei horizontale Rautenbänder, sowie Rauten
um die Fenster.
Seeschloss Ort
Im Hof nur mehr ein kleiner Sgraffitorest: Jahreszahl 1578 und einrahmende
Ranken.
Quellen: 97, 102, 193, 261
Haiding (Bez. Wels)
Nebengebäude des Schlosses
Oben und unten je zwei gegensinnig laufende Hunde. An den Kanten Quaderung
mit eingeschriebenen Quadraten. Um die Fenster Scheinarchitektur mit
Rautenverzierungen.
Quellen: 261
351
Abb. 438: Haiding, Nebengebäude des Schlosses
Hueb (Gem. Eggendorf / Bez. Wels)
Schloss
An dem äußerst attraktiven Wasserschloss wurde eine Eckquaderung rekonstruiert.
Quellen: keine
Kematen an der Krems (Bez. Linz-Land)
Linzerstraße 16 (früher Nr. 62)
Nur mehr die Jahreszahl 1629 erhalten.
Rath 3
Südlich von Kematen gelegen. Fragmentarischer waagrechter Fries mit Schlingenband,
sowie Reste von Fensterumrahmungen.
Quellen: 97, 261
Kremsmünster (Bez. Kirchdorf)
Marktplatz 30
Sgraffitowappen erhalten: 1583HG. Die Buchstaben durch einen blitzartigen
Pfeil zerschnitten.
Unterburgfried 1
Gartenhaus des Stiftes. Drei Fensterumrahmungen erhalten. An einer Kante
übertünchte Eckquaderung noch zu sehen.
Quellen: 97, 261
Kronstorf (Bez. Linz-Land)
Schloss Schieferegg
Westlich von Kronstorf. Geometrische Bänder um die Fenster und zwischen den
Geschossen. Die gleichen auch an einem Nebengebäude mit der Jahreszahl
1688. Nicht zugänglich.
Quellen: 261
352
Abb. 439: Krottendorf Nr. 8
Krottendorf (Gem Rohr / Bez. Steyr-Land)
Haus Nr. 8 ##
Vulgoname Niedergut. Am linken Gebäudeteil noch Sgraffiti erhalten. Jahreszahl
1709. Dreipassfries (!) oben und unten von laufendem Hund begleitet. An
den Ecken von laufendem Hund eingerahmte Diamantquader, um die Fenster
von Schlingenband eingerahmte Diamantquader. Am Giebel Variation des Diamantquaders.
Leider nur mehr bruchstückhaft erhalten. Sehr wertvoll als Beispiel
für das Persistieren gotischer Formen in ländlichen Gebieten.
Quellen: 97, 261
Lederau (Gem. Vorchdorf / Bez. Gmunden)
Haus Nr. 17 #
Huttermühle. Teil eines horizontalen Frieses mit vier laufenden Hunden und einem
schraffierten Band in der Mitte. Portalumrahmung mit laufenden Hunden,
darüber Fischgrätenband. Jahreszahl 1581. Restaurierung 2000.
Quellen: 193, 261
Möderndorf (Gem. Adlwang / Bez. Kirchdorf)
Haus Nr. 19
Vulgo Zauner. Heute unbewohnt und stark vernachlässigt. Inschrift 1606 JAK
und doppeltes Liliensymbol. Quaderung mit eingeschriebenen Blättern, fleischiger
Blattfries. Sehr schöne aber nur mehr fragmentarisch erhaltene Schmuckformen.
Quellen: 97, 261
353
Abb. 440: Möderndorf, Sgraffitorest
Niederbrunnern (Gem. Sierning / Bez. Steyr-Land)
Niederbrunnernstraße 17 ##
Nördlich von Sierning gelegen. Jahreszahl 1602. 1995 von Giml restauriert. Die
ganze Fassade von ornamentalen Motiven unregelmäßig übersponnnen: Schlingenbänder,
laufende Hunde, diagonal geteilte Quadrate mit eingeschriebenen
Kreisen, Sechssterne mit eingeschriebenen Spiralkreisen. Besonders schönes
Beispiel eines gut restaurierten Bauernhauses.
Quellen: 97, 102, 193, 261, persönliche Auskunft der Besitzer
Abb. 441: Niederbrunnern, Niederbrunnernstraße 17
354
Abb. 442: Niederbrunnern, Niederbrunnernstraße 17, Friese, Sechssterne und Datierung
Abb. 443: Niederbrunnern, Niederbrunnernstraße 17, Fries und Fensterumrahmung
Niederneukirchen (Bez. Linz-Land)
Au 1 (früher Niederneukirchen 23) (##)
Isoliert stehender Bauernhof. Um die Fenster Schachbrett und Schlingenband.
Waagrechter Fries mit Schlingenbändern, laufendem Hund und Diamantquadern.
Anstatt einer Eckquaderung Flächen mit verschiedenen Schmuckformen,
jeweils von zwei Schlingenbändern begrenzt: Schachbrett, Dreiecke, Diamantquader,
zwei laufende Hunde, schraffierte Fläche. Diese Felder wiederholen sich
in unregelmäßiger Reihenfolge. Sehr interessante Variation geläufiger Schmuckformen.
In einer Nacht- und Nebelaktion wurde dieses Sgraffito im Jahr 2004 entgegen
besserem Wissen zerstört.
Quellen: 97, 261, Auskunft von Frau Heilingbrunner
355
Abb. 444: Niederneukirchen, Au 1, Friese
Oberschlierbach (Bez. Kirchdorf)
Haus Nr. 85 #
Vulgo Bachlbaumgarten. An der höchsten Stelle der Streusiedlung gelegener
Bauernhof. Scheinarchitektur um die Fenster, Variation von Diamantquadern
mit umgebendem Schlingenband. Auch ein waagrechter derartiger Fries und
verschiedene bruchstückhafte Details erhalten.
Quellen: 96, 257
Abb. 445: Oberschlierbach Nr. 85, Fensterumrahmungen
Pichlern (Gem. Sierning / Bez. Steyr-Land)
Ortmayrstraße 3 (früher Pichlern 63)
Nur mehr geringe Sgraffitoreste auszumachen (waagrechter Fries).
Quellen: 97, 261
356
Rohr (Bez. Steyr-Land)
Hofmühlstraße 11 (früher Unterrohr 21)
Waagrechter Fries: Durch Schrägstriche geteilte Quadrate mit Kreisen in der
Mitte, wobei der Schrägstrich in die andere Farbe wechselt. Oben und unten von
Schlingenband begleitet.
Quellen: 97, 261
Abb. 446: St. Leonhard bei Pucking, Speicher bei Nr. 14
St. Leonhard bei Pucking (Gem. Pucking / Bez. Linz-Land)
Speicher bei Nr. 14 ##
Vulgo Leonhardmair. An der Straße stehender Speicherbau, Jahreszahl 1738,
Restaurierung 1986 durch Gerald Hollnbucher. An den Kanten, zwischen den
Geschossen und um die Fenster Friese mit extrem kleinen Diamantmustern.
Schmale Schlingenbänder zwischengelagert. Eine Kopie dieses Baues befindet
sich im Freilichtmuseum St. Florian-Samesleiten. Sie wurde von der Fa. Scheibmayr
errichtet, das Sgraffito von Otto Götzinger. Freistehende Speicherbauten
sind im unteren Traunviertel nur selten anzutreffen, das Objekt daher besonders
wertvoll.
Quellen: 54, 97, 102, 130, 168, 261
St. Marien (Bez. Linz-Land)
Am Leitnerberg 30 (früher Stein 10)
357
Etwas außerhalb des Ortes gelegenes Bauernhaus. Zwei waagrechte laufende
Hunde mit viergeteilten Kreisen zwischen den Erdgeschossfenstern. Schlingenbänder,
drei Rosetten (Sonne und Mond), Variationen des Diamantquaders
(auch als Fensterumrahmung). Außerdem Kreuzigungsfresko. Alles leider nur
mehr bruchstückhaft erhalten.
Quellen: 97, 261
Abb. 447: St. Marien, Am Leitnerberg 30
St.Wolfgang (Bez. Gmunden)
Haus Nr. 2 ##
Viergeschossiges Giebelhaus. Sgraffiti vor 1600. Scheinpilaster mit mehreren
verzierten Kapitellen und Blattmustern über alle Geschosse an den Kanten. Im
Untergeschoss haben das Portal und die Fenster Scheinarchitektur, Dreiecksgiebel
mit Muschelfüllung und je drei Sonnensymbole. Darüber einfacher geometrischer
Fries mit Sonnensymbolen, Quadraten und Ovalen. Über dem dritten
Stock laufender Hund, ganz oben Scheinbalustrade. Die restlichen geschossteilenden
Friese mit Blattranken nur mehr rudimantär erhalten. Die Fenster des
ersten Stocks zeigen unten noch Reste von Scheinarchitektur, ansonsten wurde
um die Fenster das Sgraffito durch Lüftlmalerei verdrängt. Zwischen erstem und
zweitem Stock ein Marienfresko. Interessante Partnerschaft von Fresko und
Sgraffito.
Quellen: 54, 193
358
Abb. 448: St. Wolfgang Nr. 2
Schachadorf (Gem. Wartberg / Bez. Kirchdorf)
Haus Nr. 1
Vierkanter an der Hauptstraße. Stattliche Sgraffitoreste nach 1600, die wahrscheinlich
zu diesem Zeitpunkt bereits übermalt sind. Durch Diagonalstriche
geviertelte Quader mit eingeschriebenen Halbkreisen. Sanduhrartig an den
Ecken zusammenhängende Halbrauten mit Kreisen als Fensterumrahmungen.
Waagrechter Diamantfries mit begleitenden Schlingenbändern und waagrechter
geometrischer Blattfries.
Quellen: 97, 261, persönliche Auskunft der Besitzer
Schlierbach (Bez. Kirchdorf)
Schloss Dorf
Das Schloss wird derzeit restauriert. Zwei waagrechte Quaderfriese in Sgraffito
sind zu erkennen.
Maisdorf 37
Vulgo Noppgras. Schwer zu findender einsam gelegener Vierkanter. Im Hof
Fensterumrahmungen und waagrechter geometrisch-vegetabilischer Fries.
Quellen: 97, 193, 261
359
Schwanenstadt (Bez. Vöcklabruck)
Traunfallgasse 3
Im 19. oder 20. Jh. verändertes Haus von 1608. Der Fries unter der Dachtraufe
und die Quaderung in halb traditionellen und halb modernen Formen erneuert.
Die zwei Streifen zwischen den Geschossen offensichtlich noch original, allerdings
nicht zweifärbig, sondern überweißt: Zwei kurvilineare stilisierte Blattmuster
mit dazwischen liegendem Rautenstab.
Quellen: 261
Abb. 449: Schwanenstadt, Traunfallgasse 3, Friese und Datierung
Abb. 450: Sippachzell, Schachermairdorf 16, Sgraffitoreste
Sipbachzell (Bez. Wels)
Schachermairdorf 16
Südlich von Sipbachzell gelegen. Am linken Hausteil noch Sgraffitoreste: Durch
Diagonalstriche geviertelte Quader, zwei waagrechte Friese mit liegenden Tulpenkelchen.
Quellen: 97, 261
360
Traunkirchen (Bez. Gmunden)
Klosterplatz 1
Teil des ehemaligen Klosters, jetzt Pfarrkanzlei. Noch 2004 waren im Hof Reste
einer doppelläufigen flächigen Quaderung zu erkennen, an einer kleinen Stelle
sogar noch beide Farbschichten. Inzwischen ist auch dieser Mauerteil, so wie
das restliche ehemalige Kloster überweißt.
Quellen: keine
Waldneukirchen (Bez. Steyr)
Eggmair 30 #
Der Weiler Eggmair liegt etwas südlich von Waldneukirchen. Vulgo Mangstmühle.
Ehemalige Mühle mit Bäckerei und Säge. Zwei Sgraffitoschichten. Quaderung
mit schönem eingeschriebenem Blattmotiv (harfenähnlich). Waagrechter
Fries mit Tulpenkelchen, oben und unten begleitende Schlingenbänder. Anderer
Fries mit Diamantquadern. Noch eine dritte Schicht mit Pseudosgraffito. Jahreszahl
1686. Sehr schöne und reiche Formen, allerdings nur mehr fragmentarisch
erhalten.
Haus Nr. 77
Nur mehr geringe Sgraffitoreste auszumachen: An einer Hauskante Reste eine
Quaderung mit Diamantierungen und Dreiecken.
Quellen: 97, 261
Abb. 451: Weißkirchen an der Traun, Pfarrkirche,
Quaderung, Fries, Fensterumrahmung und Datierung
361
Weißkirchen an der Traun (Bez. Wels)
Pfarrkirche #
An der Sakristei als oberer Abschluss und Fensterrahmung laufender Hund.
Quaderung. Inschriften: EVAK15GZGL75, darunter HHMS (bedeutet Erhard
Voigt, Abt zu Kremsmünster, Georg Zauner, der 1573 Pfarrer von Weißkirchen
wurde und nach seiner Absetzung durch Abt Voigt protestantischer Prediger war
und Georg Lochmayr, ehemaliger Abt von Garsten und 1575 Kaplan Zauners.
Die letzten Buchstaben beziehen sich wahrscheinlich auf den Baumeister, der
1575 die Sakristei errichtete). Außerdem 18PRA06 (Renovierungsdatum). Seltenes
Beispiel einer Sgraffitodekoration an einer Kirche.
Weyerbach 2 #
Im Zentrum des kleinen Weilers Weitzendorf etwas versteckt gelegen. Hübsche
Scheinarchitektur um die Fenster. Jahreszahl 1615. Schlingenbänder und Dreiecke.
Zustand kritisch aber nicht hoffnungslos.
Abb. 452: Weißkirchen an der Traun, Weyerbach 2, Fensterumrahmung
Weyerbach 28
Von Weißkirchen Richtung Süden fahren (nicht die Straße nach Allhaming).
Nach dem Ortsteil Weyer einen Weg rechts abzweigen. Vulgo Pösinger. Ungewöhnlich
großer Vierkanthof. Leider praktisch dem Verfall preisgegeben und
nicht mehr zu retten. Sgraffitoreste gut zu erkennen. Doppelter laufender Hund
über dem Portal und Reste von diversen anderen Verzierungen. Jahreszahl 1603.
Quellen: 97, 261, Auskunft der Pfarre
Wels
Stadtplatz 19
Eckquaderung, Rautenmotive und Scheinarchitektur. Zwei waagrechte Blattfriese.
362
Abb. 453: Wels, Stadtplatz 19
Traungasse 19 ##
Durch schmale Diagonalstriche unterteilte Quaderung an den Kanten und um die
Bögen des vorkragenden Obergeschosses. Um die Fenster Scheinarchitektur mit
eingeschriebenen Kreisen. Im zweiten Stock zwei Fächerrosetten mit kelchartiger
Bekrönung, Jahreszahl 1518. Zwei waagrechte Blattfriese.
Abb. 454: Wels, Traungasse 19
Minoritenplatz 1
Schiesserhof. Laufender Hund mit Sonnensymbolen. Jahreszahl 1598. Zwischen
dem Fünfer und dem Neuner zwei verschlungene Rauten. Die Schmalseiten des
die Jahreszahl umrahmenden Rechtecks konkav geschwungen.
Quellen: 7, 97, 261
363
Abb. 455: Wels, Minoritenplatz 1, Fries mit laufendem Hund und Datierung
Wolfgangstein (Gem. Kremsmünster / Bez. Kirchdorf)
Haus Nr. 10 #
Vulgo Brandstatt. Relativ schwer zu finden. Von Kremsmünster kommend,
muss man bei einer Werkstatt links abzweigen. Am linken Gebäudeteil Sgraffiti
relativ gut erhalten. Variationen von Diamantquadern am Eck, um die Fenster
und unter dem Dach, meist von Schlingenband begleitet. Jahreszahl 16.. (Rest
fehlt), von Schlingenband eingerahmt und von zwei Sonnenmotiven begleitet.
Hübsches Objekt.
Quellen: 97, 261
Abb. 456: Wolfgangstein Nr. 10
364
Der Süden (Kärnten, Lungau und südliche Steiermark)
Kärnten
Kärnten ist das verbindende Glied zwischen Italien und den Eisenwurzen und
daher auch, entlang des Hauptdurchzugsweges Villach – Klagenfurt – St. Veit,
reich an Sgraffitohäusern. Zentrum war St. Veit an der Glan, wo mit dem Rathaushof
auch eines der bedeutendsten Objekte des Landes steht. Daneben müssen
drei figurale Fassaden erwähnt werden: Althofen mit Darstellungen der Musen
und der Taten des Herkules, Urtl mit leider nur mehr bruchstückhaften Darstellungen
von Fabeln des Äsop und Paternion (erst vor wenigen Jahren aufgedeckt)
mit biblischen Darstellungen. Auffallend ist die große Zahl von Schlössern
(Niederdorf, Drasendorf, Hohenstein, Hallegg, Welzenegg, Mosern, Pfannhof,
Ratzenegg, Schmaritzen und Thurnhof) und Speicherbauten im bäuerlichen
Bereich (Hart, Kanin, Sörgerberg, Kleinberg, Köstenberg, Kraßnitz, Moos,
Nötsch, Rangersdorf, Saraberg, St. Martin, Kirchberg, Oberdorf, Weißberg und
Zauchen). Immer wieder finden sich überraschend reiche Objekte in kleineren
Orten (zum Beispiel Himmelberg 21, wenn auch sehr schlecht erhalten).
Die Sgraffiti am Schloss Hüttenberg sind nicht mehr vorhanden, auch am
Schloss Wasserhofen ist heute nichts mehr zu sehen. Der ehemalige Zehentkasten
in Rangersdorf ist noch gut erhalten, die Sgraffiti wurden aber überputzt.
Auch die Speicherbauten beim vulgo Hann in Kirchberg (Gemeinde Klein St.
Paul) und beim vulgo Neuner in St. Martin am Silberberg zeigen heute nichts
mehr. Der sgraffitogeschmückte Speicher in Kraßnitz wurde vor etwa zwanzig
Jahren abgerissen. Die beschriebenen Kratzputzmalereien beim Haus Kirchweg
4 in Steinfeld sind in Wirklichkeit Chiaroscuro. O. Demus erwähnt auch Sgraffiti
in Villach. Heute ist dort nichts mehr erhalten. Ehemalige Objekte wurden
nicht ausgeforscht.
Quellen: 50, 63, 102, 254
Althofen (Bez. St.Veit)
Salzburger Platz 6 wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
Keltenstraße 11
Nur mehr unbedeutende Reste zu erahnen.
Quellen: 50
Apriach (Gem. Heiligenblut / Bez. Spittal)
Haus Nr. 34
Vulgo Unterer Freser. In imposanter Landschaft stehendes Bergbauernhaus.
Reste von Fensterumrahmungen mit Rauten und Kreisen nur mehr zu erahnen.
Quellen: 50
365
Drasendorf (Gem. St. Georgen am Längsee / Bez. St.Veit)
Haus Nr. 1 ##
Sogenanntes Wuchererschlössl, im Kern mittelalterlich, Sgraffiti vor 1600. Eines
der wenigen Objekte, die mehr oder weniger im Original erhalten sind.
Scheinarchitektur zum Teil mit Blattornamenten. Segmentbogenförmige Aufsätze
mit Muschelfüllung beim Portal und den Erdgeschossfenstern. Die
Obergeschossfenster mit Dreiecksgiebeln mit aufgesetzten Kreisen und Scheinbalustraden.
In den Bogenzwickeln des Portals jeweils ein Portraitmedaillon
(eventuell Mitglieder der Familie Wucherer) durch Bewachsung derzeit schlecht
zu erkennen. Sehr hübsches Objekt.
Quellen: 50, 102
Abb. 457: Drasendorf Nr. 1
Abb. 458: Drasendorf Nr. 1, Eckquaderung und Scheinarchitektur
Schloss Drauhofen (Gem. Lurnfeld / Bez. Spittal)
Scheinarchitektonische Sgraffiti stark erneuert.
Quellen: 50
366
Feistritz an der Drau (Gem. Paternion / Bez. Villach)
Pfarrkirche #
An der äußeren Nordwand interessante Ritzzeichnung von 1576. Der linke Teil
durch Ausbruch eines Fensters zerstört. Christus am Kreuz und links von ihm
eine anbetende (nackte?) Figur. Rechts davon entsteigt Christus dem Grab, ein
Hirsch wendet den Kopf zu ihm. Daneben soll die Stadt Ninive dargestellt sein
(eigentlich nichts zu erkennen). Zwischen den Darstellungen Sprüche: Ninive,
Hilf mir o lieber Gott in meiner noth—-ich bin die Auferstehung und das Leben-
—Disce mori (bedeutet lerne zu sterben). Unser leben währet 70 Jar und wen es
hoch Kumbt so sind es 80 Jahr—-PSALM XC. Unter den Darstellungen läuft ein
schraffiertes Band, das auch die gesamte Darstellung umgibt. Darunter die
Schrift: Christan Raupperthichter allhie starb in Gott sellig Anno Doi 1574 seines
alters 88 Jars Und ligt allda begraben sambt sein Ehefraue Agnesn weiland
Jacobn Mandre Amptmann alhie Eliche tochter Gott gnade inen und + 15 + uns
allen Amen + 76 + . Wo Jakob Mandre Amtmann war, ist unbekannt. Ein
zweiter Jakob Mandre lebte etwa gleichzeitig. Die Familien dürften sehr begütert
gewesen sein. Interessant ist ferner, das 1555 in Feistritz durch Pfarrer Conrad
Rueß die erste deutschsprachige evangelische Messe gelesen wurde. Auch
wenn es sich hier um keine Sgraffito-Fassade im herkömmlichen Sinn handelt,
soll das Objekt in diesem Buch nicht fehlen.
Quellen: 50, 85
Abb. 459: Fresach Nr. 26
Fresach (Bez. Villach)
Haus Nr. 26 #
Luegerhof. Ehemalige Zehentabgabenstelle und Marktfreyung. Diamantquaderung
am Eck. Daneben weiteres senkrechtes Band mit einzelnen Diamantquadern
und kleinem schraffiertem Band. Unterhalb des Daches Fries mit kurviggeometrischen
Elementen. Jahreszahl M ANO 1600 IARI. Inschrift: WEN DVE
367
DER STEINM (bedeutet Stimme) DES HERN WERDST GEHAORECHN GESEGNT
WERDEST DVE SEIN AVF DEN FELT AVF DEIN AKER IN DEIN
HAVS (das S jeweils verkehrt geschrieben).
Quellen: 50
Friesach (Bez. St.Veit)
Bahnhofstraße 15
Haus Herbst. Im Kern mittelalterlich, „größter Arkadenhof von Friesach“. Sgraffitoreste
an der östlichen Außenfront, 16. Jh.: Fischgrätenband, spärliche Reste
von Scheinarchitektur und Quaderung.
Quellen: 50, 106
Abb. 460: Gaisberg Nr. 12
Gaisberg (Gem. Friesach / Bez. St.Veit)
Haus Nr. 12 #
Von Friesach kommend vor dem Ort Gaisberg den unasphaltierten Weg nach
rechts nehmen. Alte Schmiede, vulgo Lerchbaumer. Jahreszahl 1591, Restaurierung
1987. Der westliche Teil des Gebäudes zeigt an der Nord- und Südseite
Sgraffitoschmuck. An der Nordseite Diamantquader an den Kanten, oben ein
Fries mit unvollständigen Kreisen, in der Mitte ein geometrischer Fries mit
Blüten. Auf der Südseite andere Quaderung. Scheinarchitektur um Portal und
ein Fenster mit verbindendem kleinem geometrischem Fries. Um das Portal
(heute vermauert) ein Blattfries. Bekrönung durch vier Dreiecke, beim Fenster
(mit Dreiecksgiebel) mit drei Kreisen. Darüber waagrechter Fries mit vierteiligen
Blüten, wie am Portal. Sehenswert.
Quellen: 102
368
Gurk (Bez. St.Veit)
Stiftssalettl
In die Umfassungsmauer eingebundenes Gartenhaus mit Freitreppe und hölzernem
Balkon, erbaut 1613. Schraffiertes Band unter dem Dach, Scheinarchitektur
mit Säulen und Kreisen.
Quellen: 102
Abb. 461: Gurk, Stiftssalettl
Hallegg (Klagenfurt-Stadt)
Schloss ###
Imposanter, im Kern mittelalterlicher Bau. Erweiterungen 1546 und 1576. Restaurierung
1985. Im ersten (größeren) Arkadenhof keine echten Sgraffiti. Im
zweiten Arkadenhof von unregelmäßigem Grundriss zahlreiche Sgraffitomedaillons
in den Bogenzwickeln (unten größer, oben kleiner). Es finden sich verschiedenste
Kombinationen von geometrischen Blatt- und Kreismotiven, Sterne,
Wappen, Zimmermannsrosetten, die Jahreszahlen 1547 (eventuell Entstehung
der Sgraffiti) und 1213 (damals war das Schloss bereits Sitz des Ministerialengeschlechts
der Hallegger). Die Bögen der Arkaden werden von einfachen Bändern
umrahmt. Besonders schöner Arkadenhof, dessen Reiz durch den unregelmäßigen
Grundriss noch verstärkt wird.
Quellen: 50, 102, 108, 231
369
Abb. 462: Schloss Hallegg, Innenhof
Abb. 463: Schloss Hallegg, Rosette mit Datierung
Hart ob Steuerberg (Gem. Steuerberg / Bez. Klagenfurt-Land)
Speicher bei Haus Nr. 2 #
Vulgoname Harder. Jahreszahl 1586. Diagonal unterteilte Eckquader. Scheinarchitektur
um die Fenster mit Blüten, Schlingenbändern, Fischgrätenbändern und
Sichelfriesen. Um das Portal scheinarchitektonischer Rundbogen. Unter dem
Dach Sichelfries. Als seltene Schmuckform zwei Flechtkreuzknoten (Bannknoten,
unheilabwehrend). Durchaus sehenswert.
Quellen: 102
370
Abb. 464: Hart ob Steuerberg, Speicher bei Nr. 2
Himmelberg (Bez. Feldkirchen)
Haus Nr. 21 (##)
Ehemalige Schmiede. Die 1688 datierten einstmals sicher sehr reichen und qualitätvollen
Sgraffiti leider nur mehr in Restbeständen erhalten. Sehr filigrane
aber ganz schlecht erhaltene Eckquaderung. Zwischen den Geschossen ein Fries
aus Rechtecken mit seitlich konvexen Ausbuchtungen. Unter dem Dach ein
Fries aus übereck gestellten Quadraten und Sechsecken. Reste von Fensterumrahmungen
mit vegetabilischen Motiven und Rechteckfeldern mit konkav eingeschwungenen
Ecken. Über einem Fenster Dreiecksgiebel mit Sechssternrosetten
(darüber Reste einer Quaderung, die offenbar von einer zweiten Schicht
stammt). Auch die einst sicher prächtige Portalumrahmung nur mehr fragmentarisch
erhalten: Scheinarchitektur mit Schachbrett, Blüten und Sternmedaillons.
Außerdem Reste von zwei Sonnenuhren.
Quellen: 50, 102
Abb. 465: Himmelberg, Rosette
371
Hochosterwitz (Gem. St. Georgen am Längsee / Bez. St.Veit)
13. Burgtor (Kirchentor)
Der Weg durch die 14 Tore hinauf zur Burg ist ein einmaliges Erlebnis. Nur das
1578 errichtete 13. Tor zeigt Sgraffitoschmuck (Hinweis auf die Kapelle?).
Beidseitig Scheinpilaster mit Kapitellen, Rauten und Rosetten. An den Bögen
stilisierte Blüten, burgseitig ein gedrehter Stab.
Abb. 466: Hochosterwitz, Burgtor
Burgkapelle ##
Unterhalb des eigentlichen Hochburgbereichs auf kleiner Terrasse freistehend.
Im Kern mittelalterlich. Reste von Fresken. Sgraffiti von 1568. Das Südportal
wird von zwei großen Löwen flankiert. Beim Westportal sind Kelche und Drachen
zu sehen. An den Ecken jeweils Doppeladler. Am Schiff und am Turm jeweils
ein Fries, der wohl die Wurzel Jesse symbolisiert: Aus einem liegenden
Mann wächst jeweils ein Baum mit Blättern und Früchten.
Abb. 467: Hochosterwitz, Burgkapelle, Eckquaderung und Fries
Ehemaliger Meierhof am Fuß des Burgberges
Ein vermauertes Fenster mit einfacher Scheinarchitekturrahmung. Inschrift 1559
JK (=Khevenhüller).
Quellen: 50, 102
372
Hohenstein (Gem. Liebenfels / Bez. St.Veit)
Gesindehaus des Schlosses
Vor 1600 entstanden, nach 1945 restauriert. Eckquaderung, eine Fensterrahmung,
waagrechter Fries mit Vase und Tulpenkelch mit Blättern. Nicht zugänglich.
Quellen: 50, 102, 254
Kanin (Gem. St. Jakob im Rosental / Bez. Villach)
Speicherbau bei Haus Nr. 5
Vulgo Fuggerbauer. Scheinarchitektur um Tür und Fenster. Seitlich Bänder mit
Quadraten. Um 1600 entstanden. Erhaltungszustand mittelmäßig.
Quellen: 102
Abb. 468: Kanin, Scheinarchitektur
Kerschdorf (Gem. Nötsch / Bez. Villach)
Schloss
Hübscher Bau des 16. Jh. Eckquader und Fensterumrahmungen. Gute Restaurierung
2008.
Quellen: 50, 193
Klagenfurt
Landhaushof 3 #
Großes Renaissancepalais. Paradeiserhof. Stadthaus der Pröpste von Maria Saal.
Gegen den Platz hin Barockfassade, an den Längsseiten Sgraffitodekor, 16.Jh.
Briefquader zwischen erstem und zweitem, schraffierte Bänder zwischen zweitem
und drittem, sowie zwischen drittem und viertem Geschoss. Um die Fenster
einfache Scheinarchitektur.
373
Abb. 469: Klagenfurt, Landhaushof 3
Schloss Welzenegg, Viktor Welzerplatz 1 ##
Blockartiger Schlossbau, um 1578 entstanden. Noch vor einigen Jahren von
Mietsparteien bewohnt und in eher schlechtem Zustand. Jetzt im Privatbesitz
eines Künstlers. Die Sgraffiti vorbildlich restauriert. Im Arkadenhof Sgraffitomedaillons
in den Bogenzwickeln, ähnlich Hallegg oder St.Veit an der Glan. Die
meisten Medaillons vegetabilisch ausgefüllt (S. Günter sieht eventuell Donatello
als Vorbild dafür), eines zeigt eine groteske Maske oben und Pinienzapfen mit
Voluten unten. Ein Medaillon wird von einem Ziffernkranz eingerahmt und
diente wahrscheinlich als Sonnenuhr. Um die Bögen schmaler Zahnfries. Außerdem
kleine Scheinbalustrade und waagrechter Mäanderfries. Neben St. Veit
an der Glan und Hallegg der dritte große Sgraffito-Arkadenhof Kärntens.
Abb. 470: Schloss Welzenegg, Arkadenhof
374
Abb. 471: Schloss Welzenegg, Rosette
Herrengasse 14
1927 gingen bei Restaurierungsarbeiten Sgraffitoreste verloren.
Quellen: 50, 102, 108, 231
Kleinberg (Gem. Rosegg bei Velden / Bez. Villach)
Speicherbau bei Nr. 7 (vulgo Michornigg)
Sigrid Günter beschreibt Restbestände von 1650 datierten Sgraffiti. Inzwischen
wurde das Gebäude restauriert, die Eckquaderung in gelbem Putz erneuert und
es wurden zwei Felder mit Fresken freigelegt.
Quellen: 102
Köstendorf (Gem. St. Stephan an der Gail / Bez. Hermagor)
Speicher bei Nr. 25 #
Um den Eingang Scheinarchitektur mit Eierstab und Zungenfries oben. Zwei
Sechssterne. Um das Fenster ebenfalls Scheinarchitektur (auch mit Zungenfries)
mit Fächerrosette und zwei Sechssternen.
Quellen: 50
Abb. 472: Köstendorf, Speicher bei Nr. 25, Scheinarchitektur
375
Moos (Gem. Glödnitz / Bez. St.Veit)
Speicherbau bei Haus Nr. 1 #
Perspektivische Diamantquader mit Schraffierungen an den Kanten. Schraffiertes
Band um ein Rundfenster. Reste von floralen Motiven. Hübsches Objekt,
noch mit spätgotischem Portal. Zustand der Sgraffiti leider schon kritisch.
Quellen: 50
Mooswald (Gem. Fresach / Bez. Spittal)
Haus Nr. 18
Durch den Ort Fresach und weiter bergwärts fahren. Nach ein paar Minuten
links halten Richtung Mooswald, vorbei am Gasthof Klammer, dann nur mehr
kurze Wegstrecke bis zum vulgo Gneser. Ein Fenster mit Sechsstern, eines mit
Fächerrosette, eines mit schraffiertem Band und Jahreszahl 1564. Der vom Weg
aus gesehen rechte Teil des Hauses in Holzbauweise äußerst attraktiv. Zwei riesige
Bäume komplettieren die Romantik des Platzes.
Quellen: 50, 102
Mosern (Gem. St. Andrä / Bez. Wolfsberg)
Schloss
Reste einer Quaderung. Sonnenuhr mit Jahreszahl 1557.
Quellen: 50
Abb. 473: Schloss Niederdorf
Niederdorf (Stadt St.Veit)
Schloss ##
Isoliert in der Landschaft stehender Bau, um 1550 anstelle eines älteren Gebäudes
neu errichtet. Die Sgraffiti in den Achtzigerjahren nach vorgefundenen
Resten erneuert. Teils Eckquader, teils flächenhafte Quaderung. Diamantierung
376
und vegetabilisches Band teilweise unter dem Dach und über einigen Fenstern
(erinnert an den Palazzo Morelli in Florenz). Scheinarchitektur um das Portal
und einige Fenster mit geometrischen und vegetabilischen Verzierungen. Große
Wappen der Familien Welzer und Hagen über dem Portal. Die verschiedenförmigen
Kamine mit Rautenfriesen und Diamantierungen verziert (sehr selten,
man denkt sofort an die Kamine des Schlosses Ambras).
Quellen: 50, 102, 254
Abb. 474: Schloss Niederdorf: Kamine mit Rautenfriesen und Diamantierungen
Abb. 475: Schloss Niederdorf, Eckquaderung und Fries
Nötsch (Bez. Villach)
Speicherbau bei Nr. 2
Vulgo Kreublach. Nach 1550 errichtet. Eckquaderung, Fensterumrahmungen
und ein waagrechter Fries. Außerdem Fresko heiliger Florian von 1725.
Quellen: 50
Paternion (Bez. Spittal)
Anna Plazotta Platz 45
wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
377
Pfannhof (Gem. Frauenstein / Bez. St.Veit)
Burgruine
Mittelalterlicher Kern, Umbau 1580. Nach Brand 1930 verfallen. Reste eines
Frieses, einer Fensterumrahmung und einer Sonnenuhr.
Quellen: 50, 102
Ratzenegg (Gem. Moosburg / Bez. Klagenfurt)
Schloss
Im Hof des stark vernachlässigten Gebäudes Reste eines schraffierten und eines
vegetabilischen Bandes. Außen Reste von Fensterrahmungen mit Würfelfriesen.
Quellen: 50, 102, 254
Rosegg (Bez. Villach)
Haus Nr. 37
Jägerhaus, 16.Jh. Eckquaderung.
Quellen: 50
Sagritz (Gem. Großkirchheim / Bez. Spittal)
Haus Nr. 16 #
Litzelhof, „Probsthof“ des Stiftes Admont. Sehr stattliches, wehrhaft wirkendes
Gebäude. Rahmung um alle Fenster und das Portal: Scheinarchitektur mit Kreisen
und Rauten.
Quellen: 14, 50, 102
Abb. 476: Sagritz Nr. 16
St. Donat (Stadt St.Veit)
Kirchturm #
Mehrere verschieden breite Friese (an der Basis und oberhalb bzw. unterhalb des
obersten Fensters) mit großen wuchernden Blattformationen, Weintrauben und
wenigen eingefügten Figuren. Nur mehr geringer Originalbestand. Restaurie378
rung 1978, damals vieles in freier Nachempfindung von einer lokalen Künstlerin
neu gestaltet. Dennoch eine interessante schon sehr südlich anmutende, groteske
Schöpfung, die an einer Kirche gänzlich unerwartet ist.
Quellen: Auskunft des Denkmalamtes Klagenfurt
Abb. 477: St. Donat, Fries am Kirchturm
St. Margarethen (Gem. Keutschach / Bez. Klagenfurt-Land)
Haus Nr. 8 (vulgo Wornig)
Das restaurierungsbedürftige aber nicht vernachlässigte Gebäude weist verschiedene
Spuren von Bemalungen und Ritzungen auf. Auch geringe Sgraffitoreste
sind erkennbar, so Eckquaderungen und eine fragmentarische Fensterumrahmung.
Quellen: 50, Auskunft der Verwalter
Abb. 478: St. Martin im Granitztal, Gut Kollerhof-Neudeck
St. Martin im Granitztal (Gem. St. Paul / Bez. Wolfsberg)
Gut Kollerhof Neudeck
379
Östlich von St. Martin an der Straße nach St. Paul. Eckquaderung, Fensterumrahmungen
mit Rauten, geschosstrennendes Band mit senkrechten Feldern und
Rauten. Um den Eingang scheinarchitektonische Säulen und lateinische Inschrift:
SIT TVVS INTROITVS FELIX TVVS EXITVS VNI PERPETVO CVRAE
SIT MANEATQVE DEO (dein Eintritt sei fröhlich, dein Weggang bleibe ständiges
Streben nach Gott). Links davon Jahreszahl 1592. An der Schmalseite gemaltes
Wappen mit Inschrift: Neudeck von Ranna.
Quellen: Keine
St. Martin am Silberberg (Gem. Hüttenberg / Bez. St.Veit)
Haus Nr. 56
Vulgo Schachner. Am ehemaligen Speicherbau Reste von Fensterumrahmungen
mit geometrischen Mustern, Sechssternen und Rundbogenfries. Reste eines Sichelfrieses
und einer Sonnenuhr. Jahreszahl 1583.
Quellen: 102
St. Paul (Bez. Wolfsberg)
Stiftsgebäude
An einigen Kanten Eckquaderung, zum Teil noch im Originalzustand.
Filialkirche St. Erhard
Am Turm und den westlichen Kanten des Kirchenschiffs Diamantquaderung,
bei der die einzelnen Quader von zarten schraffierten Bändern eingerahmt sind.
Quellen: Keine
Abb. 479:St. Paul, Filialkirche St. Erhard, Eckquaderung
380
St. Salvator (Gem. Friesach / Bez. St.Veit)
Oberdorf Nr. 7 (vulgo Bacher) #
Relativ langer Anfahrtsweg von St. Salvator in nordwestlicher Richtung über
unasphaltierte Wege. Der ehemalige Zehentspeicher ist heute in das Haus miteingebunden.
Zwei Friese und Fensterumrahmungen mit Ranken- und Blattmotiven.
Das linke Fenster hat seitlich ein anderes Muster (floral-ornamental). Jahreszahl
1604. Sehr reizvolles Objekt.
Quellen: 50, 102
Abb. 480: St. Salvator, Oberdorf Nr. 7, Eckquaderung, Friese, Fensterumrahmungen
Abb. 481: St. Salvator, Oberdorf 7, Fensterumrahmung
St.Veit an der Glan
St.Veit dürfte ein Zentrum der Sgraffitokunst gewesen sein. Das Rathaus gehört
zusammen mit dem Riederhaus in Althofen zu den bedeutendsten Objekten
Kärntens. Nichts mehr zu sehen ist von den „Kratzputzresten, 2. H. 16. Jh.“ im
Laubenhof des Hauses Unterer Platz 20.
381
Hauptplatz 1 ###
Rathaus. Imposanter Bau mit prächtiger Barockfassade. Die Sgraffiti im Arkadenhof
um 1530 entstanden. 1953 nach spärlichen Resten erneuert. An der Ostseite
waren Arrestzellen, die entfernt wurden. An ihrer Stelle wurden neue Arkaden
mit Sgraffitoschmuck „ergänzt.“ An der Südseite musste ein störender
Einbau entfernt werden. Heute ist der Hof überdacht. Restaurierung 1977 durch
Max Tischhardt. Zwei Scheinbalustraden mit begleitenden Zierfriesen (oben
schraffiertes Band, unten stilisierter Bogenfries). Unter den Arkadensäulen
Rautenquader. In den Bogenzwickeln verschiedenste Schmuckformen innerhalb
und außerhalb von Rundmedaillons: Vegetabilische Motive, Wappenschilde,
geflügelte Drachen, Panther, Vögel (zum Teil mit Menschenköpfen), Kelchmonstranz,
Truthahn, Schlange, Schilde und Speere, Kopf eines römischen Ritters.
In einer Rollwerkkartusche Darstellung des heiligen Veit im Kessel. Bedeutendes
sehenswertes Objekt, dessen Vorbilder bei den römischen Sgraffiti zu
suchen sind.
Abb. 482: St. Veit an der Glan, Rathaus, Arkadenhof
Abb. 483: St. Veit an der Glan, Rathaus, Arkadenhof, Scheinbalustraden
382
Abb. 484: St. Veit an der Glan, Rathaus, Arkadenhof, Rundmedaillon
mit Kopf eines römischen Ritters
Parkgasse 8
Borghihaus. Ehemals „Ansitz der Däber“. Zwischen den Geschossen Reste eines
sehr breiten Frieses mit fleischigen Blättern. Von den beschriebenen „heraldischen
Figuren und Jagddarstellungen“ heute nichts mehr auszumachen. Eine
Restaurierung würde sich lohnen.
Ranftlweg 1 (#)
Ranftlhof. Außerhalb der Stadt isoliert stehender Ansitz. Vom „reichen Sgraffitodekor
des 17. Jhs.“ heute nicht mehr viel zu sehen. Reste von Eckquaderung
und Scheinarchitektur.
Quellen: 2, 12, 50, 63, 98, 102, 107, 110, 133, 146, 193, 230
Saraberg (Gem. Rennweg / Bez. Spittal)
Speicherbau bei Haus Nr. 6 (vulgo Galli)
An den Ecken Reste einer Diamantquaderung (ob echtes Sgraffito oder bloß
Ritzung nicht mehr genau erkennbar). Das Portal von zwei gemalten Figuren
flankiert (Franzosenwächter).
Quellen: 50
Schmaritzen (Gem. Straßburg / Bez. St.Veit)
Schmaritzenhof (#)
Oberhalb von Straßburg isoliert stehender und schwer zugänglicher ehemaliger
Herrensitz. Schlechter Bauzustand, derzeit unbewohnt. Jahreszahl 1586. Perspektivische
Eckquaderung. Reicher waagrechter Fries mit Ranken, Blüten und
Masken. Scheinarchitektur, am Portal Sonnen- und Mondsymbol, dazwischen
Darstellung eines Reiters.
Quellen: 102, Denkmalamt Klagenfurt
383
Sörg (Gem. Liebenfels / Bez. St.Veit)
Speicher bei Miedling Nr. 1
Vulgo Zechner. Südlich von Sörg gelegen. Einfache Quaderung und einfache
Scheinarchitektur, nicht sehr gut erhalten. Jahreszahl 1609.
Speicher bei Sörgerberg Nr. 7 ##
Vulgo Pöttscher. Von Sörg den beschilderten Weg Richtung Sörgerberg nehmen
und praktisch immer geradeaus bis zum letzten Haus fahren. Ehemaliger Zehentspeicher
von Schloss Rosenbichl in Pulst. Eckquaderung mit eingeschriebenen
Kreisen. Weltkugelartige Schmuckform, die ein paarmal wiederkehrt.
Scheinarchitektur mit Fächerrosetten, die von vielen kleinen konzentrischen
Kreisen begleitet sind. Zwei Rosetten mit Jahreszahl: Links 15, rechts unleserlich
(laut Literatur 78). Kreisfries mit eingeschriebenen Malteserkreuzen. Dieser
auch beim Portal zusammen mit schöner Scheinarchitektur (bauchige Säulen).
Bei manchen Fenstern Diamantfries und konzentrische Kreise. An einer Ecke
zwei Diamantfriese. Offenbar zwei verschiedene Schichten. Überraschend reiches
Objekt in landschaftlich herrlicher Lage. Restaurierung wäre aber bald nötig.
Quellen: 20, 50
Abb. 485 und 486: Sörg, Speicher bei Sörgerberg Nr. 7, Fries mit Weltkugeln;
Fächerrosette mit Teil der Datierung
384
Stobitzen (Gem. Finkenstein / Bez. Villach)
Stiegerhof ##
Auch Nagerschnigghof. Wolfgang Paul von Nagerschnigg war zu Ende des
16.Jhs. Besitzer des Stiegerhofs. Großes südlich des Ortes auf einer Anhöhe isoliert
stehendes Gebäude. Mehrfach verändert. Etwas willkürliche Restaurierung
1960, letzte Restaurierung 1997. Perspektivische Eckquaderung mit kannelierten
Säulen oder Pilastern, Voll- und Halbrosetten. Erdgeschossfenster einfach umrahmt
mit Fächerrosetten. An der Süd- und Ostseite Vasen, aus denen Blütenranken
sprießen, mit der Jahreszahl 1585. Daneben Säulchen. Beide Giebelflächen
mit diagonal geteilten Quadraten übersponnen. Ein Fischgrätenband mit
einem mäandrierten Schlingenband liegt zwischen den Geschossen, umrahmt
die Giebel, schneidet aber jeweils die Spitze ab. Durchaus sehenswert.
Quellen: 50, 102, 193
Abb. 487: Stobitzen, Stiegerhof, geteilte Quadrate und Fischgrätfries
Thurnhof (Gem. Hermagor)
Schloss
„Sgraffitoreste an der Südfassade.“
Quellen: 50
Tiffen (Gem. Steindorf am Ossiachersee / Bez. Feldkirchen)
Haus Nr. 16
Nur mehr Reste einer Eckquaderung, zweier Sonnenuhren und von Scheinarchitektur
um die Fenster mit Rosetten, Spiralen, Blattverzierungen und einem
kleinen Zahnfries.
Quellen: 50, 102
385
Urtl (Gem. Guttaring / Bez. St.Veit)
Haus Nr. 9-11 wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
Viktring (Stadt Klagenfurt)
Stiftskirche
Am Turm Rundbogenfries und etwas darunter waagrechtes Fischgrätenband.
Jahreszahl 1582. 1992 freigelegt und restauriert.
Quellen: 50, 124
Weißberg (Gem. Glödnitz / Bez. St.Veit)
Speicherbau bei Haus Nr. 3
Der nicht mehr bestehende Speicher zeigte an den Kanten Diamantquaderung,
um den Giebel einen laufenden Hund mit eingeschriebenen Rosetten und Zirkelschlagfriese
um zwei Rundfenster. Als Besonderheit besaß er Fresken, die als
„Türkenzug auf die Flattnitz“ bezeichnet wurden: Drei Reiter, zwei stehende
Personen in türkischer Tracht, eine männliche (mit Schwert?) und eine weibliche
Figur in Kärntner Tracht.
Quellen: 50, persönliche Auskunft der Besitzerin, Artikel im KTZ-Magazin
Zauchen (Gem. Schiefling am See / Bez. Klagenfurt-Land)
Zehentspeicher bei Haus Nr. 1
Speicherbau mit stark vorkragendem Walmdach. Jahreszahl 1597. Reste einer
Eckquaderung. Scheinarchitektur um Tür und Fenster mit Oval- und Perlschnurfries.
Alles schon etwas verblasst. Außerdem Kreuzigungsfresko.
Quellen: 50, 102
Abb. 488: Zauchen, Zehentspeicher bei Nr. 1, Türumrahmung und Kreuzigungsfresko
386
Der Lungau
Der Lungau besitzt nur ein einziges Sgraffitohaus. Auffallend ist aber die große
Anzahl von kleinen gemauerten Speichern, die an die Speicher um Göstling erinnern
und etwa fünfzig Jahre später als diese entstanden sind. Die Lungauer
Speicher haben im Untergeschoss eine Tramdecke und im Obergeschoss ein Gewölbe
(bei den Ybbstalern ist es umgekehrt). Sie sind mit den gleichen
Schmuckformen in auffallend hellen Farben bemalt. Nur bei einem Vertreter
sind die Formen auch eingeritzt, allerdings kein echtes Sgraffito, nämlich
Schellgaden 48 (Gem. Muhr), ansonsten handelt es sich stets um Malereien. An
weiteren Motiven finden sich oft Fresken von Heiligen (meist Georg oder Florian),
Blumenvasen oder Tieren. Ein besonders attraktiver Speicher ist jener bei
Untergöriach 9, der Maria mit Engeln, verschiedene Heilige, eine Jagdszene und
einen Türken mit einem Tanzbären zeigt. Außerdem sind links und rechts vom
Portal zwei wachehaltende Soldaten zu sehen. Auch jenseits des Katschbergs im
Kärntner Liesertal gibt es bemalte Speicher. Besonders hervorzuheben wäre hier
Oberdorf Nr. 1, vulgo Maar mit originellen Tierdarstellungen.
Beim Haus Tweng 15 (vulgo Purnhof) wurde der Speicher abgerissen und die
Quaderung des Haupthauses übertüncht. Ob hier ein echtes Sgraffito, eine bloße
Ritzung oder gar nur Bemalung vorlag, ließ sich nicht eruieren. Im Jahre 1999
wurden am Hause St. Margarethen im Lungau Nr. 63 Sgraffitoverzierungen in
konventionellen Formen angebracht.
Quellen: 56, 99, 148, Auskunft der Gemeinde Tweng, Auskunft der Gemeinde St. Margarethen
Abb. 489: Modernes Sgraffito in St. Margarethen im Lungau Nr. 63
387
Mauterndorf (Bez. Tamsweg)
Einige Häuser des Marktes zeigen Ritzverzierungen.
Haus Nr. 1 ###
Schöndorferhaus. Sehr stattliches Gebäude mit breitem Treppengiebel. Von
1594 bis 1726 Wohnhaus der Familie Jocher, die mit Eisen handelte. (Ein Sohn
dieser Familie bekam das Salzrecht in Oberndorf bei Salzburg). Dann Pfleggericht
des Domkapitels und königlich bayrisches Rentamt. 1888 und 1913 Brand.
1994/95 Wiederherstellung bzw. Rekonstruktion der Renaissancefassade durch
Valentin Simböck. An den Kanten perspektivische Würfelung mit Diamantquadern,
schraffierten Bändern und Halbmondsymbolen. Unten kannelierte Säulen
mit Basis (Diamantquader, schraffierte Bänder und bogiger Blattfries – dieser
bildet auch das Kapitell der Säule). Portalumrahmung mit kannelierten Säulen
mit Basis und Kapitell (jeweils mit Diamantquader). Über dem Portal Perlstäbe,
Bogenfries und schraffiertes Band. In den beiden Bogenzwickeln spiraliges
Blattornament. Letzteres findet sich auch über allen Fenstern des ersten Stockes
und des Giebels, sowie über einem Fenster des Erdgeschosses (links vom Portal).
Dieses Fenster zeigt als Umrahmung außerdem schmale kannelierte Säulen
und einen zarten Bogenfries, sowie ein schraffiertes Band. Die Fenster des ersten
Stockes sind von einem Rautenband umrahmt. Unterhalb zeigen sie schraffierte
Bänder und Zirkelschlagornament, oberhalb Perlstab, Wellenband und
schraffiertes Band. Zwischen erstem Stock und Giebel befindet sich ein laufender
Hund mit begleitendem Perlstab.
Abb. 490: Mauterndorf Nr. 1
388
Abb. 491: Mauterndorf Nr. 1, Eckquaderung und Fensterumrahmungen
Die Fensterumrahmungen im Giebel zeigen neben dem oben erwähnten Spiralornament
Rauten, Fischgrätenbänder und Bogenfriese. Der Treppengiebel wird
von einem Diamantfries begleitet. Auch an der dem Platz abgewandten Längsseite
zeigen einige Fenster die beschriebenen Schmuckformen. An zwei Stellen
ist die ursprüngliche Schicht (Diamantquader und Fischgräten) erhalten. Auch
der laufende Hund ist an dieser Front zu sehen. Im Hof geometrische Fensterumrahmungen.
Außerdem geringe Reste an der ehemaligen Hinterwand des
Hauses, die derzeit liebevoll restauriert werden. Äußerst attraktives und wertvolles
Objekt.
Quellen: 193, Auskunft der Besitzerin und des Restaurators
Südliche Steiermark
Die südliche Steiermark liegt abseits der großen Handelswege nach Italien.
Dennoch hat sich hier, mit Graz als Zentrum, eine kleine „Sgraffito-Enklave“
entwickelt. In Graz sind einige schöne sgraffitogeschmückte Arkadenhöfe erhalten,
einer davon mit figuralen Darstellungen, dazu kommen noch die
Schlosshöfe der Riegersburg und von Gleinstätten. Ein zweites, kleineres Zentrum
war Frohnleiten. An bäuerlichen Objekten ist einiges verloren gegangen,
aber immerhin konnte sich ein kleines Gebäude wie die Fuchsenkeusche in Pack
in unsere Zeit hinüberretten. Sehr reiche Fassaden müssen der Pfarrhof in Adriach
und das Wirtshaus in Ungersdorf (südlich von Frohnleiten) gehabt haben.
389
Letzteres wurde in den Siebzigerjahren abgerissen. Eine Rekonstruktionszeichnung
von Karl Lacher zeigt reichen Sgraffitoschmuck: Flächige Quaderungen
bzw. Dreiecksmotive, eine Balustrade zwischen den Geschossen, Scheinarchitektur
um die Fenster und zwei waagrechte Friese mit Rad- und Spiralmotiven.
Das schönste erhaltene Gebäude ist zweifellos der Heumannhof südlich
von Adriach, aber auch der Pichlhof bei Frohnleiten und die Reiterdarstellung in
Rabenstein verdienen erwähnt zu werden. Die beschriebenen Sgraffiti am
Schloss Weyer (nördlich von Frohnleiten) sind nur Ritzungen. Ein Haus in Mitterdorf
bei Bärnbach wurde vor Jahren aus bergbautechnischen Gründen abgerissen.
Ob sein Dekor Sgraffito, Putzritz oder Pseudosgraffito gewesen ist, war
nicht mehr festzustellen. Beim Haus Nr. 11 in Pfannberg (vulgo Kammerhofer)
sind die Sgraffiti aus der Zeit um 1600 (Quaderung, laufender Hund) leider
verloren gegangen. Beim Schackhof (Prenning Nr. 9) wurde ein Sgraffitostreifen,
der den laufenden Hund und „Sechssterne zwischen zarten Spitzbogenfriesen“
zeigte, 1973 von August Raidl restauriert. Heute ist das Sgraffito überputzt.
Der ehemalige Gasthof Moar am Platz (Nr. 85) in St. Peter am Kammersberg
stürzte 1982 ein. Seine Sgraffiti stammten aus der Zeit um 1600 und zeigten Diamantquader
sowie Bänder mit Rauten. Das im Dehio-Steiermark beschriebene
„Haus an der Straße, die zur Kirche hinaufführt, mit Resten von 1575 dat.
Kratzputzornamenten“ in Wiegen (Dürnstein / Murau) wurde nicht vorgefunden.
Quellen: 57, 102, 189, persönliche Auskunft von Herrn DI Lassnig
Adriach (Gem. Rothleiten / Bez. Graz-Umgebung)
Ehemaliger Pfarrhof
Errichtet 1444, imposantes Gebäude mit mittelalterlichem Baukern. Sgraffiti
nach 1580. Heute praktisch nichts mehr zu sehen. Eine Rekonstruktionszeichnung
von Karl Lacher aus dem Jahr 1893 zeigt eine einfache Quaderung an den
Kanten und um das Portal, um die Fenster Rauten mit Kreisen und Dreiecksfriese,
sowie einen interessanten waagrechten Fries aus Rädern und Spiralen.
Haus Nr. 49 ##
Heumannhof
Von Frohnleiten aus immer am rechten Murufer entlang fahren, an der Burg Rabenstein
vorbei. Isoliert stehendes Haus, möglicherweise von 1441. Ehemals
Maut- und Poststation, Sitz des Floßmeisters. Sgraffiti 1597 datiert. An allen
Kanten und unter dem Dach Diamantfries mit eingefügten Sonnensymbolen.
Um die Fenster Rauten mit Kreisen, darüber kleiner Diamantfries. Zwischen den
Geschossen Scheinbalustrade. An der Giebelseite war früher noch ein Fries, der
dem am ehemaligen Pfarrhof ähnlich war. Sehr attraktives Objekt in einsamer
Lage, das im alten Dehio-Steiermark irrtümlich Übelbach zugeordnet wurde.
Quellen: 57, 102, 162
390
Abb. 492: Adriach, Heumannhof
Anger (Bez. Weiz)
Haus Nr. 35 ##
Freihaus, Steinpeisshaus, ehemals Verwaltungssitz. Schon 1351 genannt, 1477
durch die Ungarn zerstört, 1591-1617 Neuaufbau durch die Freiherrn von Teuffenbach.
Sehr stattliches Gebäude mit schön restaurierten Sgraffiti an zwei
Fronten. Erste Restaurierung 1964 durch August Raidl. Eckquaderung. Zwischen
den Geschossen waagrechte Bänder: unten nebeneinander stehende Kleeblätter
mit dazwischen liegenden Dreiecken, unterhalb des Giebels (straßenseitig
unter der Dachtraufe) das gleiche Band, nur stehen hier die Kleeblätter auf dem
Kopf. Zwischen erstem und zweitem Stock ein Fries mit drei Lagen von verschieden
angeordneten Kleeblättern.
Haus Nr. 33
Gasthaus Feichtinger. Unter abfallendem Verputz Sgraffitoreste erkennbar.
Quellen: 57, 102, 152
391
Abb. 493: Anger Nr. 35
Bad Radkersburg
Langgasse 10
Die in der Literatur beschriebenen Sgraffiti sind Chiaroscuro. Einzig an einer
Stelle tritt ein kleiner Sgraffitorest einer unteren Schicht zutage (Quaderung).
Quellen: 57, 152
Abb. 494: Frohnleiten, Hauptplatz 21
392
Frohnleiten (Bez. Graz-Umgebung)
Hauptplatz 21 ##
Gasthof Goldener Engel. Die Datierung 1530 möglicherweise irrtümlich bei der
Erneuerung 1928 aus 1580 entstanden. Letzte Restaurierung 1996, vorher 1974
durch August Raidl. Um die Fenster Scheinarchitektur, sowie Rauten mit Sechssternen.
Zwei waagrechte Friese: Laufender Hund und Sägezahnfries. Ansonsten
die gesamte Wandfläche von einem Schachbrettmuster ausgefüllt.
Hauptplatz 42 ##
Bäckerhaus. Jahreszahl 1579 mit Brezel, Brot und stilisierten Semmeln. Sgraffiti
1956 von Edwin Eder freigelegt und stellenweise ergänzt. Quaderung an den
Kanten und um das Portal. Um die Fenster Rauten mit Sechssternen, Zierstreifen
und Diamantquader. Zwischen den Geschossen Fries aus hyperbelartigen Gebilden,
dazwischen Rauten mit eingeschriebenen Kreisen mit Sechssternen und
schuppenartigen Verzierungen. Unter dem Dach kleiner Diamantfries. Zwei gemalte
Figuren (19. Jh.).
Abb. 495: Frohnleiten, Hauptplatz 42
Abb. 496: Frohnleiten, Hauptplatz 42, Datierung mit Brezel, Brot und stilisierten Semmeln
393
Pichlhof ###
Gegenüber dem Ortskern am anderen Murufer (bereits zu Pfannberg gehörig)
etwas erhöht gelegen. Im Kern 16. Jh., ehemaliges Benefiziatenhaus, die Sgraffiti
1627 datiert, Restaurierungen 1946 und in jüngster Zeit. Einsam gelegene,
stattliche Gebäudegruppe, heute Forstverwaltung. An der Giebelfront des
Hauptgebäudes zwischen den Geschossen und an den Kanten Diamantquader.
Um die Fenster Rautenmotive, Perlstab und andere geometrische Motive. An der
Längsseite Quader an den Kanten, zwischen den Geschossen und um die Fenster.
An einem Nebengebäude laufender Hund mit eingeschriebenen Sechssternen,
an einem anderen Diamantierung. An einem quadratischen Nebengebäude
(Fleischkammer?) Diamantierungen und diagonal geteilte Quadrate. Sehr attraktives
Ensemble.
Quellen: 57, 102, 135, 195
Abb. 497: Frohnleiten, Pichlhof
Fürstenfeld
Augustinerplatz 2
Um 1700 entstanden, 1999 wieder entdeckt und in Pseudosgraffito wiederhergestellt.
Fensterumrahmungen und Pseudopilaster.
Quellen: 193
Gleinstätten (Bez. Leibnitz)
Schloss #
Nach einem Brand 1666 von Franz I. Carlone in die jetzige Form gebracht.
Restaurierung 1975-78 als das Gebäude vom Verfall bedroht war. Heute Schule
und Gemeindeamt. Im jetzt überdachten Arkadenhof Scheinbalustrade mit glatten
und gedrehten Elementen. In den Zwickeln Reste von Ranken und Wappen.
Quellen: 57, 102, 193
394
Abb. 498: Schloss Gleinstätten, Arkadenhof
Gratkorn (Bez. Graz-Umgebung)
Forstviertel 22
Im Ortsteil Eggenfeld gelegen. Vulgo Felberbauer. Bauernhaus im Kern 16.Jh.
Die Sgraffiti waren 1640 datiert. Ab 1940 starke bauliche Veränderungen und
Übertünchung der Sgraffiti. Auf alten Zeichnungen sind Quaderungen, laufende
Hunde mit Sonnensymbolen und Ranken, Fensterumrahmungen mit Dreiecksfriesen,
sowie waagrechte Friese mit Rauten und Kreisen zu erkennen.
Quellen: 102, 176
Graz
Graz dürfte ein Zentrum der Sgraffitokunst gewesen sein, ähnlich wie Steyr,
wenn auch in kleineren Dimensionen. Im Zuge der Europäischen Kulturhauptstadt
2003 wurde einiges freigelegt, eine kleine Sensation waren dabei die figuralen
Darstellungen im Hof Bürgergasse 4. Fast alle Grazer Sgraffiti zeigen eine
Scheinbalustrade und dürften von einer Baumeisterfamilie, nämlich der Familie
Tadei vom Luganersee stammen. Die Sgraffiti (Rankenmotive) im Hof des Admonterhofes
(Badgasse 5) gingen in den Fünfzigerjahren verloren. Unter der
gemalten Eckquaderung des Hauses Schmiedgasse 25 (schmales viergeschossiges
Haus mit Flacherker) befindet sich eine zur Zeit nicht sichtbare Sgraffitoquaderung
aus der Zeit vor 1600.
395
Hofgasse 13-15, ehemalige Burg, sogenannter Registraturtrakt #
Baubeginn der Grazer Burg im 15. Jh. Zahlreiche spätere Veränderungen. Der
„Registraturtrakt“ 1581/85 von Marc Antonio Tadei errichtet. Aufstockung
1917/18. Im Innenhof um die Laubenbögen im Erdgeschoss und im ersten Stock
begleitende Doppelstriche mit dazwischen liegenden Perlstäben. In den Zwickeln
üppige Blattarrangements. Zwischen den Geschossen Balustrade und
sgraffitierte Basen für die Arkadensäulen des ersten Stockes. Möglicherweise
war die Grazer Burg Ausgang für die Sgraffiti der Südsteiermark. Galt bis 1993
als einziges Renaissance-Sgraffito in Graz.
Abb. 499: Graz, Burg, sog. Registraturtrakt
Franziskanerplatz 14
Franziskanerkloster. Der Kreuzgang stammt im Kern aus dem 15. Jh. und wurde
1515, 1565 und 1599 umgebaut. Zwischen erstem und zweitem Geschoss
Scheinbalustrade und Variationen von Diamantquadern als Scheinbasen der Arkadensäulen.
Glockenspielplatz 7
Im imposanten dreigeschossigen Arkadenhof von 1640 ein kleines Feld der
ehemaligen Sgraffitodekoration freigelegt. Scheinbalustrade und einfache
Scheinarchitektur um die Bögen.
396
Abb. 500: Graz, Glockenspielplatz 7, Arkadenhof, Rest einer Scheinbalustrade
Hauptplatz 16 ##
Mittelalterlicher Baukern, 1570/90 umgestaltet. Im sehr attraktiven, verwinkelten,
dreigeschossigen Arkadenhof (über einen Durchgang von Nr. 17 erreichbar)
teilweise Quaderung um die Bögen. Scheinbalustraden, zum Teil mit darunter
liegenden Spiralbändern. In den Zwickeln fleischige Blattarrangements. Aufdeckung
der Sgraffiti 1994 durch den Restaurator Hubert Schwarz. Zwei Schichten,
nur die eine davon echtes Sgraffito.
Abb. 501: Graz, Hauptplatz 16, Arkadenhof
397
Abb. 502: Graz, Hauptplatz 16, Arkadenhof, Scheinbalustrade
Sackstraße 10
Das Haus um 1500 entstanden. Die Sgraffiti 1994 teilweise freigelegt. Am hinteren
Teil des nördlichen Hoftraktes Scheinbalustrade, Quaderung und fragmentarische
Scheinarchitektur um die Fenster (hier nur wenig erhalten, die
Konturen dafür aber kräftiger). Wie bei Hauptplatz 16 zwei verschiedene Techniken.
Glockenturm
Im Volksmund „Lisl“. Achteckiger Turm, 1588 nach Plänen von Antonio Marmoro
als Glockenturm für die romanische Thomaskapelle, von welcher heute
nur die Grundmauern erhalten sind, auf dem Schlossberg erbaut. Bei Restaurierung
1996 nach einer Zeichnung von Lacher aus dem Jahre 1902 unterhalb des
obersten Geschosses sgraffitierte Balustrade wieder angebracht. Auf dieser
Zeichnung waren auch Eckquaderungen in Briefform zu sehen.
Abb. 503: Graz, Glockenturm, sgraffitierte Balustrade
398
Bürgergasse 4 wurde bei den figuralen Sgraffitofassaden besprochen.
Quellen: 36, 49, 50, 57, 102, 179, 192, 193, 224
Gutenberg (Bez. Weiz)
Lorettokapelle im Ortsteil Kapellenfeld
Hübsch gelegene wehrhafte Kapelle 1691 durch Siegmund von Stubenberg und
Maria Benigna, geb. Herberstein, erbaut. Jeweils an den Ecken der umgebenden
Wehrmauer vier Initienkapellen eingebaut. Die östliche, die dem heiligen Johann
Nepomuk geweiht ist, enthält im Untergeschoss die Gruft der Stubenberger
und zeigt um ein Fenster Sgraffitoschmuck (Rauten- und Spiralmotive, Engelskopf,
Halbkreisrosette). Sehr hübsches Objekt, Restaurierung in jüngster Zeit.
Quellen: 3, 57
Abb. 504: Gutenberg, Initienkapelle, Fensterumrahmung
Hartberg
Schloss
Die Fenster waren früher mit Sgraffito-Blütenranken umrahmt.
Herrengasse 7 – Hofgasse 9
Turmhaus im Hof. Jahreszahl 1706, wahrscheinlich aber mittelalterlicher Kern.
Diente angeblich als Sternwarte. Zwei starke Scheinpilaster mit profilierten Kapitellen,
geschossteilende Bänder, einfache Fensterumrahmungen.
Quellen: 152, persönliche Auskunft
399
Kapfenberg (Bez. Bruck)
Wiener Straße 71 #
Schloss Wieden. Im 16. Jh. errichtet. Sgraffiti im großen Arkadenhof 1972-76
wieder freigelegt. Quaderungen und umlaufende Balustrade.
Quellen: 57, 193
Abb. 505: Kapfenberg, Schloss Wieden, Arkadenhof
Murau
Raffaltplatz 12
Ein waagrechtes Band im ersten Stock mit kompliziertem geometrischem Muster
durch die neobarocke Fassade immer wieder unterbrochen.
Quellen: keine
Neuberg an der Mürz (Bez. Mürzzuschlag)
Ehemaliges Kloster
An einigen Gebäudekanten stark erneuerte, originelle Quaderung.
Quellen: keine
Oberfladnitz (Gem. Thannhausen / Bez. Weiz)
Haus Nr. 27
Ehemalige Schlosstaverne. Stark erneuerte originelle Eckquaderungen mit abwechselnd
konvex und konkav geschwungenen Schmalseiten, sowie einfache
Fensterumrahmungen.
Quellen: keine
400
Pack (Bez. Voitsberg)
Haus Nr. 41
Sogenannte Fuchskeusche. In den Franzosenkriegen sollen sich wehrfähige
Männer in diesem Gebäude versammelt haben. Jahreszahl 1659. Unter der
Dachtraufe Zirkelschlagornament. Einfache Scheinarchitektur um die Fenster
mit Perlstab und Kugelbesatz. Über beiden Eingängen Dreiecksgiebel mit Kreisen
und Rauten. Hübsches Objekt, vorbildlich restauriert.
Quellen: 57, 102
Abb. 506: Pack Nr. 41, einfache Tür- und Fensterumrahmung
Abb. 507: Burg Rabenstein, Reiterdarstellung
401
Rabenstein (Gem. Rothleiten /Bez. Graz-Umgebung)
Burg #
Im Kern mittelalterlich. Ab 1661 Umbau durch das Geschlecht der Trauttmansdorff.
Im Hof Sgraffitorest: Reiter mit Schwert, links von ihm Wappen. Darüber
Rest eines waagrechten Frieses mit blättrigen Voluten und Heugarben. Unter
dem Reiter Jahreszahl 159. und geometrischer Blattfries.
Quellen: 57, Hinweis von Frau Dr. Hofbauer
Riegersburg (Bez. Feldbach)
Burg ##
Die imposante Anlage schon im 13. Jahrhundert bestehend. Umbau ab 1571
unter dem Geschlecht der Welzer. Freilegung, Restaurierung und Ergänzung der
Sgraffiti 1954/55 und 1970 durch Diana Kercicu und August Raidl.
1. Am untersten Torbau (Cillitor) sgraffitierte Scheinpilaster. Hier auch
originale Jahreszahl 1678.
2. Im Hof des Wenzelstores Scheinbalustrade mit hübschen geometrischen
Motiven unter den darüber liegenden Säulen.
3. Im Arkadenhof der Burg Scheinbalustrade wie beim Wenzelstor, aber in
zwei Geschossen angebracht. Um die Arkadenbögen begleitende Linien
und Perlstäbe. In den Bogenzwickeln der beiden unteren Geschosse doppelläufige
Quaderung. In den Zwickeln des zweiten Stockes die üblichen
fleischigen Blattornamente. Um 1590.
Quellen: 57, 95, 102
Abb. 508: Riegersburg, 1. Hof , Scheinbalustrade
402
Abb. 509: Riegersburg, 2. Hof, Scheinbalustrade
St. Lambrecht (Bez. Murau)
Kloster
Die Stiftskirche und praktisch alle Nebengebäude zeigen eine einfache Eckquaderung.
Quellen: keine
St. Veit in der Gegend (Gem. Mühlen / Bez. Murau)
Schloss Velden
Mächtiger, zum Teil leider im Verfall begriffener Ansitz nordwestlich von St.
Veit. An einem Erker des Hauptgebäudes Reste von Eckquaderungen erkennbar.
An einem Rundturm traufständig gut erhaltenes Schlingenband.
Quellen: 57
Semriach (Bez. Graz-Umgebung)
Schönegg 44
Vulgo Fragner. Einsam gelegenes schönes altes Bauernhaus. Einfache Eckquaderungen
und Fensterumrahmungen. Zwei eingerahmte Felder mit Fresken:
Heiligendarstellung und Szene, die den Viehhandel beschreibt. Über dem Eingang
Inschrift (Sgraffito): Das Hauß Hat gebaut Adam Fridl 1688 und Renovirt
Joseph Pirstinger 17IHS90. Über dem H ein Kreuz (IHS bedeutet Jesus).
Quellen: 57
403
Stainz (Bez. Deutschlandsberg)
Hauptplatz 16
Ein wieder entdecktes Sgraffito (Quaderung und Balustrade) wurde 1997 in
Malerei erneuert.
Quellen: 193
Stubegg (Gem. Arzberg /Bez. Weiz)
Ruine
„Reste von Sgraffiti- und Stuckornamenten 16. und 17. Jh. um Fenster und Türen.“
Quellen: 57, 152
Stübing (Gem. Deutschfeistritz / Bez. Graz Umgebung)
Haus im Freilichtmuseum (ehemals OÖ / Unterwald 10) ##
Das Bauernhaus stand früher in der Gemeinde Garsten (Steyr/OÖ). Die Sgraffiti
um 1700 entstanden. 1967 von Otto Götzinger und Maria Holzinger nach Restbeständen
rekonstruiert. Je zwei entgegengesetzt laufende Hunde mit drei begleitenden
Schlingenbändern unter bzw. über den Erdgeschossfenstern. Diese
wiederum von Scheinarchitektur mit Rauten und Sternen umgeben. Die Eckquader
zeigen eingeschriebene Rauten und schraffierte Bänder. Das Obergeschoss
zeigt unverputzte Ziegelornamentik. Attraktives Objekt.
Quellen: 97, 102, 204
Abb. 510: Stübing, Freilichtmuseum, Bauernhaus aus Garsten (OÖ)
404
Abb. 511: Stübing, Freilichtmuseum, Bauernhaus aus Garsten (OÖ),
laufende Hunde, Scheinarchitektur
Waldstein (Gem. Deutschfeistritz / Bez. Graz-Umgebung)
Speicherbau an der Straße östlich des Schlosses.
Einfache Fensterumrahmungen. (Am Gebäude gegenüber des Schlosses außerdem
neues Sgraffito mit Fensterumrahmungen im traditionellen Stil und verschiedenen
Gegenständen über einem Fenster wie Hämmer, Öllampe, Spinnrad,
Krug. Signiert RA 62).
Quellen: keine
Winklern bei Oberwölz (Bez. Murau)
Schloss
Bis 1850 im Besitz des Stiftes Admont. Mit breiten Linien eingeritzte Gliederung.
Flächige Quaderung im untersten Bereich, einfache Scheinarchitektur um
Türen und Fenster, dazwischen Pilaster mit Basen und Kapitellen. Traufständig
schmaes waagrechtes Quaderband.
Ehemaliger Zehenthof des Schlosses Mainhartsdorf #
Über dem Portal Renaissance-Doppelfenster. Über diesem Sgraffito: Oben in
der Mitte Doppeladler flankiert von je zwei Bären. Darunter drei Blumenvasen.
Zwischen diesen AGMSG (bedeutet Andreas Geier) und 1654.
Quellen: 57, Auskunft der Besitzer
405
Abb. 512: Winklern, ehemaliger Zehenthof des Schlosses Mainhartsdorf,
Sgraffito über Doppelfenster
Der Osten (südöstliches Niederösterreich, Wien und Burgenland)
Das östliche Österreich bietet ein zu buntes Bild, als dass irgendwelche Schlüsse
auf bevorzugte Objekte oder Schmuckformen gezogen werden könnten. In den
Weingegenden sind es Winzerhäuser, in den Städten Bürgerhäuser (besonders
Wiener Neustadt und Neunkirchen) und daneben noch einige Schlösser (Pottschach,
Starhemberg, Zwölfaxing). Ein Sonderfall ist gewiss das kleine Giebelhaus
in Mannersdorf mit seinem reichen, teilweise figuralen Sgraffitoschmuck.
Abgekommene Sgraffiti gab es am Schloss Vöstenhof, am Haus Hauptplatz
oder Hauptstraße 60 (differierende Literaturangaben) in Gloggnitz, am
Haus Nr. 66 in Wiesmath und am Haus Bahngasse 21 in Wiener Neustadt. In
dieser Stadt werden in der Literatur noch zwei weitere Sgraffiti beschrieben,
nämlich Herrengasse 6 (in Wirklichkeit nur Putzritz) und Singergasse 10
(Handwerkszeichen der Weber von 1560, heute im Inneren des Hauses, laut
Auskunft des Besitzers Fresko). Ebenfalls kein echtes Sgraffito ist die beschriebene
Quaderung am Museum in Gutenstein. In Leobersdorf wurde das Haus
Wassergasse 6 mit „roten Sgraffitoresten“ 2002 abgerissen. Die beschriebenen
Sgraffiti am Haus Beethovengasse 3 in Baden sind nicht mehr vorhanden. So
gut wie nichts mehr zu sehen ist bei den beiden Häusern Leopold Gattringer
Straße 34 und 37 in Brunn am Gebirge. Nur mehr zu erahnen sind Sgraffitoreste
bei Wienerherberg Nr. 28 und einem stark vernachlässigten Giebelhaus im Zentrum
von Trautmannsdorf. Die in der Literatur beschriebene Sgraffitoquaderung
am Karner von Gaas (Südburgenland) ist entweder verloren gegangen oder es
406
liegt hier überhaupt ein Irrtum vor. Die beschriebenen Sgraffiti an der Kirche
von Oberwaltersdorf sind bloße Ritzung, ebenso wie die Quaderung am Nebengebäude
der Kirche in St. Lorenzen am Steinfeld.
Quellen: 42, 53, 72, 84, 190
Aspang Markt (NÖ / Bez. Neunkirchen)
Kirchenplatz 3 #
Hübsches Doppelgiebelhaus. Vom Sgraffitoschmuck neben einrahmenden Bändern
und Quadern zwei Fensterumrahmungen erhalten: Seitlich der Fenster jeweils
zwei Bänder, die an den Stamm einer Palme erinnern (ähnlich in Krumbach).
Zwischen den beiden Fenstern Feld mit zwei Stiefeln, verschiedenen
Werkzeugen (Hobel, Ahle u.a.), einem mehrere Schlingen bildenden Symbol
(Bannknoten ?) und der Jahreszahl mit Monogramm 160W.H9. Sehr hübsches
Objekt.
Quellen: 53
Abb. 513: Aspang, Kirchenplatz 3, Fensterumrahmungen,
Feld mit Stiefeln und Werkzeugen
Baden (NÖ)
Brusattiplatz 2 ##
Heiligenkreuzerhof. Großes im Kern mittelalterliches Gebäude mit Kapellenerker,
Flacherker und anderen malerisch wirkenden Unregelmäßigkeiten. Eckquaderung
und flächige Quaderung. Um einige Fenster schraffierte, um andere verknotete
Bänder. Unter den Fenstern des Obergeschosses weiße Quaderreihe, dazwischen
Scheinpilaster mit Basis und Kapitellen. Unter dem Dach unregelmäßiger
Blattfries. Sehenswert.
Quellen: 53
407
Abb. 514: Baden, Brusattiplatz 2
Abb. 515: Baden, Brusattiplatz 2,
Quaderung, Fensterumrahmungen, Friese und Scheinpilaster
Breitenbrunn (Bgld. / Bez. Eisenstadt)
Wehrturm
Auch Türkenturm oder Pranger genannt. Imposantes Bauwerk nach 1600, mit
steinernem Balkon im obersten Geschoss und steinernem Pyramidendach. Heute
Museum. Bei der Restaurierung 1989 Sgraffiti freigelegt. Zwischen erstem und
zweitem Geschoss zwei Fischgrätenbänder mit gemauertem einfachem Sockel
dazwischen. Um einige kleine Fenster ebenfalls Fischgrätenband. Einfache Eckquaderung.
Kirchengasse 28 ##
Ehemalige Kunigundenzeche. 1561 erbaut, Sgraffiti von 1589. Ein vegetabilisches
Zierband umgibt die gesamte Fassade, nur die Spitze des Giebels wird
408
„abgeschnitten“. Das gleiche Band verläuft waagrecht über den Fenstern des
ersten Stocks. Links und rechts des Erkers verzweigt es sich jeweils nach unten.
Die beiden senkrechten Bänder unterhalb des ersten Stocks wieder durch ein
waagrechtes Band verbunden. Besonders schönes Objekt.
Quellen: 48, 193
Abb. 516: Breitenbrunn, Wehrturm, Eckquaderung und Fischgrätenfries
Abb. 517: Breitenbrunn, Kirchengasse 28
409
Bruck an der Leitha (NÖ)
Hauptplatz 3
An den Kanten liebevoll freigelegte Quaderung.
Wiener Gasse 11
Sehr schön restauriertes Althaus mit Flacherker. An den Kanten und um das
Portal Fries aus S-förmigen Elementen. Um die Fenster des Obergeschosses
Dreiecksfriese. Gemalte Zimmermannsrosetten.
Abb. 518: Bruck an der Leitha, Wiener Gasse 11
Johngasse 2 – Hainburgerstraße 6
An der Front Hainburger Straße in Malerei erneuerte Fassade mit abgerundeten
Quaderstreifen. An der Fassade Johngasse unter abfallendem Verputz stattliche
Sgraffitoreste erkennbar: Quaderung bzw. Diamantierung, die offenbar die gesamte
Fläche überzog. Eine Restaurierung würde sich lohnen.
Abb. 519: Bruck an der Leitha, Hainburgerstraße 13
410
Hainburgerstraße 13
An den Kanten des Flacherkers Fischgrätenband, an den Hauskanten S-Fries.
Haydngasse 8
Vor einigen Jahren waren unter dem Verputz Sgraffitoreste erkennbar, derzeit
alles abgeschlagen.
Quellen: 53
Eisenstadt (Bgld.)
Semmelweisgasse 1 #
Ehemals Gasthaus. Fünf Fensterumrahmungen im ersten Stock, vier davon an
der Schauseite, eine an der vorspringenden Schmalseite. Oben schmaler geometrischer
Fries, der an stilisierte Blumen erinnert. Die beiden linken und das rechte
Fenster von Zungenfries umrahmt. Um das vierte (Doppelfenster) durch Schrägstriche
geteilte Quadrate und Rechtecke. Um das Fenster der Schmalseite Halbmondmotive.
Jahreszahl 1603.
Quellen: 48, 193
Abb. 520: Eisenstadt, Semmelweisgasse 1
Feistritz am Wechsel (NÖ / Bez. Neunkirchen)
Burg Feistritz
An der Südseite „Reste von Ortstein-Sgraffito“.
Quellen: 53
Forchtenstein (Bgld / Bez. Mattersburg)
Hauptstraße 75
Edelhof. Im 16. Jh. erbaut, spätere Veränderungen. Gehörte ab 1627 der Familie
Esterházy. Möglicherweise entstand damals die Sgraffitofassade. Teile derselben
bei jüngster Restaurierung freigelegt. Einfache Quaderung an den Kanten
eines vorspringenden Gebäudeteils und über einem vermauerten Portalbogen.
411
Sehr zarte geometrische und florale Schmuckformen an einem Erker. Nicht zugänglich.
Nebengebäude der Burg
Eckquaderung und einfache Fensterumrahmungen.
Quellen: 48, 193
Gaaden (NÖ / Bez. Mödling)
Kirche
Im Kern romanische Kirche mit geradem Ostabschluss. An dieser Ostwand
Eckquaderung und etwas unregelmäßige flächige Quaderung erhalten. Die
Sgraffiti stammen wahrscheinlich von 1579, als die Kirche nach dem Brand von
1576 erneuert wurde.
Quellen: 53
Gumpoldskirchen (NÖ / Bez. Mödling)
Eckhaus Schrannenplatz 3 – Mödlinger Straße 2 #
Bieglerhaus. Ehemals Gasthof Schwarzer Adler. Im Kern mittelalterlich, Umbauten
im 16. Jh. (damals wohl die Sgraffiti entstanden), im 17. Jh. und 1877. In
jüngster Zeit Restaurierung, dabei die Sgraffitofassade freigelegt. Breite Diamantquader,
die möglicherweise einst die ganze Fläche übersponnen haben.
Rautenfries unterhalb des ersten Stocks, in der Mödlinger Straße auch oberhalb
desselben. Durchaus sehenswert.
Abb. 521: Gumpoldskirchen, Schrannenplatz 3, Diamantquader
412
Wienerstraße 4-6
Ehemals Nr. 82. Einfache, zum Teil schräge Quaderung (um 1550) um das Portal
und an den Kanten. Einfache Fensterrahmung (die ursprüngliche Größe der
Fenster dabei noch gut zu erkennen).
Wienerstraße 5
Rautenfries mit eingeschriebenen konzentrischen Kreisen, nur Putzritzung. Jahreszahl
1581.
Quellen: 53, 64, 193
Guntramsdorf (NÖ / Bez. Mödling)
Hauptstraße 47
An der Fassade wurden Quaderungen, schraffierte Bänder, Halbkreisrosetten
und eine Scheinbalustrade freigelegt. Nur letztere ist derzeit echtes Sgraffito.
Entstanden wohl erste Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Quellen: 53
Abb. 522: Guntramsdorf, Hauptstraße 47
Gutenstein (NÖ / Bez. Wiener Neustadt)
Haus Nr. 21 #
Im Ortszentrum gelegen. Um 1578 als neue Hoftaverne errichtet, heute Ferdinand
Raimund-Gedenkstätte. Eckquaderung, sowie schönes geschosstrennendes
Band, bestehend aus laufendem Hund mit begleitenden Schlingenbändern. Am
413
rechten Gebäudeteil zweite Schicht mit zwei laufenden Hunden (teilweise Pseudosgraffito).
Hübsches Objekt.
Quellen: 53
Abb. 523: Gutenstein Nr. 21
Katzelsdorf (NÖ / Bez. Wiener Neustadt)
Schloss
Imposanter Bau mit mittelalterlichen Bauteilen und Teilen aus dem 16. Jahrhundert.
Sgraffito-Eckquaderung und laufender Hund mit Blättern und Sechssternen
teilweise freigelegt.
Quellen: 53, 64
Kirchberg am Wechsel (NÖ / Bez. Neunkirchen)
Haus Nr. 111
An der östlichen Hauptstraße gelegen. Am Eck Reste mehrerer Schichten, zum
Teil Pseudosgraffito: Schräg geteilte Quadrate. Außerdem verschiedene Fresken.
Haus Nr. 116
Gasthof zur 1000jährigen Linde. Freigelegter Rest einer flächigen Sgraffitodekoration:
Schräg unterteilte Quadrate, laufender Hund mit eingeschriebenen
kreuzförmigen Elementen u. dgl. (Auch die alte Linde ist sehenswert).
Quellen: 53
414
Klosterneuburg (NÖ / Bez. Wien-Umgebung)
Neben einem echten Sgraffitohaus in der Leopoldstraße besitzt Klosterneuburg
eine Reihe von schönen Fassaden mit Putzritzung am Oberen Stadtplatz, in der
Wasserzeile und in der Hofkirchnergasse.
Hofkirchnergasse 10
Möglicherweise waren Quaderung und Diamantierung um die Fenster an der
Ostseite früher echtes Sgraffito (um 1580 entstanden).
Abb. 524: Klosterneuburg, Hofkirchnergasse 10
Leopoldstraße 11 ##
Eckhaus nach 1550 entstanden. Unter den Fenstern des ersten Stocks Balustrade
mit Sockel. Unter den Fensterrändern jeweils stärkere profilierte Pfeiler. Zwischen
und über den Fenstern Briefquader, darüber laufender Hund und ganz
schmales schraffiertes Band. Diese Anordnung setzt sich ein Stück um das Eck
in die Dreißlergasse fort, weicht aber dann einer einfachen flächenhaften Quaderung.
Quellen: 53, 64
415
Abb. 525: Klosterneuburg, Leopoldstraße 11
Kranichberg (NÖ / Gem. Kirchberg am Wechsel / Bez. Neunkirchen)
Burg
An der Hochburg keine Sgraffiti. An den Nebengebäuden des 17. Jahrhunderts
(heute Hotel) Pseudosgraffitoschmuck. Nur mehr bei einem Torbau echte Sgraffitoquaderung
in weiß-gelben Farbtönen.
Quellen: 53
Abb. 526: Krumbach, Bürgerspital, Fensterumrahmung
416
Krumbach (NÖ / Bez. Wiener Neustadt)
Bürgerspital #
Am östlichen Ortsrand gelegen. 1571 von „Erasmus von Puchheim als Altersheim
mit Kapelle“ errichtet. Heute Museum. Langgestrecktes eingeschossiges
Gebäude mit vortretendem Kapellentrakt im Zentrum. Unter der Traufe ein verschlungener
fleischiger Blattfries. Fensterumrahmungen mit stilisierten Blüten
an den Eckpunkten und schuppenartigen, an Palmen erinnernden Bändern an
den Kanten, die in der Mitte jeweils von einem Ring unterbrochen werden und
dann die Richtung wechseln. Sehr hübsches Objekt.
Quellen: 53
Lanzenkirchen (NÖ / Bez. Wiener Neustadt)
Pfarrhof ##
Im Kern spätgotisch, die Sgraffiti nach 1550. Eckquaderung (die einzelnen Quader
durch Schrägstriche geteilt, ab und zu ein kreuzförmiges Blattelement eingefügt).
Zwei Fensterumrahmungen (Scheinarchitektur, die mit vegetabilischen
Elementen ausgefüllt ist) teilweise erhalten, durch spätere Fensterverrückungen
nicht mehr vollständig. Schöne Variation des laufenden Hundes: Die einzelnen
Elemente als Blätter mit kleinen begleitenden Blättern gestaltet. In der Mitte
kleine Rosetten. Sehenswert.
Quellen: 53
Abb. 527: Lanzenkirchen, Pfarrhof
Leobersdorf (NÖ / Bez. Baden)
Mariazellergasse 11
Alter Lesehof. 2008 restauriert. Einfache Fensterumrahmungen und Eckquaderung.
Teile eines filigranen, aus kleinen Elementen bestehenden Frieses an der
Schmalseite des Hauses.
417
Abb. 528: Leobersdorf, Mariazellergasse 11, Eckquaderung und Fries
Marktplatz 5
Zum Rathaus (Nr. 7) ehemals gehöriges Wirtschaftsgebäude. Die Sgraffiti, von
denen 2003 noch Reste bestanden, in Malerei erneuert. Laufender Hund an den
Kanten und um die Fenster.
Quellen: 53, 64, 193
Abb. 529: Mannersdorf, Hauptstraße 53
418
Mannersdorf (NÖ / Bez. Bruck an der Leitha)
Hauptstraße 53 ###
Kleines Giebelhaus. Erste Erwähnung 1565 im Urbar der Herrschaft Scharfeneck.
Während der Kuruzzeneinfälle 1704/05 abgebrannt. Sgraffiti 1970 wieder
entdeckt. Restaurierung 2000. An den Rändern und unter dem Giebel Fries von
feuerspeienden Drachen, deren Beine Blätter sind und die an den Schwänzen
jeweils durch eine Verklammerung zusammengehalten werden. Links und rechts
oben jeweils zwei kämpfende Gestalten (Landsknechte). Darüber gemalter Fries.
Im Giebel vorgeblendet drei Fächerrosetten abwechselnd mit drei profilierten
Sockeln mit Schachbrettmuster. Auf zwei dieser Sockel sitzen Schwalbenschwanzzinnen,
die wieder mit Viertelkreisfächerrosetten geschmückt sind.
Darüber Fries mit Drachen, Ritterfigur (Idealisierung des Rittertums?) mit Tierdarstellung
auf dem Schild und Wappen mit Pferd (könnte an das Wappen der
Menhart erinnern wollen, die die ersten urkundlichen Besitzer des Ortes waren).
Sehr ansprechendes, schön restauriertes und wohl einmalig dastehendes Objekt.
Hauptstraße 29
Im Hof „an der Brüstungsmauer Reste von Sgraffitodekor.“
Schubertplatz 4
Im Hof kärgliche Reste von einstigen Fensterumrahmungen. Fast nichts mehr zu
sehen.
Quellen: 53, 193, 220
Abb. 530: Maria Enzersdorf, Hauptstraße 5, Hof mit sgraffitierter Balustrade
Maria Enzersdorf (NÖ / Bez. Mödling)
Im Ort finden sich zahlreiche Fassaden mit Ritzungen (Fensterumrahmung Mariazellergasse
9) bzw. Pseudosgraffiti, wie etwa Hauptstraße 18.
Hauptstraße 5 #
Josefshof des Franziskanerklosters. Kleiner Hof mit vermauerten Arkaden auf
zwei Seiten. Darunter sgraffitierte Balustrade. An der glatten Ostseite sind Ar419
kadensäulen und -bögen (mit kleinen Schrägstrichen) in Sgraffito vorgetäuscht.
Jahreszahl 1578.
Hauptstraße 8 ##
Riefelhaus. Im Kern mittelalterlich. Flächig angebrachte Briefformquadervariation
mit zwischen den Quadern verlaufenden waagrechten Linien über zwei
Schauseiten. Jahreszahl 1581 RSN (über dem Portalkeilstein). Straßenseitig erneuert,
an der der Straße abgewandten Fläche noch einiges offenbar im Original
erhalten. Die Sgraffiti 1563 datiert, Erneuerung 1953.
Quellen: 53, 142, 190
Abb. 531: Maria Enzersdorf, Hauptstraße 8
Mödling (NÖ)
Die schön gepflegte Altstadt weist neben den aufgeführten Sgraffitohäusern
auch etliche schöne Fassaden mit Pseudosgraffito bzw. Putzritzung auf (Kaiserin
Elisabethstraße 3, Hauptstraße 62, 71, 79 und 81, Haus neben der Spitalskirche).
Freiheitsplatz 5
Wohnhaus des Wolfgang Ignatius Viecht. Im Kern mittelalterlich. Quaderung,
auch über die Rundbögen des Flacherkers. Jahreszahl 15HR97.
Herzoggasse 1 #
St. Othmarhof. Imposantes, 1564-69 errichtetes Gebäude. Sgraffiti 1930 freigelegt,
Restaurierungen 1963 und 1992. Vier Bänder aus variierten Diamantquadern,
jeweils oberhalb und unterhalb der Fenster. Oben Fischgrätenband, Quadratmotiv
und Eierstab. Jahreszahl 1566.
420
Abb. 532: Mödling, Freiheitsplatz 5
Abb. 533: Mödling, Herzoggasse 1
Herzoggasse 3
Jahreszahl S14S98S. Unter dem Verputz möglicherweise weitere Sgraffiti.
Rathausgasse 4
Doppelgiebelhaus. Quaderung an den Ecken, oben Eierstab, Band mit Rundbogenfries.
Teilweise durch Malerei ergänzt.
Kaiserin Elisabeth Straße 5
Unter einer Zierschicht mit Putzritzung Reste einer echten Sgraffitoschicht (oberer
Fries und horizontales Band mit Dreiecksmotiv neben einem Fenster im
ersten Stock).
421
Kaiserin Elisabeth Straße 12 ##
Mittelalterliches Haus mit Flacherker. Quaderung an den Kanten. Unter dem
Dach sehr origineller Fries mit kleinen Sonnen, Mond, Wellenband, verschiedenen
geometrischen Motiven, Schachbrett, Rosetten, Quadraten, Fischgräten,
zum Teil kombiniert mit drei Fächerrosetten, Bogenfries, Halbkreisen, Schlingenband,
Adler. Eine Freskoschicht wurde zugunsten der Sgraffitoschicht entfernt.
Durch den zierlich kleinen Formenreichtum besonders reizvolles Objekt.
Abb. 534: Mödling, Kaiserin Elisabethstraße 12
Abb. 535 und 536: Mödling, Kaiserin Elisabethstraße 12, Fries
Kaiserin Elisabeth Straße 21 #
Ratzhaus. Heute Wirtshausbrauerei. Scheinarchitektur um die Fenster. Oben
schraffiertes Band.
Hauptstraße 66
Unter abfallendem Verputz werden Reste einer Quaderung sichtbar.
422
Abb. 537: Mödling, Kaiserin Elisabethstraße 21
Hauptstraße 75
Einfache Quaderung, zum Teil dreifärbig.
Quellen: 12, 51, 53, 72, 92, 189
Neunkirchen (NÖ)
Der Hauptplatz von Neunkirchen muss einst ein hervorragendes Sgraffito-Ensemble
gewesen sein. Die beiden Häuser Hauptplatz 4 und 14 zeigen heute
buntes Pseudosgraffito. Letzteres wurde von Weninger restauriert.
Hauptplatz 11 ###
Breites Giebelhaus. Am Portal Initialen DSW und Jahreszahl 1591.Sgraffiti 1965
aufgedeckt. Die gesamte Fassade mit Diamantquadern übersponnen (Variation,
bei der helle und dunkle Dreiecke benachbart sind. Die Flächen dann jeweils
unterteilt und ein dunkles hell umrandetes Rechteck in der Mitte).Schlingenband
um das Portal und zwischen den Geschossen (hier und unter dem Dach ist das
Schlingenband mit kleinen, diesmal klassischen Diamantquadern kombiniert).
Eckquaderung. Um die Fenster ein wenig Scheinarchitektur. Oberhalb einer
kleinen Öffnung Dreiecksfries.
Hauptplatz 13
Aus zwei mittelalterlichen Giebelhäusern um 1600 entstanden. Ein „schwarzweißes
Würfelsgraffito“ war noch vor etwa fünfzig Jahren zu sehen.
Hauptplatz 3 #
1577 erbaut. Ehemals Gasthof Schwarzer Adler. Rechteckiger Sgraffitorest, um
eine Sonnenuhr herum, Jahreszahl 1591. Kleine geometrische Verzierungen,
zwei Rosetten mit Blattmotiven und je zwei kleinen begleitenden Rosetten.
Kleine Rautenbänder.
423
Abb. 538: Neunkirchen, Hauptplatz 11
Abb. 539: Neunkirchen, Hauptplatz 11, Diamantquaderung
Abb. 540: Neunkirchen, Hauptplatz 3, Sgraffitorest um Sonnenuhr
424
Seebensteiner Straße 1
An der Schmalseite laufender Hund einigermaßen gut erhalten. Wappen mit Jahreszahl
1550 (nicht Sgraffito).
Quellen: 8, 51, 53, 72
Perchtoldsdorf (NÖ / Bez. Mödling)
Im Ort einige Fassaden mit Ritzungen bzw. Pseudosgraffito, etwa Brunnergasse
1, Marktplatz 23 oder Neustiftgasse 19.
Marktplatz 22
Gottschallhaus. Unter dem Verputz offenbar mehrere Sgraffitoschichten (Quaderung
erkennbar).
Wienergasse 35
Die weiß-rote Quaderung am Mittelteil des Hauses ist echtes Sgraffito, die komplizierten
Quader an den Gebäudekanten sind bloß Malerei.
Quellen: 53, 190
Pfaffstätten (NÖ / Bez. Baden)
Stiftgasse 7 #
Lilienfelderhof. Ehemaliger Lesehof des Stiftes Lilienfeld mit im Kern mittelalterlicher
Kapelle. Im Innenhof des sehr stattlichen Gebäudes tragen die Tür und
die Fenster des Erdgeschosses der Ostseite Sgraffitoumrahmungen: Schachbrett,
mäanderartige Variation des laufenden Hundes, Schlingenband, Fischgrätenband,
Kreise und um 45° verdrehte Quadrate. Außerdem bekrönende Halbkreisrosetten
mit verschiedenen Schmuckformen. Zugänglich im Rahmen von Hochzeiten,
Weinverkostungen u. dgl.
Quellen: 53, Auskunft der Besitzer
Abb. 541: Pfaffstätten, Stiftgasse 7, Tür- und Fensterumrahmungen
425
Pottendorf (NÖ / Bez. Baden)
Badener Straße 15
„An der Hofmauer Sgraffitoquaderung, 2. Hälfte 16. Jh.“
Quellen: 53
Pottenstein (NÖ / Bez. Baden)
Hauptplatz 6 #
Ehemals Gasthaus zum Goldenen Hirschen, gleichzeitig Sterbehaus des Ferdinand
Raimund. Zweigeschossiges Haus mit Eckquaderungen und Fensterumrahmungen,
bei denen sich an den Eckpunkten jeweils originelle kleine schachbrettartige
Felder ergeben. Zwischen den Geschossen sowie unter der Dachtraufe
einfache waagrechte Bänder.
Abb. 542: Pottenstein, Hauptplatz 6, Eckquaderung
Gutensteinerstraße 6
Kleiner Sgraffitorest, bestehend aus fünf sechsteiligen Zimmermannsrosetten,
zweimal der Jahreszahl 1547 (der Vierer jeweils als „halber Achter“ geschrieben)
und schraffiertem Band oberhalb. Teilweise in Malerei ergänzt. Daneben
Inschrift: BÄCKERINNUNGSZEICHEN ANNO 1587 (sic).
Quellen: 53
Abb. 543: Pottenstein, Gutensteinerstraße 6, Rosetten und Datierung
426
Pottschach (NÖ / Gem. Ternitz / Bez. Neunkirchen)
Schloss #
Einst Wasserschloss, Jahreszahl 1573. Scheinarchitektur um die Fenster (Rauten
und sechsteilige Sonnen), Balustrade unterhalb des Daches (mehrbauchige Säulen
und Rauten). Um ein paar kleinere Fenster im Giebel Fischgrätenmuster.
Nicht zugänglich.
Zwei Wehrtürme des Schlosses #
Unter dem Dach jeweils Quadratfries und Fries mit Spiralmustern. Vom Kirchhof
aus zu sehen.
Quellen: 53, 230
Abb. 544: Schloss Potschach, Balustrade und Fensterumrahmungen
Abb. 545: Wehrturm von Schloss Pottschach, Fries mit Spiralmuster
427
Prigglitz (NÖ / Bez. Neunkirchen)
Pfarrkirche
An der Nordostkante Reste einer kleinen Diamantquaderung.
Quellen: 53
Purbach (Bgld. / Bez. Eisenstadt)
Kirchengasse 45
Haus Fasching. Ganzlehenhaus der Herrschaft Scharfeneck 1675. Nur mehr
kleiner Sgraffitorest: Rechteckiges Feld mit konkav geschwungenen Schmalseiten,
zwei Dreiecke und nicht mehr zu identifizierende Jahreszahl.
Schulgasse 9
Türkenkeller, 16.Jh. Im Hof „Sgraffitorest mit Kaiseradler, 1732“.
Quellen: 48
Reichenau an der Rax (NÖ / Bez. Neunkirchen)
Schloss
Bei zwei achteckigen kleinen Türmen der ehemaligen Ummauerung, sowie einem
Nebengebäude Quaderung nach 1600.
Quellen: 53
Rust (Bgld.)
Einige Häuser mit schönen Putzritzungsmustern, so zum Beispiel Conradplatz
14, Hauptstraße 1 oder Joseph Haydngasse 4.
Abb. 546: Rust, Hauptstraße7
428
Hauptstraße 7 #
Diamantquader über das gesamte Erdgeschoss, auch an der Schmalseite (das
Haus ragt aus der Zeile vor). Bei der Diamantierung jeweils die dunklen und
hellen Flächen benachbart und unterteilt. In der Mitte jedes Quaders dunkles
Quadrat hell umrahmt.
Quellen: 48, 120, 146
Abb. 547: St. Georgen, Kirchengasse 21, Diamantquaderung um das Portal
St. Georgen (Bgld. / Stadt Eisenstadt)
Kirchengasse 21
Um das Portal Diamantquaderung. Am Keilstein CK 1640. Links und rechts
vom Portal zwei senkrechte Bänder mit Diamantquadern. Zwei Sonnensymbole
dazwischen. Außerdem minimaler Sgraffitorest rechts.
Quellen: 48
Abb. 548: Sommerein, Schlossstraße 21
429
Sommerein (NÖ / Bez. Bruck an der Leitha)
Schlossstraße 21
Hampelhaus, im Kern mittelalterlich. Im 19.Jh. war ein Seifensieder und Fuhrunternehmer
Besitzer. Im Dritten Reich wurde Sommerein entsiedelt, es sollte
ein ähnliches Sperrgebiet wie der Truppenübungsplatz Allentsteig entstehen.
Nach dem Krieg Wiederbesiedelung, die meisten alten Häuser wurden abgerissen.
Das Haus war erst 1963 wieder bewohnbar nach vorbildlicher Restaurierung
und Ergänzung durch den jetzigen Besitzer Pelnöcker. Portal mit Maskenrelief
am Keilstein und Jahreszahl 1670. Es gab alte Sgraffitoreste, die aber bei
der Fassadengestaltung nicht berücksichtigt wurden. Die jetzige Fassade mit
Delphinfries und auch hofseitigen Verzierungen frei nach traditionellen Motiven
komponiert.
Quellen: Persönliche Auskunft der Besitzer.
Ruine Starhemberg (NÖ / Gem. Piesting / Bez. Wiener Neustadt)
Die hoch über dem Tal gelegene imposante Ruine mit ihrer romanischen Rundkapelle
im Erdgeschoss des Bergfrieds zeigt an einigen Mauern noch Sgraffitoreste
(traufständiger Fries mit Spiralen und übereck gestellten kleinen Quadraten,
Fensterumrahmungen). Derzeit wegen Einsturzgefahr nicht zugänglich.
Quellen: 51
Burg Steyersberg (NÖ / Gem. Warth / Bez. Neunkirchen)
Erneuerte Sgraffito-Quaderung.
Quellen: 53, 102
Abb. 549: Weikersdorf am Steinfeld Nr. 31
430
Weikersdorf am Steinfeld (NÖ / Bez. Wiener Neustadt)
Haus Nr. 31 #
Ehemaliger Wirtschaftshof des Stiftes Rein, 1192 urkundlich erwähnt, renoviert
1975-81 von Editha und Franz Laferl. Am Flacherker neun übereinander liegende
Lagen des laufenden Hundes (die oberste und unterste jeweils etwas
schmäler). Sehr hübsches Objekt.
Quellen: 53, 64
Wien
Die meisten Objekte Wiens sind in den Vororten mit Weinbau zu finden.
Daneben überrascht das ehemalige Palais Coloredo im IV. Bezirk. In der Inneren
Stadt wurde beim Haus Kleeblattgasse 5 eine geritzte Fassade sehr schön
rekonstruiert. Beim Haus Stoß im Himmel 3 ist ein Teil einer bemalten Ritzquaderung
restauriert worden. Ebenfalls kein echtes Sgraffito, aber doch ein sehenswertes
Objekt (leider etwas vernachlässigt) ist das Haus Bloschgasse 3 im
Kahlenbergerdorf mit Quaderung, laufendem Hund und Jahreszahl 1617.
IV., Waaggasse 4 (Wieden)
Ehemaliges Palais Coloredo, im Kern 17. Jh. Im zweiten Hof waagrechter Fries
unter dem Dach, sowie Flächen unter und über den Fenstern mit Blatt-, Kreisund
geometrischen Motiven, sowie kleinen geflügelten Drachen. Interessantes
Objekt im Herzen Wiens. Restaurierung in jüngster Zeit. Durch Pflanzenbewuchs
etwas gefährdet.
Abb. 550: Wien IV., Waaggasse 4, sgraffitierte Flächen unter den Fenstern
XIX., Greinergasse 42 (Nussdorf)
Das Gebäude im Kern mittelalterlich. An den Ecken Quaderung, oben balustradenartige
Verzierung. Rest von Fresken, aber auch von einer offenbar flächendeckenden
Sgraffitoquaderung.
431
Abb. 551: Wien XIX., Greinergasse 42
XIX., Probusgasse 6 (Heiligenstadt)
Beethovenhaus, Haus des Heiligenstädter Testaments. Im Kern spätgotisch,
Umbauten im 16. und 18. Jh. Einfache Quaderreihen und Fensterumrahmungen.
XXIII., Ketzergasse 465 (Rodaun)
Ehemals herrschaftliche Taverne des Rodauner Schlosses. Jahreszahl 1577. Einfache
Eckquaderung. Unter dem Dach Rundbögen mit eingeschriebenen Blättern,
Fischgräten.
Quellen: 61, 62, 191, 193
Abb. 552: Wien XXIII., Ketzergasse 465, Eckquaderung
Wiener Neustadt (NÖ)
Mit Hauptplatz 14 und Neunkirchner Straße 19 besitzt Wiener Neustadt zwei
bedeutende Sgraffito-Häuser. Aber auch die nicht mehr vollständig erhaltene
ornamentale Fassade in der Domgasse verdient Beachtung.
Hauptplatz 14 ###
432
Großes Renaissancehaus mit gotischen Erdgeschosslauben. Ursprünglich gehörten
die Häuser Hauptplatz 14 und 15 zusammen. Der erste überlieferte Besitzer
ist der Bürgermeister Niklas Ottentaler um 1400. Die Sgraffiti offenbar 1584
unter dem Besitzer Bürgermeister Hans Roll entstanden, nach 1945 wieder entdeckt
und von Professor Weninger freigelegt. Schöne Scheinarchitektur über die
gesamte Fassade. Zwischen den Fenstern jeweils starke Säulen mit Kapitellen,
Basen, Sockel und Gesims. Jahreszahl 1584. Neben den Fenstern, die später offensichtlich
vergrößert wurden, senkrechte Bänder mit Blättern, Blüten und Kelchen,
oben immer eine Gesichtsmaske. An einer Stelle zwischen zwei Säulen
eine Teufelsmaske (?). Zwischen erstem und zweitem Stock schmaler Fries.
Zwischen zweitem und dritten Stock breiter Fries: Am Eck geflügelte Figur,
links und rechts von ihr jeweils ein Doppeladler. Außerdem Blüten, Blätter,
zwei Löwen flankieren das Wappen von Wiener Neustadt (Stadtmauer mit Tor
und zwei Türmen), zwei Fahnenträger (der eine trägt eine Fahne mit dem Wiener
Neustädter Wappen, der andere eine Fahne mit Halbmond und Stern, dem
Wappen des Bürgermeisters Hans Roll. Der linke hält außerdem ein kleines
Schild mit den Initialen VD – könnte der Künstler sein). Auch ein kleiner Hund
ist zu sehen. Der Fries unter dem Dach so gut wie zerstört. In der Wiener Straße
älterer gotischer Lilienfries (wahrscheinlich die ursprüngliche Höhe des Hauses
markierend). Am Eck Drachenrelief. Außerdem Sonnenuhr mit Wappen von
Wiener Neustadt und Jahreszahl 1578 (nicht in Sgraffito).
Abb. 553 und 554: Wiener Neustadt, Hauptplatz 14, Fries mit Fahnenträger;
Fries mit Doppeladler und Wappen von Wiener Neustadt flankiert von Löwen
433
Abb. 555: Wiener Neustadt, Hauptplatz 14, sgraffitierte Säulen und vegetabile Bänder
Domplatz 20
Als Rest einer älteren Fassadierung nur mehr ein Lilienfragment zu sehen.
Möglicherweise kein echtes Sgraffito.
Domgasse 4 #
Von einer wohl einst die ganze Fläche überspannenden Sgraffitierung (vor
1550) ein relativ großes zusammenhängendes Stück erhalten. Bei genauerer Betrachtung
erkennt man dreidimensional geschichtete Würfel (sogenanntes Retikulatmuster,
das schon in der Antike zu finden ist. Siehe auch Hadersdorf am
Kamp). Nach 1922 wieder entdeckt und freigelegt.
Abb. 556: Wiener Neustadt, Domgasse 4: Sgraffitofragment
Neunkirchner Straße 19 ###
Traufständiges zweigeschossiges Haus mit erhaltenem gotischem Fenster. Ursprünglich
adeliges Freihaus der Familie Ungnad-Weißenwolf. Grundlegende
Veränderungen 1584, ab 1603 im Besitz der Familie Windisch-Grätz.
Um die Fenster des ersten Stocks umrahmender Fries mit verschiedenartigsten
Motiven. Das gleiche um die Öffnungen des Erdgeschosses (nur teilweise erhalten)
und senkrecht an der linken Hauskante (fragmentarisch). Meerjungfrauen,
434
Figur, die den Arm hebt, Rhomben mit eingeschriebenen Blättern (ähnlich in
den Eisenwurzen zu finden), kreuzförmige Blätter, Fabelwesen, die Ringe halten,
Frau, die in den Spiegel schaut, kämpfende Figur. Diese Motive wiederholen
sich in verschiedenen Anordnungen und Reihenfolgen. Im Erdgeschoss
Blattformationen, in denen Delphine zu finden sind. Größere und kleinere Figuren
mit Pluderhosen. Um das Portal Jahreszahl 1584. Links nackte weibliche
Figur mit Apfel (Eva?), rechts männliche Figur mit Hellebarde, schöne Blätterranken
mit Blüten. Drachen, Löwen, Wellenband, Kreis- und Halbkreismotive.
Die Sgraffiti um 1938 wieder entdeckt und durch Fritz Weninger freigelegt.
Letzte Restaurierung wie an der Fassade verewigt 1980 durch A. Weiss. Auch
wenn hier offenbar nicht alles originalgetreu restauriert wurde (?) stellt diese
Fassade eine ungemein wertvolle Bereicherung der österreichischen Sgraffitolandschaft
dar.
Abb. 557: Wiener Neustadt, Neunkirchnerstraße 19, Fensterumrahmungen
Abb. 558: Wiener Neustadt, Neunkirchnerstraße 19, Portal mit sgraffitierter Umrahmung
435
Abb. 559: Wiener Neustadt, Neunkirchnerstraße 19, Fensterumrahmung
Abb. 560: Wiener Neustadt, Neunkirchnerstraße 19, Detail der Portalumrahmung
Friedrichsgasse 5
Leider nur mehr kleiner Rest eines offenbar einstmals ungewöhnlichen Sgraffitobandes.
Eine kleine kindliche (?) Figur mit vegetabilischen Verzierungen noch
zu erkennen. Darunter Reste eines zweizeiligen lateinischen Spruchbandes:
…VOCE D…/…AVC D.
Quellen: 12, 51, 53, 71, 89, 142, 146, 222, 230
436
Abb. 561: Wiener Neustadt, Friedrichgasse 5,
Zwölfaxing (NÖ / Bez. Wien-Umgebung)
Stöcklstraße 3 #
„Altes Schloss“, in einem Park gelegen, nicht öffentlich zugänglich. Baukern 16.
Jahrhundert, teilweise verändert. An der Ostfassade ein kurvig-geometrisches
Sgraffitoband zwischen den Geschossen, sehr schön restauriert. Ein identisches
Band war auch an der Westseite (hofseitig) zu finden, wurde aber durch den
Einbau einer elektrischen Leitung zerstört.
Quellen: 53, Auskunft des Besitzers
Abb. 562: Zwölfaxing, Stöcklstraße 3, Fries
437
Der Westen mit Blick in das Engadin
Die Länder Salzburg (ohne Lungau), Tirol und Vorarlberg
Diese Länder gehören nach Christian Klemm zur „Freskozone“, haben also mit
geringen Ausnahmen keine Sgraffiti aufzuweisen. Warum am Verbreitungsweg
der Sgraffitokunst vom Engadin in den Norden diese Länder ausgespart blieben,
erscheint ein wenig rätselhaft. Nur mit dem hier stets streng katholischen Glaubensbekenntnis
allein lässt es sich gewiss nicht erklären. War man hier mit der
Bemalung der Häuser so vertraut und zufrieden, dass eine neue Technik einfach
keine Chance erhielt (- traditionsbewusste Sturheit der Tiroler)? Im Land Salzburg
finden wir (neben den früher erwähnten Objekten im Lungau) noch Reste
einer eingeritzten Quaderung am Schloss Urstein in Puch bei Hallein. Das im
Dehio beschriebene Sgraffito am Haus Strobl 4 (heute Heimatmuseum) war
immer bloß Malerei. Im untersten Inntal ist wenigstens bei zwei Objekten der
Einfluss des Engadins spürbar. Schloss Ambras bildet die Ausnahme, doch ist
auch hier der Innenhof mit Grisaille-Malereien geschmückt. Sgraffiti beschränken
sich auf einfache Quaderungen an den Außenfassaden. In Südtirol, das hier
nicht näher besprochen wird, gibt es nur eine handvoll Sgraffiti westlich von
Bozen und zwar den Ansitz Zinnenberg aus dem 17. Jh. in der Gemeinde St.
Pauls-Eppan (mit Diamantquaderung, Balustrade und Rautenstab), den Hof
Obermair in Tschirland aus dem 16. Jh. (Gemeinde Naturns) und das Haus
Tartsch Nr. 6 von 1599 (Gemeinde Mals).
Auch in Vorarlberg sind Sgraffiti eine Seltenheit. In Bregenz existieren
neben einigen modernen Objekten zwei die Renaissance nochmals herauf beschwörende
Sgraffiti des 19. Jahrhunderts, nämlich Kirchstraße 8 (Gasthof Hirschen,
im Baukern aus dem 16. Jahrhundert) und Wolfeggstraße 13a (ehemaliges
Gartenhaus). Daneben gibt es im Montafon geringe alte Bestände im bäuerlichen
Bereich.
Bartholomäberg (Vorarlberg / Bez. Bludenz)
Haus Nr. 189 in Lutt
„Mauerteil mit Sgraffitoquaderung.“
Innsbruck (Tirol)
Schloss Ambras
Die mittelalterliche Anlage wurde im 16. Jahrhundert durch Kaiser Maximilian
I. und Erzherzog Ferdinand II. gründlich umgebaut. Die Arbeiten am Hochschloss
waren 1566 abgeschlossen. Die Grisaille-Bemalung des Innenhofes (von
Heinrich Teufel 1567/68) zeigt alles, was auch ein figurales Sgraffitohaus bieten
kann und lässt wie auch die äquivalenten Sgraffitohäuser die architektonische
Gliederung unberücksichtigt. Die Themen sind Szenen aus dem Alten Testament
und aus der Antike, Allegorien der Künste und Tugenden, Darstellungen der
Jahreszeiten (nach Stichen des Virgil Solis), sowie Rittergestalten. Die Sgraffi438
toquaderung der Außenfassade wurde 1975 angebracht, da sie dem Zustand unter
Ferdinand II. wohl am nächsten kommt. Während die Diamantquader und
Scheinpilaster am spanischen Saal ebenfalls Grisaille sind, zeigen die unteren
Nebengebäude sowie zwei Wehrtürme wohl noch die originale einfache Sgraffitoquaderung.
Nauders (Tirol / Bez. Landeck)
Haus Nr. 135 #
Sgraffiti am rechten Hausteil. Um das Tor diamantähnlicher Fries, sowie Sonnen-
und Dreiecksmotive. Um die Fenster Schlingenbänder, Kugelbesatz und
Kreuze (alles sehr klein). An der rechten Hauskante vegetabilische Verzierungen.
Unter dem Dach ein Fries aus Elementen, die an Telefonhörer erinnern.
Abb. 563: Nauders Nr. 135, Fries am Portal
Pfunds (Tirol / Bez. Landeck)
Haus Nr. 12
Man erkennt spärliche Reste einer flächigen Quaderung.
Röns (Vorarlberg / Bez. Feldkirch)
Rönsberg Nr. 10
„Eckquaderung in Sgraffitotechnik.“
St. Gallenkirch (Vorarlberg / Bez. Bludenz)
Gortipohl Nr. 19/20
439
Paarhof, im Kern wohl 16. Jahrhundert, auch wenn der Hausspruch 1710 datiert
ist. Der südliche Hausteil aus Holz, der nördliche gemauert. An diesem Eckquaderung
und laufender Hund. Außerdem barockes Marienfresko. Das Gebäude
soll demnächst restauriert werden. Ein Waschhaus und ein Bildstock komplettieren
das Ensemble.
Gortipohl Nr. 40
Überputzte Sgraffiti.
Gortipohl Nr. 64
„Sgraffitomalerei an den Kanten.“
Quellen: 12, 25, 56, 58, 59, 82, 145, 156, 212, 249, Auskunft des Bundesdenkmalamtes Vorarlberg,
Auskunft im Aberseer Heimathaus
Das Engadin
Das Engadin, das geographisch ebenso wie das Münstertal nach Tirol offen ist
(die restliche Schweiz ist nur über hohe Pässe zu erreichen), war lange Zeit ein
heiß umkämpftes Gebiet. Erst 1499 siegten die drei Bünde an der Calven endgültig
über die Österreicher. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es dann
unter Baldiron 1621 bis 1623 eine Strafexpedition in das Engadin mit großen
Zerstörungen.
Schon bevor sich das Sgraffito im Engadin ausbreiten konnte, wurden die
Häuser verziert und zwar mit Rötelbemalung. Die Motive wurden später beibehalten,
bzw. durch italienische Einflüsse bereichert. Zu laufendem Hund und
Eierstab kamen jetzt noch Palmetten, Blumensträuße und Ähnliches. Relativ
häufig sind einzelne Figuren an Engadiner Häusern zu finden. Es gibt praktisch
in jedem Ort Sgraffitohäuser; die gut erhaltenen Ortskerne in der herrlichen alpinen
Landschaft sind eine Augenweide. Der bekannteste und wohl auch an
Sgraffiti reichste Ort ist Guarda, aber auch Ardez, Sent, Zernez und Zuoz verdienen
hervorgehoben zu werden.
Quellen: 122, 135, 145
440
441
Abb. 564-568: Sgraffitohäuser aus Guarda im Engadin
442
Appendix: Kartenskizzen zu den behandelten Regionen
Skizze 1: Mühlviertel
443
Skizze 2: Wald- und Weinviertel
444
Skizze 3: Entlang der Donau
445
Skizze 4: Eisenwurzen
446
Skizze 5: Restliches Oberösterreich
447
Skizze 6: Der Süden
448
Skizze 7: Der Osten
449
Glossar
Akanthus Distelart mit gefiederten Blättern, griech. = Stachel
Allegorie bildliche Veranschaulichung von Begriffen, die an sich unanschaulich sind
Ambo Lesebühne, eventuell mit hölzerner Einfassung
Architrav Der auf den Säulen waagrecht liegende Hauptbalken
Arkade Bogen, der auf Pfeilern oder Säulen ruht
Astragal Halbrunder, perlschnurartiger Stab – oft als Grenzlinie zwischen Bau- und Ornamentgliedern
Attika geschlossene Wand über dem Hauptgesims, die den Zweck hat, das Dach zu verdecken
Bacchus Gott des Weines, griechisch Dionysos
Bagstein Kugel an Prangersäulen, die dem Delinquenten um den Hals gehängt wurde
Barbakane meist rundes Vorwerk, das den Angriff auf das Tor auffangen sollte
Barock (italienisch barocco = Perle) Stilrichtung im 17. und 18. Jahrhundert
biblia pauperum bedeutet Bibel der Armen – man versteht darunter die gemalte Darstellung
biblischer Szenen für das Volk, das nicht lesen konnte.
Blendarkade arkadenförmige Gliederung einer Wand, ohne dass diese geöffnet wird
Bukranion die an Tieropfer erinnernde Nachbildung eines Ochsenschädels – in der Renaissance
als Fries mit verbindenden Girlanden
Centaur Wesen, das halb Mensch und halb Pferd ist
Cinquecento 16. Jahrhundert, steht für die Hochrenaissance
Dachbödelaufzug an einem kleinen Dacherker verankerter Aufzug
Dreipass Maßwerkform aus drei ineinander greifenden Kreisen
Evangelistensymbole Mensch für Matthäus, Löwe für Markus, Stier für Lukas, Adler für
Johannes
Faun Wald- und Flurgott, dem griechischen Pan vergleichbar
Fries streifenartiges Feld zum Abschluss, zur Gliederung und zum Schmuck einer Wand
Galathea wurde von Polyphem, einem riesigen Zyklopen umworben, wies ihn aber zurück
Genie Schutzgottheit, meist mit Flügeln dargestellt
Gesims aus der Mauer hervortretender waagrechter Streifen
Gesprenge oberster Teil eines gotischen Flügelaltars
Gewände die durch den Einschnitt eines Portals in die Mauer entstehenden Schnittflächen
Gnadenstuhl Dreifaltigkeitsdarstellung: Gottvater hält zwischen seinen Knien den Gekreuzigten,
darüber, seltener darunter, die Taube des Heiligen Geistes
Gotik Stilrichtung, in Österreich von etwa 1200 bis 1550
Grätzel Häusergruppe in der Mitte eines Platzes
Groteske Ornamentmotiv, bestehend aus Rankenwerk, in das menschliche und tierische Wesen,
Früchte, Blumen, Trophäen und dgl. eingefügt sind.
Hackenschmiede Schmiede, in der Beile und Messer hergestellt werden
Hellas Name für das antike Griechenland
Heraldik Wappenkunde
450
Holzschnitt Schneiden einer Zeichnung aus einer Holzplatte zum Zweck des Abdrucks auf
Papier
Horaz römischer Dichter
Humanismus wissenschaftliche Bewegung der Renaissance – Neugestaltung des Lebens
durch Forschung, künstlerische Daseinserhöhung und Kult des Schönen
Hundszahnornament Zierfries aus pyramidenförmigen Gebilden, über die mitunter ein Vierblatt
gelegt ist
Hyperbel zweiästige geometrische Kurve, bei der die Differenz der Abstände eines Kurvenpunktes
von zwei festen Punkten konstant ist
Hyroglyphen Schriftzeichen im alten Ägypten
Initienkapelle Initienkapellen dienten zur Abhaltung von Prozessionen zwischen Fronleichnam
und dem 15. August. Bei jeder Station wurde der Anfang (= lat. initium) eines
Evangeliums verkündet. Der Brauch wurde bis etwa 1960 gepflegt und dürfte auf die
Oststeiermark begrenzt gewesen sein. Initienkapellen findet man heute noch u.a. in
Gutenberg, Kirchbach, Miesenbach, Neudau, Passail, St. Stefan, Stanz, Vorau und
Wenigzell. (Auskunft von Pfarrer Heil aus Passail).
Ionisierendes Kapitell ein ionisches Kapitell nachahmend
Käfigpranger gefängniszellenartiger Pranger
kanneliert mit Rillen versehen, die in Schaftrichtung verlaufen
Kapitell oberster, plastisch ausladender Teil einer Säule, eines Pfeilers oder Pilasters
Karner Gebeinhaus, im Mittelalter fast immer zweigeschossig
Kartusche Zierrahmen
Keilstein höchstgelegener Stein eines Gewölbebogens
Kentaur Griechisches Fabelwesen, halb Mensch und halb Pferd
Kompositkapitell Kombination eines ionischen mit einem korinthischen Kapitell
konkav Kreislinie, einen Hohlraum bildend
konvex Kreislinie, eine Ausbuchtung bildend
konzentrisch mit dem gleichen Mittelpunkt
Kupferstich Zeichnung wird in eine Kupferplatte gegraben, die dann eingefärbt und auf Papier
gedruckt wird
Kyma Zierleiste aus stilisierten Blattformen
Lüftlmalerei Außenmalerei – Bezeichnung kam nach 1750 auf
Mäander rechtwinkelig gebrochenes Ornamentband, das seinen Namen von dem viele Windungen
bildenden kleinasiatischen Fluss Maiandros erhielt
Malteserkreuz die breiten Enden der Kreuzarme laufen in der Mitte spitz zusammen
Mandorla „Mandelglorie“ – mandelförmiger Heiligenschein, der meist Christus umgibt
Maßwerk Bauornament der Gotik, das gleichsam mit dem Zirkel konstruiert ist
Mittelrisalit ein in der Mitte eines Gebäudes in seiner ganzen Höhe hervortretender Gebäudeteil
Nereiden Die fünfzig Töchter des Meeresgottes Nereus – nixenartige Wesen
Ninive Stadt in Assyrien, Regierungssitz des Königs Assurbanipal
Niobe hatte sieben Söhne und sieben Töchter und verspottete die Göttin Leto, weil diese nur
zwei Kinder (Apollo und Artemis) hatte. Daraufhin wurden die sieben Söhne von
Apollo und die sieben Töchter von Artemis getötet, um die Schmach ihrer Mutter zu
rächen. Niobe erstarrte zu Stein.
Ochsenauge kleines rundes oder ovales Fenster in einem Giebel
Palmette vegetabilisches Ornament mit fächerförmig sich auseinanderlegenden Blättern, die
sich streng symmetrisch zu einer Mittelsenkrechten ordnen
Pentagramm Fünfstern, unheilabwehrendes Symbol
Pilaster aus der Wand mehr oder weniger flach hervortretender Pfeiler
Pinienzapfen zapfenähnliches, bekrönendes Bauglied – antikes Fruchtbarkeitssymbol
451
polychrom vielfarbig
Poseidon griechischer Gott des Meeres
Putto kleiner nackter Knabe mit oder ohne Flügel
Quattrocento 15. Jahrhundert, steht für die Frührenaissance
Renaissance Stilrichtung zwischen Gotik und Barock
Rhombus = Raute Viereck mit je zwei parallelen Seiten
Rieselputz ein aus Kalkmörtel aufgerieselter und getünchter kleinkörniger Kies
Rollwerk Ornament, das an seinen Enden oder Rändern plastisch aufgerollt und die Fläche
zu verlassen scheint
Romanik Stilepoche, in Österreich von 1000 bis 1250
Rosette Ornament, das die Form einer runden Blüte nachbildet oder andeutet
Rötel Mischung aus Eisenocker und Ton, zu sehr weich arbeitenden Zeichenstiften ausgeformt
Satyr liebeslüsterne Begleiter des Dionysos mit Bocksohren, behuften Beinen und zottiger
Behaarung
Schandmännchen meist an Hausecken angebrachte kleine Figur, unter die sich Delinquenten
zur Verspottung stellen mussten
Schlacht am ponte Milvio am 28. Okt. 312 besiegte Konstantin I. seinen Rivalen Maxentius
und wurde dadurch weströmischer Kaiser
Schwalbenschwanzzinne Zinne, bei der zwei Viertelkreise einander berühren
Schwibbogen verbindender Bogen ohne stützende Aufgabe, unter dem man hindurchgeht
Spionfensterchen kleines schräg angebrachtes Fenster
Stab Aneinanderreihung vieler Exemplare einer bestimmten Schmuckform (Perlstab, auch
Perlenschnur oder Astragal genannt, Eierstab, auch Kymation genannt etc.)
Stilisierung Umbildung eines Naturgegenstandes ganz im Bezirk der Formen
Stuck Masse aus Gips, Kalk und Sand, die sich gut formen lässt und rasch erstarrt
Taustab Stab mit T-förmigem Kopfteil (vom griechischen Buchstaben tau)
Torso Figur ohne Gliedmaßen (bewusst weggelassen)
Traufe Leiste unter dem Dach
Travertin gleichkörniger, geschichteter, poriger Sedimentit
Treppengiebel Giebel mit stufenförmigen Seiten
Triton Sohn des Poseidon – Mann mit Fischschwanz
vegetabilisch pflanzlich, aus der Vegetation kommend
Vierpass gotische Maßwerkform, bei der vier Kreise ineinander greifen
Volute doppelt gerolltes Ornament
vorkragend vorspringend und auf Konsolen ruhend
Wurzel Jesse Darstellung des Stammbaumes Christi nach Jesajas 11,1. Jesse liegt auf dem
Boden und aus ihm wächst ein Baum, in dessen Geäst die wichtigsten Vorfahren
Christi abgebildet sind
Zahnschnitt Zinnen- oder zahnartiger ornamentaler Fries
Zimmermannsrosette aus Zirkelschlagornamenten gebildete Rosette
Zirkelschlagornament Ornament, das wie mit dem Zirkel konstruiert ist
Zwickel sphärisches Dreieck zwischen Gewölberippen oder Arkadenbögen
452
Alphabetisches Verzeichnis der Orte mit bestehenden Objekten
Absdorf (223), Admont (262), Adriach (389), Aggsbach (224), Schloss Aich (186), Alberndorf
in der Riedmark (186), Allentsteig (190), Altenhofen (265), Altenmarkt bei St. Gallen
(265), Althofen (82, 364), Altmünster (345), Burg Altpernstein (347), Amstetten (267), Anger
(390), Apriach (364), Arbing (225), Ardagger (225), Ardning (267), Aspang (406), Asparn
(213)
Bad Aussee (267), Bad Goisern (348), Bad Leonfelden (187), Bad Radkersburg (391), Baden
(406), Bärndorf (268), Bartholomäberg (437), Berg (348), Breitenbrunn (407), Breiteneich
(190), Bruck an der Leitha (409)
Burg Clam (189)
Deinzendorf (213), Dietach (126), Dietersdorf (225), Dirnbach (269), Drasendorf (365),
Schloss Drauhofen (365), Drosendorf (192), Dürnstein (226)
Eferding (228), Egelsee (228), Egenstein (348), Eggenburg (87, 98, 193), Eisenberg (195),
Eisenerz (270), Eisenstadt (410), Emmersdorf (229), Burg Engelstein (196), Enghagen (229),
Enns (229), Enzing (349), Ernstbrunn (80)
Falkenstein (213), Feistritz an der Drau (366), Feistritz am Wechsel (410), Forchtenstein
(410), Freistadt (187), Fresach (366), Friesach (367), Frohnleiten (392), Fürstenfeld (393),
Furth (230)
Gaaden (411), Gaisberg (367), Gansbach (230), Gars (196), Garsten (272), Gilgenberg (197),
Gleinstätten (393), Gmünd (100, 198), Gmunden (350), Göllersdorf (214), Göstling an der
Ybbs (273), Gratkorn (394), Graz (105, 394), Grein (231), Gresten (280), Groß (214), Großraming
(280), Großreifling (281), Großsölk (284), Grundlsee (284), Gumpoldskirchen (411),
Guntersdorf (214), Guntramsdorf (412), Gurk (368), Gut am Steg (231), Gutenberg (398),
Gutenstein (412)
Stadt Haag (284), Hadersdorf am Kamp (231), Hafning (285), Haiding (350), Schloss Hallegg
(368), Hallweg (285), Hardegg (200), Hart ob Steuerberg (369), Hartberg (398), Haslach an
der Mühl (188), Haus im Ennstal (286), Hausenbach (234), Herzogenburg (234), Himmelberg
(370), Hochosterwitz (371), Hohenstein (372), Hollabrunn (215), Horn (110, 200), Hueb
(351)
Innerstein (188), Innsbruck (437)
Kanin (372), Kapfenberg (399), Karlstein (202), Katzelsdorf (413), Kematen an der Krems
(351), Kerschdorf (372), Kilb (286), Kirchberg am Wechsel (413), Klachau (286), Klagenfurt
(372), Kleinberg (374), Kleinraming (287), Klement (215), Klosterneuburg (414), Köfering
(235), Köstendorf (374), Kranichberg (415), Kreisbach (287), Krems (122, 134, 236),
Kremsmünster (351), Kronstorf (351), Krottendorf (352), Krumbach (416)
453
Landl (287), Langenlois (139, 242), Lanzenkirchen (416), Lassing (288), Lederau (352),
Schloss Leiben (202), Leobersdorf (416), Leonstein (289), Ruine Lichtenfels (202), Lilienfeld
(290), Linz (243), Losenstein (291), Lunz (291)
Maigen (203), Mannersdorf (418), Maria Enzersdorf (418), Maria Neustift (294), Schloss
Marsbach (189), Mautern, NÖ (244), Mautern, Stmk (295), Mauternbach (245), Mauterndorf
(387), Mauthausen (246), Messern (203), Mistelbach (215), Mitterarnsdorf (246), Möderndorf
(352), Mödling (419), Moidrams (204), Moos (375), Schloss Moosheim (295), Mooswald
(375), Mosern (375), Mühldorf (247), Murau (399)
Nauders (438), Neuberg an der Mürz (399), Neuhofen an der Krems (126), Neukirchen an der
Wild (204), Neunkirchen (422), Niederbrunnern (353), Niederdorf (375), Niederneukirchen
(355), Nötsch (376)
Oberfladnitz (399), Oberhöflein (204), Oberschlierbach (355), Ollersbach (247), Opponitz
(296)
Pack (400), Paternion (376), Perchtoldsdorf (424), Pergern (296), Persenbeug (247), Pfaffstätten
(424), Pfannhof (377), Pfunds (438), Piberstein (189), Pichlern (355), Plaika (296),
Plankenberg (248), Pöggstall (205), Pottendorf (425), Pottenstein (425), Pottschach (426),
Poysdorf (215), Prigglitz (427), Pulkau (216), Purbach (427), Pürgg (296), Purgstall (296)
Burg Rabenstein (401), Rappottenstein (206), Rastenberg (207), Rastenfeld (208), Ratschenhof
(208), Ratzenegg (377), Reichenau an der Rax (427), Reinsberg (297), Retz (147, 216),
Riegersburg (401), Rohr (356), Rohrbach (297), Röns (438), Rosegg (377), Rossatz (248),
Rust (427)
Sagritz (377), St. Donat (377), St. Gallen (297), St. Gallenkirch (438), St. Georgen (428),
St. Georgen am Reith (298), St. Lambrecht (402), St. Leonhard bei Pucking (356), St. Margarethen
(378), St. Marien (356), St. Martin im Granitztal (378), St. Martin am Silberberg (379),
St. Michael in der Wachau (250), St. Paul (379), St. Peter in der Au (299), 299), Salvator
(380), St. Veit in der Gegend (402), St. Veit an der Glan (380), St. Wolfgang (357), Saraberg
(382), Schachadorf (358), Schaumberg (300), Scheibbs (301), Schiedlberg (127), Schlierbach
(358), Schmaritzen (382), Schrattenberg (217), Schwallenbach (250), Schwamming (302),
Schwanenstadt (359), Seefeld (217), Seisenegg (251), Semriach (402), Senftenberg (251),
Sipbachzell (359), Sittendorf (253), Sommerein (429), Sonnberg (218), Sörg (383), Spielberg
(254), Spitz (254), Stainach (303), Stainz (403), Ruine Starhemberg (429), Steinakirchen am
Forst (303), Steinbach an der Steyr (303), Burg Steyersberg (429), Steyr (315), Stobitzen
(384), Stockern (208), Strass (255), Stratzing (256), Burg Strechau (306), Stubegg (403),
Stübing (403)
Ternberg (307), Thalheim (256), Thaya (209), Thurnhof (384), Tiffen (384), Totzenbach
(256), Traismauer (257), Traunkirchen (360)
Unserfrau (209), Unterlaussa (309), Unterloiben (257), Urtl (161)
Viehofen (258), Viktring (385)
Waidhofen an der Thaya (210), Waidhofen an der Ybbs (309), Wagram (258), Schloss Waldenfels
(189), Waldneukirchen (360), Waldstein (404), Wartberg ob der Aist (189), Wartberg
454
an der Krems (127), Weikersdorf am Steinfeld (430), Weikertschlag (211), Weisching (258),
Weißberg (385), Weißenkirchen (258), Weißkirchen an der Traun (361), Weitersfeld (211),
Weitra (163, 169, 170, 171, 174, 212), Wels (361), Weyer an der Enns (310), Wien (430),
Wiener Neustadt (431), Windischgarsten (313), Winklern bei Oberwölz (404), Wolfern (127),
Wolfgangstein (363), Wörschach (314), Wösendorf (260), Wullersdorf (218)
Ybbs (261), Ybbsitz (314)
Zauchen (385), Zell an der Ybbs (315), Zwettl (176, 212), Zwölfaxing (436)
455
Literaturverzeichnis
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11. Peter Baldass–Rupert Feuchtmüller–Wilhelm Mrasek: Renaissance in Österreich, Wien
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13. Max Bendel: Tobias Stimmer, Leben und Werke, Zürich-Berlin 1993
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20. Günter Biermann: Ein bemerkenswerter Speicher am Sörgerberg, St.Veit, 1982
21. Herwig Birklbauer–Wolfgang Katzenschlager: 800 Jahre Weitra, Weitra 1983
22. Gertrud Blaschitz: Die männlichen und weiblichen Lebensalter-Darstellungen auf der
Fassade des Retzer Sgraffitohauses, in: Epigraphik 2000, Wien 2005
23. Gustav Brachmann: Bäuerlicher Kratzputz im Mühlviertel, in: Heimatland, Linz 1956
24. Christian Brandstätter: Das ist Österreich, ein ganzes Land in Bildern, Wien 1985
25. Hans Brandstetter: Eggenburg, Geschichte und Kultur, Wien 1986
26. Bruno Brehm–Hansgeorg Loebel: Sudetenland, unvergessene Heimat, Würzburg o. J.
27. Walter Brunner und Erich Renhart: Steirische Kalvarienberge, Graz 1990
28. Mario Bucci und Raffaelo Benini: Palazzo di Firenze, Quartiere di San Spirito, Florenz
1973
29. Bertram Buchmann: Burgen u. Schlösser in NÖ, zw. Gföhl, Ottenstein u. Grafenegg, St.
Pölten 1990
30. Helmut Burkhardt et al.: Das große Bibellexikon, Wuppertal 1987
31. Horst Büttnert – Günter Meißner: Bürgerhäuser in Europa, Stuttgart 1981
32. Rudolf Büttner: Burgen und Schlösser im Dunkelsteiner Wald, Wien 1983
33. Rudolf Büttner: Burgen und Schlösser zwischen Greifenstein und St. Pölten, Wien 1969
456
34. Rudolf Büttner: Burgen und Schlösser zwischen Ybbs und Enns, Wien 1979
34A. Rudolf Büttner: Burgen und Schlösser vom Marchfeld bis Falkenstein, St. Pölten 1982
35. Guido Carrai: Un altra sorta di pittura. Il periodo d’oro e la fortuna del graffito in Boemia,
in: eSamizdat 2009 (http://www.esamizdat.it/gosti/carrai1.htm)
36. Gertrude Celedin, Wiltraud Resch: Kulturführer Graz, Wien 2003
37. Felix Czeike: II Leopoldstadt, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1980
38. Felix Czeike: IV Wieden, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1979
39. Felix Czeike: VI Mariahilf, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1981
40. Felix Czeike: VIII Josefstadt, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1980
41. Felix Czeike: IX Alsergrund, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1979
42. Felix Czeike: XI Simmering, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1980
43. Felix Czeike: XIII Hietzing, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1982
44. Felix Czeike: XIV Penzing, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1979
45. Felix Czeike: XV Rudolfsheim-Fünfhaus, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1980
46. Felix Czeike: XVI Ottakring, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1981
47. Felix Czeike: XX Brigittenau, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1981
48. Dehio-Burgenland, Wien 1976
49. Dehio-Graz, Wien 1979
50. Dehio-Kärnten, Wien 1976 und 2001
51. Dehio-Niederösterreich, Wien 1955
52. Dehio-Niederösterreich nördlich der Donau, Wien 1990
53. Dehio-Niederösterreich südlich der Donau, Horn 2003
54. Dehio-Oberösterreich, Wien 1958
55. Dehio-Oberösterreich, Mühlviertel, Horn 2003
56. Dehio-Salzburg, Wien 1986
57. Dehio-Steiermark, Wien 1982
58. Dehio-Tirol, Wien 1980
59. Dehio-Vorarlberg, Wien 1983
60. Dehio-Wien II – IX und XX, Wien 1993
61. Dehio-Wien X-XIX und XXI-XXIII, Wien 1996
62. Dehio-Wien I. Bezirk, Horn 2003
62A. Dehio-Linz, Horn 2009
63. Otto Demus: Das Riederhaus in Althofen, Deutsche Kunst- und Denkmalpflege, 1931, S.
69, 1934, S 202 und 1936, S 306
64. Denkmalpflege in Niederösterreich, Heft 9, 14, 17, 18, 21, 22, 36, 37, 38, 39, 40
65. Otto Erich Deutsch: Die Vorlagen der Retzer Sgraffiti, in: Josef Stroygowski-Festschrift,
Klagenfurt 1932
66. Otto Erich Deutsch: Das Sgraffitohaus in Retz, in: Die Denkmalpflege (Sonderdruck), Jg.
VIII, Heft 4/5, 1933
67. Otto Erich Deutsch: Das Riesenbilderbogenhaus in Retz, in: Bergland,17. Jg., Heft
11,1935
68. Manuela Dickinger et al: Eine Reise durch Raum und Zeit, Burg Altpernstein,1988
69. Gunter Dimt: Die gemauerten Kastenspeicher im oberen Ybbstal, in: Waidhofener Heimatblätter
Jg. 1, S 14ff, 1975
70. Gunter Dimt: Waidhofens Bürgerhäuser in schwarz-weiß, in: Waidhofener Heimatblätter
71. Dokumentation anlässlich der Restaurierung des Hauses Hauptplatz 14 in Wiener Neustadt
72. Richard Kurt Donin: Das Bürgerhaus der Renaissance in Niederdonau, Wien 1944
73. Gerhild und Herbert Dunkl: Paternion, Kulturführer, Villach o. J.
74. A. Dürr: Das sprechende Haus, Sonderbeilage in: Wiener Neueste Nachrichten, 5. Juni
1932
457
75. Fritz Dworschak: Die neu aufgedeckten Sgraffiti in Krems an der Donau, in: Zeitschrift
für Denkmalpflege, 3.Jg, 28/29, S 43-48
76. Herwig Ebner: Burgen und Schlösser im Ennstal und Murboden, Wien 1976
77. Friedrich Endl: Die Sgraffiti am städtischen Gebäude des k. k. Bezirksgerichtes in Horn
vom Jahre 1583, in: Mitteilungen der k.k. Central-Komission, NF XXVII (1901), S.
158-162
78. Wilhelm Ennsthaler: Ein Bildband der Stadt Steyr, Steyr 1974
79. Franz Eppel: Das Waldviertel, Salzburg 1969
80. Franz Eppel: Die Wachau, Salzburg 1968
81. Franz Eppel: Die Eisenwurzen, Salzburg 1968
82. Rupert Feuchtmüller: Kunst in Österreich, Wien 1972
83. Siegmund Feyerabend (Verleger): Biblische Figuren des Alten (und Neuwen) Testaments,
gantz künstlich gerissen. Durch den weltberümpten Vergilium Solis, Maler und Kunststecher
zu Nürnberg, Frankfurt am Main 1562
84. Udo Fischer: Wienerherberg, Geschichte einer Pfarre, Haugsdorf 1981
85. Gustav Forstner: Paternion, Beiträge zur Geschichte, Paternion o.J.
86. Emil Franzel: Städte im Sudetenland, Neu Ulm o. J.
87. Andrea Garen: Mucius Scaevola vor Porsenna, phil. Dissertation, Osnabrück 2003
88. Andreas Gattermann–Harry Kühnel–Benedikt Lethmayer: Restaurierung und Sanierung
des großen Sgraffitohauses in Krems, Althangasse 2, Krems 1991
89. Gertrude Gerhartl: Wiener Neustadt, NÖ Kulturführer, Wien 1983
90. Martin Gerlach: Volkstümliche Kunst II, Österreich-Ungarn, Wien o. J.
91. Girkinger- Heitzmann: Die Steyr, Landschaft und Menschen am Fluss, Linz 1991
92. Alexander Glück: 150 Jahre „amtlicher“ Denkmalschutz, in: NÖ-Perspektiven, Heft 1,
St. Pölten 2000
93. G. Goldbacher: Sgraffitoschmuck in Stadt und Land, Oberdonau- Zeitung 1943, Nr. 199
94. Josef v. Golitschek–Hans Lutsch: Schlesiens Kunstdenkmäler, Gütersloh 1985
95. Emmerich Gordon: Die Riegersburg in Geschichte, Kunstgeschichte und Sage, Graz 1968
96. Wilhelm Grabensberger–Alfred Seebacher-Mesaritsch: Altenmarkt an der Enns, Graz
1984
97. Erwin Grabinger: Bestandserhebungen von Sgraffitodekorationen in OÖ, unveröffentlichtes
Manuskript 1982
98. Kurt Grafschafter- Andreas Besold: St. Veit an der Glan, Stadtführer, St.Veit 2001
99. J. R. v Grienberger: Die Lungauer Kornspeicher, in: Österreichische Zeitschrift für
Volkskunde 9, 1903
100. Richard Groner: Wien, wie es war, Wien 1934
101. Gustav Gugenbauer: Zur Volkskunde Oberösterreichs, in: Mitteilungen des Staats-denkmalamtes,
Wien 1919
102. Sigrid Günther: Beiträge zur ornamentalen Sgraffitokunst in Österreich von ca. 1560-ca.
1760, phil. Dissertation, Graz 1989
103. Margarethe Gutterer: Flurdenkmäler in Kärnten, Wegkreuze und Bildstöcke, Klagenfurt
1991
104. Odilo Haberleitner–Hermann Brandauer: St. Gallen und das St. Gallener Tal, ein Kleinod
der Obersteiermark, Graz 1977
105. Hans Hakala: Stadt Zwettl – Niederösterreich, Sehenswürdigkeiten, Zwettl 1985
106. Peter Halm: Altdeutsche Kupferstiche, Frankfurt am Main o. J.
107. Siegfried Hartwagner: Kärnten- St. Veit, Salzburg 1977
108. Siegfried Hartwagner: Klagenfurt Stadt, Salzburg 1980
109. Siegfried Hartwagner: Prunkvolles Rathaus in St. Veit an der Glan, in: Kärnten, Klagenfurt
1965
110. Heimatbuch der Gemeinde Furth bei Göttweig, Bad Vöslau 1985
458
111. Petra Hoftichová: Slavonice, Prag 1997
112. Franz Hollwöger: Josef Fröhlich (1694-1757) aus Aussee, der Hofnarr Augusts des Starken,
in: Blätter für Heimatkunde, 23. Jg., Heft 1, Graz 1949
113. Franz Hollwöger: Die Steinmühle des Hofnarren Fröhlich, in: Der Ennstaler 1949
114. F. W. H. Hollstein: German engravings, etchings and woodcuts, ca. 1400-1700, Amsterdam
1954
115. Holzinger: Fresko und Sgraffito, Wien 1948
116. Reinhardt Hootz: Estland, Lettland, Litauen, Leipzig 1992
117. Reinhardt Hootz: Kunstdenkmäler in Ungarn, Budapest 1974
118. Reinhardt Hootz: Kunstdenkmäler in der Tschechoslovakei, Leipzig 1986
119. Joseph Frh. v. Hormayr: Taschenbuch für die vaterländische Geschichte, XXXIV, Wien
1845
120. Irmgard Hradecky: Antike Motive am Sgraffitohaus in Horn, Maturaarbeit, Horn 1991
121. Franz Hubmann: Heimliches Österreich, Wien 1975
122. Martin Hürlimann: Die Schweiz, Zürich 1953
123. Marzanna Jagiello-Kolaczyk: Sgraffito pod względem historycznym, technicznym, technologicznym
i artystycznym, in: Architectus 2003, Nr. 1-2 (13-14)
123A. Manfred Jasser und Peter Kenyeres: Schlösser und Burgen im Weinviertel, Mistelbach
1979
124. Nils Jensen / Gerhard. Trumler: Die schönsten Kirchen Österreichs, Wien 2005
125. Jerusalemer Bibel, Freiburg 1968
126. Petronella Kainzbauer: Symbole in Brauchtum und Volkskunst, Freistadt 1995
127. Ernst Kalt: Krems einst und jetzt, 1000 Jahre Stadtentwicklung, Krems 1995
128. Wolfgang Katzenschlager: Bürgerhäuser in Waldviertler Städten am Beginn der Neuzeit,
in: Zwischen Herren und Ackersleuten, Ausstellungskatalog, Horn 1990
129. Heinrich Kieweg: Ehemals prunkvolles Bauernhaus Forsthub, Steinbach/Steyr o. J.
130. Max Kisslinger: Alte Bauernherrlichkeit (Schriftreihe der OÖ Landesbaudirektion-Sonderband,
Denkmäler der Volkskultur aus OÖ, S 66f), Linz 1957
131. Fritz Klein: Das alte Traismauer, Traismauer 1983
132. Christian Klemm: Fassadenmalerei, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte, Bd.
7, Ziffer 73-84 (1981), Sp. 690 f.
133. Gertrude Klimesch: Beiträge zur Fassadenmalerei der Renaissance an Profanbauten in
Österreich, phil. Dissertation, Wien 1984
134. Ulrike Knall-Brskovsky: Historische Fassadendekorationen in NÖ, in: Denkmalpflege in
NÖ, Band 14, 1995
135. Knaurs Kulturführer, Schweiz, Zürich 1982
136. Konstanze Knittler: Sgraffitomalerei als Fassadenschmuck kleinstädtischer Bürgerhäuser
im nördlichen Niederösterreich, Diplomarbeit Universität Wien 2001
137. Walter Knoglinger: 500 Jahre Linz, Landeshauptstadt, Linz 1989
138. Albert Knoepfli–Oskar Emmenegger: Wandmalerei bis zum Ende des Mittelalters, in:
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139. A. Kny: Die alten Häuser am Hauptplatz (von Hollabrunn ), Hollabrunn o.J.
140. Wilfried Koch: Baustilkunde, München 1982
141. Margit Kohlert: Sgraffitofassaden nördlich der Alpen, in: Le facciate a sgraffito in Europa,
Spoleto 2001, S. 22
142. Manfred Koller: Fassaden – Die Gesichter der Baukunst in Stadt und Land, in: Denkmalpflege
in NÖ Band 14, 1995
143. Manfred Koller: Versuch über Rekonstruktion und Dekonstruktion in Denkmalpflege
und Restaurierung, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege LIX,
2005, Heft 1
459
144. Manfred Koller: Wandmalerei der Neuzeit, in: Reclams Handbuch der künstlerischen
Techniken II, Stuttgart 1990
145. Ulrich Könz: Sgraffito im Engadin und Bergell, Zürich 1977
146. Hans Koepf: Stadtbaukunst in Österreich, Salzburg 1972
147. Johann Kräftner: Bürgerhäuser, Wien 1984
148. Johann Kräftner: Österreichs Bauernhöfe, Innsbruck 1984
149. Johann Kräftner: Naive Architektur II, zur Ästhetik ländlichen Bauens in NÖ, St. Pölten
1987
150. Elisabeth Kraus-Kassegg: Chronik der Marktgemeinde Lunz am See, Scheibbs 1994
151. Jarmila Krčálová: Renesanční nástěnná malba v Čechách a na Moravé, in: Déjiny
českeho výtvarného uměni, Prag 1989
152. Peter Krenn: Die Oststeiermark, Salzburg 1981
153. Helmut Kretschmer: XVII Hernals, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1983
154. Helmut Kretschmer: XIX Döbling, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1982
155. Johann Kronbichler: Purgstall an der Erlauf, St. Pölten 1988
156. Stefan Krukenhauser: Verborgene Schönheit, Salzburg 1954
157. Harry Kühnel: Forschungen und Kunstgeschichte von Krems, in: Mitteilungen des
Kremser Stadtarchivs 3, 1963, S. 25
158. Harry Kühnel: Das große Sgraffitohaus, in: Paläste und Bürgerhäuser in Österreich, in:
Notring Jahrbuch 1970, S. 65
159. Harry Kühnel: Wohnen und Leben in niederösterreichischen Städten nördlich der Donau
1500-1650, in: Zwischen Herren und Ackersleuten, Ausstellungskatalog, Horn, 1990
160. Harry Kühnel–Franz Schönfellner: 1000 Jahre Krems, Wien 1995
161. Rolf Kultzen: Le casa romane con facciate graffiti e depinte, Kunstchronik, R.XIV, 1961
162. K. Lacher: Kunstbeiträge aus Steiermark, Blätter für Bau- u. Kunstgewerbe, Jg. 1,Heft 3,
1893
163. Ländlicher Kulturwanderweg in Hochreit / Göstling an der Ybbs, Broschüre 1998
164. M. Lejskova-Matyasova: Livische Figuren am Sgraffitohaus zu Weitra und ihre graphischen
Vorlagen, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege XXI,
Heft 2, Wien 1967
165. M. Lejskova-Matyasova: Schweizer graphische Vorlagen in der Renaissancekunst der
böhmischen Länder, in: Zeitschrift für Schweizer Architektur und Kunstgeschichte 27,
1970
166. Jan Lichner: Slowakei, Darmstadt 1979
167. Franz C. Lipp: Die materielle und geistige Kultur der OÖ Bauern um 1626, in: Katalog
„Der oberösterreichische Bauernkrieg 1626“, Linz 1976
168. Franz C. Lipp: OÖ Freilichtmuseum St.Florian-Samesleiten, München 1985
169. Wilfried Lipp: Sgraffitodekoration in Steyr, in: Oberösterreich Jg. 30, Heft 2,Linz 1980
170. Herbert Loskott: Hauszeichen und Hausinschriften im Bezirk Horn, in: Heimatkundliche
Nachrichten,1983, Folge 19
171. Renate Madritsch: Restaurierung eines Wachauerhauses in Schwallenbach Nr.28, in:
Denkmalpflege in NÖ, Band 11, 1992
172. Ernst Mayer: Geschichte des Marktes Ybbsitz, Ybbsitz 1928
173. Wolfgang Mayer: V Margarethen, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1982
174. Wolfgang Mayer: XII Meidling, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1982
175. Fritz Mayerhofer: Linz, OÖ Kulturführer, Wien 1984
176. A.Mell: Ein steirischer Bauernhof aus dem Beginne des 17. Jahrhunderts, in: Mitteilungen
der k. k. Centralkomission, Jg. 20, 1884, S. 83 ff.
177. Meyers großes Konversationslexikon, Leipzig 1902
178. Heinz Mode: Fabeltiere und Dämonen in der Kunst, die phantastische Welt der Mischwesen,
Stuttgart 1974
460
179. Eva Mohringer – Hubert Schwarz: Sgraffitomalerei im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts
in Graz, in: ÖZKD 1996, Heft 1/2
180. Oskar Moser: Äsop zu Gast in Urtlgraben, zur Erklärung einer Sgraffitomalerei am ehemaligen
Verweserhaus der Stadt St.Veit vom Jahre 1584, in: Die Kärntner Landmannschaft,
Heft 10, 1988
181. Karl Mößmer: Das sprechende Haus, in: Wiener Neueste Nachrichten, 5. Juli 1932
182. Karl Mößmer: Ein Sgraffitohaus in Gmünd gibt Rätsel auf, in: Unsere Heimat,
14.III.1932
183. Edith Mühlbauer: XXII Donaustadt, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1985
184. Johannes Müller: Die entweihte Heimat, ein Stück Österreich, das nur wenige kennen,
Allentsteig 1998
185. Ernst Nebelowsky: Das gerettete Schiffsmeisterhaus, in: Denkmalpflege in OÖ von
1945-55, Sonderdruck aus dem OÖ Heimatblatt, Jg. 10, Heft 3, 1956
186. A. Neuwirth: Alte Sgraffiti in Österreich, in: Maltechnik, LXVI, 1960
187. Franz Novotny: Kunstführer durch das Ausseerland, 1981
188. Oskar Oberwalder: Oberösterreichische Sgraffitoverzierungen, in: Heimatgaue, Jg3, Linz
1922
189. Ferdinand Opll: Mödling, Hinterbrühl, Wiener Neudorf, NÖ Kulturführer, Wien 1983
190. Ferdinand Opll: Perchtoldsdorf, Brunn am Gebirge, Ma. Enzersdorf a. G., NÖ Kulturführer,
Wien 1984
191. Ferdinand Opll: XXIII Liesing, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1981
192. Österreichische Kunsttopographie, verschiedene Bände
193. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege: verschiedene Artikel und Hinweise
194. Phaedrus: Liber fabularum (Fabelbuch), Stuttgart 2006
195. Othmar Pickl: Geschichte des Marktes Frohnleiten, Graz 1956
196. Hans Plöckinger: Das große Sgraffitohaus zu Krems, in: Monatsblatt des Vereines für
Landeskunde für NÖ und Wien, N.F.I., 1928
197. Emanuel Poche: Prag, Darmstadt 1978
198. Walter Pongratz: Kunsthistorische Entdeckungen in Hadersdorf am Kamp, in: Das Waldviertel,
1964
199. Walter Pongratz: Sgraffitomalerei am Zwettler Rathaus, in: Das Waldviertel 1978
200. Walter Pongratz–Hans Hakala: Zwettl-Niederösterreich, Zwettl 1980
201. Walter Pongratz–Paula Tomaschek: Heimatkunde des Bezirkes Gmünd, Gmünd 1986
202. Walter Pongratz: Gmünder Sgraffitohäuser renoviert, in: Das Waldviertel 1989
203. Walter Pongratz–Gerhard Seebach: Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag
– Weitra, Wien 1971
204. Viktor Herbert Pöttler: Österreichisches Freilichtmuseum Stübing, Graz 1978
205. Heinrich Prohaska: Retz, sieben Jahrhunderte Tradition, Retz 1997
206. Herbert und Herta Puschnik: Pulkau, Stadtgeschichte, Kunst, Kultur, Horn 1998
207. J. A. F. Reil: Der Wanderer im Waldviertel, Wien 1823
208. Rainer Reinisch: Altstadt in Österreich, Wien 1985
209. Rudolf Resch: Retzer Heimatbuch, Retz 1951
210. Wiltraud Resch: Sgraffitodekoration, Bürgergasse 4, unveröffentlichtes Manuskript, o. J.
211. Tadeusz. Rudkowski: Polskie sgraffita renesansowe, Warszawa 2005
212. Veronika Sandbichler: Castrum Ameras, Innsbruck 1995
213. G. Sapori: La facciata a sgraffito del Palazzo Racani a Spoleto, in: Le facciate a sgraffito
in Europa, Spoleto 2001
214. Gustav Schalk: Römische Götter- und Heldensagen, Wien 1954
215. Harry Schnur – Erich Keller: Fabeln der Antike, griechisch, lateinisch, deutsch, Düsseldorf
/ Zürich 1997
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216. Heinz Schomann: Kunstdenkmäler Lombardei, Piemont, Ligurien, Aostatal. Darmstadt
1987
217. Ernst Schremmer: Sudetenland, kein schöner Land in jener Zeit, Würzburg o. J.
218. Gustav Schwab: Sagen des klassischen Altertums, Berlin 1957
219. Rupert Schweiger: Zauber der Architektur, Doppelstadt Krems-Stein und Mautern,
St.Pölten 1993
220. Hans Schwengersbaur: Sgraffitohaus (Mannersdorf), Mannersdorf o. J.
221. O. Schwindrazheim: Vierländer Kratzputz (Sgraffito), in: Die Denkmalpflege, 1903, R.
V, Nr. 2, S 19-21
222. Gerhard Seebach: Renaissancefassaden mit Sgraffitodekorationen im Bezirk Horn – zur
Problematik von Restaurierungsmaßnahmen, Epigraphik 1982
223. Ferdinand Seibt: Renaissance in Böhmen, München 1985
224. Felix Seitz: Quellen der Stille, Kreuzgänge in Österreich, St. Pölten 1999
225. Gottfried Semper: Die Sgraffitodekoration, in: Kunstchronik–Beiblatt zur Zeitschrift für
bildende Kunst, Jg. 3, Nr. 6, 10.1.1868
226. Bertl Sonnleitner: Herrenhäuser in der Eisenwurzen, St.Pölten 2002
227. Vladimir Soukup: Prag, Starnberg 2003
228. Friedrich Spießberger: Das Eggerhaus, ein Projekt zur Rettung und Erhaltung historischer
Baukultur in der Gemeinde Altmünster, Altmünster o. J.
229. Wolfgang Staudinger: Göstling an der Ybbs einst und heute, Göstling 1987
230. Gerhard Stenzel: Von Stadt zu Stadt in Österreich, Wien 1979
231. Gerhard Stenzel: Von Schloss zu Schloss in Österreich, Wien 1976
232. Franz Stohl: Sgraffitos im Land der Eisenwurzen, in: Welt und Heimat, Beilage zur
Linzer Tagespost Nr. 10, Linz 1938
233. Josef Strauß: Hartberg, eine Stadt im Wandel der Zeit, Schwarzach 2003
234. Gunther und Christel Thiem: Toskanische Fassaden-Dekoration in Sgraffito und Fresko,
14. bis 17. Jahrhundert, München 1964
235. Gunther und Christel Thiem: Andrea di Cosimo Feltrini und die Groteskendekoration der
Florentiner Hochrenaissance, in: Zeitschrift für Kunstgeschichte, 24. Bd, H1
236. Herbert Tschulk: X Favoriten, Wiener Bezirkskulturführer, Wien 1985
237. Benno Ulm: Das Mühlviertel, Salzburg 1971
238. Hans Urbach: Geschichtliches und Technisches vom Sgraffitoputz, Berlin 1928
239. Giorgio Vasari: Künstlerbiographien 1568, Kap XII, S 192
240. E.Vesely: Slavonice, Prag o. J.
241. 400 Jahre Janaburg, in: Das Waldviertel, 1982
242. Egon Voss: Richard Wagner, Dokumentarbiographie, Wien 1982
243. Zdenek Vybiral: Tabor, Tabor 1999
244. Waldviertler Heimat, 11. Jg., 1962
245. Kurt Wehlte: Werkstoffe und Techniken der Malerei, Ravensburg 1990
246. Liselotte Wehrhahn-Strauch: Delphin, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte,
Band 3, Sp. 1233 ff., 1954
247. Liselotte Wehrhahn-Strauch: Einhorn, in: Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte,
Band 4, Sp. 1804 ff, 1958
248. Karl Theodor Weigel: Lebendige Vorzeit rechts und links der Landstraße, Berlin 1942
249. Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols, Innsbruck 1973
250. P. Weninger: Sgraffitomalerei, in: Ausstellungskatalog Renaissance in Österreich, Wien
1974, S. 271 ff.
251. Wolfgang Westerhoff: Karner in Österreich und Südtirol, St. Pölten 1989
252. Wolfgang Westerhoff: Kremser Miniaturen, St. Pölten 1995
253. Jakob Wichner: Geschichte des Benediktinerstiftes Admont vom Jahre 1466 bis auf die
neueste Zeit, Graz 1880
462
254. Hermann Wiessner–Gerhard Seebach: Burgen und Schlösser um Friesach, St.Veit und
Wolfsberg, Wien 1975
255. Otto Wimmer: Kennzeichen und Attribute der Heiligen, Innsbruck 1976
256. Ralf Wittig: Ehemaliges Schloss Moidrams, in: Denkmalpflege in Niederösterreich,
Band 27
257. Jiři Zaloka: Česky Krumlov, Budweis o. J.
258. Othmar Zaubek: Die Sgraffitohäuser am Stadtplatz (von Gmünd) restauriert, in: Das
Waldviertel, 1968, S. 347
259. Erich Zinsler: Die Sgraffitofassade des Horner Gerichtsgebäudes, in: Das Waldviertel,
Heft 1, 2002
260. Erich Zinsler: Gilgenberg Ägidiuskapelle, Sicherung und Restaurierung, in: Österreichische
Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, XLVII, Heft 1/2, 1993
261. persönliche Auskünfte von Herrn DI Grabinger, Kematen

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