Geschichte des Alltags im Mittelaltereine
Herausforderung zur komparativen historischen
Forschung
Gerhard Jaritz (Krems/Budapest)
Die Modewelle der AHtagsgeschichte, die besonders die deutschsprachige
Forschung in den Siebziger- und Achtzigerjahren erfaßt hatte1, ist
deutlich abgeebbt. Die Mediävistik hatte an der diesbezüglichen
theoretischen und methodischen Diskussion verspätet und nur begrenzt
teilgenommen2, sich jedoch mit einer Reihe von Einzeluntersuchungen,
1 Vgl. z. B. Norbert Elias, Zum Begriff des Alltags. In: K. Hammerich und M. Klein
(Hrsg.), Materialien zur Soziologie des Alltags (Kölner Zeitschrift fur Soziologie und
Sozialpsychologie, Sonderheft 20) Opladen 1978, 22-29; Peter Borscheid, Plädoyer
ftir eine Geschichte des Alltäglichen. In: P. Borscheid und H. J. Teuteberg (Hrsg.),
Ehe, Liebe, Tod: Zum Wandel der Familie, der Geschlechts- und Generationsbeziehungen
in der Neuzeit. Münster 1983, 1-14; ders., Alltagsgeschichte –
Modetorheit oder neues Tor zur Vergangenheit? In: V. Sellin (Hrsg.),
Sozialgeschichte in Deutschland Ill. Göttingen 1987, 78-100; Klaus Tenfelde,
Schwierigkeiten mit dem Alltag. In: Geschichte und Gesellschaft 10 (1984) 376-394;
Alf Lüdtke, Alltagsgeschichte: Zur Rekonstruktion historischer Erfahrungen und
Lebenswelten. Frankfurt/Main-New Y ork 1989.
2 Vgl. die Beiträge in: Die Erforschung von Alltag und Sachkultur des Mittelalters.
Methode – Ziel – Verwirklichung (Veröffentlichungen des Instituts fur mittelalterliche
Realienkunde Österreichs 6 = Sb. Ak. Wien, phil.-hist. Kl. 433) Wien 1984;
Mensch und Objekt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Alltag – Leben – Kultur
(Veröffentlichungen des Instituts fur Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neuzeit 13 = Sb.Ak.Wien, phil.-hist. Kl. 568) Wien 1990. Vgl. ferner Helmut
Hundsbichler, Realienkunde zwischen ‚Kulturgeschichte‘ und ‚Geschichte des Alltags‘.
In: Medium Aevum Quotidianum-Newsletter 9 (1987) 34-42. Hans-Wemer Goetz,
Methodological Problems of a History of Everyday Life in the Early Middle Ag es. In:
Medium Aevum Quotidianum 30 { 1994) 10-21; Gerhard Jaritz, Zwischen Augenblick
und Ewigkeit. Einfuhrung in die Alltagsgeschichte des Mittelalters. Wien-Köln 1989;
ders., Methodological Aspects of the History of Everyday Life in the Late Middle
Ages. In: Medium Aevum Quotidianum 30 (1994) 22-27; Robert Jütte, In Search of
Material Culture and Everyday Life in Germany. In: Bob Scribner (Hrsg.), Germany:
A New Social and Economic History. London 1995, 327-353.
10
und vor allem mit einigen Überblicksdarstellungen am Trend beteilige.
Dabei spielte die offensichtliche Notwendigkeit, neben schriftlichen
Quellen auch erhaltenes bildliches und archäologisches Material für die
Analyse und Darstellung heranzuziehen, eine wichtige, wenn auch
mitunter im Bereich bloßer Illustration verbleibende Rolle. Die darauf
bezogene methodische Diskussion vermittelte die Relevanz komparativer,
qualitativer und quantitativer Zugänge hinsichtlich aller heranzuziehenden
Quellengruppen 4.
3 Vgl. z. B. Arno Borst, Lebensformen im Mittelalter. Frankfurt/Main-Berlin 1973;
Otto Borst, Alltagsleben im Mittelalter. Frankfurt/Main 1983; Hans-Werner Goetz,
Leben im Mittelalters vom 7. bis 13. Jahrhundert. München 1986; Harry Kühne!
(Hrsg.), Alltag im Spätmittelalter. Graz-Wien-Köln 1984 (4. Aufl. 1996); Zur
modernen englischen Forschung vgl. Christopher Dyer, Everyday Life in Medieval
England. Landon-Rio Grande 1994. Zu Frankreich vgl. Robert Delort, Le Moyen
Age. Histoire illustree de Ia vie quotidienne. Lausanne 1972; ders., La vie au Moyen
Age (Points Histoire 62) Paris 1982; Fernand Braudel, Civilisation materielle,
economie et capitalisme XVe-XVIIIe siecle. Les structures du quotidien: Le possible
et !’impossible. Paris 1979: Philippe Aries und Georges Duby (Hrsg.), Histoire de Ia
vie privee II: De I’Europe feodale illa Renaissance. Paris 1985; vgl auch die oft sehr
populärwissenschaftlich verfaßten Bände der Reihe „Histoire de Ia vie quotidienne“.
Zu Spanien vgl. Luis Castelle (Hrsg.}, La historia de Ia vida cotidiana (Ayer 19)
Madrid 1995; Pilar Hemandez Inigo, La cultura material en Ia Edad Media.
Documentaci6n y fuentes para su estudio. In: C. Barras (Hrsg.), Historia a debate.
Medieval. Santiaga de Camposteta 1995, 23 5-250, sowie z. B. Maria Barcel6 Crespi,
Elements materials de Ia vida quotidiana a Ia Mallorca baixmedieval (Part Forana).
Palma 1994; Jaume Sastre Moll, Alguns aspectes de Ia vida quotidiana a Ia Menorca
Medieval. Palma 1995. Zu Rußland vgl. Adel L. Jastrebickaja, Alltäglichkeit,
Volkskultur und materielle Kultur in der sowjetischen Mediävistik. In: Mensch und
Objekt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit 127-155; dies., Cpe.nHeBeKOB1UI KYJJbzypa
H ropo.n B HOBOH HCTOpH’ieCKOH HayKe [Mittelalterliche Kultur und die Stadt in
neuen historischen Forschungen]. Moskau 1995; Juri L. Bessmertnii (Hrsg.), tienoBeK
B Kpyry CeMbl1. 0’lepKH no HCTOpH11 ‚iaCTHOH JKI13HH B Espone AO Ha’iaJJa HOBOfO
speMeHH [Der Mensch im Kreis der Familie. Skizzen zur Geschichte des privaten
Lebens in der frühen Neuzeit). Moskau 1996.
‚ Vgl. z.B. Elisabeth Vavra, Schriftquellen als Dokumente fur die Bedeutung von
Kunstwerken in der Alltagssituation des mittelalterlichen Menschen. Versuch einer
Darstellung. In: Medium Aevum Quotidianum-Newsletter 3 ( 1984) S-12; Pictura
quasi fictura. Die Rolle des Bildes in der Erforschung von Alltag und Sachkultur des
Mittelalters und der frühen Neuzeit. Internationales Round-Tabte-Gespräch Krems an
der Donau 3. Oktober 1994 (Forschungen des Instituts fur Realienkunde des
Mittelalters und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien I) Wien 1996;
Helmut Hundsbichler, Gerhard Jaritz und Thomas Kühlreiber (Hrsg.), Die Vielfalt der
Dinge. Archäologie und Realienkunde im Gespräch (Forschungen des Instituts fur
Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien
3) Wien 1998; Helmut Hundsbichler, Perspektiven fur die Archäologie des
Mittelalters im Rahmen einer Alltagsgeschichte des Mittelalters. In: Jürg Tauber
(Hrsg.}, Methoden und Perspektiven der Archäologie des Mittelalters (Archäologie
I I
Der vorliegende Beitrag soll sich vorrangig mit jenen
Überlegungen und Methoden auseinandersetzen, die am seit 1969
bestehenden „Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neuzeit“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in K rems an
der Donau zur Anwendung kommen, einer Forschungseinrichtung, deren
Schwerpunkt die Erforschung des Alltagslebens der genannten Periode
darstell t5.
Die Schwäche mancher alltagshistorischer Forschungen zum Mittelalter
liegt mitunter noch immer im allzu deskriptiven Zugang zur Materie und
in zu geringer Berücksichtigung der Kontextualität von Informationen aus
den Quellen. Die Behandlung und der Einfluß mancher inhaltsimmanenter
Probleme, wie etwa der Bedeutung von Zeichenhaftigkeit
und Symbolik6, von Norm und Praxis7, von „pattems of intention“ vs.
„pattems of response“8, von Typen, Stereotypen und Topoi9, von
und Museum 20) Liestal 1991, 85-99. Vgl. auch Gabriela Signori, Wörter, Sachen
und Bilder. Oder: die Mehrdeutigkeit des scheinbar Eindeutigen. In: A. Löther u. a.
(Hrsg.), Mundus in imagine. Bildersprache und Lebenswelten im Mittelalter. Festgabe
fllr Klaus Schreiner. München 1996, 11-33.
Vgl. die Veröffentlichungen des Instituts fiir mittelalterliche Realienkunde
Österreichs I fT. (= Sb. Ak. Wien, phil.-hist. Kl., 1976 ff) fortgefiihrt als
Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neuzeit (1990 ff.), sowie die am genannten Institut herausgegebene Zeitschrift
„Medium Aevum Quotidianum“ (1982 ff.).
6 Vgl. z. B. Gertrud Blaschitz, Helmut Hundsbichler, Gerhard Jaritz und Elisabeth
Vavra (Hrsg.), Symbole des Alltags, Alltag der Symbole. Festschrift Harry Kühne)
zum 65. Geburtstag. Graz 1992, passim; Gabriele Raudszus, Die Zeichensprache der
Kleidung. Untersuchungen zur Symbolik des Gewandes in der deutschen Epik des
Mittelalters (ORDO. Studien zur Literatur und Gesellschaft des Mittelalters und der
frühen Neuzeit I) Hildesheim-Zürich-New York 1985.
7 Vgl. z. B. Gerard Rooijakkers und Theo van der Zee (Hrsg.), Religieuze
volkscultuur. Oe spanning tussen de voorgeschreven orde en de geleefde praktijk.
Nijmegen 1986; Gerhard Jaritz (Hrsg.), Nonn und Praxis im Alltag des Mittelalters
und der frühen Neuzeit (Forschungen des Instituts fiir Realienkunde des Mittelalters
und der frühen Neuzeit. Diskussionen und Materialien 2) Wien 1997.
8 Vgl. bes. die bekannten Arbeiten zur Sozialgeschichte der Kunst: Michael
Baxandall, Painting and Experience in Fifteenth Century Italy. A Primer in the Social
History ofPictorial Style, 2.Aufl. Oxford-New York 1988 (dt.: Die Wirklichkeit der
Bilder. Malerei und Erfahrung im Italien des 15. Jahrhunderts. Frankfurt/Main 1977);
ders., Patterns of Intention. On the Historical Explanation of Pictures. New HavenLondon
1986 (dt.: Ursachen der Bilder. Über das historische Erklären von Kunst.
Berlin 1990); David Freedberg, The Power of Images. Studies in the History and
Theory of Response. Chicago-London 1 989; Keith Moxey, Reading the „Reality
Effect“. In: Pictura quasi fictura 15-21. Vgl. auch Harry Kühne), Abbild und Sinnbild
12
Perzeption und Realisierung, von Tenninologie und Begriffiichkeit10,
sowie von didaktischer Zielsetzung ll, wird des öfteren zu geringer
Stellenwert zugemessen. Aus der „Realität der Quellen“ entsteht
manchmal zu leicht eine mitunter pittoreske mittelalterliche „Lebenswirklichkeit“,
welche womöglich noch dazu mit auf heutige Verhältnisse
bezogenen qualitativen Wertungen – z. B. die feuchten, dunklen Räume
der Bauernhäuser – versehen wird.
Um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, sind unterschiedliche
komparative Forschungsansätze von besonderer Wichtigkeit. Wenn wir
uns daher etwa flir die Einflüsse der Luxusgesetzgebung auf eine
spämittelalterliche Gesellschaft interessieren, so erscheint es natürlich
nicht nur sinnvoll, darauf bezugnehmendes Gerichtsmaterial zu
Vergleichen heranzuziehen12, sondern sich auch mit solchen Quellen
in der Malerei des Spätmittelalters. In: Europäische Sachkultur des Mittelalters
(Veröffentlichungen des Instituts fur mittelalterliche Realienkunde Österreichs 4 = Sb.
Ak. Wien, phil.-hist. Klasse 374) Wien 1980, 83-100; Löther, Mundus in imagine,
fass im.
Vgl. z. B. in bezug auf die Analyse literarischer Quellen Helga SchOppert,
Spätmittelalterliche Didaktik als Quelle fur adeliges Alltagsleben? In: Adelige
Sachkultur des Spätmittelalters (Veröffentlichungen des Instituts fur mittelalterliche
Realienkunde Österreichs 5 = Sb. Ak. Wien, phil.-hist. Kl. 400) Wien 1982, 21 5-257;
dies., Der Bauer in der deutschen Literatur des Spätmittelalters – Topik und
Realitätsbezug. In: Bäuerliche Sachkultur des Spätmittelalters (Veröffentlichungen
des Instituts fur mittelalterliche Realienkunde Österreichs 7= Sb. Ak. Wien, phil. hist.
Kl. 439) Wien 1984, 125-176; dies., Frauenbild und Frauenalltag in der
Predigtliteratur. In: Frau und spätmittelalterlicher Alltag (Veröffentlichungen des
Instituts fur mittelalterliche Realienkunde Österreichs 9 = Sb. A.k.Wien, phil.-hist. Kl.
473) Wien 1986, 103-156. 10 Vgl. z. B. Terminologie und Typologie mittelalterlicher SachgOter: das Beispiel der
Kleidung (Veröffentlichungen des Instituts fur mittelalterliche Realienkunde
Ö11s terreichs 10 =Sb. Ak. Wien, phil. hist. Kl. 511) Wien 1988. Vgl. z .. B. in Bezug auf die Analyse von Bildmaterial Keith Moxey, Peasants,
Warriors and Wives. Popular Imagery in the Reformation. Chicago-London 1989.
Vgl. Anm. 9.
12 Vgl. z. B. Neithard Bulst, Zum Problem städtischer und territorialer Kleider-,
Aufwands- und Luxusgesetzgebung in Deutschland (13. – Mitte 16. Jahrhundert). In:
A. Gourdon und A. Rigaudiere (Hrsg.), Renaissance du pouvoir legislatif et genese de
!’Etat (Publications de Ia societe d’histoire du droit et des institutions des anciens pays
de droit ecrit 3) Montpellier 1988, 29-57; ders., Kleidung als sozialer Konfliktstoff.
Probleme kleidergesetzlicher Normierung im sozialen Gefuge. In: idem und R. JOtte
(Hrsg.), Zwischen Sein und Schein. Kleidung und Identität in der städtischen
Gesellschaft (Saeculum, 4411) Freiburg-Monehen 1993, 32-46; ders., Les
ordonnances somptuaires en Allemagne: expression de !’ordre social urbain (XIVeXVIe
siecle). In: Academie des Inscriptions & Belles-Lettres. Comptes rendus des
seances de l’annee 1993. Paris 1993, 771-785; Katharina Simon-Muscheid,
13
auseinanderzusetzen, welche die in der Luxusgesetzgebung
angesprochene Objektwelt in ihrem situationsbezogenen Kontext mit
verschiedenen Gruppen der Bevölkerung für andere Argumentationen
und Argumentationsmuster verwendet (z.B. didaktische Bild- und
Schriftquellen). Dort kann sich dann die Möglichkeit ergeben,
unterschiedliche und dennoch voneinander abhängige Perzeptions- und
Wirkungskriterien zu erkennen. Dabei spielt offensichtlich das Operieren
mit Kontrasten eine entscheidende Rolle13. Jene Anwendung von
Kontrastmustern kann als ein regelmäßig auftretendes Phänomen erkannt
werden, welches nicht nur Norm und Didaxe direkt beeinflußte, sondern
auch die Lebenspraxis in mannigfaltiger Hinsicht bestimmte; man denke
hierbei an die Konfrontation von „Eiitenkultur“ und „Volkskultur“14, von
Gerichtsquellen und Alltagsgeschichte. In: Medium Aevum Quotidianum 30 ( 1 994)
28-43.
„Vgl. z. B. Jaritz, Zwischen Augenblick und Ewigkeit 127-192; ders., Das Bild des
„Negativen“ als Visualisierung der Übertretung von Ordnungen im Spätmittelalter. In:
Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1993, 205-213; ders., Schnabelschuh
und Hörnerhaube oder: Bild, Sachkultur und Kontextualisierung. In: 8.
Österreichischer Kunsthistorikertag: Vergangenheit in der Gegenwart – Gegenwart in
der Kunstgeschichte? (Kunsthistoriker I 1/12, 1994/95) Wien 1996, 8-12; ders., Gut
versus Böse im späten Mittelalter. Zeichensetzung und Symbole in der Visualisierung.
In: R. W. Brednich und Heinz Schmitt (Hrsg.), Symbole. Zur Bedeutung der Zeichen
in der Kultur. 30. Deutscher Volkskundekongreß in Karlsruhe vom 25. bis 27.
September 1995. Münster-New York-München-Berlin 1997, 135-144; ders., Der
„gute“ und der „böse“ Tote. Zur zeichenhaften Visualisierung des Leichnams im
Spätmittelalter. In: N. Stefenelli (Hrsg.), Körper ohne Leben. Begegnung und
Umgang mit Toten. Wien-Köln-Weimar 1 998, 325-335.
14 Vgl. allg z.B. Willern Th. M. Frijhoff, Kultur und Mentalität: Illusion von Eliten?
In: Österreichische Zeitschrift fi.ir Geschichtswissenschaften 2/2 (199 1 ) 7-33; Peter
Burke, Popular Culture Reconsidered. In: Mensch und Objekt im Mittelalter und in
der frühen Neuzeit 181-19 I; Aaron Ja. Guewitsch, Mittelalterliche Volkskultur.
Probleme zur Forschung. Dresden 1986; ders., Stumme Zeugen des Mittelalters.
Weltbild und Kultur der einfachen Menschen. Weimar-Köln-Wien 1997; B. n. ,AapKeBH’I,
HapOAH3ll KYJJbrypa cpeAHeBeKOBb!l. napOA11!1 B Jli1Teparype 11 11CKYCCTBe IXXVI
BB. [Mittelalterliche Volkskultur. Parodie in der Literatur und Kunst des 9. bis
16. Jahrhunderts]. Moskau 1992; Peter Dinzelbacher, Volkskultur und Hochkultur im
Spätmittelalter. In: ders. und H.-0. Mück (1-lrsg.), Volkskultur des europäischen
Mittelalters (Böblinger Forum I ) Stuttgart 1987, 1-14; Gerhard Jaritz, Gemeinsamkeit
und Widerspruch: Spätmittelalterliche Volkskultur aus der Sicht von Eliten.
In: ebd. 15-33; ders., „Popular“ Medicine and the „Eiites“ in the Late Middle Ages. In:
Medium Aevum Quotidianum 3 1 ( 1 994) 23-43; Moxey, Peasants, Warriors and
Wives, passim; Rooijakkers und van der Zee (1-lrsg.), Religieuze volkscultuur, passim;
Gerard Nijsten, Volkscultuur in de late Middeleuwen. Feesten, processies en
(bij)geloof. Utrecht-Antwerpen 1 994; Hans-Werner Goetz und Friederike Sauerwein
(1-lrsg.), Volkskultur und Elitekultur im frühen Mittelalter. Das Beispiel der
Heiligenviten (Medium Aevum Quotidianum 36) Krems 1997.
14
fremd und eigen15, von alt und neu16 oder an die Auseinandersetzung mit
„Gender“17. Für alle diese Bereiche ist ein kontextgebundener Vergleich
der unterschiedlichen „Wirklichkeiten der Quellen“ von unabdingbarer
Wichtigkeit. Dabei erweist sich eine Verbindung von qualitativen und
quantitativen Ansätzen und Interpretationen von Bedeutung, vor allem
dann, wenn es um die EntschlüsseJung von Mustern und Typisierungen
geht, die in unterschiedlicher Weise zur Anwendung kommen konnten.
Für derartige Methoden und Analysen zeigt sich die Auseinandersetzung
mit Möglichkeiten computergestützter Methoden als besonders relevant18•
Dies gilt sowohl für die Behandlung schriftlicher Überlieferung als auch
fiir die Auseinandersetzung mit Bildquellen, bei welcher die Bedeutung
komparativer digitaler Bildanalyse zusehends an Bedeutung gewinnt19.
15 Vgl. z. B. Harry Kühne!, Das Fremde und das Eigene. Mittelalter. In: Peter
Dinzelbacher (Hrsg.), Europäische Mentalitätsgeschichte. Hauptthemen in
Einzeldarstellungen. Stuttgart 1993, 415-428; Helmut Hundsbichler, „Eigenwelten“
und das „Fremde“. In: Bericht über den 19. Österreichischen Historikertag in Graz
(Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Historiker und Geschichts·
vereine 28) Wien 1993 (1995); 361-364; Gerhard Jaritz, Die Nähe der Ferne.
Rezeptionsmuster in Alltag und Sachkultur des Spätmittelalters. In: ebd. 369-74. F.
R. P. Akehurst und Stephanie Cain van d’Eiden (Hrsg.), The Stranger in Medieval
Society (Medieval Cultures 12) Mineapolis-London 1997. Vgl. Anm. 27. 16 Vgl. z. B. die Beiträge in: Alltag und Fortschritt im Mittelalter. Internationales
Round· Table-Gespräch Krems an der Donau I. Oktober 1984 (Veröffentlichungen
des Instituts fiir mittelalterliche Realienkunde Österreichs 8 = Sb. Ak. Wien, phil.hist.
Kl. 470) Wien 1986.
17 Vgl. z. B. Alison G. Stewart, Unequal Lovers. A Study of Unequal Lovers in
Northern Art. New York 1977; Erhard Chvojka, „Nu ist sie junk, so ist er alt“. Zur
sozialen und kulturellen Bedeutung des „Ungleichen Paares“ vom 15.-17. Jh. In:
Medium Aevum Quotidianum 35 (= Otium 3/1-2), Krems-Zagreh 1996, 35-52;
Moxey, Peasants, Warriors and Wives 101-126; Gerhard Jaritz, Die Bruoch. In:
Blasehitz u. a. (Hrsg.), Symbole des Alltags, Alltag der Symbole 395-416. Vgl.
allgemein z. B. den Sammelband: Frau und spätmittelalterlicher Alltag (Veröffent·
lichungen des Instituts fiir mittelalterliche Realienkunde Österreichs 9 = Sb. Ak.
Wien, phil.-hist. Kl. 473) Wien 1986.
18 Vgl. allg. Manfred Thaller, The Daily Life of the Middle Ages, Editions of Sources
and Data Processing. In: Medium Aevum Quotidianum-Newsletter 10 (1987) 6-29;
ders., Zur Formalisierbarkeit hermeneutischen Verslehens in der Historie. In:
Mentalitäten und Lebensverhältnisse. Rudolf Vierhaus zum 60. Geburtstag. Göttingen
1982, 441-453; Gerhard Jaritz, Quantitative Methoden in der Alltagsgeschichte des
Mittelalters. In: G. Botz u. a. (Hrsg.), „Qualität und Quantität“. Zur Praxis der
Methoden der Historischen Sozialwissenschaften (Studien zur Historischen
Sozialwissenschaft I 0) Frankfurt/Main-New York 1988, 85-108.
19 Vgl. z. B. Gerhard Jaritz, Images. A Primer of Computer-Supported Research
(Halbgraue Reihe zur historischen Fachinformatik A 22) St. Katharinen 1993; ders.,
Everyday Life in the Middle Ages and Digital Image Analysis. In: Computers & the
History of Art. Teaching, Images, Internet, ed. Michael Greenhalgh (http:
15
Bei allen diesbezüglichen Untersuchungen erweist sich
selbstverständlich die Berücksichtigung der Unterschiedlichkeit des
Aussagegehaltes der herangezogenen Quellentypen20 als entscheidend.
Dabei können durchaus unterschiedliche Perzeptions- und Wertungsmuster
eine wichtige Rolle spielen, wie es etwa anhand der komparativen
Untersuchung des Auftretens von Kleiderfarben in der religiösen Kunst
und in der testamentarischen Überlieferung des Spätmittelalters gezeigt
werden konnte21. Ähnliches gilt flir jene Art von „Gleichzeitigkeit des
Ungleichzeitigen“, in welcher Objekte, Personen, Handlungen und
Qualitäten einerseits „Alltagsnähe“ repräsentieren können, andererseits
und gleichzeitig jedoch natürlich symbolische oder metaphorische
Verweise auf andere Botschaften darstellen, seien sie religiöser oder
profaner Natu2. Ein solches Phänomen der „Nähe“ als Argumentationsmuster
läßt sich mannigfach belegen, von Komponenten der Marien-
1/rubens.anu.edu.au/chart/; 1995): http://rubens.anu.edu.au/chart/jaritz.html oder http:
1/vandyck.anu.edu.au/chart/jaritz.html; ders., Computergestützte Bildanalysen in der
Geschichte mittelalterlichen Alltags. In: Österreich in Geschichte und Literatur 39/3
(1995), 156-161; ders., The Old Image: Organizing Medieval lmages Archives. In:
Proceedings of the II th International Conference of the Association for History and
Computing, Moskau 1996. Moskau 1998 (im Druck). 20 Vgl. z. B. Die Funktion der schriftlichen Quelle in der Sachkulturforschung
(Veröffentlichungen des Instituts fiir mittelalterliche Realienkunde Österreichs I =
Sb. Ak. Wien, phil.-hist. Kl. 304/4) Wien 1976; Pictura quasi fictura, passim; Die
Vielfalt der Dinge, passim; Helmut Hundsbichler, Sampling or Providing ‚Reality‘.
Co-ordinates for the Evaluation of Historical Archaeology Research. In: D. Gaimster
und P. Stamper (Hrsg.), The Age of Transition. The Archaeology of English Culture
1400-1600 (The Society for Medieval Archaeology Monograph 15 = Oxbow
Monograph 98) Oxford 1997. 21 Vgl. Elisabeth Vavra, Kunstwerke als Massenquellen. Möglichkeiten und Grenzen
einer EDV-unterstützten Auswertung. In: Pictura quasi fictura 191-205; Gerhard
Jaritz, The Importance of Colour in the Life of Medieval and Early Modem Society
in Western and Centrat Europe. In: Color and Cultural Heritage 95. International
Conference, Varna, „St. Konstantin and Elena“, 12-14 September 1995. Compilation
of Reports. Sofia 1997, 11-15. Zum Problem der Rolle von Farben in der
mittelalterlichen Gesellschaft vgl. allgemein Michel Pastoureau, Figures et couleurs.
Etude sur Ia symbolique et Ia sensibilite medievales. Paris 1986; ders., Couleurs,
2I2m ages, Symboles. Etudes d’histoire et d’antropologie. Paris 1988. Vgl. z. B. Gerhard Jaritz, Umweltbewältigung. Der Beitrag der Geschichtswissenschaften.
In: G. Jaritz und V. Winiwarter (Hrsg.), Umweltbewältigung. Die historische
Perspektive. Bietefeld 1994, 7-22; Gerhard Jaritz und Verena Winiwarter, On the
Perception of Nature in a Renaissance Society. In: M. Teich, R. Porter und B.
Gustafsson (Hrsg.), Nature and Society in Historical Context. Cambridge 1997, 91-
111, bes. 101-107.
16
symbolik23 bis zur örtlichen Nähe von Betrachtern religiöser Bilder oder
des Publikums religiösen Theaters zu dargestellten bzw. auftretenden
Begleitfiguren, welche – oft humoristisch belegt – als Mittel zur
Visualisierung persönlicher Teilnahme dienen konnten24.
Formen des Alltags sowie deren Perzeption und Bewertung sind in
starkem Maße von der Öffentlichkeitsintensität der jeweiligen Situationen
abhängig. Der Grad an Öffentlichkeit beeinflußte dabei auch besonders
die Erkenntnis von Notwendigkeiten, ob und inwieweit Bereiche des
Alltagslebens normativ reguliert oder einer didaktischen Argumentation
ausgesetzt weden sollten. Dabei ist „Öffentlichkeit“ allerdings sehr
status-, raum- und situationsbedingt zu sehen. Adelige, städtische oder
bäuerliche Öffentlichkeit ist etwa völlig anders zu analysieren als
klösterliche Öffentlichkeit, nachdem es für die monastische Sphäre
zumindest bis ins Hochmittelalter etwas, das wir als privaten Raum
verstehen könnten, nicht gab. Jede Handlung innerhalb der Kommunität
war öffentlich und damit auch normativen Regulierungsversuchen
unterworfen. Dies erklärt Vorschriften zur Unterkleidung, zur Art des zu
Bett Gehens, zum Austreten etc.25, welche wir im profanen Bereich
natürlich nicht antreffen. Dort ist jene normauslösende Öffentlichkeit vor
allem in den Bereichen des Kleidungswesens, der Festgestaltung und
anderer Sphären des äußerlichen, für alle sichtbaren Aufwandes zu
erkennen26.
23 Vgl. z. B. Anselm Salzer, Die Sinnbilder und Beiworte Mariens in der deutschen
Literatur und lateinischen Hymnenpoesie des Mittelalters. Eine literarisch-historische
Studie, 2. Aufl. Darmstadt 1967 (Nachdruck der Ausgabe Linz 1893).
24 Vgl. z. B. Jaritz, Zwischen Augenblick und Ewigkeit 75-79; ders., Nähe und
Distanz als Gebrauchsfunktion spätmittelalterlicher religiöser Bilder. In: Klaus
Schreiner (Hrsg.), Soziale, visuelle und körperliche Dimensionen mittelalterlicher
Frömmigkeit. Bielefeld (im Druck); Leopold Schmidt, „Sankt Joseph kocht ein
Müselein“. Zur Kindlbreiszene in der Weihnachtskunst des Mittelalters. In: Europäische
Sachkultur des Mittelalters 143-166; Wolfgang Greisenegger, Die Realiät im
religiösen Theater des Mittelalters. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte (Wiener
Forschungen zur Theater und Medienwissenschaft I) Wien 1978, bes. 276-286. Zum
Symbolgehalt von nahen „Alltagsobjekten“ vgl. z. B. auch Harry Kühne!, Die FliegeSymbol
des Teufels und der Sündhaftigkeit. In: W. Tauber (Hrsg.) Aspekte der
Germanistik. Festschrift fur Hans-Friedrich Rosenfeld zum 90.Geburtstag (Göppinger
Arbeiten zur Germanistik 521) Göppingen 1989, 285-305.
25 Vgl. Gerd Zimmermann, Ordensleben und Lebensstandard. Die Cura corporis in
den Ordensvorschriften .des abendländischen Hochmittelalters (Beiträge zur
1G6 eschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 32) Münster 1973. Vgl. z. B. Lieselette Constanze Eisenbart, Kleiderordnungen der deutschen Städte
zwischen 13 50 und 1700. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des deutschen Bürgertums
(Göttinger Bausteine zur Geschichtswissenschaft 32) Berlin-Frankfurt/Main 1962;
17
Alle Bereiche der Alltagsgestaltung sind in der Regel mit
Phänomenen der Kommunikation verbunden, die vom lokalen und
regionalen Raum bis zu „internationalen“ Verbindungen reichen konnte27.
Kommunikation muß als alltagsbeeinflussend erkannt werden und stellt
selbst eine Sphäre von Alltag dar. Vielfaltige gegenseitige Interessen,
Beeinflussungen und Übernal1men sind nachzuweisen28. Mannigfache
Verbindungen führen hierbei vom „Alltäglichen“ zum „NichtAlltäglichen“;
Konnexe zwischen Alltag, Kultur, Politik, Religion,
Wirtschaft, Wissenschaft etc. können erkannt werden29.
Bulst, Zum Problem städtischer und territorialer Kleider-, Aufwands- und
Luxusgesetzgebung 29-57; ders., Feste und Feiern unter Auflagen. Mittelalterliche
Tauf-, Hochzeits- und Begräbnisordnungen in Deutschland und Frankreich. In: D.
Altenburg, J. Jarnut und H. H. Steinhoff (Hrsg.), Feste und Feiern im Mittelalter.
Paderborner Symposium des Mediävistenverbandes. Sigmaringen 1991, 39-54; ders.,
Normative Texte als Quelle zur Kommunikationsstruktur zwischen städtischen und
territorialen Obrigkeiten im späten Mittelalter und in der fiühen Neuzeit. In:
Kommunikation und Alltag in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Veröffentlichungen
des Instituts fur Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit 15 = Sb. Ak.
Wien, phil.-hist. Klasse 596) Wien 1992, 127-144; Gerhard Jaritz, Kleidung und
Prestige-Konkurrenz. Unterschiedliche Identitäten in der städtischen Gesellschaft
unter Normierungszwängen. In: N. Bulst und R. Jütte (Hrsg.), Zwischen Sein und
Schein. Kleidung und Identität in der städtischen Gesellschaft (Saeculum, 44/1)
Freiburg-München 1993, 8-31.
27 Vgl. z. B. Kommunikation und Alltag, passim; Kommunikation zwischen Orient
und Okzident. Alltag und Sachkultur (Veröffentlichungen des Instituts fur
Realienkunde des Mittelalters und der fliihen Neuzeit 16 = Sb. Ak. Wien, phil.-hist.
Klasse 619) Wien 1994.
28 Vgl. z. B. Willern FrijhotT, Communication et vie quotidienne a Ia fin du moyen äge
et ä I‘ epoque moderne: reflexions de theorie et de methode. In: Kommunikation und
Alltag 9-37. Als Einzeluntersuchungen vgl. z. B. Helmut Hundsbichler, Stadtbegriff,
Stadtbild und Stadtleben des 15. Jahrhunderts nach ausländischen Berichterstattern
über Österreich. In: Das Leben in der Stadt des Spätmittelalters (Veröffentlichungen
des Instituts fur mittelalterliche Realienkunde Österreichs 2 = Sb. Ak. Wien, phil.hist.
Kl. 325) 3. Aufl. Wien 1997, 111-131; Staate Sinding-Larsen, Medieval Images
as a Medium of Ritualized Communication. in: Kommunikation und Alltag 323-338;
Heiko Steuer, „Objektwanderung“ als Quelle der Kommunikation. Die Möglichkeiten
der Archäologie. In: ebd. 401-440; Gerhard Dohrn-van Rossum, Die Geschichte der
Stunde. Uhren und moderne Zeitordnungen. München 1992; Gerhard Jaritz,
„Transeuntes ad alium ordinem.“ The Position of Cistercians and Carthusians in the
Middle Ages. In: Medium Aevum Quotidianum 36 (1997) 32-39.
29 Vgl. z. B. Bob Scribner, Mündliche Kommunikation und Strategien der Macht in
Deutschland im 16. Jahrhundert. In: Kommunikation und Alltag 183-197; Gerhard
Jaritz, Der Einfluß der politischen Verhältnisse auf die Entwicklung der Alltagskultur
im spätmittelalterlichen Österreich. In: Bericht über den sechzehnten Österreichischen
18
Damit erweist sich auch erneut deutlich, daß alltagsgeschichtliche
Forschung des Mittelalters in vielfaltiger Weise mit komparativen
Methoden und Ansätzen in Beziehung stehen muß, welche auf pluri- und
interdisziplinärer Kooperation aufzubauen haben. Mittelalterliche
Alltagsgeschichte kann nicht ohne Berücksichtigung der Analysen in
anderen historischen Forschungsfeldern betrieben werden, andere
historische Forschungsfelder sind jedoch gleichfalls in engster Abhängigkeit
von Ergebnissen der Alltagsgeschichte zu sehen.
Historikertag (Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine
24) Wien 1 985, 527-535.
19
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
38
KREMS 1998
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Titelgraphik Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der
materiellen Kultur des Mittelalters, Kömennarkt 13, A-3500 Krems, Österreich.
Für den ltlhalt verantwortlich zeiclmen die Autoren, olme deren ausdrückliche
Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist. – Druck:
KOPITU Ges. m. b. H., Wiedner Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
History ofDaily Life: The Variety of Approaches . . . . . .. . . . . . . .. . . .. . . …. . . . . . 7
Franceise Piponnier, L’histoire de Ja vie quotidienne
au Moyen Age . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Gerhard Jaritz, Geschichte des Alltags im Mittelaltereine
Herausforderung zur komparativen Forschung . . . . .. . . . . .. . . 10
Axel Bolvig, Medieval Images and the History ofEveryday Life . . . 20
Norbert Schnitzler, „Reality“ oflmages- „Realities“ ofLaw . . . . … . 23
Melitta Weiss Adamson, Researching the Diet of
Medieval Germany: Possibilities and Limitations of
Written Sources and Material Evidence . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . 27
Gordan Ravancic, Crime in Tavems ofLate Medieval Dubrovnik .. . . . . . . 31
Anu Mänd, Shooting the Bird and the MaigrafFestival
in Medieval Livonian Towns . . . . . . . . ….. . . . . . . . . . . .. . . .. . . . … . . . . . … . . . . . 46
Rezensionen . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .. . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 66
3
Vorwort
Medium Aevum Quotidianum legt mit diesem Heft 38 die erste Veröffentlichung
des Jahrgangs 1998 vor. Der Band widmet sich im
besonderen den Statements zu einem Round-Table-Gespräch „History of
Daily Life: The Variety of Approaches“, welches im Juli 1997 am
International Medieval Congress in Leeds mit reger Publikumsbeteiligung
stattgefunden hat. Dabei zeigte sich wieder, daß einerseits die
interdisziplinäre Analyse unterschiedlichsten Quellenmaterials im
jeweiligen Kontext, andererseits die vermehrte Heranziehung bildlicher
Überlieferung im Zentrum der Diskussion stehen. Aspekte der digitalen
Bildverarbeitung spielen dabei eine relevante Rolle sowohl in bezug auf
Bilddokumentation als auch hinsichtlich der Analysen. Zwei Einzelstudien
behandeln Wirtshauskriminalität im spätmittelalterlichen Ragusa,
sowie die Ausgestaltung von Kaufmanns- und Handwerkerfesten im spätmittelalterlichen
Baltikum.
Heft 39 wird bereits anfangs Juli 1998 erscheinen und sich vorrangig
mit verschiedenen Möglichkeiten der Bildanalyse in der Geschichte
des Alltags auseinandersetzen. Die einzelnen Beiträge werden den nordund
zentraleuropäischen Raum behandeln und konzentriert von Beispielen
mittelalterlicher Wandmalerei ausgehen.
Unser Heft 40 wird – mit Schwerpunk-t auf dem ungarischen Raum
– vor allem der mittelalterlichen Ernährung gewidmet sein und soll neue
interdisziplinäre Forschungsansätze vorstellen; dabei werden besonders
die Möglichkeiten einer Verbindung der Analyse schriftlicher Quellen
und archäologischen Materials im Zentrum der Argumentation stehen.
Heft 41 wird sich wiederum in starkem Maße mit jenen Ergebnissen
auseinandersetzen, welche am International Medieval Congress,
Leeds 1998, in dessen alltagsgeschichtlichen Sektionen zur Vorstellung
gelangen werden. Damit soll neuerlich vermittelt werden, auf welch
intensive Weise sich die Anwendung moderner Methoden und die
Verwirklichung neuer· Ansätze in aktuellen Studien zu Alltag und
materieller Kultur des Mittelalters – im internationalen Rahmen –
verfolgen läßt.
5
Medium Aevum Quotidianum dankt seinen Mitgliedern und
Freunden für das anhaltende bzw. steigende Interesse an den Anliegen
und an der Arbeit der Gesellschaft.
Gerhard Jaritz, Herausgeber
6
History of Daily Life: The Variety of
Approaches
At the International Medieval Congress, Leeds 1997, a round table
discussion was organised as part of the strand „History of Daily Life“ that
dealt with the variety of possible approaches towards this, still rather
young field of Medieval Studies. The international panel consisted of
Axel Bolvig (Copenhagen), Gerhard Jaritz (Krems), Franyoise Piponnier
(Paris), Norbert Schnitzler (Chemnitz), and Melitta Weiss Adamson
(London, Ontario).
As a kind of basis for the discussion, it was emphasised that the
history of medieval everyday life is a field of research dependent on
interdisciplinary approaches. Written and pictorial sources, as weil as
archeological evidence play important rotes for any analysis. The
different contexts of infonnation and their interpretation detennine our
(re)constmction of everyday life in the Middle Ages decisively. The aim
of the round table was to discuss some of the methods and approaches
which are relevant for today’s research. It should also show that „History
of Daily Life“, generally, has to be seen as an undispensable field of
Medieval Studies that also offers relevant methodological aspects and
results for many other historical disciplines.
We are happy to be able to publish the modified short statements of
the panelists in this volume of Medium Aevum Quotidianum. The
originally English statements of Franyoise Piponnier and Gerhard Jaritz
were translated by their authors into French and Gennan respectively.
7