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Zunft und Zunftwesen als Organisationsformen der künstlerischen Produktion im späten Mittelalter und ihre Einflüsse auf die Stellung des spätmittelalterlichen Künstlers im Sozial- und Wirtschaftsgefüge seiner Zeit. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte und zur Sozialgeschichte der mittelalterlichen Kunst

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ZUNFT UND ZUNFTWESEN ALS ORGANISATIONSFORMEN
DER KONSTLERISCHEN PRODUKTION IM SP�TEN MITTELALTER UNO IHRE EINFLOSSE AUF DIE STELLUNG
DES SP�TMITTELALTERLJCHEN KONSTLERS
IM SOZIAL- UND WIRTSCHAFTSGEFOGE SEINER ZEIT
Ein Beitrag zur aittelalterlichen Wirtschaftsgeschichte und zur Sozialgeschichte der lfttelalterlichen Kunst
Manfred Tripps
�� f�� � � �� f��t�� i!��i� stel l ten – zu• Untersch i ed von den aobflen Verbänden der Bauhütten (1) – von Anfang an wirtschaftli­ che Koll ektf vaaßnahaen egalitärer ortsansässiger sel bständ i ger Unternehaer dar – gleichgültig ob es sich -dabei ua Ia Fernhandel
tätige Großkaufleute, ua in den Städten und deren Ualand Handel treibende Kaufleute, sogenannte Kräaer oder auch „Greapler• han­ del te, oder ua i n den Städten für ei nen bekannten Markt produzie­ rende Handwerksaeister. Oie Konzentratfon der Produzenten i n den Städten, der Konkurrenzka•pf gleicher oder gleichartiger Gewerbe unterei nander hatten sie ebenso wie der Konkurrenzka•pf auf den Märkten des Fernhandels notwendig geaacht.
Ia Laufe der Zelt waren so voa Hoch- bis Ins Spät•lttelalter vier große Grundeintellungen der Bevölkerungsschichten entstanden: die Fa•llien des Patriziats, des Stadtadels, der „nit der zünfte• war, die •ft zur Oberschicht zählenden Angehörigen der „Herren­ zünfte•, die von der oberen bis zur unteren Mittelschicht rei­ chenden „Hand�erkerzünfte• – i n ihnen waren die ein „ehrbares• Handwerk selbständig betreibenden Meister und deren FaMilien, sowie die von Ihnen abhängigen Gesellen („Knechte“) und Lehrlinge ( „Diener“) zusa••engefaßt; wobei die letztgenannten, nichtselb­ ständigen Mitglieder zwar ehrbar waren, aber von ihrer rechtli­ chen Stel lung und ihren Ver•ögen her ei ne Art obere Unterschicht darstel lten , und schließlich die Unterschicht der sogenannten •unehrlichen Gewerbe“ (2). Zu ihnen zählten die Dirnen, Schinder, Abdecker, Henker, Scharfrichter, Gefängniswärter, Büttel , Türaer, Marktschreier, Gaukler, Wundärzte und Chirurgen, Zahnzieher und Steinschneider, Bettler und allerlei fahrendes Volk, und – über­ raschenderweise – (wegen der Mühlenprostitution) auch die Mül ler, sowie in aanchen Städten wegen ihrer Ar•ut die Weber. In den
•ei sten Städten jedoch rangi erten sie zusa••en •it noch auf der untersten Stufe der ehrbaren Handwerke.
den Fi schern
Oie für die ehrbaren Gewerbe als zu• Oberleben für notwendig erachteten wirtschaftlichen Maßnahaen ließen sich a• besten ia Rahaen von entsprechenden Zunftordnungen durchführen, die sich die Gewerbetreibenden gleicher bzw. in der jeweiligen Zunft zu­ sa••engeschlossener ähnl icher oder artverwandter Gewerbe gaben. Sie bedurften der Genehaigung des Rates. Oie Räte der Städte schlossen ihrerseits, u• ihren produzierenden Handwerkern und Kaufleuten über den Bedarf der Stadt und deren Gebiet hinausge-
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henden Absatz zu verschaffen, entsprechende Abkoaaen alt den Regierenden angrenzender Territo�len. Das heißt, sie sicherten ihren Kaufleuten, Kräaern und Gewerbetreibenden dort sogenannte „Kreise“, in denen diese auf freade1 TerritoriuM Handel und Wandel treiben durften (3).
Maler und Bildhauer, ursprUnglieh zusaaaen ait den Bauarbeitern wie Maurer, Steinletzen u.a. in den BauhOtten organisiert, ver­ lochten sich erst von den HOtten zu e1anzipleren und den i1 Laufe des 1 3 . Jahrhunderts entstandenen und gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts nach heftigen Kä1pfen gefestigten und verfaßten städtischen Zunftorganisationen (4) anzuschließen, nachde1 die Kaufkraft des städtischen Bürgertu1s so gewachsen war, daß zumin­ dest die Angehörigen der Oberschicht, das Patriziat, einen regel­ Mäßigen Interessentenkreis für künstlerische Produkte bildeten. Oie Bauleute dagegen verblieben „fast noch zwei Jahrhunderte lang ln deN Verband der Hütten, denn der einzelne BUrger trat erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts als Bauherr auf, auf den •an sich stUtzen konnte. Da verlassen auch die Bauarbeiter die Hüttenver­ einigungen und schließen sich den Organisationen der ZDnfte an, der die Bildhauer und Maler (inzwischen) längst beigetreten wa­ ren• (5); zu einer Zeit also, zu der, wie wir sehen werden, die Zünfte sich weitgehend von ihre• ursprUngliehen Zweck entfernt, nach außen hin gegen den Zustrom neuen Blutes und neuen Könnens abgekapselt und dadurch die Meisten Stadtwirtschaften in 1ißllche Situationen gebracht hatten (6).
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läßt sich in den Archiven der süddeutschen und oberdeutschen Städte erkennen: in den dort erhaltenen Anfragen aus der betref­ fenden Zelt, ln denen der absendende Rat eines städtischen Ge­ Meinwesens um Auskunft darüber nachsucht, wie sich die andere Stadtregierung in diesen und jenen fragen der Gewerbeordnung, deß Zunftrechtes, der Lehrlingshaltung, der aehrfachen Berufsausübung durch ein und dieselbe Person „verhalten und für recht erkannt• habe (7). Aus all diesen Anfragen, Ratschlägen und daraufhin erfolgten Entscheidungen und Erlassen spürt 1an zu Anfang des ausgehenden Mittelalters deutlich einen gewissen Zug, ja geradezu die Notwendigkelt heraus, die Rechtsstandpunkte nach Möglichkelt zu vereinheitlichen oder wenigstens einander anzupassen. Der zwingende Grund dafür klingt 11 besagten Schriftverkehr der Städ­ te in zwei Akkorden deutlich an: ernste Besorgnis über den pro­ gressiven Qualitätsschwund der von den ortsansässigen, zunft­ gebundenen Handwerkern erzeugten Waren, und ein unablässig ge­ führter Kampf der Räte gegen dfe eigensüchtigen, das Geleinwohl schädigenden Bestrebungen der Zünfte (8).
Verlögen wir zufolge der neueren Forschungsergebnisse und deren zweckfreier Betrachtung auch dea Literaturgeschehen der zweiten Hälfte des 19. und der ersten beiden Dezennien des 20. Jahrhun­ derts oder gar der Handwerks- und Zunftliteratur des „Dritten Reiches• nicht aehr zu folgen (9) – die „Ro1antlk“ spielte die Zünfte gegen den Industrlalis1us und Ko••erzlalls•us der libera­ len Ara der Gewerbefreiheit aus, und die Literatur des „Dritten Reiches“ unterstellte de1 spätl1ttelalterl1chen Zunftwesen nicht allein eine Blut- und Bodenldeologle, sondern versuchte auch dfe Monopolistischen Züge 11 Charakter des Zunftwesens und dessen schließliehe Vorherrschaft eigennütziger Ziele zu leugnen und

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wollte darüberhinaus ln der genossenschaftlichen Organisation der Arbeit, ln allge•elngültlgen Qualitätslaßstäben und öffentlichen Kontrolllaßregeln (aus heute leicht durchschaubaren politischen Absichten heraus) ein „Mittel zur Veredelung des Handwerks zur Kunst• sehen – , so w i rd doch fol gender h i sto r i scher Sachverhalt deutlich (10):
Ursprünglicher Zweck der Zünfte war 11 Verein 1lt den eingangs geschilderten Gründen, die zu Zünften und Zunftverfassungen führ­ ten, zu• einen der gewesen, nur fachlich gut vorgebildete, ehr­ bare Meister in Ihre Organisation aufzuneh•en und diesen dadurch die gesetzlich einzig zulässige Möglichkelt zu• Unterhalt einer selbstän d i gen We rkstatt z u gewähren. Da1lt v e r b an d s t eh d a s Recht, Gesellen zu halten und Lehrlinge auszubilden. Oie stetige Einhaltung der für das Tun und Handeln persönliche und berufliche Ehrbarkelt fordernden Zunftstatuten war dabei grundlegende Vor­ aussetzung für die Tätigkelt als selbständiger Handwerksleister oder Kauf•ann gewesen (11). Da•lt sollte nicht nur eine •enschll ­ ‚he und ehrenhafte Behandlung der Gesellen und Lehrl inge be­ zweckt, sondern auch de1 Verbraucher ein gewisses Qualitätsniveau f ü r d i e e i n e • solch e r a rt o r g an i s i erten B et r i eb ent st a 1 1enden Waren gewährlei stet werden, Ul dadurch den K unden vor Obervortei ­ lung zu schützen. Zu• anderen waren 11 Laufe des Mittelalters Zünfte dort entstanden, wo eine Berufsgruppe steh durch den Zugang von außen – oft durch wenig qualiftzierte Berufsgenossen (12) – ln Ihrer wtrt�. chaftltchen fxlslenz bedroht fühlte. So war ein weiteres und zunächst auch durchaus legltl1es Anliegen der Organisation der Ausschluß oder wenigstens die Einschränkung der Konkurren z , vor al l e• der •schändl ichen und sche•llchen • produ­ zierenden und 1lt dererlei Waren die Preise für qualitätvoll hergestellte und auf dieser Basts legltl• kalkulierte Produkte unterbietenden „Sch•u zkonkurrenz‘.
Hatte sich die De1okratie nach Innen wenigstens anfänglich ent­ falten können, so wurden 1ft der Zeit vor alle• ln Ihrer Wlrksa•­ kelt nach außen Sinn und Zweck der Zwangsorganisation und Ihrer Statuten 1ehr und •ehr ausgehöhlt. Schließlich dienten sie nur noch als Vorwand, u1 d i e In zwi schen erlangte Monopolstellung der Zünfte zu s ichern und d i e daraus erwachsende M acht 1eh r und lehr für eigennützige Zwecke der Hitglieder nutzen zu können (13). Oie BestiMmungen bezweckten von nun an einzig und allein den Schutz der Produzenten (14) und nicht •ehr auch den der Konsulenten. Es
•achte steh nach außen der unduldsa1ste Protektlonls1us breit. Oie Familien der selbständigen Handwerker kapselten sich gegen­ über den unselbständi gen weltgehend ab, auch wenn di ese zur selben Zun,t gehörten (15). Folglich wurden 1lt der Zelt alle Gesellen, auch die begabtesten, soweit sie nicht selbständigen Krei sen entsta11ten , bef der Erlangung der Me t sterwürde und der da1it verbundenen Aufnah•e als selbständiges Mitglied der Zunft erheblich behindert (16), falls sie nicht Gelegenheft hatten, eine Meisterstochter oder Heisterwitwe zu helraten und so zur Versorgung eines Mi tgliedes der selbständigen Falll ien beitrugen bzw. diese gewährleisteten (17). Für die Meistersöhne selbst war es, auch bei •lnderer Oegabung, u• eben�ovfel leichter, als Meister tn die Zunft zu gelangen, als es für die nicht aus Mei­ sterfalllien sta••enden Gesellen schwerer g�worden war, zu1al all diese Ma6nah•�n dem Zweck dienten, den aus den eigenen Reihen n achwachsenden S öhnen (und Töchtern) e i n en a u�r efchenden H arktan-

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tell, und d••lt – wie gesagt – eine sichere Existenz zu gewähr­ lelsteo. Al� zwangsläufige Folge die�er Manipulationen vorerwähn­ ter I nteressensgruppen •ußte s l �h neben der wesent l i chen E i n­ schränkung des freien �ettbewerbs ein – verursacht in der Haupt­ sache eben durch diese Ei nschränkung – empfi odl i cher Quali tät,­ schwund einstellen, eio Absinken auf ein geradezu provi11Zielles Niveau; rlles insbesondere was die Produktion von kunsthandwerkl i­ chen Gegenständen und Kunstwerken anbelangte. Hier war noch ein weiterer Faktor alt i ns Spiel gekommen: Die Ansprüche der gegen Ende des 5pät•l ttelal ler‘ vermehrt aus de• hohen und oiederen Adel, de• Großbürgertum (Patriziat), de• hohen und niederen Kle­
rus auftretenden Kuoden, zu denen sich neuerdl ogs auch die kol ­ lektiven Auftraggeber weltlicher Pfarrkirchengemeinden gesellten, konnten nicht nur was die Qualität der künstlerischen Arbeit anbetraf, sondern auch nach Art und U•fang der Aufträge vom
zunftgebundenen, our e i n Handwerk auszuüben berechti gten Meister l n der Enge der städtischen Werkstatt nicht •ehr befriedigt werden; zu•al nicht mit de• kleinen Hllfsper�onal, das dem Mei­ ster zur Verfügung stand, und auch nicht was die Lieferzei t· und die Montage an Ort und Stelle (bei• Auftraggeber) anbelangte. Oie zunftgebundene, klein•eisterliche �erkstatt als Organl�atlonsfor• der küostleri schen Produk t i on hatte s i ch wel tgehend überhol t . M i t der Bescheidenheit der io i hr allein herstel l baren Produkte, de• Un•onu•entalen und Unprätentiösen von deren For•aten, wie sie uns als auffallendster 2ug spät•ittelalterllcher „Klein“-Kunst Dber­ ko••en si nd, ver•ochte sie al lein noch den Aufträgen des klei nen und 1ittleren �tädtischen BDrgertu•s gerecht zu werden. Dieses
bestel l te keine Grabkapel l en und �andge•äl dezykl en, kei ne groß­ for•atigen Chorgestühle oder •ächtlgen Alt�rschrelne 1it großfor­ •atigtn Tafelgemälden oder Reliefs als Flügel, wie sie – der „Mode“ der Zelt entsprechend – yo• Adel, vo• GroßbDrgertu•, das in seinen LebeosforMen diesem n�chstrebte, vo• hohen Kltrus, von fi nanzstarken Kooventen, und von Ihre Mittel genossenschaftlich zusa11enlegenden weltlichen Kirchengeaeinden allenthalben benö­ tigt und d�rua zu Hunderten, ja Tausenden bestellt werden woll­ ten, von den kleinMeisterliehen �erkstitten jedoch nicht gelei­ stet und darum ni cht bestel l t werden konnten.
Oie folgen waren ei n Merkl icher Auftragsausfal l und dort, wo es die Kleinmeister trotz aller Hindernisse versuchten, derartige Aufträge �nzuneh•en und _lhnen l n der Ausführung gerecht zu wer­ den, Unzufriedenheit unter den Abneh•ern. Ua einen Tell der Ihren Betrieben dadurch ver l ortngegangenen Rend i te i n Verbi ndung M i t organisatorischen Unzulänglichkeiten ihrer �erkstitteo zu kompen­ sieren, gingen die betreffenden Meister – wider Recht und Gesetz – dazu über, i n Ihren �erkstälten Zul leferungsarbel ten artver­ wandter Handwerke, die sie früher aus fre•den Werkstätttn bezogen
selbst herzustel l en, u• dadurch Freadkosten ei nzusparen. reagierteo die Stadtregi erungen völ l i g fal�ch auf diese und bekäMpften das wirtschaftl i che Obel nicht an den Wurzeln, sondern an den Sympto•�n. In Str�ßburg zu• Bel�plel ging gegen Ende des vierzehnten Jahrhunderts der Rat energisch gegen
Handwerker vor, d i e i n verschl tdeoen Berufen zu arbei ten versuch­ ten, aber nur einen davon gelernt hatten (16).
Selbst ein „Tafel••cher“ (Maler von Altarbildern) wurdt e•pfind­ l l ch bestraft, wei l er i n �ei nem eigenen Haus „Flachmaler“­ Arbeiten au�geführt, das heißt als Anstrei cher gearbei tet uod
hatten, Zunächst Auswüchse
dazu auch noch einen seiner „Tafelaacher“-lehrllnge herangezogen hatte.
ln Konstanz waren dfe Kenntnisse, Fähigkelten und Fertigkelten der ortsansässigen, zunftgebundenen Bildhauer ua dfe Mitte des 15. J�hrhunderts soweit abgesunken, daß sie nicht aehr dazu in der Lage waren, einen Palaesel, dfe bescheidene Bestellung eines Pfarrherrn, zu dessen und seiner Geaeinde Zufriedenheft auszufüh­
ren (19). Ahnl iehe Belspiele lassen
Aachen und Basel nachwei sen ( 20 ) . Oie
kurrenz gepaart ait dea schlle6lfchen aonopolistfschen Charakter und dea Vorherr�chen ei gennütziger Ziele der 2ünfte und des Zunftwesens und den daait zusaaaenhängenden Versäu1nfssen, steh i n der Organisation der Produkttonsforlen und Produktfonsstätten rechtzei tig den neuen Gegebenhei ten und wi rtschaftl i chen Erfor­ derni ssen anzupassen, haben I a Spätai ttel al ter durch ei ne zu geringe Produktfonskapazität und durch erheblichen Qualitätsver­ l ust der in den klel n•elsterl f chen Werkstätten der 2ünfte produ­ zierten handwerklichen und künstlerischen Erzeugnisse zu schwerer Benachtei l i gung der Abnehmer und zugleich zu bedrohlichen Situa­ tionen fn den wlrt�chaftllchen Verhältnissen der Städte geführt. – Eine wettere Wurzel für den qualitativen und wirtschaftlichen Niedergang I nsbesondere l n den Bereichen der Kunstproduktion haben wir ln der (ei ngangs aufgezeigten) „Inzucht“. zu suchen; das heißt ln de• Sich-Sperren gegen den 2uflu6 frfschen Blutes, und damit gegen neue Ideen und neue Kunstströ1ungen.
Besonders bedrohl ich war die derart I • Spät•lttelal ter entstan­ dene Situation auf dea Gebiet des für die Städte lebenswichtigen Exports als Bilanzfaktor Ihres Fernhandels. Es fehlten für den Export i n den ei genen Mauern hergestel l te Gebrauchsgüter und Kunstwerke für anspruchsvo l l e auswärtige Kunden. letztere fehl ten ja auch 1eist für den Bedarf �nspruchsvoller Kunden in der eige­ nen Stadt. So hat bereits Ger�tenberg die Ulaer künstlerische Situation jener 2elt treffend geschildert (21). Jha fiel vor al l em auf, daß für ei nen so riesigen Baukörper, wie i hn das Ulaer Münster darstellt, nur ein ganz af nl•ales Prograaa an Bauskul ptur gepl ant war, und 1an zude1 die al ten Portal e der zuvor abgerissenen Kirche wieder verwendet und schlecht und recht in den neuen Bau el ogepaßt hatte. Gerstenbergs Begründung für diese Tatsachen deckt sich völlig •lt den von alr bereits früher anhand wi rtschaft�hi storlscher Fe�tstel lungen dargelegten Ursache (22): Ul • hatte zur Zei t der Pl anung des Münster-Neubaues keine Bildhauer zur Verfügung, die in der Lage gewese“ wären, fall� Ulrlch von Ensfngen ein reichhaltiges Program• an Bauskulptur geplant hätte, dieses ln entsprechender künstlerischer Qualität in die Tat uMzusetzen (23). – Der Hetlbronner Rat befand steh 1455 mit seine• „I• Bau stecken gebliebenen Kloster Marla zu den Ne s s e l n “ 1 1 H i n b l i c k a u f d i e d a f ü r n o t w e n d i ge B a u s k u l p t u r l n einer ähnlichen Lage (24). Und in Ula selb�t �chelnt die Situa­ tion, ähnl ich wie l n anderen Städten, f n den übri gen gewerbl i chen Branchen nicht viel besser gewesen zu �ein als bel den KUnstlern und Kunsthandwerkern (25). Bereits 1419 hatten steh die Ulaer Kaufleute bei• Rat bitter darüber beklagt, weil „Ul• sonst nicht als sei nen Barchent“ zu exporti eren hatte ( 26) . – Der Hel l bronner
Rat kl�gt darüber, „daß allein aM Wein der Stadt Nahrung hangete• (27 ) . Die Städte aber waren – außer auf Stapel – I nsbesondere auf einen regen fernhandel 1ft hochquallflzlerten Waren angewiesen,
sich für Hei lbronn, Ul a, Verhütung der freien Kon­
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wenn �ie weiter wirtschaftlich g�deih�n und dadurch i n den übri­ gen Bereichen wohlhabend und mächtig bleiben wollten. Daher �ußte i n Zukunft jede Exportmöglichkelt ausgeschöpft werden, I nsbeson­ dere die zufolge des (oben aufgezei gten) uafangrei chen modernen Bedarfs sich b1etende Möglichkelt auf dem Sektor des Exports von künstlerischen Erzeugnissen (26).
U• diese jedoch in der dazu notwendig�n Qualität und 2ahl inner­ halb ihrer Mauern produzier�n zu können, war es notwendi9 gewor­ den, mit überko��enen, aber wei tgehend unbrauchbar gewordenen Wirtschafts- und Organisationsformen zu brechen, oder sie wenig­ stens zu durchbrechen, das hei ßt , aus Gründen der Produktl qns­ und Qual i t�tssteigerung den glei chen Schri tt zu tun, den die Höfe und auch eine Anzahl von bischöflichen und landesherrlichen Städ­ ten • l t der Schaffung der „Hofbefrei ten• schon vor den Rei chs­ städten getan hatten: die Schaffung von frel•elsterstellen, ins­ besondere für begabte, herausragende Künstlerpersönlich�eiten, u• dle�e dadurch voa Zugehöri gkei tszwang zur Zunft und der Unter­ werfung unter die Zunftstatuten zu befreien (29). Nur mit H i l fe dieser vom Zunftzwang freien Existenzbasen und d�r damit grundle­
genden Veränderung
P r o d u � t i o n � u n n t e n
schaft wenigstens
Qualitäts-, Produktions- und Absatzsteigerungi was wiederum die dri ngend notwend i g gewordene Stabi l i s ierung und anschl ießend daran gewünschte Auswei tung des Außenhandel s zur folge hatte.
�[��1l�g� 1� ��t� 1�t� g 1i[ Qcg� i��ti2�it2t! ��t �� it�tQ1�t�
l n Verbi ndung mit der Schaffung ei ner neuen Berufsba�is als Freimeister für besonder� begabte, von den fürsten ihrer Territo­ r i e n o d e r d e n R ä t e n d e r f r e i e n S t ä d t e a u s g e w ä h l t e , n u r d i e s �n verpfl i chtete und Rechenschaft schuldige Kunsthandwerker, d�s hieß nicht mehr Herstellung in kleinmeisterliehen zunftgebundenen Werkstätten, deren Meister nur ein Handwerk ausüben . durften, �ondern Produ�t i on i n größeren Wer�stattbetrieben (30), ln denen Mehrere für da5 Produkt notwenige Handwerke, wie Bi l dhauer, Schnitzer, Bossierer, Schrei ner, Maler (Tafelmaler und fas,er) u.i. unter der Leitung eines „Kopfes•, wie Paatz derartig viel­ fach geschulte und entwerfende Wer�stattlei ter (frei �elster) nennt ( 1 1 ) , zusa••e�arbelten und derart geMei nsam nach de• vom Mei s ter ( “ Kopf “ ) ge•achten R i ß ( P l a n ) das Ges amtkuns twer� her­ �tellen (32).
Oie zur Gründung und Lei tung der nach dem Vorbild der Höfe ge­ schaffenen, vom Zunftzwang befreiten Werkstattbetriebe notwendi ­ gen „Köpfe“, das heißt junge, begabte, gut ausgebil dete, und anschließend an ihre Ausbi ldung während ihrer Ge5ellenwanderung und dem diese abschl ießende� Erwerb der Meisterwürde an den Maßgebenden Kunstzentren der dama l i gen Wel t geschul te Kräfte, �onnten die Stadtreglerungen von nun an durch die iM Gewerberecht neu geschaffene Recht5position des „geichworenen Werkmanns•, (wie die Frel•eister benannt wurden) , �el bst anwerben. Denn mit dem nach deM Vorbi l d der „Hofbefrei ten• geschaffenen •geschworenen Wer�Mann“, der al s Rechtsgrundlage seiner Sel bständigkelt nicht mehr auf Zunftstatuten und Zunftverfassung, sondern al lein auf den Rat geschworen hatte, war es ihnen einerseits gelungen, das Mo�opol der Zünfte zu brechen . Und zum anderen hatten die Räte ait den freiw�r�stitten und ihren leitenden Meistern den fernhan-
t!Q
der Organi sati onsfor•en der
künstleri schen I h r e r W i r t ­ tei lweise erreichen, und da•l t die gewünschte
d i e S t ä d t e d i e L i be r a l i s i e r u n g
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delskaufleuten einen leistungsfähigen Partner als Produzenten an dfe Seite gestellt (33). Oie Zünfte ver•ochten von nun an, �enn der Rat daran interessiert �ar, den Zufluß neuen Blutes und neuen Könnens nicht •ehr – �ie bisher – mit Ihren her�ö••lichen Finten
und Finessen · zu verhindern. Solche �aren (unter andere•) hohe Gebühren für dfe Ge�ährung des Rechts zu• Betreiben einer eigenen Werkstatt, wenn ein junger �efster sich in der Stadt niederlassen und sich dea Zunftrecht entsprechend in der Zunft als selbständi­ ger Setreiber einer Efnzel�er�statt einkaufen wollte und dazuhin noch „eigen Herd und eigen Rauch“ nach�eisen, d.h. heiraten und efn eigenes Haus erwerben außte; falls er nicht schon verheiratet war und ein eigenes Haus besaß, eine Personenstands- und Güter­ standsforderung, die ait der Zeit eigentlich nur in der Stadt geborene Söhne aus selbständigen Meisterfaailien hatten erfüllen k önnen .
Bel iebt war auch das viel fach angewandte „Arafressen• eines be­ gabten Gesellen, der auf seiner Wanderschaft gespart, oder von zu Hause Mi ttel zur Verfügung hatte, in einer Zunftwerkstatt der Stadt arbeitete und die �efsterwürde erwerben wollte, u• sich in der Zunft selbständig aachen, das heißt eine eigene Werkstatt betreiben zu können. Bei jede• Besuch des Zunftaeisters und der Ihn begleitenden “ wölfaeister• (34) – sie �a•en, u• ihn bei der Arbeit an seine• Meisterstück zu kontrol l i eren – war er ver­ pflichtet, die ganze Koaaissfon •it Speis und Trank zu bewirten. Die �eisterprüfungsko•aissfon aber konnte sooft �o••en, wie sie �ollte, und so einen aißliebigen künftigen Konkurrenten schon i• Vorfeld ausschalten; ausschalten, indea sie ihr Recht auf Bewir­ tung solange wiederholte, bis sie ihn •ar�gefressen• hatte, •it anderen Worten: bis dea Gesellen durch die vielen Besuche und ßewirtungen die Mittel ausgingen, und er �egen Geldaangels aufge­ ben außte.
Doch auch bef nicht schikanösen, sondern sozusagen notwendigen, den Regel� entsprechenden Besuchen der Koaaission waren die Mit­ tel, dfe ein Meisterprüfling für Bewirtung und Gebühr aufzuwenden hatte, in den •eisten fällen so erheblich, daß in der Regel fn fast allen Städten ein Webergeselle selbst bei ununterbrochener Arbeit in seine• ganzen Leben nicht genug zu verdienen ver•ochte, ua sich das Geld für den Erwerb der Meisterwürde zusa••enzuspa­
ren, falls er nicht von Haus aus etwas Veraögen besaß (35).
So veraochten es dfe Zünfte nicht zu verhindern, als auf Grund des neuen Niederlassungsrechtes aa Saastag nach Hi aael fahrt 1427 der Rat der Stadt Ula durch Gewährung von Privilegien (wie Steu­ erfreiheit und Verzicht auf die sonst obligatorischen Bürgen bei
1- der Verl e ihung „pi ldhower und
a l s Frei­ der anwarb. Eben erst von einer l angen Gesel l enwan­ derung fn die Allgäuer Heiaat zurückgekehrt, geschult in der höfischen Kunst des burgundisch-nordfranzösisch-niederländischen Kunstkrei ses, und ait großer Wahrschein l i chkei t in Aachen Mei ster geworden, •achte er Ula i• Laufe der dreißiger und vierziger Jahre des 15. Jahrhunderts zur führenden Kunstproduktionsstätte des Landes. Als Angehöriger des „Getiegens der freien Leute auf LeuU:ircher Heide“ hatte er alle drei Freiheiten inne (36). Und sicherlich war er dea Ulaer Rat auch von diese• ia Spätaittelal-
werkstatt al so, Kunstproduktfon
zwecks Neuorganisation und
Verbesserung
des Bürgerrechtes ) den j ungen geschworenen werkh•ann•, al s
Hans Mul tscher Lei ter einer
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ter �eltenen persönlichen Rechtsstatus her, neben seiner künst­ lerischen Befähigung, als der rechte Mann er�chienen. Multscher hielt, was �Ich der Rat erhofft hatte. Er Machte Ul� nicht nur zuM führenden KunstzentruM des Landes, uM die Mitte des 15. Jahrhunderts hatte auch ganz Süddeutschland keinen größeren Bild­ hauer.
Der Ko nsta nzer Rat ho l te s i ch den Niederländer Nlk l as Gerhaert; auch ihn, wie sieh erweisen sollte, Mit großem Erfolg. Sowohl Multscher als auch Gerhaert beeinflußten den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Städte, zuM einen hinsichtlich der künstlerischen Produktion und deren Qual i tät, zum anderen bezüglich des Exportes
Ihrer Artefakte. Gerhaert wirkte bis hin nach Wien und Wiener Neustadt und gab durch das von i hM geschaffene Grabmal deM dorti­ gen Kunstkreis neue, entscheidende Impulse. In Schwaben bereite­ ten Multscher und Gerhaert durch die Synthese von Qualität und �ti l i �tlschen Gegebenhei ten, die ihre Produktion an Schnitz­ retabeln hier erfuhr, den Boden für die sich während der zweiten Häl fte des 15. Jahrhunderts entfal tende und erst gegen Ende des ersten VIertel des 16. Jahrhunderts absterbende große süddeutsche
und Tlroler Retabeltradition (37).
entwerfende Meister großer zunftfreier Werkstattbetriebe, waren e i ne Generatio n nach Mul t�cher, wie Wal ter Paatz nachgewiesen hat
(38), i n Süddeutschl and beispiel sweise die Maler Friedrich Herl i n und Hans Schüchlin, i n Osterreich die Bildhauer Michael Pacher und Hans Klocker. �hnlich wie an Mul tschers letzte• faßbaren Werk, deM Sterzi nger Al tar, l assen sich auch an ihren Werken die „ausführenden Hände“ der mitarbeitenden Gesellen ihrer Werkstatt­ betri ebe scheiden ( 3 9 ) .
Den nächsten Schritt i nnerhalb einer fortschreitenden Li berali­ sierung der spätmittelalterlichen Wirtschaft und der Organisation der künstlerischen Produktion innerhalb derselben vollzog in Ul•� wie Wolfgang Deutsch erkannt hat (40), Jörg Syrlin der Altere. Die�er als Verleger tätige Schreinerleister holte sich anhand von Rissen (Entwurfzeichnungen) bei geistlichen und weltlichen Auf­ traggebern Aufträge für zu liefernde und zu Montierende Kunstwer­ ke wie Chorgestühle, gemalte und geschnitzte Retabel u.ä. (41). Die der Art erhal tenen Aufträge vergab er zur Herstel l ung nach den von i hm gelieferten Entwürfen en detai l an Subunternehmer: an Ulmer Meister wie etwa Nikolaus WeckMann, die Brüder Michel und Gregor Erhard und andere, (deren Hände Deutsch zwar inzwischen zu scheiden, deren Identität er bisher jedoch mit in UlMer Urkunden jener Zelt erwähnten Künstlern noch nicht in Einklang zu bringen verMochte) (42). Syrlin bezahlte diese Meister für die an sie vergebenen Teillieferungen und Montierte 1it Hilfe seines bei ih1 beschäftigten Montagetrupps die Retabel oder Chorgestühle an Ort und Stelle beiM Auftraggeber. Nach Aufstellung und AbnahMe des Werkes seitens des Bestellers – in der Regel durch den festlichen Umtrunk, den „lelkuff“ – fakturierte er de1 Kunden das GesaMtwerk auf eige ne Rechnung. Hier hat, erstmals faßbar, ei n sicherlich nur vom Rat abhängiger, den Kunsthandwerken und Künstlern beruf­ l i ch nahestehender Frei Meister das i n a nderen Wirtschafts zweige n übliche Verlagswesen auf die Organisation der Kunstproduktion übertragen und dadurch wohl zugleich auch Anschluß an den Fern­ handel und soMit Eingang in den Stand und die Herrenzunft der Großkaufleute gefunden – in einen Stand, für den Erlch Maschke nachgewiesen hat, daß er demjenigen, dem es gelang, In Ihn vorzu-

„Köpfe•, also führende und
„We k leute “ , d . h . Meister, welche
Werkhmann“, als Me i s t e r ) o d e r
-21-
stoßen, die einzige Chance bot zu• wirtschaftlichen und gesell­ schdftl ichen Auf5tleg Uber al le Schranken der starren und hierar­ chi�ch gegliederten Mittelalterlichen Gesellschaftsordnung hinweg (43), wel che auch I M Splt•i ltelal ter von der wei t Uberwlegenden Mehrheit al� gottgewoll t und gottgegeben hingeno••en wurde. Die G�hurt bestim�te den �ang ln der Ge�ellsrhaft (44). Oas Aufstei­ gen dus de11 Stande, In den Man hlneingeboren war, in den höheren Stand bl ieb die AusnahMe.
E�tsprechend waren die �Hofbefreiten“ und die „FreiMelster“ trotz Ihrer Befrei ung vo• Zunftzwang I hre• gesel l schaft l i chen Rang nach
Handwerks elster, gebl i eben , und zwar auch jene
die Archival len als „plldhower und geschworenen •tafel •acher und geschworenen Werkh ann“ (Al tar­ a l s “ a u l e r u n d g e s c h w o r e n e n We r k h • a n n • ( M a l e r ) überliefern, und die wir heute Klinstler nennen. Oie klinstlerische Persönl i dtkei t war, el bst I • Fal le von ganz großen Mei stern, wie wir sehen werden, weithin als solche noch nicht entdeckt. In de• selbständigen, voM Zunftzwang befreiten, steh selbst Uberlasse­ nen, für sei n Werk allein einstehenden Freimetster des SpätMit­
t e l a l t e r s
K U n s t l e r
ererbten
Paatz aufgezeigt hat (46), charakteristisch fUr die 1 Entstehen begri ffene Renaissancebewegung „das AufkoMMen und Erstarken ei nes neuen Ordnungspri nz i ps • war.
Diessei ts der Al pen jedoch, und ganz besonders i n Deutschland, herrs k ü n d i g t a n ( 4 5 ) ,
s i c h u n d Ganz
j e d � c h b e re i t s • i t l h • e r s t e besonders von
d e r M o d e r n e , u n g e b u n d e n e A u f l ö s u n g s e r s c he i n u n g e n d e r Ital ien ausgehend, wo, wie
Ordnung.
sel bständi gen Handwerker Zunftzwang (47) , obri gkei t l i cher Interessen a l s Hofbefrei ter
mit i hr für den
er ni cht zufol ge
Freileister davon
und Geschicklichkeit als Verleger Anschluß an den Fernhandel, und da•lt an die zur Oberschicht zählenden Großkaufleute hatte finden
ausgenoMMen worden war bzw. aus ei gener
fal l s oder Kraft
können
hatte
Gel d-
ganzen Entwicklung die Richtung wies, hatte zur politischen und kul turel len Sel bständi gkel t und schl ießl i ch zur gei stigen Vor­ herrschaft einer großbürgerlichen Oberschicht gefUhrt. Oie in den 2 U n f t e n o r g a n i s i e r t e n s e l b s t ä n d i ge n H a n d we r k s Me i s t e r u n d d e r e n Angehörige zähl ten – je nach Ihre• Vermögen, nicht nach ihrer Tätigkeit (!) – zur unteren bis oberen Mittelschicht (4B) – Mit Aus nahMe der Gol dschMi ede und Gol dschläger . Di ese gehörten wegen
– und daMi t auch Ei nlaß i n e i ne Herrenzunft. Erst dann sich an seiner Stel l ung etwas geändert. Oie städtische und Verkehrswlrtschaft, die sei t des Hoch•i ttelal ter der
i hres Umgangs •it de� edlen Material und den da•l t zusa••enhän­ genden seist großen (oder wenig�te�s größeren) Vermögen zur Her­ renzunft der Münzmeister und der i 1 Gel d-, Renten- und Ban�wesen Tätigen (49).
�i� �t�LL� g ��� i��t!itt�l�lt�tll���u �ü itl�ti iu 2�t ?� ft wurde in ihrer von der Zunftverfassung und der ln der Mittelal­ terl i chen Trad i t i on wurzel nden Mei nung von der handwerks•äß l gen Kunstübung geprägten Enge (50) besonders deutlich und besonders
srhserzl i ch von Al brecht OUrer e1pfunden. Aus de• noch
•l ttel a l terl i chen Gese l l schaftsgefUge NUrnbergs und der herrschenden slttelal terl ichen Oenkart nach Venedig gekoMMen, schrieb er an sei nen Gönner, den Nürnberger Großkauf ann Pirkhei­ aer: „Hier bin ich ein Herr und daheiM ein Schsarotzer“ (�1).
völ l i g dort
-22-
O ü r e r s p i e l t h i e r ( u n d i n � e l n e z w e i t e n B r i e f a n U i l l i h .t l d Pi r�hei Mer) auf das bittere Erlebnis an, da‘ er nach de� Tode aiser Ma iai llan� I . gehabt hatte. Oieser hat e de Maler i n Fr­ kenntnis seine� großen Kün�tlertu s ein Leibgedinge, einen Ehren-· s o l d , gewä h r t , den der Nür nberger R a t aus dea Stadtsäckel z u leisten hatte; ei n Leibgedi nge, das dea Künstler eine gewisse Existenzgrundlage garantieren, lha FreirauM und Frel�ei t für notwendige Expet’imente schaffen sol lte. [xper·i1ente, Versu(‚he und fors hungen, wie sie Oürer· ja duch unterno1aen hat, und die neben anderen wissenschaft l i ch begründeten H l l fs lttel n, Anato i estu­ dien u w. , ittels derer- an der künstlerischen Arbeit gewisse Gesetzmäßigkel ten unterl egen konnte, i• 2usa enhang 1i t sei nen Studien zur wissenschaftlichen Zentralperspektive zu seiner be­ kannten Glastafelmethode geführt haben: de1 Nürnberger Rat, ver­ haftet in der Mystik und Metaphysik spät•ittelalterllchen Den­ kens, war solches naturwissenschaftliches und gesetz•äßlg-künst­ l erlsches Denken ( selbst i n Anfängen) völ l ig fre d. für ihn war Oürer nichts weiter als ein Maler und da•it ein Angehöriger einer der Handwerkerzünfte: ei n „ungewarl i cher• Bürger unter vielen, das heißt ein Bürger, der sich, wie andere Bürger der ittleren und niederen Stände, so zu verhalten halte, daß er nicht auffiel und an �einer nicht gewahr wurde – wie das Patriziat das von Bürgern aus de Handwerkerstand erwartete.
Das Bürgertu• des Spät•i ttelal ters war ein äußerst viel fäl tiges, „in die verschiedensten Interessenskreise zersplittertes soziales Gebilde“. Oie ehemalige Einheitlichkeit, die geaeinsa en wirt­ schaftlichen Ziele und egalitären politischen Bestrebungen waren zur Zeit Oürers einer „über alles andere sieghaften Tendenz zur Absonderung nach Vermügensständen• gewi chen ( 52 ) . Gruß- und Kleinbiirgertul , llandel und Handwerk, Kapital und Arbeit schieden sich i�mer schärfer voneinander. Und so behandelte der Rat der Stadt NUrnberg Dürer, dl s der Kai ser gestorben war und darum
dessen Autorität nicht mehr hinter dem Maler und seine• Leibge­ dinge stand, wie einen KleinbUrger und Handwerker: Er strich DUrer sei n Recht und zahl te fortan die von MaxiMi l l an I. gewährte Gnade nicht ehr aus . Zudem verschloß sich der Rat al l en Hi nwei­ sen DOrers auf sein Recht und ebenso seinem Bitten und Flehen, so daß Dürer, nachde• a l l e Bi ttstel l ungen, al l e Bi ttgänge, al l es Berufen auf sei n Recht ihm nichts weiter ei ngebracht hatten .tl s die Behandlung als „Schmarotzer“, nur noch übrig bl ieb, si Ein weiteres Deispiel für die Einschätzung von We�en und Stellung des Künstlers im spätmittelalterlichen Gesellschaftsgefüge l ie­ fert uns der Rat der Stadt Hei lbronn. Er gewährte dea Mal er Jerg Rathgeb, als sich dieser al� Meister i n der Stadt niederl assen wollLe, nicht nur keine FreiMeisterstelle, sondern verweigerte Ihm auch die Zula�sung als selbständiger Meister in der Zu�ft (Lukas-Bruderschaft ) ; dies, wei l Rathgebs Frau Leibel gene des Herzogs von Württe berg war. Erst der Herzog, der d�s Künstlertum des Meisters – und rl••it den Unterschied I• Uesen gegenüber dem Handwerk – erkannte, enthob ihn der Zunftpfl i cht und sei ner nl �d­ rlgen gesellschaftlichen Stellung, inde er ihm einen Hofrang verlieh. fr ernannte Rathgeb zu• „Hof aler“ und überführte ihn
I.
-23-
da1i t i n die Stel l ung ei nes „Hofbefrei ten“ {53) . Der Pat der Pelchsstadt Hei l bronn dagegen hatte die hohe künstlerische Qual i­ tät 11 Schaffen Jerg Rathgebs nicht erkannt und ihn wie einen gewöhnl i chen Handwerker, der zude• noch ei ne unfreie Frau hatte, behandel t . Un� dabei hätte Hei l bronn, nachde• Hans Syfer gestor­ ben war, und sei ne Wi twe dessen Wer�statt zusammen mit sei nem Bruder nach Speyer �erlegt hatte, einen Künstler von der Qualität eines Jerg Pathgeb bitter nötig gehabt.
Die an den
ei nsti mmend
nerhal b der
benden Künstl ers gi l t ebenso – um ni cht zu sagen: erst recht
Beispielen von Albrecht DOrer und Jerg Rathgeb Ober­ aufgezei gte Stel l ung des spätmi t tel a l terl i chen, i n­ Zunftorganisation eine sel bständi ge Wer�statt betrei ­
für alle kleineren Meister. Der spätmittelalterliche, in seiner Zunft organisierte Meister nahm, auch wenn er ein Kunsthandwerk
ausübte bzw.
Stel l ung
sei ner
deut l i ch
Zei t i nnerhal b der Zünfte und deren Verfassungen noch genauso organisiert war wie jeder andere handwerkliche Betrieb auch, und die Mei ster deMentsprechend ei ngeschätzt und behandel t wurden. Und die Maler, Fasser, Bildhauer, Schnitzer und Bosslerer fühlten s i ch i n I hrer großen Mehrhe i t durch den daraus resul t i erenden UMstand, daß sie belspielsweise mit den Sattlern, Piemern, �rzten
und
setzt
auch
worden. So waren sel bst 11 Fl orenz der ent�tehenden Penal ssance die belden letztgenannten Berufe wegen Ihrer buntfarbigen Medika­ mente, Hei l erden und Sal ben noch der ·Lukasbruderschaft ( Maler­ zunft) zugeteilt. Das Faktu1, daß sich die Kunsthandwerker durch solcherlei Gegebenheiten nicht Im •lndesten herabgesetzt fühlten, sondern diese eher als ganz natürlich hi nnahmen, hängt sicherl ich auch m i t der Tatsache zusammen, daß die ( nach unseren heuti gen Begriffen) künstlerische Berufe ausübende „Masse der Handwerker nle•al s ein höheres künstleri sches Ni �eau ei ngenommen• hat (55) – eine Gegebenheit, die sich an einer ganzen Reihe �on Stilmerkma­
ein, Zei t . auf,
hohe Kunst produzierte, noch i mmer kei ne. besondere
weder i n sei ner Zunft noch i m
Gesel l schaftsgefüge
Die Bei spi ele der �aler DOrer daß sel bst die Künstl erwerkstatt
und der
Pathgeb zei gen „Großen• i hrer
Apothekern ei ner Zunft angehörten, i n {54) . Denn nicht allein das Wesen des
kei ner Weise Künstlers, noch nicht
herabge­ sondern erkannt
das des
l e n s p ä t g o t i s c h e r K u n s t a b l e s e n l ä ß t : I n s be s o n d e r e s i ch u• ei nstmals fDr das Mittlere Bürgertum und
bürgertu• geschaffene Artefakte handel t werk und Kunstgewerbe s i cherl ich i mMer gewesen sei n .
So l äßt sich zusamMenfassend erkennen:
besti m1ten Zunft best i mmte den Pang i n
Gesel lschaftsordnung. Innerhal b �er Zünfte sel bst beschränkten zwar die Statuten der Zunftverfassung in einem gewissen Maße die Bewegungsfrei hei t der Mei ster, i nsbesondere der Fami l ienangehöri ­ gen, sowie der Gesellen und Lehrlinge. Die Beschränkungen hielten sich aber in eine• in den •eisten Fällen als selbstverständlich und gottgewol l t hi ngenoMmenen Rahmen . Anderersei ts j edoch wei sen d i e Statuten der für uns faßbaren Zunftordnungen, bei al l er Engherzigkelt Ihrer Abfassungen, zumeist – neben Vorschriften der Ehrbarkei t u . ä. – nur sol che techni scher Art auf. Sie erstrecken sich jedoch kaum auf künstlerische Fragen. Hier l äßt sich ein
Wi ssenschaftlers war wei thi n
deutl i cher Unterschied
BauhOtten erkennen. Diese waren nicht al lein i n technischen,
( 56 ) . Dabei
zwei verschiedene
Die Zugehöri gkel t zu
der spätmi ttel al terl i chen
zur Stel l ung der Kunsthandwerker i n den
d o r t , das dUrften
w o e s Klei n­ Hand­ Di nge
ei ner
hinsichtlich der Fortschri tt dar;
�ünstlerfschen Freiheft ei nen zumal der Rah1en ihrer Bemessung
wesentl i­ so wei t s i ch das
als zul iefernde
gen konnten – Verleger (oder Gesa•tplans (Ri sses ) ,
– 24 –
sondern i nsbesondere auch i n �ünsll erf schen Di ngen auch zur Zei t der Spätgotl� an genaue Ri (htl i nien gebunden (57). Zwar behi nder­ ten die Zunftvorschri ften dort, wo sie sich um die Hebung der Qual ität der Erzeugni sse �ümmern, ebenso den zUnfti gen Kun5thand­ wer�er und Künstler. Anderersei ts aber gewährten sie I hm i n gleichem Maße eine Fülle von Anregungen. Hatte, was Stellung und �ünstlerl,che Freiheit anbelangte, der zunftgebundene ‚pätmittel­ alterllche KUn�tler auch nl(ht die überaus gUnstlge Position der freimeister und Hofbefrei ten i nne, der Bauhütte gegenüber ‚tel l te
jedoch
gerade
chen
gesteck t war , daß gegen Ende des Mi ttelal ters, a l s Verlagswesen als dritte Organisation5for• der Kunstproduktfon etabl ierte, zunftgebundene qual i fi zierte Mei ster trotz der be­ schrän�ten technischen Möglichkeiten Ihrer Efnzelwer�slälten sich
die Zunft, wie unl i beral sie an und für sich auch war,
Subunterneh•er an dieser ProduktionsforM betei l i ­ zwar nur mit Tei l l ieferungen 1 1 Rah•en des vom
el ne1
ihm beauftragten „Kopf“) bei so hoher Qual i tät der
entworfenen gel ieferten die das so – viel gliedriges Al tarretabel oder nach Art und U1fang sei ner �ünstleri ­ schen Qual ität und Bedeutung für die städtische Ulrts(haft eben­ bürtig an sie Sei te glei cher, in den Werkstattbetrieben der
Detai ls, daß geschaffene uMfangrei ches
von
aber
die ausfUhrenden „Hände“
das Werk .
i n su•ma Gesa1tkunstwer�
ei ne
Syntheti5ierung erfolgte,
Chorgestühl –
freiMeister produzierten Artefakte stellt.
Beide auf Großprodu�tion und Export ei ngestel l te Organisations­ forMen, Frei werkstätten und Verl agswesen, erzeugten nunlehr mi t­ tel‘ der für sie chara�teristfschen Arbeitsforlen Gesamtkunstwer­ �e 1ft ei ner Charakteristik glelchsa• wie aus ei ner Hand. Ent­ sprechend dem Uesen der spätgotischen Geistesverfassung (58) und der Ihr entsprechenden Massengesel lschaft, sol l te nieMand er�en­ nen �önnen, wieviele Hände an ef ne1 �Unstlerl schen Unternehmen zusa••enarbef teten. Zwar signierte zu� Schl uß der entwerfende, d e r l e i te n d e “ K o p f “ , n a m e n l o s u n d g e • e f n s c h a f t l i c h a b e r s c h u f e n
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( Staats-
und
-25-
Abb. l: FaBtnlerwer s att (Bil – 26 –
Abb.2: Vorlage für einen Altar�chrein (Kupfer�tich, Mei�ter W •it der �chl D��el för•i gen HausMarke, UM 1470)
– 27 –

Abb.3, Altarriß (Ende 15.Jh. Berlfn, Kupferstich�abfnett)
.
.�
-28-
Abb.4: Der hl. Lu as alt die hl. .Jungfrau (Holzschnitt aus Paul f , S<:h i pf und Ernst, 1534)
Abb.5: Bfldhauerwer statt (Holzs hnftt von Hans Wefditz aus: Petrar a, Von Hül ff vn Rath, 1551)
– 29 –
Abb. 6: Bil dhauer an der Arbei t (Hol zs�hni tt von Hans Burg�•ai r, Anf. 16. Jh.)
– 30 –
Abb.7: Der GoldschmiedeMeister als MünzMeister zusaMMen Mit de• Münzherrn und den Gesellen als Münzenschlägern (Locheisen, Punze und Schere)
-31-
B.:rlin 1929.
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zu Nlklas Heldeiberg
Veröffentlicht ln etwa des Verei ns fDr Geschi chte
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t !�� �!i��t!, Verfassung und soziale Kräfte ln der deutschen
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Hans Mults(her. Seine IJJ ;er Sch�ffenszelt 1427-1467. Weißenhorn bei 1.11 1969 (erschienen duch als Band 8 der Reihe „Bei träge zur Geschi chte der Stadt Ul a“i zu�or er­ schienen als Dfss. phll. Heldeiberg 1966, Schrefb•aschlnen­ aanuskrfpt unter de• Titel ‚Hans Multscher. Seine Herkunft, Stellung fn Ulm und Wer e“).
1�ti . Kunst und Kunsturteil gestern und heute, – Methoden und Möglichkeiten der Gestaltuog, in: Düren Ia Blick (Sonder­ •iruc ) , Seph ber 1969, 1 – 1 6 .
1� i�· Handwerk und Kunst ln der •ittelalt rlit:hen Stadt. Prole- gnmena zu ei ner Geschl hte der H�odwerke und Klinste I •
1�r2�,
U�t!!nn �2 t!1. Deutsche �echtsgeschlchte,
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-32-
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(1) Vgl. A. Hauser 1957 {u. 1959), 115 ff.
{2) „Unehrl ich“ heißt nicht •verbrecherisch“. Unehrlich heißt I• Mittelalterlichen Sprachgebrau�h, daß diese Menschen auf Grund ihrer unehelichen Geburt oder des niedrigen Gewerbes, dds sie ausübten, nicht den gleichen �echtsschutz ln der Gesellschaft genossen, wie die „Ehrl Iehen• = „Ehrb.Hen•.
{3) Oie in den Zünften organisierten Hand- und �unsthandwer­ ker durften an sich nur für den Bedarf der Städte und deren Gebiet produzieren, fn denen sfe ansässig waren. Dadurch waren sfe, verursacht durch dfe Statuten des Zunftrechtes, in ihrer wirtschaftlichen Bewegl ichkelt stark ei ngeschränkt. Aus wirt­ schaftlichen Interessen heraus schlo�sen dfe Reichsstädte Mit de“ Landesherren der an Ihre Gebiete angrenzenden Territorialstaaten Verträge ab, denen zufolge Handwerker und �aufleute Ihrer Stadt f n gewi ssen Gebi eten {sog. ·�rei se“ ) fre•der Terr i to r i en • i t Ihren Waren Handel treiben durften. – Bekanntestes Belspiel dafür s i nd die sog. ·�essl erkreise•, das waren die ausgehandel ten Ab­ satzgebiete für die städtischen Herstel ler von Kessel n, Kannen, Gefäßen usw. aus Metallen.
Vgl . zu den Nachteilen, die Handwerker und �aufleute dadurch entstanden waren, daß es der Rat der Stadt Hel l bronn unterl assen hatte, z.B. für die Kessler, aber auch die Schllder•acher, Mit de• Herzog von Württe•berg Verträge über entsprechende Absatz­ ärkte (Kreise) abzuschl leBen, M. Trl pps 1973, 93.
(4) Vgl. dazu, C. Neuburg 1680; R. Ebet·stadt 1915; .)ohannes Haller, Oie Epochen der deutschen Geschichte {1923); Johan Hui­ zinga, Herbst des Hlttelalt.ers {1924); R. Wlssel 1929 {2 Bde. ); H. Lentze 1933; Erl<:h Maschke 1959.
{5) Vgl. d zu A. Hauser 1957, 118 f.
(6) Vgl. A. Hauser 1957, 119; M. Trlpps 1969, 31 und An•. 144. f.:rner, .). llall r (wie An .4) 129 ff. ; E. Mdsc h {wie An1.4) 301.
(7) Vgl . dazu M. Trlpps 1969, 30 und An�. 141 {dort der Schriftver ehr abgedruckt) .
{ ) Vgl. •1azu M. Trlpps 1969, 30 ff. und Ana. 142 {dort die betreffende Literatur zusa••engestellt).
(9) 5o z . B . Olto v . Gier e, Oas deutsche Genossenschaft�­ recht I (1866) 199 und 262. – G. Schanz 1677 bzw. K. Gatz 1936.

-33-
(10) Vgl . dazu H . v. löso:h, Oie Köl ner Zunftur uuden { 1907) 99 ff. ; A. Hau er 1957, 110 f.; M. Trlpps 1969, 31 und An . 143;
cbd. 36··39 uud A111ner ungen 192-204, sowie S. 74 und 95.
(11) Vgl . M. Trlpps 1969, 31 u11d Au. 143.
(12) Vgl . ders. 1973, 97 und An.. 126 und 127, sowie S. 109. – So war bel plelswel�e die Hauptsorge der spätalttelalterllchen
{13) Vgl. M. Tripps 1969, 31 und An . 144.
{14) Vgl . A. Hauser 1957, 119 und An•. 1; dazu auch M.
Tripps 1969, 31; ders. 1973, S. 94 ff.
{15) Vgl. M. Trlpps 1969, 31.
(16) Vgl . lers. 1969, 31 und Ao . 145. ; azu au•:h: ders. 1973, 74; lers. 19 0, 275 ff. – Siehe lazu au h unten S. 19 und Au. 35.
(17) So hat Tll ann Rl enschnelders Helrat lt einer WUrz­ burger Meisterwitwe wesentllo:h dazu beigetragen, daß er sl h ohne besondere U•slände l n Würzburg niederl assen, wenige Jahre später i n den Rat ei nziehen und ein Jahr darauf als BürgerMei ster fun­ gieren l (18) Vgl. dazu K. Gat.z 1936, 112 ff. – M. Tripps 1969, 31.
{19) Vgl . W. Deutsch 1957, 3 f . ; ders. , Geschichte des Do lensees und IJ•gebung, Heft 82 {Son lerdruck), 1964. – M. Tripps 1969, 31 und An . 148.
Schrei ner zu Begion des 16. Jahrhun­ fre bden ystern und gesel len, die von
Hel l bronner Zi mMerl eute und
derts die Fernhal tung „von
auswendig herzu o en, auch allhie ln l r stat sitzen, doch nl ht burgerre ht haben oder tragen, und o f t un l deu eren thai l l mayster und necht sei ns, 1�!�! 1�t l�ffi iR !!ll 2ti� l� ![��!: t�a st�i� l� �titt. 1i� !�R !��t i������2rff1 i��t ill�is l���: lin� �st1�a:.
(20) Vgl. .). Gantner, onrad Witz (1943) 9 ff. un 12 ff. –
– 34 –
H. P. Hilger 1961, 16. – M. Tripps 1969, 32 und An11. 148. – Of rs. 1973, 110 ff. (und Heilbronner IJrkundenbuch).
(21) K. Gerstenberg 1928, 16 f.
(22) Vgl . M. Tri pps 1969, 10 ff. uud An . 148.
(23) Vgl. a• Münster lU IJlM die von Mei1ter Hartmann g�lei­ stete Bauskulptur nach Größe und Qu•lität Mit d�a.von Multscher 1429 gefertigten SchMerzensMann, der heute a• Tru eau des Haupt­ portals untergebracht i t. (Seit neueste ist das Origin•l nach I nnen genommen und durch ei ne Kopie ersetzt worden) .
(24) Vgl . Heilbronner Urkundenbuch und dazu M. Tripps 1969,
31 f. und Au. 148 Milte. – ders. 1973, 110 ff. und An . 207.
(25) Vgl. dazu M. Tripps 1969, 32 und Au. 150 und 151.
(26) Vgl. dazu E. Nübling 1890, Band 9, S. 5.
(27) Vgl. dazu Heilbronner Urkundenbuc·h bzw. M. Tripps 1973, 71 oben.
(28) Vgl . dazu M. hipps 1969, 32 und An . 152, 153, 154
sowie 39 f. und 43 ff. – Solcher Kunstexport läßt sich nach der Ansiedl ung des B i l dhauers und geschworenen Werk anns ( fre i Me i ­ s t e r s ) H a n s M u l t s ch e r i n U l • i n b e z u g a u f g r o ß e A l t a r w e r e (Schnitzretabel) nachweisen für Landsberg a• Lech, die Kartause Güterstein bei Urach, das Kloster Heil igkreuztal bei Riedl lngen, die Pfarrkirche in feldkirch (Vorarlberg) und die Pfarr irehe Unserer Lieben frau 1 Moos zu Sterzlog i n Südti rol ( a• Brenner­ paß)i – außerde• für ein geplantes großes Grab al (ßozetto i BN München), da� in der Hauptpfarrkirche von Iogoistadt für Herzog L udwig den Gebarteten von Bayern-I ngoi stadt erri chtet werden sollte (und nur wegen des unglücklichen Schicksals des Herzogs
ni cht lUr Ausführung gekommen
Kunstproduktion von Multschers
sich nachwei sen für die Kl öster
St. Ul1·i,.h und Afra in Augsburg, sowie für eine Malerwerkstatt in Nörol i ngen (Skulpturenl ieferung für ei nen von ei ne Maler gelei ­ teten frel•eisterwerkstattbetrieb) . – Export von Klei nkunstwerken für den pri vaten Bedarf der Gläubi gen, wie t . B . Andachtsbi l der, bewerkstelligten die Ulmer Kaufleute für �ult cher, Indem 1fe auf Ihren Fernfahrten abends i n Ihren Quartieren (Gasthöfen) Klein­ bildwerke zu• Verkauf auslegten. Sie übernahMen für Multscher auch die Transporte der ln Ul• gefertigten Altartelle und kas­ sierten nach Fertigstellung fUr den Meister auf den Ourchfahrten die Raten für noch offene Restkaufpreise. Ganz besonders aktiv waren hier d i e Kaufherren K l aus Würkcher und Hans fhl nger . letz­ terer wurde wegen sei ner ausgedeh nten Handel sbez i ehungen zu Osterreich auch „Ostrirher“ genannt. Auch Multscher selbst hatte wegen noch unbekannter, wahrscheinlich verlorener Werke in Oster­ reich zu tun. Der Vertrag zur Anfertigung des Sterzinger Altar­ retabels wurde zwischen Multscher und Tho•an luenzner, de� Beauf­ tragten der Sterzl nger Pfarrkl rchenge•einde, i n Inn1bruck ge­ schlossen. – Ebenso gewichtiger fxport läßt sich für Konstanz nach der dortigen Ansiedlung des Bildhauers Nlklas Gerhaert nach­ weisen. Gerhaert� Wi rkungen reichten bezügl i rh sei ner GrabMal –
i �t ) . – Wei terer Export •us Ul Mer frei werkstattbetrieb Wettenhausen (Ober1chwaben)
der l äßt und
kunst bi� nach Wien und Wiener Neu�tadt. – Nachdea die Di nge angelaufen waren, exportieren nach Multscher� Tod während des letzten Drittel� de� 15. Jahrhundert� au� Ul• al� faßbare „Köpfe“ von freiwerk�tätten die Maler friedrich Herl i n und Han� Schüch l i n {Bopfl ngen, Rothenburg o . T . bzw. Tiefenbronn u�w. ) . Schüchl i n war •öglicherwei�e. wie sich abzuzeichnen beginnt, er Werkstatt­ nachfol ger von Han� Mul tscher .
u den planenden „Köpfen• und ausführenden „Händen• er freiwerk­ �tattbetriebe vgl. Walter Paatz 1963, 22-32 und auch 32 ff. zude• M. Tripp� 1969, 165 f.; lers. 1973, 103 und Ana. 157.
{29) Vgl. dazu Theodor Müller, in: RDK II {1948) 586 {Hofbe­ freite) und M. Tripp� 1969, 32 unten und 33 ff., �owie AnM. 155 {freiMeister); zudea: lers. 1973, 88, 98/99, 103 ff. , 111 ff.
{30) Vgl . dazu M. Tripps 1969, 165 f. und der�. 1973, 103 und Ana. 157. – Schon H. Huth 1967 {2. Auflage) waren {S. 70 ff.) in den Archivalien Mei�ter begegnet, die •ehrere Handwerke au�­ üben durften, bzw. i n deren Werk�tattbetri eben Arbei t�tei l ung herrschte . – für Mul t�chers frei werkstattbetr i eb l i eßen s i �h �echzehn Mi tarbei ter nachweisen. Vgl . lazu . Tri pps 1969, 41 ff. , und den . , Unbekannte itarbeiter er Mult�cherwerk�tatt und die von i h nen erzeugten Schul �tröaungen , i n: Ruperto Caro l a {Hei ­ delberger Universitätszeitschrfft) XXII. •Jg., Band 48 (.Juni 1970) 43 ff.
{31) Siehe dazu Ana. 28, letzter Absatz.
{32) Paatz unterscheidet {1963, 27) •zwischen deM erfinden­ den ‚Kopf‘ und den ausführenden ‚Händen• • und gewi nnt so den Schlüssel zu den von ihM untersuchten Gesa•tkunstwerken in Ro­ thenburg und Nördlingen. Dadurch lassen sich für diese dann die
„Hände“ (Mitarbeiter) bestiMMen.
{33) Mi t den freiMeistern und Ihren leistungsfähigen Werk­ stattbetrieben haben die Räte, wie E. Maschke erkannt hat {1980, 256/257 ff. und 380 ff. ), den Fernhandel skaufleuten ei nen eben­ bürtigen Partner an die Seite gestellt.
{34) Vgl . dazu E. Maschke 1980, 275 ff. und 306 ff. – M. Tripps 1973, 74.
{35) Vgl. dazu M. Tripps 1973, 74 unten. – Die Weber ran­ gierten in den •eisten Städten wegen ihrer Araut auf e• letzten Platz der ehrbaren Handwerke. Sie wurden buchstäblich i• Webstuhl geboren und starben ia Stuhl. – Lediglich in einigen Städten Norddeutschlands hatten sie eine bessere soziale Stellung inne und finden sich dort bezüglich einzelner fa•ilien sogar ia Rat. Siehe dazu, I nsbesondere auch zur Ursache der Ar•ut der Weber i n Süddeutschl and, unten Anaerkung 41 .
{36) Das heißt die politische Freiheit voa Landesherrn, die leibliche Freiheit vo• Leibherrn, und die dingliche (sachliche) Freihei t voM Grundherrn. – Die freien Leute auf Leutki rcher Heide waren ein (ia SpätMittelalter überaus seltenes) Getiegen königs­ freier Bauern, deren Freihei t bi� i n die Landnah•ezeit zurück­ reicht. Multschers Vater hatte dort die Walbelhube inne, •it der das A•t verbunden war, die Gerichtsstätte in Ordnung zu halten
-35-
– 36 –
und jeweils vor den Gerichtstagen herzurichten. – Siehe dazu M. Trlpps 1969, 21-30 und Ana. 42-109 (dort auch die ältere Litera­ tur ) .
(37) Multscher hatte ia Sinne des „Crescento• den Retabel­ typus Mit geschnitzte• Schrein und gelalten Flügeln entwic�elt, Ni�las Gerhaert ia Sinne des „Oecrescento• den Typus Mit ge­ schnitzte• Schrei n und rel iefierten Fl ügeln geschaffen. Beide Typen wurden i n der Folgezeit von den Meistern der Stil �reise ua die beiden Großen Mitunter •reinrassig“ verwendet, in den •ei­ sten Fällen jedoch verlischt gegeben: geschnitzter Corpus alt auf den Werktagssei ten geaal ten, den feiertagsselten rel iefierten flügeln, und uMgekehrt. So entstand die wohl herrlIchste Synthese aus den ullisch-aul tscheri schen und den in Konstanz von Gerhaert entwickelten stilistischen Merkaalen i• (zur 2eit des Bilderstur­ •es) zerstörten Hochal tarretabel des Ul •er MOnsters, wie uns dessen Oberko11ener Riß erkennen läßt. Ohne die hier syntheti­ sierten ul1ischen und Konstanzer Wurzel n i st die ganze fol gende große oberdeutsche Retabel tradi tion bis hin zu Stoß, RieMen­ schnei der und Syfer auf der ei nen, und Pacher, Kl ocker und Schnatterpeck auf der anderen Seite nicht denkbar (u• nur bei­ spielhaft einige Vertreter zu nennen), hätte sie nicht entstehen können. Sie wäre, wie die niederländische Retabelproduktion ins fabrik äßige abgeglitten (vgl. Schwäbisch Hall). – Vgl. dazu W. Paatz 1963, 114 ff. und M. Tripps 1969, 162-166 und An•. 875.
(38) Stehe oben An . 28, letzter Abschnitt und Au. 32. (39) Siehe oben An•. 30, 2. AbHtz und Au. 32.
(40) Vgl . W. Oeut ch 1966, 7 ff.
(41) Verlag gab es in der Leinwandproduktion bzw. deM Lei­ nen- und Barchenthandel schon sei t der zwei ten Häl fte des 14.‘ Jahrhunderts. Verlag als Wi rtschaftsfor•, als Organisati onsforM der Produktion heißt: Bestellung der Produktion von Ware bei Unternehmern i n ei ner besti MMten Menge und zu ei ne• verei nbarten Preis; AbnahMe der Ware und Bezahlung der Herstel ler; an­ schließend Verkauf der Ware durch den Besteller (Verleger) auf eine Rechnung zu de• Preis, den der jeweilige Markt hergibt..
Oie Weber waren ait der 2ei t vor al leM daru1 i n ArMut gekoMaen, weil die Kaufleute, die als Verleger auftraten, ihnen zunächst Großaufträge zu annehMbaren Prei sen vergaben. Diese Aufträge bedeuteten anfangs Vol l beschäfti gung und s i cheres Gel d . U• d i e Aufträge ausführen zu können, benötigten die Meister zuaeist dfe ganze Kapazität ihrer Werkstatt. Sie außten darua Aufträge von ihren bisherigen privaten Kunden ablehnen und verloren so diesen wichtigen Tei l ihrer Kundschaft. War dies ei ngetreten, und der Weber dadurch in Abhängigkeit vo1 �aufaann (Verleger) geraten, bot ihm dieser zwar wieder Großaufträge an, aber nicht aehr zua bisherigen bzw. voM WeberMeister geforderten, sondern voM Kauf­ Mann diktierten Preis. Der Weber Mußte annehMen, ob er woll te oder nicht, wol l te er nicht gleich verhungern. Sei ne andere Kundschaft hatte er ja verloren. UM einigerMaßen Mit deM Schund­
prei s herauszukoMMen, Mußten außer den Gese l l en und
auch Frau und Ki nder Mi tarbei ten: weben und weben von
spät (stehe dazu auch oben Ana. 35). – Schließlich verelendeten die Weber i a Laufe der Zei t durch den ständ i g s t eh wi ederhol enden
Lehrl i ngen früh bis
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Prei�druck derart, daß ihnen nicht einaal aehr der Webstuhl bzw. die -stühle gehörte(n), sondern ihnen voa Verleger gestellt wur­ de(n). Arbeiteten sie nicht zu den von iha diktierten Preisen, nah• er i hnen d.i e Stühl e weg.
Ia Spätaittelalter verbreitete sich das Verlag�wesen •ehr und •ehr und erstreckte �ich ait der 2eit auf die Produkte der ver­ schiedensten Berufszweige, so auch al� neue Organisationsfora auf die Kunstproduktion. – Un� Heutigen i�t da� Verlagswesen ledig­ l i ch noch i n der Buchproduktion gel äufi g; i n aei ner Ki ndhe i t jedoch gab es auch noch den Bierverlag.
(42) Vgl . dazu W. Deutsch 1966, 7 ff. – _Vgl . bezügl i ch der Mögl i chkei ten, Hände zu schei den, auch das auf Seite 24 a• Schl uß dieser Arbeit Ausgeführte.
(43) Vgl . dazu E. Maschke 1980, 380 ff. , sowie oben Ana. 33 und 34.
(44) Vgl . dazu Walter Paatz, Die Kunst der Renaissance in Ital ien (1954) 27 ff.
(45) Vgl. dazu Wilhela Pinder, Die deut�che Plastik vo• au�­ gehenden �lttelalter bis zu• Ende der Renaissance {1914) 16 f.; A. Hauser 1957, 120 Mi tte.
(46) Siehe oben Ana. 44 und M. Tripps 1973, 113 f.
(47) Vgl . dazu die i n An•. 4 zusaa•engestel l te die�bezügl i ­ che L i teratur. – Streng geno•aen herr�chte Zunftzwang noch b i s zur Aufhebung durch Napoleon I. i• 2uge seiner Eroberung der deutschen Staaten und der dabei neben der „Flurbereinigung• zu­ gleich auch (i• Rahaen des Code Civi le) vorgeno••enen neuen Recht�ordnung und Liberalisierung der Wirtschaft.
{48) Vgl . dazu A. Hauser 1957, 123 f.; E. Maschke 1980, 175 ff. und 234-445. – Vgl. dazu ferner Werner Soabart, Der •oderne Kapftal i s•us I, 85 ff.
(49) In der 2unftorgani �ation ei ner Stadt nah•en die Zünfte unterschiedliche Ränge ein (siehe auch oben S. 13). Das Zunft­ wesen unterschied �ich in zwei große, für die Bedeutung i• So­ zialgefüge grundlegende Gruppen: i n die „Herrenzünfte• und i n die „Handwerkerzünfte• (vgl. dazu [. Maschke 1980, 450 ff. ). Zu den ersteren zählten, fall� �ie nicht überhaupt zu der Bevölkerungs­ gruppe gehörten, die •nuit der zünfte und nuit der andtwerke“ war, die das pol itische Regi•ent führenden Patrizierfaai l ien, die Ia Fernhandel tätigen Großkaufleute und Kaufleute, sowie die i• Geldwechsel, Bank- und Rentenwesen Tätigen; und außerde• und als einzige unter den Handwerkern – wie schon angeklungen – die Gold­ sch•iede und die Gol dschl äger, die� wegen i hres U•gangs •it de• edlen Metal l und den daraus resul tierenden •eist großen Ver•ögen ( vgl . dazu auch S. 21 unten). Sie nah•en unter den zünfti gen Handwerkern (Kunsthandwerkern) den ersten Rang ein und trugen daru• auch bei kirchl ichen Prozessionen den ersten Hi••el . Auch waren �ie fähig das Münz•eistera•t zu bekleiden, und sie gehörten al s Angehörige ei ner der Herrenzünfte zu den ratsfähigen Fa•i l ien bzw. zu den Ratsverwandten. – Oie Goldschaiede waren die einzigen Kunsthandwerker { Kün�tler ) , die i n der Zunftorgani sation ei ne
Sonderstel l ung ei ngenoaaen haben, und diese sowohl von i hrer Tätigkeit (Uagang 1it. dea edlen Metall) als insbesondere auch von ihrer Veraögenslage her (zur Hierarchie der Zünfte siehe außer E. Maschke 1980, auch M. Tripps 1973, 70 ff.).
(50) Zur Ursache der Zurec�nung der Künste zu den einfachen Handwerken, sowie zur Herkunft, zu Wesen und Ei ntei l ung der Künste in die „artes liberales• (und diese wiederu• in ein Tri­ vtua und Quadrfvtua) und in dfe •artes aechantcae• und zu den Folgen dieser Einteilung stehe M. Tripps 1968, 115 ff. – Zu• Problea der Methoden und Mögl ichketten der Gestal tung: ders. 1969, 1-16.
(51) Vgl . Albrecht Oürer, Schriften, Tagebücher, Briefe.
Auswahl und Einleitung von Max St•ck (1961) 126. – Mit „Schaa­ rotzer“ Mei nt Oürer ei nen Menschen, der von sei ner Stel l ung i n der sozialen Ordnung her nirgendwo Rechte geltend aachen kann, sondern – ua einigerMaßen unbehelligt leben zu können – sich stets alles von der Obrigkeit gnädiglich erflehen und gefallen lassen Muß.
In eine• zweiten Brief an Wlllibald PirkheiMer schreibt . Oürer: „Ich bin eine Edelaann in Venedig geworden• {Steck 1961, 119). – Vgl . dazu auch Ludwig Grote, „Hier bfn ich ei n Herr• – Oürer i n Venedig (1965) . – Vgl . zu dea Problea der Schutzlosigkeit, Will­ kür der Obrigkeit und des ewigen Bitten- und ErflehenaUssens auch die Bittbriefe der Hei l bronner Handwerker und Kunsthandwerker an den Rat und dessen Verhalten (M. Tripps 1963 und Heflbronner ll r k u n d e n b u c h ) .
{52) Vgl . A . Hauser 1957, 123; E . Maschke 1980, 175 ff. und 234-445. Vgl . dazu ferner W. Soabart I (wie Ana. 48) , 85.
{53) An den Höfen i n Frankrei ch hatte aan als Weg, ua Hand­ ‚ werker, die aan als Künstler erkannt hatte, voa Zunftzwang zu befreien und als eigenverantwortliche, selbständige Künstler an die Höfe zu holen, die List der Verleihung eines Hofranges erfun­ den. Man ernannte dfe betreffenden Kunsthandwerker bzw. Künstler zu• „varlet de chaabre• (Kaaaerdiener) .
{54) Vgl. dazu A. Hauser 1957, 120 Mitte, sowie die Floren­ tiner Archivalien aus jener Zelt.
(55) Vgl . dazu W. So bart I (wie Ana. 48), 85.
(56) Beispielswelse die bürgerliche Bescheidenheit der Pro­ dukte, das Un onu entale und das Unprätentiöse ihres For•ats.
(57) Vgl. dazu A. Hauser 1957, 119.
(58) Vgl. dazu H. Huth 1967 (2. Auflage), 86.
���il1� �� i� ��i�� Abb. 1-6: aus H. Huth 1967; Abb.7: aus H. Leiter•ann, Deutsche Goldschaiedekun t. Stuttgart 1953.
Anschrift de Autor : Prof. Dr. Manfred Tripps, Konradweg 10-12, Ö-:-7föö-H EILB RÖNN:BÖC K I NG E N
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QUOTIDIANUM
MEDIUM AEVUM
Krems
1984
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Ge ruc t i t IJnter· tiltzung der·
Ni ederösterreir.hi chen Landesregierung
Herausgeber: Medi uM Aevu1 Quotidianu1. Gesel lschaft zur Erforschung der MHteri�llen Kultur des Mittelalters, Körner­ ur t 13, A-3500 reiS, Osterr e i r.h. – für den Inhal t verant­ wortlich: Uni v. Prof. Dr. Harry Kühnel. – Druck: HTU­ Irts<·haftshetr-ie Ge .l. b . H., Karl sgasse 16, 1040 len

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