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Umwelt und Technik. Ein Plädoyer für Umwelt und Umweltgeschichte

Umwelt und Technik.
Ein Plädoyer r Umwelt und Umweltgeschichte
STEFAN POSER
„In üheren Jahren waren es Schlösser und Burgen, die die Donauland­ s c h a f t b e h e r r s c h t e n , h e u t e s i n d e s d i e g r o ß e n S t a u w e r k e . “ 1 Te c h n i s c h e Großbauten sind kulturelle Werte; diese Erkenntnis sucht ein Film von 1960zuvermitteln-damalswohlerfolgreicheralsheute. Eindemheutigen Betrachter des Filmes reizvoll erscheinender Donau-Meander wird folgen­ dermaßen beschrieben: Die Schlögener Schlinge „ist ein richtiges Schi s­ hinde s, das in ein paar Jahren durch das (Kraftwerks]-Projekt Aschach für immer beseitigt sein wird; … dann werden die Schi e müheloser hier durchkommen.“2 Tatsächlich wurde der natürliche Flußlauf nahezu im ge­ samten Österreichischen Streckenabschnitt der Donau mit dem Ziel einer intensiveren wirtschaftlichen Nutzung überformt, die Natur der Technik untergeordnet. Daß dieser Vorgang in einem Film derartig glorifiziert werden konnte, setzt eine weitreichende Technikakzeptanz voraus. Sie spiegelt sich beispielsweise in zeitgenössischen Tageszeitungen und wurde gleichzeitig von ihnen mitgetragen: 1968 – so zeigt eine zeitgenössische Untersuchung – vermittelten durchschnittlich 97 % aller Technik-Artikel in überregionalen deutschen Tageszeitungen ein technikbejahendes Ur­ teil3 . Charakteristisch für die sechziger Jahre scheint es zu sein, wenn der Themenkreis „Umwelt“ von dieser detaillierten Analyse lediglich gestreift wird4•
1 Donaustrom. �ie Straße der goldenen Stufen. Regie: Robert Horky. 506 m. Österrei 1960. Osterreichisches Filmarchiv, Nr.6446/7. Der Film wurde vermutlich im Auftrag der DoKW (Donaukraftwerke AG) gedreht .
2 Ebd.
3 Vgl. Horst Schmelzer, Naturwissenschaft und Technik im Urteil der deutschen Presse. EinesoziologischeAnalyse gesellschaftli erWertvorstellungenüberNaturwissenschaft
undTechnik. Düsseldorf1968, 72 .
4 Ebd. 74 f. Zur Entwi lung in den letzten 25 Jahren siehe Mathias Kepplinger, Künstli e Horizonte. Folgen, Darstellung und Akzeptanz von Technik in der Bundes­ republik. ankfurt am Main 1 989.
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Die Erkenntnis , daß sich eine Gesellschaft , die durch Naturwissen­ schaft und Technik entscheidend geprägt ist, nicht nur mit den soziokul­ turellen Folgen der Technisierung, sondern auch mit der Veränderung von Natur und Umwelt auseinandersetzen muß, wurde erst langsam – vor dem Hintergrund einer zunehmenden Umweltzerstörung – deutlich. Deshalb verwundert es nicht, wenn die Umweltgeschichte im deutschen Sprachraum erst in den letzten zehn Jahren an Bedeutung gewann und bis dahin einer historischen Aufarbeitung kaum Interesse entgegengebracht wurde. Dies scheint bis vor kurzer Zeit auch in Österreich der Fall gewesen zu sein, wo sich nun langsam doch manches regt; zur Unterstützung dessen sollen im Folgenden einige Herangehensweisen und Themengebiete der Umweltge­ schichte behandelt werden.
Umweltgeschichte untersucht Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt anhand historischer Analysen; bei der Betrachtung materieller Zu­ sammenhänge vermag sie grundsätzliche Einsichten in die Langzeitwirkung menschlicher Handlungen zu vermitteln, deren Folgen für Jahrhunderte die Umwelt prägen können5 . Auf einer kulturhistorischen Ebene werden Veränderungen in der Sichtweise von Natur und Umwelt thematisiert; sie stehen in enger Verbindung mit dem Grad der Technisierung, der Tech­ nikakzeptanz und dem Zustand der Umwelt. Auf beiden Ebenen kann die historische Umweltforschung zum Verständnis von Umweltproblemen bei­ tragen und bedeutet deshalb eine Mahnung zum sorgsamen Umgang mit der Natur – solange sie nicht im Sinne eines „deja vue“ betrieben wird und in der Feststellung gipfelt, Umweltverschmutzung habe es ja immer schon gegeben. So gehört die Umweltgeschichte zu den Themengebieten, die nicht nur durch gegenwärtige Probleme angeregt wurden, sondern bei deren Aufarbeitung Historiker auch zu diesen Stellung nehmen und da­
mit zumindest die Chance haben können, normativ für die Gesellschaft zu wirken.
Die Ansätze zur Umweltgeschichte sind recht unterschiedlich: So soll einerseits der Mythos der vergangeneu heilen Welt hinter agt werden, um die Umweltdiskussion durch ein solides historisches Fundament zu versachlichen6, und andererseits nach verdrängten ökologieverträglichen
5 Vgl. Bernd Herrmann (Hg.), Umwelt in der Geschi te. Beiträge zur Umweltgechichte. Göttingen 1989, 5.
6 Ulrich Troitzs , Historische Umweltforschung. Einleitende Bemerkungen über For­ schungsstand und Forschungsaufgab en. In: Technikgeschichte 48 (1981) 178.
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Technologien geforscht werden, die Entwicklungsansätze für die Ge­ genwart dienen können7• Oder die Ergebnisse von umwelthistorischen Un­ tersuchungen sollen- ähnlich dem Retrospective Technology Assessment (RTA) – als „Langzeitversuche“ betrachtet und zu aktuellen Entscheidun­ gen herangezogen werden8. Sowohl bei der Technologiefolgenabschätzung als auch bei der Umweltgeschichte stellt sich jedoch die age, inwieweit ihre Forschungsergebnisse übertragbar sind und wem sie vermittelt werden können. – So sind beispielsweise die Probleme, die beim ansfer vorin­ dustrieller europäischer Technik in Entwicklungsländer entstehen, nicht mit Hilfe von RTA oder historischer Umweltforschung lösbar. Anband von groß ächigen W drodungen sei das Problem der Vermittelbarkeit von (umwelthistorischen) Forschungsergebnissen illustriert: In den Mit­ telmeerländern führte der Holzraubbau in der Antike zu Erosion, Ver­ karstung und Klimaänderung; weite Land ächen wurden unkultivierbar9• Die dortige Klimaveränderung und die Erosionsschäden werden im Ver­ gleich zu denjenigen, die vermutlich durch Raubbau am tropischen Regen­ wald eintreten werden, harmlos sein und sollten deshalb eine eindrückliche Mahnung zum Schutz des für d terrestrische Ökosystem so wichtigen Waldgürtels sein. Insofern ließe sich hier sicher aus der Geschichte „ler­ nen“. Dies gilt jedoch nur in Europa, während ein gegebenenfalls von der Holznutzung pro tierender und von ihr abhängiger Afrikaner oder Südamerikaner sich wohl kaum von dieser Argumentation beeindrucken l sen wird, die sich auf ein emdes Land in einem fernen Kulturkreis aus grauer Vorzeit bezieht.
Unter den verschiedenen Ansätzen zur Umweltgeschichte lassen sich zwei Gegenpole ausmachen: die Beschäftigung mit eingegrenzten The­ mengebieten wie Klimageschichte oder Bodenarchäologie, bei denen sich unter Heranziehung natur- und geowissenschaftlieber Methoden „handfe­ ste“ Meßergebnisse gewinnen lassen, und der Ansatz, Umweltgeschichte als „histoire totale“ zu betreiben, indem man die Umwelt-Komponenten
7 Vgl. Otto Ullri , Der Charakter des Fortschritts moderner Technologien. Zur Ge­ schichtsphilosophie der Technikgeschichtsschreibung. In: Technologie und Politik 16 (1980) 47 f.
8 Vgl. Herrmann, Umwelt in der Geschichte 5.
9 Hierzusiehebeispiels iseHorstG.Mensching,Ökosystem·Zerstörunginvorindu­ striellerZeit. In: HermannLübbe-Elisabeth Ströker(Hg.), ÖkologischeProblemeim kulturellen Wandel (Ethik der Wissenschaften 5 ) Paderborn 1986, 15-27, hier 1 9 .
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historischer Prozesse und deren Rückwirkungen auf die Gesellschaft un­ tersucht. Hier bietet sich eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Technikgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Industriearchäologie und Anthropogeographie an10.
Insgesamt läßt sich feststellen, daß sich die überwiegende Zahl der Pu­ blikationen mit anthropogenen Umweltveränderungen und hier insbeson­ dere mit Umweltverschmutzung (nebst entsprechenden Gegenmaßnahmen und Kontrollmechanismen) auseinandersetzt, die zur materiellen Betrach­ tungsebene der Umweltgeschichte gehören. Die kulturhistorische Ebene der Veränderungen im Verhältnis der Gesellschaft zu Umwelt und Technik blieb hingegen weitgehend unerforscht.
Anthropogene Umweltveränderungen können von Klimaverschiebun­ gen über Landschaftsveränderungen bis zu Einwirkungen auf die Tierpo­ pulation reichen. Wie wirtschaftliche und technische Bedingungen mit Umweltgegebenheiten und -Veränderungen ineinandergreifen, sei am Bei­ spiel der Bautechnik von Wassermühlen verdeutlicht: Die Landschaftsmor­ phologie verlangt einen bestimmten Mühlentyp; wenn sich eine Stadtwirt­ schaft so weit entwickelt hat, daß die natürlichen Ressourcen weitgehend ausgeschöpft sind, werden aufwendige W serbauten zur Anlage weiterer Mühlen notwendig. Vor dieser Situation standen zahlreiche Städte im Spätmittelalter. Die neu angelegten Kanäle und Stauwerke bedeuten un­ ter Umständen einen erheblichen Eingri in den Wasserhaushalt und in d Landschaftsbild der Umgebung. Beispielsweise wurde in Lübeck um 1290 durch die Anlage eines Mühlendamms d kleine Flüßchen Wake­ nitz so weit aufgestaut, daß es zur Verteidigung der Stadt dienen konnte, aber gleichzeitig Wiesen der angrenzenden Gundherrschaften unter Was­ ser setzte. In Spandau bei Berlin hingegen wurde durch die Anlage ei­ ner (Mühlen)-Flutrinne im 13. Jahrhundert eine Niederung an der Havel entwässert und konnte fortan landwirtschaftlich genutzt werden11 •
Generell sind menschliche Lebensformen mit Umweltveränderungen
10 S.JoachimRadkau,UmweltproblemealsSchlüsselzurPeriodisierungderTechnik­ geschichte. In: Technikgeschi te 57 (1990) 345-361, hier 346.
11 Vgl. MartinEckholdt,DieMühle alsintegrierenderBestandteil unsererStädte. In: ders. u. a. (Hg.), Geschichte der Wasserkraftnutzung (Verö entlichungen des Landes­ museumsKoblenz13)Koblenz1985,61-66, hier65f.;GünterBayerl,DiePapiermühle 1. FrankfurtamMain1987,467;HeinrichHerzberg-HansJoachimRieseberg,Mühlen undMüllerinBerlin. Berlin-Düsseldorf1987, 235.
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verbunden, und in Europa gibt es nur noch sehr wenige nicht überformte Naturlandschaften. Bei geringen und behutsamen Eingri en können je­ doch harmonische Kulturlandschaften entstehen, in denen sich nach einiger Zeit ein neues ökologisches Gleichgewicht einstellt12• Alpine Almen oder asiatischer Bergreisanbau auf Kleinparzellen seien als Beispiele genannt. Auch regional angepaßte Mischwaldforste oder Stadtplanungskonzeptio­ nen, bei denen zur besseren Luftzirkulation in regelmäßigen Abständen Grünzonen vorgesehen sind, die sich bis in das Stadtinnere ziehen, sind – mit unterschiedlichen Gewichtungen – Versuche einer möglichst harmoni­ schen Kulturlandschaftsgestaltung.
Umweltveränderungen sind vor ihrem jeweiligen kulturellen Hinter­ grund verschieden zu beurteilen und müssen keineswegs immer negativ sein: So ist beispielsweise die Entwässerung und Kultivierung von Sumpf­ land im Mittelalter sicherlich positiv zu sehen, ährend dieselbe Handlung heute die Zerstörung eines raren Biotops bedeutet; Natur ist kostbar ge­ worden. Generell läßt sich feststellten, daß die Chancen für einen harmo­ nischen Verlauf einer Umweltveränderung geringer werden, je größer und tiefer die mit ihr verbundenen Eingri e sind. Man denke an Monokulturen, Einsatz fossiler Energieträger, Gentechnologie etc.
Schriftliche Quellen zu anthropogenen Umweltveränderungen, die so­ wohl auf der materiellen auch auf der kulturellen Ebene der Umwelt­ ges ichte untersucht werden können, gehen bis die Antike zurück. Sie gemeinsam mit Untersuchungen zu Naturbegri und Technikverständnis auszuwerten, wäre eine Aufgabe der kulturgeschichtlich orientierten Um­ weltforschung. In der Anfangszeit der Industrialisierung wurden Um­ weltveränderung und -zerstörung immer wieder thematisiert – häufig in Verbindung mit kat trophalen Wohn- und Arbeitsbedingungen13• So beschreibt Charles Dickens 1840 eine Industrieregion: “Eine lange Vor­ stadt aus roten Ziegelhäusern – einige hatten kleine Gärtchen, in denen Kohlenstaub und Fabrikrauch die zusammenges rumpften Blätter und die dürftigen Schlingp anzen schwärzten und denen die mühsam um ihr Leben kämpfende Vegetation unter dem heißen Atem der Öfen und
12 Hans-Jürgen Nitz, Mittelaltedime Moorsiedlungen. Agrarische Umweltgestaltung unter schwierigen naturräumlichen Voraussetzungen. In: Herrmann, Umwelt in der Geschichte 4 2, hier 41 f.
13 Vgl. R. Sieferle, Fortschrittsfeinde? Opposition gegen Te nik und Industrie von der Romantik bis zur Gegenwart. München 19 .
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Schlote dahinsiechte und erstarb, so daß der Ort durch diesen Anblick nur noch vergifteter und ungesunder aussah als die Stadt selbst … sie kamen allmählich in eine un eundliche Gegend, in der auch nicht ein Grashalm wuchs, keine sprossende Knospe auf den ühling deutete, in der nichts Grünes leben konnte außer auf der Ober äche der faulenden Sümpfe, die, langsam austrocknend, hin und wieder neben der schwarzen Landstraße lagen.“14 Natur bekam um 1840 einen Eigenwert, wurde schützenswert. Ihre Romantisierung und Musealisierung15 (in Form von Natur- und Land­ schaftsschutzgebieten) sind Folgen davon; es ergeben sich Parallelen zum Umgang mit menschlichen Artefakten, die unter Umständen zunächst als Gebrauchsgegenstände hergestellt, dann nach einer Phase der Dezimierung durch Wegwerfen als Antiquitäten ver uft werden und schließlich in ein Museum gelangen.
Schutz und Musealisierung einzelner naturbel sener Gebiete erschei­ nen in Anbetracht einer globalen Umweltzerstörung heute nur noch sehr bedingt hil eich. Sie weisen jedoch auf einen gesellschaftlichen Regelungs­ mechanismus hin: Intensive Umweltverschmutzung und einschneidende Umweltveränderungen wirken auf das Verhältnis der Gesellschaft zur Um­ welt zurück, wenn dabei ihre Akzeptanzschwelle überschritten wird. Dies führt zu Gegenmaßnahmen, die wiederum den Grad der Umweltverschmut­ zung und die Art der Umweltveränderungen beeinflussen.
Tatsächlich ist in den letzten zwei Jahrzehnten ein Prozeß des Umden­ kens in Gang gekommen, nur erscheint es aglich, ob der hier skizzierte Re­ gelungsmechanismus in Anbetracht der heutigen Umweltprobleme schnell genug wirkt, um gravierende Folgen für das ökologische Gleichgewicht der Erde zu verhindern. Es besteht leider keine Veranlassung zur Annahme, das Gesamtsystem werde von sich aus ein Gleichgewicht erreichen, d auch unter ethischen Gesichtspunkten erstrebenswert ist.
In den letzten zehn Jahren sind eine größere Zahl von Detailstudien und – in erster Linie für d 19./20. Jahrhundert – fundierte Überblicke entstanden16. InÖsterreichstecktdiehistorischeUmweltforschungjedoch
14 Charles Dickens, OldCuriosity Shop. 1840, zitiert nach Gerd Spelsberg, Rauchplage. Hundert Jahre Saurer Regen. Aachen 1984, 15.
15 HermannLübbe,ÖkologischeProblemeimkulturellenWandel. In: Lübbe-Ströker, Ökologische Probleme 9-14, hier 13 f.
16 Neben denbereits genanntenWerkensei insbesondere aufPeterBrimbelcombe, The Big Smoke. A History of Air Pollution in London since Medieval Times. London-
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noch in Kinderschuhen: Einige forstgeschichtliche und landwirtschaftshi­ storische Studien sowie ein primär technik- und wirtschaftsgeschichtlicher Aufsatz über das innerösterreichische Quecksilberbergwerk Idria (heute Jugoslawien)17 sind vorrangig zu nennen. Jüngst verö entlichten die „Bei­ träge zur historischen Sozialkunde“ ein Heft zum Thema „Umwelt hat Ge­ schichte“18, das durch verschiedene einführende Aufsätze Interesse f das Thema wecken will. Praktische Hinweise für Lehrer, wie „konventionelle Literatur, natürlich auch Schulbücher können detektivisch durchstöbert werden nach … Anhaltspunkten (für Umweltverschmutzung und -verän­ derung]“19, illustrieren dabei, wie wenig sich bisher zur Umweltgeschichte in Österreich getan hat. So ist zu ho en, daß das Heft – mit dreißig Sei­ ten eine der umfassendsten Darstellungen hierzulande – tatsächlich breite­ res Interesse weckt, zumal außer den genannten Publikationen und einem Schülerwettbewerb im Jahre 1987/8820 – sow�it ich recherchieren konnte – nur noch ein laufendes Forschungsprojekt zur Umweltgeschichte an der Niederösterreichischen Landesa demie zu nennen ist2 1 . Ganz generell sollte die Umweltgeschichte in Osterreich gefördert werden – sowohl an For­ schungseinrichtungen s auch in Schulen und Museen; denn die mögliche normative Kraft der Umweltgeschichte ist für die Gesellschaft dringend notwendig!
Zwei grundlegende Ebenen müssen dabei vor allem hervorgehoben
New York 1987, und John v. Simson, K analisation und Städtehygiene im 19.Jabrhun­ dert(Technikgeschichte inEinzeldarstellungen39)Düsseldorf1983, hingewiesen. Einen ÜberblicküberderzeitigeForschungsvorhabengibtderseit1989 vomLandesmuseumfür Technik und Arbeit in Mannheim herausgegebene Environmental History Newsletter. 17 Helfried Valentinits , ldria und Fragen der U mweltgestaltung. In: Herrmann Kel­ lenbenz (Hg.), Wirtschaftsentwicklung und Umweltbeein ussung, 14.-20.Jahrhundert. Berichte der 9. Arbeitstagung der Gesells aft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1981 (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialges ichte 20) Wiesbaden 1982; in diesem Sammelband nden sich auch weitere Beiträge zu Österrei . Siehe außerdem Elisa­ b eth Johann, Geschichte der Waldnutzung in Kärnten unter Ein uß der Berg- und Hammerwerke. Diss. rer. nat. Freiburg im B reisgau 1965, auch publiziert als Archiv r vaterländische Geschichte und Topographie 63. Klagenfurt 1968.
18 Beiträge zur historischen Sozialkunde 22/4 (1990).
19 Kar! Brunner, Umwelt und mittelalterli e Geschichte. In: ebd. 118-123, hier 119.
20 Vgl. Lehrer-Service Umwelterziehung 5 (1987) zum Themenschwerpunkt ‚Umwelt hat Geschichte‘.
21 Vgl. den Beitrag von G. Jaritz, W. Schwarz und V. Winiwarter in diesem Heft.
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werden, die beide für die aktuelle Umweltdiskussion unerläßlich sind und hinsichtlich welcher die Umweltgeschichte ihren Beitrag liefern könnte. Ei­ nerseits ist dies die Kontinuität des „Verlagerungssyndroms“22, der schein­ baren Problemlösung von Umweltbeeinträchtigungen durch örtliche Verla­ gerung – etwa indem belastende Produktionsanlagen vor die Stadt verlegt werden, indem man Unrat erst unterhalb einer Ansiedlung in den Fluß kippt, oder indem Chemikalien noch heute in der Nordsee ‚entsorgt‘ wer­ den. Andererseits wird im Zuge der historischen Betrachtung deutlich, daß das Wachstum eines Systems nicht unendlich ist und daß eine Gesell­ schaft , deren Wirtschaftssystem auf der Nutzung von nicht regenerierbaren Ressourcen beruht, nur ein Durchgangsstadium sein kann.
22 Günter Bayer!, Materialen zur Geschichte des Umweltproblems. In: Technologie und Politik 16 (1980) 180-221, hier 205.
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MED IUM AEVUM QUOTIDIANUM
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KREMS 1991
Herausgegeben von Gerhard Jaritz
Gedruckt mit Unterstützung der Kulturabteilung des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesells t zur Erforschung der mate­ riellen Kultur des Mittelalters. Körnermarkt 13, A-3500 Krems, Österrei . – Für den Inhalt verantwortli zei nen die Autoren, ohne deren ausdrückliche Zustim­ mung jegli er Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist. -D : KOPYTU Ges. m. b. H., Wiedner Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Gerhard Jaritz-Werner Schwarz-Verena Winiwarter:
Umweltbewältigung. Historische Muster
des Umgangs mit der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Stefan Poser:
Umwelt und Technik.
Ein Plädoyer für Umwelt und Umweltgeschichte 20
Juhan Kahk:
Cultural Contacts of Seventeenth Century Estonia
Re ected in Clerical and Historical Source Materials 28
Rezensionen:
Wenzelsbibel (H. Schüppert) 43 Margit Irniger: Der Sihlwald und sein Umland (W. Schwarz) 45 La lepre dans les pays b s (R. Jütte) 47 Reinhold Reith (Hg.): Lexikon des alten Handwerks (K. Keller) 49 Zwischen Herren und Ackerleuten (W. Störmer) 19 Glanz und Elend der alten Klöster (H. Schüppert) 52
Berichte und Ankündigungen:
Arbeitsorganisation und Entwicklung der Arbeitsethik
aus historischer Sicht (Lidija Tichonovna Mil’skaja) 55

Vom DDR-Arbeitskreis zum Berliner Arbeitskreis
für Alltagsgeschichte (Wolfgang Urban) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Ficino
„The Role of Woman in the Middle Ages: a Reassessment“
62
(conference announee eut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
The European Association for the History
of Medicine and Health . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Vorwort
Der vorliegende Band von Medium Aevum Quotidianum ist seit längerem wieder ein o enes, keiner speziellen Thematik gewidmetes Heft. Dennoch zeigt sich ein gewisser Schwerpunkt auf der Problematik umweltgeschicht­ licher Forschung, die jüngst auch in Österreich mehr Beachtung gefunden hat. Die beiden grundsätzlichen, methodisch orientierten Beiträge von Gerhard Jaritz, Werner Schwarz und Verena Winiwarter bzw. von Stefan Poser stehen im Zus e nhang mit der Veranstaltung eines Arbeitsge­ spräches an der Niederösterreichischen Landesakademie in Krems, das am 13. und 14. Dezember 1991 stattfand. Die Ergebnisse der Diskussion wer­ den im Jahr 1992 in Medium Aevum Quotidianum verö entijcht werden.
Die anderen Beiträge und Berichte vermitteln eine besondere interna­ tionale Streuung und zeigen den inzwischen weiten Einzugsbereich unserer Gesellschaft. Wie bereits angekündigt, wird der aufstrebenden estnischen Forschung im Rahmen einer Geschichte von Alltag und materieller Kultur des Mittelalters und der ühen Neuzeit, die bereits in diesem Heft durch einen Beitrag von Juhan Kahk (Tallinn} vertreten ist, voraussichtlich Jahre 1992 ein eigener Band gewidmet werden.
Die Planung für die weiteren nächsten Nummern ist bereits weit fort­ geschritten. Wir euen uns mitteilen zu können, daß anfangs 1992 Son­ derband li zum Erscheinen kommen wird, welcher die Referate einer im Frühjahr 1991 in Finnland veranstalteten internationalen Tagung zum Thema „Crudelitas in Antike und Mittelalter“ enthalten wird. Diese Pu­ blikation ist als Gemeinschaftsproduktion mit dem Historischen Institut der Universität Turku geplant. Ein umfangreicheres Heft wird die Arbeit eines ungarischen Kollegen, Sandor Petenyi, zur Verö entlichung bringen, welche sich mit „Games and Play in Medieval Hungary“ auseinandersetzt. Die bereits seit längerem angekündigte Auswahlbibliographie zum mittel­ alterlichen Kleidungswesen be ndet sich weiterhin in Vorbereitung. Glei­ ches gilt für den ebenfalls bereits avisierten Band zur computergestützten Analyse mittelalterlicher Bildquellen.
5
Im Jahr 1992 fungiert Medium Aevum Quotidianum zusammen mit dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der ühen Neuzeit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften neuerlich als Veranstalter eines internationalen Kongresses, welcher sich mit der Thematik „Kommu­ nikation zwischen Orient und Okzident. Alltag und Sachkultur“ {Krems, 6. bis 9. Oktober 1992) beschäftigen wird. Unsere Mitglieder werden an­ fangs 1992 ein entsprechendes Vorprogramm erhalten. Wie gewohnt, wird aus Anlaß der Veranst tung auch ein Heft unserer Reihe erscheinen, das die Kurzf sungen der geh tenen Referate enthält.
Gerhard Jaritz
6
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