Mittelalterliche Töpferöfen im Österreichischen Donauraum
und der Strukturwandel in der Keramikherstellung
Gabriefe Scharrer
Einleitung
Die vorliegende Arbeit1 bietet eine Zusammenfassung des Forschungsstandes zu
mittelalterlichen Töpferöfen in Österreich. Neben einem kurzen Überblick werden
anband zweier ausgewählter Beispiele Form und Entwicklung, damit hergestellte
Waren sowie der sozialgeschichtliche Hintergrund dargestellt.
Bislang sind in Österreich Funde mittelalterlicher Töpferöfen, die seit
dem Ende des 19. Jahrhunderts dokumentiert wurden, vorwiegend aus dem nieder-
und oberösterreichischem Donauraum bekannt (Abb. 1 ). Meistens handelte
es sich um Zufallsfunde; sie sind zum Großteil durch schlechte oder überhaupt
fehlende Befunddokumentation gekennzeichnet, was ihre Einordnung und Interpretation
problematisch macht.
Töpferöfen in Oberösterreich
Der älteste überlieferte Fund eines mittelalterlichen Töpferofens stammt aus
dem vorigen Jahrhundert. 1893 wurde beim Abbau von Ziegellehm bei Helpfau
im Innviertel ein Töpferofen angeschnitten. STRABERGER dokumentierte den Befund2.
Danach handelte es sich um einen in den anstehenden Boden eingetieften
Töpferofen mit einer aus Lehm aufgebauten Kuppel von 1 ,30m Breite, Lochten-
1 Der Artikel basiert auf Teilen der Diplomarbeit und Dissertation der Autorin: Gabriete
SCHARRER, Mittelalterliche Keramik aus St. Pölten, Niederösterreich. Ungedruckte Diplomarbeit
Univ. Wien, 1994 und Gabriete SCHARRER, Die hochmittelalterliche Graphittonkeramik
mit besonderer Berücksichtigung des Österreichischen Donauraumes und Atpenvorlandes.
Ungedruckte Dissertation Univ. Wien, 1999. Eine ältere, stark gekürzte Version des
Artikels wurde bereits im Tagungsband des 32. Internationalen Hafnereisymposions publiziert:
Gabriete SCHARRER, Mittelalterliche Töpferöfen im Österreichischen Donauraum und
der Strukturwandel in der Keramikherstellung. In: Uwe MÄMPEL – Werner ENDRES (Hg.),
Der keramische Brand. Beiträge zum 32. Internationalen Hafnerei-Symposion des Arbeitskreises
fiir Keramikforschung in Bremen vom 27. September bis zum 3. Oktober 1999.
HöhT-Grenzhausen 2000, 69 ff.
2 N. STRABERGER, Fund einer römischen Töpferei bei Helpfau. In: Mittheilungen der k. k.
Central-Commission 19 (1893) 99 f.
33
ne und Stütze. Diese Angaben ließen vermuten, dass es sich um einen stehenden
Ofen gehandelt haben könnte. Dies wäre eher ungewöhnlich, sind doch aus
Österreich – sofern die Befunde ausreichend dokumentiert wurden – bislang nur
liegende Töpferöfen aus dem Mittelalter bekannt geworden und auch im restlichen
Europa ist der liegende Typ das Mittelalter hindurch vorherrschend3. Die
Dokumentation des Ofens lässt vielmehr vermuten, dass es sich bei dem Befund
von etwa 1 ,45m Länge lediglich um den hinteren Bereich eines Töpferofens
handelt, d. h., der Feuerungsraum war nicht mehr erhalten. Deshalb ist auch
nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Ofen um einen liegenden bzw. Übergangstyp4
handelte. STRABERGER schrieb diesen Ofen noch der römischen Periode
zu, wobei er lediglich eine Sigillata-Scherbe als Argument anfuhrte5. Weitere
zahlreiche mit dem Ofen aufgefundene Keramikfragmente wurden von ihm
allerdings weder in Form noch Material und Herstellungstechnik ausfuhrlieh
beschrieben und bis auf zwei Ausnahmen auch nicht abgebildet. Die wenigen
Angaben sowie die beiden Abbildungen6 einer Wandscherbe mit Rädchendekor
sowie eines Randstückes einer Schüssel mit Wellenband machen aber höchst
wahrscheinlich, daß es sich bei den Funden um mittelalterliche Keramik handelte.
Bereits Ferdinand WJESINGER, der sich in den 30er Jahren in seiner Arbeit
zur Entwicklung des Hafnerhandwerks in Oberösterreich nochmals mit dem
Töpferofenfund von Helpfau beschäftigte, versuchte vergebens die Keramikfunde
ausfindig zu machen, meinte aber damals schon zurecht, dass die bei
STRABERGER abgebildeten Scherben eine Datierung des Objekts in das Mittelalter
nahelegen7.
1928 wurde laut Ferdinand WJESINGER ein Töpferofen in Oberlaim aufgedeckt.
Angesichts der Fundsituation beschrieb WIESINGER den Ofen als „eine
altertümliche, noch bis in unsere Zeit in Südungarn üblich gewesene Brennart in
Form eines Meilers oder um die schon weiter vorgeschrittene, immerhin noch
primitive Ofenform, wie sie heute noch bei den Hafnern in Stoob im Burgenland
üblich ist.“8 Dabei handelte es sich um liegende Öfen9, was den Schluss zulässt,
dass auch der Ofen von Oberlaim dieser Gruppe zuzuordnen ist. WIESINGER
schloss auch die Möglichkeit eines aus Töpfen konstruierten Gewölbes nicht
aus10• Als Datierungsansatz gab er selbst das Ende des 15. Jahrhunderts an, wo-
3 SCHARRER 1999 (zit. Arun. I) 36 ff.
4 Vgl. z. B. Uwe LOBBEDEY, Untersuchungenmittelalterlicher Keramik vornehmlich aus Südwestdeutschland.
In: Arbeiten zur Frühmittelalterforschung 3 (1968) 167 ff.; Vladimir NEKUDA,
Mittelalterliche Töpferöfen und Ausbrenntechnik in Mähren. In: Acta Praehistorica
et Archaeologica 9-10 ( 1978-79) 131.
5 STRABERGER 1893 (zit. Anm. 2) 100.
6 STRABERGER 1893 (zit. Arun. 2) Fig. 4 und 5.
7 Ferdinand W!ESINGER, Die Schwarzhafuer und die Weißhafuer in Oberösterreich. In: Jahrbuch
des Oberösterreichischen Musealvereins 78 (1937) 160.
8 W!ESINGER 1937 (zit. Anm. 7) 157 f.
9 J. R. BÜNKER, Die Hafneröfen in Stoob. In: Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft
in Wien 33 (1903) 329 ff.
10 WIESINGER 1937 (zit. Arun. 7) 158.
34
bei er sich auf Urbare stützte, deren ältestes er um 1 500 einordnete‘ ‚. Die im
Ofen gefundene Keramik könnte allerdings, nach den Abbildungen12 i
WIESINGERs Artikel zu schließen, bereits in das 13. Jahrhundert gesetzt werden.
Töpferofen von Auhof
Vergleichsweise gut überliefert ist der Töpferofen von Auhof der während der
Grabungen 1965-1967 in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld zutage kam.
Weiters wurden mehrere Gruben sowie möglicherweise ein weiterer mittelalterlicher
Töpferofen aufgedeckt.
Auhof liegt im Granit- und Gneishochland der Böhmischen Masse am
Südrand des Oberösterreichischen Mühlviertels. Die hier behandelte Fundstelle
selbst befindet sich nördlich des Klamhofes13, am Rand einer Kuppe (Flurname
Hausberg), welche nach Osten hin zu einem annähernd Nord-Süd verlaufenden
Hohlweg, dem Schindergraben, abfällt.
Der Befund wurde bereits von den Ausgräbern publiziert14• Für eine Neubearbeitung
war der Verfasserio auch die Originaldokumentation der Grabung
zugänglich15• Auf die Publikation stützt sich im wesentlichen (wenn nicht explizit
der Hinweis auf die Originaldokumentation erfolgt) die folgende Beschreibung
des Ofens.
Der Ofen von Auhof (Abb. 2-4) bestand aus einem annähernd kreisrunden
Brennraum (dessen Wand zum Teil bis zu 50cm hoch erhalten war), einem
Heizschacht und einer Befeuerungsgrube, welche sich nach Süden hin öffneten.
Die Gesamtlänge des Objektes betrug ca. 4,30m, der Durchmesser des Brennraumes
ca. 2, 70m. Der Ofen war in den anstehenden Löss eingetieft. Der Boden
stieg von der Feuerungsgrube gegen den Brennraum geringfiigig an. Der Heizschacht
und das südöstliche Viertel der Brennkammer waren aus großen Steinen
aufgebaut. Die Ausgräber deuteten die Steine im Bereich der Brennkammer als
Arbeitstür, welche das Füllen und Entleeren des Brennraumes erleichterte. Boden
und Aufgehendes – soweit erhalten – waren rotgebrannt Es ist denkbar,
dass in die Ofenkuppel auch Keramikbruchstücke eingebaut waren. Besonders
naheliegend ist dieser Gedanke bei einem Randstück (A5) eines Vorratsgefäßes
11 WIESINGER 1937 (zit. Anrn. 7) 162 f.
12 WIESINGER 1937 (zit. Anrn. 7) Taf. XIIU8.
13 SCHARRER 1999 (zit. Arun. I) 1 1 7 ff. bzw. Kapitel Grundherrschaftlich gebundenes Handwerk
in diesem Beitrags.
14 Ämilian KLomER – Manfred PERTLWIESER, Die Ausgrabungen 1966 auf der „Berglitzl“ in
Gusen und auf dem „Hausberg“ in Auhofbei Perg, Oberösterreich. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen
Musealvereins 1 12/I (1967) 75 ff.
15 An dieser Stelle ist Vlasta TOVORNIK zu danken, die sowohl die Dokumentation als auch
die zugehörigen Funde zur V erfiigung stellte und sich für die Finanzierung der archäometrischen
Untersuchungen der Keramikproben durch das Oberösterreichische Landesmuseum
einsetzte. ·
35
aus Graphittonkeramik (Abb. 7), welches aus dem Ofen stammt, und das stark
mit rotgebranntem Lehm verbacken war.
Der Boden der Brennkammer ‚vvurde zumindest zweimal erneuert; der
Ofen weist also wenigstens drei Benutzungsphasen auf. Durch die Erneuerungen
wurde das Bodenniveau der Brennkammer, welches offenbar von Beginn an gegenüber
dem Heizschacht leicht erhöht lag, immer höher. Die Höhendifferenz
betrug schließlich etwa 20 bis 25cm (Abb. 3).
Nach der Originaldokumentation lagen in der Brennkammer größere Steine
verstreut. Die von Ämilian KLornER und Manfred PERTLWIESER publizierten
Abbildungen des Ofens16 zeigen (idealisiert) in der Mitte der Brennkammer eine
viereckige Steinsetzung, welche als Abzugsschacht interpretiert wurde. Ob diese
Interpretation gerechtfertigt ist, kann nicht gesagt werden, sind sich doch auch
die Ausgräber selbst nicht sicher gewesen17. Eine derartige Konstruktion könnte
aber tatsächlich (wie die Ofenzungen bei liegenden Öfen)18 eine bessere Zirkulation
der Heißluft in der Brennkammer erzeugen19. Im Übrigen wäre nach den
publizierten Abbildungen zu schließen, dass diese Steinsetzung erst in der letzten
Benutzungsphase des Ofens eingebaut worden wäre. Tatsache ist allerdings,
dass vergleichbare Konstruktionen bei Töpferöfen bisher nicht nachweisbar waren20
und die Rekonstruktion eines derartigen Abzugschachtes oder Kamins keineswegs
abgesichert werden kann; daher wird der Ofen an dieser Stelle (Abb. 2-
4) ohne einen solchen abgebildet21 .
Möglich wäre hingegen die Interpretation dieser Steinsetzung als Reste
eines Stempels, der eine Tenne getragen hätte22. Damit läge ein stehender Ofen
vor. Hinweise auf eine Lochtenne, welche dieser Stempel gestützt hätte, fehlen
jedoch. Daher dürfte es sich im Falle des Töpferofens von Auhof wahrscheinlich
doch um einen liegenden Ofen gehandelt haben.
Der Brennraum des Ofens selbst enthielt bis auf einige Keramikfragmente23
kein Brenngut Im Heizschacht fanden sich ebenfalls mehrere Bruchstücke
von Graphittonkeramik und ummäntelter Graphittonkeramik Aufgrund dieser
16 KLOIBER – PERTLWIESER 1 967 (zit. Anm. 14) 85, Abb. 4-6.
17 Vgl. Originaldokumentation (Zeichnung und zugehörige Beschreibung im Oberösterreichischen
Landesmuseum) der Grabung.
18 SCHARRER 1 999 (zit. Anm. I) 37.
19 Vgl. aber auch die Meinung von Jochen DESEL, Ein mittelalterliches Ofensystem der Donne-
Töpferei bei Gottsbüren, Stadt Trendelburg, Kreis Kassel, im Reinhardswald. In: Fundberichte
aus Hessen 22/23 (1982/83) 281 über die Kaminfunktion der ansteigenden Bauwei20s
e. SCHARRER 1999 (zit. Anm. I) 36 ff.
21 Die Abbildungen beruhen auf KLOIBER- PERTLWIESER 1967 (zit. Arun. 14) 85, Abb. 4-6.
22 Vgl. z. B. Ursula FRANCKE, Ausgrabung eines karolingischen Töpfereikomplexes in Wal23b
erberg. In: Ausgrabungen im Rheinland 1997 (1 998) 147 f. Hier widersprechen KLOIBER – PERTLWIESER 1 967 (zit. Anm. 14) 86 der originalen, zeichnerischen
Grabungsdokumentation, welche im Inneren der Brennkammer einige Keramikfragmente
zeigt.
36
Funde datierten die Ausgräber den Ofen „mit Vorsicht [ … ] in das hohe Mittelalter“
24.
Betrachtet man den vorliegenden Befund im überregionalen Vergleich,
stellt sich zunächst zugegebenermaßen die Frage, ob es sich tatsächlich um einen
Töpferofen bandelt25. Weist der Ofen zwar einige – fiir hochmittelalterliche
Töpferöfen offenbar charakteristische – Merkmale26 auf, fehlen andere hingegen.
So sprechen die Hanglage und die Eintiefung in den anstehenden Boden fiir
einen Töpferofen. Andererseits fehlen Elemente wie die Ofenzunge oder ein
Feuergitter. Ob es sich bei der Steinsetzung in zentraler Lage um die Reste eines
Stempels handelte, der eine Lochtenne gestützt haben könnte, ist doch eher unwahrscheinlich.
Hinsichtlich des Ofengrundrisses sind mehrere Parallelen anzufiihren.
Ofen 49 aus Wülfingen am Kocher27 entspricht im Grundriß dem Töpferofen
von Auhof. Dort handelt es sich um einen liegenden Ofen. Der Brennraum ist
annähernd kreisrund, die Ausmaße sind allerdings etwas geringer als in Auhof.
Der Übergang vom Brenn- zum Heizraum entspricht dem Befund von Auhof.
Das im Ofen in Wülfingen aufgefundene keramische Material und damit auch
der Befund wurden von Günther P. FEHRING in die zweite Hälfte des 12. bis in
die erste Hälfte des 1 3 . Jahrhunderts datiert. Eine weitere Parallele ist aus Böhmen
bekannt. Der Töpferofen 1 aus der Mitte des 1 3 . Jahrhunderts in Stare
M,Yto28 entspricht im Grundriss (bei geringeren Ausmaßen) gleichfalls dem Ofen
24 KLOIBER – PERTLWIESER 1 967 (zit. Anm. 14) 88.
25 Auf den ersten Blick wäre auch die Interpretation des Befundes als Backofen denkbar. Bei
volkskundlichen Feldforschungen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts zeigte sich, dass für
das Mühlviertel und den Oberösterreichischen Alpenvorraum freistehende Backöfen typisch
waren, und auch an der Grenze zum Machland noch vereinzelt vorkamen. Die Grundmaße
dieser Backöfen betrugen I ,50-3m in der Breite und 2,50-4m in der Länge, die Höhe wurde
mit „mannshoch“ abgegeben. Damit wiesen diese Öfen ein deutlich größeres Fassungsvermögen
als Hausbacköfen auf. Allerdings befanden sich derartige freistehende Backöfen
immer im Verband des Hofes bzw. der Wirtschaftsgebäude. Vgl. dazu Dietmar ASSMANN,
Backöfen außerhalb des Wolmgebäudes. In: Kommentar zum Österreichischen Volkskundeatlas
I, 2. Lieferung. Wien 1965. Auch Backöfen aus archäologischem Zusammenhang
können derartige Grundrisse und Konstruktionen aufweisen (vgl. z. B. Istvän MERI, Arpadkori
szabadban levö kemencek [Freistehende Backöfen aus der Regierungszeit des Hauses
Arpäd (10.-13. Jh.)]. In: Archaeologiai Ertesitö 90 (1963) 273 ff.; B. D. JANKOVICH,
Asatäsok az Arpad-kori Fenek falu területen 1976-1978 [Ausgrabungen auf dem Gebiet des
ärpädenzeitlichen Dorfes Fenek 1976-1978]. In: Zalai MU.Zeum 3 (1991) Abb. 3.), allerdings
bei weitaus geringeren Ausmaßen. Dies und die Entfernung des Auhofer Ofens zur Siedlung
(Klarnhof) machen die Deutung als Backofen eher unwahrscheinlich.
26 SCHARRER 1999 (zit. Anm. I ) 36 ff.
27 Günther P. FEHRING, Grabungen in Siedlungsbereichen des 3. bis 13. Jahrhunderts sowie an
Töpferöfen der Wüstung Wülfingen am Kocher. In: Chateau Gaillard III ( 1966) 55 und
Abb. 2.
28 Miroslav RICHTER, HrnCifskä pec ze Stareho M}’ta (k otäzce pocätk.U vrcholne sttedoveke
keramiky) [Ein Töpferöfen aus Stare M}’to (zur Frage der Anfänge der hochmittelalterlichen
Keramik)]. In: Mediaevalia Archaeologica Bohemica 1993 (Pamätky Archeologicke,
37
von Auhof. Der annähernd runde Brennraum ist etwas in den anstehenden Boden
eingetieft; der kurze Feuerungskanal erweitert sich wieder zu einer Arbeitsgrube.
Die Funktion als Töpferofen ist hier durch noch im Brennraum befindliches
Brenngut gesichert. In den Ausmaßen, der Form der Brennkammer und
hinsichtlich des ausgebesserten Ofenbodens, der somit immer etwas höher wurde,
erinnert der Ofen von Auhof auch ein wenig an jenen aus der Wüstung Konüvtcy29
in Mähren. Die Anlage in Konüvky ist allerdings nicht eingetieft; sie
wird als Meiler interpretiert.
Auch bezüglich einiger Konstruktionsdetails können zum Ofen von Auhof
Vergleichsbeispiele angeführt werden. Hinsichtlich der fehlenden Ofenzunge ist
der langovale Töpferofen I in der Vorburg der Pfalz Tilleda zu nennen. Er zählt
zu den eingetieften, liegenden Töpferöfen ohne Ofenzunge oder Feuergitter. Die
Kuppel war teilweise aus Steinen aufgebaut. Es ist daher vielleicht zu überlegen,
ob es sich bei den Steinen im Töpferofen von Auhof nicht auch eher um Konstruktionselemente
der Kuppel als um Reste eines Kamins oder Stempels gehandelt
haben könnte. Der Übergang zwischen Heiz- und Brennraum des Ofens in
Tilleda ist nur leicht eingezogen. Die Ausmaße dieses Ofens sind etwas geringer
als jenes in Auhof. Aufgrund des im Brennraum gefundenen Brenngutes datierte
Paul GRIMM den Befund in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts30. Ein aus
Steinen gebautes Schürloch, wie es in Auhof nachgewiesen wurde, konnte auch
bei einem liegenden Töpferofen des 12. Jahrhunderts in Neuenheerse, Westfalen31,
beobachtet werden.
Die eben angeführten Vergleichsbeispiele und die Befundumstände selbst
machen es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei dem Befund in Auhof um einen
Töpferofen handelt. Dass der Ofen nur wenige Keramikfragmente enthielt, soll
nicht verwundern, bedeutet es doch lediglich, dass er und sein Inhalt nicht während
des unmittelbaren Betriebs so beschädigt wurden, dass nichts mehr verwendbar
war.
Das keramische Fundmaterial (Abb. 5) aus Auhof beinhaltet Gefäße oder
Fragmente aus den Gruppen der Graphittonkeramik (Warenart 1 ) oder der ummäntelten
Graphittonkeramik (Warenart 2)32• An bestimmbaren Formen kommen
Töpfe sowie Vorratsgefaße vor. Es handelt sich um bandgeformte oder
mittels einer Drehhilfe hergestellte Keramik. Dies ist an Verstreichspuren im In-
Supptementum 2) 1994, 145 ff.
29 Dagmar SAUROVA, V:Yzkum zanikle sti’edovt!ke vesnice Konuvky na Slavkovsku (obec her
pice) [Grabung der mittelalterlichen Dorfwüstung Konuvky bei Slavkov). In: Pi’ehled V:Yzkumu
1972 (1973) 8 1 f.
30 Paul GRIMM, Beiträge zu Handwerk und Handel in der Vorburg der Pfalz Tilleda. In: Zeitschrift
fiir Archäologie 6 ( 1 972) 121 ff.
31 Uwe LoBBEDEY – Macleus SANKE, Ein Töpferofen des 12. Jahrhunderts in Neuenheerse
(Bad Driburg, Kr. Höxter). In: Archäologische Beiträge zur Geschichte Westfalens. Studia
Honoria – Internationale Archäologie 2 (1997) 273.
32 Vgl. Kapitel Keramische Warenarten in diesem Beitrag.
33 V gl. Kapitel Grundherrschaftlich gebundenes Töpferhandwerk in diesem Beitrag.
38
neren sowie an den zum Teil etwas unregelmäßigen Wandpartien zu erkennen.
Die zeitliche Einordnung der keramischen Funde erfolgte mittels Vergleich mit
anderen Fundkomplexen. Dabei musste oft auf Material zurückgegriffen werden,
welches seinerseits nur durch Parallelen datiert werden konnte, da es immer
noch an gut stratifizierter und publizierter Keramik des Hochmittelalters aus
dem Österreichischen Raum mangelt. Insgesamt zeigen die Funde aus Auhof ein
fonnal eher uneinheitliches Bild. Angesichts dessen, dass der Ofen über längere
Zeit in Betrieb gewesen sein muss – was an den mehrfachen Ausbesserungen
erkennbar ist – und dass es sich beim Fundgut aus dem Ofen vennutlich nicht
um Material aus einem einzigen Brennvorgang handelt, sollte diese Tatsache
nicht verwundern. Außerdem ist zu beachten, dass die Keramik aus dem Töpferofen
aus dem gleichen Rohstoff hergestellt worden war33, was trotz der formalen
Unterschiede doch ein Indiz für die Produktion in ein und derselben
Werkstatt ist.
Vergleicht man nun die Formen aus Auhofrnit anderem Fundmaterial, so
zeigt sich z. B., dass einfach ausladende Ränder wie A l unter anderem auch bei
Graphittonkerarniktöpfen in St. Pölten34 zu finden sind, die aufgrund von Parallelen
vielleicht noch in das 10. Jahrhundert gestellt werden können. Für eckig
ausgebogene Randformen wie A2 finden sich ebenfalls Parallelen in St. Pölten35.
Weitere Vergleichsstücke sind aus Wien bekannt, welche nach Sabine
FELGENHAUER in das 10./1 1 . Jahrhundert datiert werden36• Für die beiden vollständig
rekonstruierten, gedrungenen Töpfe mit ausgebogenem, schräg abgestrichenem
Rand A3 und A4 sind ebenfalls Vergleichsbeispiele zu nennen. Für A3
läßt sich ein formal ähnliches Stück aus dem Regensburger Niedennünster – das
allerdings nicht graphithaltig ist – anführen, welches stratigraphisch gesichert in
die Mitte des 10. Jahrhunderts zu datieren ise7• Zu A4, dessen Rand bereits an
die späteren umgeklappten Ränder erinnert, findet sich ein Vergleichsstück aus
dem Regensburger Niederrnünste8 in der Gruppe der für Bayern typischen
Goldglimmerkeramik, welches aufgrund der Stratigraphie spätestens in die erste
Hälfte des 10. Jahrhunderts gestellt werden kann. Das Gleiche trifft für das
Stück A 7 zu39, welches gleichfalls zu den Töpfen mit ausgebogenem, schräg
abgestrichenem Rand gehört und der ummäntelten Graphittonware zuzuordnen
ist. Ein vergleichbares Stück – allerdings aus Goldglimmerkeramik – ist auch
aus dem Graben der Regensburger Stadtbefestigung bekannt, wofür Hennann
DANNHEIMER wiederum Parallelen aus Gräberfeldern in der Oberpfalz, die in
34 SCHARRER 1994 (zit. Anm. I ) Kat.-Nr. 341 .
35 SCHARRER 1994 (zit. Anm. I) Kat.-Nr. 345 und 352.
36 KERAMISCHE BODENFUNDE aus Wien. Mittelalter- Neuzeit. Wien o.J. (1982) Kat.-Nr. 9.
37 Klaus SCHWARZ, Das spätmerowingerzeitliche Grab des heiligen Bischofs Erhard im Niedennünster
zu Regensburg (Römisch-Germanisches Zentralmuseum Monographien 1,2)
Mainz 1975, 148 und Abb. 17/1.
38 Eleonore WINTERGERST, Die archäologischen Funde der Ausgrabung Niedermünster
Kreuzgarten in Regensburg. Ungedruckte Diplomarbeit Univ. Bamberg 1991, 67 f. und Taf.
25/1 1 .
.
39 WINTERGERST 1991 (zit. Anm. 38) 67 f. und Taf. 26/1.
39
das 9. und 10. Jahrhundert zu stellen sind, anfiihrt40• Ein ähnliches Stück wie A3
liegt aus St. Thomas am Blasenstein, Oberösterreich, vor, welches von Alice
KAL TENBERGER aufgrund von Parallelen in das 1 1 . Jahrhundert datiert wird41 •
Unter dem Fundmaterial aus dem Ofen befindet sich auch das Randstück
eines Vorratsgefäßes (A5). Es ist der Graphittonkeramik zuzuordnen. Das Randfragment
zählt zu den eckig ausgebogen und profilierten Keulenrändern, welche
allgemein als hochmittelalterlich einzustufen sind42.
Die Keramikbruchstücke, welche im Ofen aufgefunden wurden, sind nicht
a priori als Brenngut zu interpretieren. Die Möglichkeit, dass zumindest einige
von ihnen als Konstruktionselemente in den Ofen eingebaut waren, ist nicht auszuschließen.
Dies ist besonders fiir das Bruchstück des Vorratsgefäßes A5 denkbar,
welches mit rotgebranntem Lehm verbacken war. Ziemlich eindeutig dürfte
es sich aber bei den Töpfen A3 und A4 um Reste von Brenngut handeln, da von
diesen beiden Gefäßen zahlreiche große Fragmente erhalten waren.
Insgesamt bietet sich für das Fundmaterial aus Auhof eine Datierung in
das 1 1 . Jahrhundert an. Es scheint, dass die Formen besonders des frühen
Hochmittelalters einerseits recht unterschiedlich sein können, andererseits recht
langlebig sind, was eine enge Datierung schwierig macht. Der Ofen von Auhof
selbst stellt einen bedeutsamen Befund dar, ist es doch der erste und bisher einzige
dokumentierte hochmittelalterliche Töpferofen Österreichs. Aufgrund seiner
Lage und seines Umfeldes erlaubt er auch Schlüsse auf die Organisation der
Keramikherstellung dieses Zeitraumes im Österreichischen Donauraum, auf die
noch einzugehen sein wird.
Töpferöfen in Niederösterreich
Die Funddichte von Töpferöfen ist in Niederösterreich nach dem gegenwärtigen
Kenntnisstand höher als jene in Oberösterreich (Abb. I). Es handelt sich dabei
jeweils um spätmittelalterliche Töpferöfen, die mehr oder minder bereits dem
Bereich des städtisch-zünftigen Handwerks zuzuordnen sind. So wurden Töpferöfen
aus Wien, Amstetten, Horn, Mautern, St. Pötten, Neunkirchen und
Hainburg bekannt.
In Wien 1 , Griechengasse 4-6 wurden beim Umbau eines Gebäudekomplexes
in den Jahren 1986-88 ein Töpferofen sowie eine Werkstattbruchgrube
angeschnitten. Wegen der äußerst mangelhaften Befundung und fehlenden Dokumentation
kann über den Ofen selbst keine Aussage getroffen werden. Die
40 Hennann DANNHEIMER, Keramik des Mittelalters aus Bayern (Kataloge der Prähistorischen
Staatssammlung München 2 1 ) München 1973, 1 3 und Taf. 1/1 .
41 Alice KALTENBERGER, Das Fundmaterial des Burgstalles Ober-Blasenstein in St. Thomas
am Blasenstein, Bez. Perg, OÖ. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines
142/I ( 1 997) Kat.-Nr. I .
42 SCHARRER 1 999 (zit. Anm. 1 ) 5 0 f.
40
darin gefundene Keramik – es handelt sich durchwegs um reduzierend ebrannte,
graue Ware – ist der zweiten Hälfte des 1 3 . Jahrhunderts zuzuordnen 3.
Älmliche Fundumstände – nämlich die Aufdeckung und Zerstörung durch
Bauarbeiten – führten zu einer ähnlich schlechten Befundsituation im Falle eines
Töpferofens in Amstetten (KG Amstetten, VB Amstetten)44• Durch das Engagement
einer Heimatforscherirr wurde zumindest die Keramik geborgen sowie Beobachtungen
zum Befund überliefert. Zwei auf ihren Mündungen eng nebeneinander
stehende Töpfe im Brennraum lassen die Existenz einer aus Töpfen aufgebauten
Ofenzunge – wie bei dem Ofen in St. Pötten, Roßmarkt, auf welchen
noch einzugehen sein wird – vermuten. Weiters fanden sich im Ofenschutt Kerarnikrohre
(Wasserleitungsrohre?)45, welche stark mit rotgebranntem Lehm
verbacken waren. Dies lässt den Schluss zu, dass es sich hierbei ebenfalls um
Konstruktionselemente des Ofens gehandelt haben muss. Die Rohre befanden
sich zumindest teilweise in jenem Bereich des Ofens, welcher den Übergang
zwischen Feuerungs- und Brennraum zu bilden schien. Es wurden bereits Töpferöfen
bekannt, bei welchen annähernd zylindrische Hohlkörper Feuergänge
zwischen Feuerungs- und Brennraum eingebaut waren, so z. B. bei einem liegenden
Ofen aus der ersten Hälfte des 1 5 . Jahrhunderts in Mistlau, Gemeinde
Kirchberg/Jagst (Lkr. Schwäbisch Hall)46. Allerdings ist auch nicht auszuschließen,
daß die Rohre Teile der Gewölbekonstruktion des Ofens – ähnlich wie bei
Öfen, deren Kuppeln aus Töpfen aufgebaut waren – bildeten47• Die wenigen Indizien
deuten nun im Fall des Ofens aus Amstetten auf einen Töpferofen des
liegenden Typs. Die in Zusammenhang mit dem Ofen gefundene Keramik wurde
aufgrund von Qualität, Herstellung, Stempelmarken und formalen Vergleichen
an das Ende des 1 5 . bzw. in das 16. Jahrhundert datiert48•
1955 wurde bei Bauarbeiten in Horn eine mittelalterliche Töpferwerkstätte
angeschnitten. Die Öfen selbst waren durch die Bauarbeiten so weit zerstört,
„daß nur noch die in den Boden eingetieften Teile der Öfen dokumentiert 49 .. ••
werden konnten.“ Uber die Form der Ofen konnte so kaum mehr etwas ausge-
43 Elfriede Hannelore HUBER, Ein Töpferofen in Wien I, Griechengasse!Hafuersteig. In: Beiträge
zur Mittelalterarchäologie in Österreich 8 ( 1992) 85 ff.
44 Gabriete SCHARRER, Ein Töpferofen aus Amstetten, NÖ. In: Beiträge zur Mittelalterarchäologie
in Österreich I 0 ( 1 994) 1 3 1 ff.
45 Möglicherweise handelt es sich nach einem freundlichen Hinweis von Andreas Heege dabei
aber auch um Keramikrohre, die in Zusammenhang mit Heizanlagen standen. Vgl. dazu
Andreas HEEGE, Einbeck, Gde. Stadt Einbeck, Tiedexer Tor 6-8, FstNr. 106. In: Einhecker
Jahrbuch 42 ( 1 993) 75.
46 Günter STACHEL, Ein spätmittelalterlicher Töpferofen von Mistlau, Gemeinde Kirchberg/
Jagst, Lkr. Schwäbisch Hall. In: Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters
in Baden-Württemberg 8 ( 1983) 281 ff.
47 Vgl. z.B. Peter LEHMANN, Zwei Töpferöfen in der Winterthurer Altstadt (Berichte der Zürcher
Denkmalpflege Archäologische Monographien 12) Zürich 1 992, 47.
48 SCHARRER 1 994 (zit. Anm. 44) 133 f.
49 Brigitte CECH, Zwei Fundkomplexe mittelalterlicher Keramik aus Horn, NÖ. In: Mitteilungen
der urgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft 35 ( 1985) 36.
41
sagt werden; nach den Keramikfunden wurde die Werkstätte ins 14./15. Jahrhundert
datiert.
1 963 wurde ein Töpferofen in Mautern durch Baggerarbeiten zerstört.
Laut Fundbericht50 stand eine Anzahl von Töpfen auf dem Mundsaum, was an
den Ofen von St. Pölten, Roßmarkt, von 1 99 1 erinnert, wie noch näher ausgefuhrt
wird. Es ist daher auch in diesem Fall ein Töpferofen des liegenden Typs
zu vermuten. Eine genauere zeitliche Einordnung ist aufgrund der mangelhaften
Beschreibung der Keramikfunde nicht möglich, doch dürfte durch die vermutliche
Ofenform und Ähnlichkeit mit dem Befund von St. Pölten, Roßmarkt eine
Datierung in das Spätmittelalter gerechtfertigt sein.
Ebenfalls bei Bauarbeiten wurden 1978 in Neunkirchen die Reste einer
spätmittelalterlichen Hafnerwerkstätte inklusive eines Ofens entdeckt. Zum
Ofen äußerte sich Wolfgang HAIDER-BERKY, der einen Lokalaugenschein vornahm,
nicht. Die in Zusammenhang mit dem Ofen gefundene Keramik – Fehlbrände,
deren Vorlage noch aussteht – setzte er ins 1 5 . Jahrhundert51 .
1 924 wurde bei Bauarbeiten in Hainburg zumindest ein Töpferofen bekannt,
52 wahrscheinlich wurden aber mehrere aufgedeckt. Es handelte sich dabei
um einen in den Boden eingetieften Ofen. Eduard BENINGER ordnete den Ofen
noch der Gruppe der stehenden Öfen mit Lochtenne zu. Die Abbildungen53 in
BENINGERS Publikation machen diese Interpretation allerdings nicht nachvollziehbar.
„Einige Schritte vom Töpferofen entfernt war eine Keramikablagerung
angelegt, über deren Zweck und Bedeutung“ sich BENINGER „nicht ganz im klaren“
war. Es dürfte sich dabei um einen weiteren Ofen gehandelt haben, welcher
der Gruppe der liegenden Öfen mit Ofenzunge zuzuordnen ist. Die Ofenzunge,
welche aus auf ihren Mündungen stehenden Töpfen aufgebaut gewesen wäre,
erinnert an den Befund von St. Pötten, Roßmarkt BENINGER setzte die in Zusammenhang
mit den Öfen gefundene Keramik mit Vorbehalt in das 1 5 . Jahrhundert.
Die auf den Abbildungen in BENINGERS Artikel erkennbaren Töpfe der
vermutlichen Ofenzunge machen – bei aller Vorsicht – eine Datierung in das
14./ 1 5 . Jahrhundert wahrscheinlich. Weitere Abbildungen der Keramikfunde
zeigen allerdings Formen, die auch einen friiheren Zeitansatz erlauben. Ein gedrungen
wirkender Topf sowie eine Kanne54 lassen durchaus auch eine Datierung
in das 1 3 . Jahrhundert zu.
5° Franz KAINZ, Mautern an der Donau. In: Fundberichte aus Österreich 8 ( 1961-65) 188 f
51 Wolfgang HAIDER, Neunkirchen. In: Fundberichte aus Österreich 1 7 (1 978) 400; Wolfgang
HAIDER-BERKY, Zur Geschichte des Hafnerhandwerks in Neunkirchen. In: Unsere Heimat
53 ( 1 982) 1 3 5 ff.
52 Eduard BENINGER, Prähistorische, germanische und mittelalterliche Funde von Camuntum
und Umgebung. In: Materialien zur Urgeschichte Österreichs 4 ( 1 930) 41 ff.
53 BENINGER 1930 (zit. Anrn. 52) Taf. XXI und XXII.
54 BENINGER 1930 (zit. Anm. 52) Taf. XXII/2 und 4.
42
Töpferöfen aus St. Pötten
Aus St. Pölten (KG St. Pölten, VB St. Pölten) wurden bislang zwei Töpferöfen
bekannt. Beide Funde kamen im Bereich des heutigen Roßmarkts, ehemals Hafnergasse,
in enger Nachbarschaft zutage. Der Roßmarkt liegt am westlichen
Rand des mittelalterlichen St. Pölten innerhalb der Stadtmauer. Dieser Bereich
war bis weit in das 1 7. Jahrhundert relativ locker verbaut, was anhand historischer
Stadtansichten erkennbar ist55.
Der erste der beiden Töpferöfen kam I 909 beim Abbruch eines alten Hafnerhauses
im Bereich der Parzellen 88/2 und 186 zutage. Bedauerlicherweise
sind keine Aufzeichnungen über die Fundumstände bzw. den Befund mehr vorhanden.
Dadurch ist z. B. nicht nachvollziehbar, ob die Gefäße direkt aus dem
Ofen – als Brenngut oder eventuelle Konstruktionselemente – oder teilweise aus
anzunehmenden Werkstattbruchgruben stammen. Dies macht die Auswertung
und Beurteilung des Fundmaterials, welche in den 70er Jahren von JohannesWolfgang
NEUGEBAUER56 und in den 80er Jahren erneut und mit ausführlicher
Materialvorlage von Martin 7 vorgenommen wurden, problematisch.
Nichtsdestoweniger ist die Herkunft der Funde aus ein und derselben Werkstatt
aufgrund der verwendeten Rohstoffe und der technischen Merkmale als sicher
anzunehmen. Somit stellt dieser Fundkomplex einen repräsentativen Querschnitt
der keramischen Produktion (hinsichtlich Material und Formen) des Hafnergewerbes
im spätmittelalterlichen St. Pölten dar. Es zeigte sich, dass entgegen der
lange vorherrschenden Meinung, in Niederösterreich dominiere reduzierend gebrannte,
graue Ware, hier in St. Pölten auch ein hoher Anteil hellbraun bis rötlichbraun-
orange, oxidierend gebrannter Keramik zu beobachten ist. Dieser Eindruck
konnte durch zahlreiche Grabungen im Stadtkern St. Pöltens, die seit den
späten 80er Jahren von Mitarbeitern des Österreichischen Archäologischen Instituts
(allen voran Peter Scherrer) durchgeführt wurden, verifiziert werden. Die
Formen – Töpfe, Krüge, Pfannen, Tassen, Dreifußgefaße (Grapen), Bügelkannen,
Lampen, Sparbüchsen – repräsentieren fast das gesamte in der Region übliche
spätmittelalterliche Formenrepertoire. Zeitlich ist der Fundkomplex aufgrund
von Parallelen um 1300 anzusetzen.
55 Vgl. z. B. Peter SCHERRER, 5 Jahre Forschungsprojekt Municipium Ae/ium Cetium, und ein
erster Umriß eines Stadtplanes. In: Peter SCHERRER (Hg.), Landeshauptstadt St. Pötten –
Archäologische Bausteine li (Österreichisches Archäologisches Institut Sonderschriften 23)
St. Pötten 1994, 1 3 .
56 Johannes-Wolfgang NEUGEBAUER, Zu einem mittelalterlichen Töpferofenfund von St. Pötten,
Roßmarkt In: Mitteilungsblatt des Kulturamtes der Stadt St. Pötten 25 ( 1 976) 10 ff.;
DERS., Der Töpferofenfund von St. Pötten, Roßmarkt In: I 000 Jahre Babenberger in Österreich
(Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums n.F. 66) Wien 1 976, 369 f.
57 Martin KRENN, Studien zur Mittelalterarchäologie: Ausgrabungen in einem mittelalterlichen
Baukomplex, Gern. Gföhl, VB Krems, Niederösterreich. Die Keramikfunde aus dem
Töpferofen von Roßmarkt Nr. I I , St. Pötten, Niederösterreich. Ungedruckte Diplomarbeit
Univ. Wien 1 992, 199 ff.
43
1 99 1 wurden während Bauarbeiten im Areal des mittelalterlichen und
neuzeitlichen Hafnerviertels St. Pöltens erneut Einrichtungen der damaligen Keramikproduktion
angeschnitten. Neben der Kontermauer der mittelalterlichen
Stadtmauer – wodurch wie bei dem Fund von 1909 erneut die Siedlungsrandlage
der Hafnerbetriebe belegt ist – wurden unter anderem Gruben und Werkstattbruchgruben
der hier angesiedelten Töpfereibetriebe beobachtet. Nur wenige
Meter weiter nordöstlich des Fundes von 1 909 kam auf Parzelle 1 87 ein weiterer
Töpferofen zutage. Der Ofen „war direkt in den gewachsenen Boden gesetzt.
Sein Grundriß war oval, die Feuerung lag an der östlichen Schmalseite. Der Erhaltungszustand
war gut, leider fehlte das westliche Ende, da dieses durch eine
neuzeitliche Wasserleitung zerstört war. Seine ursprüngliche Breite betrug 1 ,20
Meter, die noch erhaltene Länge 3,50 Meter. In seiner Form und wohl auch im
Aufbau hat er große Ähnlichkeiten mit einem [ … zuvor erwähnten] in Mautern
entdeckten Stück [und vermutlich auch mit jenem zuvor erwähnten aus Hainburg].
Auf einem Estrichboden standen Töpfe mit der Öffnung nach unten [ … ).
Von diesen waren acht Stück noch in situ.
„5
Es war möglich, einen Teil des Ofens im Block zu bergen59 und später zu
untersuchen und dokumentieren. Bei einer ersten Besichtigung im Dezember
1992 nach der Bergung im September 1991 wies der Ofen Veränderungen auf,
die auf die Bergung selbst, den Transport und Frostaufbrüche (der Ofen verbrachte
– zwar abgedeckt – zwei Winter im Freien und war daher erheblichen
Temperaturschwankungen ausgesetzt) zurückzuführen waren. So fehlte auch der
gesamte Bereich des Ofens, an dem man zuvor die Feuerung zu erkennen geglaubt
hatte. Eine Untersuchung, die zur Bestätigung dieser Meinung hätte führen
können, war dadurch nicht mehr möglich. Im Bereich der in situ verbliebenen
Töpfe zeichnete sich ein kompakter Bogen aus gebranntem Lehm ab.
1 993 wurde der Ofen schließlich genau untersucht. Innerhalb des, schon
vor Beginn der Grabung sichtbaren kompakten Lehmbogens kamen die Reste
von fünf noch in situ befindlichen, mit der Mündung nach unten stehenden Töpfen
( S 1 -S5, Abb. 10-14), die bereits auf Situationsfotos vor der Bergung zu sehen
waren, sowie die Abdrücke von zwei weiteren Töpfen, die ebenfalls auf den
vorgenannten Fotos zu sehen waren, zum Vorschein. Die Töpfe waren annähernd
parallel angeordnet, mit einem am Scheitelpunkt des Lehmbogens, der in
Richtung der vermuteten Feuerung zeigte. Insgesamt betrug die Breite des
Lehmbogens 60cm, seine Höhe 20-25cm. Unter dem Versturzmaterial befand
sich ein Estrich, wobei sich zeigte, dass die Fuge zwischen Bogen und Boden
gut verstrichen war. Es schien, als wären die Töpfe in den Estrich, der direkt auf
dem gewachsenen Boden auflag, gesetzt und die Zwischenräume anschließend
mit Lehm verschmiert worden. Die Topfränder selbst lagen auf dem anstehenden
Boden, innerhalb und außerhalb der Ränder war Estrichmasse auf dem gleichen
Niveau zu beobachten. Im Südosten des Lehmbogens, in Richtung der
58 Christine RIEGLER, St. Pö1ten – Roßmarkt sog. „Leinerbaustelle“. Ungedrucktes Manuskript.
Wien 1 992, 2.
59 Peter SCHERRER, St. Pölten. In: Fundberichte aus Österreich 30 (1991) 336.
44
vermuteten Feuerung, konnte ebenfalls stellenweise der Boden des ost-westorientierten
Ofens festgestellt werden. Es zeigte sich, daß der ebene Estrich an
einer quer zum Bogen laufenden Linie, gleich hinter diesem in Richtung der
vermuteten Feuerung schräg nach unten lief. Da keine eigentliche Bruchkante
festzustellen war, ist anzunehmen, dass dies auch der ursprüngliche Zustand des
Ofens war (Abb. 9).
Die Interpretation des Befundes geht nun dahin, dass es sich bei dem Töpferofen
um einen Ofen des liegenden Typs handelt. Zunächst spricht die bei der
Auftindung noch vorhandene Länge von 3,50m dafür. Sie war ursprunglieh sicher
größer, da – wie zuvor erwähnt – der westliche Teil des Ofens durch eine
neuzeitliche Wasserleitung zerstört worden war. Offenbar war zunächst direkt
auf den anstehenden Boden ein Estrich gelegt worden, der den Boden des Töpferofens
bildete. Der kompakte Bogen gebrannten Lehms um die noch in situ
befindlichen Töpfe, deren Zwischenräume ebenfalls mit Lehm bzw. in den oberen
Bereichen auch mit Ziegeln ausgefüllt worden waren, ist als Ofenzunge zu
interpretieren. Dazu wurde ein Gerust aus Töpfen aufgebaut, die in zwei Reihen
mit der Mündung nach unten in den noch feuchten Estrich gedruckt wurden.
Anschließend wurden die Zwischenräume mit Lehm gefüllt und auch die Außenseite
des Töpfebogens und die Fuge zum Estrichboden mit Lehm sauber verstrichen,
so dass die Töpfe nicht mehr in den eigentlichen Brennraum ragten.
Der Estrich konnte an drei Seiten der Ofenzunge ein Stück weiterverfolgt werden,
doch war an keiner Stelle mehr die Außenwand des Töpferofens erhalten.
So kann auch nichts mehr über ihren Aufbau ausgesagt werden. Ob sich im keramischen
Versturzmaterial nur Brenngut oder eventuell Konstruktionselemente
oder auch Fragmente von Scherbenlagen aus brenntechnischen Grunden60 der
Ofenwand befanden, war nicht mehr festzustellen. Für erstgenannte Möglichkeit
finden sich Beispiele in Winterthur, Schweiz, wo ein Töpferofen, dessen Gewölbekonstruktion
vollständig aus Töpfen aufebaut war61, freigelegt wurde,
oder auch im tschechischen Bakov nad Jizerou 2• Gleich hinter der Ofenzunge,
in Richtung der vermuteten Feuerung, zeigte sich ein Abfall des Bodens. Zahlreiche
Befunde von Töpferöfen zeigen einen Anstieg des Niveaus von der Feuerung
in Richtung Brennraum. So scheint sich die Vermutung über die Lage der
Feuerung des hier untersuchten Ofens zu erhärten. Insgesamt dürfte eine Rekonstruktion
der Form des vorliegenden Ofens ähnlich der eines Steinzeugofens des
12./13. Jahrhunderts im niederländischen Brunssum63 erlaubt sein, wobei die
Position eines möglichen Kamins offenbleiben muss; auch für die Annahme von
60 Ethnographische Beispiele bei Roland HAMPE -Adam WINTER, Bei Töpfern und Töpferinnen
in Kreta, Messenien und Zypern. Mainz 1962, 100.
61 LEHMANN 1992 (zit. Anm 47) 47.
62 L. Hrdlicka, Stfedoveka hmcii’ska pec s keramickou klenbou v Bakove nad Jizerou [Die
mittelalterlichen Töpferöfen mit keramischen Gefäßen aus Bakov nad Jizerou). In: Archeologicke
rozhledy 1 9 ( 1 967) 524.
63 A. BRUIJN, Die mittelalterliche Töpferindustrie in Brunssum. ln: Berichten van de rijksdienst
voor het oudheidkundig bodemonderzoek 9 ( 1959) 173 ff. und Abb. 4 1 .
45
Heizkanälen im Ofengewölbe fehlen Grundlagen im archäologischen Befund
des Ofens aus St. Pölten.
Da der Töpferofen nicht gemeinsam mit ihn umgebenden Schichten untersucht
werden konnte, stützt sich seine Datierung und jene der darin gefundenen
Keramik (Abb. 1 0-34) aufVergleichsmaterial aus Niederösterreich, Mähren und
der Slowakei. Anzumerken ist, dass die Keramik aus dem 1991 gefundenen
Töpferofen sehr der des Altfundes von 1909 ähnelt, obwohl das Typenspektrum
des letztgenannten Komplexes weitaus umfangreicher ist. Vor allem die Tonbzw.
Keramikbeschaffenheit der Funde von 1 909 entspricht der Masse der Funde
aus dem Ofen von 1 99 1 . Es handelt sich fast ausschließlich um fein gemagerte,
oxidierend gebrannte, beige-hellbraun-orange Irdenware (Warenart 7)64•
Wie bereits zuvor angedeutet, konnten fünf Töpfe (S l-S5) eindeutig als
Konstruktionselemente des Ofens identifiziert werden. Sie waren in die Ofenzunge
eingebaut und befanden sich zur Zeit der Ausgrabung 1993 noch in situ.
Alle Töpfe weisen fehlerhafte Stellen auf, sei es, dass sich durch die Gefäßwände
Risse ziehen oder auch nach dem Restaurieren ein gewisses Verziehen der
Form feststellbar war. Ob diese Fehler schon vor dem Einbauen in die Ofenzunge
vorhanden waren, man also Fehlbrände verwendete, oder ob diese Schäden
erst während des Betriebs entstanden, lässt sich nicht entscheiden. Die Töpfe
weisen umgebogene, nicht untergriffige bis untergriffige und gelegentlich mit
Ritzmarken versehene Ränder auf. Die Schulterpartien sind abgesetzt und/oder
mit einer oder mehreren, horizontal umlaufenden Leisten versehen. Soweit erhalten,
sind die Gefaßkörper als eiförmig zu bezeichnen. Insgesamt machen die
Töpfe einen gestreckten Eindruck.
Der Topf S4 aus der Ofenzunge ähnelt formal einem Stück aus grau gebrannter
Ware aus dem keramischen Horizont IV des Hausbergs zu Gaiselberg,
Niederösterreich, der vor und um 1 400 angesetzt wird65. Zwei Töpfe aus der
Ofenzunge sind mit breiten, annähernd v-förmigen Ritzmarken versehen. Das
Stück S3 zeigt an zwei gegenständigen, etwas ausgezogenen Randbereichen
zwei gleiche Marken dieser Form, das zweite (S2) an zwei gegenständigen, etwas
ausgezogenen Stellen eine x-förmige und eine v-förmige (möglicherweise
aber auch eine schlampig ausgeführte x-förmige) Marke. In beiden Fällen ist der
Rand umgebogen und untergriffig, die Schulter mit einer horizontal umlaufenden
Leiste versehen und der Gefaßkörper als eiförmig zu beschreiben. Weitere
vergleichbare Töpfe mit Ritzmarken befinden sich auch unter dem wahrscheinlichen
Brenngut (S 1 3, S 14, S30, S33, S35). Nach Adolf KIEs tauchen Ritzmarken
erstmals im 1 3 . Jahrhundert auf, kommen häufig im 1 3 . und 14. Jahrhundert
64 Vgl. Kapitel Keramische Warenarten in diesem Beitrag.
65 Sabine FELGENHAUER-SCHMIEDT, Das Fundmaterial des Hausbergs zu Gaiselberg, NÖ. In:
Archaeologia Austriaca 6 1/62 ( 1977) Taf. 1 5/5.
46
vor und leben bis in die beginnende Neuzeit weiter66• Ein unstratifiziertes Stück
aus Wien 167 zeigt bei Randform und Marken gewisse Ähnlichkeit mit den St.
Pö1tner Stücken, hat allerdings im Gegensatz dazu noch einen leicht kugeligen
Gefäßkörper. Es wurde von Sabine FELGENHAUER ins 14. Jahrhundert datiert.
Dieser Datierung dürfte – nach Form und Ritzmarke zu schließen – auch ein
Topf mit partieller Bleiglasur (S l ) anzuschließen sein. Insgesamt ähneln die
Ränder der fünf Töpfe aus der Ofenzunge einer stratifizierten Parallele aus dem
Kapitelgarten in St. Pölten68. Das Stück gehört in Phase V, die Sabine FELGENHAUER
an den Beginn des 14. Jahrhunderts datiert, „die Zeit, in der die
spätmittelalterlichen Formelemente wie der umbiegende Mundsaum der Töpfe
überwiegen, der Gefäßkörper bei Töpfen aber noch verhältnismäßig bauchig
gebildet ist.“69 Die Töpfe aus dem Töpferofen wirken allerdings schon relativ
schlank, was einen etwas jüngeren Zeitansatz nahelegt.
Die Mehrzahl des keramischen Fundgutes dürfte als Brenngut anzusprechen
sein. Die Masse besteht aus Töpfen, doch ließen sich auch Fragmente von
Krügen, Pfannen/Dreifußgefäßen, Trichtern und Flachdeckeln beobachten.
Die Töpfe entsprechen jenen, welche als Konstruktionselemente verwendet
wurden, manche sind etwas bauchiger geformt als die zuvor genannten. Aus
St. Pölten selbst bietet sich wieder das bereits erwähnte, stratifizierte Vergleichsstück70
aus der Grabung Kapitelgarten 1988 an. Es entspricht in Ton, sowie
Rand- und Schulterform den meisten der vorliegenden Töpfe (besonders
S 13, S32). Da die Mehrzahl der Töpfe allerdings etwas schlanker ist, als das
Stück aus dem Kapitelgarten, dürfte – wie bereits erwähnt – ein etwas jüngerer
Zeitansatz als der Beginn des 14. Jahrhunderts naheliegen. Das Topffragment
S32 mit umgebogenem, untergriffigem Rand und horizontal umlaufender Leiste
am Hals-Schulter-Umbruch zeigt auf letzterer eine Wellenlinienzier. Drei vergleichbare,
allerdings reduzierend gebrannte Stücke stammen aus einem, zu Beginn
des 15. Jahrhunderts verfüllten Brunnen in Klosterneuburg, Niederösterreich,
dessen keramisches Fundgut überwiegend aus dem 1 4. Jahrhundert
stammt71• Die Töpfe aus dem St. Pöltner Töpferofen ähneln auch zahlreichen
Exemplaren aus der Wüstung Pfaffenschlag, Bezirk Z1abings, Südmähren, die
vom Ende des 13. bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts bewohnt war; einige
davon weisen auch eine horizontal umlaufende Leiste am Hals-Schulter-
66 Adolf K IES, M ittelalterliche Töpfermarke n. Ein Beitra g zur Termino logie und Verbreitung .
In: Unsere Heimat 47 (1976) 130. AdolfK JES, Töpfermarken de s Wiener Raumes . In: Keramische
Bodenfunde aus Wien. M itte la lter – Neuzeit. Wien o.J. (1 982) 25. 667 Keramische Bodenfunde o .J. (zit. Anm. 36) Kat.-Nr. 44. 8 Sabine FELGENHAUER-S CHMIEDT, Fundkerami k de s M i ttelalters aus der Grabung Kapi telgarten
I ?,88. In: Peter S CHERRER (Hg .), Lande shauptstadt St. Pölten – Archäolo g i sche Bausteine
(Oste rreichi sche s Archäolo gi sches Ins titut, Sonde rschriften 22) Wien 1991, Ta f.
51/18/A22.
69 FELGENHAUER-SCHMIEDT 1991 (zit. Anm. 68) 123.
7° FELGENHAUER-SCHMIEDT 1991 (zit. Anm. 68) Ta f. 51118/A22.
71 Sabine FELGENHAUER-SCHMIEDT, Ein Brunnenfund mit Schuhen aus Klostemeuburg . In:
Beiträge zur Mittelal te ra rchäo lo gie i n Ös terre ich 6 ( 1990) 67 und Ta f. 2/2.10, 311 1 .
47
Umbruch oder zumindest eine abgesetzte Schulter auf72. Auch aus Bratislava,
Slowakei sind derartige Töpfe aus einem Töpferofen bekannt, deren Datierung
ins 12./13. Jahrhundert meines Erachtens viel zu früh angesetzt ist73• Ein weiterer
Töpferofen aus Bratislava, welcher solche Gefäßformen enthielt, wird ins 14.
Jahrhundert gestellt74• Das Wandfragment (vermutlich) eines Topfes S49 mit
einer Leiste mit Rädchenmuster findet ein grautoniges Gegenstück aus Hadersdorf,
Niederösterreich, welches in die Mauer einer gotischen Kirche eingebaut
war75. Nach Brigitte CECH ist dieser Topf ins 13./14. Jahrhundert zu setzen.
Auch wenn man eine gewisse Unsicherheit bei der Orientierung von Wandstücken
in Kauf nimmt, dürfte das St. Pöltner Stück etwas schlanker sein, als jenes
aus Hadersdorf, womit ein etwas jüngerer Zeitansatz naheliegend scheint. Rädchenmuster
wie an dem vorliegenden Stück kommen auch häufig in Pfaffenschlag
vor. Nach VLADIMi:R NEKUDA waren solche Rädchendekore besonders in
der Zeit vor dem Untergang des Dorfes im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts
beliebt76•
Die Pfanne S44 mit innen gekantetem Rand, zwei horizontal umlaufenden
Kanten außen knapp unterhalb des Randes und einem innen zweifach längs geschlitzten
Griff mit einer Kerbenreihe zwischen den Schlitzen ähnelt Stücken
aus dem Fundgut des 1 909 geborgenen Töpferofens in St. Pö1ten, Roßmarkt. Die
Pfannen werden, wie der gesamte Fundkomplex, um 1300 datiert77• Ein weiteres,
allerdings reduzierend gebranntes Vergleichsstück findet sich in den Beständen
des Stadtmuseums in Tulln (die sich vorwiegend aus alten Aufsammlungen
und Bergungen bei Bauarbeiten zusammensetzen und daher unstratifiziert
sind)78• Brigitte CECH datierte dieses Stück trotz der Langlebigkeit der
Form anband von Parallelen ins 14./15. Jahrhundert79• Auch Schüsseln bzw.
Pfannen80 mit innen gekantetem Rand (S38, S39, S40 und S4 1 ) sind durch eine
72 Vladimir NEKUDA, Pfaffenschlag. Zaniklä sti’edovekä ves u Slavonice. Mittelalterliche
Ortswüstung bei Slavonice. Bmo 1975, 128 ff., 253, Abb. 1 20, 130, 124e und 1 25d.
73 Alfroo PIFFL, Nälez stredovekej hmiarskej pece na Primaciälnom namesti v Bratislave
[Über den Fund eines Töpferofens aus dem Mittelalter auf dem Primarialplatz von Bratislava].
In: Acta Musei Civitatis Bratislavensis I (1965) 89 f.
74 Beata EGYHAlY-JUROVSKA, K nälezom stredoveicych hmiarskych peci z Bratislavy [Mittelalterliche
Töpferöfen in Bratislava]. In: Zbomik präc I.:udmile Kraskovskej (k ivotnernu
jubileu) Bratislava 1984, 283.
75 Brigitte CECH, Die mittelalterliche Keramik aus dem Kamptal und dem Homer Becken. In:
Archaeologia Austriaca 7 1 (1987) Kat.-Nr. AIS.
76 NEKUDA 1975 (zit. Anrn. 72) 125 f., 255 und Abb. 1 12-1 1 5.
77 KRENN 1992 (zit. Anrn. 57) 226, 240 und Taf. S/F2.F3, 6/F4.F6.
78 Brigitte CECH, Mittelalterliche und frühneuzeitliche Keramik aus Tulln, Niederösterreicb.
In: Arcbaeologia Austriaca 73 (1989) Kat.-Nr. H7.
79 CECH 1989 (zit. Anrn. 78) 175.
80 In diesem Fall ist die Formansprache nicht gesichert, da es auch Krüge mit solchen Randformen
gibt, die ebenfalls recht langlebig sind [CECH 1989 (zit. Arun. 78) Taf. 23]. Da aber
die Randdurchmesser die Ansprache als „Schüssel bzw. Pfanne“ nicht ausschließen und an
48
lange Laufzeit gekennzeichnet81 • Krüge mit Kragenrand (wie S43) dürften ebenfalls
recht langlebig sein, wie aus den Arbeiten FELGENHAUERS82 und CECHs83
hervorgeht.
Unter dem möglichen Brenngut befinden sich auch Fragmente von Trichtern
von enormer Größe, deren rekonstruierte Randdurchmesser über 40cm betragen
(S46, S47); ein rekonstruierter Bodendurchmesser misst 30cm (S45). Die
fast waagrechten, bzw. leicht schräg ausgezogenen, verdickten Ränder sind mit
einer Wellenlinie verziert (S46, S47); auch die Innenseiten der Trichterwände
zeigen Wellenlinienzier (S45, S47). Ein ähnliches Stück findet sich im Fundmaterial
einer Langenloiser Hafnerwerkstätte, die nach historischen Quellen zu
schließen, vor 1420 ihren Betrieb eingestellt hat84. Brigitte CECH, die diese Funde
aus Langenlois neu bearbeitete, setzte sie ins 14. Jahrhundert85.
Neben der Masse der Keramik aus dem Ofen, die aus oxidierend gebrannter,
beige-hellbraun-oranger Irdenware besteht, finden sich auch einige
Fragmente von Vorratsgefaßen, die alle – bis auf ein Stück, das Graphittonkeramik
zuzuschreiben ist – aus ummäntelter Graphittonkeramik bestehen. Es
handelt sich dabei um ein Bodenfragment sowie um mehrere keulenförmige
Randstücke, die ausnahmslos mit kegelförmigen Einstichen versehen sind (z. B.
S50). Vorratsgefäße mit der beschriebenen Randform entwickeln sich aus Vorratsgefäßen
mit keulenförmig profiliertem Rand und sind im allgemeinen spätmittelalterlich
zu datieren86.
Das Randfragment S5 I aus ummänteltem Graphitton mit umgebogenem,
untergriffigem Rand und Stempelmarke, sowie abgesetzter Schulter wird wegen
seiner Größe ebenfalls der Gruppe der Vorratsgefäße zugeordnet. Ein formal
vergleichbares (unstratifiziertes) Stück, welches ins I 5. Jahrhundert datiert wird,
findet sich in den Beständen des Historischen Museum Wien87•
Aufgrund der Parallelen kann die Masse des keramischen Fundgutes aus
dem Töpferofen somit in das 14. Jahrhundert datiert werden. Die Entstehungszeit
des Ofens dürfte nach den in die Ofenzunge eingebauten Töpfen ungefähr in
die Mitte des 14. Jahrhunderts zu setzen sein. Die Keramik aus dem Versturzmaterial
reicht von der Mitte bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts, da es
sich dabei – zumindest zum Teil – vermutlich um Brenngut handelte, das beim
Brand Schaden erlitt, wobei man dann die Reste wohl nicht immer vollständig
aus dem Ofen entfernte. Wenn man nun eine gewisse Lebensdauer des Ofens
den Stücken auch kein Ausguss festgestellt werden konnte, wurden die Randfragmente als
solche bezeichnet.
81 FELGENHAUER-SCHMIEDT 1977 (zit. Anm. 65) Taf. 19, 26. CECH 1989 (zit. Anm. 78) 176
und Kat.-Nr. 14.
82 FELOENHAUER-SCHMIEDT 1977 (zit. Anm. 65) Taf. 29.
83 CECH 1989 (zit. Anm. 78) 176 und Kat.-Nr. 14.
84 August ROTHBAUER, Eine mittelalterliche Hafnerwerkstätte in Langenlois. In: Unsere Heimat
34 ( 1 963) 1 12 und 107.
85 86 CECH, 1987 (zit. Anm. 75) 194 und Kat.-Nr. K2. SCHARRER 1999 (zit. Anm. I ) 50 f.
87 Keramische Bodenfunde o.J. (zit. Anm. 36) Kat.-Nr. 92.
49
annimmt, dürfte der geschilderte Datierungsansatz von der Mitte bis in die
zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts gerechtfertigt sein.
Orga nisation des Töpferhandwerks
Von den besprochenen Töpferöfen lassen besonders die Befunde aus Auhof und
St. Pölten Schlüsse auf die Organisation des mittelalterlichen Töpferhandwerks
bzw. deren Veränderungen am Übergang vom Hoch- zum Spätmittelalter zu.
Grundherrschaftlich gebundenes Töpferhandwerk
Im Österreichischen Donauraum wurde im späten Hoch- und im Spätmittelalter,
wo ein verstärkter Urbanisierungsprozeß zu beobachten ist, Handwerk zum
Großteil im städtischen Milieu von freien Bürgern ausgeübt. Zuvor, im Hochmittelalter,
scheint es im Gegensatz dazu in irgendeiner Form immer herrschaftlich
gebunden gewesen zu sein88. Bis ins 12. Jahrhundert waren die babenbergischen
Länder wirtschaftlich vom Agrarsektor dominiert. Die Versorgung mit
gewerblichen Gebrauchsgütern dürfte einerseits durch eigene Herstellung auf
den Höfe n selbst erfolgt sein. Andererseits ist auch mit der Entstehung von Gewerbe-
Abgaben dörfern zu rechnen89. Archäologische Nachweise fiir das erste
Modell – die Herstellung von Gebrauchsgütern auf Höfen – wurden im babenbergischen
Herrschaftsraum bisher nur selten dokumentiert90 • Für die Herstellung
von Keramik sind die Befunde von Auhof die ersten und bisher einzigen
fiir dieses Gebiet. Die Gewerbe-Abgabendörfer werden im heute nieder- und
Oberösterreichischen Raum lediglich durch Ortsnamen angedeutet; als Beispiele
wären Hafnerbach oder Hafing91 zu nennen. Der archäologische Nachweis – so
wie er in Mähren z. B. durch Mohelnice92 vorliegt – fehlt bisher.
Für andere Regionen Mitteleuropas jedoch konnten bereits archäologische
Nachweise fiir herrschaftlich gebundene Handwerkssiedlungen im ländlichen
Raum erbracht werden. Zahlreiche Beispiele für derartige Siedlungen im Frühund
Hochmittelalter finden sich im Rheinland93 , wo mit einer gewissen Konti-
88 Kurt BöHNER, Friihmittelalterliche Töpferöfen in Walherberg und Pingsdorf. In: Bonner
Jahrbücher 1551156 (1 955/56) 375. 89 SCHARRER 1999 (zit. Anm. I) 15 f.
90 Als Beispiel wäre hier z. B. Eisenverarbeitung in der Wüstung Kleinhard, Niederösterreich,
zu nennen. V gl. dazu Sabine FELGENHAUER, Grabungs- und Fundbericht „Kleinhard“ 1990.
In: Arbeitsberichte des Kultur- und Museumsvereines Thaya 3-4 (1990) 383.
91 Heinrich WEIGL, Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich 3. Wien 1970, 8. Elisabeth
SCHUSTER, Die Etymologie der niederösterreichischen Ortsnamen 2. Wien 1990, 196.
92 Vladirnir Go. Slovanskä osada v Mohelnici [Die slawische Siedlung in Mohelnice) . In:
Archeologicke rozhledy 25 (1973) 371 ff.
93 Walter JANSSEN, Gewerbliche Produktion des Mittelalters als Wirtschaftsfaktor im ländlichen
Raum. In: Herbert JANKUHN – Walter JANSSEN – Ruth SCHMIDT-WIEGAND – Heinrich
TIEFENBACH (Hg.), Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit II: Archäologische
und philologische Beiträge. Bericht über die Kolloquien der Kornmission für die Altertums-
50
nuität handwerklicher Traditionen seit römischer Zeit zu rechnen ist. Aufgrund
weitaus früher konsolidierter Herrschaftsverhältnisse als im Raum der späteren
babenbergischen Länder läßt sich dort die Tradition mittelalterlichen Töpferhandwerks
bis in das 8. und 9. Jahrhundert (mitunter auch noch deutlich länger,
wie das Beispiel Mayen94 zeigt) zuruckverfolgen, das in Massenproduktion
Qualitätsware herstellte. Entscheidend für die Standortwahl keramikproduzierender
Siedlungen sind nach Walter JANSSEN naturräumliche Gegebenheiten wie
die Nähe zu qualitativ hochstehenden Tonlagerstätten, Wasser und Brennstoffen
und nicht zuletzt eine günstige Verkehrslage, welche die Verbreitung der Erzeugnisse
erleichtert. Die rheinischen Töpferorte waren wohl an weltliche, im
Besonderen aber an geistliche Grundherrschaften (vor allem solche, die in Zusammenhang
mit dem Erzbistum Köln standen) gebunden. So lag z. B. Walberberg95
im Bereich eines in der zweiten Hälfte des 1 1 . Jahrhunderts gegrundeten
Klosters, das aus den Gütern einer adeligen Familie, welche in einer Burg nördlich
des Ortes residierte, ausgestattet wurde. Auch die Entwicklung Badorfs96 ist
durch die Einbindung in eine geistliche Grundherrschaft, repräsentiert durch einen
Wirtschaftshof der Abtei St. Pantaleon in Köln, gekennzeichnet. Töpferöfen
wurden hier vor allem in unmittelbarer Nähe dieses Hofes nachgewiesen. Es
scheint hier also der Fall von einem an einen Hof gebundenen Gewerbebetrieb,
dies aber innerhalb einer gewerblich dominierten Siedlung, vorzuliegen. Im benachbarten
Pingsdorf7, das möglicherweise bis in das 7. Jahrhundert zuruckzuverfolgen
ist, ist ein Wirtschaftshof des Kötner Erzbistums bekannt. Auch für
Kierberg98, Bruhl99 und Siegburg100 sind erzbischöfliche Besitzungen nachgewiesen.
In Hessen wurde Keramik im Rahmen weltlicher Grundherrschaft im
Bereich der Wüstung Thonhausen 101 zumindest seit dem 12. Jahrhundert hergestellt.
Für den mähfischen Raum schließlich ist mit Mohelnice eine auf (Graphitton-)
Keramikproduktion spezialisierte ländliche Siedlung bekannt102• Nach
Ansicht VLADIMiR Gos‘ bestand Mohelnice bereits in der zweiten Hälfte des 9.
Jahrhunderts und fiel erst nach 1250 wüst. Es dürfte sich im Besitz des Bistums
Olomouc befunden haben.
kunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1977 bis 1980 (Abhandlungen der Akademie
der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse 123) Göttingen 1983, 349 ff.
94 ] ANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 351 ff.
95 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 359 ff.
96 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 364 ff.
97 ]A NSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 366 ff.
98 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 368 ff.
99 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 370 ff.
100 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 93) 391. 101 DESEL 1982/83 (zit. Anm. 19) 275. 102 Vladimir GoS, Osada hmc!iiü v Mohelnici [Die Töpfersiedlung von Mohelnice]. In: Archaeologicke
rozhledy 27 (1975) 388 ff.
5 1
Vielfach zeigt sich im späten Früh- und im Hochmittelalter auch die Bindung
des Handwerks an befestigte Anlagen bzw. Burgen. In Polen (Gnesen)103,
Böhmen (Klucov), Mähren (MikulCice) und der Slowakei (Nitra) sind schon im
8. und 9. Jahrhundert befestigte Siedlungen in Zusammenhang mit Fürstensitzen
nachweisbar, die zum Teil schon frühstädtischen Charakter haben und zahlreiche
Gewerbebetriebe aller Art aufweisen104• Im deutschen Sprachraum ist damit
die Situation der aus Hauptburg und Vorburg(en) bestehenden Pfalzen vergleichbar,
wenn diese auch meist etwas weniger umfangreich angelegt waren als
die zuvor genannten slawischen Fürstensitze. So ist für die Vorburg der Pfalz
Tilleda Keramikproduktion vom 10./1 1 . bis zur zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts
durch vier Töpferöfen nachgewiesen105.
Auch im Falle von Adelsburgen bzw. Ministerialensitzen scheinen Zusammenhänge
zwischen Burgen bzw. weltlichen Grundherrschaften und Töpferhandwerk
gegeben zu sein. Im Rheinland konnte in Verbindung mit der
Motte Hoverberg für das 12. Jahrhundert Keramikproduktion nachgewiesen
werden106. In Xanten wurde ein liegender Töpferofen aus der Zeit um 1 300 in
unmittelbarer Nähe eines befestigten Hofes beobachtee07• In der Wüstung Wülfingen
in Südwestdeutschland liegt nach Ansicht Günter P. FEHRINGS ebenfalls
an einen Herrensitz gebundene Keramikproduktion vor108• Im mährischen Raum
zeigen Befunde von Töpferöfen aus Mstenice die Bindung des Töpferhandwerks
im 12. und 1 3 . Jahrhundert an weltliche Grundherrschaften109• Eine ähnliche
103 W ALTER JANSSEN, Die Bedeutung der mittelalterlichen Burg fiir die Wirtschafts- und Sozialgeschichte
des Mittelalters. In: Herbert JANKUHN – Walter JANSSEN – Ruth SCHM!DTWJEGAND
– Heinrich TIEFENBACH (Hg.), Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit !1: Archäologische und philologische Beiträge. Bericht über die Kolloquien der Kommission
fiir die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1977 bis 1980 (Abhandlungen
der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse 123) Göttin-
Jen 1983, 296 ff.
1 Bohuslav CHROPOVSKY, Zur Problematik der Entstehung und Entfaltung spezialisierter
Handwerkszweige in Großmähren. In: Herbert JANKUHN – Walter JANSSEN – Ruth
SCHMIDT-WIEGAND – Heinrich TIEFENBACH (Hg.), Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher
Zeit I!: Archäologische und philologische Beiträge. Bericht über die Kolloquien
der Kommission fiir die Altertumskunde Mittel- und Nordeuropas in den Jahren 1977 bis
1980 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil.-hist. Klasse 123)
Göttingen 1983, 149 ff. Bohuslav CHROPOVSKY, Das frühmittelalterliche Nitrava. In: Herben
JANKUHN – Walter SCHLESINGER – Heiko STEUER (Hg.), Vor- und Frühformen der europäischen
Stadt im Mittelalter li. Bericht über ein Symposium in Reinhausen bei Göttingen
in der Zeit vom 1 8. bis 24. April I 972 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in
Göttingen, phil.-hist. Klasse, 84) Göttingen 1 974, 170 f.
105 Paul GRIMM, Tilleda. Eine Königspfalz am Kyff häuser 2: Die Vorburg und Zusammenfassung
(Schriften zur Ur- und Frühgeschichte 40) Berlin 1990, 97 und 2 1 0.
106 JANSSEN 1983 (zit. Anm. 1 03) 305.
107 Hans-Helmut WEGNER, Eine mittelalterliche Keramikbrennanlage in Xanten. In: Banner
Jahrbücher 1 8 1 (1981) 437 ff.
108 FEHRING 1966 (zit. Anm. 27) 52 ff
109 Vladimir NEKUDA, Zum Stand der Wüstungsforschung in Mähren. In: Zeitschrift fiir Archäologie
des Mittelalters I (1973) 52 ff.
52
Situation liegt in der Wüstung Komivky vor, wo im Bereich des Adelshofes ein
Töpferofen nachgewiesen werden konnte1 10.
Auch Uwe GROSS zeigte den Zusammenhang von Keramikproduktion und
Grundherrschaft auf; allerdings nicht anband von Produktionseinrichtungen,
sondern durch die Beobachtung der Verbreitung schwäbischer rotbemalter
Feinware, in Kombination mit der Auswertung von Schriftquellen1 1 1 . Offenbar
lag das Herstellungszentrum der schwäbischen rotbemalten Feinware in Bouch
im Remstal, was durch große Abfallhalden mit Ausschussware belegt ist. Durch
dort vorhandene Ton-, Wasser- und Holzressourcen war Bouch für die Entstehung
einer Töpferindustrie gut geeignet. Als im späten 12. Jahrhundert die Keramikherstellung
in größerem Umfang begann, gehörte dieser Ort dem Staufischen
Hauskloster Lorch im Remstal. Nach dem Aussterben der Staufer brachten
die Grafen von Württemberg im 13. Jahrhundert das Kloster und damit
Bouch an sich. Bei einem Vergleich der Verbreitungsgebiete der schwäbischen
rotbemalten Feinware und der Besitzungen der Grafen von Württemberg konnte
Uwe GROSS feststellen, daß das Vorkommen dieser Keramikart außerhalb der
württembergischen Besitzungen fast schlagartig aussetzt. Andererseits fehlen im
Verbreitungsgebiet der schwäbischen rotbemalten Feinware andere, vergleichbare
Qualitätswaren. Fundstücke dieser Warenart weit vom Herstellungszentrum,
deren Verbreitungsraum sich aber mit weitgestreuten Besitzungen der
Grafen von Württemberg decken, untermauern die Ansicht der grundherrschaftliehen
Bindung der Keramikproduktion, in diesem Fall aber auch den Zusammenhang
von Grundherrschaft und Keramikverbreitung.
Ein ähnliches Beispiel – wenn auch nicht so klar und deutlich – läßt sich
durch die archäologischen Befunde in Muggendorf im südöstlichen Niederösterreich
und diesbezügliche Schriftquellen aufzeigen. So sind hier relativ starke
Indizien für intensive Verbindungen mit dem Traisental (mit seinem Hauptort
St. Pölten) vorhanden. Seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Besitzungen
der Herren von Treisma in der Region um Muggendorf bezeugt1 1 2• Das Vorkommen
von charakteristischem keramischen Formengut im Traisental und
gleichermaßen im Gebiet von Muggendorf unterstützt die Annahme von Verbindungen
zwischen diesen beiden Regionen1 1 3. Scheibenfürmige Flachdeckel,
wie sie in Muggendorf auftreten, sind, abgesehen von einem Einzelstück aus
Wien, im niederösterreichischen Raum bisher nur in St. Pölten bekannt geworden.
Doppelhenkelkannen mit randständigen Henkeln sind im niederösterreichischen
Raum ebenso bisher lediglich in St. Pölten und Muggendorf zu beobachten.
Ein weiteres sehr starkes Indiz für Kontakte ins Traisental sind schließlich
110 SAUROVA 1973 (zit. Anm. 29) 8 1 f. 1 1 1 Uwe GROSS, Mittelalterliche Keramik zwischen Neckarmündung und Schwäbischer Alb.
Bemerkungen zur räumlichen Entwicklung und zeitlichen Gliederung (Forschungen und Be1
12r ichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 12) Stuttgart 199 1 , 161 f. Ernst KATZER, Der Hausstein in Muggendorf, p. B. Wr. Neustadt, NÖ und seine wehrpolitische
Bedeutung. ln: Archaeologia Austriaca 40 (1966) 200 f. 113 SCHARRER 1999 (zit. Anm. I ) 157 f. und 164.
53
die Rohstofftypen der Muggendorfer Keramik. Vor allem einige Graphittontypen1
14 weisen auf eine Herkunft aus dem Dunkelsteiner Wald. Graphitton aus
dieser Region wurde auch bereits fiir St. Pölten nachgewiesen1 15. Somit scheinen
auch die hier geschilderten Umstände die Annahme einer grundherrschaftliehen
Organisation der Keramikproduktion während des Hochmittelalters zu bestätigen.
Der Töpferofen von Auhof repräsentiert nun die Form des grundherrschaftlich
gebundenen Handwerks, wie es in weiten Bereichen Europas während
des Hochmittelalters vor dem Urbanisierungsschub des Spätmittelalters üblich
war.
Nordöstlich der Ortschaft Auhof, aber noch zu dieser gehörig, nahe dem
Schloss Auhof 16, befindet sich der Klamhof. Er ist eines der zahlreichen Gehöfte,
welche im Gemeindegebiet von Pergkirchen liegen. Laut Georg GRÜLL
läßt sich der Klarnhof zumindest bis in die zweite Hälfte des 11. oder an den
Beginn des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen117. GRÜLL stützt sich dabei auf die
Stiftungsurkunde der 1088 ins Leben gerufenen Pfarre Pergkirchen118• Nach Ansicht
GRÜLLS befand sich der Klamhof im Besitz eines ,,Freien“, was sich allerdings
nur schwer bzw. kaum belegen läßt. Sicher ist, dass irgendwann in der
Zeit zwischen der Mitte des 13. und der Mitte des 14. Jahrhunderts der Klamhof
in den Besitz der Kuenringer kam, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (beginnend
mit Albero V. von Kuenring)119 im unteren Mühlviertel sukzessive Eigentum
erworben hatten. Als Leuthold III. von Kuenring 1355 starb und ein Teil
seiner Besitzungen an seine Schwester Anna (die in das Geschlecht der
Maissauer eingeheiratet hatte) fiel, befand sich in dieser Erbmasse auch der
Klarnhof, welcher in der Folge von den Maissauern als Lehen weitervergeben
wurde120.
Angesichts dessen, daß der hier behandelte Töpferofen nur etwa 170m
vom Klarnhof entfernt liegt und auch eine zeitliche Nähe von Hof und Ofen gegeben
scheint, ist hier ein Zusammenhang nicht auszuschließen. Entfernungen
1 1 4 Die Untersuchungen von Keramikproben mittels Dünnschliff- und Schwermineralanalysen
wurden freundlicherweise von Roman Sauer durchgeführt; vgl. dazu SCHARRER 1 999 (zit.
Anm. I ) 89 fund 152 f.
1 1 5 Der Nachweis erfolgte freundlicherweise durch Roman Sauer; vgl. dazu SCHARRER 1 994
(zit. Anm. 1 ) 1 6 1 .
1 1 6 Herbert Erich BAUMERT – Georg GRÜLL, Burgen und Schlösser in Oberösterreich. Mühlviertel
und Linz, Wien 19883, 154 ff. 1 1 7 Georg GRÜLL, Pergkirchen. Beiträge zur Geschichte eines Dorfes. In: Heimatgaue 1 1
(1 930) 138.
1 1 8 GRÜLL 1930 (zit. Anrn. 1 17) 124 f.
1 1 9 Zur Genealogie der Kuenringer vgl. Die KUENRINGER. Das Werden des Landes Niederösterreich
(Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums n. F. 1 1 0) Wien 1 98 1 , 43
ff. und Beilage.
12° Für zahlreiche Hinweise zur Geschichte des Klamhofes danke ich Leopold Mayböck. Vgl.
auch BAUMERT – GRÜLL 1988 (zit. Anm. 1 1 6) 156.
54
dieser Größenordnung zwischen Siedlungsstelle und Töpferöfen sind auch andernorts
bekannt. So errechnete Hans-Georg STEPHAN fiir den hochmittelalterlichen
Töpferort Soffzen in Nordwestdeutschland, dass die Töpferöfen etwa 1 00
bis 200m vom letzten Gehöft des Dorfes entfernt gewesen sein mussten 121
• Man
hätte im Fall von Auhof eine an einem Hof betriebene Töpferei, sei der Klamhof
jetzt frei oder in eine Grundherrschaft eingebunden gewesen. Es ist anzunehmen,
daß auf dem Grundbesitz befmdliche Ressourcen genutzt wurden1 22. Man
hat vielleicht in unmittelbarer Nähe befindliche mögliche Tonkleinstlagerstätten
abgebaut1 23• Als Dokument derartiger Tongewinnung wurden von den Ausgräbern
auch zwei Gruben mit einem Durchmesser 1 bis 2m interpretiert124, die sich
I 0 bis 20m westlich bzw. nordwestlich des Töpferofens befanden. Materialentnahmegruben
in unmittelbarer Nähe von Töpferöfen sind auch andernorts nachgewiesen,
so z.B. in Briihl-Eckdorf25 im Rheinland. Doch kann auch eine Interpretation
als Tonaufbereitungsgruben nicht ausgeschlossen werden126.
Aus dem keramischen Fundmaterial von Auhof wurden Proben ausgewählt,
an welchen archäometrische Untersuchungen (Dünnschliff- und Schwermineralanalysen)
1 27 durchgefiihrt wurden. Es zeigte sich, dass alle Scherben den
gleichen Rohstofftyp repräsentieren, daher die selbe Rohstofflagerstätte genutzt
worden war. Kennzeichnend ist der feinschuppige bis dichte Graphit und weist
daher- im Gegensatz zum eher grobschuppigen Graphit des Passauer Raumesauf
eine Herkunft aus den östlichen Vorkommen der Böhmischen Masse. Das
entsprechende zu Auhof nächst gelegene bekannte Graphitvorkommen befindet
sich im Bereich von Persenbeug, Niederösterreich. Dabei ist zu bedenken, daß
bei den seit dem letzten Jahrhundert vorgenommenen Kartierungen von Graphitlagerstätten
immer wirtschaftliche Interessen im Vordergrund standen. Das
bedeutet, dass lediglich jene Lagerstätten erfasst wurden, die sich fiir einen
großangelegten Abbau über längere Zeit hin eigneten. Kleiostlagerstätten wurden
in Kartenwerke nicht aufgenommen und sind daher auch vielfach nicht bekannt.
So ist auch hinsichtlich der Keramikherstellung in Auhof zu bedenken,
dass es durchaus näher gelegene Graphitvorkommen geben könnte128• Die fiir
121 Hans-Georg STEPHAN, Die hoclunittelalterliche Töpferei bei Boffzen (Weserbergland). In:
Archäologisches Korrespondenzblatt 13 (1983) 395, Anm. 4.
122 Vgl. dazu die Untersuchungen Jean LePatourels in England zur abgabenpflichtigen Tongewinnung
auf grundherrschaftlichem Boden in: Jean LEPATOUREL, Documentary Evidence
and the Medieval Pottery Industry. In: Medieval Archaeology 1 2 (1968) 1 1 3 . 123 SCHARRER 1 999 (zit. Anm. I ) 1 1 1 . 124 Vlasta TOVORNIK, Die frühmittelalterlichen Gräberfelder von Gusen und Auhofbei Perg in
Oberösterreich 2: Auhofbei Perg. In: Archaeo1ogia Austriaca 70 ( 1986) 4 1 5 . 125 JANSSEN 1983 (zit. Arun. 93) 357. 126 127 SCHARRER 1999 (zit. Anm. 1) 28 f. Die Probenanalyse und -interpretation wurde freundlicherweise von Roman Sauer durchfefiihrt,
vgl. dazu SCHARRER 1 999 (zit. Anm. I ) 1 1 2 und 1 1 6. 12 Nach mündlicher Mitteilung von Roman Sauer sprechen die geologischen Gegebenheiten
im Bereich des südlichen Mühlviertels nicht gegen Graphitvorkommen. Eine Begehung zur
Verifizierung ist noch ausständig.
55
archäometrische Untersuchungen ausgewählten Keramikproben weisen jedenfalls
die gleiche Rohstoffzusammensetzung auf, was zeigt, dass bestimmte Rohstofflagerstätten
vielleicht auch über längere Zeit hinweg genutzt wurden.
Die gewonnenen Rohstoffe hat man möglicherweise in Gruben aufbereitet.
Die Magerung, wie aus den Dünnschliffanalysen ersichtlich, ist schlecht
sortiert. Dies lässt einerseits auf die Verwendung eines natürlichen Gefüges
bzw. eines Gemenges zweier oder mehrerer Tone schließen, andererseits bedeutet
es, dass die Tonaufbereitung mit eher geringem Aufwand betrieben worden
sein muss. Man machte sich offenbar vor allem keine besondere Mühe bei
der Entfernung grober Magerungspartikel, um feineren Ton zu erhalten.
Auch hinsichtlich des Formungsprozesses erlaubt die Keramik aus Auhof
Schlussfolgerungen. So konnten Quellböden, Verstreichspuren an den Innenseiten
der Gefäße, Hinweise auf Aufwulstung sowie Nachdrehen beobachtet
werden. Dass die hier vorhandenen Bodenstücke (z. B. A6) als Quellböden zu
beschreiben sind, zeigt, dass der Formungsprozeß bereits auf einer vermutlich
hölzernen Scheibe vonstatten ging, wobei ein wenig Ton über den Rand der
Scheibe hinausquolL Mit dieser Scheibe muss das Gefäß auf eine Drehhilfe gebracht
worden sein. Solche Drehhilfen werden in der Literatur immer wieder als
langsam drehende, handbetriebene Töpferscheibe beschrieben; ein derartiges
Gerät ist etwa auf einem Fresko in der sog. Bischofskapelle auf der Westempore
des Gurker Domes abgebildet129• Auf diese Weise hat man dann im Fall der Keramik
von Auhof besonders die Randpartien der Gefäße sorgfältig nachgedreht
und auch die Wandpartien relativ dünn geformt (soweit es die Konsistenz des
Graphittones – mit dem es schwierig ist, dünnwandig zu arbeiten130 – zuließ).
Die aus dem Ton geformten Gefäße wurden dann an Ort und Stelle gebrannt.
Der Brennvorgang im Ofen ging wohl eher im reduzierenden Milieu
vonstatten, wie die Mehrzahl der Keramik von Auhof zeigt, die der Graphittonkeramik
zuzuschreiben ist. Daß man gelegentlieb auch oxidierend gebrannt haben
dürfte, zeigt z. B. der Topf A7.
Die gewerbliche Tätigkeit der Keramikherstellung auf dem Klamhof hat
einerseits sicher der Selbstversorgung gedient. Ob auch mit Produktion für eine
größere Grundherrschaft oder Märkte außerhalb des eigenen Besitzes gerechnet
werden kann, ist schwer zu beantworten. Wie weit man im Falle von Auhof von
einer Werkstatt im Sinne der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hafuereibetriebe,
die bereits Massenproduktion erarbeiteten, sprechen kann, ist zumindest
fraglich, wenn nicht zu verneinen. Man hat aber sicher mit einer Werkstatt
zu rechnen, wo Ton verarbeitet und zu Keramik gebrannt wurde. Dies ist
einerseits durch die Verwendung des gleichen Rohstoffes bei der Herstellung
der vorliegenden Keramik, andererseits natürlich durch die Existenz des Töpferofens
belegt. Trotz einer gewissen Zeitspanne, die Funde und Befund umfassen,
die aber nicht sicher bestimmt werden kann, entsteht doch der Eindruck, dass die
129 W. POSCH, Dom zu Gurk. Fresken in der Westempore. Innsbruck 1984, 17.
130 SCHARRER 1999 (zit. Anm. I ) 30.
56
hier tätigen Keramikproduzenten im einzelnen recht individuell arbeiteten. Für
unser Gebiet und daher auch für Auhof ist wohl eher die Selbstversorgung mit
Keramik bzw. die Versorgung von Grundherrschaften anzunehmen. Somit ist in
den babenbergischen Gebieten allgemein mit einer kleinräumigeren Strukturierung
des Hafnerhandwerks zu rechnen. Zahlreich an die Oberfläche tretende,
kleine Ton- und Graphitlagerstätten sowie Vorkommen von natürlichem Graphitton
wurden wohl mehr oder weniger unorganisiert bzw. nur innerhalb von
Grundherrschaften geregelt, genutzt. Möglicherweise ist auch die starke Heterogenität,
welche bisher ausgewählte mittelalterliche Graphittonkeramikproben bei
archäometrischen Untersuchungen131 zeigen, ein Hinweis auf derartig strukturierte
gewerbliche Tätigkeit.
Städtisch-zünftiges Töpferhandwerk
Eine umfangreicher geregelte Keramikproduktion als jene vermutliche wie im
Zusammenhang mit Auhof geschildert, dürfte in unserem Bereich erst im Spätmittelalter
existieren. Dies ist als Folge der Urbanisierung und der folgenden
Organisation nunmehr freier und spezialisierter Hafner zu sehen, welche sich in
Zünften zusammenschlossen. Sie produzierten nun – innerhalb von Städten und
Siedlungen – qualitätvolle Ware für eine seit dem Hochmittelalter wohl anspruchsvoller
gewordene Kundschaft132.
Nach schriftlichen Quellen lassen sich im niederösterreichischen bzw.
Wiener Raum die Anfange der Hafnerzunft bis ins 1 3 . Jahrhundert zurückverfolgen.
Den ältesten Beleg für die Existenz eines organisierten Hafnerhandwerks
liefert die Reimchronik Ottokars aus der Geul. Danach waren unter den Handwerkern,
welche 1288 die Kapitulation des gegen Albrecht I. rebellierenden
Wiener Patriziats erzwangen, auch jene, die da draentuz tahen heven vnde krüege133.
Die früheste Erwähnung des Hafnergewerbes in Niederösterreich findet
sich in einem St. Pöltner Urbar und fallt in das Jahr 1324134• Die erste ausdrückliche
Erwähnung einer Hafnerzeche in Niederösterreich aus dem Jahr 1471 gilt
für Klosterneuburg135• Zu den ältesten, erhalten gebliebenen niederösterreichischen
Hafnerordnungen zählt jene aus St. Pötten von 1 5 1 6. Sie enthält vor allem
Vorschriften über die Zulassung als Meister, Produktionsvorschriften und Regeln
für Arbeits- bzw. Verkaufszeiten. Dabei wurden die Vorschriften der Wie-
131 SCHARRER 1999 (zit. Anrn. I) 9 1 tf. SCHARRER 1994 (zit. Anm. I) 127 tf.
132 Harry KÜHNEL, Die materielle Kultur Österreichs zur Babenbergerzeit. In: 1 000 Jahre Babenberger
in Österreich (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums n.F. 66) Wien
1976, 90 ff. 133 Joseph SEEMÜLLER (Hg.), Ottokars Österreichische Reimchronik (Monumenta Germaniae
Historica: Deutsche Chroniken V/2) Hannover 1 893, 869 f. Vgl. auch Richard PERGER, Die
Wiener Hafner im Mittelalter. In: Keramische Bodenfunde aus Wien. Mittelalter – Neuzeit,
Wien o. J. ( l 982) 12.
134 Gustav ÜTRUBA, Vom Steingut zum Porzellan in Niederösterreich. Wien 1 966, 23.
135 Gustav OTRUBA, Berufsstruktur und Berufslaufbahn vor der industriellen Revolution.
Wien 1952, 379 ff.
57
ner Hafnerzunft übernommen. Dies entsprach „der Gepflogenheit, die Landmeister
in der städtischen Hauptlade zu inkorporieren“136.
Das Hafnerhandwerk läßt sich historisch für die meisten niederösterreichischen
Städte nachweisen, ist zahlenmäßig aber nur mit ein bis vier Meistem
vertreten. Es ist daher anzunehmen, dass sie nicht viel mehr als den weiteren
lokalen Markt versorgten. Für 1 324 und 1391 nennen die Passauer Urbare je
drei Meister in St. Pötten, für 1367 zumindest einen Meister. Für 1420 ist ebenfalls
zumindest ein Meister nachgewiesen (im übrigen auf dem Grundstück, auf
dem sich der 1909 gefundene Töpferofen befand), für 1459 wieder mindestens
drei137•
Die Töpferofenfunde von St. Pölten repräsentieren im Gegensatz zu jenem
aus Auhof das städtische Handwerk. Die Lage der Töpferöfen am Roßmarkt
in St. Pötten bestätigt die Lokalisierung der Hafnereien durch schriftliche
Quellen. „Wie in anderen Orten wohnten auch in St. Pötten die Vertreter des
gleichen Gewerbes in der gleichen Straße oder auf dem gleichen Platze“.138 Laut
Edith ENNEN hatte das „frühbezeugte Beieinanderwohnen der Handwerker in
Gewerbegassen oft rein praktische Gründe technischer Art“ und erleichterte
„den Zusammenschluß der Handwerker desselben Gewerbes“.139 Im Falle der
St. Pöltner Hafner ist dies – wie erwähnt – die ehemalige Hafnergasse, heute
Roßmarkt Die Straßenbezeichnung ist erstmals im Passauer Urbar von 1324
nachgewiesen140. Laut Heiko STEUER sind Straßenzüge mit gleichartigem
Handwerk erst eine neuzeitliche Erscheinung; „im mittelalterlichen Stadtbild
finden wir alle Handwerke in vermischter Lage, einschließlich der feuergefährlichen“.
141 In St. Pölten liegt die Situation der Gewerbestraßen nach den archäologischen
Befunden scheinbar schon früher vor.
Durch die Lage der Hafnereien am Roßmarkt befanden sich diese feuergefährlichen
Betriebe eindeutig innerhalb der mittelalterlichen Stadt St. Pölten.
Wenn man Adalbert KLAARs Theorie Glauben schenken kann, war allerdings
nur der westliche Teil (also jener, wo sich die Hafnerwerkstätten befanden) des
Roßmarktes verbaut. Der östliche Teil dieses Straßenzuges soll erst nach 1300
entstanden sein142. Demnach könnte zur Zeit des 1 909 gefundenen Töpferofens
noch eine Art Sicherheitsabstand zum übrigen Stadtgebiet bestanden haben, der
zur Betriebszeit des zweiten Töpferofens aber schon verbaut gewesen sein
könnte.
136 ÜTRUBA 1966 (zit. Anm. 1 34) 23, 34.
137 OTRUBA 1966 (zit. Anm. 134) 34. O.A., Die ehemalige Hafnergasse. ln: Mitteilungsblatt
des Kulturamtes der Stadt St. Pölten I I ( 1 962) 132.
138 Halbergasse 1 962 (zit. Anm. 137) 1 3 1 .
139 Edith ENNEN, Die europäische Stadt des Mille! alters. Göttingen 1 9874, 1 5 0 f.
140 Hafnergasse 1 962 (zit. Anm. 137) 1 3 1 .
14 1 Heiko STEUER, Der Beitrag der Archäologie zur Stadtgeschichtsforschung. In: The Study
of Medieval Archaeology. European Symposium for Teachers of Medieval Archaeology,
Lund 1 1 – 1 5 June 1 990. Stockholm 1 993, 186.
142 Adalbert KLAAR, Der Stadtgrundriß von St. Pötten. In: Unsere Heimat 1 7 ( 1946) 1 1 8 ff.
58
Im keramischen Material des Spätmittelalters verschiedener Fundstellen
in St. Pölten ist eine starke lokale Komponente durch die Existenz technisch
ausgereifter, oxidierend gebrannter Waren festzustellen143• Während in den bisher
publizierten Fundkomplexen des nördlichen Niederösterreichs eindeutig die
graue Ware dominiert, ist hier die angesprochene oxidierend gebrannte Ware
fast als gleichberechtigt zu betrachten.
An ausgewählten Keramikproben aus dem St. Pöltner Material (sowohl
aus dem Töpferofen von 1 991 als auch von anderen Fundstellen) wurden Dünnschliff-
und Schwermineraluntersuchungen vorgenommen144• Dabei zeigte sich,
dass die Keramik des späten Hochmittelalters und fiühen Spätmittelalters durch
eine sehr heterogene Rohstoffzusammensetzung gekennzeichnet ist. Die Analyseergebnisse
weisen auf eine Rohstoffherkunft aus zahlreichen kleinen Tonlagerstätten
aus der näheren Umgebung von St. Pölten. Es ist daher wahrscheinlich,
dass sich zu dieser Zeit jeder Hafuer noch mehr oder minder die benötigten
Rohstoffe im näheren Umkreis der Stadt selbst besorgte. Jünger zu datierende
Proben, so auch jene aus dem Töpferofen, sind jedoch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit
Rohstofflagerstätten aus dem Dunkelsteiner Wald zuzuweisen.
Sie sind bekannten Tonvorkommen aus dem Bereich Ober- und Tiefenfucha und
Karlstetten sehr ähnlich145• Die intensive utzung dieser Tonlagerstätten ist
auch als Indiz für die Organisation freier und spezialisierter Hafuer, welche sich
in Zünften zusammenschlossen, im Spätmittelalter zu sehen. So lassen sich nicht
nur keramische Endprodukte, welche aus Rohstoffen aus diesen Lagerstätten
hergestellt wurden, in weiten Bereichen Niederösterreichs nachweisen146, auch
die Rohstoffe selbst wurden über weitere Strecken transportiert und verbreitet.
Für die fiühe Neuzeit zeugen schriftliche Quellen vom organisierten Bezug von
Rohstoffen aus dem Raum Tiefen- und Oberfucha und Karlstetten für die Keramikherstellung
durch die Wiener Hafuer. Mit einer solchen organisierten Nutzung
dieser Tonlagerstätten kann nach Ansicht Günther KOHLPRATHS seit dem
Ende des Spätmittelalters gerechnet werden147, nach der in St. Pölten gegebenen
Situation ist allerdings ein deutlich fiüherer Abbau wahrscheinlich. Auch die St.
Pöltner Hafuer, die der Wiener Zunft inkorporiert waren, bezogen nun offenbar
143 SCHARRER 1994 (zit. Anm. I ) 170 f.; FELGENHAUER-SCHMIEDT 1991 (zit. Anm. 68) 123.
144 Die Untersuchungen von Keramikproben mittels Dünnschliff- und Schwermineralanalysen
wurden freundlicherweise von Roman Sauer durchgeführt. Peter Scherrer sorgte dankenswerterweise
fiir die Finanzierung der Probenherstellung.
145 Vgl. auch Franz KIRNBAUER, Nutzbare Tonvorkommen im Österreichischen Alpenvorland
(Archaeologia Austriaca, Beiheft 10) Wien 1969, 90.
146 So z. B. in St. Pölten [SCHARRER 1994 (zit. Anrn. I) 161), Heiligenkreuz [Richard PrrTIONI,
Schwarzhafuerei aus dem Stift Heiligenkreuz bei Baden, NÖ Il: Die Funde aus dem
Konventgebäude 1 970. In: Archaeologia Austriaca 59/60 ( 1976) 192, Anm. 48) und vielfach
auch in Wien.
147 Günther KOHLPRATH, Neuzeitliche Keramikfunde in Wien. In: Keramische Bodenfunde
aus Wien. Mittelalter – Neuzeit. Wien o. J. ( 1982) 146.
59
ihre Rohstoffe aus den zwar weiter entfernten, aber qualitativ höherwertigen
Tonlagerstätten im Bereich Tiefenfucha, Oberfucha und Karlstetten.
Zusammenfassung
Im Zuge dieses Artikels wurden bisher bekannte Töpferöfen aus dem Österreichischen
Donauraum unter zwei Gesichtspunkten behandelt Einerseits wurden
die Öfen selbst hinsichtlich Lage und Ofentyp besprochen; andererseits anhand
zweier ausgewählter, gut befundeter Exemplare und der jeweiligen Keramik der
Strukturwandel vom grundherrschaftlich gebundenen Handwerk des Hochmittelalters
zum städtisch-zünftigen des Spätmittelalters dargestellt.
Dabei zeigte sich, dass im Österreichischen Donauraum während des Mittelalters,
wie in weiten Bereichen Mitteleuropas der liegende Ofen der vorherrschende
Typ war. Im Unterschied zu Befunden andernorts scheint hier als Besonderheit
eine aus Töpfen aufgebaute Ofenzunge auf.
Im Hochmittelalter wurde offenbar Keramik in Form von kleinräumig
strukturiertem, grundherrschaftlich gebundenem Handwerk hergestellt, wie anband
der Situation in Auhof dargestellt wurde. Im Spätmittelalter hingegen ist
das großräumig organisierte städtisch-zünftige Handwerk, wie es in schriftlichen
Quellen belegt ist, auch im archäologischen Fund und Befund nachzuweisen,
was anhand der Funde aus St. Pölten erörtert wurde.
60
Katalog
Keramische Wa renarten 148
Warenart I: Graphittonkeramik
Dabei handelt es sich um Graphittonkeramik mit dunkelgrauer, bräunlichgrauer,
braunschwarzer bis schwarzer Oberfläche und Kern, die entweder bei
sehr niedrigen Temperaturen oder im reduzierenden Milieu gebrannt wurde. Die
Oberflächenstruktur ist als rauh zu beschreiben, die Bruchflächen als unregelmäßig
mit mittelgrobkörniger Struktur. Warenart I ist in der Masse weich, gelegentlich
auch hart gebrannt. Der Scherben ist mittel bis sehr stark gemagert. Die
Feinheit der Magerung ist als fe in bis mittelgrob zu beschreiben. Die Sortierung
der Magerung ist durchgehend schlecht bis sehr schlecht. Die Graphittonkeramik
enthält oft einen hohen Graphitantei l, der für die Zuordnung der Keramik zu
Warenart 1 bestimmend ist. Warenart I beinhaltet Gefäße, die handgeformt
oder/und auf einer handbetriebenen Drehhilfe mehr oder weniger dickwandig
hergestellt wurden. Dabei wurden die Ränder mehr oder minder sorgfaltig gearbeitet.
Wand- und Bodenfragmente zeigen auch Spuren, die auf Handformung
durch Aufwulsten schließen lassen. So sind Böden oft direkt am Wandansatz
gebrochen, d. h. an der Naht, wo die Wand auf den zuvor geformten Boden angesetzt
worden war. Bei jüngerer Graphittonkeramik läßt sich diese Herstellungstechnik
arn Gefäß kaum mehr erkennen. Das Verwenden einer Drehhilfe
ist durch das Vorkommen von Bodenzeichen anzunehmen.
Warenart 2: ummäntelte Graphittonkeramik
Bei Warenart 2 handelt es sich um ummäntelte Graphittonkeramik Das Farbspektrum
des Kerns reicht von grau bis schwarz, das der Oberfläche von rot bis
148 Das System der Warenarten, welches hier benutzt wird, wurde an Hand des mittelalterlichen,
keramischen Fundmaterials aus St. Pölten entwickelt und ist jederzeit erweiterbar. Vgl.
SCHARRER 1994 (zit. Anm. I) 20 ff. , SCHARRER 1999 (zit. Anm. I) 87 ff. Genauere Angaben
zu den einzelnen Warenarten finden sich ebendort. Die Beschreibung der technologischen
Merkmale erfolgte in Anlehnung an lngolf BAUER – Wemer ENDRES – Bärbel KERKHOFFHADER
– Robert KOCH – Hans-Georg STEPHAN, Leitfaden zur Keramikbeschreibung (Mittelalter
– Neuzeit) (Kataloge der Prähistorischen Staatssammlung München, Beiheft 2) München
1987. Wolfgang ERDMANN – Hans Joachim KÜHN – Hartwig LÜDTKE – Edgar RING – Wolfgang
WESSEL, Rahmenterminologie zur mittelalterlichen Keramik in Norddeutschland. In:
Archäologisches Korrespondenzblatt 14 (1984) 417 ff. Gerwulf SCHNEIDER (Red.), Naturwissenschaftliche
Kriterien und Verfahren zur Beschreibung von Keramik. Diskussionsergebnisse
der Projektgruppe Keramik im Arbeitskreis Archäometrie in der Fachgruppe Analytische
Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker mit Beiträgen von A. B URMESTER, C. GOEDICKE,
H. W. HENN!CKE, B. KLEINMANN,. H. KNOLL, M. MAGGETTI, R. ROTTLÄNDER, G.
SCHNEIDER. In: Acta Praehistorica et Archaeologica 21 (1989) 7 ff.
149 Irene KAPPEL, Die Graphittonkeramik von Manclling (Die Ausgrabungen in Manching 2)
Stuttgart 1969, 24.
61
orange. Dabei ist die rote Oberfläche überwiegend auf eine ox idierende Brennatmosphäre
zurückzufu hren und nicht, wie in der ä lteren Literatur öft ers angegeben,
auf eine Engobierung. Die Brenntemperatur muss mindestens 400-500°C
betragen haben; bei dieser T em peratur beginnt Graphit im Sauerstoffstrom zu
ox idieren u nd es ist die angesprochene Rotfärbung zu beobachten149• Doch ist
vor allem fur spä tere, här ter gebrannte ummä ntelte Graphittonkeramik eine höhere
Brenntemperatur anzunehmen. Die O berflä chenstruktur ist wie bei Warenart
I raub, zum Teil auch porös, da im oxidierten Scherbenbereich die G raphitmagerung
teilweise v erbrannt ist. Bruchflächen erscheinen unr egelmäß ig. Der
Scherben ist mittel bis sehr stark gemagert. Die F einheit der Magerung ist mit
fein bis mittel zu beschreiben. Die Sortierung der Magerung ist auch hier
schlecht bis sehr schlecht. Warenart 2 weist tendenziell einen geringeren Graphitanteil
als Warenart 1 auf. Dabei ist z u bedenken, dass der im R ohstoff ursprünglich
enthaltene G raphit bei der ox idierenden Brennweise zum Teil verbrannte,
ein Umstand, welcher den G raphitgehalt im Scherben natürlich senkte.
Auch die G efäße der Warenart 2 mit zum Teil recht dickwandigem Scherben
wurden im wesentlichen handgeform t oder auf einer langsam rotierenden Töpferscheibe
hergestellt.
I nsgesamt erscheinen die graphithaltigen Warenarten sehr heterogen. Dieser
Eindruck, der bereits bei der makroskopischen Einteilung aufkommt, bestätigt
sich auch du rch die Ergebnisse der archäometri schen Analysen der Keramikproben.
Es liegt also Keramik unterschiedlicher R ohstofft ypen vor. Die
Rohstofft ypen überschreiten die fl ießenden Grenzen der graphithaltigen Warenarten.
Dies ist nicht erstaunlich, kann doch der gleiche R ohstoff unterschiedlichen
Verfahren ( im Formungs- und Bearbeitungsprozess sowie im Brennvorgang)
bei der Keramikherstellung unterzogen werden. Es stellt sich nun die Frage,
worauf diese Heterogenität der Waren- bzw. R ohstoffgruppen zurück zufuhren
ist. Eine Möglichkeit, die in Betracht zu ziehen wäre, könnte eine mögliche
Heterogenitä t der R ohstofflagerstä tten sein, eine andere die kleinrä umige
Str u kturierung der Keramikherstellung. Dabei schließ en sich die beiden Möglichkeiten
nicht gegenseitig aus. Eine weitere Möglichk eit, die nicht außer Acht
gelassen werden darf, ist natürlich, dass ein T eil der Keramik nicht lokal hergestellt
wurde.
Warenart 7: oxidierend gebrannte Irdenware
Die relativ dünnwandigen Scherben der oxidierend gebrannten Irdenware zeigen
unregelmäßige Bru chflächen von fein- bis grobkörniger Struktur. Im Bruch und
an der Oberfläche ist der Scherben über wiegend sehr blassbraun, rötlich-gelb
wie auch weiß, rosa und rosa-grau gefärb t. Insgesamt entsteht der Eindruck einer
gut beher rschten, ox idierenden Brandfiihr ung.
Keramik der Warengruppe 7 ist wenig stark und fein gemagert. Die Oberfläche
zeigt eine raube und gelegentlich durch ausgefallene Magerungspartikel
62
löchrige Struktur. Keramik der Warenart 7 ist hart bis sehr hart gebrannt.
Abkürzungen
BaDM – Bauchdurchmesser
BDM- Bodendurchmesser (d. h., der Gefilßboden ist mindestens zu Hälfte erhalten)
BS – Bodenstück
BST – Bodenstärke
erhL – erhaltene Länge
H – Höhe
HDM – Henkeldurchmesser
RekBaDM – rekonstruierter Bauchdurchmesser
RekBDM – rekonstruierter Bodendurchmesser (d. h., der Gefaßboden ist weniger als zur
Hälfte erhalten)
RekROM – rekonstruierter Randdurchmesser (d. h .. der Gefaßrand ist weniger als zur Hälfte
erhalten)
ROM – Randdurchmesser (d. h., der Gefaßrand ist mindestens zur Hälfte erhalten)
RS – Randstück
W A – Warenart
WS – Wandstück
WST – Wandstärke
Alle Maßangaben in Millimeter.
Keramik aus dem Töpferofen von Auhof
A I RS eines Topfes. WA I ; ausgebogener Rand, Linie auf Schulter. RekRDM 160, WST
8.
A2 RS eines Topfes. WA 1 ; eckig ausgebogener Rand. WST I 0.
A3 Topf. WA I ; ausgebogener, schräg abgestrichener Rand, Deckelfalz, gedrungenbauchiger
Gefaßkörper, Linien und Wellenlinien auf Schulter. ROM 240, BDM 160,
WST 8, BST 7, H 24.
A4 Topf. WA I ; ausgebogener, schräg abgestrichener Rand, gedrungener Gefaßkörper,
Linien und Wellenlinien auf Schulter. ROM 210, BDM 1 50, WST 8, BST 7, H 190.
A5 RS eines Vorratsgefaßes. WA I; eckig ausgebogener, profilierter Keulenrand, mit rot
gebranntem Lehm verschmiert. RekRDM 410, WST 20.
A6 BS eines Topfes. WA I ; Quellboden. RekBDM 300, WST I I .
A 7 RS eines Topfes. WA 2; ausgebogener, schräg abgestrichener Rand. RekRDM 300,
WST 12.
AB WS eines Topfes. WA I ; bauchiger Gefaßkörper, Linien und (gegenständige) Wellenlinien
auf Bauch und Schulter. WST 6.
A9 WS. WA 1 ; Wellenlinie. WST 6.
Keramik aus dem Töpferofen von St. Pölten1J0
S I Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an zwei gegenständigen Stellen etwas
ausgezogen und mit zwei gleichen Ritzmarken versehen, schwache, horizontal umlaufende
Leiste arn Hals-Schulter-Umbruch, eiförmiger Gefiißkörper, schwach aufge-
150 Aus Platzgründen wurde hier auf eine vollständige Materialvorlage verzichtet.
63
wölbter Boden; am Rand und innen partiell braungelbe Bleiglasur. RDM 230, BaDM
228, BDM 122, H 278, WST 4-7, BST 7-8.
S2 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an zwei gegenständigen Stellen etwas
ausgezogen und mit je einer v-förmigen und einer x-förmigen Ritzmarke versehen, je
eine schwache, horizontal umlaufende Leiste am Hals-Schulter-Umbruch und am
Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, Standboden. RDM 220, BaDM 225, BDM 135, H
270, WST 3-6, BST 10.
S3 Topf. WA 7; rund umgebogener, untergriffiger Rand, an zwei gegenständigen Stellen
etwas ausgezogen und mit zwei breit v-förmigen Ritzmarken versehen, schwache, horizontal
umlaufende Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, zwei breite, schwache, horizontal
umlaufende Rillen am Bauch, eif6rmiger Gefaßkörper, leicht aufgewölbter Boden.
RDM 200, BaDM 194, BDM 120, H 235, WST 4-6, BST 6.
S4 Topf. WA 7; rund umgebogener, nicht untergriffiger Rand, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, schmale, horizontal umlaufende
Rille am Bauch, eiförmiger Gefaßkörper, schwach aufgewölbter Boden. RDM 216,
BaDM 223, BDM 120, H 253, WST 5-7, BST 7-9.
S5 Topf. WA 7; umgebogener, leicht untergriffiger Rand, sehr schmale, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, eiförmiger Gefaßkörper, leicht aufgewölbter
Boden. RDM 216, BaDM 229, BDM 130, H 266, WST 4-7, BST 7-9.
S6 Topf. WA 7; umgebogener, leicht untergriffiger Rand, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Kante am
Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 224, BaDM 220,
BDM 150, H 275, WST 5-8, BST 8.
S7 Topf. WA 7; rund umgebogener, untergriffiger Rand, umlaufender Wulst knapp unterhalb
des Randes, schwache umlaufende Leiste mit gleich darunter anschließender Rille
am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, umlaufende Rille am Bauch, eiförmiger Gefaßkörper,
Standboden. RDM 250, BaDM 255, BDM 14,6, H 3 1 ,5, WST 4-9, BST 7-
9.
S8 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, horizontal umlaufende Kante am Bauch, eiförmiger
Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 230, BaDM 222, BDM 140, H
275, WST 4-8, BST 6-7.
S9 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, abgesetzte Schulter, schwache, horizontal
umlaufende Rille am Bauch, eif6rmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden.
RDM 210, BaDM 2 1 5, BDM 126, H 237, WST 4-7, BST 8.
S l O Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Rille am Bauch,
eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 224, BaDM 210, BDM
140, H 26, WST 4-7, BST 5-6.
S I ! Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, drei horizontal umlaufende schmale
Leisten am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Rille am
Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 210, BaDM 193,
BDM 1 20, H 235, WST 4-9, BST 5.
S12 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, am Hals horizontal umlaufender
Wulst, schwache, horizontal umlaufende Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache,
horizontal umlaufende Rille am Bauch, eiförmiger Gefaßkörper, Standboden.
RDM 200, BaDM 202, RekBDM 1 1 8, H 221, WST 4-7, BST 7-8.
S l 3 Topf. WA 7 ; umgebogener, untergriffiger Rand, an zwei gegenständigen Stellen etwas
ausgezogen und mit zwei ähnlichen Ritzmarken versehen, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Leiste
64
am Bauch, eifOrmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 190. BaDM
198, BDM 1 1 6, H 227, WST 4-6, BST 5-6.
S 1 4 Topf. WA 7 ; umgebogener, untergriffiger Rand, an zumindest einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen, schwache, horizontal umlaufende Leiste am
Hals-Schulter-Umbruch, zwei horizontal umlaufende Kanten am Bauch, schlanker, eifOrmiger
Gefäßkörper, etwas aufgewölbter Boden. Bauch an einer Seite etwas eingedrückt.
RDM 1 96, BaDM 1 90, BDM 1 14, H 223, WST 4-7, BST 4-6.
S 1 5 Topf. WA 7 ; umgebogener, untergriffiger Rand, schwache, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, horizontal umlaufende Rille am Bauch, eifOrmiger
Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 170, BaDM 168, BDM 10, H 195,
WST 3-8, BST 7.
S l 6 Topf. WA 7 ; umgebogener, untergriffiger Rand, schmale, horizontal umlaufende Leiste
am Hals-Schulter-Umbruch, zwei horizontal umlaufende Rillen am Bauch, schlanker,
eifOrmiger Gefäßkörper, Standboden. RDM 125, BaDM 1 1 8, BDM 1 2 1 , H 125,
WST 3-4, BST 4.
S l 7 Topf. WA 7, umgebogener, leicht untergriffiger Rand, horizontal umlaufende Leiste
am Hals-Schulter-Umbruch, horizontal umlaufende Rille am Bauch, gequetscht eiförmiger
Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 150, BaDM 1 49, BDM 86, H
152, WST 3-5, BST 5.
S 1 8 Topf. WA 7 ; umgebogener, untergriffiger Rand, zwei horizontal umlaufende Leisten
am Hals-Schulter-Umbruch, zwei breite, horizontal umlaufende Rillen am Bauch, eiförmiger
Gefäßkörper, Standboden. RDM 134, BaDM 128, BDM 80, H 135, WST 2-
5, BST 5.
S 19 Topf. WA 7; umgebogener, nicht untergriffiger Rand, horizontal umlaufende schmale
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, zwei horizontal umlaufende breite Rillen am
Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 150, BaDM 140,
BDM 86, H 155, WST 4-5, BST 7.
S20 Topf. W A 7; umgebogener, nicht untergriffiger Rand, abgesetzte Schulter, drei breite,
horizontal umlaufende Rillen am Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter
Boden. RDM 125, BaDM 1 1 5, BDM 80, H 132, WST 2-5, BST 6.
S21 Topf. W A 7; umgebogener untergriffiger Rand, horizontal umlaufende Leiste am
Hals-Schulter-Umbruch, zwei breite, horizontal umlaufende Rillen am Bauch, eiförmiger
Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 130, BaDM 127, BDM 74, H
134, WST 3-5, BST 4-5.
S22 Topf. WA 7; umgebogener, nicht untergriffiger Rand, schmale horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, breite horizontal umlaufende Rille am Bauch, eiförmiger
Gefäßkörper, Standboden. Fehlbrand. RDM 1 16, BaDM 1 12, BDM 67, H
1 15-120, WST 2-5, BST 5.
S23 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, schwache, breite horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Rille am
Bauch, eiförmiger Gefäßkörper, leicht aufgewölbter Boden. RDM 204, BaDM 210,
BDM 1 1 6, WST 4-8, BST 4-6.
S24 Topf. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, horizontal umlaufende Leiste am
Hals-Schulter-Umbruch, schwache, horizontal umlaufende Rille am Bauch, eiförmiger
Gefäßkörper. RDM 190, BaDM 198, WST 4-6.
S25 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, Ansatz zu eiförmigem Gefäßkörper. RekRDM 220,
WST 3.
S26 RS eines Topfes. W A 7; umgebogener, untergriffiger Rand, horizontal umlaufende
Leiste am Hals-Schulter-Umbruch, zwei schwache, horizontal umlaufende Rillen am
Bauch, Ansatz zu eiförmigem Gefäßkörper. RekRDM 220, RekBaDM 216, WST 4-5.
65
S27 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, nicht untergriffiger Rand, abgesetzte Schulter,
zwei schwache, horizontal umlaufende Kanten am Bauch, Ansatz zu eiformigem Gef!i
ßkörper. RDM 164, BaDM 168, WST 4-5.
S28 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, horizontal umlaufende
Leiste mit darunter anschließender Rille am Hals-Schulter-Umbruch, Ansatz zu eiformigem
Gefäßkörper. RDM 174, WST 4.
S29 RS eines Topfes. WA 7; ausgebogener, nicht untergriffiger Rand. RekRDM 120, WST
4.
S30 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen. RekRDM 180, WST 4.
S31 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen. RekRDM 220, WST 4.
S32 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen, horizontal umlaufende Leiste mit Wellenlinie
am Hals-Schulter-Umbruch, Ansatz zu eiforrnigem Gefaßkörper. RDM 220, WST 4.
S33 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit x-formiger Ritzmarke versehen. RekRDM 230, WST 4.
S34 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen. RekRDM 200, WST 4.
S35 RS eines Topfes. WA 7; umgebogener, untergriffiger Rand, an einer Stelle etwas ausgezogen
und mit Ritzmarke versehen, am Hals schwacher, horizontal umlaufender
Wulst. RekRDM 220, WST 3.
S36 Fragment eines Flachdeckels: WA 7; außen gekanteter Rand, konische Wand, Standboden.
RekRDM 147, RekBDM 140, H 1 80, WST 7, BST 7.
S37 Fragment eines Flachdeckels. WA 7; gerundeter Rand, konische Wand, Standboden.
RekRDM I I0 , RekBDM I 00, H 15, WST 5, BST 5.
S38 RS einer SchüsseL WA 7; innen gekanteter, außen durch zwei horizontal umlaufende
Kanten profilierter Rand. RekRDM 1 90, WST 3 .
S39 RS einer SchüsseL WA 7; innen gekanteter, außen durch zwei horizontal umlaufende
Kanten profilierter Rand. RekRDM 1 90, WST 4.
S40 RS einer SchüsseL WA 7; innen gekanteter, außen durch horizontal umlaufende Kante
profilierter Rand. RekRDM 170, WST 5.
S41 RS einer SchüsseL WA 7; innen gekanteter, außen durch horizontal umlaufende Kante
profilierter Rand. RekRDM 160, WST 3-5.
S42 RS eines Kruges. WA 7; innen gekanteter Rand, an einer Stelle zum Ausguß ausgezipfelt,
außen knapp unterhalb des Randes horizontal umlaufende Kante. RekRDM I 00,
WST 4-5.
S43 RS eines Kruges. WA 7; gerundeter Kragenrand, Ansatz zu eingezogenem Hals.
RekRDM 120, WST 4-5.
S44 RS einer Pfanne. WA 7; innen gekanteter Rand, außen unterhalb des Randes zwei horizontal
umlaufende Kanten, konischer Gefäßkörper, angamierter Griff innen zweifach
längsgeschlitzt mit Kerbenreihe zwischen Schlitzen. RekRDM 200, WST 5-6, HDM
13×36.
S45 BS einer SchüsseL WA 7; Standboden, schwache Fußbildung ausladend ansteigende
Wand, an Wandinnenseite dünne Wellenlinie. RekBDM 300, WST 1 5-22, BST 14.
S46 RS eines Trichters. WA 7; schräg ausgezogener, verdickter Rand mit Wellenlinie, konisch
ansetzender Gefaßkörper. RekRDM größer 400, WST I 0.
S47 RS eines Trichters. WA 7; fast waagrecht ausgezogener, verdickter Rand mit Wellenlinie,
Wellenlinie auch an Wandinnenseite. RekRDM ca.400, WST 9-10.
S48 BS. WA 7; gelocht. BST I I .
S49 WS. WA 7; Rädchenmuster in Form senkrechter, länglicher Rechtecke. WST 4-6.
66
S50 RS eines Vorratsgefäßes. WA 2; keulenfönniger Rand mit kegelfönnigen Einstichen,
abgesetzte Schulter. RekRDM größer 400, WST 15.
S51 RS eines Vorratsgefäßes. WA 2; rund umgebogener, leicht untergriffiger Rand, an
einer Stelle ausgezogen und mit Stempelmarke versehen, abgesetzte Schulter.
RekRDM größer 400, WST 14.
s
100 0 100 200 Kilorret..-
1 – Helpfau 2 -Ctleriaim 43 –ArAIJ1ofetr6t ent 65–HomMautem 87 –WiSt.en Pölt en 910 – -NeunkiHainburgrchen
e 01e
N Gewassemetz
Abb. 1 : Kartierung mittelalterlicher Töpferöfen in Österreich
67
Abb. 2: Auhof: Grundriss des Töpferofens
· · ‚ , . · .·
Abb. 3 : Auhof: Süd-Nord-Schnitt durch den Töpferofen
0 1 m
L-1..-J
—
Abb. 4: Auhof: West-Ost-Schnitt durch den Töpferofen
68
/=) ====
A1 A2
A3
Legende zu den Keramikprofilen 5 ( • Warenart 1·
Graphittonkeramik
• Warenar t 2 :
Ummantelte Graphittonkeramik
A10 u
D Warenart?· Sem
– – – Ox1d1erend gebrannte Irdenware
Abb. 5: Auhof: Keramik aus dem Töpferofen
69
A4
0
A14 u
Abb. 6: Auhof: Keramik aus dem Töpferofen
70
Sem – – –
A7
A9
A11
A13
A5
Abb. 7: Auhof:. Keramik aus dem Töpferofen
7 1
,
u
Sem – – –
AB
A12
Sem —
Abb. 8 : Auhof: Keramik aus dem Töpferofen
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Abb. 9: St. Pölten: Grundriss und Längsschnitt des Töpferofens von 1991
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Abb. 10: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
(Konstruktionselement)
73
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52
Sem —
Abb. 11: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
(Konstruktionselement)
74
53
– – -Sem
Abb. 12: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
(Konstruktionselement)
75
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S4
Sem
– – –
Abb. 13: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
(Konstruktionselement)
76
55
Sem
– – –
Abb. 14: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
(Konstruktionselement)
77
S6
Sem – – –
Abb. 1 5 : St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
78
57
Sem —
Abb. 16: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
79
SB
– – -Sem
Abb. 1 7: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
80
59
5cm
– – –
Abb. 1 8 : St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
81
510
Sem —
Abb. 19: St. Pö1ten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
82
S11
– – -5cm
Abb. 20: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
83
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S12
5cm
– – –
Abb. 2 1 : St. Pötten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
84
S 1 3
Sem – – –
Abb. 22: St. Pölten: K4eramik aus dem Töpferofen von 1991
85
S14
Sem – – –
Abb. 23 : St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
86
Sem – – –
Abb. 24: St. Pö1ten: Keramik aus dem Töpferofen von 1 99 1
87
Sem
– – –
S21
Abb. 25: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
88
5cm – – – S23
Abb. 26: St. Pölten: Kramik aus dem Töpferofen von 1 99 1
89
S24
S25
Sem —
Abb. 27: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
90
S26
S28
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Abb. 28: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
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Abb. 29: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
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Abb. 30: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
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Abb. 3 1 : St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
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Abb. 32: St. Pötten: Keramik aus dem Töpferofen von 199 1
95
Sem —
Abb. 33: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
96
Sem —
Abb. 34: St. Pölten: Keramik aus dem Töpferofen von 1991
97
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
43
KREMS 2001
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
niederösterreich kultur
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung
der materiellen Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, A-3500
Krems, Österreich. Für den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren,
ohne deren ausdrückliche Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in
Auszügen, nicht gestattet ist. – Druck: KOPITU Ges. m. b. H., Wiedner
Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhalt
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks in Österreich:
Thomas Kühtreiber, Vorwort ……………………………………………………….. …………. 5
Brigitte Cech, Bergtechnik der fiühen Neuzeit. Ein Eisenfundkomplex
des 16. Jahrhunderts aus der Bergschmiede am Oberen Bockhartsee,
Gasteiner Tal, Salzburg ………………………………….. . . . . . ……………………………… 7
Gabriele Scharrer, Mittelalterliche Töpferöfen im Österreichischen
Donauraum und der Strukturwandel in der Keramikherstellung …………. … 33
Heinz Winter, Die mittelalterliche Münzstätte am Beispiel
des Friesacher Pfennigs …………………………………… …………………….. . . . …….. 98
Robert Linke und Manfred Schreiner, Naturwissenschaftliche
Untersuchungsmethoden zur Klärung der Provenienz
mittelalterlicher Münzen an den Beispielen Friesacher Pfennig
und Tiroler Kreuzer ……………………………………………………………………….. 113
Kinga Tarcsay, Produktionsabfall und Halbprodukte aus Glas.
Archäologische Erkenntnisse zur Glasherstellung in Ostösterreich ……. 125
Thomas Kühtreiber, Eisenverarbeitung auf mittelalterlichen Burganlagen …. 140
Buchbesprechungen …………………………………………………………………………….. 159
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks
in Österreich
Vorwort
Von 23.-25. März 2001 fand in Krems auf Einladun des ,Instituts für Realienkunde
des Mittelalters und der frühen Neuzeit‘ der Osterreichischen Akademie
der Wissenschaften das 4. Treffen des Arbeitskreises zur Erforschung des mittelalterlichen
Handwerks statt. Zum ersten Mal verließ der Arbeitskreis somit
seine „Heimat“ Konstanz, wo bislang auf Initiative des Arbeitskreisleiters Ralph
Röber in seiner beruflichen Wirkungsstätte in der Außenstelle Konstanz des Archäologischen
Landesmuseums Baden-Württemberg drei höchst erfolgreiche
und abwechslungsreiche Treffen stattgefunden hatten.
Mit der ersten Tagung außerhalb von Konstanz wurde somit auch die Gelegenheit
ergriffen, neben dem Haupttagungsthema „Fehl-, Halbprodukte sowie
ungearbeitete Objekte“, welches in einem Folgeheft von Medium Aevum Quotidianum
voraussichtlich im Herbst 2001 vorgelegt wird, den Forschungsstand zur
Handwerksforschung in der Mittelalterarchäologie Ostösterreichs zu beleuchten.
ln insgesamt acht Vorträgen wurde zum einen ein breites Spektrum an
Forschungstätigkeiten in der für manchen ausländischen Gast als terra incognita
empfundenen Region ersichtlich, die sich über verschiedene Materialgruppen
(Keramik, Glas, Metalle) und Disziplinen (u. a. Numismatik, Montanarchäologie,
analytische Chemie) erstreckt. Zum anderen zeigte sich, dass neben den in
der Mittelalterarchäologie auch überregional stark vertretenen Arbeiten zur Keramik-
und Glasforschung in Ostösterreich ein ausgeprägter Schwerpunkt in der
Archäometallurgie zu beobachten ist, wobei dieser Fachzweig Forschungen vom
Bergbau bis zur experimentellen Rekonstruktion alter Verfahrenstechniken zum
Oberflächendekor von Edelmetallschmuck umfasst.
Dabei handelt es sich weniger um ein zentral gelenktes Forschungsvorhaben,
sondern um eine Reihe von Initiativen, die alle mehr oder weniger ihre Impulse
aus der starken montanarchäologischen Tradition dieses Raumes schöpfen,
die untrennbar mit den Namen von Forscherpersönlichkeiten wie Franz Hampl,
Heinz Neuninger, Richard Pittioni, Ernst Preuschen u. a. m. verbunden ist. Seit
mittlerweile vielen Jahren existiert daher auch eine enge Kooperation mit der
Montan-Universität Leoben, die z. B. im Forschungsprojekt zum Gasteiner
Goldbergbau derzeit reiche Früchte trägt. Die starke naturwissenschaftliche
Ausrichtung der archäologischen Arbeit an der Universität Wien fand zuletzt
ihren institutionellen Niederschlag in der Gründung des , Vienna Institute for
5
Archaeological Research‘ (VIAS), dessen Mitarbeiterinnen Hilfestellung bei
interdisziplinären Forschungsproblemen sowie Eigenforschung leisten. Zwei
Mitarbeiterinnen – Gabriele Scharrer und Birgit Bühler- nahmen am Treffen in
Krems teil.
Forschungslücken in der Österreichischen Archäologielandschaft an dieser
Stelle zu diskutieren ist müßig – zu groß ist der Mangel an qualifizierten Archäologlnnenstellen,
um eine halbwegs flächendeckende Arbeit, v. a. in der Bodendenkmalpflege
– leisten zu können. Umso erfreulicher, und das wurde auch
von den aus dem Ausland angereisten Gästen so empfunden, ist die Qualität jener
Projekte, die gegenwärtig laufen und in deren „Werkstatt“ in diesem Band
auszugsweise geblickt werden kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit dieser Publikation wertvolle Anregungen
für Ihre Arbeiten!
Krems, im Mai 200 I Thomas Kühtreiber
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