Naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden
zur Klärung der Provenienz mittelalterlicher Münzen an den
Beispielen Friesacher Pfennig und Tiroler Kreuzer
•
Robert Linke und Manfred Schreiner
Einleitung
Historische Münzen bieten heute dem Geschichtsforscher wertvolle Informationsquellen,
um z. B. Einblick in die politische oder wirtschaftliche Lage eines
Landes oder einer bestimmten Epoche zu erhalten. Neben der numismatischen
und historischen Aufarbeitung können dabei auch die Naturwissenschaften einen
wertvollen Beitrag leisten, um Fragen der Herkunft1 , des Alters2, der Herstellungstechnik3
oder der Authentizität4 zu klären. An den Beispielen des Friesacher
Pfennigs und des Tiroler Kreuzers soll sowohl gezeigt werden, welche
Möglichkeiten der Untersuchung durch die Anwendung moderner analytischer
Methoden gegeben sind, als auch welchen Limitierungen die Verfahren unterliegen.
Die Materialanalyse kann auf eine bereits sehr lange Geschichte zurückblicken.
Schon den Lydern war der sogenannte Probierstein bekannt, der sich bis
in die heutige Zeit – wenn auch in etwas abgeänderter Form – erhalten bat. Hatten
in früheren Zeiten derartige Analysen vornehmlich den Zweck, den Feingehalt
bzw. die Authentizität der Münzen zu überprüfen, traten in der Neuzeit ver-
• Die Arbeit wurde vom Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Projekt Nr.
7026: Materialanalytische Untersuchungen am Friesacher Pfennig ) gefOrdert.
1 N. H. GALE – W. GENTER – G. A. WAGNER, Mineralogical and geographical silver sources
of Arehaie Greek coinage. In: D. M. METCALF – W. A. ÜDDY, Metallurgy in Numismatics
I , Special Publication 13. London 1980, 3-49; Z. A. STOS-GALE – G. MALIOTIS – N. H.
GALE – N. ANNETTS, Lead isotope characteristics of the Cyprus copper ore deposits applied
to provenance studies of copper oxhide ingots. In: Archaeometry 39, I (I 997) 83-123.
2 Martin J. AITKEN, Science-based dating in archaeology. London-New York 1997.
3 R. KLOCKENKÄMPER – H. BUBERT – K. HASLER, Detection ofnear-surface silver enrichment
on Roman imperial silver coins by X-ray spectral analysis. In: Archaeometry 4 1 , 2 (1999)
3 1 1-320; Giulio MORTEANI – Jeremy P. NORTHOVER, Prehistoric gold in Europe (NATO
ASI Series, Series E, Vol. 280) Dordrecht-Boston-London 1995.
4 R. KLocKENKÄMPER – M. BECKER – H. ÜTTO, Röntgenspektralanalyse von echten und gefalschten
Reichsgoldmünzen. In: Spectrochimica Acta 1990, I 043-1 0 5 1 ; I. D. MACLEOD – I.
M. RITCHIE, Detection of debasemeilt in (forged) silver coins by means of corrosion potential
measurements. In: Archaeometry 23, I (198 I) 65-70.
1 1 3
mehrt auch numismatische oder archäologische Interessen hinzu. So erlangte
beispielsweise bereits im 1 8 . Jahrhundert der deutsche Chemiker Martin Heinrich
Klaproth ( 1 743- 1 8 1 7) große Anerkennung bei der chemischen Untersuchung
von Bronzeplastiken, archäologischen Funden und antiken Münzen5•
Heute steht dem Chemiker eine Vielzahl von chemisch-physikalischen
Untersuchungsverfahren zur Verfügung, wobei naturgemäß großer Wert darauf
gelegt wird, dass die Analysen zerstörungsfrei durchgeführt werden können, d.
h., dass dem Objekt weder Proben entnommen werden müssen, noch dass es in
irgendeiner Weise verändert oder beschädigt wird6. Analysen von entnommenem
Probematerial zeichnen sich im allgemeinen durch eine höhere Richtigkeit
und Präzision der Meßergebnisse aus, sind aber bei Untersuchungen von Münzen
aus konservatorischen Gründen meistens nicht anzuwenden. Weiters richtet
sich die Wahl einer geeigneten Analysemethode nach der Art des Materials. Für
die zerstörungsfreie Untersuchung von Metallen eignen sich u. a. die Röntgenfluoreszenzanalyse
(RF A) 7, die Protonen-induzierte Röntgenemissionsanalyse
(PIXE)8, die Rasterelektronenmikroskopie (REM) bzw. Elektronenstrahlmikroanalyse
(ESMA)9 sowie die Neutronenaktivierungsanalyse (NAA)10 und verwandte
Methoden.
Bei der Röntgenfluoreszenzanalyse wird das Objekt mit Röntgenstrahlung
bestrahlt, wodurch die Atome in der Probe selbst zur Strahlung angeregt werden
5 Martin Heinrich KLAPROTH, Beitrag zur numismatischen Docimasie. In: Abhandlungen der
königlichen Akademie der Wissenschaften und schönen Künste zu Berlin ( 1 792-1 797), Teil
Experimental-Philosophie, 3-14; Hans-Werner SCHÜTT, Martin Heinrich Klaproth als Archäometer.
In: Chemie in unserer Zeit 23, 2 ( 1989) 50-52.
6 Auch Patina, ein bei Numismatikern häufig erwünschter Effekt, wird weder entfernt noch
verändert.
7 Michael MANTLER – Manfred SCHREINER, X-ray fluorescence spectrometry in art and archaeology.
In: X-Ray Spectrometry 29, I (2000) 3-17; R. Kl.OCKENKÄMPER – K. HASLER,
Zur Leistungsflihigkeit der energiedispersiven Röntgenspektralanalyse. In: Fresenius Zeitschrift
für Analytische Chemie 289 (1978) 346-352; Andreas BURKHARDT – Willern B.
STERN – Guido HELMIG, Keltische Münzen aus Basel. Basel l 994; C. N. ZWICKY-SOBCZYK
– W. B. STERN, X-ray fluorescence and density measurements on surface-treated Roman
silver coins. In: Archaeometry 39, 2 ( 1 997) 393-405. 8 Eng!.: Particle-induced X-ray emission. Vgl. N. KALLITHRAKAS-KONTOS – A. A. KATSANOS
– A. ARA V ANTINOS – M. ÜECONOMIDES – I. TOURA TSOGLOU, Study of ancient Greek COpper
coins from Nikopolis (Epirus) and Thessaloniki (Macedonia). In: Archaeometry 35, 2
(1993) 265-278; Guy DEMORT!ER, Elementaranalyse von Goldschmuck. In: Physik in unserer
Zeit 23, I ( 1 992) 13-21.
9 R. ECHT – W.-R. THIELE, Sinting, welding, brazing and soldering as bonding techniques in
Etruscan and Celtic goldsmithing. In: Giulio MORTEANI – Jererny P. NORTHOVER, Prehistoric
Gold in Europe (NATO ASI Series, Series E, 280) Dordrecht-Boston-London 1995,
435-45 1 ; P. MÖLLER, Electrochernical corrosion of natural gold alloys. In: ebd. 357-367.
10 J. N. BARRANDON – J. P. CALLU – C. BRENOT, The analysis ofConstantinian coins by nondestructive
califomium 252 activation analysis. In: Archaeometry 19, 2 (1977) 173-186; A.
A. GORDUS – D. M. METCALF, Neutron activation analysis ofthe gold coinages ofthe Crusader
states. ln: D. M. METCALF – W. A. Ooov, Metallurgy in Numismatics I , Special
Publication 13. London 1980, 1 19-150.
1 14
und dabei sogenannte sekundäre Röntgenstrahlung (Röntgenfluoreszenz) emittieren.
Diese Strahlung wird dann von einem Detektor registriert und in ein
elektronisches Signal umgewandelt. Die Vorteile dieser Methode liegen, abgesehen
von der zerstörungsfreien Durchfuhrbarkeil der Messungen, in der Möglichkeit,
sowohl Haupt- als auch Neben- und Spurenbestandteile in einer einzigen
Messung erfassen zu können. Die Messungen sind schnell und meist ohne
Vakuum durchfUhrbar und die Ergebnisse sowohl qualitativ als auch quantitativ
auswertbar.
Untersuchungen am Friesacher Pfennig
Zur Untersuchung gelangten Prägungen des Friesacher Pfennigs, einer im 12.
und 13. Jahrhundert überregional verbreiteten Währungseinheit (Abb. 1 )1 1 • Bedingt
durch den großen wirtschaftlichen Erfolg dieser Währung erstreckte sich
das Umlaufgebiet vom heutigen Oberitalien, die slawischen Gebiete, bis in den
süddeutschen Raum (Abb. 2). Die Untersuchungen umfassen die Frühzeit des
Friesacher Pfennigs, die von etwa I 1 25/30 bis 1 1 66 angesetzt wird. Inhaber des
Prägerechtes waren sowohl die Erzbischöfe von Salzburg als auch die Herzöge
von Kärnten. Die Objekte stammen vornehmlich aus dem Münzkabinett des
Kunsthistorischen Museums Wien und wurden dort im Rahmen der Erstellung
eines die Frühzeit umfassenden Kataloges bearbeitet und neu gelegt12• Hinzu
treten Pfennige der Sammlung Wagner in Bruck!Mur.
Abb. 1 : Friesacher Pfennig, geprägt unter ErzbischofKonrad I. v. Abensberg
( 1 106-1 147), ab etwa 1 1 3 5
1 1 Zum Friesacher Pfennig s. bes.: Reinhard HÄRTEL- Markus J. WENNINGER (Hg.), Die Friesacher
Münze im Alpen-Adria-Raum. Akten der Friesacher Sommerakademie Friesach
(Kärnten), 14. bis 1 8 . September 1 992 (Schriftenreihe der Akademie Friesach I = Grazer
Grundwissenschaftliche Forschungen 2) Graz 1 996; darin bes. Michael ALRAM, Der Friesacher
Pfennig in den mittelalterlichen Alpenländem, 97 ff. Ein Typenverzeichnis bringt
Bernhard KocH, Corpus Nummorum Austriacorum (CNA) I: Mittelalter. Wien 1994, 109 ff.
12 Heinz WINTER, Die Neuinventarisierung und Neuordnung der Sammlung von Friesacher
Pfennigen am Wiener Münzkabinett. In: Mitteilungen der Österreichischen Numismatischen
Gesellschaft 3 7, I ( 1997) I 0-17.
1 1 5
Die rasche Verbreitung dieser Währung bedingte auch eine größere Anzahl von
Münzstätten. Der Begriff Friesacher Pfennig bezieht sich daher nicht nur auf in
Friesach hergestellte Münzen, sondern auf alle Prägungen, die sich in Typologie
und Stil dieser Währung angeschlossen haben. Da die schriftlichen Quellen unzureichend
sind, wurden naturwissenschaftliche Untersuchungsmethoden eingesetzt,
um die Provenienz der Münzen zu bestimmen.
TSCHECHISCHE REPUBLIK
DEUTSCHLAND
ITALIEN
Abb. 2: Umlaufgebiet des Friesacher Pfennigs
mit den in der Frühzeit relevanten Prägestätten
Eine Erleichterung für die geographische Zuordnung der Münzen war, dass einige
der Prägestätten damals eine eigene Silbermine angeschlossen hatten, aus
der sie ihr Silbererz bezogen. Auch konnte durch die Analysen gezeigt werden,
dass damals die Erzhütten unterschiedliche Technologien zur Gewinnung oder
zur Reinigung des Silbers verwendeten. Im Silber bzw. in der Silber-KupferLegierung
bleiben daher gewisse Spurenelemente wie Blei, Arsen, Gold, Quecksilber,
Wismut und Eisen zurück, die für jede Münzstätte charakteristisch sind
und eine Zuordnung der unbekannten Münzen zu einer bestimmten Münzstätte
ermöglichen. Unter den Objekten befanden sich auch einige zeitgenössische
Imitationen, sowie einige moderne Fälschungen13, die ebenfalls einer Materialanalyse
unterzogen wurden.
Untersuchungen von Münzen mit gesicherter Prägestätte
Zunächst wurden die Münzen mit gesicherter Provenienz der Prägestätten Friesach,
Laufen, Salzburg, St. Veit, Aquileia sowie Köln in der Silberzusammen-
13 Herfried WAGNER, Moderne Fälschungen von Friesacher Pfennigen. In: Mitteilungen der
Österreichischen Numismatischen Gesellschaft 37, 3 ( 1 997) 54-59.
1 1 6
setzung charakterisiert bzw. versucht Unterscheidungsmerkmale zu definieren,
um sie in einem weiteren Schritt mit Münzen unbekannter Herkunft vergleichen
zu können. Der Friesacher Pfennig wurde von den Salzburger Erzbischöfen in
Friesach geprägt. Unsicher jedoch ist die Münzstätte der herzoglichen Pfennige
(anfangs Friesach?, später St. Veit? oder eine weitere, unbekannte Prägestätte).
Die Prägung des Salzburger Pfennigs erfolgte durch die Erzbischöfe von Salzburg
in den Münzstätten Laufen und Salzburg nach Regensburger Schlag. Die
Prägung in Laufen setzte vermutlich erst in den letzten Regierungsjahren Erzbischof
Konrads I. ( 1 1 06- 1 14 7) ein. Die Rückverlegung in die Stadt Salzburg erfolgte
dann spätestens 1 1 9514•
Insgesamt gelangten über 200 Münzen zur Untersuchung. Zur Erleichterung
der Interpretation der Meßwerte sowie aufgrund der großen Datenmenge
wurden zur Auswertung der Meßergebnisse multivariate statistische Methoden
wie die Faktoren- oder die Clusteranalyse angewendet. Mit Hilfe von Streudiagrammen
lassen sich dann die Objekte unbekannter Provenienz einer bestimmten
Münzstätte zuordnen.
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4 s
Faktor !
Abb. 3: Vergleich von Münzen gesicherter Provenienz mittels Faktorenanalyse.
X Friesach; + Köln; 0 Aquileia; • Salzburg; • Laufen; 0 St. Veit
In Abb. 3 sind die Pfennige mit gesicherter Provenienz zusammengefasst. Während
sich durch einen direkten Vergleich der Röntgenintensitäten keine eindeutigen
Aussagen über eine Zugehörigkeit einzelner Exemplare zu bestimmten
Münzstätten !reffen lassen, erkennt man in der statistischen Auswertung bereits
deutlich die Ahnlichkeit von Geprägen gleicher Provenienz. Abgesehen von ei-
14 Wolfgang HAHN, Die Salzburger Münzstätte bis zum Eintritt der bischöflichen Prägetätigkeit
1009/10. In: Christoph MAYRHOFER – Günther ROHRER (Hg.), Tausend Jahre Salzburger
Münzrecht (Salzburger Numismatische Gesellschaft, Sonderpublikation 2 = Salzburg
Archiv 2 1 ) Salzburg 1996, 35 ff.
1 1 7
nigen ausreißerverdächtigen Meßwerten, lassen sich dennoch Clusterbildungen
erkennen. Münzen, die nicht in diesen Bereichen liegen und ein für die jeweilige
Prägestätte untypisches Spurenelementmuster aufweisen, sind in Abb. 3 durch
die nachgestellte Analysennummer gekennzeichnet. Da aber eine Prägung dieser
Objekte in einer anderen Prägestätte aufgrund der numismatischen Sachlage
auszuschließen ist, besteht einerseits die Möglichkeit, dass altes Silber eingeschmolzen
wurde, um daraus neue Schrötlinge herzustellen bzw. dass andererseits
alte Münzen mit einem neuen Stempel überprägt wurden, wenngleich sich
gerade in diesen Fällen keine Spuren eines Untergepräges feststellen ließen.
Ferner muß auch daraufverwiesen werden, dass für eindeutige statistische
Aussagen eine große Anzahl von Proben erforderlich ist. Da von vielen Münzgruppen
und Prägestätten jedoch nur wenige Exemplare erhalten sind, ergeben
sich daher auch gewisse Unsicherheiten in der statistischen Auswertung.
Untersuchungen von Münzen mit unbekannter Prägestätte
Für die Zuordnung der Münzen unbekannter Herkunft wurde jeweils eine kleine
Anzahl ähnlicher Objekte mit Exemplaren bekannter Prägestätten verglichen.
Als ein Beispiel für diese Untersuchungen sei die Bestimmung der Münzstätte
der Prägungen von Erzbischof Eberhard I. ( 1 147-1 1 64) angeführt. Aufgrund der
stilistisch stark unterschiedlichen Ausführungen wurde von den Numismatikern
bisher Aquileia oder Friesach als Prägestätte angenommen.
A6
A6
A6
M21:
coins M2
F1
M1
M1
F1
0 5 10 15 20 25 30
distance [%]
Abb. 4: Vergleich der Prägungen Erzbischof Eberhards I. ( 1 147- 1 1 64) (M)
mit Münzen der Städte Friesach (F) und Aquileia (A)
1 1 8
Durch die Materialanalyse gelang es die Münzen M l 8 bis M21 eindeutig der
Münzstätte Friesach zuzuordnen. Auffallend ist noch, dass sich die Prägevarianten
a (M 1 8 und M 1 9) und b (M20 und M2 1 ) dieser Münzen auch im Dendrogramm
unterscheiden lassen.
Vergleich der Prägestätten Friesach und Köln
Als zweites Beispiel sei die Unterscheidung der Prägestätten Friesach und Köln
angeführt. Durch den Vergleich von Typologie und Stil von Münzen aus diesen
beiden Prägestätten wurde bislang vermutet, dass zu Beginn der Münzprägung
unter Erzbischof Konrad I . ( 1 1 25/30) Silberarbeiter und Stempelschneider von
Köln nach Friesach gingen, um dort ihr ,,know how“ zu verkaufen. Bisher fehlte
aber der Beweis für diese Annahme. Erschwert wird ein Vergleich der beiden
Prägestätten durch die Tatsache, dass nicht zu unterscheiden ist, ob es sich bei
den Ähnlichkeiten im Spurenelementmuster tatsächlich um Gemeinsamkeiten in
der Verarbeitungstechnik des Silbers handelt, oder ob Unterschiede in der Metalllegierung
nur durch die jeweils ve1wendeten Ausgangsmaterialien (Erze, Altsilber)
zu erklären sind.
Vergleicht man Kölner und Friesacher Pfennige, so f:i und relativ einheitliche Silbergehalt der Kölner Gepräge auf. Während bei
den Friesachern innerhalb einer Emission Schwankungen im Silbergehalt von
bis zu I 0 % festgestellt wurden, schwankt der Feingehalt Kölner Münzen von
lediglich 84,7±3,4 % bis 86,7±3,5 %. Während sich bei Friesacher Pfennigen
fast ausschließlich Blei und Wismut als Spurenelemente finden, zeichnen sich
die Kölner Münzen hauptsächlich durch einen höheren Blei- und Goldanteil aus,
wobei diese Konzentrationen aber stark variieren können. Aus der breiten Streuung
der Messwerte läßt sich folgern, dass bei der Gewinnung und Reinigung des
Silbers in Friesach zweifellos die bessere Technologie bekannt war. Auch der
höhere Goldanteil in den Kölner Münzen spricht für diese Annahme. Da in bzw.
bei Köln kein Silberabbau betrieben wurde, ist anzunehmen, dass man bei der
Produktion der Münzen auf altes bzw. importiertes Silber zurückgegriffen hat.
Bei der Analyse zeigt sich, dass das in Friesach zur Silbergewinnung verwendete
Bleierz entweder weniger Gold als Spurenelement enthielt als in Köln, oder
dass man in Friesach die besseren Scheideverfahren für Gold hatte. Auch ein
Vergleich des Elements Quecksilber zwischen Friesach und Köln lässt eindeutig
Unterschiede erkennen (Abb. 5). Während im Friesacher Silber in den meisten
Fällen kein Quecksilber nachgewiesen werden konnte, variieren die Quecksilbergehalte
bei Kölner Geprägen beträchtlich.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass aufgrund der bisher durchgefiihrten
materialanalytischen Untersuchungen keine Anzeichen fiir Gemeinsamkeiten
in der Herstellung der Silberlegierung in Friesach und Köln gefunden
wurden.
1 19
1400
1200
1000
Hg [counts]
800
600
Köln
Friesach
400 60;:0 :-:-:-: —- 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 Au [counts]
8000
7000
6000
5000
4000 Pb (counts]
3000
2000
Abb. 5: Graphische Darstellung der Röntgenintensitäten
der Elemente Quecksilber (Hg), Gold (Au) und Blei (Pb)
bei Münzen der Prägestätten Friesach (helle Punkte) und Köln (dunkle Punkte)
Probleme bei der RFA-Untersuchung von korrodierten Münzen
Ein Nachteil der Röntgenfluoreszenzanalyse ist, dass die Messergehnisse nur
unter bestimmten Voraussetzungen quantifizierbar sind. So sollte das Objekt
eine ebene, glatt polierte und homogene Oberfläche aufweisen, was bei Münzen
normalerweise nicht der Fall ist. Ein weiterer Nachteil ist, dass mit dieser Methode
nur oberflächennahe Bereiche eines Objekts untersucht werden können, da
die Informations- bzw. Austrittstiefe von Röntgenfluoreszenzstrahlung beispielsweise
in einer Silberlegierung nur ca. 0, I nun beträgt. Dieser Nachteil
wirkt sich vor allem bei der Untersuchung von archäologischen Funden aus, die
an der Oberfläche durch die lange Lagerung im Boden meist stark korrodiert
sind, was zu einer Abreicherung von z. B. Kupfer bei Silber-KupferLegierungen
und einer relativen Anreicherung von Silber auf der Münzoberfläche
führt. Zur Überprüfung dieser möglichen Oberflächenanreicherung von Silber
wurden von einigen stichprobenartig ausgewählten Friesacher Pfennigen
Untersuchungen im Rasterelektronenmikroskop durchgeführt.
Bei der Rasterelektronenmikroskopie wird das Objekt mit einem fein fokussierten
Elektronenstrahl abgerastert. Durch Wechselwirkung der Elektronen
120
mit der Probe entstehen Signale, die mit Hilfe von unterschiedlichen Detektoren
registriert und in elektronische Impulse umgewandelt werden können. Neben
den abbildenden Verfahren lassen sich in Verbindung mit einem energie- oder
wellenlängendispersiven Röntgenfluoreszenzdetektor auch Aussagen über die
qualitative und quantitative Zusammensetzung treffen. Wie bei der RF A können
die Untersuchungen zwar zerstörungsfrei, jedoch nicht an Luft, sondern nur im
Hochvakuum durchgeführt werden, was wiederum gewisse Anforderungen an
die Münzen stellt15• Aufgrund der Fokussierbarkeit der Elektronenstrahlen hat
man jedoch gegenüber der herkömmlichen RFA den Vorteil, Untersuchungen
im Mikrometerbereich durchfuhren zu können16• Der Vorteil der Mikrobereichscharakterisierung
konnte daher auch im vorliegenden Fall genutzt werden, um
nachzuweisen, ob an der Oberfläche der Friesacher Pfennige eine relative Anreicherung
von Silber bzw. Abreicherung von Kupfer vorliegt. Dazu wurden einige
Münzen an der Kante leicht anpoliert und die Elementverteilung untersucht.
Es zeigte sich, dass diese Exemplare einen homogenen Aufbau besitzen
(Abb. 6) und es kann daher angenommen werden, dass die quantitativen Ergebnisse
der Silber- und Kupferkonzentrationen, gemessen mit der RFA an der
Münzoberfläche, mit dem tatsächlichen Wert im Kern der Münzen gut übereinstimmen.
Im allgemeinen wird eine Messgenauigkeit bei der RF A in Abhängigkeit
von der Oberflächenmorphologie und dem Erhaltungszustand von +/- 3 bis
5 rel.% angenommen.
Abb. 6: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines an der Kante
angeschliffenen Friesacher Pfennigs
15 Moderne Geräte besitzen heute die Möglichkeit Untersuchungen auch unter verringertem
Luftdruck durchfuhren zu können.
16 Neueste Entwicklungen bei der RFA erzielen durch die Verwendung von Mikrokapillaren
bereits hohe Ortsauflösungen. Vgl. dazu: Naoki YAMAMOTO, A micro-fluorescent/diffracted
x-ray spectrometer with a micro-x-ray bearn formed by a fine glass capillary. In: Review of
Scientific Instruments, 67, 9 ( 1996) 3051 -3064.
1 2 1
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Abb. 7: Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme eines Anschliffes
von einem (korrodierten) Tiroler Kreuzer
Im Gegensatz zu den untersuchten Friesacher Pfennigen zeigt die rasterelektroneumikroskopische
Aufnahme eines Querschliffs von einem Tiroler Kreuzer in
Abb. 7 helle Bereiche an der Ober- und Unterseite der Münze. Diese kennzeichnen
die silberreichen Bestandteile der Legierung, die dunklen Zonen im Münzkern
die kupferreichen Phasen. Während der Kern der Münze ein homogenes
Gefüge aufweist, ist an der Münzoberfläche Silber relativ angereichert.
Die Ursache dafür ist, das bei einer Lagerung von Silbermünzen im Boden
durch die ablaufenden Korrosionsprozesse Kupfer oxidiert und aus der Silber-
Kupfer-Legierung im Laufe der Jahrhunderte ausgelaugt wird. Die in Abb. 7
gezeigte Münze stammt aus einem Fund, der im Jahre 1992 auf einem Acker bei
St. Valentin!NÖ geborgen wurde1 7. Wie in Abb. 8 zu erkennen, ist durch diverse
Umwelteinflüsse Kupfer aus der Münze ausgetreten und hat sich als Kupferpatina
an der Oberfläche angelagert. Bei einer Informationstiefe von nur wenigen
Mikrometern kann sich dadurch bei der RF A vor allem bei einer quantitativen
Auswertung ein beträchtlicher Fehler ergeben
_
. _
Abb. 8: Tiroler Kreuzer zum Zeitpunkt der Auftindung
17 Michael ALRAM – Heinz WINTER- Michael METLICH, Ein mittelalterlicher Münzschatz des
15. Jahrhunderts aus St. Valentin in Niederösterreich. In: Numismatische Zeitschrift
104/ 105 ( 1 997) 109-185.
122
Untersuchungen am Tiroler Kreuzer
Die Anfänge der Kreuzerprägung in Tirol reichen bis in die zweite Hälfte des
1 3 . Jahrhunderts zurück. Unter Herzog Friedrich IV. von Tirol ( 1 4 1 1 – 1439)
(„mit der leeren Tasche“) erreichte die Kreuzerprägung einen Tiefpunkt und
wurde spätestens im Jahre 1427 eingestellt. Ab dieser Zeit wurden in Meran nur
minderwertige Vier-Berner-Stücke, sog. Vierer geprägt. Erst Erzherzog Sigismund
von Tirol ( 1439-1490) ließ die Kreuzerprägung wieder aufleben; eine genaue
Datierung des Beginns ist jedoch nicht bekanne8 . Aufgrund der schlechten
wirtschaftlichen Lage musste jedoch der Silbergehalt von zunächst 1 2 Lot
C50!10oo) bald reduziert werden. In einer Verordnung von 1473 wird ein neuer
Münzfuß von 8 Lot (500/1000) offiziell festgelegt. Bedingt durch das Aufblühen
des Nordtiroler Silberbergbaues in der zweiten Hälfte des 1 5 . Jahrhunderts wurde
im Dezember des Jahres 1477 die Prägestätte von Meran nach Hall in Tirol
verlegt.
Bislang scheiterten alle Versuche, aufgrund numismatischer Kriterien eine
klare Trennung der noch in Meran und der bereits in Hall geprägten Kreuzer
Erzherzog Sigmunds durchzuführen. Durch den Fund von St. Valentin, der zu
einem Großteil aus Kreuzern Erzherzog Sigmunds besteht, bat sich nun erstmals
die Möglichkeit eröffnet, zumindest den Kern der Kreuzerprägung von Erzherzog
Sigmund in eine relativchronologische Abfolge zu bringen.
Ziel der naturwissenschaftlichen Untersuchungen war, Prägungen der
Münzstätten Meran und Hall aufgrund der Metallzusammensetzung zu unterscheiden.
Weiters sollte mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden geklärt
werden, wie weit die in den historischen Quellen angegebenen Lötigkeiten mit
den tatsächlichen Feingehalten übereinstimmen. Als Untersuchungsmethoden
fanden die energiedispersive Röntgenfluoreszenzanalyse, die energiedispersive
Röntgenmikroanalyse im Rasterelektronenmikroskop (REM/EDS), sowie die
Bleiisotopenanalyse19 Verwendung.
Da es sich bei den Objekten ausschließlich um Bodenfunde handelt, die an
der Oberfläche stark korrodiert sind, erwiesen sich die Untersuchungen mittels
RF A als besonders fehlerbehaftet Um den Fehler besser abschätzen zu können,
wurden von einigen ausgewählten Exemplaren Querschliffe angefertigt und diese
mittels REM/EDS untersucht (Abb. 7). Bei einem Vergleich der beiden Methoden
zeigte sich, dass die mittels Röntgenfluoreszenzanalyse gemessenen Silbergehalte
in vielen Fällen deutlich höher sind und sich die Differenz der mittels beider Verfahren
ermittelten Silberkonzentrationen proportional zum Grad der Korrosion
verhält.
18 Ein Erlass vom 10. Februar 1450 zeigt, dass zu diesem Zeitpunkt bereits neue Kreuzer ausgegeben
wurden.
19 M. BON!- G. DI MAIO – R. FREI- 1. M. VILLA, Lead isotopic evidence for a mixed provenance
for Roman water pipes from Pompeii. In: Archaeornetry 42, I (2000) 201 -208; S.
SR!NIVASAN, Lead isotope and trace elernent analysis in the study of over a hundred South
Indian meta! icons. In: Archaeometry 4 1 , I ( 1 999) 9 1 – 1 16.
123
Da ein Vergleich des Spurenelementmusters keine eindeutige Unterscheidung
der beiden in Frage kommenden Münzstätten erlaubt, wurden zusätzlich
Bleiisotopenverhältnisse der Münzlegierungen bestimmt. Eine Auswertung der
vorläufigen Untersuchungsergebnisse zeigt, dass für die Produktion sowohl der in
Hall als auch der in Meran produzierten Münzen Metalle der gleichen Lagerstätte
Verwendung fanden und demnach mit der Verlegung der Münzstätte von Meran
nach Hall kein Wechsel der Erzabbaugebiete verbunden war. In Zukunft soll
durch einen Vergleich mit Analysendaten von Tiroler Erzen gezeigt werden, welche
Bergbaugebiete als Silber- und Kupferlieferanten für die Haller Münzproduktion
dienten.
Zusammenfassung
Bei der naturwissenschaftlichen Untersuchung von kunst- und kulturgeschichtlich
bedeutenden Objekten wie Münzen ist vor allem den sogenannten zerstörungsfrei
arbeitenden Methoden Vorrang zu geben. An den Beispielen des Friesacher
Pfennigs und des Tiroler Kreuzers wurde gezeigt, welche Möglichkeiten,
aber auch welche Limitierungen Röntgenfluoreszenzanalyse und Rasterelektronenmikroskopie
besitzen, um Fragen des Silbergehaltes und der Provenienz zu
klären. Ein Nachteil beider Methoden ist die geringe Informationstiefe von nur
wenigen Mikrometern. Ein Vergleich der Verfahren ergab, dass bei einer probenahmefreien
Analyse mittels Röntgenfluoreszenzanalyse vor allem Fehler bei
der quantitativen Auswertung der Analysenergebnisse bei stark korrodierten
Münzen auftreten können.
Bei den bisher durchgeführten Analysen an Objekten des Münzkabinetts
des Kunsthistorischen Museums Wien konnte gezeigt werden, dass die naturwissenschaftliche
Untersuchung von archäologischen Objekten einen wertvollen
Beitrag bei ihrer gesamtheitliehen Beurteilung liefern kann. Dennoch sollte nie
außer acht gelassen werden, dass auch diese Methoden gewissen Limitierungen
unterliegen und eine eindeutige Beantwortung der Fragen nach der Provenienz
eines Objektes stets mit den geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang
stehen sollten.
124
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
43
KREMS 2001
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
niederösterreich kultur
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung
der materiellen Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, A-3500
Krems, Österreich. Für den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren,
ohne deren ausdrückliche Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in
Auszügen, nicht gestattet ist. – Druck: KOPITU Ges. m. b. H., Wiedner
Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhalt
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks in Österreich:
Thomas Kühtreiber, Vorwort ……………………………………………………….. …………. 5
Brigitte Cech, Bergtechnik der fiühen Neuzeit. Ein Eisenfundkomplex
des 16. Jahrhunderts aus der Bergschmiede am Oberen Bockhartsee,
Gasteiner Tal, Salzburg ………………………………….. . . . . . ……………………………… 7
Gabriele Scharrer, Mittelalterliche Töpferöfen im Österreichischen
Donauraum und der Strukturwandel in der Keramikherstellung …………. … 33
Heinz Winter, Die mittelalterliche Münzstätte am Beispiel
des Friesacher Pfennigs …………………………………… …………………….. . . . …….. 98
Robert Linke und Manfred Schreiner, Naturwissenschaftliche
Untersuchungsmethoden zur Klärung der Provenienz
mittelalterlicher Münzen an den Beispielen Friesacher Pfennig
und Tiroler Kreuzer ……………………………………………………………………….. 113
Kinga Tarcsay, Produktionsabfall und Halbprodukte aus Glas.
Archäologische Erkenntnisse zur Glasherstellung in Ostösterreich ……. 125
Thomas Kühtreiber, Eisenverarbeitung auf mittelalterlichen Burganlagen …. 140
Buchbesprechungen …………………………………………………………………………….. 159
Beiträge zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks
in Österreich
Vorwort
Von 23.-25. März 2001 fand in Krems auf Einladun des ,Instituts für Realienkunde
des Mittelalters und der frühen Neuzeit‘ der Osterreichischen Akademie
der Wissenschaften das 4. Treffen des Arbeitskreises zur Erforschung des mittelalterlichen
Handwerks statt. Zum ersten Mal verließ der Arbeitskreis somit
seine „Heimat“ Konstanz, wo bislang auf Initiative des Arbeitskreisleiters Ralph
Röber in seiner beruflichen Wirkungsstätte in der Außenstelle Konstanz des Archäologischen
Landesmuseums Baden-Württemberg drei höchst erfolgreiche
und abwechslungsreiche Treffen stattgefunden hatten.
Mit der ersten Tagung außerhalb von Konstanz wurde somit auch die Gelegenheit
ergriffen, neben dem Haupttagungsthema „Fehl-, Halbprodukte sowie
ungearbeitete Objekte“, welches in einem Folgeheft von Medium Aevum Quotidianum
voraussichtlich im Herbst 2001 vorgelegt wird, den Forschungsstand zur
Handwerksforschung in der Mittelalterarchäologie Ostösterreichs zu beleuchten.
ln insgesamt acht Vorträgen wurde zum einen ein breites Spektrum an
Forschungstätigkeiten in der für manchen ausländischen Gast als terra incognita
empfundenen Region ersichtlich, die sich über verschiedene Materialgruppen
(Keramik, Glas, Metalle) und Disziplinen (u. a. Numismatik, Montanarchäologie,
analytische Chemie) erstreckt. Zum anderen zeigte sich, dass neben den in
der Mittelalterarchäologie auch überregional stark vertretenen Arbeiten zur Keramik-
und Glasforschung in Ostösterreich ein ausgeprägter Schwerpunkt in der
Archäometallurgie zu beobachten ist, wobei dieser Fachzweig Forschungen vom
Bergbau bis zur experimentellen Rekonstruktion alter Verfahrenstechniken zum
Oberflächendekor von Edelmetallschmuck umfasst.
Dabei handelt es sich weniger um ein zentral gelenktes Forschungsvorhaben,
sondern um eine Reihe von Initiativen, die alle mehr oder weniger ihre Impulse
aus der starken montanarchäologischen Tradition dieses Raumes schöpfen,
die untrennbar mit den Namen von Forscherpersönlichkeiten wie Franz Hampl,
Heinz Neuninger, Richard Pittioni, Ernst Preuschen u. a. m. verbunden ist. Seit
mittlerweile vielen Jahren existiert daher auch eine enge Kooperation mit der
Montan-Universität Leoben, die z. B. im Forschungsprojekt zum Gasteiner
Goldbergbau derzeit reiche Früchte trägt. Die starke naturwissenschaftliche
Ausrichtung der archäologischen Arbeit an der Universität Wien fand zuletzt
ihren institutionellen Niederschlag in der Gründung des , Vienna Institute for
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Archaeological Research‘ (VIAS), dessen Mitarbeiterinnen Hilfestellung bei
interdisziplinären Forschungsproblemen sowie Eigenforschung leisten. Zwei
Mitarbeiterinnen – Gabriele Scharrer und Birgit Bühler- nahmen am Treffen in
Krems teil.
Forschungslücken in der Österreichischen Archäologielandschaft an dieser
Stelle zu diskutieren ist müßig – zu groß ist der Mangel an qualifizierten Archäologlnnenstellen,
um eine halbwegs flächendeckende Arbeit, v. a. in der Bodendenkmalpflege
– leisten zu können. Umso erfreulicher, und das wurde auch
von den aus dem Ausland angereisten Gästen so empfunden, ist die Qualität jener
Projekte, die gegenwärtig laufen und in deren „Werkstatt“ in diesem Band
auszugsweise geblickt werden kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen mit dieser Publikation wertvolle Anregungen
für Ihre Arbeiten!
Krems, im Mai 200 I Thomas Kühtreiber
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