U mweltbewältigung.
Historische Muster des Umgangs mit der Krise
Einige Diskussionsanregungen
zum gleichnamigen internationalen Arbeitsgespräch
Krems, 13. und 14. Dezember 1991
GERHARD JARITZ- WERNER SCHWARZ- VERENA WINIWARTER
Geschichte und Geschichtsbetrachtung unterliegen selbstverständlich Zeiterscheinungen
und Modetrends. Betrachten wir die heutige Situation, so
fällt das massivere Eingehen auf Fragen der Auseinandersetzung mit Umwelt
im weitesten Sinne besonders auf. Dieses entspricht Problemerkenntnissen
und -formulierungen und damit gleichsam einer Bedürfnissituation
im Rahmen der eigenen Lebensgestaltung; – was jedoch natürlich nicht
heißt, daß eine Lösung heutiger Probleme durch ein Erkennen von Lösungsversuchen
in vergangenen Zeiten erwartet wird oder erwartet werden
kann. Eher kann es vielleicht eine Art von Beruhigung sein, festzustellen,
daß auch vergangene Generationen in ihren Bestrebungen Grenzen
erreichten oder scheiterten.
Was unseres Erachtens jedoch durchaus erwartet werden kann, ist, daß
auf Grund der Beschäftigung mit oder der Erkenntnis von Lösungsversuchen,
-Strategien und -strukturen in der Vergangenheit gewisse Entscheidungshilfen
im weitesten Sinne geboten werden können – und zwar weniger
in bezug auf die Umweltkomponenten an sich als vielmehr im Hinblick auf
Verhalten und Verhaltensmuster von Menschen gegenüber Umweltproblemen
bzw. gegenüber anderen Menschen im Rahmen der Bewältigung von
Umweltproblemen (Reaktion auf Normen; Überzeugungsstrategien; Methoden
der Bewußtmachung, sei es durch ‚Realität‘, Kraßheit und Überzeichnung,
sei es durch ständige Wiederholung bzw. dauerndes dezidiertes
Aufmerksammachen; Erfolg und Mißerfolg von Strategien; Motivationsmechanismen;
etc.). Eine ‚direkte‘ Möglichkeit der Heranziehung historischer
Vorbilder und einen Erfolg eines solchen Vorgehens zu erwarten, wäre allerdings
auch hier zu einfach gedacht.
7
Wenn „die Öffentlichkeit“ als Rezipient (an)erkannt wird, erscheint es
als Zweck einer Vermittlung, den Betroffenen neue Denkmöglichkeiten im
Sinne einer strukturellen und nicht nur, wie vielfach üblich, punktuellen
Erfassung von Problemfeldern zur Bewältigung der heutigen Umweltkrise(
n) an die Hand zu geben bzw. durch die Arbeit mit dem historischen
Material zumindest „Denkanstöße“ zu vermitteln.
Dabei stellen sich mehrere Fragen nach den Prinzipien wie den konkret
anzuwendenden Strategien der Vermittlung. Ohne hier auf die Diskussion
in den historischen W issenschaften zur Frage nach dem Erkenntnisinteresse
eingehen zu wollen, sei kursorisch darauf verwiesen, daß Historiker nicht
an der Sammlung von Daten als solches, sondern an deren Anwendung,
d. h. an ihrer Nutzung zum schöpferischen Umgang mit dem Heutigen
interessiert sind (oder sein sollten) 1.
Umweltgeschichte ist insofern nicht ein Sonderfall, sondern ein Fall mit
Modellcharakter auch für „rein“ historische Gebiete, als sich unter Historikern
ein gewisser Nachholbedarf an Auseinandersetzung mit Öffentlichkeit
konstatieren läßt.
Im Gegensatz zu den oft sehr gegenstandsbezogenen Erörterungen der
Historiker über den Sinn ihrer Disziplin fragen Naturwissenschafter zunehmend
nicht nur nach der gesellschaftlichen Relevanz der von ihnen erhobenen
Daten, sondern vermehrt nach den Kriterien der Darstellung, die
größerenÖffentlichkeiten den Zugang zu den Daten ermöglicht. Damit einher
geht die Frage nach der „Einmischung“ der Naturwissenschafter in jene
Prozesse, die die Umsetzung ihrer Daten in Handlungen („Anwendung“)
bewirken, somit die Teilnahme am politischen Prozeß. Die Aufbruchstimmung
der Naturwissenschaften ergibt sich aus der Art der Fragestellungen,
mit denen sie konfrontiert sind. Gerade in den „Umweltwissenschaften“
hat die Forschungspraxis, auch die Praxis der Vergabe von Forschungsmitteln,
eine solche Offnung herausgefordert. John Maddox sieht sich in einem
Kommentar unter dem T itel „Does the Iiterature deserve the name?“2 zu
der Frage veranlaßt, ob die Qualität der publizierten Arbeiten plötzlich
garantiert wäre, wenn nur mehr klar verständliche Artikel zur Publikation
1 Vgl. die Zusammenfassung der Auseinandersetzung zwischen hütoria contemplativa
und hitoria activa bei Karl-Georg Faber, Theorie der Geschichtswissenschaft. München
51 982, 183 ff. Für die Frage nach dem „Nutzen“ historischer Wissenschaft vgl. auch
Karl Brunner, Einführung in den Umgang mit Geschichte. Wien 1 985, 38 f.
2 In: Nature 348 vom 1 5. 11. 1 990, 191.
8
angenommen würden. Neben diesem Aspekt geht etwa der Physiker Juan
G. Roederer vor allem auf solche zentrale Fragen ein, die auch hier im
weiteren interessieren: „How can we sustain a public sense of the common
danger of global change while remaining honest in view of the realities of
scientific uncertainty? . . . How can we strike a balance between the need
to overstate a case to attract the attention of the media and the obligation
to adhere strictly to the ethos of science?“3
Wenn Historiker sich der Umweltgeschichte nähern, nähern sie sich
damit auch der öffentlichen Verwendung ihrer Daten in ihrem oder gegen
ihren Sinn. Die Vorworte bekannter umweltgeschichtlicher Sammelbände
sprechen zwar davon, daß „Umwelt immer auch eine historische Dimension
hat“4, befassen sich aber nur am Rande mit den Vermittlungsproblemen,
die sich aus der interdisziplinären Zusammenarbeit ebenso ergeben wie aus
dem Herantreten an Öffentlichkeiten.
* * *
Im Rahmen einer Auseinandersetzung mit historischen Mustern der Umweltbewältigung
bzw. des Umgangs mit der Krise5 kann ein Herangehen
an die Thematik von verschiedenen Ausgangspunkten erfolgen: sei es vom
Problem aus, von reagierenden Personen, Personengruppen oder Kommunitäten,
von Graden der Intensität, von der räumlichen ‚Ausdehnung‘
des Umweltproblems und der damit im Zusammenhang stehenden Betroffenheit,
von Reaktions- und Entscheidungsabfolgen, vom Zusammenspiel
bzw. der Diskrepanz zwischen Norm und deren Einhaltung, aber auch von
3 Juan G. Roederer, The challenge of global change. In: EOS Transactions of the AGU,
September 18, 1 990.
4 Vgl. z. B. Bernd Herrmann (Hg.), Mensch und Umwelt im Mittelalter. Stuttgart
21986, 7.
5 Der verwendete Begriff der „Krise“ bzw. die Formulierung des „Umgangs mit der
Krise“ sollen keine inhaltliche Einschränkung bedeuten. Was untersucht werden soll,
entspricht vielleicht am ehesten der Definition eines „regirne“ (engl.), wie sie Arild
Underdal, Notes on Social Science Inp uts to the Design and Engineering of International
Regimes. In: One Earth – One World. Report from a Research Policy Conference on
Environment and Development, Oslo, Norway, 22.-23. 3. 1 988, 61-67, hier 61, gibt: Ein
Set aus Regeln, die nicht unb edingt schriftlich gefaßt sein müssen, und auch nicht immer
den Kriterien eines Gesetzes entsprechen müssen, das zur Normierung des Verhaltens
in b estimmten Situationen dienlich ist.
9
der Offensichtlichkeit ihrer Relevanz etc. Die Erkenntnis derartiger Muster
und deren Erhaltung, Verschiebung, Modifikation und Verbindung6
erscheint als wichtigstes Element für eine umfassendere Interpretation und
Analyse einiger der entscheidensten Bereiche menschlicher Lebensgestaltung,
von der Sicherheit und dem Wohlfühlen in der eigenen Lebenswelt
bis zu deren Aufrechterhaltung.
Sowohl in bezug auf eine gegenwärtige Situation als auch im Rahmen
einer Analyse historischen Materials zeigt sich dabei allgemein die Auseinandersetzung
mit den jeweiligen Dimensionen von Phänomenen als besonders
relevant. Wenn dies im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Analyse
von (Grund)strukturen und (Grund)voraussetzungen geschieht und
in diesem Komplex Muster festgestellt werden können, so werden historische
Ergebnisse Relevanz erlangen können, die über das Erzählen von
Geschichte und dessen Rezeption hinausgehen können.
Die Erkenntnis und Analyse von Mustern (seien es „patterns of intention“,
seien es „patterns of response“) kann nur aus einer repräsentativen
Anzahl von Quellen gewonnen werden, obwohl der Ausgangspunkt für derartige
Untersuchungen bzw. Fragestellungen auch durchaus ein Einzelfall
sein kann:
Augsburg 1416: Die Straßen der Stadt sind ungepflastert, die Chronik berichtet von der
„großen notturft“, die daraus resultiert. „Es war zu aller zeit kottig überall in der stat“.
Mit Wagen kann man kaum durch die Straßen fahren. Es ist nötig, an vielen Stellen
hölzerne Übergänge über Gassen und Straßen für die Fußgänger zu errichten, und mit
einer Art von hölzernen Dämmen die Häuser vor Schmutz und Kot zu schützen. Die
Situation erscheint unerträglich. Andere Städte, Nürnberg, Straßburg usw., hatten zu
dieser Zeit bereits seit längerem begonnen, sich abzuhelfen und die Straßen zu pflastern.
Nicht nur die unerträgliche Situation, sondern auch das Vorbild anderer und die daraus
resultierende Konkurrenzmotivation führen zum Handeln. Einer beginnt, der reiche
Bürger Hans Gewerlich. Er läßt vor seinem Haus pflastern. „Und da das geschechen
was“, so berichtet die Chronik, „da geviel es iedermann wol … und was es hüpsch und
gar zierlich … „. Der Rat der Stadt tritt zusammen; man entscheidet, in der gesamten
Stadt zu pflastern. Die Motivation ist groß, die Bevölkerung beteiligt sich aktiv am
6 Vgl. Nathan Keyfitz, Editorial. In: Options. Quarterly Journal of the International
Institute for Applied Systems Analysis, Laxenburg, Austria, June 1991, 3 : „Not things
as such but the connectedness of things is what scientists study and do experiments
on, try to disentangle and then to reassemble in understandable form, each partiewar
science within its own domain.“
10
Sammeln und Herbeischaffen von Pflastersteinen, die Finanzierung erfolgt bis zu einen
gewissen Abstand vor den Häusern durch die Eigentümer, für die Mitte von breiteren
Straßen durch die Stadtfinanzen. “ … und was iedermann willig“, so lange anscheinend,
bis sich der erste Motivationsboom gelegt hatte. Je länger es dauerte, desto geringer
wurde die ‚Willigkeit‘ der Bevölkerung, „biß es do ch von gotts genaden gar beschehen
ist hernach über etwa vil zeit“ 7•
Ein, wenn auch ausführlich überliefertes EinzelbeispieL Ein Beispiel, das
jedoch in besonders starkem Maße zur Frage nach der Existenz allgemeinerer
Muster führen kann, nicht nur weil uns die Handlungs- und Situationsabfolge
auch aus unserer eigenen Erfahrung nicht gänzlich unbekannt sein
dürfte: Eine Kommunität leidet unter untragbar gewordenen Zuständen.
Man weiß, daß sich andere bereits Abhilfe geschaffen haben. Einzelne treten
als Initiatoren auf und setzen damit das Vorbild innerhalb der Kommunität.
Die Gemeinschaft reagiert positiv und motiviert; sie beteiligt sich
aktiv an der Verbesserung der Situation. Langsam sinkt die erste Motivation-
wohl auch aus finanziell-wirtschaftlichen Erwägungen- und bis das
zuerst so enthusiastisch beschlossene Programm tatsächlich verwirklicht
ist, dauert es lange Zeit.
Fragen sollten wir uns daher wohl insbesondere nach Wegen der Bewältigung
von auftretenden Situationen und Problemen, nach der Gewährleistung
einer Umwelterhaltung, sowie ganz allgemein nach der Verankerung
eines umweltbewußten Denkens im Rahmen einer Gesellschaft. Mitunter
informieren die Quellen konkret, häufig sind wir auf direkte oder
indirekte Schlüsse angewiesen. Von besonderer Relevanz erscheint dabei,
inwieweit ökonomische und/oder soziale Faktoren als entscheidend anzusehen
sind bzw. inwieweit (oder auch ab wann) eine allgemeinere Auseinandersetzung
mit über ökonomische Aspekte hinausgehenden Komponenten,
etwa in bezug auf konkrete Existenzbedrohung oder hinsichtlich eines unerlaubten
Eingriffs des Menschen in die Schöpfung, auftritt.
Schwerpunkte der auf uns gekommenen historischen Überlieferung der
vorindustriellen Zeit, mit welchen wir uns interpretatorisch auseinandersetzen
können, stammen aus der Stadt, jener Kommunität also, in welcher
eine größere Anzahl von Menschen eng zusammenlebt, wo gemeinschaftsforderndes
bzw. gemeinschaftswidriges Verhalten besonders starke
7 Die Chroniken der schwäbischen Städte. Augsburg 2 (Die Chroniken der deutschen
Städte vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert 5) Leipzig 1866, 146 (Chronik des Burkard
Zink).
1 1
Auswirkungen haben kann. Öffentlicher Nutzen und öffentlicher Schaden
werden dort sehr deutlich wirksam, eine positive oder negative Betroffenheit
kommt besonders intensiv zum Tragen. Es darf daher nicht Wunder
nehmen, daß gerade städtische Ordnungen, Streitfälle, chronikalische
Überlieferungen etc. oft reichen Bezug auf Umweltfragen nehmen.
Ein zweites Bündel von Schwerpunkten liegt im ländlichen Raum,
dort, wo weite Bereiche der Verwirklichung materieller Grundbedürfnisse
ihre Basis haben.
Im Rahmen der Annäherung an diese Schwerpunkte erscheint eine bestimmte
Systematik notwendig. Wenn man etwa die Entscheidung trifft,
von der normativen Überlieferung des Problembereiches auszugehen, so
erscheint dies sinnvoll, allerdings nur dann, wenn es im Bewußtsein einer
„Wirklichkeit der Norm“ geschieht, die mit der „Lebenswirklichkeit“ in
direktem, inhaltlichem Sinne nur sehr wenig zu tun zu haben braucht. Allerdings
läßt sich vor allem die normative Überlieferung als Ausgangspunkt
für Fragen nach der Langfristigkeit von Phänomenen, der Relevanzhierarchie,
nach Reaktion auf augenscheinliche Veränderungen, nach Regionalität
und Überregionalität von Problemen und Problembewußtsein (Wie
groß ist die eigene Umwelt? Wo hört sie auf? Endet dort auch das Problembewußtsein
?) mitunter sogar als „Massenquelle“ heranziehen. Gerade
damit kann der Frage eines Konnexes von lokaler Ausprägung und
überregionaler Relevanz bzw. territorialer Bedeutung und damit den Fragen
nach Zentralisierung bzw. Dezentralisierung oder GroßräumigkeitKleinräumigkeit
im Rahmen einer Auseinandersetzung mit der Umweltproblematik
nachgegangen werden.
Erst im Rahmen einer Fragestellung nach der Verwirklichung der
Norm oder nach überlieferten Auseinandersetzungen in bezug auf dieselbe
kann das Problem der Wichtigkeit oder des Ernstes von Situationen konkreter
gefaßt werden. In dieser Phase kann die Frage nach kaum beachteter
Routine oder nach vielleicht schon realitätsfernen bzw. realitätsfern
gewordenen Topoi einerseits, und nach tatsächlich und konkret betroffen
Machendem (bis zur „Katastrophe“) andererseits genauer eingegrenzt und
analysiert werden. Von besonderem Interesse erscheinen dabei jene Anordnungen
und deren Verwirklichung, welche in Abstufungen die Gesamtheit
bzw. bestimmte Teile der Bevölkerung dazu anhalten, aktiv – zumindestens
finanziell – an der Verbesserung bzw. Erhaltung der Umwelt mitzuwirken.
* * *
12
Im Rahmen eines Prototyps bzw. einer Testversion einer historischen Unweltdatenbank
für Österreich wird die Realisierung der oben angesprochenen
Desiderata und Möglichkeiten geprüft8•
Die augenblickliche zeitliche und räumliche Eingrenzung sowie die Beschränkung
auf gewisse Quellentypen ergeben sich zum Teil weniger aus inhaltlichen
als aus organisatorischen Gründen, sollen hier daher auch nicht
diskutiert werden. Die Datenmenge, die unter der Forschungsfrage „Umgang
mit der Krise“ erhoben wurde und wird, macht eine Verarbeitung
des Quellenmaterials mit Hilfe von Datenbanken nötig. Derzeitige Zwischenergebnisse
des Projektes sind eine strukturierte Datensammlung und
auf dieser basierende Testuntersuchungen.
Die zu wählende Form von Analyse und von Darstellung determiniert
nicht nur den an die Datenerfassung anschließenden Verarbeitungsprozeß,
sondern wirkt sich natürlich bereits auf die Datenerfassung und
Strukturierung aus: Derzeit sind die Daten in einer für Historiker leicht
benutzbaren Form abgespeichert. Durch die Verwendung des Datenbanksystems
K,Actw9, das für die Bedürfnisse der historischen Wissenschaften
entwickelt wurde, ergeben sich auch klare inhaltliche Konsequenzen (z. B.
die Möglichkeit der Benutzung von Volltexten, der statistischen Analyse
sowie einer besonders quellennahen Datenstruktur und -aufnahme).
Der Prototyp der historischen Umweltdatenbank wurde bisher vorrangig
auf der Grundlage der niederösterreichischen Weistümer erstellt10.
Prinzipiell werden damit zwei Ziele verfolgt. Zum einen soll das Material,
das über mehrere Jahrhunderte reicht (vorrangig 15. bis 18. Jahrhundert),
zu Auswertungen herangezogen werden, die geeignet sind, vor allem über
den normativen Bereich Fragen zum Umgang mit der „Umwelt“ zu beantworten,
zum anderen soll es Benützern zu speziellen regionalen und zeitlich
begrenzten Fragestellungen zugänglich sein.
Die Voraussetzung dafür ist die systematische Eingabe von „relevanten“
Daten. Das System baut darauf auf, daß die in den Weistümern
enthaltenen Verbote und Gebote in einen eigentlichen Fall (=Thema) und
8 Dies geschieht im Rahmen eines int erdisziplinären P rojektes an der Niederösterreichischen
L andesakademie in Krems, Österreich, welches von den Autoren dieses Beitrages
durchgeführt wird.
9 Vgl. Manfred Thaller, n>.uw 3. 1 . 1. Ein Datenbanksystem (Halbgraue Reihe zur
historischen Fachinformatik B 1) St. Katharinen 1 989.
10 Gustav Winter (Hg. ) , Niederösterreichische Weistü mer, 4 Bde. Wien 1884-1913.
13
eine daraus abzuleitende Handlung (=Management) aufgespalten werden.
Die einer Mißachtung eines Verbotes oder der Unterlassung eines Gebotes
folgende Strafe wird ebenfalls systematisch erhoben, wodurch sich die
Möglichkeit ergibt, über Veränderungen des Strafausmaßes Veränderungen
in der Bewertung von „Umwelt“ festzustellen.
Über Gruppenbezeichnungen läßt sich darüber hinaus das Material
nach bestimmten, für die Analyse „relevanten“ Bereichen vorfiltern. Um
die Benützung der Datenbank weitgehend von der eigentlichen Weistumssammlung
unabhängig zu machen, wird der für die Erhebung ausschlaggebende
Text vollständig übernommen und durch ein Regest kommentiert.
Das entscheidende Problem bei der Erstellung einer Datenbank sind
zwangsläufig die Auswahl der Quellen sowie die Kriterien zur Erfassung
der einzelnen Daten. Um die Systematik der Informationsaufnahme zu
erläutern, müssen einige grundsätzliche Überlegungen vorausgeschickt werden.
Im Mittelpunkt der Datenbank steht, allgemein formuliert, die Frage
nach dem Umgang vergangener Gesellschaften mit ihrer Umwelt. Geht
man von der Uberlegung aus, daß dieser Umgang abhängig ist von der
jeweiligen sozialen und ökonw:nischen Situation, stellt sich zunäch die
Frage nach der in den Weistümern angesprochenen Gesellschaft. Uberwiegend
sind die Adressaten Dörfer und Märkte und damit weitgehend
eine agrarorientierte Bevölkerung. Geregelt werden prinzipiell die Beziehungen
zwischen der Herrschaft und den Untertanen, sowie die Beziehungen
zwischen den Untertanen selbst. Ausgangspunkt sind die Ansprüche
der normierenden Obrigkeit, einerseits die Interessen an herrschaftlichen
Rechten und Eigentum zu wahren bzw. zu vergrößern, andererseits die
Aufrechterhaltung des sozialen und ökonomischen Gefüges der angesprochenen
Bevölkerung sicherzustellen. Die Herrschaft nimmt damit eine Art
Doppelfunktion ein, indem sie als Regulator zwischen die Einzelinteressen
der Untertanen tritt, gleichzeitig jedoch ihre eigenen Interessen verfolgt.
Wenn man davon ausgeht, daß eine Agrargesellschaft weitgehend von
der Nutzung ihrer unmittelbaren „Umwelt“ lebt, wird deutlich, daß der
Zugang zu den nur begrenzt vorhandenen natürlichen Ressourcen, sowie
deren Sicherung ein zentrales Anliegen der Gesellschaft darstellt. Die in
den Weistümern enthaltenen Normen zielen darauf ab, im Spannungsfeld
der oben angedeuteten unterschiedlichen Interessen diesen Zugang zu regulieren,
umsomehr als die ökonomischen Verhältnisse ohnedies durch schwer
kontrollierbare Einflüsse leicht aus dem Gleichgewicht geraten können und
14
damit eine Gefährdung des gesamten sozialen Systems verbunden ist. Die
– aus heutiger Sicht – bis in unbedeutende Details gehenden Bestimmungen
können als Ausdruck dieser Instabilität gewertet werden.
Die in den Weistümern thematisierte Umwelt bezieht sich prinzipiell
auf den verhältnismäßig kleinen Bereich der jeweiligen Herrschaft. Der
Zugang zu Umweltressourcen beschränkt sich damit weitgehend auf den
Kreis der ansässigen Untertanen. Ortsfremde werden häufig ausdrücklich
von der Nutzung ausgeschlossen, selbst die Ausfuhr von Rohstoffen, zum
Beispiel Holz, ist in den meisten Fällen untersagt. Auch Bestimmungen,
die zum Schutz von Umweltressourcen erlassen werden, scheinen prinzipiell
nur für das eigentliche Herrschaftsgebiet konzipiert zu sein11.
Die Weistümer ermöglichen unter solchen und ähnlichen Aspekten einen
über mehrere Jahrhunderte reichenden Überblick zum Umgang der
Agrargesellschaft mit ihrer Umwelt und deren Ressourcen. Gleichzeitig
können Verschiebungen beobachtet werden, was den Anteil einzelner Interessensgruppen
an den Umweltressourcen betrifft. Vor allem bezüglich
der Waldnutzung läßt sich beispielsweise eine zunehmende Monopolisierungstendenz
seitens der Herrschaftsinhaber feststellen.
Auch können im Vergleich zu städtischen und landesfürstlichen Ordnungen,
die wiederum von anderen Motiven geleitet werden und häufig
auch in Konflikt geraten können, interessante Ergebnisse erwartet werden.
Zusätzlich wird es notwendig sein, dem normativen Material qualitative
Einzelquellen gegenüberzustellen.
Die auf der Grundlage dieser Überlegungen erfolgte Datenerfassung
kann in drei größere thematische Bereiche unterteilt werden:
1. Informationen, die sich unmittelbar und mittelbar auf den Umgang mit
Umweltressourcen beziehen: Darunter sind vor allem jene Gebote und
Verbote zusammengefaßt, die die Nutzung des Waldes, des Acker- und
Grünlandes, der Weingärten sowie des Wassers regulieren, mittelbar jene,
die die Viehhaltung sowie die Instandhaltung der Häuser und Höfe bzw. deren
Schutz vor Feuer betreffen.
Unter ersteren ist vor allem die Waldnutzung ein Bereich, über den
eine Reihe von umweltgeschichtlichen Fragestellungen beleuchtet werden
kann. Abgesehen davon, daß die Waldbewirtschaftung prinzipiell besonders
ausführlich geregelt wird und damit auch die Bandbreite der Nut-
11 Daß Schlachtabfälle etwa unterhalb des Dorfes in den Fluß geworfen werden sollen,
läßt die Kleinräum igkeit dieser Regelungen erkennen.
15
zungsformen zu Tage tritt, lassen sich hier auch die größten regionalen
und zeitlichen Unterschiede feststellen. Darüber hinaus läßt sich in diesem
Zusammenhang der Gegensatz zwischen den Nutzungsinteressen der
Herrschaft und jenen der Untertanen, die zunehmend auseinanderklaffen,
exemplarisch nachvollziehen.
Ein zweiter Teilbereich, der geeignet scheint, den Umgang mit den
Umweltressourcen über längere Zeit zu beobachten, ist die Nutzung des
Wassers. Neben den strengen Verboten hinsichtlich seiner Versehrnutzung
bestehen differenzierte Bestimmungen zu dessen Verteilung einerseits sowie
zu dessen Abwehr bei Überschwemmungen andererseits.
Als dritter großer Bereich läßt sich die Regulierung der Weiderechte
zusammenfassen, die in mehrfacher Hinsicht in diesem Zusammenhang
von Interesse sind. Einerseits werden über die Beschränkung des Viehbestandes
Rückschlüsse auf die Kapazität der vorhandenen Weideflächen
ermöglicht, andererseits wird über die Zugangsbestimmungen ein Eindruck
von der verhältnismäßig stark geschichteten ländlichen Gesellschaft vermittelt.
Bestimmten Gruppen werden in einzelnen Herrschaften beispielsweise
generell die Nutzungsrechte vorenthalten.
Auch lassen die Weiderechte die Kleinräumigkeit der in den Weistümern
geregelten Umwelt erkennen, indem Fremde außer in Ausnahme- und
Notsituationen von der Nutzung ausdrücklich ausgeschlossen sind.
Nur in mittelbarer Beziehung zu diesem Normenkomplex stehen Bestimmungen,
die sich mit der Instandhaltung und dem Schutz der Häuser
und Höfe beschäftigen. Vor allem dem Feuerschutz werden in den Weistümern
immer detaillierter werdende Vorschriften gewidmet. Von Bedeutung
sind diese Maßnahmen insofern, als die für einen Wiederaufbau notwendigen
Baustoffe einen schwerwiegenden Eingriff in die Holzressourcen
bedeuten mußten.
2. Informationen, die sich auf eine institutionalisierte „Verwaltung“ von
Umweltressourcen beziehen: Darunter sind vor allem solche Informationen
zu verstehen, die Rückschlüsse auf die Maßnahmen zur Überwachung der
oben beschriebenen Normen zulassen. Zusammengefaßt werden darunter
vor allem Ämter, die entweder von der Herrschaft zur Wahrung ihrer Interessen
gegenüber den Untertanen oder von diesen selbst besetzt werden.
Gerade auch dieser Bereich birgt eine Reihe von Konfliktstoffen in sich, die
jedoch erst über qualitative Einzelquellen näher beleuchtet werden können.
Insgesamt läßt sich über diese Informationen eine mit Ausdifferenzierung
16
von „Amtsbereichen“ verbundene Professionalisierung der „Verwaltung“
von Umweltressourcen beobachten.
3. Informationen, die auf eine „Bevölkrungspolitik“ rückschließen lassen.
Mit der Aufnahme neuer „Einwohner“ scheint für jede Gesellschaft die
Angst vor einer Überlastung der ökonomischen Kapazität, in diesem Fall
die Angst vor der Verknappung von Umweltressourcen, verbunden zu sein.
Diesen Befürchtungen scheinen die Normen auch weitgehend Rechnung zu
tragen, wobei für Zuzugsbeschränkungen auch andere Ursachen herangezogen
werden müssen. Allerdings lassen sich auch in diesem Zusammenhang
unterschiedliche Interessen und damit Konflikte zwischen Herrschaft und
Untertanen annehmen, was sich daran zeigt, daß die von den Obrigkeiten
geforderte rasche Weitergabe von verödeten Höfen offensichtlich boykottiert
wurde.
* * *
Bei der weitergehenden Verarbeitung wird zu fragen sein, für welche Öffentlichkeiten
welche Art der Präsentation sinnvoll erscheint. Eine Trennung
in Fachöffentlichkeit und „Publikum“, wie sie in den Ansätzen von
„popular science“ ebenso vertreten wird wie im Eigenverständnis von Forschern
aller Fachrichtungen, erscheint bei einer Fragestellung, die von
Grund auf interdisziplinär ist, wie die hier bearbeitete, nicht zielführend.
Das Erkenntnisinteresse der beteiligten Historiker richtet sich vielmehr
vor allem in Richtung der Naturwissenschaften, für deren Analysen
Material zur Verfügung gestellt werden soll, das sich jenseits der zeitlichen
Grenze der naturwissenschaftlichen Forschung bewegt. Dabei ist zu fragen,
wie weit Naturwissenschafter mit Daten, die aus historischen Quellen
entnommen sind und daher allen Limitationen unterliegen, die die Verarbeitung
von Quellen betreffen, umzugehen imstande sind; anders gesagt,
wieweit die naturwissenschaftlichen Methoden es erlauben, „unscharfe“
Daten dieser Struktur und Qualität überhaupt zu verarbeiten12•
Somit stellt sich die Frage nach dem Verarbeitungsgrad der Daten,
der in der Kooperation mit Naturwissenschaftern sinnvoll und produktiv
12 Vgl. Manfred Thaller, Ungefähre Exaktheit. Theoretische Grundlagen und praktische
Möglichkeiten einer Formulierung historischer Quellen als Produkte ‚unscharfer‘
Systeme. In: Herta Nagl-Docekal – Franz Wimmer (Hg.), Neue Ansätze in der Geschichtswissenschaft
(Conceptus-Studien 1) Wien 1 984, 77-100.
17
ist. Als Argument gegen die Überlassung der Rohdaten kann ins Treffen
geführt werden, daß sich die Historikr damit einerseits jeder Quellenkritik
entziehen würden und andererseits anschließend an die Verarbeitungsprozesse
der Naturwissenschafter diesen aufgrund des konstatierbaren Mangels
an historischer Methodik grundlegend entgegentreten könnten. Die
Folgerung daraus darf aber nicht die Vermeidung des Datentransfers sein,
sondern liegt in der Weitergabe des methodischen Rüstzeuges gemeinsam
mit den Daten; anband dieser Informationen soll der befaßte W issenschafter
den „Vertrauensbereich“ der ihm überlassenen „Rohdaten“
abschätzen können. Gleichzeitig sollen es diese methodisch orientierten
Informationen jedem Benützer der „Rohdaten“ zu erkennen ermöglichen,
wann Rückfragen bzw. Kooperationen mit den Erstellern der Datenbank
nötig bzw. wünschenswert sind.
Für Naturwissenschafter wie für alle anderen, denen Ergebnisse nahegebracht
werden sollen, gilt: Der gewählte Ansatz der Interpretation darf
keinesfalls eine Einschränkung der Benützer der Information bedeuten, in
dem Sinne daß, wie im Schulbuch, die Folgen einer Handlung in der Geschichte
immer als klar determiniert angenommen werden. Läßt man aber
die Interpretation offen, muß dem „Leser“ das methodische Rüstzeug zur
Interpretation der Daten an die Hand gegeben werden, was die „Lesbarkeit“
nicht erhöht und die erreichbare Öffentlichkeit sicher nicht vergrößert.
Somit ist die Frage nach den zu wählenden Medien für die Vermittlung
der Daten von hoher Brisanz: Welche Art von Daten kann und soll für wen
wie präsentiert werden? Die Möglichkeiten, die derzeit in Diskussion stehen,
sind vor allem jene einer benutzerfreundlichen Version der Datenbank
mit begleitendem Textmaterial in gedruckter Form sowie die Erstellung
eines Ergebnisbandes mit wissenschaftlichem Anspruch in verständlicher
und lesbarer Form. Diese Formen können etwa ergänzt werden durch speziell
für die Lehre an weiterbildenden Schulen erstellte Materialien, die
ermöglichen sollen, die Forschungsergebnisse in den Unterricht einzubeziehen.
Jene Darstellungsformen, die unter Historikern als publikumsfreundlich
gelten, nämlich die Präsentation im Rahmen von Ausstellungen und/
oder Museen, erscheinen (vorderhand) nicht geeignet. Der Möglichkeit
einer „Spielversion“ der Datenbank ist dann positiv gegenüberzustehen,
wenn sie interaktiv gestaltet ist und die Eingabe von Daten aus der Erfahrung
des Spielers ermöglicht. Eine derartige Spielversion ist allerdings
18
nur mit beträchtlichem Aufwand an Zeit und Geld und unter Beiziehung
von geeignet ausgebildeten Fachleuten möglich.
Am Modellfall einer umweltgeschichtlichen Datenbank lassen sich,
wie kurz angedeutet, Formen der interdisziplinären Zusammenarbeit entwickeln.
Diese Entwicklungen können helfen, den Weg zu einer neuen
Art der Informationsverarbeitung durch Entscheidungsträger zu bahnen.
Wie sehr dies nötig ist, konstatiert Arne Martin Klausen in seinen Überlegungen
zum Brundtland-Report der norwegischen Regierung, auf den
hier nur verwiesen werden kann13 . Die Frage, ob die Art der Datenstruktur
in den holistischen, „soft“ -sciences mit jener der sektoriellen Naturwissenschaften
kompatibel gemacht werden kann, ob also ein gegenseitiges
Verständnis auf der jeweiligen methodisch korrekten Ebene überhaupt
möglich ist, dafür kann der Versuch der Vermittlung der hier erarbeiteten
Daten Modellcharakter haben. Die Verwendung eines Teils der Diskussion
auf diesen Schwerpunkt scheint daher gerechtfertigt.
13 Arne Martin Klausen, The Brundtland Commission, Cultural and Social Development
– a Social Anthropological Perspective. In: One Earth- One World 1 69-177.
19
MED IUM AEVUM
QUOTIDIANUM
24
KREMS 1991
Herausgegeben von Gerhard Jaritz
Gedruckt mit Unterstützung der Kulturabteilung
des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der materiellen
Kultur des Mittelalters. Körnermarkt 13, A-3500 Krems, Österreich. – Für
den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrückliche Zustimmung
jeglicher Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist. -Druck: KOPYTU
Ges. m. b. H., Wiedner Hauptstraße 8-10, A-1050 Wien.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Gerhard Jaritz- Werner Schwarz – Verena Winiwarter:
Umweltbewältigung. Historische Muster
des Umgangs mit der Krise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Stefan Poser:
Umwelt und Technik.
Ein Plädoyer für Umwelt und Umweltgeschichte
Juhan Kahk:
Cultural Contacts of Seventeenth Century Estonia
a.s Reflected in Clerical and Historical Source Materials
Rezensionen:
Wenzelsbibel (H. Schüppert)
Margit Irniger: Der Sihlwald und sein Umland (W. Schwarz)
La lepre dans les pays ba.s (R. Jütte)
20
28
43
45
47
Reinhold Reith (Hg.): Lexikon des alten Handwerks (K. Keller) 49
Zwischen Herren und Ackerleuten (W. Störmer)
Glanz und Elend der alten Klöster (H. Schüppert)
Berichte und Ankündigungen:
Arbeitsorganisation und Entwicklung der Arbeitsethik
aus historischer Sicht (Lidija Tichonovna Mil’skaja)
19
52
55
Vom DDR-Arbeitskreis zum Berliner Arbeitskreis
für Alltagsgeschichte (Wolfgang Urban) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Ficino 62
„The Role of Woman in the Middle Ages: a Reassessment“
( conference announeerneut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62
The European Association for the History
of Medicine and Health . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63
Vorwort
Der vorliegende Band von Medium Aevum Quotidianum ist seit längerem
wieder ein offenes, keiner speziellen Thematik gewidmetes Heft. Dennoch
zeigt sich ein gewisser Schwerpunkt auf der Problematik umweltgeschichtlicher
Forschung, die jüngst auch in Österreich mehr Beachtung gefunden
hat. Die beiden grundsätzlichen, methodisch orientierten Beiträge von
Gerhard Jaritz, Werner Schwarz und Verena Winiwarter bzw. von Stefan
Poser stehen im Zusammenhang mit der Veranstaltung eines Arbeitsgespräches
an der Niederösterreichischen Landesakademie in Krems, das am
13. und 14. Dezember 1991 stattfand. Die Ergebnisse der Diskussion werden
im Jahr 1992 in Medium Aevum Quotidianum veröffentijcht werden.
Die anderen Beiträge und Berichte vermitteln eine besondere internationale
Streuung und zeigen den inzwischen weiten Einzugsbereich unserer
Gesellschaft. Wie bereits angekündigt, wird der aufstrebenden estnischen
Forschung im Rahmen einer Geschichte von Alltag und materieller Kultur
des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die bereits in diesem Heft durch
einen Beitrag von Juhan Kahk (Tallinn} vertreten ist, voraussichtlich im
Jahre 1992 ein eigener Band gewidmet werden.
Die Planung für die weiteren nächsten Nummern ist bereits weit fortgeschritten.
Wir freuen uns mitteilen zu können, daß anfangs 1992 Sonderband
li zum Erscheinen kommen wird, welcher die Referate einer im
Frühjahr 1991 in Finnland veranstalteten internationalen Tagung zum
Thema „Crudelitas in Antike und Mittelalter“ enthalten wird. Diese Publikation
ist als Gemeinschaftsproduktion mit dem Historischen Institut
der Universität Turku geplant. Ein umfangreicheres Heft wird die Arbeit
eines ungarischen Kollegen, Sandor Petenyi, zur Veröffentlichung bringen,
welche sich mit „Games and Play in Medieval Hungary“ auseinandersetzt.
Die bereits seit längerem angekündigte Auswahlbibliographie zum mittelalterlichen
Kleidungswesen befindet sich weiterhin in Vorbereitung. Gleiches
gilt für den ebenfalls bereits avisierten Band zur computergestützten
Analyse mittelalterlicher Bildquellen.
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Im Jahr 1992 fungiert Medium Aevum Quotidianum zusammen mit
dem Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften neuerlich als Veranstalter
eines internationalen Kongresses, welcher sich mit der Thematik „Kommunikation
zwischen Orient und Okzident. Alltag und Sachkultur“ {Krems,
6. bis 9. Oktober 1992) beschäftigen wird. Unsere Mitglieder werden anfangs
1992 ein entsprechendes Vorprogramm erhalten. Wie gewohnt, wird
aus Anlaß der Veranstaltung auch ein Heft unserer Reihe erscheinen, das
die Kurzfassungen der gehaltenen Referate enthält.
Gerhard Jaritz
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