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Bergtechnik der frühen Neuzeit.

Einleitung
Bergtechnik der frühen Neuzeit.
Ein Eisenfundkomplex des 16. Jahrhunderts
aus der Bergschmiede am Oberen Bockhartsee,
Gasteiner Tal, Salzburg
Brigitte Cech
Die Edelmetallgewinnung des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit im Gasteiner
Tal ist Thema mehrerer interdisziplinärer Forschungsprojekte1• Neben
der Archäologie sind andere Disziplinen, wie Mineralogie und Lagerstättenkunde,
Geophysik und Gesteinsphysik, Geochemie, Geodäsie, Autbereitungstechnik,
Hüttenkunde und Metallurgie, sowie Dendrochronologie und Holzartenbestimmung,
Glasanalytik, Paläozoologie und Historie an den Untersuchungen
beteiligt. Ziel der Forschungen ist eine umfassende Darstellung der Edelmetallgewinnung
vom Abbau unter Tage über die Aufbereitung bis zur Verhüttung.
Aspekte wie das tägliche Leben der Bergknappen, die Arbeit des Bergschmiedes,
das Transportwesen u. a. werden ebenfalls berücksichtigt. Ein aus rund
4500 klassifizierbaren Einzelstücken bestehender Eisenfundkomplex aus der
Bergschmiede des 16. Jahrhunderts ermöglicht es, zusammen mit zeitgenössischen
Bilddarstellungen2 und den Spuren historischer Bergbautätigkeit unter
Tage die bergmännische Arbeitstechnik zu rekonstruieren und zu illustrieren.
1 Die Autorin dankt dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Projekte:
H0036-HIS, PI 0443-HIS, P 13700-SPR), dem Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank
(Projekt 6992), der Gemeinde Badgastein und der Marktgemeinde Bad Hofgastein
fiir die großzügige Förderung der Arbeiten im GasteinertaL
2 Georg AGRICOLA, Vom Bergwerk 12 Bücher. Nachdruck der deutschen Ausgabe von 1557.
Essen 1985; Schwazer Bergbuch, Faksimile des Codex Vindobonensis, 1561. Essen-Graz
1 988; Emanuelle BRUGEROLLES – Hubert BAR! – Paul BENOIT – Pierre FLUCK – Henri
SCHOENN (Hg.), La mine mode d’emploi. La Rouge Myne de Saint Nicolas de Ia Croix, dessinee
par Heinrich GROFF. Paris 1992 (um 1 530).
7
Kurzer Abriss der Geschichte des Edelmetallbergbaues3
Zufallsfunde und die Ergebnisse von Pollenanalysen weisen auf eine Besiedlung
des Gasteiner Tales ab dem Spätneolithikum mit einer Unterbrechung in der
späten Bronzezeit hin. Es ist anzunehmen, dass auch die Thermalquellen bekannt
waren und zu verschiedenen Zeiten genutzt wurden4. Der Bergbau auf
Edelmetall ist erstmals im 14. Jahrhundert urkundlich belegt. 1342 wurde vom
Salzburger Erzbischof Heinrich von Pimbrunn die erste Bergordnung verkündet,
in der rechtliche Fragen, Regelungen über Abgaben an den Landesherren und
Holznutzungsrechte, sowie Weide- und Heurechte festgelegt wurden. In der
Folge erlebte der Bergbau in den Revieren Gastein und Rauris einen gewaltigen
Aufschwung, der seinen absoluten Höhepunkt in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts
erreichte. So betrug beispielsweise 1557 der Jahresertrag 830 kg Gold
und 2723 kg Silber5. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gab es allerdings
nur mehr sinkende Produktionszahlen, die im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts
ihren Tiefstand erreichten und 1616 zur Verstaatlichung des Bergbaues führten.
1875 wurden die Gasteiner und Rauriser Betriebe stillgelegt. In den folgenden
Jahrzehnten versuchten immer wieder private Gewerken in bestimmten Teilrevieren
Gewinne zu erzielen. Während des Zweiten Weltkrieges erfolgten die
letzten Bergbauversuche durch die Preussische Bergwerks- und Hütten AG, die
im Jahre 194 5 mit hohen Verlusten den Betrieb einsteltte6• Das Bockhartrevier,
dessen Untersuchung sich das Projekt widmet, hatte bereits in der zweiten Hälfte
des 16. Jahrhunderts die Erwartungen der Investoren nicht mehr zufriedenstellen
können, und so kam es im Zu􀄛e der Verstaatlichung des Berrgbaues im Jahre
1616 zur Stillegung der Gruben .
Topographie und Lagerstätte
Das Bockhartrevier ist Teil des großen in den Hohen Tauern gelegenen Bergbaugebietes
Gastein-Rauris. Das Hochtal des Bockhart liegt am südlichen Ende
des Gasteiner Tales, im Nordwesten des das Tal abschließenden Naßfeldes. Es
reicht vom Unteren Bockhartsee ( 1850 m), einem 1924 angelegten Stausee, im
Osten über den Oberen Bockhartsee (2070 m) bis zur Bockhartscharte (2226 m)
im Westen, die den Übergang ins Rauriser Tal ermöglicht. Im Norden wird das
Tal durch das Silberpfennigmassiv (2600 m) begrenzt. Über die Baukarlscharte
3 Karl-Heinz LUDWIG- Fritz GRUBER, Gold- und Silberbergbau im Übergang vom Mittelalter
zur Neuzeit. Köln-Wien 1987.
4 Andreas LIPPERT, Das archäologische Umfeld seit dem Neolithikum; Friedrich KRAL, Ein
pollenanalytischer Beitrag zu archäologischen Fragen im Gasteiner Raum. Seide in: Andreas
LJPPERT (Hg.), Hochalpine Altstraßen im Raum Badgastein-Mallnitz (Böcksteiner Montana
10) Leoben 1993, 137fT. und 203 ff.
5 Fritz GRUBER- Karl-Heinz LUDWIG, Salzburgs „Silberhandel“ im 16. Jh. (Böcksteiner Montana
3) Leoben 1980, 43.
6 LUDWIG – GRUBER 1987 (zit. Anm.3) 366 ff.
7 Freundliche Mitteilung von Christian ROHR, Institut fiir Geschichte, Universität Salzburg.
8
(2500 m) ist hier der Übergang zu der nördlich des Bockhart gelegenen Erzwies
möglich. Die Südseite des Tales bilden die sehr steilen Flanken des Seekopfes
(2413 m) u nd der Keimkarspitze (2529 m).
Vom inneren Siglitztal erstreckt sieb eine Vererzungszone nach Norden
über den Seekopf ins Bockbarthochtal u nd weiter über das Silberpfennigmassiv
bis auf die Erzwies. Die Vererzungen du rchziehen metamorphe Gesteine (Gneis)
u nd liegen, in mehrere Gänge zerteilt, innerhalb eines bis einen Kilometer breiten
Streifens. Die Hau ptminerale sind neben Quarz Pyrit u nd Arsenkies, die die
Edelmetalle Gold u nd Silber enthalten. Im Norden der Lagerstätte kommen außerdem
noch Blei-, Ku pfer-, Zink- und Eisenminerale vor8.
Die montanarchäologischen Objekte im Bockhartrevier9
An zentraler Stelle u nter den zahlreichen Ru inen historischer Bergbau tätigkeit
steht südöstlich des Oberen Bockbartsees, auf 21 00 m Seehöhe gelegen, eine
Berghausgruppe. Etwa 250 m östlich davon befinden sich die Reste einer Aufbereitungsanlage.
Auf den Flanken von Silberpfennig und Seekopf liegen entlang
der Erzgänge zahlreiche Bergbau terrassen, die zum Teil Ru inen von Berghäu sern
u nd Schneekrägen tragen (Abb. I).
Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen im Bockhartrevier
Die Berghausgruppe am Oberen Bockhartsee
Das Ensemble besteht im wesentlichen aus den Ruinen eines Knappenhauses
u nd einer Bergschmiede des 16. Jahrhu nderts. Wenige Meter nordwestlich der
Bergschmiede liegt ein weiteres kleines Gebäude. Diese Objektgruppe weist eine
chronologische Dreiphasigkeit auf (Abb. 2).
Das älteste Gebäude ist ein kleines Haus aus Trockenmau erwerk am Hang
nordwestlich von Bergschmiede und Knappenhaus. Von diesem Gebäude führt
ein „Graben“, der anband der Ergebnisse der geophysikalischen Prospektion als
verbrochener Stollen gedeutet werden kann, in Richtung der Bergschmiede.
8 Peter GSTREIN, Geologie, Mineralogie und Bergbau im Bereich der Reviere BockhartBaukari-
Erzwies im Raum Badgastein. In: Andreas LIPPERT (Hg.), Hochalpine Altstraßen
im Raum Badgastein-Mallnitz (Böcksteiner Montana 10) Leoben 1993, 188 ff.
9 Brigitte CECH, Montanarchäologie. Edelmetallbergbau des 16. Jahrhunderts im Gasteiner
Tal. In: Historieuro 49 (1996) 27-33; Brigitte CECH, Archaeological research in the gold and
silver mining district of Gastein and Rauris in Salzburg. In: Mount Calisio and the silver deposits
in the Alps from ancient times till the XVIII century. Mines, hlstory and links with
the Central European mining tradition. Atti del Convegno europeo promosse e organizzato
dai comuni di Civezzano e Fomace e dalla Sat Societa alpinisti trentini-Sezione di
Civezzano 12-14 ottobre 1995. Civezzano 1997, 253- 267; DIES., Gold and silver production
in the fifteenth and sixteenth century based on the results of archaeological excavations
in the Gasteiner Tal, Austria. ln: Michel FEUGERE- Mitja GuSTIN (Hg.), lron, Blacksmith
and Tools. Ancient European Crafts (Monographies instrumenturn 12) Montagnac 2000, 21-
33.
9
Diese Anlage kann aufgrund des stratigraphischen Befundes in die Zeit vor dem
15. Jahrhundert datiert werden. Ein Schnitt auf der Verebnungsfläche zwischen
dem Knappenhaus und der Bergschmiede brachte die Reste eines Berghauses
zutage, das durch keramische Funde in das 15. Jahrhundert datiert werden kann.
Dieses Haus, bestehend aus einer Kombination aus Trockenmauerwerk und
Holzwänden, ist in mehrere Räume unterteilt, die sowohl Wohnzwecken als
auch einer technischen Nutzung (Erz1ager) gedient haben müssen. An der südlichen
Außenmauer dieses Komplexes befindet sich der Sockel eines Kachelofens,
an den im Osten ein Raum mit Knüppelboden und eine doppelte Holzaußenwand
anschließen, was auf den Schlafraum der Bergknappen hinweist. Der
Holzfußboden und einige der Holzbalken sind stark verkohlt. Das deutet darauf
hin, daß dieses Gebäude einer Brandkatastrophe zum Opfer fiel. Die noch verwendbaren
Teile wurden abgetragen und die Fläche planiert.
In das 16. Jahrhundert sind schließlich das große Knappenwohnhaus mit
dem etwa 50m langen Schneekragen (Abb. 3) zum Stollen und die Bergschmiede
zu datieren. Das Zentrum des Hauses bildet ein Kachelofen aus einfachen
Schüsselkacheln, von dem noch das Steinfundament erhalten war. In der Nordostecke
befindet sich ein Knüppelboden, der im Westen bis an den Kachelofen
heranreicht. Die Außenwand ist hier zweischalig, so dass eine Isolierung möglich
war. Am ehesten ist dieser Bereich als Schlafstätte der Bergknappen zu
deuten. Im Südostteil des Hauses liegt ein sehr großer auffalliger Stein mit Bearbeitungsspuren,
der von einer Holz-/Steinkonstruktion umgeben ist. Östlich
davon befindet sieb ein rechteckiger Stampflehmboden. Eine mögliche Interpretation
wäre, dass auf diesem Stein ein Wasserfaß als Waschgelegenheit für
die Bergknappen stand. Die übrige Fläche des Hauses weist einen auf Schwellbalken
ruhenden Holzboden auf. Entlang der Südmauer, die durch den Hangdruck
sehr stark nach innen gedrückt wurde, konnte eine doppelte Pfostenreihe
festgestellt werden. Die südliche, an der Innenwand entlang führende Pfostenreihe
ist als Verschalung zu interpretieren, die das Eindringen des Regen- und
Schmelzwassers durch die hier an den Hang angebaute Trockenmauer verhindern
sollte. Die nördliche Pfostenreihe könnte eine Raumteilung anzeigen, die
den Bereich des Hauses, den die aus der Grube kommenden Bergleute – hier
befindet sich auch der Eingang in den Schneekragen – zuerst betraten, vom
Wohnbereich trennt. An Funden kamen außer zahlreichen Kachelbruchstücken
Butzenscheiben zutage. Die Ergebnisse ihrer chemischen Analyse10 weisen darauf
hin, dass die farblosen Gläser aus Werkstätten südlich der Alpen importiert
wurden, während die grünen Scheiben aus heimischer Produktion stammen.
Ein Schnitt im Eingangsbereich des Schneekragens brachte interessante
Ergebnisse. Das Führungsgestänge für den Spurnagelhunt reichte im Schneekragen
bis zum Knappenhaus. Das heißt, dass das abgebaute Erz zumindest teilweise
durch das Haus abtransportiert wurde.
10 Die glaschemischen Analysen wurden von Manfred Schreiner, Institut fiir Farbenlehre,
Akademie für bildende Künste, Wien, durchgeführt.
10
Gleichzeitig mit dem Knappenhaus wurde nördlich davon ein zweiräumiges
Schmiedegebäude aus Trockenmauem errichtet. Der kleinere Raum ist
durch die Esse als Arbeitsraum des Schmiedes belegt (Abb. 4). Zusätzlich befand
sich in diesem Raum ein Probierofen. Der zweite Raum hat einen Lförrnigen
Grundriss und diente wahrscheinlich als Lagerraum, unter anderem für
die Holzkohle des Schmiedes. Der Eingang in diesen Raum befindet sich an der
Westseite. Hier stürzte zu einem Zeitpunkt, als die Schmiede noch in Betrieb
war, der darunter liegende alte Grubenbau ein. Durch diesen Einsturz wurde
auch ein Teil des Grundrisses des Hauses des 15. Jahrhunderts zerstört. Die Einsturzpinge
wurde mit einer mächtigen Trockenmauer abgesichert und mit Steinen,
Schmiedeschlacken und Abfall, darunter auch einige Keramikbruchstücke
des 16. Jahrhunderts, verfüllt. Als der Bergbau gegen Mitte des 16. Jahrhunderts
im Bockhartrevier unrentabel wurde, wurde die Siedlung aufgegeben und geordnet
verlassen. Dabei blieb im Arbeitsraum des Schmiedes ein großer Bestand
an bergmännischem Gezähe, sonstigen Geräten und Eisenabfällen zurück, der es
ermöglicht, zu den verwendeten Werkzeugen, aber auch zur bergmännischen
Arbeitstechnik Aussagen zu treffen.
Die Aufbereitungsanlage
Die Reste der östlich der Berghausgruppe gelegenen Erzmühle waren durch
große Mahlsteine, das Gerinne für den Betrieb des Wasserrades und Verebnungsflächen
deutlich im Gelände zu erkennen. Durch die Ergebnisse der
geophysikalischen Prospektion konnte der Kernbereich der Anlage eingegrenzt
werden. Die Aufbereitungsanlage steht auf einer künstlich eingeebneten Fläche,
die gegen den Hang im Süden und Westen mit Trockenmauerwerk abgestützt
ist. Auch der zentrale Bereich des Gerinnes ist mit Trockenmauerwerk ausgestattet.
Die für den Bau des Wasserrades und der Aufbereitungsanlage verwendeten
Hölzer waren ausgezeichnet erhalten (Abb. 5).
Der stratigraphische Befund weist die Anlage eindeutig als zweiphasig
aus. Aufgrund der Ergebnisse der Dendrochronologie11 wurde die ältere Anlage
in den späten 90er Jahren des 15. Jahrhunderts erbaut. Wahrscheinlich wurde sie
aufgrund technischer Neuerungen abgetragen und wenig später das neue Mahlwerk
errichtet.
Aus der älteren Phase sind vier Holzpfosten erhalten, die paarweise miteinander
verbunden sind. Diese sehr massiven Pfosten wurden in einer jüngeren
Bauphase in der Höhe des Arbeitsniveaus abgehackt. Die Hackspuren sind
deutlich zu erkennen. Zudem wurden in diesem Teil der Planierschicht zahlreiche
Hackschnitzel gefunden. Zur jüngeren Anlage gehören drei große Pfosten,
von denen zwei mit Holzdübeln und eisernen Klammem verbunden sind. Im
Umkreis dieser Pfosten, die auf einem Steinpflaster und einer doppelten Lage
11 Die dendrochronologischen Untersuchungen wurden von Kurt NICOLUSSI, Institut fiir
Hochgebirgsforschung, Universität lnnsbruck, durchgeführt.
I I
Bretter stehen, wurden größere Mengen an Schlich, dem beim Erzmahlen anfallenden
Produkt, gefunden12• Mit großer Wahrscheinlichkeit war daher hier der
Standort des Mahlwerkes. 2,5 m westlich davon befindet sieb ein aus einem in
einen Holzblock eingelassenen eisernen Block bestebendes kleines Pochwerk,
das der Vorzerkleinerung der Erze diente. Das Wasserrad selbst ist nicht erhalten.
Es wurde sicher beim Einstellen des Betriebes abtransportiert. Erhalten geblieben
sindjedoch Teile der hölzernen Verankerung der Radachse.
Die Grube am Seekopf
Ein auf 2345 m Seehöbe am Seekopf gelegener Grubenbau des 16. Jahrhunderts
wurde archäologisch und geologisch-lagerstättenkundlieh dokumentiert13. Die
Grube wurde vermessen und die Geologie, aber auch Abbauspuren und noch
vorhandene Holzeinbauten kartiert. Diese Arbeit unter Tage zeigt sehr deutlich
die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit. Der Einfahrtsstollen
wurde an einem gering mächtigen tauben Quarzgang im Zentralgneis angeschlagen.
Der Grund dafiir war, dass Gold zum Teil an den Quarz gebunden
vorkommt. Reste der abgebauten Erzgänge wurden beprobt. Die mineralogische
Untersuchung ergab, dass es sich dabei um gold- und silberhältige Sulfidassoziationen
handelt, die im wesentlichen aus Pyrit und Arsenopyrit bestehen und
in denen das Gold in kleinen Tröpfchen rissausfiillend in Pyrit vorkommt. Die
Suchstrecken, die eine Höhe von I ,8 m und eine Breite von 0,3 m aufweisen,
wurden mittels Schrämarbeit vorgetrieben. Die fiir die Schlägel-Eisenarbeit charakteristischen
Schrämspuren sind deutlich zu erkennen. Im Abbaubereich wurde
verstärkt die Hereintreibetechnik angewendet. Dabei wurden in handgeschrämte,
keilförmige Spalten Eisenkeile eingetrieben, um größere Gesteinsblöcke
lossprengen zu können. Diese Art der bergmännischen Arbeit ist in den
Bildquellen mehrmals dargestellt. Der Vergleich der Beobachtungen unter Tage
mit den Bildquellen und den in der Schmiede gefundenen Werkzeugen ermöglicht
ein besseres Verständnis der Bergtechnik der Agricola-Zeit.
Bergtechnik
Gewinnungsarbeiten
Unter Gewinnung versteht man das Herauslösen des Lagerstätteninhaltes aus
dem Gebirgsverband14• Nach dem verwendeten Gezähe bzw. nach dem Verfah-
12 Hans Jörg STEINER, Aufbereitungstechnische Untersuchung von Sulfiderzresten aus einer
alten Aufbereitung im Gebiet des oberen Bockhartsees. In: res montanarum 23 (2000) 2 1 –
26.
13 Brigitte CECH- Wemer PAAR, Archäologische und geologisch-lagerstättenkundliehe Untersuchungen
in einem Edelmetallbergbau des 16. Jhs. im Gasteiner Tal, Salzburg. In: Proceedings
of the 12th International Symposium of Speleology. Symposium 3 : Speleology and
Mines. La-Chaux-de-Fonds 1997, 209-212.
1 4 Lexikon der Technik, Fachband Bergbau, hg. von Hans GROTHE. Reinbek 1972, 259.
12
ren des Loslösens u nterscheidet man verschiedene Arbeitstechniken15• Die
Werkzeugfunde vom Bockhart beinhalten Keilhau en, Bergeisen, Meissel, Keile
u nd Stücke, Kratze u nd Schaufel (Abb. 6).
WegjUliarbeit
Als Wegfüllarbeit bezeichnet man die Arbeit mit Kratze u nd Schaufel an nicht
zu festem bzw. bereits gelockertem Gestein. Die Kratze, ein sehr wichtiges
Werkzeug im mittelalterlichen u nd flühneu zeitlichen Bergbau, wird im Schwazer
Bergbuch16 wie folgt beschrieben: „Die Kratze ist ganz aus Eisen, oben u ngefähr
eine Spanne breit u nd bis zur Spitze etwas mehr als eine Spanne lang. Sie
ist dreieckig geformt u nd an der Spitze etwas gekrümmt. Auf der Außenseite hat
sie einen Rücken u nd oben ein Öhr oder Loch, in das der Stiel gesteckt wird.
Diese Kratze wird zum Zu sammenscharren u nd Einfüllen allen Bedarfs gebrau
cht.“
Keilhauenarbeit
Keilhauen spielen im mittelalterlichen Bergbau eine große Rolle. Sie sind bereits
im Eisenerzbergbau des 10./11. Jahrhunderts im Sau erland nachgewiesen17•
Im Schwazer Bergbuch18 wird die Keilhau e wie folgt beschrieben: „Eine
Keilhau e ist au s Eisen gemacht. Sie ist u ngefähr ein und eine halbe Spanne lang
u nd wiegt im allgemeinen zwei Pfund. Sie hat ein Öhr oder Loch, in dem der
Stiel befestigt wird, ist annähernd zwei Finger breit, etwas flach u nd krumm
nach hinten geschmiedet. Diese Keilhau e wird bei der Arbeit auf Schiefer und
geschneidigem Gebirge u nd zum Erweitern gebraucht. Ihre Spitze ist verstählt“
(Abb. 7).
Schlägel- und Eisenarbeit
Gerd WEISGERBER beschreibt die Schlägel- und Eisenarbeit wie folgt: „Schlägel-
und Eisenarbeit ist definiert als die Arbeit am Gestein, bei der ein spitzes
Werkzeug aus Metall, das Eisen, nach Art eines Meißels durch harte Schläge mit
einem Hammer, dem Schlägel, so ins Gestein getrieben wird, daß von diesem
Stücke abgekeilt werden. Bei der geläufigen Arbeitsweise wird das Eisen mit
15 Gerd WEISGERBER, Zur Bergtechnik nach den Ausgrabungen. ln: Claus DAHM – Uwe
LoBBEDEY – Gerd WEISGERBER, Der Altenberg – Bergwerk und Siedlung aus dem 13. Jh.
im Siegerland (Denkmalpflege und Forschungen in Westfalen 34) Sonn 1998, 186.
16 Schwazer Bergbuch (zit. Anm. 2) Blatt 140.
17 W. HÄNISCH, Hemer – Tausendjähriger Eisenerzbergbau im Nordsauerland. In: Der Anschnitt
42 (1990) 205.
18 Schwazer Bergbuch (zit. Anm.2) Blatt 141v.
13
der einen Hand an einem Stiel gefiihrt, während mit dem Schlägel in der anderen
Hand auf das hintere Ende des Eisens geschlagen wird.“19
Die älteste Bilddarstellung der Schlägel- und Eisenarbeit ist auf einem
Fenster des Freiburger Münsters aus 1340 zu sehen20• Auffallend ist, dass der
Bergmann ein zweites Bergeisen als Schlägel benützt. Die Schlägel- und Eisenarbeit
gewinnt im Laufe des Spätmittelalters immer mehr an Bedeutung und ist
bis in die Neuzeit die häufigst angewendete Gewinnungstechnik. Nach 1450
werden Schlägel und Eisen zum Symbol des Bergbaus21.
In der Bergschmiede wurden zwanzig vollständig erhaltene Bergeisen und
mehrere hundert Spitzen gefunden. Bergeisen waren typische „Verschleissgüter“.
Ein Bergmann verbrauchte pro Schicht acht bis zehn Bergeisen. Sie wurden
an einem Lederriemen befestigt in die Grube mitgenommen (Abb. 8). War ein
Eisen stumpf, wurde der Stiel herausgenommen und am nächsten befestigt. Das
Schärfen und Härten der Bergeisen war eine der Hauptaufgaben des Bergschmieds.
Anhand des Fundmaterials ist es möglich, die einzelnen Stadien der
Lebensdauer eines Bergeisens zu rekonstruieren. Bei einem neuen Bergeisen ist
der Abstand Spitze-Auge und Schlaghahn-Auge relativ groß. Ist die Spitze
stumpf, wird sie vom Schmied geschärft. Unterschreitet sie eine gewisse Länge,
wird eine neue verstählte Spitze angeschweißt. Das Bergeisen wird jedoch nicht
nur von der Spitze her immer kürzer, sondern auch von der Schlagbahn her.
Durch das Schlagen mit dem Hammer entstehen an der Schlagbahn Bärte, welche
vom Schmied regelmäßig entfernt werden müssen. Bei einem ausgedienten
Bergeisen ist der Abstand Schlaghahn-Auge so klein, dass der Bart nicht mehr
entfernt werden kann. Zudem verändert sich die Form des Bergeisens. Die langgezogene
Form des neuen Bergeisens wird immer mehr zum Dreieck (Abb. 9).
Im Gegensatz zu Bergeisen sind Schlägel keine Verschleissartikel. Sie haben
eine relativ lange Lebensdauer und so ist es nicht verwunderlich, dass am Bockhart
kein einziger Schlägel gefunden wurde (Abb. I 0 und 11 ).
Hereintreibearbeit
Die Hereintreibearbeit, das heißt, Arbeit mit Keilen und Stücken, wird zum Lösen
größerer Gesteinsblöcke angewendet. Die dafiir verwendeten Werkzeuge
und die Technik selbst werden im Schwazer Bergbucb22 sehr gut beschrieben:
,,Ein Stück ist völlig aus Eisen und flach viereckig geschmiedet. Es hat etwa vier
bis fiinf Pfund Wiener Gewicht. Auch der Keil ist ganz aus Eisen, eine gute
Spanne lang oder länger. Der Keil ist zur Hälfte dünner und flach, nahezu eine
Querhand breit. Das Oberteil, auf das man schlägt, ist achteckig. Diese Stücke
und Keile werden nur in Ritzen in den Gruben gebraucht. Ist also vor einem fe-
19 WEISGERBER 1998 (zit. Arun.l 5) 188.
20 Rainer SLOITA- Christoph BARTELS, Meisterwerke bergbaulicher Kunst vom 13. bis 19.
Jh. (Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbaumuseum 48) Bochum 1 990, 375 f.
21 WEISGERBER 1 998 (zit. Arun. I 5) 188.
22 Schwazer Bergbuch (zit. Arun. 2) Blatt 142.
14
sten Ort oder Gebirge, das sonst nicht zu bearbeiten ist, ein Ritz gehauen, setzen
die Arbeiter in den Schram oder Ritz die eisernen Stücke, immer zu zweien voreinander.
Dazwischen setzen sie den Keil. Den treiben sie mit den Fäusteln zwischen
die Stücke hinein. Es wird solange daraufgeschlagen, bis das Gebirge hereinfallt“
(Abb. 12).
Diese Technik ist in den zeitgenössischen Bilddarstellungen sehr oft dargestellt.
Ein gutes Beispiel dafür gibt es im Bergbuch der Myne Rouge (vgl.
Abb. 10). Unter Tage sind die Spuren der Hereintreibearbeit sehr deutlich zu
erkennen. Es geschah relativ häufig, dass es auch mit dieser Technik nicht gelang,
das harte Gebirge zu lösen. Die für die Keile und Stücke vorgeschlagenen
Ritzen sind ein charakteristisches Merkmal dieser Technik (Abb. 1 3).
Förderung
Zur Förderung gehören alle Tätigkeiten und Geräte, die für den Transport des
gewonnenen Erzes und des tauben Nebengesteins erforderlich sind. Das sind vor
allem Spurnagelhunt und Kübel und alle zum Betrieb einer Haspel erforderlichen
Geräte, wie z. B. Haken und Kettenglieder (Abb. 14).
Der Spurnagelhunt oder die Bergtruhe ist das wichtigste Fördergerät. Im
Schwazer Bergbuch23 wird er wie folgt beschrieben: „Eine Bergtruhe ist ein Kasten,
ungefähr eineinhalb Ellen lang, eine Elle hoch und ein Drittel Elle weit.
Unter der Truhe ist der Länge nach ein viereckiges Holz geschlagen, das an jedem
Ende eine Querhand übersteht. Darauf setzt man am Vorderen Ende das
Licht. Die Truhe wird mit Bändern überzogen. Sie wiegt mit Eisen und Holz
ungefähr fünfzig Pfund nach Wiener Gewicht. An das viereckige Holz unter der
Truhe sind zwei Achsen genagelt. Auf diesen Achsen sitzen vier Räder, die man
Walzen nennt. Diese Walzen sind aus ganzen, quergeschnittenen Stämmen gefertigt
und mit Eisenringen überzogen. Eiserne Büchsen sind hindurchgeschlagen,
womit sie auf eisernen Achsen laufen. Die zwei vorderen Walzen sind niedriger
und die hinteren zwei höher, nahezu eine Spanne hoch. Die hinteren höheren
Walzen müssen den größten Teil der Truhe tragen. Damit läuft und fordert
man den Berg und anderes aus der Grube zutage“ (Abb. 15).
Am Bockhart wurden zahlreiche Bestandteile des Grubenhuntes gefunden.
Es gehören dazu Vorder- und Hinterachsen, die sich dadurch unterscheiden,
daß die Vorderachsen in der Mitte eine Öffnung für den Spurnagel aufweisen.
Unter den Spurnägeln ist ein interessantes Stück, das aus einem ausgedienten
Bergeisen gefertigt wurde und ein gutes Beispiel fiir die Sekundärverwendung
der in der Schmiede gefundenen Geräte ist. Ebenfalls zum Hunt gehört der Laner,
das ist „ein kleiner, flacher Eisennagel mit einem einfachen Kopf. Man
steckt ihn in die Truhenachse vor die Walzen, damit diese nicht von der Truhe
fallen können.“24 Eine Beilagscheibe vor und hinter den Walzen bewirkt ein
23 Schwazer Bergbuch (zit. Arun. 2) Blatt 1 38v.
24 Schwazer Bergbuch (zit. Arun. 2) Blatt 139v.
1 5
leichteres Laufen des Huntes. Ebenfalls zur Gruppe der Huntbestandteile gehören
die eiserne Büchsen für die Walzen und verschieden breite Bänder, die den
Hunt zusammenhalten (Abb. 16).
Auffallend ist das Fehlen einer Entladeklappe bei den frühneuzeitlichen
Hunten. Wie den zahlreichen Bildquellen zu entnehmen ist, wurden sie durch
Umkippen entleert.“
Der Einsatz des Grubenhuntes geht Hand in Hand mit einer Änderung der
Grubenarchitektur. Ein mittelalterlicher Grubenbau, der im wesentlichen den
Erzvorkommen folgt, macht einen sehr ungeordneten EindruciC5. Der Übergang
von der Förderung mit Säcken und Kübeln zum wesentlich effizienteren Hunt
als Fördergerät erforderte eine systematische Aufschließung der Lagerstätte und
Ausrichtung des Grubengebäudes und damit das Anlegen gerader Förderstollen
mit ebener Sohle und geringer Neigung.
Der Grubenhunt konnte in gefülltem Zustand von einem Mann geschoben
werden. Auf der Stollensohle liegen die Gestänge, zwischen denen der Leitnagel
läuft und das Herabfallen des Huntes vom Gestänge verhindert. Ohne Leitnagel
ist der Grubenhunt unbrauchbar (Abb. 17).
Beleuchtung
Das Fundmaterial weist darauf hin, dass am Übergang vom 1 5. zum 16. Jahrhundert
ein Wechsel von Keramikgeleucht zum Geleucht aus Eisen stattfand. In
beiden Fällen handelt es sich um offene Froschlampen mit einer Tülle zum Aufstecken
auf den Grubenhunt (Abb. 18). Zum eisernen Geleucht gehört zudem
ein Haken, an dem das Geleucht nicht nur getragen, sondern auch unter Tage
aufgehängt werden konnte. Hinweise darauf geben nicht nur die zahlreichen
Bildquellen, sondern auch kleine Ritzen an den Ulmen der Grube am Seekopf.
Lampennischen für Keramikgeleucht weisen auf einen Wechsel der Beleuchtungstechnik
während des Betriebes dieser Grube hin. Als Beleuchtungsmaterial
wurde Unschlitt verwendet. Eine Darstellung aus dem Bergbuch der Myne
Rouge zeigt die Bergleute beim Ausfassen von Unschlitt vor dem Einfahren in
die Grube (Abb. 19).
Zimmermannsarbeit
Eine wichtige Rolle im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Bergbaubetrieb
spielte der Zimmermann. Seine Aufgabe war unter anderem das Verzimmern
von Stollen und Schächten, der Bau von Fördereinrichtungen, Fahrten und Arbeitsbühnen.
Das schönste zu diesem Bereich gehörende Werkzeug ist eine sehr
gut erhaltene Axt (Abb. 20).
25 Vgl. dazu das Titelblatt des Kuttenherger Kantionale, um 1500 (Wien, Österreichische Nationalbibliothek,
Mus. Hs. 15501).
16
Schmiedebetrieb
Wie bereits gesagt, ist der Schmied ein fiir einen erfolgreichen Bergbaubetrieb
unentbehrlicher Handwerker. Eine seiner Hauptaufgaben war die Instandhaltung
des Gezähes, er fiihrte aber auch Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an anderen
Werkzeugen, Geräten und Bergwerkseinrichtungen durch. Im Bockhartrevier
sind durch Schlackenfunde mehrere Schmiedebetriebe nachgewiesen. Die
Analyse der qualitativen und quantitativen Merkmale der Schmiedeschlacken
macht es möglich, Schlacken unterschiedlicher Essen voneinander zu unterscheiden26.
Der zur Berghausgruppe gehörenden Schmiede kommt zweifellos
eine zentrale Funktion zu. Neben der fiir den Schmiedebetrieb erforderlichen
Esse und dem Stein, in dem der Amboss verankert war, befand sich hier auch
ein kleiner Feldprobierofen.
Bedingt durch die geordnete Einstellung des Bergbaubetriebes wurden nur
wenige Schmiedewerkzeuge, nämlich Bruchstücke von Zangen, eine Herdschaufel
und zwei Schrothämmer, gefunden (Abb. 21 ).
Transportwesen und Alltagsleben
Aufgrund der hochalpinen Lage der Bergbaureviere kommt dem Transportwesen
eine besondere Bedeutung zu. Material fiir die Bergbaubetriebe (z. B. Holz
fiir Grubeneinbauten), Werkzeuge, aber auch Stangeneisen und Holzkohle für
den Schmied, mussten ebenso wie die Verpflegung fiir die Knappen in die
Bergbaureviere geschafft werden. Die wichtigste Transportart war das Säumen.
Als Tragetiere wurden im Gasteiner Revier ausschließlich Pferde verwendet. Bis
zu sechs Pferde wurden hintereinandergereiht und von zwei Säumern bergwärts
geführt. Die Last, die ein Saumtier tragen konnte, betrug im Schnitt 130 kg27•
Die am Bockhart gefundenen Hufeisen sind materielle Zeugen dieser Tätigkeit.
Zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens, wie zum Beispiel Schloss
und Schlüssel, Messer, Henkel von Wasserkübeln, Feuerschläger und Grödeln
ermöglichen einen Einblick in das Alltagsleben der frühneuzeitlichen Bergleute
(Abb. 22).
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit kann nur einen kurzen Einblick in den vom Bockhart
stammenden Fundkomplex bieten. Neben der noch laufenden systematischen
interdisziplinären Auswertung und Interpretation ist vor allem die Arbeit an den
26 Brigitte CECH – Georg WALACH, Feldmethoden zur Bewertung historischer Schmiedeschlacken
– Methodik und erste Ergebnisse. In: Archäologie Österreichs 9/2 ( 1998) 72-78.
Brigitte CECH – Georg W ALACH, Interdisciplinary research on a miners‘ smithy of the 16th
century in Gastein, Salzburg, Austria. Methods and results. In: II ferro neUe Alpi. Atti dell
Convegno. Bienno 2000, 114-123.
27 LUDWIG – GRUBER 1987 (zit. Anm.3) 81.
17
alle größeren Objektgruppen (Nägel, Bänder, Bergeisen, etc.), in Summe etwa
4500 Einzelstücke, vermessen und die ermittelten Parameter als Grundlage für
statistische Analysen in einer Datenbank erfasst. Erste Arbeiten mit diesem Datenmaterial
zeigen bereits die vielfaltigen Möglichkeiten, die sich aus einer systematischen
Aufnahme eines Fundkomplexes in seiner Gesamtheit eröffnen.
Auch andere wichtige, montanspezifische Fundgruppen wie Erze und Schmiedeschlacken,
wurden in vergleichbarer Weise methodisch behandelt und statistisch
analysiert. Das ermöglicht umfassende Aussagen etwa zum Schmiedeprozeß
oder der am Bockhart angewendeten Aufbereitungstechnik und den Erzgehalten.
Unerlässlich für eine umfassende Auswertung und Interpretation des
Fundmaterials ist auf alle Fälle die Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen, wobei
eine „feldorientierte Montanarchäometrie“ als methodischer Leitfaden und
Arbeitshypothese für die multidisziplinäre Analyse und Synthese gute Dienste
leistet. Nur so kann sichergestellt werden, dass die vom Archäologen prinzipiell
erschlossenen Informationsquellen optimal genutzt werden und nicht zum Teil
wieder für die Wissenschaft verloren gehen.
18
Grube am Seekopf
Berghausgruppe
Aufbereitung
Schachte im Sumpf
Abbaufelder
+ Schmiedeschlacken
km 0.5
Abb. 1 : Die montanarchäologischen Objekte im Bockharttal
(Bundesamt für Eich- .und Vermessungswesen, Wien 1999)
19


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25m
Abb. 2: Die zentrale Berghausgruppe am Oberen Bockhartsee: 1 – das älteste
Gebäude, 2 – verbrochener Stollen, 3- Knappenhaus des 15. Jhs., 4 – Knappenhaus
des 16. Jhs., 5- Schneekragen, 6- mittlerer Ausgang des Schneekragens, 7
-befestigter Weg, 8- Sollenmundloch und Halde, 9- Schmiedegebäude des
16. Jhs., 10 – östliche Schlackenhalde, 1 1 -westliche Schlackenhalde, 12 – Einsturzpinge,
13- Mundloch mit Markscbeidezeichen, 14- alte Wegtrasse (Plan:
Joseph Tschannerl, Institut für Photogrammetrie der TU Wien und Brigitte
Cech)
20
Abb. 3: Knappenhaus des 16. Jhs., Blick nach Norden (Foto: B. Cech)
Abb. 4: Arbeitsraum des Schmiedes mit der Esse, Blick nach Süden
(Foto: B. Cech)
21
Abb. 5: Der zentrale Bereich der Erzaufbereitungsanlage, Blick nach Westen
(Foto: B. Cech)
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Abb. 7: Arbeit mit der Keilhaue: Schwazer Bergbuch Blatt 1 2 1
22
2
3
5
D 0 4
H
Abb. 6: Werkzeuge für die Gewinnungsarbeit I -Kratze, 2- Keilhaue,
3 – Bergeisen, 4 – Meissel, 5 – Keil
23
Abb. 8: In den Berg einfahrende Häuer mit Bergeisen und Geleucht (Bergbuch
der Myne Rouge)
Abb. I 0: Gewinnungsarbeit Im Hintergrund Bergleute bei der Hereintreibearbeit,
im Vordergrund die Schlägel- und Eisenarbeit (Bergbuch der Myne Rouge)
24
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D L=154mm t..=106 L􀁁=48 L,/L8=2,20
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0
L=122mm L.=92 L8=30 L.1L.=3,10
0
-􀀠 L=95mm
Ls=77
L.=18
L.IL.=4,30
Abb. 9: Altersbedingte Formveränderung von Bergeisen
25
Abb. 1 1 : Spuren der Schlägel- und Eisenarbeit im Bergwerk am Seekopf
(Foto: R. Pils)
Abb. 12: Keile und Stücke: Schwazer Bergbuch, Blatt 142
26
Abb. 13: Spuren der Hereintreibetechnik im Bergwerk am Seekopf
(Foto: R. Pils)
Abb. 14: Förderbetrieb (Bergbuch der Myne Rouge): Förderung mit Hunt und
Kübel und Hochschaffen der Erze in das nächsthöhere Niveau mittels Kübel und
Haspel
27
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Abb. 1 5: Grubenhunt Schwazer Bergbuch, Blatt 138v
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Abb. 16: Bestandteile des Grubenhuntes: l- Vorderachse, 2 – Laner,
3 – Verbindungsband Achse-Truhe, 4- Spurnagel
28

Abb. I 7: Gestänge im Bergwerk am Seekopf (Foto: R. Pils)
2
Abb. 18: Grubengeleucht I- Keramikgeleucht, 2- Eisengeleucht
29
Abb. 19: Bergleute beim Ausfassen von Unschlitt und Bergeisen
vor dem Einfahren in die Grube (Bergbuch der Myne Rouge)
30
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Abb. 20: Zimmerm annsaxt
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— E‘!
3
Abb. 21: Sch mi ed ewerkzeug: 1 – Zangen bruchstück, 2 – Sc hrothammer,
3 -Bruchstüc k ei ner Herdschaufel
31
T 5
3
4
Abb. 22: Gegenstände des täglichen Lebens: I -Grödel, 2- Feuerschläger,
3 -Schlüssel, 4 -Kübelhenkel, 5 -Hufeisen
32
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
43
KREMS 2001
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
niederösterreich kultur
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung
der materiellen Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, A-3500
Krems, Österreich. Für den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren,
ohne deren ausdrückliche Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in
Auszügen, nicht gestattet ist. – Druck: KOPITU Ges. m. b. H., Wiedner
Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhalt
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks in Österreich:
Thomas Kühtreiber, Vorwort ……………………………………………………….. …………. 5
Brigitte Cech, Bergtechnik der fiühen Neuzeit. Ein Eisenfundkomplex
des 16. Jahrhunderts aus der Bergschmiede am Oberen Bockhartsee,
Gasteiner Tal, Salzburg ………………………………….. . . . . . ……………………………… 7
Gabriele Scharrer, Mittelalterliche Töpferöfen im Österreichischen
Donauraum und der Strukturwandel in der Keramikherstellung …………. … 33
Heinz Winter, Die mittelalterliche Münzstätte am Beispiel
des Friesacher Pfennigs …………………………………… …………………….. . . . …….. 98
Robert Linke und Manfred Schreiner, Naturwissenschaftliche
Untersuchungsmethoden zur Klärung der Provenienz
mittelalterlicher Münzen an den Beispielen Friesacher Pfennig
und Tiroler Kreuzer ……………………………………………………………………….. 113
Kinga Tarcsay, Produktionsabfall und Halbprodukte aus Glas.
Archäologische Erkenntnisse zur Glasherstellung in Ostösterreich ……. 125
Thomas Kühtreiber, Eisenverarbeitung auf mittelalterlichen Burganlagen …. 140
Buchbesprechungen …………………………………………………………………………….. 159
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks
in Österreich
Vorwort
Von 23.-25. März 2001 fand in Krems auf Einladun􀅆 des ,Instituts für Realienkunde
des Mittelalters und der frühen Neuzeit‘ der Osterreichischen Akademie
der Wissenschaften das 4. Treffen des Arbeitskreises zur Erforschung des mittelalterlichen
Handwerks statt. Zum ersten Mal verließ der Arbeitskreis somit
seine „Heimat“ Konstanz, wo bislang auf Initiative des Arbeitskreisleiters Ralph
Röber in seiner beruflichen Wirkungsstätte in der Außenstelle Konstanz des Archäologischen
Landesmuseums Baden-Württemberg drei höchst erfolgreiche
und abwechslungsreiche Treffen stattgefunden hatten.
Mit der ersten Tagung außerhalb von Konstanz wurde somit auch die Gelegenheit
ergriffen, neben dem Haupttagungsthema „Fehl-, Halbprodukte sowie
ungearbeitete Objekte“, welches in einem Folgeheft von Medium Aevum Quotidianum
voraussichtlich im Herbst 2001 vorgelegt wird, den Forschungsstand zur
Handwerksforschung in der Mittelalterarchäologie Ostösterreichs zu beleuchten.
ln insgesamt acht Vorträgen wurde zum einen ein breites Spektrum an
Forschungstätigkeiten in der für manchen ausländischen Gast als terra incognita
empfundenen Region ersichtlich, die sich über verschiedene Materialgruppen
(Keramik, Glas, Metalle) und Disziplinen (u. a. Numismatik, Montanarchäologie,
analytische Chemie) erstreckt. Zum anderen zeigte sich, dass neben den in
der Mittelalterarchäologie auch überregional stark vertretenen Arbeiten zur Keramik-
und Glasforschung in Ostösterreich ein ausgeprägter Schwerpunkt in der
Archäometallurgie zu beobachten ist, wobei dieser Fachzweig Forschungen vom
Bergbau bis zur experimentellen Rekonstruktion alter Verfahrenstechniken zum
Oberflächendekor von Edelmetallschmuck umfasst.
Dabei handelt es sich weniger um ein zentral gelenktes Forschungsvorhaben,
sondern um eine Reihe von Initiativen, die alle mehr oder weniger ihre Impulse
aus der starken montanarchäologischen Tradition dieses Raumes schöpfen,
die untrennbar mit den Namen von Forscherpersönlichkeiten wie Franz Hampl,
Heinz Neuninger, Richard Pittioni, Ernst Preuschen u. a. m. verbunden ist. Seit
mittlerweile vielen Jahren existiert daher auch eine enge Kooperation mit der
Montan-Universität Leoben, die z. B. im Forschungsprojekt zum Gasteiner
Goldbergbau derzeit reiche Früchte trägt. Die starke naturwissenschaftliche
Ausrichtung der archäologischen Arbeit an der Universität Wien fand zuletzt
ihren institutionellen Niederschlag in der Gründung des , Vienna Institute for
5
Archaeological Research‘ (VIAS), dessen Mitarbeiterinnen Hilfestellung bei
interdisziplinären Forschungsproblemen sowie Eigenforschung leisten. Zwei
Mitarbeiterinnen – Gabriele Scharrer und Birgit Bühler- nahmen am Treffen in
Krems teil.
Forschungslücken in der Österreichischen Archäologielandschaft an dieser
Stelle zu diskutieren ist müßig – zu groß ist der Mangel an qualifizierten Archäologlnnenstellen,
um eine halbwegs flächendeckende Arbeit, v. a. in der Bodendenkmalpflege
– leisten zu können. Umso erfreulicher, und das wurde auch
von den aus dem Ausland angereisten Gästen so empfunden, ist die Qualität jener
Projekte, die gegenwärtig laufen und in deren „Werkstatt“ in diesem Band
auszugsweise geblickt werden kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit dieser Publikation wertvolle Anregungen
für Ihre Arbeiten!
Krems, im Mai 200 I Thomas Kühtreiber
6

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