Zwischen gesicherter Nahrung
und gar zu klain gemachten knedlen:
Die Ernährungssituation in Fürsorgeeinrichtungen
im (Erz-)Herzogtum Österreich unter der Enns
vom 14. bis zum 17. Jahrhundert – eine Projektskizze
Sarah Pichlkastner und Ingrid Matschinegg
Als Ende der 1960er Jahre aufgrund von Straßen-, Brücken- und Kanalbauarbeiten
der Abriss des Chorraumes der Bürgerspitalkirche in Weitra drohte,
kamen bei einer Suche nach Fresken bisher unbekannte, wertvolle Wandmalereien
zum Vorschein – schlussendlich konnte der Abriss verhindert und
stattdessen in den Jahren 1970 bis 1974 eine Restaurierung der Kirche samt der
Fresken durchgeführt werden.1 Zu den ältesten Wandmalereien, die aus der
Anfangszeit des 1340 gegründeten Bürgerspitals stammen dürften, zählen
Darstellungen an der Seitenwand des Schiffs, die sich als die „Werke der
Barmherzigkeit“ interpretieren lassen. Unter den noch erhaltenen „Werken“
findet sich auch „Hungrige speisen“ bzw. ,,Durstige tränken“: Ein Person überreicht
mehreren an einem Tisch sitzenden Armen etwas zu essen und/oder zu
trinken (Abb. !). An der anschließenden Triumphbogenwand ist die ungefähr
zeitgleich entstandene visuelle Umsetzung der Legende der Heiligen Elisabeth
von Thüringen zu sehen, die in einer Szene ebenfalls zwei Hungrige speist.‘
1 Herwig BIRKLBAUER, Die Bürgerspitalstiftung in Weitra, in: Das Waldviertel 23 (1974),
S. 168-172, hier S. l 70f.
2 Die hier gebotene Interpretation von Abb. 1 ist nicht unumstritten. Sie wurde von Ernst
Bacher und ursprünglich auch von Elga Lanc vertreten; Ernst BACHER, Die Wandmalereien
der Spitalskirche von Weitra, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege
27 (1973), S. 176-181, hier S. 178; Elga LANC, Die mittelalterlichen Wandmalereien
in Wien und Niederösterreich (Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien Österreichs
1, Wien 1983), S. 371. Dieser Sicht folgt auch REALonline, das digitale Bildarchiv
des IMAREAL (Archivnr. 011357). In einem rezenten Beitrag kommt Lanc jedoch zu
einem anderen Ergebnis und sieht darin neben der Bekleidung Nackter nur „Dürstenden zu
trinken geben“, da sie eine andere Szene als „Hungrige speisen“ interpretiert (REALonline,
Archivnr. 011355), die jedoch davor (nach Ansicht der Autorinnen berechtigterweise) als
„Gefangene besuchen“ angesehen wurde; Elga LANC, Die Vita der hl. Elisabeth von
56
pass in mittelalterlichen Spitälern neben einem Dach über dem Kopf vor allem
die dort gereichte Nahrung von Bedeutung war, geht etwa aus einer Urkunde für
das Bürgerspital in Perchtoldsdorf aus dem Jahr 1414 hervor, die von der
Spitalgtiinderin Herzogin Beatrix von Zollem einige Jahre nach der Gründung
ausgestellt wurde: Und haben bedacht und angesehen die natdurft meniger
krankchen armen menschen, die nicht hausung haben und ir narung besuechen
mugen, das dieselben armen menschen in dem benanten spital behauset und
gespez.s et werd e n. 3
Abb. 1: ,,Nackte bekleiden“ (links) und „Hungrige Speisen“ bzw. ,,Durstige tränken“ (rechts)
als „Werke der Barmherzigkeit“ in der Bürgerspitalkirche in Weitra (ca. Mitte 14. Jh.),
Foto: Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit,
REALonline, Archivnr. 011357.2
Thüringen und die Werke der Barmherzigkeit. Zur mittelalterlichen Monumentalmalerei in
der Bürgerspitalskirche in Weitra, in: Das Waldviertel 62 (2013), S. 52-62, hier S. 53-55
(zur Elisabethlegende S. 55-61). Allgemein zur Darstellung der Werke der Barmherzigkeit
in der Kunst Ralf VAN BÜHREN, Die Werke der Barmherzigkeit in der Kunst des 12.-18.
Jahrhunderts. Zum Wandel eines Bildmotivs vor dem Hintergrund neuzeitlicher
Rhetorikrezeption (Studien zur Kunstgeschichte 115, Hildesheim-Zürich-New York 1998).
3 Zit. nach Silvia PETRIN, Geschichte des Marktes Perchtoldsdorf 1: Von den Anfängen bis
1683 (Perchtoldsdorf 1983), S. 264f.
57
Wie diese Beispiele bereits andeuten, gehörte in mittelalterlichen und auch
frühneuzeitlichen Fürsorgeeinrichtungen neben der Bereitstellung einer
Unterkunft die Versorgung der Insassinnen mit spiritueller und leiblicher
„Nahrung“ zu den wichtigsten Leistungen. Diese Institutionen, die unter dem
Oberbegriff Spitäler zusammengefasst werden können, hatten jedoch mit den
heutigen im österreichischen Raum als Spitäler bezeichneten Krankenhäusej-wenig
gemein. Die medizinische Versorgung der dort untergebrachten „Armen“
(Alte, Behinderte, Kranke, Schwangere, Wöchnerinnen, Waisen- und
Findelkinder, Pilgerlnnen usw.) stand – abgesehen von größeren Einrichtungen
– lange nicht im Vordergrund und gewann erst ab dem Spätmittelalter langsam
an Bedeutung. 4
Die oft multifunktionalen Einrichtungen bieten für den Untersuchungszeitraum
eine der wenigen Möglichkeiten, die Ernährungslage Armer zu beleuchten, da
für die Nahrungsversorgung armer Bevölkerungsgruppen außerhalb solcher
Institutionen kaum Quellen zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund musste die
,,Anstaltskost“ bereits mehrfach und teilweise unreflektiert eine „Lückenbüßerfunktion“
einnehmen.5 Da sich Fürsorgeeinrichtungen für die Insassinnenjedoch
vor allem durch eine vergleichsweise gesicherte Ernährungslage auszeichneten.?
kann eine Untersuchung der institutionellen Nahrungsversorgung im besten Fall
vorsichtig zu interpretierende Hinweise bezüglich der Ernährungssituation
Armer außerhalb der Einrichtungen liefern.7 Weitere Einschränkungen ergeben
sich daraus, dass die in Institutionen versorgten Personen keinesfalls mit den
.Armen“ außerhalb gleichzusetzen sind, die ohnehin eine schwer allgemein-
4 Grundlegend als Überblick zu Spitälern im heutigen österreichischen Raum in Mittelalter
und früher Neuzeit Thomas JUST-Herwig WEIGL, Spitäler im südöstlichen Deutschland
und in den österreichischen Ländern im Mittelalter, in: Martin SCHEUTZ-Andrea
SOMMERLECHNER-Herwig WEIGL-Alfred Stefan WEiß (Hg.), Europäisches Spitalwesen.
Institutionelle Fürsorge in Mittelalter und Früher Neuzeit / Hospitals and
Institutional Care in Medieval and Early Modem Europe (Mitteilungen des Instituts für
Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsbd. 51, Wien-München 2008), S. 149-
184; Martin SCHEUTZ-Alfred Stefan WEiß, Spitäler im bayerischen und österreichischen
Raum in der Frühen Neuzeit (bis 1800), in: ebd., S. 185-229.
5 Für einen Überblick dazu Ulrike THOMS, Anstaltskost im Rationalisiernngsprozeß. Die
Ernährnng in Krankenhäusern und Gefängnissen im 18. und 19. Jahrhundert (Medizin,
Gesellschaft und Geschichte, Beiheft 23, Stuttgart 2005), S. 15-18 (Zitat S. 16).
6 Robert JÜTTE, Die Küche der Armen in der frühen Neuzeit am Beispiel von Armenspeisungen
in deutschen und westeuropäischen Städten, in: Tel A viver Jahrbuch für
deutsche Geschichte 16 (1987), S. 24–47, hier S. 36, 45; UlfDIRLMEIER, Untersuchungen
zu Einkommensverhältnissen und Lebenshaltungskosten in oberdeutschen Städten des
Spätmittelalters (Mitte 14. bis Anfang 16. Jahrhundert) (Abhandlungen der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse 1978/1, Heidelberg 1978),
S. 308, 36lf., 364f.
7 Robert Jütte geht davon aus, ,,daß lediglich die Almosenausteilungen in der öffentlichen
Fürsorge, welche teilweise den individuellen Bedarf berücksichtigten, der tatsächlichen
Ernährungssituation vieler unbemittelter und einkommensschwacher Personen entsprochen
haben“; JÜTTE, Küche (wie Anm. 6), S. 33.
58
. definierbare und in sich sehr inhomogene Bevölkerungsgruppe bildeten.8
gt1lt‘.ter hinaus wurden Spitalquellen aufgrund ihrer vielfach oa; früh einsetzenden [m fall von Rechnungsbüchern, Grundbüchern und Ähnlichem auch
un ·eJlen Überlieferung beispielsweise auch dazu verwendet, um sich allgemein
ser: ,,Einkommensverhältniss~n und Lebensh~ltungskost~n“ in
1
spätm)ttelalterli:
en Städten9 oder der Entwicklung von Preisen und Löhnen ° ausemanderzusetzen.
Forschungsstand zu Ernährung im Allgemeinen
und in Fürsorgeeinrichtungen
In der Nachkriegszeit gingen die ersten Impulse, sich im deutschsprachigen
Raum mit der Ernährung in der Vergangenheit zu beschäftigen, in Anlehnung an
die französische Annales-Schule von der Europäischen Ethnologie (Volkskunde)
sowie auch der Wirtschafts-, Sozial- und Alltagsgeschichte aus. Die 1970er
und 1980er Jahre brachten dabei eine „Hochkonjunktur“ der Thematik, wobei es
zu produktiver interdisziplinärer Zusammenarbeit kam, für die stellvertretend
das gemeinsame Wirken des Ethnologen Günter Wiegelmann sowie des Wirtschafts-
und Sozialhistorikers Hans Jürgen Teuteberg genannt werden soll. 11
Bezüglich weiterer Untersuchungen zur Ernährungsgeschichte des Mittelalters
und der frühen Neuzeit sei zudem auf die Ethnologen Gunther Hirschfelder und
Ulrich Tolksdorf sowie die (Wirtschafts- und Sozial-)Historiker Ernst Schubert
und – für den österreichischen Raum – Roman Sandgruber verwiesen.12 Auf
8 Wolfgang VON HIPPEL, Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit
(Enzyklopädie deutscher Geschichte 34, München 22013), S. 3-53; Martin
RHEINHEIMER, Arme, Bettler und Vaganten. überleben in der Not 1450–1850
(Europäische Geschichte, Frankfurt/Main 2000), S. 14-18.
9 Als Beispiel sei hier die vorbildhafte Untersuchung von Ulf Dirlmeier genannt, der Quellen
zahlreicher süddeutscher Spitäler verwendete: DIRLMEIER, Untersuchungen (wie Anm. 6).
10 Stellvertretend für mehrere ähnliche Untersuchungen Alfred Francis PRIBRAM (Hg.),
Materialien zur Geschichte der Preise und Löhne in Österreich 1 (Veröffentlichungen des
Internationalen Wissenschaftlichen Komitees für die Geschichte der Preise und Löhne 1,
Wien 1938). Unter anderem wurden dafür die jährlichen Rechnungsbücher des Wiener
Bürgerspitals herangezogen.
11 Barbara KRUG-RICHTER-Clemens ZIMMERMANN, Art. Ernährung, in: Friedrich JAEGER
(Hg.), Enzyklopädie der Neuzeit 3 (Stuttgart 2006), Sp. 463-485; THOMS,
Anstaltskost (wie Anm. 5), S. 13-24; Hans Jürgen TEUTEBERG, The diet as an object of
historical analysis in Germany, in: DERS. (Hg.), European Food History. A Research
Review (Leicester-London-New York 1992), S. 109-128. Als Beispiele für die
angesprochene interdisziplinäre Zusammenarbeit Hans Jürgen TEUTEBERG-Günter
WIEGELMANN, Der Wandel der Nahrungsgewohnheiten unter dem Einfluß der
Industrialisierung (Studien zum Wandel der Gesellschaft und Bildung im Neunzehnten
Jahrhundert 3, Göttingen 1972); DIES., Unsere tägliche Kost. Geschichte und regionale
Prägung (Studien zur Geschichte des Alltags 6, Münster 1986).
12 Publikationen (in Auswahl): Gunther HIRSCHFELDER, Europäische Esskultur. Eine
Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute (Frankfurt/Main-New York 2001);
59
internationaler Ebene sind unter anderem Massimo Montanari und Louis Stouff
zu nennen. 13 Gegenwärtig gibt es mit den „Food Studies“ neue Ansätze
Ernährung aus interdisziplinärer Sicht (Soziologie, Kulturwissenschaft, Ethno~
Jogie, Geschichtswissenschaft, Philosophie usw.) und vielen verschiedenen Perspektiven
zu beleuchten.14
Während mittelalterliche und frühneuzeitliche Spitalgeschichte in den letzten ca.
20 Jahren einen wahren „Boom“ erfahren hat, ist die Anzahl an Spezialuntersuchungen
zur Ernährungslage in derartigen Einrichtungen immer noch
sehr überschaubar.15 Für den deutschen Sprachraum liegen bislang drei Monographien
vor, die allesamt von Ethnologlnnen verfasst wurden. Den Anfang
machte Barbara Krug-Richter, die 1994 eine beispielhafte Untersuchung zu zwei
Einrichtungen in Münster vorlegte.16 Ihr folgten Andreas Kühne (St. Katharinenspital
in Regensburg, 2006) und Wolfgang Kleinschmidt (Spital St. Georg
in Speyer, 2012).17 Zudem sind die als Aufsätze erschienenen frühen Studien
von Edith Schlieper zur Ernährung in den Hohen Spitälern Hessens und von
Robert Jütte allgemein zur Ernährung in Spitälern und in Form von Armen.
ausspeisungen sowie die rezenteren Forschungen von Elke Schlenkrich zu
nennen.18 Demnächst wird ein umfangreicher Aufsatz zur Ernährung in
Ulrich TOLKSDORF, Nahrungsforschung, in: Rolf Wilhelm BREDNICH (Hg.), Grundriß
der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der europäischen Ethnologie (Berlin
32001), S. 239-254; Ernst SCHUBERT, Essen und Trinken im Mittelalter (Darmstadt
22010); Roman SANDGRUBER, Anfänge der Konsumgesellschaft. Konsumgüterverbrauch,
Lebensstandard und Alltagskultur in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert (Wien
1982).
13 Als Beispiele für ihre einschlägigen Werke Massimo MONTANARI, Der Hunger und der
Überfluß. Kulturgeschichte der Ernährung in Europa (München 1993); Louis STOUFF, La
table provencale. Boire et manger en Provence it Ja fin du Moyen Äge (Avignon 1997).
14 Für einen Überblick zu den verschiedenen beteiligten Disziplinen und den Inhalten Ken
ALBALA (Hg.), Routledge International Handbook of Food Studies (London-New York
2013).
15 Zu Forschungsdesideraten der Spitalgeschichte Christina VANJA, Offene Fragen und
Perspektiven der Hospitalgeschichte, in: SCHEUTZ-SOMMERLECHNER-WEIGLWEiß,
Spitalwesen (wie Anm. 4), S. 19-40.
16 Barbara KRUG-RICHTER, Zwischen Fasten und Festmahl. Hospitalverpflegung in
Münster 1540 bis 1650 (Studien zur Geschichte des Alltags 11, Stuttgart 1994).
17 Andreas KÜHNE, Essen und Trinken in Süddeutschland. Das Regensburger St. Katharinenspital
in der Frühen Neuzeit (Studien zur Geschichte des Spital-, Wohlfahrts- und
Gesundheitswesens 8, Regensburg 2006); Wolfgang KLEINSCHMIDT, Essen und
Trinken in der frühneuzeitlichen Reichsstadt Speyer. Die Rechnungen des Spitals St.
Georg ( 1514-1600) (Münsteraner Schriften zur Volkskunde/Europäischen Ethnologie 17,
Münster 2012).
18 Edith SCHLIEPER, Die Ernährung in den Hohen Hospitälern Hessens 1549-1850 mit
einigen kulturgeschichtlichen Beobachtungen, in: Walter HEINEMEYER (Hg.), 450 Jahre
Psychiatrie in Hessen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 47,
Marburg 1983), S. 211-265; Robert JÜTTE, Diets in Welfare Institutions andin Outdoor
Poor Relief in Early Modem Western Europe, in: Ethnologia Europaea. Journal of
European Ethnology 16 (1986), S. 117-136; DERS., Küche (wie Anm. 6); Elke
60
„ terreichischen Spitälern der frühen Neuzeit erscheinen, verfasst von Martin
~~heutz und Alfred Stefan Weiß. 19 Abgesehen davon sind Hinweise auf die
ErnährUngslage in Spitälern vor allem in Beiträgen zu den diversen einzelnen
Einrichtungen zu finden.~0 Die Nahrungsversorgung in Fürsorg~eim:ichtungen
teilt eine A1t der Gememschaftsverpflegung von „Menschen, die mcht durch
}arniliäre Bindungen miteinander verbunden waren“, dar.“ Gleichzeitig kann die
Ernährung in Spitälern, zumindest in größeren Einrichtungen, als Form der
Großküchenverpflegung“ gesehen und untersucht werden.22
“
Struktur und Topographie der Fürsorgeeinrichtungen
Österreichs unter der Enns
Der Forschungsstand zu Fürsorgeeinrichtungen im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Land unter der Enns ist bis dato ebenso gut überschaubar. Dies gilt
auch für die damalige Hauptstadt Wien, für die immer noch ein Werk aus dem
Jahr 1867 grundlegend und kaum aufgrund neuerer Forschungen überholt ist.23
SCHLENKRICH, Die Speisen der Armen in Sachsen. Archivalische Befunde vom 16. bis
um die Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Sylvia HAHN-Nadja LOBNER-Clemens
SEDMAK (Hg.), Armut in Europa 1500-2000 (Quersclmitte 25, Innsbruck-Wien-Bozen
2010), S. 162-176.
19 Martin SCHEUTZ-Alfred Stefan WEiß, Speisepläne frühneuzeitlicher österreichischer
Spitäler in Fest- und Fastenzeiten und die Kritik an der Ernährungssituation im Spital, in:
Artur DIRMEIER (Hg.), Ernährungskultur zwischen Festtag und Fasttag [in
Vorbereitung]. Die Autorinnen bedanken sich für die Vorab-Zurverfügungstellung dieses
Beitrags.
20 Als Überblick noch zu erwähnen ist die knappe Zusammenfassung von Adalbert
Mischlewski zur Verpflegung in Spitälern: Adalbert MISCHLEWSKI, Alltag im Spital zu
Beginn des 16. Jahrhunderts, in: Alfred KOHLER-Heinrich LUTZ (Hg.), Alltag im 16.
Jahrhundert. Studien zu Lebensformen in mitteleuropäischen Städten (Wiener Beiträge zur
Geschichte der Neuzeit 14, Wien 1987), S. 152-173, hier S. 165-167. Ingrid Treyer
wiederum fasste in ihrer Diplomarbeit die damalige Forschungslage zur Ernährung in
österreichischen Spitälern zusammen; Ingrid TREYER, Leben im städtischen Spital. Vom
Beginn des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts (Dipl. Universität Wien 1996), S. 61-77.
21 Barbara KRUG-RICHTER, Art. Gemeinschaftsverpflegung, in: JAEGER, Enzyklopädie
(wie Anm. 11), 4 (2006), Sp. 406-409.
22 KÜHNE, Essen (wie Anm. 17), S. 23-28.
23 Karl WEiß, Geschichte der öffentlichen Anstalten, Fonde und Stiftungen für die
Armenversorgung in Wien (Wien 1867). Zum Forschungsstand für Wien Sarah
PICHLKASTNER, Insassen, Personal und innere Organisation des Wiener Bürgerspitals
in der Frühen Neuzeit. Eine Projektskizze, in: Mitteilungen des Instituts für
Österreichische Geschichtsforschung 123 (2015), S. 117-132, hier S. 121f. Zu einzelnen
Wiener Fürsorgeeinrichtungen gibt es ausführlichere Untersuchungen (Auswahl): Brigitte
POHL-RESL, Rechnen mit der Ewigkeit. Das Wiener Bürgerspital im Mittelalter
(Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, Ergänzungsbd. 33,
Wien-München 1996); Thomas JUST, Das Wiener Pilgerhaus. Studien zum Leben, zur
Wirtschaft und zur Bautätigkeit eines mittelalterlichen Spitals (Dipl. Universität Wien
1995); Ernst NOWOTNY, Geschichte des Wiener Hofspitals. Mit Beiträgen zur Geschichte
der inkorporierten Herrschaft Wolkersdorf (Forschungen zur Landeskunde von Nieder-
61
Für Niederösterreich und Wien versuchte Jürgen Richter in seiner aus <lern J
1964 stammenden Dissertation, die mittelalterlichen Spitalgründungen fläch ahr
deckend zu erfassen und aufzuarbeiten.24 Ernst Nowotny publizierte 1985 eiinknappen
Überblick zu den niederösterreichischen Bürgerspitälern, wobei t1
darin angekündigte „größere Arbeit“ leider nie erschienen ist.25 Aus bau- bz ie
kunstgeschichtlicher Sicht beschäftigten sich Friedrich Mühling und Gertrt·
Blaschko mit niederösterreichischen (Bürger-)Spitälern.26 Zu den einze]n:t
Institutionen gibt es im besten Fall mehr oder weniger alte bzw. umfangreich~
Beiträge, meist in Form von Aufsätzen. In vielen Fällen sind die Fürsorge.
einrichtungen jedoch nur in stadt-, markt- oder ortsgeschichtlichen Werken arn
Rand erwähnt, Besser untersucht sind, abgesehen von einigen Wiener
Spitälern,“ die (Bürger-)Spitäler von Eggenburg“, Horn29, Krern83o
Perchtoldsdorf“, Waidhofen an der Ybbs32, Wiener Neustadt33 und Zwett]34
Österreich 23, Wien 1978); Walter SCHEICHL, Das Heiligengeistspital vor dem Kämtnertor
Wiens (Diss. Universität Wien 1959). 24 Jürgen RICHTER, Das Spitalwesen Niederösterreichs und Wiens im Mittelalter, 2 Bd,
(Diss. Universität Wien 1964). Bereits 1931 wurde ein kurzer Überblick veröffentlicht:
Ludwig KOLLER, Niederösterreichs charitatives Leben in der Vergangenheit, in: Unserer
Heimat4 (1931), S. 183-194. 25 Ernst NOWOTNY, Die ehemaligen Bürgerspitäler Niederösterreichs und ihre Kirchen, in:
Unsere Heimat 56 (1985), S. 267-281. 26 Friedrich MÜHLING, Die Bürgerspitäler in Niederösterreich. Bautypologie und Möglichkeiten
einer Revitalisiernng dargestellt am Beispiel des Bürgerspitals in Laa an der Thaya
(Dipl. Technische Universität Wien 1986); Gertraut BLASCHKO, Mittelalterliche Hospitäler
in Österreich (Dipl. Universität Wien 1997).
27 Vgl. dazu Anm. 23.
28 Ludwig BRUNNER, Das St. Martinsspital in Eggenburg. Tätigkeits-Bericht des Vereines
der Krahuletz-Gesellschaft in Eggenburg[ … ] 1901 bis 1925 (Eggenburg 1926), S. 17-109;
Burghard GASPAR, Die Mühle des St. Martinspitals im Windischen Dorf bei Eggenburg,
in: Archäologie Österreich 17 (2006), S. 44–48. 29 Erich FORSTREITER, Das Homer Bürgerspital, seine Stiftung und rechtsgeschichtliche
Entwicklung und sein Archiv, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich NF 31
(Wien 1953/54), S. 34-80; Erich RABL (Hg.), 600 Jahre Stiftung „Bürgerspital zu Horn“
(Horn 1995); Gerhard TRIBL, Einblicke in die Wirtschaftsführung des Homer
Bürgerspitals: Die Wochenzettel von 1595-1597, in: Das Waldviertel 60 (2011), S. 262-
277.
30 Hier vor allem Gerhard JARITZ, Die „armen Leute“ im Spital. Zur Aussage der Kremser
Spitalmeisterrechnungen aus den Jahren 1459 bis 1461, in: Mitteilungen des Kremser
Stadtarchivs 21/22 (1981/82), S. 21-64; Dorothea DEMAL, Zur Geschichte der Kremser
Spitäler im Mittelalter (Dipl. Universität Wien 1985).
31 Unter anderem Helga HOLUBEC, Bäuerliches Kulturgut in Perchtoldsdorfer Spital- und
Kirchenmeisterrechnungsbüchem 1495-1539 (Diss. Universität Wien 1966); Alexis
MUNDT, Fürsorge in der Krise? Das Bürgerspital von Perchtoldsdorf im 17. Jahrhundert
(Dipl. Universität Wien 2008). 32 Friedrich RICHTER, Vom Siechenhaus zum Allgemeinen öffentlichen Krankenhaus der
Stadt Waidhofen an der Ybbs (1277 bis 1935) (Waidhofner Heimatblätter Sondernummer
April 1988, Waidhofen/Ybbs 1988); Andrea BOTTANOVA, Die armen spitaler und die
armen siechen. Die Spitäler in Waidhofen an der Ybbs am Beginn des 17. Jahrhunderts –
62
owie das Herrschaftsspital in Weitersfeld.“ und das Spital des Stiftes
kiosterneuburg.36 Kenntnisse über die Ernährungslage in den verschiedenen
Einrichtungen im heutigen Niederösterreich und Wien sind bisher nur aus
einzelnen verstreuten Hinweisen zu gewinnen. zu den ältesten Einrichtungen in Wien und Niederösterreich zählen im 12. und
J3. Jahrhundert entstandene und meist von Orden getragene Spitäler für
pilgernde bzw. Reisende (z. B. Mailberg, Spital bei Weitra) sowie Spitäler bei
Stiften und Klöstern, wobei hier oftmals zwischen Einrichtungen für
Klosterangehörige (,,Infümerien“) sowie für „Externe“ (Klosterpersonal,
pilgerlnnen, Reisende, Arme; ,,hospitale pauperum“) zu unterscheiden ist.
Letztere sind früh, im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert, etwa für Göttweig,
Heiligenkreuz, Klosterneuburg, Lilienfeld, St. Pölten oder Zwettl belegt.“ Ab
der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden in oder auch vor den Städten und
Märkten die ersten kommunalen Spitäler, die meist für Bürger und deren
Angehörige bestimmt waren und oft als .Bürgerspitäler“ bezeichnet wurden.
Gleichzeitig erfolgte vor den Toren der Städte und Märkte auch teilweise die
eine Momentaufnahme aus den Spitalrechnungen, in: Andrea GRIESEBNER-Martin
SCHEUTZ-Herwig WEIGL (Hg.), Stadt – Macht – Rat 1607. Die Ratsprotokolle von
Perchtoldsdorf, Retz, Waidhofen an der Ybbs und Zwettl im Kontext (Forschungen zur
Landeskunde von Niederösterreich 33, Wien 2008), S. 429-454; Stefanie MOSER, Das
Spital Waidhofen an der Ybbs in der Frühen Neuzeit. Rekonstruktion des Spitalalltags
anhand von Rechnungsbüchern (Dipl. Universität Wien 2011).
33 Anneliese LECHNER, Das Wiener Neustädter Bürgerspital während des Mittelalters und
der frühen Neuzeit (14., 15. und 16. Jahrhundert) (Diss. Universität Wien 1965); Klaus
WURMBRAND, Das Wiener Neustädter Bürgerspital im 17. und 18. Jahrhundert (Diss.
Universität Wien 1972).
34 Wilfried GRAMM, Das Zwettler Bürgerspital in der Frühen Neuzeit, in: Friede! MOLLMartin
SCHEUTZ-Herwig WEIGL (Hg.), Leben und Regulieren in einer kleinen Stadt.
Drei Beiträge zur Kommunikation, Fürsorge und Brandgefahr im frühneuzeitlichen Zwettl,
NÖ (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich 32, St. Pölten 2007), S. 207-309;
Martin SCHEUTZ, Supplikationen an den „ersamen“ Rat um Aufnahme ins Bürgerspital.
Inklusions- und Exklusionsprozesse am Beispiel der Spitäler von Zwettl und Scheibbs, in:
Sebastian SCHMIDT (Hg.), Arme und ihre Lebensperspektiven in der Frühen Neuzeit
(Inklusion/Exklusion, Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart
10, Frankfurt/Main 2008), S. 157-206; Martin SCHEUTZ, Spitalmeister in der Frühen
Neuzeit – zur sozialen Verortung eines bürgerlichen Spitzenamtes am Beispiel der
landesfürstlichen Stadt Zwettl, in: Das Waldviertel 64 (2015), S. 345-366.
35 Alfred DAMM, Das Armenspital zu Weitersfeld. Herrschaftliche Armenversorgung in
Niederösterreich 1669-1887 (Frankfurt/Main u.a. 2008).
36 Karl HOLUBAR, Das Spital des Stiftes Klosterneuburg (Diss. Universität Wien 1992);
DERS., Das Spital des Stiftes Klosterneuburg, in: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg NF
15 (1994), S. 7-96.
37 RICHTER, Spitalwesen 1 (wie Anm. 24), S. 16-37. Als Beispiele für Forschungen zu
einzelnen Einrichtungen Gertrude ETTMANN-ZANKEL, Zur Gründung des Stift-Zwettler
Laienspitals im Mittelalter, in: Das Waldviertel 18 (1969), S. 279-283; Simon GRISOLD,
Gesundheit und Krankheit im Mittelalter und der frühen Neuzeit am Beispiel der
Zisterzienserstifte Heiligenkreuz, Zwettl und Lilienfeld (Dipl. Medizinische Universität
Wien 2008).
63
Gründung von so genannten (Sonder-)Siechenhäusern, die zur Un~erbrinfiung
von Personen mit ansteckenden Krankheiten, vor allem Lepra, dienten. 8 In
einigen Fällen hatten die Stadt- bzw. Marktherren eine wichtige Rolle bei der
Gründung und/oder Verwaltung der Spitäler, wie beispielweise bei dem 139s
gegründeten Spital in Horn, das zwischen der Stadt und der Herrschaft
angesiedelt war und daher im 17. Jahrhundert auch als „Hofspital“ aufscheint,39
Als älteste kommunale Spitäler gelten – abgesehen vom um die Mitte des 13
Jahrhunderts gegründeten Wiener Bürgerspital“ – jene in Korneuburg (erwähn~
um 1260), Waidhofen an der Ybbs (erw. 1279), Klosterneuburg (erw. 1283),
Ybbs an der Donau (erw. 1287), Laa an der Thaya (erw. 1295), Zwettl (erw.
1295), Eggenburg (gegründet 1299) und Krems (erw. 1212, im Verlauf des 13.
Jh. an Stadt). Die ersten Siechenhäuser dürften neben Wien in Waidhofen an der
Ybbs (erw, 1276/77), Krems (erw, 1310/14) und St. Pölten (erw. 1324)
entstanden sein. In kleineren Städten, Märkten und Ortschaften wurden Spitäler
und Siechenhäuser vielfach auch erst um einiges später gegründet. Letztere
behielten in der frühen Neuzeit oft die Bezeichnung bei (auch „Arme-LeuteHaus“,
Armenhaus), dienten nun jedoch besonders der Versorgung nichtbürgerlicher
Schichten und auch vermehrt Kranker.“ Vor allem ab dem 16.
Jahrhundert, teilweise aber schon früher, gründeten auch zahlreiche Grundherren
Spitäler für ihre atmen und kranken Untertaninnen.42 Eine der ältesten derartigen
Institutionen im heutigen Niederösterreich war das 1396 von Ulrich IV.
von Walsee gegründete Spital in Enzesfeld.43 Landesfürstliche Spitäler, die
vornehmlich der Versorgung bedürftiger Hofbediensteter dienten, gab es im
Land unter der Enns nur in Wien. Beim Anfang des 13. Jahrhunderts gegründeten
Kremser Spital handelt es sich zwar ursprünglich um eine landesfürstliche
Gründung, die aber bald darauf dem Stift Lilienfeld übergeben wurde und im
Verlauf des 13. Jahrhunderts in kommunale Hände überging. 44
Für das Land unter der Enns konnte bisher als Ausgangsbasis für das Projekt
eine Aufstellung von ca. 115 Einrichtungen für den Untersuchungszeitraum
erstellt werden, die jedoch momentan noch laufend ergänzt wird (Infirmerien
sowie Pestlazarette und Quarantäneeinrichtungen, die oft nur vorübergehenden
38 Martin SCHEUTZ-Alfred Stefan WEiß, Gebet, Fürsorge, Sicherheit und Disziplinierung.
Das städtische Hospital als Lebens- und Wohnort in der Frühen Neuzeit, in: Österreich in
Geschichte und Literatur 53 (2009), S. 340-355, hier S. 341-343.
39 Gustav REINGRABNER, Das Bürgerspital in Horn in der Geschichte der Stadt – eine
Skizze, in: RABL, 600 Jahre (wie Anm. 29), S. 13-24, hier S. 15f., 20.
40 POHL-RESL, Bürgerspital (wie Anm. 23), S. 11-21.
41 SCHEUTZ-WEiß, Gebet (wie Anm. 38), S. 34lf.
42 DAMM, Armenspital (wie Anm. 35), S. 14f.
43 Marlene MEIXNER, Die Spitalskirche von Enzesfeld-Lindabrunn und ihr soziokulturelles
Umfeld (Dipl. Universität Graz 2014); Alois SCHABES, Enzesfeld-Lindabrunn. Von der
ältesten Zeit bis zur Gegenwart (Enzesdorf-Lindabrunn 1981), bes. S. 211-216.
44 JARITZ, Aussage (wie Anm. 30), S. 21; DEMAL, Geschichte (wie Anm. 30), S. 24f.
64
·akter hatten, wurden nicht berücksichtigt; Graph. !, Tab. 1).45 Aufgrund
Cbatge!nder Definitionen der einzelnen Typen von Fürsorgeeinrichtungen,46
Jll~~ender Forschungen und/oder Quellen zu vielen Einrichtungen sowie auch
f:fgrund von „Mischf01:men’_‘ und ~ic~ ergebe~de~ Veränderungen im U_n~ersu\
ungszeitraum lassen sich die Institutionen teilweise nur schwer kategorisieren.
~je größte Schwierigkeit liegt dabei in der Unterscheidung zwischen kommunaJen
und he~Tschaftlichen_ Spitäle~. In Ausn~hme~allen konnte_ auch die Pfarre
ine wichtige Rolle spielen, wie etwa beim Siechenhaus m Pöchlarn, wo
e~mindest ab dem Ende des 17. Jahrhunderts die Insasslnnen von Pfarrer und
terrschaft gemeinsam bestimmt wurden.47 Vorsicht ist allgemein bei der
Bezeichnung „Bürgerspital“ geboten, die bei einigen kommunalen Spitälern erst
sehr spät anzutreffen ist, gleichzeitig aber auch für herrschaftliche Einrichtungen
_ zumindest in der Retrospektive – Verwendung fand. Unter den bisher
erhobenen Einrichtungen sind ca. 75 kommunale bzw. herrschaftliche Spitäler
(inkl. landesfürstlicher Einrichtungen), ca. 20 Leprosorien bzw. Siechen- und
Armenhäuser, ca. 15 Kloster- oder Ordensspitäler sowie fünf sonstige
Einrichtungen zu finden.
45 Die Aufstellung basiert vor allem auf folgenden Angaben: RICHTER, Spitalwesen 2 (wie
Anm. 24); NOWOTNY, Bürgerspitäler (wie Anm. 25); Österreichischer Städteatlas (online
abrufbar unter http://mapire.eu/oesterreichischer-staedteatlas/); Östen·eichisches Städtebuch
(Bd. 4: Friederike GOLDMANN [Red.), Die Städte Niederösterreichs, 3. Bd. (1976-
1988)). Zudem wurde einschlägige Literatur des 19. Jahrhunderts herangezogen und die
dort genannten Einrichtungen auf ihren Entstehungszeitpunkt hin untersucht. Nicht immer
waren diese Recherchen jedoch von Erfolg gekrönt. Als Beispiel sei genannt Joseph
Johann KNOLZ, Darstellung der Humanitäts- und Heilanstalten im Erzherzogthume
Oesterreich unter der Enns, als Staatsanstalten und Privatwerke, nach ihrer dermaligen
Verfassung und Einrichtung (Wien 1840), S. 9-12 (,,Uebersicht der vorzüglichsten Humanitätsanstalten
und Krankenhäuser vom flachen Lande[ .. .)“). Die im Grenzgebiet zwischen
Österreich unter der Enns und der Steiermark gelegene Grafschaft Pitten (mit Wiener
Neustadt, Neunkirchen usw.), die erst im 16. Jahrhundert endgültig Ersterem zugeschlagen
wurde, ist in die Aufstellung miteinbezogen.
46 Als Beispiel für Versuche, verschiedene Kategorien von Fürsorgeeinrichtungen zu
definieren Ulrich KNEFELKAMP, Stadt und Spital im Mittelalter. Ein strnktureller
Überblick zu Bürgerspitälern süddeutscher Städte, in: Peter JOHANEK (Hg.), Städtisches
Gesundheits- und Fürsorgewesen vor 1800 (Städteforschung A 50, Köln-Weimar-Wien
2000), S. 19–40, hier S. 20f.
47 A[lois] PLESSER, Heimatbuch der Stadt Pöchlarn (Pöchlarn 1929), S. 196. Das bei Plesser
genannte Siechenhaus ist vermutlich mit dem in anderer Literatur genannten und 1435 oder
1436 erstmals erwähnten Spital identisch; zum Spital GOLDMANN, Städtebuch (wie
Anm. 45), 4/2 (1976), S. 329.
65
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Karte l: Fürsorgeeinrichtungen in Wien und Niederösterreich (14.-17. Jh.)
[Entwurf: Sarah Pichlkastner, Erstellung: Ralf Gröninger)
66
Tab. 1: Fürsorgeeinrichtungen in Wien und Niederösterreich (14.-17. Jh.)
Anmerkung zur Tab.: Die Angaben basieren vor allem auf der in Anm. 45 genannten Literatur
sowie auf einschlägigen institutionen- und ortsgeschichtlichen Werken. Teilweise fehlen
genauere Informationen zu einzelnen Einrichtungen, teilweise sind die vorhandenen
widersprüchlich und mitunter sicher auch fehlerbehaftet.
Nr. Ort Kategorie Gründung/Erwähnung
1 Allentsteig Zuordnung unklar gegr. 1677
(herrschaftliches Spital?)
gegr. 1308 (bis 1413)
2 Altenburg Klosterspital
erw. 1577
3 Asparn an der Zuordnung unklar
Zaya (kommunales Spital?)
4 Baden kommunales Spital gegr. 1498, Neugründung
1542
5 Bisamberg herrschaftliches Spital gegr. 1690
6 Bruck an der kommunales Spital erw. 1331 oder 1345?
Leitha (unklare Abgrenzung von
einem ebenfalls genannten
Heiligengeistspital)
7 kommunales Spital gegr. 1546 (bis 1642)
8 Brunn am Gebirge kommunales Spital erw. 1473
9 Döllersheim (KG herrschaftliches Spital gegr. 1660 (Vorläufer ab
von Pölla) 1592?)
10 Drosendorf (heute Zuordnung unklar gegr. 1536
D. -Zissersdorf) (kommunales und/oder
herrschaftliches Spital)
67
—
11 Dürnstein Siechenhaus (kommunal) rw. um 1500 (bereits 1292?)
—
12 Ebenfurth Zuordnung unklar gegr. 1569, Neugründung
(herrschaftliches Spital?) 1695/96
–
13 Eggenburg kommunales Spital gegr. 1299
14 Enzesfeld (heute herrschaftliches Spital gegr. 1396
E.-Lindabrunn
)
15 Falkenstein Zuordnung unklar erw. 1380
(herrschaftliches Spital?)
16 Gars am Kamp Zuordnung unklar gegr. 1688
(herrschaftliches Spital?)
17 Gloggnitz Zuordnung unklar erw. 1631
(kommunales Spital?)
18 Gmünd herrschaftliches Spital gegr. 1552
19 Göttweig Klosterspital erw. um 1130
20 Grafenwörth herrschaftliches Spital gegr. 1644
21 Groß-Enzersdorf Zuordnung unklar erw. 1396, Neugründung
(herrschaftliches Spital?) 1423 und 1697
22 Groß Gerungs Zuordnung unklar (zunächst egr. 1544, Neugründung 1694
kommunales, dann
herrschaftliches Spital?)
23 Hainburg an der kommunales Spital erw. 1343, 1383 oder 1390?
Donau (seit Ende 13. Jh.?)
68
24 Hainfeld Zuordnung unklar gegr. 1554
(herrschaftliches Spital?)
25 Heiligenkreuz Klosterspital erw. (gegr.?) um 1187
26 Herzogenburg kommunales Spital gegr. zw. 1512 und 1517
27 Hollabrunn Zuordnung unklar erw. 1399 (erst 1476?),
(herrschaftliches Spital?) Neugründung 1644
28 Horn Spital zw. Stadt und gegr. 1395
Herrschaft angesiedelt
29 Armenhaus (Armenhäuser?) erw.17.Jh.?
30 Kilb herrschaftliches Spital gegr. 1570 (früher Spital für
kranke Priester?)
31 Kirchberg am Zuordnung unklar gegr. 1686
Wagram (Pfarrspital?)
32 Kirchberg am herrschaftliches Spital gegr. um 1621, Neugründung
Walde 1719
33 Klosterneuburg Klosterspital erw. 1133
34 kommunales Spital erw. 1283
35 Siechenhaus/ Armenhaus erw. 15. Jh.
(kommunal)
36 Korneuburg kommunales Spital erw. um 1260 (erst 1300?)
37 Armenhaus (kommunal) gegr. 1544
69
— 38 Korneuburg sonstige Einrichtnng erw. 1295 (ab 1417 Rathaus)
(Pilgerspital, vermutlich
kommunal)
–
39 Krems an der kommunales Spital (zunächst erw. 1212 (Gründung durch
Donau landesfürstliches bzw. Landesfürsten, zw. 1209 und
Klosterspital) 1212 an Stift Lilienfeld, im
Verlauf 13. Jh. an Stadt)
40 Siechenhaus, später erw. 1310/1314
Armenhaus (kommunal)
gegr. 1571
41 Krumbach herrschaftliches Spital
42 Laa an der Thaya kommunales Spital erw. 1295
43 Langenlois kommunales Spital erw. 1340 (1349?)
44 Siechenhaus (kommunal) erw. 1617
45 Lilienfeld Klosterspital (Pilgerinnen) erw. 1294 (seit
Klostergründung“)
46 Klosterspital (Personal usw.) erw. 1292
47 Mailberg Ordensspital (Johanniter) gegr. nach 1156?
48 Marchegg Zuordnung unklar erw. (gegr.?) 1628
(kommunales Spital?)
49 Mauerbach Klosterspital gegr. um 1314 (1338
aufzelassen)
50 Mautern an der Zuordnung unklar gegr. 1571
Donau (kommunales Spital?)
51 Melk Siechenhaus (kommunal?) erw. 1412
70
52 Michelbach Zuordnung unklar gegr. im 15. oder 16. Jh.
(herrschaftliches Spital?,
Pfarrspital?)
53 Mistelbach herrschaftliches Spital gegr. 1. Viertel 14. Jh.?
54 Mödling kommunales Spital gegr. um 1443
55 Neunkirchen Zuordnung unklar erw. 1507
(kommunales Spital?)
56 Oberndorf bei Zuordnung unklar gegr. 1511
Raabs (KG von (herrschaftliches Spital?)
Raabs an der
Thaya)
57 Perchtoldsdorf kommunales Spital gegr. um 1400
58 Persenbeug (heute herrschaftliches Spital gegr. 1598
Pi-Gottsdorf}
59 Pöchlarn Zuordnung unklar erw. (gegr.?) 1435 oder 1436
(kommunales und/oder (ident mit Siechenhaus?)
herrschaftliches Spital)
60 Siechenhaus ( auch Spital erw. 1639 (ident mit Spital?)
genannt, zw. Herrschaft und
Pfarre angesiedelt)
61 Poysdorf Zuordnung unklar (zw. gegr. 1657
Herrschaft und Markt
angesiedelt?)
62 Pulkau Zuordnung unklar erw. 1613
(kommunales und/oder
herrschaftliches Spital)
71
63 Pyhra Zuordnung unklar gegr. vermutlich im 15. Jh.
(Pfarrspital?)
64 Retz Spital zw. Stadt und erw. 1351
Herrschaft angesiedelt
65 Röhrenbach herrschaftliches Spital gegr. Ende 17. Jh.? (bereits
um 1600 bestehend?)
66 St. Pölten Klosterspital erw. vor 1140, nach Brand
1474 gemeinsam mit Stadt
wieder aufgebaut (siehe
kommunales Spital)
67 kommunales Spital gegr. um 1440, nach Brand
1474 an Stelle des
Klosterspitals gemeinsam mit
Kloster neu aufgebaut, ab
1539 nur mehr unter
städtischer Verwaltung
68 Siechen.haus (kommunal) erw. 1324
69 St. Wolfgang sonstige Einrichtung erw. 1447
(früher (Pilgerspital)
Pfaffenschlag, KG
von Weitra)
70 Scheibbs kommunales Spital erw. 1547
71 Siechenhaus (kommunal) erw. 1547
72
Schottwien Zuordnung unklar gegr. um die Mitte des 17.
(herrschaftliches Spital?) Jh.?
73
Sitzendorf an der Zuordnung unklar erw. 1450
Schmida (kommunales und/oder
herrschaftliches Spital)
–
74 Sonnberg (KG von herrschaftliches Spital erw. 1380
Hollabrunn)
75 Spital bei Weitra Ordensspital (Johanniter) erw. 1227
(KG von Weitra)
76 Spitz an der Donau kommunales Spital erw. 1419
77 Stockerau kommunales Spital erw. 15. Jh.
78 Straß im herrschaftliches Spital gegr. 1666
Straßertale
79 Thaya herrschaftliches Spital gegr. 1666
80 Traismauer kommunales Spital erw. 1527
81 kommunales Spital gegr. 1575 (bis spätestens
1636)
82 Tulln an der Donau kommunales Spital erw. 1322 (1325?)
83 Siechenhaus (kommunal) erw. 1377 (bereits 1. H. 14.
Jh.?)
84 Ulmerfeld (KG von Zuordnung unklar gegr. um 1338
Amstetten) (herrschaftliches Spital?)
85 Waidhofen an der kommunales Spital erw. um 1365
Thaya
86 sonstige Einrichtung gegr. 1679
(Blindenspital,
herrschaftlich?)
73
Waidhofen an der kommunales Spital erw. 1279
87
Ybbs – Leprosorium/ Siechenhaus erw. 1276/77
88 (kommunal)
–
89 Weitersfeld herrschaftliches Spital gegr. 1669
90 Weitra konununales Spital gegr. 1340
91 Siechenhaus erw. 1389
92 Wien (Auswahl) Klosterspital (Schottenstift) gegr. um 1155?
93 Ordensspital (Deutscher gegr. um 1200?
Orden)
94 Ordensspital (Johanniter) gegr. um 1207/17?
95 Ordensspital erw. 1208 (bis 1529)
(Heiligengeistspital,
landesfürstliche Gründung,
Übergabe an
Heiligengeistorden)
96 Ordensspital (Barmherzige gegr. 1614
Brüder)
97 kommunales Spital erw. 1257
(Bürgerspital)
98 landesfürstliches Spital gegr. 1327 (1343 mit
(Spital vor dem Werdertor) Martinspital vereinigt)
99 landesfürstliches Spital erw. 1342 (bis 1529)
(Martinspital, 1471 an St.-
Georgs-Ritterorden)
74
100 Wien (Auswahl) landesfürstliches Spital (Hof- gegr. 1537 (ab 1546
bzw. Kaiserspital) landesfürstlich) — 101 Leprosorium/Siechenhaus erw. 1266
(St. Hiob zum Klagbaum,
kommunal?)
–
102 Leprosorium/Siechenhaus, erw. um 1270
später Spital (St. Marx,
zunächst landesfürstlich, dann
kommunal?)
103 Leprosorium/Siechenhaus erw. 1298 (nach 1529
(St. Johannes in der Pestlazarett)
Siechenals, zunächst
kommunal?, 1476 an St.
Dorothea)
104 Armenhaus (Großarmenhaus, gegr. 1693
landesfürstlich)
105 sonstige Einrichtung gegr. um 1415 (Aufgaben und
(Pilgramhaus, zunächst unter Besitzungen nach 1529 an
Aufsicht der Universität, ab Bürgerspital)
1446 der Stadt)
106 sonstige Einrichtung gegr. 1492/93 (bis 1529)
(Sebastianspital der
Artistenfakultät der
Universität)
107 Wiener Neustadt kommunales Spital erw. 1321
108 Siechenhaus (kommunal) erw. 1354
109 Wilhelmsburg Zuordnung unklar gegr. 1580?
(kommunales und/oder
herrschaftliches Spital)
75
~
110 Ybbs an der Donau kommunales Spital (zu erw. 1287
Beginn unter Verwaltung der
Zisterzienserinnen)
111 Zistersdorf Zuordnung unklar gegr. 1645
(herrschaftliches Spital?)
–
112 Zwettl Klosterspital gegr. vor 1191/92
113 kommunales Spital (ab 1483 erw. 1295
der Propstei inkorporiert,
Stadt aber bald wieder
Oberhand)
114 Siechenhaus (kommunal) erw. 1564
Exemplarische Fallstudien
Im Rahmen des hier zu skizzierenden Projekts soll der Ernährung in
niederösterreichischen Spitälern vom 14. bis zum 17. Jahrhundert im Rahmen
von exemplarischen Untersuchungen zu zwei bis drei Einrichtungen nachgegangen
werden, wobei der Fokus auf kommunalen Spitälern liegt. Die
Auswahlkriterien bilden Gründungszeitpunkt, Forschungsstand, Quellenlage,
Zugänglichkeit des Archivs und Repräsentativität der Einrichtung. Da das Projekt
derzeit noch im Anfangsstadium ist, stehen die Spitäler für die
exemplarische Auswertung noch nicht fest. Aufgrund des derzeit laufenden
FWF- und gleichzeitig Dissertationsprojekts der Projektbearbeiterin Sarah
Pichlkastner zum Wiener Bürgerspital in der frühen Neuzeit,48 wird das größte
Bürgerspital im damaligen Land unter der Enns bzw. auch auf heutigem
österreichischem Boden vergleichend als „Ausnahmeerscheinung“ miteinbezogen.
Abgesehen von diesem großen Spital, das zu Beginn des 16. Jahrhunderts
bereits ca. 200 Insasslnnen versorgte,49 waren die Insassenzahlen in
Bürgerspitälern in den meisten Fällen nicht sehr hoch und lagen zwischen
einigen wenigen, der Apostel-Zahl Zwölf und – in nur wenigen Fällen – 50 oder
mehr Personen.“ Ausnahmefälle bildeten etwa das Kremser Bürgerspital, das
48 FWF-Projekt P 25755-016 .Personal, Insassen und innere Organisation des Wiener
Bürgerspitals in der Frühen Neuzeit“ am Institut für Österreichische Geschichtsforschung
(Universität Wien), Laufzeit 2013-2017, Projektleiter Martin Scheutz.
49 PICHLKASTNER, Insassen (wie Anm. 23), S. 131.
50 SCHEUTZ, Supplikationen (wie Anm. 34), S. 7.
76
bereits in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ca. 40 Insasslnnen hatte,
sowie das Wiener Neustädter Bürgerspital mit zwischen 35 und 50 Insasslnnen
im 17. Jahrhundert.“ Versorgt wurden vor allem Personen bürgerlicher Herkunft,
hauptsächlich alte und behinderte Menschen, aber auch Waisen- und
Findelkinder. Zusätzlich zur unentgeltlichen Aufnahme unbemittelter Personen
konnten sich in manchen Einrichtungen Vermögendere gegen den Erlag einer
entsprechenden Summe (Bargeld, Übertragung von Besitzungen und
Einkünften) in das Spital „einkaufen“ (so genannte Pfründnerlnnen) und verfügten
dort über eine bessere Unterkunft und Verpflegung.52 Nach Möglichkeit der
Quellen soll die Ernährung in Siechenhäusern vergleichend miteinbezogen werden.
53 An einigen Orten – wie etwa in Waidhofen an der Ybbs, Krems, St.
Pölten, Tulln, Weitra oder Wiener Neustadt – lassen sich beide Einrichtungen
nebeneinander finden. Bezüglich der Siechenhäuser ist jedoch im Allgemeinen
von einer schlechteren Quellenlage als für die Bürgerspitäler auszugehen.
Fragestellungen, Quellen und erste Einblicke
Verschiedenen Fragestellungen soll im Rahmen des Projekts nachgegangen
werden. Zunächst geht es um die Nahrungssicherheit in den Einrichtungen: Verfügten
diese über ausreichende und stabile Ressourcen, um die jeweilige Anzahl
an Insasslnnen zu versorgen? Die weiteren Fragestellungen lassen sich kurz und
knapp zusammenfassen: Was (,,Speisekomponenten“) wurde wann und wie oft
(,,Verzehrzeiten“, ,,Zwei-“ oder „Dreimahlzeitensystem“), in welcher Menge,
von wem (Unterschiede innerhalb der Insasslnnen und zwischen Personal und
Insasslnnen) und unter welchen Umständen (,,Verzehrsituation“) gegessen?“
Wer war an Erwerb, Produktion und Lagenmg der Lebens- bzw. Nahrungsmittel
sowie an der Zubereitung und Ausgabe der Speisen beteiligt? Wie war es um die
räumlichen Gegebenheiten und die materielle Ausstattung in Zusammenhang
mit Nahrung und Ernährung bestellt? Weiters ist die Frage aufzuwerfen,
inwieweit die für die Ernährung in Mittelalter und früher Neuzeit grundlegenden
51 JARITZ, Aussage (wie Anm. 30), S. 29; WURMBRAND, Bürgerspital (wie Anm. 33), S.
88f.
52 SCHEUTZ-WEiß, Spitäler (wie Anm. 4), S. 203-214; Alfred Stefan WEiß, ,,Aus Unglück
arm geworden.“ Lebensbedingungen in Bürgerspitälern während der Frühen Neuzeit (mit
einem Ausblick ins 19. Jahrhundert), in: Helmut BRÄUER (Hg.), Armut – ohne Chance?
Protokoll der internationalen Tagung „Kommunale Armut und Armutsbekämpfung vom
Spätmittelalter bis zur Gegenwart“ vom 23. bis 25. Oktober 2003 in Leipzig (Leipzig
2004), S. 191-221, hier S. 192f.; als Überblick für süddeutsche Bürgerspitäler KNEFELKAMP,
Stadt (wie Anm. 46).
53 Barbara Krug-Richter untersuchte für Münster vergleichend das Magdalenenhospital, ein
städtisches Armen- und Pfründnerhaus, sowie das Leprosorium Kinderhaus und konnte dabei
zahlreiche qualitative und quantitative Unterschiede ausmachen; KRUG-RICHTER,
Fasten (wie Anm. 16).
54 Vgl. zur Verwendung der (ethnologischen) Begrifflichkeiten KÜHNE, Essen (wie Anm.
17).
77
diätetischen Gesichtspunkte reflektiert wurden bzw. sich in der Emähnin
widerspiegeln und inwieweit sich Aussagen bezüglich einer „adäquaten“ Nah~
rung für Spitalinsassinnen finden lassen.55 Es ist davon auszugehen, dass di
Fragestellungen im weiteren Projektverlauf nach Sichtung der vorhandene:
Quellen und der sich daraus ergebenden Auswertungsmöglichkeiten noch
adaptiert werden müssen.
Um der Frage nach den Ressourcen der Spitäler nachzugehen, sind vor allein die
jährlichen Spitalreclmungen heranzuziehen, die eine Übersicht über die
Einnahmen und Ausgaben bieten, jedoch in den allermeisten Fällen füihestens
ab der Mitte des 16. Jahrhunderts überliefert sind.56 In den Quellen lassen sich
Hinweise darauf finden, dass die Insassenzahlen an die vorhandenen Ressourcen
angepasst werden sollten. In Wiener Neustadt wurde beispielsweise dem Spitalmeister
in seinem 1454 mit dem Stadtrat geschlossenen Vertrag Folgendes
aufgetragen: Sol er auch hinfur arm leut nemen in das ben(am1)t spital, wann
daß durch Gotz willn an in begert wirt, sovil si dann narunge darinne gehabn
mugn.57 Anhand der Rechnungen kann ermittelt werden, welche Nahrungsmittel
selbst produziert werden konnten (insofern dies aufscheint) und welche von wo
zugekauft werden mussten (,,Radius der Lebensmittel“). Ebenso können sie
Einblicke in die A1t, Quantität und Qualität der Ernährung bieten, wobei es hier
bezüglich der Auswertungsmöglichkeiten auf die Ausführlichkeit der
Eintragungen ankommt, Für das Kremser Bürgerspital lässt sich anhand von
Rechnungen etwa ermitteln, dass es im Schnitt drei Fleischmahlzeiten pro
Woche gab, wobei jeder Insasse bzw. jede Insassin jedes Mal ein halbes Pfund
erhielt.58 Herauszulesen ist aus Rechnungen beispielsweise auch, ob gewisse
alltägliche Nahrungsmittel wie Brot oder Fleisch sowie in Verbindung mit
Feiertagen oder Stiftungen stehende Extragaben teilweise oder vollständig in
Geld abgelöst wurden, wie es ab dem 17. Jahrhundert mehrfach der Fall war.59
Eine ergänzende Quelle zu den Jahresrechnungen sind so genannte Wochenzettel,
worunter wöchentliche Abreclmungen zu verstehen sind, die etwa für das
Homer Bürgerspital für die Jahre 1595 bis 1597 zumindest teilweise erhalten
und bereits ausgewertet sind.60
55 Zur Diätetik in Bezug auf Spitäler Christina V ANJA, Das Nachwirken der antiken Diätetik
in frühneuzeitlichen Hospitälern, in: Historia Hospitalium 24 (2004-2005), S. 11-23.
56 Frühe Ausnahmen bilden die für das Kremser Bürgerspital überlieferten Rechnungen für
die Jahre 1459/60 und 1460/61; JARlTZ, Aussage (wie Anm. 30), 27. Für das Bürgerspital
in Perchtoldsdorf dürfte beginnend mit dem Jahr 1495 die am frühesten einsetzende
Überlieferungsserie vorliegen; MUNDT, Bürgerspital (wie Arun. 31), S. 63-65.
57 Stadtarchiv Wiener Neustadt, Ratsbuch I, fol. 266′-v (Vertrag mit Hans Mitterpacher vom
11. Nov. 1454); vgl. dazu LECHNER, Bürgerspital (wie Anm. 33), S. 76-89, die weitere
derartige Verträge nennt.
58 JARlTZ, Aussage (wie Anm. 30), S. 29.
59 Als Auswertungsbeispiel für Spitalrechnungen sei eine Diplomarbeit zum Spital in
Waidhofen an der Ybbs erwähnt: MOSER, Spital (wie Anm. 32).
60 TRIBL, Einblicke (wie Anm. 29). Küchenbücher, wie sie etwa für das St. Katharinenspital
in Regensburg ab 1665 erhalten sind und für jeden Tag die in der Küche zubereiteten
78
Eine weitere bedeutsame Quelle bilden Speiseordnungen, deren Überlieferung
jedoch in größerem Umfang erst im 17. und vor allem im 18. Jahrhundert
einsetzt. Diese geben meist einen Überblick über eine „Normalwoche“ und
lassen je nach Ausführlichkeit Aussagen darüber zu wer wann was – zumindest
der Norm nach – zu essen bekommen sollte. Alternativ konnte auch der
Speiseplan für eine Fastenwoche beigefügt sein. Speiseordnungen können
selbstständig überliefert sein oder etwa auch einen Teil von Spitalordnungen
oder Instruktionen bilden. Nach 1519 vermutlich aufgrund von Missständen
erlassenen „Richtlinien“ für das St. Elisabethspital in Perchtoldsdorf sollten die
Insassinnen im Sommer drei Mal und im Winter, so der tage kurtz ist, zwei Mal
eine Mahlzeit erhalten.61 Die Speiseordnung für das Herrschaftsspital in Straß
im Straßertale aus dem Jahr 1667 sah etwa am Sonntag zu Mittag ain suppen,
rindtfleisch, krautt und am Abend rueben, dempjjleisch, gersten vor, am
Montag, einem Fasttag, hingegen mittags ain suppen, knedl, linsen und abends
gersten, koch, nockhen. Insgesamt bekamen die Insassinnen zu ihren
angegebenen zwei täglichen Mahlzeiten an drei Wochentagen (Sonntag, Dienstag,
Donnerstag) Fleisch, das zu Fastenzeiten durch stockhjisch unnd dergleichen
ersetzt wurde. Zu heilligen Zeiten stand zu Mittag ein Braten auf dem
Speiseplan.62 Die Menge an Fleisch sowie auch die S01te und Zubereitung stellt
als Mittel der sozialen Differenzierung einen wichtigen Indikator für die Qualität
der Spitalverpflegung dar.63
Eine große Bedeutung für die Ernährung in Spitälern hatten neben
Zuwendungen aller Art (Almosen, Legate) Stiftungen, weshalb die diesbezüglichen
Quellen auszuweiten sind. Auswirkungen auf die Ernährungslage hatten
neben allgemeinen Stiftungen für das Spital vor allem Mahlzeitstiftungen und
solche, die eine Geldbeteilung für die Insassinnen vorsahen. In Bezug auf
Stiftungen sind erhaltene Urkunden, Akten und Abschriften in Stiftungsprotokollen
heranzuziehen, um Genaueres über die Stiftungsbestimmungen zu
erfahren, während die Rechnungen Aufschluss über die tatsächliche Umsetzung
geben können.64 Im Jahr 1352 stifteten etwa Dietrich „der Gnefüsch“,
Speisen nennen, sind derzeit für keine Einrichtung, auch nicht für das Wiener Bürgerspital,
bekannt; vgl. zu Regensburg KÜHNE, Essen (wie Anm. 17), S. 31.
61 Zit. nach Silvia PETRIN, Perchtoldsdorf im Mittelalter (Forschungen zur Landeskunde von
Niederösterreich 18, Wien 1969), S. 177. Diese Mahlzeiten-Regelung findet sich auch
noch im 17. Jahrhundert.
62 Zit. nach Martin SCHEUTZ-Alfred Stefan WEiß, Spital als Lebensform. Österreichische
Spitalordnungen und Spitalinstruktionen der Neuzeit 2 (Quelleneditionen des Instituts für
Österreichische Geschichtsforschung 15/2, Wien-Köln-Weimar 2015), S. 897f.
63 KÜHNE, Essen (wie Anm. 17), S. 201f.
64 Neben genuinen Spitalquellen können etwa hier auch kommunale Überlieferungen, wie
etwa Testamentenbücher, herangezogen werden. Für Korneuburg liegt ein solches
beispielsweise bereits ediert vor: Kornelia HOLZNER-TOBISCH, Das älteste
Komeuburger Stadtbuch: ,,Geschafftpuech“ (1401-1444) (Studien und Forschungen aus
dem Niederösterreichischen Institut für Landeskunde 57, St. Pölten 2014). Zur
Aussagekraft testamentarischer Verfügungen für die materielle Kultur im Allgemeinen
79
vermutlich ein St. Pöltner Bürger, und seine Frau Anna dem St. Ägydiusspital
des Augustiner-Chorherrenstifts in St. Pölten eine jährliche Gülte in Höhe von
einem halben Pfund, dass si [die lnsasslnnen, SPJ dester passze essen und ze
trinkchen haben.65 Dem Bürgerspital in Wiener Neustadt vermachte beispielsweise
Jakob Haiden 1392 umfangreiche Besitzungen, wofür neben einem zu
haltenden Jalu·tag die Insassinnen jeden Mittwoch jeweils ein Stück Fleisch
Suppe und gemeinsam einen Eimer Wein erhalten sollten. In der Fastenzeit war
das Fleisch durch einen Hering zu ersetzen.66 Vielerorts waren Spitäler auch
Empfänger von meist durch konununale Amtsträger konfiszierten Lebensmitteln.
In Wien wurde in einer von der Stadt erlassenen Ordnung bezüglich des
Getreidehandels am Neuen Markt bestimmt, dass an Markttagen dort herumlaufenden
Schweinen, die unerlaubterweise das Getreide fressen, zunächst die
Ohren abgeschnitten werden sollen. Im Wiederholungsfall sollten die Schweine
zugunsten des Bürgerspitals konfisziert werden und den armen durfftigen zu
merung irer speis dienen.67 Ebenso konnten den Spitälern Abgaben in Form von
Lebensmitteln zugutekommen: Das Bürgerspital in Zwettl erhielt etwa 1309 von
Leutold I. von Kuenring unter anderem folgende Abgaben, die man mir vor alles
auf meinen fisch also gedient hat: nämlich von einem gleichen kalb, das man
unnder den jleischtischen siecht, ain prustpain unnd von ainem jeglichn rinnd
ain woltan stukh jleisch und von ainem jeglichn schwein ain wurst. Damit
sollten die durjftign in dem selbn spital dester pas gefrostet werdn.68
Eine kombinierte Auswertung der Quellen zeigt im Wochen- und Jahresrhythmus
zu verortende Unterschiede bezüglich der Ernährung (saisonale
Prägung, Sonn- und Feiertage, Fastentage und -zeiten, Stiftungen). Während
bereits die Berechnung des Mengenverbrauchs pro Person eine große Herausforderung
darstellt, ist die Ermittlung von verzehrten Kalorien, Nährstoffen oder
Vitaminen noch problematischer und mit einem großen Unsicherheitsfaktor
verbunden.69 Als „Wendepunkte“ sind im Untersuchungszeitraum vor allem die
Gerhard JARITZ, Zwei Töpfe Schmalz, ein Pfund Safran und alle Äpfel im Keller, in:
Thomas OLECHOWSKl-Christian NESCHWARA-Alina LENGAUER (Hg.),
Grundlagen der österreichischen Rechtskultur. Festschrift für Werner Ogris zum 75.
Geburtstag (Wien-Köln-Weimar 2010), S. 179-189.
65 Zit. nach RICHTER, Spitalwesen (wie Anm. 24), S. 117.
66 LECHNER, Bürgerspital (wie Anm. 33), S. 66f. Ob es sich bei ihm um einen Bürger der
Stadt handelte, geht aus ihren Angaben nicht hervor.
67 Zit. nach Markus GNEiß, Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364-1555). Edition und
Kommentar (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 16)
[im Druck], Nr. 288, Art. 4 (undatiert, vermutlich 1461). Die Autorinnen bedanken sich
beim Autor für den Hinweis.
68 Stadtarchiv Zwettl, Handschrift 10/1 (Kopial- und Grundbuch des Bürgerspitals 1545-
1650), fol. llv-12\ Urkunde vom 30. November 1309 (Abschrift des 16. Jh., Original
nicht mehr vorhanden); vgl. dazu Ehrenfried TEUFL, Das Bürgerspital, in: Walter
PONGRATZ-Hans HAKALA (Hg.), Zwettl, Niederösterreich 1: Die Kuenringerstadt
(Zwettl 1980), S. 476-496, hier S. 480.
69 KRUG-RICHTER-ZIMMERMANN, Ernährung (wie Anm. 11), S. 463. Als ein Versuch in
diese Richtung JÜTTE, Küche (wie Anm. 6).
80
Refonnation und die katholische Refonn/Gegenrefonnation zu beleuchten,
deren Auswirkungen etwa auf die Stiftungstätigkeit und die Einhaltung der
kirchlich verordneten Fastenzeiten zu berücksichtigen sind. Krisenzeiten (Krieg,
Missernten, Seuchen usw.) sollen nach Möglichkeit gesondert untersucht werden:
Gab es mehr oder weniger Insassinnen, änderte sich die Ernährungslage?
Im Wiener Bürgerspital wurde beispielsweise im Missernte-Jahr 1571 Gerste,
die ansonsten zum Bierbrauen Verwendung fand, an Stelle von Roggen zu Brot
verbacken, was jedoch zumindest für diese Einrichtung einen singulären Fall
darstellen dürfte. 70
Bei all diesen Fragen ist stets zu berücksichtigen, ob sich verschiedene Gruppen
von Insasseninnen ausmachen lassen, die sich wiederum durch unterschiedliche
Ernährung differenzierten (Bürgerlnnen und Nicht-Bürgerlnnen, Pfründerinnen,
Kranke, Kinder, Schwangere und Wöchnerinnen usw.). Der Spitalmeister des
Wiener Neustädter Bürgerspitals erhielt in seiner Instruktion aus dem Jahr 1578
beispielsweise folgende Anweisung in Bezug auf die Ernährung Kranker: W an
der tocter oder wundtarzt dergleichen schathafften khrankhen personen oder
anndern, welche nit ojfne schäden haben, sonder [von, SP]füeber unnd anndern
inerlichen khranckhait haimbgesuecht werden, gmaine speiß verbieten unnd
anndre dägliche essen verordnen werden, soll der herr spitlmaister derselben
verordnens, alls vil in des armen spitals vermugen, auch treulich nachgehen.71
In einigen Fällen lässt sich etwa auch die bloße Unterbringung von Personen im
Spital ohne Anspruch auf Nahrungserhalt sowie die Versorgung von
Bedürftigen außerhalb des Spitals mit Speisen durch dieses nachweisen.“
Gleichzeitig sind Unterschiede zwischen Insassinnen und Personal sowie auch
innerhalb des Personals zu beleuchten. In starkem Kontrast zu der den
Insassinnen alltäglich gereichten Kost standen die so genannten Raitungsfressereien,
die anlässlich der Rechnungslegung vom Spital für die dafür Zuständigen
(meist Ratsmitglieder) veranstaltet wurden.73 Generell ist besonders auf
geschlechterspezifische Unterschiede in den Einrichtungen zu achten.
Nicht übersehen werden soll, dass Nahrung auch eine disziplinierende Funktion
im Spitalalltag haben konnte. Fehlverhalten wurden in der Regel zunächst mit
kurzfristigem Nahrungsentzug geahndet, wohingegen mehr oder weniger
freiwillig erbrachte Arbeitsleistungen mit Geld oder zusätzlichen Nahrungs-
70 Erich LANDSTEINER, Wenig Brot und saurer Wein. Kontinuität und Wandel in der
zentraleuropäischen Ernährungskultur im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts, in: Wolfgang
BEHRINGER-Hartmut LEHMANN-Christian PFISTER (Hg.), Kulturelle Konsequenzen
der „Kleinen Eiszeit“? Cultural Consequences of the „Little Ice Age“ (Veröffentlichungen
des Max-Planck-Instituts für Geschichte 212, Göttingen 2005), S. 87-147, hier S. 115f.
71 Stadtarchiv Wiener Neustadt, Ratsprotokoll 1578, fol. 231′-233′ (Zitat 231 v-232‘); vgl.
dazu auch LECHNER, Bürgerspital (wie Anm. 33), S. 176f.
72 Für das Zweitier Bürgerspital lassen sich beispielsweise in der zweiten Hälfte des 17. bzw.
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts beide Varianten nachweisen; GRAMM,
Bürgerspital (wie Anm. 34), S. 259-261.
73 Zu diesen im 18. Jahrhundert vielfach abgeschafften Festmählern SCHEUTZ-WEiß,
Spitäler (wie Anm. 4), S. 218.
81
rationen belohnt werden konnten. Nach der vermutlich aus dem Jahr 1673
stammenden Spitalordnung für das Herrschaftsspital in Weitersfeld sollte
beispielsweise das Versäumen von Gebeten, Messen, Predigten und Beichten
der unerlaubte Wirtshausbesuch, gegenseitiges Beleidigen und das verboten~
Mitnehmen von Essen vom Tisch mit zeitlich gestaffeltem Entzu~ von Brot und
teilweise auch Fleisch (ein Tag bis vier Wochen) bestraft werden. 4
Bezüglich der Organisationsabläufe und Zuständigkeiten bei der Beschaffung
bzw. der Produktion der Nahrungsmittel und bei der Speisenzubereitung bilden
neben Lohnlisten vor allem Spitalordnungen und Instruktionen für einzelne Personalangehörige
eine unverzichtbare Quelle. 75 Nach der bereits zitierten
Instruktion für den Spitalmeister von Wiener Neustadt aus dem Jahr 1578 sollte
dieser bei seiner Frau und der Köchin sein, wan den armen leiithen ir essen
angericht, daß die speis nach des armen spitals vermiigen sauber und vleissig
khocht, auch zu morgens unnd zu abents zu rechter zeit sauber geraicht wird.“
Dass es in Spitälern immer wieder zu Missständen kam, zeigt ein Beispiel aus
demselben Spital: 1597 wurde dem damaligen Spitalmeister vom Rat untersagt,
die Spitalinsassinnen weiterhin so schlecht zu verpflegen und ihnen solch
minderwertiges Essen zu geben.“
Die räumlichen Gegebenheiten und die materielle Ausstattung der mit Nahrung
in Verbindung stehenden Räume (Küche, Vorrats- und Speisekanuner, Keller,
Bäckerei [,,Pfisterei“], Fleischerei [,,Zuschrot“], Mühle, Brauerei, Stuben usw.,)
können mithilfe von Rechnungen und insbesondere von Inventaren in den Blick
genommen werden. Inventare konnten den Rechnungsbüchern beigefügt sein,
wurden jedoch in vielen Fällen bei der Amtsübergabe von einem Spitalmeister
an den nächsten erstellt – in unterschiedlicher Vollständigkeit und Ausführlichkeit.
Eines der ältesten Inventare dürfte jenes des Wiener Neustädter Sondersiechenhauses
aus dem Jahr 1472 sein. Unter der kargen Ausstattung befand sich
unter anderem ein kesse! mit einem drifus, verschiedene Kannen und eine
74 DAMM, Armenspital (wie Anm. 35), S. 43f.
75 Mit ihrer umfangreichen Sammlung und Edition neuzeitlicher Ordnungen und Instruktionen
von Spitälern des heutigen österreichischen Raums (mit Slowenien) haben Martin Scheutz
und Alfred Stefan Weiß kürzlich ein Pionierwerk vorgelegt: SCHEUTZ-WEiß, Spital (wie
Anm. 62).
76 Stadtarchiv Wiener Neustadt, Ratsprotokoll 1578, fol. 23 l ‚-233‘ (Zitat 23 l v); vgl. dazu
LECHNER, Bürgerspital (wie Anm. 33), S. l 76f.
77 Ebd., S. 190. Probleme mit der Köchin im Regensburger St. Katharinenspital haben sogar
einen eigenen Aufsatz gefüllt: Artur DIRMEIER, Streit um die Regensburger
Spitalsköchin Barbara Rotter (1688-1693), in: Blätter des Bayerischen Landesvereins für
Familienkunde 55 (1992), S. 78-83. Zu einer Fleischvergiftung im Basler Heilig-GeistSpital
1465 Dorothee RIPPMANN-Katharina SIMON-MUSCHEID, Quellen aus dem
Basler Heilig-Geist-Spital, in: Martin SCHEUTZ-Andrea SOMMERLECHNER-Herwig
WEIGL-Alfred Stefan WEiß (Hg.), Quellen zur europäischen Spitalgeschichte in Mittelalter
und Früher Neuzeit / Sources for the History of Hospitals in Medieval and Early
Modem Europe (Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 5,
Wien-München 2010), S. 351-422, hier S. 364-370.
82
Flasche. Auch 18 lebendige, aber alte Hühner sind verzeichnet.78 Nach einem
Inventar für das Spital in Horn aus dem Jahr 1593 befanden sich beispielsweise
in der Küche aindlif pfannen, groß und khlain, guet und beß; ain rosst; drey
pradtspisß; zway hackhmesser, hat ains khain hefft; ain schopf- und ain
Jaimblejfel; zwen drifiesß; zwen eisene 4eurhengst; zway eisen zum pratten; ain
khupferne pradtpfan; ain ribeisen usw. 9 Interessant ist dabei auch die Frage der
Vorratshaltung, womit wiederum Fragen der Haltbannachung und Lagerung
verknüpft sind. Die Ergebnisse archäologischer und baugeschichtlicher Untersuchungen
können ebenso wichtige Aufschlüsse über bauliche und materielle
Ausstattung, darüber hinaus aber auch über die Ernährungssituation (etwa über
die Analyse von Senk- und Abfallgruben'“) als auch über den gesundheitlichen
Zustand der Spitalinsassinnen (im Falle des Vorhandenseins eines Spitalfriedhofs
durch die Untersuchung der dort Bestatteten) bringen.81 In den
Spitälern Eggenburg und Drosendorf sind heute noch Rauchküchen mit Pyramidenkaminen
vermutlich aus dem 15. bzw. 16. Jahrhundert erhalten.82
Bei all diesen Fragen ist auf Spezifika einzelner Einrichtungen, regionale
Besonderheiten und auch den zeitlichen Wandel zu achten (umwelt- und
wirtschaftsgeschichtliche Einbettung). Neben den genuinen Spitalquellen sind
speziell auch jene Quellen von Interesse, die von den Spitalträgern produziert
wurden. In Bezug auf Bürgerspitäler und Siechenhäuser sei hier vor allem auf
die Ratsprotokolle von Städten und Märkten verwiesen, die jedoch in der Regel
kaum vor dem 16. Jahrhundert überliefert sind.83 Ergänzend kann zudem
78 Stadtarchiv Wiener Neustadt, Scrinium li, Nr. 40/1; vgl. dazu LECHNER, Bürgerspital
(wie Anm. 33), S. 143.
79 Stadtarchiv Horn, Karton 87, Fasz. 280, Inventar vom 7. Jänner 1593; für eine Edition
SCHEUTZ-WEIB, Spital 2 (wie Anm. 62), S. 870-874.
80 Zu Toiletten in Spitälern Alfred Stefan WEiß, Das „stille Örtchen“ in Hospitälern und
Zuchthäusern – der Ruf nach Hygiene in der Frühen Neuzeit. Beispiele aus Österreich, in:
Olaf WAGENER (Hg.), Aborte im Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Bauforschung –
Archäologie – Kulturgeschichte (Studien zur internationalen Architektur- und
Kunstgeschichte 117, Petersberg 2014), S. 228-237.
81 Bisherige baugeschichtliche Arbeiten: MÜHLING, Bürgerspitaler (wie Anm. 26); Marina
KAL TENEGGER, Das ehemalige Klosterspital. Baubeobachtungen in der Stiftsgaststätte,
in: Santa Crux 110 (1992), S. 71f.; Kurt BLEICHER, Die Gräflich Kuefsteinsche
Gruftkirche Röhrenbach. Ein frühneuzeitlicher Hospitaltypus im nördlichen Waldviertel.
Eine baugeschichtliche Untersuchung, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und
Denkmalpflege 60 (2006), S. 385–401; Christine WALCHER, Armenspital Weitersfeld.
Baudokumentation und Bauforschung an einem außergewöhnlichen Waldviertier
Spitaltypus (Dipl. Technische Universität Wien 2008); MEIXNER, Spitalkirche (wie Anm.
43). Großflächigere archäologische Grabungen wurden bisher nur für das Zwettler
Bürgerspital durchgeführt. Als Abschluss einer Reihe von mehreren Publikationen dazu
Nikolaus HOFER, Archäologische Grabungen auf dem Areal der Bürgerspitalsstiftung in
Zwettl, NÖ – ein vorläufiges Resümee, in: Das Waldviertel 52 (2003), S. 401–409.
82 BLASCHKO, Hospitäler (wie Anm. 26), S. 43, 64.
83 Zu Ratsprotokollen als Quellen Martin SCHEUTZ-Herwig WEIGL, Ratsprotokolle
österreichischer Städte, in: Josef PA USER-Martin SCHEUTZ-Thomas WINKELBAUER
(Hg.), Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.-18. Jahrhundert). Ein exemplarisches
83
Schriftgut herangezogen werden, das sich in den archivalischen Nachlässen der
übergeordneten geistlichen und weltlichen Instanzen finden lässt. Die „Stimmen“
der Insasslnnen selbst in Bezug auf ihre Ernährungssituation werden _
abgesehen von zu erhoffenden Zufallsfunden – zumindest vor dem 1 7.
Jahrhundert kaum zu rekonstruieren sein. 1675 zitierte beispielsweise der
Spitalmeister des Wiener Bürgerspitals den Koch in der Großen Küche zu sich,
um ihm vorzuhalten, wie daß die arme klagen, es werde ihnen schlecht kocht.
Der Koch erhielt eine Ermahnung: Walte ihn also herr spitlmaister wahrnet
haben, fürohin dergleichen zu unterlasßen und denen armen die speisen ohne
clag rechts zu khochen. Nur kurze Zeit später wurde dem Koch abermals
mitgeteilt, es khomen wider ihme unterschidliche klagen ein, sonderlich wegen
gar zu klain gemachten knedlen. Er entschuldigte sich mit der großen Anzahl
an zu verpflegenden Personen, woraufhin ihm aufgetragen wurde, künftig
Meldung zu erstatten, sollte er nicht genug Mehl haben – damit nit ursach an die
handt genohmen werden müesßen, mit ihm schörffer zu procedieren.84 Ein Jahr
später baten etwa die Insasslnnen des Bürgerspitals in Zwettl um eine bessere
Ernährung und bekamen zusätzlich sonntags ein Pfund Fleisch pro Person sowie
für alle jährlich je einen Metzen Roggen und Erbsen bewilligt. 85
Ausblick
Die besondere Herausforderung des Projekts liegt in der Tatsache begründet,
dass für das 14., 15. und teilweise auch noch für das 16. Jahrhundert nur
spärliche Quellen überliefert sind, die Rückschlüsse auf die Ernährungssituation
zulassen. Die oben erwähnten einschlägigen Forschungen zur Ernährungslage in
Spitälern beginnen daher auch frühestens mit dem 16. Jahrhundert und können
daher nur für einen Teil des Untersuchungszeitraumes als Vorlage herangezogen
werden. Die Untersuchung wird demnach .Forschungsneuland“ betreten, ein der
Quellenlage geschuldeter Schwerpunkt auf dem 16. und 17. Jahrhundert wird
jedoch sicherlich nicht zu vermeiden sein. Für das heutige Niederösterreich und
Wien leistet das Projekt neben der Erstellung einer Übersicht über die im
Untersuchungszeitraum existierenden Fürsorgeeinrichtungen erstmals eine
systematische Untersuchung zur Ernährungslage in diesen Institutionen.
Um die Ergebnisse verorten zu können, sollen diese anhand der vorhandenen
Forschungsliteratur in Bezug zu allgemeinen Entwicklungstrends der Ernähnmgsgeschichte
sowie zur Ernährung bürgerlicher und adeliger Schichten sowie
Handbuch (Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 44, WienMünchen
2004), S. 590-610.
84 Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital, alte Grundbuch-Signatur 6: Bd. 63
(Protokoll der Sitzungen der Superintendenten und des Spitalmeisters 1673-1675), pag.
659f., 687.
85 GRAMM, Bürgerspital (wie Anm. 34), S. 265.
84
etwa in Klöstern gesetzt werden.86 Ein Abgleich mit der Ernährungssituation
armer Bevölkerungsschichten außerhalb von Fürsorgeeinrichtungen wird
hingegen, wenn überhaupt, nur punktuell und fragmentarisch möglich sein.
Durch die Einbettung des Projekts in den Forschungsverbund „Nahrung und
Ungleichheit“ steht es zudem in kontinuierlichem Austausch mit den anderen
vier Teilprojekten, wodurch sich anregende diachrone Perspektiven ergeben und
epochenübergreifende Fragestellungen aufgegriffen werden können.
* * *
Das Forschungsnetzwerk Interdisziplinäre Regionalstudien (FIRST)
FIRST ist das Ergebnis einer mehrjährigen Vernetzungsinitiative der in Niederösterreich
ansässigen Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Geistes-,
Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK). Ziel dieser im Jahr 2015 gegründeten
Plattform ist es, die GSK-Forschungsaktivitäten zu stärken, Forschungsleistungen
der beteiligten Institute besser sichtbar zu machen und über schon
bestehende informelle Kooperationen hinausgehend gemeinsame Projekte zu
entwickeln. Es konnten bereits im ersten Jahr des Bestehens zwei große
Forschungsverbundprojekte initiiert werden, die in den nächsten zwei Jahren –
ausgehend von aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen – eine fundierte
Wissensbasis zu den Themenfeldern Migration und Nahrung erarbeiten werden.
Die Projekte werden von der Wissenschaftsabteilung des Landes Niederösterreich
finanziert und vom FIRST-Netzwerkmanagement, das am Department für
Kunst- und Kulturwissenschaften der Donau-Universität Krems eingerichtet
wurde, administrativ unterstützt.
Im Forschungsnetzwerk haben sich folgende fünf Institute mit Sitz in
Niederösterreich zusammengeschlossen:
• Institut für jüdische Geschichte Österreichs (St. Pölten)
• Institut für die Geschichte des ländlichen Raumes (St. Pölten)
• Ludwig Boltzmann-Institut für Kriegsfolgen-Forschung (Graz- Raabs/Thaya)
• Zentrum für Migrationsforschung (St. Pölten)
• Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit (SalzburgKrems)
86 Als Beispiele Gerhard FOUQUET, Das Festmahl in den oberdeutschen Städten des
Spätmittelalters. Zu Form, Funktion und Bedeutung öffentlichen Konsums, in: Archiv für
Kulturgeschichte 74 (1992), S. 83-123; Susanne FRITSCH, Das Refektorium im
Jahreskreis. Norm und Praxis des Essens in Klöstern des 14. Jahrhunderts (Veröffentlichungen
des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 50, Wien-München 2008).
85
Das Ilse Arlt Institut für soziale Inklusionsforschung der Fachhochschule St.
Pölten beteiligt sich als weiterer Kooperationspartner an den aktuell laufenden
Forschungsverbundprojekten.
Am IMAREAL werden zwei Teilprojekte durchgeführt: Unter dem Titel
„Materielle Objekte adeliger Erinnerung in Zeiten von Konfessionalität und
Migration 1500-1800″ wird der Frage nachgegangen, welche Rolle Dinge und
materielle Objekte bei Migrationsprozessen spielen. Zu Beginn der Neuzeit
emigrierten viele Adelsfamilien unter dem Druck der Rekatholisierung in
Gebiete außerhalb des Einflussbereiches der katholischen Landesfürsten. Untersucht
wird, inwieweit sich persönliche oder familienspezifische Bindungen an
materielle Objekte festmachen lassen und ob bestimmte integrative und
identitätsbildende Objekte der Migration Eingang in die Familiennarrative
fanden. Das Projekt ist in den Forschungsverbund „Migration“ eingebettet; darin
widmen sich fünf Projekte den Migrationserfahrungen von unterschiedlichen
Personengruppen: Menschen aus der ländlichen Unterschicht genauso wie
Adelsfamilien, jüdischen Vertriebenen aus Galizien, Zwangsarbeiterlnnen und
Flüchtlingen sowie Arbeitsmigrantlnnen – von der frühen Neuzeit bis zur
Gegenwart,
Im FIRST-Forschungsverbund „Nahrung und Ungleichheit“ steht die Auseinandersetzung
mit Ernährung und sozialer Ungleichheit im Zentrum des Interesses
von fünf Teilprojekten, die den Zeitraum vom 14. Jahrhundert bis in die
Gegenwart umspannen. Wie beim Forschungsverbund „Migration“ macht auch
hier das IMAREAL den zeitlichen Anfang und untersucht unter dem Titel
„Brotkrumen für die Atmen? Ungleichheit im Spiegel institutionalisierter
Nahrungsversorgung für Arme in Spätmittelalter und früher Neuzeit“ die
Versorgung von Atmen in niederösterreichischen Fürsorgeeinrichtungen. Der
hier vorliegende Artikel skizziert die Projektziele und gibt einen ersten Einblick
in die Dichte des Versorgungsnetzes.
Das IMAREAL kann aufgrund der langjährigen Erfahrung in interdisziplinärer
Forschung sowie des breiten Methodenrepertoires beide Forschungsverbünde
maßgeblich mitentwickeln. Realienkunde fragt nach der Vielfalt menschlicher
Lebensgestaltung, ausgehend von materieller Kultur. Mit materiellen Objekten
werden Identitäten konstituiert, einerseits aktiv, durch die Aneignung von
Dingen, andererseits passiv, durch die Zuschreibung von ideologisch und
n01mativ geprägten Konzepten an bestimmte Personen oder soziale Gruppen.
Die beiden FIRST-Teilprojekte sind mit den aktuellen Forschungsperspektiven
des IMAREAL verbunden. Die Perspektive „object links“ (Objektverbindungen)
bildet einen geeigneten methodischen Rahmen zur Untersuchung von
Objektvernetzungen im sozialen und topographischen Raum. Mit der Perspektive
„material(i)ties“ (Materialitäten/materielle Bindungen) teilt das Nahrungsprojekt
das Interesse an der Stofflichkeit von Nahrung und an der Konstitution
sozialer Identitäten durch materielle Objekte in Form von Lebensmitteln.
86
Die Laufzeit der Projekte reicht bis März 2018. Die erarbeiteten Ergebnisse
sollen die Grundlage für Beteiligungen an nationalen und internationalen
Projektbeantragungen bilden .
••••• ••• ■
■••• FTI PROGRAMM
NIEDERÖSTERREICH
87
Anschriften der Autorinnen
Andrea Kiss, Institut für Wasserbau und Ingenieurhydrologie, Technische
Universität Wien, Karlsplatz 13/222, 1040 Wien, Österreich.
Email: kiss@hydro.tuwien.ac.at
Ingrid Matschinegg, Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neueit, Universiät Salzburg, Körnermarkt 13, 3500 Krems, Österreich.
Email: ingrid. matschinegg@sbg.ac.at
Sarah Pichlkastner, Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen
Neueit, Universiät Salzburg, Körnermarkt 13, 3500 Krems, Österreich.
Email: sarah pichlkastner@sbg.ac.at
88
MEDIUM AEVUM
QUOTIDIANUM
73
KREMS 2016
HERAUSGEGEBEN
VON GERHARD JARITZ
GEDRUCKT MIT UNTERSTÜTZUNG DER KULTURABTEILUNG
DES AMTES DER NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDESREGIERUNG
nlederösterreich kultur
Titelgraphik: Stephan J. Tramer
ISSN 1029-0737
UB SALZBURG
11111111111/I IIIII IIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIIII IIII IIII
+DA68623806
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Herausgeber: Medium Aevum Quotidianum. Gesellschaft zur Erforschung der materiellen
Kultur des Mittelalters, Körnermarkt 13, 3500 Krems, Österreich. Für den Inhalt verantwortlich
zeichnen die Autoren, ohne deren ausdrücklichs Zustimmung jeglicher Nachdruck, auch
in Auszügen, nicht gestattet ist. – Druck: Grafisches Zentrum an der Technischen Universität
Wien, Wiedner Hauptstraße 8-10, 1040 Wien, Österreich.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 4
Andrea Kiss, Weather and Weather-Related Natural Hazards
in Medieval Hungary III: The Fourteenth Century 5
Sarah Pichlkastner und Ingrid Matschinegg, Zwischen gesicherter
Nahrung und gar zu klain gemachten knedlen:
Die Ernährungssituation in Fürsorgeeinrichtungen
im (Erz-)Herzogtum Österreich unter der Enns V
vom 14. bis zum 17. Jahrhundert – eine Projektskizze , 56 ,’\
Anschriften der Autorinnen 88
Vorwort
Das vorliegende Heft von Medium Aevum Quotidianum beschäftigt sich mit
zwei wichtigen Projekten zur Alltagsgeschichte des Mittelalters und der frühen
Neuzeit. Beide Beiträge konzentrieren sich auf Gebiete des mitteleuropäischen
Raumes und bieten wichtige neue Ergebnisse zur Erforschung der Geschichte
von Allltag und materieller Kultur in Ungarn und Österreich.
Andrea Kiss bietet als Fortsetzung ihrer Beiträge in Heft 66 (2013) und 68
(2014) den dritten Teil ihrer Untersuchung zur Wettersituation im mittelalterlichen
Ungarn, der sich dem 14. Jahrhundert widmet. Dabei zeigt sich, wie zu
erwarten, die Quellenlage als weitaus besser als in den zwei vorangehenden
Untersuchungen zum 11./12. und zum 13. Jahrhundert.
Ingrid Matschinegg und Sarah Pichlkastner, beide Mitarbeiterinnen am
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit der Universität
Salzburg in Krems an der Donau (Niederösterreich), offerieren eine Projektskizze
zur Erforschung der Ernährungssituation in Fürsorgeeinrichtungen
in Österreich unter der Enns vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, Das Projekt
stellt Teil des Forschungsnetzwerks Interdisziplinäre Regionalstudien (FIRST)
dar, einer Vernetzungsinitiative der im Bundesland Niederösterreich ansässigen
Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Gerhard Jaritz
4