Untersuchungen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen
Ringbrünnenproduktion in Mitteleuropa unter besonderer
Berücksichtigung Westfalens
Stefan Krabath
Einflihrung
Sogenannte Kettenbrünnen oder Ringpanzer erfreuten sich als Schutzwaffe oder
Repräsentationsobjekt besonders während des Mittelalters und der frühen Neuzeit
einer besonderen Beliebtheie. Früheste Belege stammen aus der späten
Latenezeit und der Römischen Kaiserzeit Mit dem Aufkommen wirkungsvoller
Feuerwaffen verlor die Schutzkleidung in Mitteleuropa immer mehr an Bedeutung,
bis sie seit dem Ende des 17. Jahrhunderts vollständig außer Mode kam2•
Ein ausgedehnter Handel mit den Panzern erschwert die Zuweisung einzelner
Stücke zu speziellen Produktionszentren. Weitreichenden Beziehungen im Waffenhandel
werden aus den wenigen überlieferten Schriftzeugnissen deutlich:
beispielsweise lässt sich König Karl VIII. von Frankreich im Jahre 1488 Panzerärmel
und einen Panzerschurz in Nürnberg kaufen3. Mit den spanischen
Eroberern gelangten Kettenpanzer sogar in die Neue Welt4• Archäologische
1 Die Bearbeitung wäre nicht ohne die unermüdliche und systematische prospektarische Tätigkeit
von Herm Hans Dieter Tönsmeier aus Lippstadt möglich gewesen. Für die Überlassung
der Funde sei ihm und Innhild & Hermann Kloke aus Obermarsberg herzlich
gedankt. Herm Prof. Dr. Hans-Georg Stephan (Göttingen) bin ich ebenso fiir die Bereitstellung
von Literatur und einem Gedankenaustausch zu Dank verpflichtet wie Herm
Herbert Westphal (Paderbom).
2 Vgl. den Katalog unten und allgemein Heinrich MÜLLER, Rolf W!RTGEN (Hg.), Geharnischte
Zeiten. 2000 Jahre Körperschutz des Soldaten vom antiken Muskelpanzer zur
kugelsicheren Weste. Eine Ausstellung der Wehrtechnischen Studiensammlung des BWB
aus Anlass des vier2igjährigen Bestehens der Bundeswehr. Koblenz 1995, 21-48; DIENERSCHÖNBERG,
Die Waffensammlung der Wartburg. Beschreibendes Veneichnis der Waffen-
Sammlung S. K. H. des Großher2ogs Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach.
Berlin 1912, 9 ff.
3 „1488. A. Herrrand Thevenin haubetjonnier, demourant a Tours pour unes manches et une
fauldes de fine maille de Neuzenberc (Nürnberg) prises et achetees de lui pour Ia personne
dud. Sgr. 45 1. 10 ct.“, zitiert nach: Eduard VON LENZ, Datierte Panzerhemden und verzierte
Panzerringe. In: Zeitschrift fiir historische Waffen- und Kostümkunde 8, 1919/20, 193-197,
hier: 195.
4 Warwick BRAY, EI Dorado. Der Traum vom Gold. Hannover 1979, Kat.-Nr. l 5d.
96
Brünnenfunde gehören in Westfalen zu den großen Seltenheiten5•
Die Produktionsstätten von Kettenbrünnen sind fast ausschließlich aus
den schriftlichen Quellen und durch wenige Werkstattmarken an real überlieferten
Panzern bekannt. Um so bedeutender erscheinen vor diesem Hintergrund
die Funde von Halbfertigprodukten aus Werkstätten für Kettenpanzern im
Stadtgebiet von Obermarsberg, Hochsauerlandkreis6•
Die westf:ilische Kleinstadt liegt am Westrand des Rheinischen Schiefergebirges
auf einem der größten deutschen Kupfervorkommen Deutschlands7•
Neben spärlichen Schriftquellen vermögen in erster Linie die Funde archäologischer
Prospektionen Auskunft über die Ausbeutung und Verwendung der
Metallvorkommen im näheren Umfeld der Stadt Marsberg zu vermitteln. Einen
Schwerpunkt bilden die im Stadtgebiet von Obermarsberg gehäuft auftretenden
Relikte einer Ringpanzerproduktion, die in ihrer Art und Ausprägung und besonders
aufgrund der Vielniltigkeit von nachzuweisenden Halbfertigprodukten
ein bislang einzigartiges Phänomen in Mitteleuropa darstellen. das es in angemessener
Weise zu würdigen gilt.
Bergbau
Knapp soll der historische Rahmen zur Geschichte des Bergbaus umrissen werden.
In einem Privileg vom 30. Juli 1 150 gestattet Konrad III. Abt Wibald von
Corvey die Ausbeute von Gold, Silber, Kupfer und Blei im Berg Eresburg8• Da-
5 Vgl. BRAY 1979 (zit. Anm. 4), Kat.-Nr. 18, und vom Weserhochwasser freigespülte Funde
aus Corvey (siehe: Hans-Georg STEPHAN, Studien zur Siedlungsentwicklung und -Struktur
von Stadt und Reichskloster Corvey (800- 1670) (Göttinger Schriften zur Vor- und Frühge
schichte 26), Neumünster 2000 (= STEPHAN 2000a), Taf. 134.1 ,2,4).
6 Aus den Produktionszentren Iserlohn, Nümberg und Köln liegen bislang keine Funde vor
(freundliche Mitteilung von Dr. Robert Koch, Nümberg, und Prof. Dr. Hansgerd
Hellenkemper, Köln).
7 Vgl. Bernbard STRIBRNY – Hans URBAN, Zur Geologie und Lagerstättenbildung des Kupfererzvorkommens
von Marsberg im Rheinischen Schiefergebirge. In: Marsberg – Horhusen.
Stadtgeschichte aus I I Jahrhunderten. Marsberg 2000, 347-416.
8 „venas meta /Ii, videlicet auri, argenti, cupri, plumbi et s/amni et omnem pecuniam sive rudern
siveformatam que intra montem Eresburg [ … ] ut /iceat tibi et successoribus tuis [ … )
omne meta/lum quod inventum foerit eroere et conjlare.“ Roger WILMANS, Die Kaiserurkunden
der Provinz Westfalen kritisch, topographisch und historisch nebst anderweitigen
Documenten und Excursen. Band 2: Die Kaiser-Urkunden der Provinz Westfalen aus den
Jahren 901 – 1254. Münster in Westfalen 1881, 3 1 1, Nr. 227; Heinrich August ERHARD,
Regesta Historiae Westfaliae accedit Codex Diplomaticus. Die Quellen der Geschichte
Westfalens. Band 2: vom Jahre I 126 bis 1200. Münster 1851 {= WUB II), 57, Nr.
CCLXXIII; vgl. Regest bei Dieter HÄGERMANN, Deutsches Königtum und Bergregal im
Spiegel der Urkunden. Eine Dokumentation bis zum Jahre 1272. In: Werner KROKER,
Ekkehard WESTERMANN, Montanwirtschaft Mitteleuropas vorn 12. bis 17. Jahrhundert.
Stand, Wege und Aufgaben der Forschung (Der Anschnitt, Beiheft 2. Veröffentlichungen
aus dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum 30), Bochum 1984, 15, Nr. 5 mit
Zweifelsbekundung an der Echtheit.
97
mit wird der erste direkte Hinweis auf den Bergbau bei Obermarsberg gegeben.
Heinz Stoob vermutet, dass mit diesem Privileg bereits ältere Rechte bestätigt
wurden9. Vor 1 160 liefert ein Einwohner Horhusens kupferne Kessel an das
Kloster Werden bei Essen10• Möglicherweise wurden diese Kupferwaren aus
Metall der heimischen Lagerstätten gewonnen. 1 192 verlieh Heinrich VI. dem
Abt Wedekind von Corvey das Bergregal fiir die Besitzungen des Klosters
Corvey1 1, darin wird Marsberg allerdings nicht noch einmal ausdrücklich genannt.
Im 12. Jahrhundert erhielt das Kloster Corvey von Horhusenjährlich 50
Messer, Rasiermesser und Zangen12• Diese Werkzeuge bestanden mutmaßlich
aus Eisen und stellen somit eher einen Hinweis auf ein Eigengewerbe am Ort
selbst bzw. einen ausgeprägten Handel als auf die Bergbautätigkeit dar.
Nach den schriftlichen Überlieferungen zu urteilen, besaß die flühstädtische
Siedlung Niedermarsberg vom 10. bis 12. Jahrhundert besondere wirtschaftliche
Bedeutung. Das Erkenbertsche Güterverzeichnis überliefert fiinf
Kirchen, drei Mühlen, 26,5 Mansen und 92 Hausstellen 13• Sie gehörte damit
wahrscheinlich zu den bedeutendsten wirtschaftlichen Zentren Westfalens. Seit
dem 14. Jahrhundert führte vermutlich ein Rückgang der Erträge aus dem Bergbau
zum wirtschaftlichen Niedergang der Stadt. Erst von 1690 bis zum Ende
des Zweiten Weltkrieges standen die Gruben um Marsberg zum zweiten Mal in
Ausbeute14• Ausgedehnte Prospektionen von Hans Dieter Tönsmeyer, Hans-
9 Vgl. Heinz STOOB, Westfalischer Städteatlas, Lieferung 2, Blatt 10: Marsberg (Veröffentlichungen
der Historischen Kommission fiir Westfalen 36), Dortmund 198 1.
10 „De Horehuson Eggihard vehit e t affert caldaria et aUa instrumenta e t porcos e t bowem e t
oves e t capras et ova et pe/lern bovis et /anam et cetera“ (Rudolf KÖTZSCHKE (Hg.), Die
Urbare der Abtei Werden an der Ruhr (Rheinische Urbare 2. Publikationen der
Gesellschaft fiir Rheinische Geschichtskunde 20), Bonn 1906, 289) – Georg von DETrEN,
Westfälisches Wirtschaftsleben im Mittelalter. Paderbom 1 903, 154.
11 WUB II (zit. Anm. 8), 220, Nr. 519. WILMANS 1881 (zit. Anm. 8), Nr. 247; WUB I! (zit.
Anm. 8), 80, Nr. 2286; HÄGERMANN 1984 (zit. Anm. 8), 18, Nr. 32 mit Zweifeln an der
Echtheit der Ausfertigung.
12 „in cena Domini ( … ) de Horhusen V so/. ad pasces, ducenta a//ecia, ducenta ova,
quinquaginta .frusta de cute//is, de rasorisi , de forcipibus“ (KINDLINGER, Nikolaus,
Münstersehe Beiträge zur Geschichte Deutschlands hauptsächlich Westfalens, Band 2.
Münster in Westfalen 1790, Urkundenbuch, Nr. XVIII, § I I). Daraus schließt Wilmarms
auf eine lebhaft betriebene Eisenindustrie und florierenden Handel (Roger WILMANS, Die
Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 777 • 1313 kritisch, topographisch und historisch
nebst anderweitigen Documenten und Excursen. Band 1: Die Urkunden des karolingischen
Zeitalters 777-900. Münster in Westfalen 1867, 269) – vgl. Hans-Georg STEPHAN, Die
Siedlungsgeschichte von Marsberg-Horhusen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit.
Anhang: Mittelalterliche und frühneuzeitliche Keramik aus Marsberg. In: Marsberg –
Horhusen. Stadtgeschichte aus I I Jahrhunderten. Marsberg 2000, 15-79.
13 Vgl. Hans Heinrich KAMINSKY, Studien zur Reichsabtei Corvey in der Salierzeit
(Veröffentlichungen der Historischen Kommission Westfalens X. Abhandlungen zur Corveyer
Geschichtsschreibung 4 ), Köln, Graz 1972, 223 ff.
14 Vgl. Rainer SLOTTA, Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland. Band 4:
Der Metallerzbergbau (Veröffentlichungen aus dem deutschen Bergbaumuseum Bochum
23), Teil I, Bochum 1983, 667 ff.
98
Georg Stephan und dem Verfasser im Siedlungsbereich von Marsberg erbrachten
keine direkten Hinweise auf montane Aktivitäten des mittelalterlichen
Bergmanns. Vielmehr dürfte die neuzeitliche Ausbeutung der Lagerstätte beinahe
alle Spuren der ersten Bergbauperiode beseitigt bzw. überprägt haben15•
Prospektionen
Bislang wurden abgesehen von den Untersuchungen in der Stiftskirche fast
keine archäologische Ausgrabungen im Stadtgebiet und der Umgebung von
Marsberg durchgefiihrt16, so dass Relikte metallurgischer Tätigkeit vermehrt aus
Oberflächenprospektionen stammen. In Obermarsberg streuen Schlackenfunde
über die gesamte Siedlungsfläche (Karte I), wobei im Nordwesten und im Südosten
der Stadt deutliche Schwerpunkte auszumachen sind. Schlacken bieten
jedoch nur indirekte Hinweise auf Produktionsstandorte, da sie als Abfallprodukte
nicht nur aufWerkstattgrundstücken, sondern auch im näheren und weiteren
Umfeld derselben entsorgt worden sein können.
Bodenfunde
Bereits am Ende des letzten Jahrhunderts beschreibt Johann Wilhelm Fischer in
seiner Ortschronik die zahlreichen Funde von Brünnenringen in Obermarsberg.
Insgesamt sollen dort über 500 Panzerschmiede gearbeitet haben17• Die mittelalterlichen
Schriftquellen geben nur wenige Hinweise auf eine Marsherger
Kettenringproduktion, so dass ausschließlich die Bodenfunde Indizien für einen
bedeutenden Handwerkszweig darstellen.
Im Rahmen systematischer Prospel1ionen gelang es Hans Dieter Tönsmeyer
aus Lippstadt in Obermarsberg 168 Brünnenringe aufzulesen (Abb. 1 . 1 –
8), von denen 137 (82 %) aus Eisen und 3 1 ( 1 8%) aus einer Kupferlegierung
bestehen. Hinzu treten ungeformte, verbogene Drahtstücke. Die 30 Fundstellen
verteilen sich über die gesamte Fläche der Siedlung, wobei deutliche
Schwerpunkte der Verteilung einerseits in der westlichen Peripherie der nördlichen
Stadthälfte und andererseits im Südbereich zwischen „Kohlbett“ und dem
Gelände „In der Burg“ zu verzeichnen sind (Karte 1 ). Rückschlüsse auf ehemalige
Produktionsstandorte sind jedoch nur mit Vorsicht zu formulieren, da das
Kartenbild durch eingeschränkte Beobachtungsbedingungen aufgrund von Ver-
IS Vgl. aUgemein Marsberg – Horhusen. Stadtgeschichte aus I I Jahrhunderten (Marsberg
2000).
16 V gl. zusammenfassend Sigrid LUKANOW, Fundchronik Hochsauerlandkreis 1 948-1980
(Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Beiheft 1), Münster 1988, Neujahrsgruß.
Jahresbericht des Westfälischen Museums für Archäologie, Amt für Bodendenkmalpflege,
Altertumskommission für Westfalen 1 980, 41-43; ebd. 1991, 71-72; ebd. 1992, 72-74; ebd.
1993, 6 1 ; ebd. 1 995, 84.
17 Johann Wilhelm FISCHER, Die Eresburg. Ober- und Niedermarsberg nebst Umgebung in
Gegenwart und Vergangenheit. Paderbom 1 889, 149 – ohne Angabe von Que11en.
99
siegeJung des Bodens verzerrt worden sein kann. Außerdem muss damit gerechnet
werden, dass Produktionsabfalle in Form von Schlacken aus den Werkstätten
aufunbebauten Grundstücken entsorgt wurden.
Der Außendurchmesser der kompletten Ringe konnte aufgrund des relativ
schlechten durch Korrosion bedingten Erhaltungszustandes nur auf Y2 mm genau
gemessen werden. Er reicht von 8Y2 bis 22 mm. Stellt man die durchschnittlichen
Außendurchmesser der Ringe in Abhängigkeit von der Anzahl
graphisch dar (Abb. 2), zeichnen sich drei Ringgrößen von rund 10Y2, 1 1 !12 und
12Y2 mm ab. Von den eindeutig als Brünnenring anzusprechenden Exemplaren
besitzt die überwiegende Anzahl einen Durchmesser von 1 1 Y2 mm ( 40 Exemplare,
24 %). Die größeren Exemplare könnten sowohl einen fehlerhaften, da zu
großen und ungeeigneten Produktionsausschuss, als auch Rahmen von
Schnallen darstellen. Die Ringdurchmesser eines Iserlohner Kettenhemdes im
Londoner Tower fallen im Vergleich dazu je nach Lage am Hemd unterschiedlich
aus und schwanken zwischen 12,7 mm und 13,28 mm. Ein
systematischer Vergleich von Ringdurchmessern bekannter Produktionszentren
könnte möglicherweise die Zuweisung von Fertigprodukten unbekannter
Provenienz erleichtern18• Größere Ringe mit Durchmessern von 20 bis 22 mm
(Abb. 1.9-10) sind wohl weniger dem Panzergeflecht zuzuordnen und dienten
wohl eher als Schnürösen.
Ein Vielzahl der Marsherger Ringe stellt Halbfertigprodukte in verschiedenen
Stadien des Produktionsprozesses dar, die Einblicke in die Herstellungstechnik
einer Kettenbrünne gewähren. Die Ringe sind z.T. wohl schon unbeabsichtigt
während der Herstellung verbogen worden und somit nicht mehr für die
Verwendung an einem Kettenpanzer geeignet, z.T. scheinen sie wohl aufgrund
ihrer geringen Größe unbeabsichtigt verlorengegangen zu sein.
Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass die Ringe aus einer Kupferlegierung
nur geringe Schichten einer Patina tragen, die hervorragend die ursprüngliche
Oberfläche erkennen lassen, während die Eisenringe im unrestaurierten
Zustand stark korrodiert sind und somit nur in wenigen Fällen Aussagen
über ihre Konstruktion möglich sind. Folgende Zustände können auf dem Weg
vom Draht zum geschlossenen Ring an Buntmetallringen aus Marsberg nachgewiesen
werden:
l . Spiralen Ueweils eine Windung) aus Draht mit rundem Querschnitt (Durchmesser:
1,0-1,8 mm) mit keilförmig zulaufenden, d.h. mutmaßlich mit einer
Zange abgeschnittenen Enden
2. Spiralen aus Draht mit gerade gesägtem Ende (Abb. 1 . 1 )
3 . Spiralen mit spitzoval ausgeformten, planen Enden und rundem bzw. flachovalem
Querschnitt (Abb. 1 .3)
4. Spiralen mit spitzovalen, leicht schalenformig verbreiterten Enden, die in
ihrer Mitte ein ovales oder spitzovales Loch aufweisen (Abb. 1 .4)
18 Diese Untersuchung ist derzeit aufgrund eines unzureichenden Publikationsstandes nicht
möglich.
1 00
5. mit einem runden Buntmetall- oder Eisenniet (!) verschlossene Ringe,
dessen Nietschloss einen ovalen Querschnitt aufweist
6. Runde Ringe mit rechteckigem Profilquerschnitt und relativ scharfen
Kanten (wohl gestanzt)
Die eisernen Exemplare lassen sich in folgenden Stadien nachweisen:
7. Endstücke von Drahtspiralen mit rundem Querschnitt (Durchmesser: ca.
1 ,0-2,8 mm)
8. Spiralen aus Draht mit rundem Querschnitt, deren stumpfe Enden voreinander
stoßen
9. Spiralen aus Draht mit rundem Querschnitt mit oval gelochten Enden
10. Ringe aus Draht mit rundem Querschnitt und mit Nietschloss (runder
Eisenniet)
I I . Ringe mit rechteckigem Querschnitt (Größe ca. 1,5 x 3,0 mm), deren
gegenständig-keilförrnige Enden sich überlappen
Die aus Obermarsberg vorliegenden Halbfertigprodukte gestatten die Rekonstruktion
folgender Arbeitsschritte19• Als Ausgangsprodukt für die Herstellung
von Brünnenringen diente ein Draht mit einem runden Querschnitt. Sein in
der Regel gleichmäßiger Querschnitt kann als Indiz dafür gewertet werden, dass
dieses Halbzeug durch Ziehen in einem Eisen mit runden Löchern, den sogenannten
Hohlen, entstand. Bei diesem Vorgang wurde ein dünn ausgeschmiedeter,
geglühter Metallstab solange durch leicht konische Löcher abnehmender
Größe in einem Zieheisen geführt, bis die gewünschte Drahtstärke vorlag20• In
Marsberg lassen sich bislang nur rundprofilierte, gezogene Drähte nachweisen,
während andernorts auch Drähte mit ovalem Querschnitt verarbeitet wurden21 •
Die Marsherger Ringe mit flachovalem Querschnitt (Abb. 1.5-6) entstanden
durch Flachschlagen von rundprofilierten Drahtspiralen.
In einem weiteren Arbeitsschritt wurden gleichgroße Drahtringe geformt.
Dazu bediente sich der Handwerker wahrscheinlich einer Technik, die bereits
Theophilus Presbyter, ein in der Abtei Helmarshausen an der Dieme! lebender
19 Vgl. zur Ringherstellung E. Martin BURGESS, Further Research into the construction of
mail garmets. In: The Antiquaries Journal 33, 1953, 1 93-202; E. Martin BURGESS, The
Maii-Maker ’s Technique. In: The Antiquaries Journal 33, 1953 {= BURGESS 1953a), 49-
55; Cyril Stanley SMrrn, Methods of Making Chain Mail (14th to 18th Centuries): A
Metallographie Note (Technology and Culture 1), 1 960, 60-67 und R. HENRION – E.
GRETHEN, Rapport d’examen metallographique de cottes de mailies destinees ä
l’amenagement de Ia salle d’armes du chäteau de Vianden. Arbed-Recherches Produits N°
B 7082-89 GR-TR. Maschinenmanuskript 1989.
20 Hans DRESCHER, Draht. In: Johannes HOOPS (Begr.), Reallexikon der germanischen Altertumskunde,
Band 6. 2. Auflage Berlin 1976, 140-152; Jochern WOLTERS, Drahtherstellung
im Mittelalter. In: Uta LINDGREN (Hg.), Europäische Technik im Mittelalter 800 bis 1400.
2. Auflage Berlin 1 997, 205-216.
21 Vgl. Brünne unbekannter Herkunft des 14.115. Jahrhunderts im Historischen Museum am
Hohen Ufer in Hannover (Inv.-Nr. PM 25, Alheidis VON ROHR, Niedersächsische Landesgeschichte
im Historischen Museum Hannover, Hannover 1985, Kat.-Nr. 8.2.25, Autopsie
des Verfassers).
101
Mönch, in der Schedula Diversarum Artium um 1 100 beschreibt: „Wilsl t du
Ketten machen, ziehe zunächst feinere oder gröbere Drähte aus Kupfer oder
Silber und biege mit Hilfe einer Ahle drei, vier, fonf oder sechs Schlingen, entsprechend
der Größe die du willst [ . .. ]“22• Als Ahle (sogenannte Sehle) wird in
diesem FaU ein runder Metallstab bezeichnet, um den eine Drahtspirale gewickelt
wurde. Um ein Rutschen des Drahtes auf der sogenannte Sehle zu verhindern
konnte ein Drahtende wohl durch ein Loch in derselben gesteckt werden.
Unter den Bodenfunden befinden sich entsprechende Abfallstücke von Drähten,
die ein solches Vorgehen nahe legen. Von der entstandenen Spirale wurden
nach den charakteristischen Enden der Marsherger Funde zu urteilen z.T. mit
einer Zange einzelne Windungen abgekniffen, z.T. Einzelstücke abgesägt. Teilweise
wurde die Spirale auch nur angesägt und die übrige Verbindung gebrochen.
Die so entstandenen offenen Spiralen wurden an ihren Enden wohl mit
einem runden Stempel an ihren Enden flach geschlagen, wodurch die ovalen
Ausbuchtungen der Enden mit planer Ober- und Unterseite entstanden (Abb.
1.3). Dieser Verformungsprozess wurde durch einseitige Krafteinwirkung ausgeführt,
da eine plane (Unter-)seite immer in einer Ebene mit dem maximalen
Außendurchmesser des unbeeinträchtigten Drahtes verläuft. In einem zweiten
Arbeitsschritt konnten die Nietlöcher mit einem Dom eingeschlagen werden.
Dies geschah wahrscheinlich wiederum von einer Seite auf einer mäßig harten
Unterlage (z.B. einem Holzbrett). Das Werkzeug durchdrang das Metall und trat
auf der Rückseite in die Unterlage ein, so dass die Drahtenden eine leicht schälchenförmige
Gestalt bekamen (Abb. 1 .4). Beim Lochen entstanden unbrauchbare
Ringe mit zu vielen Löcher oder seitlich durchbrochenen Lochrändern
(Abb. 1.5).
In welcher Weise beide Löcher deckungsgleich übereinander gebogen
wurden, lässt sich nur vermuten. Möglicherweise kam bei dieser Tätigkeit eine
Zange zum Einsatz. Ein besonderes Werkzeug, wie es E. M. Burgess23 zur Stauchung
von Drahtspiralen postulierte, kam in Marsberg sicherlich nicht zum Einsatz,
da die untersuchten Ringe teilweise gegenständig angeordnete Ansatzstellen
(einer Zange ?) in Form von leichten Kerben aufweisen. Einige Ringe
knickten ungleichmäßig und waren dadurch nicht mehr zu verwenden. Da die
Löcher in den Ringenden einen wesentlich geringeren Durchmesser aufweisen
als die Niete konnten sie nur mit größerem Kraftaufwand eingesteckt werden.
Die Verschlussstellen der genieteten Marsherger Ringe weisen ein gleichmäßig
gerundetes Profil und keine plane Flächen der Ober- und Unterseiten auf. Diese
Gestalt gibt Anlass zu der Vermutung, dass die Vemietung nicht mit einem
Körner, sondern zwischen einem Ober- und einem Untergesenk ausgeführt
wurde (wiederum wahrscheinlich mit einer Zange/4•
22 Erhard BREPOHL, Theophilus Presbyter und die mittelalterliche Goldschmiedekunst. Wien,
Köln, Graz 1987, 1 9 1 .
23 BURGESS 1953a (zit. Anm. 19).
24 Vgl. zum Gesenkschmieden Ernst VON WEDEL, Die geschichtliche Entwicklung des
Umformens. Beiträge zur Technikgeschichte. Düsseldorf 1960, passim.
102
Neben den vernieteten Ringen sind solche mit rechteckigem Querschnitt
in Marsberg zu beobachten, die mutmaßlich teilweise geschweißt, teilweise
ausgestanzt wurden25• Die geschweißten Ringe weisen gegenständig keilformige,
sich überlappende Enden auf, wie sie auch bei geschweißten Ringen der
Römischen Kaiserzeit zu finden sind26• Ein Buntmetallring könnte durch Stanzen
aus einer Blechplatte entstanden sein, worauf die scharfen Kanten des
rechteckigen Profils hinweisen (evtl. Abb. 1.8).
Ergänzend zu den Beobachtungen am Fundmaterial können historische
Darstellungen für die Rekonstruktion des Herstellungsprozesses herangezogen
werden. Im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg werden
um 1425 und 1484 zwei Panzerhemdenmacher wiedergegeben27• Dort können
eine relativ kleine Spitzzange mit kurzen Schenkeln zum Biegen der Ringe
und eine schwere Zange mit rechteckigen Backen und sehr langen Schenkeln
möglicherweise zum Vernieten der Ringe beobachtet werden. Ein kleiner
Tischamboss leistete darüber hinaus zusätzlich Hilfestellung beim Zurichten der
Ringe. Die gleiche Werkzeugausstattung zeigt eine französische Darstellung aus
dem Zeitraum von 1480 bis 1485 (Abb. 3/8•
Das 1568 erschienene Ständebuch von Jost Amman mit Texten von Hans
Sachs zeigt einen Panzermacher (Abb. 4)29, der mit Hammer und Stempel die
Ringe vernietet. Die Stempel gehörten wohl zu den Spezialwerkzeugen der
Salwürte (Panzerhemdenmacher), da sie in der Nürnberger Panzermacherordnung
vom 12. Januar 1 536 ausdrücklich genannt werden30•
Ringe aus Buntmetall wurden vernietet oder gestanzt, während die eisernen
Exemplare vernietet, gestanzt oder geschweißt worden sein können31 • Als
25 Eine eindeutige Entscheidung erscheint im unrestaurierten Zustand nicht möglich.
26 Vgl. Hans DRESCHER, Untersuchung des Ringgeflechtes aus Sörup I, Grab K 10. In: Sörup
I. Ein Gräberfeld der Eisenzeit in Angeln (Offa-Bücher 46. Urnenfriedhöfe SchleswigHolsteins
6), Neumünster 1981, 186-190.
27 Blatt I 0 recto (Wilhelm TREUE et al., Das Hausbuch der Mendelscben Zwölfbrüderstiftung.
Deutsche Handwerksbilder des 15. und 16. Jahrhunderts, Band 2. München 1965, Taf. 2 1 )
und Blatt I 0 3 recto (TREUE et al. 1965, Taf. 1 59).
28 J. L. SCHRADER, The Waning Middle Ages. An Exhibition of French and Netberlandish
Art from 1350 to 1 500 Commerorating the Fiftieth Anniversary of tbe Publication of the
Waning of tbe Middle Ages by Johan Huizinga. The University of Kansas Musewn of Art
1969. Kansas 1 969, Kat.-Nr. 16.
29 Jost AMMAN- Hans SACHS, Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden/Hoher und
Nidriger/Geistlicher und Weltlicher/Aller Künsten!Handwercken und Händeln [ … ].
(Frankfurt am Main 1 568), Nachdruck Hannover 1984, X; vgl. auch die beiden Zangen im
Ständebuch des Christof Weigel (Christof WEIGEL, Abbildung Der Gemein-Nützlichen
Haupt-Stände Von denen Regenten Und ihre so in Friedens- als Kriegs- Zeiten
zugeordneten Bedienten an/biß auf alle Künstler Und Handwerker/Nach Des Ambts- und
Beruffs- Verrichtungen [ … ]. Regensburg 1698, Abb. nach 58).
30 W. ZILS (Hg.), Bayerisches Handwerk in seinen alten Zunftordnungen. Ein Beitrag zur
Geschichte des bayerischen Handwerks und Zunftwesens (Beiträge zur bayerischen
Kulturgeschichte 1), München 1927, 1 1 5.
31 V gl. zum Schweißvorgang DRESCHER 1 9 8 1 (zit. Anm. 26).
103
besondere Eigenarten der Marsherger Funde sind die mit Buntmetallnieten verschlossenen
Eisenringe und die mit Eisennieten verschlossenen Buntmetallringe
hervorzuheben. Eisennierungen an Buntmetallringen sind bislang nur selten beobachtet
worden. Parallelen befinden sich an einem Luzerner Panzerkragen des
16. Jahrhunderts im Hernischen Historischen Museum32• Mehrer Exemplare
fanden sich in der Schleswiger Altstade3• Daneben sind ausschließlich runde
Nieten festzustellen, während andernorts auch rechteckige Nieten Verwendung
fanden.34
Für ein kurzärmeliges Kettenhemd benötigte ein Handwerker ca. 1 .050 m
Draht, der zu rund 60.000 Ringen verarbeitet wurde35• Aus der schriftlichen
Überlieferung wird der beachtliche Zeitaufwand für die Herstellung einer solchen
Trutzwaffe ablesbar. In einer Ergänzung der Nürnberger Panzermacherordnung
vom 25. August 1 565 wird einem Gesellen für die Fertigung eines
Meisterstücks in Form eines Panzerhemdes oder eines Kragens Y2 bzw. Jahr
Arbeitszeit zugestanden36•
Die Brünnenringe aus Obermarsberg wurden zusammen mit Keramik des
13. bis 20. Jahrhunderts bei Oberflächenprospektionen geborgen37• Eine nähere
Datierung der Brünnenherstellung in Marsberg kann durch Einbeziehung der
spärlich vorhandenen schriftlichen Quellen herbeigeführt werden. Ein Einkünfteverzeichnis
des Corveyer Abtes Wedekind ( 1 1 89-1203) verzeichnet u. a. aus
Horhusen (Niedermarsberg) stammende Rüststrümpfe (soccos manipulorum)38,
die zu den Bestandteilen eines Kettenpanzers zu zählen sind. Diese Rüststrümpfe
des 12. und 13. Jahrhunderts umfassten die Beine jeweils auf der Vorderseite,
während sie rückseitig mit Riemen festgeschnallt werden (Abb. 5i9•
Am 1 . Mai 1361 wird in Obermarsberg ein Harnischmacher (Lorifex)
Namens Gevehard genannt, dessen Haus hinter dem Friedhof in Obermarsberg
32 Rudolf WEGELI, Inventar der Waffensammlung des Semischen historischen Museums in
Sem. Band 1: Schutzwaffen. Sem 1920, Kat.-Nr. 77.
33 Hilke Elisabeth SAGGAU, Mittelalterliche Eisenfunde aus Schleswig. Ausgrabung Schild
1971-1975 (Ausgrabungen in Schleswig. Berichte und Studien 1 5), Neumünster 2000, 78
f.; freundliche Mitteilung von Frau Chr. Radtke M.A., Schleswig.
34 z. 8. Kettenhemd aus dem 16. Jahrhundert im Bayerischen Nationalmuseum München,
lnv.-Nr. W 34 (Autopsie des Verfassers).
35 DRESCHER 1981 (zit. Anm. 26).
36 ZILS 1927 (zit. Anm. 30), 1 1 7.
37 Vgl. allgemein zur Keramik in Obennarsberg STEPHAN 2000 und zur regionalen Keramikchronologie
STEPHAN 2000a, 46 ff.
38 „De Horehusen [ … ] X soccos Manipulorum ( … ]“ (KINDLINGER 1790 (zitiert Anm. 12),
Urkundenbuch Nr. XXXVI, § 41); Hans Dieter TöNSMEYER, Die Marsberg-Schützen in
kurkölnischer Zeit. Festschrift zum 550jäbrigen Jubiläum der St. Peter und Paul Schützenbruderschaft
Obennarsberg 1448 e.V. Marsberg 1998, 38.
39 Vgl. eine Samherger Handschrift des 12. Jahrhunderts (Jacob H. HEFNER-ALTENECK, Waffen.
Ein Beitrag zur historischen Waffenkunde. Frankfurt am Main 1903, Taf. 7b), Apokalypse
des Trinity College zu Cambridge, um 1230 (nach Ewert R. ÜAKESHOTT, The
Archaeology of Weapens. Anns and Annour from Prehistory to the Age of Chivalry.
London 1960, Abb. 130).
104
lag40• Einen Hinweis auf eine Trutzwaffe aus Marsberg bietet eine Urkunde des
Stiftes Dalheim vom 2. Juni 1387, in der mitgeteilt wird, dass Ritter Wedekynd
von Valkenberg dem Bürgermeister von Obermarsberg [„zu dem Berge“] sechs
Goldgulden fiir einen von ihm gekauften Panzer schuldet41•
Der bedeutendste Fundkomplex zur Brünnenproduktion stammt vom
Gartengrundstück Kloke in der Kohlbettstraße42• Bei der Gartenarbeit sammelten
die Eheleute Kloke ca. 1 .400 eiserne Brünnenringe und 23 dieser Ringe aus
einer Kupferlegierung auf3• Die Ringe weisen dieselben Dimensionen wie die
übrigen aus dem Marsherger Stadtgebiet auf. Ebenfalls mit der Panzerproduktion
sind wahrscheinlich kleine eiserne Schnallen in Verbindung zu bringen.
Insgesamt liegen 7 komplette Stücke und 1 4 Rahmenfragmente vor, die allesamt
eine erstaunliche Uniformität besitzen, so dass höchstwahrscheinlich auf
eine Produktion am Ort geschlossen werden kann. Ihr D-förmiger Rahmen
(Breite: 1 6 mm, Höhe: 1 9 mm, max. Riemenbreite: 1 3 mm) und der Dom wurden
aus einem Draht mit rundem Profilquerschnitt gebogen. Weitere Hinweise
auf handwerkliche Produktion auf dem Grundstück liefern Fließschlacken von
der Eisenverhüttung (anthrazitfarbig und kobaltblau) und Fragmente von kalottenförmigen
Schrniedeschlacken. Ca. 60 Eisennägel (mutmaßlich größtenteils
Hufnägel) entziehen sich aufgrund ihrer langlebigen Funktionsform einer näheren
zeitlichen Ansprache. Die keramischen Beifunde in Form von Kugeltöpfen
mit geriefter Schulter, braunengobiertem Faststeinzeug, vollentwickeltem rheinischen
Steinzeug und malhorndekorierter Irdenware gestatten ein zeitliche
Einordnung des Oberflächenfundplatzes in den Zeitraum vom 13. bis zum 16.
Jahrhundert.
Zu den Pretiosen im Fundmaterial zählt das Fragment eines ovalen, geschmiedeten
Schnallenrahmens mit durchbrochener Domachse aus einer Kupferlegierung
und gepunztem Ofenflächendekor auf der Schauseite (Abb. 6,
links)44• Derartige Schnallen des 15. und 16. Jahrhunderts sind vom südlichen
Skandinavien bis in die Nordschweiz verbreitet, wobei ein deutlich Schwerpunkt
des Fundaufkommens im südniedersächsischen Raum zu verzeichnen
ist45• Das Fragment eines runden Ringbroschenrahmens mit eingefeilter Dom-
40 Helmut MÜLLER, Urkunden der Probstei Marsberg. Veröffentlichungen der Historischen
Kommission für Westfalen 37. Westflilische Urkunden (Texte und Regesten) 8 (Münster
1998), Nr. 207.
41 Helmut MüLLER, Die Urkunden des Klosters Dalheim (Veröffentlichungen der
Historischen Kommission fiir Westfalen 37. Westfälische Urkunden (Texte und Regesten)
7), Münster 1995, Nr. 135; freundliche Mitteilung von Hans Dieter Tönsmeyer, Lippstadt.
42 Der Fund wurde nicht bei der Auswertung der Ringdurchmesser berücksichtigt.
43 Ein Fragment von mehreren zusammenhängenden Ringen wurde in den 1 940er Jahren entdeckt
(derzeit verschollen) (freundliche Mitteilung von Hermann Kloke, Obermarsberg).
44 Stefan KRABATII, Die hoch- und spätmittelalterlichen Buntmetallfunde nördlich der Alpen;
eine archäologisch-kunsthistorische Untersuchung zur Herstellungstechnik sowie zu deren
funktionaler und zeitlicher Bestimmung (Internationale Archäologie, Band 63).
Rahden!Westfalen 2001 (= l 45 Stefan l<RABATII, Schmuck aus der Gosse. Untersuchungen zu den mittelalterlichen Bunt-
105
rast und konkaven Ausbuchtungen im Innen- bzw. Außenrand aus einer gegossenen
Kupferlegierung (Abb. 6, rechts) gehört zu einem in Mitteleuropa weit
verbreiteten Gewandverschluss des 13./14. Jahrhunderts46•
Die Art und Weise der Herstellung vermag keinen genaueren Anhaltspunkt
für eine Datierung der Oberrnarsberger Kettenbrünnenfunde zu geben.
Obwohl seit dem frühen 19. Jahrhundert eine wissenschaftliche Auseinandersetzung
mit den Kettenhemden stattfindet47, fehlt bislang ein zuverlässiges
Referenzwerk zur Bestimmung und Datierung von Ringbrünnen. Um grundlegende
Fragen bei der Ausführung von Brünnenringen besser klären zu können,
wurden aussagefahige Brünnenfunde aus einem Zeitraum von der Vorrömischen
Eisenzeit bis zum 16. Jahrhundert in einem Katalog (vgl. Anhang I) zusammengestellt
und ausgewertet.
Kettenhemden entstanden wahrscheinlich um die Mitte des ersten vorchristlichen
Jahrtausends im Orient und breiteten sich nach Westen aus. Marcus
Terentius Varro ( 1 1 6-27 v. Chr.) berichtet, die Römer hätten die Brünnen von
den Kelten übemommen48• Bereits in der Spätlatenezeit treten Brünnenringe aus
Eisen und Kupferlegierunen gemeinsam an einem Hemd von Aubagnan, Dep.
Landes, (Kat.-Nr. 44) auf . Mit Durchmessern von bis zu 1 2 mm heben sich die
1atenezeitlichen Brünnenringe deutlich von denjenigen der Römischen Kaiserzeit
ab. Der durch die größeren Einzelringe hervorgerufene Nachteil in der
Wirksamkeit wird jedoch durch ein besonders dichtes Gefüge wieder ausgeglichen:
Bei den Panzerhemdfragmenten aus dem sogenannten Samme1fund von
der Tiefenau bei Bern sind jeweils sechs Ringe um einen zentralen Ring gruppiert.
Diese Eigenart lässt sich in der Zeit vor Christi Geburt jedoch nicht an allen
Hemden nachweisen (vgl. Kat.-Nr. 61) und stellt eine Besonderheit dar, die
in den folgenden Jahrhunderten nicht wieder aufgegriffen wurde. Bislang wurde
noch kein Kettenpanzer aus vorrömischer Zeit mit genieteten Ringen bekannt.
Die frühen Exemplare bestehen aus Ringen, deren Enden auf Stoß zusammengebogen
wurden, was den Arbeitsaufwand der Herstellung zwar reduziert, jedoch
die Wirksamkeit der Schutzwaffe deutlich verringert. Dogenietete Ringe
lassen sich noch bis ins 1 1 . Jahrhundert nachweisen (Kat.-Nr. 23, 34, 35), wobei
grundsätzlich angemerkt werden muss, dass der schlechte Erhaltungszustand
und Edelmetallfunden aus Hann. Münden. In: Andrea BULLA, Im Schatten von Kirche und
Rathaus. Archäologische Funde aus Hann. Münden. Sydekum-Schriften zur Geschichte der
Stadt Münden 3 1 , Hann. Münden 2000, 56-67 (= KRABATH 2000a), hier: 59-6 1 .
46 l 47 Samue1 MEYRJCK, The Ancient Military Body Garments wom in England (Archaeo1ogia
19), 1 8 1 8 , 120-145; LENZ 1 9 1 9/20 (zit. Anm. 3).
48 Fritz FISCHER, Bewaffuung. In: Johannes HOOPS (Begr.), Reallexikon der Germanischen
Altertumskunde, Band 2, 1976, 4 1 2 f., § 7e; Russe! H. ROBINSON, The Armour of Imperial
Rome, Thetford 1975, 164-173.
49 Hügel 3 (G. FABRE, Contribution a l’t\tude du protohistorique du sud-ouest de Ia France.
In: Gallia 1 , 1 943, 43-79, hier: 62), zur Wertung: RolfHACHMANN, Gundestrup-Studien.
Untersuchungen zu den spätkeltischen Grundlagen der fiühgermanischnen Kunst. In:
Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 71, 1990, 568-903, hier: 772 f.
106
und das weitgehende Fehlen von Dünnschliffuntersuchungen an Panzerringen
nur unzureichende Aussagen über die Produktionstechnik der Brünnen ermöglicht.
Die kaiserzeitlichen Brünnen in der Germania Libera bestehen in der
Regel aus geschweißten Einheiten, die sich mit genieteten Stücken abwechseln.
Klaus Raddatz hält diese Schutzwaffen generell fiir Importstücke 5°. Für den mitteleuropäischen
Bereich fehlen in der Folgezeit gut untersuchte Kettenpanzer,
die die Schweißtechnik belegen51• Möglicherweise geschweißte bzw. gestanzte
Exemplare treten in Kombination im 4. Jahrhundert in Weiler-la-Tour (Kat.-Nr.
48) aufund lassen sich dann in Mitteleuropa noch bis ins 6. Jahrhundert verfolgen
(Kat.-Nr. 7, 27). Unter den russischen Funden, die Anatolij Nikolaevic
Kirpicnikov auf europäische Einflüsse zurückfuhrt, dominieren vom 8. bis 16.
Jahrhundert Panzer aus genieteten und geschweißten Ringen (vgl. z.B. Kat.-Nr.
62)52• In der Schlacht von Visby aufGotland im Jahre 1361 (Kat.-Nr. 71) lassen
sich dann wiederum Brünnen dieser kombinierten Herstellungstechnik fassen.
Ausschließlich genietete Brünnengefiige, wie sie besonders im 15./16.
Jahrhundert zu beobachten sind, treten in Mitteleuropa wohl erst um 1400, in
Russland jedoch bereits im 1 1 . bis 13. Jahrhundert auf53•
Eine Kombination von Ringen aus Eisen mit solchen aus Kupferlegierungen
kann in der Römischen Kaiserzeit nicht mehr eindeutig beobachtet werden.
Ein kaiserzeitlicher Fund aus Hagenow (Kat.-Nr. 8) ist zweifelhaft. Nach größeren
Nachweislücken tritt diese Kombination erst im 7. Jahrhundert wieder in
den „Fürstengräbern“ von Sutton Hoo, Sussex, (Kat.-Nr. 4 1 ) und Wittislingen,
Ldkr. Dillingen, (Kat.-Nr. 37) auf. Für das 9. bis 1 1 . Jahrhundert sind dann wiederum
Belege im wikingisch/slawischen Bereich zu fassen (Starigard, Kat.-Nr.
31-33; Slite torg auf Gotland, Kat.-Nr. 68). Für das hohe Mittelalter fehlen bislang
Belege und erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sind vereinzelte
Messingringe am Iserlohner Hemd des Bertold vor der Porten (Kat.-Nr. 40) zu
beobachten. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wird eine Verzierung von Kettenpanzern
durch Messingzeilen üblich 54•
Bei einer Betrachtung der maximalen und minimalen Außendurchmesser
von Brünnenringen in Abhängigkeit von der Zeit (Abb. 7), fällt auf, dass ein
vergleichsweise dichtes Gefiige aufgrund geringem Durchmessers in der Römischen
Kaiserzeit erreicht wird. Nach relativ gleichbleibendem Durchmesser von
50 Klaus RAoDATZ, Römische Äxte aus dem freien Germanien. In: Offa 17/18, 1 959/6 1
(1961), 47-55, hier: 52 ff.
51 Geschweißte und gestanzte Ringe sind im korrodierten Zustand nur eindeutig durch
Untersuchungen von Anschliffen zu unterscheiden.
52 Anato1ij Niko1aevic KIRPICNIKOV, Russische Körper-Schutzwaffen des 9.-16. Jahrhunderts.
In: Waffen- und Kostümkunde 18, 1976, 22-37, hier: 22.
53 KlRPICNIKOV 1976 (zit. Anrn. 52), 22.
54 Walther ROSE, Behördliche Beschau-, Sarwürcher- und Eigentümermarken auf
okzidentalischen Maschenpanzem. In: Zeitschrift fiir historische Waffenkunde 12, 1929-
31, 77-84, 99-104, hier: 102.
107
der Völkerwanderungszeit bis ins 14. Jahrhundert, wird diese hohe Qualität erst
wieder im ausgehenden 14. Jahrhundert üblich, als man dazu überging, besonders
gefahrdete Stellen des Panzers durch ein enges, sehr qualitätvolles Geflecht
(Jazarin-Geflecht) zu verstärken.
Mit dem Aufkommen verbesserter Feuerwaffen in der Mitte des 16. Jahrhunderts
verlieren die Kettenpanzer immer mehr an Bedeutung. Einen vagen
Hinweis auf die zeitliche Eingrenzung der Bodenfunde liefern die gefundenen
Buntmetallringe, da diese erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts eingearbeitet
wurden55• Demzufolge dürfte die Produktion von Ringpanzern und deren Bestandteilen
in Marsberg etwa vom 12./13. bis ins 16. Jahrhundert Bestand gehabt
haben. Mit einem Produktionsschwerpunkt kann aufgrund der zahlreichen
Buntmetallringe im 15. Jahrhundert gerechnet werden.
Zusammen mit den Brünnenringen konnten im Kohlbett in Obermarsberg
(Fundortnummer 24) und am Wasserbehälter zwei auffallend gering dimensionierte
Schnallen möglicherweise auch Broschen (Dm. 14,5 bzw. 15 mm) aus
Eisen mit rundem Rahmen aufgelesen werden (Abb. 1 . 1 1 ). Insgesamt sieben
Ringe aus Obermarsberg besitzen ebenfalls ähnliche Durchmesser wie die
beiden Schnallen, die mit ihrer Größe erheblich über dem Durchschnitt der
Brünnenringe liegen, so dass vermutet werden darf, dass auch diese zu
Schnallen gehörten, bei denen der Dorn verloren ging oder die Halbfertigprodukte
darstellen. Bringt man diese Stücke trotz methodischer Bedenken, da
es sich um Lesefunde handelt, mit der Brünnenproduktion in Zusammenhang
könnte eine Datierung ins 14. Jahrhundert avisiert werden, denn diese allgemein
vom 1 3. bis zum 14. Jahrhundert auftretende Form56 kann in ebenso geringer
Dimension an den Kettenfanzero aus der Schlacht von Visby auf Gotland von
1361 beobachtet werden5 .
Einen weiteren Datierungshinweis liefert eine Öse von einem Gewandverschluss
(Abb. 1 . 12), die aus einem Draht mit rechteckigem Profilquerschnitt
gefertigt wurde, der auf ganzer Länge tordiert war. Derartige Verschlussformen
treten bereits im frühen 15. Jahrhundert auf, doch lässt sich eine Tordierung erst
seit dem letzten Viertel des 1 6. Jahrhunderts beobachten58. Bestandteile von Haken-
und Ösenkonstruktionen lassen sich in Reparaturstellen an Ringpanzern
der Hornsehen Schlachtschwertierer nachweisen59• Die Reparaturen wurden
dort jedoch sekundär in wenig fachmännischer Art ausgeführt, so dass nur ein
indirekter Zusammenhang mit den Marsherger Salwirten hergestellt werden
kann. Bei einem Hemd aus dem 16. Jahrhundert im Bernischen Historischen
ss Herbert WESTPHAL, Die Zweihandschwerter und Ringpanzer der Hornsehen Schlachtschwertierer.
Horn-Bad Mainberg 1993, 60.
56 Vgl. K.RAßATH 2001 (zit. Anm. 44).
57 Bengt THORDEMAN, Armour from the Battle of Wisby 1361. 2 Bände. Stockholm 1939-40,
Abb. 120.17.
58 Jan M. BAART et al., Opgravingen in Amsterdam. 20 jaar stadskemonderzoek. Amsterdam
1977, Kat.-Nr. 170- 1 7 1 .
5 9 WESTPHAL 1993 (zit. Anm. 55), 67.
108
Museum dienen Haken als Verschlüsse der Manschetten60• Möglicherweise stellen
die Marsherger Ösen einerseits Verlustfunde dar, die nicht unbedingt in Zusammenhang
mit der Brünnenprodukion gesehen werden müssen, andererseits
fällt die Verarbeitung von Draht in die Berufssparte der Salwirte.
In Marsherger Privatbesitz befinden sich zwei aus vier gezogenen Messing(?)-
Drähten (Dm.: I mm bzw. I ,2 mm) mit rundem Profilquerschnitt geflochtene
Ringe (Abb. 8). Die Enden der einzelnen Drähte weisen eine keilförmige
Gestalt auf, was auf ein Ab längen mit einer Zange hinweist. Innerhalb des
Flechtgefüges wurden sie auf Stoß voreinander gebogen. Ihre Durchmesser
schwanken zwischen 23-26 mm bei einer Stärke des Geflechtes von 4 mm.
Möglicherweise haben diese Ringe als Riemenösen von Rüststrümpfen
gedient61 • Ein vergleichbares, jedoch wesentlich kleineres Exemplar stammt aus
einem höxterschen Befund der Mitte bis zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts im
Rathaus (Dm. max. 1 3,5 rnm)62• Der in Höxter erhaltene Dom zeichnet das
Fundstück als Riemenschnalle oder Ringbrosche aus. Auffallend erscheint neben
der Größe die höhere Stabilität des Vergleichsfundes. Falls es sich bei dem
Marsherger Fund um eine Ringbrosche handelt, stellt sie in ihrer Ausführung
ein Unikat dar, da Parallelen in der Regel gegossene Rahmen besitzen. Ein in
sogenannter „Faulenzerarbeit“ erstellter Rahmen passt gut in das handwerkliche
Programm der Salwirte und könnte deshalb im Zusammenhang mit der Marsherger
Kettenhemdproduktion gesehen werden.
Die Marsherger Salwirte produzierten sicherlich für den überregionalen
Markt, doch lassen sich ihre Absatzgebiete nur schwer umreißen. Westfälische
Brünnen scheinen zumindest in Süddeutschland zu den üblichen Waren gehört
haben, da am 16. Juli 1561 den Nürnberger Panzermachern die Kennzeichnung
fremder Waren, insbesondere westfälischer Arbeiten, verboten wird63• Dem
Handwerker war es gestattet, auf einem der Ringe seinen Namen als Zeichen
seiner Werkstatt zu hinterlassen64•
Weitere westfälische Kettenhemden lassen sich aufgrund von Werkstattmarken
identifizieren. Im Tower of London wird ein im deutschen Kunsthandel
erworbenes Kettenhemd verwahrt, welches aufgrund von drei bezeichneten
Ringen einer westfälischen, d. h. Iserlohner, Produktion zugewiesen werden
kann. Drei Buntmetallringe dieser Rüstung tragen die Inschrift „berto/t vor
parte“, „to isrenloen“ bzw. Zeichen65• Der Iserlohner Bürger Bertolde vor der
60 WEGELI 1920 (zit. Arun. 32), Kat.-Nr. 72, Taf. Vlli.
61 Freundliche Mitteilung von H.-D. Tönsmeyer mit Verweis auf ein Historienbild in Schloss
Versaille.
62 Andreas KÖNIG, Die Archäologischen Funde der Rathausgrabung in Höxter aus den Jahren
1988 bis 1992. In: G. Ulrich GROSSMANN (Hg.), Das Rathaus in Höxter (Schriften des
Weserrenaissance-Museums Schloss Brake 7), München 1994, 1 5 1 -196, Abb. 30.1;
KR.ABATI1 200l (zit. Arun. 44), Kat.-Nr. XVI. l8.
63 ZILS 1 927 (zit. Anm. 30), 1 1 7.
64 Vgl. grundlegend ROSE 1 929-31 (zit. Anm. 54) und die Salwirtenordnung aus Nümberg
vom 12. Januar 1536 (ZILS 1927 (zit. Anm. 30), 1 16).
65 William REID- E. Martin BURGESS, A Habergon ofWestwale. In: The Antiquaries Journal
109
Porten kann als Ratsmitglied im letzten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts mehrfach
urkundlich nachgewiesen werden66, so dass hier erstmals ein Kettenhemd
gesichert der westfalischen Produktion zugewiesen werden kann. Über die
Iserlohner Panzerzunft sind keine Einzelheiten bekannt. Bereits im 13. Jahrhundert
soll sie eine Verfassung besessen haben67•
Aus dem westfälischen Raum, möglicherweise aus Solingen könnte ein
Panzerhemd in der Moskauer Rüstkammer stammen68. Die dort verwahrte
Schutzwaffe weist eine runde Plakette (Abb. 9) mit einer stilisierten Darstellung
des Sündenfalles auf, wie sie in ähnlicher Ausführung als Klingenmarke von
dem Solioger Schwertschmied Veit Wunders am Ende des 17. Jahrhunderts geführt
wurde.
Außer in Westfalen befanden sich in Nürnberg, Frankfurt, Köln, und
Augsburg Zentren der Brünnenproduktion69• Einigen dieser Produktionsorte
können Fertigprodukte aufgrund von Werkstattmarken zugewiesen werden.
Das Marken von Brünnen kann für Nürnberg durch eine Urkunde vom
1 1 . Oktober 1443 belegt werden. Sie hält den Verkauf von Panzern des Nürnberger
Sarwürkers Erhard Küttner (1370-1429 als Meister überliefert) an seinen
Schafthausener Berufskollegen Hans Kastner mit der Auflage fest „das er sein
zaichen auf den verkauften pantzern abprechen und sein selbs zaichen an der
seihen stat wo/ darauf! machen und nyeten möcht“10. Real überlieferte Marken
sind jedoch von großer Seltenheit. Einzelne Belege werden folgend angeführt:
Das Panzerhemd Herzog Leopolds III. von Österreich (gefallen bei
Sempach am 9. Juli 1386) weist einen runden Messingknopf auf: Um das Wappen
der freien Reichsstadt Nürnberg verläuft in gotischer Majuskel die Inschrift:
„+ STAT NVRMBERG“. Die Worte werden durch drei ein gleichseitiges Dreieck
bildende Kreise unterbrochen und sind außen von einem Perlrand umgeben.
Panzerhemden in der Eremitage zu St. Peterburg, dem Stadtgeschichtlichen
Museum Leipzig und im Germanischen Nationalmuseum, Nürnberg, zeigen
Variationen der Inschrift als „+ZV NVERENBERG“ bzw. „+STATT NVRMBERG“.
Im Bayerischen Armeemuseum Ingoldstadt wird ein Kettenhemd aus
dem ehemaligen Nürnberger Zeughaus mit Nürnberger Wappen auf rauten-
40, 1960, 46-57, hier: 46; Fritz KüHN, Panzerhemd im Tower. In: Westfalenspiegel 1957,
Nr. 9, 12-13, hier: 1 3 .
66 KüHN 1957 (zit. Anrn. 65), 13.
67 Alfred CLEMENS, Die Panzerindustrie in Iserlohn bis zur Erfindung der Gewerbefreiheit.
(Diss. phil. Bonn 1923), Menden 1923, I; Richard MÜLLER, Die Bronzewarenindustrie in
Iserlohn. Diss. jur. Würzburg 1 922, passim – ohne Angabe von Quellen.
68 ROSE 1929-31 (zit. Anm. 54), 82, Nr. 13.
69 Kar! BÜCHER, Die Berufe der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter. Leipzig 1 9 1 4, 40
und 1 02; Otto JOHANNSEN, Geschichte des Eisens. 3. Auflage Düsseldorf 1 953, 1 72;
Robert DÖRNER, Das Sarworter- und das Schwertfegeramt in Köln von den ältesten Zeiten
bis zum Jahre 1550 (Diss. phil. Köln 1915). Gekürzter Wiederabdruck in: Jahrbuch des
Kölnischen Geschichtsvereins 3, 1916, 1-60.
70 ROSE 1929-31 (zit. Anm. 54), 82.
1 1 0
förmigem Schild verwahrt (Abb. 10)71•
Die in Nümberg ansässige Sarwürkerfamilie Popp, nachgewiesen 1370-
1 429, führte als Meistermarke ein rundes Plättchen (Dm.: 20 mm) mit einem
gekreuztem Schmiedehammer bzw. einem Pfeil (Streitkolben) (Abb. 1 1). Darin
stehen die gotischen Minuskeln „p o p“72• In der ehemaligen Sammlung Watther
Rose (Baden-Baden) befand sich ein Hemd mit einer eingearbeiteten Eisenscheibe
von 3 cm Durchmesser. Darauf wurde ein Gotteslamm mit Kreuzfahne
mit der Majuskel-lnschrift „HANNE ACKERMANN +“ dargestellt. Hanns
Ackermann wird im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nümberg
als Salwirt dargestellt und verstarb ebendort am 30. September 148473• In
der Waffensammlung der Wartburg wird ein weiteres Nürnberger Kettenhemd
verwahrt. Auf einer Messingplatte findet sich um das Nürnberger Wappen der
Namenszug „GEORG SCHULTES“, der sich von 1543 bis 1577 in der Nürnberger
Meisterliste des Salwirte nachweisen lässt74• Ein Hemd im Berliner
Zeughaus weist zwei Ringe mit der Inschrift „+ czv + nvrnberg“ bzw. „+
heinrieb + lohe!“ auf (Abb. 12a-b). Der genannte Meister dürfte mit dem 1 388
im Nürnberger Meisterbuch erwähnten H[einrich] Höhe! identisch sein75•
Eine zweite regionale Markengruppe bilden die Beschauzeichen mit
einem kursächsischem Wappen: dem halben Rautenschild und der gekreuzten
Schwerter (Abb. 13 ). Derartige Marken eines Anonymus sind auf einem Hemd
in der ehemaligen Sammlung Walther Rose, am Panzerhemd Herzog Johann
Friedrichs II. von Gotha ( 1529-1595), erbeutet bei der Einnahme der Feste
Grimmenstein zu Gotha am 13. April l 567 durch Kurfürst August von Sachsen,
und an einem Panzer-Halbärmel des Kurfürsten Moritz von Sachsen (gefallen
bei Sievershausen am 9. Juli 1553) aus der Fürstengruft des Domes zu Freiberg
in Sachsen erhalten.
Möglicherweise kann eine Marke des Johannes Diehl in der Sammlung
Walther Rose einem Frankfurter (Main) Meister zugewiesen werden76• Ein
weiteres Panzerhemd in der Berliner Rüstkammer weist verschiedene in der
Ringgeflecht eingesetzte Platten auf: Neben Heiligenbildern und einem Wahlspruch
steht auf einem Medaillon mit Posener Stadtwappen die Umschrift
„MACHT * IN * DER * K * WEIT * BERVMTEN * ST * BüSEN * in *
GROS * BOLEN“. Auf Ringnieten am Kragen kann in mehrfacher Wiederholung
„IM – IAR 1 5 – 80“ gelesen werden. Regellos verteilt finden sich zusätzlich
Ringe mit den Initialen NG mit fünfblättriger Blüte als Meistermarke77•
In der Waffensammlung der Wartburg befindet sich eine Maschenhaube
71 Nach ROSE 1929-31 (zit. Anm. 54), Kat.-Nr. 1-8.
72 München, Bayerisches Nationalmuseum (RosE 1929-31 (zit. Anm. 54), Nr. 14).
73 ROSE 1 929-31 (zit. Anrn. 54), Kat.-Nr. 15, TREUE et al. 1965 (zit. Anm. 27}, Folio 103,
Taf. 2 1 .
74 DIENER-SCHÖNBERG 1 9 1 2 (zit. Anrn. 2), 1 2 mit Taf. 75.1.
75 ROSE 1929-31 (zit. Anm. 54), Nr. 24.
76 ROSE 1 929-31 (zit. Anm. 54), Nr. 17.
17 ROSE 1 929-31 (zit. Anm. 54), Nr. 25.
1 1 1
eine dreiblattfcirmige Beschaumarke mit den Buchstaben K B, die der ungarischen
Stadt Körmöcz-Banya (Kremnitz) zugewiesen werden kann und ebendort
aufMünzen seit 1525 nachweisbar ist78•
Abschließend sollen noch Ringverzierung in Form von Kronen bzw.
Malteserkreuzen auf der Nietstelle erwähnt werden (Abb. ##)79• Die Brünnen
bestehen in der Regel aus einem Geflecht von Eisenringen. Im Bereich der
Bündchen sowie in der Binnenstruktur der Schutzwaffe wurden Ringe aus
Kupferlegierungen in seltenen Fällen auch aus Gold und Silber80 benutzt, die
sich durch ihre Farbe kontrastierend in Form von Dekoren im dunklen
Eisenkleid abheben. Die geringere Haltbarkeit von Kupferlegierungen verbietet
jedoch den Einsatz großflächiger Zierzonen am Torso des Trägers. Dekore aus
Metallringen waren nicht nur im Deutschen Reich sondern auch im türkischen
Reich und im Orient gebräuchlich81. Eine überregionale Bearbeitung von Kettenhemden,
die eine Zuweisung von Neufunden zu speziellen Produktionszentren
bzw. Werkstätten zulässt, liegt bislang nicht vor. Große Probleme bestehen
bei der Provenienzzuweisung von Kettenpanzern. Möglicherweise vermögen
individuelle Gesenkformen, die die Ausformung der Vernietungen bedingen,
Hinweise auf Produktionszentren zu geben. Die Marsherger Ringe wurde
größtenteils mit einem Nietschloss versehen, welches sich durch gleichmäßige
Ausbuchtungen zur Innen- und Außenseite auszeichnet, wobei der Übergang
zum unüberformten Draht fließend erscheint. Die Drahtenden überlappen oval
und bilden keine merkliche Stoßkante (Abb. I . 7). Demgegenüber sind die
Ringschlossgefüge der Hornsehen Schlachtschwertierer abzusetzen: Ihre überlappenden,
stumpftriangulären Enden bilden eine deutliche Stoßkante. Zusätzlich
lässt sich auf der Oberseite der Nietung ein markanter Umbruch in den
überlappenden Partien der Nietstelle fest nachweisen82• Ein Ringpanzer der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Bayerischen Armeemuseum (München)
kann durch eine Beschaumarke in Form eines Stadtwappens einem Nürnberger
Produzenten zugeschrieben werden (Abb. 8)83• Seine Ringe zeigen Nietstellen,
die sich durch deutliche Umbrüche am Übergang von umgeformten zu unverformten
Drahtpassagen erkennen lassen. Derartige Marken sind nicht nur als
Beschauzeichen, sondern auch als Besitzvermerke angebracht worden. Als Beispiel
soll ein Paar Panzerärmel aus der ehemaligen Hohenasehauer Rüstkammer
im Besitz des Bayerischen Nationalmuseums angeführt werden. Ebendort sind
Schildchen mit den Initialen P[ankraz] V[on] F[reiberg) ( 1 508-1565) unter dem
78 DIENER-SCHÖNBERG 1 9 1 2 (zit. Anm. 2), 14, Nr. 12.
79 ROSE 1929-31 (zit. Anm. 54), Nr. 26-28.
80 WEIGEL 1698 (zit. Anm. 29), 57.
81 D. G. ALEXANDER, Decorated and Inscribed Mai! Shirts in the Metropolitan Museum. ln:
Waffen- und Kostümkunde 27, 1985, 29-36, KrRI’ICNIKOV 1976 (zit. Anm. 52).
82 Z. B. WESTPHAL 1993 (zit. Anm. 55), Abb. 43c.
83 Alexander von REITZENSTEIN, Hohenasehauer Waffen. ln: Waffen und Kostümkunde, 3 .
Reihe, N.F. 4 , 1962, 34-50, Abb. 7.
1 1 2
Freiherger Wappen angebracht84•
Zusammenfassung
Bislang gehören mittelalterliche und neuzeitliche Kettenhemden zu den
archäologisch nur wenig untersuchten Sachgütem. Bodenfunde von Halbfabrikaten
aus Obermarsberg im Hochsauerlandkreis (Westfalen) gestatten die Rekonstruktion
des Herstellungsprozesses einzelner, genieteter Kettenringe. Durch
signierte Ringe kann darüber hinaus noch eine Produktion von Briinnen in
Iserlohn und Solingen wahrscheinlich gemacht werden. Gefügestruktur und
Durchmesser einzelner Ringe von archäologischen Bodenfunden liefern nur
grobe Anhaltspunkte für die zeitliche Eingrenzung derartiger Panzer.
84 Inv.-Nr. A 8347 und A 8348 (REITZENSTEIN 1962 (zit. Anm. 83), 42); ROSE 1929-31 (zit.
Anm. 54), Nr. 1 8 .
1 1 3
Anhang 1 : Katalog ausgewählter europäischer Kettenhemden von der
Vorrömischen Eisenzeit bis ins 16. Jahrhundert
Die Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch aufVollständigkeit. Problematisch
erwies sich der häufig unzureichende Publikationsstand zu den einzelnen
Ringpanzern. Auf technische Details wurde bislang in der Regel nur wenig
Wert gelegt. Der Ringdurchmesser wurde z.T. aufgrund von Abbildungen gemessen.
Durch Korrosion bedingte Ungenauigkeiten sind kaum zu ermessen.
Abkürzungen: Dat.: Datierung, Dm.: Durchmesser, Lit.: Literatur.
DÄNEMARK
1. Hjortspring auf Alsen; Dat.: Vorrömische Eisenzeit; Ringe: Eisen, Dm.: 6-8
mm; Lit.: Gustav RosENBERG, Hjortspringfundet (Nordiske Fortidsminder 3,
H. 1), Kopenhagen 1937, 47 ff.
2. Vimose auf Fünen; Dat.: 2./3. Jh. n. Chr.; Ringdurchmesser: Brünne, Eisenringe,
genietet und unvernietet, Dm.: ca. 4,5 mm; Lit.: Johannes BR0NDSTED,
Nordische Vorzeit, Band 3: Eisenzeit in Dänemark. Neumünster 1963, 217;
Conrad ENGELHARDT, Vimose Fundet (Fynske Mosefund, Band 2),
Kj0benhavn 1 869, Abb. 4.2.
DEUTSCHLAND
3. Bertoldsheim, Ldkr. Neuburg-Schrobenhausen; Dat.: Ende 1.-Mitte 3. Jh. n.
Chr.
Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 7-8 mm; Lit.: Jochen GARBSCH, Ein römisches
Paradekettenhemd von Bertoldsheim, Ldkr. Neuburg-Schrobenhausen. In:
Neuburger Kollektaneen 136, 1984, 245.
4. Camin, Ldkr. Hagenow; Dat.: Römische Kaiserzeit; Ringe: Eisen, Dm.: 5
mm; Lit.: Wolfgang-Dietrieb AsMUS, Tonwaregruppen und Stammesgrenzen
in Mecklenburg während der ersten beiden Jahrhunderte nach der Zeitenwende
(Veröffentlichungen der schleswig-holsteinischen Universitätsgesellschaft
II, 5), Neumünster 1938, 75.
5. Cheine, Kr. Salzwedel; Dat.: jüngere Römische Kaiserzeit; Ringe: Eisen,
Dm.: ca. 4 mm; Lit.: Freidank KUCHENBUCH, Die altmärkisch-osthannöverschen
Schalenurnenfelder der spätrömischen Zeit (Jahresschrift fiir die Vorgeschichte
der sächsisch-thüringischen Länder 27), 1938, Taf. 35.10.
6. Freiburg im Breisgau, Altstadtgrabung; Dat.: 14. Jh.; Ringe: Eisen, genietet;
Lit.: Dieter PLANCK (Hg.), Archäologie in Baden-Württemberg. Das Archäologische
Landesmuseum, Außenstelle Konstanz. Sottgart 1 994, 179.
7. Gammertingen, Ldkr. Sigmaringen; Dat.: um 570 n. Chr.; Ringe: Eisen, genietet
und gestanzt, rechteckiger Querschnitt, Dm.: 8,5 mm (gestanzt), 9,2
mm (genietet); Lit: I. W. GRÖBBELS, Das Reihengräberfeld von Gammertingen.
München 1 905, 34 f., Taf. 7; Ellen RIEMER – Peter HEINRICH, Zur
Restaurierung der Funde aus dem „Fürstengrab“ von Gammertingen. In:
Denkmalpflege in Baden-Württemberg 26, 1997, H. 2, 54-60.
1 1 4
8. Amt Hagenow; Dat.: Römische Kaiserzeit; Ringe: Eisen, möglicherweise
auch Kupferlegierung, Dm.: 9 mm; Lit.: ASMUS 1938 (zit. Kat.-Nr. 4), 84.
9. Hailfingen, Ldkr. Tübingen, Grab 405; Dat.: 7. Jh. n. Chr.; Ringe: Eisen, z.T.
genietet (?), Dm.: 13,5-15 mm; Lit.: Herrmann SroLL, Die Alamannengräber
von Hai! fingen in Württemberg (Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit
4), Berlin 1939, 34, Taf. 22.10.
10. Halberstadt, Städtisches Museum, alter Museumsbestand; Dat.: 14. Jh.;
Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 6-7 mm; Lit.: Mamoun FANSA (Hg.), der sassen
speyghel: Sachsenspiegel, Recht, Alltag. Aus dem Leben gegriffen – Ein
Rechtsbuch spiegelt seine Zeit. Ausstellungskatalog (Archäologische
Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 10), Oldenburg 1995 (= Kat.
Oldenburg 1995), Kat.-Nr. 24.
11. Hemmoor-Warstade, Ldkr. Cuxhaven, Grab 2; Dat.: jüngere Römische
Kaiserzeit; Ringe: Eisen, Dm.: 1 8 mm; Lit.: Karl WALLER, Die Gräberfelder
von Hemmoor, Quelkhorn, Gudendorf und Duhnen-Wehrberg in Niedersachsen
(Beiheft zum Atlas der Urgeschichte 8), Harnburg 1959, Taf. 6h.
12. Hildesheim, Stadtmuseum, alter Museumsbestand; Dat.: 16. Jh. (?); Ringe:
Eisen und Kupferlegierung, genietet, gestanzt, Dm.: 5, 1 1 mm; Lit.: unpubliziert,
Autopsie des Verfassers.
13. Horn, Ldkr. Lippe, Kragen der Schlachtschwertierer; Dat.: letztes Viertel
15. Jh.; Ringe: Eisen, Kupferlegierung, Dm.: 5-12 mm; Lit.: WESTPHAL 1993
(zit. Anm. 55), 92.
14. Höxter, Stadtgrabung; Dat.: I. Hälfte 1 5 . Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 7
mm; Lit.: Kat. 01denburg 1995 (zit. Kat.-Nr. 10), Kat.-Nr. 23.
15. Issendorf, Ldkr. Stade; Dat.: Römische Kaiserzeit; Ringe: Eisen, Dm.: 5
mm; Lit.: Martin MusHARD, Palaeo Gentilismus Bremensis, hrsg. von Ernst
SPROCKHOFF. In: Jahrbuch des Provinzial-Museums zu Hannover N.F. 3,
1 928, 89, Taf. 1 2e.
16. Kernnitz, Ldkr. Potsdam-Land, Grab 622; Dat.: Römische Kaiserzeit; Ringe:
Eisen, Dm.: 7-8 mm; Lit.: Horst GEISLER, Das Germanische Urnengräberfeld
bei Kernnitz, Kr. Potsdam-Land (Veröffentlichungen des Museums für Urund
Frühgeschichte Potsdam 8), 1 974, 7 1 .
17. Köln, Dom, Knabengrab; Dat.: 6 . Jh. n. Chr.; Ringe: Helmbrünne, Eisen,
Enden stumpf voreinander gebogen, Dm. 1 5 mm; Lit.: Otto DOPPELFELD,
Die Domgrabung. Der Helm aus dem fränkischen Knabengrab unter dem
Chor des Kölner Domes. In: Kölner Domblatt 20, 1961/62 ( 1 962), 1 1 8-126;
Otto DOPPELFELD, Das fränkische Knabengrab unter dem Chor des Kölner
Domes. In: Germania 42, 1 964, 156- 1 88.
18. Lippstadt (Burg Lipperode), Ldkr. Soest, Grabungsfund; Dat.: spätmittelalterlich;
Ringe: Eisen, genietet, Dm.: ca. 8 mm; Lit.: Komelia KNEPPE –
Hans-Wemer PEINE, Burg Lipperode – Ein Vorbericht aus historischer und
archäologischer Sicht zu den Grabungskampagnen 1985-1987. In: Westfalen
70, 1992, 3 1 7, Abb. 47; Hans-Wemer PEINE, Dodiko, Rütger von der Horst
und Sirnon zur Lippe: Adelige Herren des Mittelalters und der frühen
1 15
Neuzeit auf Burg, Schloß und Festung. In: Hinter Schloß und Riegel. Burgen
und Befestigungen in Westfalen. Münster 1997, Abb. 54.13.
19. Lenningen (Burg Wielandstein), Alb-Donau-Kreis; Dat.: 13.-15. Jh.; Ringe:
Eisen, genietet, Dm.: 1 6 mm; Lit.: Christoph BIZER, Burgruine Wielandstein.
Auswertung und Dokumentation der Kleinfunde. In: Burgen und Schlösser
22, 1 98 1 , H. 1 , Kat.-Nr. lfm 30 und lfm 3 1 .
20. Lutter am Barenberge, Ldkr. Goslar, Schlachtfeld; Dat.: vor 1626; Ringe:
Eisen, genietet
Lit.: Jan FASTENAU, Führer durch des Provinzial-Museum in Hannover. Band
3: Die Waffensammlung. Hannover 1910, 6.
21. Magdeborn, Ldkr. Leipzig; Dat.: 8.-10. Jh.; Ringe: Eisen, Dm.: ca. 10 mm;
Lit.: Harald W. MECHELK, Erneute Grabungen am „castellum Medeburu“. In:
Ausgrabungen und Funde 25, 1980, Taf. 6a.
22. Mainz-Bretzenheim; Dat.: frühmittelalterlich; Ringe: Eisen, Dm.: 10-12
mm; Lit.: Gudula ZELLER, Die fränkischen Altertümer des nördlichen Rheinhessen
(Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, B: Die fränkischen
Altertümer des Rheinlandes, Band 15), Stuttgart 1992, Band 15,1, 60,
Band 1 5,2, 32, Taf. 88.9.
23. Morken, Erftkreis; Dat.: Ende 6. Jh. n. Chr.; Ringe: Helmbestandteil, auf
Stoß zusammengefügt, Dm. ca. 13 mm; Lit.: Kurt BöHNER, Die Frühmittelalterlichen
Spangenhelme und die nordischen Helme der Vendelzeit. In: Jahrbuch
des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 4 1 , 1994 ( 1 996),
526, Kat.-Nr. 2, Abb. 4.
24. Neideck, Ldkr. Bayreuth; Ringe: ca. 6 mm; Dat.: Eisen, genietet, Dm.: um
1 400; Lit.: Ritter, Burgen und Dörfer. Mittelalterliches Leben in Stadt und
Land. Sonderausstellung zum 650. Todestag Konrads II. von Schlüsselberg.
Tüchersfeld 1997, Kat.-Nr. IIT.l 2.
25. Niederstotzingen, Ldkr. Heidenheim, Grab 12; Dat.: um 600 (?); Ringe: Nackenschutz
am Helm (Import), Eisen, genietet, Dm.: 1 0 mm; Lit: Peter
PAEN, Alamannische Adelsgräber von Niederstotzingen (Kreis Heidenheim).
2 Teile (Veröffentlichungen des Staatlichens Amtes für
Denkmalpflege Stuttgart, Reihe A: Vor- und Frühgeschichte, Band 1 2),
Stuttgart 1967, 134.
26. Obermarsberg, Hochsauerlandkreis, Oberflächenfunde; Dat.: mittelalterlich/
frühneuzeitlich; Ringe: Eisen, Kupferlegierung, genietet, gestanzt ( 1
Ex.), Dm.: 10,5; 1 1 ,5; 12,5 mm; Lit.: unpubliziert, Autopsie des Verfassers.
27. Planig, Ldkr. Mainz-Bingen, Grab I ; Dat.: um 530 n. Chr.; Ringe: Eisen,
gestanzt, Dm.: 1 0 mm, genietet, Dm.: 14 mm; Lit.: ZELLER 1992 (zit. Kat.Nr.
22), Band 15,1, 60, Band 15,2, 1 83, Taf. 1 1 6.1 1 .
28. Putensen, Ldkr. Harburg; Dat.: u m Chr. Geburt; Ringe: Eisen, genietet und
ungenietet, Dm.: 6,5-7,0 mm; Lit.: Willi WEGEWITZ, Das langobardische
Brandgräberfeld von Putensen, Kreis Harburg (Die Urnenfriedhöfe in
Niedersachsen 1 0), Hildesheim 1972, 252f., Taf. 70, 167.
29. Rullsdorf, Ldkr. Lüneburg; Dat.: 9. Jh.; Ringe: Eisen, z.T. genietet, Dm.: 9-
1 16
1 1 mm; Lit.: Lutz GRUNWALD, Ein Kettenhemd aus Rullsdorf, Ldkr.
Lüneburg. In: Die Kunde N.F. 48, 1 997, 99-108.
30. Sörup, Ldkr. Schleswig-Flensburg, Gräberfeld; Dat.: ältere Römische Kaiserzeit;
Ringe: Eisen, genietet, geschweißt, Dm.: 5,5-6 mm; Lit.: DERSCHER
198 1 (zit. Anm. 26), 186.
31. Starigard/Oldenburg in Holstein, Ldkr. Ostholstein, Grabungsfund; Dat.: 9.
Jh.; Ringe: Kupferlegierung, genietet, Dm.: 8-9 mm; Lit.: Torsten KEMPKE,
Starigard/Oldenburg. Hauptburg der Slawen in Wagrien, Band 3: Die
Waffen des 8.-1 1 . Jahrhunderts (Offa-Bücher 73), Neumünster 1 99 1 , Kat.Nr.
149.
32. Starigard/Oldenburg in Holstein, Ldkr. Ostholstein, Grabungsfund; Dat.:
1 1 ./12. Jh. (Schicht neuzeitlich gestört); Ringe: Kupferlegierung, genietet,
runder Querschnitt, Dm.: 1 0- 1 1 mm; Lit.: KEMPKE 1991 (zit. Kat.-Nr. 3 1 ),
Kat.-Nr. 150.
33. Starigard/Oldenburg in Holstein, Ldkr. Ostholstein, Grabungsfund; Dat.: um
1000; Ringe: Kupferlegierung, Querschnitt teils rund, teils rechteckig, Dm.:
6 mm; Lit.: KEMPKE 1991 (zit. Kat.-Nr. 3 1 ), Kat.-Nr. 1 5 1 .
34. Starigard/Oldenburg in Holstein, Ldkr. Ostholstein, Grabungsfund; Dat.: u m
1000; Ringe: Eisen, Enden stumpf voreinander stoßend, Dm.: 7 mm; Lit.:
KEMPKE 1991 (zit. Kat.-Nr. 3 1), Kat.-Nr. 152.
35. Starigard/Oldenburg in Holstein, Ldkr. Ostho1stein, Grabungsfund; Dat.: 1 1 .
Jh.; Ringe: Eisen, stumpf voreinander stoßend, Dm.: 8 mm; Lit.: I<EMPKE
1991 (zit. Kat.-Nr. 3 1), Kat.-Nr. 153.
36. Westerwanna, Ldkr. Cuxhaven, Grab 389; Dat.: wohl 4. Jh. n. Chr.; Ringe:
Eisen, Dm.: ca. 12 mm; Lit.: Karola ZIMMER-LINNFELD, Westerwanna I
(Beiheft zum Atlas der Urgeschichte 9), Harnburg 1960, Taf. 50.389k.
37. Wittislingen, Ldkr. Dillingen a. d. D.; Dat.: letzte Jahrzehnte 7. Jh.; Ringe:
Kupferlegierung, z.T. genietet, Dm.: ca 10 mm; Lit.: Joachim WERNER, Das
Alamannische Fürstengrab von Wittislingen (Münchner Beiträge zur Vorund
Frühgeschichte 2), München 1950, 61, Taf. 16. 1 .
38. Würzburg, Mainfränkisches Museum, Kunsthandel; Dat.: 16. Jh.; Ringe:
Eisen, genietet, ca. 12 mm; Lit.: Hans-Peter TRENSCHEL, Schutz- und Blankwaffen
13.-17. Jahrhundert aus der Waffensammlung des Mainfränkischen
Museums Würzburg. (Kataloge des Mainfränkischen Museums Würzburg,
Band 4), Würzburg 1 992, Kat.-Nr. 1 1 .
39. Würzburg, Mainfränkisches Museum, Kunsthandel; Dat.: 16. Jh.; Ringe:
Eisen, genietet, ca. 9 rnrn; Lit.: TRENseHEL 1992 (zit. Kat.-Nr. 38), Kat.-Nr.
12.
GROSSBRIT ANNIEN
40. London, Tower, Kunsthandel; Dat.: 2. Hälfte 14. Jh. (urkundliche Überlieferung
des Iserlohner Meisters); Ringe: Eisen, Kupferlegierung, genietet, Dm.:
12,7-13,3 mm; Lit.: KÜHN 1957 (zit. Anm. 65) ; REID – BURGESS 1 960 (zit.
Anm. 65).
1 1 7
41. Sutton Hoo bei Woodbridge, Suffolk; Dat.: I . Drittel 7. Jb.; Ringe: Eisen,
z.T. aufStoß gebogen, z.T. genietet, Dm.: 8 mm, Niete z.T. aus ; Lit.: Rupert
BRUCE-MITFORD, The Sutton Hoo Ship-Burial, Band 2: Anns, Annour and
Regalia. London 1978, 232-239.
42. Winchester, Stadtgrabung; Dat.: spätes 15. bis frühes 16. Jb.; Ringe: Eisen,
genietet, Dm.: 4 mm; Lit.: Martin BIDDLE (Hg.), Object and Economy in
Medieval Winchester, 2 Bände (Winchester Studies 7), Oxford 1 990, Kat.Nr.
408 1 .
FINNLAND
43. Mikkeli-Kyyhkylä, Karelien; Dat.: 13./1. Hälfte 14. Jh.; Ringe: Eisen, genietet,
Dm.: ca. 10,5 mm; Lit.: E11a KlviKOSKI, Die Eisenzeit Finnlands. Bd.
2. Helsinki 1 9 5 1 , Abb. 1039.
FRANKREICH
44. Aubagnan, Dep. Landes; Dat.: Latenezeit; Ringe: aus Eisen und Kupferlegierung;
Lit.: FABRE 1943 (zit. Anm. 49), 62.
45. Paladru, Dep. Isere; Dat. 1 1 . Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm. (außen): 1 0
mm; Lit.: Michel COLARDEL – Eric VERDEL, Les habitats du lac de Paladrü
{lsere) dans leur environnement. La formation d’un terroir au XIe siecle.
(Documents d’archeologie Frans;aise 40), Paris 1993, 216.
46. Rougemont, Grabungsfund; Dat.: 14. Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 6
mm; Lit: Christophe COUSIN – Dominique DAITLER – Philippe DAITLER Pierre
WALTER, Le vieux Chateau de Rougemont. Site medievale. Deval
1993, Abb. 80.
47. Rougiers, Dep. Var, Grabungsfund; Dat.: 14. Jb.; Ringe: Eisen, genietet;
Lit.: Gabrie11e DEMIANS D’ARCHIMBAUD, Le FouiJles de Rougiers (Var).
Contribution a l’archeologie de l’habitat rural medieval en pays
mediterraneen. Archeologie medievale mediterraneenne (Memoires 2), 1980,
447 f., Abb. 428.
LUXEMBURG
48. Weiler-la-Tour; Dat.: 4. Jh. n. Chr.; Ringe: Eisen, gestanzt: Dm. 8,5 mm;
genietet: 10,0-10,5 mm; Lit.: Götz WAURICK, Die römische Kettenrüstung
von Weiler-la-Tour. In: Hemecht 34, 1982, H. 1, 1 1 1 – 1 30.
NIEDERLANDE
49. ’s-Hertogenbosch, Stadtgrabung; Dat.: I . Hälfte 14. Jh.; Ringe: Eisen, genietet,
Dm.: 1 1 mm; Lit.: H. L. JANSSEN (Hg.), Van Bos tot Stad, opgravningen
in ’s-Hertogenbosch. ’s-Hertogenbosch 1983, Kat.-Nr. 59.
NORWEGEN
50. Gjerrnundbu, Norderhov, Buskerud; Dat.: 10. Jh.; Ringe: Eisen, Dm.: 8,5
mm; Lit.: Sigurd GRIEG, Gjerrnundbufunnet (Norske Oldfunn 8), Oslo 1 947,
1 18
Taf. 7.2.
51. Holtefjell, Bakke, Eiker, Buskerud; Dat.: wohl mittelalterlich; Ringe: Eisen,
genietet; Lit.: GRIEG 1 947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf. 36.3.
52. Hovindsholm, Nes, Hedmark; Dat.: wohl mittelalterlich; Ringe: Eisen, genietet;
Lit.: GRIEG 1947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf. 36.2.
53. Jarlshaug, Romuld, Melhus, Ser-Trendelag; Dat.: wikingerzeitlich/
mittelalterlich; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: ca. 1 0 mm; Lit.: Sigurd
GRIEG, Middela1dersk Byfund fra Bergen og Oslo. Os1o 1 933, Abb. 290;
GRIEG 1 947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf. 17.
54. Melledalen under Räen, Ksp. Hol, Buskerud; Dat.: wohl mittelalterlich;
Ringe: Eisen, genietet; Lit.: GRIEG 1947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf. 7.1.
55. Ukjent, Norge; Dat.: mittelalterlich; Ringe: Eisen, auf Stoß gearbeitet; Lit.:
GRIEG 1947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf. 36.1.
56. Verdal, Nord-Tmndelag; Dat.: mittelalterlich; Ringe: Eisen, genietet; Lit.:
GRIEG 1933 (zit. Kat.-Nr. 53), Abb. 291; GRIEG 1947 (zit. Kat.-Nr. 50), Taf.
18.
POLEN
57. Mlodzikowo, Bezirk Sroda, Grab 57; Dat.: jüngere Römische Kaiserzeit;
Ringe: Eisen, genietet, Dm.: ca. 5 mm; Lit: Aleksander DYMACZEWSKI,
Cmentarzyko z okresu rzymskiego w Mlodzikowie pow. Sroda [Le cimetiere
de Ia periode romaine de M1odzikowo, distr. de Sroda]. In: Fontes
Archaeologici Posnamenses 8/1 1, 1957/58 (1 958), Abb. 102.3.
58. Nowe Miasto; Dat.: 14. Jh.; Ringe: Eisen, Dm.: 8 mm; Lit.: Ryszard
GRYGIEL – Tomasz JUREK, Dolinowie z Nowego nad Warta, Debna i
Biechowa [The Doliwa family of Nowe Miasto-on-Wartha, Debno and
Biechowo. A history of the residences and of their owners] (Biblioteka
Muzeum Archeologicznego i Etnograficznego w Lodzi 29), L6dz 1 996, Taf.
100.
59. Opat6w, Ldkr. Klobuck, Grab 49; Dat.: 2. Hälfte 2. – Anfang 3. Jh. n. Chr.;
Ringe: Eisen, Dm.: 6 mm; Lit.: Kazimierz GODLOWSKI, Ein Gräberfeld aus
der späten Römischen Kaiserzeit in Opat6w, Kreis K1obuck. In:
Archaeologia Polona 4, 1 962, Taf. I .
60. Zadowice, Distrikt Kalisz, Grab 67; Dat.: frühe Römische Kaiserzeit; Ringe:
Eisen, genietet, Dm. ca. 6,5 mrn, Dm. (Draht): 1 mm; Lit.: Andrzej
ABRAMOWICZ, Materialy z cmentarzyska w Zadowicach pow. Kalisz
[Materials from Zadowice Cemetery, Kalisz Adm. District]. In: Prace i
Materialy 1 , 1956, 6 1 -95.
RUMÄNIEN
61. Ciumeti, Rumänien; Dat.: Latene B; Ringe: Eisen, aufStoß geborgen, Dm.:
7,2-7,5 mm bzw. 8,5-9,2 mm; Lit.: Mircea Rusu, Das keltische Fürstengrab
von Ciumeti in Rumänien. In: Bericht der Römisch-Germanischen
1 1 9
Kommission 50, 1969 (197 1), 276 ff., Taf. 143-146.
RUSSLAND
62. Kulikowo Pole, Schlachtfeld; Dat.: vor 1380; Ringe: Eisen, z.T. genietet,
z.T. geschweißt; Lit.: KlRPICNIKOV 1976 (zit. Anrn. 52), Abb. 1 .
SCHWEDEN
63. Birka auf Björkö im Mälarsee, Ksp. Adelsö, Uppland; Dat.: 9./10. Jh.;
Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 7-16 mm; Lit.: James MANN, Waffen und
Rüstungen. In: Der Wandteppich von Bayeux. Ein Hauptwerk mittelalterlicher
Kunst. Köln 1957, Abb. 38.
64. Gränby ridge, Ksp. Äretuna, Uppland; Dat.: Römische Kaiserzeit; Ringe:
Eisen, genietet, Dm.: 9 mm; Lit.: Greta ARWIDSSON, A new Skandinavien
Form of Helmet from the Vendel-Time. In: Acta Archaeologica 5, 1 934,
Abb. 12.
65. Konungahälla, Schonen; Dat.: spätmittelalterlich; Ringe: Eisen, genietet,
Dm.: ca. 7 mm; Lit.: Wilhelm BERG, Augustinerklostret i Konungahälla. In:
Bidrag till kännedom om Göteborgs och Bohusläns Farnminnen och historia
5, 1893, H. 3, Taf. 1 7.7.
66. Lund, Stadtgrabung; Dat.: 1 1 . Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: ca. 1 1 mm;
Lit.: Anders W. MARTENSSON, Uppgrävt flörflutet for PK-Banken i Lund. En
investning i arkeologi (Archaeo1ogica Lundensia 7), Lund 1 976, Abb. 303.
67. Oeremölla, Ksp. Skifvarp, Bezirk Vemmenhög, Schonen; Dat.: 3. Jh. n.
Chr.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 12 mm; Lit.: Heinrich WILLERS, Neue
Untersuchungen über die römische Bronzeindustrie von Capua und von
Niedergerrnanien. Hannover, Leipzig 1907, 49 f., Abb. 26.
68. Slite torg, Ksp. Othem, Got1and; Dat.: wohl I 0./1 1 . Jh.; Ringe: Eisen,
Kupferlegierung als Randzeile, nicht genietet, Dm.: 9 mm; Lit.: Lena
TrruNMARK-NYLEN, Die Wikingerzeit Gotlands, Band 1 . Stockholm 1995,
Abb. 261 .7-8.
69.Valsgärde, Ksp. Garnla Uppsala, Uppland Grab 6; Dat.: um 630/40; Ringe:
Eisen, z.T. genietet; Lit.: Greta ARWIDSSON, Valsgärde 6. Die Gräberfunde
von Valsgärde 1 . Stockholm 1977 (= ARwrossoN 1977a), Abb. 22.
70. Vendel, Uppland, Grab 12; Dat.: Anfang 7. Jh.; Ringe: Eisen, Dm.: ca. 10
mm; Lit.: Hjalmar STüLPE – Ture J. ARNE, Graffaltet vid V endet. Stockholm
1 912, 49, Taf. 40.10.
71. Visby auf Gotland, Massengrab der Schlacht bei Visby; Dat.: vor 1361;
Ringe: Eisen, genietet, geschweißt, Dm.: 4- 1 7 mm; Lit.: THORDEMAN 1939
(zit. Anm. 57), 1 1 1 .
SCHWEIZ
72. Bern, Tiefenau; Dat.: Latene C l ; Ringe: Eisen, auf Stoß gearbeitet, sechs
Greifen in einen Ringe, sehr dicht, Dm. 1 2 mm; Lit.: Felix MÜLLER, Das
Fragment eines keltischen Kettenpanzers von der Tiefenau bei Bern. In:
120
Archäologie der Schweiz 9, 1986, 116-123; DERS., Der Massenfund von der
Tiefenau bei Bern. Zur Deutung latenezeitlicher Sammelfunde mit Waffen
(Antiqua 20), Basel 1990, Abb. 87, Taf. 11.83-84.
73. Bern, Bernisches Historisches Museum, Staat Bern; Dat.: 16. Jh.; Ringe:
Kupferlegierung: genietet, z.T. mit Eisenstiften, gestanzt, Eisen: genietet,
Dm.: Ringe aus 7 mm; Lit.: WEGELI 1920 (zit. Anm. 32), Kat.-Nr. 72.
74. Bem, Bernisches Historisches Museum, erworben aus Privatsammlung;
Dat.: 16. Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 8,5 mm; Lit.: WEGELI 1920 (zit.
Anm. 32), Kat.-Nr. 73.
75. Bern, Bernisches Historisches Museum, Museumsbestand; Dat.: 16. Jh.;
Ringe: Eisen, genietet, Querschnitt oval bzw. rechteckig, Dm.: ca. 10 mm;
Lit.: WEGELI 1920 (zit. Anm. 32), Kat.-Nr. 74.
76. Bem, Bemisches Historisches Museum; Dat.: 16. Jh.; Ringe: , Dm.: 8 mm;
Lit.: WEGELI 1920 (zit. Anm. 32), Kat.-Nr. 75.
77. Frohburg bei Olten, Grabungsfund; Dat.: 13. oder frühes 14. Jh.; Ringe:
Eisen, genietet, Dm.: ca. 12 mm; Lit.: Werner MEYER, Die Frohburg.
Ausgrabungen 1973-1977 (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und
Archäologie des Mittelalters 16), Olten 1989, Kat.-Nr. 07.
78. Hallwil, Schloß bei Seengen; Dat.: spätmittelalterlich/frühneuzeitlich;
Ringe: Eisen, Kupferlegierung, Dm.: 5-6 mm; Lit.: Nils LITHBERG, Schloß
Hallwil III: 1. Die Fundgegenstände. Stockholm 1932, Taf. 44D-F.
79. Luzern; Dat.: 16. Jh.; Ringe: Eisen, genietet, flachrechteckiger Querschnitt,
Dm.: 1 1 mm; Lit.: WEGELI 1920 (zit. Anm. 32), Kat.-Nr. 77.
80. Mülenen, Burg bei Schübelbach, Grabungsfund; Dat.: 13./14. Jh.; Ringe:
Eisen, genietet, Dm.: ca. 8 mm; Lit.: Werner MEYER, Fundkataloge. In: Die
Wasserburg Mülenen (Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons
Schwyz 63), 1970, Kat.-Nr. E 10.
81. Murten, Schlachtfeld; Dat.: vor 1476/77; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 6 und
10 mm; Lit.: Florenz DEUCHLER, Die Burgunderbeute. Inventar der
Beutestücke aus den Schlachten von Grandson, Murten und Nancy 1476/
1477. Bern 1963, Kat.-Nr. 284.
82. Murtensee; Dat.: 15. Jh.; Ringe: Eisen, Messing, gestanzt, genietet, Dm.: 10
mm; Lit.: WEGELI 1920 (zit. Anm. 32), Kat.-Nr. 76.
SLOWENIEN
83. NN, Dat. 13. Jh.; Ringe: Eisen, genietet, Dm.: 6 nun; Lit.: Igor RAVBAR,
Konservatorstvo – Restavratorstvo. In: Argo 39, 1996, H. 112, 184-185, Abb.
7.
TSCHECHIEN
84. Hluboka; Dat.: 14. Jh. (aufgrund von Parallelen); Ringe: Eisen, genietet;
Lit.: Zuzana V AVFJ?.KOV A, Krouzkory zäves k basinetu zu zämku Hluboka
[Kettenschutz am (cassis basinet) aus dem Schloß H1ubokä]. In:
121
Archa:ologica Historica 16, 1 99 1 , 379-384.
85. Prag, St. Veits-Dom, sogenanntes Kettenhemd des hl. Wenzel; Dat.: 1 0./1 1 .
Jh.; Ringe: Eisen, genietet; Lit.: Antonin PooLAHA – Eduard SrrrLER, Der
Domschatz in Prag (Topographie der Historischen und Kunstdenkmale im
Königreiche Böhmen 2), Prag 1903, Taf. 1 ; MANN 1 957 (zit. Kat.-Nr. 63),
63.
122
Karte I Stadtplan von Obermarsberg nach dem Kataster von 1830 (nach
Michels 1 952) mit Kartierung der Fundstellen von Schlacken (offene Kreise)
bzw. Brünnenringen und Schlacken (Punkte) auf Grundlage der Begehungen
von H.-D. Tönsmeier aus Lippstadt, zum Nachweis der Fundorte KRABATH
2000, Anhang 1 .
123
2 [Q-‚
3
Abb. 1 : Marsberg (Hochsauerlandkreis), 1 – 1 0 Halbfertig- und Fertigprodukte
von Brünnenringen, 1 1 Brosche oder Schnalle, 1 2 Gewandverschluss,
Kupferlegierung: 1-7, 9, 12; Eisen: 8, 10, 1 1 .
124
48
o40
35
30
25
20
15
10
5
Abb. 2: Anzahl von Marsherger Brünnenringen aus Eisen bzw. einer
Kupferlegierung in Abhängigkeit von der Anzahl (N = 168).
Abb. 3: Salwirt mit seinen Werkzeugen (Hammer, Amboss und Zange) in einer
französischen Handschrift, ca. 1480-1485 (nach SCHRADER 1969).
125
er anQermadjtr.
Abb. 4: Ein „Panzermacher“ beim Vernieten von Einzelringen einer
Kettenbrünne mit Hilfe von Hammer und Stempel (nach JosT/AMMAN 1565).
Abb. 5: Rüststrumpf eines Berittenen in der Apokalypse des Trinity College
(Cambridge), um 1230 (nach ÜAKESHOTT 1 960, zit. Anm. 39).
Abb. 6: Obermarsberg, Hochsauerlandkreis: Fragment eines Schnallenrahmens
(links) und ein Broschenfragment (rechts) (Verfasser).
126
18
16
14
12
10
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Abb. 7: Durchschnittlicher maximaler bzw. minimaler Außendurchmesser von
Brünnenringen von der vorrömischen Eisenzeit bis ins 16. Jahrhundert (vgl. zur
Datengrundlage den Katalog der Brünnen im Anhang 1 ).
Abb. 8: Obermarsberg (Hochsauerlandkreis), Flechtring aus vier Drähten,
Kupferlegierung.
Abb. 9: Mutmaßlich Solioger Marke an einem Panzerhemd der Moskauer
Rüstkammer (nach ROSE 1929-3 1).
127
Abb. 10: Ringpanzer im Bayerischen Armeemuseum mit Beschaumarke der
Stadt Nümberg, 2. Hälfte 1 5. Jahrhundert (nach VON REITZENSTEIN 1 964).
Abb. 1 1 : Meistermarke der Nürnberger Sarwürkerfami1ie Popp, nachgewiesen
1370-1429 {nach ROSE 1 929-3 1).
128
Abb. 12: Panzerringe mit Bezeichung des Herstellungsortes: a-b) + czv
nvmberg und Meisternennung + heimich + lohel auf zwei Ringen eines Hemdes
ebd. (nach ROSE 1929-3 1).
Abb. 13: Marke am Panzerhemd Herzog Johanns II. von Gotha, vor 1567 (nach
ROSE 1929-3 1).
Abb. 14: Ringzier an einem Hemd in der Ermitage, St. Petersburg (nach ROSE
1929-31).
129
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
45
KREMS2002
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
Oiederösterreich kultur
Redaktion: Thomas Kühtreiber
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der
materiellen Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, 3500 Krems, Österreich.
Für den Inhalt verantwortlich zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrückliche
Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch in Auszügen, nicht gestattet ist. –
Druck: Grafisches Zentrum an der Technischen Universität Wien, Wiedner
Hauptstraße 8-10, 1040 Wien.
Inhalt
Fehl-, Halbfertigprodukte sowie umgearbeitete Stücke
und ihre Rolle bei der Erforschung des mittelalterlichen Handwerks
Ralph Röber, Vorwort . . . . . . . . …………………………………………………………………… 5
Herbert Knittler, Qualitätsvorschriften in Handwerksordnungen
des Mittelalters und der frühen Neuzeit
(dargestellt an Österreichischen Beispielen) ……………… ……………….. . . . . . . . 7
Doris Mührenberg, Recycelt, repariert oder wiederverwendet
Fehl- und Halbfertigprodukte im archäologischen Fundgut
der Hansestadt Lübeck . . . . . ….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Ulrich Müller, Ein Fund vom Rugard, Ldkr. Rügen ……….. ………………………… 38
Monika Doll und Andreas König, Produktionsabfälle
einer knochen- und hornverarbeitenden Werkstatt
des späten I I . Jahrhunderts aus Höxter an der Weser …………………. ….. 61
Stefan Krabath, Untersuchungen zur mittelalterlichen und neuzeitlichen
Ringbrünnenproduktion in Mitteleuropa
unter besonderer Berücksichtigung Westfalens . . …….. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 96
Bertram Jenisch, Die ,,Bohrer und Balierer“ in Freiburg
und Waldkirch im Breisgau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 130
Birgit Bühl er, Der Nachweis der Treibziseliertechnik
an goldenem Gürtelschmuck der Früh-, Mittel- und Spätawarenzeit … 147
Anschriften der Autoren ………………….. ………………………………………………….. 166
Vorwort
Das vierte Treffen des ,,Archäologischen Arbeitskreises zur Erforschung des
mittelalterlichen Handwerks“ fand vom 23. bis 25. März 2000 in Krems statt. Es
folgte einer Einladung des ,,Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der
frühen Neuzeit“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Die Organisation
hatte Thomas Kühtreiber übernommen, von ihm stammten auch die
Vorschläge zu den beiden Tagungsthemen. Die Vorträge des Themas ,,Zur
Erforschung des mittelalterlichen Handwerks in Österreich“ sind bereits in Band
43 von Medium Aevum Quotidianum erschienen, die Vorträge des zweiten
Bereichs ,,Fehl-, Halbfertigprodukte sowie umgearbeitete Stücke“ werden hier
vorgelegt. Die insgesamt acht Beiträge umspannen einen großen geographischen
Rahmen, der vom Norden Deutschlands bis in den Osten Österreichs reicht. Die
interdisziplinäre Ausrichtung spiegelt sich in den beteiligten Wissenschaftsrichtungen
wider, bei der neben Archäologen auch Historiker, Kunsthistoriker
und Naturwissenschaftler vertreten sind.
Produktionsabfalle bieten ebenso wie umgearbeitete Stücke ein weites
Feld von Erkenntnismöglichkeiten zum Handwerk. An ihnen lassen sich Auswahl
und Verwendung von Rohstoffen studieren, sie erlauben darüber hinaus
aber auch weit besser als fertige Produkte, die auf Grund von Überarbeitungen
der Oberfläche in dieser Hinsicht oft nur sehr eingeschränkt auswertbar sind,
detaillierte Einblicke in Techniken und Prozesse der Herstellung. So lassen sich
Traditionen und Innovationen im Handwerk ebenso erkennen wie der Grad der
Spezialisierung und die Produktpalette einzelner Handwerker.
Aber noch in einem weiteren Bereich sind diese Objekte von hoher Aussagekraft,
da durch ihre Aussonderung durch den Produzenten unmittelbar individuelle
oder berufsspezifische Qualitätsnormen sichtbar werden. Damit werden
im Abgleich mit den in den Verkauf gelangten Produkten Aussagen zum Qualitätsmanagement
einzelner Handwerker und Berufsstände möglich. Auch zur
Quantität der Produktion sowie zur Normierung bestimmter Erzeugnisse lassen
sieb Aussagen erzielen. Dies sind Themen, zu denen Schriftquellen nur eingeschränkt
Auskunft geben, da Qualitätsbestimmungen zum Beispiel in Zunftoder
Gewerbeordnungen in der Regel allgemein oder formelhaft verfasst wurden.
Diese gelten zudem nur für einzelne Handwerkssektoren, wie das Nahrungs-,
Textil- oder Metallgewerbe. Hier bilden die archäologischen Quellen
nicht nur Ergänzung und Korrektiv, sondern sie erlauben einen Zugriff auf
Erkenntnisse, die dem Historiker verwehrt bleiben.
5
Mein Dank gilt den Autorinnen und Autoren, die Ihre Beiträge zur Verfügung
gestellt haben, sowie Medium Aevum Quotidianum für die Aufuahme derselben
in sein Publikationsorgan. Es ist erfreulich, dass neben den Vorträgen
von zwei Treffen des Arbeitskreises1 nun die Ergebnisse einer weiteren Tagung
publiziert werden konnten. Es bleibt zu hoffen, dass damit die erst in Ansätzen
greifbaren archäologischen Erkenntnisse zum mittelalterlichen Handwerk
vertieft und ausgebaut werden können.
Konstanz,
im Juni 2002
Ralph Röber
Leiter des ,,Archäologischen Arbeitskreises
zur Erforschung des mittelalterlichen Handwerks“
1 Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg (Hg.), Von Schmieden, Würflern und
Schreinern – Städtisches Handwerk im Mittelalter (ALManach 4) Stuttgart 1999; Ralph
Röber (Hg.), Mittelalterliche Öfen und Feuerungsanlagen. Beiträge des 3. Kolloquiums des
Arbeitskreises zur archäologischen Erforschung des mittelalterlichen Handwerks (Materialhefte
zur Archäologie in Baden-Württemberg 62) Stuttgart 2002.
6