ZISTERZIENSISCHE KLAUS RCHITEKTUR ALS MITTEL INSTITUTIONELLER DIFFERENZIERUNG
M s Spä
MEDIUM AEVUM QUOTIDIANUM
HE USGEGEBEN VON GE J TZ
SONDE AND VIII
Markus Späth
ZISTERZIENSISCHE KLAUSURARCHITEKTUR ALS MITTEL INSTITUTIONELLER DIFFERENZIERUNG
Eine Fallstudie zum Problem der räumlichen Dualität von Konversen und Mönchen
am Beispiel der hochmittelalterlichen Klöster in Yorkshire
ems 2000
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER ABTEILUNG KULTUR WISSENSCHAFf DES AMTES
DER NIEDERÖSTE ICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Titelbild: Fountains, Westtlügel:
Rekonstruktion der Innenansicht nach Edmund Sharpe (Detail) (aus: Sh pe (1876), Abb. 69]
Alle Rechte vorbehalten
-ISBN 3-90 1094 11 3
Herausgeber: M ium Aevum Quotidian . Gesellscha Erforschung der materiellen Kultur des Mittelalters, Kö ermarkt 13, A-35 Krems, Österreich. Für den Inhalt verant wortlich zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrückliche Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist.
Druck: KOPITU Ges. m. b. H., Wi ner Haupts e 8-10, A-1050 Wien.
INH TSVE EICHNIS
Vorwort ……………………………………………………………………………………………….. 7 I. Einleitung ……………………………………………………………………………………….. 9 II. Forschungsstand …………………………………….. ………………………………….. .. 13 ßl. FragesteDung ……………………………………………………………………………….. 28
IV. Konversen in Reformkonventen des 11. Jahrhunderts
1. Begri sbestimmungen: conversus – consuetudo -claustrum ……………… 33
2. Beschreibung und Differenzierung gebauten Klosterraums in Cluny:
Der Liber tramitis …………………………………………………………………………. 37
3. Transformation des Konversenbegriffes in der Hirsauer Reform: Die atres barbati und das c/austrum ……………………………………………… 43
V. Entstehung und Entwicklung
des zisterziensischen Konversenwesens …………………………………………. 49
VI. Bestimmung von Funktion und Aufenthaltsort der Konversen
zisterziensischen Normtexten des 12. Jahrhunderts
1. Die iihen Normquellen …………………………………………………………….. 54 2. Die Consuetudines Cisterciensum ……. ,………………………………………….56
3. Die Usus Conversorum ……. ………………… ………………………. ………………60 3.1. Formale und inhaltliche Gliederungsstruktur der Usus …… . ………..61 3.2. Interaktion von Tätigkeit und Raum ………………………………………. 64
3.3. Beschreibung und Differenzierung des Raumes …………………….. .. 66 3.4. Konversen und mönchische Gewohnheit: Abstufung
der Verhaltensnormen im Raum …………………………………………….. 68 VII. Die Zisterzienserklöster in Yorkshire ……. …………………………………….. 75
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Vlll. Klausurarchitektur r Konversen
1. Die Klosterkirche als gemeinsamer liturgischer Raum ………………………. 79 2. Die Baustrukturen der Westflügel ………………………………………………. ….. 85
IX. Die Ausdi erenzierung der ausuren (1140-1200) …………. …………. 106 1. Die baugeschichtliche Stellung der Westflügel der Chronologie
der Klausurbauten ……………………………………………………………………….. 106 2. Entwicklung architektonischer Dualität zwischen
den Klausurbereichen der Mönche und Konversen ………………………….. 118
X. Die Anbindung des West ügels an die Mönchsklausur ………………… 128 I . Die Verbindung zur Klosterkirche ………………………………………………… 128 2. Die Verbindung zu den übrigen Klausurflügeln . . . . . . . . . . . . . . . . ……………….. 137
. Zusammenfassung ……………………………………………………………………… 140
I. Anhang
1. Abbildungsverzeichnis …………………………… …………………………………… 143 2. Abkürzungen ……………………………………………………………………………… 145 3. Quellen ……………………………………………………………………………………… 146
4. Darstellungen …………………………………………………………………………….. 147
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VORWORT
Die vorliegende Studie ist die überarbeitete Fassung einer Magisterarbeit, die im Wintersemester I997/98 vom Fachbereich Kulturgeschichte der Universität Ha burg angenommen wurde. Die Untersuchung versucht, die Dualität zisterziensischer Konvente aus Mönchen und Konversen sowohl an der Architektur der Zisterzen Yorkshires als auch anband der ir Konversen verfaßten Normtexte zu untersuchen. Für die Bereitscha , diese Magisterarbeit über klassische Fächergrenzen hinweg betreuen, danke ich ganz herzlich meinen beiden Gutachte , Prof. Dr. He ann Hipp (Kunstgeschichtliches Seminar) und Prof. Dr. Hans-Wemer Goetz (Histo risches Seminar). Sie haben den Fortgang dieser Arbeit stets mit großem Engagement unterstützt und gefördert.
Das Zustandekommen dieser Arbeit wäre kaum möglich gewesen ohne Unterstützung, Hilfe und Rat zahlreicher Personen, den nun mein besonderer Dank gilt: Prof. Dr. Klaus Amold, r den ich während dieser Zeit als studentische Hilfskra an der Universität der Bundeswehr Ha burg tätig war, stand mir stets mit seinem itischen Rat zur Seite. Pro Dr. Peter Fergusson, Stuart Harrison und Priv.-Doz. Dr. Mattbias Untermann, unterstützten meine Arbeit durch wertvolle Hinweise und zahlreiche Anregungen, die den Fortgang wesentlich vorangetrieben haben. Fritz Emslander, Dr. Jens Rüffer (dem ich zudem r die mir zur Verfügung gestellten Abbildungen danken möchte), Dr. Sabine Schmo linsky, Volker Scior, Thorsten Smidt und Dr. Achim Timmermann haben unterschiedlichste Teile und Versionen gelesen und mir geholfen, den Text in eine stringente Form zu bringen.
Für die freundliche Bereitscha , das daraus gewonnene Resultat im Rahmen der Reihe Medium Aevum Quotidianum als Sonderband aufzu nehmen, und die Herausgabe mit viel Mühe zu betreuen, danke ich Pro Dr. Gerhard Jaritz ganz herzlich.
Meinen Elte , die mir stets großzügig die nanzielle Grundlage ir mein Studium gewährten, und meiner Schwester danke ich ir ihr großes Interesse meinem Studium und ihre ideelle Unterstützung während
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langer Ausbildungsjahre. Die Hilfe, Liebe und Zuneigung die ich in all dieser Zeit von Kristin erfahren habe, vermag ich kaum in Wo e zu fassen. Ohne ihre Kritik, Anregungen und Unterstützung wäre diese Arbeit nie in die Form gekommen, in der sie sich nun präsentie . Daher möchte ich diesen Band Kristin und meiner Familie Susanne, Elke und Reinhold widmen.
Hamburg, März 2000
Markus Späth
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I. EINLEITUNG
„Unsere Laienb der sollen sich nicht beklagen, daß sie nicht so viele Psalmen singen wie die Mönche, [d n] die Mönche beklagen sich nicht, daß sie nicht so viel arbeiten wie die Laienbrüder. Wahrlich sage ich [Euch], was einer vollbringt, ist alle, und was alle vollbringen, das ist die einzelnen. Es ist wie mit den Gli des Leibes, die nicht alle die gleiche Funktion besitzen. Daher sagt der Apostel: ,Also sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des anderen Gli .“‚1
Mit dieser Metapher eines aus vielen unterschiedlichen Gliede bestehenden menschlichen Kö ers beschrieb um die Mitte des 12. Jahrhunderts Abt Aelred von Rievaulx in einer Predigt den von ihm in Yorkshire geleiteten zisterziensischen Konvent. Aelreds Charakterisie rung beschreibt zwei, in ihren Fähigkeiten und Funktionen völlig unter schiedliebe Gruppen, die seiner Ägide unterstanden. Neben die Mönche traten mit den fratres laici zisterziensische Laienbrüder, die in zeit genössischen Ordenszeugnissen auch als atres conversi oder einfach conversi bezeichnet werden. Obwohl ein Konverse nicht durch die Mönchsprofessio sonde nur durch sein Konversengelübde an das Kloster gebunden war/ erachtete man ihn als vollwertiges Ordensmitglied.3 Doch
1 Aelred of Rievaulx, Sermo 8: In Natali Sancti Ben icti, II; . in: Raciti, Gaetano (Hg.): Aelredi Rievallensis opera omnia. Sermones I-XLVI (CCCM, 2a), Tu out 1989, S. 65-69, hier S. 67: Non ergo queranturfratres nostri /aici quod non tantum psallunt et uigilant quan/Um monachi. Non querentur monachi quod non tan/Um Iaborant quantum fratres laici. Verissimi enim dico quod quidquid unus facit, hoc est omnium, et quidquid omnes faciunt, hoc est singulorum. Sicut enim unius corporis membra non omnia eundem ac/Um haben!, ita dicente Apostolo, ‚multi unum corpus in Christo, singuli autem alter alterius membra [Röm. 12,5) ‚.
2 Schreiner, Klaus: Zisterziensisches Mönchtum und soziale Umwelt. Wirtschaft licher und sozialer St andel in hoch- und spä ittelalterlichen Zisterzienser konventen; in: Elm, Kaspar (Hg.): Die Zisterzienser, Ordensleben zwischen Ideal und
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bereits die frühen legislativen Bestimmungen der Zisterzienser legten unmißverständlich die strikte hierarchische Trennung beider G ppen im Ordensge ge fest.4
Der nach 1150 im süddeutschen Raum schreibende Zisterzienser ldung von Prüfening, dessen Herkun im Hirsauer Reformmilieu vermutet wird,5 legte in seinem fiktiven Dialogus inter Cluniacensem monachus et Cisterciensem de diversis utriusque Ordinis observantis einem ziste ien sischen Mönch folgende Bemerkung in den Mund: Nos modo habemus in a ambitum monasterii duo monasteria, unam scilicet atrum laicorum et aliud c/ericorum.6 ldung grei mit dem Terminus monasterium, den er einmal abstrakt-institutionell r die beiden institutionell getrennten Grup pen nutzt, dann aber physisch-konkret (ambitum) als einen gemeinsamen architektonischen Raum beschreibt, in dem beide untergebracht seien/ Aelreds Bild eines Körpers auf, der gerade durch die verschiedenen Funk tionen seiner Glieder differenziert ist.8
Die Vermutung liegt nahe, ldung hier auf die Rezeption des Bauschemas der Vier ügeligen Klausuranlage durch die Ziste ienser anspielt. Die von Benedikt von Nursia in seiner Regula abstrakt ent wickelte Idee eines zur säkularen Umwelt hin abgeschlossenen c/austrum,9
Wirklichkeit, Ergänzungsband Ausstellung in Aachen 1980 (Schri en des Rheinischen Museumsamtes, 18), Köln 1982, S. 79-136, S. 96. ·
3 Statut (nachfolgend: Stat.) 1134. 8; ed. in: Canivez, Josephus-Maria (Hg.): statuta Capitulorum Ordinis Cisterciensis ab anno 116 ad annum 1786, 8 Bände (Biblioth ue de Ia Revue d’Histoire clesiastique, 9-14), uvin 1933-41, hier Bd. I , S. 14 (nachfol gend: Can.): ..] sub cura nostra sicut et monachos suscipimus. et atres et participies nostrorum ta spiritualium quam tempora/ium bonorum atque ut monachos habemus.
4 Toepfer, Michael: Die Konversen der Zisterzienser. Untersuchungen über ihren Beitrag mittelalterlichen Blüte des Ordens (Berliner Historische Studien, 10 = Ordensstudien 4), Berlin 1983, S. 127, erachtet den umstrittenen Zeitpunkt der Gen e der Ordensgesetzgebung für die Erforschung des Konversenwesens als nicht relevant, dieses bereits in den frühesten Statuten um 1119/20 genannt wird.
5 Huygens, R.B.C.: Le moine Idung et ses deux ouvrages: ,,Argumentum super quartuor questionibus“ et „Dialogus duorum monachorum“; in: Studi M ievali, ser. 13 (1972), s. 291-470, s. 375 .
6 Idung von Prüfening,Dialogus inter Cluniacensem monachum et Cisterciensem de diversis utriusque Ordinis observantis, , 43; . in: Hugyens (1972), S. 375-470, hier s. 463.
7 Schreiner (1982), S. 96.
8 Toepfer (1983), S. 39.
9 Regula Sancti Bendicti 4, 78; ed. in: Holzherr, G rg (Hg.): Die Benediktsregel:
Eine Anleitung christlichen Leben, der vollständige Text lateinisch-deutsch,Zürich 1982 (nachfolgend: ): O icina vero ubi haec omnia diligenter operemur claustra sunt monasterii.
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die im St. Galler Klosterplan ihre paradigmatische zeichnerische Umset zung erfahren hatte (Abb. 1), war seit dem Frühmittelalter immer wieder baulich in Vier ügeligen Wohnbereichen umgesetzt worden. Weit verbrei tet – wenn auch mit von der Forschung selten zur Kenntnis genommenen Ausnahmen – ist diese Bauform für die monastischen Wohnbereiche erst mit den Zisterziense nachweisbar,10 obgleich diese die erste monastische Bewegung darstellten, die die institutionelle Gruppe der Konversen rigoros von ihren mönchischen Gemeinscha en ausgrenzte. Doch dies evoziert die Frage – der sich die anschließende Studie widmen möchte -, wie beide Gruppen im monastischen Alltag getrennt voneinander im selben architek tonischen Komplex einer hochmittelalterlichen Zisterze ihren Platz fanden.
10 Untennann, Matthias: Das „Mönchshaus“ in der fiüh- und hochmittelalterlichen Klosteranlage. Beobachtungen Lage und Raumau eilung des Klausur-Ostflügels; in: Sennhauser, Hans R. (Hg.): Wohn- und Wirtscha sbauten ihmittelalterlicher Klöster. Int ationales Symposium, 26.9.-1.10.1995 in Zurzach und Müstair (Verö entlichun gen des Instituts ir Denkmalpflege an der ETH Zürich, 17), Zürich 1996,S. 233-257., hier S. 233 . u. S. 244 ., mit einer umfassenden Analyse der Entwicklung der Klausur bauweise vom 9. bis zum frühen 12. ., die die Diskontinuität dieses Bautyps vor Augen . Noch Brooke, Christoph : Re ections on the monastic cloister; in: Strat ford, Neil (Hg.): Romanesque and Gothic. Essays for G rge Zamecki, 2 Bände, Woolbridge 1987,Bd. I, S. 19-25, hier S. I 9f.,oder Malone, Caroline Marino: The Plan of St. Gall and its E ect on Later Monastic Planning. Tradition and Change; in: Bo Emest!Hom, Walter: The Plan of St. Gall. A Study of the Architecture an Economy of, and Life in a Paradi atic Carolingian Monastery,3 Bände (Califomia Studies in the History of Art, Bd. 19), Berkeley 1979,hier Bd. 2, S. 315-356, S. 349,üb ahmen
j gst unkritisch den Gemeinplatz einer kontinuierlichen Üb ahme des mit dem St. Galler Klosterplanes vorgegebenen Bauschemas mittelalterlicher Klöster, den die ältere Forschung, allen voran Schlosser, Julius von: Die abendländische Klosteranlage des ühen Mittelalters, Wien 1889, S. 34f., und Mettler, Adolf: Zur Klosteranlage der Zisterzienser und Baugeschichte Maulbronns; in: Württ bergische Vierteljahr he e ir Landesgeschichte,N.F. 18 (1909), S. 1-159, hier S. 6, geprägt hatten.
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Abb. I: St. Galler Klosterplan: Verteilung der Gebäude
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II. FORSCHUNGSST
Einhellig verortete die Forschung bisher die Konversen in den Westflügeln zisterziensischer Klausuranlagen, die in benediktinischer Tradition, zurückgehend auf den St. Galler Klosterplan, das ce/larium als klöster lieben Vorratskeller beherbergten. Au allend ist dabei die stereotype Rezeption dieser Hypothese, die sich auf einzelne, im folgenden genauer zu erörte de Indizien stützt, ohne daß diese je eingehend übe rü worden wären.
In der historischen Forschung fand die Frage, wo Konversen in der Architektur monastischer Gemeinschaften ihren O ge nden haben, nur marginales Interesse. Vielmehr wurde das zisterziensische Konversen wesen vor allem aus institutionsgeschichtlicher Perspektive als Endpunkt einer Entwicklung innerhalb des Reformmönchtums betrachtet.11 Kassius Hallinger differenzierte zwischen zwei ,,Konverseninstituten“: Der Konversenbegri des „älteren“ umfasse die frühmittelalterlichen „Laien mönche“. Das ,jüngere“ habe seit dem II. Jahrhundert den Begri der conversi mit ,,Laienbrüde “ verbunden, die nicht länger vollwertige Mön che gewesen seien.12 Hallingers W ehmung des Konversenwesens als
11Ho nann, Eberhard, Das Konverseninstitut des Cistercienserordens in seinem Ursprung und seiner Organisation (Freiburger Historische Studien, 1), Fribour Freiburg 1905, S. 5f.; zuletzt Leyser, Henrietta: Hermits and the N Monasticism. A Study of Religious Communities in West Europe 1000-1150, London 1984, S. 33 .; itisch zur vermeintlichen Kontinuität äußerte sich Dubois, Jacques: L’institution des convers au Xlf siecle forme de vie monastique propre aux la cs; in: I laici nella „societas christiana“ de s oli XI e XII. Atti della terza Settimana int azionale di studio Mendola, 21-27 agosto 1965 (Pubblicazioni dell‘ Universita cattolica del Sacro Cuore, contributi-serie terza I varia 5 = Miscellanea del Cen o di Storio medioevali V), Mai land11968, S. 183-261, S. 184
2 Hallinger, Kassius: Gorze- Kluny. Studien zu den monastischen Lebensformen und Gegensätzen im Hochmittelalter, 2 Bde. (Studia Anselmiana 22-25), Rom 1950/51 (ND Graz 1971), S. 522 .; u. zum ,jüngeren Konverseninstitut“ vgl. ders.: Woher kom men die Laienbrüder?; in: AC 12 (1956), S. 1-104, hier S. 29 . u. S. 60 ., der von einer „Steigerung der conversio“ durch die Anlehnung an die fami/ia spricht; vgl. auch Ho ann (1905), S. 15f.
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monolithischem ,jüngeren Konverseninstitut“, das sich aus der klösterli chenfamilia entwickelt habe, ist inzwischen widersprochen worden.13 Seit den 1970er Jahren rückten zunehmend sozial- und wirtscha sgeschicht liche Fragestellungen in den Mittelpunkt. Klaus Schreiner untersuchte, besonders an der gesellscha lichen Wechselwirkung zwischen Konventen und ihrer sozialen Umgebung interessiert, die Über-tragung hochmittel alterlicher gesellscha licher Hierarchie- und Trennmechanismen auf die zisterziensischen Ordensstrukturen.14 Martha Ne betonte in ihrer umfassenden Studie zur zisterziensischen caritas-Konzeption, die enge räumliche Anlehnung der Konversen nur durch die gleichzeitige institutionelle Ausgrenzung möglich war, die aus einer Über agung allgemeiner gesellscha licher Hierarchievorstellungen auf die Konvente resultierte!5 Daher war durch die Ein g der Usus Gonversorum (nachfolgend auch: Usus oder UC) als zweiter Gewohnheit ein institutio nell völlig getrenntes Leben im gemeinsamen Ordens- und Klosterkontext möglich.16 In Bezug auf die Räumlichkeitsvorstellungen der Gewohnheiten verfolgte Newman diesen Gedanken nicht weiter.
Michael Toepfer verwies in seiner wirtscha sgeschichtlichen Studie auf die Problematik des geringen Erkenntniswertes normativer Quellen wie der Usus r sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Analysen.17 In seiner Untersuchung konnte er das in den Usus geprägte und noch lange durch die Forschung unkritisch rezipierte Bild des Konversen als „treuer, schweigsamer Arbeiter“18 mit niederrangigen Aufgaben widerlegen und
13 Teske, Wolfgang: Laien, Laienmönche und Laienbrüder in der Abtei Cluny. Ein Bei ag ‚Konversen-Problem‘, Teil!; in: FMSt 10 (1976), S. 248-322, S. 252; aktuelle Zusammenfassungen des Forschungsstands bei Borgolte, Michael: Sozial geschichte des Mittelalters (Historische Zeitschri . Beihe e, N.F., 22), München 1996,
S. 315 .,sowie Toepfer (1983),S. 19 .
14 Schreiner (1982), S. 95f.; zusammenfassend zu diesem sozialgeschichtlichen
Ansatz Borgotte (1996), S. 333 .
15 Newman, Ma ha G.: The Boundaries of Charity. Cistercian Culture and Eccle
siastical Reform 1098-1180, Stanfor Calif. 1996, S. 114f.
16 Ne (1996),S.IOif.
17 Toep r (1983),S. 133: „Dabei wird übersehen, die ‚Usus‘ keine ausgewo
gene Beschreibung aller Laienbrüder-Aufga n geben wollen, sond vorrangig eine Anleitung zur einheitlichen Behandlung jener Konversen sind“.
18 Ho nann (1905),S. 56,u.a. rezipiert bei clercq, Jean: Co ent vivaient !es freres convers; in: I laici (1968),S. 152-182,S. 154 .; vgl. Toepfer (1983), S. 31 ., mit einem umfassenden u. kritischen Überblick über die bisherige Forschung. Zur heraus ragenden Stellung der conversi in englischen Zisterzen siehe auch Platt, Colin: The Monastic Orange in M ieval Engand: a Reassement, London!Melboume/Toronto 1969,s. 76 .
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statt dessen sein Wirken als hochquali zierter Spezialist für wichtige ökonomische und administrative Aufgaben nachweisen.19 Da die Usus überhaupt nur ein sehr unzureichendes Bild der Konversenaufgaben zeich nen, dür e in ihnen eher eine ,,Anleitung zur einheitlichen Behandlung“ i m Orden gesehen werden.20
Auch Toepfer interessierte sich nicht r die Unterbringung der Konversen innerhalb des Klosters. Wie bereits Eberhard Ho ann und Jean Dubois listete er lediglich die in den Usus genannten Räume ohne eingehende Erläuterung auf?1 Wie schon Adolf Mettier bemerkte, gaben die Usus keinen Hinweis auf die genaue Lage der Konversenräume im Verhältnis zu denen der Mönche.22 Wolfgang Braunfels schloß aus dem Charakter der Usus, die als Alltags-‚Gewohnheiten‘ r Konversen die Ecc/esiastica O cia (nachfolgend auch: EO), die Gewohnheiten zister ziensischer Mönche, ergänzten, auf eine enge räumliche Anhindung der Konversen an die Klausur als mönchischem Lebensbereich?3
Für Jean Leclercq hrte der Umstand, daß die zisterziensischen Konversen zu verschieden von den Mönchen waren, zu einer notwendigen Raumverdoppelung im Kloster.24 Auch Colin Platt verweist auf die räumlichen Konsequenzen der institutionellen Ausgrenzung der zisterzien sischen Konversen: Die strikte Abgrenzung beider Gruppen habe unwei gerlich die Verdoppelung der Räumlichkeiten Konsequenz gehabt.25 Platt steht mit seiner Studie e Abbeys and Priories ofMedieva/ England, einer Sozialgeschichte der mittelalterlichen englischen Klosterarchitektur, genau auf der Scheidelinie zwischen historischer und architekturgeschicht licher Forschung. Seine ebenfalls knappe Erörte ng dieser Problematik ist s ptomatisch r das weitgehende Fehlen einschlägiger Studien in beiden Disziplinen.
Auch in der Bauforschung kommt dem Problem der Verortung ein marginales Interesse entgegen. Während erst in jüngerer Vergangenheit die
19Toepfer (1983), S. 184ff.
Toepfer (1983),S. 129ff., bes. S. 133.
21 Toepfer (1983), S. 41f. sowie Dubois (1968),S. 234f. u. Ho ann (1905), S.
7l 2. 2 Mettier (1909), S. !Of.
23 Braunfels, Wolfgang: Abendländische Klosterbaukunst, Köln 51985, S. 129.
24 L lercq (1968),S. 158: „Ces ,deux communautes bien distantes‘ etaient, dans le
cloi e, corrune Ia repercussion, quasi inevitable, de Ia difference si profunde qui, dansIa societe feodale […]“.
25 Platt, Colin: The Abbeys and Priories of Medieval England, London 1984, S. 50: „Duplication of buildings at a Cistercian house w inevitable the cons uence of division the community“.
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Architektur hoch- und spätmittelalterlicher Klausurbauten Au ersamkeit der Bauforschung ge nden hat/6 bleibt auch bei diesen neuen Ansätzen die Problematik zisterziensischer West ügel ein Desiderat.27 Die wenigen Spezialuntersuchungen wie Jean Michel Mussos Studie zu Clairvaux ( 1 99 1 ), Jean-Cbarles Didiers und Jean Ha ands Beitrag z u Longuay (1982), aber auch ältere Veröffentlichungen wie Heinrich Magirius‘ Unter suchung zu Altzella ( 1 958), Marcel Auberts Monographie zu anzösi schen Zisterzen (1943) und Edmund Sharpes Studie zu den beiden nord englischen Klöste Fountains und Fu ess (1876) leiden unter dem me thodischen Problem, daß sich die Untersuchungen ausschließlieb auf die Westflügel- und das nicht nur bei den Klöste , bei denen der vermeint liche Konversen ügel der einzig erhaltene Teil der mittelalterlichen Klau sur ist – konzentrieren. Erst jüngst hat Virginia Jansen in ihrer Studie zur Architektur zisterziensischer Mönchsdormitorien die Notwendigkeit einer vergleichenden Analyse entsprechender Räume in den Ober-geschossen der West ügel angemahnt.28
Die baugeschichtliche Forschung bedient sich ebenfalls unkritisch der Vorstellung einer Raumverdoppelung, durch die die Konversen ihren Platz im Westflügel zisterziensischer Klausuranlagen ge nden haben sol len.29 Dabei wurde besonders hervorgehoben, daß zisterziensische Klau-
26 Vgl. dazu den jüngst erschienenen Sammelband von Lillicb, Maredith Parsons (Hg.): Studies Cistercian and Architecture (Cistercians Studies Series 177), Kal azoo/Mich. 1998, zu zisterziensischer Klausurarchitektur und den vor allem auf das Frühmittelalter ausgerichteten Band von Sennhauser (1996). Auch r die engli schen Zisterzienserklöster bt es eine umfan eiche Forschungsliteratur zur Kirchen architektur, in der die Klausuren ebenfalls kaum Beachtung nden. Neben den Gra bungsberichten und Architekturbeschreibungen aus der Zeit um 1900 wird die Klausur architektur zumeist in Kurzmono aphien jüngeren Datums behandelt, die bisheriges Wissen bündeln, jedoch keine spezi sche Fragestellung verfolgen. Eine Ausnahme bilden die Arbeiten Peter Fergussons, der sich während der vergangenen Jahre verstärkt mit einzelnen Klausurräumen beschä igt hat. Seine Publikationen markieren den Forschungsstand zur zisterziensischen Architektur in Yorkshire.
27 Die Studie von France, J es: The Cellarer’s Domain- Evidence om Denmark; in: Lillich (1998), S. 1-39, ist der einzige Bei ag dieses Sammelbands, der sieb mit der Architektur zisterziensischer West ügel auseinandersetzt France weist j och bereits einleitend darauf hin, ebd., S. 2 u. S. 13, daß seine Untersuchungsgegenstände – die spä ittelalterlichen West ügel dänischer Zist zen- erst nach dem fast vollständigen Verschwinden der Konversen aus den Ordensstrukturen seit dem 14. . entstanden
sind2.8 Jansen, Vir nia: Architecture and Community in Medieval Monastic Dormi tories; in: Lillich (1998), S. 59-94, S. 74.
29 Braunfels (1985), S. 128f.; Aubert, Marcel: L’architecture cistercienne en France, 2 Bde., Paris 1943, hier Bd. 2, S. 122. Dabei geschieht es, daß Magirius, Hein ch: Das
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suranlagen in einer ununterbrochenen t ologischen Kontinuität zur benediktinischen Vierflügelanlage gestanden hätten.
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Abb. 2: ,Idealplan‘ eines Ziste ienserklosters
Konversenhauses im Kloster Altzella. Bemerkungen Typus des zisterziensischen Konversenhaus; in: Festschri Johannes Jahn . November 1957, Leipzig 1958, S. 153-165, S. 158f., gleich Be seiner Studie die Präsenz der Konversen
Westflügel voraussetzt, die er eigentlich erst mit seinen Resultaten belegen möchte. 17
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Bereits Julius von Schlosser glaubte, daß auch die Zisterzienser , der Anlage ihrer öster so gut wie gar nichts geände “ hätten.30 Anselme Dimier formulierte dabei die bis heute gültige Vorstellung eines zisterziensischen Idealplanes (Abb. 2)/1 der bereits mit dem Bau Clair vauxs ab 1 135 vorgegeben war {Abb. 3) und anschließend in sämtlichen Klausuranlagen des Ordens nachgebaut wurde. Wolfgang Braunfels sah besonders in den 1 1 3 2 gegründeten Klöste Rievaulx (Abb. 4) und Foun tains (Abb. 5) ,,Zeugen der Entfaltung des gleichen Entwurfs“, r den bereits ,,zwischen 1 1 30 und 1140 das Entscheidende entwickelt und voll endet gewesen“ sei.32
Lediglich Adolf Mettler vertrat die These, daß die Westflügel zister ziensischer Klöster nicht aus dem Baukörper des benediktinischen cel larium hervorgegangen seien, sonde aus dem Her ücken des im Liber tramitis beschriebenen Wohntraktes der famuli {Abb. 6). In den Gewohn heiten Farfas wird dieser Raum in nord-südlicher Erstreckung parallel zum Westflügel beschrieben; er dient der Unterkun der cluniazensischen Ja muli als eng an das Kloster gebundenen Laienhelfe . Diese Assoziation Mettiers war mit der zur Zeit seiner Studie gültigen Forschungsmeinung zur Entstehung des zisterziensischen Konversenwesens aus der institutio nellen Anlehnung der klösterlichenfamilia an den Mönchskonvent durch aus kompatibel.33 Dennoch fand sie keinerlei Akzeptanz und wich schnell wieder der allgegenwärtigen Vorstellung der ausschließlichen Rezeption der durch den St. Galler Klosterplan vorgegebenen ,benediktinischen‘ Klausur. Erst jüngst hat Mattbias Untermann die ununterbrochene Kontinuität des Klausurschemas seit dem Frühmittelalter bezweifelt: Er wies darauf hin, daß die direkte Anlehnung des Klausurostflügels als ,,Mönchshaus“ an die Kirche als ein wichtiges Element des St. Galler Klosterplans erst wieder mit den zisterziensischen Anlagen des 1 2 .
30 Schlosser (1889), S. 75f.; entsprechend noch bei Malone (1979), S. 349, oder Braunfels (1985), S. 113.
31 Dimier, M.-Anselm: L’art cistercien en France ( nuit des temps, 16), La-Pierre qui-Vire 1962, S. 43 ., der bei diesem Modell vom „plan aditionnel d’un monastere cistercien“ spricht, u.a. auch rezipiert durch Braunfels (1985), S. 123 .
32 Braunfels (1985), S.134 u. S. 117f. 33 Mettier (1909), S. 99f.
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Jahrhunderts Verbreitung ndet.34 Doch selbst bei den Zisterziense fand dieses Schema keine lückenlose Rezeption.35
Abb. 3: Clairvaux: ß des Klosters
34 Untermann (1996), S. 233-235, sowie S. 256f. mit einer umfassenden den Kontinuitätsvorstellungen bis in die jüngste Forschung.
35 Untermann (1996), S. 239f., verweist auf die Ost ügel iiher zisterziensischer Gründungen wie M , Tiglieto, Walkenried, Himmerod oder Hardehausen, die meist weit nach Osten vorgeschoben und damit isoliert vom Kirchenquerhaus stehen.
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Abb. 4: Rievaulx: driß des Klosters
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Zur Untermauerung der These, daß der Westflügel der Lebensbereich der Konversen gewesen sei, konzentrierte sich die For schung auf einzelne Indizien, die seither immer wieder diskutiert werden. Dies ist einerseits die direkte Anhindung des West ügels an die Kirche, die den Konversen – ähnlich wie den Mönchen vom Ost ügel aus- den direkten Zugang zum liturgischen Klosterleben ermöglicht hätte.36 Als besonderes Merkmal gilt die sogenannte ‚Konversengasse‘,37 die sich, wie am Beispiel Bylands noch gut erkennbar, als trennender Korridor zwischen den Baukörper des West ügels und den Kreuzgang schiebt und damit ne ben dem westlichen Kreuzgang einen ähnlichen Durchgangsbereich in Nord-Süd-Richtung ausbildet (Abb. 7 u. 8).
Abb. 8: Byland, ,Konversengasse‘; Blick nach Norden
36 Stellvertretend hier Platt (1984), S. 49f.
37 Dubois (1968), S. 234-235; Aubert (1943), Bd. 2., S. 122f., u. Mettier (1909), S. 96.
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Aubert wie Braunfels schrieben ihr die Funktion zu, die G ppen der Mönche und Konversen strikt zu trennen und zugleich die architektonische Kohärenz der Klausur als eines einheitlichen Baukörpers zu bewahren.38 Auberts Feststellung, dieses Element sei typisch ir die Frühzeit zisterzien sischer Klausurarchitektur im 1 2 . Jahrhundert und bereits im frühen 1 3 . Jahrhundert, besonders in anzösischen Klöste , durch Umbauten wieder entfe t worden,39 ist wenig überzeugend angesichts von Gründungen des 1 3 . Jahrhunderts wie Royaumont, die genau dieses Element au eisen. Obgleich Braunfels den starken Vorbildcharakter Clairvauxs, das seiner Auffassung nach auch dieses Element hervorgebracht hatte, ir dessen Tochter ündungen Fountains und Rievaulx in Yorkshire hervorhebt, vermag er nicht zu erklären, warum diese vermeintlich trennende Gasse do ir keine Bauphase nachweisbar ist.
Der Zuweisung spezifischer Funktionen an bestimmte Räume galt ebenfalls die besondere Aufmerksamkeit der Architekturgeschichte. Dabei stand stets außer Frage, daß die Verortung im Verlauf der institutionellen und architektonischen Entwicklung einem Wandel unterzogen gewesen sein könnte: Mit den Anfängen zisterziensischer Klausurbauweise sei der Westflügel bereits als exklusiver Aufenthaltsort der Konversen festgelegt gewesen.40 Edmund Sharpe ging in seiner 1876 erschienenen Studie noch von einem einheitlichen Raum innerhalb der Erdgeschosse der Westflügel aus, wie seine Rekonstruktionszeichnung r Fountains belegt (Abb. 9).41 Diese Vorstellung eines kontinuierlichen Raumes, der durch ein rhyth misch-gleichförmiges Rippengewölbe überspannt wird, ist längst wider legt.42 In Fountains wurde der Flügel erst nach der Fertigstellung der Ein wölbung durch – archäologisch schwer nachweisbare – Trennwände in mehrere Raumkompartimente abgeteilt.43 Sharpes objektiv widerlegten Ge-
38 Aubert (1943), Bd. 2.,S. 122 sowie Braunfels (1985),S. 122 u. S. 125.
39 Mettier (1909), S. IOOf., sowie Aubert (1943),Bd. 2, S. 122f.,der auf den Umbau im Kreuzgang von Noirlac verweist, wo im 13. Jh. die alte ‚Konversengasse‘ aufgeho ben und in den Kreuzgang inte iert wurde.
40 Braunfels (1985), S. 133 ,wobei er mit Berufung auf die Vita Sancti Be ardi einschränkt, ebd. S. 131, daß den Konversen zunächst das alte Kloster zugewiesen worden sei. Auch historische Studien gehen ohne Angabe von Gründen von einer kon stanten Unterbringung der Konversen im West ügel aus, vgl. dazu u. a. Toepfer (1983), S. 4lf.,Dubois (1968), S. 234 sowie Ho ann (1905),S. 53f. u. S. 71.
41 Sharpe, Edmund: The Architecture of the Cistercians, Bd. 2: The Domus Conve�orum, London 1876, S. !8
42 Bereits bei Mettier (1909), S. 95, . 4.
43 Z Problematik der Feststeilbarkeit vgl. Bilson,John!Hope, William H. St. John: Architectural Description of Kirkstall Abbey (Thoresby Society Publication,16), s
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mehrere Raumkompa imente abgeteilt.43 Sharpes objektiv widerlegten Ge danken gilt es dennoch in seinem strukturellen Ke weiterzuverfolgen: Es wird zeigen sein, daß die West ügel sich in ihrer Raumeinteilung n damental von den übrigen Klausurbereichen abgrenzten.
Abb. 9: Fountains, West ügel: Rekonstruktion der Innenansicht
43 Z Problematik der Feststeilbarkeit vgl. Bilson, John/Hope, William H. St. John: Architectural Description of Kirkstall Abbey (Thoresby Society Publication, 16), Leeds 1907, S. 55f.; Hope, William H. St. John: Fountains Abbey; in: Yorkshire Archaeo
logical Jo al 15 (1900), S. 269-400, S. 373, Fountains. 26
Sharpe identi zierte den ungeteilten Erdgeschoßraum im Westen als „laybrothers‘ day-room“, der sich aufgrund seiner besseren Durchlichtung im Süden als Handwerkstätte angeboten hätte, während der schlechter durchlichtete, aber durch Zugänge nach Westen besser erschlossene nördliche Teil r agrarische Zwecke genutzt worden sein könnte.44 Die Bauforschung formulierte die These eines stereotypen Kanons: Der im Regelfall südlich der Kirche gelegene Flügel beherbergte neben einem Klausurzugang, der in vielen Fällen durch einen zweiten in der Mitte des Flügels ergänzt wurde, in seinem nördlichen Teil ein ce arium, auf dessen Funktion große Portale nach Westen schließen lassen, die einen guten Zugang zum inneren Klosterbezirk ermöglichten, sowie ein Konversen refektorium, auf dessen Funktion Verbindungstüren zu der im Südflügel gelegenen Klosterküche deuten.45 Die Problematik dieser de nitiven Zuschreibungen zeigt sich in den zahlreichen Ausnahmen und Abweichun gen, die sich gerade in den gut erhaltenen hochmittelalterlichen Klausuran lagen Yorkshires manifestieren: Byland (Abb. 7) besaß drei Haupträume, so daß dem dritten wahlweise die Funktion der Konversenin rmerie46 oder eines Arbeits- und Aufenthaltsraumes zugewiesen wurde.47 Auch in Fountains sind Spuren einer weiteren Trennmauer nachweisbar,48 die das vermeintliche ce arium in zwei Bereiche unterteilte und somit ebenfalls drei Haupträume r das Erdgeschoß dieses Flü�els erkennen läßt. Das in den Usus Conversorum vermerkte capitulum4 der Konversen hat als eigenständigen Raum offenbar niemand vermißt
44 Sharpe (1876), S. 18f.
45 Exemplarisch Fountains: Coppack, Glyn/Gilyard-Beer, R[oy]: Fountains Abbey, London 21995, S. 52f.; paradi atisch zisterziensische Klausuranlagen entwickelt bei: Dimier (1962),S. ; Aubert (1943), Bd. 2, S. 125-134, sowie Mettier (1909), s. 95f. 11
1995, S. 20f.
49 Usus Conversorum XI (nachfolgend: UC); ed. in: Lefevre, Jean A.: L’evolution des Usus conversorum; : COCR 17 (1955), S. 65-97 (Ed. S. 84-97), hier S. 93, Zit. vgl. Anm. 206.
46 Peers, Charles R.: Byland Abbey, London
1 979, S. 14. 3 47 Harrison, Stuart: Byland Abbey. North Yorkshire, London
48 Zuletzt Coppack/Gilyard-B r ( 1995), S. 52, die diesen Befund j och nicht nehmen, eine alt ative Funk on diesen weiteren Raumes rekons uieren, sonde sich stattdessen mit der sunnnarischen Identi kation als Keller be ügen.
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111. F GESTELLUNG
Der eben skizzierte Forschungsstand zur Frage, welchen Ort die Konversen in der hochmittelalterlichen Klausuranlage zisterziensischer Klöster gefunden hatten, wirkt sehr statisch. Trotz im Detail widersprüch licher Meinungen zeichnen sich drei Paradigmen ab: ,Duplizierung‘ bereits existierender mönchischer Strukturen r die Konversen, sowohl in den consuetudines als auch in den architektonischen Räumen des Westflügels, wird als häu ges Schlagwort benutzt. Zugleich wird aber auf der voll ständigen ,Separierung‘ beider Gruppen im monastischen Alltag insistiert, was in den ,Konversengassen‘ seine gebaute Evidenz nden soll. Daneben wird von einer ,Kontinuität‘ eines seit Beginn zisterziensischer Klausur bauweise vorgegebenen Schemas ausgegangen, das den Konversen stets den Platz in Westflügeln zugewiesen hatte.
Die gleich näher betrachtenden Quellen sowohl architektonischer wie textlicher Natur bieten aber ein alles andere als statisches Bild über die Verortung zisterziensischer Konversen in hochmittelalterlichen Zisterzen. Martha Newmans Hinweis, die Zisterzienser hätten als einziger hochmit telalterlicher Reformorden über zwei Gewohnheiten (consuetudines) ver gt, die beiden Gruppen ein völlig unabhängiges Nebeneinander unter einem Ordensdach ermöglichten/0 macht die für die sozial- und wi scha sgeschichtliche Forschung5 1 aufgr und ihrer mangelnden Differen zie heit wenig relevanten Usus conversorum plötzlich sehr interessant, da sie die Räume, in denen sich Konversen in Zisterzen aufhalten dur en, thematisieren. Die Usus sind, wie die Studie Lefevres belegt, nicht Resultat einer einmaligen prospektiven Normierung der Konversengewohnheiten, sonde entstanden sukzessive in vielniltigen Kompilationsschritten während der zweiten Häl e des 1 2. Jahrhunderts.52 Ihnen sollen die noch erhaltenen Klausurbauten der Klöster in Yorkshire als architektonische
50 Newman (1996), S. IOif.
51 Vgl. A . 17; methodischen Problematik der notwendigen Verknüp ng nor mativer mit alltagsgeschichtlichen Quellen vgl. auch Toepfer (1983), S. 65f.
52 Lefevre, Jean A.: Les traditions manuscrits des Usus conversorum de Citeaux; in: COCR17(1955),S. 11-39.
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Quellen gegenübergestellt werden. Für die Zisterzen von evaulx, als deren dritter Abt Aelred von 1 147 bis 1 167 amtierte, Fountains, Byland, Kirkstall, Jervaulx und Roche als geeignete Untersuchungsobjekte spricht nicht nur die gemeinsame baugeschichtliche Tradition in einem geogra phisch eng umrissenen Gebiet im Nordosten Englands, sonde au und der Bauzeiten der Klausuren zwischen den 1 1 40er Jahren und dem ühen
1 3 . Jahrhundert auch die chronologische Parallelität zur Genese der Usus. Sowohl die Architektur der Klöster wie die zeitgleich entstandenen Versionen der Usus sind nicht Produkt eines plötzlich vorhandenen Schemas, sonde Resultat eines lang istigen, sich während der zweiten Häl e des 12. Jahrhunderts vollziehenden Prozesses. Die Frage nach Ver änderung innerhalb dieser architektur- und institutionsgeschichtlichen Ent wicklung, also ihrer ,Prozeßha igkeit‘, soll als qualitatives Kriterium die
folgende Untersuchung begleiten.
Aelreds Metapher seines sich aus Mönchen und Konversen konstituierenden Konvents als menschlichem Körper gibt Anstoß, die monolithischen Kategorien der ,Duplizierung‘ mönchischer Strukturen r Konversen bei gleichzeitiger völliger ,Separierung‘ beider hierarchisch unterschiedlicher Gruppen kritisch zu hinter agen. Aelred benutzt das Bild der in Form und Funktion unterschiedlichen Glieder, die erst in ihrer Gesamtheit53 einen Körper bilden, um seinen Konvent zu charakterisieren. Es ist daher zu agen, ob die Usus sowie die Westflügel zisterziensischer Klausuren tatsächlich den institutionellen wie architektonischen Bereich der Mönche einfach duplizierten oder etwas davon Di erentes ausformten, mit dem sie sich im Ganzen, nämlich der Legislative des Ordens sowie den Klausuren seiner Klöster, einordneten. Sollte sich hier tatsächlich ,Dua lität‘ – also das Zusammenwirken kontrastierender Elemente zu einem symbiotischen Ganzen – anstatt ,Duplizierung‘ als paradigmatische Kate gorie tragfähiger erweisen, muß ge agt werden, bis zu welchem Grad beide Gruppen, sowohl institutionell in der Gesetzgebung wie räumlich in der Klosterarchitektur, miteinander verbunden waren. Der pauschale Ver weis auf ,Separierung‘ hält einer kritischen Überprü ng kaum stand.
Die Untersuchung wird bei einem Blick auf die Gewohnheiten der Reformklöster des 11. Jahrhunderts ihren Ausgang nehmen, in denen sich Konversen als zweite konstituierende Gruppe neben den Mönchen eta blierten. Da consuetudines, wie Hallinger feststellte, als monastisches Refo medium unterhalb der jeweils gültigen Mönchsregel das mönchi-
53 Ne an ( 1 996), S. I06f., r Körpermetaphorik in der zisterziensischen Caritas Konzeption.
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sehe A l ltagsverhalten im klösterlichen Raum regelten, gilt es, diese Quellen vor allem aus den Reformverbänden von Cluny und Hirsau nach der institutionellen wie architektonischen Verortung der Konversen zu be agen. Hier wurde räumliche Trennung der Konversen von den Kleri kermönchen erwähnt, wenn jenen eine von deren Norm abweichende Tätigkeit zugewiesen wurde. Dies o enbart den Zus e nhang von Tätigkeit und Aufenthaltsort einer bestimmten monastischen Gruppe, dem in den zisterziensischen Gewohnheiten weiter nachgegangen werden muß. Allerdings bedeutet dies nicht, daß die Verortung der Konversen der diversen Reformbewegungen versucht werden soll; dazu ist die insti tutionelle De nition der Konversen selbst innerhalb der Klosterreform strömungen verschieden und die baugeschichtliche Überlieferung zu dür ig.
Mit der Entwicklung institutioneller Strukturen und der beginnenden Verbreitung der Klausurbauweise innerhalb des Klosterverbandes von Citeaux, wird auch dort die Frage nach der Verortung der Konversen virulent. Wie bereits in üheren Reformklöste bilden auch die verschie denen Versionen der beiden zisterziensischen Gewohnheiten, der nach
1 1 20 erstmals redigierten Mönchsgewohnheiten, der Ecc/ iastica O cia,55 sowie der wohl ein Jahrzehnt später erstmals kompilierten Usus, hervorragende Quellen, um nach der räumlichen Stellung der Konversen innerhalb der Klöster zu agen.56 Sie sind besonders interessant, da hier erstmals Gewohnheitstexte r alle Filiationen eines Klosterverbandes
54 Hallinger, Kassius: Consuetudo. Be iff, Formen, Forschungsgeschichte, Inhalt; in: Crusius, lrene (Hg.): Untersuchungen Kloster und Sti (Verö entlichungen des Max-Pianck-lnstituts, 68), Göttingen 1980, S. 140-166, S. 1 .
55 Schneider, Bruno: Citeaux und die b iktinische Tradition. Die Quellenfrage des Liber Usuum im Lichte der Consuetudines Monasticae (Teil I); in: AC 16 (1960), S. 169-254, s. 186.
56 Angesichts des Mangels an Bauvorschriften in legislativen zisterziensischen Quellen des 12. Jhs. wird vielfach u.a. durch Holdsworth, Christopher: The chronology and character of early Cistercian legislation on and architecture; in: Norton, Christ opher!Park, David (Hgg.): Cistercian Architecture in the British lsles, C bridge 21988, S. 40-55, hier S. 53, auf B ards von Clairvaux Apologia verwiesen; in der 1125, also unmittelbar vor der Errichtung der ersten Klausuranlage in Clairvaux, verfaßten Schri , legt Be ard in der Auseinandersetzung mit dem Baureichtum Clunys die ästhetischen Vorstellungen des sich formierenden Ordens fest; auf und ihrer nach außen gerichteten ästhetischen Kritik ist die Apologia als Quelle die architektonische Di erenzierung innerhalb des Ordens nur wenig ergiebig und wird daher keine weitere Brücksichtigung nden.
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vereinheitlicht worden sind.57 Während r die EO bereits einschlägige Untersuchungen über die darin genannten Klausurräume (o icinae) exi stieren, die sich mit ihrer architektonischen Umsetzung in noch existieren den Klausuranlagen auseinandersetzen,58 soll hier vor allem das noch weitgehend brachliegende Feld für die Usus beackert werden.
Die Schilderung und Beschreibung von Räumen, die den conversi vorbehalten sind, geht in den Usus weit über den aufzählenden Charakter hinaus und bezieht stets die Tätigkeit der Laienbrüder und besonders ihr Verhalten in diesen Räumen ein. Dabei wird ständig das räumliche Umfeld der Konversen thematisiert, besonders in der Abgrenzung vom klösterli chen Bereich der Mönche. Um diese Strukturen eizulegen, muß die Quel lenanalyse in vier Schritten vorgehen: Zunächst ist das Verhältnis von Raum und Tätigkeit zu bestimmen. Es gilt zu fragen, ob die in den Usus geschilderte Tätigkeit nur so lange als regelungsbedür ig angesehen wird, solange sie in einem bestimmten monastischen Raumkontext stattfindet. Dies ermöglicht in einem nächsten Schritt, eine Reihe von Räumen, die als den Konversen zugänglich beschrieben werden, innerhalb und außerhalb des Klosters zu bestimmen und nach deren Zugehörigkeit zum Mönchs bzw. Konversenbereich zu ordnen. Als dritter Schritt wird dann die Annä herung der Konversen an die mönchischen Gewohnheiten zu untersuchen sein, um das implizierte räumliche Verhältnis von Konversen und Mön chen zueinander weiter zu di erenzieren. Im letzten Analyseschritt ist dieses Raumverhältnis anband der Einbindung der conversi in die Schweige- und Fastengebote als klassische mönchische Askesepraktiken weiter zu präzisieren.
Aelreds Kloster Rievaulx sowie die benachbarten Zisterzen Foun tains, Byland, Roche und Jervaulx, alle im Bereich der mittelalterlichen Grafscha Yorkshire gelegen, bieten mit ihren zumindest noch erhaltenen und nie nachmittelalterlich überbauten Klausuranlagen ein wie sonst kaum in Europa erhaltenes Korpus, das noch weitgehend den hochmittelalter lichen Bauzustand erkennen läßt. Daß die Klausurbereiche aller dieser Abteien während der Kompilationsphase der UC entstanden, legitimiert
57 Schneider, Bruno: Citeaux und die ben iktinische Tradition. Die Quellen age des Liber Usuum im Lichte der Consuetudines Monasticae (Teil 2); : AC 1 7 ( 1 9 6 1 ), S. 73- 1 14, S. 106f.; Melville, Gert: Zur Funktion der Schriftlichkeit institutionellen Ge igedermittelalterlichenOrden;in: FMSt25(1991),S.391-417,S.396f.u. S.415f., sieht darin den Ursprung eines neuen Konzepts prospektiver monastischer Legislative seit dem Hochmittelalter.
58 Mettier ( 1909), S. 7 , sowie Dolberg, Ludwig: Die Kirchen und Klöster der Cistercienser nach Angaben des „liber usuum“ des Ordens; in: Studien und Mitteilungen aus den Benediktiner- und Cistercienserorden 12 (1891), S. 29-54, S. 42.
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methodisch den Vergleich gerade dieser baulichen Ordensstrukturen mit den Gewohnheitstexten. Auch wenn die Architektur der Westflügel im Zentrum der Analyse stehen wird, wird sie, wie jüngst von Virgina Jausen eingefordert, stets im Kontext der baugeschichtlichen Entwicklung der gesamten Klausuren zu betrachten sein.
Wenn also nach architektonischen Spezi ka dieser vermeintlichen Aufenthaltsbereiche der Konversen fragen sein wird, dies nur im analytischen Vergleich mit entsprechenden Bauelementen der durch die Forschung den Mönchen zugeschriebenen Bereiche der Süd- und Ostflügel erfolgen. Erst hier können sich strukturelle Di renzen offenbaren, die beim isolierten Blick auf die Westflügel unerkannt bleiben müssen. Da gerade die Klausuren der Zisterzen in Yorkshire nicht, wie von Braunfels vermutet, einem vorgegebenen Plan folgen, sonde Ergebnis eines lang fristigen Bauprozesses sind, ermöglicht der vergleichende Blick auf beide Bereiche zisterziensischer Klausuren wichtige Einblicke in deren bau chronologisches Verhältnis. Erst wenn die Prozeßha igkeit dieser komple xen Bauaufgabe als zweiter zentraler Frageaspekt berücksichtigt wird, kann wenigstens in Ansätzen festgestellt werden, ob eventuelle ästhetische Differenzen der beiden Klausurbereiche von Anfang an bestanden oder erst Resultat einer langfristigen Entwicklung waren. Die abschließende Aufgabe der architekturhistorischen Analyse muß sich der Frage nach der Verbindung beider Klausurbereiche widmen, die durch Aelreds Bild des aus unterschiedlichen Gliede zusammenhängenden Körpers aufgeworfen wird. Nur so kann über den Grad der ,Separierung‘ zweier institutioneller Gruppen unter dem Dach einer bereits im Frühmittelalter rezipierten Bauform wie der Klausuranlage entschieden werden.
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IV. KONVERSEN IN REFORMKONVENTEN DES 11. J UNDERTS
1. Begriffsbestimmungen: conversus – consuetudo – c/austrum
Bevor alle Aufmerksamkeit auf die Frage gerichtet wird, welchen Platz die zisterziensischen Konversen sowohl im institutionellen Ge ge der norma tiven consuetudines wie dem architektonischen der ciaustra einzelner Zisterzen einnahmen, gilt es, einen Blick auf eben jene drei Begri e, conversus, consuetudo und claustrum, werfen, deren begriffsgeschicht liche Wurzeln bereits ins Frühmittelalter zurückreichen, die inhaltlieb aber keine Kontinuität bis ins Hochmittelalter für sich reklamieren können. Gerade in den Reformklöste des 1 1 . Jahrhunderts tauchen diese Elemen te monastischen Alltags e eut auf, sind jedoch teilweise mit neuer Bedeutung belegt.
Ein ausgeprägter conversio-Gedanke im Iaikaien Umfeld der Re formbewegungen hrte zur Etablierung von Laiengemeinscha en inner halb der Klosterkonvente, die jedoch, auf der Suche nach neuen Formen quasi-religiösen Gemeinscha slebens, als zunehmend separate Gruppen neben den Mönchen au raten.59 Der Begriff conversus, der im Frühmittel alter vor allem den im Erwachsenenalter eingetretenen Mönch von dem als oblatus ins Kloster gekommenen unterschied, teils aber auch einen illite raten Laienmönch vom Iiteraten Klerikermönch, wurde allmählich auf eine neue Form des quasi-monastischen Lebens von Laien übertragen.60 Als
jeweils integraler Bestandteil der neuen Konvente prägte sich dieses Konversenwesen61 in den einzelnen Reformbewegungen während des 1 1 . und 12. Jahrhunderts in unterschiedlichsten Formen aus.62
59 Constable, Giles: The Reformation of the Twel h Century. The Trevelyan Lectures given at the University ofCambridge, 1985, Cambridge 1996, S. 77 .
61 Sowohl Hallingers (1956/1959), vgl. . 12, Idee festgefügter ‚Institute‘ wie seiner Vorstellung von der Entstehung des hochmittelalterlichen Laienbrüderwesens aus der ausschließlich evangelisch motivierten Anlehnung derfami/ia ist inzwischen u.a.
60 Dubois (1968), S. 255ff.
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Doch wie war die Idee institutionell getrennter Gruppen innerhalb derselben Klostermauem mit Benedikts von Nursia abs kter Idee des c/austrum als einem von seiner Umwelt isolie en Lebenso 63 „eine radikal egalitäre, wenn auch autoritär geleitete Mönchsgemeinscha „64 vereinbaren? Als Bautypus einer an die Klosterkirche angelehnten Vierflü gelanlage läßt sich das claustrum seit dem späten 8. Jahrhundert in karo lingischen Reichsklöste nachweisen, wird aber in den folgenden Jahr hunderten nicht konsequent rezipiert. Walter Ho sah im offenen Arka dengang des Kreuzgangs ein Zitat der antiken villa rustica, die sich als vier ügelige Anlage um ein zentrales Atrium legte.65 Die Entstehung einer hermetisch gegenüber ihrer Umgebung abgeschlossenen Klausur um einen Arkadengang als mönchischem Lebensbereich sei Resultat neuer grund herrscha licher Bindungen der fränkischen Klöster gewesen.66 Mit dem St. Galler Klosterplan ist uns heute eine visuelle Umsetzung überliefert, die unmittelbar im Anschluß der von Ben ikt von Aniane initiierten Reform konzilien von 816/17 entstanden sein dür e und die in der Forschung noch immer eng mit den dort getroffenen Reformbestimmungen ver üp wird.67 Als nachweisbarer architektonischer Typus findet die geschlossene Klausuranlage mit direkter Ankoppelung ihres Ost ügels an das Kirchen-
durch Dubois ( 1 968), S. 1 8 5 widerlegt worden. Teske ( 1 976), S. 252f., folgt dieser
Kritik typologisierenden Herangehen Hallingers und fordert eine Untersuchung des Konversen-Be i es im jeweiligen historischen Kontext des be achteten Klosters. Daher soll nachfolgend der Be i des ‚Konverseninstituts‘ durch den des ‚Konversen wesens‘ ersetzt werden.
62 Constable (1996), S. 196.
63 Meyvaert, Paul: The Medieval Monastic Claustrum; in: G ta 12 (1973), S. 53- 59, S. 53f.
Prinz, Friedrich: Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland und die Anfange der Reichenau. Entwicklungslinien und Forschungsprobleme; in: Borst, o (Hg.): Frühes Mönchtum, Episkopat und Adel Gründungszeit des Klosters Reichenau (Vor ge und Forschungen, 20), Konstanz 1974, S. 1 6-52, S. 37f.
65 Ho W t : On the Origins of the M ieval Cloister; in: Gesta 12 ( 1973), S. 13-52, S. 47f.
66 Ho (1973), S. 40.
67 Binding, Günther/Untermann, Matthias: Kleine Kunstgeschichte der mittelalter lichen Ordensbaukunst in Deutschland, Darmstadt 21993, S.72 .; jüngst übten Jacob sen, W : D Klosterplan von St. Gallen und die karolin sche Architektur. Ent wicklung und Wandel von Form und Bedeutung im fränkischen Kirchenbau zwischen 7 5 1 und 840, Berlin 1 992, S. 323f., sowie Untermann ( 1 996), S. 256, Kritik an der Überbetonung der B eutung durch Ho (1973), S. 46f., oder Hecht, Konrad: Der St. Galler osterplan, Si aringen 1 983, S. 304 ., der die Ursprünge des Planes bereits i n den vorherigen Reformbes ebungen Benedikts von Aniane sah, und ihn daher als „Musterplan der anianischen Reform“ charakterisierte.
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querhaus jedoch erst im ausgehenden 1 1 . Jahrhundert weitere Verbrei tung/8 also zu einer Zeit, in der sich neuere Fo en des Konversenwesens in Reformklöste etablieren. Diese Gemeinscha en, wie z.B. die Vallum brosianer als eremitische E euerungsbewegung des ühen 1 1 . Jahrhun derts, bei denen erstmals Vorformen des hochmittelalterlichen Konversen wesens zu nden sind,69 übe ahmen dagegen nur bedingt das Klausur schema, sonde bedienten sich informellerer Architekturlösungen: In die sen egalitär strukturierten Gemeinscha en setzte sich mit der zunehmen den Anlehnung an Organisationsstrukturen des koenobitischen Mönchtums eine zumindest klassi zierende, wenn auch noch nicht hierarchisierende Unterteilung der Gemeinscha en in Klerikermönche und conversi durch.70 Dem entsprach in Vallumbrosa und Camaldoli eine weniger determinierte Bauform der Klöster, die kaum Ähnlichkeiten mit klaustralen Anlagen be saß. Aufgrund des mönchischen Charakters beider Gruppen, die sich ledig lich in der Frage der Priesterweihe, nicht jedoch der institutionellen Vorga ben unterschieden, war eine räumliche Differenzierung bzw. Separierung nicht notwendig.71
Ähnliche Neuerungstendenzen sind auch bei der Schri lichkeit dieser Reformklöster zu beobachten, die seit dem 1 1 . Jahrhundert stark anstieg. Dort entwickelten sich immer neue Fo en normativen Schri gutes, deren Zweck im Versuch zu sehen ist, ihre Reformbestrebungen dauerhaft zu sichern.72 Am Ausgangspunkt einer immer dichter und varian tenreicher werdenden monastischen Schri lichkeit zur Reglementierung des Alltags standen die consuetudines.13 Sie waren Kompilationen umfang-
70 Leyser (1984), S. 47f.
71 Dubois (1968), S. 232f. vergleicht die h en Eremitenklöster mit dem Bautypus der „hötellerie“.
72 Schreiner, Klaus: Verschri lichung als Faktor monastischer Reform. Funktionen der Schri lichkeil im Ordenswesen des hohen und späten Mittelalters; in: Keller, Hagen/Grubmüller, Klaus/Staubach, Nikolaus (Hgg.): Pra atische Schri lichkeit. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen (MMS 65), München 1 992, S. 37-75, hier S. 42f.; ders.: Lautes Lesen, ktive Mündlichkeit, verschri lichte Norm. Einleitende Vorbemerkungen über Fragen, Themen und Ergebnisse einer Tagung; in: Kasper, Clemens M./Schreiner, Klaus (Hgg.): Viva vox und ratio scripto. Mündliche und schri liche Kommunikationsformen im Mönchtum des Mittelalters (Vita regularis, 5), Mün ster 1 997, S. 1-36, hier S. 12f., betont die Wechselwirkung neuer Schri lichkeitsformen mit einer zunehmenden Ausdifferenzie ng von Aufgaben.
73 Schreiner ( 1 992), S. 46ff. sowie sowie jüngst ders. ( 1 997), S. 14 .; Hallingers ( 1 980), S . 1 , These, daß hochmittelalterliche consuetudines in direkter Nachfolge
68 Vgl. Anm. 34.
69 Leyser ( 1 984), S. 33, betont den innovativen Charakter dieser „new he its“ als neue Fo gemeinschaf ich-asketischer Weltentsagung.
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reicher Alltagsbestimmungen, die die Regula Benedicti als legislative Grundlage koenobitischen Mönchtums ergänzten, korrigierten oder interpretierten. Ihr Zweck war auf eine größere Normierung monastischen Lebens gerichtet.74 Die consuetudines bestimmten zugleich einen Rechts raum, innerhalb dessen bestimmte Normen ihre Gültigkeit besaßen. Der Geltungsbereich war besonders in der Frühzeit o nur auf ein Kloster begrenzt; die Anerkennung der constuetudo loci durch einen Novizen war Voraussetzung r seine Aufnahme.75 Klosterarchitektur de nierte und begrenzte diesen Ort, an dem die Alltagsnormen der consuetudines gültig waren.
Die Gewohnheiten dienten nicht nur der Reformperpetuierung innerhalb eines Klosters, sonde – vor allem r das cluniazensische Um feld – als Instrument zur Verbandsbildung. Burkhardt Tutsch sprach daher v o n e i n e r “ S p a n n u n g d e s B e g r i f fs p a a r e s , c o n s u e t u d o ‚ u n d , K l o s t e r verband'“.76 Durch die Rezeption cluniazensischer Gewohnheitstexte in Klöste , die sich der Reformbewegung angeschlossen hatten, wenn auch
jeweils in starker Abänderung auf die örtlichen Erforde isse hin und unter Wahrung normativen Eigengutes, entstand ein immer dichteres institutio nelles Verbandsge echt Ende dieses Prozesses stand im 12. und 13. Jahrhundert die Ausbildung von Orden, was bei den Cluniazense , vor allem aber bei den Zisterziense , mit einer Uniformierung der Sausche mata ihrer Klöster einherging.77
ähnlicher Normenkompilationen stehen würden, die seit dem 6. . zunächst auf informell-mündlicher Überlieferung, seit dem 7. . zunehmend aber auf Basis ihrer Verschri lichung versuchten, „gelebten Alltag“ im Kloster auf der Stufe unterhalb der Mönchsregeln organisieren, ist inzwischen durch Wollasch, Joachim: Reformmönch tum und Schri lichkeit; in: FMSt 26 (1992), S. 274-286, hier S. 277f., überzeugend widerlegt worden: Diese fiühen Formen normativen Schri gutes, die im Rahmen der anianischen Reform von 8 1 6/ 1 7 sämtlichen Klöst des Fränkischen Reiches als prospektiv verbindlich ok oyiert wurden, sind keinesfalls mit den seit dem I I. . in einzelnen Klöst entwickelten und auf die individuellen Regelungsbedürfnisse abgestimmten Gewohnheitstexte, die den status quo bereits existenter Normen fest halten, in eine typologische Gattungsreihe zu bringen.
74 Hallinger ( 1980), S. 146, sowie S. 143, mit einer Diskussion der Funktionen der consuetudines.
75 Hallinger ( 1980), S. 145f.
76 Tutsch, Burkhardt: Text adition und Praxis von consuetudines und statuta in der ,Cluniacensis ecclesia‘ (10.-12. Jahrhundert); in: Keller, Hage Neiske, Franz (Hgg.): Vom Kloster zum Klosterverband. Das Werkzeug der Schri lichkeil (MMS, 74), Mün
chen1997,S.173-205,hierS. 175.
77 Bereits in der aniansichen Reform ging die Uniformierung der Lebensnormen in allen Klöst des Fränkischen Reiches mit einer Vereinheitlichung des Klosterbaus,
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Es gilt nun zu fragen, welchen Ort die Laienbrüder der Reform verbände des 1 1 . Jahrhunderts durch die consuetudines in der Klosterarchi tektur als deren Geltungsrahmen zugewiesen bekamen. Die Brisanz dieser Frage liegt in dem Umstand, daß der Regula Benedicti, als der noch immer gültigen Grundlage benediktinischen Mönchtums, die Idee eines Konver sen als Gemeinscha smitglied ohne vollwertige mönchische professio bis her völlig emd gewesen war.78
2. Beschreibung und Di erenzierung des gebauten osterraums Cluny: Der Liber tramitis
Cluny als prominentes Beispiel monastischer Reformbewegungen des 10. und 1 1 . Jahrhunderts wies im 11. Jahrhundert alle die eben miteinander verknüp en Elemente auf Unter Abt Odilo (994-1 048) entstand eine neue Klosterkirche mit einer Vie ügeligen Klausuranlage (Ciuny li; Abb. 4),79 wenn auch mit starken Abwandlungen von dem im St. Galler Klosterplan vorgegebenen Grundriß: Da der Klausurostflügel vom südlichen Kirchen querschiff abgerückt war, gab es keine direkte Verbindung vom Mönchs dormitorium zum Chor; zudem fand sich in dieser Anlage ein als separater Raum ausgewiesenes capitulum.80 Daneben sind aus Cluny diesen Zeit raum verschiedene consuetudines-Überlieferungen erhalten.81 Sie notierten die Veränderungen gegenüber der Regula Benedicti, die in Cluny als visio näre Idee des frühmittelalterlichen Mönchtums das eigene monastische Selbstverständnis bestimmte.82 Die rasche Aufeinanderfolge von Verschri lichungen der Brauchtexte zeugt nicht nur von einem fort-
dokumentiert in der Vier ügelanlage des St. Gatter Klosterplanes, einher; vgl. dazu Hecht ( 1 983), S. 260 ; die wechselseitige Verknüp ng von Norm und Bauform ndet einer Anekdote der Vita Benedikts von Aniane ihren Ausdruck, nach der Mönche beim Besuch eines emden Klosters nicht nach dem Weg b t t Räumen fragen mußten, da ihnen auch die emde Anlage vertraut war; vgl. dazu Hallinger (1980), s. 146.
78 Constable (I996), S. 198.
79 Braunfels ( 1985), S. 75 .
80 Untermann (1996), S. 237. Dagegen geht Malone (1979), S. 336, noch von einer
st unveränderten Rezeption des St. Gatter Klost plans aus.
81 Wollasch ( 1 993), S. 336 . Constable ( 1 996), S. 1 73 zur raschen Abfolge, sowie Häussling, Angelus A.: Mönchskonvent und Eucharestiefeier. Eine Studie über die Messe in der abendländischen Klosterliturgie des frühen Mittelalters und Geschichte der Meßhäu gkeit (Liturgiewissenscha liche Quellen und Forschungen, 58), Münster 1973, s. 34.
82 Borgotte (I996), S. 336f., mit einer Zusammenfassung der Forschungsdiskussion. 37
währenden Wandel der Normen klösterlichen Alltags, sonde war viel mehr Ausdruck einer permanenten Reformdynamik. 83 Regelungen be schränkten sich in den consuetudines Clunys nicht nur auf die Liturgie, sonde widmeten sich erstmals auch ausführlich dem außerliturgischen Mönchsleben im c/austrum.84 Nicht zuletzt fanden sich in Cluny Formen einer Laienbewegung, die dem zisterziensischen Konversenwesen des 12. Jahrhunderts ähnlich waren, wobei gerade i m 1 1 . Jahrhunde der clunia zensische Begriffconversus noch einen Laienmönch bezeichnete.
Im Liber tramitis, den Gewohnheiten des nach 999 cluniazensisch reformierten85 Klosters Farfa, ist die Disposition einer Klosteranlage mit ihren Gebäuden und Räumlichkeiten beschrieben, die in der Forschung als „die älteste […] erhaltene Bauordnung“86 des Mittelalters gilt und nach wie vor als herausragende Quelle zur frühmittelalterlichen osterbaukunst dient. Nach Kenneth Conants Auffassung beschreiben die um 1039/47 entstandenen consuetudines87 das unter Abt Odilo im ühen 1 1 . Jahr hundert errichtete Kloster Cluny II, was er auch auf und archäologischer Erkenntnisse bestätigt zu glauben sah.88 Seither wird die Quelle in der Forschung als Beleg einer exakten Grundriß- und Au ißbeschreibung angeführt, ihr Überlieferungskontext im Rahmen der consuetudines wurde
83 Wollasch (1992), S. 285f.
84 Für Häussling (1973), S. 38f., äußerte sich die proze ha e Entwicklung clunia zensischer Gewohnheiten besonders darin, d die älteste bekannte R aktion, die Statuta Antiquares, sich zunächst nur auf Liturgisches besc en und erst die nach folgenden Redaktionen außerliturgische Belange mit beriicksichtigten; Hallinger (I980), S. 148, di erenziert die Gattung in drei Formen, nämlich liturgische Texte, rein außer litur sehe Überlie ungen und „Mischtexte“.
5 Dinter, Peter (Hg.): Liber amitis aevi Odilonis abbatis (Corpus Consuetudinum Monasti , 10) Siegburg 1980, hier Einleitung, S. IIIf.
87 Wollasch (1988), S. 254f., kritisiert, ebd. S. 250, die erfolgte Spätdatierung Din ters ( 1980), S. LVf., der die in einer Bücherliste des Liber tramitis verzeichneten Namen von Mönchen unkritisch mit Namensnennungen cluniazensischer Urkunden verglich und daraus bis in die 1060er Jahre reichende Bio aphien der Genannten zimmert, die ihm als terminus ante quem dienen; Wollaschs neue Beweis hrung entsp cht damit der Datierung Schlossers (1889), S. 46, zwischen 1039-48; Schneider (1960), S.
86 Schlosser(1889),S.46f.
188, datiert die Überlie auf I042/43; Malone (1979), S. 333, zwischen I030- 1048.
88 Conant, Kenneth J.: Medieval Academy Excavations at Cluny, : Systemarie dim sions in the Buildings; in: Speculum 38 (1963), S. 1 ; zusammenfassend bei Braunfels (1985), S. 69f. Zweifel an der Aussage a der archäologischen Be nd situation in Cluny hegten zuletzt u.a. Untermann ( 1 996), S. 237, . I I , sowie Wol lasch (1988), S. 238.
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jedoch bis zuletzt vemachlässigt.89 Das Fehlen ähnlicher Beschreibungen in den übrigen cluniazensischen Gewohnheitstexten mag ein Grund da r sein, doch deutet dieser Mangel eher die Variabilität von Normtradie rungen im Klosterverband an.90
Bereits die allgemeine Definition der Gewohnheiten als Beschrei bung des mönchischen Handeins im klösterlichen Raum ließ den Zusam menhang zur Architektur erkennen. Durch die Niederschri im Liber tramitis als Teil eines mönchischen Brauchtextes verliert die sprachliche Skizzierung von Klosterraum etwas vom Glanz einer singulären Quelle innerhalb der mittelalterlichen Textüberlieferung.91 Exzeptionell ist aber ihre selbständige, von mönchischer vita activa und contemplativa gelöste Schilderung an der Nahtstelle zwischen den beiden libri der Gewohn heiten. Während das erste Buch die Liturgie in der Reihenfolge des Kir chenjahres behandelt, schildert das zweite Buch den außerliturgischen Alltag; die Raumbeschreibung fungiert als Bindeglied zwischen beiden. Sie besitzt als einziges Kapitel des zweiten Buches keine separate Überschri , so daß die Bezeichnung De Descriptione Cluniacensis mona sterii eine Ergärlzung des Editors Peter Dinter ist.92 Die knappe Nennung der Kirche als Gesamtraum ohne di erenzierte Beschreibung einzelner Kapellen- oder Chorbereiche93 verblü angesichts der sich anschließen den detaillierten Schilderung sämtlicher Räume des außerliturgischen Alltags. Die Plazierung der Descriptio an dieser Stelle dür e kaum zufällig erfolgt sein: Vielleicht bedur e die durch die Liturgiebestimmungen bereits ausführlich räumlich determinierte Kirche keiner weiteren Erläute-
89 Zuletzt bei Malone ( 1 979), S. 333 .
90 Zwn Problem der Übe ahme cluniazensischer consuetudines in Farfa siehe Wol lasch ( 1 992), S. 280, u. S. 283. So wies Schlosser ( 1 889), S. 47f., darauf hin, daß auch Farfas Tochterkloster San Paolo Ia Mura in Rom in seinen Gewolmheiten keine ents�r hende Überlie rung besitzt.
1 Köstler, Andreas: Topik als Beschreibung. Zum Quellenwert verschi ener Textsorten Beispiel Montecassinos; in: Kerscher, Go ed (Hg.): Ha o aphie und Kunst. Der Heiligenkult in Schri , Bild und Architektur, Berlin 1993, S. 50-64, hier S. 51 , kritisiert die tex tische Quelleninterpretation kunstgeschichtlicher Studien Beispiel von Conants Rekonstuktionsversuchen der Klausuranlage von Montecassino aus dem I I . .
92 Liber tr tis aevi Odilonis abbatis Il, 142; . in: Dinter (1980), S. 203, weist den Titel Descriptio als Editionsergänzung aus; in der handschri lichen Überlieferung wird die Beschreibung mit dem Titel DE POSITIONE SEU MENSURATIONE OFFICINJARUM eingeleitet.
93 Liber tr itis II, 142, S. 203: Ecclesiae longitudinis centum quadraginta pedes, altitudinis quadraginta et tres,fenestre uitreae centum sexaginta. Capitulum uero {.
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rungen, während den nun folgenden nichtliturgischen Normen eine not wendige Beschreibung ihres Gültigkeitsraumes vorausgehen sollte. Beginnend mit der Kirche beschreiben die consuetudines die um einen Kreuzgang gelegenen Gebäude in einer Anordnung, wie sie bereits durch den St. Galler Klosterplan visuell vorgegeben war. In der Beschreibung heben sich das capitulum, das dormitorium und das refectorium als die drei größten Räume dieser Struktur ab. Ihre Bedeutung wird durch die Nennung der Raumgröße und der Anzahl ihrer Fenster unterstrichen. Folgt die Descriptio dem Schema einer Vierflügelanlage (Abb. 6), entspricht sie einer Aufzählung im Uhrzeigersinn um einen, allerdings nicht genannten, Kreuzgang. Dabei wird dieser Bereich als mönchischer Raum ausge wiesen. Nur r die Küche wird zwischen der coquina regularis und einer gleich großen coquina laicorum94 differenziert; sie wird damit als Funktionsraum verdoppelt.
Der Moduswechsel von indikativen zu konjunktivischen Verb formen bei der Beschreibung der cel/ulae i irmorum, könnte den Über gang vom klaustralen zum übrigen klösterlichen Bereich markieren, da er in unmittelbarem Anschluß an die Nennung der Marienkapelle, dem letzten zur Klausur gehörigen Raum, erfolgt.95 Im Text wird der Konjunktivmodus erst genutzt, als die peripheren Räumlichkeiten des Klosters aufgelistet werden: Dies sind einerseits die Unterkün e der lediglich temporär von der monastischen Gemeinscha separierten Novizen und anken Mön che,96 andererseits sind hier mit den Werkstätten und Gästehäuse die Nahtstellen zur säkularen Umwelt anzutre en.
Ein Bau sticht aufgrund seiner exakt beschriebenen Lage parallel zum Klausu estflügel aus diesem peripheren Klosterbereich heraus: Es ist das doppelgeschossige Gebäude, das unten die klösterlichen Pferde ställe und oben dormitorium und refectorium derfamuli beherbergt.97 Über
Liber amitis II, 142, S. 204: Coquina regularsi triginta pedes longitudine, et /atitudine uiginta et quinque. Coquina /aicorum eademque mensura; die zweifache ‚Länge‘ der Küche entsprach der Breite d Kellers von 60 F , so daß, u.a. durch Schlosser (1 889), S. 54, auf eine unmittelbare Nachbarscha geschlossen wird.
95 Dinter ( 1 980), S. XLV , aber auch Schlosser ( 1 889), S. 47, sahen in diesem Moduswechsel einen ergang von der zur Abfassungszeit bereits errichteten Klaus architektur geplanten, aber noch nicht realisierten, ex aklaustralen.
Malone ( 1 979), S. 338, ve eist auf die bereits im St. Galler Klosterplan veran kerte Tradition temporärer Separierung.
97 Liber amitis Il, 142, S. 206: A porta meridiana usque ad portam septentria nalem contra occidentem sit constructa domus longitudinis ducentum octaginta pedes, latitudinis uiginti et quinque, et ibi constituantur stabule equorum per mansiunculas
partitas, et desuper sit solarium, ubifamuli aedant atque dormiant et mensas habeant ibi ordinatas /ongitudinisoctagintapedes, la tudinisueroquattuor[..].
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die Zuweisung dieser Räumlichkeiten an eine zum cluniazensischen Ordensgefüge gehörende Gruppe ist viel spekuliert worden. Dabei wurde vielfach der hier benutzte Begri der famu/i bedenkenlos mit dem der conversi gleicbgestellt,98 die zur Zeit der Abfassung des Liber tramitis noch als vollwertige Mönche – jedoch ohne klerikale Weibe – fester ,,Bestandteil der Mönchsgemeinscha “ waren.99 Die nabeliegende und wörtliche Interpretation als Aufenthaltsort derfamuli, laikaler Helfer ohne mönchische Profeß, wurde kaum in Erwägung gezogen.1 Sie bildeten eine innerhalb der klösterlichen fami/ia besonders stark an den Konvent gebundene Gruppe, die zwar einerseits noch fest in ihrem säkularen Lebenskontext verwurzelt war,1 andererseits jedoch das Verbindungsglied zur Iaikaien Umwelt bildete,10 eine Funktion, die später die zisterzien siscben conversi ausübten. Ähnlich wie bei zisterziensischen Konversen war auch die Unterbringung cluniazensischer famuli nicht nur auf den Klosterbereich beschränkt, sonde erstreckte sich auch auf die Wirt scha shöfe des Klosters.102 Der Wandel des Begri es conversi (barbati) hin zu Laienbrüde , die der funktionalen Konzeption der im Liber
98 Schlosser (1889), S. 59f., sah in denfamu/i die Knechte adeliger Gäste; daß di e j och in der Quelle als adventanti genannt werden, die ebenfalls im gleichen Gebäude verköstigt werden, läßt Zweifel an Schlossers Interpretation au ommen; Braunfels (1985), S. 76f., identi ziert diefamuli bereits die Zeit der Abfassung im I I . . mit den Konversen d Klosters, da er dem Liber tramitis hier eine falsche Verwendung des
Be i esfamuli anstatt von Laienbrüd vo .
99 Teske (1976), S. 278, S. 25S . u. S. 32lf.: Mönchsstatus neben dem der
Klerikermönche de nierte sich durch ihre mangelnde Bildung, die ihnen auch die damals wertfreie Bezeichnung idioti einbrachte. Auf und dieser Unkundigkeit, beson ders Latein, konnten sie keine litur sche Weihen erfahren, was nur in der Liturgie ihrer funktionalen Separierung ihrte. Für das I I. . erliegt Schlosser (1889) damit einer Be i sverwi ung, da hier den famuli noch conversi als Laienmönche gegen überstanden.
1 Lediglich Constable, Giles: „Famuli“ and „Conversi“ Cluny. A Note on Statute 24 of Peter the Venerable; in: Revue Benedictine 83 (1973), S. 326-350, hier S. 331, verknüp dieses Gebäude mit denfamu/i.
101 Zur Ähnlichkeit der Funktionen der cluniazensischen famuli und der zister ziensischen conversi vgl. Dubois (1968), S. 227, sowie Constable (1973), S. 328 ., der, S. 330, ihre I 050 auf nur ca. 30-50 schätzt.
102 Constable (1973), S. 331f.
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tramitis genannten famuli sehr nahe kommt,103 begann sich in Cluny erst unter Abt Petrus Venerabilis (1 122-56) vollziehen!04
Ganz offensichtlich sah der Liber tramitis keine separate Verortung der conversi vor. Angesichts ihres erwähnten Status als Laienmönche er übrigte sich eine räumliche Trennung beider Gruppen in den klaustralen Räumen wie dem capitulum, dem refectorium oder dem dormitorium. Wolfgang Teske konnte in seiner Untersuchung der cluniazensischen Gewohnheiten des 1 1 . Jahrhunderts feststellen, daß in Cluny conversi, die dort noch in der Position von Laienmönchen mit vollwertiger professio waren, immer dann als institutionell und räumlich separierte Gruppe E ähnung fanden, wenn sie aufg nd ihrer Funktion vom Verhalten der Klerikermönche abwichen: 105 War die hierarchische Sitzordnung im capitulum und refectorium unabhängig von einer Priesterweihe, so konnte ein conversus auf Geheiß des Abtes in der Hierarchie und damit der Sitzreihe der Konventsversammlung aufrücken, so galt dies im Chor nur r einen clericus.106 Erst im Zusammenhang mit der Liturgie wurde eine hierarchische Differenzierung des Raumes notwendig,107 da den conversi als Laienmönchen aufgrund ihrer mangelnden Bildung und der daraus resultierenden fehlenden Priesterweihe hier eine minderrangige Funktion zukam. Die daraus resultierende Notwendigkeit der Trennung spiegelt sich konstant in allen einschlägigen Bestimmungen cluniazensischer consue-
103 Zum Problem der Status- und Funktionsverschiebung, die ers als in Petrus VenerabilisStatut24von1132/46offenbarwird, siehebes.Constable(1973),S.340 . u. zusammenfassend S . 348f.
1 Teske, Wolfgang: Laien, Laienmönche und Laienbrüder in der Abtei C1uny. Ein Beitrag zum ‚Konversen-Problem‘, Teil II; in: FMSt I I ( 1 977), S. 288-339, hier S . 288f., widerspricht der Auffassung Constables, hier sei den aus dem 1 1 . . bekannten conversi ein neues Aufgabenfeld zugewiesen worden, das den Anfang ihres hierar chischen Abstiegs zu Laienbrüde bedeutet hätte. Vielmehr seien im 12. . neben den Laienmönchen eben jene conversi barbati hinzuge eten, so daß erst um 1200 der Begriff conversus ausschließlich auf Laienbrüder übergegangen sei; vgl. dazu ebd., S. 299f.
105 Teske ( 1 976), S. 295f. u. S. 298 .
106Teske(1976), S. 301f.
107 Möbius, Friedrich: Die Chorpa ie der westeuropäischen Klosterkirche zwischen
8. und 1 1. Jahrhundert. Kulturgeschichtliche Vorraussetzungen, liturgischer Gebrauch, soziale Funktion; in: Möbius, Friedrich/Schube , E st gg.): Architektur des Mittelalters. Funktion und Gestalt, Weimar 1 983, S. 9-4 1 , hier S. 35 u. S. 1 8ff., versucht die consuetudines als Quellen zur Ra erarchisierung kunsthistorisch zugänglich zu machen. Möbius zieht seine Schlüsse ohne Quellenkritik aus unter-schi lichen Versionen der cluniazensischer Gewohnheiten und gt Belegstellen der Constitutiones Hirsaugiensis kommentarlos an die aus Cluny.
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tudines wider, die den Konvent jeweils in die drei Gruppen der c/erici bzw. cantores, pueri und conversi unterteilten.108 Neben der temporären Aus gliederung von Novizen und Kranken in den chorus minor, den Bereich westlich des chorus maior in der Vierung der Kirche, ließ sich r die im Liber tramitis beschriebenenfamuli ein eigener Chorbereich, vielleicht im südlichen Querhaus, lokalisieren. 109
Die Notwendigkeit räumlicher Trennung einzelner Gruppen trat im Liber tramitis wie den anderen cluniazensischen consuetudines im 1 1 . Jahrhundert nur aufg nd ihrer nktionalen Di erenzierung in der
Liturgie ein. Damit war eine Raumunterteilung nur für die Kirche not wendig, die mehrere chori au ies. Die Verschränkung spiegelt sich in der Häu gkeit der Nennungen der conversi in den beiden Teilen des Liber tramitis wider: Während conversi im ersten Buch, das den liturgischen Gebräuchen vorbehalten war, 22 mal Erwähnung nden, sind sie im zweiten 1mit den Normen des außerliturgischen Alltags nur siebenmal genannt, 10 zumeist im Zus e ang mit assistierenden Tätigkeiten im klösterlichen Haushalt.111 Ihre Erwähnung – d. h. Separierung innerhalb der Klausur – scheint kaum notwendig. Für die famuli, denen in der Descriptio eigene Räume zugebilligt werden, ist das Verhältnis der Nennungen in den beiden Büche genau umgekehrt: Ihre Präsenz wird besonders in der Klausur als erwähnenswert erachtet, wo sie nicht dauerha verortet waren. 1 1 2
3. Transformation des Konversenbegri s der Hirsauer Reform: Diefratres barbati und das austrum
In Hirsau läßt sich im späten 1 1. Jahrhundert bereits eine Bedeutungs verschiebung des Begriffes conversi, der in Hirsauer Quellen wahlweise auch durch fratres barbati ersetzt wird, erkennen. Der Terminus bezeich net hier nicht mehr Laienmönche, sonde bereits Laienbrüder, die nicht wie die Mönche durch die mönchische Profeß an das Kloster und die
108 Teske ( 1 976), S. 256 u. S. 293f.
109 Möbius ( 1 983), S. 35f.
110Dinter(1980), S. 344.
1 1 1 z. B. Liber amitis II, 193, S. 270.
1 1 2 Dinter ( 1 980), S. 349; Teske ( 1 977), S. 300, betont, daß die um 1200 als
Laienbrüder de nierten conversi separat außerhalb der Klausur untergebracht waren. 130I ist Cluny erstmals ein Konversendo tori in den Quellen nachweisbar; vgl. ebd., S. 295f.
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Regula Benedicti gebunden waren. 1 13 Damit trat erstmals ein institutionell getrenntes Konversenwesen auf, dessen Genese eng mit der Reform des Klosters ab I071 verknüp ist. Das untergegangene karolingische Kloster St. Aurelius wurde 1049 wiedergegründet 1071 kam mit Wilhelm von St. Emmeram ein neuer Abt nach Hirsau, der stark durch die cluniazensische Reform geprägt war.114 Seine einschneidenden reformerischen Maßnahmen mündeten in der Gründung eines zweiten Klosters am Ort, St. Peter und Paul, für das ab 1082 ein gewaltiger Baukomplex errichtet wurde, dessen vom südlichen Kirchenquerschiff nach Osten abgerückter Klausurost ügel in seiner Disposition stark an den entsprechenden Baukörper in Cluny II erinnert(Abb. 10).115ImBemühenumReformperpetuierungtauchtauchin Hirsau eine Verschri lichung der Gewohnheiten auf, die direkt nach Cluny verweist. So bat Wilhelm seinen Jugendfreund Udalrich von Zell, inzwi schen Mönch in Cluny, um die Vermittlung cluniazensischer Gewohn heiten. 1 1 6
In einem Antwortbrief an Wilhelm, dem eine Auflistung von Gewohnheitsbestimmungen Clunys angehe et war, thematisiert Udalrich das Problem der institutionellen und räumlichen Anhindung neuer Laien gruppen an den Mönchskonvent So forderte Udalrich Wilhelm auf, die
famuli, die als treue Diener an das Kloster durch Gehorsam gebunden sind, nicht wie bisher extra c/austrum aufhalten lassen, sonde ihnen den habitum nostrum zu verleihen. 1 1 7 Doch welchen Personenkreis meinte Udalrich mit famuli? Wilhelms konservative Idee eines weltentrückten Mönchtums hrte in Hirsau zu einer Neubestimmung der conversi als
1 1 3 Schreiner, Klaus: Hirsau und die Hirsauer Refonn. Spiritualität, Lebensfonn und Sozialprofil einer benediktinischen E euerungsbewegung im 1 1 . und 12. Jahrhundert; in: ders. (Bearb . ) : Hirsau, St. Peter und Paul 1 0 9 1 – 1 9 9 1 . Teil Il: Geschichte, Lebens Verfassungsfonneo eines Refonnklosters (Forschungen und Berichte der Archäo logie des Mittelalters in Baden-Württemberg, 10,2), Stuttgart 1991, S. 59-84, S. 75.
1 14 Zum Verlaufder Refonn vgl. Schreiner (1991), S. 60 .
1 15 Untennann (1996), S. 239.
1 1 6 Zur komplexen Übennittlung cluniazensischer consuetudines nach Hirsau siehe
auch Wollasch (1993), S. 340 ., sowie Tutsch, Burkhardt: Die Consuetudines Bem hards und Ulrichs von Cluny im Spiegel ihrer handschri lichen Überlieferung; in: FMSt 30 ( 1 996), s. 248-293, s. 288.
1 1 7 Udalrich von Zell, Epistola nuncupatoria; in: Mi e, J.-P. (Hg.): Victoris III, Romani ponti cis (…) (PL, 149), Paris 1853, Sp. 635-640, hier Sp. 637: [..} vel in obsequio quotidiano ta/es famulos habere merusistis qui ex liberis ingenuis ultro se humilitantes, vobisque servientes, non aliam vitam quam illam quae est coelestis et
perpetua exspectant. De quibus ta en unum, quod si benevolentiae vestrae videretur, in proximo mutari vellem. Vellem utique ut non amplius permitterentur tra claust m
commorari; daretis eis habitum nostrum.
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einer in sich geschlossenen Gruppe von Laienbrodem mit enger Bindung an das Kloster, aber ohne mönchische Profeß, die durch ihr Wirken die wirtscha liebe Autarkie des Konvents sicherten.118 Da eine entsprechende Gruppe im institutionellen Ge ge Clunys noch fehlte, könnte Udalrich aus seiner cluniazensischen Perspektive hier die Bezeichnung famuli als terminus technicus benutzt haben. 1 1 9 Sehr deutlich tritt hier der Zusammen hang von Ablegen der Profeß mit dem Recht des Eintritts in das claustrum als dem gebauten Rahmen monastischen Alltags zu Tage.
Die von Wilhelm r seinen Konvent entwickelten Constitutiones Hirsaugiensis waren nicht nur an den von Udalrich übersandten cluniazensischen Normen orientiert, sonde rezipierten auch Bestimmun gen, die zur gleichen Zeit durch den Mönch Be hard in Cluny verschri licbt wurden.120 In Wilbelms Normkodex taucht die Nennung der conversi nur im Kontext der nktionalen und liturgischen Abgrenzung im Kirchen raum auf, wo sie völlig aus dem zweigeteilten Mönchschor ausgegrenzt waren.121 Welcher Platz ihnen innerhalb der in verschiedene Chorbereiche zerteilten Klosterkirche122 zukam, ist nur schwer zu rekonstruieren. Mögli cherweise war ihnen ähnlich wie den famuli in Cluny ein Platz extra
118 Schreiner(1991), S. 68f. u. S. 73ff.
1 1 9 Dubois ( 1 968), S. 257, zwn Problem der variablen Begri ichkeit.
1 20 Wollasch ( 1 993), S. 3 1 9ff., betont das di erenzierte Rezeptionsverhalten
Wilhelms, der trotz seines eundscha lichen Verhäl isses zu Udal ch auch auf Be stimmungen zwiick , die nicht bei diesem, sond in den zeitgleichen Au eich nungen Be ards nden sind, so bei der Abtswahl, vgl. ebd., S. 329, od dem Abts begräbnis, vgl. ebd., S. 334. Tutsch ( 1 996), S. 288, betont den umfangreichen Austausch zwischen Cluny und Hirsau: Nach Udalrichs Besuch in Hirsau läßt er Wilhelm eine ver schri lichte Fassung zukommen. Dennoch entsandte der Hirsauer Abt noch drei Delegationen nach Cluny, um dort dessen Gewohnheiten studieren. Vgl. zu diesem Aspekt auch Wollasch (1993), S. 344f. Schreiner (1991), S. 62, betont die enge Anlehnung an die Consuetudines Chmiacensis nach Udalrichs Überlieferung als Vorbild für die Hirsauer Constilutiones, ohne auf die Rezeption von Be ards Text verweisen.
121 Lufen, Peter F.: Die Ordensreform der Hirsauer, Hannover 1981, S. 56, sieht die hierarchische Unte eilung der Mönche in literati und illiterati in der Unterteilung von cho s maior unterhalb der Vierung und chorus minor im östlichen Langhausjoch manifestiert. Architektonisch verbunden wurde dieser zweigeteilte Chorbereich durch einen Gurtbogen westlich des ersten Langhausjoches, der dem Versalbogen der Vierung entsprach und so die Chöre gegen das Langhaus abgrenzte; BindingiUntermann ( 1 993), S. 1 1 7, betonen, daß die Choreinteilung in den Grabungsbe nden nicht nachweisbar ist.
122 Berger, Rolf: Hirsauer Baukunst – ihre Grundlagen, Geschichte und B eutung (Beiträge zur Kunstgeschichte, 12), Bonn 1995, S. 1 68 . u. S. 259.
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chorum dextrum zugewiesen,123 der mit dem südlichen Querhaus zu identi zieren sein könnte.124 Dagegen sind den Constitution die conversi beinahe keiner Erwähnung im Zus menhang klösterlichen Alltags wert.125 Doch anders als in den cluniazensischen Gewohnheiten des 1 1 . Jahrhunderts, wo ihre Stellung als Laienmönche keine separaten Bestim mungen außerhalb der Liturgie erforderte, deutet das Schweigen der Con stitutiones darauf, daß sie nun durch die fehlende Profeß nicht in den mönchischen Lebensbereich und den da r vorgegebenen architekto nischen Rahmen eingebunden waren.
Dagegen werden die conversi in den erzählenden Quellen der Hir sauer Frühzeit sehr häufig erwähnt: Haimo erzählt in seiner Vita Wilhelms von der Etablierung des neuen Konvents durch den Reformabt,126 wobei er die Gebundenheit an die claustralis disc lina mit der exklusiven Unter bringung der Mönche innerhalb der Klausur betont.127 Die conversi laici dagegen sind aufgrund ihrer unterschiedlichen mores, die sich hier aber nicht zu einem festge gten normativen Kompendium von consuetudin verdichtet hatten,128 vom Leben in der Klausur ausgeschlossen. Der Bau des neuen Klosters St. Peter und Paul war für Haimo die architektonische
1 23 Constitutiones Hirsaugienses seu Gengenbacenses , 1 9 ; ed. in: Mi e, J.-P. (Hg.): Lanfranci Cantuariensis archiepiscopi opera o i a (PL, 1 50), Paris 1 854, Sp. 927-1 146, hier Sp. 1064, sowie II, 51, Sp. 1 1 12. Möbius (1983), S. 36, verweist aufdie Bezeichnung extra cho m dextrum als terminus technicus das südliche Querhaus im I I. Jh.
124 Lufen (1981), S. 58. Dem widerspricht Berger (1995), S. 131, der diesen Chorbereich den Konversen alter Prägung zuschreibt, während er den Laienb de lediglich einen Platz im Lan aus zubilligt. Doch auch der vorsichtiger argumentierende Berger bezieht sich wie Lufen nie direkt auf die Quellentexte sond stützt seine Aus sagen über den hierarchischen Aufbau des Klosters auf veraltete Sekundärliteratur. Jüngst w te Untermann (1996), S. 237, au mangelnder Befunde vor Aussagen über Raumzuweisungen in Hirsau.
125 Dubois (1968), S. 257.
126 Haimo von Hirsau: Vita Baeti Wilhelmi, Hirsaugiensis Abbatis 23; ed. in: Mi e, J.-P. (Hg.), Lanfranci Cantuariensis archiepiscopi opera omnia (PL 1 50), Paris 1 854, Sp. 889-924, hier Sp. 914: Enimvero amab is pater, ze/o anima m fervens, primus instituit, ut monachi ministerio de/i /aico m converso m in exterioribus administrandis uterentur, et versa vice iidem /aici a monachis quod ad curam anima m pertinet consequerentur, eo mque c/australem disciplinam pro passe suo, extra c/aust m, in corrigendis moribus imitarentur: [.. ; Schreiner (1991), S. 75, betont die Unterbringung der Laienbrüder außerhalb der Klausur.
127 Constable (1996), S. 78.
1 28 Ich danke Prof. Dr. Klaus Schreiner den Hinweis, daß nach seiner Erkenn is keine Laiengewohnheiten in Hirsau verschriftlicht wurden; er schließt aber auf und des völligen Überlieferungsverlustes deren vormalige Existenz nicht völlig aus.
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Manifestation dieser Reform, die den exklusiven Raum zur Umsetzung der mönchischen Normen markieren sollte (Abb. I0).129
Abb. 10: Hirsau, St. Peterund Paul: rekonstruierterGrundrißderKircheundKlausur 1200
1 2 9 V i t a B e a t i W i l h e l m i 2 3 , S p . 9 1 5 : A d h uj u s s p i r i t u a l i s v i t a e o b s e r v a n t i a m s a n c t u s Pater Wilhelmus congruam in eodem loco Hirsm1giae construxit habitationem, videlicet novum monasterium in honorem beatorum apostolorum Petri et Pauli, sanctique Aurelii co essoris ..}.
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In Hirsau scheint mit dem Ausschluß der conversi von der mönchischen Profeß die Verortung einer hierarchisch degradierten Gruppe im monastischen Raum zu einem Problem geworden zu sein. Dennoch konnte der Ausschluß aus der Klausur r viele Hirsauer Konversen nur von zeitlich begrenzter Dauer sein: Wilhelm sah im Konversensein einen transitorischen Status, der ähnlich wie das Noviziat durchlaufen werden konnte. Bei entsprechenden Lateinkenntnissen, die dem Bewerber den Zugang zur Priesterweihe ermöglichten, war der Übertritt von den conversi zu den monachi noch möglich,130 der bei den Zisterziense endgültig versperrt sein sollte. Hier re ektiert sich eine generelle Tendenz – wenn auch keine stringente Entwicklungslinie – die angesichts eines immer stärker durch Kleriker geprägten Mönchtums zur Etablierung separierter und hierarchisch untergeordneter Konversengemeinscha en hrte. Im Verlauf des 12. Jahrhunderts werden diese Laiengruppen zum Charakte ristikum der Reformorden.13 1
130 Schreiner (1982), S. 95f.: Diese Penneabilität institutioneller Schranken fand sich sowohl in Cluny als auch in Hirsau; vgl. dazu auch Constitutiones Hirsaugienses II, I I , Sp. 1049; Teske ( 1 976), S. 3 1 9f., betont, daß die cluniazensischen Gewohnheiten keinen Aufschluß über die Aufstiegsmöglichkeit einer als conversus einge etenen Person zur Priesterweihe geben, so daß das 11. . einzelne Fälle meist nur aus
131 Constable (1996), S. 195.
historio aphischen und hagio aphischen Quellen erschlossen werden können.
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V. ENTSTEHUNG UND ENTWIC UNG
DES ZISTERZIENSISCHEN KONVERSENWESENS
Bereits von Anfang an demonstrierten die Zisterzienser „ein neu gefaßtes Verständnis von ordo“, das wesentlich über die organisatorischen Struktu ren bisheriger Klosterverbände mit ihren gemeinscha lichen Lebensidea len hinausging: Erstmals verband sich hier Observanz „untrennbar mit korporationsrechtlicher Kohärenz“ und schuf damit ein qualitativ neues Organisationsprinzip von gleichberechtifen Klöste , nämlich einen Orden in unserem heutigen Verständnis.13 Auch bei der Etablierung und institutionellen Ausformung eines Konversenwesens gingen die Zister zienser einen wesentlichen Schritt weiter: Obwohl die zisterziensischen Konversen in allen materiellen und spirituellen Werten den Mönchen als Ordensmitglieder gleichgestellt waren, bedeutete das Ablegen der Konver senprofeß einen unumkehrbaren Entschluß, der einen Übertritt in den Mönchsstand sowie den Aufstieg zur Priesterweihe r alle Zukun aus schloß. Trotz zahlreicher späterer Veränderungen im institutionellen Ge ge des Konversenwesens und bei dessen Verhältnis zu den Mönchen blieb der Aufstieg ins Mönchtum weiterhin verwehrt. Dieser Ausschluß verlieh dem zisterziensischen Konversenwesen im Vergleich zu bisherigen Formen der Laienbrüdergemeinscha en eine neue Qualität.133
Während das Exordium Parvum, eine he Fassung der zister ziensischen Gründungslegende, die Entstehung des Konversenwesens un mittelbar in die Zeit der Ordensgenese um I I 00 verlegt, besteht inzwi schen Übereinstimmung, daß Konversen nicht vor dem zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts in Zisterzen nachweisbar sind. Gab es bis zur Jahr hundertmitte kaum ein Anwachsen der Konversenzahlen, so ist überall in
132 Melville (1991), S. 395, sowie eut bei Cygler, Florent/Melville, Gert/Oberste, Jörg: Aspekte zur Verbindung von Organisation und Schri lichkeil im Ordenswesen. Ein Vergleich zwischen den Zisterziense und Cluniazens d 12./13. Jahrhunderts; in: Kasper/Schreiner ( 1 997), S. 205-280, hier S. 2 1 4f.
133 Schreiner ( 1 982), S. 96f.
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Europa in der zweiten Jahrhunderthäl e ein steiler Anstieg nachweisbar.134 Wo wir genaue Zahlen kennen, ndet sich um 1 200, unabhängig von der Größe einzelner Klöster, ein konstantes Zahlenverhältnis zwischen Kon versen und Mönchen von 3: I bzw. 3:2.135 Auch die Yorkshire bekann ten Zahlen stehen mit dieser allgemeinen Tendenz in Einklang: Die Grün dungschroniken von Fountains und Kirkstall berichten einhellig, daß sich bei der Aussendung des Gründungskonvents r Kirkstall 1 1 4 7 neben zwölf Mönchen nur zehn Konversen mit auf den Weg machten;136 in Kirkstall sind r das Hochmittelalter sind keine weitere Angaben zur Kon ventstärke überliefert.137 Rievaulx ist aufgrund seiner literarischen Blüte unter Abt Aelred eines der wenigen Klöster Europas, r das im 12. Jahrhundert ein kontinuierlicher Einblick in die Entwicklung der Konventsgröße möglich ist: Gehörten 1 142 insgesamt 300 Mönche und Konversen zum Kloster, sind später zunächst 1 0 0 Mönche und zum Zeitpunkt des Todes Aelreds im Jahre 1 167 140 dokumentiert, während zugleich die Zahl der – terminologisch nicht genau eingrenzbaren – Laien (laicos atres) 500 betragen haben soll.138 Ein Visitationsbericht weist
134 Stellver etend r die jüngere Forschung, die ein späteres Au et der Konversen im Orden ver itt, vgl. Constable (1996), S. 78, Toepfer {1983), S. 29, sowie Dubois ( 1 968), S. 1 89f.; Donnelly, James S.: The Decline of the Medieval Laybrother hood (Fordham University Studies Series, 3), New York 1949, S. 12, folgte noch der Schilderung des Exordium, das bereits auf 1 1 00 schließen läßt.
135 Toepfer (1983), S. 53f.; Lekai, Louis J.: The Cistercians: Ideals and Reality, Kent/Ohio 1977, S. 337f., schätzt dagegen aufein Verhältnis von ca. 2: 1 .
136 Fundacio Abbathie de Kyrkestall; . in: Clark, E.K.: The Foundation of the Abbey ofKirkstall (Thoresby Society Publications, Miscellanea 4), Leeds, 1895, S. 173- 208, hier S. 174, sowie Hugo von Kirkstall, Narratio de fundatione Fontainis monasterii in Comitatu Eboracensi; ed. in: Walbran, John R. (Hg.): Memorials of the Abbey of St. Mary of Fountains, Bd. 1 (Publications ofthe Surtees Society, 62), Edinburgh 1863, S. 1-129, hier S. 90: […] migravimus ad locum alterum qui nunc Kirkestal nomina/ur ..] emissi sumus sub abbate Alexandro, duodecim monachi et decem conversi.
137 B es, Gay D.: Kirkstall Abbey, 1 147-1539: An historical study (Publications oftheThoresbySociety, 58), Le s 1984, S. 47, verweist aufdiezweitebekannteAnga be zur Konventsstärke von 1 6 Mönchen und sechs Konversen von 1 3 8 1 .
138 Aelred von Rievaulx: De Speculo Caritatis IJ. 17, 43; ed. in: Hoste, A.ffalbot, C.H. (Hgg.): Aelr i Rievallensis opera o i a, Bd. I : Opera ascetica (CCCM, 1 ), Tumbout 1971, S. 3-16, hier S. 87: Quam i/lud quoque mirandum, quod trecentis, ut reor, hominibus unius hominis voluntas est I ..}, r 1 142, sowie Walter Daniel: Vita Ailredi Abbatis Rievall cum Epistola ad Maurici ; ed. in: Powicke, Frederik M. (Hg.): The Life ofAilr ofRievaulx by Walter Daniels. Translat from the Latin […], London 1963, S. 38: Hinc est quodpost se Rievalli reliquit monachis bis species decem et decies quinquaginta laicosfratres, r 1 167; vgl. Knowles, David: Monastic Order in England. A History of its Development from the Times of St. Dunstan to the Fourth
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1231 ir Byland mehr als 160 Konversen gegenüber 80 Mönchen aus.139 Dieser rasante Anstieg stagnierte um 1200 und kehrte sich schon im 113. Jahrhundert fast überall in Europa in einen raschen Niedergang um. 40 Während sich in englischen Zisterzen noch im 13. Jahrhundert ein intaktes Konversenwesen halten konnte,141 war auch hier spätestens mit der Pest sein Endpunkt erreicht. Die zwischen 1 3 7 7 und 1 3 8 1 durchge hrte königliche Steuererhebung belegt ir die 72 Zisterzen Englands und Wales gerade noch 56 Konversen in 1 7 Klöste , davon die meisten in den zehn Abteien Yorkshires.142 Doch in Yorkshire beschränkte sich dieser Rück gang nicht nur auf die Konversen sonde auf die gesamten Konvente, denn auf die enorme Blüte ihrer Frühzeit folgte ein verheerender Nieder gang seit dem frühen 14. Jahrhundert. In Rievaulx waren 1381 lediglich drei Konversen und 1 5 Mönche übrig geblieben, und in Fountains, dem zweiten nordenglischen Mutterkloster, fanden sich zur seihen Zeit neben I 0 Konversen nur noch 33 Mönche.143
Daß der Wandel der zisterziensischen Wirtscha sweise im Verlauf des 13. Jahrhunderts mit dem Rückgang der Konversenzahlen zeitlich koinzidiert, verweist auf die funktionale Verknüpfung der conversi mit der vita activa des zisterziensischen Mönchtums. 1 Von Anfang an konnte die Autarkie des Ordens gegenüber den gesellscha lichen und grundherr scha lichen Verstrickungen seiner Umwelt nur teilweise durch die Rück-
Lateran Council, 943- 1 2 1 6, Cambridge 2 1950, S. 258; Fergusson, Peter/Harrison, Stuart: The Rievaulx Abbey Chapter House; in: Antiquaries Jou al 74 ( 1 994), S. 2 1 1 – 255, S. 239, gehen davon aus, nur 250 der 500 genannten laicos a es Konversen gewesen seien.
139 Fergusso Harrison ( 1 994), S. 239; durch die Au eichnungen des Account Book in Beaulieu, Hampshire, sind z. Zt. der Abfassung 1269170 67 bzw. 68 Konversen nachweisbar, vgl. dazu Toepfer ( 1 983), S. 1 54f.
140 Toepfer ( 1 9 8 3 ) , S. 54f., das Au eten der Mendikanten, die conversio willigen Laien neue und at aktivere Formen religiösen Lebens im Schatten des Mönch tums boten, als Grund den frühen Ni ergang an, vgl. dazu ders., S. 6 1 , sowie Lekai (1977), s. 340f.
141 Donnelly, James S.: Changes in Grange Economy of English and Welsh Cistercian Abbey, 1 300-1 540; in: Traditio 1 0 ( 1 954), S. 399-458, hier S. 455.
142 Donnelly ( 1 954), S. 456.
143 Donnelly ( 1 954), S. 452 , Iiste! sämtliche aus England und Wales überlieferten Konventszahlen tabellarisch auf; er verweist auf den synchronen Rückgang von Mön chen und Konversen im ühen 14. Jh., der durch die Pest beschleunigt, nicht aber verursacht wurde.
144 Toepfer ( 1 983), S. 6 1 f., kann den Wandel von der a arischen Selbstversorgung hin zum Pachtsystem mit dem vorherigen Rückgang der Konvers en belegen und widerspricht so Donnelly ( 1 949), S. 64f., der in diesem Wechsel ein bewußt gewähltes Mittel sieht, den Orden zukün ig unabhän g von seinen Konversen zu machen.
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besinnung auf das Arbeitsethos der Regula Benedicti und eine materielle Selbstbeschränkung erzielt werden.145 Erst die Konversen, denen eine klar de nierte Funktion i m agrarisch-ökonomischen Bereich zugewiesen worden war, konnten diese Unabhängigkeit des Gesamtordens siche . Das Streben nach wirtscha licher und eremitischer Autarkie mündete i m System der grangiae, die das traditionelle klösterliche Villikationssystem ersetzte:146 Diese Wirtscha shöfe, die von Konversen bewohnt und ver waltet wurden, sollten sich nach den Idealvorstellungen völlig aus dem Kontext seiner säkularen Umgebung lösen; vielfach ersetzen sie bereits existierende Dörfer, deren Bewohner o gewaltsam vertrieben wurden.147
Inzwischen i s t erwiesen, daß d i e Konversen nicht d e m i n Ordensquellen, insbesondere den Usus Conversorum, entworfenen Ideal gottesfürchtiger und demütiger Arbeiter mit niedrigsten Tätigkeiten ent sprachen, sonde an entscheidenden Stellen innerhalb der Ordensökono mie saßen; 148 ihre Zahl reichte nie aus, den gesamten Grundbesitz des Or dens zu bewirtscha en.149 Dennoch läßt sich mit dem Rückgang ihrer An zahl im 13. Jahrhundert überall in Europa, besonders aber auch in Eng land, eine Au ertung ihrer Funktion innerhalb der Klosterökonomie nachweisen.150 Die seit 1 168 in ganz Europa au retenden, o offen ausgetragenen Kon ikte zwischen Mönchen und Konversen i n Zisterzienserklöste sind Ausdruck des Bewußtseins der Konversen um ihre Position. Sie waren Symptome ihrer Forderung nach entsprechender hierarchischer Anerkennung im Orden und nicht, wie zeitgenössische
145 Exordium Parvum XV. 8-9; ed. in: Bonton, Jean de Ia Croix/Damme, Jean Baptiste: Les plus anciens textes de Citeaux. Sources, textes et notes historiques par (…] (Citeaux-Commentari Cistercienses. Studia et Documenta, 2), Achel, 1974, S. 53-86, hier S. 77: Et quia in hoc computo personam monachi, qui terras suas possidet, unde [et] per se et per pecora sua laborando vivat, non reperiebant, idcirco haec veluti aliorum jus injuste sibi ursurpare detractabant. Ecce hujus saeculi divitiis spretis, coeperunt novi milites Christi cum paupere Christo pauperes, inter se tractare quo ingenio quove arti cio seu quo ercitio, in hac vita se hospitesque divites et pauperes supervenient […] sustentarent; vgl. dazu Schreiner (1982), S. 83f.
147 Donnelly (1954), S. 409 .; vgl. auch Donkin, Robin A.: The Cistercians: Studies in the G graphy of Medieval England and Wales (Studies and Texts. Ponti cal Insti tute ofMedieval Studies, 38), Toronto 1978, S. 39ff.
146 Toepfer (1 983), S. 28 .
148Vgl.Anm. 18.
149 Toepfer (1983), S. 57f.; England vgl. Donnelly (1954), S. 414.
1 50 Toepfer ( 1 983), S. 1 54 ., den Konversen England, wo sie 1 200 sogar
durch die köngliche Verwaltung eingesetzt wurden; Donnelly (1954), S. 414f., weist ihnen in England „semi-managerial and even superviso duties“ ; vgl. auch Schreiner (1982), S. 99, gesteigerten sozialen Wertschätzung der Konversen im 13. und 14. .
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Quellen bezeugen möchten, ihrer Roheit.151 Diesen wachsenden Spannun gen innerhalb der Konvente scheint eine zunehmende institutionelle Sepa rie ng innerhalb der Ordensstrukturen antworten: Ein 1 1 88 vom Generalkapitel verabschiedetes Statut verbot nobiles, als Konversen in den Orden einzutreten und bot Adeligen ausschließlich die Mönchsprofessio an.152 So vertie e sich die Abgrenzung zwischen den Gruppen durch die Übertragung exte er Hierarchievorstellungen auf die Konvente.153 Das Statut aus dem Jahre 1181, das Konversen künftig die Teilnahme an der Abtswahl untersagte,154 könnte ein Hinweis sein, daß sich eine verschär e Separierung auch auf den Alltag im gebauten Kloster ausweitete: Ihre physische Präsenz war zukün ig während der Wahlhandlung im Kapitel saal, dem Wahlort, untersagt.
151 Besonders Donnelly (1949), S. 63ff.; vgl. auch Toepfer (1983), S. 189, der das o ensichtlich vorhandene Bewußtsein ihrer eigenen Stellung betont.
152 Stat. 1 1 88. 8 (Can. I, 108): Nobiles laici venientes ad monasterium non fiant conversi. Newman ( 1 996), S. 1 0 1 , betont, daß die Konversen trotz ihrer funktionalen Aufwertung in der sozialen Hierarchie allmählich absanken.
153 Schreiner (1982), S. 97, betont die „Verschränkung zwischen innerklösterlichen Aufgabenbereichen und sozialer Schichtzugehörigkeit“, die durch ein Statut von 1202 noch veschär wurde, das die Aufgaben zisterziensischer Mönche adelige Novizen r angemessener hielt als die der Konversen, und damit das Statut von 1188 untermaue e; Schreiner, ebd., S. 96, betont, daß die zunehmende soziale Abkoppelung der Konversen von den Mönchen sich auch darin äußerte, daß ihnen im Hochmittelalter die Bezeichnung atres vorenthalten wurde, vgl. dazu Stat. 1234. 4 (Can . II, 1 27).
154 Stat. 1 1 8 1 . 2 (Can. I, 88): Interdictur generaliter ne conversi intersint electio nibus abbatum; vgl. dazu Toepfer (1983), S. 42, sowie Donnelly (1949), S. 24f., der ir das 13. . mehrfach die Ursupation dieses Rechtes durch Konversen nachweist; ob die Konversen daran vorher aktiv beteiligt waren, bleibt unklar, Dubois (1968), S. 246f, betont, daß nach kanonischen Rechtsvorstellung Laien im Hochmittelalter w er die Wahl von Bischöfen noch Äbten erlaubt war, so daß sich die Anwesenheit der Konversen auf eine akklamierende Zustimmung r uzierte.
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VI. BESTIMMUNG VON FUNKTION UND AUFENTHALTSORT DER KONVERSEN IN ZISTERZIENSISCHEN NORMTEXTEN DES 12. JAHRHUNDERTS
l. Die frühen Normquellen
Bereits in den hesten zisterziensischen Normkodifizierungen, deren üheste Verschri lichung im Zusammenhang mit der päpstlichen Approbationsbulle Papst Calixtus Il. 1 1 19 er lgt sein dür e,155 nden die Konversen Erwähnung.156 In diesen Texten, die erstmals in monastischem Kontext nicht bereits gelebte Norm dokumentieren sonde prospektiv Recht setzen,157 wird vor allem auf die strikte institutionelle Trennung beider Gruppen abgehoben, kaum aber auf die daraus resultierende Konsequenz einer räumlichen Separierung.
Das Exordium Parvum als Gründungslegende der Zisterzienser, welches zusammen mit der Carta Caritatis prior die konstitutive
155 Cygler!Melville/Oberste (1997), S. 220f., mit einem Überblick über die verschiedenen Redaktionsstufen der die Carta Caritatis überlieferten Texte.
156 Toepfer (1983), S. 127, verweist auf die erste aus hrliche Schilderung der Konversen mit einer ,,Zuweisung von Leistungsaufgaben“ im Exordium Par m. Obwohl das Exordium Parvum neuerdings erst auf die Zeit um 1 150 datiert wird und das bereits 1 1 1 9 entstandene Exordium Cistercii nichts über die conversi aussagt, sind dem Exordium Cistercii die frühen Capitula angeheftet, die den Konversen die selben Funktionen wie das Exoridum Parvum zuwiesen; in den Versionen der Carta Caritatsi fehlen dagegen Angaben zu den Konversen; vgl. ebd., S . 1 2 5 ; Holdsworth (1988), S. 42, äußert sich kritisch den sich vielfach widersprechenden Datierungs versuchen der einzelnen Textversionen.
157 Cygler!Melville/Oberste (1997), S. 220f., sowie Melville (1991), S. 395f., sowie S. 4 1 6 , der betont, daß hier in „einem prospektiv orientierten der R htssetzung von prinzipiell allen Gliede der Gesamtkörperscha “ ein neues monastisches Normsystem entwickelt wurde.
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Grundlage158 des Ordens schuf, gibt die ersten Hinweise auf die Existenz von conversi im Orden, deren Einführung mit wirtscha lichen Notwendig keiten begründet wird: Lediglich durch den Einsatz dieser spirituell und materiell den Mönchen gleichgestellten Brüder ohne Mönchsprofessio wäre das benediktinische Ideal der stabilitas loci der Mönche zu siche , als deren Aufenthaltsort das c/austrum ausdrücklich genannt ist. Den Kon versen dagegen wird ein Aufenthaltsort außerhalb der Klausur in den klösterlichen curtes zugesprochen.159 Die räumliche Au eilung des Ordens in zwei Gemeinscha en wird vom Exordium mit der Sicherung des Überleben des Ordens, also ausschließlich nktional und nicht institutio nell-hierarchisch, begründet. Das Exordium ist neben dieser rein nktio nalen Raumzuweisung an keiner weiteren Beschreibung und Festlegung der räumlichen Dualität beider Gruppen interessiert.
Dieses mangelnde Regelungsbedürfnis ndet sich bereits in den frühesten Erwähnungen der Konversen in legislativen Texten des Ordens:160 Die Version der Capitula, die in Handschri en zusammen mit der Summa Cartae Caritatis überliefert ist, unte immt ebenfalls nur eine nktionale Verortung der conversi.161 E eut legitimiert sich ihre Existenz aus dem Ideal der wirtscha lichen Autarkie des Ordens, die die stabilitas loci der Mönche erst ermöglichte.162 Zum Zeitpunkt ihrer Abfassung könn te noch kein Bedarf an einer eingehenden Determinierung des räumlichen
158 Melville (1991), S. 395; Holdsworth (1988), S. 42f., hält die Differenzierung von konstitutiven und legislativen Quellen das 1 2 . Jh. unbistorisch.
159 Exordium Parvum XV, 10-12, S. 78: Tune d i nierunt se conversos laicos barbatos licentia episcopi sui suspecturos, eosque in vita et morte, excepto monachatu, ut semetipsos tractaturos, et homines [etiam} mercenarios; quia sine amminiculo istorum non inte igebant se plenarie die seu nocte praecepta regulae passe servare; […}. Et cum alicubi curtes ad agricu/turas exercendas instituissent, decreverunt ut
praedicti conversi domos i/las regerent, non monachi, quia habitatio monachorum secundum regulam debet esse in c/austro eorum.
160 Zu den frühen Statutenkompilationen vgl. Cygler/Melville/Oberste ( 1 997), S. 222f., Toepfer ( 1983), S. 127, sowie Holdsworth ( 1 988), S. , der die Datierung auf das Jahr 1 134 für eine Fiktion hält, die sich seit dem 17. Jh. konserviert hat, und der eine Kodi zierung nicht vor 1 1 52 vermutet.
161Toepfer(1983),S. 127,sowieDubois(1968),S. 186f.u. S.218.
162 Capitu1a XV (mit Exordium Cistercii u. Summa Cartae Caritatis); . in: Bonton/Damme (1974), S. 107-125, hier S. 123: Monachis nostri ordinis debet pro venire victus de Iabore manuum, de cu/tu terrarum, de nutrimento pecorum. ..} Ad haec exercenda nutrien , conservanda seu prope seu Ionge grangias habere possumus
per conversos custodiendas etprocuran s; sowie Capitu1a, I, S. 1 2 3 : Nam monachi cui ex regula c/aust m propria debet esse habitatio /icet quidem quociens illuc mittih1r ire sed nequaquam diutius habitare.
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Verhältnisses beider Gruppen zueinander bestanden haben, da auch das c/austrum als architektonischer Bautypus nicht von Anfang durch die Zi sterzienser rezipiert wurde, sonde sich die frühesten Klosteranlagen aus keineswegs normierten Einzelgebäuden konstituierten. 163
2. Die Consuetudines Cisterciensum
„[Dieses] Buch sei ein unveränderliches Exemplum zur Bewahrung der Einheitlichkeit und im Übrigen KorrekturdesAbweichenden“164
Bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts wurden diese konstitutiven Texte um zwei Gewohnheitstexte, die Ecclesiastica O cia165 r die Mönche sowie – etwas später – den Usus conversorum r die Konversen ergänzt. Damit griffen die Zisterzienser nochmals aufeine Textform der Reformkonvente des 1 1 . Jahrhunderts zurück, die als retrospektive Verschri lichung bereits gelebter Alltagsnormen nach dem Beginn prospektiver Rechtssetzungen wie der Carta Caritatis und den lnstituta bzw. Capitu/a eigentlich als überkommen gelten mußten.166 Um so erstaunlicher ist ihre Überlieferung in frühen Textzeugen wie der Handschri aus Ljubljana, Universitäts bibliothek, Ms. 3 1 (nachfolgend L), wo die EO nach dem Exordium Par vum, der Carta Caritatis prior und den lnstituta einen integralen Teil des Codex bilden und die Gesamtheit dieser Normtexte als Consuetudines cisterciensium tituliert wird. 167 Das Trienter Manuskript, Bibliotheca Com-
163 Braunfels (1985), S. 131, sowie Schaefer, J Owens: The earliest churches of the Cistercian order; in: Lillich, Maredith Parsons (Hg.): Studies in Cistercian and Architecture, Bd. I (CS 66), Kalamazoo/Mich. 1 980, S. 1 – 1 2, hier S. 7 .
164 Umschri des Frontizip Djion, Biblioth ue Publique Muncipale, Ms. 1 14 (nachfolgend: D) f. Iv: Liber sit emplar invariabile ad conservandam uniformitatem et corrigendam in aliis diversitatem.
165 Anders als Schneider (1960), S. 171, der den Be i Liber Usuum, der fälsch licherweise auch zusammenfassend r die Mönchs- und Konversengewohnheiten genutzt wurde, auf die Mönchsgewohnheiten anwendet, wird hier auf die Bezeichnung EO zurückge iffen, die auch Choisselet, DanieleN et, Placide: Les Ecclesiastica O cia cisterciens du XUeme siecle. Texte Latin selon les manuscrits edites de Trente 1 7 1 1 , Ljubljana 3 1 et Djion 1 1 4 ( Documentation Cistercienne, 22), Reiningue 1 989, S. 45 ., Vermeidung weiterer Be i sve irrungen gewählt hatten.
166 Cygler/Melville/Oberste (1997), S. 214f., sowie ders. (1991), S. 392f.
167 Choisselet/Vemet (1989), S. 48, wobei auf und der Unvollständigkeit von L nicht zu entscheiden ist, ob die UC ursprünglich Bestandteil des Codex waren. Auch das Manuskript D, das keine Version des Exordium und der Carta Caritatis enthält, ordnet
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munale, Ms. 1 7 1 1 (nachfolgend auch: n. in dem wohl um 1 1 30/34 die Bestimmungen der EO erstmals verschri licht wurden,168 verknüp seine Version der Gewohnheiten mit den unmittelbar davor niedergeschrie benen Capitula durch eine gemeinsame Kapitelzählung.169
7 Die Genese der EO als Mönchsgewohnheiten seit den 1 120er Jah ren1 0 fallt chronologisch unmittelbar mit den Anfangen der zisterziensi schen Klausurbauweise171 zusammen. Wie eng die Bindung Citeauxs und seiner Filiationen zum cluniazensischen Reformmönchtum weiterhin ge wesen war, konnte Bruno Schneider in seiner Studie zu den Ecclesiastica O icia belegen: Im Vergleich der EO mit anderen, um 1020/30 entstan denen consuetudines konnte er umfangreiches cluniazensisches Traditions gut feststellen, daß über Saint-Benigne in Djion, der Mutterabtei Mol esmes, dem Kloster das Robert mit seinen Gefolgsleuten I098 verlassen hatte, in die zisterziensischen Gewohnheiten übe ommen worden war.172
Die enge Verknüp ng mit den cluniazensischen Gewohnheiten fuhrt zurück zum Problem der Beschreibung und Differenzierung des Raumes, auf den Haitinger hingewiesen hatte. Die Ecclesiastica O cia boten anders als der Liber tramitis keine separate Beschreibung gebauter klösterlicher Räumlichkeiten, doch nden sich in ihnen mehrfach Schilde rungen von Kontrollrundgängen diverser Funktionsträger. Die Forschung versuchte anband dieser Angaben die Identi zierung einzelner Klausur-
sowohl die EO als auch die UC zusammen mit einer Instituta-Version als consuetudines an. Zur integralen Konzeption früher Handschriften vgl. auch Holdsworth ( 1 988), S. 45.
168 Schneider (1960), S. 186, sowie Griesser, Bruno: Die ‚Ecclesiastica O cia Cis terciensis Ordinis‘ des Codex 1711; in: AC 12 (1956), S. 153-288, hier S. 16lff.; der von Griesser edierte Text gilt bis heute, anders als die übrigen Texte des Manuskript T, unbestritten als die älteste bekannte Fassung der Quelle.
169 Choisselet!Vemet ( 1989), S. 45.
1 7° Choissele Vemet (1989), S. 19.
1 7 1 Untermann, Matthias: Forma Ordinis. Studien zur mittelalterlichen Baukunst der
Zisterzienser, Zürich (Habilitationsschri , in Druck) 1997, S. 1 34 ., hat gegen die noch immer weit verbreitete Vorstellung, so u.a. noch zuletzt bei Kinder, Terryl N.: L’abbaye cistercienne; in: dies./Pressouyre, Leon (Hgg.): Saint Bemard et le monde cistercien, Paris 1992, p. 77-93, S. 79, oder Fergusson, Peter: Architecture of Solitude. Cistercian Abbeys in Twel h-Century England, PrincetoniN.J. 1984, S. 12f., daß der Beginn zisterziensischer Klausurbauweise mit einem angeblich 1 134 begonnenen Neubau Clair vauxs zu verbinden sei, und hat eine Genese bereits in den 1 1 20er Jahren plädiert. Ich danke Matthias Untermann ganz herzlich r die von ihm gewäh e Einsicht in seine noch unveröffentlichte Habilita onsschri .
172 Schneider ( 1 9 6 1 ), S. 1 06 . Er, ebd., S. 1 1 0, interpretiert die starke Rezeption cluniazensischer consuetudines durch die Ziste ienser als Ausdruck ihrer starken Verbundenheit mit ihrem monastischen Herkun smilieu.
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räume baulich noch erhaltener Klöster.113 Doch gerade die aufzählenden Schilderungen der officinae beim Kontrollrundgang nach der Komplet in Kapitel 1 5 174 sowie beim rituellen Besprengen der Klausurräume mit Weihwasser im 55. Kapitel,175 die bisher als wichtige Belege r eine he Existenz von zisterziensischen Klausuranlagen angeführt worden sind, wurden erst in späteren Kompilationen nach 1 1 50 ergänzt. Lediglich die Bestimmungen des 72. Kapitels zur Aufenthaltserlaubnis in einzelnen Räu men Iisten die o cinae bereits in der ühesten erhaltenen Textredaktion namentlich auf, so die coquina, das refectorium, das calefactorium, die au ditoria, das dormitorium sowie der domus necessaria. Doch sie werden hier nicht, wie in den späteren Ergänzungen der Kapitel 1 5 und 55, in eine vermeintliche räumliche Reihung gebracht, die der Anordnung der Klausurflügel entsprechen würde. Dennoch verweist bereits dieser Text zeuge auf eine immanente Verknüpfung von Verhaltensnorm und deren Gültigkeitsraum. Da ältere Forschung aufgrund der ihr zur Verfügung ste henden Quellenlage noch davon ausgehen mußte, daß ihr die originale Textversion aus der Zeit um 1 1 3 0/34 vorlag, rekonstruierte sie bereits für die l l 3 0er Jahre das Modell eines festgelegten Raumkanons, das bis heute rezipiert wird. 1 76
Es bleibt hier die Frage, inwieweit die Konversen in den Ecclesiastica Officia Berücksichtigung nden und welcher Raum ihnen dabei zugewiesen wird: Die conversi werden in den Bestimmungen nur äußerst selten genannt. In drei Fällen wird ihre Mithilfe bei der Reinigung
173 Mettier (1909), S. 7: „Zwar geben sie [= Ecc/esiastica O cia] nicht, wie die Consuetudines Farfenses [= Liber tramitis] eine eigentliche Bauvorschri […] nach einem bestimmten Grundplan, aber die Verordnungen über das klösterliche Leben sind so eingehend, daß zur Nerumng der wichtigsten Räumlichkeiten Anlaß genug vorhanden ist. Die Usus setzen eine feste Klosterform voraus […]“; vgl. dazu auch Dolberg (1891), s. 42ff.
174 Ecclesiastica O cia (nachfolgend: EO) XV, 6; ed. in: Choisselet!Vemet (1989), S. 92: Postea abbas designetfratres qui [..] circueant monasterium. cum ta en necesse esse inte/lexerint: [Ergänzung erst ab L: de his scilicet providentes o cinis. claustro. oratorio. capitulo. dormitorio. calefactorio. refectorio. coquina. auditoriis) . Vgl. Schneider ( 1960), S. 186, zum Problem der unterschiedlichen Redaktionsstufen.
1 75 EO LV, 1 4 , S. 1 7 2 : Interim vero minister recipiat aquam in quolibet vase de urceolo, in quo est aqua benedicta. et habens sparsio m a/iud claust m aspergat et o cinias [Ergänzung ab L: scilicet capitulum. auditorium. dormitorium et dormitorii necessaria. calefactorium. refectorium. coquinam. ce/larium].
176 Malone (1979), S. 349.
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und Instandhaltung klaustraler Räume erwähnt.177 Häu ger sind Schilde ngen ihrer Anwesenheit in der Kirche während der Liturgie sowie des Totendienstes, doch auch hier ndet sich kaum mehr als die Erwähnung ihrer teilweisen, zumeist passiven Anwesenheit neben monachi und novicii, aber auch hospites. 1 78 Die EO lassen keinen Zweifel, daß die Konversen dabei stets in einem Raum agieren, der ihnen weder unbe schränkt noch dauerha zusteht. Die Schilderung des cel/ararius, der „ad mandatum monachorum conversos in claustrum deducat‘, 179 deutet zumindest an, daß die Konversen sich innerhalb des mönchischen Raumes aufhalten konnten. Der einzige ausdrucklieh den Konversen zugespro chene Raum ist ein separater Chorbereich, in den die Konversen nach der Beerdigung eines Mönches zuriickkehren.180 In Bezug auf die Häu gkeit der Nennung von conversi in der Kirche wie der Klausur besitzen die Ecclesiastica O cia auffallende Übereinstimmungen mit den Gewohnhei ten Clunys im I I . Jahrhundert, wo die conversi – die damals noch Laien mönche gewesen waren – vor allem im liturgischen Alltag, seltener aber im außerliturgischen erwähnt werden. W dies in Cluny noch auf den Umstand zuriickzuführen, daß conversi im außerliturgischen Alltagsleben den gleichen Platz wie Priestennönche besaßen, ist das weitgehende Schweigen des zisterziensischen Normtextes durch den Ausschluß der Konversen aus den nur für Mönche gebauten Klausurräumen zu erklären. Dies forderte geradezu eine erläute de Ergänzung der Ecclesiastica O cia heraus, die das Alltagsverhalten und den Aufenthaltsort der Konversen, an dem ihre Normen Gültigkeit besaßen, de nierten.
177 EO , I , S. 70, sowie nur EO (T) XXII, S. 200: Die Verrichtung dieser Dienste unter Anleitung des Cellararius wird in EO CXVI!, 16-17, S. 330, bei der Beschreibung seiner Aufgaben nochmals zus engefaßt und um weitere Dienste ergänzt.
178 EO XLVII, 5, S. 142; EO LV, 26, S. 174; EO LVII, 6, S. 180; EO LXVII, 6, S. 192,sowieEOXCVIII,33-34S.286;Newman(1996),S. I02,erkenntbesondersinden liturgischen Bestimmungen der EO die volle Anerkennung der conversi als dritter
Gruppe neben den monachi und novitii.
179 EO CXVJJ, 19, S. 330.
180 EO XCVni, 33-34, S. 286: Fratr ..] exeant ad tumulum. Reversi vero in
ecclesiam. extra chomm se proste ant sicut et novici. Conversi in suo choro ve/ in retro choro.
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3. Die Usus Conversorum
Der Prolog der Usus beginnt mit einer Klage über die bisher fehlende konstitutive Grundlage181 r das Zusammenleben von Mönchen und Kon versen. Die daraus resultierenden Mißstände, im einen Fall eine zu laxe, im anderen Fall eine zu strenge Behandlung der conversi durch die Äbte, würden dem Au rag des Ordens, auch r seine Laienbrüder in allen spirituellen und materiellen Dingen Sorge zu tragen, in eklatanter Weise widersprechen. Dieser Mißstand erscheint noch gravierender angesichts der Tatsache, daß r die Mönche bereits einheitliche, den gesamten Orden umfassende Gewohnheiten erlassen worden waren.182 Bedenkt man die Verschränkung von monastischer Norm und der Klosterarchitektur als Rahmen ihrer Gültigkeit, erscheint die Ein hrung einer zweiten Gewohn heit – und als solche können die Usus zunächst de niert werden – am selben O 1 8 3 irritierend. Noch erstaun l i cher ist Verschri lichung von Bestimmungen in lateinischer Sprache r eine Gruppe, die im Verständnis des Ordens illiterat sein sollte, wie die Usus ausdrücklich be-tonen. Zweifel an der Rezeption der Usus im hochmittelalterlichen Klo-steralltag sind dementsprechend nicht selten. 1 84
D i e Usus scheinen am Endpunkt eines konstitutiven Prozesses innerhalb des Ordens zu stehen; 1 134 als terminus ante quem scheint si cher, eine Datierung in die 1 140er Jahre findet allgemein Konsens.185 Den
1 8 1 Wollasch ( 1 992), S. 2 8 1 , verweist darauf, daß consueh1dines-Prologe des I I . Jhs. vielfach das Bedür is nach Normklärung innerhalb eines Klosters zum Ausdruck bringen, das Anlaß ir eine Verschri lichung war.
182 UC, Prolog, S. 85f: Proinde sicut monachorum usus necessarie quidem. conscripsimus ur ubicumque in moribus nostris unitas conserve r. ita et conversis qualiter et in temporalibus et in spiritua/ibus. providendum sit. in subiecta brevi scriptura dignum duximus intimandum.
183 Schneider (1961), S. 95 , verweist auf die örtliche Neu alität der Ecclesiastica O icia; auch in der Folge nden sich selbst m den exakt lokalisierbaren Versionen der EO keine Hinweise auf den spezi schen Gültigkeitsort, der noch in Hirsauer Reformgewohnheiten starken Niederschlag fand, vgl. Wollasch ( 1992), S. 282ff; Newman ( 1 996), S . I O l f., zur Parallelität zisterziensischer Mönchs- und Konversen gewohnheiten.
184 Toepfer (1983), S. 134, vermutet einen raschen Bedeutungsschwund der Usus im 13. . angesichts der zunehmenden Diskrepanz zwischen den dort beschriebenen und von den Konversen tatsächlich ausgeübten Tätigkeiten.
185 Newman (1996), S. 101f., betont die eindeutige chronologische Distanz der nach ihrer Au assung nach 1 1 34 und vor 1 1 45/50 datierten Usus den früheren EO; ihre Datierung lehnt sie an Aubergers, Jean-Baptiste: L’unanimite cistercienne primitive:
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Ke der Usus-Überlieferung bilden Bestimmungen zu Konversen aus den ühen Statuten, die ebenfalls in der Trienter Handschri nach 1 1 34 und vor 1 1 50 kompiliert wurden. Diese Handschri en zeigt eine Redaktions stufe, die die Regelungen zu den Konversen zu einem eigenständigen Textkorpus, nämlich den Usus, weiterentwickelt hatte.186 Der Trienter Textzeuge soll zusammen mit der Handschri der Pariser Bibliotheque National, Ms. lat. 430 (nachfolgend auch: P), die über den Trienter Über lieferungsstand keine neuen Bestimmungen zu klösterlichen Räumlich keiten enthält, sonde nur bisherige verschär ,187 Grundlage der nachfol genden Analyse sein.
Auffallend eng ist die Anlehnung der Usus in zisterziensischen Kodizes an die übrigen konstitutiven Quellen, besonders die Ecc/esiastica O icia. In der Trieuter Handsch nden sich die Usus auf den drei Schlußblätte des aus 84 Folien bestehenden Kodex. Eine im ganzen Kodex präsente Schreiberhand gte ihre Bestimmungen im üblichen Schri spiegel der Handschri nahtlos in den Manusk ptkontext ein.188 Dagegen setzten sie sich im formalen Textaufbau deutlich von ihrer Umgebung ab. Die ansonsten durchgehende Kapitelzählung r die anfangliehen Capitula wie die anschließenden Ecclesiastica O icia faßt die Usus nicht mit ein; ihre Kapitel bleiben unnumeriert. Sie werden als einzigerText nicht in der Inhaltsübersicht des Manuskripts aufge hrt.189
3 . 1 . Formale und inhaltliche Gliederungsstruktur der Usus
An den Prolog schließen sich 17 inhaltlich voneinander getrennte Kapitel an, die jeweils von einer Überschri eingeleitet werden. Auffallend ist die Dualität sehr langer Kapitel (1, 11, VI, VIII, XI, XIII) gegenüber den
mythe ou realite? (Citeaux. Studia et Documenta, 3), Achel 1986, S. f., Argumen tation an.
186Auberger(1986),S.63;Lerevre(1955a),S.77,sowieders.(1955b),S. 12.
1 8 7 Lefevre ( 1 955a), S.82 , betrachtet T als älteste erhaltene Kompilation der Quel le; zu den i noch fehlenden und in P ergänzten bzw. korrigierten Teilen u. a. die Ein gung des dritten Kapitels Quibus so/emnitatibus non Iaborant sowie die Numerierung der Kapitel vgl. ders. (1955b), S. 26 . Auberger (1986), S. 63f., bestätigt weitgehend Lefevres Chronologie, doch er kann belegen, daß die Hs. in Montpellier, deren kompilie en Statuten betre end Konversen Lefevre vor T ansetzte, erst nach 1 152, also nach T, entstand.
188 Griesser ( 1 956), S. I 53f., verweist auf die weitgehende formale Einheitlichkeit des Kodex mit einer Blattgröße von 198xl28mm, einem Schri spiegel von 150x90mm sowie der Anordnung von 25 Zeilen pro Seite.
189Griesser(1956),S. I56;Le vre(1955b),S.25. 61
merklich kürzeren (III-V, VII, IX, X, XII, XIV-XVII). Diese Unterteilung in längere und kürzere Bestimmungen ndet sich aber nur bedingt in der Erzählform wieder. Ausnahmslos weisen alle längeren Kapitel narrative Strukturen auf, die nicht nur in knapper Weise maßregeln, sonde selbst einzelne agierende Personen wie den prior conversorum (I) oder den Abt (XIII) zu Wort kommen lassen, denen standardisierte liturgische Formeln in den Mund gelegt werden. Die kürzeren Abschnitte dagegen teilen sich in Bezug auf ihre formalen Strukturen in zwei Gruppen auf: Während die Kapitel über die Beteiligung der Konversen der Messe (IV), die Unterweisung in der Klosterdisziplin (X), das Verhalten auf Reisen (XIV) sowie die Nahrungsaufnahme (XV) auch zu ausbreitender Erklärung neigen, besitzen die übrigen rein aufzählenden Charakter. Die Kapitel über arbeitsfreie Festtage (III), Abendmahlsteilnahme (V) und Kleidung (XVI) Iisten festgelegte Fakten, Termine oder Gegenstände auf; die besonders kurzen Abschnitte über den Kontakt mit Frauen (VII) und die Bildung der Konversen (IX) beschränken sich auf knappe Maßregelungen.
Die Verteilung von aus hrlich berichtenden und knapp anordnen den Abschnitten stimmt nicht vollständig mit einer inhaltlichen Glie derung der Usus überein, d. h. weder Länge noch Erzählform der Kapitel beziehen sich auf bestimmte inhaltliche Kriterien. Ihr gemeinsames Leitmotiv ist die Festlegung von Normen, die den monastischen Alltag der conversi parallel zu dem der Mönche organisieren. Zunächst unterteilt sich die Quelle in zwei inhaltliche Bereiche: In der ersten Häl e der Usus bis zum achten Kapitel – abgesehen vom siebten – sind den Bestimmungen
jeweils sehr genaue Zeitangaben gemäß der monastischen Horen beigegeben, wodurch ein festgelegter Tagesablauf der conversi skizziert wird. Dagegen fehlen ab dem neunten Kapitel, also der zweiten Häl e, genaue Stundenangaben. Hier wird unabhängig von der Horenabfolge unterschiedliches Normverhalten an Werktagen sowie an Sonn- und Feiertagen differenziert.190 Nur das siebte Kapitel, das sowohl den Kontakt von conversi und Frauen untersagt als auch die Anwesenheit von Frauen auf Grangien verbietet, bedur e keiner Zeitangaben.
Durch eine weitere inhaltliche Differenzierung lassen sich unterhalb der groben Zweiteilung nf Kapitelgruppen bündeln: In den Bestimmun gen zum Tagesablauf (1-VIII) nden sich drei, teils überschneidende Kate gorien. Während sich die ersten drei Kapitel mit dem Tagesanbruch der conversi detailliert auseinandersetzen, beginnt bereits im zweiten Ab schnitt ein vier Kapitel umfassender Block, dessen Bestimmungen die con versi in den liturgischen Alltag des Klosters einzubinden versuchen. Diese
1 Z.B. UC XI, S. 93, Zit. vgl. A . 206. 62
Kapitel legen die Anwesenheit bzw. den Grad der Teilnahme an den Mes sen und Stundengebeten in der Klosterkirche fest. Eine dritte Gruppe mit den Kapiteln über das Schweigen (VI) und über die Lesung bei den Mahlzeiten (VIII) gibt den conversi auch r ihren außerliturgischen Alltag Normen vor.
Die zweite Häl e der Usus mit ihren nicht auf den Alltagsablauf konzentrierten Bestimmungen läßt sich dagegen klarer in zwei Bereiche gliede : Die Kapitel IX bis XIII beschä igen sich aus hrlieh mit der institutionellen Integration der conversi in den Orden bzw. die einzelne Zisterze. Hier werden sowohl die institutionellen Rechte und P ichten der Konversen umrissen (IX und X) als auch die Prozedur ihrer Aufnahme in die Klöster genau festgelegt (XI-XIII). Die drei abschließenden Kapitel der Usus befassen sich ausschließlieb mit ihren materiellen Bedürfnissen. Sie legen Form und Umfang der Nahrung (XV), der Kleidung (XVI) als auch des Nachtlagers (XVII) fest.
Trotz dieser teilweisen inhaltlichen Strukturierung wirken die Usus im Vergleich zu den Ecclesiastica 0 icia als Ganzes ungeordnet: Die zisterziensischen Mönchsgewohnheiten mit ihrer scharfen Untergliede rung in Bestimmungen zum liturgischen Kirchenjahr, den täglichen Horen, der privaten Andacht und schließlich dem außerliturgischen Klosteralltag hatten dagegen einen Grad inhaltlieber Strukturierung erreicht, wie ihn die bisherige consuetudines-Tradition nicht gekannt hatte.191 Die Usus, beson ders im Fall des Einschubs des siebten Kapitels zum Verbot des Kontakts mit Frauen zwischen die Bestimmungen zur Schweigsamkeit (VI) und der Teilnahme an der Messe (VIII), vermitteln den Eindruck einer scheinbar spontanen und willkürlichen Anordnung, wie sie Giles Constable r die frühen legislativen Ordensquellen festgestellt hat. 192 Die mangelnde inhalt liche Gliederung setzt sich in den späteren Ergänzungen der Usus zur Capitula Usuum Gonversorum nach 1 1 80 fort, die nf neue Kapitel anhängt anstatt sie thematisch einzufügen. 193
191 Schneider (1961), S. 95 .
192 Constable ( 1 996), S. 1 8 5f., ve eist auf die ungeordneten Reformbestimmungen, gegen die Pe us Venerabilis polemisie e; Summa Cartae Caritatis, Exordium Cisterii etCa� ulaXlff.,S. 122ff.
1 3 Capitula Usuum Conversorum, ed. in: Gui ard, Ph., L monuments primitifs de Ia regle cistercienne publies d’apres !es manuscripts de l’abbaye de Clteaux (Analecta Divisionensia, 1 0), Djion, 1878, S. 276-287, hier XVII- II, S. 286f.; Lefevre ( 1 955a), S. 83f., u. ders. (1955b), S. 13, sieht in D die endgültige Redaktionsstufe der Quelle, die er auf 1 1 83-88 datiert.
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3.2. Interaktion von Tätigkeit und Raum
Anders als im Exordium Parvum und den ühen Ordensstatuten spielt in den Usus die Festlegung der konkreten Funktionen und Aufgaben der Konversen im Gesamtorden eine auffallend untergeordnete Rolle. Bereits in diesen üheren Quellen sind die conversi als Verbindungsglieder des Ordens zu seiner Umwelt definiert worden.194 Die Usus dagegen nehmen nur an wenigen Stellen Bezug auf die Tätigkeit der Konversen, so am aus hrlichsten im sechsten Kapitel, wo die Befolgung der Schweige p icht während der von ihnen ausgeübten Handwerke geregelt wird. Doch beschränkt sich dies lediglich auf eine Au istung der verschiedenen arti
ces monasterii wie Schuster, Bäcker, Weber oder Kürschner. Wenn Tätigkeiten der Konversen beschrieben werden, wird stets betont, daß diese an einem anderen Ort als dem der mönchischen vita contemplativa stattfinden. Das dritte Kapitel verteilt an Feiertagen, an denen die Konver sen der Arbeitspflicht unterliegen, unterschiedliche Aufgaben für die bei den Gruppen eines Konvents: während die conversi zur Arbeit aus dem Kloster ausziehen müssen, bleiben die Mönche zum Zelebrieren der Messe zurück. 195
Praktische Tätigkeit findet also offensichtlich in einem marginalen Bereich statt, der die Usus nicht interessiert, da er außerhalb der architek tonischen Räumlichkeiten liegt, in dem der mönchische Alltag seinen Platz hatte. Deutlich wird dies in verschiedenen Bestimmungen der Usus, wie denen des zweiten Kapitels, die sich besonders diesem Übergang widmen: An Feiertagen, an denen die conversi arbeiten müssen, nehmen sie noch an den Kollekten teil, ehe sie ausziehen. Weiter pointiert wird die Schilderung des Übertritts vom Innenraum zu einem äußeren Bereich in einer weiteren Bestimmung des Kapitels, die festlegt, daß die Konversen während der
Werktage des Sommerhalbjahres an den Vigilien und Laudes teilnehmen, dann aber zur Prim die Kirche verlassen. Ihr weiteres Verhalten bleibt unerwähnt. 196 Die scharfe Zäsur von aus hrlicher Überlieferung zu völligem Ausblenden des weiteren Fortgangs findet sich auch in der Schilderung der Konversenprofeß im MönchskapiteL Hier verläßt der neu
195 UC 111, S. 89: In quibus autem solemnitatibus conversi Iaborant et monachi feriantur[…] etsie[= Konversen]exireadoperasua.
194Toepfer(1983),S. 188f.
196 UC II, S. 88: Jnfestivilatibus autem quibus Iabaramus [P: Iaborant] su1gant ad sonitum signi incipiente secundo noctu o. et finita col/ecta post Te Deum laudamus. eant [nur P: ad Iabores]. A Pascha autem usque ad idus septembris ..] dormiant usque Iaudes. et pulsato signo. surgant ad ecclesiam. factisque orationibus vigiliarum /audum et etiam prime. exeant.
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aufgenommene conversus das Mönchskapitel sofort nach dem Empfang des Abtkusses; 197 das bis dahin ausführliche Überlieferungsinteresse an der Verhaltensnorm der Konversen bricht abrupt ab.
Ziel der Usus ist offensichtlich die teilweise Einbindung der conver si in das durch die Ecclesiastica O cia geregelte monastische Leben der Klerikermönche. An erster Stelle steht dabei die partielle Einbeziehung in die mönchische Liturgie. Die Bestimmungen regeln sorgfältig das Maß der Teilnahme an Werk- und Feiertagen, die r die Konversen in erster Linie in ihrer physischen Präsenz bestand. Für das Winterhalbjahr differen-ziert das zweite Kapitel zwischen Werktagen, an denen die conversi nur zu einer Kompletmesse zugegen sein sollen, und der Möglichkeit zur Teilnahme an beiden Messen zum Ausklang von Feiertagen.’98 In Kapitel IV wird die Teilnahme der conversi an Festtagsmessen näher erläutert: Die Konversen beteiligen sich hier wie die Mönche und Novizen durch Erheben und Verbeugen an der Liturgie in der Kirche.’99 Bedingte litur gische Teilhabe der Konversen wird unmittelbar an die physische Präsenz im Mönchsraum gekoppelt. Wie andere consuetudines bestimmen auch die zisterziensischen Laiengewohnheiten monastische Lebensnorm, jedoch vor allem r den Bereich, in dem die Konversen in Wechselbeziehung zu den Mönchen treten.
Der Grad der Einbindung der conversi in mönchische Normen kon stituiert sich über ihre Anwesenheit in im folgenden noch genauer zu diffe renzierenden Klosterbauten. So legen die Gewohnheiten den Konversen „in suo dormitorio et refectorio“ ein Schweigegebot gemäß den Bestim mungen r Mönche auf, während in locis aliis eine bedingte Möglichkeit zur Kommunikation gewährt wird.200 Die Usus beschä igen sich also nicht mit der vita activa der Konversen, sonde einer, wenn auch eng beschränkten, vita contemplativa. Stets charakterisiert die Quelle den Übergang der conversi von der aktiven zur kontemplativen Sphäre durch einen Wechsel des Raumes. Ihr Regelungsinteresse beginnt erst ‚innen‘, wo sich die conversi mönchischen Lebensformen annähe .
197 UC Xlll, S. 94: Tune osculato abbate discedat.
198 UC II, S. 88: [nur P:] Ab idibus autem septembris usque ad Pascha. conversi de abbatie cotidie ad completorium eant ad ecclesiam. reliquo vero tempore tantum domi nicis diebus etf tis quibus non Iaborant ad utrumque completorium.
199 UC , S. 90: Monac us. ve/ novicius. ve/ fra/er /aicus. msi sarum inlersint ce/ebrationibus. nisi obedientia a/iudprecipiat. ln eccl ia vero in erectionibus et in inc/inalionibus et ceteris observanciis. habeant se sicut monachi.
2 UC VI, S. 90: lnsuper in suo dormitorio. et refectorio omnino silentium teneant. et preter hec in omnibus /ocis a/iis. nisiforte iussu abbatis. ve/prioris de neccessariis /oquantur […}.
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3.3. Beschreibung und Differenzierung des Raumes
Die Usus unterscheiden zwischen dem Aufenthalt der Konversen außer halb und innerhalb der Liegenscha en des Ordens. Der Bereich außerhalb des ‚Ordensraumes‘ findet nur in wenigen Bestimmungen, wie denen über das Verhalten auf Reisen (XIV), Interesse und bleibt daher weitgehend schemenha . Die Usus konzentrieren sich auf die Ordensliegenscha en, die sie weiter differenzieren: Konversen werden dabei sowohl in Klöste als auch auf Grangien, den klösterlichen Wirtscha shöfen, dauerha e Auf enthaltshereiche zugewiesen. Bereits die dabei zu Tage tretende unter schiedliche Strenge bei Fastenregelungen201 oder den Vorschri en zum morgentlichen Aufstehen202 deutet auf eine institutionelle Differenzierung zwischen beiden Bereichen hin.
Für ein Kloster legen die Usus Bereiche fest, in denen monachi und conversi zur selben Zeit interagierend anwesend sind. So ist die Kirche der am häufigsten genannte Raum, der beiden Gruppen offensteht und in dem sie besonders an Festtagen gemeinsam Messen und Stundengebeten bei wohnen. Dennoch beschreiben die Usus keine explizite räumliche wie nktionale Trennung im Kirchenraum und weisen den Konversen keinen eigenen Chorbereich zu, wie er in den Ecclesiastica O icia vorgeschrie ben203 und 1 1 9 1 durch das Generalkapitel bestätigt wurde.204 Zu bestimm ten Anlässen ist den Konversen auch die Teilnahme an der mönchischen Kapitelversammlung vorgeschrieben, der die monastische Architektur seit dem 1 1 . Jahrhundert jeweils einen eigenständigen Raum zugebilligt hat te.Z05 Da hier berichtet wird, daß die Konversen nach dem gemeinsam abgehaltenen Teil den Bereich der Mönche verlassen, um in ihr eigenes capitulum ziehen, deutet darauf hin, daß das capitulum neben einer institutionellen auch eine räumliche Verdoppelung erfahrt.206 Die Usus
201 UCXV,S. 95:Eisdemcibisvescenturquibusetmonachi[..]Quiinmonasterio sunt eadem quantitate et eodem tempore. Qui vero in grangiis. non ieiunabunt nisi in
preci ius ieiuniis {.. .]. 2 2 UC II, S. 88f.
203 EO XCVlll, 33-34, S. 286, Zit. wie . 180.
204 Stat. 1 191. 30 (Can. I, 139): Abbas de Supperadda qui puerum duodennem recepit et qui inobediens fuit visitatori de clausura facienda in ecclesia inter monachos et conversos [.. .]; vgl. Untermann ( 1997), S. 202.
205 Fergusson arrison (1994), S. 238, sowie Malone (1979), S. 336; vgl. Constable ( 1996), S. 1 79f., zum wachsenden Mitspracherecht des Konvents und der daraus resultierenden Bedeutung der Kapitelvers lungen der Reformklöster des I I . und 12.
. 206 UC XI, S. 9 3 : Omnibus dominicis diebus preter eos quibus generaUs sermojiet in capitulo monachorum. in quibus fantu fratres [= die Konversen] ingrediuntur
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weisen den Konversen zudem jeweils ein eigenes dormitorium und refectorium zu?07
Frappierend ist das völlige Ausklammem des Begri es claustrum in den Usus; sie geben also keinen expliziten Hinweis aufdie Lage der Kon versenräume zu denen der Mönche.208 Der Auszug aus dem capitu/um monachorum und die sofortige Fortsetzung der Konversenversammlung im capitulum ipsorum deutet auf eine unmittelbare Nähe beider Tagungs räume. Ein weiterer Hinweis ergibt sich aus der Schilderung des unmittel baren Übertritts vom refectorium zur Kirche nach der Beendigung der Mahlzeit.209 In deutlicher Distanz diesen ‚klausumahen‘ Räumlichkei ten dür en die den Konversen als Arbeitsbereich zugewiesenen Werkstät ten gelegen haben. So unterscheiden die Usus in der Strenge des Schwei gegebots zwischen dem völligen Redeverbot in refectorium und dormi torium, welches den Vorschri en r die Mönche entsprach, und der be dingten Erlaubnis innerhalb separierter Sprechzellen in den Werkstätten.210 Dem Verhältnis von Regelstrenge und ‚Klausu ähe‘ dieser Räume muß im folgenden nachgegangen werden.
Den Grangien, die nicht weiter als eine Tagesreise vom Kloster liegen durften,211 wird durch die Gewohnheiten ein dem Klosterbereich ähnliches institutionelles Raumge ge zugewiesen, das Eberhard Hoff mann als ,,Errichtung eines Klosters“, d.h. eine Duplizierung bereits exi stenter monastischer Raumformen interpretierte.212 Kapitel VI kennt auch
capitulum eorum. in illis inquam diebus pulsante priore campanam ad convocandos monachos in capitulum. ingredianturfratres capitulum suum proprium.
207 UC VI, S. 90, Zit. wie Anm. 200, sowie zum Refektorium auch UC Vlll, S. 92: [nur P:] Et notandum quia licet esi sine cappa cum caputiis tam in suis refectoriis quam alibi comedere.
208 Mettier(1909), S. 1Of.
209 UC V111, S. 92: Sicque ingressi ecclesiam dicant ibi sub silentio pater noster signantes se discedant.
210 UC VI, S. 90f: Sutor ubique silentium teneant in invicem. et ad omnes. nisi abbas forte eis aliquem locum extra operatorium determinaverit. ubi inter se tantum loquantur sue breviter […}. Similiter faciant omnes art ices monasterii pistores. videlicettextores.pell ces. elceteri.
2 1 1 Waddell, Chrysogonus: The Cistercian Institutions and their Early Evolution. Granges, Economy, Lay Brothers; in: Pressou e, Leon (Hg.): L’espace cistercien. Sous le direction de […] (Memoires de Ia section d’archeologie et 1’histoire de l’art, 5), Paris
1994, s. 27-38, s. 29
212 Ho nann (1905), S. 88; Platt (1969), S. 2l . u. S. 34f., kann aufgrund von
Grabungsergebnissen belegen, daß Grangien in England nicht dem Schema einer klau straten Flügelanlage entsprachen; Donkin ( 1 978), S. 53, verweist auf die je nach örtli chen wirtscha lichen Anforderungen stark variierende Grangienarchitektur.
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für die Grangien je ein dormitorium und refectorium, sowie ein c a / efa c t o r i u m . 2 1 3 D i e B e s t i m m u n g e n ü b e r d i e L e s u n g w ä h r e n d d e r Mahlzeiten weisen den Grangien einen Sakralraum zu, der jedoch im Unterschied zur klösterlichen ecclesia als oratorium bezeichnet wird. Aufgrund der einmaligen Nutzung des Begriffes oratorium in den Usus kann eine wertende Kategorisierung zur ecclesia lediglich vermutet wer den. Der Begriff des oratorium taucht jedoch in den Ordensstatuten des späten 12. und frühen 13. Jahrhunderts e eut auf, als die Aufstellung von Altären in den Sakralräumen der Grangien mehr ch untersagt wurde.214
Auch für die Grangien wird zwischen einzeln aufgezählten, mit absolutem Schweigegebot belegten Räumen und der summarischen Nen nung der übrigen mit bedingter Sprecherlaubois unterschieden; e eut nimmt mit geminderter Normstrenge auch die Überlieferungsdichte fiir den Geltungsbereich ab. 2 1 5 Für Grangien insgesamt haben die Usus im Vergleich zu Klöste ein deutlich geringeres Interesse an der Beschrei bung von Alltagsnormen. Während in Bestimmungen zum Kloster das Verhältnis der Konversen zu den Mönchen z. B. bei der Messe aus hrlich geklä werden muß, entfallt dies r die Grangie, auf der kein Mönch dauerhaft anwesend war.216
3.4. Konversen und mönchische Gewohnheit: Abstufung der Verhaltens normen im Raum
Bereits ein erster Blick auf die Bestimmungen der Usus ließ eine Dreitei lung der den Konversen im Alltag zugänglichen Bereiche, nämlich die Umwelt des Ordens, seine Grangien und seine Abteien, erkennen. Jetzt gilt
213 UC VI, S. 9 1 : Similiter qui in grangiis sunt. silentium teneant. in dormitorio. refectorio. et in calefactorio.
214 Stat. 1180.6(Can.l,87),Stat. 1204. II (Can.I,297f.),ordnetdenAbbaubereits errichteter Altäre bis zum Lich eßfest des darau olgenden Jahres an. Dieses Alta erbot wird im folgenden Jahr wiederholt, vgl. dazu Stat. 1205. 7 (Can. I, 307). Alle diese Statuten untersagen ausdrücklich das Lesen der Messe in diesen Oratorien. Z Problem von Sakralräumen auf Grangien siehe Waddeli (1994), S. 35, Donnelly (1954), S. 405; Donnelly (1949), S. 19, u. Ho nann (1905), S. 64f; Platt (1969), S. 25ff., kann in England Baureste von Grangienkapellen erst r die Zeit nach 1250 nachweisen, was er als terminus ante quem für die mögliche Präsenz von Mönchen deutet.
215 UCVI,S.91:[…}alibipossunt/oquicummagistrosuodeneccessariis.
216 Capitula XV, S. 123 sowie Exordium Par m XV. 10-12, S. 78, Zit. vgl. . 1 5 9 ; Donnelly ( 1 954), S. 405, zuletzt von Waddeli ( 1 994), S . 3 5 , leider ohne
hinreichende Belege widersprochen.
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es durch die Analyse des Verhaltens, das conversi in den verschiedenen Räumen der beiden letztgenannten Bereiche vorgeschrieben wird, eine wesentlich genauere Differenzierung von zumindest institutioneller Nähe oder Distanz zu mönchischen Aufenthaltsorten zu leisten.
Die Usus beschreiben in wenigen Situationen den gemeinsamen Aufenthalt beider Gruppen in einem architektonischen Raum. Dieses temporär begrenzte Beisammensein findet im mönchischen Aufenthalts bereich wie dem capitulum monachorum oder in der Kirche statt. Dabei wird aber nie explizit geschildert, ob sich beide Gruppen bei diesen Zusammenkün en getrennt plaziert hätten. Die Existenz getrennter Chor bereiche wird nur in den Ecclesiastica O icia erwähnt.217 Genauso unprä zise fassen die Usus eine mögliche Interaktion beider Gruppen im Raum. In der Pariser Version der Usus wird ergänzend nicht nur ihre Anwesenheit während der horae monachorum geregelt, sonde auch die Gleich fo igkeit ihres Handeins mit dem der Mönche betont.218 Besonders sorgfältig wird der Gleichklang von gemeinsamer Anwesenheit und Hand lung im Kirchenraum im Kapitel Quo te ore missas teneant geschildert: Hier wird ihre Teilnahme an der klösterlichen Festmesse als scheinbar gleichberechtigt den monachi und novicii e eut durch das Verbum inter esse suggeriert. Dabei richten sie ihr Verhalten in liturgischen Prozeduren des Erhebens und Verbeugens nach dem der Mönche aus?19
Für die Zeit gemeinsamer Anwesenheit bei Kapitelversammlungen im capitulum monachorum wird dagegen keine Übereinstimmung in den Verhaltensweisen von Mönchen und Konversen erwähnt. Erst r die Zeit nach Au eilung in zwei getrennte Versammlungen, wenn sich die Gemein scha der Konversen in einem ihr zugewiesenen Raum zusammen ndet, wird diese Normgleichheit für das Beten und die festgelegten Kapitel
prozeduren betont.220 Parallele Gewohnheiten von Mönchen und Konver sen vollzogen sich bei gemeinsamer Präsenz im mönchischen Raum
217 EO XCVIII, 33-34, S. 286. Zit. vgl. . 180, sowie Stat. 1191. 30 (Can. I, 139), Zit. vgl. . 204.
218 UC I, S. 88: Notandum etiam quia cum intersunt horis monachorum. ad eas glorias tantum inclinent. adquas. monachi.
219 UC , S. 90, Zit. vgl. A . 199.
220 UC XI, S. 93f.: […} in quibus [diebus] fratres ingrediuntur capitu/um eorum. in il/is inquam diebus pu/sante priore [Paris: sacrista} campanam ad convocandos monachos in capitu/um. ingrediantur atres capitulum suum propium. ut dum tenebitur capitulum monachorum teneatur capitulum ipsorum. ve/ ab abbate vel ab a/iquo cui illud iniunxerit […}. Tune petat veniam [P: petant venias] et clament el per omnia
agatursicut in capitulo monachorum.
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(ecclesia, capitulum monachorum), aber vielfach erst in Situationen räum licher Trennung.
Im ersten Kapitel wird Abfolge und Form der Tagesgebete r die conversi festgeschrieben, wo schon Beginn die Gleichförmigkeit ihrer und der mönchischen S ndengebete hervorgehoben wird.221 Auffallig ist dabei die Konzentration des Regulierungsbedürfnisses auf das Frühgebet nach dem Aufstehen. In der aus hrlichen Besc eibung des wechselseitig von der Konversengemeinscha und dem prior illorum gesprochenen Morgengebetes wird betont, daß das rie eleison nach mönchischer Gewohnheit gesprochen würde.222 Die Usus sagen aber weder, wo die conversi dieses Gebet verrichten, noch ob auch Mönche zugegen sind. Der Hinweis des zweiten Kapitels, daß die Konversen ihre morgentlichen Stundengebete direkt nach dem Aufstehen in der Kirche verrichten,223 ver weist auf eine räumliche Nähe des Konversendormitoriums zum monasti schen Bereich. Eine im Pariser Manuskript ergänzte Bestimmung zu die sem Kapitel betont, daß die conversi nur an arbeitsfreien Tagen quando et monachi bereits zu den Vigilien aufstehen sollen, während sie an Werk tagen bis zu den Laudes ruhen dürfen. Das parallele Verhalten beider Gruppen an Feiertagen ist sogleich mit dem Hinweis verknüp , daß die Konversen nur an diesen Tagen ganz dem Gottesdienst beiwohnen, d. h. sich dauerha in der Kirche autbalten, dürfen.224
Immer wieder sticht bei diesen Beispielen ins Auge, daß sich Normen beider Gruppen dann angleichen, wenn Konversen explizit in besonderer Nähe zu den Mönchen agieren. Die Usus beschreiben mehr fach, in welchen Fällen und in welchem Maß die conversi in die tradi tionellen, von der Regula Benedicti (im folgenden auch: RB) vorgege benen asketischen Gebote des Schweigens und des Fastens einbezogen sind. Beide Gebote waren aufgrund der benediktinischen stabilitas /oci in ihrem alltäglichen Gebrauch an das claustrum gebunden, das das Exordium Parvum auch r die zisterziensischen Mönche als ausschließlichen Auf-
221 UC r, S. 86f: Ta ad vigilias quam ad horas diei faciant orationes suas sicut monaclzi.
222 UC I, S. 87: Post vicesimum autem. sicut erat subsequantur priore ,Kyrie eleison ‚ et ter , Clzriste eleison ‚ et ter .Kyrie eleison ‚. ceteris [= Konversen] eadem alte atim respondenlibus more monachorum.
223 UC II, S. 88: Dominicis vero etfestsi diebus quibus non Iaborant. ta ieme quam estate surgant ad vigilias quando et monaclzi.
224 UC , S. 88, Zit. vgl. . 223; Hs. T betont, daß die Konversen non eant. sed totum audiant servitium; die exklusive Gültigkeit die Konversen im Kloster wird durch die sich anschließenden abweichenden Bestimmungen die Konversen qui in grangiis /aboraverint unterstrichen.
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enthaltsbereich festlegt.225 Da mönchischer Alltag fast ausschließlich auf die gebaute Klausuranlage begrenzt war, ist zu fragen, wo die Normen der Konversen als sicut monachi beschrieben werden. Falls sich ‚mönchisches‘ Verhalten der conversi auf bestimmte, in den Usus vermerkte Räume be grenzen ließe, könnte dies wichtige Hinweise da r liefe , wo in der Architektur hochmittelalterlicher zisterziensischer Klausuranlagen der Be reich der Konversen gewesen sein könnte.
Das sechste Kapitel i teneant silentium erlegt den conversi für ihr Dormitorium und Refektorium sowie nicht näher bestimmte klösterliche Räume eine strikte Schweigep icht auf, wie sie auch r die Mönche gilt. Zugleich wird den Konversen das ungenehmigte Betreten von Mönchs räumen, in denen ebenfalls die Schweigep icht gilt, verboten.226 Im re
fectorium und dormitorium der Konversen gilt die gleiche asketische Strenge, die die Regula Benedicti für die Schlaf- und Eßstätte der Mönche vorgesehen hatte.227 Das Gebot der Stille wird von den Usus im Sinne der Benediktsregel auf das individuelle Stundengebet in der Kirche ausge dehnt, das außerhalb der Gottesdienste zu verrichten ist.228
Doch bereits r die Werkstätten, die in erhaltenen zisterziensischen Klausuranlagen einen marginalen Platz in den äußeren Klosterbezirken besitzen, locke die Usus die Strenge der Norm: So gilt r die dort als Handwerker tätigen Konversen zwar grundsätzlich die Verp ichtung zur stillen Arbeit, doch werden ihren Werkstätten separate loca tra operatio nis r notwendige Gespräche eingeräumt. Was zunächst für den Schuster
225 Exordium Parvum XV. 12, S. 78, Zit. vgl. Anm. 159, sowie Capitula XVI, S. 123,Zit.vgl.Anm. 162.
226 UC VI, S. 90: In quibuscumque o cinis tenent monachi silentium. et illi [Paris: ipsi]. nec aliquam earum [o ciniasj ingrediantur sine licentia. Insuper in suo dormitorio et refectorio omnino silentium teneant. Da der Aufenthalt der conversi in den o cinae einer Erlaubnis bedarf, können diese Räume als primär ‚mönchisch‘ angesehen werden.
227 42, I u. 8: Omni tempore silentium debent studere monachi, maxime ta en noctu is horis. {…] et exeuntes a Completoriis nul/a sit licentia denuo cuiquam loqui a/iquid, sowie zum Schweigen während der Mahlzeiten RB 38, 5-9: Et summum at silentium, ut nullius musitatio vel vox nisi solius legentis ibi audiatur. Quae vero necessaria sunt comedentibus et bibentibus sie sibi vicissimme ministrent fratres, ut nulhts indigeat petere aliquid. Si quid ta en opus foerit, sonitu cuiuscumque signi
potiuspetaturquam voce. […].
228 UC I, S. 87: Quando soli vel in ecclesia fuerint. hoc totum dicent sub silentio. singuli; RB 52, 4f.: Sed et si aliter vult sibi [orte secretius orare, simpliciter intret et oret, non in clamosa voce, sed in lacrimis et intentione cordsi . Ergo qui simile opus non
facit, non permittatur e licito apere Dei remorari in oratorio, sicut dietu est, ne alius impedimentum, ne alius impedimentumpatiatur.
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exemplifiziert ist, wird sogleich auf Bäcker, Weber sowie Kürschner und schließlich auf omnes art ces monasterii übertragen. Andererseits bedau e die Aus hrungen die Lockerung der Norm, die angesichts der Erfor de isse der alltäglichen Praxis unvenneidlich sei.229
Ähnlich diesem Schema variieren die Usus auch ir zentrale und periphere Bereiche von Grangien ihre Regelstrenge. Trotz weitgehender ereinstimmung der Regelungen ist dennoch die Unterscheidung zwi schen Kloster und Grangie auffällig: Hier gilt intra metas ad hoc deputatas ein uneingeschränktes Schweigegebot r das dormitorium, refectorium und ca/efactorium;230 außerhalb dieses Raumbereichs wird den Konversen auf den Grangien der notwendige Sprechkontakt mit dem magister gran giae gestattet.231 Doch anders als beim Klosterbezirk legen die Usus die Grangie als permeablen ergangsbereich zwischen dem Orden und seiner Umwelt fest: Sehr detailliert wird die notwendige Kommunikation zwi schen den Konversen der Grangie und der klösterlichenfami/ia sowie den Gästen geregelt; das begrenzte Rederecht der dortigen Konversen etabliert sie als Kontaktpersonen zur Außenwelt.232 Auch hierin scheinen sich die Usus Bestimmungen der Benediktsregel zu eigen gemacht zu haben, die den Mönchen ebenfalls gestattete, auf Anfrage in Kommunikation mit Außenstehenden zu treten.233 Die wenigen Bestimmungen der Usus, die das Verhalten der conversi außerhalb der durch Architektur gefaßten
229 UC VI, S. 91: So/is tantum fabris imra o cinam suam polest loe�ts me determinari ubi de necessariis modo predicto loquantur. quia vix sine detri ento operis sui possunt in Iabore suo tenere silentium.
230 Waddeli ( 1 994), S. 35, verweist auf mehrere nicht edierte Statuten aus der Mitte des 12. Jhs., die den Abriß nicht genehmigter Feuerstellen und Kamine in Grangien anordnen, obgleich ein Wärmehaus im Klausurbereich erlaubt war; hierin muß jedoch kein Widerspruch liegen: Die Usus ve eisen auf eine Kanonisierung von Räumen in den Grangien, in denen u. a. ein striktes Redeverbot galt. Die Abbruchsanordnung körmte sich auf die Feuerstellen beziehen, die sich außerhalb dieses durch asketische Vorschri en determinierten Raumes befanden.
231 UC VI, S. 91: Similiter in grangiis sunt. silentium teneant. in dor itorio. refectorio. et in calefactorio. intra metas ad oc depositas [P: deputatas]. a/ibi possunt loqui cum magislro suo de necessariis [nur P: suis}; gesonde en Stellung des magister und seiner Befreiung von der gewöhnlichen Arbeit der conversi bzw. mercenarii vgl. Schreiner ( 1 982), S. 98f.
232 UC VI, S. 9 1 : Solatium [ . .} qui [ ..} licet loqui cum familia. et lzospitibus de necessariis. Abseme ta en agistro cu omnibus ubi loqui /icet. [..} Pastores ta en et bulbici cum iunioribus suis et iuniores cum ipsis loqui possunt in Iabore suo de necesssariis. Salutantem resalutent et viatore si via i errogaverit. verbis breviter doceant.
233 RB 7, 56: Nonus humiliratsi gradus est. si linguam ad loquendum pro ibeat monaclzus et, tacitu itatem habens. usque ad interrogationem non loquatur.
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Strukturen des Ordens regeln, gestatten den dort u. a. als Hirten tätigen Laienbrüde eine breitere verbale Kommunikation mit Vorbeikommen
den.
Auch das Kapitel De atribus in via directis schreibt das Schweigen beim Aufenthalt außerhalb der Klöster und Grangien nur ,,in sämtlichen Kirchen, während der Mahlzeiten und nach der Komplet“ vor. Auch wenn die Usus damit den durch die Regula Benedicti formulierten Dreiklang des Redeverbots beim Kirchengebet, bei der Mahlzeit und während der Nacht aufgreifen, wird das Schweigen hier zur Ausnahme, da den conversi weit reichende Kommunikationsmöglichkeiten zur säkularen Umwelt gegeben sind.234 Die Normstrenge scheint proportional zur räumlich-architektoni schen wie institutionellen Nähe zum c/austrum zuzunehmen. Im Kloster gleicht sich die Askesepraxis der Konversen der der Mönche erst in un mittelbarem Zusammenhang mit dem mönchischen Lebensbereich an. Doch da das Schweigegebot auch in Grangien galt, in denen sich keine Mönche dauerha aufhielten,235 kann die gleichförmige Befolgung dieser Askeseform durch beide Gruppen noch nicht auf ihre unmittelbare Nach barscha in der Klausur schließen lassen.
Die Bestimmungen zum Fasten machen die wechselseitige Bedin gung von Askesemaß und räumlicher Nähe zur Klausur, vielleicht sogar ein Verschmelzen mit dieser, noch deutlicher: Das Kapitel De victu be schreibt aus hrlieh die Beteiligung der conversi an den mönchischen Eß und Fastengewohnheiten. Für das Kloster wird dabei die Gleichförmigkeit der E ährung von Mönchen und Konversen betont, während da ir nach der physischen Be ndlichkeit einzelner Konventsmitglieder di erenziert wird: Bessere Nahrung erhalten Kranke und zur Ader Gelassene, seien sie Mönche oder Konversen.236 Dies unterstreicht die Eigenständigkeit der Konversen als institutionelle Gruppe im Kloster neben den Mönchen. Zu gleich betonen die Usus die völlige Äquivalenz der Essenszeiten und der Essensmengen beider Gruppen.
234 UC X , S. 95: Frater qui in itinere est teneat silentium in omnibus ecc/esiis. et in refectione sua. et post completorium […]. Poterit ta en /oqui de necessariis cum fratre [P:fratr ] stabulario [nur P: .. . Conceditur enim haberi stabularium. et ipsum loqui cum fratribus nostri ordinis. sicut cum ceteris hospitibus ubi multitudo hospitum
exigit.
235 Vgl. . 216.
236 UC , S. 95: Eisdem cibis vescentur quibus et monachi. sani scilicet ut sani. minuti ut minuti. infirmi ut in rmi. qui in monasterio sunt eadem quantitate et eodem tempore.
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Diese synchronen Essensvorschri en im Kloster werden für die conversi aufden Grangien deutlich gelockert.237 Die Nutzung der Grangien als Basis der angestrebten ökonomischen Selbstversorgung erforderte die Reduktion asketischer Ideale. Da aber auch die in Abteien lebenden Kon versen in das System zisterziensischer Eigenwirtscha eingebunden waren, entfällt Argument der pragmatischen Au eichung rigider Askese aufgrund alltäglich-ökonomischer Notwendigkeit,238 wie es die Usus selbst für das bedingte Aufheben des Schweigegebots für die klösterlichen Werk stätten taten (VI). Dagegen scheint die räumliche Distanz der Grangie r Klausur unterschiedliches Verhalten der Konversen begründen.
Die Wechselwirkung von räumlicher Nähe und Strenge asketischer Vorschri wird in den Usus besonders dann offensichtlich, wenn sowohl Mönche als auch Konversen durch eine Reise aus ihrem, durch die Ge wohnheiten de nierten Raumkontext gerissen werden.239 Während beim Schweigegebot außerhalb des Ordensraumes kein Unterschied im Verhal ten der Mönche und Konversen festgelegt wird, wird bei den Fastenvor schri en di erenziert: Die Mönche bleiben an die klaustraten Fastenge bote gebunden, während r reisende conversi lediglich die gelockerten Vorschri en für Grangien gelten.240 Hier wird die Normkongruenz, die im oster zwischen Konversen und Mönchen herrscht, aufgelöst.
Das refectorium der Konversen in zisterziensischen Klöste war also ein institutionell festgelegter Raum, in der das Verhalten der Kon versen völlig an mönchischer Alltagsnorm ausgerichtet war. Ähnlich ver hielt es sich dort auch mit dem capitulum und dem dormitorium der Konversen. Die institutionellen Vorgaben für diese Konversenräume drängen die Frage auf, ob sie in zisterziensischen Klöste Teil der gebauten Klausuranlagen gewesen sein könnten.
237 UC XV, S. 95: Qui vero in grangiis. non ieiunabunt nisi in precipuis ieiuniis. et in adventu. et in VIferia ad idibus septembris usque ad quadragesimam. et habebunt singulilibrampanis. etinsuperdegrossopanequantumnecesse erit.
238 Ho ann (1905), S. 66, versucht, die laxeren Essensvorschri en in den en mit der nur dort verrichteten harten körperlichen Arbeit in Verbindung bringen.
9 Interessanterweise regelt die Reisevorschri der EO das Verhalten der reisenden Mönche und Konversen nur in den aufgesuchten Klöst , nicht aber auf den Wegen; vgl. EO L , 39, S. 252.
240 UC X , S. 95: Frater […} habeat se in omnibus sicut monachus in via directus. excepto quod ieiuneare non cogitur. nisi eo modo quo atres ieiuneant in grangiis.
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VII. DIE ZISTERZIENSER ÖSTER IN YORKSHIRE
Die um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene Trieuter Handschri ist der älteste überliefe e Kodex, in dem die Usus den seit den 1 120er Jahren verbreiteten Ecc/esiastica O icia als komplementäres Gegenstück zur Seite treten. Auch wenn sie in weiteren Handschri en des 12. Jahrhunderts einen Teil der consuetudines bilden, setzt sich ihr Text in formaler und inhaltlicher Struktur deutlich von der übrigen Normüberlieferung dieser Kodizes ab. Der Zustand weckt Assoziationen an Aelreds Metapher des zisterziensischen Konvents als dualistischer Körper strukturell unter schiedlicher Glieder, denn die Usus de nieren die conversi als eigenstän digen Teil eines übergeordneten Ganzen: fhr Hauptaugenmerk richtet sich auf die Verhaltensweisen und die Aufenthaltsbereiche, die den Konversen im Gesamtorganismus eines zisterziensischen Klosters zukam. Da die Genese zisterziensischer Gewohnheiten kaum zufällig mit dem Beginn der Errichtung erster klaustraler Klosteranlagen seit den 1 1 20er Jahren zusam mengefallen sein dürfte, verdient nun die Klausurarchitektur des 12. Jahr hunderts eine genauere Untersuchung.
Die Gründung von Aelreds Kloster Rievaulx im Jahre 1 132 und die sukzessive Errichtung seiner Klausur fällt genau in diese Periode, in der sich die Gewohnheiten des Ordens zu entwickeln begannen. Die erhaltene Klausurarchitektur Rievaulxs bietet sich an, nach den Auswirkungen der institutionellen Dualität auf die bauliche Gestaltung der Klöster zu fragen, die im Hochmittelalter sowohl Konversen als auch Mönche beherbergten. Bevor im folgenden diese Architektur besprochen wird, gilt es auf eine Besonderheit Rievaulxs au erksam zu machen: Abweichend von den übrigen Zisterzen Yorkshires, war hier das Presbyterium der Kirche nach Süden gerichtet. Wie in allen Darstellungen zu diesem Kloster wird auch hier auf die liturgische Ausrichtung zurückgegriffen werden (Abb. 4), um die Kongruenz zur Beschreibung der übrigen Klöster zu wahren. Wenn also vom West ügel Rievaulxs gesprochen wird, gilt stets zu bedenken, daß dieser topopgraphisch im Norden der Anlage liegt.
Wolfgang Braunfels bezeichnete Rievaulx (Abb. 4) genauso wie Fountains (Abb. 5), die beiden frühesten zisterziensischen Gründungen
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Nordenglands, als frühe erhaltene ,,Zeugen der Entfaltung des gleichen Entwurfes“241, der mit Bau der Klausuranlage in Clairvaux unter Be hard vorgegeben war (Abb. 10). Doch die Klausurarchitektur der beiden 1 1 32 gegründeten Klöster, deren heutiges Erscheinungsbild dem vermeintlichen Idealtypus einer zisterziensischen Klausuranlage sehr nahe kommt, war keinesfalls in einer kontinuierlichen Baukampagne nach vorgefertigtem Muster errichtet worden. Es handelt sich vielmehr um die Resultate eines jeweils langandaue den und von Brüchen geprägten Bauprozesses, der sich über das gesamte 12. Jahrhundert erstreckte. Die prozeßha e Aus differenzierung der Klausurarchitektur beider Klöster verläu chronolo gisch parallel zur Evolution der zisterziensischen Gewohnheitstexte. Ein Eintrag im hochmittelalterlichen Bibliothekskatalog Rievaulxs belegt, daß der Konvent im Besitz einer consuetudines-Abschri war.242
Nach der ersten Gründung eines zisterziensischen Klosters in Eng land, nämlich Waverleys in Surrey 1 128, bildeten Rievaulx und Fountains die Keimzelle eines dichten Zisterzensystems im bis dahin weitgehend unbesiedelten und agrarisch kaum erschlossenen Yorkshire. Die in dieser Landscha vorge ndenen Verhältnisse kamen den Idealvorstellungen des Ordens sehr nahe.243 Die schließlich zehn Abteien umfassende zisterzien sische Klosterlandscha konnte in Yorkshire zugleich an die bis ins Früh mittelalter zurückreichende monastische Tradition im Süden des angel sächsischen Northumbriens anknüpfen, deren Blüte mit den Wikinger einfällen des 1 0. und 1 1 . Jahrhundens ein jähes Ende ge nden hatte; zi sterziensische Kolonisation dieses Landstriches bedeutete zugleich eine monastische renovatio.244 Am Anfang stand die Gründung Rievaulxs auf Initiative Be hards von Clairvaux mit Unterstützung des lokalen Barons Walter Espec; der aus Clairvaux entsandte Gründungskonvent konnte sich
241 Braunfels (1985), S. 1 34.
242 Bell, David: An index of authors and works in Cistercian libraries in Great Britain (CS, 1 30), Kalamazoo/Mich. 1 992, S. 4f., konnte auch im Bibliothekskatalog von Meaux, dem zweiten aus einer Zisterze Yorkshires erhaltenen Verzeichnis, eine consuetudines-Handschrift nachweisen; diese Normkodizes sind bis heute nur die südenglischen Zisterzen Abbey Dore und Bu dand überkommen, vgl. ebd., S. 1 83f.; die Forschung geht von der allgemeinen Verbreitung dieser Normtexte im gesamten Orden aus, v�l. Schneider (1961), S. 96.
24 Burton, Janet: Monastic and Religious Orders in Britain, 1000-1300 (Cambridge Medieval Textbooks), Cambridge 21995, S. 72; Donkin (1978), S. 40f., verweist dage gen auf die zahlreichen Niederlegungen von Siedlungen bei der Gründung der Abteien.
244 Burton, Janet: The Religious Orders in the East Riding of Yorkshire the Twel h Century (East Yorkshire Local History Series, 42), Beverley 1989, S. 12
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schnell etablieren.245 Das Au reten erster Zisterzienser katalysierte die Gründung von Fountains seit Ende 1132: Eine Gruppe reformwilliger Mönche spaltete sich von ihrem alten Konvent St. Mary’s in York ab und konnte trotz oßer Schwierigkeiten dank der Unterstützung Erzbischofs Thurstan von York ein eigenes Kloster etablieren; 1 1 34 wurde Fountains als Tochter von Clairvaux in den Orden aufgenommen.246
Sowohl Fountains als auch Rievaulx entwickelten während der zwei folgenden Jahrzehnte eine rege Filiationstätigkeit: Sie gründeten insgesamt 23 Tochterklöster zumeist in Nordengland und Schottland?47 In der Toch tergeneration der aus Fountains hervorgegangenen Zisterzen haben sich besonders in Kirkstall und Roche die Klausurbauten des 1 2. Jahrhunderts erhalten. Als beide 1 147 gegründet worden waren, standen sie bereits Ende einer rasanten Expansionsentwicklung. Während Roche stets an sei nem ursprünglichen Standort verblieben ist, mußte der zunächst in B oldswick angesiedelte Konvent aufgrund ungeklärter Rechtsverhält nisse sowie einer unwirtlichen Umgebung 1 152 sein Kloster nach Kirkstall verlegen.248 Die Klausurbauten dieser beiden Klöster entstanden also deutlich nach der Ein hrung der Usus als Laiengewohnheit Die zeitliche Nachfolge der Architektur in Roche und Kirkstall gegenüber den Laien gewohnheiten ist für ihre Mutterabtei Fountains, deren erste Klausur strukturen bereits in den 1 140er Jahren entstanden, und r Rievaulx, wo sie vielleicht schon in den späten 1 130er Jahren vorhanden waren, nicht gegeben.
Die architektonische Analyse muß schließlich auch die umfangrei chen Klausurkomplexe von Byland und Jervaulx berücksichtigen, deren Architektur ebenfalls bis ins fiühe 13. Jahrhundert errichtet worden war. Die ordensgeschichtliche Einbindung beider Klöster bedarfjedoch einer knappen Klärung, denn sie waren zunächst Mitglieder der durch Vitalis von Savigny gegründeten Reformkongregation von Savigny, die sich erst
1147 den Zisterziense anschloß.249 Besonders die hrende englische Savigny-Tochter Fu ess widerstrebte sich noch 1 148 he ig diesem Übergang?50 Byland, das 1 1 34 von Fu ess aus am ersten Standort Calder gegründet worden war, stand fortan in Konflikt mit seinem Mutterkloster.
24s Burton, Janet: The foundation of the British Cistercian houses; in: No on ark (1988), S. 24-39, S. 26.
246 Burton (1995), S. 70, sowie Baker, Derek L.G.: The Foundation of Fountains Abbey; in: Northe Histo 4 ( 1969), S. 29-43.
247 Knowles(1950),S.247f. 248 Burton ( 1988), S. 32
249 Knowles (1950), S. 250f. 2so Burton(1995), S. 68f.
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So sandte Byland auch als eines der wenigen englischen Savigny-Klöster 1 147 seinen Abt zum Generalkapitel nach Savigny, das den Übertritt zu den Zisterziense beschloß.251 Erst um 1 1 53/55 gelang es Byland mit starker Unterstützung Aelreds sich aus der Filiationsbindung an Fumess zu lösen.252 Die vier Verlegungen, die der Konvent bis zur Wahl seines end gültigen Standorts in Byland 1 1 77 vollzog,253 hatten die letzten Bindungen
an die ehemalige Mutterabtei gelöst.
Jervaulx war bereits 1 1 45 de iure durch drei Mönche aus Savigny gegründet worden, die ver�eblich auf eine Aufnahme in die Reform kongregation geho hatten. 54 Defacto konnte erst 1 149, also zwei Jahre nach dem Beitritt Savignys zum Zisterzienserorden, ein Gründungskonvent aus Byland diese Gründung beleben. Abt Serlo von Savigny gab seinen Widerstand gegen die längst getätigte Gründung erst auf, als Byland ir den neuen Konvent die Funktion des Mutterklosters übe ommen hatte.255 Auch die Gemeinscha von Jervaulx, die erstmals in Aufzeichnungen des Generalkapitels in Citeaux von 1 1 49 als Rechtskorporation faßbar ist, ver legte 1 156 seinen Standort an die heutige Stelle.256 Die offensichtliche organisatorische und legislative Schwäche, die Savigny in dem Vorhaben zeigte, besonders seine englischen Tochterabteien einem einheitlichen Klosterverband einzu igen, ihrte um so rascher zu einer festen Einbin dung Bylands und Jervaulxs in zisterziensische Ordensstrukturen. Wie bereits Kirkstall wurden auch Byland und Jervaulx erst nach 1 1 50 an ihren endgültigen Standort verlegt, so daß sich auch ihre Klausurarchitektur erst nach dem nachweisbaren Au reten der ersten Usus-Redaktionen in den 1 140er Jahren zu entwickeln begann.
251 Burton, Janet: The abbeys of Byland and Jervaulx and the problems of the English Savi iacs, 1 1 34- 1 1 56; in: Loades, Judith (Hg.): Monastic studies, vol. li, Ban�or l99l, S. ll9-13l, S. l28.
52 Burton (1991), S. 123 ., zum Konflikt mit Fumess, sowie S. 125, zur Lösung aus der bisherigen Bindung.
253 Donkin ( 1 9 78), S. 34, sowie Knowles ( 1 950), S. 250f. 254 Burton (1991), S. 126f.
255 Burton (1995), S. 68.
256 Burton (1991), S. 128.
78
VIII. KLAUSURARCHITEKTUR FÜR DIE KONVERSEN
1. Die Klosterkirche als gemeinsamer liturgischer Raum
In zisterziensischen Klöste waren die Kirchen die einzigen Bereiche, welche die Bestimmungen der Usus beiden Gruppen als dauerha gemeinsame Aufenthaltsorte festgelegt hatten. Bisherige monastische Strömungen hatten die Chorbereiche hierarchisch nach Gestüblen r Mön che, Novizen sowie alte und kranke Mönche, die während ihres Aufent haltes in der In rmerie temporär aus dem Konvent ausgeschlossen waren, unterteilt.257 Da zisterziensische Konversen dauerha eine separate Paral lelgemeinscha bildeten, war eine noch deutlichere räumliche Trennung ihres Chores von dem der Mönchsgemeinscha notwendig. Ein General kapitelstatut von 1 1 9 1 schrieb sogar eine massive Chorschranke (clausura) zwischen diesen beiden Chorbereichen als Norm vor.258 Bauarchäologische Ergebnisse bestätigen die Folgen dieser Bestimmung und belegen eine Duplizierung von Chorbereichen in zisterziensischen Kirchen: Im Langhaus fanden sich jeweils nicht nur östlich sonde auch westlich des Lettners Chorbankreihen. Die westlichen Bankreihen waren wie die östlichen, also der im Mönchschor, jeweils entlang der Mittelschiffarkaden einander zugewandt aufgestellt.259 Da die Zisterzienser keinerlei
258 Stat. 1 1 9 1 . 30 (Can. I, 139), Zit. vgl. . 204; Untermann ( 1 997), S. 202, deutet den Be i clausura r das Hochmittelalter als steinere Chorschranke; Ho mann (1905), S. 73, verwies darauf, d die Capitula Usuum Gonversorum ers als einen Konversenchor erwähnen.
259 Untermann (1997), S. 20If., betont, daß sich deren Chorgestühle auf und des drastischen Rückgangs der Konversenzahlen im Spä ittelalter noch wesentlich seltener erhalten haben als die Mönche, so daß das 1360 im Langhaus von Bad Doberan aufgestellte Gestühl eines der seltenen Beispiele darstellt; Braunfels (1985), S. 130 ., verweist auf nachmittelalterliche Baubeschreibungen wie die Au eichnungen Merlin gers Clairvaux von 1677, die ein Konversenchorgestühl mit 3 1 6 Sitzen im Langhaus gegenüber dem Mönchschor mit 1 7 7 Sitzen im Chor- und Vi bereich nennen; Binding/Untermann ( 1993), S. 194, h ren das kontinuierliche Bodenniveau zisterzien-
257 Vgl. . 1 2 1 u. 122 die Choreinteilung in Hirsau.
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parrochiale Funktionen in ihren Kirchen übe ommen hatten, konnten sie den Raum i m Langhaus, der bisher ausschließlich der liturgischen Versorgung auswärtiger Laien zur Ve g ung gestanden hatte, zur Unter bringung ihrer Konversen umwidmen.
Entsprechende architektonische S ren lassen sich auch in Yorkshire nachweisen. Hier trennte eine Chorschranke wie in Fountains, Rievaulx, Kirkstall und Byland das Mittelschi Retrochor ab, der kranken und alte den Mönchen vorbehalten war. Lediglich in Roche (Abb. 1 1 u. 1 2) zeugen die noch erhaltenen Fundamente von einem Stein lettner, der in der Achse des n en Pfeilerpaares von Westen die gesamte Breite des Langhauses abriegelte. Die Schranke besaß im Mittelschi ein zentrales Portal, das den Zugang vom Westen zum Mönchschor in den östlichen Langhausjochen bzw. der Vierung ermöglichte. Auf der West seite des Lettners – also zum Konversenbereich hin – sind zu beiden Seiten des Portals jeweils Reste von zwei Alta ischen erhalten, zu denen noch heute zwei Stufen hinau hren.260 Damit wies Roche Laienseite hin mehrere Altäre zusätzlich zum sonst üblichen Kreuzaltar auf.261
Da in den Kirchen Yorkshires die Chorbereiche westlich des Lett ners bereits im Spätmittelalter nach dem dramatischen Rückgang der Konversenzahlen beseitigt worden waren, sind ihre Strukturen nur noch archäologisch rekonstruierbar?62 In Roche nahmen sie die drei mittleren der insgesamt nf Joche westlich der Chorschranke ein. Auch in Kirkstall (Abb. 13) waren jeweils die Arkadenbögen des zweiten bis vierten Joches von Westen vermauert, um den Konversenchor abzugrenzen. Auf den Mittelschiffseiten stellte man zur Raummitte gewandte Bankreihen auf.263 In Fountains (Abb. 5) nahm dieser Chorbereich vier Joche ein, in Rievaulx
sischer Kirchen auf die Dualität dieser Chorbereiche zurück; vgl. auch Aubert ( 1 943), Bd. I, S. 316f., zur Parallelität von Mönchs- und Konversenchor in französischen Zi ste en.
260 Fergusson, Peter: Roche Abbey. South Yorkshire, London 4 1 999, S. 1 1 .
261 Untermann(1997),S.203f.Au allenderweisekoinzidiertinRochediesehöhere Altarzahl mit dem breiteren, da durchgehenden Let er, während vor den sonst zumeist nur das Mittelschi abschirmenden Raum enne der Kreuzaltar zentral plaziert war.
262 Platt ( 1 984), S. 1 56f., zur Entfe ung der Konversenchöre in England; o wurde damit eine umfassende bauliche Neugestaltung des Langhauses verbunden, so in Rievaulx der Einbau neuer Maßwerkfenster, vgl. Coppack, Glyn!Fergusson, Peter: Rie vaulx Abbey, London 1994, S. 16.
263 Bilson ope (1907), S. 19f.
80
(Abb. 4) llte er den Bereich zwischen dem zweiten und siebten Joch aus und in Byland (Abb. 7) die sechs westlichen Langhausjoche.2
Abb. I I : Roche, Kirchenlanghaus: Reste des Lettners mit vorgesetzten Kapellen
2 Coppack, Glyn: English Heritage Book of Fountains Abbey, London 1 993, S. 42, r Fountains; Coppack/Fergusson ( 1 994), S. 1 5 , Rievaulx, sowie Harrison ( 1 995), S. 7, r Byland.
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Zumindest für die weitgehend erhaltenen Kirchen von Fountains und Kirkstall läßt sich feststellen, daß mit der Umwidmung des Langhauses in einen- wenn auch funktional inferioren – Chorbereich wie fast überall in Europa265 keine ästhetische Abwertung im Wandaufriß des Langhauses einhergeht: Sowohl östlich als auch westlich der ehemaligen Chorschranke ndet weder im Arkadenbereich noch im Obergaden ein Bruch statt. Lediglich in Byland, dessen weitgehend zerstörter Langhausau iß nur noch rekonstruiert werden kann, zeigen die s hs westlichen Lang hauspfeiler, i n deren Bereich vormals der Konversenchor lag, ein interessantes Merkmal: Während die zum Mittelschiff gewandten Seiten einen völlig unbearbeiteten Sockel mit quadratischem Grundriß au eisen, bildet sie erst in einiger Höhe die sonst im gesamten Langhaus- also auch östlich des ehemaligen Lettners- übliche Form von Bündelpfeile aus.266 Dabei dür e jedoch eher eine baupragmatische Erwägung denn eine hierarchische Di renzierung ausschlaggebend gewesen sein: Durch den Einbau eines Chorgestühls im Westen waren diese unbearbeiteten Bereiche nicht mehr ansichtig.
Die Kirche als wichtigster Funktionsraum eines hochmittelalter lichen monastischen Baukomplexes gab demnach in ihrem aufgehenden Mauerwerk kaum Hinweise auf eine ästhetische Dualität. Das auch für die Klosterkirchen Yorkshires charakteristische gleiche Bodenniveau r alle Bauglieder einer zisterziensischen Kirche, wurde von Günther Binding und Mattbias Untermann als Ausdruck eines neuen architektonischen Ver ständnisses des Kirchenraums interpretiert.267 Daraus resultierte ein iden tisches Bodenniveau für die Chorbereiche der Mönche östlich und der Konversen westlich der Chorschranke, welches wie der Wandau iß eher von Gleichförmigkeit denn Differenzierung innerhalb der Baustrukturen zeugt. Lediglich die Plazierung eines Chorgestühles in einem da r bisher nicht vorgesehenen Bereich – nämlich dem Langhaus westlich des Lettners
– deutet auf eine hierarchisierende Abwertung: Konversen als Teil des Konvents fanden ihr Chorgestühl in einem Bereich vor, der seit dem Frühmittelalter lediglich der liturgischen Betreuung exte er Laien vorbe halten war.
Durch diese Lage waren ihnen zugleich die Nähe zur Mönchs klausur, vor allem dem Klausurost ügel verwehrt. Doch die Usus forderten auch für die Konversen eine unmittelbare räumliche Nähe zwi-
265 Jüngst hat Untermann (1997), S. 204, vor einer Verallgemeinerung weniger Be nde einer ästhetischen Abwertung des westlichen Langhauses gew t.
266 Harrison (1995), S. 7.
267 Binding/Untermann ( 1 993), S . 1 94.
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sehen ihrem Platz in der Kirche und ihren Aufenthaltsräumen, so dem Dor mitorium.268 Diese unmittelbare Anhindung zum vermeintlichen Konver senchor im Langhaus bietet jedoch der Klausu estflügel, der sich jeweils an das Langhaus anlehnt. Diesem Bereich der Klausurarchitektur gilt im folgenden die volle Au erksamkeit.
2. Die Baustrukturen der West ügel
Den sechs ausgewählten Klausurwestflügeln ist ein längsrechteckiger Grundriß ohne Ausscheren einzelner Raumteile aus der vorgegebenen nord-südlichen Achse gemeinsam. Abgesehen vom Bau in Rievaulx (Abb. 4) bildeten die Flügel der übrigen Klöster im Erdgeschoß zweischiffige Hallen aus, womit sie einem r ganz Europa charakteristischen Element zisterziensischen Klausurbaus folgen?69 Während in Fountains (Abb. 5) und Byland (Abb. 7) die Flügel durch ihre Längserstreckung von 22 bzw. 15 Jochen überlängt wirken, erscheinen die Bauten in Roche (Abb. I I ) mit zehn, in Kirkstall (Abb. 13) mit elf und in Jervaulx (Abb. 14) mit 1 3 Jochen eher gestaucht. Doch setzt man diese Längenmaße in Relation zur Breite der Bauten, zeigen alle Beispiele ein auffallend übereinstimmendes Proportionsverhältnis von I :7 bzw. I :8. E eut macht der stark ruinöse Zu stand der Klausur in Rievaulx einen Vergleich schwer, denn aufgrund spätmittelalterlicher Abbrucharbeiten ist die ursprüngliche Längser streckung des Westflügels nach Süden nicht mehr nachweisbar.270
Die Simplizität der Grundrißformen überträgt sich auf die auch heute noch weitgehend rekonstruierbare Gestaltung der Außenfassaden dieser zweigeschossigen271 Gebäude, die sich deutlich von den erhaltenen Wand aufrissen der anderen Klausur ügel unterscheidet: In Yorkshire folgen die Wandsysteme der Westflügel stets einem jochweise wiederholten Gestal tungsmuster. Selbst in Fountains, wo die Entstehung des Flügels auf zwei Baukampagnen in den 1 1 60er und 1 1 70er Jahren verteilt war, ist der
268 UC li, S. 88, Zit. vgl. Anm. 223.
269 Magirius (1958), S. 159f., sowie Aubert (1943), Bd. 2, S. 132.
27° Coppack/Fergusson (1994), S. 26.
271 Hecht (1983), S. 134f., zur Kontinuität zwcigeschossiger Klausurbauten, die sich
erstmals im St. Galler Klosterplan manifestiene; in Yorkshire sind nur in Fountains und Kirkstall Übe este der Obergeschosse erhalten, ir Roche, Byland und Jervaulx läßt sich die Zweigeschossigkeit aus der an die Flügel gele ten Treppenläufe rekon struieren; in Rievaulx ist das aufgehende Mauerwerk in der Mitte der Westwand so hoch erhalten, daß nur dort die Balkenlöcher des vormaligen Obergeschoßbodens zu erkennen sind; diesen Hinweis danke ich ganz herzlich Peter Fergusson.
85
Wandaufriß – abgesehen von kleinen Veränderungen – weitgehend ein heitlich (Abb. 1 5). Obgleich im aufgehenden Mauerwerk zunächst nur die zwölf nördlichen Joche vollendet wurden, kann dennoch von einer von Anfang an intendierten einheitlichen Gestaltung ausgegangen werden, da bereits zu Beginn der ersten Bauphase die Fundamente aller 22 Joche aus gelegt worden war.272
+
Abb. 14: Jervau1x: Grundriß des Klosters
272 Coppack {1993), S. 47ff.; Jansen, Virginia: Medieval ,Se ice‘ Architecture; in: Fe ies, Eric/Cross1ey, Paul (Hgg.): Medieva1 Architecture and its lntellectual Context. Studies in Honour of Peter Kidson, London onceverte 1990, S. 73-79, S. 75, vermutet die zweite Baukampagne erst zu Beginn des 13. Jhs.
86
Abb. 1 5 : Fountains, West ügel: Westfassade
Abb. 16: Fountains, West ügel: Südseitemit Latrinenblock
87
In Fountains werden die Joche der Fassade durch geschoß übergreifende Wandvorlagen vertikal untergliedert. Während im älteren nördlichen Bauteil ein zunächst massiv vorstehender Strebepfeiler auf der Höhe der Fensterwölbung des Erdgeschosses merklich zurücktritt und in einen ungestalteten flachen Wandpilaster übergeht, ist die Wand südlich des Treppenanbaus über beide Etagen durchgehend mittels flacher Pilaster gegliedert. Ein einfaches vierkantiges Gesimsband knapp unterhalb der Obergeschoßfenster trennt beide Geschosse voneinander. Am Übergang vom alten zum neuen Bauteil im zwöl en Joch knickt das Gesims nach oben ab und setzt sich 30 cm höher an der Außenwand des jüngeren Bauteils weiter fort, ohne sich dabei in seiner Gestaltung zu verände . Das Gesimsband setzt sich auf diesem Niveau entlang der Süd- und Ostfassade des Flügels weiter fort (Abb. 16), so daß es den gesamten Bau körper umspannt. Wieder gliede ache Wandpilaster jochweise die Süd wie die Ostwand. An der vormals zum Kreuzgang hingewandten Fassade deutet also kein Wandvorlagenwechsel auf die Baunaht im zwöl en Joch hin.
Im nördlichen Teil der Westfassade nden sich im unteren Geschoß Rundbogenfenster (Abb. 1 5) . Den einfachen, tief in die Wand eingeschnit tenen Fensterö ungen sind jeweils abgeschrägte Laibungen eingesetzt. Südlich des Treppenanbaus, also im jüngeren Bauteil, werden die Rund bogenfenster des Erdgeschosses durch etwas größere Lanzettfenster ersetzt. In der Kombination aus einfacher Rahmung und eingesetzter Lai bung entsprechen sie ansonsten den Fenste im nördlichen Teil. Iden tische Lanzettfenster belichten auch die beiden Joche der Südwand sowie die sieben südlichen der Ostfassade (Abb. 16). Die kleinen schlanken Rundbogenfenster des Obergeschosses nden sich dagegen in allen Jochen der zur Klausur gewandten Fassade. Ihre Reihe wird an der Westfassade über die Baunaht hinaus fortgeführt und variiert lediglich – parallel zum Stockwerkgesims – in der Höhe ihrer Anbringung (Abb. 1 5).273
In Jervaulx läßt sich r die West ügelfassaden, abgesehen von der an die Kirche grenzenden Nordwand, ein ähnliches Vorlagensystem rekon struieren. Da das aufgehende Mauerwerk nicht über eine Höhe von nf Mete erhalten ist, bleibt unklar, ob die Vorlagen eventuell in einer Rund-
213 Zu Unregelmäßigkeiten der Fassadenarchitektur vgl. Hope ( 1 900), S. 378f.; Jansen ( 1998), S. 67f., hat jüngst aufdie einheitliche und sichjochweise wiederholende Durchfensterung als Charakteristikum monastischer Dormitorien hingewiesen und sieht darin ein gemeinscha sstiftendes Element.
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bogenwölbung ausliefen. Ausgehend von einer niedrigen kontinuier lichen Sockelzone springt die Wand äche in einer Höhe von ungefahr einem halben Meter jeweils auf einer Breite von drei Mete um wenige Zentimeter zurück. Dabei entstehen Wandvorlagen von etwa einem Meter Breite, die ähnlich wie in Fountains außen die Scheidelinie zwischen zwei Gewölbejochen im Inneren markieren. Die an der Süd- sowie den südli chen Bereichen der Ost- und Westwand eingestellten Fenster liegen meist zentral in den zurückspringenden Wandfeldem.
Abb. 17: Kirkstall, West ügel: südliche Joche der Ostfassade mit Torbogen zum ehemaligen Korridor
In Kirkstall vermittelt das Wandvorlagensystem ein noch gesteigertes Maß an räuml icher Kontinuität des West ügels. Diese Gliederung, die vormals den Flügel an allen Seiten umgab, ist heute noch an den südlichen Jochen der Ostfassade nachvollziehbar (Abb. 1 7):275 Als
274 Brakspear, William!Hope, William H. St. John: Jervaulx Abbey; in: Yorkshire Archaeological Jou al 21 (191 1), S. 303-344, S. 342.
275 Bilson/Hope ( 1907), S. 56f., zur starken Überbauung des Wandaufrisses in nach reformatorischer Zeit; lediglich das aufgehende Maue erk der südöstlichen Wandjoche (Abb. I 7) sei original.
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geschoßübergreifendes Ordnungssystem gehen hier die einfachen, unge stalteten Wandvorlagen in Rundbögen über. Die so gebildeten Blend arkaden überspannen jeweils in einer Kolossalordnung die Wand äche eines Joches. Zwischen Erd- und Obergeschoß legt sich ein umgehendes Gesimsband. Ein Gemälde aus dem frühen 1 8 . Ja hundert belegt die gleiche Wandgestaltung auch r die heute nicht mehr existierende West wand.276 An der nördlichen Giebelwand, die aufgrund des weit nach Westen vorgeschobenen Flügels nicht durch das Seitenschiff der Kirche verdeckt wird, setzt sich dieser Aufriß in leicht veränderter Weise fort: Die Wandvorlagen sind weiter nach oben gezogen und laufen auf höherem Niveau in Rundbögen zusammen; das Stockwerkgesims fehlt gänzlich.
Damit wird in Kirkstall eine Kolossalordnung für den Westflügel aufgegriffen, die sich auch in nordostfränzösischen Zisterzen findet. Eine ähnliche Ordnung gliedert den vermutlich zwischen 1 140 und 1 1 60 ent standenen West ügel in Clairvaux. Beim Bau der West ügel seiner Toch tergründungen Longpont und Vauclair, aber auch der ln rmerie von Ourscamp, einer weiteren Clairvaux-Filiation, wurde mit Hilfe dieses Stilelements die Fassade gegliedert.277 Die enge Verbindung, in der die nordenglischen Zisterzen mit Clairvaux und dessen Filiationen im 12. Jahrhundert gestanden hatten,278 könnte ein Motiv der Rezeption dieses Bauelements in Yorkshire sein. Besonders der West ügel in Vauclair zeigte vor seiner völligen Kriegszerstörung 1917 enge formale Parallelen zu Kirkstall. Der dortige, über 14 Joche erstreckte Flügel stand wie der
jenige in Kirkstall in Distanz zur Klausur und stieß nur mit seiner nordöst lichen Ecke an das Kirchenlanghaus des 12. Jahrhunderts. Der uniformie rende Wandaufriß wurde vertikal durch massiv gemauerte Strebepfeiler gegliedert, die ähnlich wie in Fountains mit zunehmender Höhe zurück genommen waren. Diesen Strebepfeile waren nochmals Wandvorlagen
276 Bilson!Hope ( 1 907), S. 58.
277 Dimier, M.-Anselme: The Cistercian Abbey ofVauclair. Historical Summary; in: Gesta 4 ( 1 966), S. 45-49, hier S. 46f.; Musso, Jean M.: La restauration du bätiment des convers de l’abbaye de Clairvaux; in: Histoire de Clairvaux. Actes du Colloque de Bar sur-Aube/Ciai aux, 22 et 23 juin 1990, Bar-sur-Aube 1991, S. 191-203, hier S. 19Sff., sowie Aubert (1943), Bd. 2, S. 128fT., der dieses Element auch ir Lon ay feststellt; vgl. Musso (1991), S. 197, r die Frühdatierung in Clairvaux, der der Spätdatierung Auberts ( 1 943), Bd. 2, S. 1 3 1 , widerspricht.
278 Die institutionellen wie architektonischen Verbindungen zwischen Vauclair und Yorkshire waren im 12. Jh. sehr eng geknüp : Vauclairs erster Abt war der aus Rievaulx stammende Heinrich Murdac, der 1 144 zum neuen Vorsteher von Fountains gewählt wurde; auch sein dortiger Nachfolger Richard war zuvor Abt von Vauclair, vgl. dazu Fergusson (1984), S. 35 u. 103f., der aufdie Ähnlichkeiten der Kirchengrundrisse der zeitgleich entstandenen Kirchen von Rievaulx und Vauclair hinweist.
90
vorgeblendet Die übereinandergeschichteten Wandvorlagen wölbten sich wie in Kirkstall auf dem Niveau des Obergeschosses in jeweils ineinander gesetzten Rundbögen über die zurückspringende Wand äche eines Joches.
Roche und Byland, deren West ügel aus glatt gehauenen Sandsteinquadem errichtet waren, zeigen in den noch erhaltenen aufgehen den Wandpartien lediglich plane Flächen ohne jegliche Gliederung. Wie in den übrigen Abteien waren auch hier die einzelnen Joche der West- und Südfassaden im Erdgeschoßbereich durchfenstert. In Byland sind die Fenster nur durch einfache abgeschrägte Laibungen ins tiefe Mauerwerk eingeschnitten (Abb. 18). Die Fensterbänke springen in drei Stufen vom Bodenniveau aus bis zur Unterkante des Fensters zurück. Dagegen lassen sich in Roche an den beiden Fenstern zum Südende des Flügels die Basen und Scha reste kleiner rahmender Halbsäuleben erkennen, die die Fenster laibung auf der Innenseite umrahmt hatten (Abb. 19). In ganz anderer Weise unterscheidet sich der Wandaufriß des West ügels in Rievaulx von den übrigen Klausurbauten des Klosters. Die Archaität des Flügels spiegelt sich nicht nur in seinen schmalen und überlängten Proportionen (Abb. 4) wider: Sein grobes Bruchsteinmauerwerk (Abb. 20) hebt sich von den fein gearbeiteten Hausteinober ächendesRefektoriumsundderübrigenKlau surbauten ab, die erst nach dem West ügel errichtet wurden.
Die West ügel in Fountains, Kirkstall, Roche, Jervaulx und Byland hatten die einheitliche Einwölbung des Erdgeschosses gemeinsam. In Clairvaux wurde der um 1 1 40/60 in drei Schiffe geteilte, zwöl ochige West ügel im Erdgeschoß durch ein einheitliches Kreuzrippengewölbe versehen, das sich durch den Wechsel der zentralen Pfeiler mit korrespon dierenden Wandkonsolen auszeichnet.279 Ein sehr ähnliches Wölbungs system entstand zeitgleich oder vielleicht sogar etwas früher in Fountains (Abb. 21). Hier erfolgte die Einwölbung nicht jeweils parallel im Zusam menhang mit den beiden Baukampagnen, sonde erst im Anschluß an die Errichtung der neun südlichen Joche?80 Die Jochfelder werden von gleichförmig abgeschrägten Rippen getragen, die aus der zentralen Pfeiler reihe entspringen und in die Wandkonsolen auf Höhe der Fensterbänke münden. Lediglich an den sieben Jochen der Ostwand entlang des Kreuz gangs gehen die Rippen in halboktogonalen Wandvorlagen mit einfachem Sockel über. Die Simplizität und Rationalität dieses Gewölbes manifestiert sich in der Verschmelzung von Form und Funktion der Mittelpfeiler und
279Musso{1991),S. 196,sowieAubert(1943),Bd.2,S. 129f.
280 Hope (1900), S. 377; ein vergleichbarer Wechsel vollzieht sich auch in Clair vaux, wo das Gewölbe der acht nördlichen Joche ebenfalls in Wandpfeile mündet, während es in den südlichen Jochen von Wandkonsolen aufgefangen wird.
91
Wandkonsolen: Die Gewölberippen treffen, ohne durch einen Kämpfer
bzw. Kapitell unterbrochen zu werden, direkt aufeinander und vereinigen
sich zu einer Stütze (Abb. 22), die zunächst wie ein Bündelpfeiler wirkt,
aber mit zunehmender Nähe zum Boden in einer oktogonalen Form
mündet. Der gleiche Verkröp ngsprozeß vollzieht sich in den Wandkon
solen. Die nf Dienste treffen erneut ohne ein auf Kämpferhöhe unter
brechendes Element zusammen und verschleifen zu einem intkantigen
Dienst, der in einer entsprechend gestalteten Konsole endet. Die Gleich
förmigkeit des Gewölbes wird lediglich durch eine auffällige Stauchung
der Gewölbefelder im Bereich des zehnten Jochs gestört. Südlich davon ist
der Abstand der Mittelpfeiler zuein nder dagegen etwas größer als in den
nördlichen Jochen. Nach Süden ndet sich an den Basen der Pfeiler zuneh-
. 281 mend o amentaIe Verzterung.
Abb. 1 8 : Byland, West igel: Innenansicht der Westwand im 12. und 13. Joch von Norden
281 Zu Unregelm igkeiten und Differenzierungen innerhalb des Gewölbes vgl. Hope(1900), S. 376f.
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Abb. 1 9 : Roche, Westflügel: Innenansicht der Südwand mit Gew de des östlichen Fensters
93
Abb. 20: Rievaulx, West ügel: Westfassade, Refektorium im Hinter nd
Abb. 2 1 : Fountains, West ügel : lnnenansicht, Blick nach Süden
94
Abb. 22: Fountains, Westflügel: Mittelpfeiler zwischen I I . und 12. Joch von Norden, Blick nach Westen
95
Die gleichen Wölbungsformen wurden auch in Longuay genutzt.
Das ehemalige Augustinerchorherrensti wurde 1 1 50 als Tochterabtei Clai auxs in den Orden aufgenommen.282 Der dreischiffige West ügel, der hier zusammen mit der übrigen Klausur zu Beginn des 1 3 . Jahrhunderts errichtet worden war,283 wirkt mit nur sechs Jochen in der Länge gestaucht. Ursprünglich bildeten beide Geschosse jeweils einen durchgehenden Raum, der erst durch neuzeitliche Wandeinzüge unte eilt worden ist (Abb. 23).284 In Longuay werden beide Geschosse durch Gewölbe aus abge schrägten Kreuzrippen überspannt, die wie in Fountains ohne Trennele ment auf Kämpferhöhe in zehn oktogonalen Mittelpfeile der Raummitte übergehen. Auch hier verschmelzen die Rippen Pfeile , die im weite ren Verlauf von jeweils zwei unprofilie en Scha ringen umfaßt werden. Die Nahtstellen zwischen Rippen und Pfeile werden jeweils durch Nasen markiert. In Longuay wird der uniformierende Charakter dieses Gewölbe systems durch die gestauchten Grundrißproportionen noch deutlicher als im überlängten West ügel von Fountains.
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Abb. 23: Longuay, Westflügel: Grundriß
282 Didier, Jean-Charles!Hannand, Jean: Les bätiments et autres vestiges medievaux de l’abbaye de Longuay; in: Chauvin, Benoit (Hg.): Melanges ä Ia memoire dc Pere Anselme Dimier, Bd. III, 6: Architecrure Cistercienne, Arbois 1982, S. 515-527, hler S.
5 1 5.283 Didier/Harmand ( 1 982), S. 5 1 6f.
284 Didier!Hannand ( 1 982), S. 52 1 ; Aubert ( 1 943), Bd. 2. S. 1 3 1 f., vermutet dage
gen noch die Abmauerung des nördlichen Joches als separaten Klausurzugang.
96
Sehr ähnliche Wölbungssysteme ir das Erdgeschoß finden sich auch in den übrigen Zisterzen Yorkshires; lediglich in Rievaulx blieb dieser Bereich vermutlich ungewölbt. In Kirkstall, Roche und Jervaulx wa ren diese Bereiche mit Kreuzrippenkonstruktionen überspannt. Während in Roche der Flügel – wie in Fountains – durch eine zentrale Reihe oktogo naler Pfeiler in zwei Schiffe geteilt wurde (Abb. 24), waren es in Kirkstall und Jervaulx (Abb. 25) Rundpfeiler. In Jervaulx ruhten auf den Pfeile ungestaltete oktogonale Kapitelle/85 die jeweils acht Gewölberippen aufnahmen. Auch die Wandkonsolen folgen unterschiedlichen Gestal tungssystemen: während sie in Kirkstall in einer dreigeteilten Tropfenform auslaufen (Abb. 26), ruhen die Konsolen in Jervaulx als breitgelagerte Körper in der Wand (Abb. 25). Die in Jervaulx benutzten Gestaltungs prinzipien, wie die attischen Basen der Mittelpfeiler sind denen in Byland (Abb. 27) sehr ähnlich/86 doch trat in Byland an die Stelle eines Rippen gewölbes ein einfacheres Kreuzgratgewölbe.287 Durch die Ober ächenge staltung der Kapitelle und Konsolen in identischer Pfeifenform wurde auch in Byland eine uniformierende Raumwirkung unterstützt (Abb. 1 8 u. 27).
Im nördlichen Joch des West ügels ist dagegen eine interessante Differenzierung zur Einwölbung des übrigen Raumes zu erkennen (Abb. 7): Der nördlichste Pfeiler ist massiver als die anderen und nach Norden nicht rund sonde abge acht. Seine Form ist offensichtlich durch einen Wölbungswechsel zwischen dem ersten und zweiten Joch bedingt: Das nördlichste Joch war abweichend vom Kreuzgratgewölbe des übrigen Erd geschosses von einer einfachen Tonne überwölbt. Da die östliche und westliche Seitenwand dieses Jochs jeweils ein Portal besitzt, überspannte diese Tonne also einen Verbindungsgang durch den Klausur ügeL Auch in Fountains sind die beiden nördlichen Joche – abweichend vom kohären ten Kreuzrippengewölbe der 20 übrigen Joche im Süden – mit je einer Tonne überfangen.288 Der Gewölbewechsel in diesen beiden Bauten ndet sich an der Stelle, an der der St. Galler Kloste lan (Abb. I ) einen separat vom West ügel gezeichneten itus et introitus ante claustrum ad con loquendum, einen Klausurzugang der zugleich als Parlatorium dient,
286 Fergusson ( 1984), S. 73, A . 18, verweist auch auf architektonische Überein stimmungen mit dem West ügel in Kirkstall.
285 Brakspear/Hope(191I),S.341.
287 Harrison (1995), S. 20.
288 Hope (1900), S. 374: W rend von Westen in jedem Joch ein Portal auf die beiden Tonnen zu , wurde der Ostwand das noch vom ersten Klausurbau stam mende Portal im nördlichen Joch abgemauert und durch ein neues im zweiten Joch ersetzt.
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markiert.289 Ein entsprechender Bruch zwischen den Rippen- bzw. Gratgewölben der Haupträume und einer Tonne im Durchgangsbereich der Flügelmitte ndet sich auch in den französischen Klöste Clermont, Vaux-de-Ce ay und Aiguebelle;290 eine eventuelle Verschränkung von differenzierender Gewölbeform und Funktion soll späterer Stelle erör tert werden.
Abb. 24: Roche, Westflügel und dreischi ige Halle (im Bildhintergrund), Blick nach Süden
289 Binding nte a l ( 1 993), S. 63f.
2 Aube (1943), Bd. 2, S. 125, konstatiert eine zunehmende Tendenz z Verein heitlichung der Gewölbefo en innerhalb des Flügels im 1 2 . und frühen 1 3 . ., die sich in der durchgehenden Nutzung von Rippen- und Gratgewölben z.B. in Royaumont, Vauclair oder Noirlac manifestiert.
98
Abb. 25: Jervaulx, Westflügel: nordöstliche Ecke mit Klausurdurchgang
99
Abb. 26: Kirkstall, Westflügel: Innenansicht der Ostwand
Abb. 27: Byland, Westflügel: Trennwand zwischen dem südlichen und mittleren Raum, Blick nach Norden
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Die Einwölbung des Obergeschosses, die nur die anzösischen listerzen Clai aux, Longuay, Vauclair und Noirlac belegt ist,291 läßt sich r Fountains und Kirkstall, den beiden einzigen Klöste Yorkshires, deren aufgehendes Mauerwerk bis zum Obergeschoß erhalten geblieben ist, nicht belegen?92
Die Frage nach der eventuellen Unterteilung der über zahlreiche Joche uniform gewölbten Erdgeschosse der Westflügel in mehrere Einzel räume hat die Forschung immer wieder beschä igt. In Fountains suggerie ren die 20 südlichen Joche heute den Eindruck eines überdimensionalen einheitlichen Raumes. Bereits im 19. Jahrhundert fehlten Spuren hochmit telalterlicher Trennmauem, so daß Edmund Sharpe von einer ununter brochenen räumlichen Kontinuität des Flügels ausging (Abb. 9), der multi nktional genutzt worden sein soll.293 Da inzwischen Reste raumteilender Wände an den Innenseiten der Umfassungsmauem nachgewiesen werden konnten, zeigt sich deutlich, daß das undgeschoß im Hochmittelalter in vier Räume unterteilt gewesen war. Vielfach, wie in Kirkstall, weisen nur noch Pläne des 1 8. Jahrhunderts auf die vormalige Existenz dieser Raum trennungen hin.294
In Byland sind die Reste von drei Trennmaue erhalten, die den Flügel vormals in vier Räume teilten. Da die Trennwände in der Flucht linie der Jochscheidbögen weder mit den Außenmaue noch mit den Mit telpfeile verkröp sind (Abb. 1 8 u. 27), konnten sie erst nach der Wöl bung eingezogen worden sein. Die Verwendung von überzähligen Form steinen aus dem Kirchenbau des späten 12. Jahrhunderts zur Errichtung dieser Raumteiler zeigt, daß das Erdgeschoß des Flügels erst einige Zeit nach der Einwölbung (bis ca. 1 1 65) in einzelne Räume abgeteilt wurde.295
293 Sharpe (1876), S. 18f., vermutet eine onale Trennung zwischen nördlichem und südlichen Bereich au und der unterschiedlichen Wandau ß gestaJtung: Der von beiden Seiten durchlichtete Südteil sei handwerklicher Arbeitsraum, der schlechter belichtete, aber durch mehrere Portale nach Westen besser zugängliche Nordteil sei a arisch genutzt gewesen; als tre lichstes Beispiel der ursprünglichen Raumeinheit verweist er auf Yauclair, wo die Raumtrennung ein deutlich nach der Errichtung aus ge ihrter Umbau sei, ebd., S. 21; dagegen nimmt Aube (1943), Bd. 2, S. 128f., die Originalität der Unterteilung in drei Räume an.
294 Ygl. Arun. 42 u. 43.
295 Harrison (1995), S. 20f.; Stuart Harrison sei an dieser Stelle ganz herzlich den Hinweis gedankt, daß sich in den Ye illungen dieser Raumteiler o ensichtlich überschüssige Pro lsteine aus dem Gewölbe der Kirche be nden, die deutlich nach der Entstehung des West ügels (bis 1 165) datiert werden.
291 Aubert (1943), Bd. 2, S. 134 .
292 Wie in Fountains war auch in Kirkstall das Mönchsdo itorium durch eine Bal kendecke überfaßt, vgl. dazu Bilson/Hope ( 1 907), S. 56f.
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In Roche sind heute zu beiden Seiten des vierten Jochs von Norden die Fundamente je einer Trennmauer sichtbar (Abb. 1 2 u. 24). Sie teilen den Flügel in einen kleineren nördlichen Raum von drei Jochen sowie einen größeren sechsjochigen Teil im Süden. Die wie in Byland nicht mit den Umfassungsmauem verkröp en Trennwände sind hier deutlich einem Umbau des Flügels zuzuordnen, den Peter Fergusson auf die Zeit um 1 200 datiert: Zu diesem Zeitpunkt war der ursprünglich im nördlichsten Joch gelegene Durchgang zum Kreuzgang, dessen vermauerte Portale noch heute in der West- und Ostfassade erkennbar sind, nach Süden in das vierte Joch verlegt worden.296 Erst ir die Zeit ab 1200, von der an zwei Wände den mittleren Durchgang ankierten, ist eine Unterteilung des Flügels er kennbar. Die offensichtlich exible Einteilung gleichförmig gestalteter und vieljochig überwölbter Räume de niert einen architektonischen Gestaltungsmodus, der es sehr schwer macht, einzelne Räume des West ü gels mit den in den Usus beschriebenen Funktionsräumen zu identi zieren. Dieses Problem bedarf an späterer Stelle noch eingehender Erörterung.
Abgesehen von Rievaulx und Roche haben sich in allen anderen Klöste Überreste eines umfangreichen Latrinenblocks am Südende der Flügel erhalten. Die stets in ost-westlicher Richtung entlang der Kanalisa tion gelegenen zweigeschossigen Bauten paßten sich in ihrer Höhe den West ügeln an, wie die noch vollständig erhaltenen Gebäude in Fountains (Abb. 1 6 u. 28) und Kirkstall belegen. In Fountains ist zu beobachten, wie der Annex den Wandaufriß des angrenzenden Flügels vereinfacht über nimmt: So legt sich das Stockwerkgesims in gleicher Höhe um den Latri nenblock. Der Annex besaß auf beiden Geschoßebenen Latrinen, die im
unteren Bereich durch neun aneinandergereihte Rundbögen von Süden her erreicht werden konnten. Der Zugang den oberen Latrinen war durch Türen vom Obergeschoß des West ügels gewährleistet, was auf eine Nutzung dieses Geschosses als Dormitorium hinweist. Im Mönchsdormi torium des gegenüberliegenden Ostflügels ndet sich die gleiche Raum konstellation in spiegelbildlicher Anordnung: Dort tritt in den beiden süd lichen Flügeljochen ein Latrinenblock aus der Flucht des Flügels nach Osten heraus, der der Bestimmung der Ecc/esiastica O cia nach einer direkten Verbindung von dor itorium und necessarium entspricht.297 Bereits der St. Galler Klosterplan zeigt beide Räume in unmittelbarer Verbindungzueinander(Abb. 1).
296 Fergusson (1999), S. 22.
297 EO, LXXX , 53, S. 240: Mox venientes in dormitorium. si necesse haben/ ire ad nec saria. eant antequam exuantur cucu is; vgl. Dolberg ( 1 8 9 1 ), S. 49.
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Abb. 28: Fountains, westlicher Latrinenblock: Au ißzeiclmung der inneren Westwand
An die westlichen Latrinenblöcke schließen sich in Fountains (Abb. 5) und Jervaulx (Abb. 14) jeweils dreischi ige Hallen an. Auch in Roche haben sich die Fundamente einer dreischif gen und vermeintlich basilika len Halle von vier Joch Länge erhalten; sie liegt jedoch bereits jenseits des Wasserkanals im Süden der Klausur (Abb. 1 2 u. 24).298 Da in Jervaulx die südliche Außenmauer der Latrinen, in Fountains die westliche Außen wand der Latrinen als Teil in die Außenummauerung der neuen Halle mit einbezogen wurde, Jassen sich diese Hallen später als die Flügel datie-
298 Fergusson (1999), S. 22f., sowie Platt (1984), S. 48, Abb. 29 u. S. 50. 103
24
ren? In Fountains wurde in der westlichen Latrinenwand das südliche Fenster zu einer Tür vergrößert, die den Übergang zur dreischiffigen Halle ermöglichte (Abb. 28).300
Abb. 29: Fountains, Süd üge1: Refektorium, Nord- und Ostwand
Die westlich der Klausur gelegene Halle in Fountains war über das Verbindungsglied des Latrinenblocks mit dem Westflügel verbunden (Abb. 5). Dennoch setzt sich diese Halle sowohl mit ihrer Dreischi igkeit als auch ihrem auffallend reichen Formenrepertoire (Abb. 16, links), das baugeschichtlich und stilistisch mit dem Neubau des Refektoriums in Verbindung gebracht wird, deutlich von der angeschlossenen Architektur des West ügels ab:301 Die noch erhaltene Nordwand läßt auf eine ur sprüngliche Zweigeschossigkeit schließen. Diese Fassade besitzt eine zentrale Tür im Mittelschiff, durch die die Halle erreichen war. Darüber
299 Für Fountains siehe Hope (1900), S. 386; für Jervaulx Brakspear/Hope (191 1), S. 343f., die auf dreischi ge Hallen in ähnlicher, dem Westflügel vorgelagerter Posi tion auch in Fumess und Waver1ey ve eisen.
3 Hope (1900), S. 384. 301 Coppack (1993), S. 49.
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ö nen sich drei hohe Rundbogenfenster, die den Raum belichteten. Diese Durchfensterung ist im Bereich des West ügels einmalig und nur mit den dicht aneinandergereihten Lanzettfenste des Mönchsrefektoriums ver gleichbar (Abb. 29). Davon fallen bereits die Seitenschiffsti wände der westlichen Halle in ihrer Gestaltung deutlich ab, von denen die nordöst liche in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten ist. der Innenseite der Nordwand lehnen sich oktogonale Halbpfeiler an, die auf die ursprüng liche Arkadenreihe aus nf Oktogonalpfeilem verweisen. Überreste entsprechender Stützen nden sich auch in Jervaulx.
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IX. DIE AUSDIFFERENZIERUNG DER AUSUREN
(1 140-1200)
Da die eben besprochenen zisterziensischen West ügel nicht isolierte Baukörper sonde Teile umfangreicher Klausuranlagen sind, gilt es nun ihren unmittelbaren architektonischen Kontext, nämlich die betreffenden Ost- und Süd ügel, mit in unsere Betrachtung aufzunehmen. Die Bauge schichte dieser Klausuranlagen ist sehr komplex. Die Errichtung der einzelnen Klöste war nie Resultat einer kontinuierlichen Kampagne sonde vielfältiger, o durch Brüche gekennzeichneter Bauetappen. Die in Yorkshire erhaltenen Baustrukturen ermöglichen daher einen quer schnittartigen Einblick in ihre prozeßha e Entstehung im Verlauf des 12. Jahrhunderts.
Die Bauforschung erkennt dabei in den West ügeln die Teile einer Klausuranlage, die als erste die heute noch manifeste Gestaltung erhielten. Dies gilt auch r den West ügel in Fountains, der selbst Gegenstand eines umfassenden Umbaus gewesen war. Es ist daher unerläßlich, die Architek tur der West ügel genauer in die komplexe Bauchronologie der Klausuren einzuordnen und zu gen, was sich in den übrigen, den Mönchen vorbe haltenen Klausurbauten nach der jeweiligen Fertigstellung der West ügel an architektonischen Formen entwickelte.
1. Die baugeschichtliche SteUung der West ügel der Chronologie der Klausurbauten
In Rievaulx wurden seit den 1 130er Jahren permanente Baustrukturen er richtet, von denen sich sowohl das Kirchenlanghaus302 als auch der Klau-
302 Angesichts des g physikalischen Befundes von Umrissen einer seitenschi losen Kirche im Kre ganggeviert, aufdie mich dankenswe er Weise Peter Fergusson aufmerksam gemacht hat, erscheint die Frühdatierung des Kirchenbaus in die 1 1 30er Jahre von Halsey, Richard: The earliest architecture of the Cistercians in England; in: No on/Park ( 1 988), S. 65-85, hier S. 77 , problematisch.
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su est ügee03 zumindest ruinös erhalten haben. Der Westflügel weist mit einer Breite von nur sieben Mete äußerst schmale Ausmaße auf, die ihn heute von den übrigen, wesentlich breiteren Klausurflügeln unterscheidet. Er ist auf einer Länge von 50 Mete unüberbaut erhalten.304 Der gegenüberliegende Ostflügel wurde dagegen im Verlauf des 1 2 . Jahrhunderts mit einer Breite von zwölf Mete komplett neu errichtet. Darunter finden sich die Fundamente eines Vorgängerbaus, der mit seiner Breite von nur 7,67 Mete der schlauchartig-langgestreckten Ästhetik seines ursprünglichen Pendants – des heute noch überkommenen Westflügels – entsprochen hatte (Abb. 30). Da die östlichen und westlichen Begrenzungsmauem des ersten Ost ügels unterhalb des heutigen Kapitelsaals ge nden wurden, läßt sich ir die Zeit vor 1 150 noch von einem vollständig i n der Flügelachse integrierten capitulum ausgehen.305
Abb. 30: Rievaulx, Ostflügel: GrundrißdererstenundzweitenAnlage
303 Coppack/Fergusson (1994), S. 26.
304 Coppack/Fergusson (1994), S. 26f., gehen zudem von einer vo aligen südli chen Verlängerung unbestimmbarer Länge aus, die gegen 1350 abgerissen worden war, während der noch heute stehende Flügelteil mit einer Mauer nach Süden abgeschlossen wurde.
305 Vgl. Fergusson arrison (1994), S. 217ff., eine umfassende Diskussion der archäologischen Be nde, u.a. Unebenheiten der Sitzreihen im dritten Joch, die auf die Os auer des ersten Baus hindeuten; der daher in der Flügelachse liegende könnte, vgl. dazu dies., S. 232f., ähnlich wie in den frühen sischen Ziste en einen dreijochigen querrechteckigen G besessen haben.
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Ob die beiden parallelen Flügel bereits vor 1 150 durch einen südlichen zu einer geschlossenen Klausuranlage ergänzt wurden, ist un klar; die frühesten noch sichtbar erhaltenen Reste eines Südflügels stam men aus der Zeit Abt Aelreds und stehen im Kontext des Ostflügelneu baus nach 1 1 50. Da das Fehlen eines Refektorium ügels in der frühen Klausur vor 1 1 50 äußerst unwahrscheinlich wäre, lag auch hier vermut lich ein sehr schmaler Flügee parallel Kirche, ohne daß dabei einzel neGebäudeteileausseinerAchse ausgeschertwären.307
Unter Abt Aelred begann in Rievaulx seit den 1 150er Jahren ein vollständiger Umbau des Ost ügels (Abb. 30). Dieser Neubau vollzog sich schrittweise vom Kirchenquerhaus nach Süden hin. Der an das Querhaus angrenzende einschi ge Raum entstand bereits mit der Kirche und wurde je zur Häl e als Sakristei und Bibliothek genutzt.308 Dann entstand dire daneben ein zunächst freistehendes Kapitelhaus, an das sich schließlich der nun um fünf Meter nach Osten verbreiterte südliche Flügelneubau anschloß (Abb. 3 1 ).309 Der auf zwölf Meter Breite erweiterte Flügel schob sich vor seiner Verkürzung im 14. Jahrhundert noch um 30 Meter weiter nach Süden vor (Abb. 4).310 Als nächstes erfolgte der Bau eines strikt in ost-westlicher Richtung parallel zum Kreuzgang o entierten Süd ügels,311 der Calefaktorium, Refektorium und Küche z u einem Gebäudetrakt zus enfaßte. Dagegen blieb der West ügel mit seinem schmalen Grundriß und dem Bruchsteinmauerwerk unverändert im Zustand der
306 Die unter Aelr errichteten Teile des Südflügels weisen interessanterweise die gleiche Breite von 12 Met wie der Neubau des Ostflügels auf. Sowohl die Küche als auch das Calefaktorium besaßen nach Süden ein angelehntes Seitenschi , das bei der R uktion der Klausur im späten 14. . vermauert wurde, vgl. dazu Peers, Charles R.: Rievaulx Abbey, Yorkshire, London 61977, S. 15, sowie Coppack/Fergusson (1994), S. 23. Die reduzierte Flügelbreite von etwas mehr als sieben Mete entspricht den Flügelproportionen der ersten Klausuranlage in Rievaulx; dies kö e den Schluß zulassen, daß 14. . die Südmauer genau an die Stelle zurückversetzt wurde, an der der erste, vor 1 1 50 errichtete Südflügel endete.
307 Fergusson (1988), S. 161.
308 Coppack/Fergusson (1 994), S. 18.
309 Fergusson!Harrison (1994), S. 226f., belegen mit Hilfe zahlreicher Detailbefunde
wie den S ebepfeilerresten der Südwand, die bei der anschließenden Errichtung des Pariatoriums entfe t werden mußten, sowie der nachträglichen Vermauerung des Fen sters im vierten Joch der Kapitelhaussüdwand, daß das Kapitelhaus zunächst als von der Klausur isolierter Baukörper geplant war. Fergusson, Peter: Aelred’s Abbatial Resi dence at Rievaulx Abbey; : Lillich (1998), S. 41-56, hier S. 50, datierte zuletzt den Südosten der Klausur auf die ühen 1 150er 1 .
3 1° Coppack/Fergusson (1 994), S. 22. 311 Fergusson(1988),S. 164.
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ersten Klausur erhalten,312 und bildete so zunehmend einen ästhetischen Kontrast zur immer elaborierteren Architektur der übrigen ausur (Abb. 20).
Abb. 3 1 : Rievaulx, Ostflügel: Rekonstruktion des östlichen Wandau isses des Kapitelhauses
Die Narratio de Fundatione Fantanis Monasterii in Comitatu Ebo racensi, (nachfolgend: Narratio) die Gründungslegende Fountains‘, setzt sich mit der räumlichen Etablierung des Konvents ad locum auseinander:
312 Coppack ergusson (1994), S. 26. Dies ist so bemerkenswerter, da die Zeit zwischen 1 142 bis 1 1 67 nicht nur ein dramatischer Anstieg der Zahl der Mönche, sond auchderder ienbrüderdokumentiertist,vgl. . 138.
109
Während die Anfänge, vor allem Errichtung eines provisorischen Klosters auf Rat des aus Clairvaux entsandten Mönchs Gottfried von Ainai,313 mit großer Au erksamkeit erfaßt werden, bricht die Überlieferung zum Bau des Klosters daraufhin ab und setzt erst mit der Renovierung eines Stein klosters, das 1 146/47 durch ein Feuer teilweise zerstö worden war, wie der ein.314 Aus dieser Notiz läßt sich vermuten, daß ein vermeintlich höl ze es Provisorium der 1 1 30er Jal e bereits vor 1 1 46/47 durch eine wenig stens teilweise aus Stein errichtete Klausuranlage ersetzt worden war, denn an den ältesten in Fountains vorge ndenen Klausu esten konnten deutli che Brandspuren nachgewiesen werden.315
Damit ergibt sich das Jahr 1146 als terminus ante quem r die Umrisse einer Steinklausur. Ihre Flügel waren wie in Rievaulx mit einer Breite von nur knapp acht Metern auffallend schmal.316 Der von ihnen zusammen mit der Kirche eingefaßte Kreuzgang hatte mit 38×38 Mete bereits den Umfang des heutigen (Abb. 5 u. 32). Dagegen betrug die Deckenhöhe des Erdgeschosses kaum mehr als zwei Meter.317 Sie lehnten sich zunächst vermutlich nicht direkt an die seitenschifflose Steinkirche an, von der Glyn Coppack vermutet, daß sie bereits vor 1 1 46/47 sowohl in der Länge des Langhauses e eite als auch um Seitenschiffe ergänzt worden war, so daß sie mit den Flügeln ein geschlossenes Klausurgeviert bilden konnte.318
313 Halsey ( 1 988), S. 67 , äußert sich kritisch über die Überbewertung Gott eds als vermeintlicher ,Architekterunönch‘ und sieht dessen Aufgaben vielmehr in der Ve itt lung institutioneller Strukturen.
314 Na atio, S. 102: ..} lapsa reparant, ruinosa reformant, el sicut scriprum est, ‚Lateres ceciderunl, sed quadris lapidibus ‚ reed icatur.
315 Coppack/Gilyard-Beer ( 1986), S. 150, können Serlos Angaben durch den archäo logischen Nachweis von Brand- und Wi eraufbauspuren an der sten Steinkirche belegen; Untermann (1997), S. 145f., äußerte sich kritisch zu Coppacks und Gilyard Beers Deutung der Holzbaureste, die 1979 im südlichen Querhaus der heutigen Kirche ge nden worden waren, als das 1 132/33 e ichtete hölze e Proviso um.
316 Coppack!Gilyard-Beer ( 1 995), S. 52, verweisen auf die ungewöhnlich schmalen Flügelgrundrisse.
318 Coppack (1993), S. 31.
317 Coppack (1993), S. 29, zum Kreuzgangsumfang, sowie S. 31, zum Höhenniveau des alten Flügels, und S. 40, zum alten DormitoriumsflügeL
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In dieser einfachen, vermutlich an ühmittelalterliche Raumpro gramme angelehnten Flügelanlage319 erinnert noch nichts an die späteren differenzierten zisterziensischen Klausuranlagen, aus denen sich einzelne Funktionsräume wie das Refektorium oder der Kapitelsaal als eigen ständige, um 90 Grad aus den Flügelachsen gedrehte Baukörper hervor heben. Eine exakte Raumeinteilung innerhalb der ersten Klausurflügel in Fountains ist nicht mehr rekonstruierbar.320 Auf ig an dieser Anlage ist die Länge des Westflügels von 76 Mete , die die des Ostflügels von 49 Mete 321 bei weitem übertraf. Latrinentrakte, die jeweils im Süden der gegenüberliegenden Flügel rechtwinklig an�elehnt waren und in der Achse des Südflügels und der Kanalisation lagen, 22 verweisen auf eine Nutzung als Schlafstätten.
In Fountains setzte der Umbau der Klausur etwas später als in Rievaulx ein. In den 1 1 60er Jahren wurde unter Abt Richard von Clairvaux mit der Errichtung einer neuen jrche und neuer Klausur ügel begonnen (Abb. 5). Anders als in Rievaulx war in Fountains also auch der Westflügel Gegenstand eines Neubaus. Doch als dessen Ausgangspunkt ist dieser Baukörper der älteste Teil der heute überkommenen Klausur. Dabei erhielt der Flügel mit dem Auslegen der gesamten Fundamente die Basis r seine gewaltigen Ausmaße von 91 Mete in der Länge und mehr als zwölf in der Breite, wobei zunächst aber nur r die 13 nördlichen Joche das auf-
3 1 9 Coppack/Gilyard-Beer ( 1 986), S . 1 76f., verweisen auf die archaisierende Gebäu deanordnung, die an ältere Klausuranlagen erinnert.
3 Fergusson arrison (1994), S. 232f., halten eine nktionale Raumzuweisung in diesen iihen Bauten unmöglich und vermuten vielmehr eine bewußte Multi nktio nalität ihrer Räume; zuletzt gingen sowohl Coppack (1993), S. 31, als auch Coppackl Gilyard-Beer ( 1 995), S. 52, ohne hinreichende archäologische Nachweise davon aus, daß der Westflügel eine ,klassische‘ Raumverteilung mit einem äußeren Parlatorium direkt südlich der Kirche, dem cellariwn, dem Klausurzugang und dem Konversen refektorium besessen hatte; ir den Süd ügel läßt sich die Raumverteilung am gerrau esten rekonstruieren: Westlich des breiten, fast die gesamte Fläche des Flügels ein nehmenden Refektoriums lag die Küche, östlich ein Durchgang in den Bereich südlich der Klausur; ir den Ost ügel wird bereits eine klassisch zisterziensische Raumau ei lung mit Sakristei, Kapitelsaal, Parlatorium und Nachttreppe vermutet, vgl. dazu auch Gilyard-Beer(1968), S. 317,dervoneinemzweischi genundsichüberdreiJochedes Flügels erstreckenden Kapitelsaal nach dem Vorbild von Clairvaux und Fontenay aus geht, der auch in Fountains‘ Tochterabtei Newminster rezipiert wurde.
321 Coppack ( 1993), S. 3 1 , errechnete daraus eine Kapazität des Mönchsdormito riums zur Unterbringung von ca. 80 Mönchen und des Konversendormitoriums von . 140 Laienbrüde . Platt (1984), S. 49, betont dagegen die moderate Größe die-ses Flügels in der Tradition benediktinischer Klausuranlagen, die an einer Unter-brin-gung
der conversi zu diesem Zeitpunkt zweifeln läßt.
322 Coppack/Gilyard-Beer ( 1 986), S. 1 82f., u. Gilyard-Beer ( 1 968), S. 3 1 7.
1 12
gehende Mauerwerk fertiggestellt wurde. Reste der zum Kreuzgang gerichteten Ostwand des alten Westflügels wurden in die neuen Baustrukturen integriert.323 Als zweites – und hier folgt Fountains nun der Baureihenfolge in Rievaulx – erfolgte der komplette Umbau des Ostflü gels.324 Doch anders als beim direkt vorhergegangenen Neubau des Westflügels oder dem des Dormitoriumflügels in Rievaulx wurde bei dieser Baukampagne im wesentlichen auf die vorgegebenen Fundamente des alten Flügels zurückgegriffen; der Baukörper wurde lediglich um wenige Meter nach Süden vorgeschoben.325 Da r erhielt der Flügel einen Kapitelsaal, der sich um 90 Grad aus der Flügelachse gedreht hatte und damit wie in Rievaulx weitgehend aus dem Gesamtkomplex gelöst war.326 Am Ende der vollständigen Transfo ation der Klausur stand der Neubau des Südflügels, in dessen Zusammenhang auch das Refektorium aus der Flügelachse gelöst wurde (Abb. 29). Diese Bauphase wird mit der in der Narratio geschilderten umfangreichen Bautätigkeit des Abtes Robert Pipeweil zwischen 1 1 70 und 1 1 80 in Verbindung gebracht, die der Chro nist erstmals in seinen Aufzeichnungen mit einem wertenden Adjektiv als ed icia sumptuosa charakterisie . 327
Der in Rievaulx und Fountains nach 1 1 50 bzw. 1 1 60 – also deutlich nach dem Au reten erster Usus-Verschri lichungen – einsetzende umfas sende Um- bzw. Neubau der Klausuren konzentrierte sich auf die ästhe tische Ausdifferenzierung der Bereiche, die zweifels ei den Mönchen vor behalten waren. Eine auffallend ähnliche Entwicklung läßt sich in der Klausurarchitektur der nach 1 1 50 gegründeten bzw. an ihre endgültigen Standorte verlegten Klöster Kirkstall, Roche, Byland und Jervau1x erken nen. Auch in diesen Zisterzen sind die West ügel die ältesten uns erhalte nen Baustrukturen der Klausur. Obgleich hier nicht mehr komplette
323 Coppack (1993), S. 43f. u. S. 47ff., Coppack/Gilyard-Beer (1986), S. 183, sowie Platt (1984), S. 49.
324 Coppack (1993), S. 44f., Jansen (1998), S. 74, beobachtet eine ähnliche Bau chronologie Eberbach, dessen um 1 190-1210 enstandener Westflügel nicht verändert wurde, während der Ostflügel um die Mitte des 13. Jhs. eine vollständige Umgestaltung er hr.
325 Coppack!Gilyard-Beer (1986) verweisen auf das öbere Mauerwerk des ersten Flügelbaus, das heute noch im südlichen Abschnitt der Ostwand erhalten ist.
327 Narratio, S. 1 1 4 : Honoravit ministerium suum vir sanctus [= Robert]. instau ravit ecc/esiae fabricam, edificia construxit sumptuosa; vgl. dazu auch Fergusson (1988), S. 165, der erstmals Baube nd und Serlos Überlieferung in Zusammenhang setzt und so gegen die bis dahin u.a. von Coppack/Gilyard-Beer (I 986), S. 183, vertre tene späte Datierung gegen Ende des 12. Jhs. argumentiert; diese Auffassung wird inzwischen auch von Coppack {1993), S. 49, geteilt.
326 Coppack (1993), S. 45.
113
Klausur ügel überbaut wurden wie noch in den beiden Mutterklöste Rievaulx und Fountains, entwickelte sich die Architektur der Ost- und Süd ügel über diverse Brüche und Planungsänderungen, ehe sie gegen 1200 die Gestalt erhielt, in der sie heute noch inös erhalten ist.
Die Klausurarchitektur von Kirkstall, das 1 147 durch Fountains zu nächst in Ba oldswick in Cumbria gegründet worden war und 1 1 52 an seinen heutigen Ort verlegt wurde,328 mar ert den Ausgangspunkt r die weitere architektonische Entwicklung (Abb. 13). Es besitzt die früheste zisterziensische Klausur in Yorkshire, die später keine völlige Überbauung erfahren hat. Ihre Entstehung wird sowohl aufgrund der Erzählung der Fundacio de Abbathie K kesta (nachfolgend: Fundacio) als auch stilkritischer Merkmale auf die Zeit nach 1 1 52 und vor 1 1 82, dem Todes
jahr des Gründungsabtes Alexander, datiert. Die Bauzeit liegt chronolo gisch deutlich nach der Ein hrung der Usus als zweiter Gewohnheit. Während das Presbyterium der Kirche bereits während der 1 1 70er Jahre vollendet worden waren, zogen sich die Arbeiten am Langhaus und der Klausur noch länger hin.329 Sie begannen mit der Errichtung des West ügels, dessen Architektur auch stilistisch am hesten zu datieren ist, wurden dann zunächst an der Kirche und dem Ost ügel fo gesetzt und fanden ihren Abschluß mit dem Bau des Süd ügels.330
Ähnlich wie in den ersten Klausurbauten Rievaulxs und Fountains‘ fallt hier die Gleichförmigkeit der Flügelproportionen ins Auge. Doch anders als dort waren in Kirkstall die Flügel von Anfang an auf eine Breite von ungefähr zwölfMete ausgelegt, wie sie vielfach in zisterziensischen Klausuranlagen anzutreffen ist. Damit konnten die Erdgeschoßbereiche des West- und Ost ügels mit einem zweischi igen Gewölbesystem überfaßt werden. Auch der Süd ügel, der in seiner ursprünglichen Disposition noch parallel zur Kirche gelegen war und kein Gewölbe besessen hatte, gte sich mit seiner Breite von 1 2 Mete dem Proportionsschema der anderen unter.
Die Architektur des Kapitelsaals, besonders aber die des Refek toriums erö et erstmals für Yorkshire einen Einblick in den sich nach
328 Vgl. . 248.
329 Thurlby, Malcolm: Some Desi Aspects of Kirkstall; in: Hoey, Lawrence R. (Hg.): Yorkshire Monasticism. Archaeology, and Architecture om the 7th to 1 6th Century (Bri sch Archaeological Association Conference Transactions, 16), Leeds 1995, S. 62-67, hier S. 62, gibt den Tod Heinrich de Lacys 1 1 77 s terminus post quem r das Presbyterium, den Tod des Abtes Alexander 1182 als den ir die Klausur an; dagegen glaubt Halsey (1988), S. 84f., an eine Vollendung der Kirche bereits in den 1160erJ .
330 Bilson!Hope (1907), S. 4f.
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1 150 vollziehenden Prozeß architektonischer Differenzierung innerhalb der Mönchsklausur (Abb. 13 u. 33). Die heutige Erscheinung des Kapitel saals ist ein Konglomerat aus einem ursprungliehen Westteil im baulichen Zusammenhang der Flügelachse und einer Osterweiterung des 1 3 . Jahrhun derts.3 3 1
Abb. 33: Kirkstall, Ost ügel: Innenansicht des Kapitelsaals, Blick nach Osten
Der mit seinen Grundmaßen von jeweils fast neun Mete beinahe quadratische alte Teil des capitu/um verweist, einmalig im Kontext der Zisterzen Yorkshires, mit seinen beiden Bündelpfeile auf französische Vorbilder.332 Die Kielbogenschä e beider Pfeiler nehmen die Dienste der vier ursprungliehen Gewölbefelder auf. Wäre das Kapitelhaus in seinem ursprungliehen Zustand als Raum innerhalb der Flügelachse geplant gewe sen, hätte dem östlichen Pfeiler die Anhindung von Dienstschä en nach Westen genügt. Doch dieser Pfeiler ist mit zwölf Schä en nach allen Sei-
331 Bilson ope (1907), S. 5, verbinden den Neubau des östlichen Kapitelsaal bereichs mit dem ersten Steinbau der In rmerie und datieren beide auf ca. 1220, während ebd., S. 30, von einem Umbau des capitulum im späten 13. Jh. gespro-chen wird; die neueren Grabungsergebnisse, durch die Moorhouse, Stephen rathmell, Stuart: Kirkstall Abbey. The 1 950-64 excavations: a reassessment, Bd. I (Yorkshire Archaeology, 1), Leeds ake eld 1987, S. Slf., die In rmerie in das späte 13. . terminieren, machen eine späte Datierung der Kapitelsaalerweiterung notwendig.
332 Fergusson ( 1 984), S. 5 1 .
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ten voll ausgebildet, um die Dienste weiterer Joche Osten au uneh men. Da der Erweiterungsbau des 13. Jahrhunde s ein Stichkappenge wölbe erhielt, erscheinen seine östlichen Schä e nktionslos.333 Dies läßt erstmals in Yorkshire auf ein von Anfang an geplantes Austreten des Kapitelhauses aus der Flügelachse schließen.
In Kirkstall wurde wie in den älteren ndungen Rievaulx und Fountains zunächst ein Refektorium in der Achse des Süd ügels gebaut, doch scheint bereits während der E ichtung der Klausur in den 1160er Jahren ein Planungswechsel vollzogen worden zu sein.334 Wie in Fountains (Abb. 29) wurde auch in Kirkstall beim Neubau des Refektoriums die alte, gegen die Klausur gerichtete Nordmauer miteinbezogen.335 Der Wand aufriß dieses Baukörpers, der um nf Joche über die alte Südwand des Flügels hinausragt (Abb. 13), ist aufgrund seines schlechten Erhaltungs zustandes sowie der zahlreichen Umbauten nur noch schwer zu rekon struieren.336
Schließlich ist auch in Roche sowie in Jervaulx und Byland der Westflügel der älteste Bauteil der Klausur. Der Bau in Roche wird auf ca. 1170 datiert.337 In den beiden anderen Klöste , die ihre ursprünglichen Standorte wechselten, wird aufgrund der auffallend archaischen Architek turformen eine Vollendung der Westflügel noch vor dem Umzug der be treffenden Konvente vermutet: Für Jervaulx nehmen Brakspear und Hope das Datum des endgültigen Umzugs 1156 als terminus post quem an, und ir Byland rechnet Harrison mit einer Fertigstellung um 1165, Fergusson bereits um 1155, obgleich der Konvent erst 1177 dorthin umzog.338
333 Bilso Hope (1907), S. 29f.
334 Fergusson (1 988), S. 168, sieht für Kirkstall die früheste nachweisbare Drehung eines Refektoriums in England; dieser Auffassung folgt auch Coppack ( 1 993), S. 49, der im neuen Refektorium Kirkstalls das Vorbild r den Neubau in der Mutterabtei Foun tains sieht; Malone (1979), S. 353 ., datiert die Drehung auf 1182. Keine weitere Beachtung fand die Spätdatierung des neuen Refektoriums von Moorhouse/Wrathmell (1987), S. 20f., die auf und eines Münzfundes im Es ich des erweite en Bauteils, einen terminus ante quem von 1220 vorgibt; die Spätdatie ng berücksichtigt jedoch nicht, daß es sich hier nur um eine Umgestaltung des Bodens handeln körmte, die einem bereits errichteten Refektorium vorgenommen wurde.
335 Bilson ope ( 1 907), S. S l f., identi zieren sowohl in der heutigen Küche als auch Calefakto um aufgehendes Mauerwerk, das Teil des ersten, irmerhalb der Flü gelachse gelegenen Refektoriums gewesen sei; Fountains vgl. Coppack ( 1993), S. 5 1 .
336 Bilson!Hope ( 1 907), S . 46.
337 Fergusson (1999), S. 22.
338 Braks ope (191 1), S. 304, sowie Harrison (1995), S. 20 u. S. 27, interpre
tieren die frühe E ichtung der Westflügel als Indiz das vorherige Entsenden der 116
Auch hier ndet sich die bereits in Kir stall beobachtete Bau chronologie: Während die Westflügel als die am hesten errichteten Klausurteile unverändert blieben, wurden an den beiden anderen Flügeln besonders im Bereich der Kapitelräume sowie der Refektorien bis ins ühe
13. Jahrhundert Umbauten vorgenommen: In Jervaulx (Abb. 14) wie in Roche (Abb. 12) kommt es zur Erweiterung der zunächst vermutlich qua dratischen Räume um jeweils ein Joch nach Osten, die baugeschichtlich deutlich nach der Errichtung des Gesamtflügels liegen.339 Archäologisch gesichert tritt erstmals in Byland ein Kapitelraum bereits im Rahmen der Errichtung des Gesamt ügels während der 1 1 60er Jahre aus der Flügel achse heraus (Abb. 7):340 Obwohl die neun Felder des auf vier zentralen Rundpfeile ruhenden Kreuzrippengewölbes einen quadratischen Grund riß prädestinieren, sind die Joche dennoch leicht in west-östlicher Rich tung überstreckt, so daß sich der Raum mit nfMete merklich über den Flügelko us nach Osten vorschiebt.
Ob das doppelstöckige Refektorium in Byland, das mit nf Fenster jochen aus der südlichen Fluchtlinie des Flügels ragt, bereits von Anfang an aus der Achse genommen war oder nicht, wird noch immer diskutiert. Es herrscht lediglich Einigkeit darüber, daß der nach 1 1 65 entstandene Baukörper bis zum Einzug des Konvents 1 177 seine heutige Form erhalten hat.341 In Roche dagegen war das nach 1 1 70 begonnene Refektorium von Anfang an in einem Grundriß angelegt, der im Winkel von 90 Grad zur ost-westlichen Flügelachse steht (Abb. 12), auch wenn hier die beiden süd lichsten Joche erst gegen 1200 ergänzt wurden.342
Konversen als Bauleute; Fergusson (1984), S. 71, rechnet bereits ir die Zeit des Konflikts mit Fumess in den 1 1 50er Jahren t der Errichtung des West ügels.
339 BrakspearfHope (1911), S. 305 u. S. 317, betonen, daß in Jervaulx unmittelbar nach dem Bauabschluß des Ost ügels sowohl der Kapitelsaal als auch das benachbarte Parlatorium ohne ersichtlichen Grund euert wurden; Roche vermutet Fergusson (1999), S. 18, daß die dortige Erweiterung aufdas Anwachsen des Konvents zurückzu fUhren sei.
340 Harrison (1995), S. 13.
341 Fergusson (1988), S. 167f., glaubt, daß hier erstmals von Anfang an eine Der hung geplant und ausge worden war; Harrison (1995), S. 19, dagegen vermutet aufgrund der Baunähte, daß ein in der Flügelachse liegendes Refektorium errichtet wor den war, das aber bereits darauf durch heutige doppelgeschossige Gebäude ersetzt wurde.
342 Fergusson (1999), S. 19f.; im Gegensatz dazu behielten insbesondere die kleine ren Klöster des englischen Südens wie Boxley, Robe sbridge, Tilty oder Merevale ihre parallel zum südlichen Kreuzgangflügel gelegenen Speisesäle bei, vgl. ders. (1988), S.
168f.
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2. Entwicklung archite onischer Dualität zwischen den Klausur bereichen der Mönche und Konversen
Die Klausurbereiche, die sich im Verlaufder eben skizzierten Prozesse neu ausgeformt hatten, waren im monastischen Alltag ausschließlich den Mön chen vorbehalten. Die Vergrößerung von Ost- und Süd ügel war offen sichtlich nicht ausschließliches Ziel dieser Umgestaltungen. Vielmehr wur den ganz bestimmte Räume durch eine fein differenzierte Verwendung architektonischer Formensprache gegenüber den Westflügeln ausgezeich net. Besonders evident wird dies bei Kapitelhäuse und Refektorien, die bei den umfangreichen Neubauten nach 1 1 50 aus dem Kontext ihrer Klau sur ügel isoliert wurden.
Erstmals wurde bei der Neuerrichtung von Clairvaux nach 1 150 ein Refektorium aus der Achse des Südflügels herausgelöst (Abb. 3).343 Da dieser Flügel durch die weit nach Süden ausgreifenden Ost- und West ü gel sehr eingeengt war, wurde erst durch die Drehung des Refektoriums eine direkte Anhindung seiner Assistenzräume im Westen (Küche) und Osten (Calefaktorium) an den Kreuzgang möglich.344 Zunächst sehr zu rückhaltend wurde dieses Schema in England rezipiert, wo es sich erst nach 1 170 durchsetzte:345 In Rievaulx war das unter Aelred parallel zum südlichen Kreuzgang errichtete Refektorium bereits nach wenigen Jahr zehnten durch eine neues, aus seiner Achse gedrehtes ersetzt worden. Genauso wie in Fountains (Abb. 29) übe ahm man ir den weitgehend von aus dem Klausurzusammenhang gelösten Refektoriumsneubau erst mals konsequent frühgotisches Formenrepertoire.346
343 Fergusson ( 1 988), S. 1 7 1 ; dagegen F hdatie ng auf 1 1 45 bei Malone ( 1 979), s. 355.
Fergusson ( 1 988), S. 1 70f., sieht durch die Drehung des Refektoriums ers als die Möglichkeit zur Einbindung der Assistenzräume an das Kreuzgangsgeviert, die er als s enge Auslegung des Klausurgebots des interpretiert. Dagegen hält sich u. a. bei Malone (1979), S. 353 ., noch die Vorstellung der Kontinuität eines vermeintlich aus dem F hmittelalter stammenden Schemas: Die Schwäche von Malones Hauptargu ment, daß es durch die Vergrößerung des West ügels in listerzen zu einer Platznot ge kommen sei, zeigt sich bereits beim Blick auf die ndrißrekons on von Cluny li, die ebenfalls keine Erweiterung des Südflügels nach Westen zulassen würde (Abb. 6).
345 Fergusson(1988),S.168;dochauchinFran eichvollziehtsichdieserWandel sehr langsam: Fontenay, das e als Modell der vermeintlich raschen Rezeption (1139/47) des ,bemhardinischen Klausurplans‘ z.B. bei Braunfels (1985), S. 134, ge nannt wird, erfolgte die Drehung des Refektoriums erst im iihen 13. Jh.; vgl. dazu Fe son(l988),S. 171f.
346FürRievau1xsieheFergusson(1988),S. l63 ; FountainsCoppack(1993), S. 49u.S.52;Braunfels(1985),S. 128:“Die eieStellungdesRefektoriumsfordertejene
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In beiden Zisterzen erhielten die drei eistehenden Innenraumwände des Refektoriums ein vereinheitlichendes Au ißsystem. Unterhalb eines einfachen Fensterbankgesimses bleibt das Mauerwerk ungegliedert. Wäh rend in Fountains dieses Gesims den gesamten Raum rahmt (Abb. 29), umfaßt es in Rievaulx nur den durchfensterten Bereich. Oberhalb dieser Markierung schließen in Fountains hohe Lanzettfenster mit einfacher abge schrägter Laibung an. Sie werden jeweils durch schlanke, mittig von Rin gen geteilte Schä e gerahmt, auf deren Kapitellen mehrfach gekehlte Archivolten der Lanzettfenster ruhen. Jeweils auf Kämpferhöhe setzt auf den Wandflächen zwischen den Fenste ein zweites Gesimsband an. In Rievaulx ist das Gliederungssystem dagegen noch weiter verfeinert, da das pro lierte Fenstergewände durch ein zweites, durchgehendes Rahmungs system der Innenwand gefaßt wird. Durch diese Überlagerung formen sich an den Innenwänden zwischen den Fensterö ungen Blendarkaden aus. Den leicht überhöhten Bögen der Fenster antworten Lanzettbögen in den Blendarkaden.
Durch die Drehung der Refektorien war keine einheitliche Verda chung der Südflügel möglich. Auch wenn die drei hier angesiedelten Räu me, das Refektorium, die Küche sowie das Wärmehaus weiterhin einen festen f ktionalen Kanon ausbildeten,347 elen die beiden Assistenzbau ten sowohl in ihrer Größe als auch ihrer Gestaltung gegenüber dem domi nanten Baukörper des Refektoriums deutlich ab. Während in Fountains über der Küche ein weiteres Geschoß untergebracht war, und über dem Calefaktorium sogar zwei Geschosse lagen/48 nahm das nur eingeschos sige Refektorium genau die gleiche Höhe ein (Abb. 29 u. 34). Im monu mentalisierten Refektorium teilte eine zentrale Arkadenreihe den Raum in zwei Schiffe ein. Doch anders als beispielsweise in Maulbronn bereitete diese Pfeilerarkade kein Gewölbesystem vor, sonde diente lediglich als Mittelstütze ir ein zweigeteiltes Paralleldach, das sich in nord-südlicher Ausrichtung über den Gesamtraum legte.349 Für beide Assistenzbauten kann jeweils von einem dazu parallel verlaufenden Satteldach ausgegangen
monumentale Gestaltung heraus, die dann unter anderem im Maulbrenner Mönchsre fektorium verwirklicht worden ist. Der Saal wurde doppelgeschossig, erhielt nahezu Kirchenhöhe“.
347 Fergusson ( 1 988), S. 1 69f.
348 Coppack (1993), S. 50 u. S. 53.
349 Coppack (1993), S. 52; vom Niveau des Kreuzgangs bildeten auch die
Refektorien in Kirkstall, Rievaulx und Byland doppelgeschossige Räume, wobei die beiden letztgenannten auf und des nach Süden abfallenden Terrains einen überwölbten Kellerraum besaßen; vgl. dazu Fergusson (1988), S. 173 .
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werden, dessen Abdrucklinien noch heute am Scho stein des Calef toriums sehen sind.
Abb. 34: Fountains: Rekonstruktion der Klosteranlage 1 1 80
1 20
Besonders bei den neuen Kapitelsälen, die bei den au endigen Baukampagnen zwischen 1 1 60 und 1200 aus den Flügelachsen gelöst wur den, kann man an ihrer zunehmend elaborierten Architektur die vormalige Nutzung dieser Räume im monastischen Alltag ablesen: Ihnen kam durch die Funktion als Begräbnisstätte der Äbte, später auch der Sti er eine herausragende Bedeutung unter den Klausu äumen zu.350 Die in Yorkshire nachweisbaren Gräber in Kapitelsälen waren auf die sedes abbatis, den Abtstuhl, an der östlichen Sti seite des Raumes ausgerichtet. Je älter ein Grab war, desto näher lag es an diesem herausragenden Ort, während die späteren allmählich den Raum nach Westen zum Kreuzgang hin aus illten. 3 5 1 Der herausgehobene Abtstuhl deutet auf die Bedeutung der sermo abbatis als Abtpredigt für die zisterziensischen Reformbestrebun gen. Die Usus bestimmen ausdrücklich, daß sogar die conversi an Fest tagen zu dieser sermo generalis im capitulum monachorum zu erscheinen hatten.3 52
In Rievaulx ist die Umgestaltung des Kapitelsaals Ausgangspunkt ir eine Transformation der Klausur (Abb. 30 u. 31). Wie Peter Fergusson und Stuart Harrison nachweisen konnten, war der Bau zunächst als singu läre Raumeinheit ohne jegliche Anhindung an die Klausur gedacht.353 Der dreischif ge Raum, der sich über vier Joche zu einem apsidialen Abschluß hin öffnete, widersprach entschieden den noch kaum ausgebildeten zister ziensischen Klausurformen. Seine hierarchisch differenzierte Dreischif gkeit mit kreuzrippengewölbten Seitenschiffen, die sich in einem Ambu latorium um das erhöhte Mittelschiffmit Apsidialendung legten, wurde nur durch die gedrückte Höhe des Vestibüls unterbrochen. Diese radikale Raumlösung fand nicht einmal in den direkten Filiationen Rievaulxs Widerhall und ist wohl untrennbar mit ihrer Nutzung als Kultraum ir den kanonisierten Gründungsabt Wilhelm verbunden.354 Der zunächst im do-
350 Binding/Untermann (1993), S. 202, sowie Fergusson/Harrison (1994), S. 240f. Sti er wurden als Laien dabei zumeist Be äbnisplätze in peripheren Bereichen wie Vestibül oder im Eingangsbereich zum Kreuzgang zugewiesen.
351 Gilyard-Beer (1987), S. 46 ., kann eine Vielzahl der 19 erkennbaren Grabstellen einzelnen Äbten zuweisen, die dort zwischen 1 1 70 und 1346 beerdigt worden waren; auffallend ist dabei die Drängung üher Gräber um den Abtssitz und das Bestreben der späteren, diesem Ort so nahe wie möglich zu kommen. Für Rievaulx sind nach Coppack/Fergusson (1994), S. 19, sieben Gräber, Byland nach Harrison (1995), S.
1 3 , mindestens zwei und r Jervau1x, vgl. Brakspear!Hope ( 1 9 1 1 ), S. 3 1 8f., neun nachweisbar.
352 UC XI, S. 93; vgl. Fergusson!Harrison(1994), S. 239, sowieBinding/Untermann (1993), s. 181.
353 Fergusson/Harrison ( 1 994), S. 22 1 . 354 Fergusson/Harrison ( 1 994), S. 243f.
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mestizilen Bereich der Klausur gelegene Raum erhielt damit eine liturgische Au ertung, die ihn funktional in die unmittelbare Nähe eines Sakralraumes riickte.355 Dennoch dür e dieser Entwurf katalysierende Wirkung auf den wenig später einsetzenden Neubau des Ostflügels gehabt haben. Das Kapitelhaus ohne seine östliche Apside legte die neue maxi male Tiefe und Höhe des südlich anschließenden Flügels fest.
Abb. 35: Fountains, Osttlügel: Kapitelsaal, Nord- und Ostwand
In den übrigen Klöste Yorkshires setzten sich die dreischi gen Kapitelräume, die wie bereits dargelegt zumeist beim Neubau aus der Flü gelachse gedreht wurden, etwas weniger stark von den zweischiffigen Flü gelachsen ab. Anders als in Rievaulx, wo ein basilikaler Raum mit deutlich abgesenkten Seitenschi en die west-östliche Ausrichtung des Gesamtrau mes bestimmte, bildeten die gleich hohen Schiffe keinerlei Hierarchie aus. Dennoch orientierte sich der über sechs Joche erstreckende Raum in Foun
tains deutlich auf die sedes abbatis356 an der östlichen Sti seite (Abb. 35).
355 Fergusson!Harrison (1994), S. 238; bereits Sharpe (1876), S. 17f., verwies auf die parallele Aus chtung der nordenglischen Kapitelhäuser mit den Kirchen.
356 Gilyard-Beer ( 1 994), S. 47 , r Fountains sowie Brakspear!Hope ( 1 9 1 1 ), S. 318, r Jervaulx.
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Sie ist die einzige Wand, in der au endig gerahmte Rundbogenfenster in allen drei Jochen den Raum durchlichten. Entsprechende Fensterö ungen besitzen dagegen nur die beiden östlichen Joche der Nordwand und die drei östlichen der gegenüberliegenden Südwand. Entlang der vier östlichen Joche der zuletzt genannten Seitenwände sowie entlang der östlichen Sti wand ziehen sich noch immer drei Stufenreihen, die vormals die Sitzplätze des versammelten Konvents bildeten.
Dieser Raum wurde von einem einheitlichen Kreuzrippengewölbe überfangen, dessen elaborierte Rippen an den Wänden auf Knau onsolen trafen. In der Raummitte wurden die Gewölbe durch Pfeilerpaare aufge fangen, von denen die drei östlichen runde Schä e besaßen, während die beiden westlichen – vergleichbar der Einwölbung des Westflügels – zu Bündelpfeiler verschmolzen. Der Stützenwechsel koinzidiert mit einem Absenken des Gewölbes im Vestibülbereich der zwei westlichen Joche,357 das noch heute an den niedriger plazierten Konsolen sowie den Gewöl bestichkappen abgelesen werden kann. Auch in Kirkstall (Abb. 33), Jer vaulx und Byland waren im Vestibül, also dem in der Flügelachse gelegenen Bereich des Kapitelhauses, die Gewölbe abgesenkt. Damit konnte die einheitliche Struktur des darüberliegenden Mönchsdormi toriums358 bewahrt werden und zugleich eine kohärente Raumwirkung zwischen dem in der Flügelachse liegenden Teil und dem östlich davon freistehenden Bereich des Kapitelhauses erreicht werden. Der Kon ikt zwischen den zwei im rechten Winkel aufeinander treffenden Teilen zister ziensischer Klausurost ügel übertrug sich auch auf die Dachformen, die die im St. Galler Plan vorgezeichnete axiale Einheitlichkeit der Flügel bedachung359 aufsprengte. Auf die Satteldächer der Flügel, deren Ab drücke bis heute an den Außenfassaden der südlichen Kirchenquerhäuser erkennbar sind, stießen im rechten Winkel die Dächer der Kapitelhäuser (Abb. 34).360
In welch starkem Maß die einzelnen Räume der Ost ügel allmählich differenziert wurden, zeigt sich am Verhältnis von Kapitelsaal zum südlich benachbarten Parlatorium. Beide Räumlichkeiten stehen in Fountains,
357 Coppack ( 1 993), S. 45, Halsey ( 1 988), S. 84, A . 98.
358 Jansen ( 1 998), S. 70f. Binding ntermann ( 1 993), S. 206.
359 Hecht (1983), Abb. 33, sowieBo Ho (1979), Bd. 1, S. 24lf.
360 Coppack (1993), S. 45, Fountains; Bilson!Hope (1907), S. 41, Kirkstall.
Rievaulx te die isolie e Stellung des Kapitelhauses zum Durchbrechen der konti nuierlichen Dachform des Flügels: Das capitulum besaß ein eigenes, zur Traufe des Klausurflügels um 90 Grad gedrehtes Dach; die Reste eines abgesenkten Gewölbes im Vestibül verweisen auf einen darüberliegend Verbindungsgang zwischen Kirche und Dormitorium, vgl. d Fergusson!Harrison (1994), S. 227.
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Kirkstall und Jervaulx in einem engen baugeschichtlichen und formalen Zusammenhang. Sie wurden im Rahmen einer Baukampagne errichtet oder umgestaltet und jeweils durch ein gemeinsames, zum Kreuzgang ge richtetes Portalgewände optisch verbunden.361 Dennoch weisen die Par latonen jeweils eigene Gewölbe auf. Auch wenn das Parlatorium sich in Byland (Abb. 7) wie der Kapitelsaal über drei Joche erstreckte, unterschied es sich in der Stauchung seiner Gewölbefelder deutlich vom letztgenann ten; das Parlatorium ist also im Gegensatz zu seinem nördlichen Nachbar raum fest in die Achse des Flügels eingebunden.
Die übrigen Räume des Ostflügels, die fest in seine Achse eingebun den sind, besitzen sehr unterschiedlich gestaltete Gewölbe. In Fountains (Abb. 5) wird das direkt südlich des Querhauses gelegene Armarium durch eine Tonne überwölbt, das anschließende capitulum und das Parlatorium zeigen ein Kreuzrippengewölbe, während die südlichen Annexräume, der Durchgang zur Infirmerie und die ,Frateria‘, Kreuzgratgewölbe besitzen.362 In Rievaulx ist der Ost ügel in noch mehr Einzelräume unterteilt (Abb. 4): Hier ist der südlich an die Kirche grenzende Raum ebenfalls durch eine Tonne übe ölbt.363 Das Kapitelhaus besaß zumindest in seinen Seiten schiffen und im Vestibül wie das Parlatorium ein Kreuzrippengewölbe. Die unter dem Treppenlauf zum Dormitorium gelegene Kammer und der darauffolgende Durchgang zum lnfirmeriekloster hatten dagegen Tonnen wölbungen,364 und der abschließende sechsjochige Raum trug ein Kreuz gratgewölbe.365 Eine ähnliche Gewölbeabfolge findet sich noch heute in Kirkstall, wo sich jedoch südlich des kreuzgratgewölbten Raumes eine weitere tonnengewölbte Passage ö et (Abb. 13).366
Anders als für die übrigen Räume des Ost ügels kann r den letztgenannten Raum in der südlichen Peripherie keine direkte Verbindung zu einem in den späteren Versionen der Ecclesiastica O icia erwähnten o cinae hergestellt werden. So fällt der Forschung bisher eine direkte Funktionszuweisung schwer.367 Der Raum ist in diesem Klausurbereich durch seine Kreuzgratwölbung singulär. In Kirkstall konnte er nur über
361 Coppack/Gilyard-Beer (1995), S. 33, datieren beide in die Umbaukampa e während der 1 160er Jahre; r Kirkstall siehe Bilso ope (I907), S. 4, die die Portal gewände beider Räume als zeitgleiche Einsetzungen des ausgehenden 12. Jh. identi zieren; zu Jervaulx Brakspear ope ( 1 9 I I), S. 3 1 9.
362 Coppac Gilyard-Beer(1995), S. 33. 363 Coppac Fergusson (1994), S. 18. 3 Peers (1977), S. 13.
365 Thurlby(1995),S.68.
3 Bilson/Hope (1907), S. 32. 367 Untermann ( 1996), S. 253f.
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den südlichen Durchgang zur In rmerie, nicht aber direkt vom Kreuzgang aus betreten werden. Sowohl in Kirkstall als auch in Fountains waren diese mehrjochigen Räume erst eingewölbt worden, ehe das nördliche Joch durch eine Wand dauerha abgetrennt wurde; andere Joche wurden tempo rär durch weitere Trennmaue voneinander separiert.368 Dieser Raum zisterziensischer Klausuranlagen wurde oft als ‚Frateria‘, inte retiert, in dem Mönche praktische Arbeiten verrichtet haben sollen.369 In Klöste wie Byland und Jervaulx, die im Osten und Süden dieses Raumes große torartige Bogenöffnungen besaßen, verdichten sieb die Anzeichen einer wirtscha lichen Nutzung dieses Bereichs.370 Die mangelnde Funktionszu weisung, der nur indirekte Zugang vom Kreuzgang und die Variabilität seiner Form durch inte e Abtrennungen zeichnen diesen Bereich gegenüber dem übrigen Flügel aus. Alles dies könnte auf eine Pluralität dort ausgeübter Funktionen371 hindeuten. Die Form des Raumes konnte je nach Funktionsbedarf durch das Einziehen von Trennmauem verändert werden.
Ein sehr ähnliches architektonisches Raumkonzept konnte in den Erdgeschoßbereichen der West ügel beobachtet werden, die ebenfalls von raumübergreifenden Gewölben überspannt wurden. Auch dort war an der architektonischen Gestaltung nicht bereits eine mögliche Funktion abtes bar, wie dies in den nach 1150/60 erfolgten Um- und Neubauten der Refektorien und Kapitelhäuser immer stärker der Fall war. In der aus schließlieb für den mönchischen Alltag gescha enen Architektur war die Form mit der Funktion eines Raumes verkoppelt, wie z. B. in der Ausstattung der Kapitelsäle mit Bankreihen. Eine derartige Festlegung ist der Architektur der Westflügel als vermeintliche Aufenthaltsorte der Lai enbrüder fremd, auch wenn die Usus eindeutig ein eigenständiges capi tulum r die Konversen vorschreiben. Entsprechende Formelemente, die auf eine Existenz eines Kapitelraumes in Westflügeln hindeuten könnten,
368 Für Kirkstall siehe Bilso ope (1907), S. 33; ir Fountains Coppack (1993), S.
45f.
370 Mettier (1909), S. 29 ., bezeichnet diese Räume als „Klosterk er“; ausge hend von Maulbronn, das an dem von der Kirche abgewandten Ende seines Ost ügels zwei Räume besitzt, unterscheidet Mettier stets zwischen ‚Klosterk er‘ und ,Frau teria‘; allerdings besitzen die von ihm ange en englischen Beispiele nur einen ent sprechenden Raum am Südende des Flügels mit Torö tungen nach außen.
371 Mettier ( 1 909), S. 27, neuerlich Jansen ( 1 998), S. 66, mit Zweifeln an einer ge neralisierenden Funktionszuweisung ir diesen Bereich; Unte ann ( 1 996), S. 254, fordert eine je nach Baubefund in den verschi enen Klöste di erenzierte Interpre tation.
369 U.a. Binding/Untermann ( 1 993), S . 202 .
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fehlen in allen noch erhaltenen hochmittelalterlichen Bauzeugen York shires.
Lediglich Durchgänge und Durchreichen zwischen den Kloster küchen und den Klausurwest ügeln, wie sie in Fountains oder Jervaulx sichtbar sind, gelten der Forschung als eindeutiges Indiz r die Nutzung des südlichen Flügelteils als Refektorium.372 Marcel Aubert und Marie Anseime Dimier entwickelten die Idee eines Idealplanes zisterziensischer Klausuren, in der die Erdgeschoßbereiche der Westflügel einen festen Raumkanon ausbilden: Das im Süden gelegene Refektorium wurde um ein Cellarium im nördlichen Abschnitt sowie ein bzw. zwei Durchgangspas sagen ergänzt.373 Die von den Usus vorgeschriebene Räumlichkeit für die Kapitelversammlung der Konversen ndet in diesem Interpretationsmodell
jedoch keine Erwähnung. Sowohl in Fountains als auch Byland ist neben den beiden vermeintlich als Refektorium und Cellarium genutzten Berei chen jeweils noch ein dritter mehrjochiger Raum nachweisbar. Während in Fountains seine Funktion als zweiter Keller angenommen wird,374 sind in Byland r die zwei südlich des mittleren Durchgangs gelegenen Räume neben der Funktion eines Refektoriums auch die eines Tages- oder Krankenraums für die Konversen vorgeschlagen worden.375
Die im aufgehenden Mauerwerk weitgehend uniformen und ledig lich durch Trennmauem abgeteilten Kompartimente der Erdgeschoßberei che entziehen sich einer eindeutigen Funktionszuweisung. Daher liegt es – und dies gerade angesichts der jeweils unterschiedlichen Zahl abgeteilter Räume – nahe zu vermuten, daß sie verschiedene Funktionen er llen konnten. Die Variabilität des Einteilungssystems und die Uniformität der Gestaltung läßt die synchrone Nutzung einzelner Räume unterschied liche Anforderungen der Usus zu, so daß auch die Suche nach einem dezi diert als capitulum oder refectorium genutzten Raum überflüssig wird.
Diesen Erdgeschoßbereichen der West ügel sind jeweils Oberge schosse zugeordnet, die aufgrund der Zus e nfassung zu einem Raum und der direkten Verbindung mit Latrinen auffallende formale und nk tionale Parallelen zu den Mönchsdormitorien besaßen.376 Es ist daher von Schlafstätten einer großen Kommunität auszugehen. Es ist sehr wahr scheinlich, daß zisterziensische Konversen im Hochmittelalter hier ihren
312 Coppack/Gilyard-Beer ( 1 995), S. 53.
373 Aubert(1943),S. 121 u. S. 12S .;Dimier(1962),S.44f.
374 Coppack/Gilyard-Beer ( 1 995), S. 52.
375 Harrison (1995), S. 21, spricht vom „lay brothers‘ day room“, während Peers
(1979), S. 15, diesem Raum das Refektorium und im südlich anschließenden die In erie vermutet.
376 Aubert (1943), Bd. I, S. 1 12 .
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Aufenthaltsort ge nden hatten: Die augenscheinlich differenzierte Gestal tung des Westflügelerdgeschosses deutet auf eine Konzeption, die die Dualität der Konvente aus Mönchen und Konversen architektonisch zum Ausdruck gebracht hat. Während die Architektur der den Mönchen vorbe haltenen Räumlichkeiten in den fortschreitenden Umbauprozessen einer zunehmenden Distinktion unterlag, verharrten die den Konversen zu gebilligten Bereiche architektonisch in einem archaisierenden Zustand, wie er vielleicht ir die ühen ausuranlagen377 anzutreffen gewesen war.
377 Fergusson!Harrison ( 1 994), S. 234, vennuten iihe Bauten, vor hölz e Provisorien, eine multi tionale Nutzung der Räume.
127
X. DIE ANDINDUNG DES WESTFLÜGELS AN DIE KLAUSUR
Trotz der sich im Verlauf des 12. Jahrhunderts entwickelnden architek tonischen Dualität zwischen den Westflügeln einerseits und den Klausur bereichen der Mönche andererseits waren beide Glieder in der Form, die sie am Ende dieses Prozesses gegen 1200 angenommen hatten, nur bedingt voneinander isoliert, sonde aufvielfältige Weise miteinander verbunden. Der Vergleich mit Aelreds Metapher eines zisterziensischen Konvents als Körper, der aus unterschiedlichen Gliede geformt ist, drängt sich auch r die nun entstandene Architektur au Die Frage, wie sich der archi tektonisch zurliekgenommene West ügel in den Gesamtkörper einer zisterziensischen Klausuranlage einband, soll nun im Mittelpunkt stehen. Dabei gilt es die Anhindung des Westflügels an die Klosterkirche einer seits und an die übrige Klausur andererseits getrennt voneinander zu be trachten.
1. Die Verbindung zur osterkirche
Die Westflügel zisterziensischer Klausuranlagen Yorkshires lehnen sich mit Ausnahme Kirkstalls – wie die gegenüberliegenden Mönchshäuser direkt an die Kirche. In Kirkstall war dagegen der Baukörper des West ügels so weit nach Westen vorgeschoben, daß nur noch seine nord östliche Ecke in Berührung zur Kirche stand (Abb. 36c). Ähnlich wie die Mönchsdormitorien benötigten die gegenüberliegenden Obergeschoß hereiche der Westflügel Treppenverbindungen zur Klosterkirche. Synchron zum Treppenlauf, der vom Mönchsdormitorium direkt in das klausurseitige Querhaus der Kirche ,378 der sogenannten ‚Nachttreppe‘, nden sich in Fountains (Abb. 5 u. 36b), Byland (Abb. 7 u. 36a) und Roche (Abb. 1 1
378 Untennann (1996), S. 247, weist darauf hin, daß dieses Schema ers als in zisterziensischen Klausuranlagen nachweisbar ist. Bo o (1979), Bd. I, S. 253, ver muten den St. Galler Klosterplan die selbe Disposition; doch der Plan verzeichnet nur eine T , nicht j och eine Treppe, zwischen Dormitorium und Chor.
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u. 24) Reste entsprechender Abgänge von den Obergeschossen der West flügel in die klausurseitigen Seitenschiffe ihrer Kirchen.379 Zumindest in Fountains und Byland, vielleicht auch i n Roche findet sich ein zweiter Ab gang vom Obergeschoß des Westflügels: Er entspricht einem zweiten Treppenlauf vom Mönchsdormitorium in den Kreuzgang hochmittel alterlicher Klausuranlagen.380 Während in Fountains (Abb. 15) – wie viel leicht vormals auch in Roche (Abb. 24) – der zweite Treppenlauf über einen an die Westfassade gelehnten Treppenanbau in der Flügelmitte hrt,381 liegt in Byland derselbe Abgang auf der zur Klausur gewandten Seite in der Südwestecke des Kreuzgangs (Abb. 7 u. 36a).
In Kirkstall und Jervaulx erschloß jeweils nur eine Treppe das Obergeschoß des West ügels. In Jervaulx klafft zwischen dem Westflügel und dem südlichen Seitenschiff eine Lücke von beinahe einem Meter (Abb. 36d u. 37), in die sich die Fragmente eines Treppenlaufes schieben. Er ermöglichte den Zugang zum Obergeschoß: Seine Stufen hrten von einem Portal in der Mitte der nördlichen Flügelmauer nach Westen hin ab.382 Wandte man sich am Fuß der Treppe um 90 Grad nach rechts, erreichte man ein reich profiliertes Rundbogenportal, das in das westliche Joch der Kirche führte. Auch in Kirkstall orientierte sich der einzige Treppenlauf – der hier jedoch klausurseitig lag – direkt auf ein Portal zur Kirche (Abb. 1 3 u. 36c). Die Treppe ihrte von einer Tür im vierten Joch
379 Sharpe ( 1 876), S. 14f., veJWeist als erster explizit auf die Parallelität der Trep penläufe; Untermann (1997), S. 207, betont dagegen, daß auf und der allgemein iso liert von der Kirche errichteten West ügel vielfach keine direkte Treppe bestand.
380 Untermann ( 1 996), S . 248, zur Verdoppelung der Treppen; zu einer nach Tageszeiten abgestimmten Differenzierung der beiden Treppenläufe vgl. z.B. Aubert ( 1 943), Bd. I , S . 304f., der die direkte Verbindung in die Kirche als Nacht eppe interpretiert, die für die Gebetszeiten in unmittelbarem Zusammenhang mit den Schlaf zeiten benutzt worden sei, und, Bd. 2, S. 72f., der davon unterscheideneo Tagtreppe in den Kreuzgang.
381 Aubert (1943), Bd. 2, S. 136f., ve eist auf eine entsprechende Anordnung in Bonport; Fergusson ( 1 999), S. 22, interpretiert die Reste eines gegen Westen gerichteten Anbaus in Roche, der wie in Fountains direkt südlich des Klausurdurchgangs in der Klausurmitte liegt, ebenfalls als Fundamente eines Treppenlaufs. Rievaulx zeigen sich an gleicher Stelle der Flügelfassade Spuren eines ehemaligen Anbaus; dort ist dagegen keine direkte Treppe in die Kirche nachweisbar; r diese Hinweise danke ich Peter Fergusson ganz herzlich.
382 Brakspear/Hope ( 1 9 1 1 ), S. 34 1 , betonen, daß der Mauereinbruch in der Kir chensüdwand, der genau in der Achse des vormaligen Zugangs zum Obergeschoß lag, eine direkte Verbindung zum Obergeschoß des Flügels bilden sollte, jedoch nie aus ge hrt wurde.
129
der West ügelfassade hinab in einen Bereich,383 in dem eigentlich der Kreuzgang lokalisieren sein müßte.
b) S
VA
““
Abb. 36: Anhindung des Westflügels an die Klausur, Rekons on des Zustandes um 1200:
a. Byland, b. Fountains, c. Kirkstall, d. Jervaulx
383 Bilso ope (1907), S. 57; der Treppenlauf führte Klausurzugang im nördlichsten Joch des West ügels.
a) B
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c) L
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130
Abb. 37: Jervaulx, Wcstflügel: Treppenlaufund Po al ins südliche Langhaus
In Kirkstall mündete sie jedoch in einen hofartigen Bereich von ungefähr acht Mete Breite, der sich zwischen Westflügel und euzgang schob. Dies erklärt den weit nach Westen vorgeschobenen Flügel und damit die übermäßige West-Osterstreckung des Gevierts innerhalb der Klausur ügel (Abb. 1 3).384 Beide Bereiche wurden durch eine Mauer von einander getrennt, die bereits im Spätmittelalter abgebrochen wurde, um
384 Aubert ( 1 943), Bd. 2, S. 1 22f., verweist auf vergleichbare Höfe und die daher von der Kirche isolierten West ügel in zahlreichen anzösischen Klöste wie Citeaux, Clairvaux, Longpont, Ours p, Aulnay, Barbeau, Yalasse, Fontenay oder Clermont. Mettier ( 1 909), S. 95f., spricht sogar von einem selbständigen Bautypus des “ eistehen den Konversenbaus“, der besonders in den ,.französischen Stammabteien“ anzutre en sei.
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den Kreuzgang nach Westen zu erweite . Die Naht, an der diese Trennmauer auf die Außenwand des südlichen Seitenschiff af, ist heute noch bis zur Höhe des Seitenschi ensters erkennbar.385 Der Hof bildete damit einen breiten Korridor, über den die Kirche vom Klausurwestflügel aus erreicht werden konnte. Die Forschung bezeichnet diese Gänge als „Konversengassen“ („laybrothers‘ lanes“ bzw. ,,ruelles des convers“), de nen die Funktion eines zwischen die Lebensbereiche der Mönche und Kon versen geschobenen Trennelements zugewiesen wird.386
Der transitorische Charakter dieses Korridors war in Kirkstall während des Hochmittelalters dadurch verstärkt, daß er nach Süden zum inneren Klosterhof hin offenstand: Der Bereich zwischen dem Westflügel und der Klosterküche war zunächst völlig unverbaut und wurde erst durch verschiedene Umgestaltungen seit dem 13. Jahrhundert abgeschlossen.387 Im westlichen Joch des nördlichen, also klausurfe en Seitenschi s ant wortete ein Portal auf den Zugang, der im südlichen Seitenschiff zur vormaligen Konversengasse hrt. Dieser klausurfe en nördlichen Pforte war eine kleinere Vorhalle angelehnt, die den r Laien zugänglichen Vor bauten an den Westfassaden zisterziensischer Kirchen388 ähnelt. Damit war ein Korridor geschaffen, der von dieser klausurfe en Vorhalle durch das westliche Langhausjoch, die Konversengasse bis in den südlich der Klau sur gelegenen inneren Klosterhof führte.
In Byland legt sich ebenfal l s ein allerdings nur drei Meter breiter Korridor zwischen den West ügel und den Kreuzgang (Abb. 7, 8 u. 36a). Diese Gasse beginnt in der südwestlichen Ecke des Kreuzgangs, wo der Westflügel und der Küchentrakt des Süd ügels aufeinandertreffen. Hier mündet auch die ursprünglich vom Obergeschoß des Westflügels abstei gende Treppe in die Gasse. Dieser Korridor setzt sich parallel zum west lichen Kreuzgang nach Norden bis zu einem Portal an der Fassade des südlichen Seitenschiffes fort. An seinem südlichen Ende wurde die Gasse auf einer Länge von ungefähr nf Mete durch eine Tonne überwölbt,
385 Moorhouse rathmell ( 1 987), S. 7, bestätigen die früheren Beobachtungen von Bilson ope (1907), S. 58f.
386 Braunfels (1985), S. 124 u. S. 128, Malone (1979), S. 351, Aubert (1943), Bd. 2, S. 123,sowieMettier(1909),S.96.
7 Bilson ope(1907),S. 53,betonen,daßdiebeidenRundbögen,dieinderAchse der nördlichen und südlichen Küchenwand liegen, zusammen mit dem aus der Flügel achse gedrehten Refektorium entstanden seien. Der nördliche Bogen sei im 1 3 . Jb., der südliche im 14. . abgemauert worden sein; zu den späteren Umbauten vgl. auch Moor house rathmell ( 1987), S. 47 .
388 Untermann(1997),S.206.
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doch ob sie auch in ihrem weiteren Verlauf nach Norden wie beispiels weise in Fontfroide389 überwölbt war, ist nicht mehr rekonstruierbar.
Den vier übrigen Zisterzen Yorkshires fehlte dagegen dieser ver meintlich trennende Korridor zwischen den beiden Klausursphären. Außer den direkt ins südliche Seitenschiff hrenden Treppen in Fountains (Abb. 5 u. 36b) und Roche (Abb. 12) konnte die Kirche vom Obergeschoß der West ügel nur von der klausurfe en Seite erreicht werden. In Fountains war ein weiterer Treppenabgang in der Mitte der Westfassade des Flügels angelehnt (Abb. 1 5). Von diesem hrte ein offener Arkadengang entlang der klausurfe en Außenwand bis zu einem Rundbogenportal im westli chen Joch des südlichen Seitenschiffes (Abb. 36b u. 38). Spuren dieses Arkadengangs, der vermutlich aus der Zeit des West ügelneubaus nach 1 160 stammen könnte,390 sind in den Balkenlöche und Kragsteinen der Westfassade erhalten geblieben.
Abb. 38: Fountains, West ügel : nördliche Joche der Westfassade und Portal in das südliche Langhaus
389 Dimier ( 1 962), S. 220.
390 Coppac Gilyard-Beer (1995), S. 54.
133
In Jervaulx befand sich an der gleichen Stelle ein Portal, das vom Obergeschoß aus über die zwischen Kirche und Klausurflügel eingescho bene Treppe erreicht werden konnte. Dennoch fand sich hier, ähnlich wie in Fountains, ein offener Arkadenkorridor entlang der Westfassade, der vom Latrinenblock in der Mitte des Flügels bis eben jener Pforte ins südliche Seitenschiff reichte (Abb. 36d u. 39). In beiden Fällen war der Zugang zur Kirche nur von der klausurfe en Seite möglich. In Fountains entsprach die dabei eingeschlagene Bewegungsrichtung der der Mönche, wenn diese die Kirche von der kirchenfe en Dormitoriumstreppe aus erreichen wollten: Über die Treppe an der Südostecke des Kreuzgangs konnten die Mönche durch den östlichen Kreuzgangsarm bis zu einem Portal in das östliche Joch des südlichen Seitenschiffs gelangen (Abb. 5).
Abb. 39: Byland, ,Konversengasse‘: nördliche Sitzkonchen entlang der Trennwand m Kreuzgang
134
In Roche gab es dagegen keine Tür in der südlichen Seiten schi and, durch die das Langhaus betreten werden konnte (Abb. 1 1 u. 24). Der nächst mögliche Zugang vom West ügel aus war über das südliche Seitenportal der Westfassade möglich. Um dieses zu erreichen, ihrte ein schmaler Gang vom mittleren Klausurzugang des West ügels, an dem vermutlich auch ein Treppenlauf vom Obergeschoß mündete/91 entlang der klausurfe en Fassade bis vor die Westfront der Kirche. An dieser Stelle stand in Rievaulx eine fragmentarisch erhaltene Vorhalle (Abb. 4). Sie besitzt an der Stelle ihrer Südseite einen Zugang, an der in Roche der Verbindungsgang vor die Kirchenfassade mündete. Aufgrund des FehJens einer klausurzugewandten Konversengasse ist ir beide Klöster daher von einer ursprünglich ähnlichen Zugangssituation auszu gehen. Da der Weg vom West ügel lediglich in die Vorhalle, nicht aber direkt in die Kirche hrte, mußte sich die eintretende Person erst um 90 Grad wenden, ehe sie in die Kirche eintreten konnte. Dies ist mit der Anordnung vergleichbar, die noch in zahlreichen Zisterzienserklöste , so auch in Maulbronn, erhalten ist. In dieser Position sieht Matthias Unter mann einen architektonischen Ausdruck der institutionellen Herabmin derung der Konversen, die hier die Kirche lediglich von der den Laien zugänglichen Seite betreten konnten.392
Die Beispiele in Fountains, Jervaulx, Roche und Rievaulx belegen, daß diese klausurfe en Korridore dieselbe Funktion zur Verbindung des West ügels mit der Kirche wah ahmen, die in Byland und Kirkstall die klausurseitigen Konversengassen zu übe ehmen hatten. Vor allem sicher ten beide Gangtypen die Verbindung von der Kirche zur kirchenfe en Treppe eines West ügels. Vielmehr beein ußte die Existenz bzw. das Fehlen dieser klausurseitigen Gasse die Zugangssituation vom Flügel zur Kirche:393 In Byland und Kirkstall, wo die vermeintlich trennende Zone zwischen Flügel und Klausur geschoben ist, konnte die Kirche klausurseitig betreten werden.394 In Fountains und Jervaulx, wo der West ügel direkt an den Kreuzgang herangerückt ist, war der Zugang zur Kirche nur von der klausurfe en Seite aus möglich. In Roche und Rievaulx führten die von der Klausur abgelegenen Verbindungskorridore sogar nur in die Vorhallen der Kirchen. Primäre Aufgabe der Konversen gassen war offensichtlich nicht die hermetische Absonderung des West ügels zur übrigen Klausur, sondern seine Anhindung an die Kirche. Daß
391 Vgl. A . 381.
392 Unte ann(1997),S.207f. 393 Unte ann (1997), S. 208. 394 Unte ann ( 1 997), S. 205.
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die Konversengassen einen den Mönchen näheren Zugang zur Kirche er möglichen konnten als klausurfe e Korridore an den Westfassaden der Flügel, relativiert die räumlichen Trennungsmechanismen, die den Konver sengassen als Bauform allgemein zugesprochen wird.
Beide Formen dieser Verbindungsgänge besitzen nicht nur funktionale sonde auch ästhetische Parallelen zu Kreuzgängen. In Byland besitzt die Konversengasse mit einer Breite von ungefähr drei Mete ähnliche Proportionen wie der parallel dazu verlaufende westliche Arm des Kreuzgangs. Der Konversengasse fehlte jedoch eine offene Arkade, die sich zu ihrer östlichen Seite geöffnet hätte. Vom dort liegen den Kreuzgang war sie von einer massiven Bruchsteinmauer abgetrennt, die wohl zeitgleich mit dem West ügel errichtet worden war. Ihre erhaltenen Bereiche weisen auf der zur Konversengasse gewandten Seite 35 aneinandergereihte Konchen auf, die heute ein einmaliges Bau-element darstellen (Abb. 39).395 Aufgrund ihrer Größe könnten sie als Sitzgelegen heiten genutzt worden sein, doch ob dort der Versammlungsplatz der Konversen ir ihren gemeinsamen Einzug in die Kirche lag, wie Stuart Harrison vermutet,396 bleibt ungewiß. Auffällige Parallelen besitzen diese Sitze mit der Bankreihe, die im St. Galler Klosterplan entlang der Kirchen wand des nördlichen Kreuzgang ügels verzeichnet sind (Abb. 1),397 an denen das mönchische capitu/um stattfinden sollte. Doch ob diese Sitzreihe den im Raumkanon der Erdgeschosse zahlreicher Westflügel vermißten Kapitelraum der Konversen substituie e, bleibt aufgrund der Einmaligkeit dieses Elements sehr unwahrscheinlich. Da die Sitze genau zwischen den beiden Durchgängen zum Kreuzgang liegen, könnte ihre Disposition vielmehr auf einen Empfangsraum hindeuten.398
Den von der Klausur abgewandten Korridoren war die Möglichkeit gegeben, sich mit einer Arkade nach Westen zu öffnen. In Jervaulx sind ir den Ko idor entlang der klausurfe en Fassade des West ügels Reste einer Rundbogenarkade archäologisch nachgewiesen worden, die auf oktogonalen Pfeile ruhte (Abb. 40).399 Ob der entsprechende Arkaden gang in Fountains nicht nur entlang der westlichen Flügelfassade lag, sonde in drei weiteren Armen ein Geviert umrahmte, wie dies von Coppack aufgrund geophysikalischer Indizien vermutet worden ist, 400
395 Aubert ( 1 943), Bd, 2, S. 124, Arun. 7.
396 Hanison ( 1995), S. 2 1 .
397 Bom om ( 1 979), Bd. 1 , S . 307ff.
398 Fergusson(1998),S.51 ,ve eistaufdieAnbringungvonBänkeninD ch
gängen als Indiz eine Kontroll- und Empfangs nktion dieser Räume. 3 Hope/Brakspear(1911),S.343.
4 Coppack/Gilyard-Beer(1995), S. 54.
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verbleibt ungeklärt: Das Pultdach, das den Gang entlang der Flügelfassade über ng, besitzt einen deutlichen Abdruck oberhalb des Portals in der Wand des südlichen Seitenschi s. Dies deutet nur auf einen an die Fassade gelehnten Korridor.
Abb. 40: Jervaulx, West ügel: Rekonstruktion des Arkadengangs entlang der Westfassade
Auch die Kirchenvorhalle, die an einen solchen ,Konversenkreuz gang‘ gegrenzt hätte, würde keinen Durchgang diesem besessen haben. Lediglich die Südwand der Vorhalle, die sich in ihrem aufgehenden Mauerwerk ungefähr einen Meter über die West ont hinaus fortsetzt, läßt auf einen ummauerten Hof vor dem West ügel, nicht aber einen archi tektonisch ausgeprägten Kreuzgang schließen.401
1 Ein Grundriß, mit dem Coppack ( 1 993), S. 30, Abb. 14B, den Baubestand Foun tains‘ Ende des 12. . dokumentieren möchte, belegt, daß hier vor dem West ügel
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2. Die Verbindung zu den übrigen Klausur ügeln
Die Verbindung zwischen dem West ügel und den beiden übrigen Klausurflügeln ist dagegen architektonisch wesentlich restriktiver: Anders als die zu beiden Längsseiten durchfensterten Obergeschosse waren die Erdgeschosse zumeist nur auf der von der Klausur abgewandten Seite komplett belichtet. Gerade in Fountains ist dieser Gegensatz äußerst o ensichtlich: Während die zwölf nördlichen Joche der klausurseitigen Wand nicht durchfenstert sind und nur zwei Portalö ungen besitzen (Abb. 5), von denen heute die nördliche vermauert ist, hat die gegenüber liegende Wand in sieben Jochen Fenster und in den nf verbliebenen Jochen monumentale Rundbogenportale (Abb. 1 5 ) . Die Architektur des Flügels ist deutlich auf die klausurfe e Fassade ausgerichtet, der tionale ‚Welto enheit‘, beispielsweise durch landwirtscha liche Nutzung zugebilligt wurde.402 Wie die großen Portale einfahrenden Fuhrwerke offengestanden haben sollen, während ihnen zugleich ein Arkadengang, vielleicht sogar ein vier ügeliger Konversenkreuzgang vorgeblendet ge wesen sein soll, ist von der Forschung bisher noch nicht geklärt worden.403 Dagegen erö et sich eine ästhetische Parallele zur Gestaltung der zum Kreuzgang ge chteten Fassaden der Ost- und Süd ügel: Sie besaßen jeweils Portale oder Türen zu den einzelnen o cinae der Mönche. Diese Zugänge wurden durch die Arme des Kreuzgangs miteinander verbunden.
Die Orientierung des West ügels nach Westen ist nicht nur in Fountains, sonde auch in Jervaulx und besonders in Byland – das eine separierende klausurseilige Konversengasse besaß – evident. Auch hier sind die Erdgeschoßräume entlang des Kreuzgangs nicht durchfenstert, sonde nur die jeweils gegenüberliegenden Joche der klausurfe en West wand. Nur in Kirkstall scheint die – allerdings außerordentlich breite – Konversengasse die Gestaltung der zur Klausur gewandten Flügelfassade beein ußt zu haben. Hier nden sich die heute vermauerten Fensterö nun gen im Joch südlich des nördlichen Klausurzugangs sowie zu beiden Sei ten des südlichen Klausurzugangs (Abb. 26).
das gesamte Maue erk nicht er aben, sond lediglich zeichnerisch ergänzt ist; zudem verrät dieser Grundriß diesem Bereich eine völlig andere Bausituation als vom ß des im gleichen Jahr erschienen und in der zweiten Au age, Coppack ( 1 995), S. 10f., wiederverwendeten Kloster undrisses vorgegeben wird.
403 Coppack/Gilyard-Beer (1995), S. 52, billigen besonders dem oßen Zugang im sechsten Joch eine entsprechende Funktion zu. Diese Funktionsbestimmung wider spricht aber der von ihnen, vgl. S. 54, formulierten Kreuzgangsthese.
402 Magirius (1958), S. 156, sowie Sharpe (1876), S. 18.
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Ein bzw. iwei Portale bilden die wichtigsten Verknüp ngspunkte zwi schen den beiden Klausurbereichen. Diese Pforten sind jeweils Teil der Klausurdurchgänge, die ursprünglich durch die Westflügel hindurch zu den Kreuzgängen hrten (Abb. 36a-d). Der bereits im St. Galler Kloster plan vermerkte Zugang an der Nahtstelle zwischen Kirche und Westflügel wurde später in vielen Zisterzen um einen zweiten Zugang in der Flügelmitte ergänzt.4 Für alle sechs Beispiele in Yorkshire können in der überkommenen Architektur die Spuren von zwei Zugängen nachgewiesen werden. In Fountains und Roche wurde jeweils der nördliche Zugang bei der Neuerrichtung bzw. Umgestaltung des Flügels vermauert.405
Auch bei den Klausurzugängen reagiert die Westflügelarchitektur weder auf die Präsenz noch das Fehlen der ‚Konversengassen‘: Während in Kirkstall nichts über die Fortsetzung der beiden Klausurdurchgänge in der abgerissenen Trennmauer zwischen Konversengasse und Klausur bekannt ist, antworten in Byland (Abb. 7 u. 36a) den beiden Durchgängen im nörd lichsten sowie achten Joch jeweils ein Durchbruch in der Trennmauer; d. h. die Existenz einer zusätzlichen trennenden Mauer hatte keinen beschrän kenden Ein uß auf den Zugang vom inneren Klosterbezirk zur Klausur. Die Westflügel waren also über Bereiche mit dem Kreuzgang verbunden, die ansonsten exte en Besuche als Durchgang dienten. Dagegen besaßen die mehljochigen Räume der Westflügelerdgeschosse keine di rekten Anhindungen Kreuzgang sonde nur zur klausurfe en Seite.
Malone (1979), S. 351, Aubert (1943), Bd. 2, S. 125, oder Mettier (1909), S. 103 .
405 Hope (1900), S. 374, datiert die Vermauerung bereits nach dem Feuer von 1 146/47; Roche vgl. Fergusson ( 1 999), S. 22.
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. ZUS NFASSUNG
,,Injenen Tagen sind in Kirkstall die Gebäude aus herangebrachten Steinen und Holz enichtet worden, eine Kirche, je ein Dormitorium und Refektorium die Mönche und die Konversen, ein Kreuzgang, ein Kapitelsaal und die übrigen notwendigen Räumlichkeiten Kloster, und alle wurden mit Dachziegeln vollständig b eckt.“
Die im ühen 13. Jahrhundert entstandene Gründungschronik Kirkstalls,407 die sich stärker als die ungefähr zeitgleiche Na atio von Fountains der architektonischen Konstituierung des neuen Klosters widmet, berichtet, daß noch vor dem Tod des Gründungsabtes Alexander im Jahre 1 1 8 1 die Klausuranlage vollendet gewesen sei. Für diesen Bau nennt sie separate Refektorien und Dormitorien r beide Gruppen des Konvents, die o ensichtlich Glieder der gemeinsamen Anlage gewesen waren.
Auch in den übrigen Zisterzen Yorkshires entstanden zu Beginn des 13. Jahrhunderts, also unmittelbar nach Ende der architektonischen Ent wicklungsprozesse in den einzelnen Klöste , Iegendarische Gründungs überlieferungen.408 Dies dür e kein Zufall sein. Gerade den ndation wird ein stark identitätssti ender Charakter zugeschrieben,4 der beson ders in Klöste virulent wurde, die sich an der Schwelle einer neuen
Fundacio, S. 1 8 1 : In diebus illis erecta sunt ed icia de Kirkestal /apide et lignis delatis, ecclesia vide/icet et ul mque dormitorium monacho m sc icet et converso m u mque et refectorium c/aus m et capitulum et alie o c ine infra abbaciamnecessarieethecomniategulsi optimecooperta.
7 Baker, Derek L.G.: The genesis of English Cistercian chronic1es. The foundation history ofFountains I; in: AC 25 (1969), S. 14-41, hier S. 32f., datiert die Niederschri
auf 1204-06, d.h. die Zeit unmittelbar vor der Kompilierung der Narratio. 2 408 Gransden, Antonia: Historical Writing in England, 2 Bde., ndon
1996, Bd. 2,
s. 287 .
Remensnyder, Amy G.: Reme hering Kings Past. Monastic Foundation Legends
in M ieval Southem France, Ithaca ndon 1995, S. 1 u. S. 84, sowie Goetz, Hans Wemer: Zum Geschichtsbewußtsein in der alamannisch-schweizerischen Klosterchro nistik des hohen Mittelalters ( l l .-13. .); in: Deutsches Archiv ( 1988), S. 455-488, s. 485.
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Etappe ihrer eigenen institutionellen Geschichte sahen.410 Die Vorstellung, daß einefundatio die eben vollendete institutionelle und architektonische Konstituierung dokumentiert, lenkt den Blick zurück nach Kirkstall: Hier wurde die Differenzierung zwischen Räumlichkeiten ir Mönche und Konversen vom Verfasser der Fundacio kurz nach 1200 als überlieferungs würdig erachtet.
Dabei zeigte sowohl die Architektur der nordenglischen Klöster als auch die Handschri entradition der Usus Conversorum, daß die Verortung zisterziensischer Konversen keinesfalls von Anfang, d. h. vom heren 12. Jahrhundert an in einer festgelegten Form vorgegeben, sonde Resultat eines langwierigen Prozesses war. Die ,Prozeßha igkeit‘ war sowohl in den Normtexten als auch in der Architektur zu beobachten, obgleich beide Quellengruppen in ihrer Struktur sehr unterschiedlich sind. So erhielten die Klausuren der betrachteten Klöster erst nach vielfältigen Umbauten gegen
1200 das architektonische Erscheinungsbild, auf das sich die Analyse stüt zen konnte. Dieser evolutionäre Charakter war von der bisherigen For schung nie thematisiert worden, die glaubte, die Frage nach der Verortung der Konversen mit holzschnittartigen Schlagworten beschreiben zu kön nen: So wurde von der ,Duplizierung‘ mönchischer Strukturen ausgegan gen, die den Konversen einen Alltag im Kloster in völliger ,Separierung‘ von dem der Mönche ermöglichen konnte.
Da weder die Usus noch die Architektur der West ügel Duplikate mönchischer Strukturen sind, charakterisiert der Begriff der ,Differenzie rung‘ die institutionelle und architektonische Dualität zisterziensischer Klöster wesentlich treffender als jener der ,Duplizierung‘. Die Usus regeln keineswegs allumfassend den monastischen Alltag der Konversen. Sie interessieren sich vielmehr r das Verhalten der Laienbrüder in Relation zu dem der Mönche, während die Ecclesiastica O cia lediglich auf die Mönche fixiert sind. Die Konversengewohnheiten legen je nach Aufent haltsbereich der Laienbrüder unterschiedliche Normen fest, die um so strenger werden, je näher die Konversen den Aufenthaltsbereichen der Mönche sind.
Auch in der prozeßha entstandenen Architektur der Zisterzen Yorkshires wurden nicht einfach Räumlichkeiten der Mönche kopiert. Die Klausuranlagen besitzen jeweils auffällige gestalterische Unterschiede zwischen den Ost- und Süd ügeln sowie den West ügeln. Abgesehen von den Obergeschossen, die mit den angeschlossenen Latrinentrakten deut-
4 1 0 Goetz ( 1 988), S. 466f. : „Das Geschichtsbewußtsein, der Wunsch, die eigenen Anfilnge alle Zeit schri lich festzuhalten, erwachte offenbar erst bei den daran nicht mehr beteiligten Mönchen“, u. S. 486.
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liehe Parallelen zu Mönchsdormitorien besitzen, geben die Erdgeschosse der Westflügel eine völlig andere architektonische Auffassung von Raum nutzung wieder als die den Mönchen vorbehaltenen Bereiche. Auch wenn die Usus explizit ein capitulum e ähnen, ndet sich in den West ügeln nirgends ein Raum, der dem Kapitelsaal der Ost ügel entspricht. Und dennoch macht gerade die differenzierende Gestaltung von West ügeln zisterziensischer Klöster in Yorkshire, sei es durch ihre stets gleichformige Fassadengestaltung, die das gesamte Erdgeschoß umfassende Einwölbung oder die variable Möglichkeit zur Unterteilung der Räume, eine Unterbrin gung von Konversen in diesem Bereich sehr wahrscheinlich. Hier war ein Bereich geschaffen worden, der einerseits Teil der Klausur war, sich aber andererseits von dem der Mönche unterschied.
Die Dualität beider Gruppen innerhalb zisterziensischer Konvente hatte sowohl in den Normtexten als auch in der Ordensarchitektur des Hochmittelalters ihre Entsprechung gefunden. Der Gesamtkörper konsti tuierte sich jeweils aus sehr unterschiedlichen aber dennoch zusammen gehörenden Gliede , die keinesfalls völlig voneinander ,separiert‘ waren. So bildeten die Usus Teile des Kanons zisterziensischer Normtexte, die in frühen Handschri en des 1 2 . Jahrhundert versch licht worden waren. Dort gen sie sich nahtlos in die ansonsten vor allem die Mönche betreffenden Texte ein und heben sich dennoch durch scheinbar marginale Unterschiede, z . B . durch eine eigenständige Kapitelzählung, aus dem kodikologischen Gesamtkörper heraus.
Auch die den Konversen vorbehaltenen Räume in Kirchen und Klau suren zisterziensischer Klöster waren, wie am Beispiel Yorkshires gezeigt werden konnte, eigenständige architektonische Glieder, die sich in das übergeordnete Ganze der Klausuranlagen einbanden. Die in der Forschung als trennendes Element interpretierte Konversengasse diente in Byland und Kirkstall dagegen primär als Verbindungskorridor zur Kirche, der, wie Mattbias Untermann betont, den Konversen ermöglichte, die Kirche den Mönchen gleich klausurseitig betreten zu können. In den übrigen Klöste Yorkshires, die keine vermeintlich trennende Konversengasse besaßen, konnte die Kirche jeweils lediglich über einen klausurfe er Gang entlang der Westfassade des Konversen ügels erreicht werden. Die Anhindung des Konversen ügels an die Mönchsklausur wurde dagegen durch Durchgänge gewährleistet, die vom inneren Klosterhof durch den West ügel hindurch in den Kreuzgang hrten.
Gerade in Aelreds Körpermetapher kommt die Zusammengehörig keit der beiden so unterschiedlichen institutionellen und architektonischen Glieder zisterziensischer Konvente deutlich zum Ausdruck.
142
1. Abbildungsverzeichnis
I. Anhang
Abb. I: St.GallerKlosterplan:AnlagederGebäude(aus:Hecht(1983), S. 15,Abb. I)
Abb. 2 : Idealplan eines Zisterzienserklosters (aus: Dimier ( 1 962), S . 45)
Abb. 3 : Clairvaux: Grundriß des Klosters (aus: Mettier ( 1 909), S. 2 1 , Abb. 4)
Abb. 4: Rievaulx: Grundriß des Klosters (aus: Coppack/Fergusson (1994), S. 32; mit eundlicher Genehmigung von English Heritage)
Abb. 5 : Fountains: Grundriß des Klosters; Grundrißlinien der ersten Anlage 1 144/46 sind s ichliert (aus: Coppack/Gilyard-Beer (1995), S. IO ; mit eundlicher Genehmi gung von English Heritage)
Abb. 6: Cluny, rekonstruierter Grundriß von Cluny nach den Angaben des Liber Tra m i t i s ( a u s : C o n a n t ( 1 9 6 3 ) , S . 2 3 , A b b . 6 )
Abb. 7: Byland, Grundriß des Klosters (aus: Harrison (1995), S. 32f.; mit eundlicher Genehmigung von English Heritage)
Abb. 8: Byland, ‚Konversengasse‘; Blick nach Norden (eigene Au ahme)
Abb. 9: Fountains, West ügel: Rekons uktion der Innenansicht nach Edenund Sharpe
(aus: Sharpe ( 1 876), Abb. 6)
Abb. I0: Hirsau, St. Peter und Paul: rekons uierter Grundriß der Kirche und Klausur 1200 (mit eundlicher Genehmigung des Landesden alamtes Baden-Württem berg; aus: Plansammlung des LDA Karlsruhe)
Abb. I I : Roche, Kirchenlanghaus: Reste des Let ers mit vorgesetzten KapeHen (eigene Au ahme)
Abb. 1 2 : Roche: Grundriß des Klosters (aus: Fergusson ( 1 999), S. 16f.; mit eundlicher Genehmigung von Eng/ish Heritage)
143
Abb. 13: Kirkstall: Grundriß des Klosters (Faltplan nach Bellamy/Mitchell (1961))
Abb. 14: Jervaulx: Grundriß des Klosters (aus: Brakspear/Hope ( 1 9 1 1), Faltplan)
Abb. 1 5 : Fountains, West ügel: W tfassade (eig e Auf hme)
Abb. 1 6 : Fountains, West ügel: Südseite mit La inenblock (eigene Aufnahme)
Abb. 1 7 : Kirkstall, West ügel: südliche Joche der Ostfassade mit Torbogen zum ehemaligen Korridor (eigene Aufnahme)
Abb. 1 8 : Byland, West igel: Innenansicht der Westwand im 1 2 . und 1 3 . Joch von Norden (eigene Aufnahme)
Abb. 1 9 : Roche, West ügel: Innenansicht der Südwand mit Gewände d östlichen Fensters (eigene Aufnahme)
Abb. 20: Rievaulx, West ügel: Westfassade, Refektorium im Hinter und (eigene Aufnahme)
Abb. 2 1 : Fountains, West ügel: Innenansicht, Blick nach Süden (mit freundlicher Genehmigung durch Jens Rü er)
Abb. 22: Fountains, Westflügel: Mittelpfeiler zwischen I I. und 12. Joch von Norden, Blick nach Westen (eigene Aufnahme)
Abb. 2 3 : Longuay, West ügel: Grundriß (aus: Didier/Harmand ( 1 982), S. 523, Abb. 433)
Abb. 24: Roche, West ügel und dreischi ge Halle (im Bildhinter und), Blick nach Süden (eigene Aufnahme)
Abb. 2 5 : Jervaulx, Westflügel : nordöstliche Ecke mit Klausurdurchgang (eigene Aufnahme)
Abb. 26: rkstall, Westflügel: Innenansicht der Ostwand (eigene Au ahme)
Abb. 27: Byland, Westflügel: Trennwand zwischen dem südlichen und mittleren Raum,
Blick nach Norden (eigene Aufnahme)
Abb. 28: Fountains, westlicher Latrinenblock: Au ßzeichnung der inneren Westwand (aus: Hope ( 1 900), S. 384, Abb. 24)
Abb. 29: Fountains, Südtlügel : Refektorium, Nord- und Ostwand (eigene Aufnahme) Abb. 30: Rievaulx, Ost ügel: Grundriß der ersten und zweiten Anlage (aus: Fergus
son/Harrison (1994), S. 213, Abb. 2)
144
Abb. 3 1 : Rievaulx, Ostflügel: Rekons uktion des östlichen Wandaufrisses des Kapitelhauses nach Fergusso H rison (Fergusson!Harrison ( 1 994), S. 2 1 4, Abb. 3 )
Abb. 32: Fountains: Rekonstruktion der ersten Klausuranlage vor 1 150 nach Gilyard Beer(aus: Gilyard-Beer(1968),S.316,Abb. 1)
Abb. 33: Kirkstall, Ost ügel: Innenansicht des Kapitelsaals, Blick nach Osten (eigene Aufnahme)
Abb. 34: Fountains: Rekonstruktion der Klosteranlage 1 1 80 nach Coppack (aus: Coppack ( 1 993), S. 54, Abb. 40)
Abb. 3 5 : Fountains, Ostflügel: Kapitelsaal, Nord- und Ostwand (mit eundlicher Genehmigung durch Jens Rüffer)
Abb. 36: Anbindung des Westflügels an die Klausur, Rekons uktion des Zustandes 1200: a. Byland, b. Fountains, c. Kirkstall, d. Jervaulx dee: Autor; Zeichnung: ZMKE, Uni-BW Hamburg)
Abb. 37: Jervaulx, Westflügel: Treppenlauf und Portal ins südliche Langhaus (eigene Aufnahme)
Abb. 38: Fountains, West ügel: nördliche Joche der Westfassade und Portal in südliche Langhaus (eigene Aufnahme)
Abb. 39: Byland, ,Konversengasse‘: nördliche Sitzkonchen entlang der Trennwand zum Kreuzgang (eigene Aufnahme)
Abb. 40: Jervaulx, West ügel: Rekonstruktion des Arkadengangs entlang der West fassade nach Brakspear und Hope (aus: Brakspear/Hope (191 1), S. 343, Abb. 6)
2. Abkürzungen
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MMS: Münstersehe Mittelalter-Schri en
PL: Patrologiae cursus completus, series latina
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